8 Am Sonnabend beging, wie bereits kurz gemeldet, der um das deutsche Volkslied so hochverdiente Musikdirektor Ludwig Erk sein Eeeeiae Dienstjubiläum; am 10. Juni 1826 war er in das Seminar zu Mörs als Lehrer eingetreten, und seitdem hat er unermüdlich treu in seinem Beruf, und e enso unermüdlich für das deutsche Lied gewirkt und so viele Tausende erfreut, daß die öffentliche Feier, die Mittags im Saale des Friedrichs⸗Werderschen Gymnasiums stattfand, der mit zahlreichen Topfgewächsen geschmückt, und dessen Rednerbühne mit Blumen und Gurrlanden geziert war, sich zu einer eben so würdigen als herzlichen gestaltete. Der Feier wohn⸗ ten außer einem zahlreichen Publikum die Vertreter der Königlichen und städtischen Behörden und viele Deputationen bei. Als der Jubilar, von den Spitzen der Behörden geführt, im Saale erschien, erhoven sich die Anwesenden und ihn begrüßte Paul Ger⸗ hardts erhebendes Lied: „Befiehl Du Deine Wege“, gesungen von Seminaristen und Schulkindern. Dann hielt Seminardirektor Schulze eine warm empfundene Anrede, welche das treue, ächt päda⸗ gogische Wirken des Volkslehrers Erk sGtlaee und ihn in seiner edlen, anspruchslosen, pflichttreuen Weise als Muster und Vorbild für die jüngere Generation hinstellte. Der Provinzial⸗Schulrath Dr. Wetzel überbrachte darauf dem Jubilar die Glückwünsche der vor⸗ gesetzten Behörde und überreichte ihm das Diplom seiner Ernennung zum Professor; der Geheime Regierungs⸗Rath Schneider fuͤgte die persönlichen Glückwünsche des Kultus⸗Minister Dr. Falk binzu; der Ministerial Direktor Dr. Neithardt besgrüßte den ZJubilar, der aus Hessen stammt, im Namen des Großherzogs von essen und überbrachte ihm das Großkreuz des Verdienstordens Phi⸗ lipp des Großmüthigen. Hierauf beglückwünschte ihn der Stadt⸗ schulrath Dr. Bertram, dem sich der Stadtverordnete Springer anschloß, und übergab ihm das Deokument über die städtische Ehren dotation von 3000 ℳ jährlich. Nun sang der Erksche Männer⸗ gesangverein „Der Herr ist mein Hirt“. Hierauf überbrachte ihm der Seminarlehrer Strubing die Grüße des Festcomités, sowie von Hunderten von Schulen, Seminarien, Vereinen und Pri⸗ vaten, Freunden und Verehrern des Jubilars und überreichte ihm als Dankesgabe ein Ehrengeschenk von 3000 ℳ — Das hie⸗ sige Seminar überreichte ihm durch Dr. Otto ein kostbares Al⸗ bpum, in dem nicht nur die Bilder von Schülern, Kollegen und Freunden des Gefeierten, sondern auch das Bild seines Geburtshauses in Dreieichenheim, des Seminars in Mörs und des hiesigen waren. Die Seminaristen haben sein wohlgelungenes Bild für das Seminar ge⸗ stiftet und baten um die Erlaubniß, es aufzustellen; viele Ansprachen und Beglückwünschungen hiesiger und auswärtiger Deputationen er⸗ folgten, Adressen und Grüße aus nah und fern waren eingelaufen, u. A. ein Telegramm des jungen deutschen Sängerbundes aus Kairo, und mit einem Schlußgesang des Erkschen Vereins schloß die erhe⸗ würdige Feier.
Das Programm über die feierliche Eröffnung der deutschen Kunst⸗ und kunstgewerblichen Ausstellung in München im Jahre 1876 lautet nach der „Wetz. Corr.“: Am Tage der Eröffnung der deutschen Kunst⸗ und kunstgewerb⸗ lichen Ausstellung in München wird zur Feier⸗ des 25jäbrigen Jubiläums des Münchener Kunst⸗Gewerbevereins in der Pfarr⸗ kirche zum heil. Bonifaz Morgens 9 Uhr ein feierliches Hochamt stattfinden. Die feierliche Eröffnung der deutschen Kunst⸗ und kunst⸗ gewerblichen Ausstellung wird im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen Luitpold von Bayern am Mittwoch, den 14. Juni, im Industrie⸗Ausstellungsgebäude vorgenommen. Zu diesem Zweck wird das Ausstellungsgebäude um eröffnet. Das Ausstellungs⸗Comité mit seinen Prä⸗ versammelt sich eine halbe Stunde vorher im Aus⸗ stellungspalast. Eine Deputation der Ausstellungscommission empfängt bei dem Eingange in den Ausstellungspalaft die besonders geladenen Ehrengäste. Um 11 Uhr begeben Sich Se. Königliche Hoheit Prinz Luitpold von Bayern mit Höchstseinem Gefolge nach dem Ausstellungspalast, wo Höchstderselbe von dem gesammten Ausstellungs⸗ Comité und deren Präsidenten ehrfurchtvollst empfangen und an den für die Feierlichkeit vorbereiteten Platz im Palafte geleitet wird, und wo⸗ selbst die eingeladenen Ehrengäste versammelt sind. Die Feierlichkeit be⸗ innt mit einer Festhymne. Sodann hält der erste Präsident des Aus⸗ tellungs⸗Comité eine kurze Anrede über die deutsche Kunst und kunst⸗ gewerbliche Ausstellung im Jahre 1876 und richtet an Se. Königliche Hoheit die Bitte, in Stellvertreiung Sr. Majestät des Königs die Eröffnung der Ausstellung huldvollft vorzunehmen. Nachdem Se. Königliche Hoheit dieser Bitte entsprochen haben, wird von dem Orchester die bayerische National⸗Hymne vorgetragen. Se. Kö⸗ nigliche Hoheit werden die Vorstellung der Vorstände der auswärti⸗ gen Ausstellungs⸗Comités durch das Direktorium entgegen nehmen, und sodann von dem Direktorium begleitet die Ausstellung in Augen⸗ schein nehmen. Wäͤhrend des Umganges wird das Orchester passende Musikstücke vortragen und Se. Königliche Hoheit werden bei der Entfernung aus dem Gebäude in gleicher Weise wie bei der Ankunft ehrfurchtsvollst begleitet werden. — Hier mag auch erwähnt werden, daß Se. Majestät als Ordens⸗Großmeister des St. Georgi⸗Ritter⸗ Ordens die Ueberlassung nachbezeichneter Gegenstände für die Dauer der Ausstellung gestattet hat, nämlich: 1) des Schwertes weiland des Herzogs Christoph von Bayern, 2) des Ordensschilds, 3) dreier großer Renaifsance⸗Degen und 4) des St. Georgi⸗Pokals.
W1116“
Unter den deutschen Kunstvereinen ist der Schlesische Kunst⸗ verein in Breslau einer der bedeutendsten. Derselbe steht, wie früher, unter dem Protektorat weiland Ihrer Majestät der Königin Elisabeth, welche dasselbe als Kronprinzession am 6. Januar 1837 nzunehmen geruhte, so gegenwärtig unter dem Protektorat
1 Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin. Der Verein veranstaltet allzweijährlich ne große Kunstausstellung; auf der letzten, welche vom 9. Mai bis 4. Juli v. J. geöffnet war, gelangten 729 Kunstgegenstände zur Ausstellung. Während der letzten Etatsperiode 1874 und 1875), in der seine Einnahmen 43,665 ℳ, seine Ausgaben 39,189 ℳ betrugen, erwarb derselbe für 24,740 ℳ Kunstsachen, von denen er für 5425 ℳ zum Selbstkostenpreise an seine Mitglieder überließ. Die Zahl derselben belief sich am 1. November v. J. 1498 mit 1568 Antheilscheinen. Der Preis des Antheilscheines stellt sich auf 12 ℳ für das Jahr. Mitglieder sind u. A. auch Se. Majestät der Kaiser und König, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Heßettes der Kronprinz und die Fronpkirjessin. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Carl von Preu⸗ en, die Landgräfin von Hessen, der Großherzog von Oldenburg, der Prinz Friedrich der Niederlande, die Großherzogin von Sachsen⸗ Weienar, sowie Ihre Hoheiten die Herzöge von Braunschweig und Sach⸗ sen⸗Altenburg. Unter den am 22. November 1875 unter die Mitglie⸗ der verloosten Kunstgegenstände befanden sich 42 Oelgemälde, 5 Aqua⸗ rellen, 65 werthvolle Kupferstiche, an Radirungen die große nd kleine Ausgabe des Albums moderner Kunst, 15 Oelfarben⸗ rucke (meist nach Hildebrandt) und 40 größere Photogra⸗ phien, sowie 38 Kunstsachen, welche der Verein als Mitglied anderer Kunstvereine erhalten hat. Der Schlesische Kunstverein unterhält mit den östlichen Vereinen in Königsberg, Danzig, Elbing und Stettin stete Verbindung. Unter seiner Leitung und Aufsicht steht auch eine grözere, dem Publikum zugängliche Gemäͤldegallerie: dieselbe umfaßt an dem Verein selbst gehörigen Kunstgegenständen 67 Oelgemälde, 37 Werke der plastischen Kunst, 44 Kupfer⸗
stiche, Radirungen ꝛc. und eine Sammlung von mehr als 1000 Chodo⸗ wieckischen Kupferftichen; ferner Bilder, welche Staats⸗Eigenthum sind, und zwar aus der Doubletten⸗Sammlung des Königlichen Mu⸗ seums in Berlin, aus der Hofrath Bachschen Gemälde⸗Sammlung und aus dem mit der Universität Breslau verbundenen Kunst⸗ und Antikenkabinet, welche letztere aus dem Inventar der 1810 “ Klöster stammen; endlich Bilder, welche der Stadt Breslau gehören, darunter namentlich die von Säbischsche Gallerie. Der Verwaltungsausschuß des Vereins besteht gegenwärtig aus den Herren: Baurath C. Lüdecke, Vorsitzender, Kaufmann Bülow, Sekretär, Landschaftsmaler A. Dreßler, Prof. Dr. Eberty, Kauf⸗ mann A. Hübner, Kunsthändler E. Karsch, Rektor Dr. Luchs, Graf Hans Ulrich von Schaffgotsch und General⸗Major z. D. Weber.
Ddie vierte Sitzung der altkatholischen Synode in Bonn eröffnete Bischof Reinkens mit der Trauerkunde von dem Ableben des Mitgliedes der Synodalrepräsentanz, Sanitätsrath Dr. Ha⸗ senclever. Sodann theilte er ein Telegramm mit, nach welchem Prof. Herzog zum Bischof der schweizerischen Altkatholiken gewählt wordeu und derselbe die Wahl angenommen hat. Die Synode sandte tele⸗ graphisch ihren Glückwunsch. Hierauf wurde die Vorlage der Reprä⸗ sentanz, betreffend die Bildung kirchlicher Bezirksvereine an⸗ genommen; dagegen ein von Heidelberg ausgegangener An⸗ trag, bezüglich desselben Gegenstandes, der Erwägung der Repräsentanz dringend empfohlen. Ein Antrag: in Zukunft die Verhandlungen der Synode zu stenographiren, der Re⸗ präsentanz, beziehungsweise der Synode, zu überlassen, die steno⸗ graphirten Verhandlungen ganz oder theilweise zu veröffentlichen und auch jedem Redner die Veröffentlichung der von ihm gehaltenen Reden zu gestatten, wurde angenommen. Nach Ablehnung anderer Anträge erstattete die Kasse⸗Revisionskommission Bericht, und wurde demzufolge dem Kassirer der Synodalrepräsentanz Decharge ertheilt. Bei den Wahlen wurde das aus der Reprä⸗ sentanz statutenmäßig ausscheidende gen wiedergewählt, und an Stelle des verstorbenen Sanitätsraths Hasenclever Ober⸗Bergrath Brockhoff gewählt. Die ausscheidenden außerordentlichen Mitglieder Prof. Michelis, Prof. Friedrich, Prof. Cornelius, Ober⸗Bürgermeister Malsch wurden wiedergewählt, ebenso die vorjährigen Synodalexaminatoren. Um halb 8 Uhr schloß der Bischof die Synode, indem er der Freude Ausdruck gab, über die Eintracht, mit welcher die Beschlüsse, selbst solche über die schwie⸗ rigsten Fragen, gefaßt wurden.
1“ 9 1
Das Protokoll der Leichenschau des verstorbenen Sultans Abdul Aziz lautet in der Uebersetzung der „Allg. Ztg.“ wie folgt:
„Im Jahr Ein Tausend Achthundert Sechsundsiebenzig, am 23. Mai (4. Juni), 11 Dschemazi⸗ül ewel 1293, Sonntag um 11 Uhr Vormittags. Wir Doktoren der Arzneikunde. Marko Pascha, Nuri Pascha, Julius Millingen, Karatheodory, Sotto, Dickson, Marroin, Nuridschian, Evnard Spadaro, Vitalis, Spagnolo, Mark Markel, Jatropulo, Miltiades Bey, Abdinur Effendi, Mustafa Effendi, Servet Bey, Mehemed Bey und Jakob de Castro unter⸗ zeichnete, wurden auf Befehl Sr. Kaiserlichen Majestät vom Ministerium requirirt, um die Urjache des Todes des Ex⸗Sultans Abdul Aziz zu konstatiren, und wir verfügten uns nach dem Wachtgebäude neben dem Kaisalichen Palast von Tscheragan. Dort führte man uns in ein Gemach des Erd⸗ geschosses, wo wir einen Leichnam sahen der auf einer Matratze auf dem Fußboden lag. Dieser Körper war mit einem neuen Leinen be⸗ deckt. Als dieses Leinen abgenommen wurde, erkannten wir den Ex⸗ Sultan Abdul Aziz. Alle Theile des Leichnams waren kalt und blut⸗ los, bloß oder mit geronnenem Blute bedeckt. Die Leichen⸗ starrheit existirte nicht; die Augenlider waren halb geöffnet; die Hornhaut leicht verdunkelt; der Mund halb geöffnet. Mit Blut getränkte Leinen bedeckten die Arme und Beine. Als wir von den Armen die Leinen wegnahmen, konstatirten wir etwas unterhalb der Biegung des linken Armes eine zusammenhängende Oeffnung von 5 Centimetern Ausdehnung und 3 Centimetern Tiefe. ie Ränder dieser Wunde waren ausgezackt und unregelmäßig. Die Richtung der Wunde war von oben nach unten und von innen nach außen. Die Adern dieser Gegend waren durchschnitten und die Arm⸗Pulsader fast an ve e; ihrer Ausmündung bis zu drei Viertheilen ihres Umfangs geöffnet. An der Biegung des rechten Arms konstatirten wir eine etwas schräge Wunde, ebenfalls ausgezackt, in der Ausdeh⸗ nung von 2 Centimetern und anderthalb Centimetern Tiefe. Auf dieser Seite fand man keine Verletzung der Adern von geringem Um⸗ fange; die Pulsadern waren unverletzt. Man zeigte uns eine sehr scharfe Scheere von 10 Centimetern Länge; die eine Hälfte derselben hat nahe an dem Oberende einen kleinen Seitenknopf. Die Scheere ist blutig und, wie man uns sagte, habe der verstorbene Ex⸗Saltan Abdul Aziz sich mit diesem Instrument die eben beschriebenen Wunden beigebracht. Hierauf verfügten wir uns in die Wohnung des verstorbenen Ex⸗ Sultans: man führte uns in ein großes Zimmer, welches die Aus⸗ sicht auf das Meer hat. Dort konstatirten wir auf einer Ecke eines Sophas, welches neben einem Fenster stand, eine über dieses Möbel verbreitete Blutlache, sowie eine große Menge geronnenes Blut in einer einzigen Masse auf der Matte des Fußbodens; außerdem meh⸗ rere Flecken in der Umgegend.
Aus dem Vorhergehenden sind wir einstimmig der Ansicht: 1) daß der Tod des Ex⸗Sultans Abdul Aziz durch die in Folge der Verletzung der Gefäße in den Armbiegungen veranlaßte Hämorrhagie verursacht ist; 2) daß das uns vorgezeigte Instrument diese Wunde recht gut hervorbringen kann; 3) daß die Richtung und die Beschaffen⸗ heit der Wunden, sowie das Instrument, durch welches sie gemacht worden sind, uns auf einen Selbstmord schließen lassen. Zur Be⸗ glaubigung dessen haben wir gegenwärtiges Protokoll aufgesetzt und unterzeichnet, im Wachrgebäude von Tscheragan, Jahr, Monat und Tag wie oben. Dr. Marko, Dr. Nuri, Dr. A. Sotto, Arzt der Kaiserlich König⸗ lichen Botschaft von Oesterreich⸗Ungarn, Dr. Spagnolo, Dr. Mark Markel, Dr. Jatropulo, Dr. Abdinur, Dr. Servet, Dr. J. de Castro, Dr. A. Marroin, Dr. Julius Millingen, Dr. C. Karatheodory, Dr. G. D. Dickson, Arzt der englischen Botschaft, Dr. O. Vitalis, rst ‚der Sanitätsverwaltung, Dr. Eduard Spadaro, Dr. J. Nu⸗ ridschian, Dr. Miltiades Bey, Dr. Mustafa, Dr. Mehemed.“ 8 L1“ “ Eine vom 7. Mai d. J. aus Teheran datirte Korrespondenz des „Journal de St. Petersbourg“ vom 4. d. M. enthält folgende Mit⸗ theilungen über die von der persischen Regierung zur Abwehr der I- ergriffenen Maßregeln: In Folge der von Teheran empfangenen beunruhigenden Nach⸗ richten über das Auftreten der Pest in Bagdad und in der Provinz, deren Hauptort diese Stadt ist, hat der Schah die Einsetzung einer Sanitäaͤtskommisston unter dem Vorsitze des Prinzen Ali⸗Kouli⸗Mirza angeordnet. Die Hauptaufgabe dieser Kommission ist, die Maßregeln ausfindig zu machen, welche geeignet sind, das Eindringen der Plage, welche in Irak⸗Arabi wüthet, in Persien zu verhindern. Die in Teheran wohnenden europäischen Aerzte sind eingeladen worden, an den Arbeiten der Kommission Theil zu nehmen. In der Kommission wurde beschlossen, daß die persische Regierung sofort an der Grenze einen Quarantainedienst einrichten sollte, zu welchem Zwecke 600 Tomans (ein Tomans ist gleich ca. 8 Reichsmark) anzu⸗ weisen wären.
gemeinhin als gegen
Mitglied Prof. Lan⸗
Von dem Leibarzte des Schah, dem Dr. Tholozae, wurde eine Denkschrift verfaßt, um den persischen Aerzten den europäischen Stand⸗ punkt über die Frage der gegen die Ausbreitung der Epidemie zu
rantainen, klar zu machen.
Zugleich wurde bestimmt, daß eine Quarantaine auf der Insel Karak im persischen Meerbusen zu errichten sei, um der Uebertragung der Pest nach den anderen Ländern vorzubeugen, aber später wurde dieses Projekt durch einen Vorschlag verbessert, der die Insel Khizr an der Mündung des Chat⸗el⸗Arab, als zweckentsprechender bezeich⸗ nete zur Errichtung eines Ueberwachungsdienstes für die ankommenden und abgehenden Schiffe. Nach der Ansicht des russischen Delegirten in der Kommission bestände ein Zusammenhang zwischen dem Steigen des Tigris und des Euphrat, deren Wasser im Frühjahr Mesopo⸗ tamien überschwemmen, und dem periodischen Auftreten der Pest. Die gleiche Verkettung von Thatsachen zeigt sich in dem Nilthale, wo die Ueberschwemmung von Unter⸗Aegypten im Allgemeinen epidemische und pestartige Krankheiten im Ge⸗ folge hat. Ausgehend von dem Gesichtspunkte, daß die Pest vielleicht eine Folge der Malaria sein dürfte, schlug Dr. Kouzminski vor, sie besonders vor der Entwickelung der Beulen mit dem Arzneimittel des Chinins zu behandeln. Er findet eine Bestätigung seiner Ansicht in dem Umstande, daß die höher Feegeen und bergigen Orte, welche die tiefen Thäler, in denen sich die Malaria behauptet, beherrschen, 1 den Ausbruch der Plage sichere Zu⸗ fluchtsstätten dienen. Ebenso ist Hr. Kouzminski zu der Annabme geneigt, daß das Bestreichen mit chmalz oder jedem andern fettigen Körper thierischen Ursprungs als Präser⸗ vativ gegen die Ansteckung dienen soll und er zieht diesen Schluß aus der in mehreren Monographien über die Pest verzeichneten Thatsache, daß die Fleischer und Kaufleute, welche mit Schmalz und anderen Feitprodukten handeln, von der Krankheit sichtlich verschont bleiben.
Für das eigentliche Persien verlangt er die Errichtung eines Sanitäts⸗Kordons an der türkisch⸗persischen Grenze, einer Quarantaine auf den großen Verkehrsadern und auf den von den Pilgerkarawanen, weiche sich nach den heiligen Orten, wie Kerbelah, Samari, Nedjef, begeben, benutzten Straßen und was besonders wichtig Kn. ein förmliches Verbot, die Leichname weit zu transportiren. Außerdem ist es unerläßlich, zur Beerdigung der an der Pest Gestorbenen trockenes, von den Wasserläufen entferntes Ter⸗ rain zu wählen, die Gruben so tief wie möglich zu graben und mit “ eine Quantität Chlorkalk als Desinfektionsmittel hinein⸗ zuschütten.
Die telegraphischen Nachrichten aus Bagdad meldeten von Anfang an eine beträchtliche Sterblichkeit. Von 30 oder 35 täglichen Erkran⸗ kungsfällen hatte fast die Hälfte den Tod zur Folge. Die Zahl der Opfer an und für sich war nicht hoch, aber das Verhältniß der Er⸗ krankungs⸗ zu den Sterbefällen zeigte den ernsten Charakter der Epi⸗ demie. Ein panischer Schrecken bemächtigte sich der Bevölkerung, besonders der fremden Kolonie, welche sich genöthigt sah, auszuwan⸗ dern. Die Nachricht von dem Auftreten der Plage zu Basrah ver⸗ mehrte die allgemeine Mißstimmung. Bis jetzt ist die Epidemie nur in Bagdad gestiegen. Vom 17. bis 24. April kamen daselbst 681 Er⸗ krankungsfälle vor, von denen bei 419 der Tod eintrat. Diese der Kommission mitgetheilten Nachrichten scheinen vollen Glauben zu ver⸗ dienen, da sie mit den nach Teheran gelangenden Angaben aus ver⸗ schiedenen Quellen übereinstimmen.
Der Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr zu Seifhenners dorf in Schlesien, Julius Schmidt, hat kürzlich ein Handbüchlein für den Feuerwehrmann herausgegeben, das bereits in achter Auflage erschienen ist. Das Werkchen ist seinerzeit von dem zweiten nordwestböhmischen Feuerwehrtage zu Teplitz prämiirt worden. Der Verfasser hat es verstanden, seine Erfahrungen auf dem Gebiete des Löschwesens so zur Anschauung zu bringen, daß sich auch weniger gebildete Laien von der Wichtigkeit einer allen Anforderungen genügenden Feuer⸗ wehr überzeugen müssen. Der achten Auflage ist ein neuer Abschnitt eingefügt, welcher die trockene Feuerlöschmethode ausführlich behan⸗ delt und eine genaue Anleitung nebst Kommando zur Anwendung der dieselbe verwirklichenden Buchers Feuerlöschdosen giebt. Der
sind, beträgt 50 ₰.
s Theater. Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater brachte die Herzoglich meiningensche Hofschauspiele ence am Sonnabend zum ersten Male in dieser Saison „Die Bluthochzeit“, dieses treff⸗ liche, interessante Drama, das schon früher, als dieselben Gäste es uns zuerst gebracht, so großen Beifall gefunden. Auch diesmal wieder hatte es denselben Erfolg, der um so mehr natürlich war, als im Ganzen die Hauptpartieen auch dieselbe Besetzung erhalten hatten. Frau Berg als Katharina von Medicis, Hr. Teller als der kranke, gereizte, unglückliche König, der unser tiefstes Mit⸗ leid erregt (vielleicht die beste Partie, die wir von diesem begabten Künstler bisher gesehen), Hr. Hellmutb⸗Bräm, der ehrenwerthe Admiral Coligny, und Fr. v. Moser⸗Sperner, die unglückliche Margarethe v. Valois, sie fanden wieder mit Recht ungetheilten Beifall; ebenso Hr. Nesper, Heinrich v. Navarra. Dieser Künstler gab die Rolle hier zum ersten Male; stattlich in seiner Erscheinung, wußte er den Muth, den sorglos heiteren Sinn, und die tieffte Wehmuth zugleich trefflich zum Aus⸗ druck zu bringen; imponirend und doch nicht hochmüthig, nur menschlich und edel, gewann er Aller Herzen und fand sich durch vielfachen Beifall belohnt. — Auch die übrigen Mitwirkenden waren Alle an ihrem Platze und wirkten mit Lust und gutem Erfolg zum Gelingen des Ganzen mit. Das Publikum rief zum Schluß, nachdem die Mitwirkenden geehrt worden, zum Dank für die trefflichen Arrangements und die künstlerisch schöne Ausstattung den Ober⸗Regisseur Hrn. Chronegk. — Woltersdorff⸗Theater. Hrn. Conrad Junker ist vom Direktor Emil Thomas für Mistwoch, den 14. Juni, ein Benefiz bewilligt und hierzu die Posse: „Eine resolute Frau“ ge⸗ wählt worden, welche in immer steigendem Maße das Interesse des Publikums gewinnt.
8
Bäder⸗Statistik.
Baden bis 10. Juni.
Elster bis 7. Juni
Ems bis 11. Juni.
Flinsberg bis 5. Juni
Kissingen bis 2. Juni. Lippspringe bis 30. Mai Marienborn bis 9. Juni Oeynhausen bis 9. Juni
Reinerz bis 7. Junt. Schandau bis 9. Juni. Schwalbach bis 8. Juni
Soden bis 8. Juni Teplitz⸗Schönau bis 30. Mai . Wiesbaden bis 3. Juni . 1 Wiesenbad bis 9. Juni.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expescmon (Kessehh). Druck: W. Elsn er.
Drei Beilagen
Berli
ergreifenden Vorsichtsmaßregeln und über die Wichtigkeit der Qua⸗
Preis des Heftchens, dem als Anhang „Feuerwehrlieder“ beigegeben
eeines Polizeibeamten zur Festnahme Desjenigen, der ihn be⸗ leidigt hat, auch wenn derselbe dem Beamten bekannt ist. —
8 April 1876.— Bescheid, das Verbot Schlangen vor den Augen des Publi⸗ b b brecher aus der Detentionsanstalt in die Heimath und Tragung der
— Cirkularverfügung, die Tagegelder, Fuhrkosten und Umzugskosten
zum D 13
Die Nr. 44 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 6. Juni: Postaufträge nach der Schweiz. Post⸗ Dampfschiffsverbindung zwischen Dänemark, den Faröer und Istand. Postverbindungen nach den Inseln Föhr und Sylt.
— Nr. 5 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“, herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern, hat folgenden Inhalt: Verfügung, die Zulässigkeit der Bestellung von Pfarrern zu Waisenräthen betreffend, vom 21. April 1876. — Cirkular, das Verfahren bei Ausloosung der Kreisausschuß⸗Mitglieder und bei der Wahl der Nachfolger betreffend, vom 20. März 1876. — Erlaß, die Aushängung der Subhastations⸗Patente an den zur Publikation ortspolizeilicher Bekanntmachungen bestimmten betr.), vom 16. März 1876. — Erlaß, die ahlen der zur Mitwirkung bei den Ge⸗ schäften der Rentenbanken zu berufenden Abgeordneten der Pro⸗ vinzialvertretung betreffendd, vom 25. März 1876. — Cirkular, die formelle Behandlung der Frage der Zulässigkeit der Berufung gegen ein Endurtheil betreffend, vom 15. April 1876. — Verfügung, die Unzulässigkeit der Uebernahme von Porto für die dienstlichen Sendungen der Amtsvorsteher und der Standesbeamten an die Landräthe auf die Staatskasse betreffend, vom 15. April 1876. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 9. Dezember 1875, betr. die Frage, ob bei Abschluß eines Lieferungsvertrages der Berufung auf rechtliche Entscheidung uüͤber die Vertragsmäßigkeit der Lieferung Seitens des einen Theils rechtsgültig entsagt werden kann. — Cirkular, die Portofreiheit in Angelegenheiten der Reichs⸗Haupt⸗ kasse und der Reichs⸗Bankanstalten betreffend, vom 14. März 1876. — Cirkularverfügung, die Umwechselung von Reichs⸗Goldmünzen gegen Reichs⸗Silber⸗, Nickel⸗ und Kupfermünzen und von noch cours⸗ fähigen Landes⸗Silberscheidemünzen betreffend, vom 24. März 1876. — Cirkular, das Ressort für die Anträge von Civilbehörden auf Ge⸗ währung militärischer Hülfe bei ungewöhnlichen Naturereignissen ꝛc. betreffend, vom 24. März 1876. — Erlaß, die Ressortverhältnisse bei den Taubstummenanstalten nach deren Uebergang auf den Provinziallandtag betreffend, vom 12. Januar 1876. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals, die Strafbarkeit der Ertheilung des Schulunterrichtes in der Religion ohne staatliche Er⸗ laubniß betreffend, vom 6. Januar 1876. — Bescheid, den Ausschluß der jüdischen Religionslehre von den Gegenständen der Abiturienten⸗ Prüfung — Attest des jüdischen Religionslehrers für die Abiturien⸗ ten — Herkeffend, vom 14. Fehruar 1876. — Bescheid, die Erlernung der Stenographie durch Schüler höherer Lehranstalten und die Schülervereine zu diesem Zwecke betreffend, vom 14. Februar 1876.— Cirkular, Einreichusg von Verzeichnissen der Medizinalpersonen be⸗ treffend, vom 11. April 1876. — Cirkular, die Bewilligung von Ge⸗ bühren für Hebammenprüfungen an Kreis⸗Phystker betreffend, vom 12. April 1876. — Cirkular, die Prüfung der Apothekergehülfen be⸗ treffend, vom 1. Mai 1876. — Erkenntniß des Königlichen Gerichts⸗ hofes zur Entscheidung der Kompetenz⸗Konflikte vom 11. März 1876, betreffend die Frage, ob eine von der Kommunal⸗Aufsichtsinstanz in einer Gemeinde⸗Angelegenheit (Art und Umfang der Benutzung eines Stadtwaldes) getroffene Entscheidung Seitens der Nutzungs⸗ berechtigten im Prozeßwege angefochten werden kann (§§. 49 — 50, 76 der Städte⸗Ordnung vom 30. Mai 1853). — Erlaß, die Vollziehung der Sparkassenbücher als Urkunden durch den Landrath und durch Mitglieder des Kuratoriums betreffend, vom 5. März 1876. — Erlaß, die Bestätigung der Wahl von unbesolde⸗ ten Kreis⸗ oder Gemeindebeamten ohne Rückficht auf die Amtsdauer des Vorgängers betreffend, vom 5. März 1876. — Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 11. März 1876, betreffend die Frage, ob das von einem Polizei⸗ verwalter auf Requisition des Staatsanwalis ausgestellte ungünstige Leumunds⸗ und Führungsattest zum Gegenstande einer Injurienklage wider den Aussteller gemacht werden kann. — Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 8. März 1876; Befugniß
Cirkular, Maßregeln zur Erleichterung der Ermittelung von Münz⸗ erbrechen und Vergehen betreffend, vom 17. April 1876. — Cirkular, ie Genehmigung zu öffentlichen Ausspielungen betreffend, vom 11.
kums mit lebenden Thieren zu füttern, betreffend, vom 17. März 1876. — Erlaß, die Vollstreckung einer Korrektionsnachhaft betreffend, vom 2. März 1876. — Erlaß, die Zurückbeförderung jugendlicher Ver⸗
Kosten hierfür berreffend, vom 26. März 1876. — Cirkularver⸗ ügung, die eichamtliche Behandlung vorschriftswidriger Maße, Ge⸗ wichte und sonstiger Meßwerkzeuge betreffend, vom 21. März 1876.
der Reichsbevollmächtigten für Zoͤlle und Steuern und der Stations⸗ Controleure betreffend, vom 31. März 1876. — Cirkular, die Stempel⸗ flichtigkeit beglaubigter Abschriften von Grundvuchbriefen betreffend, om 28. Februar 1876. — Cirkular, die Unterhaltung der Wege in den Staatsforsten betreffend, vom 20. April 1876. — Cirkular, die Mitwirkung der Staats⸗Forstbeamten zur Durchführung des Wald⸗ chutzgesetzes vom 6 Juli 1875 bei landespolizeilichen Provokationen betreffend, vom 7. Mai 1876.
Statistische Nachrichten.
Das „Dresd. Journ.“ — nach den Mittheilungen es statistischen Bureaus des Ministeriums des Innern die definiti⸗ en Resultate der Volkszählung im Königreich Sachsen. Kach den vorläufinen Resultaten hatten sich 2,760,4316 Einwohner
ergeben, während Sachsen in Wirklichkeit am 1. Dezember 1875 nur 760,342 Einwohner hatte. Die kleine Differenz hat ihren Grund
den unrichtigen Zusammenstellungen einiger Zählerlisten. 1 Die am 1. Dezember 1875 in Sachsen ortsanwesende Bevpöl⸗ kerung von 2,760,342 Köpfen bestand aus 1,352,065 männlichen und 1,408,277 weiblichen Personen, und vertheilt sich auf die Städte mit 1,109,175 Personen, 553,804 männliche und 555,371 weibliche (gegen 1,013,904 Personen, 504,270 männliche und 509,634 weibliche in 1871) und auf das platte Land mit 1,651,167 Personen, 798,261 männliche und 852,906 weibliche (gegen 1,542,340 Personen, 744,529
maännliche und 797,811 weibliche in 1871.)
1 8 Die Kreishauptmannschaft: zählte 339,203 Pers., 162,653 männl., 176,550 weibl.
8 749,503 „ 368,701 8 380,802 „
„ 639,731 „ 316,218 323,513 „
Zwickau „ 1,031,905 „ 504,493 527,412 „ Die Zahl der ortsanwesenden Haushaltungen betrug am 1. De⸗ zember 1875 602,010, die Zahl der Anstalten 3929. Die Zahl der bewohnten Hausgrundstücke im Königreich Sachsen betrug am 1. De⸗ zember 1875: 263,138 gegen 252,310 bei der Zählung am 1. De⸗ zember 1871. Die Zunahme der bewohnten Hausgrundstücke beziffert sich somit auf 10,828 oder 4,2920 % und die der Bewohner auf 204,098 oder 7,984 %. Diese Zunahme ist eine ganz außerordentliche, sowohl bei einer Vergleichung Sachsens mit andern Staaten, als auch bei der Vergleichung mit der Zunahme bei früheren Volkszählungen. Eine Vergleichung der sächsischen Volkszählungsresultate mit den vor⸗
n, ewaand
Perlin, Mentag, den 12. Jas⸗
1871: 1875: 24,643,513 25,723,754 4,863,450 5,024,832 1,818,539 1,881,505 1,461,562 1,505 531 44,969 dagegen 8 Sachsen 2,556,244 2,760,342 204,098 2 1 Ebenso überraschend ist die Zunahme der sächsischen Bevölkerung bei deren Vergleichung mit früheren Jahren. . Das Königreich Sachsen zählte im Jahre 1815 nach der Thei⸗ lung des Landes noch 1,182,744 Bewohner. Die Bevölkerung war schon nach 20 Jahren nach der Zählung von 1834 auf 1,595,668 Personen gestiegen und hat sich seit 1834 in noch stärkeren Dimen⸗ sionen vermehrt. Es hat jedoch in keiner Volkszählungsperiode seit 1834 eine so bedeutende Vermehrung um 7,384 % wie von 1871 bis 1875 stattgefunden. Am stärksten war die Zunahme vor 1871 in den 3 Jahren von 1861 bis 1864 um 111,952 Einwohner = 5,03, während in dem 3 jährigen Zeitraume von 1864 bis 1867 nur 86,394 Einwohner = 3,70 % und in dem 4jährigen Zeitraume von 1867 bis 1871: 132,558 Einwohner oder 5,47 % hinzukamen. 8
Der Erklärungsgrund der ungewöhnlichen Vermehrung seit 1871 liegt wohl vorzugsweise in dem Freizügigkeitsgesetz und in dem starken wirthschaftlichen Aufschwunge der Jahre 1872 und 1873, der ganz besonders der sächsischen Industrie zahlreiche Arbeitskräfte aus andern deutschen Ländern zuführte. Im ganzen Deutschen Reich kann sich nur der Regierungsbezirk Düsseldorf mit Sachsen vergleichen. Dort zählte man 1871: 1,328,324 Einwohner und 1875: 1,460,981. Es hat mithin daselbst eine Zunahme von 132,657 Einwohnern oder 9,9 % stattgefunden.
Die verschiedenen Städte Sachsens haben an der Zunahme der Bevölkerung nur sehr ungleich Theil genommen. Eine Abnahme der Bevölkerung ergisbt sich bei
Glauchau von 22,036 auf 21,743 oder — 1,34 % Oederan „ 5,866 „ 5,836 „ — 0,51 F%% Kirchberg „ 5,841 „ 5,761 „ 1,30 %
Alle übrigen Städte über 5000 Einwohner haben zugenommen. Am stärksten ist die Zunahme bei Radeberg von 4388 auf 5894 oder 34,32 %, dann folgt Plauen von 23,355 auf 28,756 oder 23,12 % ceeipzig „ 106,925 „ 127,387 19,13 %
8 Lihna „ 8,905 10,581 18,82 %8
rimmitschau 15,280 17,649 15,50 % Zwickau 27,322 31,491 15,25 % Chem nitz 68,229 78,209 14,62 % Zittau 17,869 20,417 14,25 % Auerbach 4,625 „ 5 277 14,09 % Meißen 11,455 „ 13,002 13,50 % Sebnitz 5,216 „ 5,908 13,28 % Reichenbach 12,942 „ 14,620 12,96 % Beautzen 13,165 „ 14,709 11,72 %
Zunahme: 1,080,241 161,382 62,966
Preußen Bayern Württemberg Baden
Dresden 177,089 197,295 11,4 % Meerane 19,187 21,277 10,89 %
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Gegen den in mehreren Kreisen des Regierungsbezirks Königs⸗ berg eingetretenen Futtermangel gewährte die in diesem Jahre vor⸗ übergehend ziemlich früh eingetretene warme Witterung einigermaßen Abhülfe, wenn auch die Weide nicht sonderlich war. Leider wurde es auch hier bald wieder rauher, so daß selbst Mitte Mai die Vege⸗ tation sich noch nicht vollständig entwickelt hatte. Die sonst gut auf⸗ gegangenen Wintersaaten sind leider während des strengsten Frostes ohne Schneedecke geblieben und haben deshalb namentlich fast sämmt⸗ liche Rübsenfelder wieder umgepflügt und mit Sommerung bestellt werden müssen; dasselbe gilt auch von den mit fiemdlän⸗ discher, noch nicht genügend akklimatisirter Saat bestellten Aeckern. Wenn auch der Ertrag eines großen Theiles der stehen⸗ gebliebenen Winterfelder nur ein geringer sein wird, so konnte doch wenigstens die Sommersaagt überall unter günstigen Bedingungen bestellt werden. Auch die Forstkulturen sind zur rechten Zeit be⸗ gonnen, und lassen einen guten Fortgang hoffen. Ebenso sind zahl⸗ reiche Dünenkulturen in Arbeit.
— Im Regierungsbezirk Cöslin, dessen Haupterwerbsquelle der Ackerbau ist, haben sich die Saaten, die überdies bei der frühen Kälte nicht gut in den Winter gekommen waren, in Folge der un⸗ günstigen Witterung, die auch die Frühjahrsbestellung zurückhielt, im Allgemeinen nur mäßig entwickelt. Es empfinden dies die mehr oder minder verschuldeten Grundbesitzer um so schwerer, als leider auch die Ernteergebnisse der beiden Vorjahre keine günstigen waren und zudem die niedrigen Preise der landwirthschaftlichen Produkte in keinem Ver⸗ hältnisse zu den hohen Arbeitslöhnen standen und stehen. Erfreulicher⸗ weise war die Auswanderung in diesem Frühjahre ganz unbedeutend, auch der Gesundheitszustand der Hausthiere ein guter. Eine vom 18.— 20. Mai in Belgard abgehaltene Thierschau war gut besucht und wies merkliche Fortschritte der Viehzucht auf. — Für die durch⸗ gehends arme Bevölkerung der Fischerdörfer an der Ostseeküste ist der Lachsfang recht ergiebig gewesen. 1
— So weit im Regierungsbezirk Oppeln die Ueberschwemmung der Oder und ihrer Nebenflüsse die Wintersaaten nicht vernichtet hat, stehen dieselben befriedigend. Ueber die Sommersaaten, die erst spät bestellt werden konnten, läßt sich ein bestimmtes Urtheil noch nicht abgeben.
Rom, 3. Juni. (L. Z.) Dem obersten Ackerbaurathe ist von Seite des Ministeriums für den Ackerbau und Handel dieser Tage zum ersten Male ein statistischer Ausweis über die agrarische Produktion Italiens und zwar im Jahre 1875 vorgelegt wor⸗ den. Die Hauptziffern 87v lassen sich folgendermaßen resumiren:
8e deeniche Gesammt⸗ Hrodukte: Fläche: roduktion pro 9 ü Hektaren. Hektare: Produktion: Weizen . 4,676,485 11,07 Hektl. 51,790,005 Hektl. Mais 1,696,513 18,33 „ 31,098,331 „ Reis . .22632,669 42,19 „ 9,818,159 S.3.38398,681 18,87 „ 7,443,567 Roggen und Gerste 464,780 14,40 „ 6,697,288 Erbjen, Linsen,Bohnen 312,869 7,979 „ 2,496,192 Wicken, Lupinen u. a. 8 Leguminosen. 300,637 10,30 „ 3,096,747 „ Kartoffeln 68,524 102,8ss Ctr. 7,049,879 Ctr. Hanf . 133,039 1“ 959,177 „ Jn “ 81,166 2,69 „ 234,057 „ Wein. 1,870,109 14,51 Hektl. 27,136,534 Hektl. Oliven 4 900,311 3,76 3,385,591 „ Kastanien. .495,794 II5 5,768,347 „
Der geringe durchschnittliche Ertrag hierselbst rührt zum großen Theile von der Gemischtheit und Aufeinanderfolge der verschiedenen Kulturen her. Während eine Hektare Bodens in Italien nur 10 bis 11 Hektoliter Weizen hervorbringt, erntet man in Bayern und
reußen 15 bis 20 Hektoliter, in Belgien und den Niederlanden 5 Hektoliter, in Sachsen 28 bis 30 Hektoliter, und in England so⸗ gar 32 bis 35 Hektoliter pro Hektare; aber in Italien ist in den meisten Fällen der Weizen nicht das alleinige Produkt, welches eine Hektare Bodens hervorbringt, sondern es sind zum mindesten 2 bis 3 Hektoliter Oel, 8 bis 10 Hektoliter Wein, ein und der andere Cent⸗
läufigen B1 in Preußen, Bayern, Württemberg und Baden ergiebt folgende Zunahmen: ““
ner Früchte und endlich die zweiten Ernten hinzuzurechnen, für welche
der Boden nur in der Zwischenzeit von der einen zur andern Haupt⸗ ernte in Anspruch genommen wird.
Gewerbe und Handel. b Die Oberschlesische Bergwerke⸗ und Hüttenindu⸗ strie kann noch immer nicht zu neuem Aufschwunge gelangen, viel⸗ mehr dauern die Einschränkungen des Betriebes noch fort und haben auch jetzt noch Arbeiterentlassungen zur Folge. Allerdings begünftigte der anhaltend strenge Winter bis in den Fehruar hinein den Kohlen⸗ absatz. Mit dem Eintritt milderer Witterung zeigte sich aber sofort eine rückgängige Bewegung, welche rasch und in so umfassender Weise zunahm, daß eine völlige Stockung im Kohlen⸗ 8 geschäfte eingetreten ist. Aussicht auf Besserung ist bei der Lage der Industrie zur Zeit nicht vorhanden; es haben daher die meisten Gruben ihren Betrieb beschränken, die Kohlenpreise und Arbeitslöhne ermäßigen und die Belegschaft vermindern müffen. Die Pro⸗ duktion der fiskalischen Königsgrube weist für die Zeit vom Januar bis April allerdings gegen das Vorquartal eine Mehrförderung von. 7 % nach, doch konnte die Förderung auf der bisherigen Höhe nicht länger gehalten werden, es war viel mehr eine Beschränkung derselben um 8— 10,000 Ctr. per Tag noth⸗ wendig. Gleichzeitig mußten gegen 300 Werksarbeiter entlassen werden Günstiger liegen die Verhältnisse bei dem anderen fiskalischen Stein kohlenbergwerke Königin Luise, wo weder Betriebseinschränkungen, noch Arbeiterentlassungen nöthig wurden oder in Aussicht stehen. — Der Zink⸗ und Bleierzbergbau stand in schwunghaftem Betriebe. Einzelne Gruben waren sogar in der Lage, ihre Belegschaft nicht unbedeutend zu vermehren. — Bei den fiskalischen Eisenhütten⸗ werken zu Gleiwitz und Malapane war der Geschäftsverkehr bei stetig fallenden Preisen ein nur wenig reger. Die Werkstätten konn⸗ ten zum Theil nicht mehr in vollem B triebe erhalten werden, das letztereer Werk war sogar genöthigt, eine Anzahl Arbeiter zu entlassen. Dagegen erfreute sich die fiskalische Blei⸗ und Silberhütte Friedrichshütte bei Tarnowitz auch im letzten Quartale eines außerordentlich lebhaften Betriebes Die Dar⸗ stellung der verkäuflichen Produkte erreichte einen ansehnliche Höhe und, wenn auch Blei und Silber zu etwas weichenden Preisen ab⸗ gesetzt wurden, so war doch das finanzielle Ergebniß des Quartals ein sehr günstiges.
— Der Bericht des Verwaltungsraths der Ornontowitzer Aktiengesellschaft für 1875 bemerkt über den Stand des Ge⸗ sellschaftskapitals und den Status: Die Geschäftsresultate des Jahres 1875 blieben theils wegen der Minderernte, theils wegen der rück⸗ gängigen in den Getreide⸗- und Spirituspreisen, hinter denen des Vorjahees 1874 zurück und gestatten nur 1 Prozent Dividende zu vertheilen. Die Gewinne des Jahres 1875 ergeben auf Hypotheken⸗Zinsen⸗Conto 1636 ℳ, auf Fonds⸗ Zinsen⸗ und Agio⸗Konto 7162 ℳ, auf Conto der fristenden Gruben 22 ℳ, auf Conti des Betriebes der landwirthschaftlichen Güter 33,205 ℳ, Summa 42,027 ℳ Das Debet des Gewinn⸗ und Verlust⸗Contos weist nach: auf Fonds Conto: Coursverlust pro 31 Dezember 1875 493 ℳ, Verwaltungsrathskosten 3585 ℳ, Syndikats kosten 1500 ℳ, Direktionskosten 11,700 ℳ, auf Conto des Ertrages der Forsten 2488 ℳ, auf Konto des Ertrages der Arbeiterkolonie 320 ℳ, zusammen 20,087 ℳ, bleibt sonach als Gewinn 21,939 ℳ Davon sind per 1875 statutenmäßig abgeschrieben 6570 ℳ, demnach Nettogewinn pro 1875 15,369 ℳ Hierzu tritt der Bilanz⸗Saldo vom 1. Januar 1875 mit 8476 ℳ, mithin Gewinn 23,845 ℳ Davon kommen sta⸗ tutenmäßig zur Vertheilung: zum Reservefonds de 15,369,44 10 % 1537 ℳ, zur Tantième an den Verwaltungsrath de 15,369,44 5 % 768 ℳ, zur Dividende auf 1,870,740,00 1 % 18,707 ℳ und 2832 ℳ bleiben auf dem Gewinn⸗ und Verlustkonto⸗Uebertrag am 1. Januar 1876.
Posen, 11. Juni. Wollmarkt. Die Zufuhren betragen kaum 18,000 Ctr., von denen bis jetzt etwa †l verkauft sind. Dominialwollen 54 — 58, einzelne Stämme 60 — 65 Thlr. Das Geschäft entwickelte sich ziemlich rege, wurde aber dann, da die Ver⸗ käufer fest auf vorjährige Preise halten, schleppender. Die Wäschen stellen sich geringer heraus, als man erwartet hatte. Das Schur⸗
Jahre. Gute Wäschen wurden schlank 3—4 Thlr. unter den Vor⸗ jahrspreisen aus dem Markt genommen, hege schlechte Wäschen und besonders geringe Quglitäten sehr vernachläsfigt bleiben.
Cöln, 10. Juni. (W. T. B.) Das hiesige Zuchtpolizei⸗ gericht hat heute den General⸗Direktor Martin Neuerburg zu Kalk wegen Untreue zum Nachtheil der Bergwerksgesellschaft Germania zu Kalk in der Appellinstanz zu einer Gefängnißstrafe von zwei Monaten und in die Kosten verurtheilt.
Moskau, 10. Juni. (W. T. B.) Die Verhandlungen des Prozesses gegen Dr. Strousberg und die Angeklagten von der hiesigen Kommerzleihbank wurden heute Nachmittag eröffnet Die Prokureur⸗Gehülfen Obninsky und Simonoff hielten die Anklage aufrecht. In Folge des Ausbleibens mehrerer Zeugen wurde die Sitzung des Gerichts auf Antrag der Vertheidiger mehrerer Angeklagten vertagt. Die Vertheidigung Dr. Strousbergs erklärte sich gegen die Vertagung. 8
Verkehrs⸗Anstalten. 1 Der Cenrralverein für Hebung der Deutschen Fluß⸗ͤ und Kanalschiffahrt beschäftigte sih in seiner Ausschuß
err Bergassessor Giesler referirte. “ 8 Die belleh der Lahn, welche regulirt werden soll, beträgt 126 Kilometer, die Kosten circa 8,4 Millionen Mark. Die Regulirung bezweckt, die Rheinschiffe von mäßiger Größe und mittlerem Tiefgang direckt und ohne Umladung auf der Lahn stromauf zu führen, derart, daß auf eine nutzbare Ladefähigkeit von 2500 Centner zu rechnen ist. Die Leistungsfäbigkeit der Lahn, insoweit sie durch die Schleusen bedingt ist, hofft man auf 20 — 25 Millionen Centner erhöhen zu können. Der Bergbau der Lahngegend beläuft sich gegenwärtig auf eine annähernd gleiche Summe, ist aber noch weeit größerer Steigerung fähig. on den jetzt fördernden Gruben liegt ein Theil günstiger für die Lahnbahn als für die Wasser⸗ straße, dagegen sind wieder viele Gruben ausschließlich auf den Lahntransport angewiesen. Zunächst wird also die Rentabilität der Eisenbahn im Lahnthal durch eine Regulirung der Lahn und die da⸗ durch bewirkte Hebung des Wassertransports nicht beeinträchtigt werden, dagegen ist es für die günstig zur Lahn liegenden Gruben von außer⸗ ordentlicher Wichtigkeit, billige Wasserfrachten zu erhalten, zumal da gerade jetzt die nassauischen Erze, welche besonders zur Darstellung von Qualitätseisen gebraucht werden, für die Hohöfen die einzigen sind, welche in heutiger Krise überhaupt noch begehrt werden. Nach der Lahnregulirung würden an Transportkosten allein jährlich gegen 1,8 — 2, Millionen Mark erspart werden können. — Im preußischen Abgeordnetenhause sind die Kosten für die Lahnregu⸗ lirung in 1875 abgelehnt worden, weil man eine erneute Bearbeitung
der Pläne für nothwendig hielt. Gegenwärtig liegt dem Abgeordne⸗ tenhause wieder eine diesbezügliche Petition vor. 8“ Von Seiten des Vereins erkannte man allseitig den großen wirth⸗ schaftlichen Nutzen der Lahnregulirung, namentlich für die Eisen⸗ ndustrie an. Die Debatte erstreckte sich sodann auf vorwiegend technische Fragen über das Quellengebiet der Lahn, deren Wasser⸗ stand, die Dimensionen der Schleusen, die Unterschiede zwischen den
Kosten einer Regulirung der Lahn und dem Aufwand für vollstän 5 Kanalisation, nicht minder über die verschiedenen Finanzpläne, welche für die Ausführung zu empfehlen seien G
gewicht ist 8 % niedriger und die Zufuhr ½ geringer als im vorigen
sitzung vom 8. d. M. vorzugsweise mit der Lahnregulirung, worüber 8 8