8 8 Weltausstellung in Philadelphia 1876. Von der Reichskommission für die Weltausstellung in Philadelphia wird ein amtlicher Katalog der deutschen Ausstellerherausgegeben. Das Werk, welches gegenwärtig unter der Presse sich befindet, erscheint in deutscher und englischer Sprache. Es enthält von jedem Aussteller: Firma oder Namen, Wohnort, kurze Angabe über die zur Schau gestellten Gegen⸗ stände, Name des Agenten, kurze Angaben über Alter, Gegenstandes u. f. w. des Gewerbebetriebs. Die auf früheren Ausstellungen erhaltenen Preise. Den Angaben über die Aus⸗ steller derjenigen Produktionszweige, welche zu einer gemein⸗ samen planmäßigen Schaustellung vereinigt sind, ist eine kurze statistische Darstellung des betreffenden Industriezweiges voran⸗ geschickt. Ein ausschließlich für Aussteller bestimmter Inseraten⸗
“
hat. Inzwischen haben sich auch unsere beiden Landsleute,
zusammen mit Herrn Baurath Adler von Corfu nach Olympia,
erreicht werden kann, eine nothwendige Pause von mehreren Monaten herbeiführt.
der Antrag des Magistrats vor, die Versammlung möge sich damit einverstanden erklären, daß der Bau der städtischen Irren⸗ anstalt, nicht wie beschlossen worden, bei Rummelsburg, sondern
welcher sich der Stellvertretung mit großer Treue angenommen
welche das ganze Werk mit aufopfernder Thätigkeit so glücklich in Gang gebracht haben, durch einen Aufenthalt in Corfu wieder vollständig hergestellt. Herr Bötticher ist schon Ende März auf seinen Posten zurückgekehrt. Dr. Hirschfeld geht am 4. April
wo dann festgestellt werden soll, was noch in diesem Frühjahr ehe die Sommerhitze im Alpheiosthale
Den Stadtverordneten laz in ihrer gestrigen Versammlung
8
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finden soll, bezüzliche Dekret lautet: stellung der landwirthschaftlichen und industriellen
chlossen. Die Produkte aller Nationen werden zu dieser Ausstellun zugelassen. ; setzen, unter welchen die allgemeine Ausstellung stattfindet,
Arten von Produkten, welche stellungs⸗Kommission
Sodann erwählte die Kommission eine Subkommission, bestehend au folgenden Mitgliedern: Deputirter, Duval, Seinepräfekt, Felix Voisin, quis de Chénevièces, Direktor der Viollet⸗le- Duc, Gustave Roy und Letuel,
anhang bietet letzteren die Gelegenheit zu ausführlichen Anzeigen
gesch ftlichen Inhalts. 8
Außer den schon früher erwähnten magnetischen Apparaten Uund Kompassen hat die Kaiserliche Admiralität auch die so eben in Kupferstich fertig gestellte Karte der holsteinischen und mecklenburgischen Küsten, als Musterblatt des projektirten See⸗ kartenwerkes, des Deutschen Ostsee⸗Atlas, dessen dritte Sektion das genannte Blatt repräsentirt, zur Ausstellung der wissen⸗ schaftlichen Instrumente im Kensington⸗Museum zu London ent⸗ sandt. Die Karte ist auf Grund der deutschen Vermessungen im Jahre 1874 angefertigt und wird die Anordnung derselben von fachmännischen Kreisen als durchaus praktisch und muster⸗ gültig anerkannt, wie auch die Ausführung im Stich eine voll⸗
ständig tadellose ist.
Der Maßstab der Karte, welche demnächst durch die Globen⸗ und Karten⸗Verlagshandlung von Reimer zu dem geringen
Preise von 3 ℳ zu beziehen sein wird, ist wie 1: 100,000.
Die Ausgrabungen in Olympia. 3 V. Bericht. (Vergl. Nr. 62 d. Bl.)
Briefe des Herrn Dr. Weil vom 1., 15. und 22. März
melden den ungestörten und ergiebigen Fortgang der Arbeiten,
die den Zweck haben, den Tempel des Zeus von allen Seiten
immer vollständiger frei zu legen. Dies ist an der Ostseite in der Hauptsache bereits geschehen. Man hat hier das alte Pflaster ge⸗ funden, das über einer Schicht von Ziegeln u. a. Material aus 0,23 dicken Steinblöcken bestand. Der Zugang zum Tempel war nicht, wie beim Parthenon, durch Zwischenstufen vor dem mittleren Interkolumnium gebildet, sondern eine Freitreppe führte bis zu der zweiten Tempelstufe hinan; diese Treppe bildete vor der Mitte der Tempelfronte eine Terrasse, auf welcher die Grund⸗ lage eines Altars sichtbar geworden ist.
Die Freilegung der Südseite ist von Oßeen und Westen her kräftig in Angriff genommen. Zu den vielen für die Geschichte der Architektur wichtigen Fundstücken gehören auch die wasser⸗ speienden Löwenköpfe von der Traufrinne. Sie finden sich in drei Stylarten gearbeitet, in alterthümlicher Strenge (besonders an der SW. Ecke), ganz naturalistisch, und endlich in einem Uebergangsstyl; eine Mannigfaltigkeit, welche deutlich zeigt, daß der Tempel nicht auf einmal gebaut und fertig geworden ist, wie der Parthenon, sondern ein Werk sehr verschiedener Epochen ist
Was die Umgebung des Tempels betrifft, so fand sich an der Nordseite ein Postament von Porossteine, 4 Meter lang mit Reliefstücken von Gewandfiguren; an der Südseite die Basis mit einer Ehreninschrift, die, wie es scheint, der Kaiserin Faustina gilt.
Besonders erfreulich war die glückliche Ergänzung ver⸗ schiedener merkwürdiger Schriftdenkmäler; so fand sich am 2. März das zweite Stück zu der früher besprochenen (in der Arch. Zeitung herausgegebenen) Ageladasinschrift, welches zeigt, daß Ageladas hier der Namen des Vaters ist und daß sein Sohn Argeiadas der Urheber des Kunstwerks war. Auch die früher erwähnte Inschrift des Praxiteles ist jetzt in zwei Distichen vollständig da und zeigt uns den ganzen Lebens⸗ lauf eines Arkadiers, welcher sich am Abend eines abenteuer⸗ lichen Wanderlebens in sein heimathliches Bergland zurückge⸗ zogen hatte. Am neisten Einzelfunde sind vor der Westseite gemacht. Hier kam eine Mauer zum Vorschein, die sich von der
SW.⸗Ecke nach Süden zieht, aus Postamenten, Säulentrom⸗
meln, Triglyphen, jonischen und dorischen Kapitellen,
Marmorblöcken und Ziegeln bunt zusammengeschichtet.
Hier fand sich eine Basis mit der Künstlerinschrift eines So⸗
phokles (aus dem 4. oder 3. Jahrh. v. Chr.), die Ehren⸗
inschrift auf den Olympionikee Lykomedes und eine Reihe vor⸗ züglich erhaltener Löwenköpfe aus Terrakotta mit reichem
Farbenschmuck in voller Frische, endlich eine Inschrift, wahr⸗
scheinlich des L. Mummius an dem von Pausanias erwähnten
Zeusbild. Von der SO.⸗Ecke des Tempels sind 10 Schritt gegen SO. die Grundmauern eines Rundbaues aus Marmor zum
Vorschein gekommen. In derselben Gegend (8 Schritt gegen
SSO.) zeigte sich am 15. März eine runde Marmorbasis, in⸗
wendig ausgehöhlt wie eine Brunnenmündung, mit einer oben
am Rande angebrachten sehr alterthümlichen Inschrift. Es ist
dieselbe, welchs Pausanias (Kap. 24, 3) am Fuße der Zeusstatue las, dem Weihgeschenke der Lacedämonier, das dieselben nach der zweiten Besiegung Messeniens errichtet haben sollen. 8 Auf die Statue und das Postament der Siegesgöttin, mit welcher die olympischen Funde anfingen, haben die weiteren Ausgrabungen immer wieder zurückgeführt. Man hat die gewaltigen Blöcke der Basis, die sich 4 bis 5 Meter
hoch aufbaute, immer vollständiger gefunden; von der
Statue selbst einen Marmorflügel und eine Reihe von Bruch⸗
stücken, welche dem Abgusse sehr zu Statten kommen.
Die ganze Umgebung der Nike wird jetzt klar. Man erkennt die alten, von Weihgeschenken eingehegten Wege, welche durch den Hain des Zeus führten; man erhält
zum ersten Male eine Anschauung von der ursprünglichen An⸗ ordnung und Reihenfolge der Denkmäler, welche sämmtlich an alter Stelle stehen.
Von zerstreuten Alterthümern sind zu erwähnen verschiedene Ueberreste gerundeter Marmorplatten mit Spuren buntfarbiger Malerei, das Vordertheil eines Pferdeleibes, Ziegel vom Tempel⸗ dache mit Inschriften in elischer Mundart u. A.
An mannigfaltigen und höchst lehrreichen Ergebnissen für
„Topographie und Denkmälerkunde ist also der letzte
Monat sehr ergiebig gewesen. Die Arbeiten haben ohne Störung
von
auf dem dazu ursprünglich ausersehenen Terrain bei Dalldorf unter Zuzrundelegung des vom Stadt⸗Baurath Blanckenstein umgearbeiteten Planes der Architekten Gropius und Schmieden und des mit 3,580,000 ℳ abschließenden Kostenanschlages ausgeführt werde. Nach längerer Debatte wurde der Antrag einer Deputation über⸗ wiesen. Zu den Vorarbeiten des Oder⸗Spree⸗Kanals bewilligte die Versammlung auf Antrag des Magistrats dem betreffend
Comité zu Kienitz eine Beihülfe von 5000 ℳ —* 8—
„Wie wir schon kurz mitgetheilt, ist gest Frühjahrsausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich preußischen Staaten eröffnet worden. Die Ausstellung, welche in früheren Jahren in der Reitbahn des „Tattersall“ stäattfand, hat in diesem Jahre jenen Raum mit dem Saale des Admiralsgartenbades in der Friedrichstraße vertauscht. Der⸗ selbe ist nicht so groß wie der frühere Ausstellungsraum, hat aber den Vorzug einer durch seine reiche Renaissance⸗Architektonik und seinen Sgrafittenschmuck künstlerischen Ausstattung. Dazu kommt weiter noch der Vortheil, daß er für den Tag volles, günstigere Lichteffekte gewährendes Oberlicht spendet und es durch seine beiden stattlichen Gaskronen ermöglicht, die Ausstellung auch Abends, und zwar bis zehn Uhr, dem Publikum offen zu halten. Das ganze Ar⸗ rangement zeigt wieder von dem bewährten Vermögen des Ver⸗ eins, einen gegebenen Raum zu einem Meisterstücke dekorativer Gartenkunst zu gestalten. Schon die Vorräume liefern einen in die Augen springenden Beweis davon. Gleich der lange Gang, welcher von dem Straßenthor aus zum Ausstellungssaale führt, zeigt eine reiche Sammlung von schönen ornamentalen Pflanzen. Orangen⸗, Lorbeer⸗, amerikanische Lebensbäume und breite Fächerpalmen bedecken die Wände mit ihrem frischen saftigen Grün. Auch die Vorhalle unmittelbar vor dem eigentlichen Ausstellungssaale ist mit Blatt⸗ pflanzen geschmückt, unter denen rechts vom Eingange ein vom Kommerzien⸗Rath Heckmann ausgestellter großer Blumentisch aus Gewächsen des Warmhauses sowohl durch geschmack⸗ volle Komposttion wie durch die Schönheit der einzelnen Pflanzenexemplare hervorragt. Von angenehmster Ueberraschung für den Eintretenden ist der Anblick des eigentlichen Ausstellungs saales selbst mit seiner glänzenden Farben⸗ und Formenpracht einer ausge⸗ suchten Flora. Der Raum ist in der Art ausgenutzt, daß das Par⸗ terre in drei Abtheilungen gegliedert ist. Die dem Eingange zunächst liegende zeigt im Fonds ein reiches Sortiment von Rosen aus dem Garten des Hrn. Wendt sr., welches von Hyaceinthen und Rhodo⸗ dendron flankirt wird; den äußeren Rand bilden Maiglöckchen und Alpenveilchen von seltener Schönheit, welche Hr. Hintze, Obergärtner im zoologischen Garten, ausgestellt hat. Die Mitte des Parterres um die Fontäne ist mit Tuffstein ausgefüllt und bildet eine Felsen⸗De⸗ koration von Farren⸗ und Blattpflanzen, welche auch aus den Warmhäusern des Hrn. Heckmann hervorgegangen sind. Die nächst der Hinterwand befindliche Parterre⸗Abtheilung wird durch reiche Kollektionen von Azalien und Cinnerarien aus dem Garten des Geheimen Kommerzien⸗Rath Ravené gebildet, welche sich durch kräf⸗ tige Entwickelung in Farbe und Form auszeichnen; die Zwischen⸗ räume sind hier durch anthurium Scherzerianum ausgefüllt, das durch seine Blüthenscheiden von enerzischem Roth einen eigenthümlichen Kontrast bildet. Gleich geschmackooll erscheint die Deko⸗ ration der Saalwände, welche sich auf einem bedeutend er⸗ höhten Podium wirksam abhebt. Die beiden Seiten der Wand am Eingange sind mit hochstämmigen Dekorations⸗ pflanzen bedeckt, unter welchen sich namentlich schön entwickelte Palmen auszeichnen; dicht an der Eingangsthür stehen rechts und links zwei Sammlungen von Hyazinthen, die einen anmuthig lichten Vorder⸗ grund bilden zu dem sie überragenden dunkeln Blätterschmuck. rechte Seitenwand nimmt ein in breiten Flächen auftretender Azalien⸗ Flor ein. Die Mitte haben Azalien von sattem Roth inne, die, von blendend weißen umgeben, mit diesen einen wirkungsvollen Kontrast bilden; darüber ranken sich im Hintergrunde grüne Blattpflanzen und lassen so die hellen Blumenfarben um so lebhafter hervortreten. Halb aufgeblühte oder noch ganz verschlossene Azalienkollektionen schließen die Gruppe nach unten hin ab. Die linke Länge⸗ wand wird fast ausschließlich von Blattpflanzen eingenommen, die von den HH. Perring, v. Decker, Mendelssohn und Fr. Ritter⸗ gutsbesitzer Reichenheim ausgestellt sind. Diese Pflanzen sind sämmtlich Prachtexemplare, die mit ihrem ernsten dunkeln Grün einen eigenartigen Gegensatz zu den blendenden Far⸗ ben der gegenuͤberliegenden Wand bilden. Das glänzende Hauptstück der ganzen Ausstellung bildet die breite Hinterwand des Saales; hoch empor bis zu den Fenstern der oberen Erage ragen die dunkelgrünen Palmen und Dracänen; zwischen ihnen breiten sich kräftige, heller gefärbte Farren aus. Von diesem dunkeln Hinter⸗ grunde heben sich die hellen Farben der Blüthenpflanzen ad, der hochstämmigen rothen und weißen Kamelien, Rhododendron, Azalien in allen Schattirungen und Rosen zu ganzen Gebüschen gruppirt. Der Vordergrund dieser Abtheilung ist mit den Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin geschmückt. Allgemeines Interesse erregt die von dem Universitätsgärtner Barleben ausgestellte Kollektion der „Insektenfressenden Pflanzen,“ welchen in jüngster Zeit so viel die Rede gewesen. Der malerische Eindruck der Ausstellung wird durch die abendliche Gasbeleuchtung noch gehoben, die Farben erscheinen noch ge⸗ sättigter, Blatt und Blume in ihrem Kontrast noch wirkungsvoller, während gleichwohl das Ganze zu wohlthuender Harmonie zu⸗ sammenstimmt. 1
Bei der Preisvertheilung erhielt den ersten Preis die von Sr. Majestät dem Kaiser, dem Hete Protektor des Vereins, gespendete goldene Medaille und daneben 100 ℳ Geh. Kommerzien⸗Rath Ra⸗ vené (Obergärtner König) für die Gesammtleistung auf der Aus⸗ stellung. Die drei silbernen Medaillen des landwirthschaftlichen Mi⸗ nisteriums wurden zuerkannt: dem Geh. Kommerzien⸗Rath Mendels⸗ sohn (Obergärtner Sellentin) für eine Gruppe buntblättriger Warm⸗ hauspflanzen; dem Universitätsgärtner Barleben für eine Kollektion insektenfressender Pflanzen; den Kunstgärinern Harder & Schützler für eine Gruppe ornamentaler Pflanzen. Der vom Kultus⸗ Ministerium ausgesetzte Preis von 150 ℳ fiel Fran Rittergutebesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack) für eine Gruppe blühender und nicht blühender Pflanzen zu. Außerdem hat der Verein selbst neben verschiedenen Geldpreisen noch 9 Medaillen vertheilt, darunter als seinen höchsten Preis die Vereinsmedaille an Hrn. Killisch v. Horn, „für Förderung der Zwecke des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues“. Diese Medaille war bis jetzt nur Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl und dem In⸗ spektor der Borsigschen Gärten, Gärdt, zuerkannt worden.
Die Ausstellung war gestern, besonders Abends, zahlreich besucht. Auch Ihre Majestät die Kaiserin und Se. Kaiserliche nnd König⸗ liche L der Kronprinz hatten die Ausstellung mit Ihrem Be⸗ suche beehrt. Der Ertrag der Ansstellung fließt dem Unterstützungs⸗ fonds für die Ueberschwemmten zu. 8
Die
8
fortgesetzt werden können unter der Leitung von Dr. Weil,
ie diesjährige
Berlin:
Rothschild und zwei General⸗Kommissaren.
Aus und über Amerika. ns Kapp. Berlin 1876.
¹ Verlag von Bände, 51 Bogen gr. Oktav.
Preis 15 ℳ
den Deutschen von naheliegendem Interesse sind.
hat sich namentlich durch seine Ge Lebensbeschreibungen der amerikanischen
ein gründlicher Kenner amerikanischer Geschichte erwiesen.
und amerikanischen Zeitschriften veröffentlichten Aufsätzen, welche ihrer Auffassung und Durchführung denselben Grundton anschlagen.
„Das Werk zerfällt in sechs Abschnitte, deren erster „geschicht⸗ liche Rückblicke“ durch zwei ansprechend geschriebene Charakterbilder von Washington und Franklin eingeleitet wird, dann
erklärung übergeht und mit der „Monroe⸗Doctrin“ in das nachrevolutionäre Zeitalter eintritt. Kapp hätte unsers Erachtens besser gethan, wenn er als dem Geist und der Zeit nach be⸗ dingt, den vierten und fünften Abschnitt hier angeschlo ssen hätte. Denn die geschichtliche Entwickelung, in welche das „Zeitalter der Baumwolle ohne Ideen“ auf das „Zeitalter der Ideen ohne Baumwolle“ folgt, beginnt gerade mit der Herrschaft des „König Cotton“ und findet seinen Abschluß in dem Bürgerkriege und in der Abschaffung der Sklaverei, deren Ver⸗ lauf Kapp in Form von Tagebuchblättern in ihren Hauptzügen und charakteristischen Momenten anschaulich schildert. Statt dieser sachlich allein richtigen Anordnung läßt er auf den ersten Abschnitt in dem zweiten eine Reihe von 9 Aufsätzen folgen, welche sich mit der Aus⸗ wanderungsfrage vom prinzipiellen und vom speziell deutschen Gesichtspunkte aus beschäftigen, und auf eine reiche Fülle persönlicher Erfahrungen auf diesem Gebiete schließen lassen.
Als besonders interessant für die Hauptfragen unsrer Tages⸗ politik sind der dritte und vierte Abschnitt hervorzuheben, deren erster aus der korrupten Verwaltung der großen Städte überzeugend nach⸗ weist, daß die Freiheit durch ihre Verfälschung im radikalen Sinne gestört wird, und daß, was man dort reine Demokratie nennt, in der That die ruchloseste Tyrannei des Mobs ist. In dem letztern Abschnitt lernen wir die Stellung der Kirche zum Staate, und vor Allem des Katholizismus in den Vereinigten Staaten kennen, welche von unsern Ultramontanen als Ideal gepriesen werden; wir erfahren aus Kapps Schilderungen, daß die amerikani⸗ schen Ultramontanen da, wo ihnen der Staat nicht nachgiebt, gerade wie bei uns, offen gegen denselben auflehnen.
Im sechsten Abschnitte endlich führt uns der Verfasser einige spanisch⸗gmerikanische Bilder vor, aus welchen uns das anglo⸗ameri⸗ kanische Leben erst recht in seiner zivilisatorischen Bedeutung und Kraft entgegentritt. So bewegen wir uns überall auf dem Boden der Wirklichkeit und gelangen lediglich von ihm aus zur denkenden Betrachtung der amerikanischen Entwickelung und Geschichte.
Wir bedauern, daß Mangel an Raum uns verhindert, auf den reichen Inhalt des bedeuisamen Werkes näher einzugehen. Die vornstehende kurze Inhaltsangabe wird aber, wie wir nicht zweifeln, genügen, um dem Buche zahlreiche Leser zuzuführen. 16“ 88
“
Aus London, 6. April, meldet „W. T. B.“: Bei der vor dem Central⸗Kriminal⸗Gerichtshof heute fortgesetzten Verhand⸗ lung gegen den Kapitän der „Franconia“ plaidirte der Vertheidiger Parry für die Inkompetenz des Gerichts und wies darauf hin, daß die „Franconia“, obschon sie sich in britischen Gewässern befunden, doch keineswess britischen Schutz aufgesucht habe, auch nicht für einen britischen Hafen bestimmt oder für den britischen Handel engagirt ge⸗ wesen sei. Die „Franconia“ habe nichts gethan, woraus auf ihre Absicht, die Natiogalität zu ändern, geschlossen werden könnte. Die der Kompetenzfrage wurde dem Kriminal⸗Appellgericht orbehalten.
Die neueste Depesche s. u. telegraphischen Nach⸗ richten.
Die Nachrichten aus Hillah und Bagdad über das Auftreten der Pest lauten, der „Wes.⸗Ztg.“ zufolge, noch immer beunruhigend. In den letzten Tagen erlagen in jeder der beiden Städte durchschnitt⸗ lich 40 — 50 Menschen der Seuche.
11““
“ Theater. “ Königliches Schauspielhaus. Am Donnerstag ging, neu einstudirt, Hebbels „Judith“ in Scene, ein Werk, das lange geruht, seit Fr. Crelinger die Titelrolle gegeben, und das nun um des berühmten Gastes, Frl. Ziegler willen, wieder aufgenommen wurde. Dieselbe fand denn auch wieder volle Gelegenheit, durch die Schönheit ihrer Stellungen und Bewegungen, bei denen freilich oft die innere Wahrheit und Berechtigung dem äußeren Schein geopfert werden und durch die Macht ihres Organes Triumphe zu feiern. Freilich aber auch nur dadurch, denn in den Geist der Rolle war sie nicht eingedrungen; falsche Betonungen und falsche Aussprachen waren, um des pathetischen Klanges willen, sehr häufig, und nur die eine Stelle, in der sie dem Holofernes zurief: „Du müßtest mich verachten, wenn ich dich nicht haßte“ — wirklich großartig, wahr und er⸗ schütternd. — Hr. Berndal (Holofernes) mäßigte sich nicht genug in seiner Redeweise, wurde aber dadurch und durch sein stattliches Aus⸗ sehn dem Frl. Ziegler näher gerückt und empfing Nens.eh, hefsgs reichlichen Beifallslohn; wahrhaft bedeutend und echt künstleri sch wurde die kleine Episode des stummen und blinden Daniel durch Hrn. Kahle gegeben, und das Publikum erkannte dies mit Recht durch
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großen Applaus und Hervorruf an. — Die Inscenirung durch den Direktor Hrn. Hein war eine angemessene und würdige.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel).
18 Drei Beilagen
Druck: W. Elsner.
schließlich Börsen⸗Beilage)
Das auf die Weltau;stellung, welche in Paris statt· Art. 1. Eine allgemeine Aus⸗
u 9 ich Produkte wird in aes am 1. Mai 1878 eröffnet und am folgenden 31. Oktober ge⸗
g
Art. 2. Ein späteres Dekret wird die Bedingungen fest⸗ as Re⸗ gime, unter welches die Waaren gestellt werden, und die verschiedenen ugelassen werden können. — Die Aus⸗ 1 on hielt am 5. unter Vorsitz des Acerbau⸗ Mnnisters eine Sitzung, in der zunächst die Fragen über den zu wäh⸗ lenden Ausstellungsplatz und andere Einzelheiten diskutirt wurden.
8
Duclerc, Senator, en. Senator, Cahéry,
Holizeipräfekt, Mar⸗ schönen Künste, die Architekten ferner Baron Alphonse de
Thatsachen und Erlebnisse von Julius Springer.
„In einem Zeitpunkte, in welchem die Vereinigten Staaten sich anschicken, das hundertjährige Jubelfest ihrer Unabhäͤngigkeit zu feiern, und in welchem die große Weltausstellung zu Philadelphia Tausende von deutschen Besuchern anzieht, dürfte die oben angezeigte Schrift be⸗ soaders willkommen sein, weil sie dem Leser als zuverlässiger Führer auf allen denjenigen Gebieten des amerikanischen Lebens dient, welche für Der Versasser kenne Land und Leute aus einem wanzigjährigen Aufenthalt und
schichte der Sklaverei, die - ger Generale Steuben und Kalb, die Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika und den Soldatenhandel dentscher Fürsten nach Amerika als
In den vorliegenden beiden, höchst elezant ansgestatteten Bänden giebt Kapp eine Reihe von theils neuen, theils früher bereits in
wenn auch verschiedenen Gebieten angehörend, doch alle in
. d, d zur Schilderung der Ursachen und Folgen der Unabhängigkeits⸗
—
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zum D
8*
Jahresbericht der Central⸗Direktion der Monumenta Germaniae historica.
Die zweite Plenarversammlung der neuen Centraldirektion der Monumenta Germaniae ist in den Tagen vom 18. bis 21. März abgehalten worden. An derselben betheiligten sich von den auswärtigen Mitgliedern Geh. Rath Prof. v. Giesebrecht aus München, Prof. Hegel aus Erlangen, Prof. Sickel aus Wien und Prof. Stumpf⸗Brentano aus Innsbruck, außerdem die hier ansässigen Prof. Mommsen, Prof. Nitzsch, Geh. Regierungs⸗ Rath Pertz, Geh. Regierungs⸗Rath Waitz und Prof. Watten⸗ bach. Verhindert waren Prof. Dümmler in Halle durch eine für die Zwecke der Monumenta unternommene wissenschaftliche Reise nach Italien und Justiz⸗Rath Euler in Frankfurt durch Unwohlsein. 1 1 “
Die Versammlung nahm die Berichte über die im ver⸗ flossenen Jahre gemachten Arbeiten entgegen, faßte Beschluß über manche für die nächste Zeit in Betracht kommende Unter⸗ nehmungen und Fragen, prüfte statutenmäßig die Rechnungen und vertheilte die im laufenden Jahr zur Verfügung stehenden Gelder an die einzelnen Abtheilungen.
Es zeigte sich, daß alle Arbeiten im besten Gange waren, wenn auch der Natur der Sache nach im Druck nur einzelnes vollendet sein konnte. Fertig lagen vor, außer dem schon vor einigen Jahren gedruckten, in diesem erst zur Ausgabe gelangten Heft 1 von Vol. V. der Leges, welcher die Leges Saxonum in der Bearbeitung K. und K. Fr. v. Richthofens, Vaters und Sohnes, die Lex Thuringorium in der des letzteren, das Edictum Theodorici mit einigen Anhängen von Bluhme, die Capitula Remedii Curiensis episcopi von Hänel enthält:
1) ein Halbband der neuen Sammlung deutscher Chroniken und anderer Geschichtsbücher des Mittelalters, in dem für die neueren Abtheilungen gewählten kleineren Format (384 Seiten): er enthält die Sächsische Weltchronik mit ihren verschiedenen Fortsetzungen, bearbeitet von Dr. Weiland;
2) eine neue Oktavausgabe des Adam von Bremen, mit vollständigem kritischen Apparate, die erklärenden Noten revidirt, besonders von Dr. Weiland; . “
3) Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Ge⸗ schichtskunde, Heft 1 und 2 des ersten Bandes, herausgegeben von Prof. Wattenbach. 8
Im Druck befindlich ist die zweite Hälfte des Bandes Deutscher Chroniken, welche die Reimchronik des Eberhard von Gandersheim, die Braunschweigische Reimchronik, eine kleinere Chronik von Goslar und die erhaltenen Fragmente einer Hol⸗ steinischen Reimchronik umfassen wird, alle ebenfalls von Dr. Weiland bearbeitet. Für dieselbe Sammlung bereitet Dr. Rödiger eine neue Ausgabe der Kaiser⸗ chronik vor und hat durch Liberalität der Bibliotheken zu Hei⸗ delberg, München und Wien das dort befindliche handschriftliche Material zur Benutzung auf der hiesigen Königlichen Biblio⸗ thek erhalten, während es bisher nicht gelungen ist für die wich⸗ tige Handschrift im Stifte Vorau eine gleiche Vergünstigung zu erlangen. Die Ausgabe von Enenkels Weltchronik und Fürsten⸗ buch hat Dr. Strauch übernommen, die von Ottokars steierischer Reimchronik Prof. Busson in Verbindung mit Prof. Zingerle in Innsbruck. Für die Fortsetzung der Skriptores der staufi⸗ schen Zeit hat Dr. Heller, der im Mai vorigen Jahres als Mitarbeiter eingetreten, zunächst die Ausgabe der Lütticher Bischofschronik von Aegidius in Angriff genommen: die lange für verloren gehaltene Original⸗Handschrift ist vor Kurzem im Seminar zu Luxemburg zu Tage gekommen und ward von da im vorigen Sommer bereitwilligst zur freien Benutzung nach Göttingen gesandt. Die Cölner Bischofskataloge haben, die älteren Dr. Arndt, die späteren Dr. Cardauns bearbeitet; andere Autoren dieser Zeit Archiv⸗Sekretär Dr. Reimer in Mar⸗ burg und Dr. Schum in Halle übernommen. Für die Bände XIII.— XV. der Scriptores aber, welche Supple⸗ mente zu den Geschichtsschreibern der karolingischen, sächsischen und fränkischen Zeit und namentlich auch die Streitschriften zwischen Kaiser und Papst aus dem 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts bringen sollen, haben Dr. Bern⸗ heim in Göttingen, Dr. Pannenborg in Aurich und Dr. Schwen⸗ kenbacher in Oels ihre Mitwirkung zugesagt. Einzelne Hand⸗ schriften aus Wien, München und Kloster Rein konnten in Berlin benutzt werden. Zunächst für die Vorbereitung dieser Bände unternahm Dr. Heller eine Reise nach Lothringen, Frankreich und Belgien, auf welcher er aber auch manche für andere Abtheilungen der Monumenta wichtige Arbeiten aus⸗ führen konnte: er hat sich dabei in Belgien und mit wenigen Ausnahmen auch in Frankreich der freund⸗ lichsten Unterstützung zu erfreuen gehabt. Eine sehr wünschenswerthe neue Ausgabe der allein erhaltenen französischen Uebersetzung von des Amatus (Aimée) Geschichte der Normannen in Süditalien ist von Dr. Baist vorbereitet, der auch in Cler⸗ mont und Montpellier mehrere Kollationen ausgeführt. Die Bearbeitung dessen, was in den englischen Geschichtsbüchern des 12. und 13. Jahrhunderts für Reichsgeschichte enthalten ist — und bekanntlich ist das dem Umfang und dem Inhalt nach von sehr großer Bedeutung — haben Prof. Pauli in Göttingen und Prof. Stubbs in Oxford, der ausgezeichnete Herausgeber einer Reihe der wichtigsten englischen Geschichtsquellen, in Gemeinschaft übernommen. Zu einer ähnlichen Arbeit für Frankreich hat sich A. Molinier in Paris bereit erklärt und auch bereits Hand an die Arbeit gelegt. Die noch ausstehenden italienischen Chroniken der Staufischen Zeit wird Prof. Scheffer⸗Boichorst in Straßburg wenigstens größtentheils übernehmen. — Der Leiter der Ab⸗ theilung, Geheime Regierungs⸗Rath Waitz glaubte, da er nach seiner Uebersiedelung nach Berlin seine Zeit ungetheilter dieser Aufgabe widmen konnte, zunächst die von dem verstorbenen Dr. L. Bethmann begonnenen und mehr als 40 Jahre lang, wenn
auch mit größeren Unterbrechungen, fortgeführten Arbeiten über Paulus Diakonus und andere Quellen der langobardischen Ge⸗ schichte zum Abschluß bringen zu sollen. Er hat zu dem Ende
andschriften der Bibliotheken zu Gießen, Heidelberg, Kopen⸗ Leipzig, München, Sangallen hier benutzen können und gedenkt einiges andere auf einer dem⸗ nächst nach Italien anzutretenden Reise zu erledigen, um dann im Laufe des Jahres den Druck eines Bandes Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum s. VI. — X. beginnen zu lassen. Die Ausgabe des Agnellus hat hierfür Dr. Holder⸗Egger
8 111“
Erste Beilage
Anzeiger und Königlich Pre
Berlin, Freitag, den 7. April
—
in Angriff genommen, der ebenfalls als Mitarbeiter für diese Abtheilung eingetreten ist. Die Ceschichtschreiber der Mero⸗ vingischen Zeit befinden sich seit längerer Zeit in der Hand des
Dr. Arndt, jetzt in Leipzig, und derselbe hat die Vollendung wenigstens des Gregor von Tours, wenn nicht für dieses Jahr,
doch in der nächstfolgenden Zeit in Aussicht gestellt. .
8 Was -. jurüähnegt, steht als besondere Abtheilung der Autores antiquissimi unter der Leitung von Prof. Mommsen. In dieselbe werden Aufnahme finden die Konsularfasten und die kleineren Chroniken des 4.— 7. Jahrhunderts, die Werke des Symmachus, Salvianus, Victor Vitensis, Ennodius, Eugippius, Cassiodori Variae, Jordanis, Venantius Fortunatus, Eutropius mit der griechischen Uebersetzung des Paeanius und den Zusätzen des Paulus Diaconus, Ausonius, Alcimus Avitus, Merobaudes, Corippus: einzelne andere Autoren, die in Frage kommen konn⸗ ten, blieben zur Seite, weil anderweitig befriedigende neue Aus⸗ gaben in Aussicht stehen. Außer Prof. Mommsen, der selbst die Bearbeitung der Fasten und kleineren Chroniken, sowie der beiden Bücher des Jordanis übernommen hat, werden sich an der Bearbeitung betheiligen die Professoren Bücheler in Bonn, Halm in München, Sauppe in Cöttingen, die DDr. Droysen, Leo, Lütjohann, Mayer, Partsch, Peiper, Seeck, welche theils auf Reisen in Italien, das handschriftliche Material benutzen, theils durch Zusendung von Kodizes aus den Bibliotheken zu Bern, Breslau, Kopenhagen, Paris, San⸗ gallen und andern die nothwendige Grundlage für ihre Arbei⸗ en erhalten haben. Wegen einzelner Autoren schweben noch die Unterhandlungen. 8
Die Abtheilung der Leges stellt so verschiedenartige große Aufgaben, daß es nicht wohl möglich erschienen ist, die Leitung Einem Gelehrten zu übertragen, sondern daß für die einzelnen Theile ganz selbständige Bearbeiter gesucht werden mußten. Und das ist wenigstens für die wichtigsten gelungen. Von den noch nicht zur Bearbeitung gelangten Volksrechten hat Prof. Sohm in Straßburg die Lex Salica und Ribuaria übernommen. Nach Vollendung dieser dürfte es an der Zeit sein, auch eine neue Ausgabe wenigstens einiger der früher erschienenen Leges in dem kleineren Format in Angriff zu nehmen. Wegen der Lex Wisigothorum sind Unterhandlungen angeknüpft. Eine neue Bearbei⸗ tung des Capitularia wird Professor Boretius in Halle liefern; Professor Loersch in Bonn die in Vol. II. der Leges begonnene Sammlung von Reichsgesetzen und Reichstagsakten ergänzen und bis zur Zeit Karl IV. herabführen, wo sich dann die von der historischen Kommission in München herausgegebenen Reichstags⸗ akten anschließen. In beiden Publikationen werden auch die wichtigeren Akten der Konzilien berücksichtigt werden. Den Plan einer Sammlung der älteren deutschen Stadtrechte bis um das Jahr 1300 hat Professor Frensdorff in Göttingen entworfen, und wird, da demselben die Versammlung in allem Wesentlichen beistimmte, die Sache sofort in Angriff nehmen: die Ausgabe ist auf zwei Bände angeschlagen.
In der Abtheilung der Diplomata hat Prof. Sickel seine Thätigkeit zunächst dem 10. Jahrhundert zugewandt, und die Plenarversammlung sich damit einverstanden erklärt, daß mit der Veröffentlichung der Urkunden deutscher Könige und Kaiser dieses Jahrhunderts, wie es einst schon J. Fr. Böhmer beab⸗ sichtigte, der Anfang gemacht werde. Da den durch die weitere Ausbildung der Diplomatik gesteigerten Anforderungen an eine Edition von Urkunden die früher gemachten Abschriften nur in sehr beschränktem Maße entsprechen und es namentlich noth⸗ wendig erscheint, die vorhandenen Originale der sorgfältigsten Prüfung zu unterwerfen, so sind umfassende Arbeiten unver⸗ meidlich, für die zwei jüngere Gelehrte, Foltz und Laschitzer herangezogen sind, von denen jener bereits in mehreren deut⸗ schen Archiven, dieser in Italien thätig gewesen ist. Eine größere Anzahl Chartularien und selbst manche Originale konnten in Wien, wohin sie von den betreffenden Archivverwaltungen oder andern Besitzern gesandt worden, von Professor Sickel selbst benutzt werden. Dieser hofft in zwei Jahren das Material für einen ersten Band vollständig vereinigen und dann an die definitive Redaktion Hand legen zu können. Ueber die bei der Arbeit zu befolgenden Grundsätze hat derselbe ausführlich Rechenschaft abgelegt in einem Aufsatz, welcher im 3. Heft des Neuen Archivs erscheinen wird. 1
Für die Sammlung der Epistolae, deren Leitung Professor Wattenbach erst um Michaelis v. J. übernehmen konnte, hat, da die Varien des Cassiodor und andere der ältesten Zeit in die Abtheilung der Auctores antiquissimi fallen, mit denen des west⸗ gothischen und alteren fränkischen Reichs zu begin⸗ nen; für jene werden Kollationen zweier spanischer Handschriften von Dr. Baist, die Bearbeitung dieser, deren Codices meist schon früher benutzt sind, von Dr. Arndt in Leipzig erwartet. Eine besondere Wichtigkeit haben dann die Briefe der Päpste, die freilich nicht vollständig aufge⸗ nommen werden können, von denen aber doch eine so wichtige Sammlung wie das Registrum Gregorii Magni sich nicht wohl zerreißen läßt. Eine neue kritische Ausgabe desselben erscheint als dringendes Bedürfniß, und es sind dafür zunächst einige alte Handschriften der Cölner Dombibliothek herangezogen, an⸗ dere aus Trier und Paris erbeten. An diesen Arbeiten bethei⸗ ligt sich Dr. Ewald.
In der Abtheilung Antiquitates hat der Leiter derselben, Prof. Dümmler in Halle, zunächst eine Sammlung der Gedichte der Karolingischen Zeit in Angriff genommen, die er auf zwei Bände anschlägt, und dafür selbst Fandschriften der Leipziger, Sangaller, Züricher und Einsiedler Bibliothek benutzt. Anderes boten die früheren Sammlungen der Monumenta, namentlich von Bethmanns Hand. Abschriften oder Kollationen besorgten in Wien Dr. Kaltenbrunner, in London Dr. Knust, in Puy Dr. Baist, in nordfranzösischen und belgischen Bibliotheken Dr. Heller. Schmerzlich vermißt werden eine früher von Duchesne benutzte Handschrift von St. Omer für Alcuin, eine Mabillon bekannte von St. Vannes zu Verdun für Theodulf.
Mit Dank zu erwähnen ist, daß dieser Abtheilung, wie mehreren anderen, namentlich auch der der Scriptores, aus dem Nachlaß Jaffés durch Geschenk des Besitzers Hrn. Buchhändler Joh. Reimer eine Anzahl werthvoller Abschriften und Kollationen zu Theil geworden ist.
Für das Neue Archiv unter Redaktion des Prof. Watten⸗ bach liegt reichlicher Stoff vor. Sowohl die neuen Arbeiten
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faches und interessantes Material zu Veröffentlichungen. Die rege Thätigkeit auf dem Gebiet der Quellenkritik findet hier einen geeigneten Platz zur Bekanntmachung von Untersuchungen, wie sie eben durch die neuen Ausgaben der Monumenta oft erst mög⸗ lich geworden sind. Die den beiden ersten Heften am Schluß hinzugefügten kurzen Nachrichten zeigen außerdem, wie fortwäh⸗ rend auch mancher glückliche Fund unsere Kenntniß der Quellen erweitert oder wenigstens ihren Ausgaben eine sichere Grund⸗ lage giebt. b 1
So darf nach allen Seiten hin dem großen Unternehmen der Monumenta Germaniae eine weitere gedeihliche Entwickelun in Aussicht gestellt werden.
Berlin, im März 1876.
— Srtatistische Nachrichten.
Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt her⸗ ausgegebenen Heft I. Abth. 2 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1876 u. a. verschiedene Ueber⸗ sichten über die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Reiche während des Jahres 1874. Was zunächst die Ergebnisse des Bergbaues betrifft, so haben sich dieselben hinsichtlich des Werthes der geförderten Produkte im Jahre 1874 zwar weniger günstig, als im Vorjahre 1873 ge⸗ staltet, dagegen diejenigen der Jahre 1865— 1872 ganz bedeutend überstiegen. Im Einzelnen betrug der Gesammtwerth aller zeförderten Montanprodukte in Millionen Mark: 1865: 186,2, 1866: 1948, 1867: 210,3z, 1868: 220,6, 1869: 234,8, 1870: 241,9, 1871: 307,°0, 1872: 405,3, 1873: 525,9, 1874: 496,8, wobei indeß zu bemerken, daß die Produktion Mecklenburgs erst vom Jahre 1869, diejenige Elsaß⸗ Lothringens erst vom Jahre 1872 ab in vorstehenden Zahlen einbegriffen ist. Sieht man hiervon ab und stellt die Produktionswerthe für 1865 und 1874 einander gegenüber, so ergiebt sich für letzteres Jahr eine Zunahme von 167 %, an welcher hauptsächlich der Bergbau auf Kohlen betheiligt gewesen ift. Der Werth der im Jahre 1874 geförderten Stein⸗ und Braunkohlen war 426,4 Mill. Mark (85,8 % vom Werthe aller Bergbauprodukte), 1865 dagegen 140,3 Mill. Mark (75,4 %); die Zu⸗ nahme von 1865 —- 1874 hat hier also 204 % betragen. Beim Erz⸗ bergbau wurden dagegen gefördert: Eisenerze 1865 für 16,3 Mill. Mark, 1874 für 24,7 Mill. Mark, mithin Zunahme 51, 58 %; Zink⸗ erze 1865 für 7,1 Mill. Mark, 1874 für 11,1 Mill. Mark, mithin Zunahme 56,3 %; Bleierze 1865 für 13,5 Mill. Mark, 1874 für 18,3 Mill. Mark, mithin Zunahme 35,6 %; Kupfererze 1865 für 3,7 Mill. Mark, 1874 für 6,5 Mill. Mark, mithin Zu⸗ nahme 75,7 %; Silber⸗ und Golderze 11865 für 3,4 Mill. Mark, 1874 für 4,7 Mill. Mark, mithin Zunahme 38 2 %; sonstige Erze 1865 für 1,2 Mill. Mark, 1874 für 5,1 Mill. Mark, mithin Zunahme 168 %. — Die Förderung von Mineralsalzen, welche in den vorstehenden Zahlen nicht einbegriffen, ist von 1,7 Mill. Mark in 1865 auf 4,9 Mill. Mark in 1874, sonach um 188 % ge⸗ stiegen; es befanden sich darunter Steinsalz (1865 für 0,7 Mill. Mark, 1874 für 1,4 Mill. Mark), Kalisalze (1865 für 0,9 Mill. Mark, 1874 für 3,5 Mill. Mark). Den bedeutendsten Antheil an dem Werthe der Bergwerksproduktion hatte das Königreich Preußen (1865 mit 157,2 Mill. Mark, 1874 mit 429,8 Mill. Mark); außerdem kommen hauptsäch⸗ lich in Betracht: Bayern (1865 mit 2,1 Mill. Mark, 1874 mit 6,8 Mill. Mark), das Königreich Sachsen (1865 mit 22,7 Mill. Mark, 1874 mit 46,2 Mill. Mark), Hessen (1865 mit 0.6 Mill. Mark. 1874 mit 1,2 Mill. Mark), Thüringen (1865 mit 1,0 Mill. Mark, 1874 mit 2,0 Mill. Mark), Braunschgeig (1865 mit 0,8 Mill. Mark, 1874 mit 1,9 Mill. Mark), Anhalt 21865 mit 2,1 Mill. Mark, 1874 mit 5,2 Mill. Mark), Elsaß⸗Lothringen (1874 mit 6,4 Mill. Mark).
Der Gesammtwerth der von den Hüttenwerken im Deutschen Reiche erzeugten Produkte war in den Jahren 1865 — 1874 folgender: 1865 141,2 Mill. Mark, 1866 146,1 Mill. Mark, 1867 148,6 Mill. Mark, 1868 159,3 Mill. Mark, 1869 172,1 Mill. Mark, 1870 169,3 Mill. Mark, 1871 198 9 Mill. Mark, 1872 304,2 Mill. Mark, 1873 335,9 Mill. Mark, 1874 252,: Mill. Mark. Auch hier zeigt sich, abgesehen von den Jahren 1870 und 1874, eine fortwährende Steigerung der produzirten Werthe, die sich bei Gegenüberstellung der betr. Ziffern von 1865 und 1874 auf 78 % berechnet. Im Einzelnen sind von den Hütten⸗ werken hergestellt worden: Roheisen 1865 für 82,6 Mill. Mark, 1874 für 144,9 Mill. Mark, Zunahme 75,4 %; Zink in Blöcken 1865 für 20,8 Mill. Mark, 1874 für 28,8 Mill. Mark, Zunahme 37,5 %; Blei in Blöcken und Kaufglätte 1865 für 14,9 Mill. Mark, 1874 für 29,0 Mill. Mark, Zunahme 94,6 %; Kupfer 1865 für 6,2 Mill. Mark, 1874 für 10,9 Mill. Mark, Zu⸗ nahme 75,8 % ; Silber 1865 für 13,1 Mill. Mark, 1874 für 26,s8 Mill. Mark, Zunahme 104 %; sonstige Hüttenerzeug⸗ nisse 1865 für 3,8 Mill. Mark, 1874 für 12,8 Mill. Mark. Von den einzelnen deutschen Staaten waren an dem Werthe der Hütten⸗ produktion hauptsächlich folgende betheiligt: Preußen (1865 mit 121,0 Mill. Mark, 1874 mit 206,9 Mill. Mark), Bayern (1865 mit 42 Mill. Mark, 1874 mit 5,5 Mill. Mark), Königreich Sachsen (1865 mit 109 Mill. Mark, 1874 mit 16,6 Mill. Mark), Württemberg (1865 mit 15 Mill. Mark, 1874 mit 1,7 Mill. Mark), Hessen (1865 mit 1,1 Mill. Mark, 1874 mit 1,8 Mill. Mark), Braunschweig (1865 mit 1,7 Mill. Mark, 1874 mit 2,8 Mill. Mark), Elsaß⸗Lothringen (1874 mit 15,5 Mill. Mark).
Gewerbe und Handel.
8 Dem Jahresbericht des Magdeburger Bankvereins ent⸗ nehmen wir folgende Daten: Das Institut hat im Jahre 1875 im Ganzen 251,292 ℳ gegen 244,093 ℳ im Vorjahre vereinnahmt, von welcher Summe 183,ü462 ℳ gegen 165,768 ℳ auf Zinsen und 55,196 ℳ gegen 27,256 ℳ auf Provisionen entfallen. Nach Bestrei⸗ tung der Handlungsunkosten mit 47,170 ℳ, der Porti und Stempel mit 8686 ℳ, der Inventarkonto⸗Abschreibung mit 1197 ℳ hat sich, nachdem 40,127 ℳ als Verluste auf dem Effektenkonto abgeschrieben sind, ein Reingewinn von 154,110 ℳ gegen 147,199 ℳ in 1874 er⸗ geben. Derselbe soll nebst 222 ℳ Vortrag wie folgt verrechnet werden: 5 % zur Reserve mit 7705 ℳ, 10 % Tantièmen mit 15,411 ℳ, 11,000 ℳ auf Extrareserve und 120,000 ℳ zur Vertheilung einer Dividende von 4 %. Der Rest von 216 ℳ wird auf neue Rechnung vorgetragen. 8
— Die im Jahre 1873 gegründete Luxemburgische National⸗ bank hat im Jahre 1875 mit einem Kapital von 7 ½ Millionen Francs (50 % Einzahlung auf 15 Millionen Nominal⸗Kapital) gear⸗ beitet und einen Bruttogewinn von 895,893 Frcs. erzielt. Der Netto⸗ gewinn heträgt 434,927 Frcs., wovon die Aktionäre eine 5 % Divi⸗ dende mit 375,000 Frco, auf welche bereits eine Abschlagszahlung von 225,000 Frcs. à 3 % geleistet worden, erhalten. Das Portefeuille, dessen Jahresumsatz sich auf rund 39 ½ Millionen beziffert, hatte am 31. Dezember einen Bestand von 9,883,745 Fres. Die Notenzirku⸗ lation belief sich auf über 3 Millionen, und hat in 1875 eine höhere Durchschnittsziffer erreicht, als im Vorjahre.
— In Liverpool haben, wie die „A. A. C.“ meldet, 2500 Dockarbeiter „Strike“ gemacht, weil die alten Arbeitsstunden von 7 Uhr Morgens bis 6 Uhr Nachmittags wieder eingeführt werden sollen. Falls der Streit nicht baldigst beigelegt wird, sind große Ver⸗
und Reisen wie auch die alten Sammlungen bieten mannig⸗
kehrsstörungen im Hafen zu befürchten.
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