Berlin, den 8. März 1876.
Zur hundertjährigen Geburtstagsfeier der Kö⸗ nigin Luise bringt die „Prov. Corresp.“ folgenden Artikel:
„Mit unserem Königshause feiert in diesen Tagen das ge⸗
sammte Vaterland einen Gedenktag so hehr, so weihevoll, wie er selten von einem Volke begangen worden ist. In der Königin Luise, deren hundertster Geburtstag am 10. März gefeiert wird, verehrt unser Volk nicht blos das er⸗ habenste und sympathischste Bild edler Frauengröße, sondern zu⸗ gleich eine Hohepriesterin echt nationalen Sinnes und Geistes und eine Prophetin unserer nationalen Erhebung und Größe. 1b Nicht eine Heldenfürstin im eigentlichen Sinne war unsere herrliche Königin, — nicht um äußerer Großthaten willen, nicht durch selbständiges Eingreifen in den Lauf der Ereignisse wird ihr Name in der Geschichte verzeichnet sein, und doch, so ange das preußische und das deutsche Volk der glorreichen Epoche am Anfange dieses Jahrhundert gedenken, wird mit den erhebensten Erinnerungen das Gedächtniß der Königin in hervorragender Weise verknüpft bleiben. Gerade daß die Fürstin niihrem ganzen S'reben und Wirken bei dem lebendigsten und tiefsten Interesse für das Heil des Volkes und die Wieder⸗ rhebung des Staates doch die Sphäre echt weiblichen Waltens niemals verlassen, eine unmittelbare Betheiligung an den Staatsangelegenheiten nie gesucht und dennoch auf die Ent⸗ wickelung der nationalen Gedanken und Gefühle in ihrer Tiefe einen so gewaltigen Einfluß geübt hat, — das verleiht ihrer erhabenen Gestalt einen so unvergleichlichen historischen und sittlichen Zauber. Nicht eine Heldin unmittelbarer That, — aber eine Heldin des muthigen Duldens und kräftigen Ausharrens und vor Allem eine Heldin des begeisterten und begeisternden Glaubens, des religiösen und politischen Glaubens und Hoffens war die Königin Luise, — und deshalb war es ihr beschieden, inen mächtigeren Einfluß auf die Erstarkung der Geister und uf die endliche Wiedererhebung Preußens und Deutschlands u gewinnen, als irgend einer der großen Staatsmänner und elden der gewaltigen Zeit.
Was der Wiedererstarkung Preußens nach dem jähen Sturz, was der Volkserhebung zu den Freiheitskriegen die höchste Kraft und eine segensreiche Bedeutung weit über die unmittel⸗
aren Erfolge hinaus verlieh, das war ja die sittliche Wieder⸗ geburt des Volkes, welche nach dem Sinn und Streben der delsten unter den Staatsmännern der Befreiung vorausgehen ollte, — und inmitten dieses tief ernsten Strebens gerade stand Königin Luise mit dem ganzen Eifer ihrer reinen Seele, mit dem ganzen Feuer ihrer heiligen Begeisterung, mit dem gan⸗ zen milden Zauber ihres die Höchsten, wie die Niedrigsten ge⸗ winnenden Wesens. Die der Königin Luise gewidmete Liebe und Verehrung, die durch den Märtyrerkranz der hohen Dul⸗ derin noch an Kraft und Tiefe gewonnen hat, hat deshalb fort und fort eine innerlich segensreiche, ernst sittliche Kraft für unser Volk gehabt: von dem wehmüthigen und doch so erhebenden Gedächtnisse der edelsten Königin ist ein neuer reicher Segen usgegangen für den Thron der Hohenzollern, für das preußische nd für das ganze deutsche Volk. 8 Denn auch darin hat sich das wahrhaft prophetische Wesen der Fürstin bewährt, daß sie mit bewunderungswürdiger Klar⸗ heit und weit über das Verständniß der meisten Zeitgenossen hinaus den innigen Zusammenhang der Größe Preußens mit den nationalen Geschicken ganz Deutschlands erfaßte und ahnend verkündete. Wie sie selber in Wesen und Sitte das herrlichste Bild und leuchtende Vorbild einer echt deutschen Frau war, so war ihr Denken und Streben auch durch und durch von deut⸗ schem Geiste erfüllt und stets auf „das Ganze“, auf die natio⸗ nale Wiedergeburt Deutschlands gerichtet. Als der „Schutzgeist deutscher Sache“ wurde sie im Leben und im Tode von den Dichtern der großen Zeit gefeiert.
Was die hohe Frau mit Thränen gesäet, das ist bald nach ihrem schmerzlichen Hingang in überraschender Weise geerntet worden, — aber die volle Ernte war erst unserer Zeit be⸗ schieden.
Mit dem sittlichen Ernst und der Liebe zum Volke ist auch
der deutsche Geist der Königin Luise auf ihre Söhne überge⸗ gangen. Friedrich Wilhelm IV. sprach einst: „Deutschlands Einbeit liegt mir am Herzen, sie ist ein Erbtheil meiner Mutter“, — und was der Hochselige König geistig mit angebahnt, das hat unser jetziger König glorreich zur Erfüllung gebracht, herr⸗ licher, als die erhabene Mutter es zu ahnen vermochte.
„Ich bitte Gott täglich in meinem Gebete, daß er meine Kinder segnen und seinen Geist nicht von ihnen nehmen möge“, — schrieb die Königin ihrem Vater. Ihre heißen Gebete für ihre Kinder sind von Gott dem Herrn erhört worden und damit zugleich die Gebete für ihr Land und Volk.
Der Sohn der Königin Luise steht heute nicht blos als König des an Macht und Ehre erhöheten Preußen, sondern als Kaiser des neu erstandenen Deutschen Reiches allverehrt in⸗ mitten des deutschen Volkes, und mit den Gefühlen dankbarster Erinnerung an die große Königin steigen die heißen Segens⸗ wünsche der Nation für den Königlichen Sohn empor, durch welchen das Vermächtniß der erhabenen Fürstin unter Gottes sichtlichem Segen in wunderbaren Erfolgen zur Erfüllung ge⸗ langt ist.
Möge der Geist der unvergeßlichen Königin auf unserem Throne und in unserem Volke auch fernerhin segend walten!“
In der Königlichen Luisenstiftung, Markgrafen⸗ traße 10 hierselbst, der Anstalt, die auf Anregung der Königin Luise zur Ausbildung von Erzieherinnen und Zöglingen am 10. März 1811 eröffnet wurde, soll das alljährlich stattfindende Stiftungsfest bei Gelegenheit des hundertjährigen Geburts⸗ tages mit besonderer Feierlichkeit begangen werden. Am Mor⸗ gen wird in gewohnter Weise der versammelten Anstalt die Rede vorgelesen, welche der Prediger Dr. Janke am Eröffnungstage gehalten hat. Dieselbe betont besonders den Wunsch der Kö⸗ nigin, den Zöglingen durch die häusliche Einrichtung der Anstalt das Familienleben zu ersetzen und zwischen Erzieherinnen und Zöglingen ein schwesterliches Verhältniß herzustellen. Dieser Ge⸗ danke ist nun auch dadurch verwirklicht, daß je 5 Zöglinge mit einer jungen Erzieherin Wohn⸗ und Schlafzimmer theilen.
arauf findet der alljährliche Besuch der Luiseninsel und des Denkmals Friedrich Wilhelms III. statt, welcher der Anstalt das schöne Grundstück geschenkt hat, auf dem vor 11 Zahren nach dem Plan des Oberpräsidenten, Staatsministers T., Freiherrn v. Patow, das jetzige zweckmäßige Haus erbaut wurde. Für den Abend um 7 Uhr hat Ihre Kaiserliche und önigliche Hoheit die Kronprinzessin Höchstihren Besuch zugesagt, um der Festfeier beizuwohnen. Hochseligen Königin Luise ist in gut Imitation nach dem Gemälde der be⸗ d. 8 (gestochen von Alex. Tardieu
Das Bildniß der geführter Kupferstich⸗ annten Porträtmalerin Ma
1807) in diesen Tagen zum Preise von 2 ℳ in der hiesigen Nico⸗ lai'schen Verlagsbuchh andlung (Stricker) erschienen. Das Original dieses wenig bekannten, aber sehr anmuthigen Bildnisses befindet sich im Königlichen Kupferstich⸗Kabinet.
Am Sonnabend Abend sprach der Direktor der Nationalgalerie, Dr. Jordan, im Saale der Singakademie über Lionardo da Vinci. Da selten ein Mann in so verschiedenartiger Hin⸗ sicht thätig gewesen, wie Lionardo da Vinci, mußte Redner sich be⸗ scheiden, aus der Gesammtthätigkeit desselben ein besonderes Gebiet herauszugreifen, er wählte gerade das, in dem sich geistig zu⸗ sammenfaßte, was praktisch nach tausend Richtungen hin aus⸗ strahlte, seine im engeren Sinne wissenschaftliche Thätigkeit. Lionardo's erstes öffentliches Auftreten war durch jenen Brief be⸗ zeichnet, den er angeblich 1483 an Lodovico Moro von Mailand schrieb und worin er ein langes Programm der Künste und Fertigkeiten gab, in denen er seine Dienste anbot. Mailand wurde nunmehr der Schauplatz seines Geistes, und mit Recht hat man hier und nicht in Florenz vor 4 Jahren sein Monument errichtet. In seiner Thätigkeit am Hofe der Sforza tritt uns unwillkürlich eine weitgehende Analogie mit Goethe's Stellung in Weimar entgegen. Er, wie auch Goethe, war der geistige Mittelpunkt eines Musensitzes, dem gefeierte Namen auf allen Gebieten der Wissenschaften und der schönen Künste angehörten. Trotz seiner reichen Thätigkeit am Mailänder Hofe behielt Lionardo aber immer noch Muße, nicht nur seine Beob⸗ achtungen sich wissenschaftlich klar zu machen, sondern auch fort⸗ während selbständig sich mit der Lösung von Problemen zu beschäftigen, welche den ganzen Menschen fordern. Eine Masse von Niederschriften, Entwürfen und Abhandlungen, welche schlechthin alle Fächer des Wissens berühren, haben ihn zum Verfasser. Ein fran⸗ zösischer Kritiker hat Lionardo als den modernsten Kopf bezeichnet, der in der Kurstgeschichte denkbar ift; immer und immer wieder kommt er in seinen Schriften auf die Natur als die einzigste Quelle künst⸗ lerischer Erkenntniß zurück, und ergreifend ist das Loblied der Arbeit, das er wiederholt im hohen wie im scherzenden Tone anstimmt. Seine Schriften sind voll von kleinen Sinnsprüchen und Fabeln, in denen er gleichsam Einkehr in sich selbst hält und sich am Wege zur höchsten Erkenntniß eine kleine Warnung ertheilt. Leider gehört Lionardo zu denjenigen, mit dessen Produkten Natur und Zeit grausam umgegangen sind; auch sind seine Bücher von rechts rach links geschrieben, was ebenfalls dazu beigetragen hat, daß diese seine schriftstellerische Thätigkeit zu wenig Beach⸗ tung gefunden hat. Zu ihrer Zeit, bald nach Lionardo's Tode ver⸗ öffentlicht, würden dessen Schriften, namentlich die exakten Natur⸗ wissenschaften — denn auch auf diesem Gebiete ist er thätig gewesen — in bedeutsamer Weise gefördert haben. Die Mehrzahl seiner uns erhaltenen Schriften scheinen eine Art Notizbücher gewesen zu sein, aus denen sodann meist wohl in zufälliger Reihenfolge di⸗Hand⸗ schriktenbände zusammengefügt sind, welche gegenwärtig in den Bibliotheken von Paris, Mailand und London bewahrt werden.
Auch sein Malerbuch ist ein ziemlich wüstes Konglomerat, das in Bezug auf den Inhalt scheinbar nur das Rohmaterial darbietet, während es in der stilistischen Durchbildung hohen An⸗ sprüchen genügt. Die erste Ausgabe, die 1651 in Paris veranstaltet wurde, war, was Inhalt wie Form anbetrifft, ungenügend; erst die 1817 von Manzi in Rom zusammengestellte Ausgabe war einiger⸗ maßen vollständig, doch ist auch sie noch vielfach inkorrekt. Der In⸗ halt des Malerbuches besteht aus Rathschlägen und Vorschriften für die verschiedenen Gebiete malerischer Thätigkeit, welche theils die Form direkter Lehrsätze, theils die disputatorischer Thesen haben, deren Gegensatz widerlegt wird. Lionardo war es zuerst, der alles Kolorit mehr als Auflichten ursprünglicher Dunkelheit, denn als Färbung und Schattirung lichter Grundlagen betrachtete Einen genauen Unter⸗ schied machte er stets zwischen der Lichtwirkung im Freien und im geschlossenen Raume; auch in der Behandlung des Widerscheins zeigte er eine ungemeine Feinfühligkeit. In dem römischen Druck geht dem eigentlichen Malerbuch eine ästhetische Auseinandersetzung über den Rang streit der Künste vorauf, in welcher er warm für die Malerei eintritt und seine Ansicht durch eine Untersuchung der Rangstufe der mensch⸗ lichen Sinne, denen die einzelnen Künste vorzugsweise entsprechen, be⸗ gründet. Von besonderem Interesse ist es, seine Ansicht über die künstlerische Möglichkeit der Landschaft zu ver⸗ nehmen; mit scharfem Blick will er genau den perspektivischen Voraussetzungen gemäß den Plan angeordnet, die Wechsel⸗ wirkungen der lokalen Farben mit der vorübergehenden Wetter⸗ erscheinung beobachtet sehen. Bei seinen historischen Kompositionen legt er das Hauptgewicht mit einer gewissen Absichtlichkeit auf das Individualisirte der einzelnen Erscheinung, und mit peinlicher Sorg⸗ falt ging er selbst bei derartigen Kompositionen vor. Auf diese Weise bewahrte er sich das geniale Schaffen des Künstlers, das am Bedeutendsten wirkt, wenn es auf pathologischen Grundlagen und auf wissenschaftlichem Bedacht beruht. Eifrig warnt der Künstler vor den Gefahren der Subjektivität, denen man nur zu leicht verfalle. Der Antike weist er keinen Platz an unter den Lehrmitteln des Künstlers, nur aus der Natur will er schöpfen, was diesen fördern und unterweisen soll. — Lionardo's übriger Handschriftenschatz ist gegenwärtig nach wechselvollen Schicksalen theils in der Ambrosiana zu Mailand, theils in Paris, theils endlich in englischen Bibliotheken aufbewahrt; einige wenige Handschriften befinden sich in Mailänder Privatbesitz Der Inhalt jener Bücher bietet in seiner Mannigfaltigkeit, in der Originalität, Schärfe und Gewissenhaftigkeit der angestellten Beobachtungen auf den verschiedensten naturwissenschaftlichen, künst⸗ lerischen und praktischen Gebieten einen Schatz von höchstem Werthe, aber auch er liegt unbenutzt in Bibliotheken. Redner schloß mit einem warmen Aufruf an die deutschen Gelehrten, jenen Schatz zu heben zum Nutzen der Kunst und Wissenschaft und zur Ehre Deutschlands.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes nahm, wie die „Nat. Z.“ mittheilt, in der am Montag unter Vorsitz des Staats⸗Ministers Dr. Delbrück abgehaltenen Versammlung zunächst die Wahl der vier Abtheilungssekretäre vor und betraute mit diesen Aemtern die Herren Direktor der Königlichen Staatsdruckerei Busse, Dr. Martius, Spinnerei⸗Direktoren Lohren und Dr. Weigert. Dem so⸗ dann erstatteten Kassenbericht entnimmt das genannte Blatt, daß die Ein⸗ nahmen und Ausgaben des Vereins im verflossenen Jahre mit 13,501.50 ℳ balanzirten; von den vom Handels⸗Minister bewilligten 10,000 ℳ sind nur 2943 ℳ verausgabt worden. Die mit dem Verein verbundene v. Seydlitzsche Stiftung hat 23,283 ℳ eingenommen und 18,796 ℳ ausgegeben, das Vermögen der Stiftung hat zur Zeit einen Cours⸗ werth von 376,555 ℳ Namens der Abtheilung für Mathematik und Mechanik erstattete außerdem Direktor Lohren Bericht über den Be⸗ schluß derselben, die neuesten Fortschritte der Technolsgie in einer Reihe von Arbeiten zu publiziren. Man beabsichtigt zunächst, die dem Verein selbst angehörenden Kräfte für dieses Unternehmen zu ge⸗ winnen, dabei aber auch andere außerhalb des Vereins stehende Gelehrte zur Bearbeitung dieser technologischen Revue heranzuziehen. Fest uͤbernommen ist bereits die Bearbeitung der neuesten Fortschritte im Eisenhüttenwesen vom Bergrath Dr. Wedding, in dem Bau land⸗ wirthschaftlicher Maschinen vom Ingenieur Consentius, in der Fabri⸗ kation von Waagen vom Ingenieur Bernstein, im Mühlenwesen vom Direktor v. d. Wyngaert, in dem Bau von Holzbearbeitungsmaschinen vom Maschinenfabrikanten Wedding, in der Telegraphie vom In⸗ genieur v. Hefner⸗Alteneck, in der Weberei und Appretur vom Inge⸗ nieur Dr. Grothe und in der Wollspinnerei vom Direktor Lohren.
Die im mikroskopischen Aquarium täglich außer Dienstag und Freitag, Abends 7 Uhr, stattfindenden und mit Demon⸗ strationen lebender Phiere durch das Hydro⸗Oxygen⸗Gas⸗Mikroskop verbundenen Vorlesungen werden nur noch bis zum 19. d. M. fort⸗ dauern. Auch die Ausstellung unter dem Mikroskop, welche gegen⸗ wärtig die sich bewegenden und fressenden Muskel⸗Trichinen zeigen, wird alsdann eine Umwandlung erfahren und auf einige Wochen vorwiegend Gegenstände der Industrie enthalten. G
Riesenstadt.“
Ueber die Ueberschwemmungen in der Provinz Sachsen schreibt der Berichterstatter der „Magd. Ztg.“ unter dem 6. März im Wesentlichen Folgendes: Das Hochwasser der Elbe, welches nun schon fast 14 Tage andauert, ist zwar in der letzten Zeit etwas gefallen, zeigt sich aber trotzdem immer noch mächtig und Gefahr drohend. Stromaufmärts liegen diesseits der Elbe in unserer nächsten Nähe die meist aus Wiesengründen be⸗ stehenden Gemarkungen von Buckau und Fermersleben noch unter Wasser. Man besorgt Versandung resp. Verschlammung dieser Wiesen auf längere Zeit. In noch höherem Maße haben die Fluren von Salbke, Westerhüsen und Frose zu leiden, bei welch letz⸗ terem Orte das Wasser noch immer theilweis bis an den Bahndamm spült. Auch die Verkehrsstraße von da nach Schönebeck ist noch durch das Wasser unterbrochen. Schönebeck selbst war gestern von Tausenden besucht, welche von den Bahnzügen bis zu später Nach⸗ mittagsstunde herbeigeführt wurden. Alle wollten das, was die Zei⸗ tungen berichtet, mit eigenen Augen sehen. Die überschwemmt ge⸗ wesenen Straßen der Stadt sind theilweise jetzt zum Verkehr für Fuß⸗ gänger, die sich vor Schmutz nicht fürchten, frei, und der nun mögliche Blick in das Innere der Häuser und Höfe kann die Größe des ange⸗ richteten Schadens jetzt erst recht ermessen. Jedenfalls nehmen alle Be⸗ sucher die Ueberzeugung mit in ihre Heimath, daß für die Thätigkeit der allerorts gebildeen Hülfscomités hier noch unendlich viel Raum übrig ist. Schlimm auch steht es weiter hinauf mit den in Folge des Dammbruchs bei Monplaisir hart betroffenen Gemeinden Zackmünde Pömmelte und ganz besonders Glinde, welche noch jetzt fast unverändert sich in derselben Lage befinden, wie bei Eintritt des Unglücks. Nur bei Pömmelte hat in Folge eines Dammdurchstiches bei diesem Orte, welcher gemacht wurde, um die diesseitigen Fluthen nach jenseits über⸗ zuleiten und so die Gefahr für die betreffenden Ortschaften in etwas abzumindern, eine allerdings nicht bedeutende Erleichterung geschafft werden können. Das Wasser diesseits des durchbrochenen Dammes steht aber immer noch sehr hoch. Pömmelte selbst befand sich beim Eintritt des Hochwassers in einer besonders kritischen Lage, weil der Gemeinde nur ein einziger Kahn, der Gemeind kahn, zur Verfügung stand, während das benachbarte Zackmünde sowohl wie Glinde, welches vielfach von Fischern bewohnt ist, mit ihrer eigenen Rettung gegen das Verderben drohende Element vollauf zu thun hatten, so daß sie wenig Zeit hatten, an die Bewohner Pömmeltes zu denken. Es dauerte geraume Frist, ehe von Gnadau und Barby und aus anderen benachbarten Gemeinden Hülfe geschickt werden konnte, was dann allerdings in reichstem Maße geschah. Vieh und was sonst zu retten war, warde auf den etwas höher gelegenen Platz, welcher in der Nähe der Kirche liegt, gebracht; leider aber mußte man den größten Theil dessen was an Vorräthen und Früchten aufgestapelt war, den Fluthen überlassen. Die Gebäude der kleinen Häusler und Oekonomen werden fast sämmtlich eines gründlichen Umbaues bedürfen. Noch schlimmer als Pömmelte ward Glinde betroffen, wo auch nicht ein Haus wasserfrei geblieben war. Hierher mußten, da auch nicht einmal eine Kochstelle im ersten Augenblick vorhanden blieb, die vom Wasser freien Nachbargemeinden Spenden von Warmbier ꝛc. in Blechflaschen senden, um die Betroffenen vor Erstarrung und Untergang zu schützen. So liegt Glinde noch jetzt vollständig im Wassec, und für dieses, wie für Pömmelte und, wenn auch in geringerem Maße, für Zackmünde ist leider nach Aussage von Sachverständigen nicht eher Hoffnung auf Besse⸗ rung, als bis ein normaler Wasserstand die Zuschüttung des auf acht Ruthen Länge berechneten Dammdurchbruchs gestattet. Noch sind alle drei Gemeinden dem Verkehr nach außen so gut wie unzugänglich, und namentlich Pömmelte mit seinem einen Kahne liegt fast ganz abgeschlossen. In Barby haben besonders die in der Nähe des durchbrochenen Dammes bei Monplaisir gelegenen Fiuren des Amtsraths Dietze gelitten, dessen unermüdliche Thätigkeit, trotz der eigenen schweren Verluste, in der ganzen Gegend gepriesen wird. — Bei Station An der Saale der Magdeburg⸗Leipziger Bahn sieht das Auge abermals rechts wie links auf eine fast unübersehbare Wasser⸗ fläche; hier ist es die Saale, welche aus ihren Ufern getreten ist und, durch das noch immer andauernde Steigen ihrer Nebenflüsse, ganz besonders der aus Thüringen kommenden Ilm, Schwarze und Unstrut, die anliegenden Gelände weithin überschwemmt und ver⸗ schlammt hat. Hier sollen es garz besonders die Fluren von Tornitz und Werkleitz sein, welche schwer gelitten haben, während die Stadt Calbe durch ihre trefflichen Wasserbauten, sowie durch den Umstand, daß sie bereits um Weihnachten von einem hedeutenden Wasserstande, heimgesucht worden war und, hierdurch gewitzigt, die umfassendsten Vorkehrungen getroffen hatte, vor schwe⸗ reren Verlusten bewahrt blieb. — Dies ist das Gesammtbild des augenblicklichen Standes der Dinge diesseit des Bahngeländes der Strecke Magdeburg⸗Halle. Schwer betroffen aber sind auch die Fluren der am jenseitigen Elbufer gelegenen Gemeinden, von denen Nach⸗ richten einzuziehen augenblicklich äußerst schwierig ist, dort ist es ganz besonders das Barby gegenüber liegende Dornburg, welches schneller und umfassender Hülfe dringend bedarf.
Ein Telegramm des „W. T. B.“ aus New⸗York, vom 7. März, meldet: Gestern wurde das Asyl für alte Leute in Brooklyn von einer Feuersbrunst verzehrt Es werden gegen 30 Bewohner desselben vermißt, 20 wurden als Leichen aus dem Trüm⸗ merhaufen gezogen. — Bei Harpersferry brach eine Eisenbahn⸗ brücke, während ein Zug über dieselbe hinwegfuhr, zusammen; es haben dabei 11 Personen das Leben eingebüßt, 6 andere wurden verwundet.
Theater.
Der noch immer anhaltende lebhafte Besuch der Vorstellungen der „Reise um die Welt in 80 Tagen“ im Victoriatheater ver⸗ anlaßt die Direktion, die Wiederholungen erst am Sonntag den 13. März zu beenden, um mit diesem Tage zu schließen und die sceni⸗ schen Einrichtungen zu dem neuen Ausstattungsstücke „Die Reise in den Mond“ in Angriff zu nehmen. 8
— Das englische Original der am Sonnabend im Woltersdorff⸗ Theater zur ersten Aufführung gelangenden Novität, die Komödie „Our boys“ des Schauspielers und Bühnenschriftstellers J. H. Byron, erlebte in dieser Woche in Londen seine 360. Aufführung. Die beiden Hauptpartien sind, wie man uns mittheilt, in der deutschen Bearbei⸗ tung den komischen Darstellern Frl. Josephine Gallmeyer und Hrn. Emil Thomas angepaßt, während außerdem Frau Radermacher, Frl. Gruber, Frl. Kuhse, Frl. Weller, Frl. Schatz und die HH. Max, Junker, Schultze und Hintze in hervorragenden Rollen beschäftigt sind. Die Musik ist von dem Kapellmeister Adolf Mohr komponirt, und für eine würdige äußere Ausstattung hat die Direktion durch Be⸗ schaffung neuer Dekorationen gesorgt.
— Die auf den 22. und 23. d. M. beabsichtigte Aufführung beider Theile des Goethe'schen „Faust“ auf dem Hoftheater zu Weimar hat bis auf den 22. und 23. April verschoben werden müssen. Inzwischen haben die Dekorations⸗ und Beleuchtungsproben schon begonnen, die Vorbereitungsproben sind angesetzt, die Rollen werden bereits studirt. 1
— Otto Devrient, Sohn von Eduard Devrient, Regisseur an der Weimarer Hofbühne, ist, dem „Dr. J.“ zufolge, als tech⸗ nischer Bühnenleiter an das Hof⸗ und Nationaltheater in Mann⸗ heim berufen worden.
Die Soireen des Physikers A. Böttcher im Konzertsaal des Schauspielhauses bieten in dieser Woche eine ganz neue Wanderung: „London bei Tag und Nacht; Sehenswürdigkeiten und Volksleben der Dieser neue Bildercyklus veranschaulicht die architek⸗ tonisch hervorragenden Gebäude und berühmten Kunstgebilde Lon⸗ dons und illustrirt das eigenthümliche Volksleben in effektvollen Far⸗ benskizzen. Den zweiten Theil der Unterhaltung bildet eine astrono⸗ mische und physikalische Exkursion nach dem Monde.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck W. Elsner. Vier Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage).
Berlin:
Reichs⸗An
12l 59.
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Königreich Preußen.
Bekanntmachung. “ Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetz⸗ Samml. S. 357) sind bekannt . 1 8 1) das Allerhöchste Privilegzium vom 8. November 1875 wegen Emission von 300,000 ℳ Prioritäts Obligationen der Homburger Eisenbahngesellschaft durch die Amtsblätter der Königlichen Regierung zu Wiesbaden Nr. 49, S. 332 bis 334, „ausgegeben den 9. Dezember 1875, für den Stadtkreis Frankfurt a. M. Nr. 53, S. 250 bis 253, aus⸗ gegeben den 9. Dezember 1875;
2) der Allerhöchste Erlaß vom 8. November 1875, betreffend das der Gemeinde Leidenhofen, Kreises Marburg, verliehene Ent⸗ eignungsrecht bezüglich einer zur Erweiterung ihres Todtenh fes erfor⸗ derlichen Parzelle des „der Hofacker“ genannten, in der Gemarkung
Leidenhofen belegenen Grundstücks, durch das Amtsblatt der König⸗
lichen Regierung zu Cassel Nr. 50, S. 361, ausgegeben den 15. De⸗ zember 1875;
.3) der Allerhöchste Erlaß vom 14. November 1875, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts der bezüglich Herstellung der Straße von Kaukehmen im Kreise Niederung über Ackmenischken und an dem Ostrande des Bredzuller Moores entlang über Brionischken nach Ruß, im Kreise Heydekrug, nebst einer Abzweizung von Schude⸗ reten nach Schakuhnen als Staatschaussee erforderlichen Grund⸗ stücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 52, S. 460/461, ausgegeben den 29. Dezember 1875;
4) der Allerhöchste Erlaß vom 17. November 1875, betreffend das dem Kreise Beuthen verliehene Recht der Enteignung und der fiskalischen Vorrechte in Bezug auf den Bau und die Unterhaltung der Chausseen von Ober⸗Heiduk in der Richtung auf Kattowitz bis an die Kreisgrenze und von Beuthen nach Lagiewnik, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 53, S. 357, ausgegeben den 31. Dezember 1875;
5) das Allerhöchste Privilegium vom 17. November 1875, wegen Ausfertignng auf den Inhaber lautender Kreis⸗Obligationen des Kreises Beuthen im Betrage von 375,000 ℳ durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 53, S. 357 bis 359, aus⸗ gegeben den 31. Dezember 1875;
.e) der Allerhöchste Erlaß vom 29. November 1875, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der in Gemäßheit des Aller⸗ höchsten Privilegiums vom 17. April 1871, im Betrage von 500,000 Thaler aufgenommenen Anleihe der Stadt Dortmund von 5 auf 4 ½ Prozent vom 1. April 1876 ab, sowie die Erhöhung der jährlichen Amortisationssumme für den Rest dieser Anleihe von 1 auf 1 ½ Prozent des Anleihekapitals vom Jahre 1877 ab, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arns⸗ berg Nr. 52, S. 467, ausgegeben den 25. Dezember 1875;
7) der Allerhöchste Erlaß vom 6. Dezember 1875, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts und der fiskalischen Vorrechte an den Kreis Ober⸗Barnim für den Bau einer Chaussee vom Bahnhofe zu Neustadt⸗Eberswalde nach Schöpfurth mit einer Abzweigung von Heegermühle nach Messingwerk, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam, Jahrgang 1876, Nr. 2, S. 7, ausgegeben den 14. Januar 1876;
8) der Allerhöchste Erlaß vom 28. Dezember 1875, betreffend den Uebergang der fiskalischen Straßen⸗ und Brückenbau⸗ und Unter⸗ haltungslast, sowie der örtlichen Straßenbaupolizei an die Stadt⸗ gemeinde Berlin, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Jahrgang 1876, Nr. 2, S. 8, ausgegeben den 14. Januar 1876;
9) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Dezember 1875, betreffend die unter Verleihung des Enteignungsrechts ertheilte Genehmigung zum chausseemäßigen Ausbau der Straße von Naumburg über Roßbach und Freyburg nach Laucha, durch das Amtsblatt der Königlichen Re⸗ gierung zu Merseburg, Jahrgang 1876, Nr. 8, S. 41, ausgegeben den 19. Februar 1876;
10) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Januar 1876, betreffend die Verlängerung der der Cottbus⸗Großenhainer Eisenbahngesellschaft zur Vollendung und Inbetriebnahme der Eisenbahn von Cottbus nach Frankfurt ag. d. O. durch die landesherrliche Konzessions⸗Urkunde vom 11. Mai 1874 gestellten Frist bis zum 1. Juli 1877, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. d. O. Nr. 5, S. 32, ausgegeben den 2. Februar 1876;
11) der Allerhöchste Erlaß vom 5. Januar 1876, betreffend eine
Abänderung des Schemas für die Seitens der Stadt Stettin auf
Grund des Allerhöchsten Privilegiums vom 13. Oktober 1875 aus⸗ zugebenden Obligationen zum Betrage von 3,000,000 ℳ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 6, S. 29, aus⸗ gegeben den 11. Februar 1876.
Personal⸗Veränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen
Beförderungen und Versetzungen. Im stehend 1 G 6 enden Heere. Berlin, 26. Februar. 8 —
. Hildebrandt, Major und Abtheilungs⸗ Commdr. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 8, in gleicher Eigenschaft in das Feld⸗Art. Regt. Nr. 11 versetzt. Kanz, Hauptm. und Battr. Chef vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 4, unter Versetzung als etatsm. Stabsoffiz. n das Feld⸗Art. Regt. Nr. 8, zum Major befördert. Radike, Hauptm. u. Battr. Chef vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 2, zum überzähl. Major befördert. Mente, Major vom Kriegs⸗Minist., als Abthei⸗ ungs⸗Commandeur in das Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 4 verfetzt. Mattner, Hauplm. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 8, von dem Kommdo. ils Adjut. der 3. Feld⸗Art. Inspektion entbunden, und unter Stellung
à la suite dieses Regts., vorläufig auf drei Monate zur Dienst⸗ eistung beim Kriegs⸗Ministerium kommandirt. v. Janson, Hauptm. om Generalstabe des I. Armee⸗Corps, zum Generalstabe der 2. Div., . Boddien, Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum General⸗
stab des I. Armee⸗Corps, Zingler, Major vom Generalstabe des
XI. Armee⸗Corps, zum Generalstabe der 20. Div. Frhr. v. Schlei⸗
nitz, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe des XI.
Armee⸗Corps, versetzt. v. Bonin, Sec. Lt. vom Regt. der Gardes du Corps, unter Entbindung von seinem Kommdo. als Adjutant bei dem Gouvernement von Posen, in das Drag. Regt. Nr. 23, Graf v. Pückler, Sec. Lt. v. Drag. Reg. Nr. 8, in d. Reg. d. Gardes du Corps, Frhr. v. Lersner, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 23, in das Ulanen⸗Regt. Nr. 7, Schwerin, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 23, in das Ulanen⸗Regt. Nr. 2, Frhr. v. Maltzahn, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 19, in das Drag. Regt. Nr. 23 versetzt. — Berlin, 2. März. v. Hennigs, Pr. Lt. vom Ulanen⸗Regiment Nr. 1, von dem Kommdo. als militär. Begleiter des Prinzen Wilhelm von Hessen, Königliche Hoheit, zum 1. April cr. entbunden. Frhr. v. Sinner, Sec. Lt. g. D., zuletzt im Hus. Regt. Nr. 14, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt. im Ulanen⸗Regt. Nr. 7 wieder angestellt. — Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Den 22. Februar. Zabel, Hauptm. à la suite der Armee und Vorstand der Intendan⸗ tur der 1. Div., zum 1. April d. Js. als Mitglied zu der Corps⸗ Intendantur VIII. Armee⸗Corps versetzt.
„In der Reserve und Landwehr. Berlin, 2. März.
Nitsche, See. Lt. von der Res. des Inf. Regts. Nr. 63, in das
Reit, Feldjäger⸗Corps als Sec. Lt. und Feldjäger versetzt.
Erste Beilage
Berlin, Mitwoc, den 8. Nirz.
Abschiedsbewilligungen. Im stehenden Heere. Ber⸗ lin, 26. Februar. Wentzel, Hauptmann und Compagnie⸗Chef vom Infanterieé⸗Regiment Nr. 48, mit Pension zur Disposition gestellt und gleichzeitig im aktiven Dienst als Hauptmann und Platzmajor in Danzig wieder angestellt. Laube, Major zur Disp. und Be⸗ zirks Commdr. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 53, von dieser Stel⸗ lung entbunden. v. d. Hardt, Oberst⸗Lt. zur Disp. und Bezirks⸗ Commandeur des 1. Bats. Landwehr⸗Regiments Nr. 69 in gleicher Eigenschaft zum 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 53 versetzt. Stoermer, Hauptm., aggr. dem Gren. Regiment Nr. 8, unter Stellung zur Disp. mit dem Charakter ais Major und Pension zum Bezirks⸗Commandeur des 1. Bataillons Landwehr⸗Reziments Nr. 69 ernannt. v. Hochstetter, Oberst zur Disp., zuletzt Commandeur des Kadettenhauses zu Potsdam, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Kadettencorps ertheilt. — Berlin, 29. Februar. Bausch, Oberst⸗Lieut. a. D., zuletzt Bats. Commdr. im Fuß⸗Art. Regt. Nr. 5, der Char. als Oberst verliehen. Mersmann, Sec. Lt. vom Infant. Regt. Nr. 61 mit schlichtem Abschied entlassen. Polemann, Prem. Lt. g. D., zuletzt im Feld⸗Art. Regt. Nr. 8, Div. Art, die Aussicht auf Anstellung im Civildienst verliehen.
„ Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Ver⸗ fügung des Kriegs⸗Ministeriums. Den 8. Februar 1876. Gronwald, Korseck, Bernhardt, Kühne, Wolff, Schnath, Meyzling, Gerlach, Graff, Mar⸗ quardt, Bonsels, Brackebusch, Neuhoeffer, Rullmann, Kempf, Goldmann, Unter⸗Apotheker des Beurlaubtenstandes, zu Ober-⸗Apothekern ernannt — Den 20. Februar. Crusius, Proviantmstr. in Schleswig, zum 1. April cr. mit Pension in den nachgesuchten Ruhestand versetzt. — Den 22. Februar. Troicky, Proviantmstr. in Torgau nach Schleswig, Müller, Reserve⸗ Mazazin⸗Rendant in Aschersleben, als Proviantmstr. ad int. nach Torgau, Wentzelmann, Proviantamts⸗Controleur in Metz, als Reserve⸗Magazin⸗Rendant nach Aschersleben, Otto, Proviantamts⸗ Controleur in Erfurt, nach Metz, Klett, Depot⸗Magazin⸗Ver⸗ walter in Unruhstadt, unter Beförderung zum Proviantamts⸗Controleur nach Erfurt, Voigt, Proviantamts⸗Assistent in Berlin, als Depot⸗ Magazin⸗Verwalter nach Unruhstadt, Gleiß, Proviantamts⸗Assistent in Straßburg, nach Minden versetzt. Götz, Schleich, Militär⸗ Anwärter, als Proviantamts⸗Assistenten in Straßburg resp. Berlin angestellt. — Den 23. Februar. Stambke, Rechnungs⸗Rath, Intendantur Sekretär von der Intendantur des Garde⸗Corps, To⸗ karski, Intendantur⸗Registrator vom XV. Armee⸗Corps, auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. — Den 24. Fe⸗ bruar. Ibscher, Roßarzt beim 2. Garde⸗Feld⸗Art. Regt., zum Ober⸗Roßarzt bei der Militär⸗Roßarztschule ernannt. — Den 25. Fe⸗ bruar. Naß, Militär⸗Anwärter, als Proviantamts⸗Assistent in Trier angestellt. — Den 1. März. Anders, Ober⸗Büchsenmacher von dem Waffen⸗Revisions⸗Kommando in Solingen, zur Gewehr⸗ Fabrik in Erfurt, Dittrich, Ober⸗Büchsenmacher von der Gewehr⸗ Fabrik in Erfurt, zum Waffen Revistons⸗Kommando in Solingen
versetzt. 1 1u““ Königlich Bayerische Armee.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Abschiedsbewilli⸗ gungen. Im stehenden Heere. Den 21. Februar. Witt⸗ mann, Sec. Lt. vom 14. Inf. Regt., mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, sowie der Verleihung des Anspruchs auf Anstellung im Militär⸗Verwaltungsdienste verabschiedet. — Den 23. Februar. Siebenlist, Prem. Lt. vom 6. Inf. Regt., mit schlichtem Abschiede entlassen. — Den 24. Februar. v. Petz, Pr. Lt. zur Disp. mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet.
„Beamte der Militärverwaltung. Den 21. Februar. Hötzler, Zahlm. von der Leibgarde der Hartschiere, zum Inf. Leib⸗ Regt., Weyh, Zahlm. vom Inf. Leib⸗Regt., zur Eisenbahn⸗Comp. versetzt. Flerx, Res. Sec. Lt. des 1. Fuf. Regt., zum Zahlm. im 3. Inf. Regt. ernannt.
XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im stehenden Heere. Februar 1876. Richter, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 101, zum Pr. Lt. befördert. Oehme, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, zu den Offizieren der Reserve seines Regiments versetzt. Nafziger, Port. Fähnrich im Infant. Regt. Nr. 104, Schultz, Port. Fähnr. im Infanterie⸗Regiment. Nr. 107, Knippenberg und Oeser, Portepee⸗Fähnrichs im Füsilier⸗Regiment Nr. 108, Frhr. v. Seebach, Portepee⸗Fähnrich im 1. Jäger⸗Bataillon Nr. 12, sowie Götz v. Olenhusen und v. Suckow, Port. Fähnrs. des 2. Jäger⸗Bats. Nr. 13, zu Sec. Lts. in ihren Truppentheilen befördert. Bech, char. Port. Fähnr. im Inf. Regt. Nr. 107, zur Disp. der Ersatzbehörden entlassen. v. Winckler und Mehlhorn, Port. Fähnrs. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, sowie Richter, Port. Fähnr. im Pion. Bataillon Nr. 12, zu außeretatsm. Sec. Lts. in
n der Reserve und Landwehr. Judenfeind⸗Hülße, Pr. Lt. der Res. des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 12, zum G d. 8 Ackermann, Sec. Lt. der Res. des Garde⸗Reiter⸗Regts., zum außeretatsm. Sec. Lt. bei dem Feld⸗Art. Regt. Nr. 12 ernannt. Richter II., Sec. Lt. der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 101, zum Pr. Lt. der Landw. Inf., Gensel und Lindenberg, Sec. Lts. der Reserve des Inf. Regts. Nr. 102, zu Pr. Lts. der Reserve in ihren Regtrn., sowie Sorge, Vize⸗Feldw. der Res. des Pion. Bats. Nr. 12, zum Sec. Lt. der Res. dieses Regts. befördert.
Abschiedsbewilligungen. In der Reserve und Landwehr. Caspari, Sec. Lt. der Reserve des Inf. Regts. Nr. 105, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Uniform der Abschied bewilligt.
Im Sanitäts⸗Corps. Dr. Perle, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 107, in die Reserve versetzt. Dr. Lier, Unterarzt im Pion. Bat. Nr. 12, und Dr. Heym ann, Unterarzt im Gren. Regt. Nr. 100, zu Assist. Aerzten 2. Kl. in ihren Truppen⸗ theilen befördert.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Den 14. Februar. Graf v. Waldburg⸗Zeil⸗Trauchburg, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, unter Stellung à la suite dieses Regts. von dem Kommando als Commdr. der Schloßgarde⸗Comp. enthoben. Abschiedsbewilligungen. Den 14 Februaäar. Kern, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 126, der Abschied bewilligt, behufs Ueber⸗ tritts in ausländische Dienste. Im Sanitäts⸗Corps. Durch Verfügung des Corps⸗Gene⸗ ralarztes. Den 12. Februar. Dr. Schlosser, Unterarzt der Res. im Res. Landw. Bat. Nr. 127, zum Unterarzt im Grenad. Regt. Nr. 119 ernannt und mit Wahrnehmung einer der bei dem genann⸗ ten Regte. vakanten Assistenzarztstellen beauftragt. Beamte der Militärverwaltung. Den 31, Januar. Wagner, Hauptm. a. D., charg. Garnison⸗Verwaltungs⸗Ober⸗Inspek⸗ tor und beauftragt mit Wahrnehmung der Ober⸗Lazareth⸗Inspektor⸗ eng in Ulm, zum Ober⸗Lazareth⸗Inspektor ernannt. — Den 21. ebruar. Remshardt, Feldw. im Inf. Regt. Nr. 126, zum Kasernen⸗Inspektor ernannt. 8
zeiger und Königlich Preußis
en Staats⸗Anzeiger.
Nichtamtliches.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. März. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ zufolge hat gestern zwischen den hier anwesenden ungarischen Ministern und den österreichischen Ministern, Fürst Auersperg, Lasser, von Pretis⸗Cagnodo und von Chlumecky eine längere Besprechung stattgefunden. In derselben wurde die Fortsetzung der Verhandlungen über die zwischen den beiden Reichshälften schwebenden Fragen für die letzten Tage des Monat März an⸗ beraumt. Gleichzeitig sollen dann auch die Verhandlungen zur Feststellung des gemeinsamen Budgets für das Jahr 1877 statt⸗ finden und diese voraussichtlich noch vor der Charwoche beendet werden. — Die Nachricht, daß der in Aussicht genommene Zeit⸗ punkt für die Eröffnung der Berathungen der Delega⸗ tionen verschoben werden solle, wird von der „Politischen Korrespondenz“ als unbegründet bezeichnet.
— In der letzten Sitzung des Abgeordnetenhauses am 1. d. M. hielt, wie bereits kurz mitgetheilt, am Schlusse der De⸗ batte über die Goldrentenanleihe der Minister Dr. Unger unter anhaltendem Beifall des Hauses eine ausführliche Rede, in welcher er sich im Hinblick auf den bevorstehenden Schluß der Session über die Stellung des Ministeriums zu den Ver⸗ handlungen mit Ungarn äußerte. Wir theilen den Wortlaut dieser Rede nach der „Wien. 3.“ mit: Hohes Haus! Durch die angesuchte Bewilligung der Emission einer Goldrente sollen der Regierung die Mittel bewilligt werden zur Deckung bereits beschlossener Ausgaben und die Regierung dadurch in den Stand gesetzt werden, die Geschäfte in den nächsten Monaten weiter zu führen. Wie zu hoffen ist, wird trotz der vorzebrachten staatsrechtlichen und finanziellen Bedenken diese Bewilligung wohl auch ertheilt werden, und da diese Bedenken bereits von einer und der anderen Seite des Hauses ihre Widerlegung gefunden haben, so brauche ich auf diese Seite der Frage nicht näher einzugehen. Nur eine kleine Bemerkung meinerseits möchte ich mir doch gestatten mit Rücksicht auf die Ausführungen des ersten Herrn Gegenredners (Dr. Weiß von Starkenfels) in der gegenwärtigen Debatte. Ich glaube nämlich, daß es ganz überfluͤssig war, daß er eine förmliche Verwahrung dagegen einlegte, als würde in der etwaigen Votirung dieses Anlehens von seiner Seite und von der Seite seiner Parteigenossen die Votirung eines Vertrauens fuͤr die Regierung ge⸗ sehen werden können. Ich kann Ihnen versichern, daß die Regierung niemals so unbescheiden gewesen wäre, in diesem Votum ein Ver⸗ trauensvotum zu erblicken, ich muß aber sogar hinzufügen, daß, wenn es wirklich der Regierung je zustoßen sollte, das Vertrauen dieses Redners und seiner Partei zu gewinnen oder zu finden, daß, wie ich fürchte, die Regierung das Vertrauen zu sich selbst verlieren müßte, und so steht denn das hohe Haus mit der Bewilligung dieses An⸗ lehens an dem Schlusse eines Sessionsabschnittes.
„Während aber sonst mit dem Abschnitte einer Session eine ge⸗ wisse relative politische Ruhe eintritt, und die Zwischenzeit zwischen der Vertagung des Reichsrathes und dem Wiederzusammentritte des⸗ selben eine stille Zeit der Erledigung laufender Geschäfte und der Vorbereitung künftiger Sessionsarbeiten ist, verhält sich dies diesmal, wie mir scheint, anders. Denn wie es dem hohen Hause bekannt ist, fällt in diese Zwischenzeit der Abschluß der für das Schicksal der Monarchie auf Jahre lang hinaus entscheidenden Verhandlungen mit unserem Nachbarlande, und zu dem wirthschaftlichen Drucke, der schwer auf den Gemüthern lastet, gesellt sich, wenn ich an⸗ ders die öffentliche Stimmung recht zu beurtheilen v mag, auch eine gewisse politische Sorge. Die Regierun hält es daher für ihre Pflicht, noch in diesem letzten Augenblick⸗ dem scheidenden Reichsrathe ein kurzes Wort der Aufklärung un — wie sie glaubt — auch der Beruhigung über die Haltung sage zu sollen, welche sie bei diesen obschwebenden Verhandlungen einzu nehmen gedenkt. Vor Allem muß ich betonen, daß die Regierung — die gegenwärtige Regierung — darin eine große Ehre siebt, da sie dazu berufen ist, diese Verhandlungen zu führen, und daß sie ihren größten Stolz darein setzt, diese Verhandlungen zu einem erfreulichen und gedeihlichen Abschlusse zu bringen. Jeder Einzelne, in dessen Brust ein edlerer Ehrgeiz lodert, dankt dem Schicksale dafür, wenn ihm das Leben immer neue und immer höhere Aufgaben stellt, und auch eine Regierung muß es dem Schicksale Dank wissen, wenn sie zur Lösung immer neuer, wenngleich immer schwererer Pro⸗ bleme berufen ist. Sie hat dabei nur den heißen Wunsch, daß auch für sie das Wort des Dichters wahr werde: „Es wächst der Mensch mit seinen höhern Zwecken.“ Die Regierung nun hat den festen und unerschütterlichen Willen, die obschwebenden Verhandlungen nur zu einem solchen Abschlusse zu führen, welcher weder den politischen
Interessen der gesammten Monarchie, noch den finanziellen und wirth⸗ schaftlichen Interessen der diesseitigen Reichshälfte Zabträglich wäre Die Regierung hat die gegründete Hoffnung und die feste Zuversicht, daß es ihr gelingen werde, einen solchen Abschluß dieser Verhandlungen E1“ und darum geht die Regierung mit ungeschwächter raft und ungebrochenem Muthe an die Lösung dieser Aufgaben heran. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, gerade diesen Umstand hervor⸗ zuheben und zu betonen, daß wir mit vollem Muthe der neuen Auf⸗ gabe entgegengehen, weil ein geehrter Redner aus Ober⸗Oesterreich bei einer Debatte, die in den jüngsten Tagen stattgefunden hat, mit einem Wohlwollen, das nun einmal seiner Natur eigen und von ihm ganz unzertrennlich ist, die Situation der Regierung, sowie die politische Situation überhaupt in einem ganz anderen Lichte darzustellen gesucht hat. Er meinte, die Regierung zei eigentlich, wenn es ihr nur ge⸗ lingen würde, fahnenflüchtig; sie ergreife jede passende oder un⸗ passende Gelegenheit, um aus dem Amte zu kommen, bevor es zum Abschlusse dieser Verhandlungen gelangt. Ich darf wohl diesem Redner, der überhaupt ein solches Vergnügen an Fabeln zu finden scheint, versichern, daß auch diese Insinuation vollständig in das Ge- biet Sn be ihm so sehr geliebten Fabeln gehört. 8 ie Regierung ist nicht so diplomatisch gewandt und geschult, nicht so verschlagen und nicht so berechnend, wie der geehrte 88 Ab⸗ geordnete aus Ober⸗Oesterreich es vermuthet hat, jener Abgeordnete, der es seinem Edelmuthe nicht versagen konnte, im Vorübergehen einem abwesenden und kranken Manne ein freundliches Wort zu ver⸗ setzen. Hätte die Regierung wirklich jene, doch wohl nicht sehr loyale, vielleicht sogar als perfid zu bezeichnende Absicht, bei einer passenden oder unpassenden Gelegenheit sich noch rechtzeitig aus dem Staube zu machen, dann, glaube ich, hätte die Regierung eigentlich eine viel bessere und passendere Gelegenheit finden können. Ich komme auf das Thema, das mein Kollege soeben berührt hat; ich glaube, die Regierung hätte nur darauf zu dringen gehabt, daß das Gesetz über die Gebühren⸗ erhöhung noch in diesem Sessionsabschnitte vor das Haus gebracht würde; ich glaube, es wäre da der Regierung gelungen, sämmtliche segetten des Hauses wirklich zu einem vollen und einmüthigen Wider⸗ tande zu vereinigen, und damit wäre für sie der Fall des Rücktrittes gegeben. Die Regierung hat aber bekanntlich von diesem Mittel hges Sn. emacht. Rs In alten Zeiten, wenn ein Römer, der an seinem Schick dem Schicksale seiner Republik verzweifelte und, seines “
drüssig, demselben ein Ende machen wollte, dann übergab er sein ent⸗ blößtes Schwert einem Nahestehenden, forderte ihn neg Iön. tasfens⸗