leichstelung der Hausdiener 1 1080 ℳ Mehrbedarf an Wohnun . .Das dienst⸗ liche Interesse erfordert, daß die Geschäfte der Staatsanwalt⸗ schaft bei diesem Gerichtshofe, nicht wie bisher nur kommissarisch, sondern durch einen festangestellten Beamten wahrgenommen werden. Im Etat ist dies vorgesehen und tritt hierdurch eine Ersparniß von 900 ℳ ein, so daß die Ausgabe des neuen Etats nur um 1830 ℳ höher ist, als pro 1875.
— Von dem Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt wurde IG behufs Herstellung einer innigeren Verbindung zwischen den Eisenbahnverwaltungen und den gewerblichen, sowie den Han⸗ dels⸗ und landwirthschaftlichen Kreisen, die Bildung von Eisenbahn⸗Ausschüssen, aus Delegirten der Handelskam⸗ mern wie der landwirthschaftlichen Vertretungen bestehend, zur Begutachtung wichtiger Fragen für Gewerbthätigkeit, Handel und Landwirthschaft ꝛc., nach dem erfolgreichen Beispiele der Verwal⸗ tung der Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen, bei den Deutschen Eisenbahnverwaltungen in Anregung gebracht.
Dieser Anregung haben bisher die Verwaltungen
1) der Berlin⸗Stettiner Eisenbahn⸗Gesellschaft,
2) der Märkisch⸗Posener Eisenbahn⸗Gesellschaft,
3) der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn⸗Ges
4) der Oberschlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft,
5) der Ostbahn,
6) der Ostpreußischen Südbahn⸗Gesellschaft,
7) der Rechte Oder⸗Ufer Eisenbahn⸗Gesellschaft,
8) der Saarbrücker Eisenbahn,
9) der Tilsit⸗Insterburger Eisenbahn⸗Gesellschaft bereits Folge gegeben; bei anderen Eisenbahnverwaltungen ist eine gleiche Einrichtung nicht als für ihr Verkehrsgebiet zweck⸗ mäßig beziehungsweise ausführbar erkannt.
— Die Reichstags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Civilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen erledigte in ihrer Sitzung vom 15. September die noch übrigen Paragraphen des Entwurfs der Abgg. Struckmann und Genossen über die Be⸗ rufung. Eine lebhafte Erörterung entspann sich über den §. i:
In der Hauptverhandlung hält, nachdem dieselbe in der in .205 Abs. 1. angegebenen Weise begonnen hat, der vom Vor⸗ tzenden ernannte Berichterstatter in Abwesenheit der Zeugen einen Vortrag über die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens. Bei demselben können Aktenstücke verlesen werden; das Urtheil ist stets zu verlesen. — Protokolle über Aussagen der in der auptverhandlung erster Instanz vernommenen Zeugen und achverständigen dürfen, abgesehen von den Fällen des §. 213, ohne die Zustimmung beider Parteien nicht verlesen werden, wenn die wiederholte Vorladung der Zeugen oder Sachverstän⸗ digen erfolgt ist oder von dem Angeklagten rechtzeitig vor der Hauptverhandlung beantragt worden war. — Sodann erfolgt die Vernehmung des Angeklagten und die Beweisaufnahme.“ Derselbe wurde mit 14 gegen 12 Stimmen angenommen, ebenso der von den Parteivorträgen handelnde §. k, und ein Zusatz⸗ antrag, daß, wenn von dem Angeklagten bestimmte Beschwerden aufgestellt sind, die Prüfung des Berufungsgerichts auf diese beschränkt sein solle. Der sich auf den Devolutiveffekt beziehende .1 fand ebenfalls unveränderte Annahme, desgleichen ein An⸗ trag des Abg. Thilo, daß das aufgehobene Urtheil erster In⸗ stanz zu Gunsten des Angeklagten die Wirkung behält, daß kein anderes Urtheil eine härtere Strafe, als die in dem ersteren er⸗ kannte, über ihn verhängen darf. §. m kam in Folge des über die Berufung der Staatsanwaltschaft gefaßten Beschlusses in Wegfall. §. n, welcher die Vorschrift enthält, daß, wenn der Angeklagte in der zur Verhandlung der Berufung anberaumten Sitzung nicht erscheint, die Berufung sofort zu verwerfen ist, wurde mit der Erwägung gerechtfertigt, daß der ausbleibende Angeklagte als auf die Berufung verzichtend anzusehen sei, und mit einem vom Abg. Pfafferot beantragten Zusatzantrage ange⸗ genommen, wonach ihm aus denselben Gründen, aus welchen eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen Versäumung einer Nothfrist gewährt werde, eine Wiedereinsetzung gegen Versäumung des Termins gewährt werden solle. §. o fand ohne Debatte Annahme. — Hierauf ging die Kommission zum dritten Abschnitt des dritten Buchs der Straf⸗ prozeßordnung „Revision“ über. Die Beschlußnahme über §. 299 wurde ausgesetzt. Nach kurzer Debatte fand dagegen §. 299 a. Annahme: „Der Beurtheilung des Revisionsgerichts unter⸗ liegen auch diejenigen Entscheidungen, welche in der Hauptver⸗ handlung vor der Urtheilsfällung erlassen find.“ Zu §. 300 wurden fämmtliche Verbesserungsanträge verworfen. Bei .301 wurden als neue Revisionsgründe hinzugefügt: „S) wenn die protokollirte Rechtsbelehrung einen Rerichtsirrthum enthält und nach Lage der Sache nicht ausgeschlossen ist, daß sie auf den Inhalt des Urtheils Einfluß geäußert hat,“ und: „9) wenn die Vertheidigung in einem für die Entscheidung wesentlichen Punkte in unzulässiger Weise beschränkt worden ist.“
— Nach §. 1 des Gesetzes vom 22. April d. J., betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römis ch⸗ katholischen Bisthümer und Geistlichen, tritt die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln vom Tage der Verkündigung dieses Gesetzes ohne Weiteres und unbedingt für alle dort be⸗ zeichneten Geistlichen ein, und die Wiederaufnahme der Leistungen erfolgt entweder allgemein für den Umfang des be⸗ treffenden Sprengels bei Erfüllung der in den §§. 2—4 1. c. vorgesehenen, von dem Willen des einzelnen Geistlichen völlig unabhängigen Bedingungen, oder in Gemäßheit des §. 6 a. a. O. für den einzelnen Empfangsberechtigten, wenn letzterer der Staatsregierung gegenüber sich verpflichtet, die Staats⸗ gesetze zu befolgen oder die Absicht, solches zu thun, durch Hand⸗ lungen an den Tag legt. In allen Fällen ist der Anspruch auf die Leistungen kraft des Gesetzes erloschen und wird auch im Falle des §. 6 a. a. O., wenngleich unter einer, von dem Willen des Empfangsberechtigten abhängigen Bedingung, doch erst vom Beginne desjenigen Vierteljahrs ab wieder erworben, in welchem jene Bedengung eingetreten ist. (§. 8 a. a. O.).
Hiernach unterliegt es, nach einem Cirkularerlaß des Finanz⸗ Ministers vom 6. d. M., keinem Bedenken, die Einstellung der Staatsleistungen an römisch⸗katholische Geistliche auf Grund des Gesetzes vom 22. April cr. im Sinne der Bestimmungen des Art. III. des Gesetzes vom 16. Juni cr., betreffend einige Abänderungen der Vorschriften für die Veran⸗ lagung der Klassensteer und des §. 36 des Gesetzes
1. Mai 1851 als den Verlust einer Einnahmequelle an⸗
vom 23. Mai 1873/ zusehen und danach über die aus sol her Veranlassung ein⸗ gehenden Anträge auf verhältnißmäßigen Erlaß der
Klassensteuer oder klassifizirten Einkommensteuer
mit den Kanzleidienern und
Da indeß die Möglichkeit der Wiedergewinnung der frag⸗ lichen Bezüge im Laufe des Jahres besteht, so ist die Entschei⸗ dung über dergleichen Anträge bis zum Anfange des folgenden Jahres auszusetzen, wobei es der Erwägung der betreffenden Regierung überlassen bleibt, unter besonderen Umständen bis zur Entscheidung eine Stundung der bis dahin fälligen Steuer⸗ raten zu bewilligen. Die Beseitigung der gestundeten Rückstände beziehungsweise durch Einziehung oder durch Niederschlagung wird in den meisten Fällen noch rechtzeitig vor dem Kassenabschluß für das Vorjahr erfolgen können. Soweit dieses ausnahmsweise nicht ge⸗ schehen kann, ist die einstweilige Fortführung des Rückstandes über den Finalabschluß unter Bezugnahme auf diese Verfügung zu rechtfertigen. . Bei der Neuveranlagung der katholischen Geistlichen sind in Konsequenz der obigen Ausführung die eingestellten Leistungen außer Ansatz zu lassen.
— Das soeben erschienene 9. Heft des Generalstabs⸗ werks über den Krieg von 1870/71 (Berlin, E. S. Mittler und Sohn) stellt zunächst die abseits vom Kriegsschau⸗ platze geschehenen Ereignisse dar: die Maßregeln zur Verthei⸗ digung der Küsten und den Ausgang der Expedition der französischen Flotte nach der Ostsee. Dann folgt eine Uebersicht über die Verbindungen der deutschen Armeen mit der Heimath, ihren Aushebungsbezirken und Verpflegungsplätzen. Der Wider⸗ stand der von den Deutschen umlagerten Festungen Bitsch, Pfalzburg, Toul, Verdun wird mit unparteiischer Anerkennung dargestellt. Daran schließt sich die Geschichte der Belagerung Straßburgs bis zum Abbruch des Bombardements. Der letzte Theil des Heftes ist der Belagerung von Metz gewidmet; er schildert die Vertheilung der deutschen Streitkräfte zur Umzingelung der Festung, die zur Sicherung ihrer Stellungen ausgeführten Erdarbeiten, die Schwierigkeiten der Verpflegung, die Gesund⸗ heitsverhältnisse der Truppen, und giebt sodann eine Darstellung der zweitägigen Schlacht von Noisseville. Eine Schluß⸗ betrachtung erörtert den Charakter der Schlacht und die ver⸗ schiedenen Wege, die sich dem Marschall Bazaine für einen Durchbruch geboten hätten, sowie die Kriegslage, welche bei etwa gelungenem Durchbruch eingetreten wäre. Das Heft schließt mit einem allgemeinen Ueberblick des Krieges bis Anfangs September, der in großen Zügen den Zusammenhang der Ereignisse, der erfochtenen Siege nochmals darlegt.
— Heute lief in Gegenwart des Chefs der Admiralität, General der Infanterie, Staats⸗Ministers von Stosch, auf der Kaiser⸗ lichen Werft zu Wilhelmshaven die dritte der ganz gleichen Panzerthurmfregatten, „Der Große Kurfürst“, vom Stapel, nachdem die beiden Schwesterschiffe „Preußen“ im November 1873 und „Friedrich der Große“ im September 1874 schon vom Stapel gelassen find. „Der Große Kurfürst“ wurde zuerst von allen drei Schiffen zwar schon Ende des Jahres 1869 begonnen, aber seine Erbauung hatte auch mit ungleich größeren Schwierigkeiten zu kämpfen als die der anderen Schiffe. Auf einer in den allerersten Anfängen befindlichen Werft begonnen, bot die Heranziehung von Arbeitern fast unüberwind⸗ liche Schwierigkeiten und die wenigen dort zu haltenden Arbeiter entbehrten zum bei weitem größten Theile jeder Vorbildung für den Ei enschiffbau, so daß die den Bau leitenden Marine⸗Schiff⸗ bautechniker gezwungen waren, dieselben heranzubilden. Hierzu kam, daß die erst mühsam geschulten Arbeiter die Werft verließen, als sie eben anfingen wirklich brauchbar zu werden. Es mußten daher fortwährend neue Arbeiter herangezogen werden. Gewissermaßen als Schule für die Arbeiter hatte die Werft Wilhelmshaven kurz nach der Uebertragung des „Großen Kurfürst“ den eisernen Schiffskörper für den Aviso „Loreley“ begonnen und bildete an dieser viel einfacheren und leichteren Arbeit ihre Arbeiter für die schwierigere Erbauung des „Großen Kurfürst’“ mit aus. Die „Loreley“ wurde in verhältnißmäßig kurzer Zeit fertig gestellt. Die kriegerischen Ereignisse der Jahre 1870 und 71. wirkten hemmend auf die Neubauten in Wilhelmshaven ein, zum Theil durch Einziehung von Arbeitern zu den Fahnen, zum Theil durch die Arbeiten für die in Dienst gestellten Schiffe. — Nach dem Friedensschlusse erwuchsen weitere Schwierigkeiten für den Bau des „Großen Kurfürst“ aus der Eröffnung des eigentlichen Kriegshafens, da nunmehr die immer noch verhältnißmäßig ge⸗ ringe Arbeiterzahl nicht fortdauernd bei dem Bau bleiben konnte, sondern auch für die jedes Jahr wiederkehren⸗ den Indienststellungen einer großen Zahl von Schiffen und für deren Reparaturen mit verwendet werden mußte. Unter Berücksichtigung dieser angedeuteten Schwierigkeiten kann man auf das Geleistete nur mit größter Befriedigung zurück⸗ blicken.
„Der große Kurfürst“ wurde als Breitseitschiff entworfen und begonnen, dessen Konstruktion fast ganz die gleiche war, wie sie später bei dem österreichischen Panzerschiff „Custozza“ zur Ausführung gelangte und durch welche ein direktes Bugfeuer aus 4 Geschützen erreicht war. Die Armirung bestand damals aus 6 sogenannte 96⸗Pfündern (24⸗Centimeter⸗Geschütze) und 472⸗Pfündern (21⸗Centimeter⸗Geschütze). Kurze Zeit nach der Inbaugabe indeß wurden unter Innehaltung der Haupt⸗ dimensionen, der Maschinenkraft und des Deplacements die sämmtlichen auf dem damaligen Marine⸗Ministerium entworfen n Pläne dort umgearbeitet, aus dem Breitseitschiff wurde ein Thurmschiff, und nach diesen letzteren Plänen sind die 3 Schwester⸗ schiffe erbaut.
„Der große Kurfürst“ hat bei einer Länge von fast 94 Meter, einer Breite von 16,32 Meter und einem Tiefgange von 7,56 Meter, ein Deplacement von circa 6700 Tonnen und eine Maschinenkraft von 5400 indizirten Pferdekräften, die ihm eine Geschwindigkeit von 14 Knoten verleihen wird. Der Schiffskörper besteht ganz aus Eisen, und ist, wie auch alle neuern englischen Panzerschiffe, nach dem sogenannten Bracket frame-System, d. h. mit Längsspanten und durch⸗ brochenen Querspanten erbaut und hat einen doppelten Boden. Seine Wasserlinie ist mit einem circa 1,9 Meter unter Wasser und nach oben bis an das ganz beplattete Batteriedeck reichenden Gürtelgange umschlossen, auf den sich etwas vor der Mitte die gepanzerte Kasematte aufsetzt, welche die beiden gepanzerten Dreh⸗ thürme und den Schornstein umschließt. Die Dicke des Panzers be⸗ trägt in der Mitte des Gürtels 24 Centimeter und schwächt sich nach vorn und hinten ab, der Kasemattpanzer ist 21 Centimeter und der der Drehthürme 26 und 21 Centimeter dick. Die Schiffsseiten vor und hinter der Kasematte und oberhalb des Batteriedacks sind ungepanzert. Um den Thurmgeschützen ein freies Feuer zu gestatten, ist das etwa 1,½2 Meter hohe Schanzkleid zum Umklappen eingerichtet. Die Armirung besteht aus 4 Stück 26⸗Centimeter⸗ Kruppschen Stahlgeschützen in den beiden Thürmen, und um ein vollständiges Bestreichen des ganzes Horizontes zu gestatten aus einem langen 17⸗Centimeter⸗Geschütz im Bug und einem ebensolchen im
Entscheidung zu treffen
zum Zurückfahren mehr nach der Schiffsmitte zu eingerichtet sind.
“
e
Die Maschinen haben 3 Cyli sation, und werden in der Märkisch⸗Schlesischen⸗Maschinenbau⸗ Aktiengesellschaft (vormals F. A. Egells) zu Berlin nach deren Entwürfen erbaut. Sie erhalten ihren Dampf aus 6 Kesseln, die nur einen gemeinsamen, durch die Kasematte geschützten Schorn⸗ stein haben. Außerdem ist noch ein kleinerer Huͤlfskessel an Bord, der die besondere Maschine des Spills zum Ankerlichten und die beiden Maschinen zum Drehen der Geschützthürme mit Dampf versieht. Die letzteren Maschinen werden vom Innern jeden Thurmes aus von dem Kommandanten desselben gesteuert, so daß derselbe mit Hülfe der Maschinen seine beiden Geschütze leicht richten kann. 1
Durch das ganze Schiff ist ein vollkommenes Drainage⸗ röhrensystem gezogen, so daß jede der von den zahlreichen Querschatten und den beiden Böden gebildeten Abtheilungen des Innern durch wenigstens 2 Pumpen von dem eingedrungenen Wasser befreit werden kann. Auch für natürliche und künstliche Ventilation ist hinreichend gesorgt.
„Der große Kurfürst“ erhält volle Fregatttakelage, die so groß bemessen ist, daß das Schiff auch ohne Benutzung der Maschine und ohne seinen über 600 Tonnen betragenden Kohlenvorrath in Anspruch nehmen zu müssen, unter Segel einen Kreuzerdienst verse2hen kann. Da den Thurmgeschützen freies, durch das stehende und laufende Gut der Takelage uneingeschränktes Feuern gesichert werden mußte, so bot die Be⸗ festigung und Manövrirung desselben auf Deck große Schwierig⸗ keiten, die mit Hülfe einer um den Schornsteinmantel befestigten, über die Thürme bis an den Großmast reichenden Brücke jedoch zu bewältigen waren. Aus demselben Grunde bot auch die Unterbringung der zahlreichen Boote, unter denen ein Dampfbeiboot, größere Schwierigkeiten, da denselben außer⸗ 8 die Möglichkeit eines leichten Aussetzens gewahrt werden mußte.
Die Besatzungsstärke wird 500 Mann inkl. aller Offiziere betragen, und führt das Schiff Proviant für 3 Monate, sowie Wasser auf 4 Wochen, welches jedoch durch einen Destillirapparat immer ergänzt werden kann, mit sich.
— Der General⸗Feldmarschall Graf von Wrangel ist von Urlaub aus Warmbrunn hierher zurückgekehrt, ebenso der General der Infanterie von Holleben, Präses der Ober⸗ Militär⸗Examinations⸗Kommission, aus Thüringen, und der General⸗Stabs⸗Arzt der Armee, Dr. Grimm, erster Leib⸗Arzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef der Militär⸗Medizinal⸗Abtheilung im Kriegs⸗Ministerium, aus Wild bad Gastein.
— Nach Beendigung der Manöver des III. Armee Corps hat nunmehr die Entlassung der Reserven desselben stattgefunden.
Kiel, 16. September. (Kieler Ztg.) Der Chef der Ad⸗ miralität, General der Infanterie, Staats⸗Minifter p. Stosch, hat sich heute Mittag mit dem Contre⸗Admiral Werner von hier nach Wilhelmshaven begeben, um dort dem Stapellaufe des „Großen Kurfürsten“ beizuwohnen.
Bayern. München, 15. September. Das Königliche Staats⸗Ministerium des Innern hat eine umfangreiche Entschließung bezüglich der diesjährigen Volks⸗ und Gewerbe⸗ zählung und des bei derselben einzuhaltenden Verfahrens erlassen. — In Würzburg ist von dem dortigen „deutschen Kriegerbund“ der Jahrestag der Erstürmung der Schanze von Moulins la Tour (Bayernschanze), 19. September, zur Feier seines 1. Stiftungsfestes und zur Uebergabe der Vereins⸗ fahne bestimmt, wozu von vielen auswärtigen Vereinen die Be⸗ theiligung zugesagt wurde. Der Ausschuß richtet an die Ein⸗ wohner der Stadt die Bitte um Beflaggung der Häuser und um Quartieranzeigen.
Württemberg. Friedrichshafen, Ihre Majestäten der König und die Königin,
14. September. sowie Ihre
sich gestern mittelst Extra⸗Dampfboots nach Rorschach und von zollernschen Familie begeben.
vom Herzoglichen Staats⸗Ministerium ernannte Kommission zur Errichtung eines Landes⸗Erinnerungs⸗Denkmals an den Krieg von 1870 und 1871, dessen Kosten von der Landes versammkung aus den Ueberschüssen der letzten Finanzperiode bewilligt sind, hat in einer am Sonnabend abgehaltenen Sitzun das von dem Bildhauer Ad. Breymann in Dresden entwor fene Modell endgültig angenommen, und wird, sobald die G nehmigung des Herzoglichen Staats⸗Ministeriums erfolgt sein wird, der Künstler sich mit der Ausführung des Modells für den Guß beschäftigen. Immerhin werden, den „B. N.“ zu⸗ folge, 4 bis 5 Jahre vergehen, ehe das Denkmal und aufgestellt werden kann. 1“
8
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. September. Der Kaiser hat den Prinzen Maximilian, Herzog in Bayern, zum Ritter des Ordens vom goldenen Vließe ernannt.
— Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht die Verordnung des Ministers für Kultus und Unterricht vom 30. August 1875, betreffend die Aufhebung der griechisch⸗orientalisch⸗theologischen Lehranstalt in Czernowitz und die Errichtung und Einrichtung der griechisch⸗orientalisch⸗theologischen Fakultät an der Czerno⸗ witzer Franz⸗Josephs⸗Universität.
— Vorgestern um 3 Uhr Nachmittags wurde in der Ka⸗ puzinergruft die Leiche weiland Sr. Majestät des Kaisers Fer⸗ dinand auf die feierlichste Art zur ewigen Ruhe beigesetzt. Dem feierlichen Akte wohnte der erste Oberst⸗Hofmeister Prinz zu Hohenlohe und der Burghauptmann Regierungsrath von Kirsch⸗ ner bei. Um die gedahte Stunde wurde der hölzerne Sarg mit den irdischen Ueberresten des Kaisers von Leiblakaien der Hofburg gehoben und unter Fackelnbegleitung der Kapuziner und des Erzbischofs Maupas von Zara über die eigens hierfür hergerichtete Treppe in den bereits auf dem Piedestal aufgestellten metallenen Uebersarg ge⸗ bracht. Nach Absingung des „Miserere“ und nach längeren Gebeten der Kapuziner wurde der Sarg vollständig verlöthet. Die für diese Feierlichkeit von dem Kaiser Franz Joseph, der verwittweten Kaiserin Maria Anna und dem Erzherzog Karl Ludwig zugesendeten drei prachtvollen Blumenkränze und die Schleifen von früheren Kränzen wurden auf das neue Grab gelegt. Die ganze Ceremonie dauerte beiläufig eine Stunde, worauf dem zahlreich versammelten Publikum der Einlaß in die Gruft gestattet wurde.
Heck, die beide, um die Schiffsenden nicht zu sehr zu belasten,
— Der kroatische Landtag wird am 21. oder 22. d. M. seine Sitzungen wieder aufnehmen, um während der Delegations⸗
Kaiserliche Hoheit die Herzogin Vera von Württemberg haben da nach der Weinburg zum Besuch der Fürstlich Hohen⸗
Braunschweig. Braunschweig, 16. September. Die
session den 1876er Budget⸗Gesetzentwurf, welcher schon fertig ist, und einige andere Vorlagen, darunter auch eine über die Rege⸗ lung der Urbarialverhältnisse, zu erledigen.
— 16. September. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Wiener Abendpost“ aus Sassetot von gestern Abend lautet: „Die Kai⸗ serin hat mit recht gutem Erfolge ¾¼ Stunden im Garten zu⸗ gebracht. Kopfschmerz wird von der Kaiserin kaum mehr empfunden, jedoch ist der Puls noch immer nicht ganz normal. Die Gemüthsstimmung ist recht heiter, die Theilnahme rege.“
Pest, 15. September. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses betonte der Adreßausschuß⸗Referent Horvath, daß Adressen in normalen Zeiten nur eine Formsache feien, welche keineswegs umgangen werden dürfe, aber sich ledig⸗ lich auf den Ausdruck der Huldigung zu erstrecken habe und die Präzisirung von Prinzipien nicht nöthig mache, da dies zur Verwirklichung derselben nichts beitrage. Redner paraphrasirte hierauf den Adreßentwurf und bemerkte in Betreff des Adreß⸗ entwurfes der Unabhängigkeitspartei, daß derselbe viel Richtiges enthalte, aber mit der Aufwerfung der staatsrechtlichen Frage den Bedürfnissen des Staates nicht Rechnung trage. Meletics’⸗Entwurf aber sei gar keiner Diskussion werth, so etwas müsse nur gerügt werden. Schließlich apostrophirte Redner das Parlament und die Nation; sie möge bedenken, daß jeder Einzelne sparen und ernst⸗ lich arbeiten müsse. Er empfahl den Adreßentwurf dem Hause zur Annahme. Ernst Simonyi begründete hierauf in einer längeren Rede seinen Adreßentwurf und wiederholt; die Be⸗ hauptungen über die Schädlichkeit des 1867er Ausgleiches, um schließlich die Annahme des Entwurfes zu empfehlen. Sodann wurde die Adreßdebatte unterbrochen, und beantwortete Justiz⸗ Minister Bela Perczel die von Geza Mocsary in Angelegenheit der Auflösung des Ungvarer Gerichtshofes gestellte Interpellation. Moesary erklärte sich von der Antwort nicht befriedigt; das Haus nahm dieselbe jedoch mit großer Majorität zur Kenntniß.
Schweiz. Bern, 14. September. Der Große Rath des Kantons Bern ist gestern in die zweite Berathung des Kultuspolizeigesetzes eingetreten. Von dem Gesetz, für welches die Regierung selbst einige mildernde Abänderungen be⸗ antragt, sind bisher Art. 1 und 2 genehmigt worden, welche bestimmen, daß, wer in einer den öffentlichen Frieden gefährden⸗ den Weise Angehörige einer Konfession oder Religionsgenossen⸗ schaft zu Feindseligkeiten gegen Angehörige einer anderen anreizt, mit Buße bis zu 1000 Fr. oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre bestraft wird, und Geistliche oder Religionsdiener, welche in Ausübung oder bei Anlaß der Ausübung gottesdienstlicher oder seelsorgerischer Handlungen politische oder bürgerliche An⸗ gelegenheiten, Staatseinrichtungen oder Erlasse der Staats⸗ behörden in einer den öffentlichen Frieden oder die öffentliche Ordnung gefährdenden Weise zum Gegenstande einer Verkündi⸗ gung oder Erörterung machen, mit Geldbuße bis zu 1000 Fr. oder mit Gefängniß bis zu einem Jahre zu belegen sind. — Die Absendung einer eidgenössischen Kommission nach Göschenen ist auf Antrag des eidgenössischen Justiz⸗ und Po⸗ lizei-Departements erfolgt, welche die von der Urner Behörde angestellte Untersuchung des Arbeitertumultes vom 28. Juli nach genauer Prüfung der Untersuchungsakten für unzureichend be⸗ funden hat.
Großbritannien und Irland. London, 14. Sep⸗ tember. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗Strelitz, der am Sonnabend von Schottland nach London zurückkehrte, trat gestern über Ostende die Rückreise nach Strelitz an. — In Withycombe bei Exmouth ist Admiral Sir Charles Elliot im Alter von 74 Jahren mit Tode abgegangen.
Frankreich. Paris, 16. September. (W. T. B.) Der Marschall⸗Präsident hat seine Abreise auf nächsten Sonnabend festgesetzt. Derselbe wird bis Sonntags in Moulins verweilen und während der darauf folgenden Woche den mili⸗ tärischen Uebungen in den Departements Allier, Eure und Loiret beiwohnen. In Rouen, wo der Marschall⸗Präsident am 25. d. M. eintreffen wird, findet offizieller Empfang der Be⸗ hörden statt. — Die heutige Sitzung der Permanenz⸗Kom⸗ mission verlief ohne bemerkenswerthen Zwischenfall, es wurde keine einzige Anfrage an die Vertreter der Regierung gerichtet. — Der Finanz⸗Minister bringt zur öffentlichen Kenntniß, daß in dem für ein neues Modell von Postmarken eröff⸗ neten Preisausschreiben der Preis von 1500 Fr. Hrn. Julius August Sage für eine Zeichnung: „Handel und Vaterland ver⸗ einigen sich, um über die Welt zu herrschen“; der Preis von 500 Fr. Hrn. J. C. Chaplain für eine „sitzende Landesgöttin“; der Preis von 300 Fr. endlich Hrn. E. Picault für in Modell, darstellend „den Gedanken, wie er seinen Flug nimmt und das Licht verbreitet“, zuerkannt worden sind. — Telegraphischer Anzeige aus Ajaccio zufolge hat dort der Generalrath von Corsica am 14. Nachmittags seine Session eröffnet. Bekanntlich tritt diese Departementalversamm⸗ lung mit Rücksicht auf die im August auf Corsica herrschende Hitze, abweichend von allen anderen, erst im September zusammen. Prinz Carl Bonaparte wurde mit 18 gegen 13 Stimmen, welche letztre auf den Abgeordneten Limperani entfielen, zum Präsi⸗ denten, die Herren Pietri und Gavini wurden zu Vize⸗Präsi⸗ denten gewählt. Prinz Carl Bonaparte betonte in seiner An⸗ trittsrede, daß die Verfassung vom 25. Februar einer Revision unterzogen werden könne, und daß die Insel zunächst bei der Wahl der Senatoren Gelegenheit haben werde, ihre Gefinnungen zu erkennen zu geben.
Spanten. Madrid, 16. September. (W. T. B.) Das Rundschreiben des päpstlichen Nuntius an die spa⸗ nischen Bischöfe, betreffend die Erhaltung der Glaubenseinheit und die Ausführung des Konkordats von 1852, wird von den Journalen fortdauernd eingehend besprochen; gutem Vernehmen nach wird dasselbe in dem morgen stattfindenden Minister⸗ konseil einen Hauptgegenstand der Berathung bilden. Wie die „Epoca“ erfährt, soll noch ein zw eites Rundschreiben von gleicher Bedeutung vom Nuntius erlassen worden sein.
Irun, 16. September. (W. T. B.) Die Karlisten haben ihre Positionen in der Umgegend von Oyarzun gänz⸗ lich verlassen. Dieselben sind von den Regierungstruppen be⸗ setzt worden, welche daselbst eine große Menge Kriegsmaterial vorfanden. Die Karlisten halten jetzt nur noch San Marco besetzt. — In Hernani werden Verstärkungen erwartet, um von dort eine Bewegung gegen Santiago⸗Mendi zu unternehmen.
Italien. Rom, 16. September. (W. T. B.) Wie die „Voce della verità“ erfährt, hat der spanische Gesandte beim päpstlichen Stuhle, Benavides, in Folge der jüngst in Madrid stattgehabten Ministerveränderungen um Ent⸗ lassung von seinem Posten nachgesucht.
II“ Papst wird, nach einer Anzeige vom 11. d. M., zwei Konsistorien halten, das erste am 17., das zweite am
24. d. M. In dem ersten erfolgt die Creation der neuen Kar⸗
dinäle und die Bestätigung einer Reihe von Bischöfen, im zwei⸗ ten die Einführung der neuen Eminenzen in das heilige Kollegium.
3 Griechenland. Athen, 5. September. (Pol. Corr.) Die Regierung hat eine höhere Militärkommission ein⸗ gesetzt, welche die Aufgabe hat, ein die Wehrkraft des Landes erhöhendes Organisirungsgesetz auszuarbeiten. Mit dem Vorsitze in dieser Kommission ist der ehemalige Kriegs⸗Minister, General Smolensk, betraut. Die anderen Kommissionsmitglieder sind die Obersten: Coronoeos, Sapuntzaki, Carnalis, Vlassi, es 8218 Stabsarzt Soutzo und Hauptmann Tzamados a ekretär.
Türkei. Konstantinopel, 17. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas⸗Reuter“ meldet, ist seit der Ankunft der K ons uln in Stolatz, welche spätestens gestern erfolgt sein dürfte, von denselben keine Nachricht eingegangen. Die Kon⸗ suln haben indeß während ihrer Rundreise verschiedene Tele⸗ gramme an ihre hiesigen Botschaften gerichtet, in welchen sie melden, daß sie überall gut empfangen worden, seien und daß sie ihre Mission bei mehreren Insurgentenführern erfüllen konn⸗ ten. Letztere hätten jedoch im Laufe der Verhandlungen erklärt, daß sie den Versprechungen der Lokalregierung kein Vertrauen schenken könnten, und daß sie eine bestimmte Zusicherung Sei⸗ tens der Regierung in Konstantinopel verlangen müssen.
— Die türkisch⸗persische Grenzkommission hat sich, laut Meldung aus Pera vom 10. d. M., in ihrer letzten Sitzung dahin geeinigt den Vertrag von Erzerum 1846 als Grund⸗ lage der weiteren Verhandlungen anzunehmen.
Kragujewatz, 16. September. der Oppositionsmitglieder wird zwar auf 42 geschätzt, gleichwohl ist Aussicht vorhanden, daß der von der Majorität des Adreßausschusses aufgestellte Adreßentwurf auch im Plenum der Skuptschina die Majorität erlangen wird.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Sep⸗ tember. Se. Majestät der König kam heute Vormittag 111 Uhr wieder nach der Hauptstadt zurück und wurde auf der Centralstation von Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und dem Herzog von Gothland, Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Waldeck dem Reichsmarschall sowie vielen hohen Militärs und Civilbeamten empfangen. Nach der Ankunft im Schlosse hielt der König Staatsrath und löste die während seiner Ab⸗ wesenheit eingesetzte Interimsregierung auf. — Von Sr. Ma⸗ jestät ist ein besonderes Comité niedergesetzt worden mit dem Auftrage, zur Reorganisation des gesammten Train⸗ wesens der Armee die nöthigen Vorarbeiten zu machen und Sr. Majestät Vorschläge einzureichen. Zum Vorsitzenden dieses Comités ist der General⸗Major A. Th. Wijkander ernannt wor⸗ den. Das Comité soll am 18. d. zusammentreten.
Dänemark. Korsör, 14. September. Das dänische Uebungsgeschwader unter Befehl des Admirals Sommer, welches seit ca. 14 Tagen hier im großen Belt manövrirte, lief am Sonnabend hier ein. Gestern segelte das aus den Schiffen „Odin“, „Gorm“, „Lindormen“ und „Heimdal“, sowie den Kanonenböten „Lolland“, „Oeresund“ und „Store⸗Belt“ be⸗ stehende Geschwader von hier in nördlicher Richtung ab.
Amerika. Rio de Janeiro, 16. September. (W. T. B.) Die Kammersession ist bis zum 30. d. M. verlängertworden. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Baron Cotegipe, hat die Note der argentinischen Regierung vom 18. v. M. mit der Versicherung beantwortet, daß er durch die in derselben enthaltenen Erklärungen der argentinischen Regierung befriedigt sei. Der Zwischenfall in Betreff des argentinischen Unter⸗ händlers Dr. Tejedor ist damit erledigt. Bezüglich der Dif⸗ ferenzen zwischen der brasilianischen und der argentinischen Regierung über den Bezirk Pilcomayo bleibt weitere Regulirung vorbehalten.
Asien. In Japan ist der neu errichtete Senat, nach⸗ dem etwa 20 Mitglieder ernannt worden waren, am 5. Juli von Sr. Majestät dem Tenno feierlichst eröffnet worden. Die Er⸗ öffnungsrede lautete nach der Zeitung „Nichi⸗nichi⸗shimbam“ vom 6. Juli folgendermaßen:
„Am heutigen Tage erhffne ich zum ersten Male persönlich den Senat und rede Euch Beamten desselben an: Wie ich vor einiger Zeit meinen Unterthanen verkündet habe, habe ich den Senat errichtet, um die Quelle der Gesetzgebung zu erweitern, und ernenne hiermit Euch Mitglieder desselben zu Gesetzesbeamten. Ich bitte Euch: ver⸗ einigt daher Eure Herzen und Eure Kräfte und verwaltet Euer Amt mit Eifer. Wenn Ihr das Heil von Hoch und Niedrig wohl be⸗ denkt, so wird das Reich überaus glücklich sein.
Nehmt Euch daher diese meine Worte wohl zu Herzen und be⸗ folgt sie getreulich.“
Die Antwortsadresse des Vize⸗Präsidenten und der Mitglieder des Genroin (Senates) hatte folgenden Wortlaut:
„Am 5. d. M. hatten Ew. Majestät die Gnade, unser Amt persönlich zu eröffnen.
Den erhabenen Absichten, welche Ew. Majestät uns damals kund⸗ thaten, geloben wir ehrerbietigst und mit Eifer Folge zu leisten und stets das Wohl von Hoch und Niedrig zu bedenken“.
Die Sitzungen der Versammlung der Provinzial⸗
beamten, welche sich hauptsächlich mit Wegebauten zu be⸗ schäftigen hatte, ist am 17. Juli von Sr. Majestät dem Tenno mit folgender Ansprache geschlossen worden: „ ‚Ich schließe hiermit diese Versammlung. Ich bin innig er⸗ freut darüber, daß Eure Berathungen mit Eifer und Gewissenhaftig⸗ keit durchgeführt worden sind. Ich werde die Vorlagen noch außerdem dem Senate (Genroin) unterbreiten und alsdann Bestimmungen über dieselben treffen.
Ihr Beamten kehrt nunmehr zu Euren Aemtern zurück und verwendet Eure Kräfte dazu, mich bei der Regierung des Reiches zu unterstützen.“
Die Nr. 71 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 15. September 1875. Fete aa der Silbergroschenstücke und halben Silbergroschenstücke. — Verfügung vom 14. September 1875. Ver⸗ sendung von Gold⸗ und Silberwaaren ꝛc. im E mit⸗ telst der Briefpost. — Verfügung vem 11. September 1875. Er⸗ Wenns der Eisenbahn Habelschwerdt⸗Mittelwalde, Regierungsbezirk
reslau.
— Nr. 35 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die Preußische 7⸗8 hnn und Rechtfpflege, herausgegeben im Bureau des Justiz⸗Ministeriums, enthält folgendes Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 4. März 1875: Für die Frage, ob das Lesen einer stillen Messe eine geistliche Amtshandlung sei, ist die Art und Erscheinungsform des Messelesens dem Publikum gegen⸗ über entscheidend.
Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 5 is ir
(W. T. B.) Die Zahl
11. September zur Anmeldung gekommen: 197 Eheschließungen, 850 Lebendgeborene, 29 Todtgeborene und 631 Sterbefälle.
— Der vom Archivar Fidicin bearbeitete „Erste Nachtrag zum Grundbuch der Stadtg meinde Berlin“ wird gegenwärtig an die Mitglieder der Kommunalbehörden vertheilt; das Grundbuch enthält bekanntlich das Register des ganzen Grundbesitzes der Stadt⸗ gemeinde innerhalb und außerhalb der Stadt. Innerhalb des Stadt⸗ gebiets liegen nach der Zusammenstellung 223 Grundstücke, zum Theil von großem Werth oder großem Umfang, außerhalb desselben, obwohl die diesjährigen großen Erwerbungen von Rieselfeldern noch nicht auf⸗ genommen sind, 34 von etwas mehr als 9000 Morgen Flächeninhalt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der durch seine Liedersammlungen um die Hebung des deutschen Volksgesanges verdiente Komponist Wilhelm Greef ist am 12. d. M. in Moers den Folgen eines Schlaganfalls erlegen.
“ Dr. ph. Jobannes Adolf Overbeck in Leip⸗ zig ist von Sr. Majestät dem König von Italien das Ritterkreuz des Ordens der italienischen Krone verliehen worden.
— Hr. Brunet de Presle, einer der hervorragendsten fran⸗ zösischen Hellenisten, Mitglied der Académie des Inscriptions et Bel- jes-Lettres und der Ecole des Langues Orientales, ist, laut Meldung aus Paris, vom 14. d. Mts., im Alter von 66 Jahren gestorben.
— Von den Württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde, herausgegeben von dem Königlichen statistisch⸗topographischen Bureau, (Stuttgart, H. Lindemann 1875) ist die zweite Abtheilung des Jahres 1874 erschienen. Die der Statistik gewidmeten sind theils offizielle Mittheilungen, diesmal über die landwirthschafrliche Bodenbenützung und die Ernteerträge im Jahre 1874, über den Bergwerks⸗, Salinen⸗ und Hüttenbetrieb in den Jahren 1871—73, über die Verwaltung und den Zustand in den gerichtlichen Strafanstalten während des Zeitraums von 1. Juli 1871. bis 30. Juni 1874, über die Verwaltung der Rechtspflege während des Jahres 1874 und endlich die Uebersicht über das Unterrichts⸗ und Erziehungswesen im Schuljahr 1873 bis 1874; theils sind es mono⸗ graphische Arbeiten von Mitgliedern des Königlich statistischen Bureau: von Regierungs⸗Assessor Gärttner der Jahresbericht über den Gewerbe⸗ betrieb, von Ober⸗Finanz⸗Rath von Riecke Beiträge zur Statistik der Preise und Löhne, zur Statisttk des Handels, unter Berücksichti⸗ gung der neuestens viel verhandelten Frage von der deutschen Handels⸗ bilanz, eine erstmalige, noch in Einzelbilder zerlegte Statistik des Verkehrs (mit Ausnahme des Güterverkehrs auf den Land⸗ straßen, worüber neueres Material fehlt), und eine Sta⸗ tistit der gemeinschaftlichen Steuern des Deutschen Reichs nach den Erhebungen in Württemberg. Den weiteren Inhalt des Bandes bilden die meteorologischen Berichte von Professor Dr. Scho⸗ der: über die Witterung im Jahre 1874 nach den Beobachtungen der 22 württembergischen Stationen, über die Bewegung des Bodensees in demselben Jahr und über die mittlere Vertheilung der Tage mit Niederschlag zu Stuttgart nach 50 jährigen Beobachtungen; endlich zwei Beiträge zur Landesgeschichte: Der Streit zwischen Herrschaft und Stadt Weinsberg 1312 — 1430, von Stadtpfarrer A. Fischer in Oehringen; die württembergischen Ortsnamen, auf Grund der
Schriften und nachgelassenen Papiere A. Bacmeisters von Professor
J. Hartmann. Erster Abschnitt: Vorgermanische und slavische Namen.
— „Die Zweite Deutsche Nordpolarfahrt in den Jahren 1869 und 1870 unter Führung des Kapitän Karl Koldewey“. Volksausgabe. man und Dr. O. Finsch. Mit 54 Illustrationen in Holzschnitt und 4 lithographirten Karten. In 5 Lieferungen zum Subskriptionspreise von 1 ℳ für die Lieferung. Erste Lieferung. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1875. — Mit dieser Volksausgabe aus dem von ihm herausgegebenen größeren Werke über die Zweite Deutsche Nordpolexpedition kommt der Verein für die Deutsche Nordpolar⸗ fahrt in Bremen dem von vielen Seiten geäußerten Wunsche entge⸗ gen, daß der Verlauf und die Hauptresultate der denkwürdigen Fahrten
der beiden Schiffe „Germania“ und „Hansa“ zum geistigen Eigen⸗ thum der ganzen Nation gemacht werden möchten. Wenn Entdeckungsreisen
von jeher eine beliebte, weil im hohen Grade anregende und belehrende
Lektüre bildeten, so wird dies ganz besonders von der Zweiten Deutschen Nordpolarfahrt gelten, denn an sie knüpft sich ein nationales Inter⸗ esse. Die Ergebnisse derselben verdienen auch wegen ihres geographi-⸗ schen und naturwissenschaftlichen Werthes in die Annalen der Volks-
literatur aufgenommen zu werden. Ihre Berichte schildern uns bis dahin unbekannte Gestade des Nordmeeres, die erhabene Großartig⸗ keit der Eisregionen, sie erzählen manch kühnes Wagniß und Aben- teuer, und führen uns in charakteristischen Zügen die Thier⸗ und emnemngt der Polarzone vor. Die Volksausgabe des Werks er⸗
cheint in 5 Lieferungen, die in kurzen Zwischenräumen ausgegeben
werden. Jede Lieferung kostet im Subskriptionspreise 1 ℳ
— Zunächst den Gräbern in opera quadrata, die jüngst in der ein Cippus
ersten Jone des Esquilin entdeckt wurden, ist von Travertin mit In chriften an beiden Seiten gefunden worden. Diese Inschrift ist von größter Wichtigkeit für die Paläographie, da
sie sehr archaistische Formen zeigt, mit der Schreibart pvlebei, loceis, 8
neivo ac. Sie enthält eine Verordnung, die entweder an die Aedilen der Plebs gerichtet war oder von ihnen ausging, was nicht entschie⸗
den werden kann, da vom Stein, worauf sie sich befindet, noch ehe 6 er mit der Erde bedeckt wurde, die ihn seit so vielen Jahrhunderten
verbarg, der obere Theil abgebrochen wurde. Es wird darauf verboten,
ustrinae zu errichten und focei ustorei (Verbrennungsfeuer) anzumachen,
sowie auch den betreffenden Ort in anderer Weise zu verunreinigen. —
Die Inschrift nennt den pagus menianus oder moenianus und giebt 6
dessen Entfernung an; man könnte daher leicht vermuthen, daß die ältesten Gräber, die gerade an der Stelle entdeckt wurden, wo man den Cippus fand, einem solchen pagus angehört haben. Die mit dem neuen Ausdruck „focei ustorei“ bezeichneten „Verbrennungen⸗ liefern, wenn sie sich auf diese gefundenen Gräber beziehen, ein neues
Feld der umfangreichsten Untersuchungen, da die dort entdeckten 8
Gräber, die älter als die römischen puticoli sind, bisher keinerlei Spur von Todtenverbrennungen gezeigt, sondern vielmehr sowohl durch ihre Form als durch die Lage der Knochen das Gegentheil bewiesen haben. Alles in allem ist diese Enrdeckung von großer Wichtigkeit für di Epigraphie, die römische Sprache, sowie die Topographie. 1 8 — Aus Poprad wird der „Egyetertes es Magyar⸗Ujsag“ mit-
getheilt, 8 daselbst am 4. d. M. nach einem heftigen Sturme die
arpathen mit Schnee bedeckt waren.
Gewerbe und Handel.
Der Gesammtumsatz der Leipziger Wechslerbank be⸗ zifferte sich nach einem dem Aufsichtsrath Seitens der Direktion zu- gegangenen Berichte während des ersten Semesters dieses Jahres auf 191,000,272 ℳ bei einem Aktienkapital von 3,150,000 ℳ, in der⸗ selben Zeit des Vorjahres stellte sich der Gesammtumsatz auf 99,545,225 ℳ Der Gesammtgewinn des ersten Semesters, von welchem u. A. auf Wechsel 82,527 ℳ, auf Provistonen 50,376 ℳ, auf Agio 6169 ℳ,* auf Zinsen im Conto⸗Current 32,158 ℳ, auf Effektea 21,527 ℳ entfallen, beläuft sich auf 194,728 ℳ 8
St. Petersburg, 17. September. (W. T. B.) Die Reichs-⸗ bank erhöht von heute an den Diskont für Wechsel auf 5 und den Lombardzinsfuß auf 6 %. ö
— Die „New⸗Yorker Handels⸗Zeitung“ schreibt in ihrem vom 3. September datirten Wochenbericht: Das Geschäft 8 im Allgemeinen hat in dieser Berichtswoche viel zu wünschen übrig gelassen. In Importen nahm der Verkehr, soweit Umsätze in Be⸗ tracht kommen, einen ziemlich befriedigenden eine lebhaftere Entwickelung des Exportgeschäfts durch die hohen Leih⸗ raten im Goldmarkte gestört, indem die Placirung fremder Wechsel zeitweise dadurch auf Schwierigkeiten stieß. — Im Uebrigen würden wir unserem Exporthandel für den Herbst und Winter das günstigste Prognostikon stellen können, wenn diese Branche nicht noch immer uv 8 den Uebeln litte, welche schon im vorigen Jahre als Ursache großer
ste h b Daß wir enorme Quantitäten Ge⸗
v1I 4
Berge der
Bearbeitet von Dr. M. Linde⸗ 8
Verlauf, dagegen wurde
—
——
8 * 8 — —— 1 2 — — gg 8 1 8