1876 / 163 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Jul 1876 18:00:01 GMT) scan diff

In der ethnographischen Abtheiluns des Neuen Mu⸗ seums hierselbst sind gegenwärtig die Erwerbungen aufgestellt, welche die deutsche Expedition an der Loangoküste zu machen Gelegenheit hatte. Vernehmlich fesseln die mannigfachen Waffen die Blicke des Beschauers, unter diesen besonders die kurzen, sogenannten Schilf⸗ klingen in Scheiden, mit Eidechsenhaut überzogen. Außerdem finden sich unter jenen Gegenständen noch Wurfmesser, Dolche und eine charakteristische Art von Armbrüsten, aus denen vergiftete Holzpfeile verschossen zu werden pflegen. Die ausgestellten rohen Feuer⸗ gewehre sind aus Europa eingeführt, während die dazu ge⸗ hörigen Pulverbüchsen und die Munitionen von den Ein⸗ geborenen herrühren. Die bekannte hochcylindrische Trommel fehlt auch hier nicht; neu und eigenthümlich ist dagegen eine 2 Meter lange, bootförmig aus einem Baumstamm geschnitzte, an beiden Enden aufgehängte Signaltrommel. Sehr zahlreich sind die für den Lebensbedarf bestimmten Gefäße, wie Kalebassen aus Flaschenkürbissen, Becher und Eimer aus Bambusstämmen, geschmack⸗ voll verzierte Kannen, Krüge und sonstiges Kochgeschirr, Mattengeflechte, Körbe und zierliche Holzlöffel. Auch Tabaks⸗ und Hanfpfeifen, sowie Tabaksdosen fehlen nicht. Die Kleidungsstücke sind von der einfach⸗ sten Art, meistens Schurzfelle, aber nicht ohne Kunstfertigkeit herge⸗ stellt; namentlich zeigen die aus Bast gewebten Mützen gefällige Muster. An Schmuckgegenständen sind Gürtel, Nadeln, Kämme, Polirhölzer für die Zähne, Ringe aus Elfenbein, Halsgehänge, Kupfer⸗ und Mes⸗ singringe für die Arme und die Fußkaöchel zu nennen. Die Würden⸗ träger in jenen Landen bedienen sich reich verzierter Stöcke, von denen einige Prachtexemplare aufgestellt sind. In verschiedenen Formen ist auch das Scepter vertreten. Die 40 ausgestellten, abschreckend rohen Fetische vermögen einen ungefähren Einblick in die religiösen Vor⸗ stellungen sjener Bewohner zu geben. Auch auf einige Stücke der gefürchteten giftigen Kassarinde, wie sie bei Gottesurtheilen angewandt wird, möchte aufmerksam zu machen sein. Interessant sind auch die aus Geweihenden gefertigten Schröpfapparate, die Blassaiten⸗Instru⸗ mente und die sogenannten Marimbas, sowie die für die Bearbeitung der konstruirten Apparate, wie Schmelztiegel, Blasebälge u. dergl. 8

Der „Kunstverein zu Magdeburg“ bezweckt, wie ähn⸗ liche Vereine, die Kunst sowie den Kunstsfinn in möglichst weiten Kreisen dadurch zu fördern, daß den Künstlern Gelegenheit zur Be⸗ kanntmachung ihrer Werke gegeben, den Kunstfreunden die Beschauung und Erwerbung neuer guter Kunstwerke erleichtert und ihnen durch Gründung und Erweiterung eines Museums ein dauernder Kunst⸗ genuß bereitet wird. Zu Erreichung des letzteren Vorhabens sollen (Generalversammlung vom 27. Mai 1858) alle zwei Jahre 1000 Thlr., sofern diese Summe aus den erhobenen Eintrittsgeldern der zu ver⸗ anstaltenden Ausstellungen nach Abzug der Kosten übrig bleibt, ver⸗ wandt werden. Dem neuesten (20.) Bericht über die Wirksamkeit des Vereins, erstattet für die Jahre 1873 und 1874, entnehmen wir, daß in beiden Jahren Ausstellungen veranstaltet worden, von denen die erstere, da gleichzeitig die Wiener Weltausstellung eröffnet wor⸗ den, nur 399, die letztere dagegen 578 Nummern, unter ihnen bedeu⸗ tende Werke, aufwies. Ueber die Wirksamkeit des Vereins seit sei⸗ nem Bestehen ist hervorzuheben, daß von 1836 bis 1858 im Ganzen ungefähr 30,439 Thlr. von Privaten und 45,268 Thlr. vom Verein zum Ankauf von Kunstwerken verwendet worden sind. Da 11 Aus⸗ stellungen in dieser Zeit abgehalten wurden, so ergiebt sich aus jener älteren Periode für jeden zweijährigen Cyklus im Durchschnitt ein Umsatz von 2767 Thlr. durch Peivatankauf und von 4115 Thlr. durch Ankauf des Vereins. In der Folgezeit, wo alljährlich Ausstellungen veranstaltet wurden, stiegen jene Summen bis zum Jahre 1872 für jeden zweijährigen Zeitraum durchschnirtlich auf 5766 Thlr. und 4688 Thlr. In den beiden Jahren 1873 und 1874 dagegen wurden Kunstwerke zum Gesammtpreise von 18,210 Thlr. angekauft, wovon auf den Ankauf durch Private 14,426 Thlr. entfallen. Diesem günstigen Resultate gegenüber ist indeß eine fort⸗ währende Verringerung der Mitgliederzahl zu beklagen. Im Jahre 1864 belief sich die Zahl der Aktien noch auf 1135, 1872 war sie auf 914 gesunken und inzwischen sind wiederum viele Mitglieder ausgeschieden; Ende 1874 waren nur noch 866 Aktien vergeben. An Ge⸗ winnen gelangten bei der letzten, am 27. Mai 1874 abgehaltenen General⸗ versammlung 18 zum Theil werthvolle Oelgemälde, sowie eine An⸗ zahl Kupferstiche, Photographien, Oeldrucke und Radirungen zur Ver⸗ loosung an die Mitglieder. Die Rechnung schlicßt für die Jahre 1873 und 1874 in Einnahme mit 12,769 Thlr., in Ausgabe mit 9915 Thlr. ab. Ein jährlicher Beitrag von 2 Thlrn. berechtigt zur Mitgliedschaft des Vereins. Das Direktorium bestand bei Ausgabe des letzten Jahresberichtes aus den Herren Ober⸗Bürgermeister Hassel⸗ bach (Vorsitzender), Bürgermeister a. D. Grubitz (Stellvertreter), Stadt⸗ und Kreisrichter Weichsel (geschäftsführendes Mitgli. d), Kauf⸗ mann M. Schubart, Kaufmann R. Engel, Direktor Dr. Holzapfel, Kaufmann Josti. 8

Dortmund, 10. Juli. Wie im vorigen Jahre in Soest, so feierte gestern hier der Hauptverkand der west fälischen Krieger⸗ und Landwehrvereine sein zweites Bundesfest. Der Verband, welcher zu Anfang des abgelaufenen Vereinsjahres 43 Vereine um⸗ faßte, zaͤhlt deren gegenwärtig 76 mit zusammen rund 14,000 Mit⸗ gliedern. Auf dem Bundesfeste waren Krieger⸗ und Landwehrver⸗ eine aus folgenden Orten vertreten: Aplerbeck, Asseln, Aunen, Barop, Beckum, Bielefeld, Brakel, Burgsteinfurt, Camen, Dortmund, Dorstfeld, Eichlinghofen, Ferndorf, Grüne, Hohensyburg, Hamm, Hörde, Holzwickede, Hombruch, Huckarde, Ibbenbüren, Kirch⸗ börde, Lippstadt, Lohne, Lünen, Lütgedortmund, Leer, Limburg, Marten, Minden, Meschede, Münster, Neuenrade, Rhynen, Soest, Sassendorf, Schüren, Somborn, Unna, Uentrop, War⸗ burg, Werl, Wellinghausen, Wellinghofen, Wirten, Werdohl. Zwischen 11 und 12 Uhr traten dann sämmtliche Vereine an und ord⸗ neten sich zu dem großen Festzuge. In vier Treffen zu je 1000 Mann marschirten dieselben durch die Straßen, jedes Treffen gefuͤhrt von einer Kapelle. Etwas nach 1 Uhr erschienen die Ehrengäste, geführt von dem Präsidenten des Verbandes, auf dem Platze, unter denselben der kommandirende General des VII. Armee⸗Corps, General der Ka⸗ vallerie Graf zu Stolberg⸗Wernigerode, der Commandeur der 13. Di⸗ vision, General⸗Lieutenant Stein v. Kaminsky. Eine Ansprache des Hrn. Harz⸗Dortmund beantwortete der kommandirende General v. Stolberg⸗Wernigerode. Die Feier endete mit Festtafel der Kame⸗ raden und sraͤylichem Volksfeste am Fredenbaum. An der Festtafen brachte der kommandirende General den ersten Trinkspruch auf S Majestät den Kaiser und König aus.

Unter den Schriften, welche über Serbien in neuerer Zeit er⸗ schienen sind, geben hauptsächlich die Werke Dentons (London 1862) und Ubicinis (Paris 1865), sowie die von F. Kanitz in Wien 25 gegebenen bistorisch⸗ethnographischen Reisestudien (Leipzig, Fries, 1868) eine eingehende und ausführliche Auskunft.

ahrend die Schrift von Denton sich jedoch auf die Darstellung der ser⸗ bisch⸗orthodoxen Kirche beschränkt, giebt F. Kanitz eine umfassende Schilderung des Landes und seiner Bewohner, seiner Geschichte und Denkmäler des Volks⸗ und Städtelebens, sowie der Entwickelung seiner sozialen, 1ee. kirchlichen und militärischen Ver⸗ hälinisse. Der Verfasser hat die sämmtlichen 17 Kreise des Landes in den Jahren 1859—68 bereist.

An der Donau, Save und Morava, zwischen der Drina und der Sumadia dichten Forsten, von der Rtany Pyramide bis zum Gipfel des Copaonik suchte der Verfasser, wie er in der Vorrede mittheilt, das Serbenvolk auf. Er beobachtete dessen Charak⸗ ter, seine Sitten und Gebräuche, lauschte seinen Sagen und Gesängen und studirte dessen GSeS Zustände. Durch die auf anderen Forschungsreifen im oöͤsterreichischen Serbien, in der Herzego⸗

wina, in Montenegro und Bulgarien gewonnenen Vergleiche bestrebte er sich andererseits einen möglichst vorurtheilsfreien Maßstab, für dessen Kulturfortschritte, Bestrebungen und Aussichten zu gewinnen.

Das vorliegende Werk enthält die Früchte dieser Reisen des Verfassers in Serbien. Seine fünf ersten Abschnitte: I. Branicevo und Sumadia, II. zwischen Save, Drina und Kolubara, III. in Serbiens Südwesten, IV. vom Ibar bis zur Nisava, V. vom Timok an die Save, geben am Faden der im begleitenden Kärtchen eingezeichneten Routen und erläutert durch 60 Original⸗Illustrationen von des Autors Hand dessen Reise⸗Eindrücke und Erlebnisse, sowie zahlreiche neue Beiträge zur Geschichte, Archäologie und Ethnographie der Serben, Bulgaren, Romanen und Macedo⸗Vlachen.

Der VI. Abschnitt „Staat und Gesellschaft“ soll aber in seinen zwölf Kapiteln: Geographie und Kartographie, Geschichte, Ethno⸗ graphie, Staatsrecht und Verwaltung, Heer, Kommunikationen, Land⸗ wirthschaft und Gewerbe, Finanzen, Handel, Bergbau, Juftiz, Kirche, Unterricht, Literatur, Poesie, Theater, Musik, Baukunst, Skulptur, Malerei, mit sorgfältiger Benutzung der bezüglichen Literatur, nament⸗ lich aber auf Grundlage eigener Forschungen ein bisher unversucht gebliebenes, umfassende Aufklärung gewährendes Bild des Landes, in Vergangenheit und Neuzeit, bis zum Jahre 1868 bieten.

Die Festung Widdin ist einer 1e1e as Punkte des Kriegs⸗ schauplatzes, welche augenblicklich das meiste Interesse in Anspruch nehmen. Die fortifikatorische Anlage und Profilirung von Widdin gehört der „Presse“ zufolge zu den stärksten, welche in türkischen Festungen zu finden sind. Widdin liegt auf einer sanften Terrain⸗ welle und dominirt also nicht nur die Donau und das walachische Ufer, sondern auch die sumpfigen Weideflächen gegen Westen, auf welchen jetzt, serbischen Nachrichten zufolge, die Timok⸗Division vor⸗ zurücken gedenkt. Die meisten fortifikatorischen Bestandtheile Widdins dürften aus der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts herrüh⸗ ren; überdies sind Zubanten fast aus allen Perioden der Kriegsbau⸗ kunst wahrzunehmen. Die Umfassung zählt acht Bastionen mit ungedecktem Mauerwerk, davor einen drei Klafter tiefen, neun Klafter breiten, repetirten Graben, der auf die Tiefe von zwei Klafter inundirt werden kann. Ebenso kann das gegen Westen vorliegende, durch einen niederen Erdwall und Graben abgegrenzte Terrain vor dem Glacis in wenigen Stunden über⸗ schwemmt werden. Der Umriß ist zum größten Theil kasemattirt; der gedeckte Weg palissadirt; dieser wie das Vorfeld des Glacis unter⸗ minirt. Die Kämpfe, welche seit zweihundert Jahren um Widdin geführt wurden, zeigen am deutlichsten, wie schwer den Serben eine erfolgreiche Belagerung dieses festen Platzes werden dürfte. Im Jahre 1689, da Widdin noch als Veste in primitivster Form be⸗ stand, wurde sie nach kurzer Belagerung von dem Markgrafen von Baden erstürmt und in besseren Vertheidigungszustand versetzt. Im Jahre 1737 erschienen Feldmarschall Khevenhuͤller und Herzog von Lothringen mit 20,000 Mann Infanterie und Kavallerie vor Widdin. Die Einnahme scheiterte an den heldenmüthigen Vertheidigern, nicht minder an der Lässigkeit des österreichischen Feldmarschalls. Im russisch⸗türkischen Kriege im Jahre 1828 wußte sich Widdin selbst gegen die unter General Geismar glücklich operirenden Russen und trotz der Nieder⸗ lage bei Bojeleschti zu halten. Noch glänzender zeisten sich die türkt⸗ schen Vertheidiger im letzten russisch⸗türkischen Kriege 1853, da Omer Pascha in Widdin kommandirte und Jsmail Pascha den Brückenkopf von Kalafat innehatte. Alle Versuche der Russen, Kalafat zu stür⸗ men und Widdin zu bedrohen, blieben erfolglos. Am 6. Januar 1854 brachten die Tscherkessen und Baschi⸗Bozuks unter Achmed Pascha die Russen zum Rückzuge aus den Verschanzungen des Dorfes Tschetate bei Kalafat und bis zum Juni desselben Jahres, da die Russen den einrückenden Oesterreichern weichen mußten, wurde kein Versuch gewagt, sich Wioddins oder seines Brückenkopfes Kalafat, noch der dazwischen liegenden befestigten Inseln zu bemächtigen.

Ueber die Bedeutung des Hafens von Klek, der seit dem 11.

für die Ausschiffung türkischer Truppen gesperrt ist, theilt die „N. fr. Pr.“ Folgendes mit: Der türkischen Operationsarmee in Bosnien und der Herzege aine stehen nur zwei Straßen zur Verfügung, auf welchen ie ihre Verbindungen mit ihrer Kriezsbasis, dem Süden des türkischen Reiches, erhalten kann. Die eine Straße führt durch das Paschalik Novibazar, das gleich einer neun Meilen brei⸗ ten tuͤrkischen Gebiets⸗Landenge einerseits Serbien von Monte⸗ negro trennt und andererseits die Herzegowina und Bosnien mit der Haupt⸗Länderstraße der europäischen Türkei verbindet. Dee Passage durch diesen neun Meilen breiten und beinahe ehenso langen Gebietsstreifen ist sedoch von vielen Zufälligkeiten abhängig, dena ab⸗ esehen davon, daß feindliche Streifcorps die Zuzüge an Proviant, lunition u. s. w., welche für Moukhtar Paschas Truppen bestimmt sind, leicht aufheben können, ist es auch sehr wahrscheinlich, daß es im Verlaufe des Krieges den wontenegrinischen und serbischen Ban⸗ den vielleicht doch gelingen wird sich die Hand zu reichen und die Kommu⸗ nikationen von Mitrovitza (der Endstation der Bahn von Salonichi) nach Sarajewo zu unterbinden. Diese Gefahr ist für den Moment allerdings beseitigt, nachdem die Türken vier ser⸗ bische Kolonnen, welche unter Zach, Czolak Antics, Ducie und Ilitsch bei Javra, Novibazar, Neva⸗Varos und Jarinje auf türkisches Gebiet dringen wollten, zurückgewiesen haben. Dieser Versuch wird jedoch wiederholt werden und, wenn von Montenegro unterstützt, wahrscheinlich auch gelingen. In diesem Falle wäre dann der Hafen von Klek der einzige Punkt gewesen, woher die Armee Moukhtar Paschas die Mittel zur Vertheidigung bezogen hätte, abge⸗ sehen davon, daß auch im gegen wärtigen Momente der Seeweg von Konstantinopel nach Klek der Route über Novibazar wenigstens für Munitions⸗ und Provianttransporte mit Rücksicht auf die Sicherheit und Raschheit der Verbindung vorgezogen worden ist.

Das „Journal des Débats“ veröffentlicht einen längeren Artikel über die Gründung und jetzige Lage des Suezkanal⸗ Unternehmens, dem wir Folgendes entnehmen: d.

„Man hat die politische und internationale Wichtigkeit der Er⸗ werbung von 176,000 Aktien, welche vordem dem Khedive gehörten Seitens Englands sehr übertrieben. Die englischen Blätter waren einige Zeit außer sich vor Freude über diesen gelungenen Coup, die französischen fahen es wie eine Niederlage für Frankreich an, nichts war falscher und bedauerlicher als diese Auffassung. Die Regelung der ägyptischen Schuld, welche allerdings zuerst Aegypten selbst, dann aber auch die französischen und englischen Gläubiger interessirt, hat darunter gelitten. Hoffentlich aber wird man sich bald in beiden Län⸗ dern überzeugen, daß die Interessen Beider durch jenen Ankauf nicht in Widerspruch getreten; sie sind identisch und bestehen darin, daß jenes Land wohl verwaltet werde und seine Finanzen geordnet, so daß es die Zinsen seiner Schuld regelmäßig bezahlt.

Am besten hat von Anfang an die Situation Hr. von Lesseps beurtheilt. Mit richtigem diplomatischem Verständniß war er durch jenen Ankauf nicht im Geringsten beunruhigt; er sah vielmehr in demselben nur eine neue, schätzenswerthe und wirksame Hülfe, die sich ihm bot, und die Erfahrung hat ihm bis jetzt Recht gegeben. Seit den sechs Monaten, daß England jenen Kauf abgeschlossen, hat es keinerlei Schwierigkeiten erhoben, es hat vielmehr seine guten Dienste angeboten, um die Lebensfragen der Gesellschaft zu ordnen. Und Hr. v. Lesseps ist ihnen mit vollem Vertrauen mit Recht ent⸗ gegengekommen. 3

Die wirklichen Rechte, welche England in der Suezkanal⸗Gesell⸗ schaft erlangt hatte, waren gering; es war die Frage, ob der Besitz der Aktien allein ihm eine Rolle in den Generalversammlungen zu⸗ ertheilen würde. Aber selbst wenn dies zugestanden wird, hätten 176,000 Aktien von 400,000, welche das Gefellschaftskapital ausmachen, ihm nach dem Statut nur 10 Stimmen in den Berathungen gegeben. Hr. v. Lesseps und die Gesellschaft haben dies strenge Recht aufgegeben, sie haben freiwillig England angeboten, die Zahl der Administratoren

[sonderen Vortheil aus dieser Verbindung zu ziehen.

um drei von der englischen Regierung zu designirende Personen zu vermebren. So sind die Herren Rivers Wilson, Colonel Stokes und James Standen den 21 französischen Administratoren zugesetzt worden. Das französische Element behält also immer noch das Uebergewicht, aber das englische hat doch immer einen wichtigen Einfluß erhalten.“

Herr v. Lesseps giebt in seinem Bericht interessante Darlegungen⸗ des Verkehrs auf dem Kanal, der Opfer, welche Aegypten für das Werk gebracht, und der Tragweite, der ägyptischen Gerichtsreform und der Aussichten für einen Erfolg der Finanzreform. 8

Das Jahr 1875 war für die Suez⸗Unternehmung sehr glücklich gewesen; der Transit hat sich bedeutend gehoben. Den Isthmus passirten 1875 1494 Schiffe (gegen 1234 im Jahre 1874), mit 2,940,000 Tonnen Gehalt (gegen 2,423,000) und 84,446 Passagieren gehen ”] und einer Einnahme von 29 Mill. Fr. (gegen beinahe 90 9— j .).

Dieser Erfolg ist bedeutend. Der Kanal ist 1869 eröffnet, be⸗ steht also erst 7 Jahre; die vorhandenen Schiffe mußten, um sich seiner zu bedienen, umgebaut werden; dazu waren die Verhältnisse ungünstig: 1870 71 der größte Krieg dieses Jahrhunderts, 1372—73. die große Kohlen⸗ und Eisentheuerung, welche die Dampfschiffahrt entmuthigen zu sollen schien und 1875 76 die furchtbare Handels⸗ krisis in Europa und Indien. 8

Es fehlen genaue Nachrichten über das Verhältniß des Tonnen⸗ gehalts, das dem alten Weg ums Kap folgt und dem, welches den eingeschlagen. Doch mag wenigstens die Hälfte heut den Kanal

assiren.

B Obwohl noch ungefähr drei Viertel der Kanalflotte die englische Flagge führt, scheinen doch die Mittelmeer⸗Länder berufen, einen be⸗ iehen. Genua, Triest, Marseille machen unstreitig mehr direkte Geschäfte mit Indien und China als vor 10 Jahren. Wenn das Eisenbahnnetz der mittel⸗ ländischen Häfen erst fertig gestellt sein wird, werden sich die Be⸗ ziehungen der mittelländischen Häfen zu dem äußersten Orient noch weit mehr entwickeln. 3 1

Im ersten Semester dieses Jahres hat der rapide Fortschritt des Keneltransat⸗ natürlich etwas nachgelassen; ist doch dies Jahr für alle Industriezweige und für die ganze Welt eines der traurigsten, das man seit langer Zeit erlebt. Die Schiffahrt leidet besonders dadurch, alle Rohstoffe sind im Preise heruntergegangen, die Manu⸗ fakturprodukte schwer verkäuflich, und dazu kommt als be⸗ sonders drückend für den Orient noch der enorme Rück⸗ gang des Silberwerthes. So betrug beispielsmeise der Erxport von Baumwolle aus Bombay in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nur 558,000 Ballen, während er in derselben Periode des Vorjahres 990,020 betrug. Wenn trotzdem das erste Semester 1876 gegen 1875 noch eine kleine Vermehrung des Kanaltransits zeigt, so ist das ein glückliches Omen für die ganze Zukunft des Unternehmens.“

Wie falsch alle die pessimistischen Voraussetzungen waren, welche man diesem Unternehmen gegönnt, zeige die Leichtigkeit der Erhaltung des Kanals. Das Meer würde die Dämme zerstören, in die Ein⸗ gänge des Hafens eindringen; die Winde würden den Kanal selbst versanden u. s. w., nichts von dem allem ist eingetreten. Sicher sei kaum ein großes Etablissement so leicht zu erhalten, als dieses; bei einer Gesammteinnahme von etwa 31 Mill. Fr. erforderten die Kosten für Verwaltung, Unterhaltung und Betrieb nur 5,908,000 Fr. Zur Unterhaltung von Port Said habe man 1875 nur 376,500 Kubikmeier Erde auszugraben gebraucht, gegen 584,000 im Jahre 1874; und doch passiren die Schiffe von 8 Meter Tiefgang mit der größten Leichtigkeit den Kanal.

außer ihren Zinsen noch eine kleine Dividende erhalten. 8 Noch Eines ist hervorzuheben: die englischen Blätter, „Times“

kosten getragen, Frankreich nur beigesteuert. Nun habe allerdings alle Zeit; das französische Kapital habe aber viel mehr dazu gezahlt, als der ägyptische Schatz. Aetzypten habe der Compagnie 124 Mill. Fr. außer den 176,000 Akrien, die es gezeichnet, gezahlt. Aber nicht als freiwillige Gabe; 38 Mill. war die gesetzliche Verzütigung für die Arbeit der Fellahs, und ausdruͤcklich im ersten Kontrakt zwischen Hrn. v. Lesseps und dem Khedive festgesetzt; 30 Mill. waren der Preis für Abtretung von 60,000 Hektaren kulturfähigen Landes, das der Khedipe von der Gesellschaft gekauft. 16 Mill. sei der Preis für Abtretung des Süßwasserkanals; 10 Mill. für die Domäne von Uady, welche die Gesellschaft geschaffen und 30 Mill. endlich der Preis für Magazine, Etablissements, die der Khedive von der Gesell⸗

Gesellschaft bis dahin genossen. Und was die 176,000 Aktien betrifft, so habe der Khedive keinen Verlust davon, da er sie zu gutem Preise wieder habe. 1

Wenn also die „Times“ sagt, der Vize⸗König habe 400 Mill. Fr. beigesteuert, so sei das ein Irrthum. 8

Am Ende seines Berichtes, den Hr. v. Lesseps den Aktionären in der Generalversammlung vorgelegt, bespricht er noch die Reform der Ge⸗ richte in Aegypten, die besonders in Frankreich so viel Widerstand ge⸗ funden und sich nun so trefflich und muthig als Schutz der europäischen Interessen bewährt haben. Mit ihrer Hülfe werde guch die Finanz⸗ reform gelingen. Zuletzt spricht er noch von der Beendigung einer neuen großen Arbeit, welche der Suezkanalschiffahrt nützlich sein und in Aegypten eine neue Ackerbau⸗Provinz schaffen werde: von dem Flußkanal von Kairo nach Suez, der im nächsten Jahre fertig gestellt ein werde. Alles zeige, daß Frankreich und England auf dem ägyptischen Boden nicht Gegner, sondern Verbündete seien; jede Mißdeutung müsse endlich verschwinden Beide müssen und werden, nicht gegen, sondern mit einander dort wirken, um den Handel zu schüten, den ihren Landsleuten gegenüber übernommenen Verpflichtungen Geltung zu ver⸗ schaffen und den Khedive in seinen Reformplänen zu unterstützen.

.

Theater.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater hat die Gesangsburleske: „Schloß Pictordu“, nachdem einige Längen des Dialoges beseitigt sind, bei den bisherigen Wiederholungen gesteigerten Beifall erzielt. Die Direktion vaa. Sorge tragen, daß die Novität während der bevorstehenden Urlaubszeit des Hrn. M. Schulz keine Unterbrechung erleide, und ist deshalb die Partie des „Flochardet ad interim auch Hrn. Guthery zugetheilt worden.

Der Optiker des Londoner Polytechnikums Hr. Majug führt jetzt im Garten der „Flora“ seine Tabloaux pendants (Wandelbilder) vor, die im Freien an Stärke und Klarheit nicht verlieren. Die Ausfuͤhrung der Bilder selbst, sowie das Ar rangement derselben ist in jeder Beziehung befriedigend. Eines ungetheilten Beifalls erfreut sich namentlich eine Mühle m einem Rade, zunächst wie sie sich im Sommer, dann wi ste sich im Winter zeigt; ferner ein Seebild bei Mondschein mit Leuchtthurm, an dem sich die äußerst natürlich wiedergegebene Bran dung bricht, während im Hintergrunde ein Schiff mit vollen Segeltz die wundervoll vom Mond beleuchtet sind, vorüberzieht, und endlich ein Schloß, das plötzlich in Flammen aufgeht.

Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kesseh.

Drei Beilagen

Druck: W. Elsnel

einschließlich Borsen⸗Beilage).

—.

Die Aktionäre haben auch in diesem Jahre zum ersten Male

„Economist“ besonders, haben oft von den enormen Opfern gesprochen, die der Khedive für das Unternehmen gebracht; er habe die Haupt⸗

Aegypten viel für den Kanal gethan, und das bleibe sein Ruhm fuͤr

schaft gekauft und für die Aufgabe gewisser Freiheiten, welche die

15995)

Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags

den aufgefordert, dieselben zur Vermeidung der

—.—

Berlin, Donnerstag, den 13. Juli

Politische Monatsübersicht für Juni. Desterreich⸗Ungarn. Die Verhandlungen der Dele⸗ gationen in Pest wurden am 3. Juni, dem Tage vor dem Pfingstfeste geschlossen, nachdem das Kriegsbudget ganz so, wie es im gemeinsamen Ministerrathe festgestellt wurde, angenommen worden war. Die Anträge auf Verminderung des Präsenz⸗ standes und auf verschiedene Abstriche von Budgetpositionen wurden abgelehnt. Die Minister Andrassy, F.⸗M.⸗L. Benedek in Vertretung des beurlaubten Kriegs⸗Minifters Koller —, Tisza und Lasser, traten mit ihrem ganzen Einflusse im Interesse der Machtstellung der Monarchie für die Re⸗ gierungsvorlagen ein. Bei Gelegenheit dieser Verhandlungen wurde auch die orientalische Frage zur Sprache gebracht und von dem Grafen Andrassy die Erklärung abgegeben, daß sich die Politik der Regierung streng auf der Basis des Drei⸗ Kaiser⸗Bündnisses halte, und daß Oesterreich nicht im Entfern⸗ testen Okkupationsgedanken hege. Im Verlaufe der Verhand⸗ lungen stellte es sich heraus, daß die Armeeverwaltung auch noch über einen überschüssigen Fonds von 17 Millionen Gulden verfügt. Nach Schluß der Delegationen trat für die cisleytha⸗ nische Reichshälfte eine Pause auf parlamentarischem Gebiete ein. Die Mehrzahl der Minister begab fich auf Urlaub. Graf An⸗ drassy bezog am 10. das ihm vom Kaiser für den Sommer zur Verfügung gestellte Stöckel in Schönbrunn. In Ungarn da⸗ gegen dauerten die Parlamentsverhandlungen fort. Im Abge⸗ ordnetenhause wurde ebenfalls die Politik der Regierung in der türkischen Frage von dem Abgeordneten Iranyi zum Gegenstand einer Interpellation gemacht. Der Minister⸗Präsident Tisza beantwortete am 14. diese Interpellation dahin, daß die Erhaltung des Friedens in Europa von der Erhaltung des Drei⸗Kaiser⸗Bündnisses abhänge und deshalb das Hauptziel der Regierung in dieser Richtung liegen müsse. Zweck der ungari⸗ schen Regierung sei vor Allem, den Frieden zu erhalten und alle Eventualitaͤten, welche Oesterreich⸗Ungarn in Verlegenheit bringen könnten, zu vermeiden. Die „Correspondance Hongroise“ erklärte, zu gleicher Zeit in Uebereinstimmung mit Tisza's Politik, daß Graf Andrassy mit dem Drei⸗Kaiser⸗Bündnisse stehe und falle. Am 20. Juni wurde dann der ungarische Reichstag bis zum 28. September vertagt, und es trat damit für die ganze habsburgische Monarchie in der innern Politik fast voll⸗ ständige Ruhe ein. Desto lebhafter beschäftigten die Vorgänge auf der Balkanhalbinsel alle politischen Kreise. Oesterreich⸗ Ungarn ist durch seine Lage und durch die Zusammensetzung seiner Bevölkerung derjenige Staat, der zunächst und zumeist bei einem Kriege in der Türkei in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Im südlichen Ungarn machten sich denn auch bereits Agitationen der Serbophilen bemerkbar, doch waren die Nachrichten über die Erfolge dieser Agitation sehr über⸗ trieben. Indeß hat die ungarische Regierung nicht gezögert, die nöthigen Maßregeln zum Schutze ihrer Grenzen und zur Nieder⸗ haltung der Zuzüge von Freischaaren und Waffen anzuordnen. Inzwischen waren die Zollkonferenzen zwischen den

Regierungen der beiden Reichshälften in Wien wieder in voller

Thätigkeit. Am 20. Juni begann eine nochmalige Durch⸗ berathung der Zollsätze zum Zwecke ihrer endgültigen Feststellung.

In der Besetzung der beiden wichtigsten militärischen Posten trat im Laufe des Monats eine Aenderung ein. An Stelle des verstorbenen F.⸗M.⸗L. John wurde F.⸗M.⸗L. Schönfeld zum Chef des Generalstabes ernannt, und an Stelle des Reichs⸗ Kriegs⸗Ministers Koller, der bereits vor Eröffnung der Dele⸗ gationen wegen seiner Erkrankung Urlaub genommen hatte, trat Graf Bylandt⸗Rheidt, der bei der Armee im Rufe eines vorzüglichen Artilleristen steht

Der Reichs⸗Finanz⸗Minister Holzgethan, der sich bei den Verhandlungen der Delegationen sehr angestrengt hatte, ist am 12. Juni einem Herzschlage erlegen. Der Verstorbene war seit 1866 Mitglied des Staatsraths, dann cisleithanischer Finanz⸗ Minister unter Hohenwart und Auersperg und endlich Leiter des gemeinsamen Finanz⸗Ministeriums, das seit Becke’s Tode nicht wieder besetzt worden war.

Am 3. Juni starb in Paris der kürzlich erst von dem öster⸗ reichischen Botschafterposten in Paris zurückgetretene Graf Rudolf Apponyi.

Italien. Das Parlament war beim Beginn des Monats noch mit der Berathung des von dem Ministerjum De⸗ pretis übernommenen Minghetti’schen Budgets beschäftigt. In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 17. Juni zog der Minister⸗Präsident Depretis die von dem früheren Kabinet ein⸗ gebrachte Vorlage über den Rückkauf der oberitalienischen Sisenbahnen zurück und legte einen neuen Entwurf vor, der die Verträge von Basel und Wien mit den von Correnti jüngst in Paris mit dem Baron Rothschild als Vertreter der öster⸗ reichischen Südbahn getroffenen Vereinbarungen zusammenfaßt. Diese Verhandlungen Correnti's hatten zu einem Ergebuiß geführt, welches der italienischen Regierung einen Vortheil von 12 Millionen Lire gegen die Baseler Abmachungen gewährt und außerdem feftsetzt, daß die österreichische Südbahn noch zwei Jahre lang den Vetrieb der italienischen Linien weiterführen soll.

Das über diesen Vertrag lautende Gesetz wurde, nachdem es einige Tage vorher von der Deputirtenkammer in der Regierungsfassung mit 344 gegen 35 Stimmen angenommen worden war, am 29. Juni auch vom Senate mit 113 gegen 5 Stimmen genehmigt.

Das Parlament soll nach übereinstimmenden Zeitungs⸗ nachrichten im September geschlossen werden; die Neuwahlen wurden auf den Oktober festgesetzt.

Die Revision des deutsch⸗italienischen Handels⸗ vertrages, welcher mit Schluß dieses Jahres abläuft, wurde nach dem Uebereinkommen beider Regierungen, bis auf Weiteres vertagt, und die Gültigkeit des österreichisch⸗italienischen Handelsvertrages bis zum 1. Juli 1877 verlängert.

Die Vorgänge in der Türkei veranlaßten die Regierung, ein starkes Panzergeschwader von Tarent aus nach den türki⸗

schen Gewässern abzusenden und den Befehl zu erlassen, sämmt⸗ liche verfügbaren Schiffe der Kriegsflotte auszurüsten.

Anzeiger.

1876.

S. König hat sich Ende des Monats nach Turin be⸗ Der 16. Juni, als dreißigster Jahrestag der Papstweihe Pius IX., wurde jim Vatikan durch die Ce en gefe slinkeihe zahlreicher Deputaticnen gefeiert, bei welcher Gelegenheit der Papst an das Kardinals⸗Kollegium eine durch ihre Milde sich auszeichnende Ansprache hielt, welche schroff abstach gegen die Rede, mit welcher derselbe drei Tage später die deutschen Pilger empfing. Für die halbhundertjährige Feier der bischöflichen Thätigkeit des Papstes am 3. Juni 1877 bereitet man nach der Meldung vatikanischer Blätter glänzende Feierlichkeiten vor.

Eine Anfrage der spanischen Bischöfe, wie sie sich zu der neuen Verfassung, die religköse Duldung für andere Be⸗ batitabse 1“ hätten, ist von dem Papste

eschieden worden, daß dieselben ei öhnliche Ha kacagtn daß dieselben eine versöhnliche Haltung

„Am 26. hat der Papst ein Konsistorium abgehalt darin mehrere Erzbischöfe und Bfgsf. ernannt. 8e

Gewerbe und Handel.

Im Verlage von M. Driesner in Berlin erscheint ein voll⸗ ständiges Tarifbuch für schlesische Steinkohlen, heraus⸗ gegeben von A. W. Berger & Co., Waldenburg in Schlesien, enthal⸗ tend: Sämmtliche vorhandene Tarife für alle schlesischen Kohlen aller deutschen, österreichisch⸗ungarischen, rumänischen und russischen Kiew⸗ Brester Eisenbahnen. Für 1876 sind 3 Nummern in Aussicht genom⸗ men, deren erste Nummer bereits vorliegt, und allen am Kohlenhandel interessirten Geschäftsleuten zu empfehlen ist, da sie die Vergleichung sämmtlicher Tarifsätze von allen Gruben und Abgangsstatio⸗ nen bis zur Empfangsstation in sich schließt, woraus sich die Vortheile für zu beziehende Steinkohlen in Wagenladun- gen nothwendig ergeben. Das umfangreiche Material ist in einer Weise zusammengestellt, daß man sich leicht zurechtfinden und das Buch mit Nutzen gebrauchen wird, namentlich da die be⸗ treffenden Eisenbahn⸗Direktionen sämmtliche Tarife geprüft und, wo erforderlich, korrigirt haben. Um das Werk Jedem zugänglich zu machen, haben die Herausgeber Exemplar 4 Bestellzettel auf je eine Lowey Steinkohlen angeheftet. Der Abonnent, welcher bei den Herausgebern einen Waggon Steinkohlen bestellt, erhält den Betrag von 1 auf den Betrag der Kohlenfaktura zurückvergütet, so daß 11“ 8 8 Abonnenten Neie Nummern voll⸗

den Käufern einzelner Nummern zum Theil erstattet wird. birache der sind direkt an den Verleger zu g 88

Die „Strb. Ztg.“ theilt über die Ergebnisse der Brannt⸗ weinbesteuerung in Elsaß⸗Lothringen Jahre 1875 Felsende⸗ mit: Der Brennereibetrieb hat im verflossenen Jahre in

lsaß⸗Lothringen einen sehr bedeutenden Aufschwung genommen. Die Gesammtzahl der vorhandenen Brennereien ist bis zum Schlusse des Jahres 1875 von 25,281 im Jahre 1873 und 27,969 in 1874 auf 29,577 in 1875 gestiegen. Im Laufe des letzteren Jahres sind 2641 Brennereien mehr als im Vorjahre in Betrieb gesetzt worden. Die Einnahme an Branntweinsteuer hat sich von 598,221 in 1874 auf 1,039,881 in 1875 gehoben und sonach in 1875 gegenüber dem Vorjahr ein Mehrergebniß von 441,660 oder von 74 % geliefert.

,

Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition

des Nentschen Reichs⸗-Anzeigers und Königlich

Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

2. Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.

4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung

R 1 u. s. w. von öffentlichen Papieren.

effentlicher Anzeiger.

5. Industrielle Etablissements, Fabriken und

Grosshandel. 6. Verschiedene Bekanntmachungen. 7. Literarische Anzeigen.

9. Familien-Nachrichten.

8. Theater-Anzeigen. In der Börsen- beilage. I A.

Inserate nehmen an: das Central⸗Annoncen⸗ Bureau der deutschen Zeitungen zu Berlin Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein

Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

Annoncen⸗Bureaus.

Bteckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. Präklusion spätestens im Versteigerungstermin an⸗

Steckbrief. Gegen den Kaufmann Hermann zumelden. Triest ist die gerichtliche Haft wegen qualifizirter Urkundenfälschung und Betruges in den Akten T. 97 de 1876 Komm. II. beschlossen worden. Die Ver⸗ haftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, den zꝛc. Triest im Betretungsfalle fest. zunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden

für Untersuchungssachen. Kommistion II. für Vor⸗ untersuchungen. Beschreibung: - Alter: 88 Jahre, geboren am 31. August 1852, Geburtsort: Halle a./S.;; 2) Größe: 5 Fuß 5 Zoll; Haare: schwarz; Augen: braun; Augenbrauen: dunkel; Kinn: rund; Nase: länglich, gebogen; Mund: gewöhnlich; Gesichtsbil⸗ dung: rund; Gesichtsfarbe: gesund: Zähne: gut; Gestalt: untersetzt; Sprache: deutsch und französisch.

bubbastationen, Aufgebote, Vor⸗ labungen u. dergl.

Subhastations⸗Patent.

Das der verehelichten Fuhrherr und Eigenthüm Schulze, Caroline Ernestine Christiane, geb. Fitzdam, gehörige, auf Reinickendorfer Feldmark an der Tegeler Chaussee belegene, im Grundbuch von

macht.

Berlin, den 27. Juni 1876. Königliches Kreisgericht. Der Subhastations⸗Richter. 6

8 Bekanntmachung. Gegenständen und Geldern an die Königliche Stadt⸗ Ober gharg. uas mlanenbts Ke, . 7 hene hierselbst abzuliefern. Berlin, den Beujamin Julius Keyl hat in seinem Testamente

„Juli 1876. Königliches Stadtgericht, Abiheilung Nr. 32,310 resp. Codicille mit Legaten bedacht: 1) die Pathen Kinder des Barbiers Balden⸗ berg (Ballinger 2), die Pathe Ida Fritze (Friese ?) zu Buckau bei Magdeburg, 15 ) den Oekonom Stadtmann (Hartmann ??) in; Ober⸗Oestreich, den Alfred Graser, 1““ den Herrn Schwarzenberg in Leipzig, 8 die Pathe Fiora (Horn?2), .“ den Pathen Wolfgang Janter, sowie 1 die Pathen, die sich melden werden, nach Maß⸗ „gabe des Bedürfnisses. 8“ Dies wird den Betheiligten hierdurch bekannt ge⸗

Berlin, den 8. Juli 1876. Königliches Stadtgericht. II. Abtheil. für Civilsachen.

als Landwirth auszuweisen haben. Dr. dorf einzusehen.

derselben ertheilt. Magdeburg, den 4. Juli 1876.

Forsten. v. Wenning.

111

sahlung verkauft werden:

Reinickendorf Band III. Bl. Nr. 113 verzeichnete) Grundstück nebst Zubehör soll den 8. September 1876, Vormittags 11 uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstr. 25, Zimmer 23, 5986]

im Wege der nothwendigen Subhastation öffentlich an den Meistbietenden versteigert, und demnächst das

den 12. September 1876, Mittags 12 Uhr, ebendort verkündet werden. usammen ver

Das zu versteigernde Grundstück ist zur Grund⸗ ee erf 78 steuer, bei einem derselben unterliegenden Gesammt⸗ Flächenmaß von 1,5830 Hektar mit einem Reinertrag von 9,15 und zur Gebäudesteuer mit einem jäͤhr⸗ lichen Nutzungswerth von 132 veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes und andere das Grundstück be⸗ treffende Nachweisungen und besondere Kaufbedin⸗ gungen sind in unserm Bureau V. einzusehen.

Alle Diüssenigen, welche Eigenthums⸗ oder ander⸗ weite zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Grundbuch bedürfende aber nicht ein⸗ getragene Realrechte geltend zu machen haben, wer⸗

von Johannis 1

darunter 462,7609 9 7

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc. 1

61 Domänen⸗Verpachtung. Die im Kreise Neuhaldensleben, an der Magde⸗ burg⸗Helmstedter Eisenbahn, 2 ½ und resp. 5 Kilo⸗- meter von der Station Eilsleben belegenen, bisher Zcheetee, 99,71 Her 33,490 Hektare, darunter 499,751 Hek⸗ tare Acker, und Oevelgünne, 597,022 Hektare, eklare Acker, sollen jedes für sich 7 ab auf meistbietend verpachtet werden. 1 Zu diesem Behufe haben wir auf 1 Montag, den 14. Angust er.,

1871 v. Stormstaid, 166 Cntm.

gegeben. Außerdem

Domänen⸗Vorwerke

verzeichnete Brennhölzer

nebeck. Abl. Zerpenschleuse 2092

. 1 111“ 9 Bieter sich vor dem Termine durch ein Attest ihrer Steuer⸗Veranlagungsbehörde oder auf sonstige glaub⸗ hafte Weise über den eigenthümlichen Besitz eines disponiblen Vermögens von 200,000 wegen des Vorwerks Ummendorf und 190,000 wegen des 4 Vorwerks Oevelgünne, sowie über ihre Qualifikation

Die Verpachtungebedingungen sind sowohl auf unserer Domänen⸗Registratur, als auch bei dem Domanenpächter Toelke auf der Domäne Ummen⸗ „Auf Verlangen wird gegen Er⸗ stattung der Kopialien und resp. Druckkosten Abschrift

9941 Königliche Regierunngzg. Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und

Pferde Verkauf. Am Mittwoch, den 19. d. M., Mittags 12 ½ Uhr, sollen im hiesigen Reithause nachfolgende, für das Königliche Landgestüt nicht mehr ganz geeignete, anderweit noch brauchbare Be⸗ schäler öffentlich meistbietend, gegen gleich baare Be⸗ 1) Borromeo, schwrzbr., l. Stern, geb. 1857 v. Y. Demetrius, 177 Cntm. hoch, 2) Y. Wodan, br., kl. Stern, r. Htfß. w., geb. 1860 v. Y. Demetrius 167 Entm. hoch, 3) Rex, Schimmel, geb. 1865 v. Regulus, 178 Cntm. hoch, 4) Salamander, dklbr., geb. 1871 v. Prince Ca⸗ mille, 172 Cntm. hoch, 5) Festwisr, wrzbr. geb. och. Alle der Landgestütsverwaltung bekannten Fehler werden an⸗ sollen demnächst, em .. Tage, 9 Hengste verschiedenen Alters, digen Tödtung, gegen Garantie durch Stellung einer Kaution, meistbietend verkauft werdzen. kaufsbedingungen werden im Verkau fstermin bekannt entache Celle, den 10. Juli 18776. 1

Am Mittwoch, den 2. Au gust cr., sollen von 1“ 1 10 Uhr Vormittags ab in Fencage Ew. im Gast⸗ Vormittags, und zwar für Ummendorf um 10 Uhr hofe zum deutschen Hause aus den Revieren der und für Oevelgünne um ½12 Uhr, in unserem Forstinspektion Potsdam⸗J oachimsthal nachstehend Sitzungssaale, Domplatz Nr. 4, Termine anberaumt, zu welchen Pachtlustige mit dem Bemerken ein⸗ geladen werden, daß das Pachtgelder Minimum für das Vorwerk Ummendorf auf 48,000 und für Oevelgünne auf 51,000 festgesetzt ist und die Kl., 299 Rm.

werden. I. Aus der O⸗ berförsterei Gr. Schoe⸗

165 Rm. Ki. Kn., Abl. Faule Wiese 983 Rm. Kl.

Ki. Kl., 88 Rm. Ki. Kn., Abl. Hoepen 17 Rm. Ei. Kl., 8 Rm. Ei. Kn., 31 Rm. 8 Kl., 3380 Rm. Ki. Kl., 172 Rm. Ki. Kn. II. Aus der Oberförsterei Zehdenick. Abl. Bodenort 375 Rm. Bu. Kl., 38 Rm. Bi. Kl, 533 Rm. Ki. Kl., Abl. Wolfshuette 1388 Rm. Ki. Kl., Abl. Hoepen, 632² Rm. Bi. Kl., 1013 Rm. Er. Kl., 724 Rm. Ki. Kl. III. Aus der Oberförsterei Lieben⸗ walde. Abl. Barnoewe 119 Rm. Bi. Kl., 85 Rm. Bi. Ku., 42 Rm. Er. Kl. Abl. Lenzenbude 382 m. Bi. Kl., 95 Rm. Bi. Kn., 454 Rm. Er. Kl., 146 Rm. Er Kn. Abl. Zerpenschleuse 196 Rm. Bu. Kl., 39 Rm. Bu. Kn., 156 Rm. Bi. Kl., 224 Rm. Er. Kl.,, 94 Rm. Er. Kn., 48 Rm. Ki. Kl. Im Jag. 67

8 50 Rm. Bi. Kl., 2227 Rm. Ki. Kl. Im Jag. 80 379 Rm. Ki. Kl. IV. Aus der Oberförsterei Pechteich. Abl. Pechteich 73 Rm. Ei. Kl., 203. Rm. Ei. Kl. II., 709 Rm. Bi. Kl., 399 Rm. Bi. Kl. II., Abl. Buchhorst Ue./H. 501 Rm. Ei. Kl., 339 Rm. Ei. Kl. I1, 282 Nm. Bi. Kl., 316. Rm. Bi. Kl. II. Abl. Süßenwinkel 183 Rm. Bi. Kl. II. Abl. Alkastenbrück 25 Rm. Ei. Kl., 29 Rm. Ei. Kl. II., 44 Rm. Bi. Kl, 166 Rm. Bi. Kl. II., 37 Rm. Kief. Kl. II., Abl. Buchhorst E./9. 50 Rn. Ei. Kl. II, 126 Rm. Bi. Kl. II., 22 Rm. Ki. Kl. II. Abl. Faule Wiese: 120 Rm. Ci. Kl., 7 Rm. Ei⸗ Kl. II., 122 Rm. Bi. Kl., 79 Rm. Bi. Kl. II., 13 Rm. Bi. spalt. Kn., 28 Rm. Bi. sp. Kn. II, 386 Rm. Ki. Kl. II., 100 Rm. Ki. sp. Kn. II., Abl. Spring: 1952 Rm. Ki. Kl. V. Aus der Oberförsterei Grimnitz. Abl. Fneing und Kochs⸗ hof circa 124 Rm. Ei. Kl., 695 Rm. Bi. Kl, 902 Rm. Ki. Kl., Abl. Miechen circa 200 Rm. Bl. Kl., 2790 Rm. Ki. Kl., Abl. Rohrpfuhl eirca 435 Rm. Bi. Kl., 1148 Rm. Ki. Kl., Abl. Blankenpfuhl. 1091 Rm. Bi. Kl., 18 Rm. Ki. Kl., Abl. Dam 9. graben 96 Rm. Bi. Kl., 102 Rm. Ki. Kl. VI. Aus der Oberförsterei Reiersdorf. Abl Bodenort 330 Rm. Bi. Kl., 789 Rm. Abl. Hoepen 2542, Rm. Ki. Kl. Im Jag. 49 559 Rm. Ki. Kxl Im Jag. 62 154 Rm. Ki. Kl. Die Belaufsbeamten und Ablagenaufseher sind an⸗ gewiesen, die Hölzer auf Verlangen an den letzten 10 Tagen vor dem Termine an Ort und Stelle vorzuzeicgzen. Auf angenommene Gebot⸗ muß im Termene angezahlt werden. Die Zahr ung der übrigen

Ctc. 104/7.)

zur alsbal⸗

Die Ver⸗ Abl. Der Land⸗ K. Kh

öffentlich versteigert Karafgelder muß spätestens bis 8 15. Dezember cr.

erfolgen. Die übrigen Verkaufsk, edingungen werden

Rm. Ki. Kl., w erden.

otsdam, den 11. Juli 187,6. Der Forstmeister. Hildebrandt.

29 ermine bekannt gemacht

736 Nem.