1875 / 243 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

keren anzosehen sei? dahin: daß er lediglich in einem Prezentsatz der Kosten ihrer Central⸗Administration, (die, bei rationell verwalteten Bahnen, kaum 10 12 % der Ausgaben übersteigen) bestehe, während sie aller anderen Vortheile, welche die öffentliche Meinung größten⸗ theils irrthümlich mit der Idee der Fusionen verknüpft: bessere Aus⸗ nutzung der Betriebsmittel, Tarifgestaltung ꝛc. ebenso gut, durch Ver⸗ bände, Kartelle ꝛc, und zwar ohne Aufgabe ihrer Individualität, heilhaft werden können. Habe doch das deutsche Eisenbahn⸗ wesen sich alle Vortheile, die durch „Fusionen“, „Organisation der Verkehrsmonopole“ ꝛc. in Frankreich, nur unter Opferbereitschaft und Interventon des Staates, erzielt werden konnten, ohne jede Inanspruch⸗ nahme des Steuerträgers, durch freie Vereinbarungen ꝛc. zu eigen gemacht.

Als Darlegung der freien Wechselwirkung zwischen Staatsgewalt und Privatbesitz im Eisenbahnwesen wird das aus Stagts⸗ und Privat⸗ bahn gemischte Eisenbahnsystem Deutschlands vorgeführt. Die deutsche Eisenbahnp litik habe ein Netz geschaffen, das an Dichte und Aus⸗ rüftung nur dem englischen und belgischen, an Betriebssicherheit, Bau⸗ solidität und Administrations⸗Tüchtigkeit keinem andern weicht und sie alle an Wohlfeilheit der Herstellung und des Betriebes über⸗ trifft. Die Anbahnung des gemischten Staats⸗ und Privatbahn⸗ systems wird als Mittel zur Lösung des ersten Problemes vor⸗ geschlagen, der Zeitpunkt als günstig für die Erwerbung bedeutsamer Linien in den Hauptverkehrsrichtungen (ohne Baarauslagen des Staates) bezeichnet. Auch für die Lösung des vierten Problems, welche

vor Allem Vereinfachung, Beschleunigung, Lokalisirung der Thäͤtigkei

der Oberaufsicht über die Eisenbahnen bedingt, werden dadurch die Hauptmomente geboten. Dem Nothstande Prosperität von Bahnen (zweites Problem) könne organisch und ohne Staatsbülfe nur durch totale Umgestaltung deren Betriebsform nach den Erfordernissen ihrer Individualität, beziehendlich zeitweilige oder dauernde Verwandlung derselben in Sekundärbahnen ꝛc. mil⸗ dernd beigekommen werden, während, behufs Lösung des dritten Problems, der Staat zum Ausbaue jener zahlreichen, für die staat⸗ liche Prosperität Oesterreichs Zufuhr⸗ und Aufschluß⸗ linien zu schreiten haben würde, deren kleine Baukapitalien die Spe⸗ kulation nicht zur Gründung und Bauentreprise reizen.

Berlin, den 16. Oktober. 88

Bekanntmachun g. G

Unter Bezugnahme auf die in der Nr. 235 des Deutschen Reichs⸗ und Preußischen Staats⸗Anzeigers abgedruckte Bekannt⸗ s deutschen Comités für die im künftigen Jahre in

Brüssel stattfindende Ausstellung für Gesundheitspflege und Ret⸗ ungswesen bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Diejenigen, welche sich an der Ausstellung zu betheiligen wün⸗ chen, auf ihre schriftliche an das Ausstellungsbureau (Berlin, Wilhelmstraße 70a) zu richtende Anfrage nähere Auskunft über die Anmeldungsformalitäten unter Uebersendung der betreffenden Formulare und einer deutschen Uebersetzung des Programms so⸗ wie des Reglements erhalten werden. Ueberdies wird das Aus⸗ stellungsbureau zur Ertheilung von Auskunft täglich in den

Nachmittagsstunden von 1 bis 3 Uhr geöffnet sein.

zugelassen werden

wenngleich hierbei in

Was den Zeitpunkt anbelangt, bis zu welchem die An⸗ meldung der Aussteller erfolgen muß, so ist mit Rücksicht auf die neueren Mittheilungen des Brüsseler Comités von Seiten

ites als Endtermin für die Einreichung der

n dem Ausstellungsbureau (Wilhelmstraße 70 a.)

der 25. November d. J. mit der Maßgabe festgesetzt worden,

858 später eingehende Anmeldungen keine Berücksichtigung finden önnen.

Uebrigens bin ich beauftragt, ausdrücklich darauf auf⸗ merksam zu machen, daß nur solche Gegenstände zur Ausstellung können, welche genau unter eine der Rubriken des Ausstellungs⸗Programms fallen und in irgend

einer Beziehung von besonderer Bedeutung sind oder eine speziellen Nutzen gewähren. 8 8

Berlin, den 15. Oktober 1875.

Der Ausstellungs⸗Kommissar. Stöckhardt, Geheimer Regierungs⸗Rath.

Die Reichstagsbibliothek hat in jüngster Zeit dadurch eine höchst werthvolle Bereicherung erfahren, daß Hr. H. Schaffert, In⸗ haber der Joh. Georg Heyse’schen Buchhandlung in Bremen, am Tage des 75 jährigen, ohne Unterbrechung fortgeführten Bestehens genannter Firma der noch jungen, aber strebsamen Anstalt eine Samm⸗ lung von 253 politischen und historischen Schriften größeren und kleineren Umfanges aus der Zeit vor und nach dem Jahre 1848 und ein vollständiges Exemplar der Bremer Zeitung unentgeltlich

überwiesen hat.

Behufs Einrichtung einer permanenten Bau⸗Industrie⸗ Ausstellung im neuen Gebäude des Architektenvereins hierselbst traten unter Vorsitz des Baurathes Hobrecht Deputirte des Bundes der Bau⸗, Maurer⸗ und Zimmermeister mit Deputirten des Architektenvereins

zu einer Berathung zusammen. Nachdem die Versammlung die Vor⸗

frage, ob die für die Bauausstellung disponirten Räume als zu dem

beabsichtigten Zweck geeignet angesehen werden könnten, einstimmig bejaht, einigte man sich in Bezug auf die Einrichtung der Ausstellung über folgende Punkte: 1) daß als Ausstellungsgegenstände lediglich solche aufzunehmen seien, die der Industrie des Bauwesens angehören,

h möglichst weitem Sinne geurtheilt werden soll; 2) daß die Ausstellung eine permanente sein soll, jedoch dafür Sorge zu tragen sei, daß die Ansstellungsgegenstände fort⸗ während wechseln; die Dauer der Ausstellung einzelner Stücke ist daher in angemessener Weise zu beschränken; 3) daß im Ausstellungs⸗ lokal ein angemessener Raum für solche Gegenstände zu reserviren sei, die für bestimmte Bauausführungen angefertigt, nur auf einige Tage oder Wochen zur Ausstellung gelangen; endlich 4) daß es sich empfehle, über den Raum derartig zu disponiren, daß zeitweise kleine Spezialausstellungen von solchen Gegenständen stattfinden können, die ausschließlich einer und derselben Gruppe von Bauerzeugnissen, wie Bautischlerei oder Bauschlosserei⸗Arbeiten angehören. Es wurde schließlich ein Comité gewählt, welches sich durch Mitglieder der poly⸗ technischen Gesellschaft verstärken wird.

Nach Veröffentlichung der Mittheilungen über den Beginn des am 21. d. Mts., Abends 8 Uhr, im Hörsaal Nr. 1 der Königlichen Gewerbe⸗Akademie, Klosterstraße 36, zu eröffnenden 12 stündigen theo⸗ retischen Unterrichtskursus in der Stolze'’schen Stenographie ist wiederholt die Anfrage an das stenographische Bureau des Haufes der Abgeordneten gerichtet worden, ob der Besuch des einleitenden Vortrages über das Wesen der Stenographie auch Nichttheilnehmern am Kursus gestattet sei.

Es ist hieraus Veranlassung zu der Anordnung genommen, daß zu dem erwähnten Vortrage auch denjenigen Herren und Damen der unentgeltliche Eintritt gestattet sein soll, welche sich nicht im Besitz der für den Kursus selbst erforderlichen Eintrittskarten befinden, durch Anhörung des Vortrages aber sich eine Kenntniß des Wesens der Stenographie zu verschaffen wünschen.

Berlin, den 15. Oktober 1875.

8 Der Vorsteher

des stenographischen Bureaus des Hauses der Abgeordneten.

8 Heidenreich.

Man schreibt aus Bonn, 9. Oktober: Gestern hat die Stadt⸗ verordneten⸗Versammlung das Gesuch des Alterthumsvereins, ihm das Arndthaus, dessen oberes Stockwerk er seit einiger Zeit zur Aufstellung seiner Sammlung benutzt, ganz und gar für seine Zwecke zu überlassen, einstimmig abgelehnt. Bekanntlich ist das denkwürdige Gebäude nebst Gartengrundstück der Stadt Bonn ausdrücklich als eine turnerische Stiftung überwiesen worden, und die Turner be⸗ steben darauf, daß Beides dem ursprünglichen Zweck nicht entfremdet werde.

In Stonsdorf bei Warmbrunn ist von Seiten der Prinz⸗ lich Reußschen Patronatsherrschaft ein prächtiges Kriegsdenkmal zur Erinnerung an denFeldzug von 1870/71 vor einiger Zeit aufgerichtet worden. Die Enthüllung steht in den nächsten Tagen bevor. Außer dem Na⸗ men eines Prinzen Reuß, der an der Spitze einer Schwadron der Garde⸗Dragoner bei Mars⸗la⸗Tour den Heldentod fand, werden auch die Namen der übrigen in diesem Feldzuge aus der Gemeinde Stonsdorf gebliebenen Krieger auf diesem in schöner Berggegend er⸗ richteten Denkmale ihre Stelle sinden. Der Platz für das Denkmal ist gut gewählt. Da, wo die Warmbrunner Chaussee, unmittelbar vor der Stonsdorfer Kirche und dem alten Kirchhofe, nach dem Dorfe einmündet, und der Weg nach Märzdorf, sowie der Weg nach der Heinrichsburg sich abzweigt, hat dasselbe seine Stätte gefunden.

Am 11. d. M. wurde in Neu⸗Ulm das den im Kriege 1870 71

gefallenen Angehörigen des 12. Bayerischen Infanterie⸗Regi⸗

ments „Königin Amalie von Griechenland“ von der Stadt Neu⸗Ulm und dem Regimente errichtete Denkmal feierlich enthüllt und ein⸗ geweiht. Dasselbe erhebt sich auf dem Platz vor der katholischen

Kirche; Unterbau und Piedestal bilden Dodekaeder; in die Seiten⸗ flächen des Piedestals sind Erzplatten eingelassen, welche die Namen der, namentlich bei Orleans gefallenen Angehörigen des Regiments enthalten, 27 Offiziere und über 500 Soldaten und Unter⸗ offiziere. Auf den Seitenpostamenten ruhen drei Löwen in Erzguß; auf dem Piedestal baut sich eine schlanke Säule auf, auf welcher ein gleichfalls in Erzguß ausgeführter Adler seine Flügel breitet, in den Krallen eine zerbrochene Standarte festhaltend. Das ganze Denk⸗ mal ist ca. 8 Meter hoch und sehr gelungen ausgeführt. Der Ent⸗ wurf ist von Professor Gortgetreu in München, das Modell von Bildhauer Dennerlein, der Erzguß von Hörner in München. Die Feier, an welcher die Militär⸗ und Civilbehörden von Neu⸗Ulm und ÜUlm, sodann die Kriegervereine beider Städte und der umliegenden Orte sich betheiligten, begann mit Festgottesdienst in der katholischen und protestantischen Kirche; sodann folgte um 10 ½ Uhr die Fest⸗ rede von dem Vorstand des Comités, Bezirksamtmann v. Fischer, welcher sich die Enthüllung des schönen Denkmals anreihte, worauf dasselbe der Obhut der Stadt Neu⸗Ulm übergeben wurde; Oberst Freiherr v. Gumppenberg als jetziger Commandeur des Regiments dankte Namens desselben der Stadt und dem Comité und brachte Sr. Majestät dem König von Bayern ein Hurrah. Um 1 Uhr war Festdiner im Schießhaus, an welchem sich wiederum die Generalität, N e der Behörden beider Städte und viele Offiziere be⸗ theiligten.

Ueber die Fortsetzung und Beendigung der Rheinschwimm⸗ fahrt des Kapitäns Boyton schreibt man aus Coblenz, 14. Oktober: Nachdem eine große Menschenmenge vorgestern und gestern Abend an dem Rheinufer vergebens auf die Ankunft des Ka⸗ pitäns Boyton gewartet, traf der kühne Schwimmer heute gegen Mittag hier ein; derselbe mußte gestern Abend wegen Unwohlseins in Boppard übernachten. Nach einem halbstündigen Aufenthalte setzte Boyton unter dem Jubelruf der Zuschauer seine Fahrt nach Neuwied fort, von wo er heute Nacht die Weiterreise bis Cöln antreten wird. Die „Köln. Ztg.“ vom 15. meldet: Eine dichtgedrängte Menschen⸗ menge erwartete heute Morgen gegen 10 Uhr die Ankunft des vielbesprochenen Kapitäns Boyton. Lange noch ehe die kleine Nachenflotille, welche denselben begleitete, in Sicht kam, hörte man die deutlich vernehmbaren Signale des Nothhornes. Allmählich er⸗

Boote eine längliche schwarze Masse, einem Baumstamm ähnlich, und darüber ein einige Fuß hohes dreieckiges Segel. Beim Passiren der Pontonbrücke klappte Kapitän Boyton das Segel zusammen und nahm eine wagerechte Stellung ein, wobei er das Nothhorn mehrmals kräftig er⸗ tönen ließ. Auch fehlte nicht die unvermeidliche Eigarre, deren blaue Rauch⸗ wülkchen weithin bemerkbar waren. Zwischen der Ponton⸗ und der stehenden Brücke stieg Kapitän Boyton an der Cölner Seite ans Land, nahm eine Depesche in Empfang und begab sich dann trotz der Reisestrapazen und trotz des unbequemen schwarzen Guttapercha⸗ Anzugs, welcher am meisten Aehnlichkeit mit den bekannten Taucher⸗ kostümen hat, rüstig einherschreitend zum Hofe von Holland. Am 11., d. in Mainz angekommen, war er am 12. von dort nach Bingen und am 13. von Bingen nach Boppard geschwommen. Boppard hatte er gestern Vormittag verlassen, in Coblenz eine halbe Stunde Rast gehalten, gegen Abend Remagen erreicht und von diesem Orte

heute früh 2 Uhr die Fahrt nach Cöln fortgesetzt. 1

Die „Hamb. Nachrichten“ erhalten folgende Privatdepesche aus Schleswig, 14. Oktober: Seit heute Morgen haben wir hohe Sturmfluth, mehrere Straßen sind unter Wasser, die Passage zwischen dem Lollfluß und Friedrichsberg ist gesperrt, da der Damm an meh⸗ reren Stellen durchbrochen ist.

Wie man aus Lübeck vom 14. d., Morgens 10 Uhr, tele⸗ graphirt, ist seit 4 Uhr früh Hochwasser; Hafen und Trave⸗Ufer sind größtentheils überschwemmt; das Wasser steigt bei starkem Ostwinde.

Aus Kopenhagen, 15. Oktober, schreibt man: Der Orkan, welcher in den beiden letzten Tagen an unserer ganzen Ostküste raste, hat sowohl in Kopenhagen als in der Umgegend großen Schaden an⸗ gerichtet. Die Straßen geben in den herabgewehten Dachsteinen, die Gärlen und Anpflanzungen der Umgegend in den entwurzelten Bäu⸗ men ein Zeugniß von der Wuth des Sturmes. Größere Unglücks⸗ fälle sind [ doch auf der Rhede geschehen. Bei der Langenlinie und bei der Strandpromenade sind ein deutscher und zwei schwedische Schooner, sowie mehrere kleinere Schiffe, namentlich Lustfahrzeuge, auf den Strand getrieben. Bei Tuborg ist eine mit Roggen beladene schwedische Yacht gesunken, so daß nur noch die Mastspitze aus dem Wasser hervorragt. Auf dem Mittelgrunde steht eine deutsche Bark auf Grund, und weiter füdlich scheinen gleichfalls viele Schiffbrüche stattgefunden zu haben. Die gestern eingegangenen Telegramme wis⸗ sen auch schon von mehreren Unglücksfällen an den entfernteren Theilen der Ostküste zu berichten. Aus Frederikshafen wird gemeldet, daß bei Gammelskagen eine norwegische Yacht gestrandet und total zerschlagen ist. Bei Stensnäs trieb der deutsche Schooner „Vorwärts“, Kapitän Schott von Wismar, auf der Reise von Banholm nach Moß mit einer Ladung Roggen begriffen, ohne Masten auf den Strand. Das Schiff ist voll Wasser und wahrscheinlich wrack. Die Mannschaft wurde gerettet. Ferner wird aus Prästö gemeldet, daß das Wasser in Folge des Orkans um 4 Fuß und 2 Zoll im Hafen gestiegen ist, und daß auf der Landzunge und bei Fedhagen zwei Schooner gestrandet sind. Bei Kiöge kam das norwegische Barkschiff „Admiral Peter Tordenskjold“ auf den Grund; der untere Theil der Stadt zwurde durch die Sturmfluth unter Wasser gesetzt. In Stege und Marstal wurden ebenfalls durch die Sturmfluth arge Verwüstungen angerichtet, und in Kolding der Hafenplatz nebst den angrenzenden Straßen überschwemmt. Man hegt in letzter Stadt große Besorgniß, da das Wasser ununterbrochen gteigt.

Dem „Els. Journ.“ schreibt man aus Colmar, 12. Oktober: Unsere Bevölkerung ist noch in großer Aufregung in Folge eines fürchterlichen Brandes, der einen beklagenswerthen Unfall im Ge⸗ folge hatte. Gestern Abend, gegen halb neun Uhr, brach im Lehrer⸗ seminar, das hinter der Präfektur liegt, Feuer aus, das rasch um sich griff und in weniger als einer Stunde das weitläufige Gebäude in einen Schutthaufen verwandelte. Im Augenblick, als das ganze Dachwerk schon fast verbrannt war, befanden sich noch einige Personen in einem Zimmer, damit beschäftigt, das in einem Schranke befind⸗ liche Weißzeug zu retten. Plötzlich hörte man starke Detonationen und sah die Zimmerdecke einstürzen; zu gleicher Zeit brach auch der Fußboden zusammen und begrub die Retter. Man kennt heute noch nicht die ganze Größe dieses Unglücks; aber zwei Mitglieder der Rettungsgesellschaft, die bei der Feuersbrunst waren, sind bis jetzt noch nicht in ihrer Wohnung erschienen, es bleibt also kaum ein Zweifel mehr über ihr Schicksal. Nach einer dem „Industriel alsacien“ zu⸗ gegangenen telegraphischen Mittheilung vom 12. wurden vom Rettungs⸗ personal vier Mann vermißt, und hätte man verschiedene gänzlich miß⸗ staltete Reste von menschlichen Körpern gefunden.

Ein großer Theil der Pariser Aerzte weigert sich, des Nachts Besuche zu machen, so daß es häufig vorkommt, daß vplötzlich schwer erkrankte Personen ohne alle Hülfe bleiben. Um diesem Uebelflande

abzuhelfen, beabsichtigt der Polizeipräfekt ron dem Pariser Gemeinde⸗

kannte man inmitten der zahlreich dem Ankömmling entgegengeruderten

künstler Sr. Majestät

rath einen Kredit von 10,000 Fr. zu verlangen und den Medizinal⸗ dienst während der Nacht auf folgende Weise zu organisiren: In jedem Stadtviertel werden die dort wohnenden Aerzte gefragt, ob sie, falls sie dazu aufgefordert werden, zu Nachtbesuchen bereit sind. Die Namen und Wohnungen derer, welche eine be⸗ jahende Erklärung abgegeben, werden auf einer Tabelle eingetragen, welche in dem Polizeiwachtposten des Viertels aufgehängt wird. Die Person, welche einen Arzt zu holen hat, begiebt sich nach dem Wacht⸗ posten und wählt sich auf der Tabelle einen derselben aus. Ein Polizeidiener begleitet den Aufsuchenden zum Arzt, diesen zum Kranken, und begleitet ihn nach beendetem Besuch nach seiner Wohnung zurück, wo er ihm einen auf der Präfektur zu bezahlenden Schein von 10 Fr. einhändigt. Je nach den Vermögensverhältnissen des Kranken wird die Verwaltung sich die 10 Fr. zurückbezahlen lassen oder sie endgültig auf ihre Rechnunz schreiben.

Theater.

Das vom Direktor Hahn für das Victoria⸗Theater bereits angekaufte neue Ausstattungsstück „Die Reise in den Mond“, zu welcher Offenbach die Musik komponirt, gelangt im Theatre de la Gaité zu Paris am 21. Oktober zur ersten Aufführung. Nach dem vom Figaro veröffentlichten Personenverzeichniß figuriren darin die Herren: Mikroscop, Cactus, Cosmos, Parabasis, Cosinus, Omega, Rectangle, Coefficient, Aplusb und die Damen Caprice, Fantasie, Hamma, Stella, Sidera u. s. w. Ebenso vielversprechend, wie die Namen der handelnden Personen, sind die Titel der 23 Abtheilungen, in welche das Stück zerfällt, und von denen wir einige citiren: Prinz Caprice, das Observatorium, der Mond, der Glaspalast, Posphor⸗ schimmern, der Weilermarkt, die Dickbäuche, im Krater des Vulkans, der Ausbruch, der Aschenregen u. s. w. Dazu verspricht der Zettel einen Tanz der Chimären und der Schneeflocken u. s. w.

Die Direktion des Belle⸗Alliance⸗Theaters hat die Aufführungen von Spielhagens „Hans und Grete“, welches Schau⸗ spiel den lebhaftesten Beifall errang und nur der plötzlichen Krank⸗ heit der Frau Heltzig⸗Becker wegen vom Repertoire ausgesetzt wurde, wieder aufgenommen, und foll dasselbe in nächster Zeit noch öfter wiederholt werden.

Aus Schwerin, 13. Oktober, wird gemeldet: Se. König⸗ liche Hoheit der . Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Se. Hoheit der Herzog Wilhelm nahmen gestern Morgen, unter Führung des Hoftheater⸗Intendanten Baron v. Wolzogen und des Hofbauraths a. D. Demmler, bei festlicher Erleuchtung das in etwa 8 Tagen zu eröffnende Hoftheater in allen seinen Räumen ein⸗ gehend in Augenschein.

Hr. Otto Dienel wird am Mittwoch, den 20. d. M., Nach⸗ mittags präcise 3 ½ Uhr in der Marienkirche mit einigen seiner Schü⸗ ler ein zweites Orgelkonzert geben, in welchem u. A. ein hier zum ersten Male zur Aufführung kommender Konzertsatz von Thiele für 2 Spieler (die Herren Rudaick und Brandstäter), ferner Bachs G-moll-Fantaste und Fuge (Hr. Organist C. Franz), und die G⸗-dur- Fuge (Frl. Peters), sowie verschiedene durch Frl. Loos, Frl. Hohen⸗ schild, Hrn. Jul. Sturm und Hrn. Domsänger Ad. Schulze vorzu⸗ tragende Gesänge ausgeführt werden.

Nach mehrjähriger Abwesenheit ist Hr. Bellachini, Hof⸗ ajestät des Kaisers, wieder in den Concert⸗ saal des Koöniglichen Schauspielhauses eingezogen. Das Publikum ist gewohnt, daß er jedesmal etwas Neues bringt; diesmal gehört die Schlußpiece der dritten Abthei⸗ lung „Der Gefesselte“ in erster Linie dazu. Ein ziemlich großer eisenbeschlagener Koffer, der sich in Nichts von einem gewöhnlichen leeren Reisekoffer unterscheidet, wird auf die Bühne gebracht und drei Herren eingeladen, denselben auf das Genaueste zu untersuchen. Hierauf steigt des Künstlers Diener Murfi in den Koffer, der Deckel schließt sich über ihm, das Schloß wird fest zugemacht und die drei Herren ersucht, mittelst einer Anzahl Stricke den Koffer wie ein wichtiges Postpacketstück so fest wie möglich einzuschnü⸗ ren. Nachdem dies geschehen, beantwortet Murfi aus dem Innern des Koffers die Frage seines Herrn, daß er noch anwesend sei, und zeigt auch aus drei kleinen Luftlöchern die Spitzen seiner Finger. Jetzt senkt sich von oben herab ein blau⸗ seidener Schirm über den Koffer und auf das Kommando Bellachini's verschwindet Murfi in wenigen Sekunden aus dem fest verwahrten Koffer, und steht, nachdem der Schirm sich wieder gehoben, auf dem Deckel. Die genaueste Untersuchung ergiebt nicht die geringste Ver⸗ letzung der Kofferwände, der Stricke oder der geschürzten Knoten. Das Kunststück ist indeß erst zur Hälfte fertig. Murfi muß wieder auf den Koffer steigen, der Schirm sinkt nochmals auf ihn herab, urd wiederum vaach wenigen Sekunden hat sich der gehorsame Diener des Meisters trotz der Stricke und des Eisenbeschlages in das Innere des Koffers begeben. Abermalige Untersuchung des Koffers ergiebt gleiche Unversehrtheit aller Sicherheitsvorrichtungen; dann werden die Herren ersucht, die Stricke zu lösen, das Schloß wird geöffnet und dem Koffer entsteigt der für das Innere desselben eigentlich etwas zu große Murfi unter dem Beifall der Zuschauer. Neu ist auch die Schlußpiece der ersten Abtheilung, wo sich derselbe Murfi auf unerklärliche Weise aus einem fest über seinen Kopf zusammengeschnürten Sack befreit, ohne daß die schnürenden Knoten gelöst sind. Von den anderen Kunststücken gefiel namentlich das Stück: „Antispiritismus“, in welchem Bellachini die Klopfgeister eines hölzernen Tellers auf einer polysander Tischplatte mitten unter dem die geheimnißvollsten Antworten auf seine Fragen geben, a sogar von ihnen errathen ließ, welche Nummern von einigen An⸗ wesenden gewü felt werden würden. Zu den spannendsten Neuheiten gehört endlich die von den Professor Faberschen Erben vorgeführte Sprechmaschine, ein nar aus Holz und Kautschuk bestehendes In⸗ strument, das, mit einem Blasebalg, einem künstlichen Kehlkopf und künstlichen Lippen versehen, durch geschickte und streng wissenschaftliche Anwendung der beim natürlichen Sprechen stattfindenden Vorgänge die Laute der menschlichen Stimme nachahmt und die ihm vorgesprochenen Worte ziemlich überraschend wiedergiebt. Die Fabersche Sprechma chine versteht alle Sprachen zu reden, spricht nicht nur die schwierigsten Worte, sondern ganze Sätze nach und kann sogar ihre Stimme nach Belieben hoch oder tief moduliren. Die Maschine wird von einer Dame vermiltelst einer Art Klaviatur gespielt; sie steht allseitig in allen ihren Theilen sichtbar auf einem prachtvoll vergoldeten Tische, auf dem sie nur wenige Fuß Höhe einnimmt. Eine an der Vorder⸗ seite der Sprechmaschine anzubringende menschliche Gesichtsmaske vermag in dem Zuhörer die Täuschung, als ob er wirklich eine sprechende g in etwas hohen Tönen redende Gestalt vor sich habe, zu erwecken.

Redacteurt F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel).

8

Berlin:

Druck W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)

und der minderen

ein besonderes Vertrauen erheischt.

aller Eigenthumsbefugnisse berufenen gesetzlichen Ver⸗ treters des Gemeinschuldners.

druck verboten.

eutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußi

In dieser Beilage werden bis auf Weiteres außer den gerichtlichen Bekanntmachungen über Eintragungen und Lös 1) die Vakanzen⸗Liste der durch Militär⸗Anwärter zu besetzenden Stellen, 2) die Uebersicht vakanter Stellen für Nicht⸗Militär⸗Anwärter, 3) die Uebersicht der anstehenden Konkurstermine, 8 4) die Uebersicht der anstehenden Subhastationstermine, 1I1I11 8 2 5) die Verpachtungstermine der Königl. Hof⸗Güter und Staats⸗Domänen, sowie anderer Landgüter,

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8

10) das Telegraphen⸗Verkehrsblatt.

en

Staats⸗Anzeiger. W

in s. u“ 5 b1 veröffentlicht: 5) die von den Reichs⸗, Staats⸗ und Kommunalbehörden ausgeschriebenen Submi 7) die Tarif⸗ und Fahrplan⸗Veränderungen der deutschen Eregtschnen di) die Uebersicht der Haupt⸗Eisenbahn⸗Verbindungen Berlins, 9) die Uebersicht der bestehenden Postdampfschiff⸗Verbindungen mit transatlantischen Ländern

Der Inhalt dieser Beilage, in welcher auch die im §. 6 des Gesetzes über den Markenschutz, vom 30. November 1874. vorgeschriebenen Bekanntmachungen veröffentlicht werden, erscheint auch in

einem besonderen Blatt unter dem Titel

Central⸗Handels⸗Regi

Das Central⸗Handels⸗Register für das Deutsche Reich kann durch alle Post⸗Anstalten des In⸗ und Auslandes, sowie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8W., Königgrätzerstraße 109, und alle Buchhandlungen, für Berlin auch durch die Expedition: SW. Wilhelmstraße 32, bezogen werden.

xueu SEEeee.

Abonnement beträgt 1 50

———ꝛꝛꝛ:

Rechtsgrundsätze des Reichs⸗Ober⸗Handelse gerichts.*) I Nach Preußischem Allgemeinen Landrecht kann zwar das Faustpfandrecht formlos bestellt werden. Es erlangt dann aber der Pfandnehmer nur das Recht auf gerichtliche Versteigerung. Die Befugniß zum außergerichtlichen Verkaufe erfordert einen besondern Vertrag und zwar bei einem Objekte über 50 Thlr. an Werth einen schriftlichen Vertrag. Auch dieser ermächtigt, wenn er. vor der Fällig⸗ keit der Schuld geschlossen ist, nur zum Verkaufe unter dem Betrage einer mit Zuziehung des Schuldners durch Sachverständige aufgenommenen Pfandtaxe. Der Pfandschein als solcher ent⸗ hält nur das Bekenntniß des Pfandempfanges; er vertritt zwar, wenn ihn der Schuldner angenom⸗ men hat, die Stelle des fehlenden schriftlichen Haupt⸗ vertrages, nicht aber die Stelle des Pfandvertrages. Daher ist der Glaubiger auch dann, wenn er sich in dem Pfandscheine das Recht auf außergerichtlichen Verkauf des empfangenen Faustpfandes ausdrücklich vorbehalten und der Schuldner den Pfandschein ohne Beanstandung angenommen hat, und wenn, abge⸗ sehen von dem Erfordernisse der schriftlichen Vereinbarung des außergerichtlichen Pfandper⸗ kaufes, die übrigen Voraussetzungen der Be⸗ fugniß zu diesem, welche der Art. 311 des Han⸗ delsgesetzbuches aufstellt, zutreffen, im Bereiche der Geltung des Allgemeinen Landrechtes nicht be⸗ rechtigt, das Pfand außergerichtlich zu veräußern. Denn, wenngleich die vorgedachte schriftliche Verein⸗ barung nicht eine besondere Vertragsurkunde erfor⸗ dert, so verlangt sie doch jedenfalls die Willens⸗ erklärung des Schuldners in schriftlicher Form. (Er⸗ kenntniß vom 1. Juni 1875.) Der Art. 354 des Handelsgesetzbuches gewährt

dem Verkäufer gegenüber dem säumigen Käufer

nicht das Recht, die Auf hebung des Vertrages und daneben Schadensersatz zu verlangen. (Erkennt⸗ niß vom 2. Juni 1875.)

Hyporhekenforderungen gehören nicht zu den Gegenständen des Im mobiliarvermö⸗ gens, und auf die sie betreffenden Geschäfte findet der Art. 275 des Handelsgesetzbuches, wonach Ver⸗ träge über unbewegliche Sachen keine Handels⸗ geschäfte sind, nicht Anwendung. Vermöge der

aus einem Obligationsverhältnisse eine Leistung

Leistung den Charakter eines Aequivalents für die nisse gilt dies Retentionsrecht. Das Prinzip von

derung aus dem Gesellschaftsverhältnisse, ohne Be⸗

struktion, verbunden mit leichter Handhabung und

rechtlichen Natur des Schuldverhältnisses aus In⸗ haberpapieren erscheint die bezügliche Forderung ge⸗ wissermaßen als verkörpert; es hat die Gläubiger⸗ schaft die Innehabung des Papiers zur Voraus⸗ setzung und das Papier selbst vildet den Gegenstand des Verkehrs, wogegen bei Rechtsgeschäften über Schuldurkunden auf Namen nicht die, das Forde⸗ rungsrecht nur beweisende, Urkunde, sondern ledig⸗ lich die Forderung selbst als das Objekt des Ge⸗ schäftes zu betrachten ist. Hypothekenscheine, Ver⸗ sicherungs⸗Policen und sonstige Schuldurkunden, kön· nen den Gegenstand eines Pfand⸗ oder Retentions⸗ rechtes bilden, auch wenn ihrem Inhaber das verbriefte Recht nicht zusteht. Nach Gemeinem Recht gilt als Interpretationsregel, daß die Veräußerung und Ver⸗ pfändung einer Schuldurkunde zugleich die Veräuße⸗ rung bezüglich die Verpfändung des Forderungs⸗ 1 selbst in sich schließt. (Erkenntniß vom 2. Juni

Das Recht zur Entlassung eines Hand⸗

beweglichen Mittelwand angebrachte Zunge wirkt

lungsgehülfen kann nicht nach dem Landesgesetze, sondern nur nach Art. 62, 64 des Handelsgesetz⸗ buches beurtheilt werden. Daraus, daß die Konkurs⸗ eröffnung unter den Entlassungsgründen des Art. 64 nicht aufgeführt ist, folgt kein Argument gegen ihre Behandlung als Entlassungsgrund. Als solcher ist sie anzusehen, wenn die Stellung des Handlungs⸗ gehülfen, wie z. B. die eines Fabrikdirektors, auf Seiten desselben ein besonderes Ansehen dem Publikum oder. Arbeitern gegenüber und auf Seiten des Prinzipals Auch können die Umstände und das Verhalten, wodurch der Kon⸗ kurs herbeigeführt worden ist, in Betracht kommen. Erkenntniß vom 4. Juni 1875.) . Nach preußischem Konkursrechte tritt die Glaubigerschaft in Ansehung des Verwaltungs- und Verfügungsrechts des Gemeinschuldners, als Eigenhümer des zu der Konkursmasse gehörigen ermögens, an die Stelle desselben. Indem sie durch ihren Verwalter, den Konkursverwalter, über die Aktivmasse disponirt, Vermögensstücke veräußert, Anprüche verfolgt ꝛc. übt sie Eigenthumsrechte des Kridars aus. Ihre resp. des Verwalters Rechts⸗g ellung ist hierin derjenigen analog, welche der Vor mund eines Verschwenders oder Abwesenden ein⸗ nimmt. Daraus, daß die Gläubigerschaft die Konkursmasse zum Zwecke ihrer Befriedigung, also wesentlich im eigenen Interesse administirt, folgen zwar einerseits besondere, von den Befugvissen eines einfachen Vertreters abweichende Rechte auf Ver⸗ wendung des Verwalteten, andererseits gewisse Ein- schränkungen, allein dem Kridar, wie seinen Schuldnern gegenüber weist da. Gesetz der Gläubigerschaft keine ndere Rechtsstellung an, als die des zur Ausübung

1

(Erkenntniß vom 17. Juni 1875. 4

8

*) Nach Vereinbarun mit der Ve lagshandlung us der „Deutschen Allgemeinen Zeitung.“ Nuch⸗ Gesetz vom 11. Juni 1870.

1

nung erfährt und deshalb das Bestreben hat, den

newe,e dnk-n rxxvn.

Das gemeine Recht gewährt demjenigen, welcher

Vollendung desselben und nicht während des Ganges eintreten kann, so hat sich auch hier das Anbringen einer Vorrichtung nöthig gemacht, durch die es er⸗ möglicht wird, die Bewegung je einer Kammer zu registriren. 8

Der auf die geschilderte Weise von Hrn. Schülke konstruirte Apparat wurde dem Verein zur Beförde⸗ rung des Gewerbfleißes in seiner kürzlich abge⸗ haltenen Oktobersitzung durch Hrn. Aichungs⸗In⸗ spektor Dr. Kosmann vorgelegt und erfreute sich des Beifalls seitens der anwesenden Mit⸗ glieder.

schuldet, ganz allgemein die Befugniß, diese Leistung dem Gläubiger, der sie fordert, aber seinerseits aus demselben Obligationsverhältnisse etwas zu leisten hat, so lange zu verweigern, bis dieser zu der Leistung bereit ist. Diese Zurückhaltungsbefugniß ist nicht auf den Fall beschränkt, daß die zurückgehaltene

geforderte Leistung bildet. Auch für Forderungen zweier Gesellschafter aus dem Gesellschaftsverhält⸗

Treu und Glauben verbietet die Verurtheilung eines

verklagt esellschafters, wen nh i ine 2 8 8 rklagten Gesellschafter n gegen ihn eine For (D. Ind. Z.) In seiner am 23. März d. J. hier

abgehaltenen zweiten Generalversammlung hatte der deutsche Patentschutz⸗Verein den Vereins⸗ vorstand ermächtigt, für die Weiterentwickelung und Feststellung eventueller Modifikationen des bekannten Entwurfes eines deutschen Reichs⸗Pa⸗ tentgesetzes, welchen der Verein hat aus⸗ arbeiten lassen, eine Revisionskommission nieder⸗ zusetzen. Im Sinne dieses Beschlusses hatte kurz nach dieser Versammlung der Vorstand an die Ver⸗ einsmitglieder das Ersuchen gerichtet, betreffs etwai⸗ ger Aenderungen des erwaͤhnten Gesetzentwurfes Vorschläge einzureichen, und es wurde in Folge dessen von Hrn. Friedensrichter Lanzberg in Lörchingen, Lothringen, ein Patentgesetzentwurf, von Hrn. Ma⸗ schinenfabrikant A. Fesca in Berlin eine Abhandlung über Patentgesetzgebung und von der Lokalabtheilung für Rheinland und Westfalen des deutschen Patentschutz⸗ vereins der Auszug aus dem Protokoll ihrer General⸗ versammlung mit mehreren Abänderungsvorschlägen eingesendet. Die Revisionskommisston wurde gebildet

rücksichtigung seiner Gegenforderung aus diesem, ein⸗ geklagt ist. (Erkenntniß vom 17. Juni 1875.)

Dem Ingenieur J. Schülke hierselbst ist es ge⸗ lungen, einen trockenen Gasmesser zu kor⸗ struiren, der, bei verhältnißmäßig einfacher Kon⸗

uter Kontrollirbarkeit, alle die Fehler zu vermeiden sucht, die die jetzt gebräuchlichen nassen Gasmesser in so reichem Maße aufzuweisen haben. Schon längst hatte sich ein lebhaftes Bedürfniß nach Her⸗ stellung trockener Gasmesser geltend gemacht, es war jedoch bis jetzt trotz mehrfacher Versuche noch nicht möglich gewesen, ein zur Herstellung derselben ge⸗ eignetes Material zu beschaffen, welches sowohl in Bezug auf luftdichten Verschluß, als auch in Bezug auf Dauerhaftigkeit gegen die aus dem Gase sich niederschlagenden Reagentien und in Be⸗ zug auf hinreichende Geschmeidigkeit Genüge leisteten. Dieser Schwierigkeit in der Beschaf⸗ b fung eines geeigneten Stoffes scheint die Ent⸗ aus den HH. Ober⸗Bürgermeister Dr. André in deckung des Hin. Schülke abgeholfen zu haben. Chemnitz, Fabrikbesitzer Feeca und Prof. Frühauf Der Hauptbestandtheil seines trocknen Gasmessers in Berlin, Prof. A. W. Hofmann in Berlin, Geh. wird von zwei Kammern gebildet, deren äußere Bergrath Prof. Dr. Klostermann in Bonn, Frie⸗ Theile mit Metall gefertigt und in fester unbeweg⸗ densrichter Lanzberg in Lörchingen, Rechtsan⸗ licher Stellung angebracht find, während die beweg⸗ walt Makower in Berlin, Dr. Rosenthal in

Cöln, Dr. Werner Siemens in Berlin und Geh.

lichen Theile aus einem Stoff hergestellt sind, der aus in eigener Weise präparirter Seide oder Lein⸗ Ober⸗Finanzrath Wollny in Berlin, und an ihre wand besteht. Das bewegliche Moment zwischen Sitzungen schlo; sich am 6. d. eine Vorstandssitzung beiden Kammern bildet die zwischen denselben ange⸗ an. Diese Berathungen, über welche ein ausführ⸗ brachte Scheidewand, welche bei ihrem Hin⸗ und licher Bericht demnächft den Vereinsmitgliedern zu⸗ Hergange die beiden Kammern ähnlich den Theilen gesendet werden wird, haben zu einigen wesentlichen eines Blasebalges wirken läßt. Durch eine an der Abänderungsvorschlägen geführt. Es hat sich dabei herausgestellt, daß die meisten Einwendungen gegen dieselbe bei ihrem Hin⸗ und Hergange auf den Um⸗ den Gesetzentwurf auf Mißverständnissen beruhten. steuerungshebel, welcher seinerseits wieder mit einer Die Abänderunzsvorschläge werden einer General⸗ kleinen Kammer verbunden ist, in welche das Gas versammlung, welche im Oktober oder November eintriit und von der dasselbe mittels eines statthaben wird, unterbreitet werden, um dann event. Muschelschieber, in ganz derselben Art, wie bei dem Bundesrath mitgetheilt zu werden. Die wesent⸗ Dampfmaschinen, ahwechselnd der einen oder lichsten Punkte derselben bestehen darin, daß einmal andern Kammer zugeführt wird. Indem die an die Lizenzverpflichtung erst nach 5 jähriger Dauer der Mittelwand bewegliche Zunge an zwei auf jeder der Patente eintreten und daß der Nachweis der Seite derselben angebrachte Knaggen des Umsteue⸗ Ausführung des Patents ganz fortfallen soll. Der⸗ rungshebels stößt, wirft sie bei ihrem Hin⸗ und Her⸗ selbe wurde neben der Lizenzverpflichtung für un⸗ gange den Umsteuerungshebel auf die rechte oder auf nöthig erkannt. Endlich soll der Patentsucher ver⸗ die linke Seite, und ist es ersichtlich, daß zwei in langen (anstatt „beantragen“) dürfen, daß die Be⸗ der unteren Hälfte des Umsteuerungshebels ange⸗ schreibung 6 (anstatt 3) onate geheim gehalten vrachte Däumchen in ganz demselben Sinne den wird, und endlich sollen von diesem Zeitraum ab Muschelschieber bald auf die rechte, bald auf die bis zur definitiven Patentertheilung (3 Monate) nur linke Seite schieben V; Um die präzise Wir⸗ Kopien auf Ansuchen von Interessenten ertheilt wer⸗ kung des Umsteuerungshebels zu erhöhen, i an der den und dann erst die Publikation durch Druck statt⸗ unteren Seite desselben eine Feder angebracht, welche finden. 8 8 bei der Mittelstellung desselben ihre größte Span⸗ 8 Nr.

Engineering A. Poly⸗ technische Zeitung (Berlin, Alte Jakobsstraße 172, Dr. H. Groth) hat folgenden Inhalt: Internationale Industrie⸗ Auzstellung in Cöln. (Augustavase. Inhalationsapparat.) Noch einige Bemerkungen über das telegraphische Gegensprechen und Doppelsprechen. Von Prof. Dr. E. Zetzsche. Engineering. Ueber die Spannungen und Kraftwir⸗ kungen in Schiffen. Von John Wigham Richard⸗ son, Mitglied des Vereins der Schiffsarchitekten. Engineering. Das Drehen auf Handdrehbänken. Von Josua Rose (New⸗York). Tyresaufpresse. Schiffabrt. Nordpolexpedition. Dovppelt metal⸗ lische Sulfocarbonate. Neue Schiffe in England. Patente für Preußen. Sächsische Gewerbe⸗ und Industrie Ausstellung zu Dresden 1875. Walter Mc. Dermotts Concentrator. Eisenbahn⸗ brücken. IV. Entwurf einer Brücke von 4,75 Metern lichter Weite. Huets Wasserlokomotive. Eng⸗ lischer Wochenbericht. Ferro⸗Mangan, Preisver⸗ G 887 zeichniß. Der österreichisch⸗ungarische Eisen⸗ und 1t o zu sberreeh Stahlmarkt. Wochenbericht des Börsenvereins in normalem e des Dortmund. Direkte telegraphische Verbindung schnelleren Gange desselb 1F V Eich⸗ zwischen Europa und Süd.Amerika. 8 Ein neues ordnung geforderte Fehlergrenze innehält. Es ist zur Untersuchung von Delen und Ge dies dadurch erreicht, daß, wenn bei schnellerem 8 8 Gange des Gasmessers ein erhöhter Druck des Gases Die Nr. 40 der „Deutschen Industrie⸗ Zeitung“, Organ der Handels⸗ und Gewerbekam⸗

rie Wände der messenden Kammern aufbläht und

das Volumen derselben dadurch vergrößert, die Zeit, mern zu Chemnitz, Dresden, Plauen und Zittau hat innerhalb deren dieselben gefüllt oder geleert werden, folgenden Inhalt: Der nächste Reichstag und die beschränkt wird, d. h., daß die bewegliche Mittel⸗ Eisenzölle. Von J. Frühauf. Handels⸗ und Ge⸗ wand sich innerhalb der Knaggen des Umstenerungs⸗ werbekammern: Oeffentliche Plenarsitzung der Han⸗ hebels auf beschränkterer Linie bewegt, oder mit! dels⸗ und Gewerbekammer zu Leipzig am 16. Sep⸗ anderen Worten, die erwähnten Knaggen enger ge⸗ tember 1875. Technik: Räderhobelmaschine. Von stellt werden, um in kürzeren Zwischenräumen Prof. H. Falcke. Patent⸗Punktirfeder von E. O. die Umsteuerung der messenden Kammern zu Richter. Bestimmung des Vanillin. Fleyerspindel⸗ bewirken. Da ferner die Wirkung eines jeden lagerung. Untersuchung des Hämationon. In⸗ Spiels der Kammern auf das registrirende dustrielle Briefe: Chemnitz: Deutsche Eisenbahn⸗ Zählwerk des Gasmessers immer nur erst nach statistik. III. Manchester: Wochenschau über de

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Umsteuerungshebel, sobald er nach der einen oder anderen Seite von seiner Mittelstellung abgewiesen, gänzlich herabzuziehen. Um der Störung in dem Gange des Gasmessers, welche bei der Stellung der Steuerung im todten Punkt eintreten würde, entgegenzuwirken, ist ein Regulator angebracht, welcher in einer zu beiden Seiten der messenden Kammern befindlichen dehnbaren Blase besteht, welche den Stoß, den der Eintritt des Gases am Muschelschieber verursacht, aufnimmt, indem sie sich aufbläht und durch die so entsprechende Verringerung des Volumens dem von der äußeren Hülle des Gasmessers eingeschlossenen Gase einen ungestörten Eintritt verschafft. Eine besondere Schwierigkeit bietet es, den Verbrauch des Gases zu kontroliren, weil die messende Einheit der Kammern nicht mehr eine starre Größe, sondern in Folge der Beweglichkeit der umgebenden Wände merklichen Abweichungen ö ist. Es ist daher nothwendig gewesen, für die Justirung des Gasmessers gewisse Vorrichtungen zu treffen, die gestatten, die messende Einheit daß sie sowohl bei Gasmessers, als auch

Das Central⸗Handels⸗Register für das Deutsche Reich erscheint in der Regel täglich. Das 1 für das Vierteljahr. Einzelne 15e. Insertionspreis für den Raum einer Druckzeile 30 ₰.

englischen Maschinen⸗ und Metallmarkt. Litera⸗ risches. Lechnische Notgen ꝛ.. e.

Die Nr. 38 des „Gewerbeblatts aus Würt⸗ temberg“, herausgegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel, enthält: Die Erlernung der Kochkunst in der Elemeutarschule. Die Gramme'sche Magnetinduktionsmaschine. Vi⸗ treberts Methode zur Unterscheidung des Neuseeland⸗ Flachses von anderen Gespinnstfasern in Geweben. Der Geldwerth der verschiedenen Metalle. Verbrei⸗ tung wohlfeiler Reißzeuge in Württemberz. Stand des Eisenmarktes in England. Ankündigungen.

Nr. 1251 des „Bremer Handelsblatt“ hat folgenden Inhalt: Inner n⸗ 1- 8 deutscher Steinkohlen. Der Kaufmannsstand und der Musterschutz. Beschlüsse der skandinavischen See⸗Versicherungsgesellschaften. Vermischte M theilungen. Marktberichte. Anzeigen. Ver⸗-⸗ ein für Sozialpolitik. Kaufmännischer Verein in Bremen. Anzeigen.

Handels⸗Register.

Die Handelsregistereinträge aus dem Königrei

Sachsen, dem Großherzogthum Hessen ”5 12

Herzogthum Anhalt werden Dienstags unter der

Rubrik Leipzig resp. Darmstadt und Dessau

veröffentlicht, die ersteren wöchentlich, die beiden letz teren monatlich.

Altenkirehen. Auf Anmeldung wurde heute bei der Firma Callmann Simon zu Hamm unte Nr. 30 unseres Firmenregisters eingetragen:

Die Firma ist durch Vertrag auf den Sohn des bisherigen Inhabers, den Kaufmann Simon Simon zu Hamm übergegangen und in S. Simon ver⸗ äandert. 8

Die Firma Simon Simon zu Hamm ist unter 58 des Firmenregisters gleichzeitig neu einge⸗ ragen.

Die dem Simon Simon zu Hamm von dem früheren Firmeninhaber ertheilt gewesene Prokura wurde heute unter Nr. 5 des Prokurenregisters ge⸗ löscht und die dem Callmann Simon zu Hamm vom nunmehrigen Firmeninhaber Simon Simon ertheilte Prokura unter Nr. 28 desselben Registers gleich⸗ zeitig neu eingetragen.

Altenkirchen, den 13. Oktober 1875.

Königliches Kreisgericht. Erste Abtheilung.

Berlin. Handelsregister des Kömglichen Stadtgerichts zu Berlin. Zufolge Verfügung vom 15. Oktober 1875 sind am selbigen Tage folgende Eintragungen erfolgt: In unser Gesellschaftsregister, woselbst unter Nr. 4381 die hiesige Actiengesellschaft in Firma: Altmärkische Industrie⸗Gesellschaft vermerkt steht ist eingetragen: In der Generalversammlung vom 11. Oktober 1875, deren Protokoll sich in beglaubigter Form Blatt 62 des Beilagebandes 450 zum Gesell⸗ schaftsregister befindet, ist die Auflösung der Gesellschaft beschlossen worden. Zum Liqui⸗ dator ist der bisherige Direktor Theodor Remin zu Arneburg gewählt worden mit der Berechti⸗ gung, unter Zustimmung des Bankier Max Titel zu Berlin Immobilien der Gesellschaft freihändig zu verkaufen.

Die Gesellschafter der hierselbst unter der Firma: F. C. Sprick & Co.

am 1. Oktober 1875 begründeten Handelsgesellschaft

(jetziges Geschäftslokal: Oranienstraße

ind: 1) der Kaufmann Friedrich Carl Sprick, 2) der Buchhändler Friedrich Carl Heyde, Beide zu Berlin. Dies ist in unser Gesellschaftsregister unter Nr. 5490 eingetragen worden. (Branche: Verlagsbuch⸗ und Kunsthaudel.)

Die Gesellschafter der hierselbst unter der Firma: Blumenthal & Aron am 1. Oktober 1875 begründeten Handelsgesellschaft (jetziges Geschäftslokal: Breitestraße 12) sind die Kaufleute: 11““ 8 1) Theodor Blumenthal, 2) Felix Aron, 6X“ Beide zu Berlin. Dies ist in unser Gesellschaftsregister unter Nr. 5491 eingetragen worden. (Branche: Chales⸗, Tücher⸗ und Stofffabrik.)

In unser Gesellschaftsregister, woselbst unter Nr. 5239 die hiestge Handelsgesellschaft in Firma: Joh. Wolfg. Kiesling vermerkt steht, ist eingetragen; 8 Die Gesellschaft ist durch gegenseitige Ueberein⸗ kunft aufgelöst. Der Georg Arendt zu Berli⸗ setzt das Handelsgeschäft unter unverände ter Fenme fort. Vergleiche Nr. 8991 des Frmen⸗ registers. 8 Demnächst ist in unser Firmenregist⸗ 8991 die Firma: F Ir unter Nr. Riesran und a eren Inhaber der Kaufmann Geor Arendt hier eingetragen worden. 8 vr

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