der Prinz August von Württemberg, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Elifabeth und der Prinz Kita Shira Kawa von Japan. Zur Linken Sr. Majestät hatten Platz genommen Ihre Majestät die Kaiserin⸗Koͤnigin, Se. Königliche Hoheit der rinz Arthur, erzog von Connaught, Ihre Königliche Pobes die Prinzessin Carl, Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern und Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗ Meiningen.
Die Musik wurde vom Musikcorps des Garde⸗Füsilier⸗Re⸗ giments ausgeführt. Zum Vortrage gelangten: Quverture zu „Rienzi“ (Wagner); „Rhapsodie hongroise? (Liszt); Chor aus „Herakles“ (Händel); „An der schönen blauen Donau“ (Strauß); „La Paloma“, mexikanisches Lied, (Iradier) und Marsch aus „Herakles, (Händel). G “
Dem Diner folgte um 7 Uhr auf Allerhöchsten Befehl im Opernhause die Vorstellung des Ballets „Sardanapal.“ Wäh⸗ rend die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den König⸗ lichen Prosceniumslogen Platz genommen hatten, waren der erste Rang und das Parquet größtentheils für die Generalität und die Stabsoffiziere reservirt.
— Die Feier des zweiten September ist auch in diesem Jahre in der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin und, nach den bereits vorliegenden Meldungen, auch im ges ammten Deutschen Reiche unter Betheiligung aller Kreise in einer eines Nationalfestes würdigen Weise begangen worden.
Das festliche Gewand, welches die Haupt⸗ und Residenz⸗ stadt angelegt hatte, entsprach der Bedeutung des Tages. Alle Straßen bis in die entlegendsten Theile zeigten reichen Flaggen⸗ schmuck. Von vielen Dächern wehten deutsche und preußische Fahnen; zahlreiche Gebäude, namentlich Unter den Linden, in der Leipzigerstraße, in der Kaisergallerie ꝛc. waren mit Kränzen, Guirlanden und Wappenschildern geschmückt. Die Anschlag⸗
säulen kündigten allerorts in und außerhalb der Stadt Festlich⸗ keiten an. In den Straßen bewegte sich vom frühen Morgen ab ein zahlreiches, festlich gekleidetes und froh bewegtes Publi⸗ kum, welches sich namentlich auf den Wegen ansammelte, auf welchen die Truppen nach dem Tempelhofer Felde marschirten, wo in Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Leopold von Bayern und des Prinzen Arthur, Herzogs von Connaught, der Königlichen Prinzen und einer ebenso zahlreichen wie glänzenden Suite von Generalen und fremdherrlichen Offizieren die gesammte Garde⸗Infanterie (1., 2. und 4. Garde⸗Regiment z. F., Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 1, Kaiser Franz Garde⸗Grenadier⸗Regiment Nr. 2, 3. Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Königin Elisabeth, Garde⸗Füsilier⸗Regiment, Garde⸗Jäger⸗ und Garde⸗Schützen⸗Bataillon), sowie das Garde⸗ Husaren⸗Regiment und das 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, ferner die 3. reitende Batterie 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiments und die 1. Abtheilung 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiments unter Kom⸗ mando des General⸗Lieutenants von Pape, Commandeurs der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, im Feuer exgereirten. Ein besonders lebhaftes Bild entwickelte sich während der Fahrt Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Allerhöchstihrem Palais nach dem Exerzierplatze. Zu Tausenden säumte das Publikum die langen Straßenzüge ein, um am erinnerungsreichen Tage seinem allverehrten Kaiser seine Huldigungen darbringen zu koͤnnen. Sowohl auf der Hin⸗ fahrt wie auf der Rückfahrt wurden Kaiserliche Majestät mit der höchsten Begeisterung begrüßt; wie eine Woge begleiteten die mit immer erneuter Kraft hervorbrechenden Jubelrufe den Wagen des Kaiserlichen Herrn. Wie in den vorangegangenen Jahren, so fand auch gestern in den Morgen⸗ und Nachmittagsstunden in zahlreichen Kirchen liturgischer Gottesdienst statt, während in den Schulen ent⸗ prechende Feierlichkeiten veranstaltet wurden.
In den Gymnasien und Realschulen sowohl, als in den
höheren Töchterschulen und in den Gemeindeschulen traten früh die Schüler und Schülerinnen zusammen, um nach einem ge⸗ ungenen Chorale durch eine Festrede auf die Wichtigkeit des Tages aufmerksam gemacht zu werden. Ein Hoch auf Kaiser und Reich und das Absingen eines vater⸗ ländischen Liedes beschloß allenthalben den Aktus. Der übrige Theil des frei gegebenen Tages wurde von den Schulen meist zu Ausflügen, zu Schauturnen u. s. w. benutzt; allent⸗ halben trat das Bestreben hervor, in den Herzen der Jugend durch geeignete Arrangements die Keime der Vaterlandsliebe zu kräftigen und das Verständniß für den Sedan⸗Tag zu wecken. 1 Die Königlichen und städtischen Bureaus, die Börse, viele Fabriken und Engrosgeschäfte waren den ganzen Tag geschlossen; n den offenen Läden war vielfach durch Büsten, Lorbeeren und durch geschmackvolles Arrangement der zum Verkauf stehenden Waaren der freudigen Theilnahme am nationalen Feste ein ent⸗ sprechender Ausdruck gegeben. Unter den festlich geschmückten öffentlichen Gebäuden ragte vor allen der in allen Etagen mit Flaggen dicht behangene Rathhausthurm hervor und bildete gewissermaßen das Signal weithin für Stadt und Land, daß Berlin den National⸗ Festtag voll und ganz feierte. Um die Mittagszeit erklangen us den Nischen des Thurmes zu der dicht versammelten Men⸗ schenmenge die Klänge des Fesichorals herab.
Echt patriotisch war die Gedenkfeier, welcher der Ostdistrikt Berlins unter Leitung des Distriktsvorstehers Richter arrangirt hatte. Bekanntlich war am 2. September 1874 auf dem Lands⸗
berger Platze hierselbst der Grundstein zu einem Denkmal gelegt worden, das der Ostdistrikt Berlins seinen in den letzten Kriegen auf dem Felde der Ehre gefallenen Kriegern errichten will. Am gestrigen Tage war der Platz in einen herrlichen Festplatz umgewandelt. Die Stelle, unter der der Grundstein liegt, wurde durch ein Blumenbeet bezeichnet; einige Schritte dahinter erhob sich auf einem Sockel die Kolossal⸗ üste Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Gegen 2 Uhr füllte sich der Festplatz, den eine unübersehbare Menschen⸗ menge umgab, mit Mitgliedern des Ostklubs und den ge⸗ ladenen Gästen, unter denen sich der Ober⸗Bürgermeister Hobrecht, der Bürgermeister Duncker, der Stadtverordneten⸗ orsteher Dr. Straßmann und der Bildhauer Calandrelli, dem ie Ausführung des Denkmals übertragen ist, befanden. Nach dem Gesange der „Wacht am Rhein“ hielt der Distriktsvorsteher Richter eine längere Ansprache, die auf das Denkmal Bezu hatte und mit einem mit B rung aufgenommenen Hoch 89 Se. Majestät den Kaiser und König schloß. Der Ge⸗ sang der Volkshymne beendete die erhebende Feier. Ein Fest⸗ ssen im Böhmischen Brauhause vereinigte nachher die Versamm⸗ lung bis zur späten Abendstunde.
Der Nachmittag des Tages wurde von vielen Vereinen, Gesellschaften, Korporationen u. s. w. zu Festessen oder sonstigen festlichen Veranstaltungen benutzt. Unter den Festlichkeiten dieser Art gedenken wir der ewirthung der Invaliden des
hiefigen Invalidenbataillons im ‚„Volksgarten“ auf dem Gesund⸗ runnen. Die tapferen Krieger wurden um 2 Uhr mit Kremsern abgeholt und Abends ebenso zurückbefördert. Die Tafelmusik wurde durch die verstärkte Hauskapelle ausgeführt. Abends wurde bei bengalischer Beleuchtung des großen Etablisse⸗ ments ein Feuerwerk abgebrannt und zum Schluß der große Zapfenstreich mit Gebet geschlagen. b “
Die Offizier⸗Corps der verschiedenen hier in Berlin garnisonirenden Truppentheile feierten den Tag in den betref⸗ fenden Kasinos durch Festmahle.
Mit dem herannahenden Abend strömte das Publikum zu vielen Tausenden in die Theater und die großen Vergnügungs⸗ lokale innerhalb und in der Nähe Berlins.
Sämmtliche Theater feierten den Festtag entweder mit der Jubelouverture oder einem Prologe. In den Gärten einzelner Theater war die Beleuchtung durch künstliche Mittel verstärkt und verschönt; Schlachtmusik, Feuerwerk und bengalische Be⸗ leuchtung bildeten den Schluß. — Im National⸗Theater feierte der Verein ehemaliger Chargirter der Artillerie „Lunte“ den Festtag durch die Aufführung von Less ings „Minna von Barnhelm“. Ein patriotischer, von einem Vor⸗ standsmitgliede vorgetragener Prolog eröffnete die Vorstel⸗ lllung. Die eingelegten lebenden Bilder — Germania's Erhebung — die Trias Bismarck, Moltke, Roon — die Gefangengebung Napoleons — die Heimkehr — erfreuten sich des lebhaftesten Beifalls. Das von kerngesunder Volksthümlichkeit ge⸗ tragene Lessingsche Lustspiel übte auch diesmal die unverwüstliche Anziehungskraft auf Jung und Alt. Direktor Buchholz gab den „Paul Werner“ und Fr. Formes⸗Schüler die „Franziska“, während Hr. Conrad den „Just“, Hr. Lortzing „Tellheim“, Frl. Reinwald „Minna v. Barnhelm spielte. Vor und nach der Vorstellung fand in dem mit Fahnen und Blumen geschmückten geräumigen Garten großes Konzert statt; den Schluß der Feier bildete unter artilleristischer Leitung ein Brillantfeuerwerk, wie es Berlin selten gesehen hat.
Ein überaus reges Leben hatte sich in den zahlreichen Ver⸗ gnügungs⸗ und Gartenlokalen entwickelt. Hier waren es namentlich die Gesang⸗, Turn⸗ und Kriegervereine, die an einzelnen Orten den Haupttheil des Publikums bildeten. Die Gärten selbst erstrahlten bei eintretender Dunkelheit in prächtiger und äußerst geschmackvoller Illumination; zahlreiche Feuerwerke mit zischen den Raketen und sanft aufsteigenden Leuchtkugeln, mit Feuerrädern und Namenszügen bildeten mit der Musik, die vorzugsweise vaterländische Weisen spielte, das regelmäßig wiederkehrende Pro⸗ gramm.
Von den größeren Etablissements zeichnete sich zunächst die „Flora“ in Charlottenburg aus, wo während des Concertes ein Brillantfeuerwerk abgebrannt und der Garten, die Terrassen und die Fontainen bengalisch beleuchtet wurden. — Der zoolo⸗ gische Garten war bereits am Mittwoch während eines traconcertes mit Ballons, Lampions u. s. w. festlich illuminirt gewesen. — Im Stadtpark war ein großes Tripelconcert, in welchem Spontini's Borussia und Lachners „Macte Imperator“ vorgetragen wurden. In der festlichen Dekoration des Gartens zeichnete sich vor Allem eine große Reiterstatue Sr. Majestät des Kaisers und Königs aus. — Im Neuen Hofjäger war die Berliner Krieger⸗ kameradschaft versammelt und feierte durch ein Militär⸗ concert und durch Feuerwerk die Erinnerung an den ehrenreichen Ruhmestag. — Der Veteranen⸗ und der Rix⸗ dorfer Landwehr⸗Verein waren in der Unions⸗Brauerei zusammengetroffen. — In der Societäts⸗Brauerei beging der 1. Bezirk des deutschen Kriegerbundes, welcher Berlin umfaßt, und zu dem 14 Vereine gehören, seine Sedanfeier. Dem üblichen Programme: Concert, Feuerwerk und Illumination des Gartens, waren, in Berücksichtigung der zahlreichen Kinder⸗ welt der Vereinsmitglieder, Kinderbelustigungen aller Art einge⸗ fügt, und hatte der Ausschuß zu diesem Zwecke 450 Preise aus⸗ gesetzt. — Der Verein „Berliner Turnerschaft“ verkehrte im großen Saale der Tivolibrauerei, der „Berliner Turnrath“ in der Norddeutschen Brauerei; beide Ver⸗ eine hatten zuvor unter Gesang und Rede einen mächtigen Holz⸗ stoß auf dem Kreuzberge und auf dem Hügel an der Müller⸗ straße als Freudenfeuer angezündet.
Mit Anbruch der Nacht begann die Illumination der Stadt. Besonders glänzend gestaltete sich dieselbe Unter den Linden, in der Wilhelmstraße, der Leipzigerstraße u. s. w. An zahlreichen Fronten der verschiedensten Straßen war das Arrangement ein geschmack⸗ und prachtvolles. Weithin über alle Gebäude strahlte aber in rothem bengalischen Lichte der Rathhausthurm; wie eine glühende Säule ragte er in der dunklen Nacht empor, eine Erscheinung, welche ihres tiefen Ein⸗ druckes auf das in den Straßen sich drängende Publikum nicht verfehlte.
So verlief die große Nationalfeier in Berlin überall, wo deutsche Männer zusammentraten, sei es unter sich oder im Verein mit Weib und Kind, in einer festlich gehobenen und un⸗ getrübten Stimmung; überall herrschte patriotischer Jubel, der mit gerechtem Stolze des großen Tages gedachte. Zahllose Hochs auf Kaiser und Reich sind erklungen und haben ihr freu⸗ diges Echo im ganzen deutschen Vaterlande gefunden.
Von auswärts liegen heute bereits nachstehende Berichte über Festlichkeiten zu Ehren des Tages vor:
Königsberg i. Pr., 2. September. Die Sedan⸗ feier ist hier mit einem großen Festzuge durch die reich geschmückten Straßen der Stadt begangen worden, die Festrede wurde vom Ober⸗Bürgermeister Selke gehalten. An Se. Majestät den Kaiser wurde, wie die hiesige „Hartungsche Zeitung“ meldet, folgendes Telegramm abgesendet: „Sr. Majestät ent⸗ sendet die zur Sedanfeier versammelte Einwohnerschaft Königs⸗ bergs ihren allerunterthänigsten Glückwunsch zu dem heutigen Gedenktage mit der Versicherung unverbrüchlicher Treue.“
Posen, 2. September, Nachmittags. An dem zur Feier des heutigen Tages veranstalteten Festzuge nahmen fast alle Vereine und Gewerke mit ihren Fahnen und Abzeichen Theil. Die Festrede wurde vom Vorsitzenden des Fest⸗ Comités, Ober⸗Postdirektor Schiffmann, auf dem Wilhelmsplatze gehalten, das Hoch auf den Kaiser, womit die Rede fchloß wurde enthufiastisch aufgenommen. Die weitere Feier findet in dem Landwehrgarten statt; zu der für heute Abend projektirten Illumination werden überall Vorbereitungen getroffen.
Frankfurt a. M., 2. September, Mittags. (W. T. B.) Die heutige Nationalfeier wurde Morgens zwischen 7 und 8 Uhr durch Glockengeläute von allen Thürmen, Böllerschüsse von der Maininsel und durch Abblasen eines Chorals vom Ka⸗ tharinenthurme eingeleitet. Im Laufe des Vormittags fand in den Kirchen und Synagogen feierlicher Gottesdienst, so wie im
Römersaale der Rede⸗Aktus des Gymnasiums statt. Die Stadt ist in allen Theilen reich mit Fahnen geschmückt. “
— 3. September. Vormittags. (W. T. B.) Zur Feier des Sedantages fand gestern Abend ein Festbanket statt, wel⸗ ches sehr zahlreich besucht war. Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Mumm von Schwarzenstein brachte einen enthusiastisch auf⸗ genommenen Toast auf den Kaiser aus und sandte hierauf unter der jubelnden Zustimmung der Festgäste, folgendes Telegramm, an Se. Majestät: „Die zur Feier des 2. September versammelten Festgäste, treu zu Kaiser und Reich stehend, entbieten Ew. Majestät ehrfurchtsvollen Gruß.“
Bonn, 1. September. Die Idee, den Vorabend des Sedanfestes durch eine Beleuchtung der den Rhein von Rolandseck bis Bonn einfassenden Bergpar⸗ tien zu begehen, schlug hier schnell Wurzel. Die Kosten des Unternehmens wurden bald gezeichnet, die Anstalten in Eile getroffen und ausgeführt. Zum besseren und übersichtlicheren Genusse der Beleuchtung hatte die Rhein⸗Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft mehrere ihrer Dampfer dem Publikum zur Ver⸗
fügung gestellt. Der erste, der sogenannte Festdampfer, trug die
Mitglieder des Festausschusses und deren Freunde; auf den übrigen hatte die große Menge gegen vorher zu lösende Karten Zutritt. Unter den Klängen eines Mufikcorps und dem Absingen vaterländischer Lieder fuhr das kleine Geschwader den Strom hinauf. Oberhalb Nonnenwerth gab ein Trompetenton vom ersten Boote das Zeichen zum Beginne der Beleuchtung: aufflammten die Raketen, aufbrannten die Freudenfeuer auf den Bergeshöhen, aufloderten die bengalischen Flammen an den stattlichen Palästen des Rheinufers. Ein tausendstimmiges Hurrah galt der Stadt Rolandseck, wo durch geschickte Verwendung pyrotechnischer Mittel ein feenhafter Eindruck hervorgebracht wurde. Die Beleuchtung des Siebengebirges und der angrenzenden Höhen war auf weite Fernen hin sichtbar. Dann ging es vorbei an dem herrlich illuminirten Königswinter, vorbei an Plittersdorf, wo die Schul⸗ jugend am Ufer sang, vorbei an Obercassel, dessen alter Kirch⸗ thurm sich in röthlichen Flammen ganz hervorhob, nach Bonn zu. Der Godesberg zur Linken, der sog. stumpfe Thurm zur Rechten, beide mit rosiger Gluth übergossen, bildeten gleichsam die Pfeiler des Thores, durch welches die lampengeschmückten Schiffe der Stadt sich näherten. Es schwamm diese an dem Ufer in einem Feuermeer. So wie die Dampfer herankamen, tauchte sich eine Villa nach der andern in eine Fülle bengalischer Beleuchtung; dabei krachten Böllerschüsse, durchfuhren Raketen die Luft und ertönten Gesang und Beffallsrufe von den Schiffen sowohl wie vom Lande. Rheinabwärts schloß die er⸗ hellte Kirche von Schwarz⸗Rheindorf das Panorama ab. Gegen 9 Uhr hatte die Fahrt ihr Ende erreicht. Eine endlose Menge hatte sich am Landungsplatze eingefunden, um die Festschiffer zu empfangen und nach der Beethovenhalle zu geleiten. Dort wur⸗ den patriotische Reden gehalten: es sprachen v. Sybel, v. Dechen und Andere, und erst spät trennten sich die Feiernden.
München, 3. September, Morgens. Zur Feier des Sedantages hat gestern hier im Kolosseum eine sehr zahlreich besuchte Festversammlung stattgefunden, welcher die Staats⸗Minister von Pfretzschner und von Pfeufer, sowie viele andere höhere Staatsbeamte beiwohnten. Außerdem waren viele Mitglieder des volkswirthschaftlichen Kongresses anwesend. Der Abgeordnete Professor Haushofer hielt die Festrede, welche beifälligst aufgenommen wurde. In den von dem Bürgermeister Erhard bei der Begrüßung der Versammlung ausgebrachten Toast auf den König von Bayern und den Deutschen Kaiser stimmten die Anwesenden mit großem Jubel ein. Erst nach Mitternacht trennten sich die Festtheilnehmer.
Stuttgart, 3. September. Das Sedanfest ist hier unter Betheiligung der gesammten Bevölkerung in der festlichsten Weise verlaufen. Die Stadt war reich beflaggt, die meisten Geschäfte waren geschlossen. Am Vormittag fanden Festakte in den Schulen und Festgottesdienste in den Kirchen statt. Am Nachmittag war ein Jugendfest auf dem Schützen⸗ festplatz veranstaltet; dasselbe war so zahlreich besucht, daß die große Festhalle die Menge der Festtheilnehmer nicht zu fassen vermochte. Am Abend fand ein großes Festbanket in der Lieder⸗ halle statt.
Darmstadt, 2. September. Trotz der verschiedenartigsten Schwierigkeiten, welchen das Abbrennen des für gestern Abend projektirt gewesenen Freudenfeuers zur Vorfeier des Nationalfestes des zweiten Septembers begegnete, fand dasselbe dennoch unter zahlreicher Betheilung des Publikums auf einem großen freien Platze im sogenannten Blumenthalschen Viertel statt. Als Korporationen waren dabei vertreten die Turngemeinde und der Kriegerverein, dessen ausgezeichnete Kapelle zur Verherrlichung der Feier durch den Vortrag mehrerer Musik⸗ stücke wesentlich beitrug. Nachdem der ansehnliche, dem Feuer⸗ tod geweihte Haufen, bestehend aus Holz, Fässern, Kisten u. s. w. in Brand gesteckt war, intonirte die Musik des Kriegervereins den Choral: „Eine feste Burg ist unser Gott“, worauf der Obmann der hiesigen Turnerfeuerwehr, Hr. Justus, ein mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf das deutsche Vaterland ausbrachte. Die Befürchtung, daß der ge⸗ wählte Platz die Wahrnehmung des Feuers auf den Höhen am Rhein nicht ermögliche, und daß das hiesige Feuer auch dor⸗ ten nicht bemerkt werde, erwies sich als unbegründet; denn mit Jubel wurden die aufsteigenden Feuerzeichen am Taunus und an den Hügeln des Rheins begrüßt.
— Ueber die Anwesenheit Sr. Kaiserlichen und
Königlichen Hoheit des Kronprinzen in Stutt⸗ gart und Ulm meldet der „St. A. f. W.“ Folgendes: Stuttgart, 31. August. Gestern Morgen um 5 Uhr mar⸗ schirte die aus dem Grenadier⸗Regiment Königin Olga Nr. 119 und dem 7. Infanterie⸗Regiment Nr. 125 bestehende 51. Infanterie⸗ Brigade (1. Königlich Württembergische), der eine Batterie des Feld⸗ Artillerie⸗Regiments Nr. 29 zugetheilt war, etwa 2300 Mann stark, auf die Felder zwischen Möhringen und Vaihingen zur Besichtigung durch Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen des Deutschen Reichs, als General⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspektion. Um 7 ½ Uhr mußte der Auf⸗ marsch, mit Front gegen die Straße Möhringen⸗Vaihingen, Parade⸗Aufstellung in Kolonne mit Compagnie⸗Fronten, die Bataillone neben einander, unter dem Kommando des Ge⸗ nerals v. Herzberg vollzogen sein. Um 8 Uhr kam Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit angefahren, bestieg das für ihn be⸗ reit gehaltene Pferd und ritt sodann, umgeben von seinem Stab, der hiesigen Generalität und deren Stäben, die Fronten entlang. Hierauf erfolgten Parademarsch in Compagniefront, Vorexerziren des 1. Bataillons des 1. Infanterie⸗Regiments und des Fü⸗ lier⸗Bataillons des 7. Infanterie⸗Regiments, Schulbewegungen in der Brigade und Gefechtsexerziren mit supponirtem Gegner in der Richtung nach Möhringen hin. Den Schluß dieser sehr eingehenden Besichtigung bildete der Parademarsch in Regiments⸗ kolonnen mit aufgepflanztem Seitengewehr. Um 10 Uhr waren sämmtliche Uebungen beendigt, uͤber welche der hohe In⸗
t
mit einem Hoch auf die Stadt Augsburg.
die Reichs⸗Justiz⸗Kommission
spizirende im Kreise der zusammenberufenen Generale und Stabs⸗Offiziere sich mit Befriedigung aussprach. Die Mann⸗ schaften durften die Gewehre zusammenstellen, und Se. Kaiser⸗ 25 und Königliche Hoheit unterhielt sich mit den bataillons⸗ weise beisammenstehenden Offizieren. Um 12 ½ Uhr trafen die Truppen wieder in der Garnison ein, vom Wetter sehr begünstigt, nachdem der vorgestrige Regen den unerträglichen Staub gelegt und die glühende Atmosphäre genügend abgekühlt hatte.
Den Hinweg hatte der Kronprinz über Kaltenthal und Vaihingen genommen, wo EChrenpforten errichtet waren. In letzterem Orte hielt der Schultheiß eine kurze Ansprache. Im Rückweg ging es durch Möhringen und Degerloch, die sich eben⸗ falls festlich geschmückt hatten. Auf dem ganzen Wege war die Bevölkerung auf den Beinen, um den gefeierten Truppenführer zu begrüßen.
Heute früh fand von 10 Uhr an die Besichtigung der zu einer Division vereinigten württembergischen Kavallerie⸗ Regimenter durch den General⸗Inspecteur der IV. Armee⸗ Inspektion, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kron⸗
rinzen des Deutschen Reiches, statt. Der Kavallerie⸗Division, welche aus 5 Regimentern, à 4 Escadrons, bestand, waren 2 Batterien beigegeben. Die Division war von General⸗Major von Salviati befehligt, die Dragoner⸗Brigade vom General von Massow, die Ulanen⸗Brigade von Oberst von Aussin, das kom⸗ binirte 5. Regiment von Major Graf zur Lippe. Die UMebungen fanden auf dem „langen Feld“ zwischen Mög⸗ lingen, Schwieberdingen und Münchingen statt. Vom
esten Wetter begünstigt, gingen die Cyxerzitien, welche einen prächtigen Anblick boten, aufs gelungenste vor sich. Ein starker Thau in der vorausgegangenen Nacht hatte den Staub geloͤscht und der Himmel hatte sich mit einem dichten Schleier bedeckt, der erst gegen Mittag die Sonne durchdringen ließ. Die Uebungen stellten die Verwendung von Kavallerie, kombinirt mit Artillerie, gegen feindliche Reiterei und Artillerie vor. Besonders brillant war gegen den Schluß die Attake mit Flankenattake gegen einen markirten Feind. Den Schluß bildete der Parademarsch vor dem hohen General⸗Inspecteur in Eska⸗ dronsfront, ausgeführt zuerst im Trab und nachher im Galopp. Nachmittags um 1 Uhr 38 Minuten begab sich der Kronprinz mit dem Schnellzug nach Friedrichshafen. Am Mittwoch findet die Besichtigung der kombinirten 53. und 54. Infanteriebrigade bei Dornstadt, in der Nähe von Ulm, statt, worauf Se. Kaiser⸗ liche Hoheit sich nach Augsburg begeben wird.
Ulm, 31. August. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches traf heute Nachmittag 4 Uhr mit dem Stuttgarter Schnellzug hier ein und setzte nach einem Aufent⸗ halt von einer Viertelstunde mittelst Extrazugs die Reise nach Friedrichshafen zum Besuch am Königlichen Hoflager fort. Die Generalität und die Commandeure selbständiger Abtheilungen, die Regierungsbehörden, der Ober⸗Bürgermeister, der Post⸗ und Bahnamts⸗Vorstand zc. hatten sich auf dem Bahnhof zum Em⸗ pfang eingefunden. Se. Kaiserliche Hoheit ließ sich die Anwesen⸗ den vorstellen und unterhielt sich aufs huldvollste mit denselben, bis ihn der Zug unter Hochrufen wieder entführte.
— Am Mittwoch, 1. September, Abends 6 ¼ Uhr, ist Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz von Ulm in Augsburg eingetroffen und auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Militärbehörden, unter denen sich auch der Kom⸗ mandant des I. Bbayerischen Armee⸗Corps, General v. d. Tann, befand, und den städtischen Behörden auf das Herzlichste empfangen worden. Später begab Sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit in einer Königlichen Equipage mit Seinem Stabe nach Seinem Absteigequartier, dem „Bayerischen Hof“. Auf dem Wege dorthin wurde der Kronprinz von der sehr zahlreich versammelten Menschenmenge mit enthusiasti⸗ schen Hochrufen begrüßt. Bei eintretender Dunkelheit fand zu Ehren Höchstdesselben Illumination mit bengalischer Beleuch⸗ tung des Königsplatzes statt. Gegen 8 Uhr brachten die städti⸗ schen Orchester⸗ und sämmtliche Gesangvereine dem Kronprinzen eine Serenade. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit erschien wiederholt dankend am Fenster und wurde jedesmal mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt.
Gestern wohnte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit einem festlichen Diner in dem goldenen Rathhaussaale bei. Der Kron⸗ prinz, zu dessen Empfang sich schon von 3 Uhr ab die Civil⸗ und Militärbehörden, sowie die städtischen Behörden an dem reich geschmückten Rathhause versammelt hatten, wurde bei Seiner gegen ¼ 5 Uhr erfolgten Ankunft vom Bürger⸗ meister Fischer begrüßt und unter lebhaften Hochrufen der nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge in das Innere des Rathhauses geleitet. Bei dem Diner im goldenen Rath⸗ haussaale, an welchem auch General v. d. Tann und Fürst Fugger theilnahmen, ergriff Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit zuerst das Wort, indem Höchstderselbe ein Hoch auf Se. Ma⸗ jestät den König Ludwig von Bayern ausbrachte. Der darauf folgende Toast des Bürgermeisters Fischer galt Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen, dem siegreichen Führer des bayerischen Heeres. Der Kronprinz schloß
— Nach mehrwöchentlicher Ruhepause ist am 1. September wieder zusammengetreten; es wurde mit Berathung der Strafprozeß⸗Ordnung fort⸗ gefahren. §. 208, welcher von Aussetzung der Verhandlung in Fällen handelt, in welchen ein zu vernehmender Zeuge oder
Sachverständiger so spät namhaft gemacht worden ist, daß es
ännderte Annahme.
Festste
8 diesem an der zur Einziehung von Erkundigungen erforderlichen Zeit gefehlt hat, mit einer unwesentlichen vom Abg. Dr. Grimm beantragten Aenderung angenommen.
§. 209 wurde auf den daß, nur
Antrag des Abg. Dr. Marquardsen dahin geändert, Benehmens
wenn das ericht wegen ordnungswidrigen des Angeklagten zeitweise dessen Entfernung aus dem Sitzungszimmer angeordnet hat, die Vernehmung eines Zeugen oder Mitangeklagten auch ohne Anmesenheit jenes Angeklagten erfolgen kann. Die 8s 210 — 212 fanden unver⸗ Eine längere Erörterung rief §. 213 hervor
über die Frage, ob auch die Aussage eines Mit schuldigen, der in Geisteskrankheit verfallen oder verstorben ist, solle e werden können. Die Mehrheit entschied sich im Interesse der materiellen Wahrheit gegenüber den dawider aus dem Grundsatze der Mündlichkeit erhobenen Einwendungen für die Beibehaltung der Bestimmungen des Entwurfs. Dagegen wurde nach lebhaf⸗ ter Diskussion der §. 214, wonach bei der Vernehmung eines Zeugen oder Sachversäändigen das Protokoll über dessen frühere “ zur Unterstützung seines Gedächtnisses oder zur ung oder Hebung von Widersprüchen soll verlesen werden
können, auf Antrag des Abg. Dr. Gneist, welcher in dieser Be⸗
timmung eine Verletzung des Grundsatzes der Mündlichkeit er⸗ lickte, gänzlich gestrichen, nachdem eine Reihe von Vermittelungs⸗ Anträgen abgelehnt worden war.
— Die Leiter eines politischen Vereins, der mit anderen Vereinen gleicher Art in Verbindung steht, sind, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 17. Juni d. ., schon in Folge der Konstituirung eines solchen Vereins strafbar, selbst wenn noch keine Vereinsversammlungen statt⸗ gefunden haben.
— Die durch Drohung bewirkte Erpressung ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 16. Juli d. J., strafbar, selbst wenn die angedrohte Gewaltthat nicht näher bezeichnet wird.
EE nd 9. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade sowie die reitende Abtheilung 1. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiments sind in das Mansverterrain ausgerückt.
— Se. Durchlaucht der Fürst von Pleß ist gestern Abend aus Steiermark hier angekommen und hat im Hotel Royal Wohnung genommen. Ebendaselbst sind abgestiegen: der Kaiserlich russische Adelsmarschall Fürst Repnin und der Kaiserlich russische Gesandte in Washington, Wirklicher Staatsrath Schischkin, beide heute früh aus Frankfurt a. M. bezw. St. Petersburg hier eingetroffen.
— Der Genfral⸗Lieutenant von Biehler, mit Wahr⸗ nehmung der Geschäfte der General⸗Inspektion des Ingenieur⸗ Corps und der Festungen Allerhöchst beauftragt, ist von seiner Inspizirungsreise in den westlichen Provinzen, der General⸗ Major von Kameke, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspek⸗ tion, von den Schießübungen der zur Inspektion gehörigen Truppentheile zurückgekehrt.
— Der General⸗Lieutenant Hamilton und der Oberst⸗ Lieutenant Fraser von der Königlich englischen, sowie der Oberst Veneti von der Königlich italienischen Armee sind hier eingetroffen, um den Herbstübungen beizuwohnen.
— Der Kaiserliche Gesandte in Washington, Dr. von Schlözer, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligt gewesenen Urlaube nach Europa am 17. August auf seinem Posten wieder eingetroffen.
— Der spanische Gesandte am hiesigen Hofe, Merry y Colom, hat sich gestern früh in Begleitung der beiden Ge⸗ sandtschaftssekretäre de Vallés und Fesser y Fesser zur Investi⸗ tur Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen mit dem Orden des goldenen Vließes nach Weimar begeben.
— Fürst Wolkonsky, Stallmeister Sr. Kaiserlichen Ho⸗ heit des Großfürsten⸗Thronfolgers von Rußland, traf heute früh aus Paris hier ein und reiste nach kurzem Aufenthalt nach St. Petersburg weiter.
— Am 25. Juli d. J. ist in Port au Prince (Hatti) der nach längerer Krankheit verstorbene Kaiserliche Konsul Kauf⸗ mann Christian Schulz bestattet worden. Zu der Leichen⸗ feier war der Präsident der Republik mit allen Ministern und den Spitzen der einheimischen Behörden erschienen; ebenso waren die diplomatischen und konsularischen Vertreter der fremden Mächte in Port au Prince, sowie ein zahlreiches Publikum aus allen Kreisen der Gesellschaft anwesend. Diese rege Betheiligung legte ein beredtes Zeugniß davon ab, in wie hohem Maße der Dahingeschiedene sich in seiner amtlichen wie privaten Wirksam⸗ keit die allgemeine Achtung und Liebe zu erwerben ver⸗ standen hat.
— S. M. Kbt. „Cyclop“ hat am 22. Juni ecr. den Hafen von Aden verlassen, erreichte am 5. Juli die Rhede von Colombo, ging von hier aus am 7. desselben Monats wieder in See und ankerte am 17. Juli cr. auf der Rhede von Singapore.
S. M. S. „Augusta“ ging am 25. Juli cr. von Monte⸗ video nach Buenos⸗Anres in See und ankerte dort an demselben Tage; verließ am 29. desselben Monats Buenos⸗Ayres, traf unter Anlaufen von Montevideo am 4. August Morgens vor Rio de Janeiro wieder ein und beabsichtigte am 5. August die Reise nach Sabanilla anzutreten.
Danzig, 1. September. (W. T. B.) Heute hat hier zwischen Delegirten des Vorsteheramtes der hiesigen Kauf⸗ mannschaft und des Centralvereins; der westpreußischen Landwirthe eine Besprechung über die schutzzöllne⸗ rischen Agitationen stattgehabt. In derselben wurde beschlossen, am 25. d. in Danzig eine größere öffent⸗ liche Versammlung abzuhalten, hierzu die Mitglieder der landwirthschaftlichen und der gewerblichen Vereine, der kaufmännischen Korporationen, der Magistrate und der Kreisausschüsse von Westpreußen einzuladen und der⸗ selben einen Protest gegen die von den Schutzzöllnern geforderte Sistirung der durch das Tarifgesetz von 1873 be⸗ stimmten Aufhebung der Zölle auf Eisen und Maschinen vorzu⸗ legen. Dieser Protest soll dem Bundesrathe und dem Reichs⸗ tage mitgetheilt werden. Die auf Grund des Protestes auszu⸗ arbeitende Denkschrift soll die für die Vertheidigung des Schutz⸗ zollsystems aufgestellten Behauptungen widerlegen. Endlich sollen die Kaufmannschaften und die landwirthschaftlichen Ver⸗ eine der übrigen Provinzen aufgefordert werden, in ähnlicher Weise gegen die schutzzöllnerischen Agitationen vorzugehen.
Kiel, 31. August. (Kieler Ztg.) Diesen Morgen verließ die Fregatte „Niobe“ den Hafen und ging nach Wismar in See. — Die Korvette „Luise“, die am 10. Oktober d. J. in Dienst gestellt wird, geht nach Ostasien behufs Ablösung der Korvette „Ariadne’. — Die Korvette „Hertha“ hat am 19. Juni cr. den Hafen von Hongkong verlassen und ist am 3. Juli cr. im Hafen von Yokohama eingetroffen.
Sachsen. Dresden, 1. September. Se. Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Ludwig Victor ist heute Vormittag 9 ¼¾ Uhr mittelst der Nordwestbahn von Wien kom⸗ mend hier eingetroffen und im hiesigen böhmischen Bahnhofe von Ihrer Majestät der Königin Marie empfangen worden, welche von der Hofdame v. Nostiz und dem Ober⸗Hofmeister v. Minckwitz begleitet war. — Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen ist heute nach Berlin zurück⸗ gekehrt.
Württemberg. Stuttgart, 31. August. Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen ist heute Nachmittag wieder von hier abgereist, um sich zum Besuche der Königlichen Familie nach Friedrichshafen zu begeben. — Am 30. August Nachmittags beehrte Se. Kaiserliche Hoheit den Minister der Justiz und der auswärtigen Angelegenheiten, v. Mittnacht, mit einem längeren Besuche. — Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 30 promulgirt das Gesetz zur Ausführung des Reichs⸗
gesetzes vom 6. Februar 1875, betreffend die Beurkundung des Personenstandes und die Cheschließurn g, vom
8. August 1875, und die Ausführuegsv er ordnung des 1 raths vom 22. Juni 1875. 8
Friedrichshafen, 31. August. Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Konstantin von dea Fatserzis Hohet Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin Wera von Württemberg, ist gestern zum Besuche der Königlichen Familie hier eingetroffen und im Schlosse abgestiegen.
Baden. Aus Karlsruhe, 31. August, meldet die Karlsr. Ztg.: Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs unternahm Sonnabend, den 28., Abends mit der Großherzoglichen Familie auf dem Dampfboot „Kaiser Wilhelm“ einen Ausflug nach Schloß Monfort zum Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen. An Station Hagnau wurde gelandet, da Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm sich dem Besuch in Montfort anschließen wollte und an Bord stieg. Die Bewohner von Langenargen bereiteten dem Deutschen Kronprinzen einen eben so festlichen wie herzlichen Empfang. Nach einstündigem Aufenthalt bei Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen verließen die Allerhöchsten Herrschaften Schloß Montfort, geleiteten die Prinzessin Wilhelm nach Schloß Kirch⸗ berg, fuhren noch bei Konstanz vorüber und kehrten nach Mainau zurück, wo beim Landen des Schiffes die Insel und das Schloß mit bengalischem Feuer erleuchtet war. 8
Sonntag, den 29, früh 7 Uhr, verließ der Deutsche Kron⸗ prinz Schloß Mainau und begab sich mit Extrazug nach Krauchenwies zur Fürstlich Hohenzollernschen Familie. Mit einem späteren Zug folgten Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin ebenfalls dorthin, und ver⸗ brachten den Tag in dem zahlreichen fürstlichen Familienkreis Es befanden sich dort Ihre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern mit ihren Kindern und Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Anhalt mit Familie. Nachmittags begaben sich sämmtliche Allerhöchsten errschaften von Krauchenwies nach Sigmaringen zum Besuch der erühmten Fürstlichen Kunstsammlungen, wobei dem Deutschen Kronprinzen ein begeisterter Empfang von Seite der Bewohner der Stadt und Umgegend bereitet ward. Se. Kaiserliche Hoheit setzte am Abend die Reise nach Stuttgart fort, und Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin kehrten später von Krauchenwies nach Schloß Mainau zurück.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 1. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Abend 7 ¼ Uhr aus Ostende hier eingetroffen; um gleiche Zeit auch Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroß⸗ herzogin, sowie Ihre Hoheiten die Prinzessinnen. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin hatte sich zum Empfang an den Bahnhof begeben, wo auch die Spitzen der Behörden sich versammelt hatten, um Se. Königliche Hoheit ehrfurchtsvoll zu begrüßen. — Gestern Abend sind der „Eis. Ztg.“ in Eisenach der General v. Bose, Kommandirender des XI. Armee⸗Corps, der Divisions⸗Commandeur v. Blumenthal und der Brigade⸗Commandeur v. Legat eingetroffen, um heute die Besichtigung des 94. Regiments vorzunehmen. Heute gegen Abend dürfte das 1. Bataillon des Regiments mit den 3 Fah⸗ nen desselben zur Theilnahme an der Feierlichkeit des 3. Sep⸗ tembers hier eintreffen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 30. August. In der heutigen Sitzung des Speziallandtags fand zunächst die Erneuerung der Bureaus statt. Hierauf kam der Herzogliche Erlaß vom 20. d. M., die Umwandlung der Fröͤttstedt⸗ Waltershäuser Pferdebahn in eine Dampfeisen⸗ bahn und deren Weiterführung nach Friedrichroda betreffend, zur Verhandlung. Es lag hierzu Seitens der Kom⸗ mission ein Majoritäts⸗ und ein Minoritätsantrag vor. Ersterer ging dahin: „Der Landtag wolle den mit dem fraglichen Erlaß vorgelegten Verträgen und der bezüglichen Konzessionsurkunde die verfassungsmäßige Zustimmung ertheilen, insoweit solche er⸗ forderlich sei.“ Letzterer war auf die Versagung dieser Geneh⸗ migung gerichtet. Es entspann sich eine Zstündige, theilweise ziemlich erregte Debatte, während deren einige Abgeordnete für die Beibehaltung der gegenwärtigen Bahn unter Vervollständigun derselben, andere für die Herstellung einer Lokomotivbahn, jedoch nur von Fröttstedt nach Waltershausen, noch andere aber für den erwähnten Majoritätsantrag, resp. für die Negierungsvor⸗ lage plädirten. Bei der schließlich erfolgten namentlichen Ab⸗ stimmung fiel der Kommissionsminoritätsantrag. Demnach wird der Bau der Bahn und der Betrieb derselben auf 10. Jahre dem General⸗Eisenbahnbau⸗Unternehmer Bachstein (Erbauer der Gotha⸗Ohrdrufer Eisenbahn) in Berlin übertragen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. September. Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Ludwig Victor ist hier angekommen. — Mit dem heutigen Tage ist die Organisation für die General⸗Inspektion der österreichischen Eisen⸗ bahnen in Wirksamkeit gesetzt worden. Diese General⸗Inspektion ist eine dem Handels⸗Ministerium unterstehende technisch⸗adm nistrative Behörde und besteht aus fünf Abtheilungen: für Bau und Bahnerhaltung, für Verkehr und Zugförderung, für kom⸗ merziellen Betrieb, für Staats⸗Garantie⸗Rechnungswesen und füur⸗ allgemeine Verwaltung. An der Spitze jeder Abtheilung steht ein Generalinspektor mit dem Range eines Hofrathes oder eines Regierungsrathes.
Prag, 2. September. (W. T. B.) Die Nachricht, daß der Spezialkorrespondent der „Narodni Listy“, Havlasa, vor Trebinje getödtet oder von den Türken gefangen genommen worden sei, bestätigt sich nicht. Derselbe hat vielmehr, nach weiteren hier eingetroffenen Meldungen, ungefährdet die türkisch Vorpostenkette passirt und ist vorgestern in Ragusa eingetroffen
Pest, 31. August. In der heutigen Sitzung des Ab⸗ geordnetenhauses wurde die von uns bereits mitgetheilte Thronrede verlesen. Nach einer Interpellation des Mitgliedes der äußersten Linken, Emerich Szalay, ward die Sitzung geschlos⸗ sen; die nächste ist morgen. Auf ihrer Tagesordnung steht die Ueberreichung der Mandate. — In der heutigen Sitzung des Oberhauses überreichte der Minister⸗Präsident ein Königliches. Reskript, mittelst dessen der Judex Curiae Georg Majlath zum Präsidenten wiederernannt und der Obergespan und Oberst Kämmerer Ladislaus Szögyenyi⸗Marich zum Vize⸗Prä sidenten neuernannt wird. Der Verlesung des Reskript folgte stürmisches Eljen. Präsident Majlath nahm den Vorsitz ein und dankte für das ihm bisher geschenkte Vertraren. Der Vizepräsident Szögyenyi dankte ehenfalls in einer kügzeren An⸗ sprache. Kardinal Simor ließ nach einer Apologie auf die Verdienste des Präsidenten diesen und seinen Kallegen im Vor⸗ sitze hochleben. (Lebhaftes Elien.) Es ward hierauf die Thron⸗ Ss verlesen und die Sitzung geschlossen, 1