Gemeinde, wenn sie Eigenthümerin ist, will, in der Verfügung nicht enthalten und alles Zuweitgehen hat d⸗mit ein Ende. Meine Herren! Ich habe von den letzten Verhandlungen einen eigenthümlichen Eindruck erhalten. Die Herren werden zwar sagen, das gehe mich gar nichts an, denn es könnte ja, was ich jetzt aus⸗ spreche, herauskommen wie eine Art Rath an die verehrten Herren, und ich bin allerdings weit entfernt. Ihnen einen solchen zu oktroyiren; aber, wenn Sie Tag ein Tag aus — und es wird ja wohl noch eine Weile von Tagen so fortdauern — immerfort mit dem Satze kommen: alles,
was von dieser Verwaltung, alles, was von diesem Minister geschieht,
das taugt nichts, wenn die verehrten Herren ihre Ausdrucksweise gra⸗ duiren, von der milden, freundlichen Ermahnung des verehrten Hrn. Dr. Perger, der gestern zu mir sprach, durch die größere Leidenschaft d's Abg. Dauzenberg, der mindestens die Kirche zu Grunde gehen sieht bis zur Extase des Hrn. Abg. Windthorst (Meppen), der zwei seiner Reden geschlossen hat, etwa mit dem Satze: „seht, wie schauder⸗ haft es im preußischen Staate ist!“ und die dritte Rede „in Preußen geht das Christenthum zu Grunde“, — dann muß ich mich wirklich und wahrhaftig fragen, ob nicht das Sprüchwort auch an Ihnen zur Geltung kommen muß: allzu scharf macht schartig!
Im weiteren Verlaufe der Sitzung führte der Regierungskom⸗ missax Geheimer Regierungs⸗Rath Stauder aus, daß durch die Ver⸗ fügung vom 23. Februar 1874 keine neuen Prinzipien ausge⸗ sprochen seien, sondern dasselbe angeordnet würde, was der Erlaß des Domkapitels in Münster vom 2. September 1801. fordere. Der Abg. Dr. Löwe begrüßte mit Freuden die noch sanften Maßregeln der Staatsgewalt, die Kirche von der wider⸗ rechtlichen Beherrschung der Schule zurückzuhalten. Auf eine Rede des Abg. Windthorst (Meppen) erwiderte der Abg. Dr. Lasker, indem er die unsubstantiirten Angriffe der klerikalen Partei von dem Gebiete des Volksschulwesens energisch zurückwies. Nach einigen perfönlichen Bemerkungen wurde die Position bewilligt.
Zu Tit. 3 (zur Bestreitung der Kosten der Oekonomie, Medikamente und zu Unterstützungen für die Seminaristen 1,143,323 ℳ) befürwortete der Abg. Dr. Wehrenpfennig seinen Antrag: im nächsten Etat die Kosten für die internen und die ex⸗ ternen Seminaristen als besondere Titel erscheinen zu lassen.
Der Abg. Dr. Löwe wünschte, daß, statt der Vorbereitung in den Präparandenanstalten, der Abgang aus den mittleren Gymnasial⸗ oder Realklassen zur Vorbedingung für den Eintritt in die Seminarien gemacht werde, und daß man bei der Unter⸗ stützungsgewährung weniger rigorös das testimonium paupertatis erfordern solle, weil dadurch viele sogenannte kleine Bürger ab⸗ gehalten würden, ihre Söhne dem Lehrfache zu widmen.
Der Antrag Wehrenpfennig wurde angenommen und die Position bewilligt.
Zu Tit. 4 (zur Unterhaltung der Gebäude und Gärten) fanden die Anfragen der Abgg. Dr. Schläger, Franz und Klotz (Homburg) über den Bau der Seminarien in Hannover, Habelschwerdt und Usingen durch den Regierungekommissar Geheimen Regierungs⸗ Rath Beinert Beantwortung.
Zu Tit. 5 (Unterrichtsmittel u. s. w. 421,863 ℳ) wurde auf den Antrag des Abg. Dr. Wehrenpfennig beschlossen, im nächsten Etat die Ausgaben für die Unterrichtsmittel von denen für die Utensilien und die sonstigen sächlichen Ausgaben zu trennen.
Der Titel selbst wurde bewilligt, worauf sich das Haus vertagte.
— In der heutigen (27.) Sitzung des Abgeordneten⸗ hauses, welcher am Ministertische der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, der Handels⸗Minister Dr. Achenbach, der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Falk, mit meh⸗ reren Kommissarien beiwohnten, begründete nach einigen ge⸗ schäftlichen Mittheilungen des Präsidenten der Abg. Dr. Petri die Interpellation des Abg. Dr. Frickhöffer und Genossen über den Bergrutsch bei Caub, welche lautet:
Nach hierher gelangten telegraphischen Mittheilungen der Bür⸗ germeisterei zu Caub ist dieses Städtchen von einem schweren Un⸗ fall betroffen worden. In Folte Bergrutsches sind 9 Gebäude ver⸗ schüttet und 25 Menschen um das Leben gekommen.
„Die Unterzeichneten erlauben sich die Anfrage an die König⸗ liche Staatsregierung zu richten:
Sind der Königlichen Staatsregierung schon nähere Mit⸗ theilungen über dieses Ereigniß zugekommen? Drohen noch weitere Nachrutschungen? Waren Anordnungen getroffen, die Be⸗ wegung der Bergmassen zu überwachen, und konnte die polizeiliche Räumung der bedrohten Gebäude nicht rechtzeitig bewerkstelligt werden? Was gedenkt die Königliche Staatsregierung weiter zu thun?
Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, erklärte sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit und gab dann eine eingehende Darstellung der bisher von der Regierung getroffenen Maßregeln, er erklärte, daß die Aus⸗ grabungsarbeiten mit Energie fortgesetzt würden, daß dieselben aber langsam fortschritten und sehr gefährlich seien. Der Handels⸗Minister Dr. Achenbach verlas den Bericht des in Caub sich aufhaltenden Bergraths über die zu veranstaltenden Abraumungsarbeiten zur Vermeidung der in Zukunft noch drohenden größeren Gefahr, welche mit aller Energie in Angriff genommen werden würden. Damit war die Interpellation erledigt. Hierauf urde die zweite Bera⸗ thung des Etats des Ministeriums der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten mit der Diskussion des Kap. 125 Tit. 6 (Präpa⸗ randen⸗Anstalten) fortgesetzt, wobei zunächst Abg. Dr. v. Gerlach das Wort ergriff. Der Abg. Kiesel wies im Namen der Lehrerschaft die Angriffe der klerikalen Partei gegen die Volksschule zurück, indem er ausführte, daß die Lehrer auf dem Boden des Christenthums ihr Erzieheramt ausführten. Der Regierungskommissar, Geheimer Regierungs⸗Rath Dr. Schneider ergriff beim Schlusse des Blat⸗ tes das Wort.
t — Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern kann den bei den Strafanstalten funzirenden Aerzten ge⸗ stattet werden, den in der 3. (unter Umständen auch in der 4.) Diätform verpflegten kranken Gefangenen neben der tarif⸗ mäßigen Kost Extraspeisen zu verordnen.
— Der General⸗Lieutenant von Strubberg, Comman⸗ deur der 19. Division, hat sich nach beendigtem Urlaub nach Hannaver zurückbegeben.
— Der General⸗Major Maentell, bisher Abtheilungs⸗ Chef im Ingenieur⸗Comité, ist zum Präses des Ingenieur⸗ Comiteés ernannt worden.
Batzern. München, 12. März. (Allg. Ztg.) Der König hat heute Vormittags der Herzogin Adelgunde von Modena einen Besuch abgestattet und sodann den Prinzen Luitpold zu seinem Geburtstage beglückwünscht; aus Anlaß dieses Festes fand Abends halb 5 Uhr im Königlichen Wintergarten Familien⸗ tafel statt, zu welcher sämmtliche hier weilende Miglieder des Königlichen Hauses geladen waren. — Die „Allg. Ztg.“ berich⸗ tigt ihre Angabe über die gestrige Kammersitzung, daß der Aus⸗ schußantrag: an Se. Majestät den König die Bitte zu richten, die Gehaltsaufbesserung in pragmatischer Eigenschaft ge⸗
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währen zu wollen, mit 79 gegen 76 Stimmen angenommen worden sei. Die Annahme desselben erfolgte vielmehr mit größerer Mehrheit, indem nicht nur die ganze Rechte, sondern auch ein großer Theil der Linken für den Antrag gestimmt hat. Um an die Krone gebracht werden zu können, bedarf der Antrag auch der Zustimmung der Kammer der Reichsräthe.
— 13. März. Der neuernannte italienische Gesandte am bayerischen Hofe, Graf Rati⸗Opizzoni, ist hier angekommen.
Sachsen. Dresdelohen⸗März. (Dresd. J.) In der heutigen Sitzung der Zweitke mammer beantwortete Staats⸗ Minister Dr. v. Gerber eine Interpellation des Vize⸗Präsidenten Streit, welche anfragt, wann die von der Staatsregierung zu⸗ gesagte Vorlegung eines Gesetzentwurfes wegen Ausübung des weltlichen Hoheitsrechts über die katholische Kirche erfolgen werde, dahin, daß, nachdem die diesbezüglichen Arbeiten im Kultus⸗Ministerium ihren Abschluß gefunden hä ten, die Vor⸗ legung in der nächsten Zeit erfolgen werde.
Baden. Karlsruhe, 12. März. Der Reversparagraph im Pfarrdotationsgesetz ist, wie man dem „St. A. f. W.“ schreibt, von der Regierung doch nicht aufgegeben, sondern sie hält vielmehr mit Rücksicht auf die katholische Kirche daran fest, und die Ablehnung des Reverses hätte das Nichtzustandekommen des Gesetzes zur Folge. Die erzbischöfliche Surie hat nicht nur den Kammern ihre Denkschrift gegen das Dotationsgesetz vorgelegt, in welcher sie das Nichtein⸗ gehen in die Berathung des Gesetzes beantragt, sondern sie hat höheren Ortes geradezu die Bitte vorgetragen, das Gesetz nicht zu sanktioniren. Unter der evangelischen Geistlichkeit sind be⸗ kanntlich die Stimmen für und wider den Revers getheilt.
Hessen. Darmstadt, 13. März. Die Zweite Kam⸗ mer ertheilte in ihrer heutigen Sitzung dem Gesetzentwurfe über die nachträgliche Vergütung von Kriegsleistun⸗ gen an die Gemeinden ihre Zustimmung und bewilligte so⸗ dann die für die Fortsetzung der inneren Einrichtung des Kriegs⸗ Ministerialgebäudes und die für weitere Herstellungen im Amts⸗ hause erforderlichen Mittel. Der Ankauf des Bankgebäudes gab zu einer längeren Debatte Anlaß, wurde jedoch schließlich gegen 3 Stimmen genehmigt.
Lippe. Detmold, 14. März. Der Fürst und die Fürstin begeben sich am 15. d. M. zum Besuch der Groß⸗ herzoglichen Höfe nach Oldenburg und Schwerin, darauf zum 22. d. Mts., dem Geburtstage Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, nach Berlin und am 23. an den Königlich sächsischen Hof nach Dresden.
Elsaß⸗Lothringen. Nach amtlichen Veröffentlichungen haben die Brutto⸗Sinnahmen der Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern in Elsaß⸗Lothringen, einschließlich des Enregistrements im Jahre 1875 im Ganzen 27,148,108 ℳ gegen 27,052,885 ℳ im Jahre 1874 betragen. Hiervon entfallen auf Reichs steuern 13,203,538 ℳ gegen 13,679,004 ℳ im Vorjahre und zwar: Zölle 10,887,661 ℳ (gegen 1874 weniger 630,465 ℳ), Salzsteuer 1,007,272 ℳ (weniger 114,868 ℳ), Tabaksteuer 223,598 ℳ (weniger 163,936 ℳ), Branntweinsteuer 1,039,882 ℳ (mehr 441,660 ℳ), Uebergangsabgabe, von Branntwein 45,125 ℳ (weniger 7857 ℳ). Der † usfall an Eingangszoll ist hauptsächlich durch Minderverzolluzudm von ganz groben Eisenwaaren (— 41,464 Ctr.), Wein in Fässern (— 71,756 Ctr.), unverarbeiteten Tabaksblättern (ß— 3709 Ctr.), raffinirtem Zucker (—17,303 Ctr.), Rohzucker (ß— 2278 Ctr.) und von Schweinen (—19,840 Stück) veranlaßt. Von Artikeln, bei welchen Mehrverzollungen stattgefunden ha⸗ ben, sind namentlich Eisenbahnschienen (— 63,366 Ctr.), roher Kaffee (+ 10,202 Ctr.), geschälter Reis (+. 8017 Ctr.) und Salz (+ 11,184 Ctr.) zu erwähnen. Die Mindereinnahme an Salz⸗ steuer ist durch größeren Salzbezug aus dem Auslande ver⸗ anlaßt worden. Die erhebliche Abnahme der Tabaksteuer findet in dem Umstande ihre Erklärung, daß ein Theil der in 1873 fällig gewesenen Tabaksteuer erst in 1874 zur Verein⸗ nahmung gelangt ist. Außerdem war aber auch im Jahre 1874 der Anbau von Tabak, wovon die zweite Hälfte der Steuer erst in 1875 fällig wurde, in Folge Sinkens der Tabakspreise geringer, als im vorhergegangenen Jahre. Die Mehreinnahme an Brannt⸗ weinsteuer ist eine Folge der guten Wein⸗ und Obsternte, welche dem Brennereibetrieb ein erheblich größeres Material zuführte; die gestiegene Produktion inländischen Branntweins hat denn auch emnen Rückgang der Uebergangsabgaben von Branntwein herbei⸗ geführt.
An Landessteuern sind im Jahre 1875 aus der Zoll⸗ und Steuerverwaltung im Ganzen 4,412,031 ℳ gegen 3,932,097 ℳ in 1874 und aus der Enregistrementsverwaltung 9,532,539 ℳ gegen 9,441,784 ℳ in 1874 aufgekommen. Unter den ersteren Landessteuern lieferten die Weinsteuer mit 2,096,038 ℳ (gegen 1874 + 710,996 ℳ) und die Biersteuer mit 1,681,769 ℳ (gegen 1874 — 286,777 ℳ) die höchsten Erträge, während der Rest von ca. 600,000 ℳ sich auf Uebergangsabgaben von Bier, Licenzgebühren, Expeditions⸗ gebühren, Strafgelder ꝛc. vertheilt. Die Weinsteuer hat in Folge der ergiebigen Weinernte eine erhebliche Mehreinnahme geliefert; das hiermit in Verbindung stehende Sinken der Weinpreise hat aber eine Abnahme des Bierkonsums und eine Verminderung des Ertrages der Biersteuer und der Uebergangsabgaben von Bier um ca. 290,000 ℳ im Gefolge gehabt. Die Einnahmen aus der Enregistrementsverwaltung endlich haben sich auf der Höhe des Vorjahrs gehalten und ist die geringe Mehreinnahme bei denselben im Betrage von ca. 90,000 ℳ nur eine zufällige.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. März. Die Mehr⸗ zahl der Landtage ist noch mit Konstituirungsarbeiten und Formfragen beschäftigt. — Im Vorarlberger Landtage brachte der Landesausschuß den Entwurf eines katholischen Volksschulgesetzes für Vorarlberg ein, welcher einem aus Klerikalen bestehenden Ausschuß überwiesen worden ist.
— Die „Presse“ erhält auf telegraphischem Wege das Resultat der vom Bukowinaer Großgrundbesitze vollzogenen Wahlen in den Landtag mit dem Beisatze, daß die Gewählten in den Landtag eintreten. Die Bedeutung dieser Nachricht, bemerkt das genannte Blatt, wird erst klar, wenn man sich daran erinnert, daß die Majorität des Bukowinaer Großgrundbesitzes, dem Ex⸗ Minister Baron Petrino blindlings ergehen, seit einer Reihe von Jahren jedesmal „Petrinoten“ in den Landtag wählte, die in denselben nicht eintraten.
— Die „Wien. Ztg.“ schreibt: Wie aus mehrfachen Kund⸗ gebungen zu ersehen ist, hat die Annahme in vielen Kreisen Eingang gefunden, daß der laut des Gesetzes vom 23. Juli 1871 auf den 1. Januar 1876 festgesetzte obligatorische Ein⸗ führungstermin der neuen Maße und Gewichte um
sechs Monate erstreckt worden sei oder doch erstreckt werden solle.
Dem gegenüber wird hiermit aufmerksam gemacht, daß dieses Gerücht aller Begründung entbehrt.
— Der „Bote für Tirol“ schreibt über die Schließung des Tiroler Landtags: „Den Landtag hat sein Schicksal erreicht, er wurde im „besonderen Allerhöchsten Auftrage“ geschlossen, und zwar, wie noch nie ein Landtag je zuvor in Tirol, unter dem unzweideutigen Ausdruck Kaiserlicher Ungnade. Se. Majestät befahl dessen Schließung wegen „pflichtwidrigen Be⸗ nehmens der Mehrheit seiner Mitglieder“. Mit diesen aus dem Munde des Kaisers doppelt inhaltsschweren Worten sind die schalen Loyalitätsbethenerungen, von welchen jener berüchtigte Protest der Landtagsmehrheit strotzt, und die sie selbst, kaum ausgesprochen, durch ihre eigene That Lügen strafte, gerichtet; sie sind das ver⸗ diente Echo auf jenes letzte Hoch im Landtagssaale, das einen Akt der Willkür und Gesetzesverletzung decken sollte; sie sind das vernichtende Urtheil der Handlungsweise unserer Landtagsmehr⸗ heit, das seinen Wiederhall finden wird von Berg zu Berg, von Thal zu Thal, so lange Tirol das Palladium seines Ruhmes: die Treue gegen Kaiser und Reich, in seinem Herzen und nicht nur auf seinen Lippen trägt!“
Das „Prag. Abendbl.“ bemerkt hierüber: Man beachte wohl, daß die Schließung in Folge „pflichtwidrigen Benehmens der Mehrzahl der Mitglieder“ des Tiroler Landtages erfolgte. Der Ausdruck „pflichtwidrig“ in der Allerhöchsten Ordre läßt keine Deutung zu; die Demonstranten haben sich nicht blos gegen die bestehenden Gesetze aufgelehnt, diese einfach bei Seite geschoben, sie haben auch gegen die Unterthanenpflichten gehan⸗ delt, indem sie den Ruf zu gedeihlicher Thätigkeit mit lärmen⸗ den Demonstrationen beantworteten und die dem Stellvertreter Sr. Majestät des Kaisers, dem Statthalter, schuldige Achtung in der gröblichsten Weise verletzten. Wenn nicht solche Vor⸗ gänge der Bevölkerung Tirols über die Haltung dieser sei⸗ ner Vertreter die Augen öffnen, dann ist sie in der That zu bedauern; denn es giebt kein Wort, mit dem man jene Vor⸗ gänge überhaupt nur kennzeichnen könnte. Der Protest der Landtagsminorität lautet sehr kategorisch und ist eine energische Verurtheilung jenes Vorgehens, welches einen großen Bruchtheil des Landes der Möglichkeit, die Landesangelegenheiten zu ordnen, einfach beraubt. Wie heute hervorgehoben wird, ist die laufende Landtagssession zugleich die letzte in der Wahlperiode des tiroler Landtages und ist damit der Zeitpunkt, in dem er seine Funktionen einstellt, von vornherein fixirt. Bei Neuwahlen wird es sich zeigen, ob die Wähler in Tirol jenes von allerhöchster Stelle als „pflichtwidrig“ gekennzeichnete Vorgehen ihrer bis⸗ herigen Vertreter ratifiziren werden oder nicht.
Ragusa, 15. März. (W. T. B.) Der neu ernannte Gouverneur der Herzegowina, Wassa Effendi, und der als Kommissar fungirende englische Konsul sind mit dem Lloyddampfer „Messina“ hier eingetroffen.
Zara, 13. März. Zu Anfang der heutigen Landtags⸗ sitzung begann der Deputirte Monti die Verlesung eines Schrifistücks, welches die Erklärung enthielt, daß, da der Präsi⸗ dent des Landtags, Ljubisa, sich von dem Vorwurfe, bei der Vergebung der dalmatinischen Bahnen eine unverdiente Summe Geld empfangen zu haben, nicht gerechtfertigt habe, der Redner sowie seine Gesinnungsgenossen an den Sitzungen des Landtags ferner nicht mehr Theil nehmen würden, so lange sie nicht von dem Vize⸗Präsidenten oder einem von der Krone neu ernannten Präsidenten berufen würden. Der Präsident Ljubisa verbot die Verlesung und entzog dem Redner der Geschäftsordnung ge⸗ mäß das Wort. Monti setzte nichtsdestoweniger unter großem Lärm die Verlesung fort. Schließlich hob der Präsident die Sitzung auf.
Schweiz. Bern, 10. März. Der Ständerath er⸗ ledigte heute das Forstgesetz, erklärte die Motion Freuler: den Bundesrath zu autorisiren, die „eidgenössische“ Bank schlimmsten Falls auf gerichtlichem Wege zur Ablegung ihres Prädikats „eidgenössisch“ zu veranlassen, unter Namensaufruf mit 26 gegen 13 Stimmen für erheblich, wies dieselbe an den Bundesrath mit der Einladung zur Berichterstattung in nächster Junisession und beauftragte den Bundesrath, bei der Regierung von Aargau auf die bürgerliche Gleichstellung der dortigen Israeliten innerhalb einer festzusetzenden Frist zu dringen.
— 13. März. Der Ständerath hat unter Strei⸗ chung der nationalräthlichen Motivirung mit 26 gegen 14 Stimmen beschlossen, zur Zeit nicht in das Kultussteuergesetz einzutreten.
— Laut einer offiziellen Zusammenstellung, welche die „N. Zürch. Ztg.“ mittheilt, giebt es in der Schweiz 54 Kirch⸗ gemeinden und 26 Vereine, welche die Verfassung der christ⸗ katholischen Kirche der Schweiz angenommen haben und so⸗ mit zur R präsentanz an der Nationalsynode berechtigt sind. Die Zahl der christkatholischen Bevölkerung an denjenigen Orten, wo diese verfassungsmäßigen Verbände bestehen, be⸗ trägt 72,880.
Frankreich. Versailles, 14. März. (W. T. B.) Im Senat und in der Deputirtenkammer wurde heute eine Erklärung der Regierung über die von derselben zu befolgende Politik verlesen, welche in einem durchaus konservativ⸗republikanischen Sinne gehalten ist. Die Erklärung wurde in beiden Kammern, namentlich aber im Senate, beifällig aufgenommen. (S. das Telegramm vom 15. März.)
— In der heutigen Sitzung des Senats brachte der Kriegs⸗Minister, de Cissey, einen Gesetzentwurf, betreffend die Armeeverwaltung, ein. Derselbe wurde, nachdem das Haus die Berathung derselben für dringlich erklärt hatte, an eine Spezialkommission verwiesen. Es folgten alsdann Wahl⸗ prüfungen.
Die Deputirtenkammer wählte den der gemäßigt repu⸗ blikanischen Partei angehörigen Abgeordneten Faye mit 236 gegen 185 Stimmen zum Quästor, Gegenkandidat war Gent, welcher der radikalen Partei angehört und von Gambetta unter⸗ stützt wurde. — Der Präsident Grevy richtete alsdann eine Ansprache an die Kammer, in welcher er ausführte, es liege dem Hause ob, den Beweis zu liefern, daß die Republik eine Regierung der Ordnung, der Freiheit und des Friedens bedeute. Nachdem von dem Finanz⸗Minister Say das Budget eingebracht war, folgten Wahlprüfungen.
— 15. März. (W. T. B.) In der gestern im Senate und in der Deputirtenkammer Namens des Minister⸗Conseils ver⸗ lesenen Erklärung wird hervorgehoben, daß die schon begrün⸗ dete republikanische Regierung durch die Wahl der beiden Kam⸗ mern ergänzt worden sei und nunmehr mit ihnen zusammen die öffentliche Gewalt bilde. Das allgemeine Stimmrecht sanktionire die Verfassungsarbeien der letzten National⸗ versammlung. Die Gewalt könne keinen höheren Ursprung haben, niemals sei eine Regierung auf legitimerem Wege errichtet worden. Die Erklärung erwähnt darauf der Proklamation des Präsidenten vom 13. Januar, worin gesagt war, daß die Ver⸗
fassungsbestimmungen nicht geändert werden dürften, bevor sie nicht 2 wurden angenommen, und der Uebergang des Gesetzentwurfes
loyal ausgeübt worden wären. Diese Worte würden für das Ver⸗ fahren der Regierung stets maßgebend sein. Die Größe und die Zukunft des Landes hingen von der loyalen Ausführung der Verfassungsgesetze ab. Es heißt in der Erklärung sodann weiter: „Wir werden dem liberal konservativen Geiste, welcher diese Gesetze durchdringt, in den Beziehungen mit den Kam⸗ mern, soweit es sich um die Vorbereitung der Gesetze handelt, stets treu bleiben. Wir werden aber auch ver⸗ langen, daß die uns unterstehenden Beamten uns treu sind. Dieselben werden unsere Anschauungen unterstützen, indem sie begreiflich machen werden, daß die Republik mehr als jede andere Regierungsform nöthig hat, sich auf die heiligen Gesetze der Religion, der Moral und der Familie, sowie auf die Unverletzlichkeit und Achtung des Eigenthums und auf die Ermuthigung und Ehre der Arbeit zu stützen, daß die Republik jenen kriegerischen Abenteuern widerstreben wird, auf welche andere Regierungen sich nur zu oft eingelassen haben.“ Die Er⸗ klärung erörtert sodann die sinanzielle Lage. Das Budget werde ein Gleichgewicht aufweisen, ohne daß eine Erhöhung der Lasten nothwendig würde, und den Steuerpflichtigen neue Opfer zuge⸗ muthet werden würden, so daß trotzdem die Rückzahlung der Schuld an die Bank von Frankreich gesichert wäre. Bezüglich der Beziehungen Frankreichs zum Auslande wird in der Erklä⸗ zung gesagt: „Unsere Beziehungen zu den auswärtigen Mäch⸗ ten haben in keiner Richtung ihren freundschaftlichen un friedlichen Charakter verloren. Frankreich hat sich den Bemühun⸗ gen und Versuchen angeschlossen, welche eine Pazifikation der au ständischen Provinzen der Türkei bezwecken. Wir halten an der Hoffnung fest, daß die Einigkeit der großen Mächte, welche die Achtung vor den Verträgen und die Liebe zum Frieden verbürgen, ihre Früchte tragen wird.“ Bezüglich des beende⸗ ten spanischen Bürgerkrieges bemerkt die Erklärung, daß kein Land mehr als Frankreich durch denselben gelitten habe, und daß kein Land mit größerer Befriedigung das Ende dieses Krieges betrachte, als Frankreich. Diese Beruhigung der Gemüther an den beiden Endpunkten Europas und der drin⸗ gende Friedenswunsch, von welchem alle Völker in gleichem Maße wie alle Regierungen beseelt seien, würden vor Allem den neuen handelspolitischen Vereinbarungen zu Gute kommen. Der bevorstehende Ablauf der geschlossenen Handels⸗ und Schiffahrtsverträge gebe den Organen der Staatsgewalt Veranlassung, sich über neue ökonomische Grundsätze zu einigen, nach welchen von jetzt ab alle kommerziellen Beziehun⸗ gen Frankreichs zum Ausland geregelt werden müßten; das Ministerium werde hierbei bemüht sein, von der einheimischen Industrie Störungen und Tarifänderungen nach Möglichkeit fernzuhalten und sich einer weisen, auf Handelsfreiheit basirten Politik befleißigen. Die Reorganisation des Militärwesens schreite allmählich fort, es werde Sache der Kammer sein, die Grundsätze noch festzustellen, nach welchen bei der Armeeverwaltung und be⸗ züglich des Generalstabes verfahren werden solle. Bei der Marine sei auf thunlichste Minderung einer noch weiteren Verschlechterung des Materials hinzuwirken. Die im Schiffs⸗ bau eingetretenen Veränderungen hätten die Scemächte be⸗ stimmt, sich neue Lasten aufzulegen, Frankreich sei genöthigt, auf demselben Wege mit Entschiedenheit vorzugehen. Die Regierung werde sich bemühen, einen Impuls zur Ausführung weiterer öffentlicher Arbeiten zu geben. In der inneren Politik werde sie ihr Augenmerk darauf richten, wichtige und mit Recht geforderte Freiheiten des Volkes mit den Rechten des Staates und den Prärogativen der Exekutivgewalt in Einklang zu setzen. Die Erklärung kündigt sodann Gesetzentwürfe an, betreffend die Uebertragung der wissenschaftlichen Grade, den höheren Unter⸗ richt und über die Zusammensetzung der Munizipalitäten. Am Schlusse heißt es:
„Wir beginnen diese erste Session der Kammern der kon⸗ stitutionellen Republik nicht ohne Erregung, wir sehen die Schwierigkeiten voraus, die dieselbe mit sich führen wird, aber wir wagen zu hoffen, daß diese Schwierigkeiten durch Ihr Ver⸗ trauen auf die loyale Weisheit des Präsidenten, durch die be⸗ ständige Einigkeit der beiden Kammern und durch den gemein⸗ schaftlicken lebhaften Wunsch geebnet werden, daß Frankreich durch die Freiheit, die Ordnung und den Frieden sich wieder zu seiner Größe erhebe.“
Türkei. Konstantinopel, 14. März. (W. T. B.) Wie das „Bureau⸗Havas⸗Reuter“ meldet, begiebt sich Moukthar Pascha demnächst an die österreichische Grenze, um mit dem Statthalter von Dalmatien, v. Rodich, zu konferiren und sich mit demselben wegen der zur Beruhigung der Bevölkerung in den insurgirten Distrikten zu treffenden Maßregeln ins Einver⸗ nehmen zu setzen.
Rumänien. Bukarest, 13. März. (W. T. B.) Der Senat hat die von der Regierung beantragte Dringlichkeit für die Berathung der neuen Anleihevorlage mit 29 gegen 25 Stimmen abgelehnt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. März. (W. T. B.) Die Nachricht, daß in Folge des Ausbruchs der Feindseligkeiten zwischen Japan und Korea und der Blokade der koreanischen Häfen durch Japan das diesseitige Geschwader verstärkt werden würde, ist, wie von bestunterrichteter Seite ver⸗ sichert wird, vollständig unbegründet. Dagegen liegen hier authentische Mittheilungen vor, daß sich die Verhältnisse zwischen beiden Staaten friedlich gestalten.
— Die in Rußland lebenden „Mährischen Brüder“ waren früher von der Rekrutenpflicht befreit, mußten jedoch da⸗ für 90 Kop. per Kopf an die Krone zahlen. Gegenwärtig nun werden dieselben nach dem Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht zum Militärdienst herangezogen, während die erwähute Ersatz⸗ steuer in Wegfall kommt. — Das dem Ministerium der Volksaufklärung vorgelegte Projekt für die sibirische Universität nimmt eine vollständige Universität mit 4 Fakultäten in Aussicht. Das jährliche Budget ist, dem „Ssibir“ zufolge, auf 212,220 Rbl. veranschlagt worden, also im Vergleich zur Charkower Universität um 126,609 Rbl., zur Kijewer um 133,490 Rbl., zur Kasaner um 135,359 Rbl. und zur Moskauer Univerfität um 199,899 Rbl. geringer. Für die historisch⸗philologische Fakultät sollen 8 Pro⸗ fessoren und 3 Dozenten, für die physiko⸗mathematische 12 Pro⸗ fessoren und 4 Dozenten, für die juristische 8 Professoren und 3 Dozenten und für die medizinische Fakultät 11 Professoren und 9 Dozenten ernannt werden. Die Anzahl der Studenten
ist auf ca. 240 veranschlagt; die Baukosten sind annähernd auf 8 ten reizenden Umgebung der Stadt der Phäaken,
Das Lands⸗ ges Arbeit vollendend — ist es ein Bild lichter Heiterkeit, Uaschuld
eine halbe Million berechnet worden.
Dänemark. Kopenhagen, 14. März. . thing beendete gestern nach zweitägigen Verhandlungen die zweite Lesung des Fischereigesetzes. Mehrere vom Aus⸗ schusse gestellte, minder wesentliche Aenderungsanträge mit
Arnold v. Brescia, Savonarola u g.
welchen der Minister des Innern sich einverstanden erklärt hatte, s 1 I
zur dritten Lesung einstimmig genehmigt. — In der gestrigen
Sitzung des Folkething wurde von Bojsen ein Gesetzentwurf,
betreffend die Abschaffung der körperlichen Züchtigung, der Krummschließung oder des Arrestes in Ketten bei der Land⸗ und Seemacht, eingebracht. Die Gesetzentwürfe, betreffend das Lootsenwesen und die Gehälter der Lootsen, wurden nach
längerer Debatte in erster Lesung angenommen und einem Aus⸗
schusse überwiesen.
„Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Tele en⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 9. März 1876: Wirksamkeit der für die Ange⸗ hörigen der Reichs⸗Postverwaltung bestehenden Wohlthätigkeits⸗ ꝛc. Anstalten für das Jahr 1875.
— Nr. 5 des iv für Post und Telegraphie (Beiheft zum Amtsblatt de en Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung) hat folgenden Inhalt tenstücke und Aufsätze: Die Berner Post⸗ konferenz im Janu Die Eisenbahnen, die Post⸗ und Tele⸗ graphenstationen igi. Die Telegraphie in den Vereinigten Stagaten. Aus ik des Postamts Münster i. W. Das Postwesen in Japan. leine Mittheilungen: Gefährdung der Post⸗ transporte nach Bagdad durch die Araber. Danzigs Postverbindun⸗ gen vor zweihundert Jahren. Akustische Warnungssignale für Schiffe. Telegraphische Beförderung einer Botschaft. Neuere Forschungsreise von E. Giles. — Zeitschriften⸗Ueberschau.
Die Nr. 22
Statistische Nachrichten. Einen wesenitlichen Zweig des Verkehrs de⸗ Ost⸗ und Nord⸗ seehäfen des deutschen Zollgebiets bildet die Ausfuhr von Ge⸗ treide und Hülsenfrüchten. Im Jahre 1874 sind an solchen von sämmtlichen betreffenden Häfen 8,983,027 Ctr. gegen 8,185,396 Ctr. ausgeführt worden, von denen aus den Häfen der Ostsee 8,487,323 Ctr. oder 94 ½ % (1873: 7,655,420 Ctr. oder 93 %) nach dem Auslande verschifft worden sind, während auf den Verkehr der Nordseehäfen nur 495,704 Ctr., gegen 529,976 Ctr. in 1873, ent⸗ fallen. Der Export von Mühlenfabrikaten seewärts ist dagegen im Jahre 1874 nicht so bedeutend wie in 1873 gewesen, er betrug im Ganzen nur 346,483 Cir., gegen 674,389 Ctr. in 1873. Im Ein⸗ zelnen sind ausgeführt worden: ostseewärts 1874. EI““ . 4,553,453 Ctr. 3,260,990 Ctr. .. .1n. 1,131,168 „ 790,160 960,059 „ 797,022 1,166,056 Hülsenfrüchte.. 650,061 11169„ Mühlenfabrikate 284,868 667,013 „ Von den im Jahre 1874 (bez. 1873) seewärts tceide⸗ ꝛc. Mengen sind namentlich bestimmt nach: Großbritannien 2,976,654 Ctr. (2,206,537 813,839 Ctr. (465,117 Ctr.), den Niederlanden 510,327 Ctr. (346,026 Ctr.), Dänemark 186,045 Ctr. (110,404 Ctr.), Norwegen 43,005 Ctr. (21,136 Ctr.), Frankreich 21,632 Ctr. (80,578 Ctr.); Roggen nach: Norwegen 852,631 Ctr. (673,780 Ctr.), Dänemark 306,736 Ctr. (165,430 Ctr.), Großbritannien 172,531 Ctr. (39,934 Ctr.), Schweden 149,945 Ctr. (73,051 Cir.), den Niederlanden 111,557 Ctr. (132,045 Ctr.), Belgien 81,371 Ctr. (34,191 Ctr); Gerste nach: Großbritannien 616,715 Ctr. (650,995 Ctr.), den Nie⸗ derlanden 80,898 Ctr. (118,995 Ctr.), Norwegen 50,432 Ctr. (112,733 Ctr.), Nordamerika 23,276 Ctr. (1873 Nichts); Hafer nach: Großbritannien 688,156 Ctr. (1,208,397 Ctr), Belgien 108 341 Ctr. (39,025 Ctr.), den Niederlanden 94,700 Ctr. (80,020 Ctr.), Frankreich 67,269 Ctr. (5424 Cir); Hülsenfrüchte nach: Großbritannien 525,274 Ctr. (924,958 Ctr.), Norwegen 67,806 Ctr. (78,514 Ctr.), den Niederlanden 55,107 Cir. (152,952 Ctr.), Frankreich 39,595 Ctr. (5668 Ctr.), Belgien 33,894 Ctr. (33,980 Ctr.), Dänemark 33,174 Ctr. (14,300 Ctr.); Mühlen⸗ fabrikate nach: Schweden 111,558 Ctr. (76,331 Ctr.), Großbei⸗ tannien 106,513 Ctr. (226,705 Cir), den Niederlanden 69,009 Ctr. (251,212 Ctr.), Belgien 8228 Ctr. (53,681 Ctr.) — Nach unzefährer Schäͤtzung repräsentiren die im J. 1874 ausgeführten Mengen von Getreide, Hülsenfrüchten und Mühlenfabrikaten einen Gesammtwerth von 101,900,000 ℳ gegen 100,944,000 ℳ in 1873 und zwar: Weizen 55,356,000 ℳ (1873: 43,341,000 ℳ), Roggen 15,282,000 ℳ (1873: 10,209,000 ℳ), Gerste 8,131,000 ℳ (1873: 8,8 8,000 ℳ), Hafer 9,492,00 ℳ (1873: 10,560,000 ℳ), Hülsenfrüchte 8,442,000 ℳ (1873: 13,590,000 ℳ), Mühle faerikate 5,197,000 ℳ ( 14,346,000 ℳ) Hiervon entfallen auf die Ausfuhr s 96,082,000 ℳ (1873: 95,793,000 ℳ), auf die der 5,818,000 ℳ (1873: 5,15 1,000 ℳ). Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die westsibirischen Forschungsreisenden, Dr. Dr. Finsch und Graf Waldburg⸗Zeil, wurden bald nach ihrer Ankunft in St. Petersburg, am Freitag Vormittag, von dem Fürs Gortschakoff empfangen und an demselben von dem deutschen Botschafter Grafen von Schweinitz zum Diner geladen. Der Fürst theilte ihnen gleichzeitig mit, daß sie der Kaiser Montag, den 13., um 1 Uhr in einer Audienz empfangen werde. Das nächte Zeel ist das Altai⸗Gebirge, da das Flußgebiet des Ob selbst vor dem Mai schwerlich vom Eise beftreit sein wird. Der im Altai ent⸗ springende Hauptnebenfluß des Ob, Irtysch, giebt bald nach seinem Ursprungsorte mit seiner Schiffbarkeit Gelegenheit, dieses Gebiet genauer zu untersuchen. Dieses Altai⸗ oder Goldgebirge auf der russisch⸗chinesischen Grenze, zwischen dem 98. und 160. Grade öftlicher Länge mit den Thaleinschnitten des Irtysch, Jenesey, Amur und der Selenga ist zwar schon von vielen deutschen Forschern, Claproth, Erman, A. v. Humboldt, vielfach untersucht und beschrieben worden, aber in seiner ungeheuren Ausdehnung mit ewig schneebedeckten Höhen von 10—11,000 Fuß, hundertmeiligen Abdachungen, Thäͤlern und neuerdings ziemlich kultivirten Hoch⸗ plateaus, Bergwerken, Festungen, den Bergkalmücken im Südosten einer ungemein zahlreichen Fauna und Fiora, die je nach den Höhen und Abhängen eine große Menge Gebilde des norbischen, gemäßig⸗ ten und tropischen Klimas vertreten, — in diesem Reichthume und dieser Ausdehnung bietet es allen Zweigen der Naturwissenschaft immer noch ein unübersehbares Feld für Entdeckungen und Erforschungen. — Von Wilhelm v. Kaulbachs künstlerischem Nach⸗ laß sind durch seiren Sehg in der „Zwanglosen Gesellschaft“ in Mün⸗ en, deren langjähriges Mitglied Kaulbach war, eine Anzahl von Entwürfen und Zeichnungen aus der Mappe des Vaters mitgetheilt worden, die wohl nur einer kleinen Anzahl im Kreise der Freunde be⸗ kannt waren. Wir geben nach der „A. A. Z.“ einige Mittheilungen darüber. Unter diesen Blättern befindet sich auch jenes, auf welchem Kaulbach die Vorläufer der Reformation dargestellt: Huß und Wikliffe und Peter Waldus, Erasmus und Reuchlin, Roger Bacon, m., in tiefes Sinnen versunken die einen, die andern in mächtiger Erregung, feurig lehrend, begeistert einstimmend. 8 “ ö Eine Anzahl von Blättern bildet eine Folge von Entwürfen zur Odyssee, die bedauern lassen, daß Kaulbach nicht dazu gekommen ist, sie zu vervollständigen und als Illustrationen des Gedichts aus⸗ zuführen. Vielleicht hätte er das Ballspiel der Nausikaa und ihrer Jungfrauen in der Ausführung mehrfach gemildert; aber wie es im leichten Entwurf da ist, mit den fröhlichen Mädchen in der wei⸗ hier Dienerinnen
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und Schönheit. Das erste Bild aus des Odysseus Erzählungen exn seinen Jerfahꝛten ist des Helden Eintritt in die Unterwelt, wo ihm die Mutter erscheint mit Helden und Heldinnen der Vorzeit, wo ihn 1
Kampfgenessen aus Troja begrüßen und die Büßer schwerer Verbr chen, Sisvphos und D. ion, Tantales und Ty ios, von ihm in ihre endlosen Qual erkannt werden Auf der Rückseite desselben Blatte ist eine der eigenthümlichsten Darstellungen Kaulbachs: die gefahren reiche Durchfahrt des Schiffes von Odysseus zwischen der männermor⸗ denden Scylla und der alles verschlingenden Charybdis — diese durch einen offenen Riesenrachen, jene durch einen aus dem Felslech hervorbrechenden sechsköpfigen Drachen dargestellt. Das nächste Bild ist dem drei zehnten Gesang entlehnt und schildert, wie Odysseus von den P
nach Ithaka und schlafend an das Land gebracht wird.
das Wiedersehen von Telemachos und dem Vater bei Enmäes, Saubirten, nachdem dieser vorher den zurückekehrten Jängling mit stürmischer Freude begrüßt hat (sechszehnter Gesang). Die beide letzten Blätter sind dem tragischen Ausgang gewidmet. Im erstere wirft Odysseus, als Bettler verkleidet neben dem trauernden Eumäos einen Blick auf das Schwelgereigelage der Freier; im andern führt das Rachegericht an der wüsten Rorte aus.
Auf die vaterländische Heldensage bezüglich theilten Sammlung nur ein Blatt von Kaulba Jahre 1856. Es ist der Kampf Siegfrieds mi Drachen, dessen dieser sich als Reitpferd bedient. gestürzt; er schreitet in Sturmbewegung darüber beim Schopf und schwingt das Schwerdt zum des feuerspeienden Ungethüms. 8
— Am 10. d. M. wurden im Museumssaale zu Heidelberg von Mannheimer Theatermitgliedern zum ersten Male Aes 2 Perser, nach einer Uebersetzung des Hofraths Köchly, vor ein zahlreichen Publikum aufgeführt und mit ernstem Antheil un haftem Beifall aufgenommen. Die Großartigkeit des 472 zuerst aufgeführten Stückes gab sich auch in dies rischen Darstellung kund. Die durchweg im S Chöre, soweit dieselben überhaupt in Musik gesetzt sir durch die Musik zu einer höheren Wirkung. ist der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen.
— Guigniaut, Mitglied und seit 1860 ständiger 0 der Akademie der Inschriften zu Paris, ist im 82. 2j storben.
— In Bezusg auf das kürzlich erwähnte Werk „Die Zeit und der Ort Homers“ bringt eine London rre denz der „H. N.“ einige Notizen. Nach denselben freut sich der Ver fasser, zu finden, daß in Deutschland und selbst in England „inmitten des rauhen, materialisirenden Druckes des Zeitalters“, die Homerologie nicht zu blühen aufhöre. Das Studium der homerischen Gedichte sei, seiner Ansicht nach, eine mannigfache und verschieden artig: Untersuchung der frühesten Geschichte der civilistrten Mensch heit. In dem Berichte über den trojanischen Krieg liege solider thatsächlicher Kern, und es sei wahrscheinlich, Hon innerhalb eines Jahrhunderts nach jenem Kriege gelebt und vor der dorischen Eroberung des Peloponnes geblüht habe. Dö Theorie, daß Homer ein asiatischer Grieche gewesen, wird verwo: und die orientalische und ägyptische Kenntniß des Poeten Emphase betont. Gladstone behauptet, daß die Haupthandlung Iliade sicher stattgefunden habe, daß Homer keine Mythe sei, die streitige Periode aus Veraunftsgründen innerhalb chronologische Grenzen festgzestellt werden könne. In einer karzen Vorrede forder Gladstone zur ernsten Kritik seiner Arbeit auf.
— Das De e eine hat das Landhaus, wel ches der Trauerspieldichter Pierre Corneille in Petit-Couroan bei Rouen besaß angekauft, um es genau in den Zustand wiederher⸗ stellen zu lassen, in dem es sich zur Zeit befand, als der Dichter es bewohnte.
— A. Petermanns Mittheilur pichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete zeographie (Get Justus Perthes) begannen Anfarg 1876 ih 8 Heft desselben bringt an seiner Spitze ei endung der neuen Ausgabe von A. Stiel folgenden längeren oder kürzeren geographische Themata: „Die Mongole guten“ (Oberst⸗Lieutenant Przewalski's „Dampfschiffverbindung zwischen Brasilien Raph. Reyes (aus dem Portugiesischen von dem Kaiserlich brasilie Ingenieur Emrich in Rio de Janeiro); „Die Stadt Mestorjäan in der Turkomanen⸗Step ung in Paris 75
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Australischen Wüste“; „H. 8 (Fortsetzung). Zwei Karten si igeg Przewalski's Reisen von Peking nas
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en Entdeckungsreisen im Innern Giles, Forrest, 1873 — 74. Gewerbe und Handel.
Kurzem sind in Wilmington (Nord⸗Amerika) die n aufgetreten, bisher jedoch nur vereinzelt, im Ganze in der Stadt. Seitens der Behörde wurden sofort di
rsichtsmaßregeln fft man, daß die Krank⸗
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en dem Vernebmen nach durch ein vor nisches Schiff, welches seine Ladun
Mantanyas gekommenes amer inzweischen bereits gelöscht hat. 1 — Bei der am 18 Februar stattgehabten Submission 68,000 Ctr. Gußstahlschienen für die Niederschlesisch⸗Mä kische Eisenbahn ist, wie man der „V. Z.“ aus Oberschlesi meldet, die niedrigste Offerte zu S ℳ 87 ₰ franko Köpenick von de Rbeinischen Stahlwerken in Ruhrort abgegeben worden, während di
Königs⸗Laurahütte 11 ℳ 50 ₰ gefordert hat.
Wien, 14. März. (W. T. B.) Die Kreditanstalt verseade ein Communiqus, betreffend den Abschluß ihrer Bilanz. Nach dem selben beträgt das gesammte Reinerträgniß nach Abzug der Abschrei⸗ bungen für Werluste im laufenden Geschäfte 2,440,000 Fl. Hiervon ist noch der Verlust bei der Prager Filiale mit 728,000 Fl., de Verlustantheil bei der ungarischen Kreditanstalt mit 220,000 Fl., sowie 1,226,000 Fl. an Abschreibungen für 14,425 Aktien der Judenburger Werke (à 200 Fl.), welche in der letzten Bilanz mit 10 waren und jetzt mit 60 eingestellt werden sollen, abzuzieh bleibt sonach ein Reingewinn von 266,000 Fl. und werd aus dem Reservefonds zur Deckung des Betrages fü: zahlten Januarcoupon entnommen werden müssen. Ir efe verbleiben somit noch 1,830,000 Fl. Von diesen beautraßt der Ver⸗ waltungsrath, 824,00 Fl. als Spezialreserve für die Syndikatsbethei⸗ ligungen bei den Lothringer Eisenwerken und bei der oberschlesischen Kohlen⸗Bergbaugesellschaft auszuscheiden. — Das an de 19 Abendbörse verbreitet gewesene Gerücht, daß bei der Brünner liale der Kreditanstalt große Defraudationen vorgekommen seien, wurde von den Vertretern der Kreditanstalt offiziell dementirt.
Havre, 15. März. (W. T. B.) Die gestrige Wollauktion war ziemlich belebt. Gute Wollen wichen gegenüber den Preisen der Januarauktion 5, sekundäre 5 bis 10 Centimes. Von den ange⸗ dotenen 2218 Ballen wurden 1573 Ballen verkauft.
Verkehrs⸗Anstalten. 1
Die „Perseveranza“ erhält von einem römischen Korrespon⸗ denten den Text der Konvention, betreffend den Erwerb der füditalischen Eisenbahnen durch die italienische Regie⸗ rung. Die Verwaltung derselben soll am 1. Juli d. J. auf die Regierung übergehen. Das Resultat der Bilanz des Jahres 1875 wird zu mindestens 3,923,411 Lire 41 Cent. (gleich dem des Jahres 1874) angenommen. Der Voranschlag für den 31. Dezember 1875 lautet auf 4,336,956 Lire 21 Cent. Das Gesellschaftskapital beziffert 149,670,000 Lire, die Aktiva 491,680,000 L., die Passioa 83,280,000 L.
New⸗York, 14. März. (W. T. B.) Der Dampfer „Den⸗ mark“ der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen. — Der Dampfer „Weser“ des Norddeutschen Lloyd ist eingetroffen.