1876 / 160 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Jul 1876 18:00:01 GMT) scan diff

wie einen gemeinschaftlichen Speisesaal für das Gefolge. Hinter diesen Räumen liegen die Kammern für die Dienerschaft, und an jeder Seite ein Pumpenraum zur Versorgung der Wannen⸗ bäder je nach Befehl mit kaltem, oder warmem Wasser. In dem darunter liegenden Schiffsraum sind Eiskeller, Wein⸗ keller, auch ein Reservoir zur Aufnahme von frischem Süß⸗ wasser. Die ganze innere Einrichtung wird in gediegener Ele⸗ ganz ausgeführt und alle Bequemlichkeiten enthalten, die mit so beschränkten Räumlichkeiten sich vereinigen lassen. Um den hohen Gästen an Bord eine geräumige Promenade zu gewähren, ist das Deck des Pavillons ringsum mit einem Geländer umsäumt, und von diesem Deck ein Verbindungsweg nach der großen, zwischen den Radkasten gelegenen Plattform angeordnet. Das Ersteigen des Decks des Pavillons erfolgt durch außerhalb an dem letzteren angebrachte Treppen. Fuͤr Se. Majestät ist über der Platiform noch eine besondere erhöhte Tribüne vorgesehen, von welcher Allerhöchstderselbe einen Ueber⸗ blick, namentlich bei einer Flotten⸗Revüe hat, ohne durch den Radkasten in der freien Umsicht gehindert zu sein. Ueber das Verdeck auszuspannende Regen⸗ und Sonnensegel gestatten das Verweilen auf Deck in jedem Werter. Der Oberdeck wird, der leichteren Reinigung halber, mit Wachstuchteppichen belegt, über denen in dem Kaiserlichen Zimmer Teppiche ausgebreitet sind. Das ganze Vorderschiff wird nur von den Offizieren und Mannschaften benutzt. Die in demselben gelegenen Lokalitäten werden den Reglements der Marine entsprechend eingerichtet. Die Küche für die Besatzung befindet sich im vordern Theil im ersten Zwischendeck. Der unter dem zweiten Zwischendeck befind⸗ iche Schiffsraum enthält Abtheilungen für Pulver⸗ und Granat⸗ ammern, Proviant und Schiffsinventar. Das Schiff erhält 8 Boote, darunter eine große Gig, ein legantes Dampfbeiboot, und eine zum Transport von Gepäck bestimmte Barkasse. Die einfach gehaltene Bemastung besteht aus 2 Pfahlmasten und einem leichten Bugspriet. An Besatzung erhält die Jacht 120 Mann, darunter ein Heizer und Maschinenpersonal von 44 Köpfen. Zur Armirung werden zwei 12-⸗Centimeterkanonen aufgestellt. Auch auf die äußere Erscheinung des Schiffes ist große Sorgfalt verwendet worden. 8 Der Rumpf desselben hat einen schwarzen Anstrich, und ist um ihn in der Nähe des Oberdecks eine tauartig geschnitzte vergoldete Leiste herumgeführt. Die Radkasten sind in ganz heller Farbe gehalten; jeder der⸗ selben trägt eine Kaiserkrone, während das Gallion an der Spitze mit einem vergoldeten Adler und Arabesken verziert ist.

(C. W.) Deutsche Kunst⸗ und kunstgewerbliche Aus⸗ stellung in München. (Schluß des in Nr. 157 d. Bl. ent⸗ haltenen Berichts.) Wir durchschreiten nun diesen Raum nach seiner entgegengesetzten Ecke zu und treten neben der Kolossalbüste des Kai⸗ sers Franz Joseph mit dem Vorsaal 53 in die österreichische Abthei⸗ lung, die sich in Kabinet 54 fortsetzt bis Kabinet 60. Wir sind wieder dem eigentlichen Festraum (Springbrunnengruppe) ganz nahe, treten hinein und wenden uns links um die Ecke, um in Kabinet 61 wieder bayerische Erzeugnisse, sodann in Kabinet 63— 65 österreichische

8 Industrie zu begrüßen. Mit Kabinet 66 beginnt ausschließlich süd⸗ deutsche, zumeist Industrie aus Bayern. Die Kabinete 70 —72, 77, 78, 79 - 81 dienen ausschließlich der tirchlichen Kunstindustrie, zumeist aus Bayern, doch auch einige österreichische Firmen resp. das erzbischöfliche Sekretariat in Wien vertreten. Von irgend einem dieser Kabinete gelangen wir immer in

„In Europa hat, nach einem in den „Bl. f. H. Gew. u. soz. L.“ veröffentlichten Aufsatz des Schulrath Looff in Langensalza, den reichlichsten Niederschlag die Westküste Portugals und die spanische Provinz Galicien (Coimvra jährlich 111 Pariser Zoll); dann folgt Irland, das den durch den Golfstrom noch gesteigerten Niederschlägen den Namen des grünen Erin, aber auch seine vielen Sümpfe und Torfmoore, so wie England seine dichten Nebel verdankt. Hull an der Ostküste Englands hat aber nur 17 Zoll Niederschlag. In Frankreich hat Bayonne 46, Toulon aber nur 17 ½ Zoll, Belgien und Holland haben 20 bis 28 Zoll. In Deutschland gilt im Allgemeinen das Gesetz: je weiter nach Osten, desto geringer der Niederschlag, jedoch wird dasselbe durch die Höhe der Gegend über dem Meeresspiegel und durch die Lage zu den Gebirgen bedeutend verändert. Die Niederschläge sind bedeutend größer auf Gebirgen, besonders auf dicht bewaldeten, weil diese den über sie hinwegstreifenden und sie treffenden feuchten Luft⸗ strömungen weit mehr Wärme entziehen; ferner haben die südlichen und westlichen Abhäng; der Gebirge mehr Niederschlag (und auch eine höhere Temperatur) als die nördlichen und östlichen. Nach den Mittheilungen des preußischen meteorologischen Institutes, welches 1871 die Beobachtungen von 228 Beobachtungsorten zusammengestellt hat, unter denen der Regierungsbezirk Magdeburg sehr gering, die Stadt Magdeburg gar nicht vertreten ist, schwankt der mittlere jähr⸗ liche Niederschlag in

Ostpreußen zwischen 24,5“ (Tilsit) und 18,2“ (Claußen). Mitt⸗ lerer e derschlag Lha; 8 8

estpreußen zwischen 23,1„ (Neukrug⸗Schöneck) und 17,6“ (Dan⸗ zig). M. N. 19,9“. 1t 21 „Pommern zwischen 23,4“ (Cöslin) und 18,2“ (Stettin). M. N. 4 8

M Meckenburg zwischen 23,2“ (Schöoönberg) und 14,2“ (Wustrow). .N. 18,6“. Schleswig⸗Holstein und Reichsstädte zwischen 29,6“ (Glückstadt und 1Ss (Solc) M. ,s 118. 1 Ostseeküste zwischen 28,3“ (Segeberg) und 19,2“ (Neustadt). Masfe zwis (Segeberg) (Neustadt) 1 „Posen zwischen 19,0 (Bromberg) und 18,6“ (Posen). M. N. 8

Schlesische Ebene zwischen 24,8“ (Tarnowitz) und 11,2“ (Polni ü , 20,3“. 5 g g Schlesisches Gebirge zwischen 40,1“„ (Wang) und 19,9“ (Lands⸗ krone). M. N. 25,8.g 8 1“ .. mn ö zwischen 26,3“ (Pammin) und 15,4“ (Prenzlau). .N. 20,5“. Königreich Sachsen zwischen 32,5“ (Rehefeld) und 15,8“ (Ries 1.“ bhe ysen zwis (Rehefeld) 6% (Riesa). Provinz Sachsen und Thüringen zwischen 45,4“ (Groß⸗Breiten⸗ bach) und 14,9“ (Mühlhausen). M. N. 21,8“. 8 SHarh zaischen 55,1"„ (Klausthal) und 20,2“ (Göttingen). M.

Hessen zwischen 27,9“ (Altmooschen) und 15,8“ (Schiffenberg). .N. 20,8“. Hannover zwischen 34,4“ (Norderney) und 21,2“ nnover). Westfalen zwischen 37,10 (Arnsberg) und 21,6“" (Salz) A. 8 spale - 9) 1:6˙ (Salzuflen) ldenburg zwischen 27,1 (Oldenburz) und 20,% (Wilhelms⸗ häven M. N. G 5 einland zwischen 37,8“ (Saarbrücken) und 14“" (Dürkheim). M. N. 24,1“. b Bayern, nach vur zweijährigen Beobachtungen, daher sehr un⸗ scher (FFeilchen 52,5“ (Duschlberg) und 25,3" (Altenfurth). M. N. 9 9 2). Württemberg und Hoheazollern zwischen 52,5“ (Freudenstadt im Feegebelbeeish üc 13,8“ (Ftamarzaacg) M. 8 5 un othringen zwischen 35,10 (Görsdo nd 24,0“ (Metz). M. N. 28,6“. 8 88 8 1

Das Königs⸗Husaren⸗Regiment (1. Rheinisches)

den Saal Nr. 76, der wieder reich mit süddeutschen, speziell bayerischen Industrieerzeugnissen, angefüllt ist. Wir dürfen hier nicht die an der nördlichen Seite anstoßenden Kabinete 73— 75 mit meistens bayerischen Erzeugnissen, vergessen, durchschreiten nochmals Saal 76, um die gegenüberliegenden Kabinete 82—84 mit gleich⸗ falls meistentheils Münchener Induftrie zu besichtigen und gelangen sodann in Galerie 85 mit den Seitenkabineten bis zu Nr. 88 an süd⸗ deutschen v vorbei. Wir wenden uns von Kabinet 88 östlich durch Kabinet 82 und Saal 76 rechts herum zu Kabinet 89 und 90 mit Mürchener Erzeugnissen, durchschreiten Saal 91, um zu Kabinet 92 und 93, mit gleichfalls Münchener Erzeugnissen, zu gelangen und kommen sodann mit Kabinet 94 96 zur österreichischen Industrie, welche sich im Saal 97 bis in die südlich gelegenen Kabinete 98—103 fortsetzt. Wir gehen nun wieder rückwärts durch Kabinet 102, 101, 99, um bei Kabinet 56 und 55 vorbei nochmals den sogenannten Kaiserpavillon, also öster⸗ reichische Industrie (Nr. 104, 105) zu begrüßen. Mit diesen Ka⸗ bineten schließt auch die Wanderung auf der östlichen Seite und so⸗ mit im Parterreraum des Palastes. Begeben wir uns nun in die erste Galerie, so finden wir dort die Erzeugnisse deutscher Kunst⸗ schulen, sowie auch den Anfang der Ausstellung des deutschen Archi⸗ tekten⸗Vereins, die sich in der 2. Galerie fortsetzt, woselbst auch die Ausstellung von Werken der vervielfältigenden Kunst sich befindet. Wenn man . nach dem Eintritt in die Springbrunengruppe, der eigentlichen „Festhalle“, vor der Kolossalbüste des Königs sich dreht, so erblickt man oberhalb des Portals mit seinen vier Durch⸗ gängen das große Originalbild des Direktors der Akademie zu Berlin, A. v. Werner, welches derselbe als Grundlage für den Mosaikfries am Siegesdenkmal zu Berlin entwarf. Dieser Fest⸗ raum enthält auf der rechten Seite, in Blumenparterres gestellt, Nr. 15 Professor Widmanns „Jugendlicher Hermes“, Nr. 16 Bild⸗ hauer Küfers „Ganymed, den Adler tränkend“; auf einem gleichfalls rechts stehenden Geländer sind Czarnikows (Berlin) „Nymphe, Rauschen eines Wasserfalles belauschend (Nr. 14), sowie Nr. 13 Sußmann⸗Hellborn (Berlin) „Trunkener Faun“ und Nr. 12 Schaper (Berlin) „Die Wasserprobe“ (sämmtliche 3 aus Bronze) ausgestellt. An der Kolossalbüfte Kaisers Franz Joseph von C. v. Zumbuch in Wien und des Deutschen Kaisers von Dyckerhoff u. Wiedmann in Biebrich a. Rh. vorüber, sehen wir an der vorher beschriebenen entgegengesetzten Seite wieder 3 Marmorfiguren: Nr. Henrschels (Wien) „Amor, einen Schmetterling gefangen hal⸗ tend“, Nr. 8 Kopf (Rom) Badende Kinder“ und Nr. 7 Strecker (Düsseldorf) „Loreley“; sodann nach dem Haupteingange z8. in dem Blumenparterre nochmals 3 Marmorgruppen; r. 4 Andressen (Dresden) „Gefesselte Psyche“; Nr. 5 Schmidtgruber, A., (Wien) „Brunnenfigur“ und Nr. 6 Wagmüller (München) „Mädchen mit einem Kinde spielend“. Unter dem zunächst liegenden Eingang des Portals steht Nr. 3 Rampts (Frankfurt) „Adam und Eva“, dahinter Unterkalmeisters (Wien) „Oedipus und Antigone“ (Nr. 20) und an der sehenswerthen Mannhardtschen Uhr hinweg zu den beiden Gipsgruppen Nr. 18 Zöller und Schmederer (München) Abguß des barbarinischen Fauns und unter dem Portal Nr. 17 Gamps (München) „Siegfried wäscht sich mit dem Blute des Drachen“. Es bliebe noch übrig, die Brunnengruppen zu besichtigen. An der Kolossalbüste König Ludwigs vorbei, welche aber nicht von Professor Wazmüller ist, sehen wir um den Springbrunnen 2 größere Gruppen vom Professor A. p. Kreling in Nürnberg, während die 4 kleineren (Eck⸗) Statuen von Ferd. v. Miller jun. in München modellirt sind. An der Seite gege nüber der vänfäschen Abtheilung befindet sich, zwischen Blumen fast versteckt, zunächst am Brunnen Nr. 23 eine Bronzefigur, „Knabe auf einem Delphin’, von Bildhauer Remak in Berlin. Dieser „Festplatz“ wird abgegrenzt durch mächtige Flaggenstöcke, an welchen die Wappen und betreffenden Fahnen von Preußen, Bayern, Oester⸗ reich, Württemberg, Sachsen, Baden, Hessen⸗Darmstäadt ꝛc. an⸗

Nr. 7 von der Formation des Stammregiments bis zur Gegenwart, von Adolf v. Deines, Lieutenant im Königs⸗ Husaren⸗Regiment, z. Z. kommandirt zum Generalstab. Berlin 1876 bei E. S. Mittler u. Sohn.

Das Sr. Majestät dem Kaiser und Könige dem Allerhöchsten Chef des Regiments gewidmete Werk, welchem als Titelbild das sauber und elegant ausgeführte Reiterbild Allerhöchstdesselben in der Uniform des Regiments beigegeben ist, beginnt mit der Darstellung der kriegerischen Geschichte des Schlesischen National⸗Husaren⸗Regi⸗ ments von 1813 15, aus dessen 2 Eskadrons, sowie 1 Eskadron der 1. Leibhusaren das 7. Husaren⸗Regiment am 2. März 1815 formfit wurde. Da von dem ge⸗ dachten Schlesischen National⸗ousaren⸗Regiment 387 Mann, von welchen 207 noch den Krieg mitgemacht hatten, in das 7. Husaren übertraten, während der Rest an die Garde abgegeben wurde, so be⸗ trachten sich die 7. Husaren wohl mit Recht als die Erben des Ruh⸗ mes der Schlesischen National⸗Husaren, deren Thätigkeit während der Befreiungskriege im ersten Theile des Buches geschildert wird. Am 14. April 1815 trat das Regiment zu Wrietzen a. O. zu⸗ sammen, konnte aber wegen der kurzen Dauer der Campagne nicht mehr am Feldzuge 1815 Theil nehmen, da die Friedenskunde es auf dem Marsche zum Kriegsschguplatze noch diesseits der Elbe erreichte. Nachdem es in der Provinz Sachsen noch eine Zeit lang in Kantonnirun⸗ gen gelegen, brach es gegen Ende des Jahres in seine neue Garnisonen in der Provinz Posen auf, die es unter mehrfachem Wechsel der Ort⸗ schaften bis 10. Mai 1852 behielt, an welchem Tage es nach Bonn verlegt wurde, wo es sich noch heute befindet. Dieses Garnisons eben während 37 Friedensjahren wurde allerdings durch die polnischen Auf⸗ stände von 1830 und 1848 unterbrochen, doch wurde dem Regiment keine Gelegenheit zu hervorragender Thätigkeit. Das weitaus wichtigste Ereigniß für das Reaiment bildete in der darauf folgenden Periode die Ernennung des damaligen Prinzen von Preußen Königliche Hoheit zum Chef des Regiments am 1. Januar 1857, dem Tage seines 50jährigen Dienstjubiläums als Soldat. Am 13. März desselben Jahres besichtigte der Hohe Chef zum ersten Mal sein neues Regiment; das nach dieser Besich⸗ tigung an den damaligen Commandeur des Regiments gerichtete Allerhöchste Handschreiben ist als Facsimile dem Werke eingefügt. Kurz nach der Thronbesteignng ves Königs erhielt dann das Regiment den Namen der „Königs⸗Husaren“.

Seine erste kriegerische Thätigkeit als solches entfaltete es im Feldzuge von 1866, welchen es in der Avantgarde der Elbarmee mit⸗ machte. Waren es auch keine großen entscheidenden Attaquen, sondern der aufreibende tägliche Avantgardendienst, der dem Regiment zuge⸗ fallen war, so ist die reiche Zahl der bewilligten Dekorationen wohl das beste Zeugniß für die schneidige Art, wie dieser Dienst geleinet. Ganz ähnlich war das Loos des Regiments 1870,71, wo es als Divistons⸗Kavallerie der 15. Infanterie⸗Division zugetheilt war und mit dieser an den Schlachten um Metz und später gegen die Nord⸗ armee Theil nahm. Die vortrefflichen Leistungen der Königs⸗Hu⸗ saren im Melde⸗ und Aufklärungsdienst fanden hier die verdiente Anerkennung durch den General v. Goeben, welcher denselben stets, erade weil von den Königs⸗Husaren ausgehend, einen besonderen erth beimaß. Einen Theil seines Renommés in dieser Hinsicht verdankte das Regiment dem Umstande, daß etwa 80 Einjährig⸗ Freiwillige, Reserve⸗Unteroffiziere und Vize⸗Wachtmeister fast ausschließlich Bonner Studenten in seiner Reihe standen, welche für diesen Dienst besonders geeignet waren. Neben dieser Thäaͤtigkeit hat sich aber 1870/71 wie 1866 noch Gelegen⸗ heit zu manchen kühnen Reiterstückchen geboten. Besonders geehrt wird das Regiment durch das Interesse und die Allerhöchsten Gnaden⸗ beweise, welche sein Chef demselben fortdauernd gewährt und dem Allerhöchstderselbe bei seinem alljährlichen Aufenthalt in Ems stets Ausdruck zu geben pflegt. Das Werk ist bis auf die Gegenwart ge⸗ führt und gewährt durch die frische und zugleich anregende Art der

gebracht sind 8 1 / I 1111“”“ 1 8

ten über die Commandenre des Regiments, wie aller Offiziere, welche von 1815 —75 in demselben gestanden haben, sowie Listen der Deko⸗ rirten und Ranglisten der verschiedenen Zeitperioden. 5 Karten er⸗ leichtern das Verständniß der kriegerischen Thätigkeit des Regiments.

Der 18. Kongreß für innere Mission wird vom 5. bis 7. September d. J. in Danzig abgehalten worden. Dem Programm entnehmen wir Folgendes: Am Vorabend des Kongresses, Montag, 4. September, Abends 7 Uhr, Begrüßung der Mitglieder im großen Saale des Friedrich⸗Wilhelm⸗Schützenhauses (an der Promenade). Dienstag, 5. September, Vormittags 8 Uhr, Eröffnungsgottesdienst in der Oberpfarrkirche zu St. Marien. Predigt des Herrn Kon⸗ sistorial⸗Rath Reinicke aus Danzig. Darauf erste Hauptversammlung Vormittag 10 Uhr in der Katharinenkirche; Verhandlungsthema: Was fordert die Gegenwart von uns, damit der Jugend unseres Volkes die Güter des Evangeliums bewahrt werden? (Referen Gymnasial⸗Direktor Dr. Frick aus Rinteln). Um 3 Uhr gemein sames Mittagessen. Um 5 Uhr Spezialkonferenzen: Die christlich Presse. (Referent Pastor Krummacher aus Brandenburg g. H.) die kirchliche Pflege der evangelischen Diaspora (Referent Pfarrer Sapatka aus Allenstein). 8 Uhr Abendgottesdienste von aus⸗ wärtigen Geistlichen gehalten. 9 Uhr gesellige Zusammenkunft. Mittwoch, 6. September, Vormittags 8 ½ Uhr, Spezial konferenzen: Die Dienstbotenfrage (Referent Prediger Boi aus Danzig); die christliche Kunst (Referent und Garnisonpfarrer Frommel aus Berlin). Nachmittags 4 Spezialkonferenzen: Die Sonntagsfeier (Referent Ober⸗Verwal⸗ tungs⸗Gerichtsrath v. Meyeren aus Berlin); die Fortbildungsschule (Referent Professor Freiherr v. d. Goltz aus Königsberg). 8 Abendgottesdienste, von auswärtigen Geistlichen gehalten. 9 Uhr ge sellige Zusammenkunft. Donnerstag, 7. September. Zweite Haupt versammlung Vormittags 8 ½ Uhr in der Katharinenkirche; Verhand lungsthema: Die großen Städte und das Evangelium (Referen Pastor Pank aus Berlin); Berichterstattung aus den Spezial Konferenzen. 3 Uhr gemeinsamer Ausflug in die Umgegend. 8 Uh gesellige Zusammenkunft.

Am 17. April waren es 25 Jahre, seit der Pastor Dr. Fliedner die ersten vier evangelischen Diakonissen nach Jerusalem brachte. Durch die Unterstützung weiland Sr. Majfestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. und vieler anderer Christen ist von Jahr zu Jahr die Zahl der Pfleglinge im Diakonissenhause zu Jerusalem gewachsen und mit ihnen zugleich die Zahl der Schwestern. Gegen⸗ wärtig arbeiten dort 4 Diakonissen in dem Hospital auf dem Berge Zion, wo nun jährlich 6 700 Kranke, worunter 8 Muhamedaner,

eingeweihten Erziehungshause Talitha kumi vor dem Jaffathor 110 arme arabische Mädchen.

Der fünfte Kongreß der Altkatholiken findet nach Mel⸗ dung der „Breslauer Zeitung“ in den Tagen vom 22. bis 24. Sep⸗ tember d. J. in Breslau statt.

In Neustadt⸗Eberswalde hat am 9. d. M. das fünfte bran⸗ denburgische Provinzial⸗Schützenfest begonnen. Vertreten waren 23 Städte und zwar: Berlin, Charlottenburg, Bernau, Groß⸗Schönebeck, Küstrin, Grantzow, Neustadt⸗Ebers⸗ walde, Pencun, Moabit, Prenzlau, Tempelfelde, Spandau, Stettin, Wriezen, Sommerfelde, Brüssow, Neu⸗Brandenburg, Lieberose, Strasburg i. M., Wol⸗ degk, Biesenthal, Guben, Leipzig.

Kreisen bekannte Haͤeberlinsche Bibliothek eine der kost⸗ barsten Privat⸗Büchersammlungen Frankfurts, die Frucht dee

Hrn. Ludolph St. Goar in Frankfurt a. M. über. Der Katalog dieses Bücherschatzes wird im Laufe des Monats Oktober dieses Jahres erscheinen, worauf wir die Gelehrtenkreise hiermit bereits heute schon aufmerksam machen wollen, um so mehr, als viele Werke darin vorkommen werden, die bis jetzt noch nicht in deutschen Antiquariats⸗ Katalogen figurirt haben.

(Thür. Korr.) Die 2eei sta atßtttche entwickeln sich in Thüringen in günstiger Weise. Wie aus den dem 17. Verbandstag thüringischer Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗ genossenschaften in Erfurt gemachten Mittheilungen hervorgeht, be⸗ stehen in Thüringen dermalen 125 Vorschußvereine, 61 Konsumvereine, 16 Produktipgenossenschaften, 4 Magazingenossenschaften und 4 Bau⸗

genossenschaften, in Summa 211, 16 mehr als im Vorjahre. Die

Summe der von den Vorschußvereinen im Jahre 1875 gegeben Vorschüsse wird auf 100 110 2 868 88.

blieben. eignes, 20 Millionen Mark fremdes Kapital. Im Allgemeinen ist der Stand der thüringischen Genossenschaften ein Förchans eesenfhe

Metz, 5 Juli. Man meldet ein schreckliches Unglück, welches sich gestern Abend in der Kohlengrube Spital C velchc 8

bei Carlingen ereignete. Durch eine in Folge Entzündun schlagender Wetter herbeigeführte Explosion wurden 52 Veraless verschüttet. Bis heute Morgen 6 Uhr hatte man 27 Verunglückte ans Tageslicht gefördert; die meisten davon waren todt, andere gräßlich verstümmelt. Nähere Nachrichten fehlen noch.

Trucamini, auch Lalla Rookh genannt, die Gemablin des verstorbenen Königs Billy von Tasmanien, ist in London im Alter von 73 Jahren am Schlagflusse verschieden. Sie befand sich in der Pflege von Mrs. Dandridge, welcher dafür 80 Pfd. Sterl. sährlich von der englischen Regierung bewilligt waren. Mit Lalla

v;8 9. der eingeborene tasmanische Stamm vollständig aus⸗ gestorben.

Eine Depesche aus China meldet, daß am 3. Juni die erste Strecke der Shanghai⸗Woosung⸗Eisenbahn von Shanghai nach Kangwang offiziell dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde.

Theater.

Im Gegensatz zu anderen Berliner Theatern fährt das

National⸗Theater fort, seinem Publikum eine gediegenere Kost

zu bieten. So wird die Direktion, bewogen durch die Anerkennung, welche die Aufführungen von Raimunds „Verschwender“ gefunden haben, um diese Perle aller Volksstücke auch den weiteren Kreisen zugänglich zu machen, dasselbe am Dienstag, den 11. d. M. bei be⸗ deutend ermäßigten Preisen, wie sie bei den Schülervorstellungen üblich sind, in Scene gehen lassen. Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kesselh.

Berlin:

Druck: W. Elsner.

Ddrei Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage). 8.

Darstellung ein stets wachsendes Interesse; beigegeben sind Nachrich⸗

gepflegt werden. Sieben Diakonissen erziehen in dem im Jahre 1865

Frankfurt a. M., im Juli. Die auch in weiteren literarischen

Sammelfleißes durch mehrere Generationen ging in den Besitz des 8

n Verhältnisse

auß Millionen Mark veranschlagt; die dem Verbande angehörigen 52 Vorschußvereine hatten einen Geschäfts⸗

umsatz von uͤber 190 Millionen Mark, Leider sind dieselben nicht alle von Verlusten, namentlich im Kurse der Effekten, verschont ge⸗ Das Betriebskapital der Vereine beträgt 4 Millionen Mark

4 160.

Staat und Kirche. XIV. (Vgl. Nr. 156 d. Bl.)

Warum können wir zur Ausführung der Kirchengesetze nicht mitwirken?“ ist der Titel einer neuen in diesem Jahre bei Franz Kirchheim in Mainz erschienenen Schrift des Freiherrn von Ketteler, welche sowohl die neuen Kirchengesetze und die in den kirchlichen Verhältnissen der katholischen Kirche dadurch ein⸗ getretenen Veränderungen einer ausführlichen Besprechung un⸗

irft. Grund, warum die katholischen Bischöfe Deutschlands zur Ausführung dieser Gesetze nicht mitwirken können, wird angegeben: „die neuen Gesetze stehen theils im Widerspruch mit dem katholischen Glauben, theils würden sie, wenn sie unter Mitwirkung der Bischöfe zur vollen Ausführung kämen, nothwendig in ihren Folgen zur allmaͤhlichen Auflö⸗ sung der katholischen Kirche führen. Sie entspringen

aaus einer wesentlich protestantischen Anschauung; ihre volle Ver⸗ werrklichung würde daher die katholische Kirche allmählich prote⸗

stantisiren, und die katholischen Länder protestantisch machen.“ Es ist also nichts Geringeres, als die Fortführung und Vollen⸗ dung des Reformationswerkes, was diese Gesetze nach seiner Meinung bewirken sollen.

Würde sich der Verfasser bei der Durchführung dieses Gedan⸗ kens damit begnügen, die neuen Kirchengesetze vom Standpunkt der katholischen Glaubenslehre aus zu besprechen, so könnte es an

ddieser Stelle nicht angängig erscheinen, ihm auf ein Gebiet zu

folgen, mit welchem der Staat als solcher keine Berührung hat. Aber er appellirt wiederholt auch an die Geschichte, an die Ver⸗ nunft und an den gesunden Menschenverstand, also an Instan⸗ zen, bei denen es dem Einen und dem Andern so ergehen könnte, wie dem Zauberlehrling Goethe's. Es ist eine Verkennung der Geschichte

der Gegenwart, freilich auch ein charakteristisches Agitationsmittel

der Gegner des Staates, stets den Gegensatz der religiösen Be⸗ kenntnisse zu betonen, während es doch anerkanntermaßen nicht kirchlich⸗protestantische, sondern staatliche und nationale Motive waren, welche diese Gesetze herbeiführten. Wenn „dieses moderne System der Staatsgewalt ein in der christlichen Welt bisher uner⸗ hörtes“ genannt wird, so ist die Ausbildung der Staatsidee in dem modernen Sinne dieses Wortes allerdings erst eine Errun⸗ genschaft unserer Zeit, und zwar eine ihrer größten und dem deutschen Volke besonders werth und theuer. Indessen

sshon im Mittelalter geht seit dem 11. Jahrhundert mit dem erwachenden Nationalgefühl das Bestreben Hand in Hand, den Mebergriffen der Hierarchie in die Schranken zu setzen.

Rechtssphäre des Staates Die Konkordate enthielten „im Sprach⸗ gebrauche des Mittelalters einen Triumph des Staates über die

Forderungen des Primates und der römischen Kirche, eine An⸗

sind“, so

G

8

erkennung der nationalen und staatlichen Grenzen der Papst⸗ gewalt; sie bezeichneten die Bedingungen, unter welchen die Obedienz dem römischen Stuhle geleistet oder verweigert werden konnte.“ (Vgl. drei Bücher der Geschichte und Politik von Ottokar Lo⸗ renz, im 4. Bd. der bei Th. Grieben in Berlin erscheinenden Bibliothek für Wissenschaft und Literatur.)

Die schlimmsten Folgen fürchtet die erwähnte Schrift von Art. 1 und 2 des Gesetzes, betreffend die Vorbildung und An⸗ stellung der Geistlichen; dasselbe verlangt bekanntlich, daß die Kandidaten der Theologie nach Ablegung der Maturitätsprüfung auf einem deutschen Gymnasium und nach dreijährigem Besuch einer deutschen Staatsuniversität die für ihren Beruf erforderliche allgemeine wissenschaftliche Bildung in Philosophie, Geschichte und deutscher Literatur durch eine Prüfung vor einer Staats⸗

hörde darzuthun haben. „Das Bedenkliche dieser Bestimmung, meint der Verfasser, liege nicht in der Forderung für die Theo⸗ logen, philosophische Studien zu betreiben, da kein Gebrauch in der katholischen Kirche allgemeiner sei, als der, das Studium der Theologie mit dem der Philosophie zu beginnen“, als vielmehr darin, daß „der Staat später dieses Examen noch erschweren, auf andere Fächer erweitern, oder noch andere Bedingungen für die Zulassung zu den Kirchenämtern auf⸗ stellen könnte, ohne daß die Bischöfe ein Recht des Wider⸗ spruches mehr hätten.“ Wenn der Verfasser darin eine „Ueber⸗ bürdung der Kräfte“ erblickt, die „über menschliches Vermögen hinausgeht“ und dieses doch nur die allgemeine wissenschaftliche Bildung controlirende Examen eine Aufgabe nennt, welcher die Kandidaten der Theologie „beim besten Willen nicht gewachsen nd“, zeigt er unmittelbar darauf selbst, daß es nicht eigentlich das Maaß des verlangten Wissens als vielmehr die Natur der Gegenstände und deren Behandlungsart ist, welche er fürchtet. Denn er sagt pag. 60: „statt der heiligen Schrift, der Kirchenväter, der Kirchengeschichte, statt der Schriften der großen Theologen würden die Erzeugnisse der deutschen Literatur mit ihrer vielfachen Unsittlichkeit, mit ihrer Grund⸗ richtung des Unglaubens, den sie aus der französischen Literatur des vorigen Jahrhunderts geschöpft hat, es würden die Irrwege der modernen Literatur mit ihrer realistischen Rich⸗ tung die tägliche Beschäftigung der Jünglinge werden, welche später im Namen Christi das Volk belehren sollten.“ Und überdies ist doch wohl ein Unterschied zwischen der Philosophie und Geschichte, welche in einem bischöflichen Seminar und welche auf deutschen Hochschulen gelehrt wird, und diese letztere ist es doch wohl nur, in welcher der Bischof von Mainz obwohl er darüber begreiflicherweise schweigt die katholischen Theologen nicht unterrichtet zu sehen wünscht. Wenn Herr von Ketteler endlich versichert, daß „kein Stand, selbst der der Staatsdiener nicht ausgenommen, zu jeder Zeit von politischen Umtrieben sich so fern gehalten habe, wie der katholische Priesterstand“, und deshalb „der einzige recht⸗ mäßige Grund, welchen der Staat für eine Betheiligung bei Verleihung von kirchlichen Aemtern geltend machen kann“, weg⸗ falle, so könnte diese bedingungslose Behauptung bennbet den Erfahrungen der Geschichte alter und neuer Zeit fast einen Zweifel an der Wahrheitsliebe des Verfassers erwecken; aber wir ziehen es vor, darin ein Musterbeispiel für die von ihm gewünschte Behandlung der Geschichte anzuerkennen. b-

Bosnien.

Ueber das Vilajet Bosnien bringt das „Ausland“ folgende geschichtliche Skizze. Die Volkschaften der Kroaten und Serben hatten im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts die von den Avaren

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8

infestirten Ländergebiete des alten Illiricum erobert und daselbst anfänglich unter byzantinischer Oberhoheit ihre Kralen⸗Reiche ge⸗ gründet. Im 10. Jahrhunderte ertönt zuerst aus dem Kriegslärm jener Zeiten der Name der Zupanschaft (Gaugrafschaft) „Bosna“. Anfangs von dem ferbischen Kralen⸗Reiche abhängig, inmitten zwischen den beiden benachbarten stammverwandten Reichen gelegen, unter⸗ lag dasselbe successive mehr und mehr, politisch und religiös, den Attraktionen des (bereits den westeuropäischen und römisch⸗katholischen Einflüssen erschlossenen) Königreichs Kroatien. Dieses Verhältniß er⸗ hielt noch bestimmteren Ausdruck, als König Coloman von Ungarn, nach dem Aussterben der nationalen Königlichen Dynastie im Jahre 1102, zum König von Kroatien und Dalmatien gekrönt wurde, und in dieser Eigenschaft auch den Titel eines Königs von Bosnien annahm, welchen die Könige ron Ungarn seither auch ununterbrochen bis in die neueste Zeit führten. Der Zeitraum von 940 1376 repräsentirt die Periode des geschichtlich annähernd klar gestellten bosnischen Banates, während welchem neunzehn meist nationale oder kroatische, von den ungarischen Königen bestellte Bane das Regiment geführt. Die bemerkenswerthesten dieser Bane waren: Ban Kulin (1168 1204), welcher zuerst die urwüchsigen Zustände zu ordnen, Handel und Gewerbe, dann Bergbau einzuführen begonnen. Unter ihm kamen auch versprengte Waldenser ins Land, welche von den Landesfürsten selbst offen oder insgeheim begünstigt, unter dem Namen der Bogomilen (Gottlieben) oder Catarer und Patarener alsbald festen Boden und auf alle Verhältnisse mächtigen Einfluß gewannen. Der vorletzte in jener Reihe von Banen, Stepan IV., nahm die serbische Zupanschaft „Humska“ (Zaclumia, Chelm, Chuxlm das Gebiet der heutigen Herzegowina) mit dem Gebiet von Trebinje, und verlieh dieselbe seiner Tochter Elisabeth, der Gemahlin Ludwigs des Großen von Ungarn, als Mitgift. Sein Nachfolger Stepan Tvrtko, 1357, verfolgte die Erwerbungen des Vaters auf Kosten des seinem (mit der Schlacht am Amselfelde 1389 bestegelten) Verfalle entgegen⸗ eilenden serbischen Czarenreiches. Er nahm das Fürstenthum Ras⸗ cien, die Wiege des Serbenreiches (welches demselben auch zu Zeiten seinen Namen geliehen), dann die Zupanschaften Uzica und Valievo im heutigen Fürstenthum Serbien, nebst anderen Gebieten, und ver band dieselben mit dem eigentlichen Bosnien. Mit also vermehrter Macht und im Innern geordnet, ließ sich Stepan Tortko im Jahre 1376 durch den katholischen Primas aber im griechisch⸗orientalischen Kloster Milosevo in Rascien zum Könige krönen und auch dies nicht ohne vorher die Gutheißung des ungarischen Lehensoberherrn eingeholt zu haben. Er nannte sich „Stepan Torko I., von Gottes Gnaden König von Serbien, Bosnien und Primorje“ (das Küstengebiet an der Narentamündung). Nach dem Tode König Ludwig des Großen von Ungarn zog er das ungarische Krongut Humska wieder ein und nahm überdies nebst mehreren kroatischen Distrikten (die heutige Krajna, türkisch Kroatien) insbesondere auch den größten Theil von Dalmatien, mit Ausnahme der damals bereits in die Hände der Venetianer gelangten Seeplätze Zara und Sebenico, in Besitz. Es war dies die Periode der größten Machtstellung und historischen Be⸗ deutsamkeit von Bosnien. Stepan Tortko starb im Jahre 1391. Thronstreitigkeiten, Schwäche und Wankelmüthigkeit der Könige, Verrath und Unbotmäßigkeit der großen Parteiungen und Reli⸗ gionshader erschütterten alsbald alle Verhältnisse des Lan⸗ des. Der vierie König, Stepan Tomas (1440— 1460) zwi⸗ schen ungarischen, römischen und türkischen Einflüssen schwankend, im Innern machtlos, mußte eine bereits höchst prekär gewordene Existenz um den Preis eines schimpflichen Tributs an die Türken erkaufen. Unter diesem Könige geschah es insbesondere auch, daß der Lehns⸗ träger des Gebietes von Humska, Stepan Kozaric, der Botmäßigkeit seines bosnischen Oberherrn sich entzog und unter die Lehnshoheit des deutschen Reichs begab (1414), wofür demselben vom Kaiser Friedrich IV. der Herzogstitel verliehen wurde. Dies ist also auch der Ursprung der noch heutzutage landläufigen Benennung dieses Gebietes: Herze⸗ gowina, das Land des Herzogs. Herceg Stepan unterwarf sich überdies auch die Fürstenthümer Rascien und Trebinje, nebst einigen Gegenden von Dalmatien und Beöosnien. König Stepan Tomas wurbe 1450 von seinem Sohne er⸗ würgt. Tomasevic bestieg gleichwohl den durch Vatermord befleckten Thron. Unter diesem Könige brach das Verderben völlig über das Land herein. Schon im Jahre 1463 von der Rache dür⸗ stenden Witiwe des ermordeten Königs herbeigerufen, erschien der Sultan Muhamed mit Heeresmacht in Bosnien, und vor ihm ver flog der Schrecken. Der König und die Großen ergaben sich mittelst Kapitulation. Als aber die festen Plätze und Burgen ihre Thore geöffnet hatten, erklärte der Sultan die Kapitulation für null und nichtig. Der König mit Hunderten von Edlen (was nicht zum Koran schwur) wurde hingerichtet, eine ungezählte Menge Volkes wurde in die Sklaverei geführt, das ganze Land verheert und als Pro⸗ vinz erklärt. Die Periode des bosnischen Königthums hatte also 87 Jahre gedauert. Der Herzegowina, schon früher in geheimen Bündnissen mit dem Sultan, fristete noch 20 Jahre unter tributären Fürsten aus dem Hause Herceg Stepans eine prekäre Existenz. Im Jahre 1483 wurden auch diese vertrieben und das Land mit Bosnien vereinigt, in welchem Vervande es sich noch heutzutage befindet. Die Könige von Ungarn hatten sich, wie bereits zuvor erwähnt, schon seit König Coloman (1102) als die legitimen Lehensoberherren der bos⸗ nischen Ländergebiete betrachtet und ihre Hoheitsrechte zu Zeiten auch thatsächlich und wirksamst ausgeéübt. Sultan Muhamed hatte daher mit seinem Heere Bosnien noch nicht völlig geräumt, als König Mathias Corvinus mit Heeresmacht erschien, um diese alte Apartinenz der hei⸗ ligen Stephanskrone dem Erbfeinde zu entreißen. Er drang siegreich bis gegen Serajevo und eroberte den ganzen Norden und Westen des eigent⸗ lichen Bosnien mit mehr als siebenzig festen Plätzen und Burgen, welche auch binnen einem Zeitraume von vierundsechzig Jahren unter unablässigen schweren Kämpfen erfolgreich behauptet wurden. Als aber die Verhältnisse in Ungarn selbst nach der verhängnißvollen Schlacht bei Mohacs (1526) in ihren Grundfesten wankend gewor⸗ den, mußten auch die ungarischen Besitzungen in Bosnien aufgegeben werden. Und somit datirt die unbeschränkte türkische Herrschaft über Bosnien und dessen Nebenländer eigentlich erst seit dem Jahre 1527. Die Verhältnisse des Landes wurden nunmehr nach dem Systeme der osmanischen Eroberung eingerichtet. Aller Grund und Boden wurde dreifach getheilt: für den Sultan, die Moscheen (Vakuf) und den Adel. Was nicht zum Islam schwur, ward Raja (Heerde), der Knechtschaft verfallen. Ein Vezier herrschte als Stelpvertreter des Sultans mit unbeschränkter Machtvollkommenheit. Der Adel, die Begs, Spahis und Agas, wurde mit enormen Prärogativen aus⸗ gestattet. Die Einrichtungen dieses Adels fußten zumeist auf dem Prinzip der Wehrhaftigkeit, des Krieges in nächster Uebereinstimmung mit den analogen Verhältnissen des Lehenswesens im Königreiche Ungarn. Mit dem Karlovicer, dem Passarovicer und Belgrader Fenr (1699, 1718, 1737) wurden die Territorialverhältnisse von osnien nach vielfältigen Wechselfällen in den Stand gesetzt, wie sie sich noch heutzutage befinden. Seither waren es zumeist die Rück⸗ wirkungen der successiven Emancipation der Fürstenthümer Montenegro (seit 1706) und Serbien (seit 1800), welche auf die inneren Verhalt⸗ nisse der bosnischen Ländergebiete wesentlichen Einfluß nahmen, und insbesondere den muhamedanischen Adel, die gesammte wehrhafte muha⸗ medanische Bevölkerung sehr oft und bis in die jüngste Zeit zu lang⸗ wierigen Fehde⸗ und Kriegszügen in Bewegung zu setzen pflegten. Das Jahr 1826 ist in der Geschichte des türkischen Reiches besonders markant gekennzeichnet durch die Aktionen, womit Sultan Mahmud

die Anbahnung des Ueberganges zu europäischen Staatsformen zu

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J. 1876

inauguriren gedachte, und welche mit der Vernichtung der Janitscharen ihren Anfang genommen hatten. Diese Reformbestrebungen stießen in Bosnien mehr als in jedem anderen Theile des türki⸗ schen Reiches auf erbitterten Widerstand der muhamedani⸗ schen Bevölkerung, so zwar, daß namentlich die Geschichte der nächstgefolgten fünfundzwanzig Jahre eine fast ununter⸗ brochene Serie von mehr oder weniger umfassenden und nach⸗ haltigen Auflehnungen und Revolten repräsentirte, in welcher die Autorität der Centralregierung nicht selten den Kürzeren zu ziehen ge⸗ nöthigt war.

Nr. 27 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“ herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allge meine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Finanzwesen: Goldankäufe Seitens der Reichsbank Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen Uebersicht über die bis Ende Mai 1876 für Rechnung des Deutschen Reichs zur Einziehung gelangten Landes⸗Silber⸗ und Kupfermünzen. Militärwesen: Ermächtigung eines Arztes in San Francisco zur Ausstellung von Untauglichkeits⸗ ꝛc. Zeugnissen für Militärpflichtige ir Kalifornien. Zoll⸗ und Steuerwesen: Beiordnung eines Reichs⸗ bevollmächtigten und von Stations⸗Controleuren. Marine und Schiffahrt: Quarantänevorschrift. Eisenbahnwesen: Eröffnung der Bahnstrecken Wriezen⸗Letschin, Weimar⸗Gera, Waltershausen⸗Friedrich⸗ roda. Konsulatwesen: Ernennungen ꝛc. Die Nr. 51 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 2. Juli 1876: Beschränkung des Gebrauchs der Packetleitzettel; vom 4. Juli 1876: Außerkrafttreten der mit dem Ministerium für Lauenburg getroffenen Vereinbarung wegen Zahlung einer Porto⸗Bauschsumme.

Statistische Nachrichten. 8 Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem kürzlich herausgegebenen Heft II. Abtheilung 1 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1876 u. a. verschie⸗ dene Uebersichten über die Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Deutschen Reiche während des Jahres 1874. Danach sind im gedachten Jahre im Deutschen Reiche 400,282 Ehen geschlossen worden. Vergleicht man diese Zahl mit den Ergebnissen der beiden Vorjahre, so zeigt sich eine beme kenswerthe Abnahme der Eheschließungen. Dieselben haben sich näm. lich gegen das Vorjahr um 15,767 gegen das Jahr 1872 um 23,618 vermindert. Diese Abnahme, welche noch bedeutender erscheint, wenn man die inzwischen eingetretene Vermehrung der Bevölkerung in Be⸗ tracht zieht, kann nicht wohl dem Umstande zugeschrieben werden, daß in den Vorjahren viele wegen des Krieges aufgeschobene Ehen geschlossen worden wären, da dies im Jahre 1873 nur noch in sehr g ringem Maße der Fall gewesen sein wird. Vielmehr muß die Abnahme gegen 1873 hauptsächlich auf Rechnung der ungünstigen wirthschaftliche Verhältnisse gesetzt werden. Geboren wurden im Jahre 187 im ganzen Reiche 1,752,273 Kinder; dies ergiebt gegen die Jah 1872 und 1873 eine Zunahme von 60,046 bez. 36,990 Kindern oder 3,5 bez. 2,2 %. Die Vertheilung der Geborenen auf die beiden Ge⸗ schlechter war in allen drei Jahren fast ganz übereinstimmen Während in den Jahren 1872 und 1873 auf 100 Mädchen 106,2 be 106,1 Knaben geboren wurden, stellte sich das Verhältniß der Knaben⸗ zu den Mädchenzeburten im Jahre 1874 auf 106,3 %. Die Zahl der Todtgeborenen belief sich 1874 auf 69,536, so daß sich gegen die Vorjahre 1873 und 1872 eine Zunahme von 2370 bez. 3346 Todtgeburten ergiebt. Auch das Verhältniß der Todtgeburten zu den Geburten überhaupt hat sich seit dem Vo jahre ein wenig gesteigert, da in den Jahren 1872 und 1873 von 100 Geborenen 3,92 und 3,91, in 1874 dagegen 3,97 todt zur We kamen. Das männliche Geschlecht war bei den Todtgeborenen b weitem stärker vertreten, als bei den Geborenen überhaupt. Während der Knabenüberschuß bei den Geborenen 6,3 % betrug, erreichte er bei den Todtgeborenen 29,7 %, in den Vorjahren 29,5 und 29,8 %, und während in den J. 1872— 74 auf 100 Geborene bei dem weib⸗ lichen Geschlecht nur 3,51, 3,52 und 3,58 Todtgeborene kamen, betrug dieser Prozentsatz beim männlichen Geschlecht 4,29, 4,9 und 4,35. Die Zahl der unehelich Geborenen hat im Jahre 1874 gegen die der Vorjahre abgenommen. Sie sank von 158,268 in 1873 auf 152,013 in 1874 und in ihrem Verhältniß zu den Geborenen überhaupt von 9,23 % auf 8,68 % herab. Die Sterbefälle endlich betreffend, sind im Jahre 1874 im ganzen Reiche mit Einschluß der Todtgebo⸗ renen 1,191,694 Personen gestorben. Vergleicht man diese Zahl mit den Ergebnissen der Vorjahre, so ergiebt sich das für 1874 günstige Resultat, daß die Zahl der Sterbefälle gegen 1873 um 49,765 oder 4,1 % und gegen 1872 um 69,228 oder 5,5 % Svhsedeeeere⸗ ist. Nicht unerheblich verftärkt wird dieses Resultat noch, wenn man da⸗ bei die seit 1872 eingetretene Bepölkerungszunahme berücksichtigt. Hält man die günstige Sterblichkeit des Jahres 1874 mit der ebenso günstigen Geburtenfrequenz desselben zusammen, so ergiebt dasselbe für das Deutsche Reich einen ganz beträchtlichen, na⸗ türlichen Bevölkerungszuwachs. Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen beziffert sich auf 560,579 Köpfe, und übersteigt den der Vorjahre um 86,755 bez. 129,274 Personen. So günstig wie bei beiden Geschlechtern zusammen war die Sterblichkeit des J. 1874 auch bei jedem Geschlecht insbesondere. Vom männlichen Geschlecht starben in diesem Jahre 23,714 Personen weniger als in 1873 und 28,009 weniger als in 1872, während die entsprechenden Differenzen beim weiblichen Geschlecht sich zu Gunsten des Jahres 1874 auf 26,048 bez. 41,224 Personen stellen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Unter den neuesten Architekturwerken der Refidenz nimmt das von Hitzig im modernisirten griechischen Stil erbaute Reichsbank⸗ Institut unstreitig einen hervorragenden, wenn nicht in gewisser Hin sicht den ersten Rang ein. Edel und imposant steigt der gewaltige Bau aus seinem Fundament empor, eine Zierde Berlins und zugleich ein würdiges Monument der durch Schinkel begründeten Architektur⸗ richtung. Wohl nur wenige geschäftige Passanten gehen achtlos daran vorüber, die meisten können nicht umhin, einen bewundernden Blick auf das Gebäude selbst und seine Ornamentik zu werfen. Um letz⸗ tere hat sich namentlich Professor Franz verdient gemacht durch eine sinnige Komposition, welche in Sandstein ausgeführt, seit wenigen Tagen das Risalit über dem Hauptportal schmückt. Es ist das Symbol des Instituts in freier plastischer Darstellung. Um eine majestätische Germania, welche den rechten Arm auf das mnse Reichswappen stützt und in der linken Hand das Schwert hält, gruppiren sich: links ein Maschinenbguer als Repräfentant der Industrie, neben demselben eine Jungfrau mit den Emblemen der Landwirthschaft, rechts als Vertreter des Handels ein Kaufmann, neben welchem ein in einem Nachen stehender Zenging die Schiffahst darstelt und de Grunge h.

schließt. Sämmtliche Gestalten haben mehr als doppelte Lebens⸗ größe und tragen antike Gewandung. Diese Komposition ist so klar und druͤckt die sie belebende Idee so unmittelbar aus, daß wohl Nie⸗ mand über ihre Bedeutung in Zweifel geräth. Was die künstlerische

Behandlung anbelangt, so ist zunächst die schöne Harmonie des En⸗

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