1876 / 187 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

bei Tschuprija forciren. Tschuprija hat einen Brückenkopf und ist gut befestigt. Gelänge es aber Abdul Kerim Pascha, auch diese Position zu erobern, dann müßten S mendrija, Kragujevatz und selbst Belgrad noch bezwungen werden. Belgrad wird vom Toptschiderer Berge aus durch Schanzen gedeckt und ist die Citadelle in Vertheidigungsstand gesetzt worden. Es giebt noch viel zu thun, bevor Serbien gänzlich bewältigt sein wird. Die Schuld an den Mißerfolgen wird bald diesem, bald jenem Kommandanten zugeschoben. Indessen trifft die Hauptschuld nur das Milizsystem, welches sich in einem großen Kriege noch nie⸗ mals bewährt hat und auch niemals bewähren wird.

Fürst Milan zeigt den Unfällen der letzten Zeit gegen⸗ über eine große Kaltblütigkeit. Er muntert allenthalben nur zur Einigkeit auf und gerirt sich, als ob er es auf das Aeußerste ankommen zu lassen entschlossen wäre.

Was das Volk anbetrifft, so ist es trotz der vielen schmerz⸗ lichen Verluste, welche der Krieg bisher bereits kostete, gleichfalls zum Aeußersten entschlossen.

Oberst Tscholak⸗Antits dringt darauf, daß ihm die Er⸗ greifung der Offensive gestattet werde. Er meint, leicht bis Prizrend kommen zu können, da jetzt Altserbien (oder Unter⸗

Albanien) von Truppen ganz entblößt sei.“

Rumänien. Der Korrespondent der „Allg. Ztg.“ in Bukarest theilt unter dem 3. August folgende Berichtigungen

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mit: „Einem Wiener Blatt wird von seinem Korrespondenten aus Bukarest geschrieben, daß er bewaffnete Bulgarentrupps in den Straßen der rumänischen Hauptstadt gesehen habe. Es beruht das jedenfalls auf einer Verwechslung. Die Uni⸗ form der rumänischen Territorial⸗Dorobanzen sieht der Tracht der Bulgaren sehr ähnlich. Derselbe Korrespondent spricht auch von einer beginnenden Judenverfolgung, weil man mehrere Isfraeliten verhaftet und nach der un⸗ garischen Grenze abgeschoben habe. Das Faktum ist richtig; aber die in Kede stehenden Israeliten hatten sich in Oesterreich Ungarn der Konskription durch die Flucht nach Rumänien entzogen und wurden nach dem Ausliefe⸗ rungsvertrag vom Jahr 1865 nach Oesterreich⸗Ungarn zurück⸗ transportirt. Einem andern Wiener Blatt meldete man aus Bukarest: der Finanz⸗Minister habe in der Kammer eine Steuer auf die Zimmer⸗ und Hauseinrichtungen beantragt. Das ist auch ein Irrthum. Der Finanz⸗Minister beantragte eine Steuer auf die Mobilien, d. h. auf das bewegliche Vermögen, aber nicht auf die Möbel.“

10. August. (W. T. B.) Seitdem die türkischen Truppen in Serbien eingedrungen sind, flüchten sehr viele serbische Familien auf rumänisches Gebiet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. August. (W. T. B.) An informirter Stelle wird die mehrfach wieder⸗

kehrende Behauptung, daß Serbien die Vermittelung der Großmächte oder irgend einer Großmacht angespro⸗ chen habe, als unbegründet bezeichnet.

Ueber die Reise des Kronprinzen und der Kron⸗ prinzessin von Italien wird den „Mosk. Wed.“ aus Kijew unter dem 4. August telegraphirt: Ihre Königlichen Hoheiten sind auf ihrem Wege von Moskau nach Kijew auf allen Stationen mit großem Enthusiasmus begrüßt worden. In Tula wurde den Hohen Reisenden Salz und Brot dargebracht. Auf der Bahnstrecke selbst waren während der Nacht alle 200 Schritte Laternen auf⸗ gestellt. In Kijew war der Empfang Ihrer Hoheiten ein enthusiastischer. Eine große Volksmenge begleitete die Hohen Gäste, und die Stadt war glänzend illuminirt.

Die Korvette „Bogatyr“ ist am 23. Juli von der Kronstadter Rhede ausgelaufen, um ihre Reise ins Mittelmeer anzutreten, und sich daselbst dem Geschwader des Admirals Bu⸗ takow anzuschließen. Der Klipper „Kreuzer“ ist nach einem Telegramm des Kommandanten desselben am 22. Juli (3. August) von Plymouth nach Malta abgegangen.

Gewerbe und Handel.

Paris, 9. August. (W. T. B.) In einer heute unter dem Vorfitz des Barons v. Rothschild abgehaltenen Versammlung von Aktionären der Lombardischen Eisenbahngesellschaft wurde die Konvention vom 17. Juni cr. betreffend die durch die italienische Geseklschaft exploitirten Linien genehmigt.

Berlin, den 10. August 1876. Königlich Preußische Lotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute beendeten Ziehung der 2. Klasse 154.

Königl. Preuß. Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn à 1800 auf Nr. 8402.

1 Gewinn à 600 auf Nr. 44,954.

1 Gewinn à 300 auf Nr. 84,290.

Die Ausstellung für Gesundheitspflege und Ne zu Brüssel.

8 (Vergl. Nr. 183 des R. u. St. A.)

Dem „Echo du Parlement“ entnehmen wir folgende weitere

Mittheilungen über die deutsche Abtheilung der Brüsseler Aus⸗ stellung:

Mit Recht wird der deutschen Sektion auf der Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungsapparate eine besondere Wich⸗ tigkeit beigelegt; und in der That dürfte nicht fehlgegriffen sein mit der Behauptung, daß die erste Idee dieser internationalen Unternehmung in keinem Lande so ernst und so tief auf⸗ gefaßt worden und in solcher Vollständigkeit zur Ausführung gekommen ist, als gerade in Deutschland. Ganz besonders bemerkenswerth hierbei ist, daß alle Ministerien, alle Munizipa⸗ litäten und öffentlichen Verwaltungen sich zu kräftigstem Mit⸗ wirken vereinigt haben, gleichsam als wären sie übereingekommen, uns das Gesammtresultat ihrer Studien und ihrer Bemühungen auf diesem Felde zuzusenden; dieses Mitwirken ist auf das viel⸗ fältigste und gewissenhafteste an den Tag gelegt worden.

Hier ist nun ganz besonders zu betonen, daß, so schätzens⸗ werth bei solchen Anlässen wie der hier in Rede stehende die Privatinitiative auch sein mag, der Private, der ein von ihm erfundenes oder vervollkommnetes Produkt ausstellt, doch leicht den Nebengedanken an den Verkauf oder an das Bekanntwerden seines Artikels hegt, da er möglicherweise ein direktes Interesse und persönlichen Vortheil dabei findet. Anders aber ist es mit

den öffentlichen Körperschaften, von denen wir gesprochen. Diese handeln einzig im Interesse der Idee, des Werkes hier eines

Werkes der Menschenliebe, einer wahrhaft brüderlichen Idee.

Wir wenden uns jetzt zu den Dampfmaschinen, und dann, zum Schluß, zu der Galerie der Eisenbahnen, und begegnen hier einer ganz eigenen Spezialität, die man die „Anwenduug

der Artillerie als Rettungswerkzeug“ nennen dürfte: Es ist dies eine ganze Serie von Kanonen, Flinten und Schifesseilträger⸗ Raketen, die von der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiff⸗ brüchiger ausgestellt ist. Die Art und Weise, wie mit diesen Zurüstungen operirt wird, ist bekannt; die Erfindung ist sogar schon älter; ganz neu aber ist das System der dazu gehörigen

Anker⸗Boyen, fuüͤr die es kaum einen bezeichnenderen Namen

geben dürfte als „Hosen⸗Boyen“, vermittelst deren man bei jeder Witterung und mit vollkommener Sicherheit die Schiff⸗ brüchigen ans Land bringen kann.

Die zwei großen, von der Bremer Rettungsgesellschaft eingesandten Boote verdienen ebenfalls Erwähnung. Die Engländer, die ihre eigenen Gründe hatten, dieser Art von Booten eine besondere Berücksichtigung angedeihen zu lassen, haben nichts Vollkommneres in dieser Art geleistet.

Alle diese Gegenstände befinden sich unter einem Schuppen im großen Boskett des Parkes, dem gegenüber ein kleiner Apparat aufgestellt ist, der sein lärmendes Pfeifen und Summen vom Morgen bis zum Abend hören läßt. Dies ist der Koertingsche Ventilations⸗Apparat, dessen vielfältige An⸗ wendungsweise sehr interessant erscheint. Man bedient sich seiner ebensowohl, um Luft in die Bergwerke zu

als zur Reinigung des in Speichern aufgehäuften

; zu Springbrunnen wie bei der Zersetzung chemischer Produkte und in Schmiedewerken; es ist dies wahrhaft eine Maschine „für alles“; das seltsamste und auf der Stelle prüf⸗

hbare aber ist die Art und Weise wie sie die Getreidekörner in fortwährender Bewegung erhält, um zu verhindern, daß sie sich erhitzen und verderben.

Es ist, namentlich während des deutsch⸗französischen Krieges, viel von der militärischen Organisation der preußischen Eisen⸗ bahnen die Rede gewesen. Man sah mit Bewunderung diese eben so einfache als vollständige Einrichtung, die es möglich macht, fast unmittelbar und mit sehr geringen Kosten die ge⸗ wöhnlichen Waggons in Militärwaggons für den Truppen⸗ transport und in Lazarethwaggons für Verwundete umzuwandeln.

Damit nichts an der deutschen Ausstellung fehle, hat man

einen vollständigen Eisenbahnzug aufgestellt, der zeigt, wie jene Umwandlung vollzogen worden ist. Er befindet sich in der der rue ducale entlang gelegenen besonderen Galerie für Eisenbahn⸗ wagen.

An der zu diesem Zuge gehörigen Lokomotive fallen zu⸗

vörderst zwei Eigenthümlichkeiten auf. Sie ist mit dem schon früher erwähnten „Heberleineschen“ Hemmschuh versehen, ver⸗ möge dessen der, selbst in höchster Schnelligkeit sich bewegende Zug, nachdem er nur noch eine seiner doppelten Länge gleiche Distanz durchlaufen, also fast plötzlich, angehalten werden kann. Im Kriege, wo in jedem Augenblick unvorhergesehene Hinder⸗ nisse dem Zug begegnen und seine Sicherheit gefährden können, wird ein folcher Hemmschuh zur unbedingten Nothwendigkeit. Außerdem ist diese Lokomotive auch noch mit einem Apparat versehen, der die Schnelligkeit und Laufesdauer des Zuges anzeigt. 1“ 8

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Die Hessische Ludwigsbahn hat diesen Zug zur Ausstel⸗ lung geliefert. Er enthält zuvörderst Güterwagen, die ohne große Schwierigkeit zum Lazarethdienst verwendet werden können. In allen diesen Wagen sind die nöthigen Einrichtungen bereits vorbereitet. Im gegebenen Augenblick braucht man nur noch die Hängematten, Betten und Tragbahren einzuhaken, und die Heil⸗ mittelkasten und Büchsen an den dazu bestimmten Plätzen auf⸗ zustellen.

Auf den deutschen Eisenbahnen hat man Wagen 3. Klasse mit hölzernen Bänken, und Wagen 4. Klasse, ohne diese, in denen man also stehen muß. Diese Wagen sind ebenfalls im Voraus zum Lazarethdienst eingerichtet. Bei den ersteren genügt es, die, übrigens nicht vollständig befestigten, Sitze herauszuneh⸗ men, was natürlich bei den zweiten wegfällt; das Hineinbringen der zum Militär⸗Krankendienste erforderlichen Utensilien erfordert dann nur wenig Zeit; diese sind sehr vollständig, begreifen sogar eine Küche und Waterklosets, und kosten im Ganzen nur 180 oder 225 Francs.

Die Wagen 2. Klasse werden mittelst Verfahrens in Lazareth⸗Waggons umgewandelt.

Innerhalb aller Waggons ist eine Art von Galerie, und oben, von einem zum andern, eine Verbindungsplatte angebracht, mit Sicherheits⸗Gittern versehen; diese letzteren waren in früherer Zeit unbeweglich; man hat jedoch den Nachtheil davon erkannt; sie sind jetzt beweglich, und werden durch einen bequemen Mechanismus umgedreht oder niedergelegt, so daß die Ver⸗ wundeten leicht, ohne Stöße oder Beschwerden untergebracht werden können.

Sehr sehenswerth ist auch der Küchenwagen für einen Zug Verwundeter. Die Einrichtung desselben 8 so vortrefflich und vollständig, daß gewiß manche selbst wohlhabende bürgerliche Haushaltung nichts besseres aufzuweisen hat.

Als ganz neu ist die Einsendung Seitens der bayerischen Gene⸗ ral⸗Direktion des Landstraßen⸗Bauwesens zu bezeichnen, bestehend in einer Reihe von niedrigen gußeisernen Säulen, etwas höher jedoch als die in Belgien auf den Poststraßen gebräuchlichen, die von einem Kilometer zum anderen längs der Eisenbahnlinien aufgestellt werden. Jeder Zugführer hat einen Schlüssel, mit dem er sie öffnen kann; bei einem Unglücksfall hat er nur wenige Schritte zu thun, um eine Depesche nach der vor⸗ und rückwärtsliegenden Station zu senden, und so kann fast unmittelbar die nöthige Hülfe herzukommen. Die Depesche brauͤcht nicht einmal formulirt zu werden. Der Apparat enthält sechs Depeschensignale, von denen das betreffende nur berührt wird, um anzudeuten, daß, sei es eine Lokomotive, sei es ein Arzt, oder Wagen, Arbeiter u. s. w., verlangt werden. Alle dringenden Fälle sind in diesen sechs Depeschen⸗ signalen berücksichtigt; die innere Einrichtung ist derart, daß bei nur weniger Uebung der Beamte sie auch im Dunklen in Be⸗ wegung setzen kann.

Zu dieser Einsendung gehört auch noch ein tragbarer Telegraphenapparat, mit dem man von jedem beliebigen Orte aus eine Depesche absenden kann, ohne den laufenden Depeschen⸗ dienst der Eisenbahnlinie zu unterbrechen; ferner ein von Herrn Haag erfundenes Heizungssystem für das Innere der Waggons, zu dem der aus der Lokomotive ausströmende, und sonst unbe⸗ nutzte heiße Wasserdunst verwendet wird.

Noch manche andere interessante, nützliche und neue Dinge bleiben von dem deutschen Theile der Ausstellung zu erwähnen, dessen Reichhaltigkeit und Bedeutsamkeit aus dem bisher Hervor⸗ gehobenen aber wohl vollkommen zu richtiger Würdigung ge⸗ langt sein dürfte.

eines ähnlichen

Der deutsche General⸗Kommissar, Geh. Reg.⸗Rath Professor Dr. Reuleaux, hat der amerikanischen Presse folgenden Aufruf

übermittelt: 8 Philadelphia, 25. Juli 1876.

Bemühungen des Berliner Centralvereins für das

Wohl der arbeitenden Klassen.

Die Deutschen von New⸗York und Philadelphia werden Anfangs September Gelegenheit haben, sich als wahre Freunde des alten Va⸗ terlandes zu erweisen. Der seit 30 Jahren in Berlin bestehende Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klgssen vorzüglich ge⸗ leitet und deshalb erfolgreich in der Erreichung seiner noblen Ziele, hat es trotz beschränkter eigener Geldmittel werend der Ausstellun⸗ gen von Paris und Wien zu ermoͤglichen gewußt, Delegationen itelligenter Industrie⸗Techniker auf die genannten Schauplätze gewerblichen Wettkampfes zu entsenden, damit sie durch Anschauung selbst lernten und, heimgekehrt, das Gelernte ihren Fach⸗ genossen mittheilten. Trotz der augenblicklichen ungünstigen Geschäfts⸗ eiten und der ungleich größeren Kosten ist der Verein doch nach der Ueberwindung der größten Schwierigkeiten durch Sicherung eines Zuschusses von der Regierung und dadurch, daß der Kronprinz und seine Gemahlin sich an die Spitze des Unternehmens stellten, jetzt in der Lage, etwa 30 bis 50 Industrielle hierher zu senden. Gegen Ende August werden dieselben mit einem Bremer Dampfer von Deutsch⸗ land abreisen und in der ersten Woche des September wahrscheinlich hier ankommen und vier Wochen hier verweilen. Die Delegation ist von dem Vorstande des Vereins in Anbetracht der vorhin angedeu⸗ teten größeren Geldkosten und Schwierigkeiten nach viel strengeren Grundsätzen und Bedingungen ausgewählt worden, als in den Jahren 1867 und 1873. Vor allen anderen Dingen sind alle Mitglieder der⸗ selben Männer von höherer technischer Durchbildung und im Stande, korrekt zu zeichnen, so daß sie zum wirklichen fachmännischen Studium der Ausftellung resp. ihrer, auf derselben vertretenen technischen Fächer zur späteren rationellen und gemeinnützigen Mittheilung ihrer ge⸗

machten Erfahrungen vollkommen befähigt erscheinen. Womit nun New⸗Yorker und hiesige Deutsche die Bestrebungen des Berliner Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen,

dessen Vorstand zur Zeit aus den hochgeachteten und bewährten Män⸗ nern Gneist, Kalisch und von Bunsen besteht, zu Hülfe kommen können, ist wenig. Der Verein wünscht nur, daß in den beiden

Städten sich Comités bilden, welche den Delegirten mit Rath und That an die Hand gehen, besonders für die Unterbringung derselben in reinlichen, wenn auch bescheidenen Räumen sorgen und ihnen die freie Besichtigung der bedeutenden Etablissements bei⸗ der Plätze vermitteln. Freipässe zum Besuch des Aus⸗ stellung werden wohl von der Freundlichkeit des General⸗Direktors Goshorn, den die deutsche Kommission hier darum bitten wird, er⸗ langt werden. In New⸗York haben sich, wie wir hören, die HH. Steinway & Sons zur Bildung des betreffenden Comités freundlich erboten. In besseren Händen kann die Angelegenheit nicht ruhen und wer dieselbe zu fördern gewillt ist, sollte sich unverzüglich mit ihnen verbinden. Hier wird ein solches Comité sich wohl rasch und passend formiren lassen. Der Vorstand des Centralvereins betont in seinem bezüglichen Schreiben an den deutschen Konsul in New⸗York ausdrücklich, daß Geld⸗ kosten irgend welcher Art den betreffenden Lokascomités nicht zuge⸗ muthet werden, ebensowenig, als von den deutschen Patrioten in Paris und Wien, welche sich der damaligen Delegationen des Ver⸗ 8 umfassend annahmen, Geldausgaben erwartet oder gemacht wurden.

Gerade jetzt, wo die Diskussion über die Verbesserungsbedürftig⸗ keit vieler Industriezweige Deutschlands so lebhaft ist, sollte von den patriotischen Deutschen Amerikas eine Gelegenheit, jener geschä⸗ digten Industrie auf irgend eine und in diesem Falle so leichte 8 zu Hülfe zu kommen, freudig aufgegriffen und ausgenutzt werden.

Die Feier der Einweihung des Denkmals für die in den letzten Feldzügen gefallenen Krieger Spandaus auf dem Plantageplatz daselbst, soll nach den Anordnungen des dortigen Magistrats am 2 Sep⸗ tember d. J. bestimmt stattfinden. Auch das für die in dem letzten Kriege Gefallenen in Friedrichsfelde errichtete Denkmal soll am 2. September feierlich eingeweiht werden.

Stockholm, 8. August. (Hamb. Nachr.) Zwei Drittel der Stadt Strömstad wurden dorch Feuer zerstört. Die Telegraphen⸗ stationen, die Bank und das Archiv sind gerettet.

Kopenhagen, 8. August. (Hamb. Nachr.) Heute fand unter Anwesenheit des Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie vieler Gelehrten und Würdenträger bei Hurrahrufen der Menge die feier⸗ liche Enthüllung der Statue Tycho Brahe’'s statt.

Aus Calkutta wird der „Times“ unter dem 6. August ge⸗ meldet: In Murin herrscht noch immer die Cholera. Von 15 Europäern, die daran erkrankten, starben neun. In Persien und in Kurdistan scheint die Pest ausgebrochen zu sein, und es heißt, daß dadurch viele Unruhe erzeugt wurde.

Aus Bayreuth wird gemeldet:

Bagyreuth, 7. August. (C. Z) In der letzten Woche hat sich dahier ein reges Leben entfaltet. Hatte sich schon zur Zeit der Haupt⸗ proben der Wagnerschen Bühnenfestspiele eine Menge Kunst⸗ jünger und Kunstfreunde hier eingefunden, so steigerte sich dieser Zu⸗ lauf für die jetzt im Gange befindlichen Generalproben, zu welchen Seine Majestät König Ludwig II. von Bayern eingetroffen, noch in erheblichem Maße. König Ludwig ist in Begleitunz des Oberst⸗ stallmeisters Graf Holnstein und eines Flügeladjutanten in der Nacht vom letzten Sonnabend auf den Sonntag in strengstem Inkognito hier eingetroffen. Se. Majestät ließen ihren Extrazug Nachts 199 in der Nähe des Rollwenzelhauses (Jean Pauls Lieblingsaufenthalt) auf offenem Bahngeleise anhalten und fuhren sofort in Begleitung Wagners, welcher den König erwartet hatte, mittels bereit gehaltener Equipage nach Schloß Eremitage (1 Stunde von der Stadt entfernt). Fuͤr gestern (Sonntag) war die Generalprobe des „Rheingold“ auf Abends 7 Uhr angesetzt. Im Coupé an der Seite des Königs hatte Wagner Platz genommen. Sofort nach Eintritt des Königs in die Fürstenloge be⸗ gann die Generalprobe des „Rheingold“. ie Ausführung sowohl des musikalischen als des scenischen Theils war eine wohlgelungene. Während der Probe, die bis ½10 Uhr währte, begann die Illumination der Stadt. b

Bayreuth, 10. August. (W. T. B) Für die am Sonnabend erwartete Ankunft Sr. Majestät des Kaisers werden umfassende Vorbereitungen 8 Sonnabend Abend soll ein Fackelzug statt⸗ finden, Sonntag end Illumination. Se. Majestät der König Ludwig hat dem Bürgermeister seine Befriedigung über den glänzenden Empfang, der ihm hier zu Theil geworden sei, aus⸗ drücken lassen. „Die in Bayreuth verlebten Tage gehörten zu seinen schͤnsten Erinnerungen.“ Gleichzeitig hat der König den Stadtarmen 2000 geschenkt.

Theater.

Im Wallnertheater wird am Sonnabend ein vieraktiges⸗ Lustspiel von Carl Rudolf: „Ein Vater auf Kündigung“ zum ersten Male in Scene gehen. Das Stück hat sich bereits auf den meisten auswärtigen Bühnen als wirksam bewährt und dürfte auch am Wallnertheater in der Besetzung der Hauptrollen durch die Damen von Rothenberg, Berg, Bredow, und die Herren Kurz, Formes, Blencke, Schmidt und Meißner einen gleichen Erfolg erringen. Hinter dem Vfehheshm Carl Rudolf verbirgt sich bekanntlich Rudolf Gott⸗ schall. Die Regie ruht in den bewährten Händen des Hrn. Kurz, welcher gleichzeitig die Titelrolle spielt.

Frl. Sophie König hat Unpäßlichkeit halber ihr Gastspiel am Friedrich⸗Wilhelmsstädtischen Theater einige Tage aussetzen müssen, wird jedoch bereits am Sonnabend wieder auftreten, und zwar abermals als Rosalinde in „Die Fledermaus“, deren baldige Repetition vielseitig gewünscht wird.

Bertin: Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

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Personal⸗Veränderungen. Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Wildbad Gastein, 21 Juli. Prinz Herr⸗ mann zu Schaumburg⸗Lippe, Pr. Lt. à la suite des Jäger⸗ Bat. Nr. 7 zum Hauptm. befördert. Wildbad Gastein, 27, Juli. Graf v. Wartengleben, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 3 in das Ulan. Regt. Nr. 12 versetzt. Durch Verfügung des Kriegs⸗ Ministeriums. Den 4. August. Fingerhut, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Spandau zum Art. Depot in Stade, unter Kommdir. nach Geestemünde, Tinneberg, Zeug Lt. von der Art. Werkstatt in Straßburg zum Art. Depot in Spandau versetzt. Abschieds⸗ bewilligungen. Im aktiven Heere. Wildbad Gastein, 27. Juli. v. Woedtke, Maj. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 55 die Aussicht auf Anstellung im Civildienst verliehen.

Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Poriepee⸗Fähnriche ꝛc. Abschiedsbewil⸗ ligungen. Im aktiven Heere. Den 29. Juli. Wagner, Hauptm. g. D., unter Verleibung des Char. als Maj zur Disp. gestellt und zum Landw. Bez. Kommdo. in Würzburg ernannt. Frhr. v. Bernhard, Pr. Lt. der Gend. Comp. von Oberbayern auf Nach⸗ suchen mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Unif. verab⸗ schiedet Müller, Oberst⸗Lt. z. D. u. Landw. Bez. Commdr. von Würzburg, mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Unif. ver⸗ abschtedet. Kraus, Sec. Lt. z. D. mit Penf verabschiedet. Im Beurlaubtenstande. Den 29. Juli. Riedl, Res. Sec. dt. des 6. Inf. Regts., Cußler, Landw. Sec. Lt. des 4. Inf. Regts, 9 irsch, Drechsler, Landw. Sec. Lts. des 6. Inf. Regts., Goll, Landw. Sec. Lt. des 14. Inf. Regts., sämmtlich auf Nachsuchen mit Pens., Drechsler, zugleich mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif., verabschiedet. 1

Im Sanitätscorpe. Den 29. Juli. Dr. Härtl, Res. Unterarzt (Landw. Bez. München) zum Res. Assist. Arzt 2. Klasse, Baumgärtner, Landw Unterarzt (Landw. Bez. Augsburg) zum Landw. Assist. Arzt 2. Kl., Dr. Veltkamp (Landw. Bez. München), Dr. Vanselow (Landw. Bez. Neustadt a. d. Waldnaab), Schü⸗ lein (Landw. Bez. München). Dr Hafen (Landw. Bez. Speyer), Dr. Thiede (Landw. Bez. München), Dr. Urlichs (Landw. Bez. Würzburg), Dr. Weinreich, Dr. Billinger (Landw. Bez. Mün⸗ chen), Dr Auer (Landw. Bez. Regensburg) und Feder (Landw. Bez. München), sämmtlich Res. Unterärzte zu Assist. Aerzte 2. Kl. befördert.

XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps. Juli 187.

Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven H'ere. v. Criegern, Sec Li. im Inf. Regt. Nr. 105 und Lerche, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 102, zu Pr. Lts. befördert. v. Dziem⸗ bowski, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, der Charakter als Pr. Lt. verliehen. v. Arnim, Rettm. und Eskadr. Chef im Karab. Regt., unter Stellung à la suite seines Regts. auf ein Jahr beur⸗ laubt Frhr. v. Frresen, Sec. Lt. im letztgenannten Regt., zum Pr. Lt. befördert. 8 1

Im Beurlaubtenstande. v. Trützschler, Pr. Lt. de Res. des Uan Regts. Nr. 17, zum Ritim. der Res, Reichel II. und Sievert, Sec. Lis. der Res. des Inf. Regts. Nr. 102 zu Pr. Lts. der Res., Bucker, Staun, Sommerfeldt und Bartsch, Vize⸗Feldw. der Res. des Gren Regts. Nr. 101, M. üller, Engelke und Hagemann, Vize Feldw. der Res. des Inf. Regts. Nr. 103, Zimmermann und Oemler, Vize Feldw. der Res. des Infant. Regts. Nr. 104, Schmeitzner und Zwicker, Vize⸗Feldw. der Res. des Inf. Regts. Nr. 106, Melzer, Schluckwerder, v Tischen⸗ dorf, v. Seydewitz, Koch, Langbein, Fuchs, Thürmer und Lammert, Vize⸗Feldw. der Res. des Inf. Regts. Nr. 107, Herfurth, Kahler, Tharandt, Lüdicke, Weltz, Kämme⸗ rer und Stelzner, Vize⸗Feldw. der Res. des Füs. Regts. Nr. 108 und Bach, Vize⸗Feldw. der Reserve des 2. Feld Art,. Regiments Nr. 28, zu Seconde⸗Lieut nants der Res. in ihren Regtn., sowie Fahrig, Vize Feldw. der Landw. des Res. Landw. Pats. Nr. 108, zum Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts Nr. 101 befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Graf v. Voß, Sec. Lt. ves Ulan. Reats. Nr. 17, sow e v. Carlowitz, Port. bbe des Hus. Rezts. Nr. 19, behufs Uebertritts des Ersteren in das Großherzogl. mecklenburg. Kontingent, des Letzteren in die Königl. preuß. Armee aus Allerhöchsten Kriegsdiensten entlassen.

Im Beurlaubtenstande. Graf v Luckner, Pr Lt. der Res. des Ulan. Regts. Nr. 17, wegen überkommener Dienstuntaug⸗

lichkeit der Abschied bewilligt.

8 Im Sanitäts⸗Corps. Dr. Körner, Assist. Arzt 2. Kl. des 2. Bats. des Füs. Regts. Nr. 108, zur reit Abtheil. des Feld⸗ Art. Regts. Nr. 12 versetzt. Dr. Sernau, Unterarzt der Res. des 1. Bats. Landw. Reats. Nr. 106, zum Assist. Arst 2. Kl. der Res., sowie Kalliefe, Unterarzt des aktiven Dienststandes des 1. Bats. des Gren. Regts. Nr. 101, Hartung, Unterarzt des akteiven Dienst⸗ standes des Garde⸗Reiter⸗Regts., zu Assist. Aerzten 2. Kl. in ihren Truppentheilen befördert.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der über die Ernte⸗Aussichten pro 1876 an den M nister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten von dem Haupt Direktorium der pommerschen ökonomischen Ge⸗ sellschaft erstattete Bericht giebt die muthmaßlichen Ernte⸗Erträge im Gebiet dieser Gesellschaft folgendermaßen an: Die Mittelernte zu 100 angenommen wärden liefern: Weizen: Korn im Durchschnitt 82, Stroh 87. Roogen Korn 72, Stroh 68. Gerste: Korn 85, Stroh 87. Hafer: Korn 88, Stroh 80. Erbsen: Korn 91, Stroh 88 Buch⸗

Erste Beilage

gen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preuß

Berlin, Donnerstag, den 10. August

toffeln 89. Rüben: 84. Klee: 80. Wiesenheu: 79. Im Berichte des Baltischen Vereins zur Förderung der Landwirtschaft beträgt nach dein aus den eingegangenen Berichten gezogenen Resultat der muthmaßliche Durchschnitts⸗Eenfeertrag des Jahres 1876, wean. die Mittelernte zu 100 angenommea wird: Beim Weizen: 80,60, Roggen: 72 25. Gerste: 89 90. Hafer: 94,20. Erbsen: 103,30. Buch weizen: 72,00. Oelfrucht: 74,60. Lupinen: 88,50. Kartoffeln: 95,80. Rüben: 86,60. Klee: 90,00. Wiesenheu: 100,00,. Bohnen: 102,50.

Würzburg, 7. August. (W. Presse) Die Befürchtungen, welche man betreffs der Ernte im Frühjahr, auch noch im Juni hatte, sind glücklicherweise nicht in dem Maße, wie sie erwartet wurden, eingetroffen; wenn auch einzelne Gegenden, die leicht durch Dürre leiden, sich nicht erholt haben, so kam in anderen Gegenden der Regen früher oder sie konnten vermöge ihrer Bodenbeschaffenheit die Trockne und Hitze besser überwinden. Schwach in der Ernie zeigen sich die Umgebungen von Bamberg, Schweinfurt, Seligenstadt, theilweise Würzburg, dann von hier nach Nürn⸗ berg, besenders je näher Nürnberg, Fürth, desto geringer an Stroh und Menge; besser dagegen von Bamberg gegen Neu⸗ markt, Hof und von Ansbach nach Ingolstadt, am Besten aber und sehr gut im Rieß Hier hatte man wegen der Mäuse wenig Winter⸗ feld bestellt und dagegen im Frühjahre viel Gerste, Hafer und Feld⸗ bohnen gebaut und keinen schlechten Tausch gemacht, indem die e drei Fruchtgattungen brillant stehen, viel Stroh und viel Körner und gute Qualität versprechen. Was aber den Klee und die Wiesen anlangt, so ist wenig Gutes zu sehen; zweiter Schnitt Klee kurz und dünn, ebenso Erummet; vorzüglich dagegen stehen allenthalben die Kar⸗ toffeln und die Futterrüben, man braucht sich deshalb auch bezüglich der Ernährung des Viehes keiner Sorge hinzugeben. Die Obsternte wird mit einigen Ausnahmen eine geringe werden.

Ein preußischer Oekonom empfiehlt in einem Lokalblatte zur Vertilgung der Heuschrecken Folgendes: „Ich halte alle bisher vorgeschlagenen Mittel, die Heuschrecken zu zerstören, für erfolglos und für unpraktisch. Nach meinen Erfahrungen giebt es nur ein Mittel: man halte Puter (Truthühner), welche die größte Schlauheit besitzen, selbst die fliegenden Heuschrecken wegzufangen, und mir ist es gelungen, mit 40 Puten in den letzten Jahren ein Areal von 2000 Morgen rein zu halten In diesem Jahre haben sich nur einige Heuschrecken an der Grenze meiner Feldmark gezeigt, wo sie von Bauernfeldern herübergekommen waren“ Hierzu ist zu bemerken, daß die Puter in Nordamerika schon länast zur Säuberung der Tabakspflanzungen von Ungeziefer gehalten worden sind.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Vereinigten Königs⸗ und Laura⸗ hütte hat, we die „B. Börs⸗Ztg.“ berichtet, die Dividende für das Betriebsjahr 1875/76 auf 2 % festgesetzt und beschlossen, die dies⸗ jährige ordentliche Generalversammlung der Aktionäre auf den 28. September einzuberufen. Die gesammten Abschreibungen betra⸗ gen ebenfalls 2 % des Aktienkapitals.

Nürnberg, 7. August. Am Sonntag, den 13. dieses Monats, wird hier die internationale Ausstellung von Maschinen, Erzeugnissen und Bedarfsartikeln der Müllerei, Bäckerei und Landwirthschaft cröffnet. Der „Corr. v u f. D.“ meldet darüber: Es haben sich Aussteller in großer Zahl aus allen Theilen Europa'e, ja selbst aus Amerika angemeldet. Die ver⸗ schiedenartigsten Marchinen und Einrichtungen, die zu den 3 genannten das tagtägliche Brob liefernden Gewerben gehören, sollen vorgeführt werden, nicht allein der Müller, der Bäcker und der Landmann wird die neuesten und nützlichsten Instrumente seines Faches kennen lernen, auch dem Lasen und der Hausfrau wird gezeigt wer⸗ den, wie heutzutase das Mehl und dos Brod erzeugt wird, was man unter einer Kunstmühte versteht, worin die Kunst des Mahlens besteht. Während in früheren Zeiten das Getreide, wie es der Landmann geliecfert, auf den Mahlgang geschüttet, dort vermahlen und dann durch einen wollenen Beutel gesichtet wurde und viele Menschenhände dabei thätig sein mußren, um dann doch nur ein graues Mehl hervorzubringen, wird man hier sehen, wie ganz auf mechanischem Wege, das Getreide zuerst gereinigt, gebürftet, von jedem beigemengten Unkraut gesondert und derart sauber gemacht wird, daß die Körner wie polirt erscheinen; man wird sehen, wie an⸗ statt der groben Mühlsteine die glattest polirten Walzen von Guß⸗ stahl und Porzellan die Griese zum feinsten weißen Mehi machen, wie diese Griese sowohl durch saugende, als durch blasende Apparate auch von den kleinsten Kleientheilchen befreit werden, die dazwischen geblieben waren Die zum Betrieb der Mühlen nothwendigen Motoren, als: Damps⸗ maschinen, Wasserräder und Turbinen werden in großer Anzahl vorhan⸗ den sein und im Gange gezeigt werden. In der Abtheilung für Bäckerei wirdd man Maschinen begegnen, die selbst den Teig kuneten, ferner diesen in cleiche Theite zu Semmeln, Milchbroden zꝛc. theilen, und zwar zu 30, 40 oder 50 Stück auf einmal; den neuesten Arten von Backöfen und Geräthschaften zu denselben; den für Konditoren nothwendigen feinen Apparaten zur Darstellung von Zuckerwaaren und Konfekten und veben all diesen Maschinen erscheinen natürlich auch die Produkte; selbst frisches Gebäck wird seden Tag dem Publikum angeboten werden. Die landwirthschaftliche Auestellung wird von den größten Erbauern landwirthschaftlicher Maschinen aus Deutschlano und England beschickt; der einfache Pflug wird ebenso vertreten sein, wie die großen durch Dampf betriebenen Dreschm schinen, Säͤe⸗ und Drillmaschinen aller Art.

Nach dem Geschäftsbericht der Hypotheken⸗Bank in Hamburg für das Jahr 1875/76 murden Seitens dieses Instituts im Laufe des Jahres 393 Anträge auf B leihung von Grundstücken und Erwerb von Hypotheken der Prüfung unterzogen Von denselben ketrafen 73 Hypotheken anf Hamburger Grundstücke im Betrage von 978,350 und 320 Hypotbeken auf auswärtige Grundstücke im Be⸗ trage von 49,404,450 Ultimo Juni 1875 betrug der Bestand:

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zeiger. 1876.

a. 37 noch in Bancomark ausgestellte Hypotheken im Gesammtbetrag von 175,094 M, neu erworben wurden keine, zurückbezahlt und be⸗ geben wurden 22 mit im Ganzen 126,524 M, es verbleiben sfomi 15 mit 48,569. 13 M. = 72, 54 als Bestand ultino Juni 1876. v. 159 Hypotheken in Thalern resp. Reichsmark im Gesam „1tbetrage von 9,522,843 ℳ, erworben wurden 117 im Gesammüberrage von 7,992,929 Summa 276 im Gesammtbetrage von 17,515,772 ℳ; zurückbezahlt wurden 103 im Gesammtbetrage von 7,319,947 ℳ, es verbleiben so⸗ mit 173 im Gesammtbetrage von 10,195,825 Der Gesammt⸗Hy pothekenbestand am Schlusse des Geschäftsjahres betrug demnach 10,268,679 Von den der Bank gebörigen Hypotheken werden im Laufe des nächsten Geschäftsjahres theils ohne, theils in Folge vor ausgegangener Kündigung fällig 4 851,913 ℳ, dagegen sind bei promp ter Zinszaͤhlung erst im Laufe späterer Geschäftsjahre einziehbar 5,209,466 ℳ, es werden durch Amortisation getilgt und sind prompter Zahlung der Zinsen und Amortisationsrenten unkündbar 207,300 ℳ, Summa des Hypothekenbestandes, wie oben, 10,268,679 Der Durchschnittszinskuß der im Besitz der Hypotheke bank befiad lichen Hypotheken beträgtgegenwärtig 5,68 %. Hie Hypothekenbank hatt ultimo Juni 1876 Hypothekenreserve im Betrage von 135,085 im Umlauf. Der Betrag der umlaufenrden 4 % Rentenbriefe belief sich ultim Juni cr. noch auf 2,462,250 ℳ, die Spezialreserve dieser Renten briefe auf 98,719 Von den 4 ½ % Hypothekenbriefen waren ustimo Juni 1876 für 2,779,050 im Umlauf und betrug die Spezial⸗ reserve dieser Hypothekenbriefe ultimo Juni cr. 53,222 Von den während des vierten Geschäftsjahres zum Parscourse begebenen 1,000,000 5 % Hypothekenbriefen waren ultimo Juni 1876 995,000 in Cirkulation; die Spezialresecve hierzu beteug ultimo Juni cr. 7167 Der fuͤr das fünfte Geschäftsjahr zur Verthei⸗ lung zu bringende Reingewinn von 635,000 repräsentirt eine Di vidende von 14 % % des eingezahlten Aktienkapitals von 4,500,000 4₰ = 63 50 pro Aktie auf 10,000 Aktien. Einen Verlust hat die Hypothekenbank in dem vergangenen Geschäftsjahre nicht er⸗ litten.

Die „New⸗Yorker Hdl.⸗Ztg.“ giebt in ihrem vom 28. Juli datirten Wochenbericht folgende Uebersicht über die Lage des Ge⸗ schäfts: Wenn sich der dieswoöchentliche Geldstand von seinen Vor⸗ gängern uͤberhaupt unterschied, so war es durch eine noch größere Abundanz Der Ueberfluß an müssigem Kapital findet um so schwieriger Verwendung, als die Börse in Folge des sehr belangreichen Decouverts, welches daselbst vorherrscht, sehr wenig Kapital absorbirt. Seitens des legitimen Handels wurden während der setzten acht Tage nur geringe Anforderungen gestellt. Durchschnitts⸗Raten für cal l'ans gegen Depot gemischter Securitäten stellten sich auf 1 ½ à 2 ½ % nd gepen Hinterleaueg von Bundes⸗Pa⸗ pieren auf 1 à 1 ½ %. Auch außerhalb New⸗VYorks ist Geld so flüssig, daß die Vorbereitungen für Mobilisirung der Getreideernte auf den hiesigen Geldstand bisher ohne Einfluß geblieben sind. Die westlichen Banken haben noch nicht nöthig gehabt, auf die hiesigen Institute zu ziehen Die Posilion des Goldmarkts hat sich in dieser Berichts⸗ woche in keiner Weise verändert. Flukiuationen beschränkten sich auf 4 % 118 11 mit letzterem Courfe als heutiger Schlußnotirung. Deckungen des Decouverts gaben dem Markte eine feste Tendenz, im Allgemeinen aber war das Geschäft so schleppend, daß von einer Spekulation nach irgend einer Rittung hin kaum die Rede sein konnte. Für gekündigte Bonds zahlte das Schatzamt 64,000 Doll. aus, für fällige Zinsen 970,000 Dol. Im Loan⸗Minkt variirten Raten für den Versatz von Gold gegen das Aequivatent in Papfer⸗ geld von flat 1 % pr. a. Seit dem Eintrirt kühlern Wetters hat sich das Waaren⸗ und Probuktengpeschäft ciwas belebt. Dies gist zunächst von Brodstoffen, welche sich zum Theil ven dem in der Vorwoche ertrittenen Rückgarg erhelten, zumal am 27. d. erfolgte Kanal⸗Dammbrüche Zufuhren für einige Tage verzögern dürften Baumwolle holte den in der Vorwoche erlettenen Rück⸗ gang von ½1 C. am Donnerstag wiederunt ein und schloß fest, obwohl Exporteurs erst heute weederum als Käufer am Markt auftraten, von dem sie sich an den übrigen Tagen gänzlich fern gehalten hatten. Termine verfolgten seit Mittwoch steigende Tendenz. Rohes Petroleum hat im Ptreise angezogen; für raff. war Exportfrage minder lebhaft und sind die Schlußnotirungen als mehr oder weniger nominell zu bezeichnen. Hopfen in brauchbarer Waare wurde von Exporteurs aufgekauft und betrugen die dieswöchentlichen Verschiffnngen 437 Bal⸗ len; die Ernteaussicheen bleiben hier günstig und haben sich in Europa gebessert. Der Import von Webstoffen während der heute beendeten Woche repräsentirt exklusive Zoll, Fracht und Spesen einen Goldwerth von 2,048,845 Doll. und vom 1. Januar bis beute von 49,336,933 Doll. gegen 62,993,296 Doll., 65,919,122 Doll., 74,137,915 Doll. und 84,150,672 Doll. in der Parallelperiode der vier Verjahre. Der Waaren⸗ und Produkten⸗Import wäbrend der am 22. Juli beendeten Woche repräsentirt einen Gesammtwerth. von 5,200,119 Doll. gegen 5,371,584 Doll. in der Vorwoche, eine Abnahme von 171,465 Doll. ergebend. Fremde Webstoffe vartizipiren am Gesammtwerth des letztwöchentlichen Imports mit 1,536.127 Doll. resp. mit 624,597 Doll. mehr als in der Vorwoche, wäbrend der Im⸗ pert diverser Produkte und Waaren um 796,062 Doll, geringer war. Am Waaren⸗ und Produkten⸗Export während der am 25. Jali beendeten Woche, dessen Gesammtwerth eine Abnahme von 1,042,020 Doll. gegen die Vorwoche aufweist, partizipirt Baumwolle mit 5742 Ballen im kiarirten Werth von 299,876 Doll. gegen 8074 Ballen im Werth von 451,181 Doll. in der Vorwoche und 3777 Ballen resp. 18,372 Ballen im Werth von 264,212 Doll. resp. 1,019,424 Doll. in der Parallelwoche beider Vorjahee

ͤeeeeeee New⸗York, 9 August. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Hammonia“ ist gestern Nachmittag 5 Uhr hie⸗ eingetroffen. 8

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EETESETSTEEE“

weizen: 67. Raps oder Rübsen: Korn 84, Stroh 95 Lupenen: 83. Knr⸗

reas . Inserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition

Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straßze Nr. 32. 2

Zteckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen⸗ Steckbrief. Gegen den Kaufmann Aron Graetz ist die gerichtliche Haft wegen Betruges in den Akten G. 298/76 Komm. II. beschlossen worden. Die Verhaftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, den ꝛc. Graetz im Betretunasfalle 8 festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfinden⸗ den Gegenständen und Geldern an die Königliche Stadtvoigtei⸗Direktion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 4. August 1876. Königliches Stadtgericht. Ab⸗ theilung für Untersuchungssachen Kommission II. für Voruntersuchungen. Beschreibung. Al 4.

1. Ses,9 und Untersuchungs-Sachen. 2. 8 tatio Aufgebote, den Neutschen Reichs⸗-Anzeigers und Königlich bs d 6“ 3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etæc. 4. Verloosung, Amortisation,

u. 8. w. von öffentlichen Papieren.

ergl.

Jahre, geboren am 18. August 1830, Geburtsort: Bentschen, Größe: 5 Fuß 4 Zoll, Haare und Augen⸗ brauen: schwarz, Augen: braun, Kinn: rund, Ge⸗ sichtsbildung: rund, Gesichtsfarbe: gesund, Gestalt: untersetzt, besondere Kennzeichen: Graetz ist korpulent.

Der Arbeiter Richard Müller aus Sonders⸗ hausen, 28 Jahre alt und zuletzt in Glauzig wohn⸗ haft gewesen, hat sich der Unterschlagung dringend verdächtig gemacht und ist flüchtig.

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orladungen Grosshandel. 7. Literarische Anzeigen. 8. Theater-Anrzeigen.

Zinszahlung 9. FPamilien-Nachrichten.

Cöthen, den 7 August 1876.

Herzoglich

Steckbrief.

kenntniß des Königlichen

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1 er Anzeiger ferseae nehmen an: das Central⸗Annoncen⸗ Bureau der deuts⸗ 5. Industrielle Etablissements, Fabriken und

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

In der Börsen- beilage.

Es wird gebeten, denselben, sobald er sich antreffen läßt, festnehmen und uns zufsthren zu lassen.

Anhaltisches Kreisgericht. Der Untersuchungsrichter.

Offene Strafvollstreckungs⸗Requlsition. Der Concipint Adolf Leopold Cordes, geboren am 22. April 1848 zu Frankfurt a./O., zulectzt in Grün⸗ berg i./Schl. ansässig, ist durch rechtskräftiges Er⸗ Appellationsgerichts zu Glogau vom 7. Juni 1876 we

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Zeitungen zu Berlin

Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des

„Invalidendauk“, Rudolf Mosse, * enstein

8 Vogler, G. L. Daube & Co., E. otte,

Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaus.

2 2.

Körperverletzung und Beteide'gung zu einer Woche Gefängniß und eiser Geldstrafe von 20 ℳ, für den Unvermögensfall drei Tage Gefängniß verurtheilt worden. Da sein gegenwärtiger Aufenthalt unbe⸗ kannt ist, so werden alle öffentlichen Sicherheits⸗ 8 behörden hiermit ersucht, auf den ꝛc. Cordes zu vigi⸗ 1 liren und im Betretungsfalle der nächsten Gerichts⸗ behörde hiervon Anzeige zu machen, we lche um Straf⸗ vollstreckung und Mittheilung an uns gleichfalls er⸗ sucht wird. Grünberg, den 31. Juli 1876. Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

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gen vorsätzlicher

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