1876 / 67 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Mar 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Kreis bildet mit den Kreisen Altena und Hagen im Wesent⸗ lichen die Bestandtheile des „Märkischen Süderlandes“, daneben insbesondere die Grafschaft Limburg und die früher Kölnischen Ge⸗ biete von Stadt und Land Menden umfassend das älteste Gewerbe⸗ revier der Provinz Westfalen, in welchem namentlich die zahlreichen Wasserkräfte mit seltener Betriebsamkeit benutzt worden. Der Kreis Uiegt im nordwestlichen Theile des Regierungsbezirks Arnsberg und umfaßt 5,8387 Qu. Meilen. Nach seiner Terrainbildung zerfällt der⸗ selbe in zwei Hauptabschnitte auf Grund der Höhenlage des Kreises, die sich vom Ruhrthale bis zum Balver Wald zwischen 306,5“ und 1745,2 über den Meeresspiegel hält; eben⸗ deshalb gestalteten sich auch die klimatischen Verhältnisse sehr ver⸗ schieden. Für die Stadt Arnsberg, die als Mittel des gesammten Kreises angenommen werden kann, beträgt die mittlere Jahrestempe⸗ ratur 6,48 Grad Reaumur. Der Boden zeigt große Verschiedenheit. Nach der Zählung von 1871 stellte sich die Bevölkerung auf 53,380 Einwohner geagen 51,396 im Jahre 1867; die Zahl der Haushaltun⸗ gen betrug 9826. Der Religion nach waren 31,258 Epvangelische einschl. Reformirten, 19,448 Katholische, 637 Juden und 53 anderen Bekenntnissen Angehörige vorhanden. Die städtische Bevölkerung (Iserlohn, Limburg, Menden) erreichte die Höhe von 23,330, von den n 15,341 auf Iserlohn kamen. Die Gesammtzahl aller Gebäude in den vorhandenen 25 Gemeinden des Kreises betrug im Jahre 1872: 8917 mit einem Nutzungswerth von 320,988 Thlrn.

Das Gotthardhospiz passirten im Jahre 1874 75 17,181¼ Reisende, an welche 66,814 Portionen Essen verabreicht wurden; 8387 wurden beherbergt, darunter 127 Kranfe. Die Aus⸗ gaben betrugen 16,342 Frs., die Einnahmen 16,128 Fr.

Kunst, Wissenschaft und Literatr. Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ schreibt: Die Dentsche anthropologische Gesellschaft hat behufs einer genauen ethnologischen Erforschung der gegenwärtigen Bevölkerung Europas und namentlich Deutschlands Erhebungen über die Verbreitung der blonden und der braunen Individuen in den ein⸗ zelnen Landestheilen als nothwendig erkannt. Als der beste Weg hier⸗ für erschien eine Aufnahme der Schulkinder nach der Farbe der Augen, der Haare und der Haut, weshalb der Vorstand jener Ge⸗ sellschaft im Mai 1874 an saämmtliche deutsche Regierungen die Bitte um eine entsprechende Anordnung gerichtet hat. Diesem Gesuche ist bereits von mehreren deutschen Regierungen, insbesondere in Preußen, Bayern, Baden, Hessen, Elsaß Lothringen ꝛc. willfahrt, und es sind die diesfälligen Erhebungen, namentlich in Bayern, auch schon statistisch mit Erzielung interessanter Resultate bearbeitet worden. Nach diesen Vorgängen und im Interesse der Förde⸗ rung eines hoben wissenschaftlichen Zwecks hat die Königliche Re⸗ gierung kein Bedenken getragen, auch ihrerseits hierzu mitzuwirken, und es ist deshalb, nach Einvernehmung der diesseitigen Ober⸗ Schulbehörden, mit höchster Genehmigung Sr. Köntglichen Majestät eine hierauf bezügliche Verfügung getroffen worden. Das französische Linienschiff „Magenta“, das im Touloner Hafen unterging, hatte 30 Kisten mit archäaologischen Inschrif⸗ ten auf Stein, die auf den Ruinen von Karthago gesammelt

wurden, an Bord. Diese 30 Kisten wurden geborgen und sind kürz⸗ lich in der Pariser Nationalbibliothek eingetroffen, wo sie

nun entziffert werden sollen. Aus Pavia wird der „Allg. Zig. unter dem 14. März geschrie⸗ ben: Soeben hat hierselbst unter großer Feierlichkeit die Einweihung und

verkehr

Uebergabe der epochemachenden Restaurationsarbeiten an der uralten lombardischen Basilica di S. Michele stattgefunden. Der König von Italien, dessen Geburtefest heute ist, sowie die Königl. Prinzen waren zu jener Feier zwar nicht persönlich erschienen, hatten aber hohe Offiziere und Hofbeamte als ihre Vertreter geschickt, die dem Feste einen glänzenden Charakter gaben.

Die „Amtszeitung“ des Königreichs Italien hat bereits wiederholt das Preisausschreiben des „Königlichen Instituts zur Er⸗ munterung naturwissenschaftlicher, volkswirthschaftlicher und technelo⸗ gischer Studien“ veröffentlicht, welches für das Jahr 1876 den Volks⸗ wirthen und Historikern aller Nationalitäten die Aufgabe stellt, eine „Geschichte der Preise in der Stadt Neapel oder in einer andern italienischen Großstadt mit Angabe ihrer Wandelungen und der Ursachen der letzteren (mit vorzugsweiser Rücksicht auf die Lebensmittel⸗ preise)“ zu liefern. Die Arbeiten müssen bis zum 1. Oktober 1877 an das ständige Sekretariat des „R. Instituto d'incorragiamento alle scienze naturali, economiche e tecnologiche“ in italienischer Sprache eingeschickt werden. Die Geschichte muß wenigstens einen größeren Zeitraum umfassen und die Preise der hauptsächlichsten Lebensmittel behandeln. Sonst sind den Bearbeitern keine Grenzen vorgeschrieben. Der Preis beträgt 2000 Lire. Ist die preisgekrönte Arbeit beson⸗ ders gelungen, so wird dem Verfasser außerdem eine goldene oder silberne Medaille zuerkannt werden. Die Akten des Instituts werden die preisgekrönte Denkschrift im Druck veröffentlichen.

Gewerbe und Handel. ““

Der Verwaltungsrath der Berliner Handelsgesell⸗ schaft hat in einer gestern Abend gehaltenen Sitzung den vorgelegten Abschluß für 1875 und die Vertheilung einer Dividende von 5 % ge⸗ nehmigt. Die Auszahlung der Restdividende soll vom 20. d. M. ab erfolgen. Aus dem Abschluß selbst erwähnen wir schon jetzt, daß der Reservefonds, welcher 10 % des eingezahlten Kapitals, also 5 beträgt, in seinem vollen Betrage unverändert bestehen bleibt. 1 Der in der Frage des städtischen Viehmarkts und der städtischen Schlachthäuser niedergesetzte Ausschuß hat sich für das Terrain bei Friedrichsverg, vorausgesetzt, daß der Preis pro Quadratruthe auf 24 ermäßigt wird, entschieden.

Dem Geschäftsbericht des Halleschen Bankvereins von Kulisch, Kaempff & Co. für 1875 entnehmen wir: Weder die Umsätze noch die Erträgnisse sind hinter denen des Vorjahres zurück⸗ geblieben; die Gesammtumsätze mit 235 Mill. Mark üversteigen die des Vorjahres um ca. 25 Mill. Mark, woran sämmtliche Branchen mit Ausnahme der der Effekten betheiligt sind. Ja erster Linie ist es der Conto⸗Correntverkehr, der eine abermalige Ausdehnung erfah⸗ ren und zu dem erhöhten Gewinn vornehmlich beigetragen hat. Das Wechsel⸗Conto zeigte in der ersten Hälfte des Jahres eine größere Lebhaftigkeit, während das zweite Semester eine Abschwächung be⸗ sonders dadurch erlitt, daß in Folge der Vorbereituaggen für das Inslebentreten des neuen Bankgesetzes das Geld auf offe⸗ nem Markte nicht mehr so flüssig und willig war. Das Effekten Conto weist in Umsätzen wie im Ertrage einen abermaligen Rückgang auf, theils in Folge Abnahme des Kommissionsgeschäfts, theils weil die Bank sich auch von eigenen größeren Unternehmungen in Effekten vollständig fern gehalten hat. positengeschäft eine erhebliche Zunahme zu konstatiren.

ist, wenn auch nicht im Betrage, so doch in der der Eialagen eine Steigerung einzetreten. Auf dem pro Dubiose sind mehrere aus dem Jahre 1873

Im Cheque⸗

Zahl Conto

Dagegen ist bei dem De-

E1uu“ 8 herrührende, als uneinbringlich erwiesene Forderungen definitiv ge⸗ tilgt und reduzirt sich dadurch der Bestand auf 12,650 Eine in diesem Jahre nothleidend gewordene ziemlich aussichtslose Wechsel⸗ forderung von 3000 ist der Kürze wegen mit einer anderen in⸗ exigibel scheinenden kleineren Forderung gleich abgeschrieben. Nach⸗ dem die Delkredere⸗Konti mit den festgesetzten Zinsen von 5 % dotirt, verbleibt ein Gewinn von 435,115 ℳ, hiervon erhält der Reservefond statutengemäß zunächst 5 %, außerdem werden mit Genehmigung des Aufsichtsrathes 15,000 auf dem Hauskonto, das in Folge einer größeren Reparatur eine ungewöhnlich hohe Belastung erfuhr, sowie 10 % auf dem Utensilienkonto abgeschrieben. Von dem alsdann noch verbleibenden Ueberreste soll eine Dividende von 7,75 % vertheilt wer⸗ den, während 5540 auf neue Rechnung vorgetragen werden.

In der am 14. d. M. abgehaltenen Generalversammlung der Gelsenkirchener Bergwerksa⸗Aktiengesellschaft waren nur 148 Stimmen vertreten. Nachdem auf die Verlesung des Ge⸗ schäftsberichts verzichtet worden, wurden in Neuwahl die im regel⸗ mäßigen Turnus durch das Loos ausgeschiedenen Mitglieder des Ver⸗ waltungsrathes Geh. Kommerzien-⸗Rath v. Hansemann, Kommerzien⸗ Rath Jacob Landau zu Berlin und Gewerke Friedrich Funke zu Essen einstimmig wiedergewählt. Aus den Mittheilungen der Ver⸗ waltung war zu entnehmen, daß die bisher erzielten Ergebnisse des laufenden Jahres in gleicher Weise wie die vorjährigen als günstize

zu bezeichnen sind. Verkehrs⸗Anstalten.

Tilsit, 17. März. (W. T. B.) Die Schiffahrt im oberen Laufe der Memel ist wieder eröffnet.

Die Gesammtlänge der oldenburgischen Bahnen be⸗ trägt nach der „Wes. Ztg.“ 46,3 Meilen, von denen 8 Meilen von Preußen ausgeführt und von Oldenburg mit Betriebsmaterial ausge⸗ rüstet sind. Nach dem Voranschlage sollte jede Meile 226,000 Thlr. kosten; jetzt stellt sich die Meile, sämmtliche Ueberschreitungen beim Bau und bei Vermehrung des Betriebes eingerechnet, auf 243,000 Thlr.

Southampton, 15. März. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Hermann“, Kapt. G. Reichmann, ist heute Mittag hier wohlbehalten von New⸗York angekommen und hat um 3 Uhr die Reise nach Bremen fortgesetzt. Dasselbe bringt 88 Passagiere.

St. Petersburg. (St. P. Ztg.) In der heutigen Sitzunz des Minister⸗Comités sind folgende Bestimmungen getroffen worden: 1) die beiden Gesellschaften der Odessaer Bahn und der Russischen Dampfschiffahrt im Schwarzen Meere bleiben wie bis jetzt ungetrennt; 2) die Regierung hat sich das Recht vorbehalten, zwei Jahre vorher anzukündigen, im Falle sie diese Trennung für nöthig erachtet; 3) die Prämie bleibt, wie bisher, 2 Rbl. 15 Kop. pro Meile auf 12 Jahre; 4) von den drei ausländischen Routen von Odessa nach Konstantinopel und Alexandrien wird die eine künftighin von Ssewastopol ausgehen müssen: 5) eine neue Linie wird zur Verbindung der Krimschen Häfen bis nach Kertsch errichtet werden müssen; 6) die Regierung behält das Richtung der verschiedenen Linien nach Umständen ändern zu lassen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Stuttgart, Freitag, 17. März, Vormittags. Die Stände⸗ versammlung ist auf den 28. d. M. einberufen worden.

Berlin, den 17. März 1876.

In der am vergangenen Sonnabend zu London stattgefun⸗ denen Schlußsitzung des Protestant Institute of Scot⸗ land murden, wie die „Engl. Corr.“ mittheilt, Schreiben des Fürsten Bismarck, des Grafen Moltke und des Mr. Gladstone vor⸗ gelesen, welche als Antworten auf Zusendung einer von Charles Salmond, einem Studenten der Anstalt, verfaßten Preisschrift „Darstellung und Vertheidigung der anti⸗ultramontanen Po⸗ litik des Fürsten Bismarck, unter Nachweis des Unterschiedes zwischen dem gegenwärtigen Stand der römischen Frage in Deutschland und Großbritannien“ eingelaufen waren. Gladstone spricht seine Anerkennung in wenigen Worten aus. Graf Moltke sagt, der Verfasser der Schrift habe mit Geschicklichkeit und Genauigkeit den großen Kampf behandelt, den die deutsche Regierung für eeistigen Fortschritt und religiöse Freiheit gegen hierarchische Uebergriffe führe. Die Antwort des Fürsten Bismarck lautet:

„Obwohl es nicht auffallend ist, daß ein Kampf zwischen bür⸗ gerlicher Gesellschaft und päpstlicher Streitsucht theilnehmendes In⸗ teresse unter den Landsleuten von John Knox wachgerufen hat, so hat es mich bei der Lektüre Ihrer Preisschrift über Vati⸗ kanismus doch sehr gefreut, zu sehen, daß Sie die Bedeutung unserer Vertheidigung gegen ultramontane Anmazßung so wohl erfaßt und so richtig dargestellt haben. Ich danke Ihnen für die Artigkeit, mir ein Exemplar der Abhandlung zu übersenden, auf welche ich durch Zeitungs⸗ notizen schon aufmerksam gemacht worden war, und ich hoffe, daß die Warnung in der einleitenden Bemerkung für das Volk von Großbritannien nicht verloren sein wird.“

Die heftige Erregung unseres Luftkreises, deren Krisis in der Nacht vom 12. zum 13. ausbrach, äußert sich noch in verschiedenen Nachwirkungen. So tobte am 15. besonders in Ostfriesland noch ein anhaltender Sturm, der u. A. fast alle Tele⸗ graphenleitungen von Emnden störte; nur mit Mühe konnten durch besondere Vorrichtungen die Verbindungen mit Bremen und England, sowie die indische Linie, welche von Emden über Berlin, Warschau, Kertsch und Teheran nach Bombay führt, betriebs⸗ fähig erhalten werden. Bei Neermoor, zwischen Leer und Emden, riß der Sturm 27 Doppelgestänge um (d. i. eine Strecke von ¼ Meile) und warf sie mit sämmtlichen Leitungen in das Ueber⸗ schwemmungswasser. Der Umstand, daß das Erdreich durch die vorangegangenen anhaltenden Regengüsse in hohem Grade er⸗ weicht war, verbunden mit der Stärke des Sturms, ist den Alleen und Wäldern wie den Telegraphenlinien diesmal beson⸗ ders verderblich gewesen. Die Herstellung der letzteren, bei welchen alle irgend verfügbaren Kräfte unter größter Anstrengung thätig sind, ist namentlich dadurch erschwert, daß die Arbeiten auf vielen Strecken im Ueberschwemmungswasser ausge⸗ führt werden müssen, und daß die Beschädigungen überall da sehr tiefgehende sind, wo Eisenbahnzüge in die umgefallenen Leitungen hineingefahren, oder schwere Bäume, Dächer ꝛc. auf dieselben geschleudert worden sind. In vielen Fällen muß man sich mit einer vorläufigen Herstellung der Verbindung begnügen; die dauernde wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. In⸗ zwischen wird die Korrespondenz auf den betriebsfähig gebliebenen Leitungen, welche je nach Umständen in die entsprechende Ver⸗ bindung gebracht werden, so gut als möglich abgewickelt, wobei freilich mitunter große Umwege (z. B. Wien über Petersburg) unvermeidlich sind.

Unseren Berichten über den letzten Orkan und die vielen Ueber⸗ schwemmungen fügen wir noch nachträglich hinzu: In den Waldungen von Niederschlesien, welche durch die Orkane des vorigen Jahr⸗ zehnts bereits gelichtet waren, sind theilweise große Verheerungen an⸗ gerichtet. Aus den fürstlichen und königlichen Forsten bei Carolath wird berichtet

abgebrochen ist, in der Görlitzer Haide sind in einzelnen Revieren gleichfalls große Verluste durch Windwurf zu beklagen. Auf der Strecke Rothenburg⸗Rädnitz der Breslau⸗Reppener Eisenbahn hatte der Sturm das bei der Ueberschwemmung übergetretene Wasser der Oder mit solcher Gewalt an den Eisenbahndamm getrieben, daß die Köpfe der Eisenbahnschwellen völlig bloßgelegt waren. Die Ge⸗ fahr war um so größer, da das Wasser so hoch stand, daß die Eisen⸗ bahnzüge bis an die Axen im Wasser fahren mußten. Nach den letzten Berichten ist es gelungen, die beschädigte Strecke schon nach wenigen Tagen wieder betriebsfähig zu machen.

In dem Städtchen Adelnau (Provinz Posen) brach während des Sturmes durch einen Schornsteinbrand Feuer aus. Das Haus selbst, das eines Bäckers, blieb unversehrt; bei dem herrschenden furchtbaren Westwinde ging das Flugfeuer über das Rathhaus, mehrere Häuser und eine Straße und zündete ein Hintergebäude an, welches abbrannte, pflanzte sich dann über die Straße fort, zündete wieder das gegenüberliegende Haus, und so standen bei dem herrschenden Orkan innerhalb einer halben Stunde 19 Vorderhäuser mit den anstoßen⸗ den Hintergebäuden und Scheunen in vollen Flammen. Im Ganzen liegen gegen 60 Gebäude in Asche und die ganze Seite an der Chaussee von Ostrowo nach Sulmierzyce bildet einen Trümmerhaufen. Gegen 80 Familien, von denen nur 7 versichert sind, sind obdachlos.

Am Rhein sind zwischen Oppenheim und Nierstein 214 der größten Pappeln niedergelegt. Jenseit Mainz ist eine ähnliche Allee, zwischen Castel und Biebrich, von 111 Bäumen zerstört. In unserer vom Hochwasser zum Theil überschwemmten, prachtvollen Rheinallee (Neustadt) liegen 48 Bäume, auf dem Glacis der Garten⸗ fronte 32 starke Stämme, am Friedhof ein Riesenbaum von 1 Meter Durchmesser, im Ganzen über 100 Stück auf kaum ½ Quadratstunde zu Boden. Der Schaden an entwurzelten Obstbäumen ist kaum zu übersehen. In den Kur⸗Anlagen zu Wiesbaden sind ca. 80 Bäume entwurzelt worden, Gartenhäuschen stürzten ein ꝛc. In Biebrich sind im Herzoglichen Schloßgarten 26 alte große Bäume theils entwurzelt, theils über dem Boden abgebrochen worden. In Cassel sind an der Wilhelmshöher Allee 19 große, an der Frank⸗ furter Chaussee 8 Bäume umgeworfen, in der Karls⸗Allee 80 der größten Bäume entwurzelt worden.

Wie dem „Ind. Als.“ geschrieben wird, haben die Flüsse im Ober⸗Elsaß eine Höhe erreicht, wie man sich deren seit Menschen⸗ gedenken nicht erinnert. Obec⸗ wie unterhalb der Stadt Colmar, auf eine Entfernung von nicht ganz 2 Meilen, nur ein See, aus welchem Dörfer und Wälder hervorragen. Vorgestern Nachts um 11 Uhr riß die Fecht den Sperrdamm von Logelbach mit seinem Steg, sowie die Brücke von Zimmerbach fort. Die Ill ist zwar nicht so wild, wie die Fecht, aber doch fangen ihre Fluthen auf mehreren Punkten die Dämme zu übersteigen an. Die Gebirge rings um Münster sind noch mit Schnee bedeckt, während in den Thälern der Regen fortdauert. Man erinnert sich nicht, je ein so lange anhaltendes Hochwasser gesehen zu haben.

Der Wasserstand der Seine übersteigt, wie aus Paris unterm 16. d. M. gemeldet wird, denjenigen des Jahres 1872 um 60 Centimeter, man hofft indeß jetzt, daß der Kulminationspunkt erreicht ist. Die von der Seine in Paris und flußaufwärts ange⸗ richteten Verheerungen sind außerordentlich groß.

Nach einem Projekte verschiedener norddeutscher Krieger⸗ und Veteranen⸗Vereine soll im Juni l. F. in München ein allgemei⸗ ner deutscher Kriegertag stattfinden, zu welchem die sämmt⸗ lichen deutschen Kriegervereine, in der Zahl von circa 200, durch De⸗ egirte vertreten sein sollen, um verschiedene Vereinsangelegenheiten zu besprechen und speziell ein gemeinsames Zusammengehen in sämmt⸗ lichen deutschen Vereinen zu exrzielen.

Theater.

Im Königlichen Schauspielhause hat die kleine einaktige Plauderei von Joseph Grünstein: „Maidenspeech“ gestern eine wohl⸗ wollende Aufnahme gefunden. Das neu einstudirte, immer dankbare idyllische Familiengemälde „Hermann und Dorothea“ (nach Goethe) von Carl Toepfer, welches folgte, hat durch Hrn Goritz und Frl. Mexyer eine neue interessante Besetzung der Titelrollen erhalten.

Die Mitglieder des Krollschen Theaters wurden gestern von Hrn. Direktor Engel seinem Nachfolger, dem Hrn. R. Bial, vorgestellt. Nachdem sämmtliche darstellende Kräfte bei dem neuen

wechsel weder das Ensemble noch das bisherige bewährte Programm des Theaters alterirt, welches vom 1. Mai ab auf Rechnung der neuen Direktion, jedoch unter der Oberleitung des Hrn. Direktor Engel geführt wird, der seine Thätigkeit erst mit dem 25jäbrigen Jubiläum seines Wirkens im Krollschen Theater, das mit der Eröff⸗ nung des noch von ihm ganz neu und in brillanter Weise eingerichte⸗ ten Sommergartens zusammenfällt, abschließt.

Nach dem guten Besuch der ersten Nachmittags⸗ Vorstellung am Residenz⸗Theater fährt die Direktion damit fort und wird am nächsten Sonntag, den 19, um 4 Uhr Nachmit⸗ tags, bei halben Preisen „Monsieur Alphonse“ von Dumas gegeben. Barrière's Komödie „Der neueste Skandal“ wird nur noch einige Male aufgeführt, da am 22. d. Mts., wie bekannt, das Woltersche Gastspiel mit „Arria und Messalina“ beginnt.

Im Stadttheater findet am Sonntag, den 19. d. M., ein einmaliges Gastspiel Carl Mittel's statt. Der Künstler wird in Scribe's Lustspiel „Feenhände“ den Richard Kerbriand, eine seiner besten Rollen, spielen.

Eingegangene literarische Neuigkeiten.

Verhandlungen der zur Herstellung größerer Einigung in der deuatschen Rechtsschreibung berufenen Konferenz. Berlin, 4.— 15. Januar 1876. Veröffentlicht im Auftrage des preu⸗ ßischen Unterrichts⸗Ministers. Halle, Buchhandlung des Waisen⸗ hauses, 1876. Preis 2,50 .

Die hundertjährige Republik. Soziale und politische Zustände in den Vereinigten Staaten Nordamerikas von John H. Becker. Mit Ennleitung von Friedrich von Hellwald. Augs⸗ burg, Lampart & Comp. 1876.

Geschichte von Gießen und der Umgebung von der ältesten Zeit bis zum Jahr 1265. Auf Geund der Materialsamm⸗ lung des Lokalvereins für die Geschichte von Gießen zusammengestellt von Dr. F. Kraft, Hofgerichts⸗Präsident. Darmstadt 1876. Hofbuchhandlung von A. Klingelhöfer.

Mittheilungen über die Unternehmungen der deut⸗ schen Eisenbahnbau⸗Gesellschaft und deren jetzige Lage ins⸗ besondere mit Rücksicht auf den Bau der Berliner, Stadtbahn, von Hartwich, Wirkl. Geh. Ober⸗Reg. Rath a. D., Mitglied der Königl. Technischen Bau⸗Deputation. Nebst 5 Plänen. Berlin 1876. Polytechnische Buchhandlung (A. Seydel).

Der Kurprinz. Drama in drei Aufzügen von Hans Herrig. ö Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin (Adolph Enslin). 76.

Geschäftsbericht über die im Laufe des 61. Geschäftsjahres 1875 von der Rechts⸗ und Staatswissenschaftlichen Verlagshand⸗ lung Carl Heymanns Verlag in Berlin, SW., Köͤniggrätzer⸗ straße 109, herausgegebenen Werke und Zeitschriften. Berlin 1876.

Antiquarisches Bücherlager von Kirchhoff & Wigand in Leipzig, Marienstraße 7. Nr. 452. Geschichte I. Vermischtes. Allgemeine Geschichte. Hülfs wissenschaften. Nr. 453. Geschichte II. Das Deutsche Reich und die früheren Reichslande. Nr. 454. Ge⸗ schichte III. Die außerdeutschen und außereuropäischen Länder. Nr. 460. Staats⸗ und Cameralwissenschaften. 2

Verlags⸗Katalog von Carl Winters Universitäts Buchhandlung in Heidelberg, Ostermesse 1875.

Lager⸗Katalog von Joseph Baer & Co., Buchhändler und Antiquar in Frankfurt a. M., Roßmarkt 18, am Gutenberg⸗ Monument. XXXVIII. Kriegswissenschaft Kriegsgeschichte. Ent⸗ hält u. A. die Bibliothek des verst. Oberst Scholl in Darm⸗

stadt. 1876. 3 Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. Verantwortlich redigirt von G. v. Marées, Major. Band XVIII. Heft 3. Nr. 54. März 1875. Berlin. F. Schneider & Co. Militär⸗Literatur⸗Zeitung. 1875. Siebenundfünfzigster Jahrgang. 2. Heft. Februar. Redaktion: F. v. Meerheimb, Oberst. Berlin. E. S. Mittler & Sohn.

1“] Redacteur: F. Prehm. Nerlag der Expedition (Kessel). Drack W. Elsner

Drei Beilagen

daß stellenweise der ganze Bestand entwurzelt oder

Direktor im Engagement verbleiben, wurd durch diesen Direktions⸗

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Michtamtliches.

Italien. bis 15. Februar.) Die Deputirtenkammer, welche sich am 19. Dezember vertagt hatte, follte nach der von ihrem Prä⸗ sidenten getroffenen Bestimmung am 20. Januar wieder zu⸗ sammentreten, doch wurde durch Königliches Dekret vom 12. Ja⸗ nuar die gegenwärtige Legislaturperiode prorogirt. Der Termin für die Wiedereröffnung sollte auf einen späteren Zeitpunkt fest⸗ gesetzt werden, der wahrscheinlich mit dem Termin für den Be⸗ ginn der neuen Sessionsperiode in den ersten Tagen des März zusammenfallen wird. (Die Eröffnung hat am 6. März statt⸗ gefunden. D. Red.) Bei den Berathungen des Budgets für 1876 war die Forderung von 1,161,000 Lire für die Civil⸗ liste, zur Deckung der durch den Ausbau der Königlichen Resi⸗ denz auf dem Quirinal entstandenen Kosten bis zum Wiederzusammentritt der Deputirtenkammer verschoben wor⸗ den. Diese Vorlage betreffend, veröffentlicht die „Gazzetta Ufficiale“ vom 9. Januar ein Königliches Dekret vom 23. De⸗ zember 1875, in Folge dessen dem Fonds für unvorhergesehene Ausgaben des Finanz⸗Ministeriums die Summe von 500,000 Lire entnommen, und unter dem Titel „Entschädigung der Civil⸗ liste“ in das Ausgabenbudget eingetragen werden soll. Der Ministerialbericht, welcher dem Dekrete vorausgeschickt ist, erklärt, daß in Folge der Vertagung der Deputirtenkammer der dem Parlamente am 13. Dezember 1875 vorgelegte Gesetzentwurf mit der Deputirtenkammer nicht hat vereinbart werden können. Der Rest von 661,000 Lire soll nach der Vorlage auf die Budgets der künftigen Jahre vertheilt werden.

Das Budget für 1876, wie es aus den Berathungen des hervorgegangen ist, stellt sich in seinen Hauptziffern wie folgt:

Staatsausgaben in Lire: ordentliche: 1,226,733,073. 07, außerordentliche: 90,559,016. 87, zusammen: 1,317,292,089. 94.

Staatseinnahmen: ordentliche: 1,236,661,247. 17, außerordentliche: 65,250,855. 35, zusammen: 1,301,912,102. 52.

Stellt man Einnahmen und Ausgaben einander gegenüber, so ergiebt sich im Ordinarium ein Ueberschuß von 9,928,174 Lire 10 C. und im Extra⸗Ordinarium ein Defizit von 25,308,161 Lire 52 C., daher ein schließliches Defizit von 15,379,987 Lire 42 C. Das Defizit in dem Staatshaushalt für 1875 betrug nach dem von der italienischen Regierung veröffentlichten detaillirten Bericht 27,968,487 Lire; es resultirt also für 1876 eine Abnahme des Defizits um ungefähr 12 ½ Millionen Lire. Den vorstehenden, ausschließlich die Kompetenz des Jahres 1876 darstellenden Ziffern sind jedoch die aus dem definitiven Budget des Jahres 1875 auf 1876 zu übertragenden voraussichtlichen Rückstände mit 167,092,321 Lire 52 C. in den Einnahmen und mit 95,968,618 Lire 13 C. in den Ausgaben hinzuzurechnen, somit ein Ueberschuß von 71,123,703 Lire 39 C., durch welchen das obige Defizit von 15,379,987 Lire 42 C. nicht nur vollständig gedeckt, sondern auch noch ein Ueberschuß von 55,743,715 Lire 97 C. erübrigt wird. Zur Bestreitung des Kassendienstes wurden dem Finanz⸗Minister weitere 30 Millionen Lire von den mit Artikel II. des Gesetzes vom 30. April 1874 bewilligten 1000 Millionen Lire Papiergeld mit Zwangskurs angewiesen, so daß von dieser Summe nur 12 30 Millionen Lire für die ferneren Bedürfnisse übrig

eiben.

Der Senat hatte in der Angelegenheit des der Fälschung beschuldigten Senators Cavaliere Filippo Satriano den Staats⸗ gerichtshof zum 10. Januar einberufen. Letzterer erklärte sich in dieser Angelegenheit für inkompetent, weil Satriano inzwischen aus dem Senate ausgeschieden sei, und beschloß, die Prozeßakten dem Justiz⸗Ministerium zur Ueberlieferung an das zuständige Gericht einreichen zu lassen.

Die vom Gesetze vorgeschriebene Besichtigung der geist⸗ lichen Seminare durch Regierungskommissare ist nur in zwei vereinzelten Fällen auf Widerstand von Seiten der Direktoren gestoßen, in Como und in Vigevano. Im ersteren Falle hat das oberste Kollegium im Ministerium des öffentlichen Unterrichts am 27. Januar die vom Minister Bonghi verfügte Schließung des Abbondio⸗Seminars bestätigt, im zweiten Falle hat der Minister den betreffenden Direktor durch den Präfekten von Pavia mit der Schließung des Seminars bedrohen lassen.

Die mit der Untersuchung der Verhältnisse auf Sicilien beauftragte Enquete⸗Kommission hatte Ende Januar ihre Rund⸗ reise auf der Insel beendet und war nach dem Kontinent zu⸗ rückgekehrt. Die „Gazetta von Palermo“ theilte mit, die Kom⸗ mission habe sich dahin entschieden, zum Ausbau des Eisen⸗ bahnnetzes auf Sicilien, zu welchem die vom Parlamente bewilligten Summen nicht ausreichen, die Verwendung der Ein⸗ künfte solcher Wohlthätigkeitsanstalten vorzuschlagen, welche ihrem Zwecke nicht mehr entsprächen.

Die Budgetkommission hat am 3. Februar den Gesetz⸗ entwurf über die Tiber⸗Regulirung angenommen. Die In⸗ genieure des Munizipiums von Rom arbeiteten bereits eifrig an Ort und Stelle an dem Plane zur Rektifizirung des Tiber bei St. Paolo Fuori delle Mura. Das Ministerium hatte den Wunsch ausgedrückt, daß die Ingenieure im Laufe des Monat Januar mit der Arbeit fertig werden sollten. Nach einer Mit⸗ theilung des „Araldo“ schien es aber, daß in Folge der viel⸗ fachen und großen Schwierigkeiten, welche dabei zu überwinden seien, dies erst Ende Februar möglich sein werde.

Der Papst hielt am 28. Januar ein geheimes Kon⸗ sistorium. In demselben nahm Se. Heiligkeit die Ceremonie der Mundschließung und darauf folgenden Mundöffnung an dem Kardinal Antici⸗Mattei vor und ernannte 22 Bischöfe. Unter denselben nannte die „Köln. Zeitung“ Weckert für Passau und Bernert, deputirten apostolischen Vikar von Sachsen als Bischof von Azotus in part. (Palästina).

Am 1. Februar hat der Papst den Kardinal Hohenlohe empfangen.

Die Verhandlungen zwischen den Vertretern Oesterreich⸗ Ungarns und Italiens in Betreff des Zoll⸗ und Handels⸗ vertrages dauerten noch fort. Die Hauptschwierigkeiten be⸗ reiteten die Zollfragen, betreffs des Zuckers und Spiritus. Eine der wichtigsten Angelegenheiten, welche durch den neuen Handels⸗ vertrag geregelt werden soll, ist die Anlage des Grenzbahnhofes

der Ponteba⸗Bahn, welchen die italienische Regierung in Udine,

die österreichische in Pontafel errichtet zu haben wünscht.

um Deutschen Reichs⸗Anz

67.

(Uebersicht für die Zeit vom 1. Januar

8

Erste Beilage

2* 2 * Berlin, Freitag, den 17. März Auch mit Aegypten hat die italienische Regierung Ver⸗ handlungen über den Abschluß eines Handelsvertrages ein⸗ geleitet. Der Senator Scialoja hatte sich zu diesem Zwecke am 1. Januar nach Kairo begeben.

Aus der Konvention, welche Mitte November in Basel über den Ver kauf der Lombardischen Bahn abgeschlossen wurde, sind die Hauptbestimmungen jetzt bekannt geworden. Nach dem Rechenschaftsberichte von 1874 wurden die Baukosten des italie⸗ nischen Eisenbahnnetzes ermittelt und hierauf der Durchschnitts⸗ cours der hierzu erforderlichen Geldmittel berechnet. Sodann wurde jener Theil der Obligationen bemessen, welcher auf das italienische Netz entfällt und die Hälfte des gesammten Altien⸗ kapitals hinzugeschlagen. Nach der Feststellung dieser Basis wurde kein Kaufpreis festgesetzt, sondern die italienische Regierung ver⸗ pflichte, für die Verzinsung und Amortisation der auf der erwähnten Basis berechneten Anzahl von Obligationen auf⸗ zukommen. Als weitere Basis wurde angenommen, daß die jährliche Dividende einer Aktie 12 ½ Lire betrage. Die Gesellschaft wird daher von der Regierung eine jährliche, diesen beiden Fak⸗ toren entsprechende Annuitätszahlung erhalten. Die Südbahn erhält außerdem für den fundus instructus eine Ablösung in Rententitres. Um allen Verpflichtungen nachzukommen, wird eine Rentenemission mit jährlicher Zinsenzahlung von ca. 40 Mil⸗ lionen nothwendig sein. Die 30 Millionen Schuld des ita⸗ lienischen Netzes an den Staat fällt letzterem zur Last. Da das Erträgniß des italienischen Netzes 32 Millionen beträgt, so wird die Regierung den zur Rentenzahlung noch erforderlichen Rest von 8 bis 10 Millionen durch Tariferhöhung einbringen.

Die Verhandlungen behufs Rückkaufes der süditalieni⸗ schen Eisenbahnen durch die Regierung wurden beendet; die Konvention darüber Seitens der Regierung ist am 15. Fe⸗ bruar unterzeichnet worden. Die Gesellschaft löst sich auf und überläßt dem Staate das Eisenbahnnetz und das bewegliche Eisenbahnmaterial. Der Staat übernimmt die schwebende Schuld und die Anleihen der Gesellschaft und gesteht 25 Lire Rente per Aktie zu. Diese Rente beträgt nach Abzug der Steuer 21,70.

Nach einem Berichte über die Staatsschuld vom 1. Ja⸗ nuar 1876, welchen die „Gazzetta Ufficiale“ veröffentlichte, sind im Laufe dieses Jahres 489 910,356 Lire auszuzahlen, und zwar 415,277,763 Lire für Zinsen und Renten, 2,600,880 Lire für Prämien und 72,031,713 Lire für Amortisationen. Aus dem letzten Ausweise der italienischen General⸗Direktion der De⸗ mänen geht hervor, daß die Verkäufe der aus den Kirchen⸗ domänen in Italien herrührenden Besitzungen dem Staate bisher die folgenden Beträge einbrachte: Es wurden verkauft: Im Jahre 1875 8351 Loose mit einem Schätzungspreise von 18,944,558 Lire und einem Zuschlagspreise von 24,579,820 Lire. Vom 26. Oktober 1867 bis Ende 1874: 106 342 Loose mit einem Schätzungspreise von 373,708,625 Lire und einem Zu⸗ schlagspreise von 480,778,828, mithin im Ganzen: 114,693 Loose mit einem Schätzungspreise von 392,653,183 Lire und einem Zuschlagspreise von 505,358,648 Lire.

Die Einkommensteuer vom beweglichen Eigen⸗ thum hat im Jahre 1873: 607,322,707 Lire, 1874: 632,023,524 Lire, 1875: 664,383 265 Lire eingebracht. Da die juristischen und Kollektivpersonen davon 248 Millionen bezahlt haben, so die Privatpersonen in ganz Italien nur 416 Millionen

ire bei.

Nach dem Berichte des Handels⸗Ministeriums wurden im verflossenen Jahre Waaren im Gesammt⸗ werthe von 1215 Millionen Lire importirt und im Werthe von 1057 Millionen Lire exportirt. Gegen das Jahr 1874 weist der Import eine Abnahme von 89 ½ Millionen Lire und der Sxport eine Zunahme von 71 Millionen Lire nach. Das gesammte Handelsbudget pro 1875 stellt sich demnach um ca. 161 Millionen Lire günstiger.

Die lateinische Münzkonvention hat beschlossen, die Frage der Goldwährung erst bei den nächstjährigen Konferenzen zu berathen. Während man im vergangenen Jahre das Maxi⸗ mum der silbernen Fünffranksstücke von 200⁄00ꝙ Feinheit höher als im Jahre 1874 bemessen hatte, indem der Gesammtbetrag auf 150 Millionen gegen 120 Millionen im Jahre 1874 festgesetzt worden war, hat man es dieemal vorgezogen, das Maximum wieder niedriger zu fassen und dasselbe von Griechenland mit 12 Millionen abgesehen auf 108 Millionen festgesetzt. Da⸗

von entfallen auf Italien 36 Millionen (gegen 50, respektive 40).

Das im Januar herausgekommene Heft des italienischen offiziellen „Bolletino“ des Unterrichts⸗Ministeriums enthält die Universitätsstatistik Italiens für das Studienjahr 1874/,75. Im Ganzen zählt man danach 5296 Studenten und 1413 zum Hören Berechtigte. Zusammen also 6709. Hiervon sind aber die Studenten und Pörer der Halb⸗Universitäten, so⸗ wie der Universität Neapel ausgenommen, deren Zahl noch nicht bekannt ist. Am meisten besucht ist Turin mit 936 Studenten und 374 zum Hören Berechtigten, dann folgt Padua mit 978 Studenten und 306 sonstigen Zuhörern. Daran schließen sich Pavia mit einer Gesammtzahl von 644, Bologna mit 560, Pisa mit 534 und Rom mit 502 Zuhörern. An letzter Stelle stehen Messina mit 94, Macerata mit 74 und Sassari mit 68. Die Halb⸗Universitäten Camerino, Ferrara, Perugia und Urbino haben zusammen 267 Studenten und Zuhörer.

Die „Italia Militare“ veröffentlichte einen Ueberblick über die Fortschritte, welche in Folge der letzten Heeresreform⸗ gesetze schon am Schlusse des abgelaufenen Jahres vorlagen. Durch das Rekrutirungsgesetz vom 7. Juni 1875 stehe jeder Italiener bis zum 39. Lebensjahre für die Landesverthei⸗ digung zur Disposition und sei man damit beschäftigt, dem stehenden Heer und der Landwehr (Mobilmiliz) nun auch den Landsturm hinzuzufügen. Das aktive Heer könne bis 300,000 Kämpfer, die Landwehr 150,000 Mann stellen; die Cadresordnung sei nahezu vollendet; die Infanterie, deren Re⸗ gimenter auf 40 Brigaden vertheilt wurden, sei nunmehr ein organisches Ganzes; die Schützen⸗Regimenter (Bersaglieri) und die Alpenjäger⸗Compagnien seien in bester Ordnung und vollzählig. Auch für das Feldheer sei geschehen, was erforderlich war. Es fehlten sechs Kavallerieschwadronen: davon ist eine bereits formirt, während für die Bildung der fünf an⸗ deren Befehl ertheilt ist. Ebenso sei die Bildung der zehn⸗ ten Compagnie aller Feldartillerie⸗Regimenter, die bisher

eiger und Königlich Preußischen

Staats⸗Anzeiger. 1876.

nur noch eine Compagnie Eisenbahntruppen, eine Compagni⸗ Sappeurs und zwei Train⸗Compagnien zu bilden seien. Kein geringeren Fortschritte sind für die Bewaffnung des Heeres z verzeichnen; neu hergestellt sind 270,000 Vetterli⸗Gewehre, —2 wurden umgewandelt 625,000 Schießwaffen, dazu ommen 180,000 bis zum Jahre 1878 herzustellende Vetterli⸗ „Gewehre. Außerdem kommt noch die Gründung einer großen militärischen Waffenfabrik zu Terei in Betracht, welche im Laufe des Jahres 1875 eröffnet ward. Was die Artillerie betrifft, so wurden bereits in Folge früherer Verfügungen 80 Bat⸗ terien (640 Kononen) mit dem leichteren Geschütz 7,5 Cm.) ausgerüstet und im Jahre 1875 wurden die Mittel bewilligt, 400 Kruppsche Stahlgeschütze für den Felddienst (8,7 Cm.) zu beschaffen, die wahrscheinlich noch innerhalb des Jahres 1876 abgeliefert werden, so daß das aktive Heer über 1040 Geschütze zu verfügen haben wird. Zugleich mit der Einführung des neuen wird das ältere Material (9 und 12 Cm.) der Landwehr öüberwiesen, welche somit in den Besitz von 75 Batterien kommt. An die Ausführung des Gesetzes vom 19. Juni 1875 für die Crrichtung von Vertheidigungswerken ist bereits Hand angelegt; dieselben erstrecken sich nicht nur auf den Bau neuer Forts an den Alpenübergängen, sondern auch auf die bessere Ausrüstung bereits bestehender Festungen, zumal an den Küsten, und auf die Neueinrichtung der Festungsbatterien mit Geschützen von 24 und 32 Cm. in Genua, Gaeta, Ancona, Venedig und Messina, sowie endlich auf die Anlage eines Depots für Artillerie und Train in Rom, das durch improvifirte Befestigungswerke eben⸗ falls ein strategischer Punkt werden soll. Zum Schluß wird auf die Thätigkeit für die Herstellung der großen Generalstabs⸗ karte Italiens hingewiesen.

Zwei neue Panzerschiffe, „Dondolo“ und „Duilio’“ waren schon Anfangs Januar so weit im Bau vorgeschritten, daß sie binnen Kurzem vom Stapel laufen sollten. Der Marine⸗ Minister hat daher die ersten Verfügungen zur Anschaffung von Panzern für dieselben getroffen. In den ersten Fabriken von Frank⸗ reich, England und Belgien sind Probepanzerplatten bestellt worden, deren Stärke durch Armstrongkanonen von hundert Tonnen, die für die italienische Marine hergestellt werden und fen eauf dieses Frühjahres in Spezia eintreffen, erprobt werden ollen.

„Durch Königliches Dekret vom 9. Februar ist die italie⸗

nische Gesandtschaft in Stuttgart aufgehoben worden. Der brasilianische Gesandte am italienischen Hofe, Baron Javary, wurde zum Botschafter ernannt. Am 14. Februar fand auf der deutschen Botschaft ein äußerst glänzender Ball statt. Das Kronprinzliche Paar, der Prinz von Württemberg, das gesammte diplomatische Corps, der Minister Präsident, der Marine⸗Minister, der Minister des Auswärtigen, der Minister für die öffentlichen Arbeiten und an⸗ dere hervorragende Persönlichkeiten waren auf demselben er⸗ schienen. Die Zahl der Anwesenden betrug gegen 700.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Der auf Grund Allerhöchster Ermächtigung vom 23. Januar v. J dem Hause der Abgeordneten vorgelegte Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die Verfassung und Verwaltung der Provpinz Berlin, war, nachdem die erste Berathung im Plenum des Hauses stattgefunden hatte, einer Kommission überwiesen worden. Die letztere hat nach Erledigung der beiden ersten Paragraphen der Gesetzesvorlage die Detailberathung derselben nicht weiter fortgesetzt, sondern an das Haus den Antrag gestellt, die zweite Berathung des Gesetzentwurfs im Plenum stattfinden zu lassen. Wegen des inzwischen erfolgten Schlusses der Session ist jedoch dieser Antrag im Plenum des Abgeordnetenhauses nicht mehr zur Berarhung gelangt.

Die Hauptprinzipien des vorjährigen Entwurfs haben in dem gegenwärtig wieder vorgelegten Entwurfe eine Abänderung nicht er⸗ fahren; dagegen ist der letztere in mehreren Beziehungen er⸗ gänzt und auch in formeller Beziehung umgestaltet worden.

Die Ergänzungen beziehen sich hauptächlich auf

1) die Einverleibung des 18. Charlottenburger Stadtbezirks in den Kommunalverband der Stadt Berlin,

2) die Ueberweisung von Dotationsfonds an den Provinzialver⸗ band Berlin und den Landkreis Berlin,

3) die Art der Zusammensetzung des Kreistages des Landkreises Berlin,

4) einige Abänderungen in der Verfassung der Landgemeinden und selbständigen Gutsbezirke des Landkreises Berlin,

5) die Einsetzung eines Provinzialraths und eines Provinzial⸗ verwaltungsgerichts für die Provinz Berlin, und

6) die Regelung der Zuständigkeit dieser Behörden, sowie der Magistrate der Stadtkreise Berlin und Charlottenburg, sowie des Kreisausschusses des Landkreises Berlin in allgemeinen Landes⸗ angelegenheiten.

Anlangend die formelle Umgestaltung des früheren Entwurfs, so waren in demselben auch diejenigen Bestimmungen der Provinzial⸗ ordnung, welche unverändert auf die Provinz Berlin Anwendung finden sollen, ihrem ganzen Wortlaute nach aufgenommen worden. Dgagegen beschrankt sich der vorliegende Gesetzentwurf auf die spezielle Anführung derjenigen Maßgaben, mit denen die Provinzial⸗ 1 . 29. Juni 1875 auch in der Provinz Berlin in Kraft reten soll.

Gewerbe und Handel. Die Bilanz der Unionbank weist einen Bruttogewinn von 2,023,041 Fl., einen Reingewinn von 809,022 Fl. auf. Der Ver⸗ waltungsrath beantragt, hiervon eine Dividende von 4 Fl. zur Ver⸗ theilung zu bringen, 50,000 Fl. dem Reservefond zuzuweisen und 139,000 Fl. für das folgende Jahr vorzutragen. Ein weiterer An⸗ trag des Verwaltungsraths geht dahin, die Aktien bis auf 35,000 Stück behufs ihrer Annullirunz zurückzukaufen. Das Gewinn⸗ und Verlustkonto ergiebt 385,242 Fl. Verluste an Effekten, 367,087 Fl. Verluste an Forderungen und diversen Geschäften, 49,756 Fl. an verschiedenen Abschreibungen. Der Ertrag des Zinsen⸗ kontos ist mit 788,788 Fl., der Gewinn der Triester Filiale mit 37,071 Fl., das Erträgniß aus dem Waarengeschäft mit 293,269 Fl., aus Provisionen und diversen Gewinnen mit 80,696 Fl, beziffert. Wie die „Presse“ meldet, hat das Handelsgericht auf geschehenes Ansuchen für die Prioritätenbesitzer er Franz⸗Joseph⸗Bahn einen Kurator bestellt, um wie dies betheiligtezseits in Anspruch genommen worden wegen Nomi⸗ nirung einer Zaͤhlstelle in Paris und wegen Einlösung der Coupons an derselben in effektiven Franks den Prozeßroeg zu betreten. Das vorläufige Arrangement der Dux⸗Bodenbacher Bahn ist durch Intervention der Regierung perfekt geworden. Nach demselben pro⸗ longirt das Haus Cramer⸗Klett in Nürnberg seine Forderung von 1,200,000 Fl. und kauft die nächstfälligen Wechselforderungen ehufs Prolongirung derselben an, wodurch die Dux⸗Bodenbacher Bahn

mangelte, auf dem Wege des Entstehens, so daß am 1. Jan. 1876

auf mehrere Monate hinaus vor einer Katastrophe gesichert erscheint. 8