1875 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Nach dem 31. Dezember 1875 werden derartige Münzen auch von diesen Kassen weder in Zahlung noch zur Umwechse⸗ lung angenommen.

§. 4. Die Einlösung der in den §§. 1 und 2 bezeichneten Münzen erfolgt zu dem nachstehend vermerkten festen Werth⸗ verhältnisse.

Zu §. 1 Nr. 1 und §. 2: die lübeckischen Speziesthaler zu 4 50 Reichsmünze,

65— Zweimarkstücke. 8 40 Einmarkstücke. I 90

nach Verhält⸗ niß, der

1 Schilling

zu 6 ¼

Reichsmünze gerechnet.

7/

2⸗ 15 8 (Sechslinge) die mecklenburgischen s. g. leichten Schillinge zu 6 ¼t 3 Reichsmünze, linge), (Drei⸗ Zweipfennigstücke (½⸗Schillinge), (1⁄12* die -⸗Thalerstücke.. 3 zu 2 8 Reichsmünze, %⸗ 8 2. 60 Drei⸗ bupfergroschen 5 Ein⸗ u“ 1 1 wöhnlichen Umlauf im Gewicht verringerte, Der Reichskanzler.

8 8 5 86 4⸗ 8 30 1⸗ 8 (s. g. schweren Schillinge) t⸗ (Dreilinge) Zu §. 1 Nr. 2: die Theilstücke derselben, nämlich: die mecklenburgischen halben Schillinge (Sechs⸗ Viertelschillinge linge), (⸗ Schillinge), Eineinhalbpfennigstücke 8 Einpfennigstücke Schillinge), Zu §. 1 Nr. 3 122 9„ 9„ 9 9„ 14¼2ο 5 11“ 75 reduzirten ⸗Thalerstüce . 60 . 2 30 Zu 4: 27 . . 1 9 Zu §. 1 Nr. 5: die ansbacher und bayreuther ½⸗Thaler zu 2 ¼ Reichsmünze, §. 5. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausch (§. 3) findet auf durchloͤcherte und anders, als durch den ge⸗ fälschte Münzstücke keine Anwendung. Berlin, den 21. September 1875. In Vertretung: Delbrück.

ur Ausführung der vorstehenden, in dem Reichs⸗Gesetzblatt für 1875 Seite 304 306 publizirten Bekanntmachung wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß unter den vor⸗ aufgeführten Bedingungen die vorbezeichneten Münzen in den Monaten Oktober, November und Dezember 1875 innerhalb des preußischen Staates bei den unten namhaft gemachten Kassen nach dem festgesetzten Werthverhältnisse sowohl in Zahlung an⸗ genommen, als auch gegen Reichs⸗, beziehungsweise Landes⸗ münzen, jedoch nur in Beträgen von 5 Reichsmünze oder in einem Vielfachen dieses Betrages, umgewechselt

““

*

a. in Berlin: 8 bei der General⸗Staatskasse, 8— Staatsschulden⸗Tilgungskasse, Kasse der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern, dem Haupt⸗Steueramt für inländische Gegenstände, ausländische Gegenstände

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und der unter dem Vorsteher der Ministerial⸗, Militär⸗ Kommission stehenden Kasse.

b. in den Provinzen: bei den Regierungs⸗Hauptkassen, Bezirks⸗Haupskassen in der Provinz Hannover der Landeskasse in Sigmaringen, 1 den Kreiskassen, X“X“ den Kassen der Königlichen Steuerempfänger in den Pro⸗ vinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen, Nassau und Rheinland, bei den Bezirkskassen in den Hohenzollernschen Landen, Forstkassen, und Haupt⸗Steuerämtern, sowie den Neben⸗ Zoll⸗ und Steuerämtern. Berlin, den 1. Oktober 1875. Der Finanz⸗Minister. Camphausen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Gymnasiallehrer Eduard Voß in Neuß ist als Ober⸗ lehrer an das Gymnasium zu Düsseldorf berufen worden.

Der ordentliche Lehrer Dr. Gerhard Vering am Gym⸗ nasium in Neuß ist zum Oberlehrer befördert worden; ebenso

Der Lehrer Ferwer zum Oberlehrer am Königlichen Gym⸗ nasium zu Neisse;

Der ordentliche Lehrer Dr. Oskar Hubatsch an der Real⸗ schule zu Posen ist als Oberlehrer an das Progymnasium in Trarbach berufen, und

Die Wahl des Gymnasiallehrers Dr. Wirsel in Monta⸗ baur zum Rektor der höheren Bürgerschule in Oberlahnstein bestätigt worden.

Am evangelischen Schullehrer⸗Seminar zu Bromberg ist der Hülfslehrer Menge zum ordentlichen Lehrer befördert,

Am evangelischen Hülfs⸗Seminar zu Gingst ist der gegen⸗ am Seminar zu Dramburg beschäftigte Lehrer Wiese, und

m evangelischen Schullehrer⸗Seminar zu Pr. Friedland der Lehrer Broschinski zu Hagenau als Hülfslehrer ange⸗ stellt worden.

und Bau⸗

Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath, veeen des Reichs⸗Ober⸗Handelsgerichts Dr. Pape aus eipzig; Der Ober⸗Bau⸗ und Ministerial⸗Direktor Weishaupt aus der Rheinprovinz; Der Ministerial⸗Direktor und Wirkliche Geheime Ober⸗

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Oktober. Die diesjährige Wieder⸗ kehr Sr. Majestät des Kaisers und nigs nach Baden die fünfundzwanzigste bot der Bevölkerung daselbst Ver⸗ anlassung zu einer ebenso festlichen wie herzlich gemeinten Ovation. Am Bahnhof wurden Se. Majestät außer den Großherzoglich badenschen Herrschaften, dem Großherzog von Sachsen⸗Weimar, sowie sämmtlichen übrigen in Baden weilenden Fürstlichkeiten, von den Vertretern der Stadt und einer unabsehbaren Menschenmenge mit enthusiastischen Hochrufen empfangen und von dem Ober⸗Bürgermeister mit einer Ansprache begrüßt. Bei der Fahrt in die hell erleuchtete Stadt mischten sich Böllerschüsse in das Geläute der Glocken, und als Se. Majestät vor dem mit Kornblumenkränzen umwundenen Kaisermonument ankamen, intonirte das Kurorchester die Nationalhymne, in welche die Menge begeistert einstimmte. Se. Majestät ließen den Wagen halten, grüßten freundlich nach allen Seiten und betrachteten, von bengalischem Flammenschein umgeben, die herrliche Marmor⸗ büfte, worauf Allerhöchstdieselben nach dem Absteigequartier im Meßmerschen Hause fuhren, und von Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin dort empfangen wurden.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Eisenbahnen, Post und Telegraphen versammelten sich heute zu Sitzungen.

Die von der Reichstags⸗Kommission zur Vorbe⸗ rathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs⸗ Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Civilprozeß⸗Ordnung nebst Einführungsgesetzen eingesetzte Subkommission zur Vorberathung der Bestim⸗

ingleichen auf ver⸗

Regierungs⸗Rath Duddenhausen aus 2 ka

mungen des Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes und der Civilprozeß⸗ Ordnung, betreffend die Handelsgerichte, nahm bei ihrer Berathung zur Grundlage die Annahme, daß der Reichstag sich für Aufrechthaltung der Handelsgerichte erklären sollte, und de⸗ battirte daher nicht mehr die Frage der Nothwendigkeit derselben.

.81 des Entwu fs wurde gebilligt; hiernach bleibt es der

andes⸗Justizverwaltung überlassen, für örtlich abgegrenzte Be⸗ zirke Handelsgerichte, wenn ein Bedürfniß sich herausstellen sollte, zu errichten. Auch darin trat die Subkommission dem Ent⸗ wurfe bei, daß die Handelsgerichte mit rechtsverständigen Rich⸗ tern und mit Handelsrichtern besetzt werden sollten; die Besetzung der Handelsgerichte nach französischem Vorgange nur mit Kaufleuten wurde von keiner Seite befürwortet. Der Entwurf hatte außer einem Mitgliede des Land⸗ gerichtes auch den Amtsrichter als den zulässigen Vor⸗ sitzenden der Handelsgerichte in Aussicht genommen, die Sub⸗ kommission beschloß, nur wenn das Landgericht nicht am Orte sein sollte, den Amtsrichter zum rechtsverständigen Handels⸗ richter zuzulassen. In Beziehung auf die Kompetenz wurde ab⸗ weichend vom Entwurf, der wichtige Grundsatz angenommen, daß alle Sachen, welche zur Zuständigkeit der Amtsgerichte ge⸗ hören, also insbesondere auch die Bagatellsachen nicht zur Kom⸗ petenz der Handelsgerichte gehören sollten, weil angenommen wurde, daß diese Prozesse ihrer Natur nach nicht einen größeren Kraftaufwand bedürfen und sie allen übrigen Bagatellsachen, welche durch einen Richter abgeurtheilt würden, gleichzustellen seien. Endlich erfuhr der Entwurf auch noch eine wichtige, die Kompetenz der Handelsgerichte einschränkende Abänderung, daß Streitigkeiten nur unter . aus ihren Handelsgeschäften zur Zuständigkeit der Handelsgerichte gehören soche Hiermit sind die Nichtkaufleute sowohl als Kläger als auch als Verklagte der Zuständigkeit der Handelsgerichte entzogen.

Nach einer telegraphischen Depesche des Kaiserlichen Minister⸗Residenten für die Argentinische Republik, d. d. Monte⸗ video den 27. September, ist der Vize⸗Konsul des Deutschen Reiches von Graevenitz in Paysandu (Uruguay) durch Räuber getödtet worden. Näheres über das traurige Ereigniß ist noch nicht bekannt. Doch ist der Konsulats⸗Sekretär, mit Empfehlungen der Regierung versehen, ausgesandt worden, um die Spuren der Mörder zu verfolgen, und es steht zu hoffen, daß diese ihrer Strafe nicht entgehen werden. Hr. v. Graevenitz war seit lan⸗ ger Zeit in Paysandu ansässig und hat sich der Interessen sei⸗ ner Landsleute stets mit Eifer und Uneigennützigkeit ange⸗ nommen. Im vorigen Jahre zum deutschen Vize⸗Konsul er⸗ nannt, hat er in gleichem Sinne und mit gutem Erfolg seines Amtes gewaltet. Sein Tod wird daher in weiten Kreisen be⸗ klagt werden.

Der schon bekannte Unglücksfall, welcher ein schwe⸗

disches Schiff betroffen hat, wird durch nachstehendes Tele⸗

amm des General⸗Konsuls in Kopenhagen an das Auswärtige mt bestätigt und ergänzt:

„Schwedisches Dampfschiff L. J. Bager von Lübeck nach Kopenhagen und Malmö gestern morgen in Kjöge Bucht ver⸗ brannt. Von 25 Passagieren, worunter mehrere Damen, soll in Folge Umschlagens des Schiffboots nur ein Norweger ge⸗ rettet sein. Namen der Verunglückten unbekannt.“

(Vergl. am Schlusse d. Bl. Kopenhagen.)

Die Bevollmächtigten zum Bundesrathe, Königlichebayeri⸗ scher Ober⸗Zollrath Schmidtkonz und Großherzoglich sächsi⸗ schf Geheime Finanz⸗Rath Dr. Heerwart sind hier einge⸗

offen.

Leobschütz, 27. September. Heut fand die erste Sitzung des „Städtetages“ im Stadtverordndten⸗Sitzungssaale statt. Auf demselben waren vertreten die Städte: Bauerwitz, Beuthen O./S., Berun, Cosel, Gleiwitz, Kattowitz, Leobschütz, Myslowitz, Nicolai, Neisse, Peiskretscham, Rybnik, Gr.⸗Strehlitz, Sohrau, Tost, Tarnowitz und Loslau. Für den infolge seines Umzuges nach Halberstadt verhinderten Bürgermeister Bödcher (Königshütte) übernahm den Vorsitz Bürgermeister Küper (Beuthen).

Wilhelmshaven, 28. September. „Der „Kieler Ztg.“ wird geschrieben: Von den Schiffen des nunmehr aufgelösten Panzergeschwaders ist die Fregatte „König Wilhelm“ zuerst, und zwar heute Mittag kurz nach 12 Uhr, auf der Rhede an⸗ ekommen und zu Anker gegangen. Bei schönem hellen Wetter batte dieselbe am 25. früh Morgens den Kieler Hafen verlassen, und ging an demselben Tage durch den Belt ohne weiteren Auf⸗ enthalt. Am Sonntag, den 26., Morgens 6 Uhr, wurde Skagen passirt, wo ihr Hunderte von Schiffen in Sicht kamen, welche theils ebenfalls im Begriff waren, die Ostsee zu verlassen, oder auch in dieselbe hinein wollten. Bis zum Montag früh blieb das Wetter sehr gut, von da ab fing aber ein starker SW.⸗Wind zu wehen an, welcher so zunahm, daß die Fregatte

geschirr fort, dabei wurde ein Bootsmannsmaat, welcher jedoch mittelst eines um den Leib befestigten Taues angebunden war, vom Rammdeck heruntergeschlagen, aber glück⸗ lich wieder an Bord gezogen, freilich in einem besinnungslosen Zustande, von welchem er sich jedoch schon wieder vollständig erholt hat. Die Nacht vom Montag zum Dienstag wüthete der Sturm unausgesetzt fort, alle 3 Stunden mußte beigedreht lie⸗ gend, übers Steg gegangen werden, damit das Feuer von Helgo⸗ land in Sicht blieb. Der Sturm hatte auch am Dienstag nicht nachgelassen, der Panzerkoloß tanzte wie ein Boot auf den Wellen, ging jedoch, nachdem es Tag geworden war, dem Jahde⸗ busen zu und passirte gegen 10 Uhr Vormittags das Feuerschiff „Die Jahde“. Auf der Rhede traf er nur das Linienschiff „Renown“. Das Kanonenboot „Drache“ lag im Hafen, wie auch die schon vollständig aufgetakelten Korvetten „Luise“ und „Victoria“, welche am 1. Oktober in Dienst gestellt werder sollen, ferner liegen noch die Panzerfregatten „Deutschland“ und „Friedrich Carl“, jedoch nur mit kahlen Untermasten, in demselben.

Frankfurt a. M., 29. September. Se. Majestät der Kaiser trafen bald nach 2 Uhr hier ein, besuchten mit Gefolge nach eingenommenem Dejeuner die historische Kunst⸗Ge⸗ werbe⸗Ausstellung und haben Ihre besondere Anerkennung für Zweck und Ausführung derselben ausgesprochen. Von vielen Tausenden, welche die Straße dicht besetzt hielten, mit lebhaften Hochrufen begrüßt, reisten Se. Majestät mit Extrazug um 5 Uhr nach Baden⸗Baden. Außer öffentlichen Gebäuden hatten viele Privathäuser geflaggt.

Posen, 3. Oktober. Der Provinzial⸗Landtag ist heute Mittag nach voraufgegangener gottesdienstlicher Feier durch den Königlichen Kommissarius eröffnet, und der Alllerhöchste Landtagsabschied, sowie das Allerhöchste Propositions⸗Dekret zu Händen des Landtags⸗Marschalls übergeben worden.

Hannover, 2. Oktober. Der Provinzial⸗Landtag be⸗ endete heute seine Geschäfte durch Begutachtung des Gesetz⸗ entwurfs über, Ablösbarkeit der Reallasten in den Moor⸗ und Fehn⸗Kolonien, Prüfung der Rechnungen, Aufnahme einer Bestimmung in zwei Verwaltungs⸗Reglements zu Gunsten der Anstellung von Militär⸗Invaliden, Erledigung von Petitionen und Erwiderungsschreiben. Dann erfolgte 3 ½ Uhr der Schluß des Landtags durch folgende Rede des Ober⸗Präsidenten Grafen zu Eulenburg:

„Hochgeehrte Herren!

In angestrengter und erfolgreicher Arbeit haben Sie das reichliche Maß Ihrer Geschäfte in verhäͤltnißmäßig kurzer Zeit erledigt.

Auf dem Gebiete der provinzialständischen Verwaltung danken Sie dies Ergebniß zu einem großen Theile der gründlichen und um⸗ sichtigen Vorarbeit Ihrer Organe, welcher Sie Ihren Beifall ge⸗ schenkt haben, indem Sie die Entwürfe reglementarischer Bestimmungen für die neu hinzugekommenen und für einige ältere Zweige dieser Verwaltung, sowie den Finanzetat fast unverändert annahmen.

Der letztere gewährt ein erfreuliches Bild von der günstigen Lage des provinzialständischen Haushalts. Sie haben dieselbe be⸗ nn ch um durch Aussetzung einer beträchtlichen Summe zur Auf⸗ forstung von Haideflächen die Landeskultur innerhalb unserer Provinz wesentlich zu fördern.

Ihren Beschlüssen über das Maß und die Aufbringungsweise der Entschädigungsbeträge für lungenseuchekrankes Vieh und rotzkranke Pferde, welche auf polizeiliche Anordnung getödtet werden, wird die erforderliche Bestätisung nicht fehlen.

Die Gutachten, welche Sie über die Vorlagen der Königlichen

Staatsregierung abgegeben haben, werden den Gegenstand eingehender Erwägung bilden. Mitt dem Wunsche, Sie in gleicher Frische zu neuer Thätigkeit im nächsten Jahre hier wieder versammelt 89 sehen, schließe ich im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs den neunten Hannoverschen Provinzial⸗Landtag.“

Mit einem vom Landtags⸗Marschall Grafen Münster ausgebrachten Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte, wurde der neunte Hannoversche Provinzial⸗Landtag geschlossen.

Cassel, 3. Oktober. Auf Einladung des Ober⸗Präsidenten waren die Mitglieder des durch Allerhöchsten Erlaß vom 17. v. Mts. einberufenen Kommunal⸗Landtages des Regie⸗ rungsbezirks Cassel heute im Saale des Ständehauses zu⸗ sammengetreten.

Der Königliche Kommissar, Regierungs⸗Präsident Freiherr von Hardenberg, eröffnete den Landtag unter Hinweisung auf die von ihm zu erledigenden Aufgaben. Der Vorsitzende des Landtages, Ober⸗Vorsteher von Schutzbar⸗ genannt Milchling, gab in einer kurzen Erwiderung den ehrfurchtsvollen und dankbaren Gesinnungen des Landtages gegenüber Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser und Könige Ausdruck, und die Versammlung schloß sich dieser Kundgebung in einem Sr. Majestät darge⸗ brachten dreimaligen Hoch an.

Der Landtag ging hierauf zu einer kurzen Sitzung über, in der einige geschäftliche Formen erledigt wurden.

Wiesbaden, 3. Oktober. Heute Mittag 12 Uhr fand die Eröffnung des Kommunal⸗Landtags des Regierungs⸗ bezirks Wiesbaden im Sitzungssaale des Regierungs⸗ gebäudes durch den stellvertretenden Landtags⸗Kommissar, Re⸗ gierungs⸗Präsidenten von Wurmb, statt.

Münster, 3. Oktober. Nachdem bereits am gestrigen Tage die meisten Mitglieder des Provinzial⸗Landtags hier eingetroffen waren, fand die Eröffnung des Landtages heute durch den Königlichen Landtags⸗Kommissarius, Wirklichen Ge⸗ heimen⸗Rath und Ober⸗Präsidenten von Kühlwetter, statt. Nach Abhaltung des um 10 Uhr Vormittags im Dome und in der evangelischen Kirche begonnenen feierlichen Gottesdienstes be⸗ gaben sich die Landtagsmitglieder zum Ständehause, woselbst um 12 Uhr der Königliche Kommissar, von einer ständischen Deputation eingeholt, erschien, die Versammlung in einer An⸗ sprache begrüßte und das Allerhöchste Propofitionsdekret vom 17. September d. J. in die Hände des Landtags⸗Marschalls, Wirklichen Geheimen⸗Raths und Regierungs⸗Präsidenten a. D. von Holzbrinck niederlegte. Die Erwiderungsworte des letzteren schlossen mit einem dreimaligen Hoch auf des Kaisers und Königs Majestät, in welches die Versammlung mit Begeisterung einstimmte. 1

Bayern. München, 2. Oktober. T. B.) Bei der Wahl des Adreßausschusses wurden in der Abgeordnetenkammer 7 Mitglieder der liberalen Par⸗ tei (Craemer, Fischer, Louis, Schauß, v. Stauffenberg, Voelk und Wuelfert) und 8 Ultramontane (Freytag, Hauck, Joerg, Kopp, Molitor, Ratzinger, Anton Schmidt und Ruettinger) gewählt. Bei der Debatte über den

beidr Eine ungeheure See nahm das ganze Vor⸗

sönne schen Antrag, betreffend die Feststellung der Reihen⸗ olge bei der Verhandlung über die beanstandeten Wahlen, er⸗

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auf das Tiefste bedauere.

Mittag wieder von hier abgereift. b F

Närten sich Craemer und v. Stauffenberg unter lebhaftem Bei⸗ fall gegen den Antrag. Letzterer führte aus, daß er als Partei⸗ mann den Antrag zwar würde unterstützen können, daß er den⸗

ben aber im Interesse des Landes und der gesammten

4. Oktober. (W. T. B.) Die ultramontane Majeorität des Adreßausschusses hat den Deputirten Joerg zum Referenten

wwählt, welcher den von ihm verfaßten Adreßentwurf morgen Abend dem Ausschusse vorlegen wird.

Württemberg. Stuttgart, 1. Oktober. Die König in der Niederlande und der Prinz Alexander sind heute

riedrichshafen, 30. September. Der König und die K önigin, sowie der Herzog Wilhelm Eugen von Württem⸗ berg sind gestern Abends 6 Uhr im hiesigen Schlosse wieder eingetroffen.

Oldenburg. Oldenburg, 1. Oktober. (Wef. Ztg.) Der Landtag wird muthmaßlich erst Ende dieses Monats zusam⸗ mentreten, nachdem bis dahin die Provinzialräthe der Fürsten⸗ thümer Lübeck und Birkenfeld ihre Arbeiten vollendet haben. Es verlautet, daß für den Ausbau des Eisenbahnnetzes eine erhebliche Nachforderung an den Landtag gelangen wird, welche vornehmlich durch die weitläufiger, als ursprüͤnglich be⸗ absichtigt war, angelegten Hafenbauten bei Nordenhamm und die unvermuthet hohen Expropriationspreise des Landes zwischen Quackenbrück und Osnabrück motivirt wird.

SDesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. Oktober. Der Kaiser, der König von Sachsen, Prinz Leopold von Bayern und der ehemalige Großherzog von Toskana sind am 30. v. Mts. in Radmar, Bezirk Eisenerz, angekommen. 1

Die Erzherzogin Valerie ist heute Vormittags in Penzing angekommen und hat sich sofort nach Schönbrunn

en. hage In der ungarischen Delegation theilte der Prä⸗ sident gestern mit, der Kriegs⸗Minister lade die Delegirten für den 6. Oktober zu den Kanonenschießproben auf dem Stein⸗

ein. .“ Aus Veranlassung der am 4. d. M. stattfindenden Feier der 100jährigen Vereinigung der Bukowina mit Oester⸗ reich und der Eröffnung der Universität zu Czernowitz veröffent⸗ licht die „Wien. 3.“ folgenden Artikel:

Ein Doppelfest ist es, welches die Bukowina und ihre Haupt⸗ stadt in diesen Tagen feiern wird, ein Fest des Reichsgedankens und der Vaterlandsliebe, ebenso wie vollbrachter Kulturarbeit und froher Hoffnung künftigen Aufschwunges, zuvörderst durch das großartige Geschenk des Reiches: die Eröffnung einer neu⸗

ündeten Universität! Hundert Jahre sind verflossen, seit die große Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. glor⸗ reichen Angedenkens das Land besetzen ließen, das später durch den Vertrag vom 7. Mai 1775 (zwischen dem Kaiserlichen Ge⸗ sandten Frhrn. v. Thugut und dem türkischen Kanzler Izzed Mechmed Pascha) und durch die Grenzverträge vom 12. Mai 1776 und 25. Februar 1777 von der Türkei für ewige Zeiten an Oesterreich abgetreten wurde.

Während die Bukowina zur Zeit, da sie dem Kaiserreiche einverleibt ward, eine Gesammtbevölkerung von 70,000 Ein⸗ wohnern zählte, weist sie heute durch die Wohlthat einer fünfzig⸗ jährigen Rekrutirungsfreiheit und durch förmliche Kolonisationen, welche galizische und Marmaroser Ruthenen in das Land führ⸗ ten, eine Einwohnerzahl von 543,426 auf. Hiervon sind 221,726 romanischer, 202,700 ruthenischer, 95,091 deutscher Nationalität. Den Rest bilden Magyaren, Slowaken, Lipowaner, Polen und einige wenige Vertreter anderer Nationalitäten. Dem Religions⸗ bekenntnisse nach überwiegt auch gegenwärtig die griechisch⸗or⸗ thodoxe Kirche mit 407,311 Bekennern, deren Seelsorge unter Oberleitung eines Erzbischofs zugleich Metropolitan für Dalmatien in 218 Pfarren verwaltet wird.

Die eigentliche Kulturarbeit aber begann mit der Errichtung der nothwendigsten niederen Schulen, welche dem Lande gänzlich mangelten. Auch hier war die Volksschule die Basis aller Entwicke⸗ lung. Während früher nur in einigen Klöstern im Lesen und Schreiben mit cyrillischer Schrift Unterricht ertheilt wurde, ja selbst die Priester nur eine sechsmonatliche Ausbildung in den Ritualien genossen, waren bereits am Schlusse des verflossenen Schuljah⸗ res 173 Volksschulen, 2 Obergymnasien, je eine Ober⸗ und Unterrealschule, eine Lehrer⸗ und eine Lehrerinnen⸗Bildungsanstalt, endlich eine höhere Gewerbeschule und landwirthschaftliche Lehr⸗ anstalt aktivirt.

Mit der Verallgemeinerung der Bildung hob sich gleichzei⸗ tig Handel und Gewerbe. Der öffentliche Verkehr kannte weder Kunststraßen noch Brücken; die Flüsse waren wegen Mangels jeder Regulirung nicht schiffbar, und alle Korrespondenz wurde von Fall zu Fall durch Boten vermittelt. Der Handelsstand, welchem 297 Kaufleute angehörten, zerfiel in 14, der Gewerbe⸗ stand mit 302 Unternehmern in 16 Kategorien. Welche Umge⸗ staltung haben diese Verhältnisse während des vergangenen Sä⸗ culums erfahren! Der Verkehr benützt 17,¼ Meilen Eisenbahn, 54 Meilen Reichs⸗, 69,8 Meilen Konkurrenz⸗, 101,4 Meilen Ge⸗ meinde⸗ und 86,1 Meilen Wasserstraßen. G b

Im Lande bestehen 78 Postämter und eine gleiche Zahl Telegraphenstationen. Handel und Gewerbe besitzen eine auto⸗ nome Vertretung in der Handels⸗ und Gewerbekammer in Czer⸗ nowitz. Den lebhaften Handel (Grenzverkehr nach Bessarabien und der Moldau so wie Transit nach Galizien, Ungarn und Siebenbürgen) vermitteln 3718 Handeltreibende in 51. Kategorien, die Gewerbe beschäftigen 5227 Unternehmer. 6

Diese Ziffern bilden einen genügenden Nachweis für den Aufschwung des Landes unter österreichischer Herrschaft. So arbeitete, wuchs und blühte die Bukowina durch ein Säkulum, und es darf wohl behauptet werden, daß der Kulturzustand des Landes in stetigem Fortschritt begriffen sich vortheilhaft von jenem der angrenzenden au erösterreichischen Provinzen abhebt.

Entscheidend für die Zukunft und den selbstthätigen Auf⸗ schwung des Landes war wohl auch die Wiederherstellung seiner staatsrechtlichen Selbständigkeit durch die Februarverfassung, welche die Bukowina mit einem besonderen Landesstatute be⸗ dachte, gleichwie ihr eine besondere Landesregierung gewährt wurde.

Schließlich wollen wir noch der geographischen Verhältnisse des Landes im Allgemeinen Erwähnung thun. Im Ganzen ist es Hochland und nur am Dnjestr und Pruth Tiefland; 8585 Ebenen mangeln völlig. Weftlich erheben sich die Karpathen die theils Ausläufer der Central⸗Karpathen und des sie beglei⸗ tenden Systems vulkanischer Gesteinsarten sind, die Schneegrenze zwar nicht erreichen, aber die Waldregion überragen und großen⸗ theils mit dichten Wäldern besetzt sind. Die Flüsse der Buko⸗

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Pruch, Bnsestr, Sereth und die goldene Bff

rauh, aber gesund.

Schweiz. Luzern, 30 September. (N. Zürch. Ztg.). Den 17. Oktober versammeln sich die stimmfähigen katholischen Einwohner der Kirchgemeinde Luzern, um den Bericht und An⸗ trag des Kirchenrathes, betreffend Erwerb der Kollaturrechte der Kaplaneien an der Pfarrfilialkirche der Kleinstadt und an der St. Peterskapelle entgegen zu nehmen. Sodann wird der Ver⸗ sammlung ein Entwurf der Organisation der katholischen Kirchgemeinde, der in diesen Tagen den Bürgern gedruckt ausgetheilt wird, zur Genehmigung vorgelegt.

Glarus. Der Landrath berieth am 29 September über die Vollziehungsverordnung zum Bundesgesetz, betr. Civil⸗ stand und Ehe. Nach den gefaßten Beschlüssen wird der Kanton in 23 Civilstandskreise eingetheilt, deren jedem ein Civil⸗ stands⸗ und zugleich Trauungsbeamter vorsteht. Dieser Beamte wird auf drei Jahre nach Vorschlag des Gemeinderathes und, wenn es für nöthig erachtet wird, auf Grundlage einer Prüfung durch die Standeskommission gewählt, die, wenn keine tüchtige Persönlichkeit vorgeschlagen wird, eventuell frei wählen kann. Nach Schluß der Landrathsverhandlungen trat der neue Ver⸗ fassungsrath zusammen und berieth über den Modus der bei, Wiederanhandnahme der Verfassungsrevision einge⸗ schlagen werden solle. Mit beträchtlicher Mehrheit siegte laut „N. Gl. Ztg.“ der Antrag, an der Hand des letzten Entwurfes auf eine neue Berathung einzutreten. Dem gegenüber war der Vorschlag gemacht worden, eine Subkommission von 7 Mitglie⸗ dern niederzusetzen, welche dem Verfassungsrathe einen neuen Entwurf ausarbeiten und hinterbringen solle, und der weitere, der artikelweisen Berathung eine allgemeine Diskussion voraus⸗

gehen zu lassen.

Großbritannien und Irlaund. London, 1. Ok⸗ toher. Der Gemeinderath der City beschloß in seiner gestrigen Sitzung, dem Prinzen von Wales vor seiner Ab⸗ reise nach Indien eine Ergebenheitsadresse zu überreichen, worin ihm eine glückliche und angenehme Reise gewünscht werden soll.

Die beabsichtigte Inspektionsreise der Lords der Admiralität nach Malta, Toulon und Spezzia ist der „Mor⸗ ning⸗Post“ zufolge verschoben worden.

Gestern fand in der St. Georgskirche in Hanoversquare (London) die Trauung von Mr. W. H. Gladstone, Par⸗ lamentsmitglied für Whitby und ͤltester Sohn des früheren Premier⸗ Ministers, mit Gertrude Stewart, jüngsten Tochter von Lord Blantyre, statt. Die hohe Aristokratie Englands war un⸗ gemein zahlreich vertreten, und unter den vielen Hochzeits⸗ geschenken, welche das neuvermählte Paar erhielt, befinden sich ein prachtvoller indischer Shawl von der Königin und eine werthvolle Reiseuhr vom Prinzen ven Wales. Nach dem Hoch⸗ zeitsmahle begaben sich die Reuvermählten nach Cliveden, dem Landsitze des Herzogs von Westminster unweit Maidenhead.

Die Lage der Staatsfinanzen bleibt eine günstige. Wäh⸗ rend des am 30. September beendeten Quartals beliefen sich Großbritanniens Staatseinnahmen amtlichen Auswei⸗ sen zufolge auf 16,382,217 gegen 15,981,594 f in dem ent⸗ sprechenden Quartale von 1874, d. i. ein Zuwachs von 400,623 8 an dem fast sämmtliche Hauptquellen der Einkünfte partizipiren. Die Zolleinnahme stellt sich trotz des Wegfalles des Zuckerzolles um 181,000 £ höher, als in der gleichen Zeit des vorigen Jahres, die Getränkesteuer lieferte 309,000 £h und die Stempel⸗ gefälle 60,000 mehr. Eine Abnahme weisen nur die Ein⸗ nahmen aus der Grund⸗ und Häusersteuer, der Einkommen⸗ steuer und den diversen Abgaben auf, aber dieselbe bewegt sich in nur mäßigen Dimensionen. Für das am 30. v. M. beendete halbe Finanzjahr stellte sich die Einnahme um 994,764 f höher, als in dem gleichen Zeitraum von 1874. Die Aussichten auf einen beträchtlichen Ueberschuß im Frühjahr sind somit vor⸗

handen. 1

2. Oktober. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Rangoon gemeldet, daß die chinesischen Beamten in Junnan gegen dortige Einwohner die Folter anwenden, um von ihnen ein Geständniß über die Mörder des englischen Ingenieurs Margary zu erpressen. Demselben Blatte zufolge soll zwischen China und Birma ein Defensiv⸗ und Offensivbünd⸗ niß abgeschlossen sein. 2, nnasaA

Nach einem Privattelegramm der „Indépendance belge“ aus Shanghai vom 3. Oktober wäre es den letzten, aus Tientsin dort eingegangenen Nachrichten vom 28. September zufolze dem großbritannischen Gesandten Wade gelungen, die zwischen Eng⸗ kand und China bestandenen Schwierigkeiten auszu⸗ gleichen, und wäre demnach die Wahrscheinlichkeit einer kriege⸗ rischen Verwickelung mit China geschwunden.

Frankreich. Paris, 2. Oktober. (Köln. Ztg.) Der Marschall Mac Mahon reiste gestern Abend nach seinem Schlosse La Ferts, kommt aber am Mittwoch mit seiner ganzen Familie zurück, um bis zur Wiedereröffnung der Nationalversammlung definitiv im Elysée Wohnung zu nehmen. Buffet bleibt in Paris. Von der näch⸗ sten Woche an werden die Minister wöchentlich zwei Sitzungen halten. Vom 14. Oktober an findet im Elysée jeden Donners⸗ tag Abend offizieller Empfang statt. G

Thiers traf vorgestern Abend in Arcachon ein, wo er von Tausenden, die herbeigeeilt, mit dem Rufe: „Es lebe Thiers!“ „Es lebe die Republik!“ bei seiner Einfahrt ins Hotel begrüßt wurde. Die Häuser waren beflaggt. Auf dem Boulevard der Küste wehte eine Fahne mit der Inschrift: „Ehre dem Befreier des Gebirtes!“

Der französische Botschafter am Berliner Hofe, Vicomte Gontaut⸗Biron, ist heute nach Baden⸗Baden abgereist.

Spanien. Madrid, 3. Oktober. (W. T. B.) Die amt⸗ liche „Gaceta“ publizirt ein Dekret, welches die Vorbereitung der Wahllisten für die Wahl der Cortes anordnet. Die Wahl der Deputirten soll gemäß den Bestimmungen des Gesetzes vom Juni 1870 mittelst allgemeinen direkten Stimmrechts, die der Senatoren mittelst Wahlmännerwahlen erfolgen. Das Bom⸗ bardement von San Sebastian dauert fort. Der franzö⸗ sische Kriegsdampfer „Oriflamme“ hat viele französische Familien aufgenommen. Es werden Verstärkungen erwartet. 1

Nach in Bayonne eingetroffenen Nachrichten haben die Carlisten das Bombardement auf San Sebastian am Donnerstag Abend wieder begonnen. Die Carlisten haben neue Batterien angelegt. In San Sebastian herrscht allgemeine Besorgniß, da wenig Aussicht auf Hülfe vorhanden ist. Der Postdampfer hat in San Sebastian keine Reisenden aufnehmen können.

Türkei. Konstantinopel, 2. Oktober. (W. T. B.) Der hiesige serbische Agent, Magasinovich, welcher, wie bereits gemeldet, im Namen seiner Regierung wegen der neuerdings vorgekommenen

wing, zum Gebiete des Schwarzen Meeres gehörig, sind: der

Verletzungen der serbischen Grenze durch türkische Trup⸗

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hat von dem Großvezier formelle Versicherungen erhalten, strenge Befehle erlassen werden sollen, um einer Wiederholung solcher Vorfälle vorzubeugen. Der serbische Agent soll sich mit dieser Zusicherung für vollständig befriedigt erklärt haben. Hussein Avni Pascha ist seines Postens als Kriegs⸗Minister ent⸗ setzt und der bisherige Marine⸗Minister Riza Pas cha zum Kriegs⸗Minister ernannt worden. Ein Kaiser⸗ liches Irade vom heutigen Tage ordnet an, friedlich ihrer Arbeit nachgehende, Ackerbau treibende Be⸗ völkerung in den aufständischen Gebieten sofort von der jüngst Steuer (von einem Viertel des Zehents) befreit sein soll. Ferner soll für die Bevölkerung ein Nachlaß der bis zum Fimanzjahr 1289 rückständigen Steuern eintreten. Ausgenommen von dieser Vergünstigung find die Zehentpächter gegen Garantie, die wohlhabenden Klassen und die Staats⸗ schuldner. Die verschiedenen Gemeinden sollen in den Provinzial⸗ verwaltungsräthen durch Personen, welche das Vertrauen der Gemeinden genießen, vertreten sein. Die von diesen Personen in den Grenzen der Gesetzlichkeit kundgegebenen Wünsche sollen mit Auf⸗ merksamkeitaufgenommen werden. Deputationen jährlicher General⸗ versammlungen sollen ermächtigt sein, nach Konstantinopel zu kom⸗ men, um ihre Wünsche der Pforie zu unterbreiten. Außerdem sollen einige in ihren Gemeinden Ansehen genießende Personen von Zeit zu Zeit nach Konstantinopel berufen werden. Die in dieser Weise gesammelten Informationen sollen als Basis für die im Hinblick auf die allgemeine Prosperität durchzuführenden Re⸗ formen dienen. Eigene Agenten und Kontroleure sollen die Vertheilung und Einziehung der Steuern nach den bestehenden Gesetzen sichern. In dem Irade wird ferner mitgetheilt, daß die türkische Regierung sich gegenwärtig damit beschäftige, ein System herzustellen, welches die Umwandlung des Zehnts in eine Grund⸗ steuer ermögliche. Außerdem sei die Pforte bestrebt, in Bezug auf die Taxen ein einheitliches fiskalisches Vorgehen ausfindig zu machen und diese Reformen sowie neue Polizeireformen nach Maßgabe der Verhältnisse zu realifiren.

Belgrad, 2. Oktober. (W. T. B.) Wie von amtlicher Seite gemeldet wird, hätte die Belgrader Kaufmannschaft zwar die Frage der Ertheilung eines allgemeinen Moratoriums in Anregung gebracht, jedoch keine bestimmten darauf bezügliche Anträge an die Regierung gestellt oder zu stellen beschlossen. Die Regierung sei demnach nicht in die Lage gekommen, solche Anträge zu genehmigen oder abzuweisen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. Oktober. Der Kaiser traf am 28. v. M. um 5 Uhr Morgens wohl⸗ behalten in Ssewastopol ein. Um 10 ½ Uhr Morgens besichtigte Se. Majestät die Popowka „Nowgorod“, besuchte darauf die Kathedrale und nahm dann über die Truppen eine Revue ab. Um 7 Uhr fand bei Sr. Majestät auf der Kaiserlichen Pacht „Livadia“ Mittagstafel statt, zu welcher die Spitzen vom Militär und der Marine geladen waren. Am 29. v. M. Morgens wohnte der Kaiser in Ssewastopol dem Zielschießen der Truppen bei, trat dann um 11 Uhr mit der Vacht „Livadia“ die Rück⸗ fahrt nach Jalta an und traf daselbst um 3 ½ Uhr Nachmittags ein. Das „Journal de St. Petersbourg“ veröffentlicht das vom Kaiser bestätigte Reglement, betreffend die Zu⸗ lassung und den Dienst Freiwilliger bei der Marine.

Amerika. Washington, 3. Oktober. (W. T B.) Der hiesige spanische Gesandte hat der Regierung offiziell ange⸗ zeigt, daß der mit Waffen und Munition für die Insurgenten in Euba beladene Dampfer „Uruguay“ bei Kingston auf Jamaica weggenommen worden sei. b

Der Präsident Grant verlas am 30. v. M. in der in Desmoines, Jowa, abgehaltenen Reuniondes Vereins der Ar⸗ mee von Tennessee eine Rede, die, wie der „Times“ aus Phi⸗ ladelphia telegraphirt wird, einen tiefen Eindruck erzeugt hat. Nach einem Rückblick auf den letzten Krieg bemerkte der Präsident: „Wenn wir einen neuen Kampf in der nahen Zukunft erleben, so prophezeie ich, daß die Theilungslinie nicht Mason und Dick⸗ sons Linie, sondern eine zwischen Patriotismus und Intelligenz einerseits und Aberglauben, Ehrgeiz und Unwissenheit anderer⸗ seits sein wird. Das hundertjährige Werk der Befestigung der Grundlage des von unsern Vorvätern in Lexington angefangenen Baues sollte begonnen werden. Laßt uns arbeiten für die Sicherheit des freien Gedan⸗ kens, der freien Rede, der freien Presse, reiner Moral, unge⸗ fesselter religiöser Gesinnungen, gleicher Rechte und Privilegien aller Menschen ohne Rücksicht auf Nationalität, Farbe oder Re⸗ ligion; laßt uns freie Schulen ermuntern, beschließen, daß kein für dieselben bewilligter Dollar für die Unterstützung irgend einer konfessionellen Schule dienen soll; beschließen, daß weder der Staat noch die Nation irgend welche Anstalten unterstützen soll, in denen nicht jedes Kind eine gewöhnliche Schulbildung, ungemischt mit irgend welcher atheistischen, heidnischen oder Sek⸗ ten ehre, genießt; laßt uns die Religionslehre dem Familienaltar überlassen und Kirche und Staat für immer getrennt halten. Mit diesen Schutzwehren, glaube ich, werden die Schlachten, welche die Armee von Tennessee schufen, nicht umsonst gelie⸗ fert worden sein. 8

Das Auswandererschiff „Strathmore“, dessen Untergang man wegen Ausbleibens von Nachrichten befürchtete, ist am 2. August nach einer Fahrt von 103 Tagen wohlbe⸗ halten in Otago angekommen. G 1

Ventura, der Konsul der Republik St. Domingo in London, dementirt kraft eines von ihm aus St. Thomas vom 30. ult. erhaltenen Kabeltelegramms die Nachricht, daß eine Revolution in St. Domingo ausgebrochen sei.

Die Nr. 20 des Centralblatts der Abgaben⸗, Ge⸗- werbe⸗ und Handels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Jahr⸗- bücher der Zollgesetzgebung ꝛc. betreffend, vom 24. Juni 1875. Cirkularverfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Ver⸗ packung der Reichsmünzen betreffend, vom 4. August 1875. Cirkular⸗- verfügung des Königlichen Finanz⸗Ministeriums, die Einziehung der ganzen und halben Silbergroschen ingleichen der Dreier betreffend, vom 30. August 1875. Verfügungen des Königlichen Finanz⸗ Ministeriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen 1 der Zoll⸗ und Steuerstellen betreffend. Personal⸗Chronik. b

Statistische Nachrichten. Nach der Abrechnung der Immobiliar⸗Brand⸗Asse⸗ Pfalz waren im Jahre 1874 im Ganzen 104,175 Haupt⸗ und 117,796 Nebengebäude zu dem Gesammtwerthe von

252,700 Fl. 240,268 Fl. versichert. An Brandentschädigungen die 2 von 8.Fbo; Fl. 25 Kr. ausbezahlt. Die Ansta

muß 1 % des Gesammtbetrages der jährlichen Brandschäden zur Unter⸗