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vein Gesammtbetrag von 165,047,815 ℳ ausgesetzt.
derungen entgegengekommen sind, welche zur Förderung der ver⸗ schiedensten Interessen der Volkswohlfahrt an Sie gestellt wurden.
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London in Claridges Hotel logiren.
F
sich gern mit Ihnen der Hoffnung hin, daß dieselben den gewünschten guten Ein
Entwickelung des Landes erichtigem Danke erkennen Se. Königliche Hoheit der Großherzog
dem Wunsche, es möge der opferbereite Bürgersinn, welcher dem
über die orientalische Frage und die Stellung Groß⸗
Lord Tenderden, der permanente Unter⸗Staatssekretär für
Auswärtige Angelegenheiten, befand, zuerst ihre Aufwartung 1
als unbegründet zurück. Für die Münchener Universität wurden 396,654 ℳ ordentliche und 116,867 ℳ außerordentliche Aus⸗ gaben bewilligt. Eine eingehende Diskussion veranlaßte das Postulat für das physikalische Kabinet und das pathologisch⸗ anatomische Institut an der Universität Würzburg. Der Aus⸗ schuß beantragte den Abstrich, weil der Bau nicht dringlich sei, Abg. Freytag dagegen die volle Bewilligung des Postulats, nachdem der Minister versichert hatte, daß der Bau während dieser Finanzperiode vollständig hergestellt werden soll. Der Antrag Freytags wurde angenommen, das Postulat für das physikalische Kabinet jedoch auf das nächste Budget verschoben. Die für die Universität Würzburg bewilligte Gesammtsumme beträgt 313,648 ℳ im Ordinarium und 180,195 ℳ im Extra⸗ ordinarium (letzteres gegenüber 87,970 ℳ des Ausschußantrages). Für die Universität Erlangen wurden 340,311 ℳ ordentliche und 177,909 ℳ außerordentliche Ausgaben bewilligt. Der Bau eines chemischen Laboratoriums wurde mt 73 gegen 67 Stimmen abgelehnt.
— In der heutigen Sitzung wurde für die polytechnische Schule München ein Ordinarium von 387,720 ℳ und 20,143 ℳ Extraordinarium genehmigt, ebenso das vom Ausschuß zum Abstrich beantragte Postulat von 8100 ℳgfür Stipendien, nach⸗ dem Völk dasselbe befürwortet, und Minister v. Lutz auf eine Anfrage Rußwurms zugesichert hatte, daß die Unterstüͤtzung nur armen Studirenden gegeben werden soll. Das Postulat für die Lyceen wurde ohne Diskussion angenommen. Die Position „Gymna⸗ sien und damit verbundene Lateinschulen“ veranlaßte eine längere Debatte. Der Ausschuß beantragte das Postulat für die fünfte Klasse an den Lateinschulen zu streichen. Minister v. Lutz er⸗ klärte: die Kammer habe das Recht der Geldbewilligung; die Organisation bleibe aber ein Recht der Krone. Bei der Abstim⸗ mung wurde das Regierungspostulat abgelehnt. Die vom Aus⸗ schusse neu eingestellte Summe von 127,749 ℳ für die Auf⸗ besserung der Lage der Schullehrer ward mit Rücksicht auf die längere Dienstzeit derselben genehmigt, der auf eine höhere Ziffer abzielende, allen Lehrern gleichheitlich zugute kom⸗ mende Antrag Crämer und Genossen dagegen abgelehnt.
Sachsen. Dresden, 17. Juli. Das „Dresd. Journ.“ publizirt das Finanzgesetz auf die Jahre 1876 und 1877. Darnach ist die laufende Einnahme und Ausgabe des ordent⸗ lichen Staatshaushalts für jedes Jahr auf 53,856,977 ℳ, zu außerordentlichen Staatszwecken aber für diese beiden Jahre noch
Baden. Karlsruhe, 15. Juli. Die Thronrede, mit welcher heute der Minister Jolly die Session des Landtages schloß Loutea:c —
urchlauchtigste, hochgeehrteste Herren! Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben mich zu beauftragen 8n Fehe durchlauchtigste, hochgeehrteste Herren, bei dem Schluß Ihrer Tagung seinen Dank für Ihre treue und ausdauernde Mit⸗ arbeit an den zahlreichen und schwierigen Aufgaben dieses Land⸗ tags auszusprechen. Ueber fast alle Gebiete des Staatslebens erstrecken sich die Gesetze, welche Ihrer Berathung und Beschlußfassung unterbreitet waren und nach eingehender Prüfung angenommen worden sind. Se. Königliche Hoheit der Großherzog geben
uß auf die weitere innere ausüben werden. Mit auf⸗
die Bereitwilligkeit, mit welcher Sie den Bedürfnissen des öffentlichen Dienstes in allen seinen Zweigen und den Anfor⸗
Der Staatshaushalt erfreut sich, Dank der Sorgfalt, welche Sie wiederum dessen Berathung gewidmet haben, der lang hergebrachten Ordnung, welche, wie zu hoffen, auch die dermalige Ungunst der Zeiten zu überwinden im Stande sein wird. Zur besonderen Befriedigung gereicht es Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog, daß es noch vor Schluß des Landtags möglich war, der so chwer heimgesuchten Bevölkerung des Rheinthals aus Staats⸗ mitteln eine Beihülfe zuzuwenden und dadurch die Segnungen zu bethätigen, welche mit der Angehörigkeit zu einem wohlgeord⸗ neten, auf sittlicher Grundlage beruhenden Staatswesen verknüpft sind. Se. Königliche Hoheit der Großherzog entlassen Sie mit
Vaterlande und den Mitbürgern gern dient, alle Zeit im Groß herzogthum lebendig bleiben. 11“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. Juli. Wie die „Pol. Corr.“ mittheilt, ist der deutsche Botschafter Graf zu Stolberg⸗Wernigerode am 11. d. Mts. hier angekommen, wird gegen 6 Wochen hier bleiben, dann nach Wernigerode gehen und hier in Wien erst im November seinen Haushalt in dem neu gemietheten Botschafts⸗Hotel (Wallnerstraße, Palffy⸗Palais, welches die franko österreichische Bank muthmaßlich verläßt) auf⸗
lagen.
8 Pen, 15. Juli. Wie der „Ellenör“ erfährt, wurde General Stratimirovich gestern auf Anordnung der ungarischen Re⸗ gierung in Pancsova verhaftet. Der „Pester Lloyd“ meint, wenn üͤberhaupt wahr, so habe die Sache Angesichts des bekannten Erlasses des Ministers des Innern nichts Ueberraschendes, da Stratimirovich als ungarischer Staatsbürger offen am Kampfe theilgenommen habe.
Großbritannien und Irland. London, 15. Juli. Die Königin verließ gestern, begleitet vom Prinzen Leopold und der Prinzessin Beatrice, Schloß Windsor und begab sich nach Osborne auf der Insel Wight, wo der Hof bis Mitte August verweilen und dann nach Balmoral, in den schottischen Hochlanden, übersiedeln wird. — Der Kaiser und die Kai⸗ serin von Brasilien treffen am nächsten Sannabend, den 22. d. M., hier ein und werden während ihres Aufenthalts in
— (A. A. C.) Der Earl von Derby empfing gestern in dem großen Konferenzsaale des Auswärtigen Amts zwei Deputationen, die erschienen waren, um ihm ihre Ansichten
britanniens zu derselben zu unterbreiten. Die Deputation, die dem Minister, an dessen Seite sich
machte, bestand aus sehr zahlreichen und einflußreichen Persönlichkeiten, darunter viele Parlamentsmitglieder, und wurde von Herrn John Bright eingeführt. Letztgenannter bemerkte u. A.: „Ich denke nicht, daß die Deputation mit der geringsten Neigung hierherkommt, um Argwohn über das Verhalten der Regie⸗ rung auszudrücken oder sie für das, was geschehen, zu tadeln, sondern ihre eigenen Gefühle und die Gefühle derjenigen, die sie repraͤsentirt, zu Gunsten einer strikten und ehrenvollen Neutralität auszudrücken
8.
zu beurtheilen im Stande bin, im ganzen Lande uni versal sind, nämlich, daß das Land weder durch eine bewaffnete Macht noch in irgend einer Weise die fortdauernde Herrschaft der Türken in einem Theile Europas, welcher der Schauplatz der Insur⸗ rektion ist, unterstützen sollte. Die Kalamitäten vor 20 Jahren sind noch frisch in der Erinnerung des Landes, und es würde sehr schade jein, wenn das Land nicht eine Lehre aus den unglücklichen Irr⸗ thümern dieser Periode ziehen sollte.“
Mr. A. ONeill verlas hierauf ein von dem Par⸗ lamentsmitglied Richard verfaßtes Memorandum, worin die ernste Hoffnung ausgedrückt wird, die Regierung würde gegen⸗ über den Ereignissen im Orient die vollkommenste Neutralität beobachten, ausgenommen, wenn sie im Stande sein sollte, ihre freundlichen Dienste zur Linderung der Kriegsgräuel und zur Beschleunigung des Endes des jetzt wuüthenden Kampfes anzubieten. Dieses Memorandum ist, wie ein Mitglied der Deputation bemerkte, von etwa 40 Parlamentsmitgliedern und 570 anderen Personen aus allen Theilen Großbritanniens unterzeichnet.
1 88 Forsyth, der konservative Abgeordnete für den haupt⸗ städtischen Bezirk Marylebone, hob hervor, daß, obwohl die große Mehr⸗ zahl der Unterzeichner des Memorandums der liberalen Partei an⸗ angehöre, die darin ausgedrückten Meinungen keineswegs auf diese Partei beschränkt seien. Es sei gesagt worden, daß die Regierung, indem sie sich weigerte, dem Berliner Memorandum beizutreten und die Flotte nach Besika Bay sandte, sich auf die türkische Seite gestellt habe. Er glaube nicht, daß diese Ansicht richtig sei. England fühle su tief das Unrecht, welches die Bevölkerung der Donaufürstenthümer eit Jahren erlitten habe, um Willens zu sein, die der Regierung zu⸗ geschriebene Politik zu adoptiren.
„Mr. Richard, Mitglied für Merthyr⸗Tydiwill und Autor des erwähnten Memorandums, bemerkte, die Deputation repräsentire nicht einzig und allein die Friedensvpartei, und alle Mitglieder der Depata⸗ tion schlössen sich nicht jevem Worte des Memorandums an. (Einige Parlamentsmitglieder sollen nämlich nicht der erwähnten Stelle der Denkschrift beigepflichtet haben.) Die Deputation hege keineswegs irgend ein Mißtrauen in die Diskretion oder den Patriotismus Sr. Herrlichkeit. Aber sie sei durch die Geschichte der Vergangen⸗ heit gewarnt und entsetzt über die von Tag zu Tag eingehenden Be⸗ richte über die verübten Barbareien. Sie fürchte, es dürfte angenom⸗ men werden, daß die moralische Unterstützung des Landes denjenigen gewährt werde, die solche Missethaten verüben. Während sie bestrebt sei, sich jeder Einmischung in die Unterhandlungen zu enthalten, halte sie das Schweigen der Regierung für inopportun und erachte es für wünschens⸗ werth, daß der Ausdruck ihrer Ansichten sobald als möglich erfolge. Und sie glaube, daß Lord Derbys Anschauungen von den ihrigen nicht weit abwichen. Nachdem noch mehrere andere Mitglieder der Deputation in mehr oder weniger demselben Sinne gesprochen, erwiderte Lord Derby Folzendes:
„Meine Herren! Ich zolle Ihnen kein müßiges Kompliment, wenn ich sage, daß ich in meiner ganzen offiziellen und par⸗ lamentarischen Erfahrung, ob als Deputationen empfangen⸗ der Minister oder als ein Deputationen begleitendes Parla⸗ mentsmitglied, niemals das Vergnügen hatte, irgend einer Deputation zu begegnen, die wichtiger war als diese, sei es mit Be⸗ sug auf die Personen, aus welchen sie zusammengesetzt ist, den reprä⸗ entativen Charakter, in dem sie hierher gekommen, die Tiefe und Macht der öffentlichen Meinung, die Sie unzweifelhaft repräsentiren, oder die Schwere und Wichtigkeit der Frage, wegen welcher Sie hier erschienen sind. Ich habe Ihre Denkschrift mit großer und sorgfältiger Aufmerksamkeit gelesen, und ich stehe nicht an, Ihnen in Erwiderung darauf zu sagen, daß, obwohl sich in diesem Memorandum einige Aeußerungen befinden, denen ich nicht beipflichten könnte, und obwohl darin einige Dinge gesagt worden, über welche ich es vorziehen dürfte, meine Meinung zu reserviren; doch was den wesentlichen Theil der Frage betrifft — den Schluß, zu dem Sie gelangt sind — naͤmlich Ihren Wunsch, daß die Regierung eine Politik strenger Neutralität beobachte, ausgenom⸗ men wo sie im Stande sein mag, ihre freundlichen Dienste anzu⸗ bieten, um den Schluß der Verwickelung zu beschleunigen — was diesen Meinunpsausdruck betrifft, so sage ich, daß Ihr Gefuͤhl unbedingt und gänzlich das meinige ist. Ich hörte, was Ihr distinguirter Führer (Bright) sagte, daß keine Neigung vorhanden sei, einen Argwohn gegen die Regierung auszudrücken oder dieselbe zu tadeln, und weit davon ent⸗ fernt zu denken, daß Sie etwas Unweises oder Verfrühtes thun, indem Sie hierher kamen und Ihre Meinung mit Bezug auf Ereig⸗ nisse ausdrücken, die in der That nicht drohen, die Sie nicht für drohend halten, aber von denen Sie es unter gewissen Eventualitäten für möglich betrachten — weit davon entfernt, einen solchen Meinungs⸗ ausdruck Ihrerseits für verfrüht zu halten, bin ich meinerseits sehr froh, und ich glaube, jeder Minister in meiner Position würde froh sein, bei Zeiten zu wissen, welches Ihre Meinung und die des Landes ist. Ich habe oft gedacht, daß es einer der schwierizsten unkte der Pflichten eines Ministers in einem parlamentari⸗ chen Lande ist, daß, da er thatsächlich der Diener des Parlaments und des Publikums sowie der Königin ist, er nicht immer seine In⸗ struktionen von seinen Prinzipalen vorher empfängt, sondern errathen muß, was sie wünschen würden, daß er thue, und er ihre wirklichen Gefühle erst ermittele, wenn er finde, daß er gegen dieselben gehan⸗ delt habe. Ich hoffe, daß kein derartiges Risiko in unserm gegen⸗ wärtigen Falle vorhanden ist. Einer der Herren, die hier gesprochen, hat, während er einräumte, daß bei schwebenden Unterhandlungen Schweigen nothwendig sei, gesagt, daß die Wirkung des Schweigens der Regierung unglücklich gewesen sei. Nun, ich muß ie bitten, sich in erster Reihe zu erinnern, daß wir uns nicht geweigert haben, die an uns gerichteten Fragen zu beantworten, und dies ist vielleicht ein wichtiges Faktum, daß das Schweigen, welches wir während eines gewissen Zeit⸗ raums beobachtet haben, sowie die Zurückhaltung des offiziellen Schriftwechsels nur so lange behauptet würden, als jene Unterhand⸗ lungen schwebten, von denen so viele Personen erwarteten, daß dieselben in die er des Krieges endigen würden, obwohl ich nicht sagen kann, daß ich sehr sanguinisch über den Gegenstand war. Während Hoffnungen vorhanden waren, daß der Streit durch fried⸗ liche Mittel geschlichtet werden würde, wäre es offenbar unbecquem gewesen, Thatsachen und Meinungsausdrücke zu veröffentlichen, welche nicht fehlen konnten, den Leidenschaften beider Seiten als Stimulus zu dienen. Aber von dem Tage ab, da es augenscheinlich wurde, daß unsere Hoffnungen vergeblich waren, daß die Krisis gekommen sei und daß der Krieg, trotz der Anstrengungen in ganz Europa, eintreten würde, erklärten wir, daß jede Zurückhaltung zu Ende sei und daß wir vor⸗ bereitet seien, den Schriftwechsel dem Parlament vorzulegen. Wenn er dem Parlament noch nicht vorgelegt worden, wird er im Laufe der nächsten drei oder vier Tage überreicht werden, und jeder Verzug, der jetzt eingetreten sein mag, wird lediglich seinem voluminösen Cha⸗ rakter zuzuschreiben sein.
Nun, meine Heremn ich denke ich verstehe Sie recht wenn ich sage, daß Sie hierher kommen, um die Besorgniß auszudrücken, die, wie Sie glauben, allgemein oder zum mindesten in weiten Kreisen gefühlt wird, daß in Folge der Wendung, welche die Ereignisse genommen, und möglicherweise in Folge von etwas, was unsere Regierung gethan haben mag oder zu thun sich enthielt, wir uns verbindlich machen würden, eine Partei in diesem Streite zu unterstützen, und ein Herr, dem ich stets mit Achtung zuhöre, ein Herr, der auf meiner eigenen Seite im Parlament sitzt, erwähnte b8 Umstände, die nach seinem Ermessen dazu dienten, diesen Ein⸗ ruck auf das öffentliche Gemürh zu erzeugen. Einer derselben war unsere Weigerung, uns dem anzuschließen, was das „Berliner Me⸗ morandum“ genannt wurde. Ich nenne es nicht die Berliner Note, weil die darauf begründete Note niemals überreicht wurde. Der an⸗ dere Umstand war die Absendung von Kriegsschiffen nach der Besika⸗Bay und es wurde gesagt, es werde die Besorgni vavme. vdaß wir vorbereitet seien, daran Theil zu nehmen, die Türken nicht allein gegen jeden Angriff von Außen (external aggression),
8 werden die Gründe, warum wir es ablehnten uns an der Ergreifung dieses Schrittes zu betheiligen, in den Schriftstücken, die dem Parlament in sehr kurzer Zeit vorliegen werden, mitgetheilt gefunden werden. Ich brauche mich nicht des Näheren darüber aus⸗ zulassen, sondern es genügt völlig, zu sagen, daß wir dies lediglich auz dem Grunde thaten, den ich neulich im Oberhause mittheilte, näm⸗ lich, daß wir den in diesem Memorandum vorgeschlagenen Plan für einen hielten, der nicht wirksam sein würde. Wir glaubten nicht, daß die Pforte bereit sein würde, denselben zu acceptiren. Wir hielten es für ganz gewiß, daß auf alle Fälle ein beträchtlicher Theil der Insurgenten ihn nicht acceptiren würde, und mehr als dies, wissend, daß er das Resultat eines Kompromisses warz zu welchem Regierungen gelangt, die, obwohl bestrebt, zu⸗ sammen zu handeln, nicht ganz einig über das eingeschlagene Verfahren waren, hegten wir die G daß, wenn er zur prak⸗ tischen Ausführung gelangte, verschiedene Parteien denselben Worten verschiedene Auslegungen beilegen würden, und er, wie solche Kompromisse zuweilen enden, in ein allgemeines Mißverständniß endigen dürfte. Das war der Grund für das Verfahren mit Bezug auf diese Angelegenheit, und obwohl ich offizielles Vertrauen nicht verletzen darf, denke ich doch, ich darf sagen, daß ich glaube, unser Vorgehen in dieser Hinsicht ist selbst in Kreisen, wo es zuerst nicht gebinigt und nicht verstanden wurde, nicht mit Ungunst betrachtet worden.
Mit Bezug auf die Sendung der englischen Flotte nach der Besika⸗Bay werden Sie ebenfalls im Parlament vollständigere und detaillirtere Erklärungen erhalten, als es mir möglich ist hier abzu⸗ geben, aber beilänfig will ich sagen, daß es ein Akt ist, dem eine Auslegung beigelegt wurde, die sehr abweicht von derjenigen, welche ihm beigelegt worden wäre, wenn Diejenigen, die ihn kritisiren, Schritt für Schritt dem Gange der Ereignisse gefolgt wären, die dazu führten. Zu der Zeit, wo man glaubte, daß die Ueberreichung dieser Berliner Note bevorstand und als der Sturz des letzten Sultans drohte, war der Stand der Dinge in Konstantinopel und in der Gegend unweit Konstantinopel dazu angethan, ernstliche Besorgnisse mit Bezug auf das, was daraus entstehen dürfte, einzuflößen. Es war wohl bekannt, daß der letzte Sultan sich in einem von Irrsinn nicht weit entfernten Zustande befand; es war notorisch, daß Unzufriedenheit und Mißvergnügen allgemein vorherrschten. Die wildesten Gerüchte cirkalirten über die Absichten der Mächte, sowie über die Schritte, die sie gesen die Mohamedaner im Allgemeinen thun dürften — kurz die Aufregung war so allgemein, daß es Jedermann unmöglich war sicher zu sein, daß sie nicht zu dem Ausbruch eines blutigen Bürger⸗ krieges, welcher das Massacre britischer Unterthanen und unbeschützter Aus⸗ länder im Allgemeinen im Gefolge haben konnte, (aßrt haben dürfte. Ich erinnere mich so eben, und die Sache wird auch in Ihrer Er⸗ innerung sein, daß, ehe dieser Schritt gethan wurde und unmittelbar vor⸗ her, zwei fremde Konsuln unter Umständen ermordet worden waren, welche die starke und allgemeine Aufregung gegen Fremde zeigte. In diesem Umstande traten die Botschafter der Mächte zusammen. Sie berath⸗ schlagten für die allgemeine Sicherheit und sie verständigten sich ein⸗ stimmig über die Zweckmäßigkeit, für harmlose Personen und als eine Sicherheit gegen die Unordnung eine solche bewaffnete Macht zu erlangen, als zu erlangen möglich war. Die Initiative in der Ange⸗ legenheit ging demnach von Konstantinopel und nicht von hier aus, obwohl ich den Schritt gänzlich und vollständig billige und die volle Verantwortlichkeit dafür übernehme. Und vielleicht ist es gut, Sie erinnern sich — und es ist in diesem Lande nicht allgemein verstan⸗ den — daß es nicht ein Schritt war, den die englische Regierung und dex englische Botschafter allein thaten. Es war ein Schritt, der von uns lediglich als einer der Großmächte und in Gemeinschaft mit den anderen gethan wurde. Es trifft sich, daß, wenn man von Flotten spricht, die unsrige bei Weitem die größte ist und demnach rief ihre Absendung mehr Auf⸗ merksamkeit hervor, als in dem Falle der anderen, aber die Fakta find im Allgemeinen, wie ich dieselben dargelegt habe, und so dar⸗ gelegt, werden Sie, wie ich glaube, zugeben, daß sie nicht zu der Folgerung verleiten, die populär gezogen worden ist. Ich stimme gänzlich mit dem überein, was ein Herr hier uüber die nothwendigen Grenzen menschlicher Weisheit in politischen Dingen sagte. Wir können sehen, was unmittelbar vor uns liegt — ich weiß nicht, ob alle von uns selbst dies thun — aber es ist sehr schwierig, irgend etwas über die unmittelbare Zukunft hinaus zu beurtheilen. Aber so weit es für irgend Jemanden möglich ist, künftige Ereignisse voraus⸗ zusagen, halte ich es für das Unwahrscheinlichste in der Welt, daß in Folge von irgend etwas, was jetzt innerhalb der Grenzen des türkischen Reiches vorgeht, ein allgemeiner europäischer Krieg ent⸗ stehen sollte. Das scheint mir eine jener Hypothesen zu sein, die o entfernt sind, daß es sich kaum der Muͤhe lohnt, darüber Vermuthungen anzustellen. Ich sehe nicht, woher der Krieg kommen soll. Man muß mit einigem Vorbehalt die Position und Tendenzen auswärtiger Regierungen diskutiren. Frankreich und Ita⸗ lien sind augenscheinlich aus finanziellen und anderen Gruͤnden gänz⸗ lich ungeneigt, irgend einen Schritt zu thun, der eine allgemeine Störung erzeugen würde, und es ist wohl bekannt, daß die deutsche Regierung, und ich glaube auch das deutsche Volk, indem sie keine Interessen haben, welche sie mit dem Orient in Verbindung bringen, diese Frage mit weit weniger Interesse betrachten, als an derselben in anderen Theilen Europas bekundet wird. Ich gehe wohl nicht über die Wahrheit hinaus, wenn ich sage, ndaf sie (die Deutschen) dieselbe von ihrem Gesichtspunkte nur insofern als wichtig an⸗ sehen, da sie zu Verwickelungen in anderen Theilen Europa’s führen dürfte. Es bleiben also nur, wir selber, Oesterreich und Rußland übrig. 1 Nun, ich kann Ihren Verstand nicht so beleidigen, um an⸗ zunehmen, daß es unter Ihnen Jemand geben könnte, der glaubt, daß England einen Krieg herbeizuführen wünsche. Das Aller⸗ äußerste, was, wie ich glaube, irgend welche Besorgnisse erreicht habe, ist eine Furcht, daß wir gegen unsere Gefühle und gegen unsere Interessen in einen Krieg verwickelt werden dürften. Es giebt keine Partei und keine Clique von Leuten in diesem Lande, die einen europäischen Krieg nicht als das größte der Mißgeschicke betrachten würde. Oesterreich hat eine Position, die eigenthümlich ist und seine eigenen Diffikultäten. Es hat jenes duale Verwaltungssystem, das in seinen Umständen zweifelsohne eine Nothwendigkeit ist, aber welche die Schwierigkeit einer unternehmenden und aggressiven Politik größer macht, als sie sonst sein würde. Es hat in seinem Reiche, wie wir Alle wissen, sehr mannigfache Racen und Sie mögen ganz sicher sein, daß, sei es nun im Interesse seiner eigenen Sicherheit, die irgend eine große Umwälzung in diesem Theile Europas eben so sehr stören oder fast ebenso gefährden würde, wie die der Türkei selber, also aus Gründen des Selbstinteresses, wenn nicht aus anderen, die österreichische Regierung nicht wünschen wird, den Frieden zu brechen. (Lauter Beifall)
Was nun, werden Sie sagen, was über die Regierung und das Volk Rußlands? ohlan, Jedermann weiß, und ich gestehe, daß unter einem großen Theile der russischen Bevölkerung eine sehr starke Sympathie für die jetzt in der Türkei im Gange befindliche Insurgentenbewegung existirt. Es giebt daselbst eine mächtige Partei, welche nicht, wie oft gesagt wird, blos Befreiung einer Provinz hier oder einer Provinz da vom Drucke wünscht — das ist nicht die wirkliche Streitfrage — sondern eine Partei, welche die Bildung eines mächtigen und wichtigen Slavenreiches unter russischer Fihrunc und Leitung wünscht. Aber es ist eins, zu sagen, daß die Partei und selbst, daß sie mächtig ist, und etwas anderes zu sagen, daß die Macht der Aktion in ihren Händen liegt. Wenn irgend etwas in dieser Welt gewiß ist, so ist es gewiß, daß der Kaiser von Rußland, von dessen persönlichem Willen und Neigung mehr abhängt, als von dem irgend eines ande ren Mannes, ein aufrichtiger Freund des Friedens ist. Es sind auch andere Gruͤnde vorhanden, wie z. B. die Lage der russischen Finanzen, die Schwierigkeiten der russischen Verwaltung, die vieheicht größer sind, als wir hier wissen, die enormen Kosten der letzten astatischen Er⸗
Ausdruck zu geben, die, soweit ich
dern auch gegen innere Zerstückelung zu schützen.
berungen und verschiedene andere Ursachen, üb ich mich nich 3
Nun, meine Herren, was das Berliner Memorandum betrifft, —
zu verbreiten brauche, welche eine aggressive Politikzu einer solchen machen, die in der gegenwärtigen Zeit fuͤr die Pelitik des russischen Reiches gänzlich ungeeignet ist. Und wenn ich irgend welche weiteren Be⸗ weise für das, was ich sate, bedürfte, würde ich sie in dem Umstande jener Verständigung finden, auf welche ich hinweisen mag, weil sie in den Zeitungen veröffentlicht wurde, ich meine jene neulich zwischen dem Kaiser von Oesterreich und dem Kaiser von Rußland bei ihrer jüngsten Zusammenkunft vereinbarte Verständigung, welche gänzlich von den Basen, welche sie festsetzte, ausgeht, und denen ich beipflichte, nämlich einer strengen und absoluten Nichtintervention während der Dauer dieses Kampfes. Eine solche Nichtintervention schließt natürlich nicht irgend welche Vermittelungsanstrengungen aus, die dazu angethan sein mögen, zu guten Resultaten zu führen, aber, wie ich verstehe, ist dem erzielten Abkommen ausdrücklich diese Bedingung hinzugefügt, daß, wenn etwas derartiges versucht wird, es, wenn möglich, in Uebereinstimmung sämmtlicher europäischer Mächte gethan werden soll.
Nun, meine Herren, ich sage wieder, ich sehe nicht, was unter diesen Umständen vorhanden ist, zu der Kriegsbesorgniß zu verleiten. Sie erwarten hoffentlich nicht oder wünschen, daß ich der ganzen Welt sage, daß wir mit dem Orient nichts zu thun haben, daß wir beabsichtigen, keinen Rath zu ertheilen, keinen Einfluß auszüben, alle Verträge zu annulliren und gänzliche Gleichszültigkeit gegen Alles, was vorgeht, an den Tag zu legen. Diese Doktrin der absoluten Gleichgültigkeit ist nicht eine, welche dieses Land je bekundet hat, und ich glaube nicht, eine ist, die bei der Nation im Ganzen beliebt sein würde. ir haben eine große Position in Europa, und bei Nationen wie bei Individuen bringt eine große Position schwere Verantwortlichkeiten mit sich, und wir köͤnnen uns nicht absolut weigern, diese Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Wenn jede Nation, die ein gewisses Stadium der Civilisation erreicht hat, das Prinzi p der Nichtintervention in seiner absoluten und extre⸗ men Form acceptirte und sagte: „Wir wollen niemals in irgend eine internationale Frage interveniren, ausgenommen wo unsere eigenen Interessen berührt sind,“ so würde, wie Sie alle augenschein⸗ lich sehen können, die Wirkung davon sein, die Regelung aller inter⸗ nationalen Angelegenheiten Nationen zu überlassen, die aicht dieses Stadium der Civilisation erreicht haben. Wenn Englands Stimme in Frage wie solche, die wir jetzt diskutiren, ganz und gar würde eine Stimme weniger auf Seiten des Friedens gehört werden. Niemand ist eifriger für Nichtintervention innerhalb aller vernünftiger und po⸗ litischer Grenzen als ich gewesen bin und noch bin, aber wir müssen keine Doktrin bis zum Aeußersten treiben, und eine absolute Erklä⸗ rung der Nichtintervention unter allen Umständen ist eine Erklärung der internationalen Anarchie und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß internationale Anarchie weder internationalen Frieden noch Fort⸗ schritt bedeutet. 8 “
Ich glaube, Sie wünschten, daß ich freimüthig zu Ihnen spreche. Wir haben gethan, was in unserer Macht stand, um diesen Krieg am Ausbrechen zu verhindern. Dies ist uns mißglückt. Wir werden .gt thun, was in unserer Macht steht, denselben inner⸗ halb gewisser Grenzen zu halten. Was eine Intervention zwischen der Türkei und den Unterthanen der Pforte oder zwischen der Türkei und den halbunabhängigen Staaten, welche einen Theil des türkischen Reiches bilden, betrifft, so ist dies eine Frage, die niemals nur in Erwägung gezogen werde. Wir werden uns bestreben, diese Ansicht Anderen ein⸗ zuprägen, und ich habe jeden Grund zu hoffen, daß wir darin reuissiren werden. Wenn, wie gesagt worden, das türkische Reich sich in einem Zustande des Verfalles aus internen Ursachen befindet, so ist dies eine Frage, über welche ich keine Meinung ausdrücke, aber wenn dem so ist, so ist es klar, daß bloßer äußerer Beistand keine Remedur sein würde. Das Aeußerste, das von uns verlangt werden kann, ist, darauf zu sehen, daß ehrlich gespielt wird. Unzweifelhaft unternahmen wir es vor 20 Jahren, den kranken Mann gegen Mord zu sichern, aber wir unternahmen es niemals, ihn gegen Selbstmord oder plötzlichen Tod zu sichern. Das, meine Herren, ist in wenigen Worten unsere Politik bezüglich dieses Krieges, der jetzt im Gange ist. Wir werden nicht interveniren, wir werden im Nothfalle dsee Aeußerstes thun, um Andere vom Interveniren zu entmuthigen. Aber ich glaube nicht, daß es unter den gegenwärtigen Umständen nothwendig sein wird. Wenn sich eine Gelegenheit für Vermittelung darbieten sollte — und dies scheint kein unwahrscheinliches Ereigniß zu sein — werden wir uns derselben mit Vergnügen bedienen. Während wir uns, — wie wir verpflichtet sind, — Freiheit und Unabhängigkeit der Aktion und Beur⸗ theilung vorbehalten, legen wir eben so viel Werth wie jene anderen Mächte, mit denen wir agirt haben, auf jenes allgemeine Ein⸗ vernehmen zwischen den großen europäischen Staaten, welches die beste und sicherste Friedensbürgschaft ist.“
Herr Bright dankte dem Minister im Namen der Deputation mit dem Bemerken, daß die Rede die Wirkung haben würde, die düsteren Wolken am politischen Horizont zu zerstreuen und dem Lande große Befriedigung gewähren werde. Damit schloß die Audienz, die eine volle Stunde in Anspruch genommen hatte.
— Der Berliner Korrespondent der„Morning⸗Post“ tele⸗ graphirt: „Die Meldungen von einer Annäherung Englands an die Anschauungen der Nordmächte den Ereignissen im Orient gegenüber haben ihre Bestätigung gefunden und es sind jetzt keine Differenzen mehr vorhanden, seitdem eine Nichtinterven⸗ tionspolitik adoptirt worden.“ 1
— 17. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses antwortete der Premier⸗Minister Disraeli auf eine bezügliche Anfrage des Deputirten Baxter, daß aus den Depeschen des englischen Botschafters in Konstantinopel hervor⸗ gehe, daß die Nachrichten über die Grausamkeiten in Bul⸗ garien stark übertrieben seien. Eine Depesche Elliots vom Freitag Abend melde den Eintritt christlicher Freiwilliger in die türkische Armee.
In der Sitzung des Oberhauses erwiderte Graf Derby auf die Anfrage des Grafen Denbingh, betreffend die seerechtliche Deklaration des Pariser Kongresses, diese Deklaration sei für England bindend. Außerdem würde es den Argwohn, daß England sich für einen Krieg vorbereite, erwecken, wenn die englische Regierung gegenwärtig die Aufhebung der in Rede stehenden Deklaration vorschlagen würde.
Frankreich. Paris, 18. Juli. Das „Journal officiel“ bringt die Ansprache des neuen österreichischen Bot⸗ schafters, Grafen Wimpffen, an den Marschall⸗Präsidenten bei Gelegenheit seiner Empfangs⸗Audienz, und die Antwort des Präsidenten. Die Ansprache des Grafen Wimpffen lautete:
Herr Präsident! Ich habe die Ehre, Ew. Excellenz die Schreiben zu überreichen, durch welche Se. Kaiserliche und Königliche Majestät geruhten, mich als seinen außer⸗ ordentlichen und bevollmächtigten Botschafter bei dem Präsi⸗ denten der französischen Republik zu beglaubigen. Indem Se. Majestät der Kaiser und König mir diese hohe Sendung anvertraute, empfahl er mir, alle meine Fürforge anzubieten, dem die zwischen den beiden Regierungen bestehenden Beziehungen der Freundschaft, sowie die guten, auf den zahlreichen gemein⸗ schaftlichen Interessen, welche Oesterreich⸗Ungarn und Frankreich auf so glückliche Weise vereinigen, begründeten Verbindungen aufrecht zu erhalten und zu entwickeln. Seien Sie sicher, Herr Marschall, daß meine ganze Fürsorge und meine beständigen Bemühungen auf diesen Zweck gerichtet sein werden.
Ihnen den Posten an, welchen kürzlich unter uns ein edler
eben haben vernehmen lassen. Ich theile diese selbst vollständig.
sympathischer Freund unseres Landes einnahm. Die Aufnahme, die hier zu finden Sie sicher sind, wird den Gesinnungen gemein⸗ schaftlicher Herzlichkeit entsprechen, deren Ausdruck Sie auch so
Die Bemühungen meiner Regierung werden sich den Ihrigen an⸗ schließen, um diese Gemeinschaft der Interessen noch zu ent⸗ wickeln, welche durch so viele Bande unsere beiden Nationen vereinigt und die sie, die eine wie die andere, an die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens in Europa binden.
— Das „Journal des Débats“ vom 14. d. M. weist darauf hin, daß der Herzog Decazes in der französischen Abgeordnetenkammer über die orientalische Frage die gleiche Erklärung abgegeben habe wie Hr. Melegari im italienischen Senat, und fährt dann also fort: „Brauchen wir darauf aufmerksam zu machen, daß die Worte der Herren Melegari und Decazes durchaus die drei Punkte bestätigen, welche unser wiener Korrespondent als die sicheren Ergebnisse der Reichstadter Begegnung gemeldet hat: 1) Enthaltung in der gegenwärtigen Krisis, 2) Lokalisirung des Kampfes und 3) ge⸗ meinschaftliche Verständigung aller chriftlichen Mächte in dem Falle, wo es ersprießlich würde neue Entschließungen zu fassen. — Wir freuen uns, den französischen Minister des Aeußern die Nothwendigkeit erkennen zu sehen, Frankreich vor allen Verwick⸗ lungen, mit denen die Zukunft uns bedroht, dadurch zu be⸗ wahren, daß er sich enthält, dasselbe in irgend welche ausschließ⸗ liche Allianz hineinzuführen. Unser Land darf für Niemanden in dem Konflikt, der im Orient sich erhoben hat, Partei nehmen. Getreuer Beobachter der Gesetze und der Verträge, kommt es ihm nicht zu, persönlichem Ehrgeiz oder individueller Rachsucht Vorschub zu leisten. Jedes Sonderunternehmen kann nur zur Erschütterung des Friedens ausschlagen; der Friede aber ist sür
— Wie der „Moniteur“ meldet, würde die Regierung die Waddingtonsche Vorlage (Verleihung der Universitätsgrade) vor dem Senate vollständig aufrechterhalten, aber bei dieser Ge⸗ legenheit die Kabinetsfrage nicht stellen. Der „Moniteur“ be⸗ hauptet, daß das Gesetz auf 10—12 Stimmen Mehrheit zählen könne, da ein Theil der Bonapartisten für dasselbe stimmen werde. — Wie die „Köln. Stg.“ erfährt, will Dupanloup, Bischof von Orleans, ein Amendement zu dem Waddingtonschen Antrag stellen und verlangen, daß in Zukunft die Professoren überhaupt die Prüfungen nicht mehr vornehmen, sondern daß eine sogenannte „unabhängige Jury“ gebildet werde. Für Juristen soll die Prüfungs⸗Kommission aus hervorragenden Mitgliedern des Advokatenstandes, für Aerzte aus medizinischen Notabilitäten, die nicht Professoren sind, ꝛc. bestehen. Das Kabinet besteht auf der einfachen Annahme des Waddingtonschen Antrags.
Türkei. Konstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) An dem am Sonnabend hier stattgehabten großen Rathe haben 76 höhere Würdenträger Theil genommen. Derselbe wird sich, wie verlautet, demnächst wieder versammeln, um das Reform⸗ projekt der Regierung endgiltig festzustellen, welches sodann dem Sultan unterbreitet werden und veröffentlicht werden soll.
— Die heute vom Kriegsschauplatze eingegangenen tele⸗ graphischen Nachrichten lauten:
Konstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) Der Regie⸗ rung ist folgendes Telegramm vom Kriegsschauplatze zugegan⸗ gen: Die Truppen des Generals Hafiz Pascha, Comman⸗ deurs der bei Akpalanka operirenden Division, haben gestern die Serben angegriffen. Nach einem sechsstündigen Kampfe haben die türkischen Truppen die von den Serben besetzten Ver⸗ schanzungen mit dem Bajonnet genommen. Die Serben wurden vollkommen geschlagen und wurde ihnen eine beträchtliche An⸗ zahl Waffen und anderes Kriegsmaterial genommen. — In Folge des Vormarsches des Corps Suleyman Paschas haben die Serben auch ihre Verschanzungen bei Babina Glava, ohne Widerstand zu leisten, verlassen und sich zurückgezogen.
Konstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas⸗Reuter“ meldet, ist die türkische Armee von Nisch, Chehirkeny und Belgradjik aufgebrochen und auf dem Marsche nach Alexinatz. — Die türkischen Journale be⸗ stätigen, daß General Tschernajeff von Babina⸗Glava de⸗ logirt worden ist und sich auf dem Rückzuge befindet, während die türkischen Truppen in Serbien vorrücken.
Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespon⸗ denz“ wird aus Ragusa gemeldet: Am 14. d. fand bei Neve⸗ sinje (in der Herzegowina) ein den ganzen Tag und bis tief in die Nacht hinein dauernder Kampf zwischen den Monte⸗ negrinern und den türkischen Truppen statt. Der Ausgang dess Iben läßt sich nach der Thatsache beurtheilen, daß (wie bereits gemeldet) die montenegrinischen Truppen am 16. in Blagai ööstlich von Mostar) einrückten. In Mostar herrscht deshalb große Besorg⸗ niß, welche durch das Eintreffen von 80 bei Nevesinje verwundeter Freiwilliger aus Mostar noch erhöht wird. Die Kaufläden der Stadt sind geschlossen. Auch die christliche Bevölkerung fürchtet Racheakte Seitens der Türken, welche der Gouverneur der Herzegowina, Ali Pascha, vergeblich zu beschwichtigen versucht. — Ein monte⸗ negrinisches Corps ist in Glavsco (?), oberhalb des Golfes von Breno, eingetroffen, wodurch die Verbindung zwischen Ragusa und Trebinje unterbrochen ist.
Belgrad, 17. Juli. (W. T. B.) Der Regierung sind folgende Meldungen vom Kriegsschauplatze zugegangen: Die offiziellen türkischen Depeschen vom 9. d. beruhen auf falschen Berichten. Die serbischen Truppen haben bisher keine Kanone verloren und ebensowenig in der Umgegend von Akpalanka Munition. Sie haben vielmehr den türkischen Truppen 200,000 Patronen und 1000 Haubitzgranaten abge⸗ nommen. — Die türkischen Siege über General Tschernajeff sind vollkommen erfunden. Es hat kein Gefecht statt⸗ gefunden. Die serbischen Vorposten stehen noch immer vor No⸗ vibazar. — Alimpits hat folgendes Telegramm der Regie⸗ rung zugehen lassen. Die türkischen Truppen, namentlich der Baschi⸗Bozuks und Redifs begehen in Bosnien entsetzliche Grau⸗ samkeiten; sie massakriren die Einwohner und zünden Alles an. Viele Weiber und Kinder sind in das serbische Lager geflüchtet, wo gestern mehrere Hundert eintrafen. Der Kommandant einer serbischen Truppenabtheilung, Benitzky, hat sich des ganzen Toplitza⸗ (Nebenfluß der Morawa auf der linken Seite) Thales am Fuße des Kopavnikberges (Gebirgszug, an dessen Fuße der Ibar entlang strömt) bemächtigt. Zehn Ort⸗ schaften haben sich den serbischen Truppen angeschlossen und stellen Freiwillige. — Abtheilungen bosnischer Insurgenten haben die Verbindung der Türken zwischen Belina Brtschka und Belina Tusia abgeschnitten. — Die Nachricht, daß die serbische Regierung ihren Sitz nach Kragujewatz verlegt
Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Wie der „Presse“ gemeldet wird, hat an den Gefechten der Insurgenten unter Peko Pavlovits am 13. d. mit den Türken bei Renjevoselo und Neum in der Enklave von Klek auch ein im Hafen liegendes tür⸗ kisches Kriegsschiff durch Geschützfeuer theilgenommen. Dasselbe habe sein Feuer trotz der nachdrücklichen Einsprache des österreichischen Stationsschiffes fortgesetzt.
— Wie dem „Pester Lloyd“ aus Trebinje unter dem 8. Juli berichtet wird, herrschte unter den Christen daselbst eine sehr gedrückte Stimmung. Um die Gemüther zu beruhigen, habe daher der Kaimakam einige der angesehensten Christen zu sich bescheiden lassen, sie ermahnt, den Ereignissen mit Be⸗ ruhigung und Vertrauen entgegenzusehen und ihnen die Zusage gegeben, daß die türkische Behörde sie gegen jede Unbill kräftigst schützen werde, so lange sie treu bleiben; gleich zeitig haben sie aus dem Munde des Kadi im Namen von eben⸗ falls anwesenden sechsundzwanzig vornehmen Muhamedanern das feierliche Versprechen empfangen, daß sie an Leben und Eigenthum ungekränkt bleiben sollen; man werde nicht dulden, daß ein Türke Ausschreitungen verübe. Jeder, der einen Christen antasten würde, solle auf offenem Markte von den Türken selbst füsilirt werden.
— Der „Agence Havas“ wird aus Bukarest über eine diplomatische Mittheilung, welche die rumänische Re gierung (dem „N. W. T.“ zufolge unter dem 12. Juli) an die Pforte hat gelangen lassen, Folgendes gemeldet: Dieselbe sei eine Denkschrift (memoire), kein Memorandum; in der⸗ selben würden die einzelnen Punkte namhaft gemacht, deren Regelung die rumäuische Regierung zur Aufrechterhaltung des guten Einvernehmens mit der Pforte durchzusetzen wünscht. Diese Punkte wären: Anerkennung des historischen Ramens Rumäniens, der schon von den andern Großmächten zugelassen werde, Aufnahme eines rumänischen Agenten unter das diplomatische Corps in Konstantinopel, Anerkennung der Jurisdiktion des rumänischen Agenten über die rumänischen Staatsangehörigen in der Türkei, Vornahme einer genauen Grenzscheidung zwischen den Donau⸗Inseln, um auf diese Weise den fortdauernden Gebietsverletzungen vorzubeugen, welche gegen⸗ wärtig so viele Konflikte zwischen der türkischen und rumänischen Regierung herbeiführten, Abschluß von Handels⸗, Post⸗ und Telegraphen⸗, sowie Auslieferungsverträgen zwischen der Pforte und Rumänien, Anerkennung der rumänischen Pässe durch die türkischen Behörden; Regelung der Grenze am Donau⸗Delta, wodurch den dort wohnenden rumänischen Unterthanen der freie Gebrauch der an ihr Territorium stoßenden Gewässer gesichert werden soll.
— Der erste offizielle serbische Schlachtbericht von der Drina⸗Armee, datirt vom 9. Juli, welchen die Presse aus Belgrad erhielt, stellt die Operationen dieser Armee folgen
dermaßen dar:
„Die Armee Ranko Alimpics überschritt die Drina am 3. Juli bei Vadovince auf der Bujuklicsinsel. Vor der Insel ist das Terrain rein; auf zweitausend Schritte liegen die Dörfer Medasy und Popovo, zwischen diesen ein großer Wald. Von hier bis Bjelina ist das Crdreich mit Wald und Gebüsch bedeckt und von Zäunen durchschnitten. Die Armee mußte schrittweise die Terrainschwierigkeiten bewältigen; die Artillerie und Kavallerie konnte nur die Vicinalstraße benutzen. Hierdurch ging die Führung zeitweise verloren und war die Uebersicht erschwert. Der Feind war gedeckt, seine Position war deshalb besser, weil er jede Terrainfalte kannte. Der Flußübergang wurde zwischen 4 und 5 Uhr ausgeführt. Die halbe Armee hatte bereits die Drina passirt, als die Vorposten der nächsten türkischen Karaula den Anmarsch bemerkten und Feuer gaben. Rasch waren sie üͤberwältigt, die Karaula zerstört und zwei Soldaten ge⸗ fangen. Um 9 Uhr Vormittags stieß der rechte Flügel der Mittel⸗ kolonne im Walde von Medjas auf eine feindliche Truppe mit Artillerie. Nach zweistündigem Kampfe war der Feind bis Bjelina zurückgeworfen. Um 10 Uhr Vormittags erreichten die Unserigen eine starke feindliche Posttion, welche mit zahlreicher Infanterie und Artillerie bemannt war; nach heftigem vierstündigen Treffen, in welchem die Türken sich tapfer wehrten, waren sie auch hier in dem für sie günstigen Terrain geschlagen und konzentrirten sich gegen Bjelina, wobei sie jeden Fuß Terrain auf dem Rückzug geschickt vertheidigten. Unsere rechte Kolonne, kommandirt von Pasa Putnik, hatte um halb 10 Uhr Vormittags die Straße nach Bielina erreicht und begann den Angriff. Um 3 Uhr Nachmittags waren die Truppen mitten in die Stadt gedrungen und es entwickelte sich daselbst ein Straßen⸗ und Häuserkampf. Die linke Kolonne, kommandirt vom Mafor Djoka Vlajkowics, rückte über Janja gegen Bjelina vor. Um 3 Uhr gelangte dieselbe gleichfalls in die Stadt. Der heiße Kampf dauerte hier bis 5 Uhr. Nachdem die Türken in die Festung getrieben waren, kam der Rückzugsbefehl; die Truppen traten den Rückmarsch in aller Ordnung an, nur die reiwilligen hatten sich zu weit eingelassen und kämpften ohne Rück⸗ cht auf den Marschbefehl die ganze Nacht. Die Truppen lagerte auf bosnischem Gebiet, gegen Bjelina hin verschanzt. Der Verlust betrug serbischerseits 120 Todte, 40 Vermißte, 362 Verwundete; di Verluste der Türken sind unbekannt. Die Serben haben eine tür⸗ kische Fahne mit der Inschrift: „Gehet im Namen Gottes, ihr recht⸗ gläubigen Türken, ihr kommet ins Paradies“, ferner Vieh und Waffen erbeutet.
Nachts zwischen dem 4. und 5. Juli überfiel ein kleiner Trupp Freiwilliger Tuͤrkisch⸗Racsa, um den Türken die Verbindung mit der Save abzuschneiden, von welcher Seite sie Proviant bezogen. Nach heftiger Gegenwehr wurden die Türken verdrängt und viel Proviant erbeutet. Die Freiwilligen haben sich ausgezeichnet gehal ten. Nach der Niederlage bei Raecsa beeilten sich die Türken mi dem Anzriff gegen uns. Am 6. sendeten ste ein Bataillon Nizams unter dem Bimbaschi Stocsevics gegen Racsa. Mafor Vlajko vies und Hauptmann Putnik eilten mit Freiwilligen und einer Bergbatterie entgegen, um den Türken den Weg zu verlegen. Die Türken sendeten zwei Bataillone und eine Hinterlader⸗ Beigbatterie zur Verstärkung aus Bjelina. Vlaikovics wurde in der Flanke angefallen, und es entspann sich ein furchtbarer Kampf in größeren Dimensionen. Serbischerseits wurden zur Verstärkung zwei Bataillone der Podrinaͤer Brigade unter Major Csuresics nach gesendet und später noch ein Bataillon der Schabatzer Brigade zweiter Klasse. Die Turken kämpften verzweifelt, die Unseren fochten wie Helden. Ausgezeichnet haben sich besonders die vhes willigen und das Azbukobatzer Bataillon unter Cfurcsics. it Bajonnet und Messer wurde gefochten, Brust an Brust, so daß die Batterie gar nicht verwendet werden konnte. Wir haͤtten weniger Opfer gehabt, wenn die Artillerie hätte eingreifen können. Die Tuͤrken mußten sich zurückziehen. Gegenüber Bielina trafen sie auf Putniks Bataillon. Dieser griff sie im Rücken an und drängte sie zur Ruckzugslinie. Die Türken verloren alle Ordnung vollständ und liefen gegen den Savefluß; die Nacht brach herein und unter dem Schutz der Finsterniß entgingen die türkischen Bataillone dem Verderben. Auf dem Kampfplatze wurden 700 todte Türken ge⸗ funden. Später einlangende Nachrichten gaben 2000 Todte a darunter Bimbascha Stocsebics und viele Offiziere. Die Serben haben die gefallenen Türken in humaner Weise beerdist Die tü kischen Verwundeten wurden vom Kampfplatz in serbische Lazarethe gebracht, wo sie gut behandelt werden. Wir erbeuteten viele Aus⸗ rüstungsobjekte, 100 ausgezeichnete Hinterlader, eine Lafette, Fahne
Der Marschall⸗Präsident antwortete darauf: Herr Botschafter! Ihr erhabener Souverain vertraute
habe, wird von Seiten der Regierung selbst für unbegründet erklärt.
Trompeten, Trommeln Pferde, Wagen. Die Verluste der Serh S 100 Todte und 250 Verwundete.“