“ ) 12 Recht als vom
1873 bei Uebertragung von geistlichen genommene blos negative Recht der Exklusion, zumol hier der Ein⸗ spruch des Ober⸗ Präsidenten im §. 16 an bestimmt bezeichnete Voraus⸗
etzungen gebunden und gegen die Einspruchserklarung die Berufung
an den Königlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten zu⸗ gelassen worden ist. h Das Urtheil führt dann noch weiter aus: — daß den preußischen Bischöfen mit der Unterwerfung unter das Gesetz vom 11. Mai 1873 nicht eine Verlengnung des göttlichen Ursprunges des Christenthums oder auch nur unveränderlicher Grundsätze der römisch⸗katholischen Kirchenverfassung angesonnen worden, stehe durch die Thatsache fest, daß notorisch, so lange nach preußischem Staatsrecht der erst in dem Artikel 15 der Verfassungsurkunde vom 5. Dezember 1848 aufgegebene Grundsatz galt, ein Bischof ürfe ohne Vorwissen und Genehmigung des Staates Niemandem ein geistliches Amt oder Benefizium ertheilen (Instruktion für die west⸗ preußische Resierung vom 21. September 1773 [Oestreich: Handbuch über die Kirchen⸗ und Schulgesetzgehung im preußischen Staate. Ie 1 S. 104], Reskripvt des Staatsrathes an die Regierung zu Posen, sewie Kabinets⸗Ordre vom 28. Mai 1800; Rabe, Bd. 6 S. 134 u. a.), der Episkopat den gesetzlichen Vorschriften über das staatliche Bestätigungsrecht bei Besetzung kirchlicher Srellen, eben so ie denen über die Vorbildung der Geistlichen (Cirkular⸗Verfügung es Staats⸗Ministeriums vom 31. Juli 1820, Verfügung des Kultus⸗ Ministers vom 11. März 1827) nachgekommen ist, obwohl die be⸗ treffenden staatlichen Berechtigungen nur in der staatlichen Kirchen⸗ hoheit begründet waren. Ueber die Kundgebungen, Ausschreiben und Ansprachen des Bischofs Dr. Brinkmann sagt das Urtheil: “ Diese Kundgebungen werden von der Staatsanwaltschaft mit Angeschuldigten unter Mißbrauch seiner hohen Stellung und seines weitreichenden Einflusses mit Erfolg unternommene Bestrebungen gekennzeichnet, das Volk und die ihm untergebenen Geist⸗ lichen mit dem Wahn der Religionsverfolgung zu erfüllen, und sie da⸗ durch zum Widerstande gegen die Maigesetze und zu anderen ungesetz⸗ lichen Handlungen anzureizen. Darin hat ihm denn die Presse seiner Parteirichtung Beihülfe geleistet, für deren zahlreiche Ausschreitungen ihn insofern eine Verantwortlichkeit trifft, als er die Betheiligung von ihm untergebenen WGeistlichen an dem „Westfälischen Merkur“ ungeachtet der durch wiederholte Verurtheilungen wegen schwerer Vergehen charakterisirten Richtung dieses Blartes geduldet und dasselbe zur Veröffentlichung von Aktenstücken und Nachrichten für die Diözese benutzt, bezw. von seiner Umgebung hat benutzen lassen. Die in jenen Kundgebungen des Angeschuldigten wiederkehrenden Klagen über die gegenwärtige Verfolgung der Kirche und über die auf gewaltsame Unterdrückung derselben abzielenden Angriffe müssen selbst, wo von ihm hin und wieder, wie in seinen Ansprachen auf den Firmungs⸗ reisen, nur von Verfolgungen der Kirche durch eine ungläubige Partei, durch das moderne Heidenthum, durch einzelne mächtige Persönlich⸗ keiten geredet wird, als für die öffentliche Ordnung bedrohlich erachtet werden. Denn der unperkennbare Zusammenhang, in welchen der An⸗ geschuldigte in zahlreichen öffentlichen Kundgebungen vor und nach der Verpflichtungskraft der Maigesetze die gegenwärtigen Leiden und Verfolgungen der Kirche mit dem Vorgehen der Staats⸗ gesetzzebung auf dem kirchenpolitischen Gebiete, durch welches die Kirche Christi ihrer rechtmäßigen Freiheit beraubt werde, gebracht hat, gewährt die Ueberzeugung, daß er die mit den Christenverfolgungen der ersten Jahrhunderte in Vergleich gestellte Religionsverfolgung und gewaltsame Unterdrückung der katho⸗ lischen Kirche der Staatsgewalt zur Last gelegt hat und die mit den unschuldiaen Leiden Christi und der christlichen Märtyrer verglichenen eigenen Prüfungen und Leiden auf die wegen seiner Auflehnung gegen die Maigesetze ihm drohenden bezw. eingetretenen Bestrafungen durch die Obrigkeit bezogen wissen wollte, wie denn auch der Erfolg gezeigt bat, daß es ihm gelungen ist, diese Auffassung gesetzlicher Akte der Staatsgewalt unter seinen Diöcesanen zu verbreiten und dieselben dadurch zum Widerstande gegen die Obrigkeit, ja, zu rohen Gewalt⸗ thätigkeiten zu verleiten.
Als eine ganz besonders schwere Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch den Angeschuldigten muß der Empfang der Massen⸗ deputationen im Jahre 1874 durch ihn, in Verbindung mit seinen aufreizenden Ansprachen erachtet werden, deren Tendernz am deutlich⸗ sten in seiner Dankrede an die Männer aus Ostbevern hervortritt, die katholischen Gemeinden gäben dadurch deutlich zu erkennen, daß sie in vermeintlich kirchlichen Angelegenheiten von der weltlichen Obrigkeit weder Gesetze noch Befehle annähmen. Wie wirksam diese Aufreizungen des Angeschuldigten gewesen sind, durch die Excesse aus Anlaß der Pfändungen seines Mobiliars, ferner seine Abführung ins Gefängniß und endlich seiner Rückkehr aus demselben dargethan, Vorgänge, welche herbeizuführen der Angeschuldigte durch sein persönliches Verhalten bei diesen Anlässen insbesondere durch die von ihm provozirte Gewaltanwendung gegen seine Person bei seiner Verhaftung und durch den demonstrativen Einzug wesentlich beigetragen hat. Selbst die argen Ausschweifungen, veruüͤbt von einer fanatischen Menge gegen pflichttrene Beamte sowie gegen den evangelischen Tischlermeister Brinkmann, charakterisiren sich als Merkmale einer Bewegung, die in ihrem Ursprung auf daes Verhalten des Bischofs zurückzuführen ist. Ja, sogar die Adresse der Damen des westfälischen Adele, in der Vergleichung der durch Gesetz und Recht begründeten und wegen strafbarer Handlungen erfolgten Pfän⸗ dung des Angeschuldigten mit der Theilung der Kleider des göttlichen Erlösers durch Schergen und Henkersknechte, ein Aergerniß für das christlichereligiöse Gefübl, ist von dem Bischof mit Dank entgegen⸗ genommen, ja, noch bei späterem Anlaß durch Lob verherrlicht worden.“
Lauenburg. Ratzeburg, 11. April. Die Ritter⸗ und Landschaft ist auf den 20. d. M. zu einem außer⸗ ordentlichen Landtage zusammenberufen. Die Tagesordnung weist u. A. auf: ein Schreiben des Landrathsamts, betreffend die von der Landesvertretung beanspruchte Zusicherung bezüglich derjenigen Entschädigungen, welche den übrigen Kreisen des Königreichs Preußen für neu übernommene Lasten aus der Staatskasse zufließen.
Bayern. München, 11. April. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat der Abg. Domkapitular Ant. Schmitt das Referat über das Budget des Kultus⸗Ministeriums so weit vollendet, daß er dasselbe unmittelbar nach dem Wieder⸗ zusammentritt der Kammer nach Ostern im Finanzausschuß wird vortragen können. „Man darf“, bemerkt die „Allg. Ztg.“, „so⸗ wohl im Ausschuß als in der Kammer sehr umfassenden De⸗ batten entgegensehen, denn an dem Budget des genannten Ministeriums sollen Seitens der ultramontanen Kammerfraktion bedeutende Abstriche beabsichtigt sein, und das insbesondere an den Postulaten für Kunst und Wissenschaft, beziehungsweise an den Anforderungen für die drei Bundesuniversitäten. Mag auch vielleicht der gelehrte Herr Referent das bekannte Dietum „Die Wissenschaft muß umkehren“, nicht zu dem seinigen machen, ein sehr großer Theil seiner politischen Gesinnungsgenossen ist jeden⸗ falls dieser Ansicht, und wird derselben durch Abstriche aus den betreffenden Budgetpostulaten den entsprechenden Ausdruck geben.“
— In einem Artikel über das Wahlrecht der Analphabeten bemerkt die „Südd. Pr.“ Folgendes: „Liest man jetzt unsere klerikale Presse, dann ist man allmählich auf den Vorschlag gefaßt, auf die Unkenntniß des Lesens und Schreibens eine Prämee in Gestalt eines doppelten oder vier⸗ fachen Wahlzettels zu seen. Das Interesse der klerikalen Partei an der gedachten Frage verstehen wir übrigens vollkommen; weniger pathetische Entrüstung uber den Stauffenberg'schen Antrag
wäre eben deswegen aber wohl diplomatischer gewesen. Im
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Aemtern in Anspruch Uebri
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betreffenden Widerstande uneigennützig; wer ländliche Urwahlen und bei diesem Anlaß das emsige Schreiben von Wahlzetteln für Analphabeten Seitens der niederen Geistlichen unter dem Kommando irgend eines Oberpfarrers mit angesehen hat, wisse das zu würdigen.“ Das Wort „Wahlrecht“ ist hier natürlich nur aktiv zu verstehen; die Wählbarkeit der Analphabeten hat Herr v. Stauffenberg mit seinem Antrage unberührt lassen wollen.“
— Der Prinz Leopold und Gemahlin werden in Por⸗ tugal eine Rundreise machen. — Die Hofkirchen⸗Feierlich⸗ keiten während der Char⸗ und Osterwoche finden, der „Südd. Pr.“ zufolge, ohne Betheiligung des Königs statt.
— Der katholische Gesellenverein in München wird in den Tagen vom 23. bis 25. Juni d. J. sein 25jähriges Stiftungsfest feiern und erwartet bei diesem Anlasse Besuch seiner Brudervereine in Stuttgart, Freiburg im Breisgau, Cöln, Breslau, Innsbruck, Botzen und Wien. Das Programm um⸗ faßt neben den üblichen Gottesdiensten und Versammlungen insbesondere auch Festzüge durch die Straßen der Stadt vom Gesellenhause zur Bonifaziuskirche und von dort zum katholischen Kasino, sowie am zweiten Tage nach Neuhofen.
Sachsen. Dresden, 12. April. Die Zweite Kam⸗ mer hielt heute ihre letzte Sitzung vor dem Feste ab. Auf der Tagesordnung befand sich der Bericht der Finanzdeputation über das Elsterbad.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 11. April. Gestern Abend ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, die Köni⸗ gin Viecetoria mit der Prinzessin Beatrice hier ein⸗ getroffen und durch die festlich geschmückte Stadt in das Pa⸗ lais des Herzogs von Edinburgh gefahren. Am Bahnhofe hatten sich der eben von seiner italienischen Reise zurückgekehrte Herzog und die Herzogin von Coburg⸗Gotha zum Empfang der Königin eingefunden. Ihre Majestät wird etwa 10 Tage in Coburg bleiben.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. April. Die ge⸗ meinsamen Konferenzen beginnen, wie der „Prag. 3.“ von hier telegraphirt wird, heute erst Nachmittag. Gestern Nachts und heute Vormittags hielten die ungarischen Minister eingehende Berathungen. Tisza wurde zum Kaiser befohlen. Die ungarischen Minister treffen Donnerstag in Pest ein. Jedenfalls wird die Rückkunft derselbven nach Wien nach Ostern nothwendig sein, schon deshalb, weil, wenn auch in den vor Ostern noch stattfindenden zwei Konferenzen ein fixes Resultat erzielt wird, doch noch gewisse Formalien, wie die Aus⸗ fertigung der Schlußprotokolle ꝛc., erübrigen.
— 12. April. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ reproduzirt die Bemerkungen des „Journal de St. Pétersbourg“ über die von den Journalen „Golos“ und „Russki Mir“ dem Statthalter v. Rodich zugeschriebenen Aeußerungen und fügt hinzu: „Diese Bemerkungen sind so richtig und selbstverständlich, daß die Bedenken über die Authentizität der angeblichen Aeuße⸗ rungen des Barons Rodich einer autoritativen Beglaubigung sicherlich nicht erst bedürfen.“ Uebrigens sei bereits konstatirt, daß jene dem Statthalter v. Rodich in den Mund gelegten Aeußerungen einfache Phantasiegemälde des Korrespondenten seien.
— 13. April. (W. T. B.) Tie gestern hier kursirenden Gerüchte von einer ungarischen Ministerkrisis find, sicherem Vernehmen nach, durchaus unbegründet.
Prag, 11. April. (Wien. Ztg.) Der von der Kommis⸗ sion für die Landtagswahlordnung vorgelegte Gesetzent⸗ wurf, wonach bis Ende 1877 Aenderungen der Wahlordnung mit absoluter Stimmenmehrheit des beschlußfähigen Landtages vorgenommen werden können, wurde in der heutigen Sitzung angenommen. Ebenso eine Resolution, die von der Kommission ausgearbeitete Landtagswahlordnung dem Landesausschusse zu übergeben, mit dem Auftrage, dieselbe dem Landtage bei Beginn der nächsten Session vorzulegen. Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, warf Oberst⸗Landmarschall Fürst Auersperg einen Rückblick auf die Arbeiten des Hauses, und schloß sodann die Session mit dreifachem Hoch auf den Kaiser, worin die Ver⸗ sammlung begeistert einstimmte.
— 12. April. Wiener und Pester Blätter melden über⸗ einstimmend, schreibt das „Prag. Abblt.“, daß das diesjährige Armeebudget, wie es in den jüngst stattgefundenen gemein⸗ samen Ministerkonferenzen festgestellt wurde, gegenüber den be⸗ willigten Ansätzen des Vorjahres nicht nur keine Erhöhung, sondern im Gegentheile eine kleine Verminderung aufweise. Sollte sich diese Nachricht bestätigen — und es liegt bisher kein Grund vor, die Wahrheit derselben anzuzweifeln — dann darf das Gewicht dieser Thatsache in politischer und finanzieller Be⸗ ziehung nicht unterschätzt werden. In politischer Hinsicht repräsentirt sie eine Friedensbürgschaft, die um so bedeutsamer ist, als gerade in den letzten Tagen die Vorgänge auf der Balkanhalbinsel wieder einen bedrohlicheren Charakter angenommen haben, und kein Staat mittelbar in so hohem Grade von der aufständischen Bewegung der türkischen Rajahs berührt wird wie Oesterreich, dessen Süd⸗ grenze hart neben dem Schauplatze der Insurrektion liegt. Gerade dadurch aber, daß unser Kaiserstaat, der an der Ent⸗ wicklung der orientalischen Angelegenheiten doch das nächst⸗ liegendste Interesse hat, sein Heeresbudget nicht erhöht, dokumen⸗ tirt er auf das Schlagendste, daß er eine Störung des euro⸗ päischen Friedens nicht besorgt und das Dreikaiserbündniß für fest genug hält, um allen Eventualitäten gegenüber das Schwer⸗ gewicht seines Einflusses in die Wagschale werfen zu können.
Bregenz, 11. April. (Wien. Abpost.) In der gestrigen Abend⸗ und Schlußsitzung hat der Landtag trotz der Abmahnung des Landes⸗Hauptmannes noch die dritte Lesung des katholi⸗ schen Volksschulgesetzes vorgenommen, welches auch mit 13 gegen 5 Stimmen angenommen wurde.
Pest, 11. April. (Pest. Korr.) Die heutige von 1 bis 5 ½ Uhr währende gemeinsame Ministerkonferenz ging unter günstigen Auspizien vor sich und wird morgen fortgesetzt. Auch eine baldige, wo möglich günstige Erledigung der Bankfrage wird von allen maßgebenden Seiten in Aussicht gestellt. Der genannten Korrespondenz zufolge habe der unga⸗ rische Finanz⸗Minister an die österreichische Nationalbank eine Note gerichtet, welche die Modalitäten darlegt, unter denen Un⸗ garn bereit wäre, den Aktionären der genannten Bank die Gründung einer selbständigen Norenbank zu über⸗ tragen.
Belgien. Brüssel, 9. April. Das neue Gesetz, be⸗ treffend die Ertheilung der zur Ausübung der libe⸗ ralen Professionen erforderlichen Diplome, ist gestern nach langer Berathung auf Grund der von der Centralabthei⸗ lung vorgeschlagenen Fassung von der Kammer der Abge⸗ ordneten mit 78 Stimmen gegen 26 und 4 Enthaltungen ge⸗
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wenigstens die Kooperatorenpresse mit ihrem] nehmigt worden.
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Die Reform besteht, wie man der „Allg. Ztg.“ schreibt, wesentlich darin, daß künftighin die Uni⸗ versitäten die sogenannten akademischen Grade eigenem Ermessen ertheilen, und dem Staat keine weitere Rolle verbleibt als den Universitätsdiplomen, nach vorgängiger Prü⸗ fung durch eine spezielle Kommission, die Garantie der Regel⸗ mäßigkeit zu gewähren. Dabei bleibt vorbehalten, daß der Staat diejenigen Diplomirten, welche irgend ein Staatsamt zu über⸗ nehmen gesonnen sind, besonderen durch das Gesetz anzuordnen⸗ den Prüfungen zu unterziehen hat; das fragliche Gesetz berührt nur das Recht, die Profession eines Advo⸗ katen, Arztes, Apothekers u. s. w. auszuüben, hinsicht⸗ lich dessen die Einrichtung der bisherigen Staatsjuries auf⸗ gehoben wird. Während die Klerikalen sämmtlich, mit Aus⸗ nahme zweier Enthaltungen, für das Gesetz stimmten, theilten sich die 47 Stimmen der Liberalen in 19 beifällige, 26 negative und 2 Enthaltungen. — In einer der letzten Sitzungen ist in die Kammer durch eine Anzahl flämischer Deputirten ein Gesetzes⸗ vorschlag, betreffend die Regulirung des Gebrauchs der 6* Sprache im Verwaltungswesen, eingebracht worden.
Großbritannien und Irland. London, 11. April. Die hiesigen Blätter nehmen die französischen Nachrichten betreffs der ägyptischen Angelegenheit, wie die „E. C.“ meldet, mit entschiedenem Mißtrauen auf. Die „Times“ äußert sich über die Angelegenheit folgendermaßen: „Hülfe könnte allerdings auf zwei Wegen von hier aus nach Aegypten gelangen, durch die Gruppe von Finanzmänneen, an deren Spitze Sir George Elliot steht, oder durch die Regie⸗ rung. Was könnten aber Sir George Elliot und Genossen über das Angebot der französischen Gruppe hinaus ver⸗ heißen? Sir George wie jeder andere Finanzmann kann nur als Mittelmann zwischen dem investirenden Publikum und dem Khedive auftreten. Weder er noch irgend ein anderer An⸗ leiheunternehmer hat 21,000,000 Pfd. Sterl. für eine Anleihe bereit. Es fragt sich also, ob die von ihm gebotenen Garantien hinreichen, das Publikum zu veranlassen, Geld zum Pari⸗ preise vorzustrecken, wenn die vorhandenen ägyptischen Pa⸗ piere auf 55 stehen. Im Punkte der Garantien aber sind, wir wir fürchten, die Aussichten des Planes der eng⸗ lischen Finanzmänner ebenso ungenügend als das eben geschei⸗ terte französische Projekt. Eine auswärtige Regierung könnte durch den Druck ihrer Macht diese Garantie geben, allein welche Aussicht ist denn vorhanden, daß sich eine auswärtige Macht solche Verantwortung aufbürden sollte! Die französische Regie⸗ rung hat sich bereits zurückgezogen. Wir könnten kaum so weit gehen, als das französische Kabinet. „Wir müssen entweder gar nichts oder mehr thun. Das Einfachste wird sein, nichts zu thun... „Der Khedive kann nicht ohne Hülfe eine neue siebenprozentige Anleihe zum Paricourse auf den Markt bringen, allein die Ereignisse belehren ihn nnd vielleicht mag sein jüngster Akt als Zeichen des Entschlusses betrachtet werden, sich ohne fremde Unterstützung zu behelfen. Das Dekret zur Einstellung der Zahlungen für die schwebende Schuld auf drei Monate ist ein Schritt von der höchsten Wichtigkeit. Es ist eine Zwangserneuerung von Wechseln, und zwischen einer Zwangserneuerung und einer Zwangskonvertirung liegt nur ein Unterschied des Grades. In einem sonst von einem Standpunkte aus als verderblich zu be⸗ trachtenden Schritte mag der Khedive vielleicht den einzigen Weg zur Rettung sehen.“
— (A. A. C.) Die neue Klasse von Torpedobooten, deren Einführung in der britischen Marine bevorsteht, wird die schnellste irgend welcher Schiffe der Flotte sein, und das erste Boot, welches jetzt im Bau begriffen ist, wird den Namen „Lightning“ (Blitz) erhalten.
Frankreich. Paris, 11. sprechungen Lord Derbys mit dem Herzog De⸗ cazes cirkuliren verschiedene Auffassungen. Nach dem „Frangais“ haben dieselben die Möglichkeit eines Ueber⸗ einkommens zwischen Frankreich, England und Italien in der ägyptischen Finanzangelegenheit ergeben. An der Börse wurde behauptet, England würde in Aegypten die Eintreibung der Steuern, Frankreich die Kontrole und Italien die Kassenverwaltung übernehmen. Doch findet man das Gerücht seltsam, sagt die „K. Z.“, da die Hauptfrage, die Regelung der auswärtigen Schuld, bei Seite gelassen sei, in welcher England wohl die Caveschen Vorschläge durchsetzen werde. Der „Soir“ hofft zwar, daß der Vize⸗König die von ihm eingegangenen Verpflichtungen halten werde; der „Moniteur“ aber schreibt, daß man sich keine Illu⸗ sionen über die finanziellen Beschlüsse des Khedive machen dürfe. Der „Moniteur“ hofft auf Uebereinstimmung Frankreichs und Englands, um ihm Unterstützung zu ge⸗ währen. Jedenfalls dürften aber nicht Zinsen gefordert werden, welche auch den reichsten Staat zu Grunde richten würden (s. a. unter Aegypten).
— Wegen der Wahl des Grafen Mun hat der Kar⸗ dinal⸗Erzbischof von Paris ein Schreiben an den Prä⸗ sidenten des Ausschusses gerichtet, in dem er erklärt, der Politik stets fremd geblieben zu sein. Er wine nichts über die ganze Wahlangelegenheit. Das Gerücht, der Abbé Cadorcet, der Mit⸗ bewerber des Grafen, habe seine, des Erzbischofs Unterstützung, sei von ihm schon früher dementirt. Doch habe der Graf de Mun seine volle Sympathie gehabt. Da er über die Angelegenheit nichts auszusagen wisse, werde er auch der Einladung des Prä⸗ sidenten nicht folgen.
— Die beiden Wahlen vom Sonntag sieht man, wie der „K. 3.“ berichtet wird, in parlamentarischen Kreisen als eine Niederlage Gambetta's an; aber nur die Personen, die er empfohlen, seien unterlegen, nicht seine Politik.
— Der bekannte ultramontane Bischof von Angers, Msgr. Freppel, hat Hrn. de Falloux, einen frommen Katholiken und Freund von Dupanloup, ferner die Mitglieder der Kirchenverwaltung von Segré, den Unterpräfekten des letzteren Ortes, den Präfekten von Angers und einen Theil des Staatsraths mit dem Bannfluch belegt, weil sie der Kirche angehörenden Grund und Boden verkauft oder Mitschuldige bei einem solchen Verkauf gewesen. Den Sach⸗ verhalt stellt die „Köln. Zig.“ folgendermaßen dar: Das Hospital zu Segré, zu dessen Gründern der wegen seiner Frömmigkeit und Wohlthätigkeit bekannte Hr. de Falloux gehört, mußte seine Küche vergrößern und wandte sich, um den dazu nothwendigen Grund und Boden zu erhalten, an die Verwaltung der Kirche der Stadt, die neben dem Hospital liegt. Der Kauf kam durch Vermittlung des Herrn de Falloux zu Stande, der Unterpräfekt von Segré, der Präfekt der Maine⸗Loire und zuletzt der Staatsrath gaben ihre Zu⸗ stimmung. Der Bischof Freppel erhob aber Einspruch und wollte nicht zugeben, daß man in seiner Diözese Kirchengut ver⸗
April. Ueber die Be⸗
nach
schänderischer Weise
Zustimmung, die Geistlichen und Völkern gegeben hat, und zwar im Augenblicke, als die religiöse Verfolgung in unsern Gegenden am ärgsten wüthete, wurde von denen, welche die beglückten Opfer jener Verfolgung waren, wohl verstanden; sie stählte die Gemüͤther
Zürgschaft des künftigen Sieges.
in jenen Theilen Polens, welche jetzt unter russischer Okku⸗
geweihten Purpurs drucktes, bekümmertes Vaterland und scheint ihm schweigend zu verstehen zu geben,
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äußerte, und da man nicht auf ihn hörte, Alle den Bannfluch aus, „weil sie die Kirche ihres Eigenthums beraubt“. Zugleich entwarf er einen Hirtenbrief, um seiner ganzen Diözese die Bestrafung dieser „Gottlosen“ anzu⸗ kündigen. De Falloux, der davon Kenntniß erhielt, eilte hierauf nach Paris, um die Intervention des päpstlichen Nuntius in Anspruch zu nehmen, der we⸗ nigstens den Bischof bestimmte, seinen Hirtenbrief nur an die Pfarrer zu senden. Ueber die Sache selbst wurde aber an den Vatikan berichtet, und man erwartet den Entscheid des Papstes. Die „Köln. Ztg.“ bemerkt am Schluß ihrer Darstellung: „Die ganze Angelegenheit ist sehr komisch, aber sie hat auch ihre ernste Seite, da sie darthut, zu welchen Hülfe mitteln schon jetzt 2 französischen Bischöfe greifen, wenn ihnen etwas nicht ge⸗ ällt.
Wegen der Gesellschaft „Jesus Roi“ hat der Justz⸗ Minister Dufaure eine gerichtliche Untersuchung angeordnet.
Spanien. Die Verfassungskommission und die Regierung hatten den Cortes vorgeschlagen die Art. 6, 7 und 8 des Verfassungsentwurfs, welche vom König, der Thron⸗ folge, der Minderjährigkeit des Königs und der Regentschaft handeln, keiner Debatte zu unterwerfen. Castellar ergriff dennoch in der letzten Sitzung vor der Vertagung (am 8.) das Wort, der Ministerpräsident Cänovas del Castillo antwortete ihm, worauf die Cortes jedoch dem Antrag der Regierung, von einer Debatte abzusehen, mit 279 gegen 4 Stimmen ihre Zustimmung ertheilten. Das „Journal des Debats“ bemerkt zu diesem Beschluß: „Der spanische Kongreß hat eben mit überwältigender Mehr⸗ heit beschlossen, daß er die auf den König u. s. w. bezüglichen Verfassungsartikel nicht diskutiren werde. Der Kongreß hat auf den Vorschlag des Ministeriums also das Prinzip der Monarchie selbst keiner öffentlichen Debatte unterwerfen wollen, in der Be⸗ sorgniß, dasselbe durch seine Kontrole zu schwächen.“
Italien. Rom, 8. April. (Ital. N.) Im Kon⸗ sistorium am 3. April ergriff der Kardinal Ledochowski als ältester der neu ernannten Kardinäle das Wort, um dem Papste in seinem und seiner Kollegen Namen für die ihnen ertheilte Auszeichnung zu danken und sprach, nachdem er seiner Kollegen gedacht hatte: „Die außerordent⸗ lichen Umstände, unter denen Eure Heiligkeit mich trotz meiner Unbedeutendheit in den Kardinalsrang erhoben hat, geben diesem großmüthigen Zuge Eures Herzens einen ganz besonderen und
so sprach er über
für die Kirchen in Preußen äußerst ruhmvollen Charakter.
Wir bewunderten, heiliger Vater, den wahrhaft apostolischen Muth,
womit Eure Heiligkeit in der Gefangenschaft die Rechte des Glau⸗
bens und der Kirche vertheidigt und zu unserer aller Erbauung Fuch nicht fürchtetet die Feinde Christi zu erbittern, um durch den großen Akt der päpstlichen Autorität der Welt die so nöthige Lehre zu geben, daß die Prätentionen der weltlichen Gewalt
gottlos, aber der eben so feste wie ruhige Widerstand der Diener
der Kirche gegen jene Regierung, welche ihre Hand kirchen⸗ nach den Befugnissen und Rechten inserer allerheiligsten Kirche ausstreckt, Eurer allerhöchsten Billigung würdig befunden worden sind. Diese feierliche Eure Heiligkeit den Christlichen Bischöfen,
um Kampfe, flößte ihnen neue Kraft ein, tröstete sie in er Noth, belehte das Vertrauen aller und war für alle Und da die Verfolgung
ation stehen, am ärgsten war, weil die katholischen Ueber⸗
lieferungen und der heiße Glaube unserer Nation sie den Wider⸗ sachern der Wahrheit desto verhaßter macht, geruhte Ew. Heilig⸗ f
keit mich, ihren Hirten, auszuwählen, um allen das Zeugniß Eurer souveränen Zufriedenheit auszustellen. Die Chre dieses fiel wie himmlischer Thau auf mein unter⸗
daß es, wenn auch von der Welt vergessen und verlassen, von Gott, dessen Stellvertreter Ew. Heiligkeit ist, immer geliebt und gesegnet wird.“ Der Papst erwiderte darauf, daß es ihm zur größten Genugthuung gereiche, so ausgezeichnete und um die Kirche verdienstvolle Männer in den Kardinalsrang erhoben zu haben, indem er dabei rühmlichst der Gesellschaft Jesu gedachte.
Am 7. Vormittags wurde im Vatikan schon wieder Kon⸗ sistorium gehalten, und nachdem der Papst den Kardinälen Ledochowski, d'Arango und Franzelin in herkömmlicher Weise den Mund geschlossen hatte, ernannte er Monsignore Antonio Fosco zum Bischof von Sobonico (Dalmatien), den Professor am Seminar von Zara Andrea Illich zum Be schof von Lesina, Don Giuseppe Forris zum Bischof von Frejus, Don Tommaso Baron y Morales zum Bischof von Chilapa (Mexiko), Don Emanuele Alvarez zum Bischof von Cordova (in der Argentinischen Republik), Don Giuseppe Montoya zum Bischof von Medellin in den Vereinigten Staaten von Columbia, und den Monsignore Vin⸗ cenzo Arbelaes zum Bischof von Neosimopolis in partibus infidelium.
Nachdem hierauf der Papst den Kardinälen Ledochowski, d'Arango und Franzelin den Mund wieder geöffnet, die Kardi⸗ nalsringe angesteckt und dem Kardinal Ledochowski die Kirche St. Maria in Aracoeli, dem Kardinal d'Arango St. Susanna und dem Kardinal Franzelin St. Bonifazio und Alefiro als Titularkirchen angewiesen hatte, wurde das Konsistorium ge⸗ schlossen.
Griechenland. Athen, 12. April. (W. T. B.) Der König begiebt sich am 22. d. über Triest nach Kopenhagen. — Das Urtheil in dem Prozesse gegen das gesammte Kabinet Bulgaris wegen Verfassungsverletzung und Simonie ist heute verkündet worden. Dasselbe lautet gegen den früheren Justiz⸗Minister Nikolopulos auf eine Gefängnißstrafe von 10 Monaten und gegen den früheren Kultus⸗Minister Valassopulos auf eine Gefängnißstrafe von einem Jahre, eine Geldbuße von 52,000 Drachmen und Ehrverlust auf 3 Jahre. Drei Erz⸗ bischöfe haben an den Armenfonds das Doppelte der von ihnen gezahlten Bestechungssumme zu entrichten. Die Verurtheilten haben ferner die Kosten des Prozeßverfahrens zu tragen.
Türkei. Konstantinopel, 13. April. (W. T. B.) Ein Telegramm Haydar Pascha's meldet, daß die türkischen Truppen am 11. d. bei Kayach an der Save ein Gefecht mit etwa tausend Insurgenten zu bestehen hatten. Letztere flüchteten nach dreistündigem Kampfe, in welchem sie 150 Todte und eben so viel Verwundete zurückließen. Ein Theil derselben zog sich ins Gebirge zurück. Der Verlust der Türken wird auf nur 3 Todte und 6 Verwundete angege⸗ ben. — Der seitherige General⸗Direktor der Steuern, Ghalib
Bey, ist unter Erhebung zum Range eines Pascha zum Fi⸗ nanz⸗Minister, der seitherige Finanz⸗Minister Jussuf Pascha zum Minister der Staatsarchive ernannt worden.
— (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ hebt bei Besprechung der orientalischen Lage hervor, daß die Verhandlungen mit den Infurgenten in der Herzegowina keineswegs gescheitert seien. Sodann bestätigt das genannte Organ die Meldung, daß der russische Spezial⸗ abgesandte Wesselitski Bozidarewitsch, nachdem er sich seiner Mission bei den Insurgenten entledigt hat und seines ofsiziellen Charakters entkleidet ist, nunmehr als Mandatar der Insurgenten auftreten werde. Derselbe wird sich behufs weiterer Verhandlungen zunächst zu dem General von Rodich nach Zara und alsdann nach Wien, St. Petersburg und Kon⸗ stantinopel begeben, um den betreffenden Regierungen die De⸗ klaration der Insurgenten zu übergeben und auf Grund derselben eine Garantie der Ausführung der von der Pforte bewilligten Reformen, zu deren Annahme die Insurgenten bereit sind, zu erwirken.
Belgrad, 12. April. (W. T. B.) Ein Volkshaufe demonstrirte vorgestern vor dem österreichischen Konsulate, wobei zwei Bewohner desselben durch Steinwürfe verletzt wurden. Die österreichische Regierung hat unverzüglich Satisfaktion verlangt.
„Rumänien, Bukarest, 12. April. (W. T. B.) In Folge des Resultates der Senatswahlen hat heute das Mini⸗ sterium dem Fürsten sein Entlassungsgesuch überreicht.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. April. Ueber die Stellung Rußlands zu der Herzegõwina⸗ frage bringt der „Golos“ einen größern Leitartikel, der vor⸗ wiegend friedlich gehalten ist. Die Sine-qua-non-Bedingung zur Niederlegung der Waffen von Seiten der Insurgenten sei die Räumung der aufständischen Provinzen von türkischen Truppen und die Einsetzung einer gemischten Kommission zur Durchfüh⸗ rung der Reformen, an der außer den europäischen Mächten Vertreter der Türkei, Serbiens und Montenegros Theil nehmen müßten. Darauf hin zu wirken, sei die nächste Aufgabe der inssischen Politik.
Allerdings habe Rußland lebhafte Sympathien für die un⸗ glücklichen christlichen Kämpfer in der Türkei, aber der Wunsch nach Erhaltung des europäischen Friedens sei doch vorherrschend; trotz aller scharfsinnigen Pläne, welche dahin zielten, auf den Trümmern des türkischen Reichs einen neuen Staat zu bilden, gipfelten doch die wirklichen Interessen des russi⸗ schen Volkes in Erhaltung des Friedens und wie⸗ derum des Friedens und noch einmal des Friedens. Zwei Wege seien für Rußland offen: mit den Waffen in der Hand ohne Rücksicht auf seine Bundesgenossen die Ordnung des türkischen Reichs zu verändern, d. h. einen internationalen Krieg heraufzubeschwören, oder gemeinsam mit den anderen europäischen Mächten durch Vereinbarung die Lage der Christen in der Türkei zu verbessern. Dann sei die Erhaltung des Friedens möglich. Dies müsse das Ziel der russischen Politik sein, das sei Rußlands Mission, und diese Mission müsse in festgeschlossener Allianz erreicht werden und darum eben vor allen Dingen eine europäische Kommission gebildet werden.
— Die „Turkestanische Zeitung“ bringt folgenden Generalbefehl an die Truppen des turkestanischen Militär⸗ bezirks: „Tapfere Truppen des Namaganschen Landes! Der Krieg ist beendet. Eine Reihe glänzender Siege ist errungen worden über zahlreiche feindliche Corps. Unsere Waffen haben sich mit neuem Ruhm bedeckt. Das Chokandsche Chanat, in welchem immer unsere Feinde geherrscht haben, existirt nicht mehr. Chokand ist ein Theil des russischen Reichs. Ewig glanzvoll werden die Tage der russischen Siege bei Machrama, Namagana, Balycky, Uldschibnj, Assak, Utsch⸗Kurgan bleiben. Ich bin über⸗ zeugt, daß ihr jederzeit für neue Feinde furchtbar bleiben werdet.“
— 12. April. (W. T. B.) Der „Golos“ äußert sich in anerkennender Weise über die deutsche Politik und hebt be⸗ züglich des Verhältnisses von Deutschland zu Ruß⸗ land hervor, daß die zwischen Beiden bestehende Freundschaft den Interessen beider Länder entspräche und den allgemeinen Frieden sichere. — Verschiedene Zeitungen besprechen den Artikel, den der aus Chiwa ausgewiesene englische Kapitän Burnaby in der „Naval and Military Gazette“ veröffentlicht hat. Die Blätter verweisen in Betreff der Angelegenheit der Ausweisung des Kapitän Burnaby auf die St. Petersburger Korrespondenz der „Nordd. Allgem. Zeitung“ vom 9. April, wonach die Ausweisung des Kapitäns, welcher allen Paß⸗ und Legitimations⸗Eventuali⸗ täten aus dem Wege gegangen war, auf eine Beschwerde des Chans von Khiwa erfolgt ist.
Amerika. Washington, 12. April. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat der Bill, betreffend den Ersatz der kleinen Papiergeld⸗Werthzeichen durch Silber⸗ scheidemünze, in der Fassung, wie dieselbe aus den Berathun⸗ gen des Senats hervorgegangen ist, ihre Zustimmung ertheilt.
Rew⸗York, 12. April. (W. T. B.) Die hiesigen Zei⸗ tungen melden, daß die mexikanischen Insurgenten gestern die Stadt New⸗Lareda auf dem rechten Ufer des Rio⸗Grande genommen haben.
— (E. C.) Von Porto Rico wird berichtet,
daß am 28. März die spanischen Bewohner der Insel an das britische
Kanonenboot „Eclipse“ die Mannschaft des Dampfers „Octavia“ auslieferten, auf den mehrere Rädelsführer der Aufständischen sich von San Domingo geflüchtet hatten und deren Auslieferung von der Regierung verlangt wurde..
Asien. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Singapore vom 9. d. M. gemeldet, daß in Perak von Neuem Unruhen ausgebrochen seien.
Afrika. Aegypten. Alexandrien, 12. April. (W. T. B.) In einer gestern hier stattgehabten Versamm⸗ lung von Inhabern vonObligationen der ägyptischen Staatsschuld und Vertretern der ottomanischen Bank wurde ein Comité ernannt, welches beim Khedive eine Audienz nachsuchen soll, um von demselben Aufklärungen hin⸗ sichtlich der Finanzlage zu erbitten. Heute hat eine Versamm⸗ lung der Mitglieder der französischen Kolonie stattgefunden und morgen soll eine internationale Versammlung statt⸗ finden, welche die Intervention der Mächte anrufen will. Die Unruhe ist im Steigen begriffen.
Die Nr. 29 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 9. April 1876, Telegraphen Ueber inkommen mit Luxemburg; vom 6. April, Angaben auf den Abschnitten derjenigen Postanweisungen, mittelst welcher die Uebermittelung eingezogener Postauftragsgelder erfolgt. “ ““]
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das neueste (April⸗) Heft der „Preußischen Jahrbücher“ er hält u. A. auch die beiden Festreden, welche gelegentlich des hundertjs rigen Geburtstages der Hochseligen Königin Luise Prof. Dr Theo⸗ dor Mommsen in der Akademie der Wissenschaften und Prof. Dr. v. Treitschke im Kaisersaale des Berliner Rathhaufes gehalten haben. .
—. — Der Bildhauer Philipp Groß, Schöpfer der Kleber⸗ Statue, ist gestern früh in Straßburg gestorben.
— Der „Morning Post“ zufolge brabsichtigt der Li nant Cameron in Kurzem eine zweite Reise nach Afrie⸗ zu unternehmen, um seine begonnenen geographischen Forschungen fortzusetzen. 8
Gewerbe und Handel.
Ven Salings Börsenpapieren ist nunmehr auch die 2. Hälfte des V. Theiles in 4. Auflage erschienen. Dieselbe enthält den bewährten ausführlichen Kommentar zu den an der Berliner und den bedeutendsten auswärtigen Börsen gchandel⸗ ten belgischen, niederländischen, schweizerischen, amerikanischen, italienischen, russischen und österreichisch⸗ ungarischen Eisenbahn⸗ aktien. Bearbeitet ist dieser Theil, wie die meisten übrigen, von Hrn. W. L. Hertsler, dem die meisten Eisenbahadirektionen nicht nur durch Uebersendung des Materials, sondern auch da urch i schätzenswerther Weise entgegenkamen, daß sie sich einer und Berichtigung des Manuskripts unterzogen.
Börsenpapieren ist bekanntlich die Haude⸗ Buchhandlung (F. Weidling) in Berlin.
— In der gestrigen Generalversammlung des „” ordstern“, Lebens⸗Versicherungs⸗Aktiengesellschaftzu Berlin, wurde die Vertheilung der vom Verwaltungsrathe vorgeschlagenen Dividende veon 8 % gleich 48 ℳ pro Aktie an die Aktionäre und von 18 % an die Versicherten genehmigt und der Direktion und dem Verwal⸗ tungsrath Decharge ertheilt. Die aus dem Verwaltungsrathe in regelmäßigem Turnus ausscheidenden drei Mitglieder wurden einstimmi wiedergewählt desgleichen die Rechnungsrevisoren.
— Dem Geschäftsbericht der Birkenwerder Aktiengesell⸗ schaft für Baumaterial entnehmen wir, daß im Jahre 1875 verkauft wurden 5,531,000 Birkenwerder Verblendsteine und Maue⸗ steine, außerdem circa 40,000 Formsteine und Fagonstücke. De Bruttogewinn betrug hierfür 65,694 ℳ In Berlin brachte die Kalk brennerei, die Cementhandlung ꝛc. einschließlich eines kleinen Effekten⸗ gewinns an den Kautionspapieren einen Brutto Ertrag von 55,757 ℳ Dazu treten die Miethen der Berliner Grundstücke mit 17,605 ℳ und ein Gewinnsaldo von 1874 mit 1269 ℳ, so daß sich im Ganzen ein Bruttogewinn von 140,326 ℳ ergiebt. Nach Deckung der Hypo⸗ thekenzinsen mit 61 230 ℳ, der Handlungsunkosten mit 28,554 .ℳ der Reparaturbautenkosten mit 4851 ℳ, Abschreibung von zweifel⸗
aften Forderungen mit 8897 ℳ und eines Brandschadens von
4148 ℳ, verblieb ein Gewinnsaldo von 32,144 ℳ Hiervon wurden zu Abschreibungen verwandt 23,487 ℳ, so daß ein Reingewinn von 8656 ℳ verblieb. Von diesem Reiagewinn wurden dem Reserde⸗ fonds 2000 ℳ uberwiesen, welcher jetz: 50,000 ℳ beträgt und der Gewinnrest von 6656 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen.
8 — Aus dem Jahresbericht der deutschen Handelsgesellschaft in Frankfart a. M. ist Folgendes mitzutheilen: Das in den Komman⸗ diten angelegte Kapital von 7,436,684 ℳ lieferte eine durchschnittliche Verzinsung von 3 %, während die Erträgnisse der Frankfurter Centralstelle diejenigen des Vorjahres etwas übersteigen. — Das Ge⸗ sammtergebniß der Gesellschaft wurde dadurch geschmälert, daß der Coursrückganz der Aktien der Rotterdamer Handelsvereinigunz zu bedeutenden Abschreibungen nöthigte. Der Besitz in diesen Aktien beträgt 446,500 Fl., die zu 78 % in die Bilanz eingestellt wor⸗ den sind. Die Abschreibung auf diesem Posten beträgt 177,941 ℳ An Effekten sind von größeren außerdem nur noch 56,000 Fl. Aktien der Leinenzwirnerei und Weberei zu Otterberg und 18,000 ℳ Frankfurter Börsenbau⸗Aktien vorhanden. Dem Effekten⸗Konto steyt eine Spezial⸗Reserve von 85,714 ℳ gegenüber. Das Jastitut der stillen Gesellschafter ist mit 10,000,305 ℳ in die Bilanz eingestellt. Der Reservefond hierfür beziffert sich auf 27,731 ℳ Zum Schlusse kommt der Bericht noch auf die beschlossene Kaͤpitalreduktion zu sprechen. Dieselbe soll 3,000,000 ℳ betragen und durch Rückkauf von 5000 Aktien geschehen. An Gewinnen er⸗ sehen wir für Waaren⸗Kommisston 179,285 ℳ, für Waarenbeleihung 4856 ℳ, Devisen 64,717 ℳ, Wechsel 37,902 ℳ, Effekten 25,010 ℳ diverse Gewinne 6600 ℳ, Bankprovisionen 99,970 ℳ und Interessen 911,977 ℳ Dagegen betragen die Handlungsunkosten 215,714 ℳ, Kontokorrent⸗Konto (Verlust der Kommanditen) 28,120 ℳ, Abschrei⸗ bung auf Effekten 177,941 ℳ. Der Reingewinn von 928,484 ℳ vertheilt sich 900,000 ℳ = 5 % für die Aktionäre. 2848 ℳ kommen auf den Reservefonds. Der Rest theils auf Tantièmen, theils a f neue Rechnung. In der Bilanz ist der Reservefends mit 927,563 ℳ eingestellt. Die Spezialreserve beträgt 85,714 ℳ An Tratten cirka⸗ kirten am 31. Dezemher 1875 6,466,484 ℳ
— In den Generalversammlungen der Aachen⸗M ünchener Feuerversicherungs⸗Gesellschaft und der Aachener Rüc⸗ versicherungs⸗Gesellschaft wurden die Jahresrechnungen von 1875 vorgelegt, denen wir das Folgende entnehmen. Bei der Aachen⸗Münchener Feuerversicherungs⸗Gesellschaft bestande am 31. Dezember 4,152,310,565 ℳ Versicherungen, 3 wachs circa 147,000,000 ℳ; Prämieneinnahme 6,6839,531 Zunahme 188,438 ℳ; Prämienüberträge 10,138,912 Zunahme 392,966 ℳ Der Gewinn betrug für die Aktionäre 1,159,200 ℳ und für gemeinnützige Zwecke 771,878 ℳ, zusammen 1,931,078 ℳ Davon hatte das Versicherungs Geschäft 1,186,484 ℳ und die Kapitalbenutzung 744,594 ℳ produzirt. — Der Abschluß der Aachener Rückversicherungs⸗Gesellschaft weist auf: an Prämien 717,539 ℳ, Zunahme 13,560 ℳ; an Prämien⸗Ueberträgen nebst Kapital⸗Reserve 1,257, 74 ℳ, Zunahme 79 535 ℳ Der Gewinn betrug 324,000 ℳ, nämlich 201,638 ℳ aus dem Rückversicherungs⸗ Geschäft und 122,361 ℳ aus den Zinsen.
Wien, 12. April. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, wird die nach Ostern festzusetzende Dividende der Staatsbayhn zwischen 30 bis 35 Fres. betragen. — Der Ausgleich der Elisa⸗ bethbahn mit der österreichischen Baugesellschaft weßen des Prozesses betreffs des Baues der Linz⸗Budweiser Linie ist perfekt geworden. Die Genehmigung desselben durch die Regierung steht zu erwarten. — Wie die „Presse“ aus gut unterrichteten Finanz⸗ kreisen erfährt, wird die Einberufung einer außerordentlichen Gene⸗ ralversammlung der Aktionäre der Austro⸗Aegyptischen Bank wegen Liquidation der Gesellschaft in Folge der englischen Ingerenz auf die egyptischen Finanzen als bevorstehend betrachtet. Im Fall der Liquidation dürften 4 bis 5 Pfd. Sterl. per Aktie sofort zur Vertheilung kommen.
Wie dasselbe Blatt meldet, weist der Rechnungsabschluß der Un garischen Westbahn (Raab⸗Grazer Linie) an Einnahmen 1,429,174 Fl. und an Ausgaben 1,200,502 Fl. aus. Der Betriebs⸗ überschuß beträgt daher 228,672 Fl. Die Staatsgarantie Ungarns wird mit 1,353,200 Fl., diejenige Oesterreichs mit 306,250 Fl. in An⸗ spruch genommen.
— Die „Neue freie Presse“ erklärt das Gerücht von einer be⸗ absichtigten Kapitalsreduktion der Kreditanstalt oder einer Zu⸗ sammenlegung von Aktien der Gesellschaft für unbegründet.
London, 12. April. (W. T. B.) Die Ottomanische Bank macht bekannt, daß alle umlaufenden Gerüchte, betreffend die angeb⸗ lich zweifelhafte Einlösung der am 15. d. M. fälligen Dividenden und gezogenen Bonds der Aegyptier von 1873 absolut unbegründet seien. Füͤr alle Coupons und Bonds, die bis jetzt präsentirt worden, jeien Zahlungsanweisungen ausgestellt worden, die 5 Tage nach der
Präsentation zahlbac seien,
Verkehrs⸗Anstalten. b St. Petersburg, 12. April. (W. T. B.) Das Eis der Neva hat sich in Bewegung gesetzt.
New⸗York, 12. April. (W. T. B.) Der Hamburge
Postdampfer „Gellert“ ist heute Morgen hier eingetroffen.