1876 / 177 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Jul 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Eine Zählung in den Bibliotheken von Paris hat fol⸗ gende Resultate ergeben: die Bibliothek des Arsenals besitzt 200,000 Bärde und 8000 Handschriften; diejenige der Sorbonne 80,000 Bände; die Bibliothek der Schule der Medizin 35,000 Bände; die National⸗ Bibliothek hat 1,700,000 Bände, 80,000 Handschriften, 1 Million Kupferstiche und Karten und 120,000 Medaillen; die Bibliothek Ma⸗

arin besitzt 200,000 Bände, 4000 Handschriften, 80 Reliefs und plastische Movumente; die Bibliothek St. Genevisve hat 160,000 Bände und 35,000 Handschriften.

Gewerbe und Handel. 1

Das Anlagcekapital der Oberlausitzer Bahn beträgt 7,200,000 Stammaktien, 10,800,000 Stammprioritäten, 1,800,000 Prioritäten sind noch nicht ausgegeben. Verwendet sind bis jetzt 18,819 936 oder pro Kilometer 126,981 Die Einnahme betrug 682,389 ℳ, die Ausgabe 669,837 ℳ, der Ueber⸗ schuß 12,551 ℳ, der Reservefonds 9000 ℳ, der Erneuerungsfonds 154 213 Die Schlußabrechnung mit der Pleßnerschen Konkurs⸗ masse hat am 19. Oktober 1875 stattgefunden. Die Forderung an dieselbe wurde dadurch beglichen, daß die Kaution der Pleßnerschen Gesellschaft, mit 260,000 Thlr. Effekten bei der General⸗Staatskasse deponirt, an die Eisenbahngesellschaft cedirt wird, wogegen sie den Mehrwerth ihres Guthabens ausgerahlt erhalten hat. 3 Die Brennereien im Rezierungsbezirk Potsdam haben aus Mangel an Betriebsmaterial größtentheils den Betrieb eingestellt. Der Preis des Spiritus ist zwar auf 50 bis 53 pro 10,000 Literprozente gestiegen, die Kartoffeln standen aber durchweg

ech im Preise und die Konkurrenz der billiger arbeitenden russischen Fabrikation war nicht zu bestehen. Nur die Preßhefenfabrikation

war gut im Schwunge und diese Fabrikate fanden leichten und sohnenden Absatz. Die Brauerei untergähriger Biere ist, be⸗ günstigt durch die kühle Frühjahrswitterung, rege betrieben worden, obwohl andererseits gerade durch diesen Umstand die Konsumtion ab⸗ geschwächt wurde. Noch immer macht sich theilweise eine Abnahme des Konsums von Lagerbieren bemerkbar, wovon die Ursache in den

unguünstigen wirthschaftlichen Verhältnissen gesucht wird.

Der Fabrikbetrieb im Reg. Bez. Magdeburg zeigt wenig Leben. Die Baulust, wie sie in fruüͤheren Jahren, selbst noch im letztverflossenen auftrat, ist gegenwärtig verschwunden. Gleichwohl haben sich die Preise der Lebensbedürfnisse nicht ermäßigt. Der Be⸗ trieb der Braunkoblengruben war ein nachhaltig schwunghafter; die Preise der Braunkohle haben deshalb eine Ermäßigung nicht zu er⸗ leiden gehabt. Die Folgen der Ueberfluthung in den Bruchfeldern der fiskalischen Braunkohlenzrube bei Altenwe dingen sind voll⸗ ständig beseitigt, auch die Schäden, die das Hochwasser in der fiskalischen Saline Schönebeck angerichtet hatte, sind wieder ausgebessert. Die Salzproduktion auf dieser Saline hat im Juni wieder die Höhe des Vorjahres erreicht. Der Betrieb des Salzschachtes bei Schönebeck erlitt keine Unterbrechung; am Schlusse des Monats Juni war der Schacht bereits 196 Meter tief. Auf dem fiskalischen Salzwerke zu Staßfart ist im Juni eine Ab⸗ nahme des Steinsalzabsatzes eingetreten, anscheinend durch verminderten Bedarf der Natronfulfat⸗ und Sodafabrikation veranlaßt; auch blieb die überseeische Salzausfuhr gegen das vorjährige Quantum wesent⸗ lich zurück. Der Absatz von Kalisalzen hielt sich auf der bis⸗ Höhe, wenn schon die Preise der Kaliprodukte sehr gedrückt

ieben.

Nach dem Jahresbericht der ungarischen Staatsbahnen für 1875 betrug die Ausdehnung des Netzes 1071 Kilometer, 792 Kilo⸗ meter nördliches Netz und 279 Kilometer südlicher Linien. An⸗ schaffungswertb des Fahrparks 13,464,744 Gulden. Es betrugen die Brutto⸗Einnahmen auf dem nördlichen Netze 5,302,996 Fl., auf dem südlichen 803,330 Fl., zusammen (einschließlich der Einnahmen der schmalspurigen Montanbahn Gran⸗Bresnitz⸗Schemnitz) 6,143,334 Fl. oder um 440,737 Fl. mehr als im Jahre 1874. Die Auszaben stellten sich auf 4,792,722 Fl; demnach resultirt ein Nettoertrag von 1,420,860 Fl. gegen 921,838 Fl. in 1874. Die nördlichen Linien ergaben eine Einnahme von 1,434,039 Fl., die Gömörer Industrie⸗ bahn 41,201 Fl., während die Linie Bresnitz⸗Schemnitz einen Ausfall Fl. und die südliche Strecke einen solchen von 35,117 Fl. erlitt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Dresden, Sonnabend, 29. Juli, Mittags. Die General⸗ konferenz der deutschen Eisenbahnen zwecks Einführung eines einheitlichen Tarifsystems wurde heute hier im Sitzungssaale der Ersten Ständekammer durch den Finanz⸗Rath Wolf (Braunschweig) eröffnet. Der bisherige Verlauf der Verhandlungen läßt eine Einigung zur Annahme des gemischten Systems unter Zu⸗ grundelegung des bayerischen Lokaltarifs und des bayerisch⸗ sächsischen Tarifs hoffen. Das preußische Handels⸗ Ministerium ist durch einen Königlichen Kommissar vertreten.

Berlin, den 29. Juli 1876. S. M. Glattdecks⸗Korvette „Freya.“

1 Die Glattdecks⸗Korvette „Freya“, welche soeben ihre Maschinen an Bord genommen und ihre Probefahrt in Danzig begonnen hat, ist die dritte der in neuerer Zeit für die vater⸗ ländische Kriegsmarine nach den in der Admiralität entworfenen Plänen gebauten schnellen, zum Kreuzerdienst bestimmten Kor⸗ vetten. Während von den beiden anderen Schiffen dieser Klasse die „Ariadne“ sich bereits seit 1 ½ Jahren auf der ostasiatischen Sctation befindet und „Luise“ dorthin unterwegs ist, wird „Freya“ demnächst von Danzig nach Kiel überführt werden. 1 Für den Dienst als leichter Kreuzer, d. h. zum Verjagen feindlicher leichter Kriegsschiffe und Störung des feindlichen Handels, ist große Geschwindigkeit unter Dampf Haupterforderniß, und wenn gleich „Ariadne“ und „Luise“ bei ihren Fahrten in dieser Beziehung die Bestimmungen ves Bauprogrammes bedeu⸗ tend übertroffen haben, so schien es doch mit Rücksicht auf die in neuerer Zeit den leichten Kreuzern fremder Marinen und den großen Handelsdampfschiffen gegebenen Geschwindigkeit von 13 Knoten geboten, diese für die „Freya“ auf 14 ½ Knoten zu erhöhen. Dieser Anforderung entsprechend, sind die Pläne des Schiffes entworfen. 8 Die „Freya“ hat eine Länge von 79 Meter, eine Breite von 11 Meter, geht seefertig ausgerüstet, hinten 5,8 Meter tief und verdrängt bei diesem Tiefgange 2180 Tonnen à 1000 Kilo. 1 Der Rumpf des Schiffes ist im Allgemeinen aus Holz kon⸗ struirt, hat aber sehr kräftige eiserne Verbände und eiserne Deck⸗ balken erhalten, und ist die größte Sorgfalt darauf verwendet

worden, die Verbände so zu disponiren, daß das schlanke Schiss

bei größtmöglichster Leichtigkeit große Festigkeit erhält. Die auf dem Oberdeck aufgestellte Armirung besteht aus 2 17⸗Centimeter⸗ Geschützen, die nach beiden Seiten zu verwenden sind, und aus 4 Stück 15⸗Centimeter⸗Breitseitgeschützen. Durch dieselben ist das Schiff nicht nur den gleichartigen Schiffen anderer Nationen ebenbürtig, sondern den meisten derselben durch die Bewaffnung mit den 17⸗Centimeter⸗Geschützen überlegen und sogar im Stande, im Falle der Noth gegen Schiffe mit schwachem Panzer mit die⸗ sen Geschützen sich zu nahen, da dieselben Panzer bis zu 15 Centimeter Stärke noch auf größere Entfernungen zu durch⸗ schlagen im Stande sind. B Die Maschinen haben 3 Cylinder, Oberflächenconden⸗ sation und sind mit allen Verbesserungen der Neuzeit versehen, die 4 Dampfkessel haben zusammen 18 Feuerungen. Bei voller Kraft sollen die Maschinen 2400 Pferdekräfte zu leisten im Stande sein. Die Takelage ist die einer vollgetakelten Korvette, und so groß gewählt, daß das Schiff auch, ohne die Maschinen zu benutzen, mit entkuppelter Schraube unter Segel eine gute Geschwindigkeit erreichen kann. An Besatzung erhält die „Freya“ 230 Köpfe.

Dieselbe begiebt sich demnächst nach Kiel und wird im

dortigen Schwimmdock mit einem kupfernen Boden versehen. Nach Beendigung ihrer Probefahrten daselbst wird sie nach Wil⸗ helmshaven überführt und bleibt der Marinestation der Nordsee zugetheilt. .

Ueber die Thätigkeit der Zoologischen Station in

Neapel geht uns folgender Bericht zu: Das Jahr 1875 hat die Zahl der Naturforscher, welche in der zoologischen Station gearbeitet haben, bis auf sechsundvierzig gebracht. Von ihnen gingen sechs in das neue Jahr hinüber und elf weitere Gelehrte kamen vom Januar bis März hinzu, so daß die Gesammtzahl auf siebenundfünfzig angewachsen ist. Die Zahl der Abhandlungen, die in der zoologischen Station ge⸗ arbeitet und mit dem Erscheinen des ersten Jahresberichts ge⸗ druckt worden sind, beträgt sieben, so daß bis jetzt im Ganzen fünfundzwanzig der aus der zoologischen Station hervorgegangenen wissenschaftlichen Arbeiten im Druck erschienen find.

Die italienische Regierung hat in diesem Jahre die Zahl der von ihr gemietheten Arbeitsplätze auf vier erhöht und die dafür zu entrichtende Summe von 8000 Lire in das ordinäre Budget aufgenommen. 8

Für den nächsten Winter sind bereits jetzt fünf deutsche, zwei russische und zwei italienische Forscher angemeldet, die Be⸗ setzung der englischen und niederländischen Tische leidet keinen Zweifel, obwohl die Anmeldungen noch nicht erfolgt sind. Unter den Angemeldeten sind Professor Oscar Schmidt und Professor Goette aus Straßburg, Akademiker v. Owzjannikow aus St. Petersburg und Professor Ganin aus Warschau. Die beiden Gelehrten besuchen das Institut schon zum zweiten

ale.

Ueber die türkische Feld armee und ihre Generale ent⸗ nehmen wir der „Turquie“ Folgendes: Der Ober⸗Kommandant der gesammten Kaiserlich ottomanischen Armee, Abdul Kerim Pascha, hat nun auch persönlich den Befehl der Operationstruppen an der serbischen Grenze übernommen und leitet von dort aus die Heeres⸗ abtheilungen, welche in Bosnien und der Herzegowina operiren Die gesammte auf dem Kriegsschauplatz befindliche Armee ist gegerwärtig in sechs Corps, Divisionen, getheilt: 1) Das Armee⸗Corps in der Herzegowina und Bosnien unter dem Oberfehle Achmed Moukytar Paschas, 2) das Armee⸗Corps von Novibazar unter dem Befehle Derwisch Paschas, 3) die Armee von Nisch und Widdin unter dem Befehle Achmed Eiub

Paschas, 4) das Armee⸗Corps von Scutari in Albaniea unter dem

Befehle Achmed Hamdi Paschas, 5) das in der Bildung begriffene Armee⸗Corps von Kossova; Kommandant Ali Sarlb Pascha, 6) die verschiedenen Freiwilligen⸗Corps, welche den regulären Divisionen bei⸗ gegeben sind und dem Oberbefehle des gewesenen Polizei⸗Ministers, Abdi Tscherkeß Pascha, unterstehen. 1

Diese Armeecorps sind in mehrere Divisionen einaetheilt, wie folgt: 1) die von Seniza unter dem Divisions⸗General Mehmed Ali Pascha; 2) die von Bosnien unter dem Divisions⸗General Vely Pascha; 3) die der Besatzung von Novibazar unter Hussein Husni Pascha; 4) die der Besatzung von Widdin unter dem Divisions⸗ General Osman Nuri Pascha, und 5. die von Scharköi unter dem Divisions⸗General Hassan Halri⸗Pascha. Die Divisions⸗Generale Ali Pascha, Selim Pascha und Mehmed Pascha sind zu den Armeecorps in der Herzegowina kommandirt. Fazli Pascha, der die Division von Nikopolis befehligte, schloß sich unlängst jener von Widdin an.

Die Generale des Generalstabes Neeschib Pascha, Adi Pascha und Khalil Pascha sind dem Armeecorps von Nisch beigegeben ebenso der Divisions⸗General Suleimann Pascha, welcher gegenwärtig an der serbischen Grenze an der Spitze der Division von Cheriköi operirt.

Ueber diese Generale finden sich in der „Turquie“ folgende biographische Notizen:

Der Serdar⸗Ekrem. Abdul Kerim Pascha, ist der rangälteste unter den türkischen Generalen. Er besitzt den Rang eines Muschir schon länger als fünfundzwanzig Jahre. Er diente in Mesopotamien bei Diarbekir und Erzerum; er nahm Theil an dem Krimkriege und an dem Feldzuge gegen Montenegro unter den Befehlen Qmer Paschas; während der Unruhen auf Kreta kommandirte Abdul Kerim Pascha das Observations⸗Chorps in Thessalien. In letzter Zeit hat er viel zur Unterdrückung des bulgarischen Aufstandes beigetragen.

Derwisch Pascha hat den Ruf eines resoluten und muthigen Soldaten. Er hat gleichfalls am Krimkriege und jenem von Monte⸗ negro theilgenommen; er hat mit seiner Abtheilung als der Erste Cet⸗ tinje, den Hauptort der Czernagora, besetzt und wurde aus diesem Ankasse zum Rang eines Vezier ernannt. Derwisch Pascha war General⸗Gouverneur von Bosnien und der Herzegowina zur Zeit, als

der Aufstand in diesen Provinzen ausgebrochen ist.

Achmed Moukhtar Pascha, sein Nachfolger auf diesem Posten, ist noch jung. Er hat als Generalstabs⸗Offizier an dem letzten Feldzuge gegen Montenegro theilgenommen und dann sich unter den Befehlen Redif Paschas in Yemen in dem Kampfe gegen den aufständischen Beduinenstamm der Assyr ausgezeichnet und wuree wͤh · rend dieser Campagne zum Brigade⸗General ernannt. Als Redif Pascha nach Konstantinopel zurückberufen wurde, ward Moukhtar Pascha zum Vali von PVemen und Kommandanten der Truppen dieses Vilajets mit dem Grade eines Veziers befördert. Einige Zeit später wurde

er als Ober⸗Kommandant der Truppen in der Herzegowina und

Bosnien auf den Posten versetzt, den er heute noch einnimmt. Der türkische Biograph stellt die Verdienste, welche der Pascha sich in den Treffen in den Dugapässen erworben habe, sehr hoch. Vely Pascha, der Platzkommandant ven Serajevo, hat ebenfalls wie Moukhtar Pascha in dem Feldzuge in Yemen seinen gegenwärtigen militärischen Grad verdient. 8

Osman Nuri Pascha, der in den letzten Wochen vielgenannte Kommandant der Division von Widdic, wurde an der Mlilitärschule von Bankaldi gebildet und hatte beim Ausbruch des Krimkrieges seinen Kurs noch nicht absolvirt. Trotzdem wurde er auf seine Bitte mit dem Range eines Lieutenants auf das Kriegstheater geschict, wo er sich rasch auszeichnete. Später nahm Osman Pascha an allen Expeditionen in Syrien, in YVemen und auf Kreta Theil und stieg während dieser Feldzüge bis zum Grade eines Divisions⸗Generals empor.

Der Divistons⸗General Suleiman Pascha ist gleichfalls ein Zögling der Militärschule von Bankaldi. Er nahm emen hervor⸗ ragenden Antheil an den jüngsten Ereignissen in Konstantinopel, welche die Absetzung des Sultans Abdul Aziz herbeiführten. Alsbald nach der Thronbesteigung des Sultans Murad wurde Suleiman Pascha zum Range eines Ferik und zum Kommandanten des Militärbezirks von Bechiktach ernannt. In der letzten Zeit hat Suleiman Pascha auf dem Kriegstheater den Befehl über die Division von Charköi übernommen. Seine Ankunft bei der Armee von Nisch gab er mit der Besetzung von Babina Glava kund.

Die selbstthätige Goldwaage, eine Erfindung, deren man sich in England schon längere Zeit bedient, ist, wie hiesige Zeitungen mittheilen, seit einigen Tagen bei der Königlichen Seehandlung auf⸗ gestellt. Die Waage selbst scheidet jedes zu leichte Goldstück aus der Masse von Goldstücken, die ihr mit einem Male zum Wiegen anver⸗ traut werden, aus. Die Goldstücke werden in eine Art Cylinder ge⸗ legt und die zu leichten kommen von der andern Seite der Waage ieder heraus.

Der Gemeindekirchenrath von St. Thomas hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, diejenigen evangelischen Eltern der Parochie, welche ihre Kinder in den ersten vier Monaten nach der Geburt nicht taufen lassen oder nach vellendetem dreizehnten Le⸗ bensjahr nicht zum Konfirmationsunterrichte anmelden, mit⸗ telst gedruckter Anschreiben, die von sämmtlichen Mitgliedern des Kirchenraths unterzeichnet sind, aufzufordern, diese kirchlichen Akte nicht zu unterlassen. In den Schreiben wird ausdrücklich darauf hin⸗ gewiesen, daß der gesetzliche Zwang zur Vornahme dieser Handlungen zwar aufgehört habe, dagegen die Hoffnung ausgesprochen, daß die freie Liebe zur evangelischen Kirche an den Ordnungen derselben fest⸗ halten werde. esà Wa⸗g

Als nächste Versammlungsorte der Frangelischen AIllanz, die im Jahre 1872 zum ersten Male in New⸗York tagte, wurden u. A. Jerusalem, Edinburg und Berlin in Aussicht genommen. Nun⸗ mehr ist jedoch definitiv beschlossen worden, die nächste Konferenz der Allianz im Jahre 1878 in Paris abzuhalten. Paris ist deshalb gewählt worden, weil zu erwähnter Zeit daselbst eine Welt⸗Industrie⸗ Ausstellung stattfinden soll.

Mäünchen, 28. Juli. (W. T. B.) Bei der gestern Nach⸗ mittag zwischen Immenstadt und Oberdorf erfolgten Ent⸗

gleisung des von Lindau nach hier abgelassenen Courierzuges sind, wie nun mehr festgestellt ist, im Ganzen 13 Personen zu Schaden ge⸗ kommen. Tödtlich verletzt wurde Niemand, aber 2 Passagiere haben Beinbrüche, 11 andere Personen leichtere Quetschungen erlitten. Die Entgleisung des Zuges wurde wahrscheinlich durch einen Achsenbruch herbeizeführt.

Das eidgenössische Schützenfest in La sanne hat am 25. Juli mit der Preisvertheilung seinen Abschluß erhalten.

Dem Schlosse Arenenberg in der Schweiz droht der Einsturz. Der Wasserstand im unteren Theile des Bodensees ist ein so unge⸗ gewöhnlich hober, daß zwischen Konstanz und Schaffhausen noch jetzt in mehreren Orten der Verkehr zwischen den Häusern nur mittelst hergerichteter kleiner Brücken möglich ist. Am Fuße des Arenenberg sind nun durch Abspülungen (man vermuthet mehr noch durch Unter⸗ wasser, welche aus dem Berge hervorgevrochen sind) Senkungen im Boden entstanden und ein Theil des Parkes, welcher das Schloß umgab, ist sammt seinen großen herrlichen Bäumen heruntergerutscht, ein Theil noch in abwärts gehender Bewegung begriffen. Der Ab⸗

rutsch geht bis hart an das Schloß, und die Kapelle, Treppe und

Schutzmauer der letzteren sind bereits in die Tiefe gestürzt.

Vereins⸗Kalender. 1876. 1

29.— 31. Juli. Deutscher Protestantentag in Heidelberg.

30. Juli bis 3. August. Deutscher Brauertag in Frank⸗ furt a. M. 3 31. Juli. Kongreß des Vereins deutscher Eisenbahn⸗Verwal⸗ tungen in München.

3.— 5. August. Delegirtentag Fabrikanten Deutschlands in Cöln.

1⁄ 16. August. Generalversammlung deutscher Müller und Mühlen⸗Interessenten in Nürnberg.

19.— 30. August. Kongreß der Sozial⸗Demokraten in Gotha.

20.— 24. August. Delegirten⸗Versammlung des Norddeutschen Baugewerke⸗Vereins in Kiel.

20.— 21. August. Journalistentag in Wiesbaden.

28.— 30. August. Der XIII. deutsche Juristentag in Salzburg.

3 7. September. Wanderversammlung des Verbandes deut⸗ scher Architekten⸗ und Ingenieusvereine in München.

5 7. September. 18. Kongreß für innere Mission in Danzig.

10.— 12. September. Gewerbetag der Provinz Brandenburg in Potsdam.

11. September. Afrikas in Brüssel.

12.— 14. September. Vereins in Erfurt.

selbständiger Handwerker und

Kongreß zur Berathung über die Civilistrung

Hauptversammlung des Gustav Adolf⸗

17.— 24. September. 49. Versammlung deutscher Naturforscher

und Aerzte in Hamburg.

25. September. Kongreß Völkerrechts in Bremen.

25.— 28. September. Bremen.

27. September bis 4. Oktober. Internationaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel.

Im September Lehr⸗ und Lernmittel⸗Ausftellung in Magdebur Theater.

In Krolls Theater wurde am F gr

ß 1 fest, d. h. Konzert von drei Orchestern, wiederholt und fand wieder

rege Betheiligung Seitens des Publikums. Zugleich wurde auf der Bühne ein „Genrebild“ von Görlitz „Ein Frühstückstündchen“ zum zweiten Male gegeben; es ist eigentlich nur ein Soloscherz für eine resolute, aber gutmüthige Köchin, die Fr. Stolle höchst drastisch darstellte; als Staffage siad noch ein paar unbedeutende Partien da⸗ bei das Ganze ist aber weder neu in der Grundidee noch originell in der Ausführung. von den Damen Dittmar, Fugmann, Henkel und Rokoy, und wurden höchst beifällig aufgenommen, und zuletzt die alte Offen⸗ bachsche Operette „Urlaub nach Zapfenstreich“, deren ansprechende Melodien einst hier sehr populär waren. Auch diesmal gefiel die⸗ selbe wieder sehr; Frl. Leskien und Frl. Zampa waren zwei

muntere Repräsentantinnen der jungen Wittwe und ihrer Nichte Hr. Leisch sang den Sergeanten recht brav, mit angenehmer

Stimme, war aber steifer, als seine Aufgabe erforderte; Hr. Diettrich debütirte als Larose Pompon mit vielem Humor, Muaterkeit im Spiel und guten Willen, wenn auch nicht vielen Mitteln im Gesang.

Belle⸗Alliance⸗Theater. Der zweite historische Lust⸗

spiel⸗Abend, eingerichtet von Hrn. Ottomeyer, wird aus folgenden

astnachtsspiel von Hans Sachs⸗ 1658: „Almida Comika, oder: ir Peter Squenz“, Schimpfspiel von Andreas Gryphius; 1760: „Die kranke Frau“, ein Nachspiel von Fürchtegott Gellert; Gegen⸗ wart: „Berichterstatter“, Schwank in 1 Akt von L. Ottomeyer. Am Sonnabend wird das (in deutscher Bearbeitung vor einiger Zeit im Woltersdorff⸗Theater zur Aufführung gekommene)

heßs bestehen: 1550: „Der fahrent Schuler mit dem Teufelpanner’“,

Lustspiel von H. J. Byron „Our Boyz“ in London seine fünf⸗

hundertste Aufführung erleben.

In der „Flora“ findet am Montag, den 31. d. M., eine Wieder holung des mit vielem Beifall aufgenommenen Kinderfestes statt, und sind ganz neue Ueberraschungen dafür in Vorbereitung. giebt an demselben Abend der Optiker vom Polytechnikum in Lon don, Herr Maja, welcher mit seinen Tableaux fondants oder Wandel bildern ein weit über das Maß des Gewöhnlichen hinausgehendes

Interesse beim Berliner Publikum gefunden hat, seine Abschieds⸗

vorstellung.

Redacteur: F. Prebm. Verlag der Expedition (Kessei). Bier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

B

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staat

Berlin, Sonnabend, den 29. Juli

Vorläufige

Uebersicht

der im 2. Quartal 1876 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebiets getretenen wichtigeren Handelsartikel, verglichen mit der Einfuhr des vorhergehenden Quartals

und des entsprechenden Quartals des Vorjabres.*)

In freien Verkehr getreten

In freien Verkehe zetreten

Waarengattung

Waarengattung mit Angabe des Maßstabes.

im 2. Quartal im 1. Quartal im 2. Quartal

1876. 1875.

im 2. Quartal im 1. Quartal im 2. Quartal

mit Angabe des Maßstabes. 1876. 1876. 1875.

Bohlen, Bretter, Latten, Faßholz

mentlich in Columbien, Peru,

fir Reform und Kodifikation des 17. Kongreß deutscher Volkswirthe in

Dann folgten drei hübsche Solotänze, ausgeführt

Auch

Druc W. Els ter.

I. Vieh.

1111““ Rindviehü. I111“ p“* II. Nahrungs⸗ und Genußmittel.

Zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck, Würste,

Hielschertinit.. Butter . Getreide 1e“ Roher Kaffee. EFö6 Suͤdfrüchte öööö; Rohtabak und Tabaksstengel l“]; 75256 ö21e25242 Salz. 1 1 78

Ctr. Brutto 8ZIu“ Tonnen Ctr. Netto

Brutto

Netto

2 2

2 2 2 2 9 2 2 7

III. Sämereien. Lein⸗, Raps⸗ und Rübsaat . . . . . . . Klee⸗ und Grassaat.. X““ IV. Bau⸗ und Nutzholz. Bau⸗ und Nutzholz in Blöcken und Balken

Ctr. Brutto

*. * .*

Steinkohlen, Braunkohlen und Koks.

VI. Harze, Oele und Fette. EEEE 111“ Ctr. Brutto L 11111122“ Leinöl 8 2

Berlin, im Juli 1876.

95,978 39,888 13,435,817 368,245 520,241 65,047 140,167

4,425,825 1,073,561 6,412,210

700,951

28,026,740

363,510 58,636 247,971

31,581 147,258 26,827 6,895,570 283,054 536,529 80,016 131,305 21,695 230,728 3,859 28,198 227,091 224,527

167,126

2,022 009 19,805 2,685,104 377,705

18,031,579

126,399 44,748 163,675

Kaiserliches

8

116 692 Petrvlem.. b111312 305,500 57,157

305,360 276,439

219,587 170,334 690,599

232,420 230,877 791,470

146,920 211,404

.is. Kokosnußöl und anderes Oel in Fässern Ctr. Brutto V 1,707,933

alg, Schmalz und anderes Thierfett.. . . 28

VII. Rohe Droguen.

Farbhölzer Salpeter

VIII. Spinnstoffe. Rohe Baumwolle .. 116“ Flachs und Hanf. . Seiden⸗Cocons und Seide .“ Rohe Schaafwole .

IX. Garne. 08,886

Baumwollenganet . .. Ctr. Netto 8 AsgnEh. ZZI14“*“ 8 . 84,168 Wollene Garne 111131““ 8 70,539

198,940 258,379 308,809 118,628

143,078 173,738 323,618 3839,811

210,330 247,644 443,744 103,039

Ctr. Brutto

782,044 410,931 17,057

1,004,407 498,186 18,082 248,951

raeer*

Ctr. Brutto

Netto Brutto

X. Zeugwaaren.

Baumwollene Gewebe . . . . .. . .. Ctr. Netto Leinwand, Segeltuch, Zwillich und Drillich . 8 Seiden⸗ und Halbseidenwaaren . 11“”

Wollene Zeug⸗ und Filzwaaren . . . . . .

XI. Häute, Leder und Lederwaaren.

h11“ Ctr. Brutto 11666“ NRetto 111213131515655 .

XII. Eisen und Eisenwaaren, Maschinen.

Roh⸗ und Bruchesien . . Ctr. Geschmiedetes und gewalztes Stabeisen . . . . . . Eisenbahnschienen . . . .. ... 5

Eisen⸗ und Stahlplatten, Eisen⸗ und Stahlblech Ctr. Brutto

Eisen⸗ und Stahlwaaren . .. . . . ANetto

Lokomotiven, Dampfkessel und Maschinen

11,603 78,290 3,167 29,841

241,445 27,385 4727

246,062 23,260 5,580

1,735,139 55,486 34,544 122,131 131,976

3,311,410 750,734 26,232 49,571 256,858 199,774

3,536,820 39,075 3,124 72,923 243,151 157,847

8 88

statistisches Amt.

*) Bei den in dieser Uebersicht aufgeführten zollfreien Waaren enthält der Eingang in den freien Verkehr auch die Durchfuhr oder wenigstens einen Theil derselben. Einfuhr zum Verbrauch und

Durchfuhr können bei zollfreien Artikeln in der Regel nicht gesondert nachgewiesen werden.

Monatsübersicht für Juni. VII.

(Vergl. Nr. 153 d. Bl.) Südamerika. Nachdem die verfassungsmäßigen Wahlen in der Mehrzahl der größeren südamerikanischen Republiken, na⸗ Chile und Argentinien, sich zu Liberalen vollzogen haben, find die kirchlichen Differenzen mehr in den Vordergrund getreten. Auch in dem katholischen Amerika hat der Klerus seine scheinbar sorglose Haltung aufgegeben und den Kampf mit der ihrer Rechte bewußten Staatsgewalt aufgenommen. Dieser Kampf

111“ 8

Gunsten der

ist die Signatur des verflossenen Monats.

An der Spitze der Bewegung steht die Regierung von Ve⸗

nezuela, welche bereits im Jahre 1873 den Erzbischof von Ka⸗

rakas wegen Auflehnung gegen die bürgerlichen Gesetze des Landes verwiesen hatte. Alle Bemühungen, diese Angelegenheit auf diplo⸗ matischem Wege zu ordnen und die Wiederbesetzung des erzbischöf⸗ lichen Stuhles zu ermöglichen, scheiterten an der Weigerung des Präla⸗ ten, den Eid auf die Verfassung zu leisten oder seinem Amte zu entsagen. In Folge dessen richtete Präsident Guzman Blanko unterm 9. Mai d. J. eine Botschaft an den Kongreß, in der er, gestützt auf das Patronatsgesetz vom Jahre 1824, den Erlaß einer Verordnung beantragte, welches „die Kirche von Venezuela unabhängig von dem römischen Bischof erkläre und bestimme, daß die Priester von der Gemeine (den Gläubigen), die Bischöfe von den Priestern und der Erzbischof von dem Kongreß er⸗ wählt werde.“ Die legislative Gewalt hat den Vorschlag bei⸗ fällig aufgenommen und ist damit beschäftigt, ein noch über den Antrag des Präsidenten hinausgehendes Gesetz zu formu⸗ liren, das erste thatsächliche Beispiel einer katholischen National⸗ kirche. Der Gesandte Venezuelas in Paris, General Pulgar, ist abberufen worden.

Weniger entwickelt sind die Wirren auf kirchlichem Gebiete in den Vereinigten Staaten von Columbien. So lange die Konservativen sich am Ruder befanden, trugen sie Sorge, daß die Geistlichkeit, obgleich vielfach ihr Bundes⸗ genosse in Bekämpfung der Liberalen, als Ersatz für erheb⸗ liche Begünstigungen, sich der Oberhoheit der bürgerlichen Gewalt fuͤgte. Nachdem aber seit 1860 die liberale Partei die Zügel der Regierung ergriffen hatte, proklamirte sie sofort den trügerischen und anarchischen Grundsatz der „freien Kirche im freien Staat“ und gab dadurch dem römischen Klerus Zeit und Gelegenheit, den Widerstand gegen die Staatsbehörden zu orga⸗ nifiren und die gewährte Freiheit nach ihrer Weise auszubeuten. Erst spät erkannte die Regierung ihren Irrthum. Der Konflikt kam zunächst durch die Errichtung konfessions⸗ loser Schulen zum Ausbruch, welche der Erzbischof in einem Hirtenbriefe verdammte. Ihm schlossen sich noch hef⸗ tigere Hirtenbriefe der Bischöfe von Popayan und Posto an, in Folge deren sich die gegenseitige Erbitterung in dem Maße stei⸗ gerte, daß sie selbst den geselligen Verkehr außerhalb der Partei⸗ grenzen ausschließt.

Der Präsident hat nach der amtlichen Zeitung die Genehmi⸗ gung der Kammern zum Abschluß eines Vertrages mit Mr. Anthoine Gogorza über den Bau eines interozeanischen Kanals ohne Schleusen auf der Linie von Darien nachgesucht.

Am 4. Juni d. J. hat in Bolivia eine Militärrevolution stattgefunden, durch welche die Regierung des Präsidenten Tomas Frias gestürzt und an seine Stelle der General Daza gesetzt ist. Frias ist in Peru angekommen

Peru. General Prado ist von Europa zurückgekehrt. Seine Präfidenten ist unzweifelhaft. noch bis zum 2. August im Amte befindliche Präsident Don Manuel Pardo mittelst Dekret vom 16. Mai d. J. den Kongreß zu einer außerordentlichen Sitzung auf den 15. Juni zusammen⸗ berufen, um über die Erhöhung des Ausgangszolles auf Nitrat der Die Einführung chinesischer Arbeiter, welche alle

Wahl zum

zu befinden.

längere Zeit hindurch fast gänzlich aufgehört hatte, wird eifrig betrieben. Ueber die verweigerte Freilassung des Kapitäns und Steuermanns des Schiffes „Talisman“, welches den Prätendenten

Pierola bei dem jüngsten

hatte, ist die peruanische Regierung in Streit mit der englischen

gerathen, welche sich über der ersteren und über das lich beklagt hat.

Unterrichtsgesetz verkündet worden. Elementar⸗ und Universitätsunterrichts als eine treffliche Leistung, In hinsichts des Gymnasialunterrichts als verfehlt bezeichnet.

In mehreren öffentlichen Blättern wird Chile als das erste Land erwähnt, welches durch seine neueste Gesetzgebung das politische Stimmrecht der Frauen praktisch zur Ausführung Diese Annahme beruht auf einem Irrthum. Das aktive Wahlrecht derselben besteht bvereits in Venezuela seit Einführung der Konstitution von 1864. Der Erfolg ist aber gewesen, daß die weibliche Bevölkerung von ihrem Stimmrechte faktisch keinen Gebrauch gemacht hat. In Valparaiso hat am 16 Mai ein heftiges Erdbeben stattgefunden, jedoch ohne erheblichen Schaden angerichtet zu haben. 5. April in Buenos⸗Aires der Fall gewesen. Nach ärztlichen Angaben haben sich in Chile Fälle der Rinderpest gezeigt. und die Kaiserin von Brasilien setzen ihre

gebracht habe.

Der Kaiser

Nach längeren Vorarbeiten ist das neue zu

Salvador erzwungene Feldzug dazu dienen, die in Guatemala geplante, aber auf friedlichem Wege nicht erreichte Idee einer Föderation ihrer Verwirklichung näher zu bringen. Demgemãß bestimmen die Artikel 1, 4, 5 und 7 des Vertrages, daß die kontrahirenden Mächte sowohl die auswärtige Politik, in Form eines Schutz⸗ und Trutzbündnisses, als Gegenstände gemeinschaftlichen Interesses für Central⸗ Amerika, in beiderseitigem Einverständniß behandeln, ge⸗ meine Verbrecher ausliefern und andere, die sich an der Grenze aufhalten, interniren, gleichmäßige Einfuhrtarife festsetzen und die nationalen Manufakturen und Produkte zollfrei zulassen sollten. Ferner verpflichteten sich nach Art. 9 beide Regierungen, „in keinem Theile ihres Gebietes die Niederlassung von Jesuiten⸗ priestern, sei es als organisirte Gesellschaft oder auf andere Weise, dulden“ und endlich werden Honduras und Costarika eingeladen, diesem Vertrage beizutreten (Art. 15). Salvador hat der provisorische Präsident, Dr. Rafael Zaldivar, allgemeine Wahlen auf den ersten Sonntag des Juni ausgeschrieben. Der neue Kongreß soll am 1. Juli zusammentreten. In Guatemala herrscht vollkommene Ruhe; in Honduras dagegen dauert der Parteikrieg zwischen Medina und Leiva fort. 1 Der Grenzstreit zwischen Nicaragua und Costarica i augenblicklich noch in derselben Lage wie früher. In Nikaragua ist der Belagerungszustand erklärt, und der Präsident hat sich an die Spitze des Heeres gestellt. Seitens Costarikas befinden sich 2000 Mann an der Grenze unter dem Befehl des früheren Präsidenten, Ge⸗ neral Guardia, welcher jetzt Oberkommandirender und erste Vize⸗Präsident ist. Der Kongreß hat die Exekutivgewalt er mächtigt „die zwischen Costarika und Nikaragua schwebende Streitfragen auf jede ihr geeignet scheinende Weise zum Austra

Inzwischen hat der

Aufstande nach Peru übergeführt

„die wenig freundschaftliche Haltung peruanische Gerichtsverfahren“ ernst⸗

Dasselbe wird hinsichts des

Dasselbe ist am

Reise durch verschiedene Theile der Vereinigten Staaten fort zu bringen“, also auch durch Verhängung des Belagerungs

und gedenken sich im Juli nach Curopa zu begeben. Trotz aller Warnungen und abschreckenden Beispiele finden sich immer noch zahlreiche Auswanderer, besonders aus Böhmen, Italien und Spanien, welche den Verlockungen der brafilianischen Agen⸗ ten Gehör schenken. Das gelbe Fieber in Rio Janeirs ist im Abnehmen begriffen. Die Truppen Brasiliens beginnen Pa⸗ raguay zu räumen. Das Telegraphenkabel zwischen Per⸗ nambuko und Bahia ist unterbrochen.

In den Antillen treten vom 1. Juli an die französischen Kolonien dem Berner Postvertrage bei.

General Salomon ist Haiti ernannt worden.

die provisorische Regierung zustand erklärt.

Der Bundesrath des Deutschen Reichs hat sich in der Sitzung vom 31. Mai d. J.

minikanischen Republik

Muster des mit Costarika abgeschlossenen zu unterhandeln. Der Krieg zwischen Guatemala

Mittel⸗Amerika.

zustandes und Suspension der Verfassung. Die großen Aus⸗ gaben, welche diese Lage verursacht, treffen emnpfindlich den Bau der Eisenbahn, der nach dem Ausscheiden des früheren Direktors jetzt von dem Minister der öffentlichen Arbeiten und dem deutschen Konsul als Superintendenten, beide Schwäger des Präsidenten Esquivel, geleitet wird. Trotz dieser Verwickelungen ist es wahrscheinlich, daß die von dem Minister⸗ Resfidenten der Vereinigten Staaten versuchte Vermittelung erfolgreich sein und den Ausbruch des Krieges verhindern wird. Obschon in Mexiko die Aufständischen unter Porfirio Diaz von den Regierungstruppen wiederholt zurückgedrängt sind und erhebliche Verluste erlitten haben, ist damit die schlie lich: Unter⸗ drückung der Revolution noch nicht erreicht. Die Eisenbahn von Verakruz nach dem Innern befindet sich, wie die Zeitungen mittheilen, bereits im Betriebe.

zum provisorischen Diktator von Mittelst Dekrets vom 18. Juni hat den Hafen Kap Haiti in Blokade⸗

einverstanden erklärt, mit der do⸗ einen Handelsvertrag nach dem

Die Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen zu Brüssel.

und Salvador ist durch den am 8. Mai in der Stadt b I1

Santa Anna unterzeichneten Freundschafts⸗ und Friedens⸗ Es handelte sich dabei um das Be⸗

Untergan

vertrag beendigt. stehen oder den Barrios und anti⸗ klerikalen

seinem

bliken, in Guatemala

besonders in

Partei und um den Einfluß Guatemalas in den übrigen vier Repu⸗ onduras, allmaͤchtige Joder weniger festen Fuß zu fassen. Zugleich aber so LGG11“ 11“

8 (Vergl. Nr. 174 des R. u. St. A.) Dem „Echo du Parlement“ entnehmen wir folgende wei⸗ tere Mittheilungen über die deutsche Abtheilung der Brüsseler

Ausstellung: 8 1 Brüssel, 22. Juli.

Die deutschen Hauptstädte haben sich offiziell an der Ausstellung betheiligt, und wo nur eine Verbesserung in gesundheitlicher Beziehung versucht, ein Fortschritt ausgeführt

der vom Präsidenten Rufino inister Samajoa revpräsentirten deren Schöpfungen, mithin in denen der 8 Jesuitismus anfing mehr 8

Ulte der von

ehemals