soll ein Fleischbeschauer an einem Tage Fleischtheile von nicht mehr als sechs Schweinen mikroskopisch untersuchen. §. 8. Von jedem frisch geschlachteten Schweine sind Stückchen
aus den Muskeln, welche sich am Zwerchfell, an dem Bauche, zwischen
Rippen, am Kehlkopf und um den Augapfel befinden, zu unter⸗ suchen, und bleibt es dem Sachverständigen überlassen, außerdem noch Theile anderer Muskeln der Untersuchung zu unterziehen.
§. 9. Der Fleischbeschauer hat die Untersuchung ohne nach⸗ theilige Verzögerung vorzunehmen und ist, um dieses zu ermöglichen, am Tage vor dem Schlachten zu benachrichtigen, zu welcher Zeit ihm die erforderlichen Fleischstückchen zugehen werden. —
§. 10. Die Gebühr für die amtliche Untersuchung eines ge⸗ schlachteten Schweines auf Trichinen, welche von dem Eigenthümer des Schweines an den Fleischbeschauer zu entrichten ist, wird auf eine Mark festgesetzt.
Hfestgefethh für die amtliche Untersuchung aus Schweinefleisch gefertigter Waaren bleibt der Vereinbarung überlassen, darf jedoch
eine Mark für jedes Stück solcher Waaren nicht übersteigen. 8
mit den Vorlesungen an der Universität Bonn.
Potsdam, den 9. August 1875. Königliche Regierung. Abtheilung des Innern.
Königliche landwirthschaftliche Akademie Poppelsdorf in Verbindung mit der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität Bonn. Das Winter⸗Semester beginnt am 15. Oktober d. J. gleichzeitig Der spezielle Lehr⸗
plan umfaßt folgende mit Demonstationen verbundene wissenschaftliche
Dr. Dünkelberg.
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wirthschaftslehre: Prof. Dr. Held. Hausthiere:
Vorträge: Einleitung in die F Studien: Direktor Prof. Landwirthschaftliche Betriebslehre: Derselbe. Ausgewählte Kapitel aus der Landwirthschaftslehre: Derselbe. Rindviehzucht: Prof. Dr. Werner. Wollkunde: Derselbe. Futter⸗ gewächsbau: Derselbe. Landwirthschaftliches Seminar: Direktor Prof. Dr. Dünkelberg und Prof. Dr. Werner. Allgemeiner flanzenbau: Dr. Havenstein. Forstbenutzung, Forstschutz und axation: Oberförster Prof. Dr. Borggreve. Obstbaumzucht: Akademischer Gärtner Lindemuth. Unorganische Experimental⸗ Chemie: Prof. Dr. Freytag. Landwirthschaftliche Technologie: Derselbe. Chemisches Praktikum: Derselbe. Pflanzen⸗Ernährung
und Düngung: Dr. Kreusler. Pflanzen⸗Anatomie und Phystologie:
Peef. Dr. Körnicke. Physiologische und mikroskopische Uebungen: erselbe. Naturgeschichte der Wirbelthiere: Prof. Dr. Troschel. Allgemeine Gesetze des thierischen Stoffwechsels: Prof. Dr. Zuntz. Mineralogie: Prof. Dr. Andrae. Experimental⸗Physik: Ingenieur Dr. Gieseler. Mechanik der landwirthschaftlichen Geräthe und Maschinen: Derselbe. Physikalisches Praktikum: Derselbe. Landwirthschaftliche Baukunde: Baurath Dr. Schubert. Wege⸗ und Wasserbau: Derselbe. Zeichnen⸗Unterricht: Derselbe. Volks⸗ Landwirthschaftsrecht: Geheimer Bergrath Prof. Dr. Klostermann. Anatomie und Physiologie der Departements⸗Thierarzt Schell. Aeußere Krankheiten
der Derselbe.
ußer den der Akademie eigenen wissenschaftlichen und praktischen
Lehrhülfsmitteln, welche durch die für chemische, physikalische, pflan⸗ zen⸗ und thierphysiologische Praktika eingerichteten Institute, neben der landwirthschaftlichen Versuchsstation, welche durch den Neubau
eines thierph siologischen Laboratoriums erweitert wurde, eine wesent⸗
liche Vervollständigung in der Neuzeit erfahreu haben, steht derselben durch ihre Verbindung mit der Universität Bonn die Benutzung der
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Nr. 12 und kommdrt.
versetzt. Frhr. v, Rosenberg, Mfgs vom Kür. Regt.
Sammlungen und Apparate der letzteren zu Gebote. Die Akademiker sind bei der Universität immatrikulirt und haben deshalb das Recht,
noch alle anderen für ihre allgemeine wissenschaftliche Bildung wich⸗ tigen Vorlesungen zu hoͤren, über welche der Universitäts⸗Katalog das
Nähere mittheilt. Auf Anfragen wezen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗
zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu ertheilen.
Poppelsdorf bei Bonn, im Augnst 1875. 1“ . Der Direktor der landwirthschaftlichen Akademie.
Prof. Dr. Dünkelberg.
Personal⸗Verändernugen.
Königlich Preußische Armee. Offiziere, Portepee⸗ Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Ver⸗ setzungen. Im stehenden Heere. Wildbad Gastein, 5. August. Stürmer, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Neisse, Franke, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Posen, zu Zeug⸗Pr. Lts., Engfer, Zeug⸗Feldw. vom Stabe der 2. Fuß⸗Art. Brig., Schnei⸗ der, Zeug⸗Feldw. vom Art. Depot in Spandau, zu Zeug⸗Lts. beför⸗ dert. Manché, Oberst⸗Lt. und etatsm. Stabsoffiz. im Ulan. Regt. 1 m ur Dienstleistung beim Drag. Regt. Nr. 1, mit der Führung dieses Regts., unter Stellung à la suite desselben, beauftragt. v. Winterfeld, Nesr und Esc. Chef im 2. Garde⸗ Ulan. Regt., als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Ulan. Re 1 93 . r. 2 un kommdrt. als Adjut. bei dem Gen. Kommdo. X. Armee Corps, und
rhr. v Rosenberg, Major und Escadr. Chef im Garde⸗Kür. egt., Patente ihrer Charge verliehen. v. Below, Rittm. und Escadr. Chef im 2. Garde⸗Ulan. Regt., der Charakter als Major
verliehen. Hehn, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 32, unter Beför⸗
bad Gastein, 3. August.
den beurlaubten Offiz. der Inf. des 1. übergetreten. —
derung zum Pr. Lt. in das Inf. Regt. Nr. 30 versetzt. als Adjut. der 23. Inf.
3 Graf v. Still⸗ fried⸗Rattonitz, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 19, von dem Kommdo. rig. entbunden. Frhr. v. Schlotheim, Pr. Lt. von dems. Regt., als Adjut. zur 23. Inf. Brig. kommandirt. rhr. v. Esebeck, Pr. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 12, als ältester Pr. t. in das Drag. Regt. Nr. 6 persetzt. v. Jaraczewski, Pr. Lt. aggreg. dem Ulan. Regt. Nr. 12, in das Regt. einrangirt. bschiedsbewilligungen. Im stehenden Heere. Wild⸗
2 Scheffler, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 49, als temporär halbinvalide mit Pension ausgeschieden und zu „Bats. Landw. Regts. Nr. 24 Wildbad Gastein, 5. August. v. Holtzen⸗ dorff, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des Dragoner⸗ Regts. Nr. 1, als Oberst mit Pension und der Regts. Uniform der Absschied bewilligt. — v. Schuckmann, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 6, der Abschied ertheilt. Henschel, pension. Ober⸗Wachtm.,
Uurett in der 5. Gensdarmerie⸗Brig., der Charakter als Sec. Lt. ver⸗ iehen.
3. August. Regts. Nr.
des Kriegs⸗Ministeriums. vom 2. Ruhestand versetzt. Den 3. August.
In der Reserve und Landwehr. Wildbad Gastein,
HeidenF6nh. Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats. Landw.⸗ 4
der Abschied bewilligt. Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung Schramke, Zahlm.
ns. Den 27. Juli. at. 4. Thüring. Inf. Regts. Nr. 72, mit Pension in den Perle, Zahlm. Aspirant,
um Zahlm. beim 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 74, Brossok, Zahlm. spirant, zum Zahlm. bei der 1. Albeheikung Feld⸗Art. Regts. Nr.
26 ernannt.
7. August.
Herzoglich Braunschweigisches Kontingent. Braunschweig, 89 hne, Sec. Lt. 8 Inf. Regt. Nr. 92, zum Pr. Lt.
befördert.
Die heutige Nummer des Reichs⸗ und Staats⸗
Anzeigers enthält in der ersten Beilage:
Nachweisung der auf den Eisenbahnen Deutsch⸗
lands (exkl. Bayerns) im Monat Juni 1875 vorge⸗
kommenen
Unfälle, aufgestellt im Reichs⸗Eisen⸗
bahn⸗Amt;
in der Handelsregisterbeilage: Nr. 8 der Trgff gdn8⸗
Eisenbahnen. 9
Ddie heute ausgegebene Nr. 33 der Allgemeinen Ver⸗ loosungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Papiere: Amerikanische 1882 6 pCt. ½ Bonds. Amiens Prämien⸗Anleihe de 1871. Antwerpener 100 Fr.⸗Loose de 1874. Baltische Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Baye⸗ rische Vereinsbank, Bodenkredit⸗Obligationen. Buschtéhrader Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Obligationen. Charkow⸗Krementschug⸗ Eisenbahn⸗Obligationen (Rückstände). v. Clary'sche Prämien⸗ Anleihe. Dramburger Kreis⸗Obligationen. Florenzer 4 „Ct. Prämien⸗Anleihe de 1868. Gleiwitzer, Langensalza'er Stadt⸗Obligationen. Königsberger Kaufmannschaft, Schuld⸗ verschreibungen. Neisse⸗Brieger Eisenbahn⸗Stamm⸗Aktien und Prioritäts⸗Obligationen (Rückstände). Niederschlesische Zweigbahn⸗Stamm⸗, Prioritäts⸗Stamm⸗Aktien und Prioritäts⸗ Obligationen (Rückstände). Oesterreichische Allgemeine Boden⸗ kredit⸗Anstalt, Pfandbriefe und Kommunal⸗Obligationen. Oester⸗ reichische Staats⸗Eisenbahn⸗Obligationen. Ostgothland Hypotheken⸗Vereins⸗Pfandbriefe. Pariser Prämien⸗Anleihen de 1855, 1860 und 1875. Pester ungarische Kommerzial⸗Bank⸗ Pfandbriefe. Russisch⸗Englisch⸗Holländische 5 SCt. An⸗ leihe de 1866. Schlesische Kredit⸗Institut⸗Pfandbriefe Litt. B. Südnorddeutsche Verbindungsbahn (Reichenberg⸗Pardubitz) Prioritäts⸗Obligationen. Türkische 3Ct. Eisenbahn⸗Prämien⸗ Anleihe. Wiener Hypothekenkasse⸗Pfandbriefe.
Die Allgemeine Verloosungs⸗Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition, Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (2 ½ Sgr.)
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Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 14. August. Se. Majestät der Kaiser und König haben am heutigen Tage Se. König⸗ liche Hoheit den Prinzen August von Württemberg, den Gene⸗ ral⸗Intendanten v. Hülsen, den deutschen Gesandten in Rom, Geheimen Legations⸗Rath v. Keudell und den deutschen General⸗ Konsul in Warschau, Legations⸗Rath Freiherrn v. Rechenberg zur Tafel gezogen.
Morgen früh um 8 Uhr treten Se. Majestät von Potsdam
nach der Enthüllung des Hermannsdenkmals am Montag nach Schloß Babelsberg zurück.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist gestern Nachmittag bald nach 3 ¾ Uhr in Cassen eingetroffen und auf dem Bahnhof von Seinen Söhnen, den Prinzen Friedrich Wilhelm und Heinrich, empfangen worden. Zur Begrüßung des Kronprinzen war auch der Ober⸗Bürger⸗ meister Weise anwesend. Nach kurzem Aufenthalt auf dem Bahnhofe fuhr Höchstderselbe mit Seinen beiden Söhnen und begleitet von den Hochrufen der zahlreich versammelten Volks⸗ menge nach Wilhelmshöhe meiter. Fe 111““
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— In den deutschen Münzstätten find bis zum 31. Juli 1875 geprägt: an Goldmünzen: 885,539,460 ℳ Doppelkronen, 265,040,560 ℳ Kronen; an Silbermünzen: 21,363,540 ℳ 5⸗Markstücke, 80,029,700 ℳ 1⸗Markfstücke, 17,137,150 ℳ 40 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 8,661,134 ℳ 80 ₰ 10⸗Pfennigstücke, 4,369,307 ℳ 55 ₰ 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 3,381,405 ℳ 78 ₰ 2⸗Pfennigstücke; 1,672,844 ℳ 95 ₰ 1⸗Pfennigstücke. Gesammt⸗ ausprägung: an Goldmünzen: 1,150,580,020 ℳ; an Silber⸗ münzen: 118,530,390 ℳ 40 ; an Nickelmünzen: 13,030,441 ℳ 85 ₰; an Kupfermünzen: 5,054,250 ℳ 73 ₰.
— Die von der Tagespresse gebrachten, zum Theil ganz unzutreffenden Nachrichten über die Heuschreckenplage und das zur Beseitigung derselben von den Behörden beobachtete e geben uns zu nachfolgender Dar⸗ stellung der thatsächlichen Verhältnisse Anlaß.
Die Anzeige von einem massenhaften Auftreten der Heu⸗ schrocken in Genshagen und Löwenbruch ist zuerst am 28. Juni an die Behörden gelangt. Die auf diese Anzeige 858 einge⸗ leitete Untersuchung ergab, daß der Heuschreckenfraß in Löwen⸗ bruch sowohl, als auch Genshagen auf einzelne Felder lokalisirt war, so in Löwenbruch auf einem mit Winterroggen und Hafer bestandenen Schlage von ca. 180 Morgen.
Das betreffende Feld war von dem Besitzer rings mit Gräben eingeschlossen, auch mehrfach von solchen durchzogen worden. In diese wurden die Thiere um die Mittagszeit vor⸗ sichtig eingetrieben, möglichst zerstört, und reichten für dieses Ver⸗ fahren die den betroffenen Besitzern zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte aus.
Es wurde deshalb seinerseits von der Ermächtigung, auf Staatskosten Mannschaften zur Verstärkung der Gemeindekräfte anzunehmen, kein Gebrauch gemacht.
Nach dem Urtheil der darüber gehörten Sachverständigen und nach früherer Erfahrung war diese Maßregel unter den ge⸗ gebenen Verhältnissen die zweckdienlichste, und auch die betroffenen Grundbesitzer glaubten, dem Ungeziefer durch sie wirksam Einhalt thun zu können.
Wenn sich nun dieselbe trotz der Erwartungen nicht als ausreichend erwiesen hat, obwohl Gie deriisaende vertilgt worden sind, so liegt der Grund darin, daß gewöhnliche Men⸗ schenkräfte in dieser Entwickelungsperiode des Thieres überhaupt nur unvollkommen zu wirken im Stande sind.
Es sind nun zwar von verschiedenen Seiten Vorschläge zur energischen Vertilgung des Ungeziefers gemacht, allein diese Vorschläge haben sich, wenn sie auch an sich zweckmäßig sein mögen, doch nach Lage unserer Gesetzgebung als unausführbar herausgestellt.
Was beispielsweise den Vorschlag betrifft, die Behörden möchten veranlassen, daß gegen eine Entschädigung der Besitzer das Getreide oder die Stoppel der befallenen Schläge abgebrannt würde, so ist dagegen zu bemerken, daß nach dem heutigen Stande unserer Gesetgevung die Behörden zu einem solchen Vorgehen wider den Willen des Besitzers nicht ermächtigt sind.
Ein Gleiches gilt von der andererseits empfohlenen, jedoch unter den landwirthschaftlichen Verhältnissen mancher Gegenden die ganze Ernte des nächsten Jahres in Frage stellenden Maß⸗ regel, die Wintersaaten erst nach Michaelis zu bestellen.
Man will die Beobachtung gemacht haben, daß in z2* Feldern keine Heuschrecken auskommen, weil die vorher in den lockeren Boden abgelegten Eier durch die Saatfurche zu tief in
den Boden gelangen und dann im Winter zu Grunde gehen.
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aus mittelst Extrazuges die Reise nach Detmold an und kehren
Unter denselben Gesichtspunkt fällt endlich auch der Vor⸗ schlag, man solle alle diejenigen Ackerstücke, auf welchen ver⸗ muthlich ein Ablegen der Eier stattgefunden hat, nach beendigter Eierablage, gegen Ende September tief umpflügen.
Alle anderen, den Behörden anheimgegebenen Maßregeln konnten schon deshalb nicht mehr berücksichtigt werden, weil das Insekt um Mitte Juli seine vollkommene Ausbildung erlangt hatte und durch seine Flugfertigkeit alle Hindernisse überschreiten und allen Verfolgungen sich entziehen konnte.
Die in der Tagespresse mehrfach erwähnte, im landwirth⸗ schaftlichen Ministerium abgehaltene Konferenz hatte den Zweck, festzustellen, ob es erforderlich sei, für jetzt oder für den Fall einer Wiederholung der Plage auf den Erlaß polizeilicher Vor⸗ schriften zur Vertilgung des Ungeziefers Bedacht zu nehmen.
In derselben wurde konstatirt, daß die Ursache von dem ungenügenden Erfolge der bisher getroffenen Vertilgungsmaß⸗ regeln hauptsächlich darin zu finden sei, daß man mit denselben aus Unkenntniß der Gefahr erst in einem viel zu weit vorge⸗ schrittenen Entwickelungs⸗Stadium der Heuschrecken begonnen habe.
Man war auch darüber einverstanden, 8. egen das ge⸗ flügelte Insekt nicht viel geschehen könne, und 8 das Fangen und Tödten desselben (der eierlegenden Weibchen besonders) den betheiligten Besitzern überlassen bleiben müsse.
Das Hauptaugenmerk sei “ zu richten, zweckmäßige Gegenmittel bei einem zu erwartenden Wiedererscheinen des Thieres im nächsten Jahre in Bereitschaft zu halten.
Diese Maßregeln seien im Wege polizeilichen Zwanges zur Durchführung zu bringen.
Da es ferner nothwendig sei, dem Insekt schon bald nach seinem Auskriechen aus dem Ei mit allen Kräften entgegenzu⸗ treten, dieser Zustand der Entwickelung aber leicht der Beob⸗ achtung Ungeübter entgehe, so solle eine populäre Schrift über Entwickelung und Lebens weise zur Belehrung der Gemeinden von Seiten der Schullehrer und Gemeindevorsteher verfaßt und vertheilt werden.
Vorläufig sei, wie dies schon früher mit Erfolg geschehen, ein Sammeln und Vernichten der nach einiger Uebung nicht allzu Sehs erkennbaren Eierklümpchen wohl geeignet, eine be⸗ Pnen che Menge dieses Ungeziefers schon im Herbst zu ver⸗ nichten.
So habe man im Jahre 1752 in der Umgegend der Stadt Drossen und der Dörfer Polenzig und Grunow 13 Scheffel 4 ½ Metzen Berl. M. und 1749 in Anspach 35 Scheffel Eier hihrane und damit unzweifelhaft sehr große Mengen ver⸗ nichtet.
Es sei wünschenswerth, daß der Staat das Sammeln der Eier durch Bewilligung von Prämien unterstütze.
Die Vorschläge der Konferenz, welche hier nur in der Kürze angedeutet sind, haben dem Vernehmen nach die Billigung des Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten gefunden.
— Zur feierlichen Eröffnung der neuen Hafen⸗ anlagen in Mannheim sind jetzt jetzt alle Vorbereitungen vollendet. Der Großherzog und der Erbgroßherzog von Baden Königliche Hoheiten werden heute Abend in Begleitung der Mitglieder des Staats⸗Ministeriums und des Stabes von Karlsruhe im Mannheimer Schlosse anlangen und die Sänger den Hohen und Höchsten Gästen eine Serenade bringen. —
Die Mitglieder der Rheinschiffahrts⸗Central⸗ kommission, deren Sitzungen am 16. d. Mts. beginnen, neh⸗ men Theil an dem Feste, für Preußen der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Jebens. Die Mitglieder der Handels⸗ kammer und des Stadtraths begeben sich morgen früh in das Schloß, um Se. Königliche Hoheit den Großherzog zu begrüßen und demselben eine Festschrift zu überreichen. Nach einem Fest⸗ zuge und einer Wasserfahrt, zu welcher die verschiedenen Dampf⸗ schiffahrts⸗Gesellschaften fünfzehn Schiffe zur Verfügung gestellt haben, findet in der großen Werfthalle, die für 6000 Personen Raum hat, die Uebergabe des Hafens und des Central⸗Güter⸗ bahnhofs statt. Nach dem Bankett ist Festvorstellung im Theater, dann Feuerwerk auf dem Rhein und bengalische Beleuchtung der Brücke. Se. Königliche Hoheit der Großherzog fährt Abends 11 Uhr nach Karlsruhe zurück.
— Der General der Infanterie v. Zastrow, Chef des 1. Schlesischen Grenadier⸗Kegiments Nr. 10, ist gestern nach län⸗ geren Leiden zu Schöneberg verstorben. Im Feldzuge von 1866 kommandirte er die 11. Division; im letzten Kriege befehligte er das VII. Armee⸗Corps. Auch als militärischer Schriftsteller auf dem Gebiete der Fortifikation ist er mit Erfolg thätig gewesen und hat der Landesvertheidigungs⸗Kommission als Mitglied angehört.
— Der Generalmajor von Reinike, Commandeur der 25. Infanterie⸗Brigade, hat sich in seine Garnison Munster zurückgeben.
— S. M. Aviso „Pr. Adler“ ist am 11. d. Mts. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.
— Nach r. eingegangenen Nachrichten sind gestern von Suez viertausend Mann aegyptischer Truppen zum Schutze des vom König Johannes von Abyssinien bedrohten Massowah abgegangen.
Beuthen O./S., 12. August. Die Feier des Gedenk⸗ tages der Schlacht bei Sedan wird sich hierorts auch in diesem Jahre auf Anregung des Kriegervereins zu einer all⸗ gemeinen gestalten. Der Vorstand des Kriegervereins wird bei den Königlichen und Kommunal⸗Behörden die Aussetzung aller nicht dringlichen Amtsgeschäfte und die Schließung der Bureaux für den 2. September nachsuchen; in einem Inserate der Lokal⸗ blätter wendet sich derselbe an die Bürgerschaft mit der Bitte, nach dem Vorgange anderer Städte Geschäftslokale, Läden, Ver⸗ kaufs⸗ und Werkstätten geschlossen zu halten.
Ln1g8 11. August. Die Stadtverordnetenversamm⸗ lung hat eine Kommission gewählt, welche die Vorbereitungen zur Feier des 2. September zu treffen hat. Zur Aus⸗ füͤhrun wurden 450 ℳ bewilligt. Oberstlieutenant a. D. von Waldheim wird vor dem Feste zwei öffentliche Vorträge über die Schlacht bei Sedan halten. Der Ertrag aus dem Ein⸗ trittsgelde ist zum Besten solcher Mitglieder des Krieger⸗ vereins bestimmt, die durch den letzten Feldzug Schaden an ihrer Gesundheit gelitten haben.
Wilhelmshaven, 11. August. Sr. M. Dampfer „Boreas“ ist — nachdem die Ausbildung des Maschinenper⸗ sonals beendet — gestern außer Dienst gestellt und der hiesigen Werft übergeben worden.
Weilburg, 13. August. Das Denkmal für die im deutsch⸗französischen Kriege gefallenen Krieger des Kreises wird am 2. September, dem Tage von Sedan, unter Theilnahme des ganzen Kreises, insbesondere der Krieger⸗
Durch
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vereine, der Nefigen Gesangvereine, des Gymnastums und der u
übrigen Schulen, sowie der Bürgergarde c., feierlichst ent⸗ hüllt werden. In der letzten Sitzung des Kreisvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger, wurde das Programm festgestellt und wird sich die sonst übliche Feier des Sedantages der Enthüllung des Denkmals anreihen. Das Denkmal selbst besteht aus einem Sockel mit Säule, deren Spitze ein mächtig die Flügel schwingender Adler ziert; auf der Säule werden die Namen der Gefallenen des Kreises zum ehrenden Gedächtniß angebracht werden.
Bonn, 13. August. (W. T. B.) In der heutigen dritten Sitzung der Unionskonferenz nahm auch der inzwischen ein⸗ getroffene Erzbischof von Syra und Tenos, Lykurgos, Theil, sowie Professoren Damalas und Rhoissis von der Universität in Athen. Nachdem Dr. v. Döllinger über die großen Veränderun⸗ gen, die durch das Vatikanum in dem Verhältnisse der anderen Kirchen zur römischen Kirche herbeigeführt worden sind, berichtet hatte, wurde die Frage vom Ausgang des heiligen Geistes dis⸗ kutirt. An der Debatte betheiligten sich hauptsächlich Bischof Reinkens und Seitens der Vertreter der orientalischen Kirche Rhoissis, Ossinin und Janyschew. Zum Schluß konstatirte Dr. v. Döllinger, daß man in überwiegender Mehrzahl in der Sache einig sei und wurde demnächst auf seinen Antrag beschlossen, durch eine Kommission eine Formel entwerfen zu lassen, welche die gemeinsame Ueberzeugung der Versammelten zum Ausdruck bringt. Die gedachte Kommission besteht aus 2 Altkatholiken, 2 Vertretern der orientalischen Kirche und 2 Anglo⸗Amerikanern und wird die auszuarbeitende Formel morgen vorlegen. Heute Nachmittag findet die zweite englische Korrespondenz statt.
— 14. August. (W. T. B.) Gestern Nachmittag haben die englischen und amerikanischen Geistlichen sehr eingehend über die Propositionen verhandelt, welche den Orientalen gemacht werden sollen. Als Mitglieder der Kommission wurden gewählt: Für England Kanonikus Liddon und Rev. F. Meyrich, Sekre⸗ tär der anglo⸗kontinentalen Gesellschaft, für Amerika Dr. Nevin. Die deutschen Altkatholiken werden in der Kommission durch Döllinger, Reinkens und Professor Langen vertreten sein.
Bayern. München, 13. August. Wie man der „A. Abdz.“ schreibt, wird am 2. September in ähnlicher Weise, wie im Vorjahre, die Sedanfeier durch Beflaggung der städti⸗ schen Gebäude und abendliche Vereinigung im Ko⸗osseum be⸗ gangen werden. — Ueber die Abhaltung kirchlicher Feiern des 2. September ist an die Königliche Regierung der Pfalz auf gestellte Anfrage folgende Entschließung des Kultus⸗ Ministerinms ergangen:
„Das Königliche Staats⸗Ministerium des Innern hat sich auf Mittheilung des bezüglichen Berichts und seiner Beilage dahin ge⸗ äußert, so weit ihm bekannt, sei bis jetzt in keinem einzigen deutschen Bundesstaate angeordnet worden, den Jahrestag der Schlacht bei Sedan als ein allgemeines Landesfest zu feiern, und hat deshalb seine Anschauung dahin ausgesprochen, es sei die Einführung oder Anord⸗ nung eines solchen auch in Bayern wenigstens zur Zeit nicht weiter in Betracht zu ziehen. Unter diesen Umständen erscheint für das unter⸗ sertigte Königliche Staats⸗Ministerium kein Anlaß gegeben, wegen Ver⸗ anstaltung einer kirchlichen Gedenkfeier des fraglichen Jahrestages nach §. 55 der II. Verfassungsbeilage eine Einleitung zu treffen. Soferne aber der Jahrestag der Schlacht von Sedan von einzelnen Gemeinden gefeiert und auch kirchlich begangen werden will, so sind in solchem Falle von den geistlichen Behörden die für die Abhaltung außerordent⸗ licher kirchlicher Feierlichkeiten maßgebenden Vorschriften in §. 76 der II. Verfassungsbeilage und der hierzu ergangenen Vollzugsverokdnung vom 20. Juni 1851 geeignet zu beachten. Dr. v. Lutz.“
— Die bayerischen Bischöfe werden am 17., 18. und 19. August eine Konferenz in Eichstätt abhalten. — Die Lechfeldbahn ist nun in 5 Arbeitsloosen, eine Länge von etwas über 22 Kilometer enthaltend, vermessen und in Bauangriff genommen. Der Unterbau und das Terrain wird für 2 Geleise längs des militärischen Uebungsterrains, sonst für 1. Geleise hergestellt. Die Vollendung erfolgt voraussichtlich im Frühjahre 1876. Durch dieselbe wird die Verbindung des permanenten militärischen Uebungslagers und des Depots auf dem Lechfelde mit dem Bahnnetze hergestellt. Die Station Militärbaracken⸗ lager auf dem Lechfelde wird 12 Kilometer von Kaufering ent⸗ fernt sein.
Sachsen. Dresden, 13. August. Durch Verordnung vom 11. d. M. werden die erforderlichen Ergänzungs⸗ wahlen für die II. Kammer auf den 14. September d. J. festgesetzt. — Der Präsident des evangelisch⸗lutherischen Landes⸗ Konsistoriums, Wirkl. Geh. Rath Frhr. v. Könneritz, ist auf seinem Gute Weigsdorf in der Oberlausitz, woselbst er sich im Urlaube befand, nach kurzem Krankenlager am 12. August Nachmittags verschiden. — Der beurlaubte Vize⸗Präsident, Ober⸗Hofprediger Dr. theol. Kohlschütter, ist sofort wieder eingetroffen und hat die Leitung der Konsistorialgeschäfte über⸗ nommen.
Hessen.“ Darmstadt, 13. August. Se. Königliche boheit der Großherzog ist gestern Vormittag nach sechs⸗ wöchentlichem Aufenthalt in Friedberg zu längerem Verweilen wieder in Mainz eingetroffen. — Das Großherzogliche Mini⸗ sterum der Finanzen hat unterm 27. Juli folgende Besannt⸗ machung, betreffend die Stempeltaxe für Gewerbs⸗ patente, erlassen: Unter Bezugnahme auf die Bekannt⸗ machung vom 27. November v. J., die Gewerbsteuer betreffend, (Reg. Bl. Nr. 57), wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge⸗ bracht, daß auf Grund des Gesetzes vom 25. November v. J, die Einführung der Reichs markrechnung im Großherzogthum betreffend, die Stempeltaxe für Gewerbs⸗ und Hausirpatente, sowie für Abschriften der Hausirpatente mit Wirkung von Anfang 1876 an auf 40 Pfennige festgesetzt worden ist. *
Mecklenburg. Rostock, 12. August. Der Königlich preußische Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. Fälk, itt heute Nachmittag mit dem um 4 Uhr 50 Min. von Berlin ankommenden Zuge hier eingetroffen und wird morgen die Reise sac Se een mit dem Dampfschiff „Rostock“ über Nyljöbing
etzen. 8
Lippe. Detmold, 11. August. Höchstem Befehle Sr. Durchlaucht des Fürsten gemäß sind die Behörden des Lan⸗ es auch in diesem Jahre ermächtigt worden, am Tage der Sedanfeier ihre amtlichen Geschäfte einzustellen.
Elsaß⸗Lothringen. mes 11. August. (Ztg. f. Lothr.) — Verfügung des Ober⸗Präsidenten von Elsaß⸗Lothringen st das geistliche Seminar zu Sierck geschlossen worden, weil dessen Vorsteher sich weigerten, dasselbe dem bestehenden eglement zu unterwerfen. 3 1
“
F 89* esterreich Ungarn. Wien, 13. August. Se. Ma⸗
8 lesät der Kaiser begiebt sich heute von axemburg nach
meldete, in der Deputirtenkammer gewonnen
“ ..“ 8
Bruck a. d. Leitha, um den morgen und übermorgen dort stattfindenden militärischen Uebungen beizuwohnen. — Ihre Kai⸗ serliche und Königliche Hoheit die Erzherzogin Maria The⸗ resia, Gemahlin des Erzherzogs Karl Ludwig, ist am 9. d. M. zum längeren Sommeraufenthalte in Ischl angekommen. — Fürst Milan von Serbien vorgestern Abends von Preßburg in Budapest angekommen und um 11 Uhr Nachts mittelst Se⸗ paratzuges nach Bazias abgereist. — Der päpstliche Nuntius Jacobini verläßt heute Gran, um sich nach Raab zu begeben. — In Ungarn find nunmehr die letzten Reichstags⸗ wahlen vollzogen, und es werden bereits die Vorbereitungen für den Zusammentritt des Reichstages getroffen. Die eben stattgefundenen Nachwahlen sind fast durchweg zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Als designirter Präsident des Ab⸗ geordnetenhauses gilt der gewesene Minister⸗Präsident Bitto, nachdem der gewesene Präsident Koloman Ghyczy jede Wieder⸗ wahl ablehnt, um an den Arbeiten der Regnikolardeputation, welche über die Erneuerung des Zoll⸗ und Handelsbündnisses mit der westlichen Reichshälfte, sowie über die Quotenfrage zu berathen haben wird, theilnehmen zu können.
— 13. August. (W. T. B.) Graf Andrassy kehrt heute Abend auf seinen Landsitz nach Terebes zurück.
— 14. August. (W. T. B.) Wie der „Politischen Kor⸗ respondenz“ aus Konstantinopel gemeldet wird, hatte der öͤsterreichisch⸗ungarische Geschäftsträger, Baron Herbert, mit dem Großvezier und mit dem Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten eine Unterredung, in welcher er wiederholt beruhi⸗ gende Erklärungen über die Haltung Oesterreichs abgab, welches den Aufstand in der Herzegowina als interne An⸗ gelegenheit der Pforte betrachte. — Dieselbe Korrespondenz bespricht die Zeitungsnachrichten über die eventuell bevorstehende Ausschiffüung von türkischen Truppen in der dalmatinischen Enklave Klek und bemerkt, daß, wenn ein hierauf bezügliches Ansuchen der Pforte an das Ministerium des Auswärtigen in Wien gelangen sollte, demselben im Einklange mit fruͤheren gleichartigen Fällen entsprochen werden würde. Wie die „Presse“ meldet, reiste der österreichisch⸗ungarische Botschafter in Konstan⸗ tinopel, Graf Zichy, gestern dorthin ab.
— (W. T. B.) Von der in auswärtigen Blättern als be⸗ vorstehend gemeldeten Ankunft des Fürsten von Monte⸗ “ hierselbst ist in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts
ekannt.
Belgien. Brüssel, 14. August. (W. T. B.) Wie der „Moniteur Belge“ meldet, ist der von den Delegirten der Zuckerkonferenz im Anfang Juni aufgestellte Vertrags⸗ entwurf nunmehr zwischen Belgien, Frankreich, England und den Niederlanden abgeschlossen worden. Die betreffenden Rati⸗ fikationsurkunden werden innerhalb 6 Monaten ausgewechselt werden und soll die Konvention am 1. März 1876 in Kraft treten.
Großbritannien und Irland. London, 12. August. Der Herzog von Coimbra, Bruder des Königs von Portu⸗ gal, stattete am Dienstag Ihrer Majestät der Königin auf Osborne einen Besuch ab und wurde zur Königlichen Tafel ge⸗ zogen. — Die Königin hat den Oberst R. W. Harley zum Gouverneur der Insel Tobago ernannt.
— 13. August. (W. T. B.) Das Parlament ist heute Nachmittag durch eine Kommission Namens der Königin ge⸗ schlossen worden. In der Thronrede wird das freund⸗ schaftliche Verhältniß zu den auswärtigen Mächten hervorgehoben und die Hoffnung und das Vertrauen ausgesprochen, daß der Frieden Europas aufrecht erhalten bleibe. Der jüngst stattge⸗ habte Besuch des Sultans von Zanzibar habe zu dem Abschluß eines Ergänzungsvertrages geführt, durch welchen die voll⸗ ständige Unterdrückung des Sklavenhandels in Ostafrika erzielt werde. Wegen der auf chinesischem Gebiete erfolgten Ermordung Margary's sei eine Untersuchung eingeleitet, es werde keine Mühe gespart werden, um eine Bestrafung der Schuldigen herbeizu⸗ führen. Die Thronrede erwähnt dann noch das zunehmende Gedeihen der Kolonialbesitzungen, zählt die in der vergangenen Session zur Annahme gelangten Gesetze auf und beglückwünscht das Parlament zu diesem Resultate seiner Arbeiten.
Frankreich. Paris, 12. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht einen Bericht des Instiz⸗Ministers Du⸗ faure an den Präsidenten der Republik und im Anschlusse daran ein Dekret des letzteren, durch welches eine neue geographische Eintheilung der Gerichtssprengel in Algerien ein⸗ geführt wird. Eine Reihe älterer und oft einander wider⸗ sprechender Dekrete und Erlasse hatte die Grenzen der verschie⸗ denen Gerichtsbezirke oft verwirrt und daher eine neue und be⸗ stimmte Absteckung derselben nöthig gemacht. Die Kolonie hat nach dieser Verfügung 1 Appellationsgericht mit dem Sitze Al⸗ gier, 11 Gerichte erster Instanz, 3 Handelsgerichte in Algier, Constantine und Oran und 69 Friedensgerichte, abgesehen von den islamitischen Gerichtshöfen, deren Zahl und Sitz der General⸗Gouverneur zu bestimmen hat. — Der Minister der öffentlichen Bauten, Caillaug, hat sich nach England begeben. Die „Corr. Havas“ versichert, diese Reise bezwecke ein Einver⸗ ständniß zwischen den englischen und französischen Behörden in Bezug auf die Anlage des Tunnels zwischen Frankreich und England. — Wie der „Figaro“ meldet, fand am 11. d. Mts. eine Versammlung aller Bischöfe, die unter der Gerichts⸗ barkeit des Erzbischofs von Paris stehen, bei letzterem statt. Ihr wohnten die Erzbischöfe von Rouen, Sens, Tours und Bourges bei. Der Gegenstand dieser Versammlung soll die Frage der katholischen Universitäten gewesen sein. — Durch Dekret des Präsidenten der Republik vom 3. August ist der Abbé Cortet, ehemaliger General⸗Vikar, an Stelle des Hrn. Ravinet, der sich aus Gefundheitsrücsschten in das Privatleben zurückgezogen hat, zum Bischof von Troyes ernannt worden.
Griechenland. Der offiziellen Liste über die Deputirten⸗ wahlen zufolge sind Christides, welcher wiederholt unter König Otto und König Georg Minister war, in Syra, Deligeorgis und Trikupis, der jetzige Kabinets⸗Chef, in Misolonghi, der frühere
remier⸗Minister Bulgaris, sein Bruder und sein Neffe Kriezis in Hydra, der Kriegs⸗Minister Gennatas in Corfu, Kumunduros und sein früherer politischer Gegner Antonopulos in Messena, Zaimis und der Finanz⸗Minister Petmezas, sowie ein Bruder desselben, in Kalavryta, Valaoritis, ein Vetter des bisherigen Gesandten am Hofe von St. James, in Santa Maura und der frühere Kriegs⸗Minister Grivas in Akarnanien gewählt worden. In Athen gingen aus der Wahlurne der Kultus⸗Minister Rhallis, Philemon, der Redakteur des radikalen „Jahrhunderts“, Kali⸗ phronas, Koliatsos, Sutzos, der mehrfach dem Kriegs⸗Ministerium vorstand, und Petrakis als Deputirte hervor. Die Partei Bul⸗ garis, gegen welche sich die Angriffe der vereinigten Opposition ausschließlich richteten, hat 17 Sitze, nicht 15, wie der Telegraph Die meisten An⸗
1 3703 Mitgliedern in 55 Vereinen.
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hänger unter den neugewählten Deputirten scheint Kumunduros zu haben.
Türkei. Aus Ragusa, 13. August, wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Eine große Anzahl von Aufständischen zieht gegen Newesinje, wo ein größerer Zusammenstoß erwartet wird.
Dänemark. Kopenhagen, 13. August. Ihre Kaiser⸗ liche Hoheit die Großfürstin Dagmar kam gestern Vormit⸗ tag an Bord der russischen Dampfyacht „Derjawa?, Kapitän Go⸗ lowaschoff, mit ihren Kindern, den Großfuͤrsten Nicolaus und Georg und der Großfürstin xene hier an. Um 10 ¾ Uhr trafen Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin und die Prinzessin Thyra, nebst Prinz Johann, welche gestern Morgen Fredensborg verlassen hatten, bei der Zollbude ein, wo auch der Conseils⸗Präsident Estrup, der Minister des Aeußern Graf Moltke⸗Bregentved, der russische Ge⸗ sandte Baron Mohrenheim u. A. sich eingefunden hatten. Nachdem die russische Dampfyacht, welche von der dänischen Fregatte Jylland begrüßt wurde, indem sie ihre Raaen bemannte, Anker geworfen hatte, ging die Königsfamilie an Bord und kehrte nach kurzem Aufenthalt mit der Großfürstin und ihren Kindern zurück, während von der Batterie „Sixtus“ und von der russi⸗ schen Jacht salutirt wurde. Von der Zollbude fuhren die Hohen Herrschaften zu dem Palais der Erbprinzessin Caroline, wo dejeunirt wurde, und von dort nach Sorgenfrei, wo sie Ihre Majestät die Königin⸗Wittwe besuchten, und mit dem 3 ¼ Uhr von Kopenhagen abgehenden Eisenbahn⸗ zug wurde die Reise nach Fredensborg fortgesetzt, woselbst sie Wum 5 ¼ Uhr ankamen. Die Großfürstin wird begleitet von einer Hofdame, ihrem Hofmarschall und ihrem Leibarzt. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland wird hierselbst in vierzehn Tagen erwartet. — Der dänische Gesandte am russischen Hofe, Kammerherr Vind, welcher Urlaub erhalten hat, ist hier am 10. d. angekommen. — Der deutsche Alter⸗ thumsforscher Dr. Schliemann hält sich in diesen Tagen in Kopenhagen auf und wohnt im neuen Hotel d'Angleterre.
Amerika. New⸗York, 11, August. Das gelbe Fieber an den füdlichen Küsten der Vereinigten Staaten ist diesen Som⸗ mer auf die Forts Barrancas und Peickers beschränkt. Sonst sind die südlichen Städte und Posten, so weit bekannt ist, von dieser Plage befreit.
Afrika. Marocco. In Gibraltar bis 5. August ein⸗ gegangene Berichte der „A. A. C.“ aus Tangier melden, daß Tilaly Ben Hamo, der Commandeur der vom Sultan von Ma⸗ rocco zur Züͤchtigung der Bergstämme in den Provinzen Larache und Tangier abgesandten Truppen, im Thale von Zinats, zwölf Meilen von Tangier am Fuße der Benim Suar⸗Berge, lagert. Die Stäumme Beni Gurfal und Gibel Hatib haben sämmtliche rück⸗ ständige Steuern, sowie die ihnen wegen ihres jüngsten Unge⸗ horsams und gesetzlosen Verhaltens auferlegten Geldbußen in Geld und landwirthschaftlichen Erzeugnissen gezahlt. Die Stämme Benim Suar, Wadras, Ben Eder und Anjera haben sich bereit erklärt, sich dem Verlangen von Kaid Ben Hamo fügen zu wollen. Der Groß⸗Sherif von Wazan, Hadj Absalam, hat sich dem Vernehmen nach in das Hauptquartier von Kaid Jilaly begeben und eine beträchtliche Ermäßigung der dem Stamme Benim Suar aufgelegten Geldbuße erlangt. Einige der notorischsten Viehdiebe in der Nachbarschaft von Tangier sind verhaftet und ins Gefängniß geworfen worden. Das Vorgehen von Kaid Ben Hamo hat einen befrie⸗ digenden Stand der Dinge in der Provinz Tangier erzeugt und Zuchtviehheerden weiden in vollkommener Sicherheit Tag und Nacht, ohne, wie bisher, in den Dör⸗ fern eingepfercht zu werden. Aber in den an Tangier grenzen⸗ den Hügelbezirken von Jibel Kibir wird gleiche Sicherheit nicht genossen, da Europäer, insbesondere Spanier, mit dem Beistande maurischer Viehdiebe einen Schmuggelhandel mit den den mauri⸗ schen Bauern gestohlenen Thieren treiben. Nach Berichten aus Casablanca hat der Sultan die Erlaubniß für die Herstellung eines Wellenbrechers in diesem Hafen ertheilt, der die Befrachtung der Schiffe in hohem Grade erleichtern wird.
Nr. 33 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, e im Reichskanzler⸗Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), zat folgenden Inhalt: Allgemeine ve Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — 82 „ und Steuerwesen: Veränderungen bei Steuerstellen. — Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. — Finanzwesen: Nachweisung über die am 31. Juli 1875 im Umlaufe beziehungsweise im eigenen Be⸗ stande der deutschen Zettelbanken vorhanden gewesenen, sowie auch der nach erfolgter Einlösung vernichteten Banknoten. — Marine und Schiffahrt: Beginn ꝛc. von Steuermanns⸗Prüfungen. — Konsulat⸗ wesen: Ernennungen ꝛc.
8 Reichstags⸗Angelegenheiten.
Niach dem nunmehr amtlich feststehenden Ergebnisse der im Wahlkreise Coblenz⸗St. Goar stattgehabten Ersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten v. Savigny sind 12,102 Stimmen für Frhrn. v. Hertling (ultramontan), 3886 Stimmen für Justiz⸗Rath Bram (liberal) abgegeben worden. Der Erstere ist somit gewählt. — Durch den am Herzschlag erfolgten plötzlichen Tod des Abg. Frh. v. Hoverbeck (Fortschritt) ist das Mandat fuüͤr den 7. Wahlkreis des Regierungsbezirkz Gumbinnen, Sensburg⸗Ortelsburg er⸗ ledigt worden. Frh. v. Hoverbeck gehörte sämmtlichen nord deutschen und Reichstagen Anfangs als Vertreter des zwei ten Berliner, dann seines heimischen Wahlkreises, sowie seit 1858 bis in die neueste Zeit dem preußischen Landtage als Mitglied an. 8 Wiesbaden, 14. August. (W. T. B.) Der Reichs⸗ und Landtagsabgeordnete Johann Knapp (Mitglied der Fortschritts⸗ partei) ist gestern früh in seinem Heimathsorte Dauborn gestorben
Statistische Nachrichten.
Nach den von den Königlichen Konststorien veröffentlichten Ueber- sichten betrug die Zahl der Theologie Studirenden in den älteren preußischen Provinzen im Sommersemester 1862 1180; im Wintersemester 1873/74 667. Im Sommer 1874 war die Ge sammtzahl 636, und im Winter 1874/75 580. Die Gesammtzahl d bei sämmtlichen theologischen Fakultäten immatrikulirten Studente betrug im Sommer 1874 1776, im Winter 1874/75 1641. Die be Weitem größte Frequenz hat die theologische Fakultät in Leipzig (385) es folgen Tübingen (242), Halle (204), Erlangen (136), Berlin (134). Als Fakultäten mittlerer Frequenz reihen sich an: Göttingen (87), Jeuna (74), Straßburg (58), Bonn (56), Kiel (56) und Köni sberg (55). Schwächer besucht sind Marburg (45), Breslau (37), Rostock (31) und Greifswald (24). Die geringste Frequenz haben Heidelberg (9) und Gießen (8).
— Der Niedersächsische Feuerwehrverband besteht nach einem im Druck veröffentlichten statistischen Bericht zur Zeit aus Von diesen sind ihrer Staats⸗