1876 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Jun 1876 18:00:01 GMT) scan diff

mission mit dem Auftrage an Ort und Stelle entsendet wor⸗ den, den Umfang der Krankheit näher festzustellen und je nach dem Befunde die zur Verhütung einer Ausbreitung des Uebels dienlichen Maßregeln in Vorschlag zu bringen.

Die am 7. und 8. d. Mts. von der Kommission vor⸗ genommenen Ermittelungen haben sich auf zehn Erfurter Reb⸗ schulen erstreckt, von denen acht, und zwar der Mehrzahl nach in bedeutendem Grade infizirt befunden worden sind.

Die im Anschluß hieran von der gedachten Kommission er⸗ statteten Vorschläge bezwecken, nicht nur im gegenwärtigen Falle, sondern auch bei dem etwaigen Ausbruch der Krankheit an anderen Orten dem Umsichgreifen der Gefahr thunlichst wirksam zu begegnen. Die Ausführung der empfohlenen und im Wesent⸗ lichen als sachgemäß erkannten Maßregeln ist unverzüglich ein⸗ geleitet und unter Anderem die baldigste Untersuchung derjenigen Erfurter Rebschulen angeordnet worden, welche noch nicht Gegen⸗ stand der kommissarischen Ermittelungen gewesen sind.

In der heutigen (16.) Sitzung des Herrenhauses, welche der erste Vize⸗Präsident v. Bernuth um 1 ¼ Uhr eröff⸗ nete und welcher der Vize⸗Präsident des Königlichen Staats⸗ Ministeriums, Finanz⸗Minister Camphausen, der Minister des Innern Graf zu Eulenburg, der Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt, der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten Dr. Friedenthal, sowie zahlreiche Regierungskommissarien beiwohnten, wurde zunächst ein Schreiben des Prä⸗ sidenten des Staats⸗Ministeriums Fürsten Bismarck verlesen, in welchem derselbe die Ernennung des Staatssekretärs v. Bülow und des Präsidenten des Reichskanzler⸗Amtes, Hofmann, zu Staats⸗Ministern und Mitgliedern des Staats⸗Ministeriums zur Kenntniß des Hauses bringt. Der zum Vertreter der Stadt Halber⸗ stadt ernannte Bürgermeister Bödcher war in das Haus eingetreten, und wurde von dem Präsidenten als Mit⸗ glied des Hauses begrüßt. Seit der letzten Sitzung des Hauses ist das langjährige Mitglied desselben, Wirk⸗ licher Geheimer Rath Dr. Götze mit Tode abgegangen. Der Präsident brachte diesen Todesfall zur Kenntniß des Hauses, gedachte der Verdienste des Verstorbenen in warmen Worten und ersuchte das Haus, zu Ehren des Verstorbenen sich von den Plätzen zu erheben, dem auch die anwesenden Mitglieder entsprachen.

Nunmehr trat das Haus in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand der Bericht der Agrar⸗Kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Vertheilung deröffent⸗ lichen Lasten bei Grundstückstheilungen und die Gründung neuer Ansiedelungen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen war. Die Diskussion über dieses Gesetz dauerte bei Schluß dieses Blattes noch fort.

Nach der in einer Cirkularverfügung vom 27. v. M. enthaltenen Bestimmung des Ministers der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten gehören sämmtliche, auf Grund förmlicher Verträge bestehende oder noch zu errichtende Privat⸗Präpa⸗ randen⸗Anstalten in das Ressort der betreffen⸗ den Bezirksregierung. Es gehen demnach auch die⸗ jenigen in dasselbe über, welche bisher dem Ressort des Provinzial⸗Schulkollegiums zugewiesen waren, so daß die Be⸗ zirksregierung nunmehr die gesammte private Präparanden⸗ bildung in ihrem Bezirke derart selbständig zu leiten hat, daß auch die mit den Vorstehern der Privatanstalten 1“ Verträge nicht mehr zur Genehmigung des Ministers einzu⸗ reichen sind. Zur Bestreitung der gesammten Aufwendungen für die Zwecke des Privatpräparandenwesens sind den Bezirksregierungen

bestimmte Summen zur Verfügung gestellt, aus welchen die gesammten Bedürfnisse des Bezirks zu bestreiten sind, und zwar:

a. hinsichtlich der gegen die bestehenden oder noch zu errich⸗ tenden Privatanstalten zu erfüllenden Verpflichtungen,

8 b. zur Gewährung von Remunerationen an Präparanden⸗ lehrer,

c. zur Bewilligung von Unterstützungen an Präparanden.

Hinsichtlich der Verwendung der überwiesenen Summe empfiehlt der Minister, nach einem bestimmten Plane vorzugehen, für welchen die nachfolgenden Gesichtspunkte als maßgebend zu befolgen sind:

Von dem zur Disposition gestellten Betrage ist nicht ein Theil zur Förderung des evangelischen und ein anderer zur Förderung des katholischen Präparandenwesens zu bestimmen, sondern die Verwaltung der vorhandenen Mittel muß einheitlich und die Verwendung derselben nach den gleichen Grundsätzen und in jedem einzelnen Falle unter Berücksichtigung der kon⸗ kreten Verhältnisse erfolgen. Ferner ist zu erwägen, ob die Ver⸗ träge mit den Vorstehern der Privatanstalten, namentlich in Be⸗ treff der Bewilligung von Zuschüssen und der den Vorstehern auferlegten Verpflichtung zur Unterstützung ihrer Zöglinge nicht einer Verbesserung fähig sind. Bei der Remunerirung der Einzelbildner ist darauf zu achten, daß nur Lehrer remunerirt werden, welche mindestens ein Jahr lang mit Erfolg Präpa⸗ randen unterrichtet haben.

Der Chef der Admiralität hat unterm 4. Juni d. J. eine „Instruktion für die Marine⸗Zahlmeister“ voll⸗ zogen, welche im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn in Berlin auch im Separatabdruck erschienen ist.

Der Kaiserlich russische Unterrichts⸗Minister Graf Tolstoy ist gestern Abend nach Wiesbaden und der Keaiserlich vascege Hofmeister v. Gerebzow heute Mittag nach Leipzig abgereist. 1—

Bayern. München, 14. Juni. Von den an die Kammer der Abgeordneten gelangten Vorlagen find, dem „Corr. v. u. f. D.“ nach, folgende noch unerledigt: mehrere Referate über die Nachweisungen für 1873 und 74, dann vom Budget die Referate über die Etats: des Kultus⸗ Ministeriums, des Kriegs⸗Ministeriums, die Brücken⸗, Wasser⸗ und Straßenbauten, über die Einnahmen aus Eisenbahnen, Post und Telegraphen, über den Malzaufschlag ꝛc., die Ausgaben auf Reichszwecke, die direkten Steuern in dem Entwurf des Finanz⸗ gesetzes; ferner die Gesetzentwürfe über die Vervollstän⸗ digung der Staatsbahnen, über die pfälzischen Bahnen, über die weiteren e. und der Kredit für außerordentliche Bedürfnisse des Heeres; der eestgesef ne des Abgeordneten Jörg, die Reklamationen gegen die Wahlen von Zweibrücken, Regensburg, Sulzbach ꝛc., die zahlreichen, namentlich den Bau von Eisenbahnen betreffenden Petitionen, sowie einige Beschwerden.

8 Der Königliche Geheime Rath Hieronymus v. Bayer, vordem Reichsrath der Krone Bayerns, ist im Alter von 84 Jahren gestern gestorben. 8

Sachsen. Dresden, 15. Juni. Die Erste Kammer bewilligte heute die zum Behufe der Fortführung der Bauten für Verlegung der Dresdener Militär⸗Etablissements nachträglich geforderten 3,000,000 ℳ, ließ sodann die von ihr am 8. März d. J. über die Einstellung verschiedener Positionen des außeror⸗ dentlichen in das ordentliche Budget gefaßten Beschlüsse auf Antrag ihrer 2. Deputation wieder fallen, nachdem die Zweite Kammer ein Eingehen auf dieselben abgelehnt hat, und erledigte zum Schlusse Petitionen.

In der Sitzung der Zweiten Kammer beantwortete der Staats⸗Minister v. Nostitz⸗Wallwitz die vorgestern begründete Interpellation des Abg. Lehmann, betreffend das Verbot der Leichenverbrennung, dahin, daß die Staatsregierung nicht die Absicht habe, die Landesvertretung mit legislatorischen Vorschlä⸗ gen wegen Einführung der fakultativen Leichenverbrennung zu befassen, andererseits aber auch der Ansicht sei, daß die Einfüh⸗ rung der Leichenverbrennung, auch der fakultativen, ohne vorherige Revision und Ergänzung der bestehenden Gesetz⸗ gebung unthunlich sei. Der Interpellant behielt sich weitere An⸗ träge vor. Die Kammer verwies sodann das Königliche Dekret über den Ankauf der Chemnitz⸗Kommotauer Eisenbahn zur Be⸗ richterstattung an die Finanzdeputation und erklärte sich durch den ihr vorgelegten Bericht über die Verwaltung der Landesimmobiliarbrand⸗Versicherungsanstalt auf die Jahre 1873 und 1874 und die Resultate dieser Verwaltung be⸗ friedigt, genehmigte auch den Etat der genannten Anstalt. Ein aus Anlaß eines vom Abg. Bönisch gestellten Antrags von der Gesetzgebungsdeputation ausgearbeiteter Gesetzentwurf, in welchem bestimmt wird, daß für Orte, in denen öfefentliche Schlachthäuser in genügendem Umfange vorhanden sind oder errichtet werden, durch Ortsstatut, das zu seiner Gültigkeit der Genehmigung des Ministeriums des Innern bedarf, sowohl die Anlage neuer als auch die fernere Benutzung bestehender Privat⸗ schlächtereien untersagt werden kann, wurde nach kurzer Debatte einstimmig angenommen.

Die von dem Finanz⸗Ministerium dem kürzlich schon genannten Konsortium verkauften 90 Millionen Mark der Zprozentigen sächsischen Rentenanleihe sollen nun bestimmt am 19. und 20. d. Mts. zum Course von 71 Prozent zur Subskription aufgelegt werden.

Baden. Karlsruhe, 13. Juni. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen achtstündigen Doppelsitzung die Kommis⸗ sionsanträge zum Schulgesetz angenommen, also die Forde⸗ rungen der Zweiten Kammer wege Aufhebung der

Klosterschulen und Nichtanstellung von Konfessionslehrern ab⸗ gelehnt. Die Kammer genehmigte ferner in der heutigen Sitzung einstimmig das Eisenbahn⸗Anlehen von 35 Millionen Mark mit dem Wunsche der möglichsten Berücksichtigung einhei⸗ mischer Kreditinstitute. Das Gesetz ist damit perfekt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. Juni. Corr.“ vernimmt, ist anläßlich der Rückreise des Kaisers Alexander von Rußland von Jugenheim nach Warschau eine Begegnung desselben mit dem Kaiser Franz Joseph in Aus⸗ sicht genommen.

Die „Pol. Corr.“ schreibt: Gegenüber der sensationellen Meldung eines hiesigen Morgenblattes, betreffend ein an⸗ gebliches Memoire des neuen Generalstabs⸗Chefs FML. Freiherrn v. Schönfeld, in welchem eine durchgreifende neue Reform der gesammten Wehrverfassung befürwortet werden soll, sind wir auf Grund der an kompetentester Stelle geschöpften Auskünfte in der Lage, versichern zu können, daß

das angebliche Memoire im Ganzen und Einzelnen nichts

weiter als eine einfache Erfindung einer etwas erregten Phantasie sei. FML. Baron von Schönfeld hat seinen Ge⸗ sinnungen und Intentionen seiner neuen Stellung gegenüber erst jüngst klaren und unzweideutigen Ausdruck gegeben, indem er vor den um ihn versammelten Repräsentanten seines eigenen Corps betonte, von Sr. Mäjestät berufen worden zu sein, um das in der Durchführung begriffene Werk der Reorganisation des Generalstabes unverändert im Sinne und Geiste seines Vorgängers zur Vollendung zu bringen. Der gleiche Geist und die gleiche Gesinnung dürften den neuen Chef des Generalstabes gewiß auch in Betreff der Verhältnisse der gesammten Armee und deren Stabilität, und zwar um so mehr beseelen, als demselben der entschiedene Wille des Allerhöchsten Kriegsherrn, an der Stabilität der gesammten Wehrverfassung des Reiches im In⸗ teresse der Armee und des Reiches nicht zu rütteln und dieselbe vor jeder Störung intakt zu bewahren, genau bekannt und maß⸗ gebend ist.

Brünn, 14. Juni. Am 2. Juli findet, der „N. Fr. Pr.“ zufolge, eine Sitzung des am 4. April gewählten Central⸗ Comités der Verfassungspartei hier statt, wobei auch die Frage der Abhaltung eines Parteitages be⸗

sprochen werden soll. Der „Pester Lloyd“ konstatirt, der

Pest, 14. Juni. Schwerpunkt der Thätigkeit der Mächte sei in nach Belgrad verlegt.

jüngster Zeit von Konstantinopel

Wenn auch die Aufklärungen, welche die serbische Regierung auf die Sommation Mehemed Ruschd i's gegeben, nicht vollständig befriedigend lauten, verleugnen sie doch keineswegs den Einfluß der diplomatischen Vorstellungen und sei damit die bereits ganz unmittelbar drohende Gefahr eines akuten Konflikts für den Moment mindestens ausgeschlossen. Mittler⸗ weile trete ppffegilich der sechswöchentliche Waffenstill⸗ stand ins Lebehn und eröffne der Frage der Pacifikation neue Chancen. Die Aufnahme der neuen Verhandlungen mit den Insurgenten benimmt Serbien jeden Vorwand einer aktiven Betheiligung am Streite, und da es andererseits die Last der Rüstungen und die Geldnoth auf die Dauer nicht ertragen kann, wird es von selbst auf die Bahn des Friedens, zunächst aber zur Abrüstung gedrängt, was Alles zusammen eine beruhigtere in der Auffassung der orientalischen Frage recht⸗ ertige.

In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses reichten Helfy und Genossen einen Beschlußantrag ein, die Regierung sei anzuweisen, behufs Orientirung des Hauses die Detail⸗ bestimmungen des wirthschaftlichen Ausgleiches vor⸗ zulegen. Minister⸗Präsident Tisza wundert sich, daß gerade Helfy die Vorlage der Detaills fordert, da derselbe als Wander⸗ apostel gegen den Ausgleich agitirt habe, während sich nun herausstelle, daß er den Ausgleich nicht kenne. Er ver⸗ spricht übrigens, alle nöthigen Daten vorzulegen, und beantragt den Uebergang zur Tagesordnung, was auch geschieht. Tisza antwortet später auf eine Interpellation Iranyi's über die Haltung der ungarischen Regierung in der orientalischen Frage, daß die Regie⸗

Wie die „Pol.

rung sich ihrer Pflicht bewußt sei und sich mit dem Ministerium

des Aeußern stets in Verbindung gehalten habe. Der Minister des Aeußern habe auch diesbezüglich stets die größte Zuvorkom⸗ menheit bekundet.

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Die Politik Oesterreich⸗Ungarns sei eine friedliche gewesen, darum habe es sich der Reformnote angeschlossen, welche in b

worden. Die

Türkei

Konstantinopel überreicht

inzwischen ein getretenen Ereignisse in der

machen ein weiteres

Vorgehen vorläufig überflüssig, nachdem Aussicht vorhanden sei,

daß die türkische Regierung die nöthigen Reformen spontan

durchführen werde. Sollte sich ein weiteres Vorgehen doch wie⸗ der nöthig erweisen, so werde das Ministerium des Aeußern

abermals auf friedlichem Wege einzuwirken suchen.

Ueber die

Art und Weise könne man sich jetzt noch nicht äußern, doch so viel könne versichert werden, daßeine bewaffnete Intervention nicht be⸗

absichtigt werde. Das Haus nimmt die Antwort zur Kenntniß Was die Durchführung der Gesetze bezüglich der Ver⸗

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waltungsreform betrifft, so soll, wie die „Presse“ mittheilt, vor Allem und zwar schon mit 1. August die Arrondirung der Komitate und gleichzeitig die Einverleibung der kleineren Städte durchgeführt werden und die Ernennung der Obergespäne der neugebildeten Komitate erfolgen; die übrigen Gesetze, nament⸗ lich über die Verwaltungsausschüsse, über die Steuermanipulation und über die Volksschulbehörden werden erst später, nachdem in den Komitaten die Virilisten konskribirt und die Munizipalver⸗

tretung konstituirt sein wird, gleichzeitig ins Leben treten.

In theilweiser Berichtigung der bisherigen Meldungen über den Stand der Zoll⸗ und Handelskonferenz schreibt die „Budap. Corr.“: „Vor Allem ist es undenkbar, daß betreffs der Textilwaaren zwischen den beiderseitigen Regierungsvertretern eine solche Differenz aufgetaucht wäre, welche eine neue Inter⸗

pretation des Protokolls vom 2. Mai würde. Ueber die Zollansätze der ganz präcise, keinen Zweifel zulassende machungen getroffen worden. Womöglich noch unbegrün deter ist die Meldung, daß der österreichische

Textilwaaren sind

nothwendig machen schriftliche Ab⸗

Finanz⸗

Minister die ungarische Regierung mit einem Petroleum⸗Konsum⸗

steuer⸗Gesetzentwurfe überrascht habe.

Es ist bei Gelegenheit der

Wiener Verhandlungen im April ausdrücklich vereinbart worden,

auf inländisches Petroleum Steuer in derselben Höhe auszu⸗

werfen, als für das importirte Petroleum Einfuhrzoll eingehoben wird. Dies ist selbstverständlich, von einer sonstigen Petroleum⸗

Konsumsteuer war aber nie die Rede.“ Schweiz. Bern, 14. Juni.

Der Nationalrath be⸗

schloß bei Fortberathung des Fabrikgesetzes, Kinder unter

14 Jahren zur Arbeit in den Fabriken nicht zuzulassen.

Belgien. Brüssel, 15. Juni. (W. T. B.) Der hiesige Bürgermeister spricht in einer heute Nachmittag erlassenen Proklamation sein tiefes Bedauern über die Ruhestörun⸗ gen aus, die in der vergangenen Nacht stattgefunden haben und erklärt, die Gemeindeverwaltung sei fest entschlossen, die Wieder⸗ kehr ähnlicher Vorkommnisse mit allen ihr zu Gebote stehenden

Mitteln zu verhindern. sich aller vran eükhzen auf den Straßen zu enthalten. 16. Juni.

Die Einwohner werden aufgefordert,

(W. T. B.) In Folge der Seitens der

städtischen Verwaltung getroffenen Maßregeln verlief die letzte

Nacht ohne Ruhestörungen. In Antwerpen sind

Plakate angeheftet worden, in welchen verlangt wird, daß die

grosen Städte unabhängig von dem Lande in den Kammern

(W. T. B.) Die Ruhestörungen wie

vertreten werden. Gent, 16. Juni. haben sich gestern Abend in an den vorhergehenden Tagen Privatgebäude sind erheblich beschädigt. zogen lärmend durch die Straßen. zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und der Bevölkerung;

derselben wiederholt. Zahlreiche

Weise Mehrere

Trupps An einzelnen Orten kam es

die Gensd'armerie war gezwungen, von den Waffen Gebrauch

zu machen. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Großbritannien und Irland. Das Unterhaus hat sich heute mit der jährlich wieder⸗ kehrenden Debatte über die Lawsonsche bilt beschäftigt. ein großes Meeting in der Exeter Hall und wurde dem Minister des Innern eine Petition überreicht. Abendsitzung des Unterhauses wurde zum größten Lord Elcho

zur Sprache gebrachten Plan ausgefüllt, die

London, 14. Juni. 1

Mäßigkeits⸗ Die Anhänger der Temperanz hielten gestern

Die Theil durch eine neue Debatte über den schon verschiedentlich; von

städtische Verwaltung für ganz London, die heute in

kostspieliger Weise gespalten ist, zu centralisiren, indem man die Verwaltung der City, der eigentlichen Altstadt, als festen Kern und Anhaltspunkt nähme und nach Bedürfniß erweiterte. Lord Elcho ging dieses Mal im Wege der Resolution vor und

empfahl dem Hause zwei Erklärungen, die eine des Inhaltes, daß

die Sache dringend die Beachtung der Regierung erheische, die andere den Grundgedanken seines Planes enthaltend. Schließ⸗ lich wurden jedoch die beiden Resolutionen zurückgenommen 8 damit fand die Sache für diese Session wieder ihre Er⸗ ledigung.

15. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte der Staatssekretär des Aeußern, Earl Derby, auf die bezügliche Anfrage Lord Delaware's, Eng⸗ land, Oesterreich und Frankreich hätten sich durch den Pariser Vertrag vom Jahre 1856 verpflichtet, sowohl gemeinschaft⸗ lich, als auch jede Regierung für sich, die Unabhängigkeit und

Integrität des ottomanischen Reiches zu garantiren. In Artikel 2

des Vertrages sei ausgesprochen, daß jede Verletzung der in dem Vertrage getroffenen Abmachungen von den Mächten als casus belli angesehen werden würde und daß die Mächte dann unverzüglich mit der Pforte zu Rathe gehen würden über die nöthigen Schritte, um den Vertrag unverletzt und unmodifizirt aufrecht zu erhalten. Das Haus, fuhr Derby fort, werde nicht etwas verlangen, was gefährlich sein würde, nämlich in eine hypothetische Diskussion über die Umstände einzutreten, unter welchen die in dem Vertrage verheißenen Garantien als bin⸗ dend für die Kontrahenten, denen das Recht zu interveniren zustehe, betrachtet werden müßten. Unter gewissen Umständen sei es die Pflicht der Mächte zu interveniren. Diese Umstände würden aber nur näher definirt werden, wenn der fragliche Fall⸗ wirklich eintrete. Ohne Frage seien Serbien und Rumänien in jener Garantie mit einbegriffen, aber der Vertrag lege keiner der Signatarmächte die Verpflichtung auf, zwischen der Türkei und ihren Tributärstaaten zu interveniren, sondern habe vielmehr nur die Integrität der Pforte gegen Angriffe von außen her garantirt.

(W. T. B.) Vor dem Court for crown cases

reserved wurden heute in dem Prozesse gegen den Kapitän;

Keyn von der „Franconia“ die Verhandlungen über die Frage der Kompetenz der englischen Gerichte wieder

Nachrichten über

Minnister, Kaisserli Pascha, ist verwundet.“ 6

v

Aluswärtigen tödtete

Frreitag Se.

8

ufgenommen. Vom Vertheidiger Keyns wurde geltend gemacht, daß niemals ein Gesetz das Parlament passirt habe, in welchem die Kriminaljustiz auf hoher See für die englischen Gerichte in Anspruch genommen worden sei. Die Verhandlungen dürften voraussichtlich erst am Sonnabend ihr Ende erreichen. 16. Juni. (W. T. B.) Das Panzerschiff „Ra⸗ eigh“ hat Spithead heute verlassen, um sich nach dem Mittel⸗ meer zu begeben.

1 Frankreich. Paris, 15. Juni. (W. T. B.) Die von dem Journal „Temps“ und anderen Blättern gebrachten eine bezüglich der Senatskandidatur Buffets zwischen dem Marschall⸗Präsidenten und dem Ministerium entstandene Meinungsverschiedenheit, die zu einer Ministerkrisis führen könnte, werden von der „Agence Havas“ für unbegründet erklärt. Wegen der morgen bevor⸗ stehenden Wahl eines neuen Senators habe keine Ministerkrisis bestanden.

8 Die heutige Militärrevue in Longchamps war durch schönes Wetter begünstigt und verlief ohne jeden stören⸗ den Zwischenfall. Der Marschall⸗Präsident wurde überall mit dem Ruf: Es lebe der Marschall! Es lebe die Republik! begrüßt. 1 8 19 Der „Temps“ hat folgenden Brief des Herrn Thiers erhalten: .

„Ich bitte Sie, gefälligst einen Irrthum zu berichtigen, den das „Journal officiel“ begangen, indem es mich unter den Depu⸗ tirten nennt, welche sich bei der Abstimmung über die Reduk⸗ tion der Dienstzeit von 5 auf 3 Jahr der Stimmabgabe ent⸗ halten haben. Da ich jede Herabsetzung der Dienstzeit als verderblich für die kräftige Verfassung der Armee betrachte, würde ich mich wohl gehütet haben, in einer Frage, auf welcher in so hohem Grade die Sicherheit und Größe des Landes beruht, fern zu bleiben. Ich habe mich nicht allein nicht der Abstimmung enthalten, sondern ich habe auch dagegen gestimmt, die vorgeschlagene Maßregel in Betracht zu ziehen, und obwohl ich selten das Wort ergreife, hätte ich es Fiesmal doch erbeten, wenn nicht Herr Gambetta, zu rechter Zeit und mit seinem bekannten Talent eintretend, jede andere Intervention durchaus überflüssig gemacht hätte.“

Die „Defense“, das neue Organ Dupanloups, ver⸗ öffentlicht eine Schrift des Bischofs, die den Titel führt: „Wohin gehen wir?“ und welche sämmtliche Konservative auf⸗ ruft zum Kampfe gegen die Republikaner.

8 Spanien. Wie der Pariser Korrespondent der „Köln. Ztg.“ unter dem 13. Juni mittheilt, befände sich Don Carlos keines⸗ wegs in Mexiko oder in England, sondern in Frankreich, wo er in einem dem Herzog von Cars gehörenden Landsitz wohne. Man

glaube, daß der Prätendent deshalb in Frankreich bleibe, weil er die kommunistisch⸗carlistische Verschwörung bald ausbrechen zu

sehen hoffe.

Türkei. Ein Telegramm der „Agence Havas⸗Reuter“ in Konstantinopel vom 16. Juni früh lautet: „Der Kriegs⸗ Minister, Hussein Avni Pascha, und der Minister des Aus⸗ wärtigen, Raschid Pascha, sind ermordet. Der Marine⸗

Ein weiteres Telegramm derselben Agence meldet: Die Minister waren in der vergangenen Nacht bei Midhat Pascha zur Berathung versammelt, als ein vor Kurzem abgesetzter ffizier, mit einem Revolver bewaffnet, in das Berathungs⸗ zimmer trat und den Kriegs⸗Minister und den Minister des und den Marine⸗Minister schwer ver⸗ wundete. Außerdem wurde auch ein Adjutant des Großveziers und ein Diener Midhat Paschas getödtet. Der Offizier ist ver⸗ haftet, die That wird als ein Akt der Rache angesehen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ von heute Morgen hat der Großvezier an die Vertreter der Pforte im Auslande über diesen Vorgang folgende Depesche versandt: „Ich benach⸗

richtige Sie hierdurch, daß in der Nacht vom Donnerstag auf Hoheit Hussein Avni Pascha und Se. Excellenz meuchlerisch ermordet worden sind. Der

Raschid Pascha folgender: Ein Mann, Namens Hassan,

Thatbestand ist

vpoon Geburt ein Cirkassier, welcher vor 4 Jahren die Militär⸗

Palast des Seraskiers.

schule als Lieutenant verlassen hatte, dann zum Kapitän ernannt war, um nach der Armee in Bagdad gesandt zu werden, wurde aus mehrfachen Erwägungen in Constantinopel behalten und in verschiedenen Stellungen verwandt. Nachdem man ihm dann

den Grad eines Adjutant⸗Major, sowie eine Stellung in der oben genannter Armee verliehen, machte Hassan verschiedene Ausflüchte, Um nicht abzureisen und wurde einstweilen in Arrest genommen,

und sollte heute nach seinem Bestimmungsorte abgehen. Als er gestern in Freiheit gesetzt wurde, begab er sich Abends in den Als er erfuhr, daß derselbe mit seinen Kollegen sich bei Midhat Pascha in einer Konferenz befand, begab er sich dorthin. Die Wachen ließen ihn in seiner

Eigenschaft als Adjutant ungehindert in den Konferenzsaal eintreten. Hier feuerte Hassan aus unmittelbarer Nähe mit einem Revolver, den er in der Tasche gehabt hatte, auf Avni Pascha,

während die anderen Anwesenden sich beeilten, den Mörder zu

fassen.

Raschid Pascha und Ahmed Aga, ein Diener Midhat

Paschas, wurden ebenfalls getödtet. Der Marine⸗Minister, sowie

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ein Soldat erhielten Wunden. Der Mörder ist verhaftet.“ 1 (W. T. B.) Die nach Salonichi entsendeten Kom⸗ missare der Pforte wurden am 15. Juni in Konstantinopel zurückerwariet. Das Urtheil des Kriegsgerichts soll in Konstantinopel gefällt werden. Der „D. A. C.“ entnehmen wir folgende Mittheilungen: Die türkischen Gesandten haben auf ihr Ansuchen ergänzende Erklärungen zu dem Rundschreiben des Großveziers erhalten, in welchen die Pforte erklärt, daß die bereits auf die Note des Grafen Andrassy eingeräumten Konzessionen aufrecht rhalten werden sollen und daß die Fomemesfcne den Auftrag haben, auf dieser Basis mit den Insurgenten Verhandlungen anzuknüpfen. Der Großvezier opponirt gegen die Einsetzung einer konstitutionellen Versammlung und hat sein Programm in einem Brief an seinen Sekretär Khalil, einen jungen katholischen Syrier, veröffentlicht, in welchem die radikalen Reformen, namentlich die Einführung einer konstitu⸗ tionellen Verfassung nach europäischem Muster, auf das Ent⸗ schiedenste abgewiesen werden, dagegen die Nothwendigkeit admi⸗ nistrativer Reformen zugegeben wird. 8 Man meldet dem „Pester Lloyd“ aus Ragusa: Der Kommifsär der Pforte in Bosnien und der Herzegowina wurde on Konstantinopel angewiesen, bei den Pacifikations⸗ Verhandlungen zu präsidiren und den Insurgenten sämmt⸗ liche auf Grund der Dezembernote des früheren Sultans gemachte Zugeständnisse, sowie deren Ausführung zu garantiren. 8 Der „Pol. Corr.“ wird aus Agram unter dem 13. Juni über einen Konflikt zwischen Insurgenten österreichischen Militärgrenzwache geschrieben

empfangen

und einer

Vor längerer Zeit wurde eine bei 500 Mann starke bosnische Insurgenten⸗Abtheilung zum Uebertritte auf österreichisches Gebiet gezwungen. Vorgestern machten diese Insurgenten einen Versuch, bei Bogovalje, unweit von Sluin, wieder das türkische Gebiet zu ge⸗ winnen, um am Anfstande Theil zu nehmen. Eine halbe Compagnie K. K. Truppen suchte das Vorhaben der bewaffneten Insurgenten zu hindern und wurde vom kommandirenden Offizier die Insurgenten⸗ schaar angerufen und zum Stehenbleiben aufgefordert. In Folge dessen fiel aus den Reihen der Insurgenten ein Schuß, durch welchen ein Soldat getroffen wurde. Darauf kommandirte der Offizier seiner Truppe Feuer und wurden zwischen 20 bis 30 Insurgenten theils getödtet, theils verwundet, worauf die Insurgentenbande von ihrem Beginnen abließ.“

Aus Widdin wird derselben Korrespondenz unter dem 8. Juni gemeldet:

„Die wichtigste Begebenheit, welche in unserer unmittelbaren Um⸗ gebung sich zugetragen, ist das Geschick, welches die bulgarische Insurgentenschaar ereilt hat, welche vor Kurzem am Bord des Passagierschiffes der Donau⸗Dampfschiffahrtsgesellschaft „Radetzky“ ihre Ausschiffung bei Rozlodni erzwunzen hat. Die erwähnte, 200 Mann starke Insurgentenschaar warde von den türkischen Truppen gefaßt und im buchstäblichen Sinne des Wortes vernichtet. Von den 200 Insurgenten blieben nur zihn am Leben und diese befinden sich im strengsten Gewahrsam. Es wurden dieser Tage sechs Compagnien Redifs und zwei Escadronen Kavallerie nach Lom und Rahowa ent⸗ sendet und außerdem zwei kleine armirte türkische Dampfer an dem türkischen Donau⸗Ufer, zur Verhütung neuer Insurgentenlandungen in Kreuzung gesetzt.“

Amerika. Washington, 14. Juni. In Cineinnati tritt heute die Nationalkonvention der republikani⸗ schen Partei zusammen, um sich über die Wahl eines Kandidaten der Partei für die Präsidentschaft zu berathen. Die 37 Staaten und 9 Territorien, in denen sich die Partei organisirt hat, senden beziehungsweise 738 und 18, im Ganzen also 756 Abgeordnete, die theils bestimmte Instruk⸗ tionen von den Staatskonventionen mitbringen, theils mit un⸗ umschränkter Vollmacht versehen und bezüglich ihrer Stimmen⸗ abgabe in keiner Weise gebunden sind. Acht Kandidaten werden in Vorschlag gebracht werden, nämlich Washburne, der amerika⸗ nische Gesandte in Paris; Hayes, der Gouverneur von Ohio; Jewell, der Generalpostmeister; Hartranft, der Gouverneuer von Pennsylvanien; Morton, ein Senator für Indiana; Conkling, ein Senator für New⸗YJork; Bristow, der Finanz⸗ Minister, und Blaine, Kongreßmitglied für Maine und ehe⸗ maliger Sprecher des Repräsentantenhauses. Die meisten Stim⸗ men, nämlich 265, wird, nach der „E. C.“, bei der ersten Ab⸗ stimmung voraussichtlich Blaine erhalten; für Bristow sind 194, für Morton 96, für Conkling 81, für Hartranft 58, für Hayes 44, für Jewell 10, für Washburne 1 gesichert.

rigkeiten bereiten und die Berathungen dürften mehrere Tage dauern. Gouverneur Hayes soll für die Vize⸗Präsidentschaft in

Wahrscheinlich aber wird die endgültige Wahl eines Kandidaten große Schwie⸗

3,440,000 Thlr. vertreten war, wurden Seitens der Liquidatoren über die einzelnen des Berichts und der Bilanz Aufschlüsse gegeben. Zu Revisoren wurden die Herren Paul Opitz und vereideter Bücherrevisor Siegmund Salomon einstimmig gewählt und das aus⸗ scheidende Mitglied des Aufsichtsraths, Geheimen Kommerzienrath Stephan, einstimmig wiedergewählt.

Dem Geschäftsbericht der Berliner Lampen⸗ und Bronzewaaren⸗Fabrik (C. H. Stobwasser E& Co.) für das letzte Geschäftsjahr zufolge betrug die Gesammtsumme des Umsatzes an Waaren aller Art in diesem Jahre 1,906,456 gegen 1,881,848 tm Jahre 1874/75. Es wurden verkauft 17,577 Ctr. im Betrage von 287,217 ℳ, gegen 14,818 Ctr. im Betrage von 248,360 im Jahre 1874/75. Dieser Artikel hat, wie das Gewinn und Verlust⸗ Conto nachweist, einen Netto⸗Gewinn von 26,445 erzielt. Es sind Abschreibungen auf Grundstück⸗, We kzeug⸗, Mobilien⸗ und Modell⸗ Conto, sowie Pferde⸗ und Wagen⸗Conto vorgenommen, welche sich in den vier Geschäftsjahren nunmehr zusammen auf 208,809 be⸗ laufen. Der sich nach diesen Abschreibungen ergebende Reingewinn von 131,243 ist statutenmäßig wie folgt vertheilt: zum Reserve⸗ fonds 12,752 ℳ, Tantième an den Aufsichtsrath 6376 ℳ, Tantième an die Direktion und die Beamten 13,000 ℳ, 4 % Dividende an die Aktionäre 96,000 ℳ, zusammen 128,128 und sind auf neue Rechnung vorgetragen 3115 In der Generalversammlung waren 318,600 des Aktienkapitals vertreten. Geschäftsbericht und Bilanz pro 1875 genehmigte die Versammlung ohne Diskussion und die Re⸗ visionskommission ertheilte dem Statut gemäß Decharge. Die Divi⸗ dende, auf 4 % festgesetzt, wurde genehmigt. 3

Die Bilanz der Werra⸗Eisenbahn pro 1875 führt folgende Hauptposten an Aktiva: Hauptbahn 26,873,317 (1874: 26,873,317), coburg⸗bayrische Grenze 1,908,214 (1,908,214), Ma⸗ terialien 202,574 (248,494), Kassa 377,345 (297,735), De⸗ bitoren —, zu ersetzende Kouvertirungkosten 278,056 (338,852), Effekten 581,844 (566,828), Reservefonds⸗Mehrausgabe 77,985 Passiva: Stammaktien 15,020,700 (15,020,700), Prioritäten 9,750,000 (9,750,000), noch einzuziehende 5 % Obligationen 43,800 (43,800). 1b

Stettin, 16. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Schwache Zufuhren, Wäschen gut, Preise fest, aber gegen die vorjährigen 2—5 Thlr. niedriger. Markt schnell geräumt. 1“

Paris, 15. Juni. (W. T. B.) Nach Mittheilungen aus Börsenkreisen gewinnt das Projekt einer Fusion des „Crédit foncier“ mit dem „Crédit agricole“ an Wahrscheinlichkeit.

Stockholm, 12. Juni. Aus Fahlun wird berichtet, daß der Einsturz des dortigen Kupferbergwerkes, welches einige Zeit zum Stillstand gekommen war, am 2. d. wieder mit großer Heftigkeit begonnen hat, indem der Boden der Louisen⸗Grube in den unter derselben befind⸗ lichen großen Schlund hinabstürzte, wobei auch die Wände der Tages⸗ öffnung in den neu gebildeten Abgrund fielen. Vom Freitag bis zum Sonntag fuhr mit kurzen Pausen der Einsturz an dieser Stelle fort. Ein Verlust von Menschenleben ist bis jetzt nicht zu beklagen.

Washington, 16. Juni. (W. T. B.), Wie der offizielle Be⸗ richt des landwirthschaftlichen Departements konstatirt, stellt sich der Ertrag der Baumwollenernte auf 3 % unter den mittleren Durchschnittsertrag.

Aussicht genommen sein. Cineinnati, 15. Juni.

als Präsidentschaftskandidaten Blaine, Bristow, Con⸗

sich dann ohne jede Abstimmung vertagt.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 4. bis inkl. 10. Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 237 Eheschließungen, 829 Lebendgeborene, 28 Todtgeborene, 610 Sterbefälle. 1

Das soeben erschienene IV. Heft (Oktober bis Dezember 1875 der Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus. Redigirt von dessen Direktor Dr. Ernst Engel. [Berlin 1875. Verlag des Königlichen statistischen Bureaus (Dr. Engel)] hat folgenden Inhalt: Durchschnittspreise der wichtigsten

städten der preußischen Monarchie. b für Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Rauchfutter in den Monaten Januar bis einschließlich Juli 1875, nebst einer Zusammen⸗ stellung der Durchschnittspreise im Erntejahre 1874/75. II. Detail⸗ preise in den Monaten Januar bis einschließlich Juli 1875. Die Lage der arbeitenden Klassen in Frankreich. I. Die materielle und wirthschaftliche Lage. II. Die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. III. Der geistige und sittliche Zustand der Arbeiter; von Dr. W. Stieda. Reformen des Personenverkehrs auf eng⸗ lischen Eisenbahnen; beleuchtet von einem Franzosen. Ueber die Veränderlichkeit der Luftwärme in Norddeutschland nach gleichzeitigen 25 jährigen Beobachtungen; von Dr. Gustav Hellmann. Die Hauptresultate der Grundsteuerregulirung in den Provinzen Schles⸗ wig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗Nassau, sowie im Kreise Meisen⸗ beim, verglichen mit den Ergebnissen in den alten Landestheilen und im preußischen Staate überhaupt. Die preußischen Eisenbahnen 1844, 1854, 1864, 1874. Die russische Lederindustrie. Die fran⸗ zösischen Gesellschaften zu gegenseitiger Hülfeleitung (sociétés de secours mutuels); von Dr. W. Stieda. Zur Impffrage von Dr. meod. A. Guttstadt. Die erwerbsthaͤtigen juristischen Personen im preußischen Staate, insbesondere die Aktiengesellschaften. I. Die er⸗ werbsthätigen juristischen Personen im Allgemeinen. 1. Die Gewerk⸗ schaften. 2. Die Handelsgesellschaften. 3. Die Gegenseitigkeitsgesell⸗ schaften 4. Die Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften.é 5. Die Meliorationsgenossenschaften. II. Die Aktiengesellschaften insbesondere. 1. Die Gründungen. 2. Die Schicksale der Aktiengesellschaften; von Dr. Engel. Statistische Korrespondenz.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wird vom 17. bis 24. September in Hamburg tagen. Das dortige Lokalcomité hat schon seit längerer Zeit Vorbereitungen getroffꝛn. Der Verein zählt über 2000 Mitglieder und waren auch die letzten Versammlungen n Graz und Wiesbaden hr zahlreich besucht. Das Comité erbittet schon jetzt Anmeldungen von billigen Privat⸗ logis, da die Gasthäuser bei dem erfahrungsmäßigen starken Besuch zur Aufnahme der Gäste nicht ausreichen duͤrften.

Hr. Dr. Jan ten Brink, einer der hervorragendsten nieder⸗ Literaten, hat vor Kurzem eine interessante Geschichte der Pariser Kommune unter dem Titel „De Opstand der Pro⸗ letariers“ erscheinen lassen. 8 8

Land⸗ und Forstwirthschaft. 8 Wie der „Waidmann’ vernimmt, ist in der Königlichen Oberförsterei Taberbrück, die sich durch ihren Reichthum an Roth⸗ und Rehwild auszeichnet, auf einer Treibjagd kürzlich ein männlicher Luchs geschossen worden. Nach derselben Mittheilung wurde im Winter 1872 in den Forsten des Grafen Dohna⸗Lauk bei Mühlhausen auf einer Treibjagd eine Luchsin erlegt. Beide Forste liegen etwa 8 Meilen auseinander, ganz im Westen von Ostpreußen, also weit von der russischen Grenze entfernt. Seit 1862 hatte man in Ostpreußen teinen Luchs mehr geschossen; damals aber wurde eine Luchsin im Februar bei Nassaven erlegt, in welchem Forste 30 Jahre früher auch ein Luchs geschossen sein soll. Doch liegt Nassaven hart an der russisch⸗ polnischen Grenze. Gevwerbe und Handel.

In der gestrigen Generalversammlung der Preußischen

Kreditanstalt in Liquidation, in welcher ein Aktienkapital von

kling, Morton, Jewell, Hayes und Hartrauft aufgestellt und

Lebensmittel für Menschen und Thiere in den bedeutendsten Markt⸗- I. Monats⸗Durchschnittspreise

Die „New.⸗York. Hd.⸗Z.“ spricht sich in ihrem vom 2. Juni

(W. T. B.) Die republi⸗ Jdatirten Wochenbericht über die Lage des Geschäfts folgender⸗

kanische Nationalkonvention hat in ihrer zweiten Sitzung

maßen aus: Die Gesammtsituation hat sich in dieser Berichts⸗ woche befriedigender gestaltet, insofern in den meisten Branchen leb⸗ haftere Mmnsätze zu verzeichnen sind. Wenngleich dieselben in einzelnen Stapelprodukten, wie namentlich Brodstoffen und Provisionen, zum Theil spekulativer Natur und auf die Msglichkeit des Ausbruches eines euro⸗ päischen Krieges basirt waren, so bildete doch das regere, voraussichtlich längere Zeit anhaltende geschäftliche Leben einen wohlthuenden Kon⸗ traft mit der bisherigen, manchmal an Stagnation grenzenden Stille. Im dieswoͤchentlichen Geldstand ist keine erwähnenswerthe Ver⸗ änderung eingetreten. Durchschnittsraten für call loans gegen Depot gemischter Sekuritäten stellten sich auf 2 ½ à 3 ½ % und gegen Hinter⸗ legung von Bundespapieren nicht über 20 %. Die Ansicht, daß die Abundanz des Geldstandes wahrscheinlich noch auf Monate anhält, wird durch reichliche Offerten auf längere Termine zu niedrigen Raten bestärkt, beispielsweise ist Geld auf sechs Monate nicht höher als zu 4 % unterzubringen. Die Fluktuationen des Agio's im dieswöchentlichen Goldmarkt waren ausschließlich von den politischen Nachrichten über die Vorgänge in der Türkei und deren Rückwirkung auf die Londoner Börse abhängig. Gleichzeitig mit dem scharfen Fall der Konsols avancirte das Agio am vergangenen Sonnabend von 12 ½ 13 und reagirte, nachdem sich die kriegerischen Aussichten vermindert hatten, bis Mittwoch auf 12 ⅜, um heute in festerer Tendenz à 12 zu schließen. Für gekündigte Bonds zahlte das Schatzamt 448,000 Doll. aus, für fällige Zinsen 370,000 Doll. Im Loan⸗Markt stellten sich Durchschnittsraten für den Versatz von Gold gegen das Aeäquivalent in Papiergeld à 1— 2 % p. a. Der Bundesschuld⸗Ausweis für Monat Mai ergiebt eine Verminderung von 4,617,515 Doll. 84 C. Abzüg⸗ lich des Baarbestandes belief sich das Total der Bundesschuld am 1. Juni auf 2,103,320,742 Doll. und zuzüglich der als Sub⸗ vention für die Pacific⸗Eisenbahnen ausgegebenen Bonds auf 2,167,944,254 Doll. Der Kassenbestand des Schatzamts betrug 110,295,474 Doll. Nach Abzug des Goldes und der den Banken für hinterlegte Greenbacks ausgestellten Certifikate, welche nicht cirkuliren, sondern nur für „Clearing house“ Zwecke zur Verwendung kommen dürfen, belief sich der Bestand an Papiergeld auf 9,285,708 Doll. oder ca. 4,000,000 Doll. mehr als im Vormonat. Die Spezial⸗De⸗ positen der Banken betrugen 34,385,000 Doll. oder ca. 700,000 Doll. mehr als am 1. Mai. An Greenbacks waren 370,191,705 Doll. in Umlauf, eine Abnahme von 400,000 Doll. gegen den Vormonat. An Papier⸗Kleingeld cirkulirten 37,359,474 Doll. oder ca. 3,500,000 Doll. weniger als im Vormonat, welche Reduktion aus der seit Anfang Mai begonnenen Einlösung der Ractional Currency gegen Silbergeld resultirt. Das Geschäft am Waagren⸗ und Produktenmarkt behielt in der Exportbranche im Allgemeinen seinen befriedigenden Charakter bei und auch für einzelne Importen scheint sich die weit vorgerückte Saison günstiger zu gestalten, als man noch vor einigen Wochen zu hoffen gewagt hatte. Der während der ersten beiden Tage unserer Berichtswoche sehr lebhafte Begehr für Brodstoffe ermattete später merklich, so daß höchste Preise der Woche sich nicht behaupten konnten. Baumwolle eröffnete in steigender Tendenz und war bis Mittwoch ein Avanz von ¼½ C. erzielt worden; Donnerstag trat eine scharfe Reaktion ein, der erlittene Rückgang von ½ C. wurde jedoch am Freitag wiederum eingeholt, so daß heutige Schlußnotirungen um ½ C. höher sind als vor acht Tagen. Der Waaren⸗und Produktenimport während der am 7. Mai beendeten Woche repräsentirt einen Gesammtwerth von 5,240,422 Doll. gegen 6,393,015 Doll. in der Vorwoche, eine Ab⸗ nahme von 1,152,593 Doll. ergebend. Fremde Webstoffe partizipiren am Gesammtwerth des letztwöchentlichen Imports mit 967,152 Doll. resp. mit 51,992 Doll. weniger als in der Vorwoche, während der Import diverser Produkte und Waaren um 1,100,601 Doll. geringer war. Am Waaren⸗ und Produkten⸗Export während der am 29. Mai beendeten Woche, dessen Gesammtwerth eine Abnahme von 37,593 Doll. gegen die Vorwoche aufweist, participirt Baumwolle mit 6,225 Ballen im klarirten Werth von 367,367 Doll. gegen 3,750 B. im Werth von 231,406 Doll. in der Vorwoche und 8,442 B. resp. 1,714 B. im Werth von 663,528 Doll. resp. 139,740 Doll. in der Parallelwoche beider Vorjahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

St. Petersburg, 16. Juni. (W. T. B.) Gestern Mittag brach in einem Nebengebäude der Warschauer Eisenbahn⸗ station eine große Feuersbrunst aus, durch welche die Werkstätten und mehrere Waggonschuppen vollkommen zerstört wur⸗ den. Der Schaden, welcher auf 2 Millionen Rubel geschätzt wird, ift durch Versicherungen gedeckt.

New⸗York, 14. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Hammonia“ ist hier eingetroffen. 8