1876 / 137 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Jun 1876 18:00:01 GMT) scan diff

19 Institute der Tabelle 771,959,000 Vorwoche weniger 5,753,000 ℳ); der Wechseln belief sich auf

5,717,000 weniger als in der

9,000 vermehrt.

Sachsen. Dresden, 12. Juni.

Angehörige der Reserve und Landwehr vom 22. Juni 1871, und erledigte hierauf Petitionen.

Die Zweite Kammer verwies nach die Königlichen Dekrete, betreffend

ie Finanz⸗Deputation und lehnte sodann das von der Regie⸗ ab mit dem Ersuchen, die Regierung möge dem nächsten Land⸗ tage wiederum den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Reor⸗ ganisation der Ober⸗Rechnungskammer, vorlegen. Der Gesetzent⸗ wurf über den Schutz der Waldungen gegen schädliche Insekten wurde mit einigen Abänderungen, unter welchen namentlich der Wegfall der Anzeigepflicht der Waldbesitzer hervorzuheben ist, angenommen und hierauf Aufrechthaltung der auf den Antrag des Abg. Lehmann über Form der Eidesleistung gefaßten Be⸗ schlüsse beschlossen.

Baden. Karlgsruhe, 11. Juni. Die Kommission der Ersten Kummer zur Berathung des Schulgesetzes lehnt beide von der Regierung in der Zweiten Kammer bekämpften Anträge ab und verlangt die Wiederherstellung des Regierungsentwurfs. Bezüglich der Klosterschulen sagt der Bericht, daß die Auf⸗ hebung der Anstalten und die Verwendung ihres Vermögens zu andern verwandten Zwecken nur dann gerechtfertigt erscheine, wenn die fernere Erfüllung ihrer Zwecke nicht mehr mög⸗ lich sei, oder wenn die Wirksamkeit der Stiftungen als dem Staatswohl nachtheilig angesehen werden müsse. In beiden Fällen liege die Entscheidung bei der Staatsverwaltungsbehörde, und vorliegenden Mißständen könnte durch die dermalige Gesetzgebung abgeholfen werden. Daß fragliche Stiftungen auf dem Wege oder nahe daran seien, ordensähnliche Kongregationen zu werden, und daß die Regie⸗ rung ohnmächtig sei, eine solche Entwickelung zu verhindern, da⸗ für seien bis jetzt keine Beweise erbracht. Nach Mittheilungen aus Kammerkreisen wird, dem „Frkf. J.“ zufolge, die Erste Kam⸗ mer ihrer Kommission beistimmen. Der Gesetzentwurf würde alsdann wieder an die Zweite Kammer zurückgelangen, welche sich über die Aenderungen auszusprechen hätte.

Hessen. Darmstadt, 11. Juni. (Frkf. J.) Der von der Mehrheit des Finanzausschusses gestellte Antrag: „an die Regierung das Ersuchen zu richten, zu erwägen, wie der, die Steuerkräfte des Landes naturgemäß in immer wachsendem Maße belastende Aufwand für die beiden Hochschulen (Univer⸗ sität und Polytechnikum) vermindert werden könne, nöthigenfalls selbst durch Aufhebung des Polytechnikums“, hat ins⸗ besondere in unserer Stadt eine Gegenagitation hervor⸗ gerufen. Nicht nur, daß die Stadtverordnetenversamm⸗ lung mit dem Bürgermeister an der Spitze für den Fort⸗ bestand des Polytechnikums eintritt und daß sich die hiesige Presse mit Einstimmigkeit jenem Antrage widersetzt, so begegnet man auch in landständischen Kreisen der bestimmt ausgesprochenen Ansicht, daß hier der Ausschuß in seiner sonst löblichen Absicht, die finanziellen Lasten des Landes möglichst zu erleichtern, zu weit gegangen sei. Es darf schon jetzt als sehr zweifelhaft angesehen werden, ob die Mehrheit des Plenums jenem An⸗ trag beistimmen werde.

Der sich noch immer ausbreitenden kirchlichen Be⸗ wegung, die sich nunmehr gegen die beiden Hauptbeschlüsse (Traugesetz und Kirchensteuer) der Synode und diese selbst richtet, haben sich nun förmlich die Dekanate Worms und Alzey, ein großer Theil der Gemeinden des Dekanats Mainz ange⸗ schlossen, das Dekanat Ingelheim steht im Begriff, dieses zu thun. Einstimmig ist man, sagt das „Frkf. J.“, in dem Ver⸗ langen der Sistirung der angeführten Beschlüsse, Auflösung der Synode, Neuwahl derselben auf Grund eines eine größere Vertretung des Laienelementes sichernden Wahlgesetzes.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 11. Juni. Unter Beschränkung früherer gesetzlicher Bestimmungen ist den Han⸗ delsgesellschaften und eingetragenen Genossen⸗ schaften der Erwerb solcher ritterschaftlicher Güter, an welchen ihnen eine hypothekarische Forderung zusteht, im Falle einer Zwangsversteigerung unter der Bedingung gestattet worden, daß sie binnen drei Jahren nach dem Erwerbe die Wieder⸗ veräußerung bewirken. Nöthigenfalls sind sie vom Ministerium des Innern zur Erfüllung dieser Verpflichtung anzuhalten. Han⸗ delsgesellschaften und eingetragene Genossenschaften sind von der Ausuͤbung der mit dem Besitz von Gütern verbundenen, dem öffentlichen Rechte angehörenden Befugnisse ausgeschlossen. Ins⸗ besondere ruhet für sie das Recht der Landstandschaft. Für die Ausübung der obrigkeitlichen, polizeilichen und gerichtsherrlichen Rechte wird von dem Ministerium auf Kosten der Handelsgesell⸗ schaft oder Genossenschaft ein Vertreter bestellt.

—— 12. Juni. (W. T. B.) Der Hof⸗Marschall des Groß⸗ fürsten Wladimir, Admiral v. Bock, ist heute Mittag nach kurzer aber schwerer Krankheit gestorben.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Juni. Abendbltt.“ wird von hier geschrieben: Die auswärtige Situation nimmt konstant einer immer beruhigenderen Charakter an, und es bedarf zur Stunde schon eines sehr schwarzgalligen Pessimismus, im Angesichte der in den letzten Tagen bekannt gewordenen Thatsachen noch an der These von der unausweichlichen Störung des europäischen Friedens festzuhalten. Nach den von St. Petersburg und London ausge⸗ gebenen Erklärungen konnten die patentirten Schwarzseher nur noch etwa Serbien für ihren Standpunkt ins Treffen führen und die von Konstantinopel der Belgrader Regierung abver⸗ langte Aufklärung über die Rüstungen Serbiens bot noch einen

Dem „Prag.

(gegen die Bestand an 634,996,000 ℳ, das heißt Vorwoche; die Lombardforderungen im Betrage von 91,536,000 sind gegen die Vorwoche um 135,000 angewachsen; der Noten⸗ umlauf von 881,642,000 weist eine Abnahme von 14,971,000 gegen die Vorwoche nach. Die täglich fälligen Verbindlichkeiten beliefen sich außerdem auf 218,772,000 (gegen die Vorwoche weniger 845,000 ℳ; die Verbindlichkeiten auf Kündigung in Föhe von 161,691,000 haben sich seit der Vorwoche um

Die Erste Kammer beharrte in ihrer heutigen Sitzung bei ihrem ablehnenden Be⸗ schlusse bezüglich des Gesetzentwurfs über die weitere Ausfüh⸗ rung des Reichsgesetzes wegen Gewährung von Beihülfen an

einiger Debatte ein Nachpostulat für den Bau des ueuen Königlichen oftheaters und den Ankauf der Hainichen⸗Roßweiner Eisenbahn durch den Staat, an

rung eingebrachte Nachpostulat für die Ober⸗Rechnungskammer

die Absendung Man wird sich

litischen Horizonte zu entdecken, aus den Versicherungen einiger Journale entladen müßte. Friede Europas wird nicht gestört werden. Oeffentlichkeit heute diese erfreuliche Thatsache verzeichnen kann,

niß hervorzuheben, das mitten in dem Ansturme der politischen Leidenschaften sein erstes und unverrückbares Ziel, die Er⸗ haltung des Friedens nicht aus dem Auge verlor und auch zu erreichen wußte, so schwierig sich auch einen Moment lang die Verhältnisse, an denen es scheitern konnte, gestaltet haben mögen. Welcher Antheil hierbei den einzelnen Kabineten zufällt und ob nicht das österreichische Kabinet einen ganz her⸗ vorragenden Antheil an jenen glücklichen Creignissen hat; das muß einer späteren Epoche zu konstatiren vorbehalten bleiben. Doch so viel kann man behaupten, daß nicht die Drohungen einer Macht, sondern das Friedensprogramm der Drei⸗Kaiser⸗ Allianz das allein ausschlaggebende Moment bildeten.

Während die Verhandlungen über Feststellung des neuen Zolltarifs im vollen und, wie übereinstimmend gemeldet wird, besten Zuge sind, werden auch binnen wenigen

weise über die technischen Details, die zur Durchführung der schon festgestellten Prinzipien nothwendig sind, ihren Anfang nehmen. Damit sind jedoch die Vorbereitungen für das Ins⸗ lebentreten der Ausgleichsgesetze noch nicht beendet, da auch noch Feststellungen über Aenderungen der Bier⸗, Zucker⸗ und Brannt⸗ weinsteuer erfolgen müssen.

Wie die „Pr.“ erfährt, beabsichtigen die hiesigen Demo⸗ kraten, nachdem der „demokratische Parteitag“, welcher gegen den Ausgleich und zu Gunsten der Personalunion mit Ungarn resolutioniren sollte, nicht zu Stande kam, im Gemeinderathe eine gegen die Annahme des österreichisch⸗ungarischen Ausgleichs gerichtete Kundgebung hervorzurufen. Ein Antrag in dieser Richtung soll bereits in der nächsten Gemeinde⸗ rathssitzung eingebracht werden. Die Demokraten weisen zur Rechtfertigung ihrer Absicht darauf hin, daß auch die Pester Stadtrepräsentanz in der Ausgleichsfrage und zwar, wie be⸗ kannt, im ablehnenden Sinne, Stellung genommen hat.

Pola, 12. Juni. (W. T. B.) Das Admiralsschiff, die Panzerfregatte „Custozza“, ist gestern, das Kanonenboot „Albatros“ heute nach Smyrna abgegangen. Die Panzer⸗ fregatte „Salamander“ und die Schraubenkorvette „Zriny“ werden dorthin nachfolgen.

Pest, 10. Juni. In der vorgestrigen Sitzung des Abge⸗ ordnetenhauses wurde eine mit ein paar tausend Unter⸗ schriften versehene Petition gegen den Ausgleich vorgelegt. Die Petition kommt aus Debreczin und da K. Tisza den ersten Wahlbezirk dieser Stadt vertritt, von den in demselben konskri⸗ birten 660 Wählern angeblich 540 die Petition unterfertigt haben, so folgert man aus derselben, daß hiemit dem Minister⸗ Präsidenten ein feierliches und eklatantes Mißtrauensvotum von

seinen Wählern ertheilt wurde. Den Umstand jedoch, sagt die „Presse“, daß die Mehrheit der Unterschriften von Nichtwählern,

Ausarbeitung Wochen in Anspruch nehmen.

sein wird, ist keine geringfügige, Stylisirung herige ein mehrere Jahre hindurch bei jeder Gelegenheit aus⸗ gebessertes Conglomerat bildet. vollständig gesichtet und der Text neu abgefaßt werden, auch dort, wo die bisherigen Ansätze verbleiben. Die beantragte Hinweglassung eines jeden noch so unbedeutenden Wortes ruft längere Diskussionen hervor und sind es namentlich die öster⸗ reichischen Regierungsvertreter, welche den konservativen Stand⸗ punkt einnehmen. Bisher wurden in zwei Sitzungen nicht ganz drei Klassen erledigt und zwar die weniger bedeutenden. Die Erhöhung der Zollansätze für Kolonialmaaren und Südfrüchte ist keine bedeutende, dieselbe beträgt beiläufig 15—30 Prozent.

wird, gedenkt die ungarische Regierung im Herbst dem Reichs⸗ tage eine Vorlage zu unterbreiten, durch welche den Ober⸗ gespänen der Sitz im Oberhause genommen und dafür die Berufung einer bestimmten Anzahl von Regalisten, wie sie ehedem Siebenbürgen hatte, der Krone als ein unter Mitwir⸗ kung des kontrasignirenden verantwortlichen Minister⸗Präsidenten auszuübendes Recht zugetheilt werden soll. würde für Lebenszeit gelten. Muster des französischen Senates durch das Abgeordnetenhaus gleichfalls eine Anzahl Oberhausmitglieder wählen zu lassen, diese jedoch nur für die Dauer einer Reichstagsperiode.

abstimmung mit großer Mehrheit angenommeu.

die christkatholische Synode bezüglich der Kultuskleidung und Kultussprache beschlossen, darüber definitive Beschlüsse gefaßt habe, stehen, unter den verschiedenen bei kirchlichen Funktionen in der katholischen Kirche gebräuchlichen Kleidungen für ihren Gottes⸗ dienst die einfachte und würdigste zu wählen, und ebenso solle es den Gemeinden auch gestattet sein, vorläufig die Meß⸗ gebete und Meßgesänge in das Deutsche zu übersetzen. Von einer allgemeinen Einführung der Landessprache glaubte sie aber einstweilen absehen zu müssen, weil der Zweck dieser Reformen nur durch völlige Aenderung der Liturgie erreicht werden könne, Die Anträge auf Abschaffung des Cölibates und des Beicht⸗ zwanges wurden von keiner Seite bekämpft und dann auch ein⸗ stimmig angenommen.

das heißt von Leuten herrührt, die man, weiß der Himmel, wo aufgelesen hat, belieben jene Blätter, die schon heute die Lärm⸗ trommel rühren, freundlich zu ignoriren.

Ueber den Verlauf der Konferenzen wegen Fest⸗ stellung des allgemeinen österreichisch⸗ungarischen Zolltarifs bringt die „Budap. Corr.“ folgende Mittheilung aus Wien: „Das Resultat der ersten zwei mehrstündigen Sitzun⸗ gen bewies, daß die Verhandlungen nicht so schnell zu Ende geführt sein werden, als es anfangs möglich erschien. Die des Zolltarifes selbst wird wenigstens drei Die Arbeit, welche zu vollenden denn es handelt sich um die eines ganz neuen Zolltarifs, nachdem der bis⸗

Das ganze Materia! muß

11. Juni. Wie der „Pol. Corr.“ von hier geschrieben

J. Diese Berufung Auch ist es im Plane, nach dem

Schweiz. Bern, 12. Juni. Die revidirte Ver⸗ assung des Kantons Schwyz wurde bei der Volks⸗

Entsprechend den von Basel geäußerten Wünschen hat

es solle, bis die Synode selbst den Gemeinden frei⸗

Großbritannien und Irland. London, 11. Juni.

schwachen Anhaltspunkt für die beliebte Schwarzmalerei, allein

Aus einer Anzahl von Schriftstücken über die zwischen Eng⸗ land und Amerika streitige

selbst dieser entschwindet angesichts der neuesten aus Konstanti⸗ nopel vorliegenden Meldungen, nach denen Serbien dort die be⸗ friedigendsten und beruhigendsten Erklärungen ertheilte und sogar eines Spezialgesandten dorthin ankündigte. nach Allem diesem vergebens bemühen, im gegenwärtigen Augenblicke jene schwarzen Punkte am po⸗ denen sich nach das drohende Gewitter Das Gewitter ist verschwunden und der Wenn die

so darf sie der Faktoren, die sie geschaffen, nicht vergessen und unter diesen Faktoren ist vor Allem das Drei⸗Kaiser⸗Bünd⸗

Tagen die Verhandlungen über die Bankfrage, beziehungs⸗

vom 27. Juli 1827 eingebracht. der Dienstzeit in der aktiven Armee von fünf auf drei Jahre; ferner sollten die Bestimmungen über die bedingungsweise ein⸗ jährige Dienstverpflichtung dahin geändert werden, daß nach und zweiten Dienstjahre in der aktiven Armee die⸗ jenigen Mannschaften, welche eine hinreichende militärische Aus⸗ bildung nachweisen könnten, in die Reserve des stehenden Heeres

eintreten dürften, nachdem sie vor einer Kommission ein Examen bestanden.

dem ersten

vom Auswärtigen Amt veröffentlicht werden, geht

kanische Re lassen, sond aller im Auslieferungsvertra werden dürfe, ohne Rücksicht darauf,

Auslieferung angegeben wurde. Staats einem der Schreiben darauf, rung nicht möglich sei,

Einschränkungen aufzulegen.

Derby's ist ersichtlich, da Abschluß eines neuen V harren wird.

Im Unterhause ist eine Regierungsvorlage, betreffend die Verunreinigung von Flüssen eingebracht worden Dieselbe richtet sich gegen drei Arten von Verunreinigung: 1 durch feste Gegenstände, gleichviel welcher Art, also wesentlich die Hinderung des Stromlaufs; 2) durch Kloakenflüssigkeit in Städten; 3) durch flüssige Fabrik⸗ und Bergwerksahgänge. Die Vorlage gewährt den Sanitätsbehörden in ihren Bezirken gewisse Befugnisse zur Regelung des Betriebs von Fabriken, welche den vorbeifließenden Strom benutzen. Wo die Ableitung der bisher in den Strom geführten Kloakenflüssigkeit angeordnet wird, soll den städtischen Behörden zur Herstellung anderer Einrichtung Zeit gekassen werden.

Bestätigung des Londoner Regierungsamts in Kraft zu treten vermag.

Der „Daily News“ wird aus Bristol gemeldet, daß die Ad⸗ miralität unlängst von allen bedeutenden Schiffseigen⸗ thümern im Vereinigten Königreich ein Verzeichniß ihrer Dampfer und Segelschiffe nebst Angabe des Tonnen⸗ gehaltes und der Zahl der Mannschaft verlangte, nach dessen Ablieferung eine Anzahl von Schiffen ausgewählt und vor⸗ läufig cemiethet wurde,

möglichst bald nach erfolgter Ankündigung Seitens der Regie⸗ rung zur Disposition zu stellen. Die Zahlung wurde indessen noch nicht vereinbart, es wird diese Frage erst dann in Betracht gezogen werden, wenn die Schiffe wirklich zur Verwedung kommen.

läßlich des Unterganges des „Strathelyde“ nach dessen Zusammenstoß mit der „Franconia“ eröffnet werden.

Frankreich. Paris, 11. Juni.

Als Hauptergebniß des von ihm aufrecht erhaltenen Einver⸗ ständnisses der Mächte wird der auf Serbien geübte Druck be⸗

nicht zu stören.

der anderen Kammer geändert worden, der Senat, ehe er an die neue Berathung geht, eine Kommission ernennen kann, um mit

der Deputirtenkammer sich vorher über einen gemeinsamen Text zu verständigen. Diese Bestimmung wurde lebhaft von der Rechten bekämpft, aber endlich angenommen. In der Deputirtenkammer hat, wie bereits gemel⸗

det, M. Laisant einen von 127 Abgeordneten unterzeichneten Antrag auf Abänderug des Rekrutirungsgesetzes Derselbe verlangt Reduzirung

(S. u. Versailles.)

Versailles, 12. Juni. (W. T. B.) In der heutigen

Sitzung der Deputirtenkammer interpellirte Laisant (radi⸗ kal) den Kriegs⸗Minister über die kürzlich erfolgte Ernenn ung von zwei Offizieren, welche er als illegal bezeichnete. Der Kriegs⸗Minister wies die Legalität der Ernennung nach und der Zwischenfall wurde damit geschlossen. Im weiteren Ver⸗ laufe der Sitzung brachte Laisant einen Antrag ein, dahin gehend, die Militärdienstzeit auf 3 Jahre Institut der Einjährig⸗Freiwilligen abzuschaffen. Minister sprach sich gegen diesen Antrag aus, ebenso Gambetta, welcher erklärte, die Zeit für derartige Aenderungen sei noch nicht gekommen; offiziere ließen die Annahme des Antrages nicht zu, der jedoch einer reiflichen Ueberlegung werth sei. schließlich mit 238 gegen 197 Stimmen abgelehnt.

Der Kriegs⸗

das Budget und die Rekrutirung der Subaltern⸗

Der Antrag wurde 88“

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Italien. wird die

Rom, 10. Juni. Der König

Hauptstadt nach Empfang der marokkanischen Gesandtschaft,

welche in den ersten Tagen der nächsten Woche erwartet wird, verlassen.

Der Artikel des „Diritto“ über den Bestand der

en Armee hat hier und da Kriegsbefürchtungen er⸗ weckt. „Diritto“ vom 7.: „Manche Zeitungen haben unserm das italienische Heer betreffenden Artikel eine Bedeutung gegeben, die er nicht hatte und nicht haben konnte. vention mit anderen Mächten noch von drohenden Kriegs⸗ gefahren die gegenwärtigen Heeresbestand, um zu zeigen, daß wir nicht mehr von Ereignissen überrascht werden müssen es wiederholen, will den Frieden. bedenklichen Lage, in welcher sich Europa gegenwärtig befindet, muß die Stimme einer großen Nation, welche verlangt, daß man ihr Gehör schenke und Rechnung trage, von dem Bewußt⸗ sein ihrer Kraft getragen werden. Die stalienische Regierung,

Um die Gemüther wieder zu beruhigen, erklärt daher das

Es ist darin weder von Militärkon⸗

Rede, sondern wir konstatirten nur unseren

können. Italien, wir

Aber in der höchst

Auslieferungsfrage, die

wir behaupten es mit jener Sicherheit, welche keinen Widerspruch fürchtet, wird ihrem friedlichen Programme, welches au

zunächst

hervor, daß keine der beiden Regierungen von ihrem Prinzip abweichen wollte, obwohl man beiderseits zu kleineren Zugeständ⸗ nissen bereit war, die außerhalb des Prinzipes liegen. Die britische Regierung hält daran fest, daß der Ausgelieferte nur wegen desjenigen Verbrechens zur Untersuchung gezogen werden dürfe, weswegen seine Auslieferung verlangt wurde. Die ameri⸗

8 Ueber Stromverunreinigungen dritter 8 Gattung behält sich das Lokal⸗Verwaltungsamt die oberste Auf⸗ sicht vor, so daß also keine Verordnung zur Aussetzung ohne

vurde, das heißt die Admiralität machte die Eigenthümer verbindlich, eventuell diese Schiffe mit Bemannung

Amtlicher Anzeige zufolge wird am nächsten Freitag vor Mr. Rothery von der Admiralitäts⸗Abtheilung des hohen Ge⸗ 8 richtshofes eine Untersuchung über das Verhalten der Hafen⸗ beamten am Bord des Schleppdampfers „Palmerston“ an.

8 nalen folgende telegraphisch bereits erwähnte Bekanntmachung Die hiesigen Blätter an die Adresse der Softahs erlassen: haben die Erklärungen Disraeli's fast durchweg mit Freu⸗ b Fneenete drei den aufgenommen und sind den friedlichsten Hoffnungen geneigt. Fehene een l reign Der efallen. 1 assen G 1 schaft unwissende Menschen und die kein Gewissen für ihre Pflichten trachtet, einem raschen Friedensbruch sei dadurch glücklich vorge-. beugt und die Türkei habe sich auf den richtigen Weg begeben. In Europa sei durchaus der feste Wille vorhanden, den Frieden

Die Berathungen über die Geschäftsordnung im Senat sind nun beendet: nur ein einziger Artikel gab zu lebe hafteren Debatten Veranlassung, nämlich Art. 130, welcher be⸗

stimmt, daß, wenn ein vom Senat angenommenes Gesetz von ihnen durch das Religionsgesetz verboten sind; sie sollen es unterlassen 2 1

bewaffnet und in Gruppen einherzugehen und, mit einem Wort, sich nicht Handlungen hingeben, welche mit dem Anstand und der musel⸗

delnden der Polizei anzeigen und sie zur Bestrafung verhaften lassen.

weitere Mittheilungen über die Antwort der serbischen Regierung auf die Anfrage der Pforto, betreffend die in Serbien vorgenommenen Rüstungen, zu. Durch wird bestätigt, daß die Antwort durchaus in versöhnlichem Geiste gehalten ist und den ernsten aufrichtigen Willen der serbischen Regie⸗ rung den Frieden nicht stören zu wollen, zum Ausdruck bringt. Die

sondern wolle nur ihre Militär⸗Organisation nach dem Prin⸗

habe die serbische Regierung um so weniger denken können, als

Serbiens begründet sei. 1 Grenzen anlange, so sei die serbische Regierung zu dieser Maß⸗

herabzusetzen und das türkischen Lokalbehörden vorgekommenen Verletzungen des ser⸗

bischen Regierung die Regelung einiger im Laufe der Zeit her⸗

12. Juni: In Folge der Seitens der türkischen Regierung er⸗

Die hier weilenden Emigranten haben noch auf zwei Tage Unter⸗ stützung erhalten, dieselbe soll ihnen indeß fernerhin, wie ver⸗

Cporr.“ aus Rustschuk vom 5. Juni

rogramm des ganzen Landes ist, treu bleiben, aber sie ist auf Hut und ghect das Vertrauen, daß ihre Rathschläge zu Gunsten des Friedens nicht allein nicht überhört, sondern auch mit Erfolg vernommen werden.“ - . Der Minister der öffentlichen Arbeiten wurde in der vorgestrigen Kammersitzung durch die Abgeordneten Gindici und Bertano über den Stand der Arbeiten und über die Lage der Gotthardbahn⸗Gesellschaft gefragt. Seine bereits telegraphisch kurz mitgetheilte Antwort schloß mit der Versicherung, daß die Regierung vom Parlamente keine höheren als in der Berner Konvention feestgesetzten Subsidien zum Bau der Gotthardbahn verlangen, werde, zumal sie größer seien, als die von Deutschland be⸗ willigten. Der Minister fügte noch hinzu, man könne nicht behaupten, daß die Gesellschaft ihre Bauverbindlichkeiten über⸗ schritten habe, und sprach das Vertrauen aus, daß sie ihren Pflichten nachkommen werde, indem er betonte, daß die italie⸗ nische Regierung ganz energisch auf den Vollzug der Berner Konvention bestehen werde. Den „Ital. Nachr.“ zufolge hat der Madrider Nuntius dem pästlichen Stuhle ein Memorandum der spanischen Bischöfe zugesandt, worin diese anfragen, wie sie sich der neuen Konstitution gegenüber zu verhalten haben und der Papst hat dieses Memorandum einer Kardinal⸗Kongregation überwie⸗ sen, welche am 9. d. M. Vormittags zur Berathung zusammen⸗ getreten ist. Der klerikale „Monitore“ von Rom, welcher für die Betheiligung der Klerikalen an den Wahlen für die Kommunal⸗ und Provinzialräthe kämpft, erklärt, daß zu seinem großen Bedauern die Gegner jeder Wahlbetheiligung trotz der vom Papste und Bischöfen und Erzbischöfen gebilligten Be⸗ schlüsse der Katholikenversammlungen in Venedig und Florenz es durchgesetzt haben, daß beschlossen worden ist, an den bevor⸗ stehenden Administrativwahlen keinen Antheil zu nehmen. Nach anderen klerikalen Blättern wird am Sonnabend Abend eine deutsche Pilgerkaravane von mehr als 300 Köpfen unter der Leitung von fünf Bischöfen, dem Fürsten Löwenstein und Baron Loë in Rom eintreffen und dem Papste am Jahres⸗ tage seiner Krönung und Erhebung auf den päpstlichen Stuhl ihre Aufwartung zu machen. Demnächst wollen sie die Heilig⸗ thümer von Loretto und Subiaco besuchen.

Türkei. Konstantinopel, 12. Juni. (W. T. B.) Der Sultan hat den Großvezier aufgefordert, ihm noch im Laufe dieser Woche das von ihm verfaßte Regierungs⸗ programm zu übergeben, indem er sich geneigt erklärte, das Programm, welches ihm in den Grundzügen bereits bekannt ist, anzunehmen. Midhat Pascha ist mit der Ausarbeitung des Projektes für den neu zu bildenden Nationalrath betraut worden, welcher sich ausschließlich mit den Finanzen beschäftigen und das Budget berathen soll. 8

Der Scheik⸗ul⸗Islam hat in den türkischen Jour⸗

Es ist zu meiner 9 gekommen, daß in den letzten Tagen sse unter den Talebes (den Studiren⸗ Allerdings finden sich in allen Klassen der Gesell⸗

haben, aber die Softahs, welche die Klasse der Studirenden ausmachen und folglich gebildete Leute sind, welche die religiöten Vorschriften kennen, dürfen sich nicht unziemliche und tadelnswerthe Handlungen erlauben. In Folge dessen habe ich für nothwendig erkannt, ihnen folgende Verhal⸗ tungs maßregeln zu geben: Die Talebes sollen sich fortan ausschließlich mit ihren Studien beschäftigen und ihre Zeit nicht mit dem Besuch der Kaffeehäuser und öffentlichen Orte verlieren, um sich dem Tric⸗ Trac, dem Dame⸗Spiel und anderen Vergnügungen hinzugeben, die

manischen Moral im Widerspruch stehen. 1

Wer diesen Anordnungen entgegen handelt, hat die Verantwort⸗ lichkeit für seine Handlungen zu tragen. Spezial⸗Mémurs, die vom Scheik⸗ul⸗Islam Kapussu ernannt sind, werden die dawider Han⸗

Der „Politischen Korrespondenz“ gehen aus Belgrad

Durch dieselben

serbische Regierung habe eigentlich niemals an Rüstungen gedacht,

zipe der allgemeinen Wehrpflicht vollenden. Die in letzter Zeit erfolgten Offiziersernennungen entsprächen dem normalen Be⸗ dürfnisse. An Krieg oder Bedrohung der Integrität der Türkei

die Erhaltung dieser Integrität gerade durch das hohe Interesse 28n Was die zeitweilige Besetzung der

regel durch die außerordentlichen Verhältnisse in den Grenz⸗ provinzen und namentlich durch die gewiß gegen den Willen der

bischen Territoriums genöthigt worden. Uebrigens liege der ser⸗

vorgetretenen Schwierigkeiten am Herzen und werde sie zu die⸗ sem Zwecke einen Spezialbevollmächtigten nach Konstantinopel entsenden. Die Antwort schließt mit der Versicherung, daß es der konstante Wunsch der serbischen Regierung sei, mit der tür⸗ kischen Regierung die besten Beziehungen zu unterhalten.

Aus Ragusa meldet das „W. T. B.“ unter dem

lassenen Amnestie waren bis jetzt von hier acht Familien in ihre Heimath zurückgekehrt. Zwei Mitglieder derselben sollen am 10. d. in Ravno von Muhamedanern ermordet worden sein.

lautet, nicht mehr gewährt werden.

Ueber die bulgarische Insurrektion wird der „Pol. ini gemeldet:

Der bulgarische Aufstand greift immer mehr um sich. Wenn man die Eruptionslinie des Aufstandes genau ins Auge faßt, so muß man zur Ueberzeugung kommen, daß die Leiter der Bewegung das ganze Gebiet, welches südwestlich von der Donau liegt, und im Norden sich bis Turtukan, im Westen Feasets Bazardjik, im Süden bis Edrineh (Adrianopel) und im Osten bis über Samakow sich erstreckt, zum Insurrektionsschauplatze bestimmt haben. Es ist dies ein durchgehends gebirgiges, von einer zähen und tapferen Bevölkerung bewohntes Gebiet. Nachdem die Gegenden um Philippopel, Tatar⸗ bazardjik, Sliyno, Jamboli, Trnova, Gabrova, Ichtiman und Samokowo bereits insurgirt sind, soll sich die Insurrektion nun auch dem Herzen Bulgariens nähern und wurde das Signal gegeben, die Gegend von Sistow (bulgarisch Swistowo) zu insurgiren. Sistow, eine bedeu⸗

zwischen dieser Stadt und Nikopoli. b 9 schöne, große Dörfer, welche von einer Bevölkerung bewohnt sind, die an allen Aufständen von 1862, 1867 und 1868 lebhaften Antheil ge⸗ nommen hat.

bulgarischen Central⸗Comité seit die ganze nisirt. Die hungen tungen zu verrathen, die

Geringste geahnt haben.

standes schlugen in der ganzen Gegend empor.

Oftscha vereinigt und sind in diesem Augenblicke bei 3500 Insurgenten bei Oftscha konzentrirt.

Um Sistow herum liegen sehr

In Oftscha, einem der größten Dörfer, haben die Agenten des Wochen den Aufstand, der Casa (Bezirk) umfassen soll, vorbereitet und orga⸗ Dorfältesten, durch die furchtbarsten Dro⸗ eingeschüchtert, wagten es nicht, die Aufstandsvorberei⸗ Geistlichen und Schullehrer be⸗ theiligten sich aktiv daran und so kam es, daß die Vorbereitungen zu Ende geführt werden konnten, ohne daß die Behörden auch nur das Am 3. Juni gab Ivantscha, der vom Comité nominirte Chef, das Signal und die Flammen des Auf⸗ Hamero, eine bedeu⸗ tende Ortschaft, hat am selbigen Tage ihre Mannschaft mit jener von

Als gestern im hiesigen Konak des Vali die Nachricht von dieser Bewegung einlief, war man ganz rathlos. Das Erste, was man be⸗ nöthigt, sind Truppen, und dieß⸗ sind nicht zur Hand. Es wurde also Fazyl Pascha benachrichtigt, sich in aller Eile mit seiner ganzen Truppenmacht gegen Sistow zu wenden. .

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Juni. Der türkische Botschafter am hiesigen Hofe, Kabul Pascha, ist Seitens der Hohen Pforte aufs Neue in seiner Stellung be⸗ glaubigt worden.

Der „Turkestan⸗Ztg.“ zufolge werden die Einnahmen der Provinz Ferghanah auf 679,000 Rbl. für dieses und auf 1,360,000 Rbl. für das nächste Jahr, die Verwaltungskosten werden auf 391,700 Rbl. für 1876 und auf 523,900 Rbl. für 1877, und die außerordentlichen Ausgaben auf 1,662,300 Rbl. geschätzt. Dasselbe Blatt zeigt an, daß die Befestigungsarbeiten der Stadt Kokhand am 19. März beendet waren.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Juni. Im Folkethinge fand gestern die zweire Lesung des Gesetzentwurfes, betreffend die Bewilligung von 2 Millionen Kronen zur Anschaffung von neuen Feldgeschützen, statt. Der Kriegs⸗Minister konstatirte, daß zwischen Regierung und Ausschuß in Betreff des Inhalts des Gesetzentwurfes Einigkeit sei. Bezüglich der Klage über die Langsamkeit der Proben räumte er ein, daß er mit voller Ueberlegung unterlassen, einen Druck auf die Artillerie auszuüben; diese sei nämlich lange Zeit der Meinung gewesen, eine Vorderladungskanone erhalten zu können, welche der Hinterladungskanone ebenbürtig sei. Gerade die Langsamkeit, womit die Sache behandelt, bürge dafür, daß das Resultat, wozu man gekommen, das beste sei. Nachdem noch einige Redner gesprochen, wurde der Uebergang des Gesetzentwurfes zur dritten Lesung mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. B

Ein sozialistischer Kongreß, zu welchem Reprä⸗ sentanten der verschiedenen hier im Lande bestehenden sozialisti⸗ schen Vereine erschienen waren, wurde in den Tagen vom 5. bis 9. d. M. hierselbst abgehalten. Nach dreitägiger Verhandlung, während welcher von Seiten einer Minorität gegen Pio ein Theil Opposition gemacht wurde, weil er, wie man meinte, die sozialistische Partei „zu monarchisch“ organisiren wolle, wurde das „Programm der dänischen sozialdemokratischen Partei“ sowie die „Statuten der Partei angenommen, welche beiden Aktenstücke in der gestrigen Nummer des „Soz.⸗Dem.“ veröffentlicht werden. Als das zu erstrebende Ziel der Partei wird „ein freier Staat und eine sozialistische Gesellschaft“ erklärt; die „Arbeitsmittel“, welche jetzt „das Monopol der Kapitalisten“ sind, sollen „gemeinschaftliches Eigenthum sein und allen Mitgliedern der Gesellschaft zur Be⸗ nutzung stehen;“ das „System der Lohnarbeit“ wird abgeschafft und die Lösung der sozialen Frage soll mit der „Ein⸗ richtung von Produktionsvereinen mit Staatshuüͤlfe unter demokratischer Kontrole des arbeitenden Volkes“ beginnen. Für Industrie und Landwirthschaft werden die Pro⸗ duktionsvereine auf die Weise eingerichtet, „daß die sozialistische Ordnung aus der gemeinschaftlichen Arbeit entstehen kann.“ Die Ländereien der Predi gerhöfe sollen eingezogen und alle zum Verkauf stehenden Landgüter vom Staate angekauft und an Häusler und Tagelöhner verpachtet werden. Als „Fundament des Staates“ werden schließlich eine Reihe Forderungen auf⸗ gestellt, wie z. B. „direkte Gesetzgebung durch das Volk“, aus welcher hervorgeht, daß die Sozialisten die bestehende Verfassung vollständig aufgehoben wissen wollen.

Amerika. Washington, 13. Juni. (W. T. B.) Der Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei, Blaine, ist von einem Schlaganfall getroffen worden und schreitet seine Genesung nur langsam fort. Sein Erfolg in der demnächst zusammentretenden Nationalkonvention in Cincinnati scheint demnach zweifelhaft.

Haiti. Port au Prince, 11. Mai. Auf die un⸗ Zeiten hier ist nun völlige Ruhe gefolgt; die Geschäfte gehen ihren gewöhnlichen Gang. Das revolutionäre Comité hat eine aus fünf angesehenen Männern bestehende provisorische Regie⸗ rung gewählt, an deren Spitze Boissond⸗Canal als Präsident steht. Man ist mit den Vorbereitungen zu den Wahlen beschäf⸗ tigt. Die nächste Aufgabe der neuen Kammer wird die Wahl eines neuen definitiven Präsidenten sein.

Venezuela. Caracas, 11. Mai. Unsere Kirchen⸗ frage ist durch eine vorgestern vom Gesammt⸗Ministerium im Auftrage des Präsidenten dem Kongreß eingereichte Botschaft in ein neues Stadium getreten. Der Präsident fordert vollständige Lossagung von Rom, Gründung einer venezolanischen National⸗ kirche, in welcher von den Gläubigen die Priester, von den Pfarrern die Bischöfe und der Erzbischof vom Kongreß gewählt werden. 8

In seiner Antwort konstatirt der Kongreß sein Einver⸗ ständniß mit dem Vorschlage des Präsidenten, weil alle Versuche gütlicher Einigung mit Rom erfolglos geblieben seien. Deshalb sei die Ausarbeitung des Gesetzes, betreffend die Gründung einer unabhängigen Nationalkirche bereits in Angriff genommen.

Afrika. Marokko. Aus Casablanca, 23. Mai, geht der „Osts. Ztg.“ ein längeres Schreiben eines deutschen Kauf⸗ manns zu, in welchem auf die günstige Lage Marokkos als Durchgangspunkt für den Waarenverkehr mit dem Sudan und dem Innern Afrikas aufmerksam gemacht wird, und an dessen Schluß es heißt:

g g. Zeit hatten wir in Casablanca einen hohen Gast zu empfangen, nämlich den Kaiser von Marokko. Selbst die ältesten Leute wußten sich eines Kaiserlichen Besuches nicht zu entsinnen, und nimmt man daher an, daß es das erste Mal in diesem Jahrhundert ist, daß der Stadt diese hohe Ehre zu Theil wurde. Kein europäischer Fürst könnte mit größerem Pomp auf Reisen auf⸗ treten als der Kaiser von Matokko, und von dem ungeheuren Luxus,

sich der Kaiser drei Tage lang hier auf. Der⸗ weilte Se. Majestat vor den Thoren in einiger Entfernung von der Stadt, bis sich der ganze Troß, 25,000 Mann stark, gesammelt hatte. Vom Morgen bis zum Abend wurden von den Forts sowie um die Stadt herum Salutschüsse hielt der Kaiser mit Reiter und 24 Kanonen, Stadt. Die blick dar. 1 wer diese Armee gesehen, der wird sich sagen müssen, daß sie i

Forts 8 Thore der Stadt, welches er zu passiren hatte, war ein Regiment der Kaiserlichen Leibgarde als Ehrenwache

Den ersten Tag über ver

gelöst und am nächsten Morgen 14,000 Mann Soldaten, darunter 6000 seinen feierlichen Einzug in die bunte Armee bietet einen interessanten An⸗ Disziplin und Ordnung sind unbekannte Dinge, und

freien Feld einer geordneten europäischen Truppenmacht unmöglich widerstehen kann. Nachdem der Kaiser unter Kanonendonner die inspizirt hatte, kehrte er in sein Lager zurück. Am

aufgestellt und auch erhielten neben ihrer gewöhn

sämmtliche europäische Konsu während des Aufenthalte

lichen Militärwache eine solche ltes Sr. Majestät in Casablanca. Am Abend fand von Seiten des englischen Konsulats zu Ehren des Kaisers ein großes Feuerwerk statt, und am nächsten Vormittag begaben sich sämmtlich Konsuln in Gala⸗Uniform, sowie Repräsentanten der hiesigen euro⸗ päischen Kaufmannschaft zum Kaiser, um ihm der Landessitte gemsß als Zeichen der Ehrerbietung ein Geschenk zu überbringen. Se. Majestät empfing die Herren mit großer Freundlichkeit, und nachde

er sich sehr zufrieden über ihr Verhalten und ihre Bestrebungen aus gesprochen, beehrte er sie mit reichlichen Gegengeschenken. Darauf setzte der Kaiser seine Reise nach der Richtung von Melilla fort.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 12. Juni. In der gestrigen Sitzung der Justiz⸗ kommission des Deutschen Reichstages wurde zunächst vom Abg. Miquel der gegen Ende der vorigen Session beantragte Zusatz zum §. 123 der Strafprozeßordnung, daß im Scrutinialverfahren auf Antrag des Beschuldigten zur Feststellung erheblicher Entlastungs⸗ gründe der Richter verpflichtet sein soll, auf die entschiedenen und ein- gehend motivirten Gegenerklärungen der Bundeskommissare zurück gezogen und an dessen Stelle auf den Antrag desselben Abgeordneten und des Abg. Pfafferott eine neue Bestimmung hinter §. 140 einge⸗ fügt, welche folgendermaßen lautet: „Beantragt der auf Antrag der Staatsanwaltschaft vernommene Beschuldigte zu seiner Entlastung in Ge⸗ mäßheit des §. 123 einzelne Beweiserhebungen, und erachtet der Amtsrichter dieselben für erheblich, so ist dem Antrage in soweit stattzu⸗ geben. Der Amtsrichter hat der Staatsanwaltschaft bei Rücksendung der auf deren Antrag gepflogenen Verhandlungen unverzüglich von seiner Anordnung Kenntniß zu geben. Er hat demnächst die aufge⸗ nommenen Verhandlungen der Staatsanwaltschaft zu übersenden. Von Untersuchungshandlungen, durch welche die Spuren der straf⸗ baren Handlung verwischt oder einer wiederholten Besichtigung ent⸗ zogen werden könnten, ist dem Staatsanwalte, wenn thunlich, so recht⸗ zeitig Kenntniß zu geben, daß Letzterer bei Vornahme derselben an⸗ wesend sein kann.“ Entsprechend diesem von der Kommission ge⸗ faßten Beschlusse wurde dem §. 139, 1 folgender Satz angefügt: „Die Staatsanwaltschaft hat bei der Erforschung des Sachverhalts nicht blos die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung des Beschuldigten dienenden Umstände zu ermitteln und sofern eine Vor⸗ untersuchung von ihr nicht beantragt wird, für die Erhebung der⸗ jenigen Beweise, deren Verlust für die Hauptverhandlung zu besorgen steht, oder deren Aufnahme zur Vorbereitung der Vertheidigung des Beschuldigten erforderlich erscheint, Sorge zu tragen.“ Hierauf begann die Kommission die Berathung des Abschnittes über die ge⸗ richtliche Voruntersuchung und nahm Nr. 2 des §. 149,2 auf den Antrag des Abz. Wolffson in folgender Fassung an „(In Strafsachen, welche zur Zuständigkeit der Landgerichte ge⸗ hören, findet die Voruntersuchung statt:) wenn der An⸗ geschuldigte dieselbe in Gemäßheit des §. 1652. beantragt und er⸗ hebliche Gründe geltend macht, aus denen eine Voruntersuchung zur Vorbereitung seiner Vertheidigung erforderlich erscheint., Der Be⸗ schluß der Kommission in erster Lesung, daß die Verfügung, durch welche die Voruntersuchung eröffnet worden ist, von der Staatsanwalt⸗ schaft erst angefochten werden kann, wurde gestrichen und dafür auf den Antrag der Abgg. Becker und v. Schwarze folgende Bestimmung genehmigt: „Gegen die Verfügung, durch welche auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Voruntersuchung eröffnet worden ist, kann der Angeschuldigte Widerspruch erheben, wenn er behauptet, daß das Ge⸗ richt unzuständig oder daß die Strafverfolgung über die Vorunter⸗ suchung unzulässig sei, oder daß die in dem Antrage bezeichnete That nicht unter ein Strafgesetz falle. Ueber den Widerspruch⸗ beschließt das Gericht. Der Beschluß kann von dem Angeschuldigten nicht durch Beschwerden angefochten werden.“ Die Kommission ge⸗ langte in ihrer gestrigen Berathung bis zu §. 160 einschließlich, indem sie zu §§. 156 und 158 noch einige weniger wesentliche Abän⸗ derungen der Beschlüsse in erster Lesung genehmigte.

Statistische Nachrichten. Das Bureau Veritas veröffentlicht folgende Statistik der im Monat April d. J. vorgekommenen Schiffsunfälle. Von Segelschiffen sind zu Grunde gegangen: 28 englische, 10 deutsche, 8 französische, 7 norwegische, 7 niederländische, 6 amerikanische, 4 schwe⸗ dische, 3 dänische, 2 italienische, 1 österreichisches, 1 portugiesisches, 10 mit unbekannter Flagge; dabei sind 5, die als verloren angesehen werden, weil man keinerlei Nachricht von ihnen hat. Von Dampf⸗ schiffen: 4 englische, 1 amerikanisches, 1 italienisches, 3 mit unbe⸗ kannter Flagge; darunter 1, das als verloren angesehen wird. b

Das russische „Unterrichtsblatt“ giebt eine U ebersicht über alle in Rußland besteherden mittleren und höheren Lehr⸗ anstalten. Danach besaß Rußland an Universitäten 1866 die von St. Petersburg, Moskau, Kasan, Charkow, Kiew, Odessa und Dorpat. Von 1866 bis 1876 sind errichtet: die Universität von Warschau, das historisch⸗philologische Jastitut von St. Peters. burg, das des Fürsten Bezborodko zu Niejine, das Lazaren⸗Institut für die orientalischen Sprachen in Moskau, das Ackerbau⸗ und Forst⸗ Institut in Neu⸗Alexandrien, drei Veterinär Institute zu Kasan, Charkow und Dorpat und das juridische Demidow⸗Institut zu Jaroslaw. Mittlere Schulen bestanden 1866 im Ganzen 128,. nämlich 101 Gymnasien, 7 Progymnasien, 11 Gewerhe⸗ und 9 Normalschulen. Von 1866 bis 1876 wurden gegründet: 32 Gymnasien, 62 Progymnasien, 42 Gewerbeschulen und 62 Spezial⸗, Normal⸗ und Handels⸗ und Gewerkschulen. Dafür liefern die Städte und Distrikte sährlich einen Beitrag von 678,187 Rubel. Für Mäd;⸗ chen bestanden vor 1866 39 Gymnasien und Schulen ersten Fnses und 55 Progymnasien und mittlere Schulen; von 1866 bis 1876 sind gegründet 26 Gymnasien und 93 Progymnasien. Auch für die Kirghisen sind viele Schulen errichtet, die blühen und sich guter Frequenz erfreuen. Selbst unter der nomadistrenden Bevölkerung hat man mit Erfolg begonnen, den Unterricht zu fördern; in den Hauptorten der Distrikte werden Pensionate und Erziehungsanstalten gegründet. 1

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

ad Nauheim ist am 10. Juni Dr theol. und pPhil Jane dMaaich Petermann, Professor an der hiesigen Universität und Mitglied der Akademie der Wiffenschaften, gestorben. Peter⸗ mann, geb. 1806 zu Glauchau im Königreich Sachsen, lebte seit 1837 als außerordentlicher Professor zu Berlin und hat sich besonders um die armenische Sprache und Literatur verdient gemacht; seine lateinisch geschriebene Grammatik der armenischen Sprache erschten 1837; von der „Porta linguarum orientalium“ die das Arabische behandelnde

mit welchem der Kaiserliche Hof umgeben ist, kann man sich in

tende Hand stadt, liegt südöstlich von Rustschuk, a

halbem Wege

Decischland schwerlich eine Borsterunsz machm. Im vanzen hiet

Abtheilung 1840, die chaldäische und armenische Abtheilung 1841; die „Reise in den Orient“ 1862.

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