1875 / 226 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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gewiesen worden war, schritt der Angriff der Ost⸗Division in westlicher Richtung weiter vor.

welches der durch die überlegene Zahl des Feindes zum Rückzug gezwungene Vertheidiger des linken Warnowufers zu durchschneiden hatte, bot wenig Stützpunkte, da es den Charakter eines meist der Ebene gleich kommenden Geländes trug. Das Gefecht wurde daher von der Westdivision im Allgemeinen hinhaltend geführt, und bewegte sich, nur durch den an einzelnen Gehöften und Waldparzellen sich darbietenden Halt unterbrochen, dem Dorfe Kritzemow zu, wo eine günstige Höhenposition Gelegenheit zu einer Aufnahmestellung gab. Das zur Deckung der Uebergänge bei Rostock verbliebene Seiten⸗ detachement war scharf vom Feinde gedrängt worden, und zu⸗ nächst auf Biestow zurückgewichen; es hatte das Dorf nach hart⸗ näckiger Vertheidigung alsdann aufgegeben und ebenfalls die Richtung auf Kritzemow eingeschlagen. Die beiderseitige Kavallerie war sich auf dem nördlichen Theile des Gefechts⸗ feldes gegenübergetreten, und zwar hatte die stärkere Reiterei der Ostdivision es als ihre Aufgabe betrachtet, den ihr entgegenstehenden linken Flügel aus der Richtung nach Doberan abzudrängen. 1

Se. Majestät ließen gegen 1 Uhr von der Position am Kritzemow das Gefecht abbrechen und begaben Sich nebst Gefolge nach Doberan zurück.

Die Westdiviston trat, da es, nach der Spezialidee, noch zweier Tage bedurfte, um ihre Einschiffung bewirken zu können, und sie somit gezwungen war, das weitere Vorschreiten des Feindes zu verhindern, um nicht den Rückzug auf Doberan zu verlieren, den Abmarsch hinter den deckenden Abschnitt des Parkentiner Becks an und besetzte die Uebergänge desselben bei Parkentin und Konow mit stärkeren Vorpostenabtheilungen; an den südlichen Uebergang, in der Nähe von Clausdorf, wurde 1 Bataillon gestellt. Die Ostdivision besetzte mit ihren Vor⸗ truppen nach dem Gefecht am 24. den östlichen Rand des Parken⸗ tiner Baches vorwärts die Linie Kritzemow, Stäblow, Fahrenholz.

Der Befehlshaber derselben beabsichtigte, am 25. in Fortsetzung der bisher erfolgreichen Offensive, da nach ihm zugekommenen Nachrichten, Doberan stark besetzt und befestigt (supponirt) ge⸗ funden worden war, den rechten Flügel des Gegners wirklich, anzugreifen, den linken dagegen nur zu beschäftigen und zu be⸗ unruhigen. Nachdem Se. Majestät der Kaiser, von Dobean kommend, bald nach 9 Uhr auf dem Manöverplatz angelangt, begannen die Bewegungen, welche an diesem Tage sowohl wegen der strategischen Situation, in der sich beide fechtende Theile be⸗ fanden, als wegen der vielseitigeren und wechselvolleren Boden⸗ formen, welche in taktischer Beziehung einen lebendigen Wechsel von Wirkung und Gegenwirkung nach sich zogen, erhöhtes Interesse boten.

Die Kavallerie der Ostdivision eröffnete den Angriff, indem sie sich mit 12 Escadrons gegen die rechte Flanke des Gegners, den sie in weitem Bogen südwärts umfaßt hatte, wandte. Von Seiten der Westdivision fand dagegen sogleich ein Besetzen der Linie Gorom⸗Clausdorf statt, d. h. der Vertheidiger gab der bisher nach Osten gerichteten Front jetzt mehr die Richtung nach Süden. Es erfolgte nun eine Reihe äußerst lebhafter Abschnitts⸗ gefechte um die Positionen, welche in nordwestlicher Richtung hinter einander folgend, senkrecht von der großen Straße nach Doberan durchschnitten werden. Den nachhaltigsten Widerstand leistete die Westdivision in dem defilseartigen Raum zwischen den Waldungen bei Ivenak und Hohenfelde, wo das von zahlreichen kleinen Kuppen überragte Hügelland mehr plateauförmig nach Doberan zu ansteigt. Hier fand auch die vorausgesendete Corps⸗ Artillerie Gelegenheit zu günstiger Aufstellung und Vertheidigung des Rückzuges der die Stellung von Hanstorf verlassenden Truppen.

Der Angreifer legte von Anbeginn des Gefechtes an mit der Kavallerie, wie mit der Infanterie, den Hauptnachdruck seiner Offensive auf den feindlichen rechten Flügel. Als seine Schützen und Soutiens den Hanstorfer Forst bis zur Fulgenkoppel durch⸗ schritten hatten, ließen Se. Majestät das Gefecht, in welches die Infanterie⸗Abtheilungen auf dem linken Flügel den Umständen nach eingegriffen hatte, abbrechen. Als das strategische Resultat des Kampfes konnte der, der West⸗Division verbliebene Besitz der Straße nach Doberan gelten; ihre einzelnen Abtheilungen waren, überall langsam fechtend, durch den Wald zurückgewichen. Mit ihrer Hauptmacht stand sie jetzt avancirt in der Position auf den Hügeln unmittelbar südlich von Neu⸗Hohenfelde. Die ursprüngliche Angriffsrichtung von Ost nach West hatte sich in die von Südost nach Nordwest verändert.

Nach dem beendeten Manöver dieses Tages, welches zu⸗ gleich den Abschluß der gesammten Herbstübungen in der Armee bildete, verabschiedeten sich die als Gäste bei denselben anwesend gewesenen fremdherrlichen Offiziere bei Sr. Maäjestät und wurden von Allerhöchstdenselben mit huldvoller Ansprache begrüßt.

Die Fürstlichen Herrschaften nebst Gefolge begaben sich hier⸗ auf zu Wagen nach Doberan, woselbst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog ein Déjeuner dinatoire statt⸗ fand, zu welchem auch die sämmtlichen als Zuschauer an⸗ wesenden preußischen und fremden Offiziere mit Einladungen beehrt worden waren. Nach Aufhebung der Tafel nahmen Se. Majestät und die Königlichen Prinzen noch wiederholt Gelegen⸗ heit, an die fremden Gäste das Wort zu richten, und Sich mit denselben in huldvollster Weise zu unterhalten. Gegen 3 ½ Uhr wurde die Rückfahrt nach Rostock angetreten, wo der Kaiserliche Extrazug bereits von 4 Uhr an bereit stand.

Bald nach 5 Uhr trafen im offenen Wagen Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Großherzog in Rostock ein und wurden überall von dem zahlreichen Publikum enthusiastisch begrüßt. Der Bahnhof war zur Abreise Sr. Majestät mit neuen Blumen und mit frischem Grün geschmückt. Teppiche deckten überall den Boden, und die Büsten des Kaisers wie des Großherzogs prangten auf laubumwundenen Säulen auf dem Vorplatz vor dem zum Empfang Er. Majestät einge⸗ richteten Zimmer. In demselben waren die Spitzen der Be⸗ hörden versammelt. Die bereits vor Sr. Majestät eingetroffenen

königlichen Prinzen, sowie die Mitglieder des Großherzoglichen

auses, unterhielten Sich bis zur Ankunft des Kaisers mit den

ersammelten Personen. 2

Als Se. Majestät darauf nach Begrüßung der Anwe⸗ senden, den Perron durchschritten, und Sich zum Einsteigen nach

em Salonwagen hin wendeten, brachte der erste Bürgermeister 8 t, Dr. Crumbiegel, Sr. Majestät wie dem König⸗ lichen und Großherzoglichen Hause ein begeistertes Hoch in welches die umstehende Menge mit lebhaftem

einstimmte, und das demnächst auch von dem

uf den Böschungen des Bahnhofes dicht gedrängt stehenden

Publikum in tausendfachem Echo wiederhallte. Gleichzeitig into⸗

nirte ein Mufikchor die Klänge der Melodie „Heil Dir im

Siegerkranz“. Unter denselben verließ der abgehende Zug lang⸗ sam den Bahnhof. 8

Kenntniß der Einwohner von Rostock zu bringen.

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Feldmanöver hatten Se. Majestät der Kaiser Se. Königliche Ho⸗

Vor der Abreise von Rostock hatten Se. Majestät folgenden Erlaß an den ersten Bürgermeister gerichtet: Bei Meinem Scheiden von Rostock ist es Mir ein aufrichtiges Bedürfniß, Meinen herzlichen Dank für den Mir bereiteten festlichen Empfang und Meine lebhafteste Freude über die Mir kund gegebene Gesinnung auszusprechen, welche Mir den Aufenthalt in Rostock zu einem sehr angenehmen gemacht haben. Ich ersuche Sie, dies ur

Wilhelm. 6 Gleich nach Schluß der am letzten Tage stattgefundenen heit den Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin zum Chef des Hannoverschen Husaren⸗Regiments Nr. 15, den Kriegs⸗Minister General der Infanterie v. Kameke zum Chef des 3. Hannoverschen Infanterie⸗Regiments Nr. 77 und den kommandirenden General des IX. Armee⸗Corps, General⸗Lieutenant v. Treskow, zum Chef des 2. Magdeburgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 27 zu ernen⸗ nen geruht. Außerdem haben aus Veranlassung der Anwesenheit Sr. Majestät bei den Manövern die bereits am Sonnabend mit⸗

getheilten Ordensverleihungen und Auszeichnungen stattgefunden.

An 3öllen und gemeinschaftlichen Steuern, sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reiche find für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats August 1875 Einnahmen gewesen: Eingangszoll 79,898,413 (gegen den⸗ selben Zeitraum 1874: mehr 7 725,916 ℳ). Rübenzuckersteuer 9,766,902 (gegen 1874: weniger 11,430,570 ℳ). Salzsteuer 19,790,224 (gegen 1874: weniger 330,041 ℳ). Tabaks⸗ steuer 380,547 (gegen 1874: weniger 423,984 ℳ). Brannt⸗ weinsteuer 28,659,916 (gegen 1874: mehr 3,722,773 ℳ). Uebergangsabgaben von Branntwein 70,717 (gegen 1874: mehr 2920 ℳ). Brausteuer 11,942,965 (gegen 1874: mehr 330,328 ℳ). Uebergangsabgaben von Bier 568,900 (gegen 1874: mehr 7723 ℳ). Wechselstempelsteuer 4,805,681 (gegen 1874: mehr 69,071 ℳ). Post⸗ und Zeitungs⸗Verwaltung 66,402,372 (gegen 1874: mehr 3,756,786 ℳ). Telegraphen⸗ Verwaltung 7,327,484 (gegen 1874: weniger 19,907 ℳ). Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 19,785,431 (gegen 1874: mehr 1,455,944 ℳ).

Bis Ende August 1875 sind für Rechnung des Deutschen Reichs an Landes⸗Silber⸗ und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Landes⸗Silbermünzen. Thalerwäh⸗ rung: 137,450,771 88 ₰. Süddeutsche Guldenwährung: 123,421,093 10 ₰. Kronenthaler: 7,973,748 92 ₰. Konventionsmünzen des Zwanzigguldenfußes: 1,909,810 88 ₰. Silbermünzen Kurfürstlich oder Königlich sächsischen Gepräges 4456 62 ₰. Silbermünzen schleswig -holsteinischen Gepräges: 1,617,855 49 ₰J. Silbermünzen hannoverischen Gepräges: 1613 45 ₰. Mecklenburgische Währung: 155,796 30 J. Hamburgische ZZZ 840,052 50 ℳ. Lübische Kurantwährung: 466,138 20 ₰. Gesammtwerth A.: 273,841,337 34 ₰. B. Landes⸗Kupfermünzen. Thaler⸗ währung: 607,398 50 J. Süddeutsche Guldenwährung: 215,728 37 Z. Mecklenburgische Währung: 30,510 ℳ. Ge⸗ sammtwerth B.: 853,636 ℳ. 87 ₰J. Dazu Gesammtwerth A.: 273,841,337 34 J. Summe: 274,694,974 21 J.

Die Reichstags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassun 8⸗ Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer ivilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen erledigte in der Sitzung vom 24. September die noch übrigen Paragraphen des Abschnitts über die Strafvollstreckung (§§. 409 416) und den letzten Abschnitt der Strafprozeß⸗Ordnung „Kosten des Ver⸗ fahrens“ (§§. 417 425). Die Abänderungen und Zusätze, welche hierbei beschlossen wurden, waren nicht belangreich und nur von speziell technischem Juteresse. Damit hat die Kommission die erste Berathung der Strafprozeß⸗Ordnung beendet; sie ver⸗ tagte sich bis zum 4. Oktober. Während dieser Zeit wird eine aus den Abgg. Dr. Wolffson, Dr. Grimm, Klotz, Dr. Baehr, Struckmann, Thilo und Reichensperger als Vorsitzendem bestehende Subkom⸗ mission den VI. Titel des Gerichtsverfassungsentwurfs über die Handelsgerichte berathen, für den Fall, daß das Plenum des Reichstags die von der Kommission beschlossene Streichung der Handelsgerichte nicht gutheißen werde. Nach dem Wieder⸗ zusammentritt der Kommission soll sofort die zweite Lesung der

Civilprozeß⸗Ordnung in Angriff genommen werden.

Eine Bezirksregierung hatte eine von einem Kreisaus⸗ schuß beabsichtigte, die Verpflichtung der Gastwirthe zur Aufnahme von Reisenden regelnde Polizeiverordnung, beanstandet. In der Beschwerdeinstanz hat der Minister des Innern der betreffenden Regierung Folgendes eröffnet: Die Bundes⸗Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 hat etwas Beson⸗ deres über die in Rede stehende Verpflichtung nicht bestimmt. Daß der §. 1 derselben der an die Gastwirthe zu stellenden Forderung, einkehrenden Gästen nicht ohne genügenden Grund die Aufnahme zu versagen, nicht entgegensteht, leidet nach den, durch Entscheidung des Königlichen Ober⸗Tribunals festgestellten Grundsätzen (efr. das Erkenntniß vom 18. Januar 1871, Justiz⸗ Ministerialblatt für 1871 Seite 114) keinen Zweifel. Das Reskript vom 30. Januar 1846 ist hiernach mit der bestehenden Gesetzgebung ebensowenig unvereinbar wie mit der früheren, und die polizeiliche Durchführung der darin ertheilten Weisungen er⸗ scheint auch heute noch gerechtfertigt. Wenn demgemäß der Bean⸗ standung der von dem Kreisausschusse beabsichtigten Polizeiver⸗ ordunung die aus der Bundes⸗Gewerbegesetzgebung hergeleiteten Motive nicht zur Seite stehen, so hat der Minister der Bezirksregie⸗ rung anheimgestellt, auf den Antrag des Kreisausschusses ander⸗ weit zu befinden.

Unter Abänderung der in der Cirkular⸗Verfügung vom 17. April 1854 zu C. Nr. 6 gegebenen Vorschrift über die Beträge der Kreis⸗Obligationen haben die Ressort⸗Minister be⸗ stimmt, daß die von Kreisen auszugebenden Inhaberpapiere in Beträgen nach der Reichswährung und in Stücken, welche sich durch 100 theilen lassen und auf mindestens 200 Nenn⸗ werth lauten, auszustellen, und daß Stückbeträge, welche, wie 300, 600, 1500 ℳ, besonders geeignet sind, den Gebrauch der Rechnung nach der bisherigen Thalerwährung zu erhalten, thun⸗ lichst zu vermeiden sind.

Im Laufe des vergangenen Sonnabends sind aus dem Manöver⸗Terrain hierher zurückgekehrt: der Stab der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade, die 3. Escadron des Regiments der Gardes du Corps, das Garde⸗Kürassier⸗Regiment, beide Garde⸗Dragoner⸗Regimenter, das 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiment, die reitende Abtheilung und die 1. Abtheilung 1. Garde⸗Feld⸗ Artillerie⸗Regiments, das 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment und

die Lehr⸗Batterie der Artillerie⸗Schießschule; an demselben Tage

kehrte auch das Kommando der Oberfeuerwerkerschule von den Terrain⸗Aufnahme⸗Uebungen zurück.

Das Uebungsgeschwader ist am 24. d. Mts. in Kiel aufgelöst.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich hessische Ministerial⸗Rath Göring, ist hier angekommen.

Der Königliche Gesandte am Königlich bayerischen Hofe, Freiherr von Werthern, ist von einer Urlaubsreise nach München zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General der Kavallerie von Podbielski, General⸗ Inspecteur der Artillerie, ist in Begleitung des Oberst⸗Lieutenants von Fassong, Chef des Generalstabes der General⸗Inspektion der Artillerie und des Adjutanten der General⸗Inspektion, Haupte mann Looff, vom 1. Hannoverschen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 10, von dem Manöver des IX. Armee⸗Corps hierher zurück⸗ gekehrt, ebendaher der General⸗Lieutenant von Bülow, In⸗ specteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion.

Der General⸗Major von Massow, Commandeur der 27. Kavallerie⸗Brigade (2. Königlich Württembergischen) ist mit kurzem Urlaub von Ludwigsburg hier eingetroffen.

Der General⸗Major und Train⸗Inspecteur Kritter wird sich zur Inspizirung der in den westlichen Provinzen stehenden Train⸗Bataillone auf Dienstreisen begeben.

Der Contre⸗Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, ist nach Auflösung des Panzergeschwaders hierher zurückgekehrt.

Der Maäajor Prinz von Hohenzollern, etatsmäßiger Stabsoffizier im 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment, hat sich mit mehrwöchentlichem Urlaub nach Sigmaringen begeben, ebenso der Premier⸗Lieutenant im Garde⸗Kürassier⸗ Regiment Hein⸗ rich XVIII. Prinz Reuß nach Süd⸗Deutschland.

Kiel, 25. September. (Kieler Ztg.) Die Schiffsjungen⸗ Briggs „Rover“, „Musquito“ und „Undine“ sind heute Nachmittag hierher zurückgekehrt. Die Jacht „Grille“ hat den Befehl zur Abrüstung behufs Außerdienststellung erhalten; ebenso hat die Segelfregatte „Niobe“ bereits mit der Abtakelung be⸗ gonnen. Die Panzerfregatte „Kaiser“ hat heute Morgen um 61 ½, die Panzerfregatte „König Wilhelm“ um 7 ½ Uhr unseren Hafen verlassen. Der Aviso „Falke“ folgte um 8 ½ Uhr. Die Schiffe gehen nach Wilhelmshaven zur Außerdienstüellung. Die Exerzitien und Versuche der Torpedo⸗Prüfungs⸗ Kommission in der Wycker Bucht bei Kiel werden dem Ver⸗ nehmen nach in den nächsten Tagen für dieses Jahr eingestellt werden. Am 15. Oktober beginnt der neue Kursus in der Steuermanns⸗ und der Maschinistenschule.

Hannover, 25. September. Der Provinziallandtag ertheilte heute einem Antrage zur Abänderung der Regulative über die äußere Einrichtung der Taubstummenanstalten seine Zustimmung, genehmigte den Ankauf von Ackerland für die Irrenanstalt zu Göttingen, überwies den Tarif der zu erstatten⸗ den Armenpflegekosten zur Revision an eine⸗ Kommission von 9 Mitgliedern und erledigte die Schreiben über die Wahlen zu der Ober⸗Ersatzkommission, zu der vereinigten Rentenbank und der Nachwahl zur Bezirkskommission für die klassifizirte Einkommen⸗ steuer. Anläßlich der Uebersichten über das hannoversche Kloster⸗ vermögen ward der Antrag wiederholt, die Regierung um Ent⸗ lastung des Klosterfonds von den außerordentlichen Ausgaben, namentlich Bauausgaben, für die Universität durch Uebernahme eines erheblichen Theils derselben auf die Staatskasse zu ersuchen.

Bayern. München, 24. September. Unter großer Theil⸗ nahme der Gesammtbevölkerung der Residenzstadt hat diesen Nachmittag das feierliche Leichenbegängniß des Prin⸗ zen Adalbert stattgefunden. Dem mit zahlreichen Blumen⸗ kränzen geschmückten Leichenwagen folgten die beiden Söhne des Verschiedenen, die Prinzen Ludwig und Alphons, dann der Herzog von Modena, die Prinzen Luitpold, Ludwig und Leo⸗ pold und Herzog Ludwig, sowie als Vertreter des Großherzogs von Hessen dessen Hofmarschall, Hr. v. Küchler. In sehr großer Anzahl schlossen sich die höchsten und hohen Hof⸗ und Staatsbeamten, die Generalität u. s. w. an. Während der Zug sich unter dem Geläute aller Glocken durch die Straßen bewegte, begab sich Ihre Majestät die Königin⸗Mutter mit der kleinen Prinzessin Isabella, der Tochter des Verstorbenen, der Herzogin von Modena, der Prinzessin Gisela und der Prinzessin Theresia in die Hofkirche zu St. Cajetan, woselbst sich auch die Mitglieder des diplomatischen Corps eingefunden hatten. Nach⸗ dem der Sarg auf die im Chor der Kirche aufgerichtete Estrade gebracht war, wurde die Vesper abgehalten, und vollzog der Erzbischof von München⸗Freising die Einsegnung der Leiche, die hier⸗ auf in die Königliche Gruft gebracht und dort beigesetzt wurde.

Prinz Leopold tritt morgen Abends eine Reise nach Oesterreich zur Theilnahme an den Hofjagden an und begiebt sich zunächst nach Steyermark, wo die Jagden beginnen. Mit Beginn des Winters wird sich der Prinz mit seiner Ge⸗ 5 zu einem mehrmonatlichen Aufenthalte nach Italien

egeben.

Die Königin⸗Mutter Marie von Sachsen traf am 20. ds. Abends in Altötting ein, besuchte sodann am Morgen die Pfarrkirche, nahm die Schatzkammer in Augenschein, wohnte in der Lorettokapelle einer stillen Messe bei und reiste hierauf weiter nach Traunstein.

Das Kriegs⸗Ministerium hat bestimmt, daß die Verord⸗ nung, die Ehrengerichte der Offiziere betreffend, in Zu⸗ kunft auf Militärärzte keine Anwendung zu finden hat.

In Lindau hat am 19. September die feierliche Ein⸗ weihung des Denkmales stattgefunden, welches die Stadt Lindau ihren im Kriege 1870,71 gebliebenen Söhnen errichtet hat. Die Stadt prangte im Festschmucke, und der Fest⸗ zug zählte an 700 Theilnehmer. Das Denkmal ist aus gefleck⸗ tem grauen Granit gearbeitet und besteht aus einem Unterbau, auf welchem ein Würfel, dann eine Abschlußplatte und darauf ein Obelisk aufgesetzt sind.

Sachsen. Dresden, 26. September. Das „Dresd. Journal“ veröffentlicht die Bekanntmachung des Gesammt⸗ Ministeriums vom 24. d. M., durch welche die Einberufung des

ordentlichen Landtags auf den 12. Oktober zur öffentlichen

Kenntniß gebracht wird.

Württemberg. Friedrichshafen, 24. September. Der Herzog Wilhelm Eugen ist am Mittwoch Abend zum 8 im hiesigen Schlosse eingetroffen und heute wieder ab⸗ gerei

Hessen. Darmstadt, 23. September. Ueber die Art und Weise der Eröffnung des Landtags ist die Aller⸗

höchste Entschließung, wie die „Darmst. Ztg.“ mittheilt, unter dem Heutigen, und zwar dahin erfolgt, daß die Eröffnung der Ständeversammlung nicht von dem Großherzog in Person, son⸗ dern durch den Minister⸗Präsidenten Hofmann geschehen wird. Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen,

26. September. Heut Vormittag fand in der Schloßkirche die feierliche Konfirmation des Prinzen Ernst statt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. September. Die Kaiserin ist heute in Paris eingetroffen und gedenkt einige Tage dort zu verweilen.

Am 22. d. M. wurde die Prinzessin Wilhelm zu Schaumburg⸗Lippe (geborne Prinzessin von Anhalt, Ge⸗ mahlin des Bruders des regierenden Fürsten von Schaumburg⸗ Lippe) im Schlosse zu Ratiboritz glücklich von einer Prinzessin entbunden.

n der heutigen Sitzung des Aeußern Ausschusses der ungarischen Delegation hielt der Minister des Aeußern die für den Dispositionsfond geforderte Summe von 340,000 Fl. aufrecht, indem er darlegte, daß die Herabminderung dieser Post unmöglich sei, und bemerkte, daß er sogar beabsichtigt habe, einen Posten für die Unterstützung der auf österreichisches Gebiet übergetretenenHerzegowiner einzustellen, jed och davon abgegangen sei, weil deren Zahl heute schon Hunderttausendübersteigend, noch immer anwachse und daß er hiefür in der nächsten Delegation einen Nachtragskredit beanspruchen werde. Auf Grund der Erklärung des Ministers wurde der Dispositionsfond mit 340,000 Fl. votirt. Bei der weitern eingehenden Diskussion erklärte sich der Minister des Aeußern bereit, 20,000 Fl. durch Ersparungen im Laufe des Jahres hereinzubringen, so daß das Endresultat der Ge⸗ bahrung von 1876 mit dem Budget von 1875 vollkommen übereinstimmen werde. Zur Ersichtlichmachung dieses Zugeständ⸗ nisses in der Zusammenstellung des Budgets beschloß der Aus⸗ schuß, daß die im Erforderniß des Aeußern⸗Etats präliminirten Posten unverkürzt votirt werden; dagegen in der Bedeckung die neue Post: „im Jahreslaufe an den bewilligten Ausgabs⸗ posten zu erzielenden Ersparungen 20,500 Fl.“ eingestellt werde. Im Bericht wurde ausdrücklich hervorgehoben, daß dieses Zuge⸗ ständniß keinen Präzedenzfall bilden könne. Hierauf wurde das 852 8 Ministeriums des Aeußern nach dem Voranschlage erledigt.

Brünn, 24. September. Heute Nachmittags sind ein großer und ein kleinerer Artillerieschoppen an der Karthauserstraße abgebrannt. Die in dem großen Schoppen untergebrachten 96 Pferde von zwei Batterien wurden sämmtlich gerettet und in dem gegenwärtig leerstehenden Tramwayhof untergebracht; nur acht neue Lafetten und einiger Fouragevorrath sind verbrannt. Die im kleineren, erst später in Brand gerathenen Schoppen befind⸗ lichen Kanonen wurden rechtzeitig weggeführt. Das benachbarte großartige Montursdepotgebäude schwebte in großer Gefahr. Der Dachstuhl fing bereits zu brennen an, doch wurde die Flamme sogleich erstickt. Auch einige andere, entferntere Ge⸗ bäude fingen Feuer, da ein heftiger Wind die Brände weithin schleuderte. Indeß gelang es den Feuerwehren, den Brand auf die beiden ersten Objekte, von welchen nur kahle Mauern übrig blieben, zu beschränken.

Großbritannien und Irland. London, 24. Sep⸗ tember. Disraeli ist von seinem Besuche bei Earl Howe in Gopsall, Leicestershire, nach London zurückkehrt. Zunächst begibt er sich nach Hughender Manor, seinem Landsitze in Buckingham⸗ shire. Robertson Gladstone, ein älterer Bruder des ehemaligen Premier⸗Minister Gladstone, starb gestern Abend in Liverpool im Alter von 70 Jahren an einer Lungenlähmung. Der Dahingeschiedene begann sein politisches Leben als Konservativer, aber während der großen Freihandels⸗ agitation trat er zum Liberalismus über und wurde einer seiner wärmsten Fürsprecher in seiner Vaterstadt, die ihn mehr als ein⸗ mal ersuchte ihre Interessen im Hause der Gemeinen zu reprã⸗ sentiren. Er begnügte sich indeß mit einem Sitz im Gemeinde⸗ rath der Stadt. Die Admiralität hat den Wittwen des bei dem unglücklichen Zusammenstoß zwischen der Königlichen Vacht „Alberta“ und der Privatyacht „Mistleton“ ums Leben gekommenen Kapitäns und Steuermannes der letzteren Schad⸗ loshaltungssummen bewilligt. Mrs. Stokes, die Wittwe des Kapitäns, erhielt 500 Pfd. Sterl. und Mrs. Turner, die Wittwe des Steuermanns, 400 Pfd. Sterl. 1

Frankreich. Paris, 24. September. Das nach dem Tode des Generals Lepasset erledigte Kommando von Tou⸗ louse ist, wie die „France“ erfährt, dem General Carré de Bellemare übertragen worden, demselben, welcher seiner Zeit wegen eines subordinationswidrigen Briefes, in dem er im Voraus erklärte, sich einer Restauration der Monarchie nicht unterwerfen zu wollen, in den zeitweiligen Ruhestand versetzt worden war. Gestern haben in ganz Frankreich die diesjäh⸗ rigen Freiwilligenexamina begonnen und am 30. werden sie allenthalben beendet sein. Bis zum 4. Oktober muß der Kriegs⸗Minister die Liste der Kandidaten erhalten, welche die Prüfung bestanden haben, und erst dann wird er die Anzahl der jungen Leute bestimmen, die zum Einjährigen⸗Freiwilligen⸗ dienst zugelassen werden sollen. Dieselben werden am 5. No⸗ vember in die Armee eintreten.

26. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ meldet, ist ein in Cuba wohnender französischer Unter⸗ than, Namens Rigaudeaux, von den gegen die Aufständischen kämpfenden spanischen Guerillas getödtet worden, und hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, des⸗ halb den französischen Botschafter in Madrid angewiesen, der spanischen Regierung energische Vorstellungen zu machen, damit eine Bestrafung der Schuldigen herbeigeführt werde.

Vernon, 26. September. (W. T. B.) Der Marschall⸗ Präsident hat heute Vormittag die Parade über die Trup⸗ pen des III. Armee⸗Corps abgenommen. Bei dem vom Marschall gegebenen Banquet, an welchem auch die fremd⸗ ländischen Offiziere theilnahmen, brachte General Lebrun die Ge⸗ sundheit des Marschalls aus. Der Kriegs⸗Minister de Cissey gedachte in einem Toaste auf Marschall Canrobert auch der fremdländischen Offiziere, die an den Manövern theilgenommen, worauf Namens der letzteren der schwedische Militärbevollmäch⸗ tigte, Oberst⸗Lieutenant Staaff, mit dankenden Worten erwiderte.

Rouen, 26. September. (W. T. B.) Marschall Mac Mahon ist heute Nachmittag hier eingetroffen und von dem Maire und dem Deputirten Nétien begrüßt worden. Bei dem Empfange der Behörden auf der Präfektur hielt der Deputirte Ancel eine Ansprache, worin er das Zusammengehen aller ge⸗ mäßigten Parteien betonte.

Spanien. Madrid, 24. September. Die Madrider icht ein Rundschreiben, welches

in großer Zahl.

gramm des Kabinets enthält. Das Ministerium empfiehlt in demselben die Versöhnung aller monarchisch gefinnten liberalen Elemente, verspricht, den Carlistenkrieg mit aller Energie weiter zu führen, und kündigt schließlich an, daß es Willens sei, so schnell als möglich eine verfassungsmäßige Regierung zu kon⸗ stituiren.

Nach einem in Lissabon cirkulirenden Gerüchte soll der gefangene Bischof von Urgel, der nach Alicante gebracht worden war, auf einem englischen Dampfer entflohen sein.

Türkei. Konstantinopel, 23. September. Eine soeben publizirte Kaiserliche Jrade sanktionirt das neue Kirchen⸗ Reglement für Bulgarien. Der gegenwärtige Großvezier Mahmud Pascha hat, wie der „Hour“ aus Konstantinopel telegraphirt wird, das von seinem Vorgänger erlassene De⸗ kret, kraft dessen die Gehälter fämmtlicher türkischen Be⸗ amten herabgesetzt worden waren, annullirt.

Der „Agence Havas“ wird aus Konstantinopel ge⸗ meldet, der französische, englische und russische Kon⸗ sul seien am Mittwoch in Trebinje eingetroffen und hätten den hiesigen Botschaftern angezeigt, daß ihre Ausgleichs⸗ und Versöhnungsmission vollständig gescheitert sei, da sie mit den angesehensten Führern der Insurgenten nicht hätten in Berbtadung, üchen ee; Von dem deutschen, italienischen und österreichischen Konsul fehle seit mehreren Tagen j machriast sul fehle s 9 gen jede

26. September. (W. T. B.) Wie gerüchtweise ver⸗ lautet, sollen zwei serbische Offiziere, Dimits und Baja⸗ rovits, von einem türkischen Piquet an der Grenze von Nisch erschossen worden sein.

Belgrad, 25. September. Die künftige Fürstin von Serbien ist auf der Durchreise nach der Walachei auf dem Dampfer „Hildegarde“ um 8 ½ Uhr früh auf eine halbe Stunde in Belgrad gelandet. Dieselbe wurde von dem Fürsten, der Stadtrepräsentanz und einer Ehrencompagnie empfangen. Die zahlreich angesammelte Volksmenge bereitete derselben eine herzliche Ovation. Der Fürst begleitete seine Braut bis Baziasch.

(W. T. B.) Das amtliche Blatt meldet, daß die Lager⸗ exerzitien sistirt worden sind. Jedoch dürfen sich di)e Mann⸗ schaften nicht von Ort und Stelle entfernen, auch die⸗ jenigen nicht, die sich im Besitze eines Passes befinden sollten.

Die hiesige Kaufmannschaft hat bei der Regierung um ein allgemeines Moratorium nachgesucht, weil sie in Folge der politischen Krisis außer Stande sei, ihren Verpflich⸗ tungen nachzukommen. Man glaubt, daß die Regierung im Laufe der nächsten Woche dem Antrage stattgeben werde.

Rumänien. Bukarest, 26. September. (W. T. B). Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Fürstliches Dekret, wonach die rum ã⸗ nischen Truppen mit theilweise eingezogenen Reserven zu den gewöhnlichen Herbstübungen im Oktober d. J. in ihren Terri⸗ torialdivisionen zusammengezogen werden.

Dem „Hour“ wird gemeldet, daß trotz des wiederholten Gesuches der rumänischen Regierung für die Herstellung eines Seehafens in Zebrasse (an der Nordseite der großen Donau⸗ mündung, der Kilia) die Pforte diesem Projekt nicht ihre Zustimmung ertheilen will. Als Motiv für die Verwirklichung des Projekts giebt die rumänische Regierung die wachsende Be⸗ deutung Odessas als Handelsplatz an. Diese Stadt wird nach dem Bau der Jassy⸗Eisenbahn das gesammte moldauische Trans⸗ portgeschäft an sich ziehen, und um die Moldau vor einer solchen Kalamität zu bewahren, ist es nothwendig, einen mol⸗ dauischen Seehafen zu schaffen, der mit Odessa konkurrirt.

Amerika. Rio de Janeiro, 25. September. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat ihre Zustimmung dazu er⸗ theilt, daß der Kaiser eine auf 18 Monate berechnete Reise in das Ausland antrete.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Der Direktor des Friedrich-Werderschen Gymnasiums, Pro⸗ fessor Dr. Eduard Bonnell, legte mit dem am Sonnabend einge⸗ tretenen Schlusse des Schulsemesters sein Amt nieder, um in den Ruhestand zu treten. Die Verabschiedung des Direktors von den einzelnen Klassen geschah bei der Censurvertheilung. Nach Beendigung der Schulfeier empfing der Direktor eine Deputation der städtischen Behörden, die dem Scheidenden nachstehende Adresse überreichte:

Hochverehrter Herr Direktor! Als wir vor zwei Jahren zu Ihrem fünfzigjährigem Amtsjubiläum Ihnen unsere Glückwünsche darbrachten, haben wir dankbar bekundet, welche Verdienste Sie sich um unsere Stadt erworben haben und wie hoch wir dieselben schätzen. Sie haben uns von Neuem zu Dank verpflichtet. In einem Alter, das der Ruhe dringend bedarf, und nach einer Wirksamkeit, die, wenn irgend eine, wohl dazu berechtigt, haben Sie es nicht über sich gewinnen können, die Anstalt, welche Sie nun 38 Jahre ruhmvoll geleitet haben, zu verlassen, bevor sie aus den alten Räumen ausziehen konnte, die ihr Gedeihen so vielfach erschwerten, und durch Ihre rastlose und einsichtsvolle Thätigkeit haben Sie bewirkt, daß das Friedrich⸗Wer⸗ dersche Gymnasium bei seiner Uebersiedelung in das neue Schulhaus den ersten Gymnasien unsers Landes gleichsteht und sich einer Blüthe erfreut, die es niemals vorher erreicht hat. Für dieses große Ver⸗ dienst sagen wir Ihnen jetzt bei Ihrem Scheiden aus dem Amte im Namen der Bürgerschaft unsern besten Dank. Hochverehrter Herr! Das Bewußtsein, das Gute erstrebt zu haben, unablässig und mit aller Kraft, ist der sichere und allern schon genügende Lohn des braven Mannes; aber wohlthuend ist es doch, wenn guter Eecfolg unser Streben begleitet und wenn die es dankbar anerkennen, für welche wir arbeiten. So dürfen wir hoffen, daß dieses Blatt, wie wir es wünschen, dazu beitragen werde, die Tage der wohlverdienten Ruhe Ihnen zu verschönern, die Gottes Gnade Ihnen schenken möge

Magistrat und Stadtverordnete von Berlin. (Folgen die Unterschriften.)

Als Sprecher der Deputation fungirte der Stadtschulrath Dr. Hofmann, welchem Herr Bonnell auf seine Anrede seinen Dank für die Seitens der städtischen Behörden sowohl sener Person wie der unter seiner Leitung gestandenen Anstalt erwiesene Fürsorge dankte. Die Lehrer des Gymnasiums gaben ihrem scheidenden Direktor am Sonn⸗ tag ein Abschiedsdiner im Englischen Hause.

„Die Entstehung der Civilisationl und der Ur⸗ zustand des Menschengeschlechtes, erläutert durch das innere und äußere Leben der Wilden,“ von Sir John Lubbock, autorisirte Ausgabe für Deutschland,

nach der dritten vermehrten Auflage aus dem Englischen von

A. Passow, mit 20 Illustrationen in Holzschnitt und 6 lithogra⸗ phirten Tafeln. (Jena, Hermann Costenoble. 1875.) In dem vorliegenden Werk, welches aus einer Reihe von Vorlesungen entstanden ist, die der bekannte Verfasser der „Vorgeschichtlichen Zeit“ und Vize⸗Präsident der Ethno logical Society im Frühjahr 1868 in der Royal Iastitution zu London gehalten hat, wird der gesell⸗ schaftliche und geistige Zustand der heutigen Wilden, ihre Kunstfer⸗ tigkeit, ihre Verwandtschafts⸗ und Ehebegriffe, ihre Religion, itre Sprache, ihr Sittlichkeitsgefühl und ihre Rechtszustände in noch ein⸗ gehenderer Weise erörtert, als dies in dem vorgenannten Werke ge⸗ schehen konnte. In diesem waren ebenfalls einige Kapitel der Schilderung der

jetzigen Wilden gewidmet, weil die gegenwärtig von den niederen Rassen benutzten Waffen und Werkzeuge manchen Aufschluß über die ehemalige Bedeutung und den Gebrauch der in den uralten Grab⸗ hügeln und Flußschwemmablagerungen gefundenen Gegenstände geben, und die Kenntniß der heute noch uncivilisirten Volksstämme und ihrer Lebensweise uns ein Bild darzubieten vermag von den Sitten und Gebräuchen unserer Ururahnen. Das vorliegende Werk aber enthält gewissermaßen die praktische Anwendung der dort ge⸗ sammelten Thatsachen auf die Beurtheilung der Entwickelungs⸗ Föschichte des geistigen Lebens der Menschheit. Die hier angewandte ethode ist an sich nicht neu, aber in ihrer jetzigen Vollkommenheit erst im Laufe der letzten Jahrzehnte ausgebildet worden. Sie stützt sich wesentlich auf die vergleichende Ethnologie. Das vorliegende Werk enthält aus den überreichen und noch so wenig erschöpften Quellen dieser Wissenschaft ein reichhaltiges Material, denn der Verfaffer gehört sicherlich zu den besten Kennern derselben. Erst nach und nach hat die Forschung so breite Unterlagen in Anspruch genommen. Nachdem viele Jahrhunderte hindurch fast nur die klassische Philologie die Grundlagen des Urtheils über die geistige Geschichte des Menschen geliefert hatte, ist eigentlich erst in unserm Jahrhundert die vaterländische Forschung hinzugetreten, indem sie die Sagen der Heimath, die Gebräuche und Ueberlieferun⸗ gen des täglichen Lebens, die „Ueberlebsel“ der Vorzeit in der Gegen⸗ wart aufsuchte und so den Faden zum Verständniß der urältesten Zustände der eigenen Nation in die Hand bekam. Erst die Ethno⸗ logie jedoch hat allen diesen Bestrebungen einen sichern Halt gegeben, indem sie die niederen Stämme der Gegenwart in die Betrachtung zog und so die ganze Fülle, gleichsam die Gesammtheit der Erschei⸗ nungen des wirklichen Volkslebens in ihrem Zusammenhange für die Auf⸗ klärung bestimmter Kulturverhältnisse zusammenfaßte. So ist zuerst die Sprache, dann die Religion, dann das Recht, zuletzt die Familie in den Kreis der ethnologischen Forschung gezogen, und die Untersuchung ist planmäßig und in das Einzelne gehend durchgeführt worden.

. Später gedenkt Sir John Lubbock noch diejenigen Abschnitte seiner Vorlesungen zu veröffentlichen, welche die Wohnungen, Bekleidungs⸗ arten, Boote, Waffen, Werkzeuge u. s. w. der wilden Menschenrassen betreffen.

Voondon, 23. September. Von dem auf einer wissenschaftlichen Forschungsreise begriffenen „Challenger“ sind wieder Nachrichten eingetroffen. Derselbe verließ die japanischen Grwässer am 16. Juni, und fuhr durch den nördlichen Theil des großen Oceans nach den Sandwich⸗Inseln, wobei er den 180 Grad östlicher Länge kreuzte und das Gebiet westlicher Länge betrat. Die Expedition hatte also einen Tag aus ihrem Kalender zu streichen, und Sonntag, der 4. Juli, dauerte für sie zwei Tage lang. Am 8. August verließ der „Challen⸗ ger Honolulu, um nach Valparaiso zu segeln. Die Sondirungen auf der Fahrt von Japan bis zu den Sandwich⸗Inseln ergaben an einer Stelle die bedeutende Tiefe von 3900 Faden.

Nach langen Bemühungen ist es den Freunden Spontinis gelungen, zur Säkularfeier seines Geburtsfestes die Auf⸗ führung der „Vestalin“ auf dem Theater in Jesi zu sichern. Das römische Konservatorinm wird die Feier diesen Abend nach Kräften unterstützen. Die Fahrpreise der Eisenbahnen wurden in der ganzen Umgegend von Jesi auf drei Tage herabgesetzt.

Aus Lemberg meldet die „Presse“. In Drohobrjeczie hat am 23. d., 3 Uhr Nachmittags, ein 24 Sekunden 88.b hef⸗ tiges Erdbeben das Rathhaus und mehrere Wohngebäude be⸗ schädigt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Washington, 25. September. (W. T. B.) Nach dem von dem Bureau fuͤr Landwirthschaft pro Monat September erstatteten Berichte wird die diesjährige Maisernte, vorausgesetzt, daß der Mais gut reift, ungeachtet der durch die Ueberschwemmungen herbei⸗ geführten Verluste, alle bis jetzt dagewesenen Ernten an Güte und Ertrag übertreffen.

Der bekannte „Forst⸗ und Jagdkalender“ der Ver lagshandlung von Julius Springer in Berlin, ist nunmehr zum sechs⸗ undzwanzigsten Male erschienen. Die Herausgeber haben es ver⸗ standen, das Material zu bereichern, einen Kreis tüchtiger Fachmänner für den Kalender zu gewinnen und ihm so immer werthvollere Be⸗ träge zu verschaffen. Der Kalender besteht bekanntlich aus zwei Theilen. Der erste Theil, der jetzt vorliegt, enthält das Kalenda⸗ rium, den Wirthschafts⸗ und Jagdkalender, geschäftliche Formulare, Tabellen und sonstige Hülfsmittel. Der zweite Theil wird spätestens im November ausgegeben und den Käufern des ersten Theils für den Subskriptionspreis von 1 ½ nachgeliefert. 8

Gewerbe und Handel.

Vom 2. November d. J. ab, mit Ausnahme der Fest⸗ und Feiertage, werden an jedem Dienstag und Freitag auf dem Magde⸗ burger Platze Wochenmärkte abgehalten werden.

Nach dem Geschäftsbericht der Vereinigten Königs⸗ und Laurahütte betrug die Produktion der Werke im letzten Jahre an Steinkohlen 24,651,700 Kilo mehr, an Eisenerzen 2,989,450 Kilo mehr, an Roheisen 6,389,750 Kilo weniger, an Gußwaaren 1,108,500 Kilo mehr, als Walzeisen und Stahlwaaren 3,645,900 Kilo weniger und an Rohzink 165,700 Kilo weniger als im Vorjahre. Die Pro⸗ duktion der Laurahütten⸗Gruben hat sich gegen das Vorjahr auf einem annähernd gleichen Standpunkt gehalten, während die Förde⸗ rung der Gräfin Lauragrube sich um ca. 25 Millionen Kilo erhöhte. Dem entsprechend war auch der Kohlenverkauf auf der letztgenannten ein lebhafterer. Es wurden 31,395,750 Kilo mehr als im Vorjahre verkauft. 719,348,600 Kilo verbrauchten die Berg⸗ und Hüttenwerke aus den eigenen Gruben. Angekauft wurden zur Erzeugung von Kokgs: 9,587,154 Kilo Kohlen. An Erzen wurden 2,989,450 Kilo mehr, an Kalksteinen und Dolomit 18,644,350 Kilo mehr als im Vorjahre erzeugt. Auf den bei Waddö in Schweden gelegenen Zechen wurden 3,350,900 Kilo Erze gegen einen Förderzins von 1 Sgr. pro 50 Kilo gewonnen. Von den vor⸗ handenen dreizehn H ohöfen waren zehn im Betriebe und erzeugten in 503 Blasewochen 88,072,350 Kilo Roheisen, gegen 1873/74 weniger im Ganzen 6,389,750 Kilo. Die Gießereien produzirten 5,840,750 Kilo Gußwaaren. Die Zinkhütte erzeugte 535,500 Kilo Rohzink. Die Preise für die verschiedenen Eisen und Kohlen sanken von An-⸗ fang bis Schluß des Geschäftsjahres um 20 25 %. Der Absatz der Hütte betrug in Eisenbahnschienen von Eisen und Stahl, ordinären und feinen Handelseisen ꝛc. 64,589,500 Kilo oder gegen das Vorjahr um 5,784,500 Kilo, gegen die Fabrikation um rund 4,000,000 Kilo weniger. Die Geldeinnahme für Walzwerksfabrikate und Stein⸗ kohlen, sowie für Zink, Gußwaaren, Hohofenblei und Schlackenwolle betrug 16,680,164 oder 4,242,666 weniger als in 1873/74. In das jetzt laufende Geschäftsjahr sind an diversen Walzeisenwaaren ca. 20 Millionen Kilo mit einem Verkaufswerthe von ungefähr 3,950,000 in fest verschlossenen Aufträgen übergegangen. Der Brutto⸗Betrieb gewinn stellt sich auf 4,127,834 Hiervon sind zur Amortisirun von Immobilien und Mobilien abzusetzen 768,573 ℳ, so daß ei Netto⸗Gewinn von 3,359,260 ℳ, d. i. 2,416,239 weniger als im Vorjahre verbleibt. Nach Dotirung des Reservefonds mit 10 % vom Netto⸗Ertrage und Absetzung der statutenmäßigen Tantièmen verblei⸗ ben 2,704,834 ℳ, welche eine Vertheilung von 10 % an das Aktien⸗ kapital von 27,000,000 gestatten. 2

Verkehrs⸗Anstalten.

Das Königlich preußische Untersteueramt zu Strzelno im Hauptamtsbezirk Strzalkowo, Provinz Posen, ist vom 1. Oktober d. J. ab aufgehoben.

Die Großherzogl. hessischen Uebergangsstraßen von Utainflin⸗ gen nach Groß⸗Welpheim und von Seligenstadt nach Groß⸗Welpheim werden mit Ende dieses Monats eingehen.

„Vern, 22. September. Die Eröffnung der Jurahahn⸗ linie Basel⸗Delsberg hat gestern unter einer allgemeinen Volks⸗ theilnahme stattgefunden.