Die Zuckerfabrik von
e, 3. November. (W. T. B.) 1 “ . Ein Verlust
Ch. de Voß steht seit heute Mittag in Flammen. von Menschenleben ist nicht zu beklagen. 3 8
— Die Generalversammlung des Deutschen Bergwerks⸗ vereins vom 30. v. M. genehmigte die Bilanz, die mit einem Ver⸗
lust von 364,696 ℳ abschließt, und dechargirte die Verwaltungs⸗Or-⸗
ane. Nach dem Berichte des technischen Direktors betrug im monat⸗ lichen Durchschnitt die Förderung 113,369 Scheffel, total 1,360,428 Scheffel, der Verkaufswerth derselben 13,588 Thlr., total 168,098 Thlr., die Arbeiterzahl 542 und die verfahrenen Schichten 12,526. Gegen das Vorfahr, wo die Selbstkosten im Durchschnitt pro Neu⸗ scheffel 4 Sgr. 7 ½ Pf. betrugen, haben sich dieselben im letzten Ge⸗ schäftsjahre auf 4 Sgr. 0,58 Pf. reduzirt. Der Effeke war; pro Mann und Schicht 9,05 Scheffel gegen 782 Scheffel in 1873/74 bei einem Durchschnittslohn von 1 Thlr. 1 Sgr. 6 Pf. gegen 1 Thlir 6 Sgr. in 1873/74. Die Förderung betrug 1,560,428 Scheffel gesen 1, 159,153 Scheffel in 1873/74, mithin mehr 201,275 Scheffel. Der jetzige Aufsichtsrath, einschließlich der im Laufe der letzten Jahre kooptirten Miitglieder, wurde wieder gewählt. der Aufsichtsrath ermaͤchtigt, zur Sicherstellung der Rückprämien für die 6 % igen Partialobligationen 1 weitere hypothekarische Eintragung von 000 Thlr. zu bewirken. 8 88 “ dem Jahresbetichte der „Hansa“, Werfte für eiserne Schiffe und Maschinenbauanstalt (A. Tischbein) machte die Fabrik in dem mit dem 30. Juni cr. abgelaunfenen Ge⸗ schäftsjahre nur einen Umsatz von 569,798 ℳ, bei einer Auegabe von 34,346 ℳ für Provision, Bankzinsen ꝛc. Die Bilanz schließt mit einem Defizit von 109,051 ℳ ab, das sich hauptsächlich aus Ab⸗ schreibungen herschreibt. “ — Das Herzoglich sächsische Bergamt zu Tenneberg veröffentlicht 9 Verleihungsurkunden über bergrechtliches Eigenthum an Eisenstein⸗ bergwerken am Breitenberge im Ruhlaer Forst für den Kommerzien⸗ Rath⸗A. Borsig in Berlin und 2 Verleihungsurkunden über Eisen⸗ steinbergwerke auf der Hohen Haide im Wintersteiner Forst für den Geheimen Kommerzien⸗Rath Alfr. Krupp in Essen. — Die amtliche Bekanntmachung des Handelsgerichte zu Prag in Betreff des Strousbergschen Konkurses lautet: Vom K. K. Handelsgerichte in Prag wird bekannt gemacht, es sei über das ge⸗ Fnee wo immer befindliche bewegliche, so wie über das ig den ändern, für welche die Konkursordnung vom 25 Dezember 1868 ilt, gelegene unbewegliche Vermögen des Dr. Bethel Henry Strous⸗
berg unter den Ficmen General Direktion auf Dr. Strousbergs Zbi⸗ rober Herrichaften und Dr. Stro sbergs Waggonfabrik Bubna der Konfuls eröffnet worden. Zur Leitung desselben wurde der K. K. Landesgerichts⸗Ratb Heinrich Kucera in Prag, und als einstweiliger Mgssenvarwaiter 4. U. Dr. Jos. Tragy, Arvokat in Prag, und als dessen Ste Uveitreter J. U. Dr. Adolf Nowotny, Advokat in Prag, venmmt. Alle diejenigen, welche gegen diese Kon⸗ kursmasse einen Anspruch als Konkarsgläubiger erheben wol⸗ len, haben ihre Forderungen, selbst wenn ein Rechtsstreit dar⸗ über anhängig sein sollte, bis zum 23. Januar 1876 beim hiesigen K. K. Handelsgerichte nach Vorschrift der Konkursordnung zur Ver⸗ meidung der in derseiben argedrohten Rechtsnachtheile zur Anmeldung und bei der Tagfahrt, welche auf den 19. Februar 1876 um 8 Uhr Vormittaus hiesigen Gerichts, Saal 6,2. Stock,bestigimt wird, zur Liqui⸗ dirung und Rangbestimmung zu bringen. Den bei der allgemeinen Liquidirungstagfahrt erscheinenden angemeldeten Gläubigern steht das Recht zu, durch freie Wahl an die Stelle des Massenverwalters, seines Stellvertreters und der Mitglieder des Gläubigerausschusses, welche bis dahin im Amte waren, andere Personen ihres Vertrauens end⸗ gültig zu berufen. Vorläufig wird zur Bestätigung des vom Gerichte bestellten, oder zur Ernennung eines anderen Massen⸗ verwalters oder Stellvertreters desselben und zur Wahl eines Gläubigerausschusses die Tagfahrt auf den 13. November 1875 um 8 Uhr, Vormittags, Saal Nr. 6 im 2. Stock, anberaumt, zu welcher die Gläubiger unter Beibringung der zur Bescheinigung ihrer An⸗ sprüche dienlichen Belege zu erscheinen vorgeladen werden. Gläubiger, welche nicht im Orte, in welchem der Konkurskommissär seinen Sitz hat, oder in dessen Nähe wohnen, haben in der Anmeldung einen daselbst wohnhaften Bevollmächtigten zur Empfange der Zustellungen namhaft zu machen, widrigens auf Antrag des Konkurskommissars durch das Konkursgericht für dieselben auf ihre Gefahr und Kosten ein Kurator bestellt werden würde. Die weiteren Veröffentlichungen im Laufe dieses Konkursverfahrens werden durch das Amtsblatt der Prager Zeitung erfolgen.
Prag, den 28. Oktober 1875.
Pest, 3. November. (W. T. B.) Einer Meldung des „Pester Lloyd“ aus Konstantinopel zufolge hat die Pforte die Vorstellungen des österreichischen Botschafters, Grafen Zichy, betreffend die Exem⸗ tion der Hprozentigen ürkischen Schatzbonds von der Maß⸗ regel der Zinsenreduktion, dahin beantwortet, daß sie die prinzipielle Frage über diese Exemtion zunächst noch offen lasse und bis zur Ent⸗
Zahlungen
scheidung derselben die Serie B. dieses Papiers als der Zinsen⸗ reduktion nicht unterliegend ansehe. 5 London, 3. November. (W. T. B.) Dem „Standard“ zufolge hat die Firma G. A. Witt & Co. in London und Liverpool ihre eingestellt. Die Passiva derselben werden auf
100,000 Pfd. Sterl. geschätzt. 8
Verkehrs⸗Anstalten.
Der soeben veröffentlichte Jahresbericht des britischen Genera Postmeisters, Lord Manners, für 1874 enthält bezüglich der Aus⸗ dehnung des Berner allgemeinen Postvereinsvertrages folgende Stelle, auf welche die „Times“ am Schlusse einer längeren Besprechung mit Befriedigung hindeuten, und die auch diesseits des Kanals ein lebhaftes Interesse beanspruchen darf:
„Ich habe die Aufmerksamkeit der indischen Regierung und der Regierungen der Kolonien auf diejenigen Bestimmungen des Bern Vertrages hingelenkt, durch welche den überseeischen Ländern der Bei⸗ tritt zum allgemeinen Postverein offen gehalten wird, und ich wage zu büsen. daß in nicht ferner Zeit viele, wenn nicht alle, überseeischen Besitzungen der englischen Krone an den Wohlthaten der Weltpost Theil nehmen werden,.“
An die weitere Ausführung des Lord⸗General⸗Postmeisters, „daß die Schaffung des Weltpostvereins ein hoch wichtiges Ereigniß in der Postgeschichte (a very important event in postal history) darstelle“, nüpfen die „Times“ die Bemerkung, daß die Wärme, mit welcher sich Lord Manners über die Angelegenheit verbreitet habe, allseitiger Zustimmung begegnen müsse.
Königsberg i. Pr., 4. November. (W. T. B.) Die Fahrt
für Dampfer ist noch offen. Der Kapitän eines in Pillau ein⸗ gelaufenen Schooners berichtet, daß er bei der Höhe von Rixhöͤft an einem großen Kiel oben treibenden Schiffe vorbeigesegelt sei.
— Nr. 86 der „Zeitung des Vereins deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deutscher Eisenbahn⸗Verwaltungen: Stationen der Strecke Aue⸗Jägersgrün Schöneck der Chemnitz⸗Aue⸗Adorfer Eisenbahn; Magdeburz⸗Halber⸗ städter Eisenbahn, Grauhof⸗Lautenthal eröffnet; Vorarlberger Bahn, Station Lustenau, ꝛc.
New⸗York, 3. November. (W. T. B.) Der Dampfer der ““ Company „Pommerania“ ist hier ein⸗ getroffen.
Berlin, 4. November 1875.
Der unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und öniglichen Hoheit der Kronprinzessin stehende Lette⸗ erein eröffnete seinen diesjährigen Weihnachts⸗Bazar heute Vor⸗
mittag 11 Uhr im großen Mittelsaale des Prinzessinnen Palais. Alles, was vaterländische Kunst und Industrie, sowie fleißige Frauen⸗ und Mädchenhand an sinnigen Geschenken schaffen kann, ist wiederum in dem glänzenden Raume vereinigt und unter Leitung der Damen des Vereins in geschmackvoller Weise aufgebaut worden. Das Mittel⸗ fenster nach der Oberwallstraße ist verhüllt und nebst den beiden Pfeilern mit einer rorhen Draperie geschmückt, die einen wirkungs⸗ vollen Hintergrund bildet, von dem sich die Büsten Ihrer Kaiser⸗ lichen Majestäten und Ihrer Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin abheben. Inmitten der Büsten, vor der mittleren Fensternische, steht das vom Bildhauer Tondeur gearbeitete Marmorstondbild des verstorbenen Präsidenten Lette, des Begründers des Vereins. Zu den reichen Gaben, die in mannigfachster Auswahl und Fülle aus den verschiedensten Kreisen eingegaagen sind, haren auch die Schülerinnen des Lette⸗Vereins selbst beigetragen und durch zahlre ich ausgestellte Arbeiten, seien ste nun mit der Nadel oder dem Pinsel angefertigt, von Neuem den Segen dieses Vereins bewiesen, der Kunstsinn und Gewerbefleiß auch in den Kreisen junger, unbemittel⸗ ter Mädchen zu verbreiten und zu verwerthen bestrebt ist Der Tisch, auf dem die Waaren und Kunsterzeugnisse der Elevinnen aussestellt sind, befindet sich an der nördlichen Seite und zeigt eine resche Aus⸗ wahl feinster weiblicher Handarbeit, die praktischen Sachen gewidmet ist, fein und kunstvoll ausgeführte Weiß⸗ und Buntstickerei, Wäsche und Luxusartikel. Die Kunst ist im Verein hauptsächlich durch die Holzmalerei vertreten, von der namentlich die „gespritzte Arbeit“ be⸗ liebt zu sein scheint. Aus der Buch ruckerei des Vereins, in der junge Damen das Setzen lernen, ist ein Album hervorgegangen, das auf verschiedenen Blättern Ansichten der Druckerei bringt unter ihnen auch den Setzersaal der Elevinnen; der erläuternde Text giebt Aus⸗ kunft über den Lette⸗Verein und seine Ziele, sowie über die Druckerei und die von den Setzerinnen erreichten Resultate. — Als neu im Arrangement des Ba ars ist die Errichtung zweier Verkaufshuden zu erwähnen, welche an der Nord⸗ und Südseite über und vor den Ka⸗ minen errichtet sind; in der einen werden Konfitüren feilgeboten, wäh⸗ rend die andere ein reiches Kunstlager darvietet, zu dem unsere ersten Künstler beigesteuert haben. Originalzeichnungen von Begas, Dielitz und Plockhorst, von Wilberg, Hofgarten und Bleibtreu werven dieser Verkaufsstätte, die außerdem ein reiches Lager von Photographien aufzuweisen hat, wohl das zahlreichste Publikum zuführen. Lipks von dieser Bude steht der sogenannte Armentisch; er zeigt neue Wäsche einfacher Art, die von Armen genäht und für Arme be⸗ stimmt ist. Den Mittelpunkt des Saales bildet eine in Broxrze gefertigte Nachbildung des Denkmals Friedrich 1I.; zur rechten und linken Seite stehen je eine lange Tafel und eine kleine Quertafel, die im Verein mit den an den Wänden aufgestellten Tischen jene reichen Gaben tragen, welche opferbereite Hände zum Besten des Ver⸗ eins gestiftet haben. An den Seitentischen befinden sich die prächtigen, farbenschillernden Erzeugnisse weiblicher Handarbeit, Kissen und Körb⸗ chen, feinste Weißstickerei und Filetarbeit; ein anderer Tisch zeigt Bücher und literarische Kunstwerke, ein dritter Gipsabgüsse; wir sehen Büsten, Vasen, Schalen aus Marmor und Alabaster; auch der Jugend ist gedacht auf einem großen Puppentisch, der zu⸗ gleich eine Fülle von Spielzeug zeigt. Die zwei langen Tische z1 beiden Seiten des Denkmals zeigen in überraschendem Wechsel von Gold und Silber, von Edelstein und Krystall, von Glas und Por⸗ zellen, von Leder und Papier jene Hunderte von Gegenständen, die wir für unseren täglichen Lebensgebrauch in Anspruch nehmen. Für das Publikum ist ein auserlesenes Buffet eingerichtet worden, und junge Mädchen bieten Sträuße frischer Blumen feil.
Wie die „Schl. Presse“ berichtet, sind der Ober⸗Präsident von Schlesien, Graf Arnim⸗Boytzenburg, der Regierungs Präsident Frei⸗ von Zedli Neukirch, Graf von Hochberg auf Rohnstock und der
andrath des Kreises Hirschberg, Prinz Reuß, zu einem Comité zu⸗
Fnse heteetfr. welches die Abhaltung eines Schlesischen Musik⸗ estes im künftigen Jahre bezweckt. Dieses Comité hat nunmehr definitiv Hirschberg als Festort gewählt.
Zum Lokalcomité, s in der Bildung begriffen ist, gehört Bürgermeister Bassenge. Die musikalische Leitung hat Musikdirektor Ludwig Deppe aus Berlin übernommen. Das Fest wird nach Art der rheinischen Musikfeste drei Tage in Anspruch nehmen und soll am 16., 17, und 18. Juli nach folsendem Hauptprogramm zur Abhaltung gelangen: Am 6. Juli Oratorium; am 17. Juli Symphonie⸗Aufführungen (Vokal⸗ und Instrumentalmusik) und am 18. Juli Künstlerkonzert, bei welchem auf die Mitwirkung von Künstlern ersten Ranges reflek⸗ tirt wird. Das Comité hat bereits die ersten Schritte gethan, um sich die Mitwirkung der Gesangvereine in Hirschberg und in den um⸗ liegenden größeren Städten zu sichern. Die Betheiligung von Berliner musikalischen Kräften wird Hr. Musikdirektor Deppe vermitteln. Im Ganzen sollen ca. 300 Sänger und 100 Instrumentalisten bei den Aufführungen mitwirken.
Ueber den Umguß der Hildesheimer Domglocke, der canta bona wird aus Dresden berichtet, daß derselbe in jeder Be⸗ ziehung ausgezeichnet gelungen sei. Außer der Cölner Kaiserglocke ist in Deutschland seit hundert Jahren keine so große und schwere Glocke gegossen worden; das Gewicht derseiben beträgt 170 Centner und der neue geschmiedete Klöppel allein 728 Pfund. Bei einer
welches bereits
Weite von 2,35 Meter hält die Höhe bis zur Krone dasselbe Maß, mit der Welle oder dem Joch dagegen 3,5 Meter. Grundton des durch seine Harmonie berühmten vierstimmigen Geläutes vom Hildesheimer Dome, das tiefe „Fis“. Bis Mitte
November muß die Glocke wieder an ihrem alten Platze hängen.
Der neuliche Artikel über die Restauration der Stadtkirche in Jena bedarf einer Ergänzung. Es sind verschiedene Namen solcher genannt, welche Beiträge zur Restauration der Kirche gegeben haben; es fehlt aber neben dem Namen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen der Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin, welche ein bedeutendes Geschenk, den Rahmen um das Luther⸗ bild, der, in gothischem Stile ausgeführt, 1650 Mark kosten wird, bewilligt hat. Außerdem hat der Ausschuß der Sparkasse verschiedene erhebliche Beträge aus den Ueberschüssen der Sparkasse bewilligt. Nach der „Jen. Ztg.“ hat Se. Königliche Hoheit der Großherzog telegraphisch anzeigen lassen, daß er der Feier am Sonntag bei⸗ wohnen werde. 1
— Die am 31. Oktober Mittags in Kopenhagen erfolgte Enthüllung der Statue des Lustspieldichters Ludwig Holberg gestaltete sich zu einer nationalen Feierlichkeit. Die sitzende Figur, kolossal, in Bronze gegossen, befindet sich vor der Fagade des neuen Theaters, zur Linken des breiten dreigliedrigen Portals, über welchem die Loggia. Der Sessel, worauf Holberg sitzt, ruht auf einem einfachen Granit⸗Piedestal, das ganze Monument ist ein Pendant zu der Statue Oehlenschlägers, zur Rechten des Portals. Aber in der Tracht und vor Allem in den beiden geistvollen Physiognomien drückt sich sowohl die Verschiedenheit des Genius beider Dichter, als auch die des Grundwesens des Geistes ihrer Zeit aus. Zu dem Feste waren speziell, außer den Spitzen der Behörden, Reichstagsmitgliedern zc. ꝛc., alle solche eingeladen, die zum Theater in einem näheren Verhältnisse stehen. Auf dem Platze vor dem Theater hatte sich eine große Volksmenge eingefunden. Von der Loggia des Theaters wurde durch das Chorpersonal ein Festlied des Dichters H. P. Holst abgesungen, und darauf hielt Hr. C. Ploug von der Treppe der Vestibule die Festrede. Er hob hervor, daß die zufällige Geburt Holbergs in Norw gen ihn nicht weniger zum Dänen und speziell zum Kopenhagener satyrischen Lustspieldichter mache, da damals das norwegische Volk politisch und national eins gewesen sei. Holberg habe sich auf seinen, unter großen Gefahren und Entbeh⸗ ungen durchgeführten Reisen fast nach allen Ländern der damaligen civilisirten Welt, eine seltene europäische Universalbildung und unver⸗ gleichliche überlegene Weltkenntniß erworben, welche seine Fähigkeit, die Gebrechen und Lächerlichkeiten seiner Zeitgenossen als solche klar zu erkennen, ungemein verschärft und seinem Darstellungstalent die rechte Unterlage und Handhabe gegeben habe. Gleich Shakespeare habe erst eine spätere Zeit seinen ganzen Werth erkannt, und jetzt gebe es wohl Keinen, der nicht im innersten Herzen die volle Ueberzeugung hätte, nicht nur, daß die für ihn errichtete Statue in ungewöhnlichem Maße verdient sei, und die Besten jedes noch kommenden Zeitalters wärden derselben Meinung sein. Für die Anbrinzung der beiden Statuen vor dem Thrater gab der Redner die Erkärung, daß dadurch verkündet werden sollte, daß die Dichtkunst die nothwendige Voraussetzung der Schauspiel⸗ kunst sei. ‚Haben wir,“ sagte er u. A., „Widerwillen gegen alle Affektatisn und Heuchelei, können wir uns durch ein gesundes Gelächter über die Kleinlichkeit des Lebens erheben, so ist Holberg es, der diese Eigen⸗ schaften bei uns entwickelt hat ꝛc. ꝛc.“ Mit dem Rufe: „Ehre dem An⸗ denken Ludwig Holbergs!“ fiel die Hülle, worauf ein tausendstimmiges „Hurrah“ über den großen schönen Platz erscholl. Abends fand eine Festvorstellung statt, die mit einem Gelegenheitsstück im Holbergschen Styl, vom Professor Molbech gedichtet, eröffnet wurde. Es folgte das Holbergsche Stück: „Pernille’'s kurzer Fräuleinstand“ und ein Ballet⸗Divertissement: „Vom vorigen Jahrhundert“, worin Holberg selbst als Zuschauer sichtbar wurde. Diese Vorstellung wird noch öfter wiederholt werden.
In Rendsburvg brach in der Nacht vom 1. zum 2. November im Arsenale im Neuwerke Feuer aus und verbreitete sich mit so großer Schnelligke t über das ausgedehnte Gebäude, daß an ein Löschen nicht zu denken war. Das Gebäude ist bis auf die Ring⸗ mauern niedergebrannt und große Waffenvorräthe sind zerstört wor⸗ den. Der Ostwind trieb das Feuer von der Stadt inweg: bei entgegengesetzter Richtung des Windes würde ein großer Theil von Neuwerk in Gefahr gewesen sein. ie groß der Schade ist, den das Feuer angerichtet, läßt sich jetzt noch nicht übersehen.
Theater.
Der Königliche Ballet⸗Direktor Paul Taglioni feiert am heutigen Tage sein funfzigjähriges Künstlerjubiläum. Der⸗ selbe ist am 12. Januar 1808 zu Wien geboren und betrat am 4. November 1825 zum ersten Male in einem Pas de deux mit seiner Schwester im Königlichen Theater zu Stuttgart die Bühne. In Berlin trat Taglioni zuerst in einem Ballet auf, das zu Ehren der Vermählaug Ihrer jetzigen Kaiserlichen Majestäten gegeben wurde, sein Engagement erfolgte am 1. Oktober 1829. Am 1. Oltober 1849 erfolgte seine Ernennung zum Balletmeister, 1869 die zum Ballet⸗Direktor. Seine Leistungen auf choreographischem Gebiete fanden allseitige Würdi⸗ gung und 1“ im Jahre 1862 wurde dem Jubilar der Kronen⸗ Orden 4. Klasse, 18 9 der Rothe Adler⸗Orden 4. Klasse verliehen, von auswärtigen Orden besitzt derselbe den österreichischen Franz Josephs⸗Orden 3. Klasse, den kürkischen Medschidie⸗Orden 4. Klasse, „ den italienischen St. Moritz⸗ und Lazarus⸗Orden, den russischen
„.
Sie besitzt den
Im Ganzen har Taglioni 31 größere Balletkompositionen geschaffen, von denen „Undine“ be⸗ reits im Jahre 1836 aufgeführt wurde, während „Mor⸗ gano“, „Flick und Flock“, Ellinor“, „Don Parasol“, „Electra“, „Sardanapal“, „Fantaska’“ und „Millitaria“ entweder der neuesten Zeit angehören oder doch noch auf den Bühnen zur Aufführung gelangen. Der Ruf der Taglionischen Leistungen verbreitete sich schnell, und so hat der Jubilar im Laufe seiner fünfzig⸗ jährigen Wirksamkeit nicht allein auf den bedeutendsten deutschen Bühnen, sondern auch in Oesterreich⸗Ungarn (Wien, Pest), in Frank⸗ reich (Paris, Bordeaux, Rouen), in England (London, Liverpool, Manchester), in Dänemark, Schweden und Norwegen (Kopenhagen, Stockholm, Ystadt), in Rußland (Warschau und Kalisch), in Italien (Mailand), ja selbst in Amerita als ausgezeichneter Tänzer und Künstler Beifall und Anerkennung gefunden.
Die heute Vormittags 11 Uhr im Concertsaale des Königlichen Opernhauses stattgefundene Feier des Jubiläums war zwar eine interne, gab aber der vorgesetzten Behörde, dem Bühnenpersonal und den zahlreichen Verehrern und Freunden Taglioni's eine willkom⸗ mene Veranlassung, dem verehrten Meister zu seinem Ehrentage den Ausdruck der Anerkennung in Wort und That zu übermitteln. Nächst den ehrenden Worten, die der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele, v. Hülsen, an den Jubilar richtete, die mit der Nachricht der Verleihung einer Allerhöchsten Auszeichnung schlossen, wurde letzterer noch durch mehrfache Ansprachen des Balletpersonals erfreut. Die Glückwünsche des Solopersonals der Königlichen Oper überbrachte Herr Salomon, die der Milglieder des Königlichen Schau⸗ spielhauses Herr Döring; außerdem waren Deputationen von Darm⸗ stadt, Dessaun, Braunschweig und Leipzig erschienen, die dem Jubilar Adressen und Lorbeerkränze überreichten. Von ge⸗ widmeten Ehrengaben heben wir zunächst eine von Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen übersandte Vase, sowie eine Marmorbüste Sr. Majestät des Kaisers und Königs auf schwarzem Marmorsockel hervor; ferner eine silberne Ehrensäule, gestiftet von Hrn. v. Hülsen, sowie den Solotänzern und Solotänzerinnen. Die Säule ruht auf einem Untergrunde von schwarzem Marmor und erhebt sich auf einem würfelförmigen, massiv silbernen Sockel, dessen vier Seiten das Bildniß des Jubilars en relief, die Widmung und die Namen der Geber und Geberinnen enthalten. Um die Sänle selbst, die mit einem reichen korinthischen Kapitäl gekrönt ist, läuft ein goldenes Band, auf dem die Namen der Ballete Taglioni's eingravirt sind. Das Meister⸗ werk krönt die Muse des Tanzes, die in anmuthiger Be⸗ wegung sich wendend dargestellt ist. Das Personal des Corps de Ballet überreichte eine prachtvolle silberne Schale, auf deren oberen Rande ein goldener Lorbeerkranz lag, von dessen zahl⸗ reichen Blättern jedes den Namen eines selbständigen Ballets oder einer Oper trug, in deren Tanzeinlagen Taglioni mitgewirkt hat. Die Eleven des Ballets schenkten zusammen ein schön gearbeitetes silbernes Schreibzeug. Noch von mancher anderen Seite wurden dem Jubilar Beweise der Liebe und Anhänglichkeit zu Theil; er selbst stattete in tief gefühlten Worten allen im Konzertsaale Versammelten seinen aufrichtigen Dank ab. 1
— Das Residenz⸗Theater bringt seit einigen Tagen Viecto⸗ rien Sardou's „Die guten Freunde“ vor gut besuchtem Hause zur Aufführung. Das Stück, eines der älteren des Verfassers, ist dem Berliner Publikum von früheren Aufführungen her bekannt, hat aber, obgleich ihm der Reiz der Neuheit fehlt, einen größeren Erfolg erzielt, als die Mehrzahl der Sardou’schen Novitäten der letzten Jahre. Allerdings haben „Nos intimes“ mancherlei Vorzüge in der Anlage und der Charakteristik der eirzelnen Persönlichkeiten vor den späteren Stücken Sardou's; namentlich versteht der Dialog, geistreich ohne frivol zu sein. Im Wesentlichen aber wurde der bei der Neu⸗ aufführung erzielte Erfolg getragen von einer durchschnittlich guten Besetzung der Rollen, die in Hrn. Keppler (Louis Caussade), Hrn. Fritsche (Doktor Tholosan) und Fil. Math. Ramm (Benjamine Caussade) ihre Spitze hatte, während auch Hr. Beckmann (Maurice Duval), Hr. Pander (Marécat) und Frl. Mar. Ramm (Cäcilie Caussade) sich um die Darstellung verdient machten.
— Die nächste Novität des Woltersdorff⸗Theaters, die am Dienstag zur ersten Aufführung gelangt, betitelt sich „Luft⸗ schlösser“ und enthält, außer der glänzenden Debutrolle des Frl. Josephine Gallmeyer, hervorragende komische Rollen für Frl. Anna Preuß und die HH. Emil Thomas, Junker und G. F. Der bedeutende gesangliche Theil des Stückes ist von Hrn. Kapellmeister Adolf Mohr wirksam komponirt.
— Im Belle⸗Alliance⸗Theater sindet am Sonnabend die erste Aufführung des Dramas „Maria Tudor“ von Victor Hugo statt. Dieses Drama, historische Momente aus dem Leben der „bluligen“ Maria behandelnd, hat in Paris wohl über 200 Auf⸗ führungen hintereinander erlebt. Die Direktion des Belle⸗Alliance⸗ Theaters hat die größte “ auf Ausstattung und Inscentrung verwendet, und so dürfte der Novität der Erfolg nicht fehlen.
— Die seitherige Intendanz des Fürstlichen Hoftheaters zu Gera ist aufgehoben und an deren Stelle eine Hoftheater⸗ Direktion errichtet worden. Diese Letztere besteht aus dem zum Direktor ernannten bisherigen Ober⸗Regisseur Rennert als artistischem Lei⸗ ter und dem Hofkommissär Oeckler als Verwaltungs⸗ und Kassenbeamten.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Drei Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage)
Stanislaus⸗Orden 3. Ksasse.
Berlin: Druck W. Elsner
“ 1—
tung wie ehrlicher Politik geboten sei.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preu
Berlin, Donnerstag, den 4. November
Aichtamtliches.
Amerika. (Monatsübersicht pro September.) Die am 3. September in Californien abgehaltene Staatswahl fiel mit großer Majorität zu Gunsten der demokratischen Partei aus, ein Umstand, welcher um so mehr überraschte, als sich diese Par⸗ tei seit mehreren Jahren der republikanischen gegenüber stets in großer Minorität befand, und der in diesem Jahre wohl nur der Spaltung im republikanischen Lager zuzuschreiben ist, in Folge deren Republikaner und liberale Republikaner besondere Wahllisten aufgestellt hatten. In Maine, wo die Staatswahlen am 6. stattfanden, siegte, wie mit Sicherheit anzunehmen war, die republikanische Partei, doch hat die Majorirtät derselben, in Vergleich zu den Wahlen vor zwei Jahren, beträchtlich ab⸗ genommen. Da in Maine beide Parteien in Bezug auf die Finanz rage dasselbe Programm angenommen und sich beide für Wiederaufnahme der Baarzahlungen ausgesprochen hatten, so war das Resultat der Wahlen nur von lokalem Interesse und ohne Bedeutung für die Stellung der Parteien bei der Präsidentenwahl im nächsten Jahre. Die republikanische Staatskonvention von New⸗York trat am 8. in Saratoga zu⸗ sammen. In dem von derselben aufgestellten Parteiprogramme wurde die schleunigte Wiederaufnahme der Baarzahlungen be⸗ fürwortet, und gegen die Wahl eines Präsidenten fur einen drit⸗ ten Wahltermin protestirt. Die Versammlung sprach sich weiter für die Aufrechterhaltung des Systems der öffentlichen Schulen und gegen die Bestrebungen Derjenigen aus, welche bemüht wä⸗ ren, die öffentlichen Schulen unter den Einfluß bestimmter Kon⸗ fessionen zu bringen, oder die für sie bewilligten Gelder für konfe ssio⸗ nelle Schulen zu verwenden. In ähnlichem Sinne sprach sich die
am 29. abgehaltene republikanische Staatskonvention von Massa⸗ chusetts aus, welche indessen noch eine die vollnändige Gleich⸗ stellung aller amerikanischen Bürger ohne Rücksicht auf das Ge⸗ schlecht derselben befürwortende Resolution annahm. Die Re⸗ publikaner in Maryland beschlossen in einer am 8. abgehaltenen Konvention, auf die ihnen von der liberal⸗republikanischen Partei dieses Staates gemachten Einigungsvorschläge einzugehen und gemeinfame Kandidaten mit ihr für die bevorstehenden Wahlen zu ernennen. Von den im Laufe des vergangenen Monats ab⸗ gehaltenen demokratischen Konventionen bekannte sich die des Staates Pennsylvanien, wenn auch nicht direkt, zu dem von den Demokraten in Ohio aufgestellten Grundsatze iner Vermehrung des unfundirten Papiergeldes, durch die An⸗ nahme einer Resolution, welche dahin lautete, daß den von dem letzten Kongresse genehmigten Vorbereitungen zur Wiederauf⸗ nahme der Baarzahlungen Einhalt gethan werden müsse, und daß an Stelle der Noten der Nationalbanken von der Bundes⸗ regierung zu emittirendes Papiergeld treten solle. In entschie⸗ denen Gegensatz zu diesen Beschlüssen der Demokraten in Ohio und Pennsylvanien traten die demokratischen Konventionen von New⸗Vork und Massachusetts, welche sich beide in unzweideutiger Weise zu Gunsten der Wiederaufnahme der Baarzahlungen aus⸗ gesprochen haben. Die erstere nahm dabei Bezug auf die von der demokratischen Nationalkonvention in Baltimore im Jahre 1872 ausgesprochenen Grundsätze, welche sie auch jetzt wieder zu den ihrigen machte, und in denen schon damals aus⸗ gesprochen wurde, daß der Kredit des Landes auf das Sorg⸗ fältigte erhalten werde müsse und eine rasche Rückkehr zur Baarzahlung durch die höchsten Rücksichten kommerzieller Gesit⸗ In Wisconsin hielt die aus einer Koalition der Demokraten mit den Grangers bestehende demokrartische Reformpartei“ eine Konvention in Milwaukee ab. Dieselbe sprach sich für die vollständige und schnelle Abtragung der Bundesschuld, einen nur mit Rücksicht auf die Vermehrung der Einkünfte des Bundes festgestellten Zolltarif, durch welchen Luxusgegenstände höher besteuert würden als nothwendige Lebensbedürfnisse, für Freiheit der Presse, Religions⸗ und Meinungsfreiheit und gegen die Benutzung der für die öffentlichen Schulen aufgebrachten Mittel zu Gunsten einzelner Konfessionen und die Einmischung der Bundesgewalt in die An⸗ gelegenheiten einzelner Staaten aus. Die religiöse Frage, zuerst von den Republikanern in Ohio zur Sprache gebracht in Folge des Versuchs der katholischen Kirche, einen Theil der Schulgelder in ihrem eigenen Interesse zu verwenden, ist fast in allen Staa⸗ ten auf den Konventionen Gegenstand der Erörterung gewesen, und hat sich die republikanische Partei überall gegen eine der⸗ artige Verwendung öffentlicher Gelder ausgesprochen, auch der Präsident Grant äußerte sich bei einer am 30. September in Desmoines Jowa, abgehaltenen Versammlung der früheren Tennessee⸗Armee in gleichem Sinne, indem er erklärte, daß man „für die Sicherheit des freien Gedankens, der freien Rede, der freien Presse, der reinen Sitte, des unge⸗ fesselten religiösen Gefüyls, der Gleichberechtigung aller Menschen ohne Rücksicht auf Farbe, Abstammung oder Religion arbeiten, die freien Schulen fördern und dafür sorgen müsse, daß kein Dollar, der für sie bestimmt ist, zur Unterhaltung von kon⸗ fessionellen Schulen verwandt werde, daß weder ein Staat noch die ganze Nation andere Anstalten unterhalte als solche, in denen jedes Kind den gewöhnlichen, nicht von atheistischen, heid⸗ nischen oder konfessionellen Lehren durchsetzten Unterricht erhalten könne. Die religiöse Belehrung sei der Familie und Kirche zu überlassen und Kirche und Staat für immer vollständig zu trennen.“ Die Volksabstim⸗ mung im Staate New⸗Versey über Amendements zur Staats⸗ verfassung, in welchen die konfessionellen Fragen den Hauptpunkt der vorgeschlagenen Reformen bildeten, fiel mit großer Majorität zu Gunsten derselben aus, und stimmten dabei in den Orten, an welchen die klerikale Partei am stärksten gegen die Annahme agitirt hatte, der freigesinnte Theil der Katholiken mit den Pro⸗ testanten für dieselben.
Der seit längerer Zeit erwartete Rücktritt des Ministers des Inneren Columbus Delano ist jetzt geschehen. Derselbe hatte bereits am 5. Juli um seine Entla ung nachgesucht, und ist die⸗ selbe vom Präsidenten in einem vom 22. September datirten Schreiben angenommen worden.
Die zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und der Republik Hayti entstandenen Schwierigkeiten in Folge davon, daß der amerikanische Gesandte in Port⸗ au⸗Prince während eines der auf der Insel häufig vorkommenden Parteikämpfe einem der Betheiligten, General Canales, eine Zufluchtsstätte ge⸗ währt, sind friedlich beigelegt worden, nachdem bereits ein ame⸗
8
Erste Beilage
rikanisches Kriegsschiff den Befehl erhalten hatte, zum Schutze des Gesandten nach Hayti abzugehen. Canales, der von einem Kriegsgerichte zum Tode verurtheilt war, ist von der Regierung in Port⸗au Prince begnadigt und des Landes verwiesen worden, während Hr. Bassett Seitens der Regierung in Washington da⸗ hin instruirt worden ist, seine Refidenz ferner nicht zu einem Asyl für politische Verbrecher zu machen.
Dem monatlichen Ausweise des Finanz⸗Ministers zufolge belief sich die Schuld der Vereinigten Staaten, abzüglich des Baarbestandes und der zu Gunsten der verschiedenen Pacific⸗ Eisenbahnen ausgegebenen Bonds, am 1. Oktober auf 2,122,466,227 Doll. 9 Cts. gegen 2,125,808,789 Doll. 70 Cts. am 1. September, was eine Abminderung von 3,342,562 Doll. 61 Cts. für September ergiebt. Der Kassenbestand des Schatz⸗ amtes belief sich am 1. Oktober auf 133,283,669 Doll. 86 Cts., wovon 67,883,316 Doll. 94 Cts. in Gold und 4,790,352 Doll. 92 Cts. in Papiergeld. Die Spezial⸗Depositen der Banken betrugen 60,660,000 Doll., etwa vier Millionen weniger, als im Vormonat. Von dem Bestande an Edelmetall waren für ausstehende Goldcertifikate 11,645,200 Doll., für aufgelaufene Zinsen 29,620,126 Doll. 49 Cts. und für gekün⸗ digte, aber nicht präsentirte Obligationen 20,913,950 Doll. 26 Cts. in Abzug zu bringen, so daß sich der Bestand an dis⸗ poniblem baarem Gelde auf 5,704,040 Doll. 19 Cts. belief. Der Bestand an Papiergeld übertraf den am 1. September um etwa 200 000 Doll. An Staatspapiergeld waren 374,010,956 Doll., 200,000 Doll. weniger als im Vormonate, an Papier⸗ Kleingeld 40,783,575 Doll., 400,000 Doll. weniger als im Vor⸗ monat, im Umlauf. Für den Monat Oktober hat der Finanz⸗ Minister den Verkauf von vier Millionen Dollars in Gold an⸗ geordnet.
Behufs Einlösung bez. Konvertirung in fünfprozentige Papiere wurden von Seiten des Finanz⸗Ministers am 1. und
prozentiger Obligationen der Emission von 1864 gekündigt, deren Verzinsung bez. mit dem 1. und 17. Dezember d. J. und dem 1. Januar 1876 aufhört. Von der durch die Refundirungs⸗ gesetze vom 14. Juli 1870 und 20. Januar 1871 autorisirten fünfprozentigen Anleihe waren mithin noch 23,537,550 Doll. disponibel. Der Werth der Gesammteinfuhr in sämmtlichen Häfen der Union während des August belief sich auf 44,435,131 Doll. Gold, gegen 45,247,367 Doll. Gold in dem entsprechenden Monate des Vorjahres, der Werth der Ausfuhr einheimischer Produkte betrug im August 1875: 31,596 962 Doll Gold, gegen 35,481,822 Doll. Gold im August 1874, der des Reexportes ausländischer Waaren 945,166 Doll. Gold gegen 1,180,895 Doll. Gold. Die Ein⸗ und Aus⸗ fuhr von Edelmetall in Münzen und Barren, welche in obigen Ziffern mit inbegriffen ist, betrug: 1) Einfuhr im August 1875 1,103,473 Doll., gegen 1,500,548 Doll. im August 1874; Ausfuhr in derselben Zeit 4,355,245 Doll., gegen 7,317,525 Doll., Reexport 273,037 Doll. gegen 667,548 Doll. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres belief sich der Werth der Gesammteinfuhr auf 360,554,438 Doll., darunter 14,506,228 Doll. in geprägtem und ungeprägtem Edelmetall, gegen 396,384,270 Doll., wovon 9,422,898 Doll. in Sdel⸗ metall, in der entsprechenden Periode des Vorjahres. Der Werth der Ausfuhr in der angegebenen Zeit betrug 314,330,091 Doll. in Gold, davon 60,453,144 Doll. Edelmetall, gegen 373,816,537 Doll. in Gold, wovon 43,587,543 Doll. auf Edelmetall kamen in den ersten acht Monaten es Vorjahres. Die reexportirten Waaren, einschließ⸗ lich 6,942,889 Doll. Edelmetall, beliefen sich in der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 1875 auf 8,897,385 Doll., gegen 0,860,408 Doll. in derselben Zeit 1874, wobei auf Edelmeall 5,254,854 Doll. kamen.
Die seit längerer Zeit in den Südstaaten herrschende Ruhe wurde durch Zwistigkeiten zwischen Weißen und Farbigen im
Staate Mississippi unterbrochen, so daß es eine Zeitlang den Anschein hatte, als ob ein allgemeiner Aufstand Ersterer zu befürchten wäre. Dieselben sind indessen durch die Staatsregie⸗ rung beigelegt worden, ohne daß es der Einmischung der Bundestruppen bedurft hätte.
Der bereits seit Monaten währende Strike der Fabrikarbeiter in Fall⸗River, Massachusetts, hat größtentheils sein Ende erreicht, nachdem die Arbeiter am 27. September sich bereit erklärt hatten, die von den Arbeitgebern für nöthig befundene Lohnreduktion von zehn Prozent anzunehmen. Die übrigen von letzteren ge⸗ stellten Bedingungen, aus den Arbeitervereinen auszuscheiden, zehntägige Notiz im Falle des Einstellens der Arbeit zu geben und in keiner größeren Anzahl die Arbeit niederzulegen als ein Achtel in jeder Abtheilung der Fabrik, sollen einem Schieds⸗ gerichte zur Entscheidung vorgelegt werden, doch ist es noch nicht entschieden, ob dieser von den Arbeitern gemachte Vorschlag von den Arbeitgebern angenommen werden wird. Ein am 27. von denjenigen Arhbeitern, die sich diesen Bedingungen nicht fügen wollten, versuchter Aufstand wurde mit leichter Mühe unterdrückt, ohne daß es zu ernstlichen Exzessen gekommen wäre.
Mexrko. Der Aufstand in Sonora ist, nachdem es am 23. August bei Alta zu einem Treffen zwischen den Regierungs⸗ truppen und den Insurgenten gekommen war, in welchem die Letzteren geschlagen wurden, beendet. Der genannte Staat wurde, bis zur völligen Wiederherstellung der Ruhe, in den Kriegszustand erklärt. Dagegen brachen Ende August in dem Staate Chiagas Unruhen aus, und hat sich der Gouverneur dieses Staates, Dominguez, genöthigt gesehen, den Sitz seiner Regierung zu verlassen und vor den Aufständischen zu flüchten. Die Bundesregierung hat sofort die zur Unterdrückung des Auf⸗ standes erforderlichen Maßregeln getroffen. Der General Cor⸗ tina hat ein Schreiben veröffentlicht, worin er die in Betreff der Räubereien am Rio Grande erhobenen Beschuldigungen zurückweist.
Vereinigte Staaten von Columbien Der General Domingo Vila, welcher die aufständischen Truppen des Staates Bolivar befehligte, forcirte am 25. August mit zwei Kriegs⸗ Dampfern die Passage von El Blanco am Magdalenenstrom, erlitt dabei indessen herrächtliche Verluste und machte, nachdem Regierungstruppen unter den Generalen Patria und Lopez zu dem in El Blanco kommandirenden Generale Delpedo gestoßen waren, dem Oberfehlshaber der Regierungstruppen, General
Reyes, Friedensvorschläge, welche von letzterem, vorbehaltlich der
17. September und am 1. Oktober je fünf Millionen sechs⸗
sischen Staats⸗Anzeiger.
1878
Sanction des Präsidenten Perez, und später sowohl von Seiten des Bundes⸗Präsidenten, als der Präsidenten der auf⸗ ständischen Staaten angenommen wurden Letztere haben sich der Bundesregierung in Bogota wieder vollständig unterworfen. Der Kongreß der vereinigten Staaten von Columbien trat am 15. September zusammen.
Venezuela. Da es sich bei dem letzten Aufstande heraus⸗ gestellt hatte, daß die Insurgenten durch die Zusendung von Munition Seitens niederländischer Unterthanen in Curacçao unterstützt worden waren, so stellte die Regierung von Venezuela das Verlangen an die niederländische Regierung, die durch die Unterdrückung des Aufstandes verurfachten Kosten zu zahlen. Letztere weigerte sich, auf Unterhandlungen über die⸗ sen Gegenstand einzugehen, bevor nicht das von der Regierung in Venezuela mit Beschlag belegte niederländische Schiff „Midos“ herausgegeben und die Wiedereröffnung der für den Verkehr ge⸗ sperrten Häfen von Maracaibo und Coro erfolgt wäre. In das erste Verlangen willigte die Regierung von Venezuela, verlangte aber die Zurücknahme des zweiten Seitens der niederländischen Regierung, da die betreffenden Häfen für sämmtliche Nationen geschlossen wären, und brach, als dies nicht erfolgte, die diplo⸗ matischen Beziehungen mit letzterer ab. In Folge dessen ist auch der niederländische Gesandte in Caracas abberufen worden.
Ecuador. Der Kongreß wurde am 12. August eröffnet. Die Botschaft des Vize⸗Präsidenten Leon, der nach dem Tode Garcia Moreno's die Regierung übernommen hatte, befaßte sich hauptsächlich mit der Ermordung des Präsidenten und schloß mit der Mittheilung, daß die Neuwahlen in möglichst kurzer Zeit stattfinden würden. Als Kandidaten für die Präsidentschaft sind aufgetreten Antonio Flores, Gesandter in Washington, Gomez de la Torre in Quito, Bondero in Cuenca und Piedon⸗ hite, Gesandter in Lima. Das Land war ruhig. Einer der Mörder Garcia Moreno's, Lorunjo, wurde erschossen. Dr. Manuel Polanco, mit dem derselbe in Briefwechsel gestanden, wurde zu neunjähriger Gefängnißstrafe verurtheilt und soll außer⸗ dem wegen Theilnahme an der Verschwörung vor ein Kriegs⸗ gericht gestellt werden. Mehrere bei der Angelegenheit betheiligte Bürger Quitos wurden verbannt.
Peru. Die bevorstehende Präsidentenwahl fing an eine immer größere Aufregung hervorzurufen, und kam es in Lima und Callao bereits zu blutigen Zusammenstößen zwischen den Anhängern Prado's und Montero's. Letzterer entwickelte eine große Thätigkeit in den südlichen Provinzen Puno, Cuzco und Arequipa, wo er der bevorzugte Kandidat ist. Die Regierung hat sich bis jetzt jeder Beeinflussung auf den Ausgang der Wahl enthalten. In Erwartung des Abschlusses einer Anleihe in Europa, zu welchem Zwecke Dr. Rosas und Don Emilio Alt⸗ haus als Regierungskommissare dorthin geschickt worden sind, verlangte die Regierung von den Banken ein Darlehn von acht Millionen Soles. Die Banken wollten sich indessen nur zu einer solchen von einer Million verstehen, wes die Regierung zurückwies und mit der Ausgabe von Papiergeld drohte, falls die Banken der Regierung nicht größere Unterstützung zu Theil werden ließen. Das submarine Telegraphenkabel wurde bis Caldeira in Chili gelegt, von welchem Orte aus eine transkontinentale Verbindung mit Buenos⸗Ayres und Rio de Janeiro besteht. Dier Präsidenten von Peru und Chili tauschten aus dieser Veranlassung Glück⸗ wünsche mit dem Kaiser von Brasilien aus. 8
Argentinien. Die Verhandlungen mit Bolivia betreffs der Grenzregulirung nahmen einen günstigen Fortgang, dagegen dauerten die Schwierigkeiten mit Chili in Betreff Patagoniens fort, und fand ein weiterer Notenaustausch zwischen beiden Re⸗ gierungen statt. Wie es scheint, beabsichtigt die chilenische Regierung, in Betreff der Schiedsrichterfrage in direkte Verbindung mit der argentinischen Regierung zu treten. Die Deputirtenkammer hat, den Bestimmungen der Verfassung gemäß, Don Eduardo Ma⸗ dero dazu gewählt, die Regierung des Landes zu übernehmen, falls der Präsident und Vizepräsident zufällig außer Stande wären, dieselbe zu führen.
In Uruguay hat die Regierung ein Manifest erlassen, in dem es heißt, daß sie alle Anstrengungen machen werde, um die im Inneren des Landes fortdauernde Revolution zu unter⸗ drücken. Außerdem verspricht sie eine Reduktion in der Ausgabe von Papiergeld und Reformen in der Steuergesetgebung, Frei⸗ heit der Handelsunternehmungen, die Errichtung einer National⸗ bank und die Regulirung der Staatsschuldenverwaltung. Die Uebernahme des Finanz⸗Ministeriums durch Don Andres Lamas hat einen günstigen Eindruck gemacht, und fie! das Goldagio in Folge dessen um 15 pCt.
Brasilien. Der Kaiser und die Kaiserin kehrten am 31. August von ihrem Ausfluge in die Provinz San Paulo nach Rio de Janeiro zurück. Am 21. September legte der Minister der öffentlichen Arbeiten der Deputirtenkammer ein Gesuch des Kaisers vor, ihm einen Urlaub von achtzehn Monaten zum Zwecke einer Reise nach Europa und den Vereinigten Staaten zu bewilligen, welches von der Kammer am 26. ge⸗ nehmigt wurde. Die Bischöfe von Olinda und Para wurden durch ein Kaiserliches Dekret begnadigt, wogegen der Vatikan die von den beiden Bischöfen über die brasilianischen Kirchen und Brüderschaften verhängten Interdikte aufhob. Am 19. wurde ein Kaiserliches Dekret veröffentlicht, welches den Bischöfen und Vorständen von Diözesen ein Jahresgehalt aus Staatsmitteln be⸗ willigt. Der Finanz⸗Etat für 1875/76 wurde von der Deputirten⸗ kammer mit den vom Senate gemachten Amendements angenom⸗ men. Nach denselben wird der Ausfuhrzoll auf Brasilholz vo 15 pCt. auf den aller übrigen Hölzer ermäßigt; die Zölle auf Kaffee, Tabak, Häute, Gummielastikum, Kakao, Rum, Piassawa, Hölzer, Diamanten, Goldstaub, Silber in Barren, Paranüsse und Fette bleiben unverändert, dagegen die auf Zucker, Wolle und Baumwolle auf 7 pCt. herabgesetzt, die übrigen Produkte, mit Ausnahme der vom Ausfuhrzolle befreiten, zahlen 5 pCt.; Produkte, die während drei Jahren nicht mehr als 10,000 Milreis einbringen, können auf die Freiliste gebracht werden.
Der Minister des Auswärngen hat sich in seinem Antwort⸗ schreiben auf die Note der argentinischen Regierung mit der vo der letzteren gegebenen Ecklärung über das Verhalten des Do Tejedor während seiner Mission in Rio de Janeiro für befriedig erklärt, sich aber seine Entscheidung in Betracht der Grenzfrag mit Parrguan vorbehalten. 1
Der 53. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung Brasiliens wurde am 7. September festlich begangen.