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Als Geschäftsbezirk sind der Bank⸗ Kommandite in Karls⸗
ruhe der Großherzoglich badische Seekreis, sowie der Ober⸗ und Mittel⸗Rheinkreis, der Bank⸗Kommandite in Mannheim der Großherzoglich badische Unter⸗Rheinkreis überwiesen worden. Die Verwaltung der Bank⸗Kommandite in Karlsruhe ist dem Bank⸗Rendanten Puch als erstem und dem Bank⸗Kassirer Strücker als zweitem Vorstandsbeamten gemeinschaftlich über⸗ tragen worden, desgleichen ist die Verwaltung der Bank⸗Kom⸗ mandite in Mannheim dem Bank⸗Direktor von Zuccalmaglio als erstem und dem Bank⸗Kassirer Lichtenberg als zweitem Vorstands⸗ beamten gemeinschaftlich übertragen worden.
Bei allen rechtsverbindlichen Erklärungen und Ausfertigun⸗ gen sind die Unterschriften beider Vorstandsbeamten erforderlich.
Berlin, den 20. September 1875.
Königlich Preußisches Haupt⸗Bank⸗Direktorium.
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Das bevorstehende Studiensemester unserer Universität nimm mit dem 15. Oktober seinen gesetzlichen Anfang. Indem wir dies hier⸗ durch zur allgemeinen Kenntniß bringen, machen wir Diejenigen, welche die Absicht haben, die hiesige Universität zu besuchen, darauf aufmerk⸗ sam, daß sie sich pünktlich mit dem Beginne des Semesters hier ein⸗ zufinden haben, um sich dadurch vor den Nachtheilen zu bewahren, welche ihnen durch das Versäumen des Anfangs der Vorlesungen unausbleiblich erwachsen müssen. Zugleich ersuchen wir hiermit die Eltern und Vormünder der Studirenden, auch ihrerseits zur Beob⸗ achtung dieses wichtigen Punktes der akademischen Disziplin möglichst mitzuwirken. In Ansehung derjenigen Studirenden, welche auf Grund vorschriftsmäßtger Dürftigkeits⸗Atteste die Wohlthat der Stundung des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichti⸗ gen, oder um ein akademisches Stipendium sich bewerben wollen, be⸗ merken wir, daß nach neueren gesetzlichen Vorschriften derartige Ge⸗ suche bei Vermeidung der Nichtberücksichtigung, und zwar die Stun⸗ dungsgesuche innerhalb der ersten Woche, und die Gesuche um Verleihung eines Stipendiums innerhalb der ersten vierzehn Tage nach dem gesetzlichen Anfange des Semesters von den Petenten in Person eingereicht werden müssen, und daß von denjenigen Stu⸗ direnden, welchen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt wor⸗ den ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stundungsscheine innerhalb der ersten Woche nach dem gesetzlichen Anfange des Semesters bei der Quästur Gebrau gemacht werden muß. 8 8
Bonn, den 20. September 1875.
Rektor und Senat der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität.
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Die Immatrikulation für das bevorstehende Studien⸗Semester vom 2. Oktober c. an bis auf Weiteres statt. Behufs der
mmatrikulation haben 1) diejenigen Studirenden, welche die Uni⸗ versitätsstudien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschrifts⸗ mäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimationspapiere; 2) diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeichneten Pa⸗ pieren noch ein vollständiges Abgangszeugniß von jeder früher be⸗ suchten Universität vorzulegen. Diejenigen Inländer, welche keine Maturitätsprüfung bestanden, beim Besuche der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebens⸗ kreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu . ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats⸗ oder
irchendienst bestimmen, können auf Grund des §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu Seitens des Königlichen Universitäts Kuratoriums ertheilter Erlaubniß immatri⸗ kulirt werden.
Bonn, den 20. September 1875. 8 Die Immatrikulations⸗Kommission.
Die heutige Nummer des ‚„Reichs⸗ und Staats Anzeigers“ enthält im Central⸗Handelsregister:
Uebersicht der in der Zeit vom 13. bis inkl. 18. September cr. im „Deutschen Reichs⸗und Preußi⸗ schen Staats⸗Anzeiger“ (Central⸗Handelsregister) publizirten Konkursbekanntmachungen.
Deutsches RNei f.
Preußen. Berlin, 22. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich am Montag, den 20. d. Mts., nach beendetem Militär⸗Diner in der Societät, bei welchem die schon gemeldeten Trinksprüche ausgebracht wurden, in das Großherzogliche Palais zurück. Mit beginnender Dunkelheit be⸗ gann eine Erleuchtung der Stadt so reich und glänzend, wiesie Rostock in seinen Mauern bisher kaum gesehen. — Neben der sinnig mit Transparenten und Blumenschmuck abwechselnden Kerzenillumi⸗ nation an den Fenstern und den Schaustellungen von Büsten und allegorischen Gruppen, umgeben von Topfgewächsen und Blumengruppen in den Ladenfenstern, traten auch die öffent⸗ lichen Gebäude, und unter diesen speziell das Rathhaus als glänzende Merkmale der Feststimmung und des Festjubels hervor.
Die Erhellung der Fagade des Rathhauses war ganz durch Gas bewirkt, der Art, daß die 7 unteren Hallen mit ausrechten und bogenförmigen Flammen versehen waren. Aufrechte mit Glaskuppeln versehene Pilasterlampen trugen eine durch die ganze Front durchreichende doppelte Gurtung. Dje oberen Ge⸗ schosse zeigten im Mittelbau ein großes Bild, auf welchem der Germania von dem Friedensengel der Lorbeerkranz dargeboten wurde. Die Seiten wurden durch 6 Fuß hohe gekuppelte Glasfenster erleuchtet, die durch farbige Pilaster und eine oben horizontale doppelte Gurtung geschlossen war. Das Ganze wurde durch eine große Gassonne im Mittelbau gekrönt.
Der Blücherplatz wurde durch zwei gegenüberstehende elek⸗ trische Lichtheerde erhellt.
Gegen 8 Uhr traten Se. Majestät der Kaiser und König, mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin⸗Mutter eine Hofequipage besteigend, die Fahrt durch die Straßen an, in welchen die Einwohnerschaft, verstärkt durch den vom Lande und der Umgebung gekommenen Zuzug, in großen Massen auf⸗ und abwogte, überall auf Ihrem Wege mit enthusiastischen Kundgebungen der Freude begrüßt. Dem kaiserlichen Wagen folgte noch eine Reihe anderer Hofequipagen, in welchen die Königlichen Prinzen Platz genommen hatten. Der Zug konnte sich nur langsam fortbewegen; gegen 9. Uhr kehrten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wieder in das Palais zurück, und es begann nun, vor einem dicht ge⸗ drängten Auditorium, von sämmtlichen Militärkapellen intonirt, die Nationalhymne, an welche sich die Aufführung der schon ge⸗ nannten Piscen anschloß.
„Von Zeit zu Zeit verbreitete von der Höhe der benachbarten Häuser herab, wie schon mitgetheilt, elektrisches Licht in reichen Fluthen seinen Glanz über den Aufstellungsplatz, und ließen die
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kungsvoller Beleuchtung hervortreten.
Nachdem die harmonische Retraite von den sämmtlichen Trompeter⸗ und Hornisten⸗Corps geblasen, formirte sich der Zug der Spielleute und utboisten der 36. Infanterie⸗Brigade, welche die Mitte der Aufstellung eingenommen, zum Abmarsch. Schon während des letzten Theiles des militärischen Monstre⸗ Konzerts, welches wie stets durch die imposanten Masseneffekte und die künstlerisch abgerundete, feine Nuancirung der Tonfarben in dem instrumentalen Vortrag seinen Eindruck nicht verfehlte, und bei welchem namentlich über die Ausführung der Fest⸗Ouverture eine Glätte und Schwungkraft waltete, die von sorgfältigem Studium und künstlerischer Auffassung zeugten, hatte ein feiner Sprühregen begonnen, der sich in der Nacht zu einem so heftigen Landregen verstärkte, daß das für Dienstag, den 21., angesetzte gefechtsmäßige Exerzieren des IX. Armee⸗Corps mit einem mar⸗ kirten Feind abgesagt wurde.
Se. Majestät nahmen im Laufe des Vormittags Vorträge entgegen und besuchten die Universität. Zu dem um 5 Uhr statt⸗ gehabten Diner waren die Königlichen Prinzen nebst Gefolge, die Generale, welche als Schiedsrichter fungiren, der komman⸗ dirende General, die Divisionscommandeure, die fremdherrlichen Generale und die Spitzen der Civilbehörden, sowie die Konsuln und Vizekonsuln eingeladen. Abends fand eine Serenade vor dem Schlosse von der Militärmusik statt.
Heute Vormittag um 10 Uhr begaben Sich Se. Majestät der Kaiser und König an Bord der Königlichen PVacht „Grille“ zur Besichtigung des Panzergeschwaders durch die Molen in See, gefolgt von einem Avisoboot und dem Dampfer „Phönix“, auf welchem sich die fremdherrlichen Offiziere befanden. Die Passagierdampfer „Rostock“, „Emilia“, „Holsatia“ und „Senfft⸗Pilsach“ schlossen sich mit zahlreichen Passagieren der Königlichen Jacht und dem „Phönix“ an. Bei der Vorbeifahrt der „Grille“, welche die Flagge Sr. Majestät des Kaisers führte, salutirten sämmtliche Schiffe des Geschwaders; die Raen waren bemannt. Auf den Molen und am Strande bewegte sich eine große Menschenmenge.
— Der Bundesrath hielt am 21. d. M. die 22. Plenar⸗ sitzung. Zur Vorlage kamen: a. die Uebersicht der Ergebnisse des Heeres⸗Ergänzungsgeschäfts für 1874; b. die Nachweisung der den Bundesstaaten überwiesenen Beträge an Reichsmünzen; c. die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande; d. ein Protokoll des III. Ausschusses, be⸗ treffend den Anschluß bremischer Gebietstheile an das Zollgebiet.
Mittheilungen wurden gemacht über: a. die angestellten Ermittelungen über die Behörden zur Entscheidung von Streitigkeiten auf dem gewerblichen Gebiete; b. die Benutzung der Landesarchive und Bibliotheken durch die Mitarbeiter der Monumenta Germaniae historica; c. die Vereinbarung mit Oesterreich⸗Ungarn wegen der Uebernahme Auszuweisender.
Hierauf wurden Anträge eingebracht, betreffend: a. den Ab⸗ schluß eines Auslieferungs⸗Vertrages mit Oesterreich⸗Ungarn; b. die bei der Pensionirung von zwei Postbeamten in Anrech⸗ nung zu bringende Gemeindedienstzeit; c. Maßregeln gegen Ein⸗ schleppung von Viehseuchen, d. Abänderung des Postgesetzes, e. Abänderung der Statuten der Württembergischen Bank, f. die bei Feststellung der Dienstzeit eines elsaß⸗lothringischen Forst⸗ beamten mit in Anrechnung zu bringende Gemeindedienstzeit.
Ausschußberichte wurden erstattet über a. die Verordnung wegen Einführung der Reichswährung; b. die Außercourssetzung verschiedener Landesmünzen; c. die Wiederbesetzung erledigter Stellen bei den Disziplinaskammern.
Endlich wurden einige Eingaben vorgelegt.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr versammelten sich heute zu einer Sitzung.
— Die Zölle im Deutschen Reich sind in dem Etats⸗ entwurf für das Jahr 1876 in der Brutto⸗Einnahme auf 118,664,780 ℳ veranschlagt worden. Die durchschnittliche Ein⸗ nahme in den Jahren 1872 — 1874 betrug 122,605,758 ℳ, der um 4,000,000 ℳ geringere Ansatz im Etat 1876 entspricht nach statistischen Anschreibungen dem Einnahme⸗ Ausfalle, welcher in Folge der seit dem 1. Oktober 1873 eingetretenen Zollbefreiungen und Ermäßigungen zu erwarten ist.
Die Brutto⸗Einnahme der Rübenzuckersteuer entspricht mit 50,501,050 ℳ den durchschnittlichen Einnahmen der Jahre 1872 — 74. Die Salzsteuer (33,737,200 ℳ) und die Tabakssteuer (1,794,720 ℳ) sind um ein Geringes über den Durchschnitt der Jahre 1872—74 veranschlagt worden.
— Die Reichstags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Civilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen erledigte in ihrer Sitzung vom 20. September die Einzelberathung der Anträge des Dr. Wolffson zum Abschnitt über die Privatklage. §. a.: „Giebt die Staatsanwaltschaft einem bei ihr angebrachten Antrage auf Erhebung der öffentlichen Klage keine Folge, oder verfügt sie nach dem Abschlusse der Ermittelungen die Einstellung des Verfahrens, so hat sie den Antragsteller unter Angabe der Gründe zu bescheiden“, wurde nicht beanstandet. Dagegen führte der erste Absatz des §. b.: „Dem Antragsteller steht gegen diesen Bescheid die Beschwerde bei dem Gerichte zu“ zu lebhafter Erörterung. Der Abg. v. Puttkamer hatte hierzu den Unter⸗ antrag gestellt, daß die Beschwerde von dem Staatsanwalt zu⸗ nächst an den vorgesetzten Staatsanwalt und von diesem an das Oberlandesgericht gehen solle. Bei der Abstimmung wurde der Antrag v. Puttkamer in seinem ersten Theile angenommen, im zweiten dagegen abgelehnt. Außerdem beschloß die Kommission, für die Beschwerde an das Gericht eine Frist von 3 Monaten festzusetzen und vorzuschreiben, daß die Be⸗ schwerdeschrft von einem Rechtsanwalt unterzeichnet sein müsse, sowie auch, daß das Gericht die Befugniß haben solle, vor Abgabe seines Bescheides weitere thatsächliche Ermitt⸗ lungen anzustellen. Die §§. c und d des Antrags Wolffson, welche von dem Beschwerdeverfahren handeln, fanden mit einer unwesentlichen Aenderung Annahme; desgleichen §. e: „Das Gericht kann von Amtswegen oder auf Antrag des Beschwerde⸗ führers den unmittelbaren Vorgesetzten desjenigen Staatsanwalts, welcher die Erhebung der Anklage verweigert hat, ersuchen, einen andern Staatsanwalt mit der Erhebung der Klage zu beauf⸗ tragen. Der Vorgesetzte hat diesem Ersuchen Folge zu geben. Handelt es sich um eine zur Zuständigkeit des Reichsgerichts ge⸗ hörige Sache, so kann das Reichsgericht selbst einen der Reichs⸗ oder Staatsanwälte mit Erhebung der Klage beauftragen.“ Dagegen wurde der §. f, welcher dem Gerichte die Befugniß er⸗
theilen wollte, auf Antrag des Beschwerdeführers auch einen Rechtsanwalt, der sich zur Führung der Sache bereit erklärt,
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Umrisse und die monumentale Zierde der Blücherstatue in wir⸗
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mit der Vertretung der Staatsanwaltschaft zu beauftragen, ab⸗ gelehnt. Ein Antrag, dem Beschwerdegericht die Befugniß zu ertheilen, eines seiner Mitglieder von Amtswegen mit der Ver⸗ tretung der Staatsanwaltschaft zu beauftragen, wurde gleichfalls verworfen.
— Der Königlich sächsische Bundesbevollmächtigte und Ge⸗ sencte von Nostitz⸗Wallwitz ist gestern nach Berlin zurück⸗ gekehrt.
— S. M. S. „Medusa“ hat am 6. d. Mts. auf der Rhede von Madeira geankert. An Bord Alles wohl.
Posen, 20. September. (Ostsee⸗Ztg.) Am Freitag begab sich der Regierungs⸗Rath Goebel in Begleitung eines Regierungs⸗ Sekretärs nach Gostyn und eröffnete den dortigen Philippiner⸗ Geistlichen protokollarisch, daß sie spätestens bis zum 1. Ok⸗ tober d. J. ihre Kongregation aufzulösen und ihr Kloster zu verlassen haben. Zugleich wurde von dem genannten Regierungs⸗ Kommissarius das gesammte bewegliche und unbewegliche Ver⸗ mögen der Kongregation mit Beschlag belegt und unter staat⸗ liche Sequestration gestellt. Die seit alten Zeiten in Gostyn be⸗ stehende Philippiner⸗Kongregation besitzt außer einem bedeutenden Kapitalvermögen sehr umfangreiche Güter und war eine Haupt⸗ stütze des Ultramontanismus in der Umgegend.
Breslau, 20. September. Der Erbgroßherzog von Sachsen⸗Weimar traf am Sonnabend Abend, von Liegnitz kommend, im strengsten Inkognito unter dem Namen eines Grafen von Ettersburg in Begleitung seines Adjutanten, Baron von Münchhausen, ein. Derselbe verließ gestern früh 7 Uhr die Stadt wieder, um sich nach Schloß Heinrichau zu einem mehr⸗ tägigen Besuch bei seiner daselbst weilenden Mutter zu begeben. — Ebenso langte Sonnabend Abend der General⸗Gouverneur von Warschau, General Graf von Kotzebue, vom Manöver⸗ schauplatz kommend, an, um seine hier weilende Gattin abzu⸗ holen, und reist heut nach Warschau zurück.
Bayern. München, 20. September. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich ist gestern Abend mit Tochter und Schwiegersohn von Possenhofen hierher zurückgekehrt. Heute unternahm derselbe eine Spazierfahrt durch die Stadt. Die Rückreise erfolgte heute Abend über Simbach mit dem Wiener Schnellzug. — Graf v. Stauffenberg ist zum ersten Präst⸗ denten der Kammer der Reichsräthe ernannt worden.
— 22. September. (W. T. B.) Das feierliche Leichen⸗ begängniß des Prinzen Adalbert wird am Freitag Nach⸗ mittag stattfinden. Alle Abtheilungen der hiesigen Garnison werden zur Theilnahme an demselben ausrücken.
Sachsen. Leipzig, 21. September. Nach der nunmehr vollständig vorliegenden amtlichen Liste der Ergänzungs⸗ wahlen zur sächsischen Zweiten Kammer haben, wie die „Leip⸗ ziger Zeitung; meldet, von den neugewählten 31 Abgeordneten 18 bereits bisher der Zweiten Kammer angehört. Nach den von Parteien vor den Wahlen aufgestellten Kandi⸗ datenlisten, verglichen mit dem Ausfall der Wahlen, haben die Konservativen 12, die Fortschrittspartei 9, die national⸗ liberale Partei 8 Kandidaten durchgebracht; bei 2 neu ge⸗ wählten Abgeordneten ist die Parteistellung noch nicht bekannt; acht der Neugewählten, darunter 3 von der Fortschrittspartei und 2 von der national⸗liberalen Partei, sind ohne jeden Gegen⸗ kandidaten gewählt worden. Ein Abgeordneter (Ober⸗Bürger⸗ meister Streit in Zwickau) erhielt sämmtliche Wahlstimmen mit alleiniger Ausnahme der von ihm selbst abgegebenen. Die höchste Stimmenzahl, 2051 von 2068 gültig abgegebenen Stimmen, erhielt der Gutsbesitzer Koeckert in Kleinmiltitz. Ihrer Berufsstellung nach befanden sich unter den neu gewählten Abgeordneten 11 Gutsbesitzer, 6 Advokaten, 5 städtische Beamte, 4 Staatsbeamte, 3 Kaufleute, der Direktor einer Gewerbebank und ein Fürstlich schönburgscher Beamter.
Württemberg. Stuttgart, 21. September. Durch Königliche Verordnung vom 18 d. M. ist die zweite evange⸗ lische Landessynode auf den 12. Oktober d. J. hierher ein⸗ berufen worden. — Die Großfürstin Maria Nicolajewna von Rußland, Schwester Ihrer Majestät der Königin, ist gestern zu einem mehrtägigen Besuche im Schlosse zu Friedrichshafen ein⸗ getroffen. — Die neueste Nummer des Regierungsblatts veröffentlicht ein Gesetz über die Bewirthschaftung und Beauf⸗ sichtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und son⸗ stigen Körperschaften, vom 16. August 1875.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 21. September.
HOesterreich⸗Ungarn. Wien, 20 September.
Schlafe. Erscheinungen der entschiedenen Besserung hielten ohne Störung an; der Kopf ward frei gefühlt, der Puls blieb ziem⸗ lich gehoben, das Aussehen war wesentlich gebessert.
— Der Erzherzog Albrecht ist gestern von Liegnitz hier eingetroffen. — In dem Schlosse zu Ebenthal wurde heute der Herzog Max in Bayern, jüngster Bruder der Kaiserin, mit der Prinzessin Amelie, Tochter des Prinzen August von Sachsen⸗ Coburg⸗Gotha, durch den Erzbischof Haynald von Kaloecsa in Gegenwart des Herzogs Karl Theodor, als Repräsentant des Königs von Bayern, der Erzherzoge Karl Ludwig, Rainer und Joseph, der Herzöge von Montpensier, Aumale und Alengon, des Prinzen Arthur von England u. j. w. feierlich getraut. Ein Separatzug der Ferdinands⸗Nordbahn brachte die Hohen Gäste in die Station Dürnkrut, von wo dieselben in Wagen sich in das nahe gelegene, dem Prinzen August von Coburg⸗Gotha gehörende Schloß Ebenthal begaben. Nach der Trauung fand ein Dejeuner statt, bei welchem die Militär⸗ Musikkapelle des Regimentes Hoch⸗ und Deutschmeister spielte. Gegen 4 Uhr Nachmittags führte ein Separatzug von Dürnkrut das Hohe Brautpaar sammt den geladenen Gästen nach Wien. — Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußeren Graf Andrassy ist heute Morgens in Wien angekommen. — Der Minister⸗Präsident Fürst Adolf Auersperg ist heute von seinem Urlaube nach Wien zurückgekehrt. — Gambetta ist in Begleitung seines der deutschen Sprache kundigen Sekretärs l'Abbé gestern Abend hier eingetroffen. — 21. September. (W. T. B.) Die österreichische Delegation ist heute zusammengetreten und hat mit 41 von 42 Stüimmen den Freiherrn v. Schmerling zum Präsidenten ge⸗ wählt. Letzterer dankte für die auf ihn gefallene Wahl und hob bei Besprechung der gegenwärtigen Lage des Reiches hervor, daß Dank der Weisheit des Kaisers und der Umsicht der Re⸗
gierung, ungeachtet des an der südöstlichen Grenze der
Am Sonntag und Montag haben in Friedrichroda Konferenzen thüringischer Minister stattgefunden. “
1 Laut tele⸗ graphischer Nachricht aus Sassetot von heute, 10 Uhr früh, ver⸗ brachte die Kaiserin die vorangegangene Nacht in ruhigem
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Monarchie aufgehäuften Zündstoffes, es sei, den Frieden aufrecht zu erhalten, wenngleich man sich nicht verhehlen könne, daß die eingetretenen Ereig⸗ nisse der Regierung schon nicht unerhebliche Ausgaben verursacht hätten. Um so lebhafter sei daher der Wunsch, daß es der Regierung und ihren Verbündeten gelingen möge, eine befriedigende Lösung zu bewerkstelligen, daß sie einen Zu⸗ stand herbeiführe, der die Wiederholung eines Aufstandes zur Unmöglichkeit mache. Zweifellos werde die Delegation die Mittel zur besseren Verpflegung der Mannschaften bewilligen, und werde auch die Lösung der Geschützfrage kaum zweifelhaft sein. Der Trieb der Selbsterhaltung veranlaßt uns, hierin nicht zu⸗ rückzubleiben. Gleichwohl können wir uns nicht verhehlen, daß die finanziellen Zustände des Reichs zur Stunde keine glücklichen sind, weshalb, die uns gewordene Aufgabe auch eine wahrhaft peinliche und in der That schwierige ist. Wir werden aber mit Muth an unsere Aufgabe gehen, und die befriedigende Lösung derselben wird uns hoffentlich gelingen.“ Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin, in welches die Versammlung enthusiastisch ein⸗ stimmte. Hiernach wurde Rechbauer mit 45 von 48 Stimmen zum Vize⸗Präsidenten gewählt. Der Abgeordnete Kochanowsky at sein Mandat als Delegirter niedergelegt. Vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten wurde der Staatshaushalts⸗Etat pro 1876, der Rechnungsabschluß pro 1873, sowie die Vorlage über die Anschaffung neuer Geschütze eingebracht. Derselbe theilte ferner der Versammlung mit, daß der Kaiser morgen Nach⸗ mittag die Mitglieder der Delegation empfangen werde. Schließ⸗ lich wurde die Wahl des Petitions⸗ und Finanzausschusses vor⸗ genommen.
— Die ungarische Delegation ist heute Abend zu⸗ sammengetreten und hat Szoegyenyi zum Präsidenten gewählt. Derselbe sprach in seiner Antrittsrede die Erwartung aus, daß die Delegation den Weg zu finden wissen werde, welcher, unter gleichzeitiger Sicherung des Ansehens und der Machtstellung der Monarchie, der korrekten Richtung in der glücklichen Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, die sich durch Erhaltung des Weltfriedens und durch das Bestreben kundgebe, die am südöst⸗ lichen Horizonte aufsteigenden Wolken zu zerstreuen, eine feste Basis und mächtige Stütze gewähre.
— Die Gesammtsumme des Erfordernisses in dem den Delegationen heute vorgelegten gemeinsamen Budget pro 1876 beträgt im Ordinarium 107,586,686 Fl., mithin 220,757 Fl. weniger als 1875, im Extraordinarium 7,140,798 Fl., also 2,053,530 Fl. mehr als 1875, zusammen 114,727,484 Fl., also 1,903,161 Fl. mehr als 1875. Nach Abzug der eigenen Ein⸗ nahmen der gemeinsamen Ministerien mit 5,222,704 Fl. und des Ueberschusses aus den Zollgefällen mit 14,251,000 Fl. verbleibt ein zu deckendes Ges ammterforderniß von 95,253,780 Fl. Von diesem u deckenden Gesammterfordernisse entfallen auf Oesterreich 65,344,093 Fl., auf Ungarn 29,909,687 Fl. Eine besondere, von einer Denkschrift begleitete Vorlage des gemeinsamen Kriegs⸗ Ministeriums nimmt außerdem zur Beschaffung neuen Materials für die Feld⸗Artillerie 17,797,000 Fl. in Anspruch. Als erste Rate dieser Summe ist pro 1876 der Betrag von 8 ½ Mill. Gulden erforderlich.
Großbritannien und Irland. London, 20. Sep⸗ tember. Der Prinz und die Prinzessin von Wales kehr⸗ ten am Sonnabend von Abergeldie⸗Castle, ihrem Landsitz in Schottland, nach Marlborough House zurück. — Die neuesten indischen Blätter sind mit Einzelheiten über die Vorkehrungen, welche zum Empfange des Prinzen von Wales in ganz Indien getroffen werden, gefüllt. Die Fürsten und Häuptlinge der westlichen Provinzen sind eingeladen worden, sich schon am 30. Oktober zu versammeln. Zu den Festlichkeiten, die in Bom⸗ bay gegeben werden sollen, wird auch ein großartiges Schul⸗ kinderfest gehören, dessen Kosten auf ca. 1200 Pfd. Sterling veranschlagt sind. In Lucknow wird der Gala⸗Elephant des Vizekönigs, ein mehr als hundertjähriges Thier, das den Marquis von Hastings trug, als er vor einem Jahr⸗ hundert Lucknow als General⸗Gouverneur besuchte, präsentabel gemacht, um den Prinzen bei seinem Einzuge in Lucknow auf seinem Rücken zu tragen. Dem Dampfer „Serapis“, welcher den Prinzen mit seinem zahlreichen Gefolge von Venedig aus nach Indien führen foll, sind 15 Boote beigegeben, darunter eine Gala⸗Barke, die an Symmetrie und Schönheit der der „Cleopatra nicht nachstehen dürfte. — Auf Clerkenwell⸗green fand am Sonnabend ein weiteres Arbeiter⸗Meeting zum Zwecke des Ausdruckes von Sympathien mit den Insurgenten in der Herzegowina statt. Die hiesigen Freunde der aufständischen Bewegung treffen umfassende Vorkehrungen zum Empfange der in wenigen Tagen hier erwarteten Insurgenten⸗Deputation.
— Der „Globe“ schreibt: Wir theilten vor einiger Zeit mit, daß ein internationaler Etiquette⸗Codex als Richtschnur aller derjenigen civilisirten Nationen, deren Pflichten und Stel⸗ lung sie in Berührung mit „Ausländern von Distinktion“ brin⸗ gen, in Vorbereitung sei, und nun erfahren wir, daß von mehr als einer Macht vorgeschlagen wurde, alle persönlichen Be⸗ grüßungen abzuschaffen. Nur die Flagge einer Nation soll zu einem Gruße berechtigt sein.
Frankreich. Paris, 19. September. Der Mars chall Mac Mahon wird morgen in Varennes⸗sur⸗Allier beim XIII. und am Dienstag in Malesherbes beim III. Corps er⸗ wartet. — Der Contre⸗Admiral du Quilio, welchen der Vize⸗ Admiral Roze zu seinem Generalstabs⸗Chef im Mittelmeer⸗
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Geschwader ausersehen hatte, hat diesen Posten abgelehnt, und
Hr. Roze sieht sich genöthigt, den alten Generalstabs⸗Chef La Ronciére's, Contre⸗Admiral de Jonguisre, der mit seinen Offizieren das Geschwader schon verlassen hatte, zurückzurufen. — Nach dem ,Figaro“ stellt sich der durch die Ueberschwem⸗ mung der letzten Tage verursachte Schaden wie folgt: 8 Millio⸗ nen fͤr das Allier⸗, 25 Millionen für die Departements Hérault, Gard und Lozére, wobei die Ernten mit inbegriffen sind. Die Zahl der zertrümmerten Häuser und Hütten beläuft sich auf 400, die der Todten auf 100, wovon 74 allein auf die kleine Stadt Saint⸗Chinian im Herault entfallen.
— 20. September. Rouher und der Herzog von Padua sind gestern nach Arenen berg abgereist. — Der Minister des Innern, Buffet, hat einem Feste des landwirthschaftlichen Vereins in Dompierre beigewohnt und in seiner Erwiderung auf einen zu Ehren Mac Mahons ausgebrachten Toast zunächst den Marschall⸗Präsidenten und dessen Hingebung und Energie gefeiert, sodann aber unter Bezug auf die bei seinem Eintritt in das Ministerium obwaltenden Umstände hervorgehoben, daß die Intention des Ministeriums hauptsächlich dahin gehe, den Gesetzen den Gehorsam zu sichern und alle konservativen Kräfte gegen das Umsichgreifen revolutionärer und verfassungswidriger Tendenzen zu sammeln und zu vereinigen. Das Ministerium sei unter sich fortwährend im besten Einvernehmen gewesen, es
bisher gelungen s
eien niemals Meinungsverschiedenheiten vorgekommen. Der Minister schloß mit der Aufforderung, daß Alle, die die Ord⸗ nung und Ruhe liebten, eine feste Scheidewand aufrichten müßten gegen subversive und verderbliche Leidenschaften.
— (K. Ztg.) Der „Courrier de France“ meldet, daß Buffet in dem Ministerrathe, der vor seiner Abreise nach den Vogesen statteand, den Beschluß erwirkt habe, daß bei der Berathung der Nationalversammlung über das Wahlgesetz betreffs der Arrondissements⸗Abstimmung die Kabinetsfrage auf⸗ gestellt werden soll. — Der Marschall Canrobert wohnt mit Marschall Mac Mahon den Manövern des 3. Corps an.
Spanien. Nach einem der „Temps“ aus Pau zugegan⸗ genen Depesche sind 740 Soldaten und 92 Offtziere der car⸗ listischen Armee bei Gavarnie auf französischen Boden übergetreten und sofort entwaffnet worden; zwei Ba⸗ taillone französischer Linien⸗Infanterie seien heute früh von Pau ausgerückt, um die Flüchtlinge in Luz in Empfang zu nehmen.
Madrid, 21. September. (W. T. B.) Nach hier vor⸗ liegenden Nachrichten ist der carlistische General Saballs mit seinen zwei Söhnen am 18. d. M. auf französisches Ge⸗ biet übergetreten. — Dem „Imparcial“ zufolge soll Kardinal Antonelli der Regierung angezeigt haben, daß er die zwischen dem früheren Minister des Aus⸗ wärtigen, Castro, und der päpstlichen Kurie gepflogene amtliche Korrespondenz den übrigen Mächten mittheilen werde. Aus Regierungskreisen verlautet, die Regierung werde ihrerseits eine Erklärung veröffentlichen, ihren Standpunkt gegenüber den Ausschreitungen des Nuntius Simeoni in dem an die Bischöfe erlassenen Rundschreiben energisch wahren, und die Rechte des Königs aufrecht erhalten.
Türkei. Konstantinopel, 21. September. (W. T. B.) Nach einem Telegramm Mehemed Ali Paschas aus Sienizza vom 19. d. sind die Insurgenten, die die Verbindung zwischen Nowa⸗Varosch und Serajewo unterbrochen hielten, vollständig vertrieben worden; auch die Telegraphenverbin⸗ dung zwischen Sienizza und Serajewo war wiederhergestellt.
Ragusa, 21. September. (W. T. B.) Von Seiten der Insurgenten eingegangene Nachrichten behaupten im Wider⸗ spruche mit der Meldung Mehemed Ali Paschas aus Sienizza, daß aus Serbien kommende Zuzügler zu dem Popen Zarkos gestoßen seien, indeß die Insurgenten die türkischen Truppen bei Prjepolle und Babinje geschlagen hätten.
Rußland und Polen. St Petersburg, 20. September. Der Kaiser ist am 18. d. M. von Kiew nach Odessa abgereist.
Dänemark. Kopenhagen, 21. September. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh kamen gestern an Bord der russischen Jacht „Czarevna“ hier an und gingen bei Bellevue an Land.
Amerika. Aus New⸗York wird vom 19. ds. per Kabel gemeldet: Die telegraphische Verbindung mit Galveston ist wieder hergestellt, und die Gewässer verlaufen sich. So viel man weiß, sind vier Personen in den Fluthen umgekommen. Der Dampfer „Australian“, der Baumwolle für Liverpool verlud, erlitt während des Sturmes Schiffbruch. Die Mannschaft wurde ind eß gerettet. Lynchburg, Lanjacinto und andere Dörfer an den Gestaden der Bucht sind (einer New⸗Vorker Kabeldepesche des „Echo“ zufolge) Ruinenmassen. Viel Eigenthumsschaden wurde in Houston angerichtet; aber es sind keine Menschenleben zu be⸗ klagen. Die Baumwollfelder im Innern des Staates wurden arg beschädigt. Derselbe Sturm wüthete auch längs der ganzen atlantischen Küste sehr heftig.
Australien. Das Parlament von Queensland, das in Brisbane tagt, wurde am 10. ds. eröffnet.
Die Nr. 72 des „Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 20. September 1875: Verbot der unter dem Titel „der Friedensbote oder unter einem anderen Titel zur Verbreitung gelangenden Exemplare der in Baltimore erscheinenden „Katholischen Volkszeitung“. Ver⸗ fügung vom 18. September 1875: Portofreie Beförderung der Packetsendungen in Reichsdienst⸗Angelegenheiten. Bescheidung vom 17. September 1875: Versendung offener Karten im Allgemeinen Postvereineverkehr.
— Die Nr. 19 des Armee⸗Verordnungs⸗Vlattes lheraus⸗ gegeben vom Kriegs⸗Ministerium) hat folgenden Inhalt: Instruk⸗ tion zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875. — Abände⸗ rung des Reglements über die Naturalverpflegung der Truppen im Frieden vom 13. Mai 1858, in Folge des Gesetzes über die Natural⸗ leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 und der Instruktion zur Ausfahrung dieses Gesetzes vom 2. September 1875.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
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erlin. Der Talmudverein, welcher seit seiner vor 23 Jahren Begründung allabendlich Keine Mitglieder zum Studium des Talmud versammelt, beging am Sonntag das Fest der Einweihung seiner neuen Lehrräume im eigenen Hause, Neue Friedrichstraße 72. — Von der „Allgemeinen Bibliographie für Deutsch⸗ land“, wöchentliches Verzeichniß aller neuen Erscheinungen im Felde der Literatur (J. C. Hinrichs sche Buchhandlung in Leipzig), ist Nr. 36 und 37 (ausgegeben zu Leipzig am 16. September) soeben T den „Erzählungen aus der alten deutschen Welt für Jung und Alt“ von K. W. Osterwald, Professor und Direktor des Gymnasiums zu Mühlhausen, (Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1875) welche in kurzer Zeit die weiteste Verbreitung gefunden haben, liegen bereits der 9. Theil, enthaltend: „Reineke Fuchs“, und der 10. Theil, enthaltend: „Herzog Ernst, „Heinrich von Kempten und „Heinrich der Löwe“, vor.
Gewerbe und Handel.
Unter Hinweis auf die in Nr. 213 d. Bl. abgedruckte „tabel⸗ larische Uebersicht der Bekanntmachungen, betreffend die „Außercours⸗ setzung der Noten der deutschen Zettelbanken“, tragen wir hiernächst die auf die Bank des Berliner Kassenvereins bezüglichen Daten nach. Es werden die Inhaber der Kassenvereins⸗ Banknoten aufgefordert, dieselben in der Zeit vom 15. bis 31. De⸗ zember d. J. behufs der Einlösung bei der Kasse des Instituts zu präsentiren. Der Präklusivtermin, mit dessen Ablauf alle Ansprüche an die Bank des Berliner Kassenvereins aus den aufgerufenen Noten
erlöschen, ist auf den 31. März 1876 festgesetzt.
— Der Verwaltungsrath der Berlin⸗Anhaltischen Eisen⸗
„Gesellschaft hat, wie die „B. Börs. Ztg.“ mittheilt, be⸗ behe 89 8 9 8 auf dreißig Millionen Mark normirten 4 ½ % igen Prioritätsanleihe die Hälfte, also fünfzehn Millionen Mark, in der Zeit vom 1. bis 6. Oktober a. c. zum Course von 97 ¾ für das Pub iku zur Zeich ung auf ulegen.
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7. Deleg rtent er deutschen Seestädte wurde heute Vormittag 10 ½ Uhr durch den Vorsitzenden des Vorortes, Herrn Claussen — Bremen — eröffnet. Anwesend waren die Herren H. Claufsen, C. Fuhrken und Syndikus Dr. Meier (Bremen), C. Otto und H. Frank (Lübeck), Kleyenstüber, Kichler und Schöndörffer (Königsberg), Konsul Enhricht (Swinemünde), Hose⸗ mann (Ostfriesland), Schwedersky (Memel), Israel Lobeck (Stral⸗ sund), Schichan und Levinson (Elbing), Walter und Bierbach (Stettin), Hirch (Danzig), Sieveking (Altona), Kroos (Harburg), Roß und Embden (Hamburg). Außerdem war zu den Verhand⸗ lungen eingeladen Kommerzien⸗Rath Embden (Berlin.)
Der Vorsitzende des Vorortes erstattete zunächst Bericht über die seit dem letzten im November 1872 abgehaltenen Delegirtentag einge⸗ troffenen Ereignisse, soweit sie von Belang für die deutschen Seestädte gewesen sind. Die Erledigung der Eisenzollfrage wurde bis zum Schlusse des Jahres 1875 vertagt. Ein vom 24. Juni 1873 von Bremen erhobener Protest gegen diese Vertagung fand bei den übrigen Seestädten keine Zustimmung und unterblieb deshalb. Inzwischen hatten die Agitationen für weitere Verlängerung des Zwischenstadiums die Frage wieder in den Vordergrund gedrängt, in Folge dessen bereits Anfang Juli d. J. von Seiten Königsbergs beantragt, diesen Agitationen entschieden entgegenzutreten. Doch glaubte der größte Theil der betheiligten Handelskammern die Sache jetzt noch für verfrüht halten zu müssen. Indessen haben sich seit Kurzem die Verhältnisse derartig verändert, daß von Seiten. König⸗ bergs, gleichzeitig aber von der Bremens, der Antrag erneuert ist, in ge⸗ schlossener Masse den genansten Agitationen entgegenzutreten, dies zu thun, soll die Aufgabe des 7. Delegirtentages sein. Man habe sich auf speziellen Antrag Königsbergs entschlossen, dem Delegirtentage eine an das Reichskanzler⸗Amt, dem Bundesrath und dem Reichstage zu entsendende Petition vorzulegen. — Es erfolgte nun die Verlesung der von Königsberg eingereichten Petition, weiche in längerer Aus⸗ führung den Wunsch aussprach, daß die Reichsregierung den zahlreich eingehenden Petitionen der Schutzzollpartei gegenüber auf ihren bis⸗ herigen Standpunkt verbleiben möge. Dies sei umsomehr zu wün⸗ schen, als gerade die Eisenindustrie zu den wichtigsten des Landes Phöte deren Förderung durch den Freihandel dringend geboten erscheint.
Die Versammlung erklärte sich in der sich anschließenden De⸗ batte im Ganzen und Großen mit dem Inhalte der Eingabe einver⸗ standen, nur wünschte man, daß der mit den Schutzzöllnern im Jahre 1873 eingegangene Kompromiß mehr hervorgehoben werden sollte. Mit dieser Ergänzung wurde darauf die Eingabe einstimmig angenommen. Dieselbe soll nach einer sofort vorzunehmenden noch⸗ maligen Redaktion dem Reichskanzler⸗Amte, dem Bundesrathe und nach Zusammentritt des Reichstages, auch diesem überreicht werden. — Hieran schloß sich eine geheime Sitzung, in welcher hauptsächlich eine engere Vereinigung der Partei bestrebt werden soll.
Cöln, 22. September. (W. T. B.) In dem heutigen Mor⸗ genblatt der „Kölnischen Zeitung“ erklärt die Direktion des Schaaff⸗ hausenschen Bankvereins die von einem Berliner Börsenblatte
ebrachte Mittheilung, daß eine Sitzung des Verwaltungsrathes an⸗
beraumt worden sei, um über den Antrag, wonach das Aktienkapital von 16 Millionen Thalern reduzirt und für drei alte Aktien zwei neue ausgegeben werden sollen, Beschluß zu fassen, für eine Er⸗ findung. 8 5 Die im Verlaufe der bevorstehenden Michaelismesse zu Leipzig stattfindende Garnbörse wird am 27. d. Mts. ihren Anfang nehmen und wie früher in dem Saale der Leipziger Börsen⸗ halle abgehalten werden.
Liverpool, 21. September. (W. T. B.) Wollauktion. Es waren 13,800 Ballen angeboten. Ordinäre Wollen stellten sich ½ — ½† d. unter den in der Juli⸗Auktion bezahlten Preisen. Mittel⸗ wollen waren williger; beste Qualität bei mäßigem Begehr fest.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
Die Nr. 74 der 1: Eisenbahnverwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher E.senbahn⸗Verwaltungen: Saͤchsisch⸗Thüringische Eisenbahn, Theilstrecke Greiz⸗Plauen eröffnet; Haltestelle Muͤlheim⸗Cppinghofen (Bergisch⸗Märkische Eisenbahn). Uebersicht über entbehrliche und verlangte Wagen. Deutsche Eisenbahn⸗Statistik für das Betriebsjahr 1873: III. Verkehr. 2. Beilage: Zum Entwurf eines einseitigen Frachlbrief⸗Formulars an Stelle des bisher gebräuchlichen doppel⸗ seitigen mit anliegendem Formular.
— Nach dem Geschäftsbericht der Königlichen Ostbahn für 1874 betrug in diesem Jahre die Betriebslänge 1398,53 Km., wovon 560,92 Km. doppelgeleisig sind. An Betriebsmitteln sind angeschafft: 63 Schnellzugs⸗, 74 Güterzugs⸗ und 30 Tender⸗Lokomotiven, 195 Per⸗ sonen⸗, 36 Gepäck⸗ und 2170 Güterwagen. Am Jahresschlusse waren vorhanden: 496 Lokomotiven, 451 Tender, 668 Personenwagen mit 31,649 Plätzen, 136 Gepäckwagen mit einer Ladungsfähigkeit von 16,180 Cirn., 8185 Güterwagen mit einer Tragfähigkeit von 1,602,5993 Ctrn., 2 sechsrädrige Salon⸗, 1 Ministerial und 1 Bahnrevisions⸗Wagen. Das vperwendete Anlagekapital betrug 92,914,316 Thlr. = 66,697 Thlr. pro Kilom. Bahn⸗ länge. Der Verkehr hat eine Steigerung erfahren, namentlich der Güterverkehr im Gesammtresultat eine nicht unerhebliche Zunahme gezeigt. Trotzdem kann das Ergebniß des Betriebes ein günstiges nicht genannt werden, da die Ausgaben in noch weit höherem Grade, als die Einnahmen gestiegen sind. Zu dieser Steigerung haben die Kosten für Miethen fremder Lokomotiven und Wagen in der ersten Hälfte des Jahres, ferner für die erste Einrichtung der Eisenbahn⸗ kommissionen und die durch Errichtung derselben unvermeidlich gewe⸗ sene Vermehrung des Beamtenstandes, sowie die erhebliche Vermeh⸗ rung der Personenzüge vorherrschend Veranlassung gegeben. Im Jahre 1874 wurden befoͤrdert: 4,606,956 Personen. Im üterverkehr kamen zur Beförderung: 48,110,610 Ctr. Eil⸗ und Frachtgüter. Die Einnahmen haben betragen: aus dem Personen verke hre 4,225,425 Thlr., aus dem Güterverkehre 8,986,166 Thlr., aus sonstigen Quellen 510,286 Thlr. (darunter an Wagenmiethen 340,473 Thlr.), zusammen 13,721,877 Thlr. = 9762 Thlr. pro Kilometer Bahnlänge. Dagegen wurden ausgegeben: Für die allgemeine Verwaltung 741,604 Thlr., für die Bahnverwaltung 3,101,515 Thlr. und für die Transportver⸗ waltung 6,629,199 Thlr., zusammen 10,472,318 Thlr. = 7450 Thlr. pro Kilometer Bahnlänge resp. 1 Thlr. 2 Sgr. 9 Pf. pro Nutzkilometer. Diese Ausgaben haben 7632 % der Einnahmen betragen — gegen 6259 % im Vorjahre, 5773 % im Jahre— 1872, 4771 ✕ im Jahre 1871 und 4395 % im Jahre 1870. Als Ueher⸗ schuß sind 3,249,558 Thlr. = 2312 Thlr. pro Kilometer Bahn⸗ länge verblieben. Derselbe beträgt 23,88 % der Gesammt⸗ Einnahmen gegen 37,2 *% im Vorjahre, 42,27 % im Jahre 1872, 52,29 % im Jahre 1871 resp. 56,95 % im Jahre 1870, und es ist das verwendete Anlagekapital durch denselben mit 3,5 % —— gegen 5,29 X im Vorjahre — verzinst. Gegen das Vorjahr sind die Einnahmen um 1,656,914 Thlr. = 13,73 % und die Ausgaben um 2,921,755 Thlr. = 38,,70 % gestiegen, der Ueberschuß dagegen ist um 1,264,841 Thlr. = 28,02 % gefallen. Bei dem Vorhandensein von Erneuerungs⸗ zc. Fonds würden dem Ergänzungsfonds 340,441 Thlr. und dem Er⸗ neuerungsfonds für den Oberbau 495,784 Thlr. und für Betriebs⸗ mittel 827,541 Thlr., zusammen 1,663,766 Thlr. (gegen 1,208,118 Thlr. im Vorjahre) zur Last gefallen sein, der Ueberschuß würde sich alsdann auf 4,913,324 Thlr. erhöht haben.
Bromberger Eisenbahn am 16. d. M. hat mit Rücksicht darauf, daß die Warschau⸗Wiener Eisenbahngesellschaft beharrlich die Trennung der bisher gemeinschaftlichen Verwaltung beider Bahnen verlangt, den Verwaltungsrath einstimmig autorisirt, bei der Staatsregierung
dessen die beiden Bahnen gemeinschaftlich ver⸗
d rund Fmnde ge. G timmungen der Gesell⸗
waltet werden, als es diesbezüglichen Bef aftsstatuten, nachzusuchen. 1 b g8 4 88 Wie aus Posen berichtet wird, soll die Betriebseröffnung
Posen⸗Creuzburger Bahn am 1. Oktober cr. stattfinden.
1.“ 1“
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„Zeitung des Vereins deutscher
— Die außerordentliche Generalversammlung der Warschau⸗
die Aufhebung sowohl des Art. IX. der Zusatzakte zur Konzesstonse⸗
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