1 traf
hafen wieder abgereist.
anhaltisches Gebiet und wegen Anlage einer Zweigbahn nach Staßfurt bezw. Leopoldshall, vom 11. Juni 1875, ist ratifizirt worden, und die Auswechselung der Ratifikations⸗Urkunden hat stattgefunden.
— Das Königliche medizinisch⸗chirurgische Friedrich⸗Wilhelms⸗Institut beging heute die Feier seines Stiftungstages, welcher der kommandirende Genera! des III. Armee⸗Corps, v. Groß⸗ gen. v. Schwarzhoff, sowie eine große Anzahl von Professoren und Aerzten beiwohnte. Der General⸗Arzt Dr. Böger begrüßte die Anwesenden zum ersten Male in der neu erbauten Aula und erstattete einen kurzen Jahresbericht, aus dem vorläufig zu erwähnen ist, daß das Institut zur Zeit 170 Eleven zählt. — Nachdem der Cand. med. Stenzel einen Vortrag über die Frage gehalten: „Wie äußert sich die fdeigs. der neuen Geschosf auf den menschlichen Körper?“ erfolgte die übliche Preisvertheilung. Es erhielten Prämien die Eleven Stenzel, Renvers, Plagge und Lagus. — Eine Rede des Professors Dr. Gurlt über die Ge⸗ b der Kriegschirurgie in Preußen bildete den Schluß der
eier. b 8
— Nach dem §. 49 des Reichs⸗Strafgesetzbuches wird der⸗ jenige als Gehülfe bestraft, welcher der betreffenden Straf⸗ that durch Rath oder That wissentlich Hülfe geleistet hat. Im Anschluß an diese Bestimmung führt das Ob er⸗Tribunal in einem Erkenntniß vom 14. Juli d. J. aus: „Es tritt stets die⸗ selbe Strafe ein, mag die Hülfsleistung durch Rath oder durch That erfolgt sein; das Gesetz hat somit beide Alternativen als gleichbedeutend I“ der Art und der Abmessung der zu verhängenden Strafe angesehen.“
— Die Vorspiegelung des Behextseins, welche die Erlangung eines rechtswidrigen Vermögensvortheils zum Zwecke hat, wird, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribun als vom 16. Juli d. J., als Betrug bestraft. In einem Falle wurde den Eltern eines jungen Mannes vorgespiegelt, ihr Sohn leide an der Liebeskrankheit und sei behext. Dieselben glaubten dies und ließen ihren Sohn von dem Rathgeber ärztlich behandeln, wofür sie demselben 50 Thlr. zahlten. Der Sohn blieb jedoch nach der Kur ebenso leidend wie früher, und wurde der Arzt in Folge dessen wegen Betruges angeklagt und in den ersten In⸗ stanzen verurtheilt. Die Nichtigkeitsbeschwerde wurde vom Ober⸗ Tribunal zurückgewiesen, indem dasselbe ausführte: „daß Krankheitszustände Thatsachen im Sinne des §. 263 des Str. Ges. B. („Vorspiegelung falscher Thatsachen“) sind, ist nicht in Zweifel zu ziehen. Aber auch das vorgespiegelte Behextsein konnte von dem Avppellationsrichter ohne Rechts⸗ irrthum als eine Thatsache in diesem Sinne angesehen werden. Indem der Angeklagte den betreffenden Personen vorspiegelte, der Kranke sei behext, spiegelte er denselben einen realen Krank⸗ heitszustand vor. Wenn auch dieser Zustand nicht vorkommt und es einen solchen überhaupt nicht giebt, so verlor er dadurch nicht den Charakter der Thatsache in den Augen Derjenigen, die sich durch die Vorspiegelungen täuschen ließen.“
— Der Geheime Legations⸗Rath Bucher hat einen mehr⸗ wöchentlichen Urlaub zu seiner Erholung angetreten.
8 — Der Königlich dänische Gesandte von Quaade hat
eine Urlaubsreise angetreten. Die Geschäftsführung der Ge⸗ sandtschaft ist dem Legations⸗Sekretär Freiherrn v. Gylden⸗ crone übertragen.
— Der Kaiserlich russische Hofmeister Fürst Wiasemsky gestern aus Homburg v. d. H. hier ein, stieg im Hotel
oyal ab und reiste heute früh nach St. Petersburg weiter.
— Der General⸗Major von Morozowicz, Chef der Landesaufnahme, ist nach beendigtem Urlaub hierher zurückge⸗ kehrt, ebenso der General⸗Major Maentell, Abtheilungs⸗Chef im Ingenieur⸗Comité, der General⸗Arzt und Corps⸗Arzt des III. Armee⸗Corps Dr. Wegner, der Wirkliche Geheime Kriegs⸗ Rath und Militär⸗Intendant des III. Armee⸗Corps Engelhard üund der General⸗Arzt Dr. Mehlhausen, à la suite des Sanitäts⸗Corps und Direktor des hiesigen Charité⸗Kranken⸗ hauses. 8 Posen, 2. August. (W. T. B.) Der Bischof von Culm hat, wie die „Ostdeutsche Zeitung“ meldet, dem hiesigen
8 Ober⸗Präsidenten nunmehr ebenfalls die Anzeige zugehen lassen, doaß er für den Theil seiner Diözese, welcher zur Provinz Posen
ggelhört, bei der Ausführung des Gesetzes über die Verwaltung ddes Vermögens der römisch⸗katholischen Kirchengemeinden mit⸗ wirken werde.
Breslau, 1. August. (W. T. B.) Die von der „Bres⸗ lauer Morgenzeitung“ aus Neisse gemeldete Nachricht, daß der Fürstbischof Dr. Foerster die beabsichtigte Berufung eines
Priesters zum Regens einer geistlichen Anstalt dem Ober⸗Präsi⸗ denten angezeigt habe, wird von der „Schlesischen Volkszeitung“ auf Grund eingezogener Erkundigung für grundlos erklärt.
Frankfurt a. M., 2. August. (W. T. B.) Heute wur⸗ deen die Redacteure der „Frankfurter Zeitung“ Stern, 8 Sewigh und Curti wegen verweigerter Zeugenaussage verhaftet.
Bayern. München, 1. August. (W. T. B.) Zur Ein⸗ berufung und Eröffnung des neuen Landtages ist, gutem Vernehmen, nach der 27. September d. J. in Aussicht genommen. Der Fabrikdirektor Kester hat das ihm von der Stadt München ggewordene Abgeordnetenmandat abgelehnt, an seiner Statt wird Professor Haushofer eintreten.
Württemberg. Stuttgart, 31. Juli. Se. Majestät dder König hat unter dem 26. Juli des Erbprinzen Leopold vpon Hohenzollern Hoheit unter die Großkreuze des Ordens
der Württembergischen Krone aufgenommen. Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Hohenzollern sind am 28. von Friedrichs⸗ Vorgestern ist Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich zum Besuche der Königlichen Familie daselbst eingetroffen und im Königlichen Schlosse abgestiegen.
Baden. Karlsruhe, 31. Juli. (W. T. B.) Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist heute Vormittag zum Besuch der Großherzoglichen Familie auf der Insel Mainau eingetroffen. Der Erzherzog begiebt sich von dort heute Abend über Konstanz in die Schweiz.
Hessen. Darm adt, 31. Juli. Der Minister⸗Präsident Mirkliche Geheime Rath Hofmann hat heute zum Zweck des Besuchs eines Seebades eine Urlaubsreise angetreten. — Am 29. verstarb nach langem schwerem Leiden der erst kürzlich in den Ruhestand getretene Direktor der Haupt⸗Staatskasse Hansse. — Es bestätigt sich, daß der Finanz⸗Ausschuß der evangelischen Landes⸗Synode ganz in der Kürze zusammentreten wird, indem Seitens der Kirchenbehörde eine Reihe von finanziellen
Vorlagen in Aussicht gestellt sind. Zunächst wird es sich nur um summarische Besprechungen und Ernennung der Referenten andeln. 1
8 — Die Kreisschulkommissionen sind durch Ministerialerlaß angewiesen worden, die zur Einführung der Fortbildungs⸗ schulen erforderlichen Verhandlungen nunmehr einzuleiten, da⸗ mit mit Beginn des Winterhalbjahrs diese Schulen überall er⸗ öffnet werden können. Der Erlaß spezieller Bestimmungen über deren Einrichtung, sowie die Festsetzung des Lehrplans ist mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der örtlichen Bedürfnisse den Kreisschulkommissionen anheimgegeben. Aus den zur Instruk⸗ tion gegebenen allgemeinen Gesichtspunkten ist ersichtlich, daß der Unterricht in den Monaten Oktober bis März in der Regel Sonn⸗ abend, Sonntag und Montag Abend stattfinden wird und nicht mehr als 40 Schüler gemeinsam unterrichtet werden sollen. Der Unter⸗ richt hat sich auf Lesen, Schreiben und Rechnen, namentlich für das landwirthschaftliche und gewerbliche Gebiet zu erstrecken. Nach dem neuen Schulgesetze haben die Lehrer der Volksschulen auf Verlangen der Kreisschulkommission bis zu 6 Stunden die Woche Unterricht in den Fortbildungsschulen gegen Vergütung zu ertheilen. Letztere bestimmt die Kreisschulkommission und ent⸗ scheidet bei vorliegendem Widerspruche der Kreisausschuß, in der Rekursinstanz der Provinzialausschuß über den Betrag. Bezüg⸗ lich der zulässigen Disziplinarmittel wird ein besonderer Ministerial⸗ erlaß erwartet.
Lübeck, 31. Juli. Gestern kam mit der Eisenbahn der regierende Fürst zu Waldeck und Pyrmont Georg Victor mit seiner Gemahlin, einer Schwester der Königin Sophie von Schweden, hier an und setzte Nachmittags mittelst Dampf⸗ chiffs die Reise nach Schweden weiter fort. — Der Senat erläßt heute folgende Bekanntmachung, die Feier des 2. September betreffend:
Nachdem der 2. September als Tag der Erinnerung an die großen nationalen Erfolge der Kämpfe von 1870 — 71 mehr und mehr zu einem ganz Deutschland umfassenden Nativnalfesttage gewor⸗ den ist, hat der Senat zur feierlichen Begehung desselben für dieses Jahr Nachstehendes anzuordnen beschlossen: 8
Am Vormittage des 2. September findet in den Kirchen des lübeckischen Freistaates, und zwar für die Stadt Lübeck in der St. Marienkirche um 9 Uhr, ein Festgottesdienst, verbunden mit einer für die Kaiser⸗Wilhelm⸗Stiftung bestimmten Kirchenkollekte, statt.
Auf die Zeit während des Gottesdienstes finden die Bestim⸗ mungen in den Art. 2 und 3 der Verordnung vom 4. Januar 1865, die Heilighaltung der Sonntage und christlichen Festtage betreffend, Anwendung. 1 6
Nach dem Gottesdienste wird mit den Glocken sämmtlicher
auptkirchen in der Stadt geläutet, auch von den Thürmen der St. arien⸗ und St. Jakobi⸗Kirche der Choral: „Nun danket alle Gott“ geblasen werden. 1
Sitzungen der öffentlichen Behörden werden nicht gehalten; auch bleiben die Bureaus derselben sowie die Börse geschlossen. In den Schulen wird der Unterricht ausgesetzt; dem Ober⸗Schulkollegium bleibt es jedoch anheimgestellt, angemessene, der Bedeutung des Ge⸗ denktages entsprechende Schulfeierlichkeiten zu veranstalten.
S Lübeck, in der Versammlung des Senates, am 28. Juli 1875. Ed. Hach, Dr.,
Sekretarius.
Elsaß⸗Lothringen. Metz, 1. August. (W. T. B.) Heute fand die Fahnenweihe des hiesigen Krieger⸗ vereins statt. Bei derselben waren die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden, sowie gegen 1500 Mitglieder der Krieger⸗ vereine der Rheinprovinz und der Pfalz anwesend.
8
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. Juli. Se. Majestät der Kaiser ist gestern früh von Ischl in Wien angekommen. —
Ihre Majestät die Kaiserin und die Erzherzogin Marie Va⸗ lerie sind, wie die „Salzb. Ztg.“ berichtet, am 29. d. M., Abends 7 ½ Uhr, mit Separathofzug von Lambach am Bahnhofe in Salz⸗ burg angelangt. Ihre Majestät wurde daselbst von Ihren Königlichen Hoheiten dem Grafen und der Gräfin von Trani, die von Berchtesgaden gekommen waren, empfangen, dinirte im Hofsalon und ist um 9 Uhr nach Sassetot in Frankreich weiter⸗ gereist. Ihre Königlichen Hoheiten Graf und Gräfin Trani be⸗ gaben sich nach Abgang des Hofzuges nach Berchtesgaden zurück. — Der Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toscana ist am 29. d. M. von Gmunden nach Salzburg zurückgekommen. — Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig ist mit dem gestrigen Eilzuge der Südbahn nach Italien geresst.
— 1. August. (W. T. B.) Graf Andrassy ist von seinem Landsitze Terebes in Ungarn heute hier eingetroffen. — In Ausführung der von der internationalen Telegraphen⸗ Konferenz gefaßten Beschlüsse find von heute ab im österrei⸗ chisch⸗ungarischen Telegraphenverkehr und zwar sowohl im in⸗ ternen, wie im internationalen Verkehr chiffrirte Privattelegramme zugelassen.
Pest, 31. Juli. (W. T. B.) Die aus hiesigen Blättern in deutsche übergegangene Nachricht, daß Koloman Tisza zum ungarischen Minister⸗Präsidenten ernannt worden sei und sein Amt beim Beginn der Sitzungen des Reichsraths antreten werde, wird von zuverlässiger Seite als vollkommen unbe⸗ gründet bezeichnet.
Großbritannien und Irland. Lonvon, 31. Juli. Ihre Majestät die Königin empfing am 29. d. M. auf Os⸗ borne den britischen Gesandten in Athen, Mr. W. Stuart. — Der deutsche Botschafter, Graf Münster, hat sich auf Urlaub nach Deutschland begeben. Während seiner Abwesenheit steht Baron von Brincken den Geschäften der Botschaft vor. — Die Königin hat Hrn. John Mathews als Vize⸗Konsul des Deutschen Reiches in Penzance bestätigt. — Die „London Gazette“ notifizirt die Ernennung des Herzogs von Bucking⸗ s. und Chandos zum Gouverneur der Präsidentschaft von
ort St. George in Madras, Ostindien. — Aus einer ganzen Reihe Provinzstädten, darunter Liverpool, Birmingham, Ports⸗ mouth, Manchester, Nothingham, Leeds, Sheffield u. s. w., wird von Volksversammlungen berichtet, die zu Gunsten Plim⸗ solls und seiner Forderungen stattgefunden haben.
— 31. Juli. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter, Graf Münster, hat gestern seinen Urlaub angetreten.
— 2. August. (W. T. B.) Gestern fand im Hydepark ein Meeting zu Gunsten der noch in Gefangenschaft befind⸗ lichen Fenier statt.
Frankreich. Paris, 1. S“ (W. T. B.) Das „Journal officiel“ enthält eine amtliche Note, in welcher die Angriffe gewisser klerikaler Blätter gegen die von der fran⸗ zösischen Regierung der spanischen Regierung gegenüber beob⸗ achtete Politik energisch zurückgewiesen werden und die Haltung der französischen Regierung mit der Rücksicht auf die voraus⸗ gegangenen Ereignisse und mit der Würdigung der Frankreich obliegenden internationalen Pflichten gerechtfertigt wird. Gleich⸗ zeitig wird die Presse zur Mäßigung aufgefordert.
Versailles, 31. Juli. (W. T. B.) Die National⸗ versammlung nahm in ihrer heutigen Sitzung mit 391 gegen 267 Stimmen den Gesetzentwurf an, welcher den Staatsrath mit der Prüfung der angefochtenen Generalrathswahlen
betraut. Sodann bewilligte die Versammlung dem Kriegz.
Ministerium einen Kredit von 18 Millionen Fres. Nächsten Montag wird die Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend den Bau des Tunnels durch den Kanal, stattfinden.
— (Monatsübersicht für Juni.) Das „Journal officiel' vom 2. Juni veröffentlichte die Ernennung des bie⸗ herigen Staatsanwalts Ribot zum Direktor der Abtheilung für Kriminal⸗ und Begnadigungssachen im Justizministerium. — Ein Dekret des Ministers Wallon berief folgende Herren in den neu gegründeten Ober⸗Kunstrath (Conseil Supérieur des Beaux. Arts): die Maler Lehmann, Müller, Cabanel, Bonnat, Julez Dupré und Comte, die Bildhauer Cavelier und Paul Duboigs, die Architekten Lefuel und Beuswillwald, den Kupferstecher Henre⸗ quel, den Musiker Bazin, die Kunstgelehrten Ravaisson, de Longvérier und Duc, Herrn Chevreul von der Akademee der Wissenschaften, die Abgeordneten Acloeque, Cofte de Beauregard, Jules Buisson, Clapier, Lambert de Sainte
Croix und de Vinols, endlich die Herren d'Armaillé und Mau⸗
rice Cottier. — Durch ein weiteres Dekret des Unterrichts⸗ Ministers, welches das amtliche Blatt vom 7. veröffentlichte, wurde eine von den Ministern des Krieges, der Marine, der Finanzen und des Unterrichts zu beschickende Kommission einge⸗
gesetzt, welche die Zulassungsprogramme der verschiedenen staat⸗
lichen Spezialschulen zu pruͤfen hat. — Unter dem 19. wurde die zwischen Frankreich und Italien abgeschlossene Konvention bezüglich der Absteckung der Grenze zwischen den beiden Ländem in dem neuen Mont⸗Cenis⸗Tunnel, sowie die zwischen Frankreih
und dem Großherzogthum Luxemburg ausgetauschte Deklaraticne publizirt, durch welche sich die beiderseitigen Regierungen verpflich
ten, einander alle über Unterthanen des einen Landes in dem anden u Civilstandsakte von Halbjahr zu Halbjahr mitzu⸗ theilen.
Am 13. fand im Bois de Boulogne vor dem Präsidente Mae Mahon die jährliche Revue der Pariser Truppen, die i einer Stärke von 25,000 Mann aufzogen, statt. Diplomatische und militärische Vertreter der ausländischen Mächte wohnten derselben bei. Unter dem 15. Juni richtete darauf der Generalgouvernenr von Paris, General Ladmirault, einen Tagesbefehl an de Truppen, um ihnen im Namen des Marschall⸗Präsidenten fir ihr gutes Aussehen und ihre treffliche Haltung Glück zu wünschen.
Durch Erlasse des Kriegs⸗Ministers de Cissey wurde allm Soldaten, deren aktive Dienstzeit am 10. August d. J. abläuft schon vom 20. resp. 25. Juni ab Urlaub ertheilt und verfügt daß die zweite Portion des Kontingents von 1873, die an 15. Juli eine sechsmonatliche Dienstzeit zurückgelegt haben werden in Disponibilitätsstand versetzt und ebenfalls in ihre Heimath entlassen werden soll.
Die Nationalversammlung widmete die Sitzung am 1. Juni der Wiederwahl ihres Bureaus. Es wurden S. zun Präsidenten der Herzog v. Audiffret⸗Pasquier mit 42 . (508 Stimmzettel wurden abgegeben, davon 77 unbeschrieben zu Vize⸗Präsidenten die Herren Martel, Duclerc, de Kerdrel und Ricard, zu Sekretären die Herren Cazenope de Pradine, Voistn Ségur, Blin de Bourdon, Graf Duchatel und Lamy. In de Sitzung vom 2. Juni genehmigte die Kammer den Gesetzentwu betreffend die Zuschlagsdezime zu verschiedenen Abgaben, darunte die auf Salz Dann trat die Versammlung iin die Berathumg der Vorlage über die Reform des Gefängnißwesens ein und nahm den Gesetzentwurf, welcher sich für das Zellen haftsystem ausspricht, am 5. in Schlußabstimmung an. * derselben Sitzung erstattete der Devputirte Laboular⸗ als Referent der zur Berathung des Gesetzentwurfs über den höheren Unterricht niedergesetzten Kommission mündlichen Berich Derselbe sprach sich für vollständige Freiheit des höheren Unte⸗ richts und dafür aus, daß der Unterricht nicht nur Einzelnen sondern Allen zugänglich sei. Laboulaye hob ferner hervor, di namentlich der Kirche Freiheit zu gewähren sei, damit ein Theil de Staatsbürger bezüglich seiner Glaubensansichten beruhigt und ge sichert werde. Ein Amendement Cheenelongs zu Art. 2, welches d Tizßzesen berechtigt, ebenso wie die Departements und die Gemein den, höhere Unterrichtsstätten zu gründen, und den israelitischer Konfistorien dieselbe Befugniß ertheilt, wurde, nachdem Dupanlou lebhaft für die Gesetzesvorlage gesprochen, am 7. mit 339 gegen 300 Stimmen genehmigt. Der Unterrichts⸗Minister Wallon a klärte, er werde bei der dritten Lesung der Vorlage auf Aen derung des Art. 2 antragen, er könne den Devpa⸗ tements, Gemeinden und Diözesen nicht das Recht zmf Grrichtung von höheren Unterrichtsanstalten belassen. boulaye legte in der Sitzung vom 7. den Bericht über de Gesetz, betreffend die Beziehungen der öffentlichen Gewalten ve
In der Sitzung vom 11. verlas der Marine⸗Minister, u miral de Montaignac, einen Bericht des Gouverneurs der T sitzungen am Senegal über die vom Deputirten Lafon (von de Linken) zur Sprache gebrachten Vorgänge, bei denen mehrag Offiziere und Beamten sich angeblich eines Mißbrauchs der 6. walt schuldig gemacht haben sollten. Die in Folge dessen en geleitete amliche Untersuchung habe ergeben, daß die Offizien nur ihre Schuldigkeit gethan, als sie den Aufstand der Einge bornen mit Strenge unterdrückten. Später legte Savary de Bericht über die Wahl Bourgoings (der, vor Jahresfrist gewahh am 4. die endliche Vornahme der Prüfung verlangt hatte) Departement Nièvre vor, in welchem dieselbe für ungültig erklär wird. Die Nationalversammlung vertagte die Berathung zum erfolgten Druck der bezüglichen Schriftstücke. 8
Der Art. 13 des Unterrichtsgesetzes, welcher die Verleihmͦ⸗ wissenschaftlicher Grade betrifft, gab zu einer längeren Debat Veranlassung. Der Deputirte Ferry brachte unter Angriste gegen den Klerus, die vom Bischof Dupanloup und Chesnelon erwidert wurden, ein Amendement ein, welches dahin ging, 2e Staate das ausschließliche Recht auf Zuerkennung akademishe⸗ Grade zu erhalten, wogegen der Deputirte Paris dasselbe ein⸗ gemischten Jury übertragen wissen wollte. Ersteres Amendeme wurde in der Sitzung vom 15. Juni mit 369 gegen Stimmen abgelehnt, letzteres, für das sich auch der Unterricht Minister aussprach, am 16. mit 385 gegen 312 Stimmen 2 genommen. Am 17. wurde die Berathung beendet und die des nächstige dritte Lesung beschlossen, welche auf Antrag Ches longs (in der Sitzung vom 24.) nach der zweiten Berathun des Gesetzes über die öffentlichen Gewalten stattfinden soll.
Am 21. Juni begann die Nationalversammlung, nach die Gesetzvorlage in Betreff verschiedener Sütragungsgebühre genehmigt worden, die erste Berathung des Gesetzentwurfs, treffend die Beziehungen der öffentlichen Gewalten, welcher n den Deputirten Louis Blanc und Madier de Montjau (von
al1
äußersten Linken) unter Angriffen gegen das Ministerium lebhe
1 Stimmen
bekämpft wurde, weil derselbe dem Präsidenten der Republik Ge⸗ walten übertrage, die die Souveränetät der Nation beeinträchtigen. Der Vize⸗Präsident des Ministeriums Buffet erklärte dagegen in der darauf folgenden stürmischen Sitzung, die Verfassungsgesetze seien in der That die Verneinung der von den genannten De⸗ putirten aufgestellten Grundsätze, aber sie seien dem Programm des Ministeriums entsprechend, gegen welches, als es dar⸗ eelegt wurde, Niemand Einsprache erhoben habe. Das inisterium werde sein Programm aufrecht erhalten und fordere für den Präsidenten der Republik das Minimum der unerläßlichen Machtvollkommenheiten. Laboulaye beschwor seinerseits alle guten Bürger, sich um die republikanische Regie⸗ rung als die einzig mögliche zu schaaren, und vertheidigte die Haltung der Republikaner gegen die Angriffe der Radikalen. Unter großer Erregung der Versammlung wandte sich darauf der Deputirte du Temple (von der äußersten Rechten) gegen den Gesetzentwurf, indem er den Marschall Mac Mahon wiederholt angriff, bis ihm vom Präsidenten das Wort entzogen wurde. Auf Antrag Laboulaye’s wurde am darauf folgenden Tage be⸗ schlossen, in die zweite Berathung des Gesetzentwurfs erst nach der Debatte des Gesetzentwurfs, betreffend den Vertrag mit der Eisenbahngesellschaft Paris⸗Lyon⸗Mittelmeer, einzutreten.
Die Berathung dieses Gesetzentwurfs begann am 23. Für den am 24. der Kammer von dem Minister Buffet vorgelegten Entwurf, in welchem die Bewilligung eines Kredits von 100,000 Francs zur Unterstützung der durch die Ueberschwemmung in den südlichen Departements Beschädigten beantragt wird, wurde die Dringlichkeit beschlossen und die Vorlage genehmigt. Der Bericht Pelletans über die Wahl des Admirals Kerjégu im De⸗ partement Côtes du Nord, welcher sich für die Gültigkeit der⸗ selben aussprach, aber das von der Regierung bei dieser Wahl⸗ angelegenheit beobachtete Verfahren mißbilligte, war der Gegen⸗ stand der Debatte in den Sitzungen vom 24. und 25. Juni. Nachdem der frühere Justiz⸗Minister Tailhaud sein im Bericht angegriffenes Verhalten gegen die Angriffe der Linken gerecht⸗ fertigt hatte, wurde darauf die Wahl mit 459 gegen 141 Stim⸗ men für gültig erklärt.
In der Sitzung vom 28. wurden auf Antrag Depeyre, (Departement Haute⸗Garonne) 2 Millionen Frcs. für die Unter⸗ stützung der durch die Ueberschwemmung Heimgesuchten mit Ein⸗ stimmigkeit bewilligt. Ein Amendement Pascals Duprat zu Gunsten der kleineren Eisenbahn⸗Gesellschaften wurde bei Fort⸗ setzung der Berathung des Eisenbahngesetzes, nachdem sich der Minister der öffentlichen Arbeiten gegen dasselbe aus⸗ gesprochen, von der Versammlung am 30. verworfen.
Der Dreißiger⸗Ausschuß, welcher das Wahlgesetz zu berathen hatte, erklärte sich mit großer Majorität für das Listenskrutinium. Am 29. wurde die Berathung zu Ende gebracht und ein Amendement Delsols angenommen, welches bestimmt, daß Ersatz⸗ wahlen nur dann stattfinden, wenn in Departements zu sechs Deputirten zwei Sitze und in Departements von mehr als sechs Deputirten drei Sitze frei sind. Wenn zehn Sitze in der Deputirtenkammer im Ganzen frei sind, so sollen drei Monate nach der letzten Erledigung die Ersatzwahlen vorgenommen werden. Schließlich ernannte der Ausschuß Ricard (linkes Centrum) zum Berichterstatter über das Wahlgesetz. Lavergne, auf den zuerst die Wahl gefallen, schlug sie aus. .
Unter Betheiligung des Erzbischofs von Paris, zahlreicher Offiziere und Deputirten, so wie einer großen Menschenmenge wurde am 16. der Grundstein zu der Kirche zum Heiligen Her⸗ zen Jesu auf dem Montmartre gelegt. Weder der Präsident, noch seine Gemahlin (welche nach Paray le Monial gereist war), noch die Spitzen der Behörden, dagegen über 200 Mitglieder der Nationalversammlung waren zugegen; der Präsident Her⸗ zog von Audiffret⸗Pasquier war jedoch nicht erschienen. Der Erzbischof, welcher schon vorher in einem Hirtenbrief gegen die Auslegungen, nach denen die Festlichkeit einen politischen Charak⸗ ter haben sollte, protestirt hatte, weihte Paris und Frankreich dem heiligen Herzen, hielt eine Rede und theilte ein Telegramm des Papstes mit, in welchem dem Unternehmen und allen, die daran Theil nehmen, der Segen gespendet wurde.
In Paray le Monial waren zur zweihundertjährigen Feier der Offenbarung der Marie Alacoque am 4. außer dem Erz⸗ bischof von Paris noch sechs Prälaten, unter ihnen der Erz⸗ bischof von New⸗Orleans, ferner an 20,000 Pilger aus allen Theilen Frankreichs und Italiens anwesend, unter ihnen auch auch die Präfekten der Departements Saone et Loire und Allier, der General⸗Gouverneur von Lyon, der Maire von Macon und andere Personen in amtlichen Stellungen.
Am 23. Juni trafen die ersten Nachrichten von den großen verheerenden Ueberschwemmungen der Garonne und des Adour aus den südlichen Departements in Paris ein, welche besonders die Stadt Toulouse und Umgegend, ferner Montauban, Moissac, Agen, Castelsarassin, Tarbes u. s. w. heimsuchten. Am 25. be⸗ gab sich der Präsident der Republik, begleitet von den Ministern Buffet und de Cissey, nach den überschwemmten Gegenden, um die erforderlichen Anordnungen zur Unterstützung der Hülfs⸗ bedürftigen zu treffen. Alle Steuerempfänger wurden ermächtigt, Beiträge für die⸗ Beschädigten anzunehmen. Die Subskriptions⸗ liste des „Journal officiel“’ wies am 29. Juni 99,793 Frcs. auf, wovon der Engländer Sir Richard Wallace 25,000 Frcs. ge⸗ zeichnet hatte.
Am 24. Juni wurde in Versailles zu Ehren des Generals Hoche ein Banket abgehalten, bei welchem Gambetta eine Rede hielt, in der er betonte, daß die Eintracht, welcher die Republik ihre Entstehung verdanke, fortbestehe; die durch die Erfahrung klug gewordenen Republikaner seien jetzt gemäßigte Leute, welche von der Zeit die Verwirklichung ihrer Prinzipien erwarteten. Die allgemeinen Wahlen würden die fortschrittliche Republik ergeben, indem sie eine bürgerliche Regierung herstellen würden, welche in einem demokratischen Staate demokratisch zu regieren verstehe. Die Rede wurde sehr beifällig aufgenommen.
Im Monat Juni waren folgende Todesfälle zu verzeichnen. Am 6. starb im Alter von 78 Jahren Graf Charles de Rému⸗ sat, Mitglied der Akademie und ehemaliger Mini der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten unter der Präsidentschaft des Herrn Thiers, am 8. Prinz Charles, jüngster Sohn des Grafen von Paris und in den letzten Tagen des Monats die Deputirten Carion (radikal) und Crespin (linkes Centrum).
Nach dem Bericht der Budgetkommission über die Ausgaben des Finanz⸗Ministeriums für 1876 erreichen dieselben die Summe von 1,468,262,674 Fr. und theilen in vier große Abthei⸗ lungen: öffentliche Schuld und Dotationen 1,181,858,281 Frcs.; allgemeiner Dienst des Ministeriums 19,768,150 Frcs.; Unkosten der Regie, der Einnahmen und der Verwaltung der Steuern und öffentlichen Einnahmen 248,854,243 Frcs.; Rückzahlungen und Wiedererstattungen 17,782,000 Frcs.
Wie der Finanz⸗Minister in der Budgetkommission mit⸗ theilte, haben die Einnahmen aus den indirekten Steuern in den
nen überstiegen, es sei somit zu hoffen, daß er bei einem gleichen Fortgange der Einnahmen nicht genöthigt sein werde, die von der Bank bereitgehaltenen 80 Millionen in Anspruch zu nehmen.
Das Budget des Pariser Gemeinderaths für 1876, welches demselben am 2. Juni vorgelegt wurde, enthält folgende Positionen: Ausgaben des ordentlichen Budgets 202,999 988Frcs.; Einnahmen die nämliche Summe; Ertrag des Oktrois für 1876 113 Millionen; Zinsen für die Pariser Stadtschuld über 100 Millionen; Ausgaben für das außerordent iche Budget 103,998,976 Frcs. (dieselben sind durch 99 Millionen, die von der letzten Anleihe herrühren, und einige andere Einnahmen ge⸗ deckt). Die Gesammtausgabe der Stadt Paris für 1876 beträgt danach ca. 307 Millionen.
In Lyon wurden ungefähr 20 Personen verhaftet, welche der Theilnahme an einer geheimen Gesellschaft verdächtig waren; in Marseille fanden aus demselben Grunde Haussuchungen statt. Ein Gleiches geschah in Boulogne⸗sur⸗mer bei mehreren Bonapartisten wegen der Assekuranzgesellschaft „Etoile Frangais“. Die Wahlen auf der Insel Guadeloupe haben kein defini⸗ tives Ergebniß geliefert. Von 30,020 eingeschriebenen Wählern stimmten 4027. Davon erhielt Hr. Lacascade 391, Hr. Lauriol aus Nantes 716 Stimmen. Da keiner der beiden Kandidaten die erforderliche Mehrheit erlangt hat, so sollte am 4. Juli zu einer zweiten Abstimmung geschritten werden.
Nach einem Dekret, welches das amtliche Organ vom 6. Juni veröffentlichte, sollen die Inhaber von Obligationen der Anleihe Morgan, welche auf die Konvertirung eingehen wollen, bei dem Umtausch für ihre Obligationen Zprozentige Rente mit dem Zinsgenuß seit dem 1. April c. empfangen, und zwar in dem Verhältnisse, daß auf jede Obligation Morgan 30 Frcs. Rente entfallen. Bei dem Umtausche sind für jede Obligation Morgan je 124 Frcs. zur Ausgleichung zu entrichten. Ein Erlaß des Finanz⸗ Ministers verfügte, daß die Deponirung der Obligationen zum Zwecke der Konvertirung am 12., 13. und 14. Juni zu geschehen habe. Die Einzahlung der Ausgleichssumme von 124 Frcs. per Obligation hat in der Zeit vom 1. Juli bis 31. August c. zu erfolgen, kann jedoch auch gleichzeitig bei der Deponirung der Obligationen geschehen.
Nach den statistischen Angaben der Marseiller Handels⸗ kammer über den Handel von Marseille seit 1860 waren in jenem Jahre 4474 Schiffe in den Hafen eingelaufen. Die Ein⸗ fuhr hatte einen Werth von 508,615,228 Frecs. und die Ausfuhr 494,401,961. Im Jahre 1873 dagegen betrug die Zahl der ein⸗ gelaufenen Schiffe 6074; der Werth der Einfuhr 869,524,608, der Ausfuhr 887,127,723 Fres.
Spanien. Der „Agence Havas“ vom 1. August wird aus Santander gemeldet, die Carlisten seien auf das linke Ufer des Ebro zurückgeworfen, die Stadt Viana sei nach heftigem Kampfe von den Regierungstruppen besetzt worden. Letztere hätten ferner bei Logrono gegen 150 Gefangene gemacht. Auch Puycerda sei entsetzt und General Martinez Campos habe gestern früh das Bombardement des Forts von Seu d'Urgel begonnen.
Portugal. Wie der „Agence Havas“ vom 31. Juli aus Lissabon gemeldet wird, bestätigt sich die Nachricht, daß der Laege S. Hirtenbrief des Bischofs von Oporto auf Erfindung beruhe.
Griechenland. Athen, 28. Juli. (W. Ztg.) Der Universitätsrektor Hofpfarrer Rompotis ist gestorben. Ueber⸗ morgen beginnen die Neuwahlen für die Kammerv; die Theil⸗ nahme ist eine rege.
Dänemark. Kopenhagen, 1. August. Se. Majestät der König und Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, ersterer in Admiralsuniform und letzterer in Generalsuniform, machten gestern Mittag einen Besuch an Bord des auf der Rhede liegenden amerikanischen Geschwaders. Sowohl bei der Ankunft, wie beim Verlassen der Schiffe wurde von den Schiffen und der Batterie Sixtus Salut gegeben, indem zugleich die Schiffe die Raaen bemannten. — Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Waldeck⸗Pyrmont mit Familie und Gefolge sind gestern Vormittag hier angekommen. Die Herrschaften werden heute Mittag Ihren Majestäten dem König und der Königin auf Schloß Fredensborg einen Besuch abstatten und an der Königlichen Tafel theilnehmen. .
Amerika. New⸗York, 31. Juli. In den Thälern des Ohio und Missouri haben in der vorigen Woche heftige Regen⸗ güsse dem Weizen und Roggen ernstlichen Schaden zugefügt. In Kentucky, Süd⸗Ohio, Indiana, Illinois und Missouri steigen die Ströme und einige derselben sind aus ihren Betten getreten.
Der Regen hält an. — 1. August. (W. T. B.) Der vormalige Präsident der
Vereinigten Staaten, Andrew Johnson (inaugurirt 15. April 1865) ist gestorben.
— Die „Anglo⸗Brasilian Times“ meldet aus Brasilien Folgendes:
Das Ministerium Rio Branco gab am 22. Juni seine Demission, und am 25. organisirte der Herzog de Caxias ein Kabinet aus beiden Sektionen der konservativen Partei. Das neue Kabinet besteht aus dem Herzog de Caxias, Kriegs⸗Minister und Präsident des Konseils; dem Baron de Cotegipe, Minister für auswärtige Angelegenheiten und ad interim der Finanzen; Senator Jofé Bento da Cunha Figueiredo, Minister des Reichs; dem Deputirten Luiz Antonio Pereira Franco, Marine⸗Minister; dem Deputirten Diego Valho Cavalcanti de Albuquerque, Justiz⸗Minister, und dem Depu⸗ tirten Thomas José Coelho de Almeida, Minister für Land⸗ wirthschaft. Seüor dene. hat ein langes Exposé über die paraguitische Grenzunterhand lung veröffentlicht. Er erklärt, daß seine von der argentinischen Regierung acceptirte Politik darauf hinauslief, die Entscheidung über den Besitz von Villa Occidental
einem Schiedsspruche zu unterbreiten, vorausgesetzt, daß die brasilia⸗
nische Regierung Paraguay sofort verlassen und die Insel Cerrito der argentinischen Regierung übergeben würde. Wenn Blasilien diesem vorläufigen Schritte zugestimmt hätte, würde die Konföderation seinem Dafürhalten nach Herr der Situation geworden sein, und selbst wenn der Schiedsspruch gegen Brasilien ausgefallen wäre, konnte es noch immer auf die Frage betreffs einer Schadloshaltung für die Ausgaben auf Villa Occidental zurückgekommen sein. Sesior Tejedor forderte in Rio, daß Brasilien Paraguay sofort verlassen sollte, ohne auf die argentinische Ratifikation zu warten; die brasilianischen Unter⸗ händler lehnten es ab, dies vor der Ratisikation zu thun, guitische Regierung hat sich geweigert, den Grenzvertrag zu ratifiziren, und hat Seüor Couza entlassen. — Das Handelstribunal von Rio hat der deutsch⸗brasilianischen Bank das dreijährige Moratorium bewilligt.
— Ueber die jüngsten Unruhen in San Miguel, in der Republik San Salvador, wobei die Offiziere der Gar⸗ nison ermordet wurden und Eigenthum im Werthe von einer
Million Dollars der a anheimfiel, bringt die neueste
ersten 5 Monaten 1875 den Voranschlag um 34 Millio⸗
A. C.“ folgende ausführlichere ¹ 8 ½ 686 16. . 8
Die para⸗
„Centralamerikanische Berichterstatter geben zwei Gründe für die in San Miguel vorherrschende Unzufriedenheit an: Die Regierun hatte den Versammlungsort der Marktleute dieser Stadt vo dem üblichen Platze nach einer neuen Markthalle, die soebe fertiggestellt worden war, verlegt. Der Bischof von Salvador hatt einen Hirtenbrief erlassen, der, wie er den Priestern anbefahl, in den Kapellen an drei hintereinander folgenden Fasttagen verlesen werden sollte. Die Regierung erachtete den Hirtenbrief als eine Ermunte⸗ rung der Rebellion gegen die Civilregierung und dekretirte, daß desse Veröffentlichung beanstandet werden sollte. Die Agenten der Regie rungsdepartements waren angewiesen worden, die Pfarrer gegen die Verlesung des Hirtenbriefes zu warnen. Der Verlegung des Marktes wurde vom Pöbel Wlderstand geleistet, und es entspann si ein Kampf, in welchem die wenigen Truppen, die vo handen waren, überwältigt wurden. Espinosa, der kommand rende General, wurde getödtet und barbarisch verstümmelt, und de Pöbel setzte sich in den Besitz des Cabildo und begann die Handels⸗ speicher zu plündern und die Häuser in Brand zu stecken, wozu Pe⸗ troleum angewendet wurde. Das Cabildo und 18 große Häuser brannten nieder, und mehrere Bürger, deren einziges Vergehen, wie man glaubt, war, eine höhere soziale Stellung eingenommen zu haben, wurden kalten Blutes getödtet. — Ein anderer Bericht basirt den Ausbruch der Unruhen auf den Kirchenstreit am Sonntag, 20. Juni. Ein Priester, Namens Palarios, hielt eine heftige Predigt, deren Veröffentlichung verboten wurde, und am Abend dieses Tages erhob sich der Pöbel, griff die Kommandantur an, er⸗ mordete den kommandirenden General, befreite die Gefangenen und steckte das Cabildo in Brand. Die Kommandantur sowie acht an⸗ dere der hauptsächlichsten Häuser wurden auch geplündert und ve brannt, Eigenthum im Werthe von einer Million Dollars zerstört. In das Haus von Senor Quiros, einem der reichsten Bürger, drangen während des Tages maskirte Personen, die 40,000 Dollars auf Maulesel luden und mit ihrer Beute in das Innere entkamen. Es heißt, daß der Priester Palacios in den Straßen g. sehen wurde, bemüht, den Exzessen des Pöbels Einhalt zu thun, abe ohne Erfolg. Die Unruhestifter erwiderten: „Sie haben uns dazu aufgehetzt und nun vollenden wir es.“ Die Ankunft des britischen Schiffes „Fantome“ in La Union wurde als höchst gelegen erachte Der Gouverneur von La Union brach sofort mit allen Trup⸗- pen, die er aufbringen konnte, nach San Miguel auf. Einhundert der Unruhestifter wurden verhaftet und eingekerkert und die öffentliche Ordnung wurde wieder hergestellt. Als der Gouverneur La Union verließ, wurde all das daselbst vorhandene baare Geld (100,00 Dollars) der Sicherheit wegen an Bord des „Fantöme“ gebracht. Eine Abtheilung Marinesoldaten landete auf Ersuchen des Gouver⸗ neurs und des britischen Konsuls zum Schutze des Konsulats.
Afrika. Den neuesten Berichten vom Cap der guten Hoffnung zufolge billigt die öffentliche Meinung in der Kolonie fast einstimmig die in Lord Carnarvons Depesche enthaltenen Vorschläge. In Port Elizabeth fand am 8. v. M. eine große Volksversammlung statt, in welcher Resolutionen zu Gunsten einer Konföderation sowie ein Dankesvotum an Lord Carnarvon einstimmig angenommen wurden. Der Bürgermeister der Cap⸗ stadt wird aufgefordert werden, ein Meeting anzuberaumen, in welchem die Regierung gebeten werden soll, das Parlament auf⸗ . und an das Land wegen Lord Carnarvons Depesche zu appelliren. 8
Anstralien. Aus Melbourne wird vom 30. Juli gemeldet, daß die Regierung das Budget durch die ersten Stadien der Debatte gefördert hat. Sie erhielt indeß nur eine Majorität von einer Stimme, in Folge dessen der Rücktritt des Ministeriums wahrscheinlich ist.
Nr. 62 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 30. Juli 1875: Errichtung einer Postanstalt auf dem Festplatze des 5. Deutschen Bundesschießens in Stuttgart; vom 29. Juli 1875: Er⸗ öffnung der Eisenbahnstrecke Dülmen⸗Coesfeld. — Anlage zu Nr. 62 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Postverwaltung vom 1. August 1875, enthaltend Post⸗Dampfschiffverbindungen nach außereuropäischen Ländern, zusammengestellt Ende Juli 1875.
Statistische Nachrichten.
Der Gesundheitsstand der ärmeren Bevölkerung Berlins war, der „Voss. Ztg. zuf lze, während der abgelaufenen vier letzten Quartale, Dank der verbesserten Fürsorge, sowie Vergrößerung der Kranken⸗ und PflegeAnstalten, ein günstiger. Von den 63 Armenärzten wurden 29,668 Männer, Frauen und Kinder an inneren Krank⸗ heiten behandelt. Der Armenwundarzt behandelte 147, die sechs Augenärzte 1291, der für Frauenkrankheiten 134 und der für Gehör⸗ kranke 13 Patienten. Somit umfaßt die ganze armenärztliche Kranken⸗ pflege 31,253 Personen. Von diesen Erkrankten konnten 22,048 (71 *%) als geheilt entlassen werden, was insofern günstig ist, als von diesen Kranken über 14,000 in Hofgebäuden u. zwar in Kellern zu 21, in Parterregeschossen, 1, 2 und 3 Treppen hoch zu 24, 4, 5 Treppen, ja noch höher zu 55 %; — 8000 in Vorderhäufern, in Kellern zu 31, 3, 4 und mehr Treppen zu 69 % ihre Kranken⸗ lager halten mußten. Diese Art des Wohnens ist in insofern in dieser Klasse der Bevölkerung von besonderem Einflusse, als das enge Zusammenwohnen, der öftere Mangel an Reinlichkeit ꝛc., die Lu noch mehr verschlechtert, und auf die Genesung der hier vornehmlich auftretenden Krankheiten, als: Nervenfieber (mit 16), Infektions⸗ Krankheiten (mit 24), Krankheiten der Respirations⸗Organe, Ent⸗ zündung der Lungen, Bronchien u. s. w. mit 27, der Verdauungs⸗ apparate mit 33 %, im höchsten Grade nachtheilig wirkt und sie um so mehr erschwert, als zu den genannten Mängeln in den meiste Fällen die der Pflege und Ernährung treten. Der höchste Prozentsatz der Erkrankungen fällt auf den Bezirk des 7. Standesamte (Stralauer Revier 102. bis 123. Stadtbezirk), dann folgt das (Louisenstadt, äußere 61. bis 76. Stadtbezirk), dann das 13. (der Wedding), hierauf das 10. (Stadtbezirke 169. bis 179.) zwischen Brunnenstraße, Schönhauser Allee und ehemaligen Kommunikation, und endlich die Oranienburger Vorstadt. In diesen fünf Standes⸗ amtsbezirken wohnen nahezu fünf Achtel aller Stadtarmenkranken, ob⸗ wohl dieselben nur 306,759 Seelen zählen. Die wenigsten Behan⸗ delten fallen auf den 3. und 12. Standesamtsbezirk. (In ersterem kamen pro Januar 1, pro Februar 2, März 1 — in letzterem im Ja⸗ nuar 14, Februar 6, März 7 Erkrankungsfälle zur Behandlung. Die Standesämter 1., 2., 4., 8, 9. bleiben somit nur mit drei Achtel Stadt⸗Armenkranken belastet. Dem Stande und Berufe nach ge⸗ hören beinahe die Hälfte dem Arbeiterstande an, ein Viertel der Fabrik⸗, ein Achtel der Bekleidungs⸗Industrie und das letzte Acht allen Gewerben, insbesondere aber der Hausindustrie an. Die Er⸗ Erkrankung der Kinder im Bereich der Armenpflege istwie 3; 5, die der Frauen wie 3: 2. Von allen Erkrankungen im Berxeiche der Armen⸗Krankenpflege blieben 812 (2, *) aus der Behandlung fort, 3248 (10,8 %) mußten größtentheils wegen Mangels an gänzlicher Nllege 8 die Spitäler untergebracht werden, 1478 (5 %) erlöste er Tod. 1 g-12* ,12*½ 8 — Nach einer vom städtischen statistischen Bureau in München aufgestellten Uebersicht betrug die Gesamwmtschülerzahl an den Mün⸗ chener Volksschulen am 1. des Schuljahres 1873/74 14,823, darunter 13,184 Katholiken, 1341 Protestanten, 276 Israeli⸗ tea und 22 anderer Konfession. Von den protestantischen Kindern besuchten 1058 die Protestantenschule (78,8 9 der Gesammtzahl), 202 die beiden Simultanschulen (—= 15,1 %), 81 die katholischen Konfes⸗ sionsschulen (= 6 %). An beiden Simultanschulen waren überhaup 1309 Kinder, davon 951 Katholiken, 202 Protestanten, 145 Israeli⸗
ten (die Zahl der israelitischen Schulkinder überhaupt beträgt 276). 8