1876 / 68 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Mar 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

An der Königlichen Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität 1 bierselbst werden im Sommersemester 1876 folgende neu berufene

und sechs Dampfschiffen, einem Ponton und einem Bataillon

im Eisenbahnbetriebe ausschließlich angewendet werden. Mit Dar t See⸗Artillerie in der Stärke von 600 Gemeinen.

dem 1. Januar 1883 soll das Gesetz im ganzen Umfange

Erste Beilage

in Kraft treten. Die Ratifikationen der unterm 16. Oktober v. J. abgeschlossenen Zusatzkonvention, betreffend Norwegens Bei⸗ tritt zur Münzkonvention zwischen Schweden und Däne⸗ mark vom 27. Mai 1873, wurden gestern zwischen dem Staats⸗ Minister für die Auswärtigen Angelegenheiten und dem hiesigen Königlich dänischen Gesandten ausgewechselt.

. Dänemark. Kopenhagen, 17. März. In ber gestrigen Sitzung des Landsthinges gab die erste Lesung des Nach⸗ trages zum Gesindegesetz zu einer langen Debatte Veran⸗ lassung. Die vom Folkethinge angenommenen Veränderungen des Gesetzentwurfes wurden von mehreren Rednern gemißbilligt. Der Justiz⸗Minister hielt es jedoch für am preaktischsten, den Gesetzentwurf in seiner jetzt vorliegenden Gestalt zu acceptiren. Der Uebergang des Gesetzentwurfs zur zweiten Lesung wurde einstimmig und die Ueberweisung desselben an einen Ausschuß mit 23 gegen 18 Stimmen angenommen. Im Folkething fand gestern die zweite Lesung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Nachbewilligungen zum Finanzgesetz 1875/76, statt. Die Gesetzentwürfe, betreffend eine interimistische Abweichung von §. 90 des Heergesetzes und betreffend die Errichtung eines Uebungslagers, wurden ohne Diskussion zur zweiten Lesung verwiesen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin werden am Dienstag Abend, über Korsör und Lübeck, eine längere Reise nach dem Süden antreten.

8 Amerika. Chile. Der National⸗Kongeß hat in der letzten Zeit seiner Sitzungen ein von der Regierung der Republik ihm vorgelegtes Gesetz genehmigt, wodurch letztere ermächtigt ist, in

öffentlicher Auktion die Kriegsdampfschiffe „Valdivia“ und

„Aucud“ zu verkaufen, da dieselben für ihre bisherigen Zwecke

unbrauchbar geworden sind. Außerdem ist die Stärke des Landheeres und der Seemacht für das Jahr 1876 gesetzlich bestimmt worden; ersteres soll danach 3573 Gemeine zählen, alle Waffengattungen eingeschlossen. Die Seemacht soll bestehen

aus zwei gepanzerten Fregatten, drei Korvetten, einem Schooner

schaft hat bei ihren Fahrten zwischen Valparaiso und Panama,

Die südamerikanische Dampfschiffahrtsgesell⸗

insbesondere aber zwischen Callao und letzterem Orte so starke Verluste erlitten, daß der Nationalkongreß in Uebereinstimmung mit der Regierung der Republik ihren Wunsch genehmigt hat, ihre Reisen auf der Strecke von Valparaiso bis Callao zu be⸗ schränken, ohne daß die aus der Staatskasse ihr gewährte Sub⸗ vention von 100,000 Pesos deshalb vermindert werde, jedoch unter Uebernahme der Verpflichtung, ohne neue Subvention die Fahrten zwischen Valparaiso und dem südlichen Hafen Mellipulli (Puerto Moutt) zu übernehmen, sobald der darüber bestehende Vertrag mit der englischen Gesellschaft abgelaufen sein würde; sie solle alsdann dieselben Pflichten erfüllen, welche letzterer obliegen.

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Asien. Teheran. Den P.⸗Wed.“ wird unterm 21. Februar (4. März) aus Teheran geschrieben, daß der Schah etwa in 2 Monaten mit einer kleinen Armee nach Meschhed zu ziehen gedenke, um seine Kriegsoperationen gegen die Turk⸗ menen zu eröffnen. Während seiner Abwesenheit wird der Thronfolger Waliat⸗Mirza, der in den nächsten Tagen in Teheran eintreffen soll, seine Stelle vertreren. Ueber den Bestand der Armee, über die Hauptanführer und den Oberbefehlshaber, sowie über die an dem Feldzuge theilnehmenden Europäer verspricht der betreffende Korrespondent nächstens nähere Mittheilungen zu machen.

Afrika.

Aegypten. Nach amtlichen Berichten, welche

jetzt in Kairo eingetroffen sind, gilt der Krieg mit Abessi⸗ nien als beendigt, nachdem König Johannes (Kassa) um Frieden gebeten hat und die vizekönigliche Jacht „Mahrussa“ am 14. d. M. von Suez mit Depeschen an den Prinzen Hassan und den Oberbefehlshaber Ratib Pascha abgegangen ist.

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1u

rofessoren und neu habilitirte Dozenten der philosophischen Fakultät esen: Hr. Professor Bruns jüber Integralrechnung, verbunden mit Uebungen in der Differential⸗ und Integralrechnung; Hr. Professor Wangerin über Differentialrechnung, verbunden mit mathematischen Uebungen; Hr. Dr. Glau über Optik und über die Grundzüge der Lehre von den Gesichtsempfindungen; Hr. Professor Dr. von Sybel über deutsche Geschichte; Hr. Professor Dr. Waitz wird öffentlich historische Uebungen abhalten; Hr. Dr. Jordan über die Geschichte der deutschen Kunst im 19. Jahrhundert, nebst der Lektüre und Er⸗ klärung des Malerbuches von Lionardo da Vinci und Hr. Professor Sachau über altarabische Dichter mit einer Einleitung über dichte⸗ rische Ueberlieferung, ferner eine Erklärung des Korans nach Bairäwis Kommentar. Lektüre türkischer Aktenstücke und Briefe, die Geistes⸗ werke der Völker des finnisch⸗ugrischen Geschlechts und Grammatik des Neupersischen.

Das von dem Bildhauer Hrn. Schaper ausgeführte Gips⸗ modell zu dem hier zu errichtenden Goethedenkmal ist im Uhr⸗ saal des Königlichen Akademiegebäudes von heute an bis gegen Ende des Monats von 11 bis 3 Uhr Nachmittags täglich zur unentgelt⸗ lichen Ansicht ausgestellt.

Aus Kannstadt wird telegraphisch gemeldet, daß der Dichter Ferdinand Freiligrath heute Nacht daselbst gestorben ist.

Aus Rom, 13. März, schreibt man der „Allg. Ztg.“: Die Indexkongregation veröffentlicht eben ein Decret, velches nachstehend verzeichnete Werke auf die Proskriptionsliste setzt: 1) Le concile du Vatican, son histoire et ses conséquences politiques et religieuses, par E. de Pressensé. Paris 1872; 2) Le génèse de l'humanité, par Louis Jacolliot, Paris 1875; 3) 0 Brazil mystificando na quaestào religiosa, Rio de Janeiro 1875; 4) Der Cölihatszwang und dessen Aufhebung gewürdigt von Dr. Joh. Friedr. v. Schulte, Bonn 1876; 5) Der Mechanismus der vatikanischen Religion von Dr. F. Friedrich, zweite Auflage, Bonn 1876: 6) Dei doveri della donna, peusieri di Adalgisa Costa di Milano, Roma. Der Verfasser des durch Dekret vom 6. Dezember 1875 verbotenen Werks „L'anima santissima di Gesu Gristo mostrata nella sua vera origine e grandezza, contemplazioni dedicate agli amanti della medesima per Gioranni Battista Pritoni (aus dem Minoriten⸗Orden und Pater Pio da Bologna genannt),“ laudabiliter se subiecit et opus reprobavit.

Berlin, den 18. März 1876.

Der zu eventuellen Operationen in den chhinesischen Gew äs⸗ sern bestimmte Theil der deutschen Kriegsflotte, welcher bei Hongkong konzentrirt wird und etwa Mitte Mai dort ver⸗ einigt sein kann, besteht aus den gedeckten Korvetten „Vineta“ und ,Hertha“, den Glattdecks⸗Korvetten „Ariadne“ und „Louise“,

dem Kanonenboot „Nautilus“, dem „Albatroß“ und dem Ka⸗ nonenboot 1. Klasse „Cyclop“. Den Befehl über die 6 Kriegs⸗ fahrzeuge übernimmt der im Range älteste Offizier, Kapitän zur See Graf Monts, Kommandant der „Vineta“. „Vineta“ und „Hertha“ stimmen in ihrem Bau überein. Ihre Länge be⸗ trägt 64,, Meter, ihre Breite 13,23 Meter, ihr Deplacement ca. 2300 Tonnen. Ihre Maschinen indiziren fast 1500 Pferdekräfte und geben den Korvetten eine Geschwindigkeit von 11 Knoten in der Stunde. Ihre Ausrüstung besteht in je 17 15⸗Centimeter⸗Geschützen, ihre Besatzung beträgt je 380 Mann per Schiff. „Ariadne“ und „Louise“, nach den in neuester Zeit als maßgebend anerkannten Prinzipien erbaut, d. h. möglichst große Geschwindigkeit mit schwerer artil⸗ leristischer Ausrüstung vereinigend, sind fast 63 Meter lang und caz. 11 Meter breit. Ihre Bewaffnung besteht aus 2 ge⸗ zogenen 17⸗Centimeter⸗ und 4 gezogenen 15⸗Centimeter⸗Ge⸗ schuͤtzen; ihre Bemannung aus je 230 Mann. Die Maschinen von 350 nomineller Pferdekraft ertheilten der „Ariadne“ eine Geschwindigkeit von ca. 13, der „Louise“ von über 14 Knoten. Der „Nautilus“, 526 Meter lang mit ca. 720 Tonnen Deplacement, hat eine Armirung von

2 15⸗Centimeter⸗Pivotgeschützen und 2 12⸗Centimeter⸗Ge⸗

schützen. Er hat Schooner⸗Bark⸗Takelage und Maschinen von

600 indizirten Pferdekräften, die eine Fahrt von 10 ½ Knoten

geben. Seine Besatzung ist 95 Mann. Der „Cyclop“ ist

42 Meter lang, 7 Meter breit, und 3,26 Meter Tiefgang

und 412 Tonnen Deplacement. Er führt ein Kruppsches

15⸗Centimeter⸗Ring⸗Geschütz, 2 12⸗ und 2 8⸗Centimeter⸗Geschütze

und hat 64 Mann an Bord. Die 6 deutschen Fahrzeuge reprã⸗ fentiren hiernach eine Macht von ca. 1380 Mann mit 57 Ge⸗ schützen. Das in den chinesischen Gewässern stationirte englische Geschwader, unter dem Oberbefehl des Admiral Ryder, besteht aus der Panzerfregatte „Audacious“ mit 14 Geschützen, 4 Schrau⸗ ben⸗Korvetten mit zusammen 45 Geschützen, 1 Schrauben⸗ sloop mit 4 Geschützen, 14 Schrauben⸗Kanonenbooten erster Klasse mit zusammen ca. 50 Geschützen und einem Radaviso. Dasselbe ist gegenwärtig noch verstärkt worden durch einen Theil des fliegenden Geschwaders (fkying squadron), welches den Prinzen von Wales nach Ostindien geleitet hat, und zwar sind die 4 Schraubenfregatten „Narcissus“ (28 Geschütze), „Im⸗ mortalitée“ (28 Geschütze), „Newcastle“ 131 Geschütze) und „Topaze“ (28 Geschütze) nach dort entsandt worden. Die Artilleriestärke der englischen Flotte beträgt mithin im Ganzen ca. 228 Geschütze, vertheilt auf 24 Fahrzeugen.

Von der russischen Flotte befinden sich die Schrauben⸗

Korvetten „Ascold“ mit 10 und „Bajan“ mit 16 Kanonen, so⸗

wie 4 Schraubenklipper mit zusammen ca. 28 Geschützen in den ostasiatischen Meeren, d. h. im Ganzen 6 Kriegsschiffe mit ca.

54 Geschützen.

Die Kaiserliche Admiralität wird auf der im Ken⸗

sington⸗Museum zu London demnächst stattfindenden Ausstel⸗ lung von wissenschaftlichen Apparaten und Instru⸗ menten in ebenso umfangreicher als hervorragender Weise ver⸗ treten sein, indem ein Theil der an Bord der Kaiserlichen

Kriegsschiffe gebrauchten magnetischen Apparate und Kompasse

zur Vorführung gelangt. Ein Theil dieser Ausstellungsgegen⸗ stände ist aus der mechanischen Werkstätte des Hrn. C. Bamberg hervorgegangen, in welcher die Konstruktion der magnetischen Apparate auf Veranlassung des hyudrographischen Bureaus wäh⸗ rend der letzten 4 Jahre eine durchgreifende Umgestaltung erfah⸗ ren hat.

hae Chef der Admiralität hat vor treffende Werkstätte besucht und die dortselbst ausgestellten, London bestimmten Apparate in Augenschein genommen.

heut zu Tage hat, Eisenmassen

außerordentliche Schwierigkeiten bieten, kann es als eine erfreu liche Bürgschaft für die Tüchtigkeit des vaterländischen Gewerbe

einigen Tagen die be⸗ für Bei der Wichtigkeit, welche die Frage der Konstruktion der Kompasse indem einmal die Verwendung der großen bei der Konstruktion der Schiffe, zum andern die erschütternde Kraft sehr starker Maschinen und großer Geschütze

Die Instrumente, deren Konstruktion theilweise eine neue und eigenthümliche ist, sind durchgehends sauber und zweckent⸗ sprechend gearbeitet.

Auf diese Weise wird auf der Londoner Ausstellung eine bei sämmtlichen vorhergegangenen Ausstellungen in deren deut⸗ schem Theile fühlbare Lücke ausgefüllt, und auch die Branche der Fabrikation von Schiffs⸗Kompassen vertreten sein. Unter diesen letzteren mag besonders der Normalkompaß der Kaiser⸗ lichen Marine hervorgehoben werden, der nicht allein auf den Kriegsschiffen, sondern auch bereits auf der deutschen Seewarte und deren Haupt⸗Agenturen in mehreren Exemplaren ein⸗ geführt ist. 3 1“

Der seit der Veröffentlichung und Versendung der Wetter⸗ karten der Deutschen Seewarte bisher verflossene, ungefähr einmonatliche Zeitraum stellt sich als eine Periode dar, die durch eine Kette großer atmosphärischer Störungen was sich auch in den Karten verfolgen und deren Nutzen für die Wetter⸗Prognose in unzweifelhafter Weise hervortreten läßt gekennzeichnet ist. Die in den letzten Tagen ganz besonders starke Luftbewegung, welche fast über ganz Europa in orkan⸗ artigen Stürmen zum Ausbruch gelangte, störte die Funktionen des telegraphischen Dienstes in so erheblicher Weise, daß die sonst regelmäßig eingehenden Wetter⸗Depeschen theils gar nicht, theils sehr verspätet an die Seewarte zu Hamburg gelangten. Ein eingehenderes Studium der Wetterkarten der Seewarte, welche nicht nur dem Luftdrucke, sondern auch der Lufttemperatur und den Niederschlägen eine eingehende Be⸗ achtung widmen, dürfte voraussichtlich denselben bald eine noch größere Verbreitung geben, zumal wenn neben ihnen auch ein Bulletin über den Verlauf des Wetters während eines Monates, zu welchem die meisten europäischen Staaten Beiträge liefern, publizirt werden wird. Die Veröffentlichung dieser Reihe meteorologischer Angaben wird vom Januar dieses Jahres an nachträglich geliefert werden. AXA““

Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat in ihrer Sitzung vom 17. d. M. den in Nr. 65 d. Bl. mitgetheilten Antrag des Magistrats, betr. die Genehmigung der Zahlung der etats mäßig pro 1875 und 1876 zur Disposition stehenden Zuschüsse zur Ver⸗ schönerung des Thiergartens, angenommen, ebenso den An⸗ trag der Kommission für die Verwaltung der Volksbibliotheken zur Errichtung der 17. Volksbibliothek im Kommunalhause Strauß⸗ bergerstraße Nr. 9 und der 18. Volksbibliothek im Kommunalhause Kurfürstenstraße 160 den üblichen jährlichen Zuschuß von je 300 zu bewilligen. Die Diskussion über den Antrag des Magistrats, betr. die Freilegung der Terrains der Grundstücke an der Schloß⸗ freiheit, ist auf sechs Wochen vertagt worden.

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Riesel's Reise⸗Comptoir (Jerusalemerstraße 42 am Dön⸗ hofsplatz) beabsichtigt, nach erfolgter Vereinbarung mit mehreten Reiseunternehmern, von Mitte April c. ab sogenannte Zusammen⸗ kunfts⸗Schnellzüge in der Weise zu veranstalten, daß an einem und demselben Tage Vergnügungszüge zu außerordentlich ermäßigten Preisen von Königsberg i./ P., Posen, Breslau, Dresden, Halle, Leip⸗ zig, Hamburg ꝛc. nach Berlin unter Aufnahme von Passagieren an den größeren Stationen abgelassen werden. Das erste derartige Arrange⸗ ment ist zum bevorstehenden Osterfeste am 15. April c. in Aussicht genommen. Durch das fast gleichzeitige Zusammentreffen der Se⸗ paratzüge in Berlin wird für fernwohnende Verwandte und Ge⸗ schäftsfreunde eine bequeme und billige Gelegenheit zum mehrtägigen Verkehr in der Residenz geboten. Die Arrangements sollen in jeder Beziehung den Charakter der Schnellzüge tragen und die Retour⸗ billets mit achttägiger Gültigkeit auch zur Benutzung der Schnellzüge berechtigen. Den Passagieren wird insofern für die Zeit ihres Auf⸗ enthalts in Berlin eine besondere Sorgfalt gewidmet, als ihnen ein Büchelchen „Sechs Tage in Berlin“ eingehändigt wird, welches den neuesten Plan von Berlin, ein Verzeichniß solider Hotels und Restaurationen mit Preisangabe, der renommirtesten Geschäftsfirmen Berlins aller Branchen mit Angabe der Spezialitäten und der Spe⸗ zialärzte, ferner einen Tageszettel und die praktischste Zeiteintheilung zum Besuche der Sehenswürdigkeiten und Sammlungen enthält. Auch ist ein gemeinschaftlicher Ausflug nach Potsdam in Aussicht ge⸗ nommen.

Unseren Berichten über die Verheerungen und Verkehrsstörungen, welche Sturm und Ueberschwemmung in den letzten Tagen an⸗ gerichtet, tragen wir ferner nach: 8 1 8

Coblenz war in Folge des Sturmes eine Zeit lang ohne jede telezraphische Verbindung; auch der Bahnverkehr ist auf dem links⸗ rheinischen Geleise vollständig gesperrt, da die Strecke Neuwied⸗Linz theilweise unter Wasser ist. An eine Wiederherstellung ist vor meh⸗ reren Wochen nicht zu denken, da die Sturmfluth den weitaus unter - Wasser gesetzten Damm theilweise fortgespült hat, so daß die Geleise * gesunken sind. Die telegraphische Verbindung ist zum Theil auf Um⸗

Aus Straßburvg wird berichtet, daß der Betrieb der Eisenbahn⸗ strecke Sennheim⸗Sentheim wegen Unsicherheit einer Brücke über die Doller gänzlich eingestellt werden mußte. Ebenso ist die Linie Basel⸗ Straßburg in Folge Zerstörung einer zweiten Brücke über die Doller zwischen Dornach und Lutterbach nur auf den Theilstrecken Basel⸗ Mülhausen und Lutterbach⸗Straßburg fahrbar. Auch die über die Ill führende Eisenbahnbrücke ist in der Nacht zum 16. d. M. in Folge des Hochwassrrs zusammengestürzt und dadurch die unmittel⸗ bare Verbindung zwischen den Linien Basel⸗Weißenburg und Avrin⸗ einer⸗ und Straßburg⸗Appenweier andererseits unter⸗ rochen.

Die in der Umgegend von Cöln vielfach zerstörte Telegraphen⸗ verbindung ist fast vollständig wieder hergestellt.

In Ostfriesland sind auf der Strecke Leer⸗Emden durch das Hochwasser die Telegraphenstangen vielfach unterspült worden; so daß der Sturm in der Nacht vom 14. zum 15. und am 15. d. Mts. mit leichter Muͤhe 27 Doppelstränge zu Falle brachte, und der Verkehr auf Umwegen bewirkt werden mußte. Indeß ist, falls nicht neue Un⸗ fälle eintreten, in einigen Tagen eine Wiederherstellung des Schadens zu erwarten.

Am 16. d. Mts. erreichte in Hamburg das Hochwasser morgens zwischen 8 ½ —9 Uhr am Niederbaum die Höhe von 14 Fuß 8 Zoll, so daß die niedrig gelegenen Straßen der Stadt vom Dovenfleet bis zu den Kajen zeitweilig unter Wasser gesetzt wurden. Am Steinhöft trat das Wasser nur eben über den Hafenrand des Binnenhafens. Ebenso trat in Altona morgens um 8 Uhr die Elbe beim Fisch⸗ markt und Fischerplatz auf kurze Zeit über die Ufer; einige Keller in den niedriger gelegenen Stadttheilen liefen theilweise voll Wasser. Im Waässerstande der Weser ist, wie aus Bremen unterm 16. d. M. geschrieven wird, kein wesentlicher Unterschied eingetreten. Das Ver⸗ trauen, daß die Weserdeiche sich halten werden, ist nicht erschüttert. Im Gebiete sind die Bewohner in Strohm am meisten bedrängt da⸗ durch, daß die Ochtum über die Deiche läuft und die Feldmark über⸗ schwemmt. Die Deichkoppe des Ochtumdeiches ist an mehreren Stellen abgeschlagen; in der letzten Nacht ist das Binnendeichswasser um 4 Fuß gewachsen. Ein großer Theil des Neuenlandes ist ein See, und die Verbindung zwischen den einzelnen Häusern bei stürmischem Winde daher sehr schwierig geworden, so daß, wenn das ungestůme Wetter anhält, Mangel an Lebensmitteln eintreten und von hier aus Hülfe gebracht werden muß.

Wie der „Magdeb. Zkg.“ aus Pretzien berichtet wird, haben die Stürme der drei letzten Tage an den Deichen, welche bis jetzt den Wasserwogen wacker Stand gehalten haben, arge Verwüstungen angerichtet. Der rechtsseitige Elbstromdeich oberhalb Schönebeck mußte noch gestern Abend spät durch Schwimmfaschinen gedeckt wer⸗ den da die fort und fort auf die Böschung der Deiche auflaufenden Wellen bereits tiefe Löcher eingewühlt hatten. Auch die rechtsseitigen Deiche der Elbumfluth haben stark gelitten, doch geben dieselben vor⸗ läufig zu Besorgnissen für einen etwa noch eintretenden Deichbruch noch keinen Grund.

Auch aus den Vereinigten Staaten sind Sturmnach⸗

richten eingetroffen. Am 27. Februar wüthete ein starker Regen⸗ sturm, begleitet von häufigen Donnerschlägen in den westlichen Staaten. Derselbe trat besonders heftig in der Umgegend von Mil⸗ waukee, Wis., auf und zerstörte alle Telegraphenverbindungen mit dem Norden. In Princeton, Ind., worden 39 Häuser zerstört, eine An⸗ zahl Pferde getödtet und beläuft sich der angerichtete Schaden auf über 50,000 Doll. Obgleich mehrere Personen verschüttet wurden, ist kein Verlust an Menschenleben zu beklagen. Noch größeren Schaden richtete ein kaum 5 Minuten anhaltender, aber um so heftigerer Sturmwind in St. Charles, Mo., an. Alle Hauptgebäude wurden mehr oder weniger demolirt und 3 Personen . ödtet. Der Verlust wird auf 100,000 150,000 Doll. geschätzt. In Henderson uad Christian Counties, Ky., richtete ein in nordöstlicher Richtung dahin⸗ brausender Wirbelwind ebenfalls großen Schaden an; der Weg, welchen derselbe einschlug, ist durch eine eine halbe Meile breite Strecke der vollständigsten Verwüstung bezeichnet.

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Theater.

Königliches Opernhaus. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist die erste Aufführung von „Tristan und Isolde“ nunmehr auf Montag festgesetzt. .

Die Wiederholung der im National⸗Theater vom Verein für höhere Töchterschulen veranstalteten Vorstellung des „Götz von Berlichingen“ wird am Dienstag, den 21. März, Nachmittags 5 Uhr, stattfinden. Die Gesammteinnahme dieser Vorstellung hat der Direktor Hr. Robert Buchholz, nach Abzug der Tageskosten, für den Unter⸗ stützungsfond der unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin stehenden Allgemeinen deutschen Pensionsanstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen bewilligt.

Redacteur: F. Prehm.

Fünf Beilagen

fleißes gelten, daß das Resultat dieser Besichtigung ein befrie digendes war.

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wegen gegenwärtig wieder hergestellt.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Mete anzustellen.

Arderschen

Verlag der Expedition (Kessel). Drack W. Elsneir.

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Nichtamtliches I Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 18. März. Im weiteren Ver⸗ a der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeord⸗ ein motivirte in der zweiten Berathung über den Etat be Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten prsteferent Abg. Dr. Virchow den Antrag der Budgetkommission: ie Regierung aufzufordern, eine den Staatsinteressen ent⸗ irßende Beschleunigung den großen Staatsbauten, welche der

Fpaltung des Kultus⸗Ministeriums angehören, herbeizuführen und um Ende in dem Kultus⸗Ministerium die nöthigen bautechnischen

Der Regierungkommissar Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath nerk wies darauf hin, daß in den letzten Jahren eine große e von Bauten ausgeführt und in Bezug auf andere die Pperhandlungen soweit gediehen seien, daß dadurch der von eKommission gestellte Antrag als erledigt zu betrachten sei. (Regierungskommissar Geh. Ober⸗Bau⸗Rath Giersberg betonte a so oft an den genannten Instituten ein neuer Direktor ange⸗ werde, derselbe auch einen neuen Wunsch in Bezug auf den biplan habe und ein neues Programm aufstelle, so daß der Pevurf der Verschleppung durchaus nicht die Regierung Der Abg. Dr. Hammacher fand den ganzen Fehler der cte darin, daß die Regierung so häufig Summen für biten fordere, über die sie noch keine Kostenanschläge ge⸗ h und die das Haus bewillige, ohne nähere Untersuchung es[Sache. Der Handels⸗Minister Dr. Achenbach wies darauf i daß vom Jahre 1872 an eine große Menge Anschläge ge⸗ agt und Bauten ausgeführt seien, daß es aber nicht möglich allen in früheren Jahren vernachlässigten und jetzt gleich⸗ i anstürmenden Bedürfnissen Genüge zu thun. Hiermit war die zweite Berathung des Kultusetats erledigt. 8b ergter der S. zur Vorberathung gwiesene Theil des Stats für das H ⸗Ministeri heae e Le⸗ f Handels⸗Ministerium Hierzu lag folgender Antrag der Budgetkommission vor:

Die Regierung aufzufordern: 1) Die Bau⸗Akademie durch Er⸗ erung des Lehrplans und entsprechende Heranziehung von Lehr⸗ ten den Zwecken und Zielen einer Hochschule gemäß zu ent⸗ ln. 2) Da der in dem gegenwärtigen Gebäude der Bau⸗ demie zu beschaffende Raum für eine solche Hochschule un⸗ ifclvaft unzureichend ist, und auch das auf dem Terrain der Mühlen projektirte Filialgebäude keine genügende weckentsprechende Erzänzung bieten kann, a. den Neubau auf Terrain der Werderschen Mühlen einzustellen; b. dem gegenwär⸗ sa in Betreff der Unterrichtsräume in der Bau⸗Akademie herrschen⸗ (Nothstande durch miethweise Beschaffung anderweitiger Räumlich⸗ en mit möglichster Zeschleunigung abzuhelfen; c. dem Landtage in nächsten Session Vorschläge zu einem Neubau an geeigneter lle zu machen. 3) Dabei die Frage einer sachverständigen ifung zu unterziehen, ob bei der inneren Verbindung der chiedenen Zweige des höheren technischen Studiums es sich s empfiehlt, nach dem Beispiele aller übrigen deutschen Staaten (Bau⸗Akademie mit der Gewerbe⸗Akademie (eventuell auch mit der tsakademie) zu einer einzigen, wenn auch in besonderen Abtheilun⸗ [oegliederten technischen Hochschule zu vereinigen und dieselbe einer gialisch geordneten Leitung zu unterstellen. 4) In Erwägung zu en, wie die Vorbedinaungen fuͤr die Aufnahme von Studirenden in tichnischen Hochschulen des Staates unter Zulassung der rderlichen Uebergangsfrist gleichmäßiger zu gestalten sind. 5) Für einheitliche Leitung sämmtlicher zu dem Ressort des Handels⸗ eisterums gehöriger technischer Lehranstalten Sorge zu tragen. Cit. 52 der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben statt: m Neubau eines Gebäudes für die Gewerbe Akademie in Berlin, date 150,000 ℳ“ zu setzen: „Zur Bestreitung der Kosten der ifung und Vorbereitung eines Projektes für eine technische Hoch⸗ ℳ“ und unter dieser Ueberschrift die Summe zu Nachdem der Referent Abg. Dr. Wehrenpfennig die Anträge Wth hatte, ergriff der Handels⸗Minister Dr. Achenbach ort: Meine Herren! Wenn ich in meinen nachfolgenden Worten dem⸗ pen, was Seitens des Herru Referenten 1 worden ist, gentreten muß, um den Standpunkt der Staatsregierung und ell des Handels-Ministeriums klar zu legen, so wollen Sie doch us in keiner Weise schließen, daß ich, falls das hohe Haus die lution der Budgetkommission annehmen sollte, meinestheils mit irgend i Vorurtheil an die Prüfung der mir zur Erwägung gegebenen eherantreten werde; ich werde sie vielmehr vollständig objektiv nit Loyalität prüͤfen, wenn dieses hohe Haus nach dieser Rich⸗ 1 hesraffe faßt. Ich halte mich demjenigen gegenüber, was der eferent anführte, zunächst verpflichtet, näher darzulegen, wie Angelegenheit in das gegenwärtige Stadium gelangt ist. Der Mittelpunkt der gesammten Frage, die uns hier beschäftigt, darüber kann kein Zweifel sein offenbar der, ob in Berlin ogenanntes Polytechnikum zu errichten sei. Wird diese Frage be⸗ lahs ordnen sich meiner Meinung nach die übrigen mehr neben⸗ 8 Fragen von selbst, der Kern der ganzen Angelegenheit liegt 1 diglich in diesem Theile der vorgeschlagenen Resolutionen. nlun sagt der Herr Referent, daß vie Erwägung, ob ein solches hülumh in Berlin zu errichten sei, gewissermaßen jetzt zum t ale an das Haus herantrete, da, wenn man früher gewußt eei de den Palaste einer Gewerbeakademie gleichzeitig ein S 88 Neuban bei der Bauakademie erforderlich sein 4† as Haus unzweifelhaft auch in die organisa⸗ 42 Frage, ob eine polytechnische Anstalt in Berlin zu 85 sei, eingetreten sein würde. Ich gestatte mir nun im 1 te hierzu, zum Theil in Wiederholung derjenigen Anführun⸗ die ich in der Budgetkommission gemacht habe, auf Folgendes herksam zu machen. Es ist keineswegs die Frage, ob in Berlin Hoiytechnikum zu errichten sei, hente zum ersten Mal an das Bgclaugt. Ich darf darauf hinweisen, als im Jahre 1861 es in handelte, einen Erweiterungsbau der Gewerbeakademie vor⸗ 8 speziell in der Budgetkommission die Frage zur Erörterung 89 ², ob man überhaupt zu einem solchen Erweiterungsbau die ümmg ertheilen könne, da es ja nützlicher sein wuͤrde, die ver⸗ 3 n kechnischen Lehranstalten, welche in Berlin bestehen, zu ver⸗ b Es hat dann eine sachliche Diskussion innerhalb der Bud⸗ 8 ission stattgefunden, die ebenso wie die spätere Berathung im h es Hauses den Erfolg hatte, daß man die Mittel zum Er⸗ agsbau dieser separaten Anstalt bewilligte und den Gedanken tialotechnikums nicht weiter verfolgte. Die Sache ist dann aber 5 Uar nachher abermals zur Erörterung gelangt. Es hatte im von uns Allen verehrte Hr. Abg. Harkort in diesem SHause den Gedanken angeregt, daß es nützlich sein werde, für ö Hüttenwesen, welches sich in so außerordentlichem Preußen entwickelt habe, eine höhere Lehranstalt zu errich⸗ Zum Theil wohl im Zusammenhange mit dieser parlamentari⸗

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preu

Berlin, Sonnabend, den 18. März

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Bergakademie zunächst ohne Anhörung und Zustimmung des Hauses begründet. Diese Gründung stieß daher im ö g der folgenden Session auf Widerspruch, weil dafselbe bei der Errich⸗ tung dieses Instituts nicht gefragt worden war. Hieraus entw ickelten sich längere Diskussionen in verschiedenen Sessionen und es hatte die Berathung zunächst den Erfolg, daß im Jahre 1862 ich glaube, es war in der Sitzung vom 18. August des Jahres 1862 das Abgeordnetenhaus in einer Resolution die Erwartung aus⸗ sprach oder den Antrag genehmigte: gegen die Königliche Staats⸗ regierung die Erwartung auszusprechen, sie werde behufs baldiger Errichtung einer großen, reichlich ausgestatteten polytechnischen An⸗ stalt, welche zugleich für den Unterricht im Fache der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenkunde den Anforderungen der Zeit entspricht, dem Landtage eine weitere Vorlage machen. Hiernach wurde damals eine Resolution gefaßt, die positiv auf die Errichtung eines Polytechnikums e In Folge dieser Resolution ist nun eine weitläufige Denkschrift uüͤber den Werth polytechnischer Anstalten gegenüber tech⸗ nischen Sonderanstalten im Handels⸗Ministerium ausgearbeitet und dem Landtage vorgelegt worden; es ist dieselbe Denkschrift, welche ich bier in der Hand habe. In der folgenden Session, wo es sich wie⸗ derum um eine Mehrbewilligung speziell für die Bergakademie han⸗ delte, gelangte diese Denkschrift mit dem Etat an die Budgetkommis⸗ sion. Es ist in der Budgetkommission, wie ermittelt worden ist, über diesen Gegenstand verhandelt, darauf die Angelegenheit im Plenum des Hauses zur Berathung und in der Sitzung vom 14. März 1863 die gesammte Anforderung, welche di⸗ Regierung bezüglich der Bergaka⸗ demie gestellt hatte, sans phrase bewilligt worden. Eine Diskussien hat allerdings über das hier zur Entscheidung gestellte große Prinzip im Pienum damals nicht stattzefunden. Man hat aber dennoch nachdem man vorher die erwähnte Resolution faßte, später das Poly⸗ technikum ohne Weiteres bei Seite geschoben. Auf dieser Basis ist die Bergakademie, welche ursprünglich, wenn Sie so wollen, durch ministerielles Machtgebot errichtet war, durch den Land⸗ tag in ihrer Verfassung und Existenz genehmigt worden. Dies hat dann weiter, um es gleich hier anzuschließen auch dahin geführt, daß in den Jahren 1873, 74 dieses Haus sich wiederholt mit dieser Anstalt beschäftigen mußte, und dieses hohe Haus hat in den zuletzt angefüöhrten Jahren, nachdem ihm eine fer⸗ nere Denkschrift über die Organisation der Bergakademie in Verbin⸗ dung mit der geologischen Landesanstalt vorgelegt war, abermals seine Meinung dahin ausgesprochen, daß ein Neubau für die Bergakademie als solche zu errichten sei. Zuerst war bekanntlich der Platz an der Georgenstraße ins Auge gefaßt. Es mußte eine abermalige Vorlage erfolgen, weil man demnächst in Aussicht nahm, die Berg⸗ Akademie auf dem Grundstück der Eisengießerei zu er⸗ richten. Auch dies hat die Zustimmung des Hauses gefunden. Hierbei ist indessen die Angelegenheit wegen Errichtung einer polytechnischen Schule und einer Vereinigung der verschiedenen technischen Anstalten nicht stehen geblieben; dieselbe ist vielmehr auch bei anderer Gelegenheit zur Sprache gekommen. Ich will nur daran erinnern, daß im Jahre 1872, als es sich darum handelte, einen Bau⸗ platz für das landwirthschaftliche Institut ausfindig zu machen und Mittel zur Errichtung eines landwirthschaftlichen Museums zu ge⸗ währen, hier wiederholt der Gedanke von verschiedenen noch jetzt dem Hause angehörigen Herren angeregt worden ist, ein solches Spezial⸗ museum nicht herzustellen, sondern das Museum mit größeren Samm⸗ lungen in Verbindung zu bringen und die landwirthschaftliche Akademie als eine besondere Anstalt nicht zuzulassen. Trotz dieser Debatzen ist in späteren Jahren, ich glaube im Jahre 1873/74, ebenfalls durch dieses hohe Haus beschlossen worden, daß eine landwirthschaftliche. Akademie auf dem Grundstücke der Eisengießerei in Verbindung mit dem be⸗ treffenden landwirthschaftlichen Museum zu errichten sei. Weiterhin kam diese Angelegenheit wieder an das hohe Haus, als es sich darum handelte, für die Gewerbeakademie einen Bauplatz ausfindig zu machen, beziehungsweise die Mittel zu bewillizen, um einen Neubau für diese Anstalt zu errichten. Es ist nun wohl ohne Zweifel den Herren sämmtlich bekannt, daß wir noch im vorigen Jahre sehr leb⸗ hafte Debatten über diesen Gegenstand geführt haben und daß na⸗ mentlich in Folge einer Resolution, welche bei der dritten Lesung des Budgets gefaßt wurde, genehmigt worden ist, daß die Gewerbeaka⸗ demie in Verbindung mit dem Gewerbemuseum auf dem Grundstück der Porzellanmanufaktur herzustellen sei. Auch hier ist man also von dem Prinzip, von dem Gedanken ausgegangen, daß die beson⸗ dere Anstalt zu konserviren sei. Ich muß daher behaupten, daß bei den sämmtlichen technischen Instituten, die wir in Berlin haben, ent⸗ weder eine Erörterung über die Frage des Polytechnikums statt⸗ gefunden hat, oder es ist wenigstens, ohne daß man in eine solche Er⸗ örterung eingetreten ist, jede einzelne der betreffenden Anstalten als eine separate bewilligt worden.

Meine Herren! Sie werden es nun dem Chef einer Verwaltung gewiß nicht übel deuten, wenn er es schwer findet, eine Basis zu ver⸗ lassen, auf welcher er seit länger als 15 Jahren bewußt vorgegangen ist, wenn plötzlich, nachdem ein anderes Prinzip, wie diefe Anstalten einzurichten und zu organisiren, Platz greifen soll, das bisher Ge⸗ schehene mehr oder weniger in Frage gestellt wird. Denn, meine Herren, wir können uns doch darüber nicht täuschen, daß, wenn die Resolution angenommen wird, welche sich auf die polytechnische Schule bezieht, ich mich selbstverständlich genöthigt finde, mit dem Bau der Gewerbeakademie von der Bauakademie will ich gar nicht reden inne zu halten; ich muß aber guch hinzusetzen, ich werde nicht in der Lage sein, bezüglich des Gewerbemuseums weitere Schritte zu thun, ehe die einschlagenden Fragen klar gelegt sind. Man hat zwar in der Budgetkommission, als ich den Gedanken aussprach, ich würde bei der in der vorgeschlagenen Resolution mir auferlegten Erwägung genöthigt sein, auch alle weiteren Maßnahmen bezüglich des Gewerbemuseums zu sistiren, man hat, sage ich, hervorgehoben, 99 ich mich hier nur gewissermaßen eines parlamen⸗ tarischen Kunstgriffes bediente, ich wolle die Anhänger des Gewerbe⸗ museums dadurch zu meinen Verbündeten machen, sie zu vereinigen versuchen mit denjenigen, welche dem Plane überhaupt nicht hold seien, um so für mich eine höhere Chance zu gewinnen. Meine Herren! Ich darf versichern, daß wenn es auch gar nicht ungeschickt sein würde, unter Umständen derartige parlamentarische Mittel anzuwenden mir dieser Gedanke doch fern liegt. Ich glaube, es ist in der That unmöglich, das Gewerbemuseum von dieser Umgestaltung freizuhalten, welche bei Annahme der Resolution erfolgen würde. Ich will darauf hinweisen, daß der Platz der Porzellanmanufaktur vielleicht sehr geeignet sein würde, die vereinigten Anstalten der Bau⸗ und Gewerbeakademie zu umfassen. Soll ich nun in die Erwägung der ganzen Frage eintreten, so kann ich durchaus die Prüfung nicht bei Seite lassen, ob nicht durch die Belaffung des Gewerbemuseums auf dem ihm zugedachten Platze die Errichtung eines Polytechnikums erschwert werden möge.

„Meine Herren! Diese Gedanken, welche mich bewegen, müssen natürlich auch dieses hohe Haus erfüllen; denn ich kann und darf ja nicht annehmen, daß man Seitens dieses hohen Hauses gewissermaßen blind in alle diese Fragen eingegangen sei, ohne die Tragweite der Beschlüsse zu erwägen. Alles, was Seitens des Herrn Referenten über die gegenwärtigen Zustände angeführt worden ist, hat sich unter den Augen des Landtages und unter der Zustimmung des⸗ selben gestaltet, die Verhältnisse der Bauakademie, beispielsweise die Stellung der Lehrer an derselben sind ja verschiedentlich in ausführlichen Auseinandersetzungen zur Kenntniß des Landtages gekommen; auch hier ist nichts, dessen Vorhandensein vorher dem Landtage unbekannt ge⸗ blieben wäre. Ich sage also, ebenso wie für mich die Sache eine

1876

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vce. g-e nahe glaubten, wird in der That wieder von dem . ¹ *4 882* Dies Gefühl wird ohne Zweifel ein großer

he er P steli der dieses hohen Hauses theilen, da Manches wot! auf längere Zeit je nach den Ummaaden nicht zur Ausführung kommen wird, wenn wir in diese neuen Erwaguegen eintreten

Es ist nun weiterhin, wenn ich von diesjen Vorgäͤng n ejehe, von Sei⸗ ten des Herrn Referenten hervorgehoben worden, wie es nothwendig sei, die , Bauakademie durch Erweiterung des Lehrplans und entsprechende Heranziehnung von Lehrkräften den Zwecken und Zielen einer Hoch⸗ schule gemäß zu entwickeln. Meine Herren, ich kann mich diesem Antrage meinerseits nicht nur nicht widersetzen, sondern ich stimme demselben zu. Auch ich halte es für unsere Aufgabe, daß die Bau⸗ akademie in ihrer inneren Einrichtung weiter entwickelt und gefördert werde, daß ihr vermehrte Gelegenheit geboten werde, die Talente auf technischem Gebiete heranzuzuziehen und zu bilden und einen verstärkten heilsamen Einfluß auf die künftige Entwickelung unseres eee überhaupt zu üben. Hier trenne ich mich also nicht von nnace wlchen apaeche Ihnen von Seiten der Budgetkommission ge⸗ „Dagegen darf man auf der anderen Seite die Frage aufwerfen, ob denn in der That es richtig sei, daß ein vollkommener Zustand gegenüber den bisherigen getrennten Anstalten dadurch berbegeführt werde, daß man in Berlin eine polytechnische Anstalt errichte Ich will nun nicht darauf hinweisen, ich uͤbergehe das daß, wo po⸗ lytechnische Schulen in anderen Ländern bestehen, daß da dieselben sich nicht blos auf das Bau⸗ und Gewerbewesen erstrecken, sondern daß sie ein viel umfassenderes Gebiet umfassen. Es sind in denselben in der Regel die Forstleute, die Landwirthe ebenfalls aufgenommen; ja, meine Herren, an einzelnen polytechnischen Instituten hat man auch besondere Course für Kaufleute, für Postbeamte eingerichtet an anderen Instituten sind die Militär⸗Ingenieure zugelassen denn es schlägt ja auch deren Wissensgebiet und das Polytechnikum ein. Ich wifl, wie gesagt, hiervon absehen und mich eng an die vorliegende Frage halten: die Vereinigung der Bau⸗Akademie und der Gewerbe⸗ Akademie, indem ich annahm, daß bei einer etwa in Aussicht genommenen Vereinigung der Bergakademie mit einer solchen vereinigten Anstalt mir die freiere Behandlung dieser Frage lediglich üverlassen worden ist. Ich sehe daher auch von der Bergakademie ab und halte mich an die beiden erwahnten Anstalten. Es entsteht nun da die Frage: ist in der That ein er⸗

heblicher Vortheil gegenüber dem bestehenden und zu ver⸗ bessernden Zustande durch die Herstellung des Polytechnikums zu erwarten? Meine Herren! Zunächst will ich auf Folgendes aufmerksam machen. In der Rede des Herrn Referenten ist bereits der Gedanke hervorgetreten, daß segar innerhalb des Baufaches selbst eine gewaltige Bewegung dahin besteht, die Fächer des Hochbaues und des Ingenieurfaches zu trennen. Es giebt sehr viele angesehene Techniker, welche behaupten, man müsse diese beiden Fächer gewisser⸗ maßen, wenn ich so sagen darf, von der Geburt an von einander scheiden und gar keine Gemeinschaft weiter zwischen ihnen zulassen. Wir werden nun wohl zwar niemals oder wenigstens in langer Zeit nicht einen so gewaltigen Schritt thun können, aber die Staatsregie⸗ rung, wenigstens ich persönlich bin der Frage bereits seit längerer Zeit nahe getreten, wie eine weniger radikale Sonderung dieser beiden Fächer stattfinden könnte, nachdem vorher ein gemeinsamer wissen⸗ schaftlicher Kursus vorausgegangen ist. Ich habe in der Budget⸗ kommission hervorgehoben, wie mir bereits formulirte Vor⸗ arbeiten nach dieser Richtung vorliegen, und wie ich hoffe daß dieselben nicht allzulange Zeit auf ihre Ausführung warten werden. Es besteht also, selbst wenn man nur diesen gemäßigten Weg ins Auge faßt, von dem ich glaube, daß wir ihn beschreiten werden, z. Z auf dem Gebiete des Bauwesens das Bestreben nach weiterer Sonderung. Dem gegenüber tritt hier der Plan auf die Bauakademie nicht nur nicht in ihrer Besonderheit zu erhalten, sondern mit einem anderen Institute zu vereinigen. An sich würde nun darin vielleicht noch im Ganzen kein Wider⸗ spruch gefunden werden können. Wenn der Antrag des errn Referenten er hat zwar die betreffenden Worte als überflüssig bezeichnet, ich theile indeß nicht diese Auffassung wenn der Antrag des Herrn Referenten angenommen wird, so kann eine Gliederung und Trennung der verschiedenen Fächer, ja auch innerhalb der gemeinschaftlichen Anstalten gedacht werden. Indessen der Herr Referent hob gleichzeitig bervor, indem er sich auf mich berief, daß es nothwendig sein werde, eine erhebliche Reihe von Wissenschaften in dem beabsichtigten Polytechnikum gemeinschaftlich für Alle zu lehren. Nun weiß ich nicht, wie das überall ge⸗ meint ist, wenn man sagt: Für Alle in Zuknnft eine breite wissenschaftliche Grundlage wie auf der Universität, keine Sonderung in diesen allgemeinen wissenschaftlichen Fächern Indeß, meine Herren, hier konkurriren doch so verschiedene Lebens⸗ aufgaben, daß selbst diejenigen Wissenschaften, welche einen gemein⸗ schaftlichen Namen, eine gemeinschaftliche Firma tragen, dennoch wenn sie für den einen oder anderen Bexuf gelehrt werden sollen, in

der That ganz verschiedene Dinge sind. Der Maschinenbau des Ma⸗ schinen Ingenieurs wird doch etwas anderes sein, als derjenige des Bergmanns; die Chemie des Bergmanns eine andere als diejenige des sonstigen Technikers; die Maschinenlehre, welche der Bautechniker zu hören hat, ist eine andere, als diejenige des Maschinen⸗Ingemteurs; ich will mich aber darauf nicht weiter einlassen. Es ist jeden⸗- falls gewiß, daß diese scheinbar übereinstimmenden Fächer sich doch nicht vollständig übereinstimmend gestalten werden. Nimmt, man aber auch an, daß dies der Fall sei, so glaube ich doch nicht, daß der Appell an den Herrn Finanz⸗Minister, welcher von Seiten des Herrn Referenten hier auegesprochen wurde durchweg zutreffend sein möchte. Die Bauakademie so hob der Herr Referent selbst hervor, besitzt augenblicklich eine Frequenz von 927 Zuhörern, die Gewerbeakademie hat eine Frequenz, welche, wenn ich nicht irre, 712 Studirende beträgt. Wenn Sie diese Zah⸗ len zusammenrechnen, so würde, falls jetzt ein Polytechnikum beständ der gegenwärtige Besuch desselben schon ein sehr stattlicher sein, der nahea die Zahl der Studirenden der hiesigen Universität heranreicht. Es

also wohl unzweifelhaft, daß wir bei Einrichtung des Polytechnikums namentlich wenn wir die künftige Weiterentwickelung und Blüthe dieses Instituts ins Auge fassen, es mit einem wahren Rieseninstitut zu thun haben werden, welches vollständig in seiner äußeren Peri⸗ pherie mit der Universität in Konkurrenz treten kann. Meine Herren! Sind nun unter den verschiedenen Fächern viele für alle Zuhörer gemeinschaftlich, so erscheint es klar, daß eine große Zahl von Parallelvorlesungen auf einer solchen Anstalt eingerichtet werden muß. Denn klagt man mit Recht darüber, daß auf der Bauakademie die Theilnahme an einzelnen Vorlesungen eine zu große sei, um noch mit allzugroßem Vortheil Seitens der Studirenden besucht zu werden, so wird dieser Uebelstand ganz gewiß nicht durch das Zusammenschieben der Anstalten beseitigt werden können, er wird zunächst dadurch vermehrt werden. Eine Aenderung kann erst eintreten, wenn zahlreiche Dozenten für dasjenige Fach, welches von so vielen Studirenden gehört wird, An⸗ stellung finden. Nur so wird es angängig sein, diese Uebelstände zu beseitigen und die Sache in einen besseren Gang zu bringen. 8 Das wird aber, wie ich dem Hrn. Abg. Wehrenpfennig erwidere, gewiß nicht ohne erhebliche finanzielle Opfer aus⸗ zuführen sein. Für mich soll das kein bedeutendes Argu⸗ ment bilden; ich glaube aber, der Herr Referent ist nicht in der Lage, ein finanzielles Argument anzurufen. Denn davon halte ich mich

Anregung wurde unter dem damaligen Handels⸗Minister eine

eigenthümliche ist, muß sie das auch für den Landtag sein. Was

überzeugt

und ich bin gewiß, daß das Haus mir darm