1876 / 189 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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es daher keinen Zweifel, daß auch er die Offensive ergreifen und durch das Ibar⸗Thal nach der oberen Morawa in Serbien ein⸗ dringen wird.

Vom Ufer des Marmora⸗Meeres wird dem „Nowor. Tel.“ über das Erscheinen und Treiben von Piraten gemeldet. So sei dieser Tage ein Küstenfahrer von ihnen überfallen und geplündert und die ganze Mannschaft von 6 Personen nieder⸗ gemetzelt worden. Nur der Bootsjunge, ein kleiner Bursche, wurde noch lebend gefunden. Nach seiner Aussage wären die Piraten Türken gewesen. Das passirte vor den Küsten des Dorfes Panderma. Ein anderes Fahrzeug, welches schon vor acht Tagen von dem letztgenannten Orte abgegangen war, ist spurlos verschwunden. Das Marien⸗Kloster in Kalolimopos ist ausgeplündert worden. Auch von anderen Raubanfällen und Mordthaten, namentlich in der Nähe der Halbinsel Kisikos, wird erzählt.

Aus Albanien wird dem „Wiener Fremdenblatt“ ge⸗ schrieben: „In Skutari treffen wohl einige Verstärkungen, bestehend aus Redif⸗Bataillonen, von Kreta und Anatolien ein. Immerhin ist dieser Truppenzuwachs ein viel zu geringer, um dem General⸗Gouverneur Achmed Hamdi Pascha zu gestat⸗ ten, die beabsichtigte Offensive gegen Montenegro zu er⸗ greifen. Hamdi Pascha weilt jetzt fortwährend in Podgoritza, von wo aus er seine Unterhandlungen mit den verschiedenen Bergstämmen wegen Sukkur leistungen fortsetzt. Namentlich ziehen sich die Verhandlungen mit den Miriditen sehr in die Länge. Letztere wären im Stande, den Türken 12,000 streitbare Männer beizustellen, sie wollen aber nur von 1000 Mann wissen, und dies auch nur dann, wenn das Versprechen Hamdi Paschas bezüglich der Rückkehr ihres legitimen Häuptlings, des Prenk⸗Bib⸗ Doda, erfüllt sein wird. Erst vor einigen Tagen sprach der Miriditen⸗Pfarrer von Karivaria, Don Primus Doci, bei Hamdi Pascha vor, um ihn wegen des Eintreffens des Prenk zu inter⸗ pelliren. Hamdi versprach ihm, daß Letzterer in der Zeit zwi⸗ schen dem 25. und 30. Juli mit einem türkischen Kriegsdampfer eintreffen werde. Selbst jedoch, wenn letzteres zur Thatsache werden sollte, bleibt es noch immer fraglich, ob die Miriditen ihr Kontingent den Türken gegen Montenegro zur Verfügung stellen werden. Andererseits legt Hamdi Paschi das größte Gewicht auf die miriditische Kooperation, weil sich nach ihr auch das Verhalten der anderen kriegerischen Bergstämme von Dukadiin, Matia, Dibria, Buka, Ibalia, Ksela und Zupa di Alessio richten wird. Ziehen die Miriditen nicht gegen Montenegro, so bleiben auch die genannten Stämme zu Hause. Wenn ihr Fürst eintrifft, so wird Alles von ihm abhängen. Befiehlt er, daß die Miriditen mit den Türken gehen sollen, so 3werden tausend Mann Hamdi Pascha zur Ver⸗ fügung gestellt werden. Sicher ist jedoch das Eine, daß sie nur sehr ungern gegen Montenegro kämpfen würden. Sie trauen den Türken nicht und beschuldigen sie, gegen die Bergstämme, welche bisher ihnen zur Seite gestanden sind, undankbar zu han⸗ deln, indem sie sie hungern ließen und ihnen höchstens verdor⸗ benes Brod gäben. In Durazzo, Cavaja, Craja und Tirana sind gegen 1300 Mann Freiwillige, zumeist Moha⸗ medaner, angeworben worden, welche in Skutari eingerückt sind und in einigen Tagen nach Podgoritza zur Armee abgehen.“

Tunis, 31. Juli. Der leitende Minister des Bey, Chai⸗ reddin Pascha, hat gestern alle hier anwesenden Beamten und Würdenträger zusammenberufen, um ihnen eine warme Bethei⸗ ligung an den Sammlungen zu empfehlen, welche die Re⸗ gierung hier zum Besten des türkischen Staatsschatzes veranstaltet hat. Es sei die Pflicht jedes rechtgläubigen Musel⸗

manns, hob Chaireddin Pascha hervor, dem bedrängten Nach⸗ folger des Khalifen beizustehen. Dieser Aufruf hat in Tunis eine günstige Aufnahme gefunden; der Bey selbst hat die Sub⸗ srikption mit einem Beitrag von 25,000 Fr. eröffnet.

Rumänien. Bukarest, 6. August. (Allg. Ztg.) Der Empfang des n euen Kabinets in der Deputirtenkammer war ein sehr warmer, und insbesondere wurde der Minister des Aeußern, Nicolas Jonescu, der zum erstenmal einen Platz auf der Ministerbank einnimmt, mit lebhaftem Beifall begrüßt. Nach⸗ dem der Minister⸗Präsident das fürstliche Ernennungsdekret ver⸗ lesen, hob er hervor, daß das jetzige Kabinet ebenso wie das frühere aus der nationalliberalen Partei hervorgegangen, deshalb auch im Allgemeinen dasselbe Programm verfolgen werde. Nichtsdestoweniger werde er in der nächsten Sitzung das Spe⸗ zialprogrammn der neuen Regierung entwickeln. Dem gewesenen Minister⸗Präsidenten Costaki Jepureano wurde von der Kammer, die ihn durch fortgesetzte Angriffe zum Rücktritt veranlaßt, noch ein warmer Abschied und eine gewisse Anerkennung zu Theil. Hr. Fleva sprach Hrn. Jepureano die Erkenntlichkeit und Dank⸗ barkeit der Kammer aus, weil er dem Lande seinen mächtigen Beistand geleistet, um freie Wahlen zu haben und seine theuersten Rechte zurück zu gewinnen. Hr. Jepureano nahm die sehr leb⸗ hafte Manifestation der Kammer gut auf, indem er mit Bedeu⸗ tung hinzufügte: er habe nur den einen Wunsch, daß die kon⸗ stitutionellen Garantien aufrecht erhalten werden mögen, ohne welche ein freier konstitutioneller Staat nicht denkbar sei. Hierauf verlangte der Minister⸗Präsident Bratiano das Wort und sagte: „Die ehrenwerthe Kammer und der ehrenwerthe Hr. Monolaki Costaki können sicher sein, daß wir die konstitutionellen Rechte und Garantien aufrecht erhalten werden, und daß wir nur des⸗ halb auf der Ministerbank Platz genommen haben, um dem Lande diese Freiheiten zu geben und zu sichern.“ Monolaki Costaki antwortete: „Ihr übernehmt es, die Verbindlichkeiten zu lösen, zu welchen die liberale Partei sich damals verpflichtet hat, als wir den Kampf mit der früheren Regierung aufnahmen.“

11. August. (W. T. B.) Der Senat, der erst jetzt beschlußfähig geworden ist, hat Bosianu zum Vize⸗Präsi⸗ denten gewählt. Derselbe hat die Regierung zu allen noth⸗ wendigen Reduzirungen in der Verwaltung ermächtigt. In der Deputirtenkammer wurde eine Vorlage einge⸗ bracht, betreffend einen Gehaltsabzug von 15 Prozent bei allen noch fungirenden, sowie pensionirten Beamten; eine spätere Zurücknahme dieser Maßregel wird vorbehalten. Die Kammer genehmigte einen Gesetzentwurf über die Erhöhung der Post⸗ und Telegraphentaxen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. August. Am 12. August werden die dänischen und griechischen Majestäten nach Moskau fahren, um daselbst den 13. und 14. zu verweilen. Am 15. August treffen Ihre Majestäten wieder hier ein und beabsichtigen an diesem Tage das Sergej⸗Kloster zu besuchen. Am 16. 8 Morgens früh begeben sich die Hohen Herrschaften nach Zarskoje⸗Sselo, woselbst sie bis zum 18. August inkl. verbleiben, eventuell werden sie den Manövern in Krassnoje⸗ Sselo beiwohnen. Am 19. August erfolgt die Abreise nach Bornholm. Morgen soll ein Ball in Peterhof stattfinden.

Ueber den angeblichen Aufstand im Kaukasus war dem „Tifliskij Westnik“ folgendes Telegramm von der „Agence Havas“ zugegangen: „Paris, 20. Juli (1. August). Alle Blätter bestätigen den Ausbruch eines Aufstandes im Kaukasus. Wenn diese Nachricht falsch, widerlegen Sie telegraphisch“.

Die Antwort des „Tifliskij Westnik“ lautete: „Weder im

Kaukasus noch in Transkaukasien hat ein Aufstand stattgefunden. In Mingrelien weigerten sich die Bauern von 8 Dörfern, unzufrieden mit den zwischen ihnen und ihren früheren Grundherren bestehenden Verhältnissen, den vierten Theil ihrer Ernte abzugeben, wozu sie nach dem Gesetze ver⸗ pflichtet sind. Die Obrigkeit ordnete die Verhaftung einiger Bauern an, was die übrigen jedoch nicht zuließen. Da wurden drei oder vier Salven abgegeben. Die Bauern liefen, sobald sie einige der Ihrigen fallen sahen, sofort auseinander. Diese Be⸗ wegung hatte also nicht die geringste politische Bedeutung und war auch nur eine rein lokale.“

Amerika. Venezuela. (A. A. C.) Das amtliche Organ in Caracas vom 6. Juli enthält ein Dekret der Re⸗ gierung, welches der Firma Jeroehl & Co. das Privilegium ertheilt, in der Pariser Münze 240,000 Doll. Silbermünzen ausprägen zu lassen und solche vermittelst der 88 von Laguayra und Puerto Cabello einzuführen; auch soll die Aus⸗ münzung in Venezuela selbst fortgesetzt werden, dagegen aber die Einfuhr fremder Silbermünzen bei Strafe der Konfiskation ver⸗ boten sein. Diese Verordnung tritt in Kraft: für Europa nach 60 Tagen, für die Vereinigten Staaten nach 40 Tagen und für die westindischen Inseln nach 15 Tagen.

Chile. Nach aus Valparaiso vom 6. v. Mts. ein⸗ gegangenen Nachrichten ist Pinto am 25. Juni zum Präsi⸗ denten von Chile gewählt worden.

Nationaldank.

Der Hotelbesitzer Adolf Mühling in Berlin hat im Jahre 1861 aus Veranlassung der damaligen glücklichen Errettung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei dem Attentat auf Allerhöchstderen Person am 14. Juli des genannten Jahres im Anschlusse an den Nationaldank für Veteranen eine Spezial⸗ Stiftung zum Besten schulpflichtiger Kinder hülfsbedürftiger Unteroffiziere des Heeres mit der Bestimmung errichtet, daß die Revenüen alljährlich am 14. Juli zur Berwendung gelangen. Nachdem in den Jahren 1862 bis 1875 die Revenüen dieser Stiftung der Reihe nach in den Bezirken der preußischen Armee⸗ Corps vertheilt worden sind, ist im Jahre 1876 die Summe von 250 an fleißige schulpflichtige Kinder von Unteroffizieren aus dem Bereiche des III. Armee⸗Corps zur Vertheilung gelangt. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Darmstadt, 8. August. Ein am Sonnabend kurz nach 2 Uhr verspürter heftiger Erdstoß wurde auch im ganzen Reichen⸗ bacher Thale beobachtet und scheint wiederum den Felsberg als Aus⸗ sangspunkt gehabt zu haben.

Wie die indischen Blätter berichten, wurde am 17. Juli, an welchem Tage in Wien das Erdbeben beobachtet wurde, ein solches auch in Indien und zwar zu Simlah, am Fuße des Hima⸗ laya, und zu Mussurieh wahrgenommen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Rom, 8. August. Die feierliche Einweihung der Eisen⸗ bahn von Ciris nach Lanzo hat am 6. d. M. stattgefunden. Derselben wohnte der Minister der öffentlichen Arbeiten Zanardelli als Vertreter Sr. Majetät des Königs, der Minister⸗Präsident De⸗ pretis und der Minister des Innern Nicotera, Vertreter des Senats und der Deputirtenkammer, die Präfekten und Bürgermeister von Turin und Alessandria, der Direktor der Oberitalienischen Eisenbahn und ein sehr zahlreiches Publikum bei.

Berlin, den 12. August 1876.

Stettin, 8. August. (Stett. Ztg.) Am 31. v. Mts. wurden in der Stuhnitz, nahe dee Oberförsterei Werder, ½¼ Meile von dem Seebad Saßnitz, drerHünengräber auf Veranlassung des Königlichen Oberförsters unter Leitung des Amtsraths Struckmann aus Hannover und unter Assistenz des Stadtrathes Friedel, Dirigenten des märki⸗ schen Museums der Stadt Berlin, geöffnet. Der mittlere der drei flachen (nicht glockenförmigen) Hügel, obwohl mit einem wohlerhalte⸗ nen dreifachen Ste nkranz umgeben, zeigte sich, wahrscheinlich von oben her bereits ausgenommen, wenn er anders nicht ein bloßer Malhügel zum Andenken eines in der Ferne gestorbenen Krie⸗ gers war. Aus dem Hügel nahe der Sandgrube der Oberförsterei wurde ein granitener Mahltrog gewonnen, wie dieselben vor der Ein⸗ fübrung der Mühlsteine gebraucht wurden. Der dritte Hügel lieferte das interessanteste Resultat. Er wurde kunstgerecht quer in der Mitte durchgeschachtet und zeigte ungefähr im Mittelpunkt eine aus rohen, etwa 25 bis 60 Pfund schweren Steinen ohne Verband aufgeführte Pyramide, unter welcher nichts gefunden wurde. Dagegen zeigte sich nordwestlich von diesem Steinhaufen ein kleiner hohler,mit kleineren Steinen ausgesetzter Raum, unten muldenförmig, oben überwölbt. In der Mulde fanden sich die in sich zusammengefallenen Reste eines grazilen Skeletts und darüber ein hohes Stirnblech (Diadem), eine bronzene Haarnadel mit sehr schwerem Knopf, sowie ein Armband für ein schmächtiges Gelenk, alle Gegenstände aus Brenze und sehr stark mit Rost überzogen. Das Stirnband ist halbmondförmig und mit dieser Form parallel gehenden Streifen verziert. Es lag mit der geschlossenen Seite nach Südosten. Es handelt sich nach dem ganzen Befunde um die Leiche eines höchst wahrscheinlich vornehmen jungen Mädchens, das in kauernder Stellung mit dem Gesicht nach Osten bestattet worden. Der Leichnam war unverbrannt, wie die schwarze fettige Verwesungs⸗ rde in der Mulde und der Befund der nicht kalzinirten Knochen nachwies.

Spondershausen, 8. August. Das hier errichtete Denkmal für die im Feldzuge 1870 71 Gefallenen aus der Fürstlichen Unterherrschaft wird am 13. d. Mts. feierlich enthüllt werden.

Lorch, 7. Juli. Gestern wurde unter allseitiger Betheiligung der ganzen hiesigen Bürgerschaft, des katholischen Gesellenvereins, der freiwilligen Fuerwehr, sowie der benachbarten Kriegervereine das Kriegerdenkmal enthüllt.

Am 3. August wurde auf dem Medina⸗Pla in Neapel da dort errichtete Mercadante⸗Denkmal enc nn G 8 8

Das „Geological Magazine“ enthält eine Karte der Insel Helgoland, die, wie es heißt, von einer alten Karte im Besitz des Gouverneurs von Helgoland kopirt worden ist. Dieselbe giebt durch drei verschiedene Schattirungen die Größe der Insel zu drei

Perioden an. In A. D. 800 hatte sie 120 Meilen im Umfange; in

.D. 1300 noch 45 Meilen und in 1649 nur 4 Meilen. Seitdem

hat sie sich im Flächenraum auf weniger als eine Drittelmeile verrin⸗

gert. Die Verminderung der Insel ist fast ausschließlich in einer Richtung hin vor sich gegangen, indem die See 30 Meilen an der Nord⸗ ostseite und nur eine Meile an der Südwestseite eingedrungen ist.

Der „Daily Telegraph“ veröffentlicht nach dem ersten langen Berichte Stanley's in der heute eingetroffenen Nummer vom 10. August den zweiten, der sechs Spalten füllt. Er enthält als Hauptabschnitte die Bestrafung der Eingeborenen von Bambireh, den Marsch nach dem Albert Niyanza und den Berg Gambaragara und seine weiße Bevölkerung. Die letzte der Depeschen wird in dem dritten Theile der Stanley'schen Berichte nächsten Montag erscheinen. Sie ist datirt vom 24. April 1876 und ward von einem arabischen

Handelsmanne, der nach Unyamyemi ging, überbracht. Vermuthlich ist Stanley Mitte des letzten Juni⸗Monates in Ujiji angekommen, wo er Briefe und Zeitungen aus Europa, darunter auch den Bericht von Camerons Reise, findet.

Die am Kattegat belegene schwedische Stadt Strömstad hat dasselbe Schicksal wie vor Kurzem die Stadt Söderhamn ereilt. Die „Göteborgs Handel⸗ och Sjöfarts⸗Tidn.“ vom 8. August berichtet hier⸗ uͤber Folgendes: „Einem heute eingegangenen Telegramm zufolge hat in der Nacht eine verheerende Feuersbrunst Strömstad heimge⸗ sucht, jedoch ist kein Menschenleben verloren gegangen. Der Bürgermeister der Stadt saͤndte heute 6 Uhr Morgens der hiesigen Landeshauptmannschaft folgendes Telegramm: „Feuer um Mitternacht, welches zwei Drittheile der Stadt einäscherte. Lebens⸗ mittel sind mit dem Damofschiffe „Albert Ehrensvärd“, welches heute Abend nach hier abgeht, erforderlich. Die Bank und das Archiv ge⸗ rettet.“ Heute Vormittag erhielt die Redaktion folgendes Telegramm: Strömstad ist zu Zweidrittel niedergebrannt; das Feuer, welches um 7 Uhr fortdauerte, begann gestern Abend um 11 Uhr. Kein Men⸗ schenleben verloren.“ Schließlich hat die Redaktion über Lysekil fol⸗ gendes Telegramm erhalten: „Die Stadt ist westlich vom Markte bis zum Hafen niedergebrannt, mit Ausnahme des Rathhauses.“

Aus Bayreuth meldet die „B. autogr. Korr.“ unter dem 10. August, daß die dritte Aufführung des Festspiels bestimmt stottfinden werde und zu derselben schon eine sehr große Anzahl von Patronatsscheinen (weit über die Hälfte) vergeben sei.

1 Theater. 8.

Frl. Sophie König setzt ihr Gastspiel am Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theater am Sonntag mit der „Lorenza“ in dem Straußschen „Cagliostro“ fort. Es ist dieses die 49. Aufführung der melodiereichen Operette, welche am 18. September vorigen Jahres zum ersten Male auf dieser Bühne in Scene ging und nunmehr am nächsten Montag bereits die 50. Vorstellung da⸗ selbst erlebt. In der Sonntags⸗Aufführung wird Hr. Swoboda, am Montag Hr. Küstner die Partie des „Fodor“ spielen.

Das 3 Gartenfest, das am Freitag im Krollschen Etablissement stattfand, hatte die in vollem Glanze strahlenden Räumlichkeiten desselben mit einer großen Zahl Gäste gefüllt, die theils im festlich erleuchteten Garten unter den Klängen dreier Ka⸗ pellen promenirten, theils sich im Saale den theatralischen Genüssen bingaben. Erst mit Schluß des Konzerts, nach 11 Uhr, leerten sich dee wenie. 8 8 W 9b

elle⸗ iance⸗Theater. ie Tyroler National⸗Sänger⸗ Gesellschaft Hans Lechner übt dort noch immer eine solche Amsehuggs kraft, daß der prachtvolle Garten abendlich fast überfüllt ist. Im Laufe dieser Woche soll A. Lindners Schauspiel: „Der Hund des Aubry“ in Scene gehen. 8

8 Vereins⸗Kalender.

12.— 16. August. Generalversammlung deutscher Müller und Nnn18, Sz Keg gn 8 8sch 30. August. Kongreß der Sozial⸗Demokraten in Gotha. 20.— 24. August. Delegirten⸗Versammlung des Ae dethüthen büier Se; Vereins in Kiel. 21. August. Journalistentag in Wiesbaden. 28.— 30. August. XVII. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in Berlin. 28.— 30. August. Der XIII. deutsche Juristentag in Salzburg. 1.—7. September. Internationaler statistischer Kongreß in Pest. 3.—7. September. Wanderversammlung des Verbandes deut⸗ scher Architekten⸗ und Ingenieurvereine in München.

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18. Kongreß für innere Mission in Danzig. Gewerbetag der Provinz Brandenburg in

5.— 7. September. 10. 12. September. Potsdam. 11. September. SI 2 2.— 14. September. auptversammlung des t lf⸗ Wereih a Ebaerh 1 Heos 1 ge ühn. 17.— September. 49. Versammlung deutscher Naturfors und ee in G“ 8 n Ffarscher 25. September. Kongreß für Reform und Kodifikati Völkerrechts in Bremen. 8 u* 17. Kongreß deutscher Volkswirthe in

25.— 28. September. Brenen. temb .September bis 4. Oktober. Internationaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel. b 8 1 September Generalversammlung des Pestalozzi⸗Vereins in erlin. Im September Lehr⸗ und Lernmittel⸗Aus stellung in Magdeburg.

Kongreß zur Berathung über die Civilistrung

Bäder⸗Statistik. Baden bis 7. August 111“

Borkum bis 31. Juli . Charlottenbrunn bis 7. August Colberg bis 29. Julii . Cranz bis 6. August. J1111414“X*X“ 14414“ Ems 58 ems. W.“

reienwalde a. O. bis 26. Juli (einschl. der Durchrei Ffsenwn bis 4. August... 28 1 een. 1 Peen h. 89. Feg ““

andeck bis 7. August (einschl. der Durchrei Langenau bis 7. Len e 8 8 8g eöbööF Lippspringe (Arminiusquelle) bis 28. Juli Gr.⸗Möllen bis 31. Julli Münster Stein bis 31. Juli’. Nassau bis 6. August. Nauheim bis 30. Juli. Neuhäuser bis 6. Angust Neukuhren bis 6. August. Niendorf bis 4. August Norderney bis 31. Juli . Oldesloe bis 31. Juli.. Oeynhausen bis 28. Juli

Polzin bis 31. Juli.. Reinerz bis 7. August. Rothenfelde bis 31. Juli Rügenwalde bis 31. Juli . Salzbrunn bis 7. August. Salzhausen bis 31. Juli. Schandau bis 5. August. Schlangenbad bis 1. August Schwarzort bis 1. August. 2 Stolpmünde bis 1. August 2 11 Travemünde bis 31. Juli. . . . Werne bis 31. Juli. .. 42

Wiesbaden bis 5. August (einschl. der durchgereisten Fremden) .40885

. * . . . *

S. Redacteur: F. Prehm.

VIVier Beilagen

(einschließlich Böͤrsen⸗Beilage).

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Personal⸗Veränderungen7ä.

Königlich Preußische Armee. 1“ Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Be⸗ förderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Wildbad Gastein, 28. Juli. Amelung, Maj. vom Gren. Regt. Nr. 1, als Bat. Commdr. in das Gren. Regt. Nr. 3 versetzt. v. d. Heyde, Hauptm. und Comp. Chef von demselben Reagt., zum Major, v. Scharfenort I., Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, v. d. Trenck, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt, Schmidt, Sec. Lt. von dems. Regt. unter vorläufiger Be⸗ lassung in dem Kommdo. als Adjut. der 1. Inf Brig., u. Sakowski, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 86, unter vorläufi er Belassung in dem Kommdo. als Adjt. der 8. Inf. Brig., zu überzähl. Hauptleuten

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befördert. Wild bad Gastein, 3. August

dieses Regts., mit der Führung der 37. Inf. Brig. beauftragt. von Ditfurth, Oberst und Commdr. des Kadettenhauses zu Berlin, zum Commdr. des Inf. Regts. Nr. 93, Lust, Ob. Lt. und Kommdr. des Kadettenhauses zu Oranienstein, zum Commdr. des Kadetten⸗ hauses zu Berlin, v. Schütz, Ob. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 35, zum Commdr. des Kadettenhauses in Oranienstein ernannt. v. Saß⸗ Jaworski, Hauptm. und Comp. Chef im Füs. Regt. Nr. 35, zum Major, v. Kameke I., Premier⸗-Lieutenant von demselben Re⸗ giment, zum Hauptmann und Compagnie⸗Chef befördert. v. Mauderode, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 34, unter Belassung in dem Kommando bei der Militär⸗Schießschule, in das Füs. Regt. Nr. 35, Krüger, Sec. Lr. vom Füs. Regt. Nr. 35, unter Beförde⸗ rung zum Pr Lt., in das Füs. Regt. Nr. 34 versetzt. 1 Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Den 31. Juli. Bischof, Pr. Lt. à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 3, Simon, Sec. Lt. à la snite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 15, Direktions⸗Rssistenten bei den technischen Instituten der Art., dem Feuerwerks⸗Laboratorium bez. der Art. Werkstatt in Straßburg überwiesen. . Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Wild⸗ bad Gastein, 28. Juli. v. Klitzing, Maj. vom Gren. Regt. Nr. 3, mit Pens. der Abschied bewilligt. Kipping, Oberst⸗Lt. a. D., zuletzt Maj. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 20, mit seiner Penz. und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des gedachten Regts. mit den bestimmungsm. Abzeichen zur Disp. gestellt. Rickmann, Sec. Lt. a. D., zuletzt im Garde⸗Fuß⸗Art. Regt, und Schendel v. Pel⸗ kowsky, Sec. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Kür. Regts. Nr. 2, die Aussicht auf Anstellung im Civildienst verliehen. Wildbad Gastein, 3. August. v. Hagen, Gen Maj. und Commdr. der 37. Inf. Brig., in Genehmigung seines Abschieds⸗ gesuches mit Pens. zur Disp. gestellt. 1 I Im Beurlaubtenstande. Wildbad Gastein, 1. August. Müller, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 37, als Hauptm. mit seiner bisherigen Unif. der Abschied be⸗ willigt. f Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. Den 25. Juni. Walter, Ortlieb, Intend. Sekret. Assist. vom V. resp. IV. Armee⸗Corps, zum VI. Armee Corps versetzt. Den 2. Juli. Lindenau, Proviant⸗ Amts⸗Assist. in Straßburg, nach Berlin versetzt. Ihmann, Milit. Anw,, als Proviant⸗Amts⸗Assist. in Straßburg angestellt. Den 3. Juli. Karwin, Depot⸗Magazin⸗Verwalter in Nauen, nach Ratibor versetzt. Den 19. Juli. Goldbach, Intend. Sekr. vom 1. Armee⸗Corps, unter Belassung in dem Kommando ⸗Verhältniß bei dem Kriegs⸗Ministerium, zum Garde⸗Corps versetzt. Mochom, Sec. Lt. a. D., als Proviant⸗ Amts⸗Assist. in Berlin angestellt. Den 21. Juli. Uchten⸗ hagen, Suykers, Sekretariats⸗Assistenten vom IV. resp. XV. Armee Corps, zu Intendant Sekretären, Wegener, Bureau⸗Diätar vom VII. Armet⸗Corps, Oebike, Sekretariats⸗-Applikant vom XI. Armee Corps, zu Intendantur.Sekretariats⸗Assistenten ernannt Den 22. Juli. Schmidt, Milit. Anwärt,, als Proviant⸗Amts⸗ Assistent in Erfurt angestellt Den 26. Juli. Loß, Proviant⸗ amts⸗Assistent in Posen, auf seinen Antrag aus dem Milit. Magazin⸗ dienst extlassen. Den 27. Juli. Große II., Intendant. Sekret. vom XI. Armee⸗Corps, zum VIII. Armee⸗Corps versetzt. Den 30. Juli. Köhler, Milit, Anwärt., als Proviantamts⸗Assistent in Posen angestellt.

II. (Vergl. Nr. 188 d. Bl.)

Italien. Der König Victor Emanuel begab sich An⸗

fangs des Monats nach Turin. Der Kronprinz Humbert

und die Kronprinzessin Margaretha reisten am 12. von Mailand ab, um sich über Dresden und Berlin zum Besuche der russischen Kaiserfamilie nach St. Petersburg zu bege⸗ ben. Die orientalischen Angelegenheiten wur⸗ den im Senate von Seiten des Senators Mamiani zum Gegenstand einer Interpellation gemacht. In der Sitzung des Senates vom 11. beantwortete der Minister des Aeußern, Melegari, diese Interpellation. Der Minister drückte zunächst sein Bedauern darüber aus, daß die diplomatische Aktion der Mächte es nicht vermocht habe, den Krieg zwischen der Türkei und Serbien zu verhindern, und konstatirte sodann die Wirksamkeit des auf der Basis der Nichtintervention zwischen den verschiedenen Mächten hergestellten Einverständnisses. Die Bestätigung, welche diesee Prinzip bei der Zusammenkunft der Kaiser von Oesterreich und Rußland in Reichstadt gefunden habe, befestige bei der gegenwärtigen Lage der Dinge im Orient die Garantien des Friedens. Die italienische Regierung habe den Pariser Vertrag zur Grundlage ihres Verhaltens gemacht. Der seit mehreren Monaten hierüber mit den übrigen Mächten gepflogene Ideen⸗ austausch habe die guten Beziehungen Italiens zu dem Auslande immer mehr befestigt. Die Besorgnisse darüber, daß die italienische Regierung sich unter den gegenwärtigen Umständen auf einen, die Zukunft Italiens gefährdenden Weg begeben könnte, seien durch⸗ aus unbegründet. Zu eigenthümlichen Schwierigkeiten gaben die Verhandlungen im Senat über den politisch ganz unverfäng⸗ lichen Gesetzentwurf wegen Errichtung von Freihäfen in den Seestädten Veranlassung. Der Minister⸗Präsident Depretis vertheidigte in der Sitzung am 14. den Gesetzentwurf, indem er erklärte, das Ministerium müsse, im Falle der Entwurf abgelehnt werden sollte, die im Interesse des Landes nothwendigen Ver⸗ fügungen treffen; der Entwurf bilde einen Theil des ministeriellen Programms. Bei der geheimen Abstimmung wurden 67 Stimmen für und 67 gegen den Gesetzentwurf abgegeben. Bei der zweiten Abstimmung stimmten 66 Senatoren dafür und 66 dagegen, wodurch das Gesetz abgelehnt wurde. Mehrere Senatoren protestirten und erklärten die Abstimmung für ungültig. In der Sitzung am folgenden Tage wurde auf den Antrag mehrerer

Senaroren das Protokoll über die Berathung vom vorigen Tage

v. Loos, Oberst und Commdr. des Inf. Regts. Nr. 93, unter Stellung à la suite

abgeändert und sodann genehmigt. Der Minister⸗Präsident er⸗ klärte darauf, der gestrige Zwischenfall berühre die Institu⸗ tionen des Ministeriums, er halte die gestrige Abstimmung für null und nichtig. Er überlasse es dem Senate, für seine eigene Würde und für das Prestige der ministeriellen Institutionen Sorge zu tragen. Das Ministerium werde sich an der Debatte nicht betheiligen. Nach lebhafter Diskussion wurde hierauf die Abstimmung vom 14. mit 63 gegen 62 Stimmen für ungültig erklärt. Schließlich wurde auf den Antrag des Ministers des Innern, Nicotera, beschlossen, in der nächsten Sitzung des Senates, am 26., von Neuem über den Gesetzentwurf abzustimmen, weil noch im letzten Moment der Abstimmung vom 15. ein der Mi⸗ norität angehöriger Senator erschienen war. In der Sitzung des Senats am 26. wurde dann die mißliche Angelegenheit gutlich be⸗ glichen. Der Minister⸗Präsident und Finanz⸗Minister Depretis gab den Wunsch des Ministeriums zu erkennen, das Vertrauen und die Unterstützung des Senats zu besitzen und wies zugleich die Ansicht, daß das Ministerium auf den Senat irgend welchen Druck ausüben wolle, zurück. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde der Gesetzentwurf mit 114 gegen 102 Stimmen angenommen. Die Gültigkeit des bestehenden österreichisch⸗italienischen Handelsvertrages ist, wie die „Gazetta uffiziale“ unterm 4. meldete, bis zum 1. Juli 1877 verlängert worden, jedoch mit dem Vorbehalte, daß falls inzwischen der neue Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zum Abschluß gedeihen sollte, derselbe wo⸗ möglich noch vor dem 1. Juli 1877 in Kraft tritt. Ebenso wurde der bisherige Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen Ita⸗ lien und Frankreich bis zum 30. April 1877 verlängert. Sei⸗ tens der päpstlichen Kurie gingen den spanischen Bischöfen in Bezug auf den von ihnen auf die neue spanische Verfassung zu leistenden Eid Instruktionen zu, durch welche etwaige Anstände, die zu Differenzen mit der spanischen Regierung führen könnten, beseitigt werden. Die mit der Antwort auf die Frage der spanischen Bischöfe, ob sie den Eid schwören sollten, betraute Kardinalskongregation hatte bejahend geantwortet. Der russische Gesandte in Rom, Baron Uexküll⸗Gyllenbandt, wurde von seiner Regierung zum Botschafter ernannt.

Zur sozialen Frage. Die Erwerbs⸗ und Verbrauchsverhältnisse der Fabrik⸗ arbeiter in Schlesien. I. (Vgl. die Nrn. 175, 176 u. 181 d. Bl.)

Der Königliche Eichungs⸗ und Fabrik⸗Inspektor für Schlesien, Berg⸗Assessor Frief, hat aus Veranlassung der in Brüssel stattfinden⸗ den internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungs⸗ wesen ein Werk*) herausgegeben, welches einen möglichst vollständigen Ueberblick über die zum Besten der Fabrikarbeiter in der Provinz Schlesien bestehenden Einrichtungen gewährt.

Um diese Einrichtungen in einen festeren Rahmen zu fassen, ist der Besprechung derselben ein Ueberblick über die schlesische Industrie und eine sorgfältige Erörterung der Erwerbs⸗ und Verbrauchsverhält⸗ nisse der Fabrikarbeiter in Schlesien vorausgeschickt.

Indem wir ein näheres Eingehen in die Mittheilungen des Ver⸗ fassers über die schlesische Industrie einem besonderen Artikel vor⸗ behaltin, bemerken wir in dieser Beziehung hier nur, daß, wenn man zu den Fabriken diejenigen gewerblichen Anstalten zählt, in denen 30 Arbeiter und darüber verwendet werden, Schlesten 622 Fabriken aufzuweisen hat, in denen 99,668 Arbeiter (71,401 männliche und 28,267 weibliche) Beschäftigung finden. Die Hütten⸗-, Hammer⸗ und Walzwerke und dergleichen bilden den wichtigsten Theil der Fabrikthätigkeit; in 160 derartigen Etablissements werden 39,036 Arbeiter (36,387 männl., 2649 weibl.) beschäftigt. Auch die Textil⸗ industrie ist erheblich; in 130 Fabriken der Textil⸗ (und Leder⸗) Industrie finden 25,275 (9935 m., 15,340 w.) Arbeiter ihren Lebensunter⸗ halt. 87 Fabriken der Landwirthschaft (Brauerei, Brennerei, Zucker⸗ und Stärkefabriken) beschäftigen 10,118 (7272 m., 2846 w.) Arbeiter, die Glas⸗, Thon⸗ u. dgl. Industrie in 63 Eta⸗ blissements 9678 (7351 m., 2327 w.) Arbeiter, 29 Papierfabriken 2542 (1234 m., 1308 w.) Arbeiter, 12 chemische Fabriken 1040 (849 m., 191 w.) Arbeiter, 15 Mühlen 838 (726 m., 112 w.) Ar⸗ beiter und 84 verschiedene Etablissements 7733 (5176 m., 2557 w.) Arbeiter.

Ueber die Erwerbs⸗ und Verbrauchsverhältnisse der schlesischen Arbeiter hat der Verfasser im Dezember 1875 durch 350 versendete Fragebogen eine besondere Enquéête veranstaltet, deren Hauptergebnisse sich nach 235 beantworteten Fragebogen wie folgt zusammenfassen: . 8

Im Ganzen zählen die 235 Arbeiterfamilien 1199 Mitglieder und zwar 235 Männer, 230 Frauen, 130 Kinder unter und 577 über 14 Jahr, 27 andere Angehörige. Die Einnahmen belaufen sich auf 189,156 ℳ, davon als Verdienst des Mannes 152,904 ℳ, der Frau 14,620 ℳ; der Kinder 21,225 ℳ, der Angehörigen 407 Die ge⸗ sammten Ausgaben betragen 188,712 ℳ, davon 115,091 (61,02%) für Nahrung, 25,636 (13,57 %) für Kleidung, 14,447 (7,59 %) für Wohnung, 13,260 (7,10 %) für Beleuchtung und Hei⸗ zung, 3783 (1,99 %) für Geräth, 1738 (0,87 %) für Kirche und Schule, 3517 (1,87 %) für Steuern und Assekuranz, 3449 (1 87 %) für Kranken⸗ und Sparkassen, 7791 (4,11 %) für persön⸗ liche Bedürfnisse. Ein Theil der Hausstände ergiebt Ueberschüsse, die im Ganzen jährlich 3683 betragen, ein anderer Theil erfordert Zuschüsse von 3239 im Ganzen. Alles in Allem gerechnet ver⸗ bleibt mithin noch ein Ueberschuß von 444 jährlich.

Auf den Hausstand berechnen sich im Durchschnitt die Ein⸗ nahmen: Mann 651 ℳ, Frau 62 ℳ, Kinder 90 ℳ, Angehörige 2 ℳ, im Ganzen 805 ℳ, die Ausgaben: 490 Nahrung, 109 Kleidung, 61 Wohnung, 57 Beleuchtung und Heizung, 16 Geräth, 7 für Kirche und Schule, 15 Steuern, 15 für Kranken⸗ und Sparkassen, 33 für persönliche Bedürfnifse, im Ganzen 803 oder Ueberschuß 2

Auf den Kopf ergaben sich: Einnahmen: Mann 651 ℳ, Frau 63 ℳ, Kinder 30 ℳ, Angehörige 15 ℳ, im Durchschnitt 156 ℳ; Ausgaben: für Nahrung 95,91 ℳ, Kleidung 21 27 ℳ, Wohnung 12,04 ℳ, Beleuchtung und Heizung 11,05 ℳ, Geräth 3,15 ℳ, Kirche und Schule 1,45 ℳ, Steuern 2,28 ℳ, Kranken⸗ und Sparkassen 2,87 ℳ, persönliche Bedürfnisse 6,49 ℳ, im Ganzen 157,22 ℳ.

Als Durchschnitt ergiebt sich ein Familienstand von 5 Per⸗ sonen, und zwar meist Mann, Frau, 1 Kind oder sonstiges Familien⸗ glied über und 2 Kinder unter 14 Jahren, die rücksichtlich der Er⸗ werbsverhältnisse einem vollerwerbenden Kinde gleich gerechnet werden können, da Kinder von 10 bis 12 Jahren in Fabriken stundenweise

.“) Die wirthschaftliche Lage der Fabrikarbeiter in Schlesien und die zum Besten derselben getroffenen Einrichtungen, mit Genehmigung Sr. Excellenz des Ministers für Handel ꝛc. bearbeitet vom Berg⸗ Assessor Frief, Königlichen Eichungs⸗ und Fabrik⸗Inspektor für Schlesien ꝛc. Mit 20 lithographirten Tafeln. Breslau, Maruschke & Berendt. 1876.

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beschäftigt werden. In einem solchen Durchschnittshaushalt ver⸗

dienen nach den vorangeführten Zahlen

der Mann 651 80,86 0%

die Frau H.

die Kinder 90 1

Angehörige 22„ 0,21

1 zusammen 805 100 % der Hausstandes.

Dieser Durchschnittsverdienst bleibt gegen die Bedürfnisse des Arbeiters im Regierungsbezirke Oppeln zurück, dagegen übersteigt er diesenigen des Arbeiters im Regierungsbezirke Liegnitz.

Die Betheiligung an der gesammten Fabrikarbeit beträgt bei den Männern 65,77 %, bei den Frauen 8,20 %, bei den Kin⸗ dern einschließlich aller unverheiratheten weiblichen Personen 26,08 %. Demnach entspricht der Arbeit 65,77 % Männer ein Zuschuß von 80,86 % zu den Haushaltskosten, der 8,20 % Frauen = 7,74 % Zuschuß, 8 1ens Kinder = 11,24 % Zuschuß, und es verhält sich der Werth

er Arbei B

Gesammteinnahmen des

. des Mannes zu dem der Frau und des Kindes

91 1,23 8 0,94 : 0,4 oder wie 1 288 0,76 :

1 8 . 1 :

1.“ 2,80 : 2,14 :

je nachdem der Werth der verschiedenen Arbeit als Einheit genommen wird.

Die Einnahmen für einen Arbeiterhausstand steigen von 330 auf 2564 ℳ, die Ausgaben von 330 auf 2368 ℳ. Theilt man 8 . Familien nach der Höhe der Ausgaben in 6 Gruppen, so

at die

I. Gruppe (35 Familien mit 330 bis 500 Ausgaben) 16,064 Einnahmen und 15,909 Ausgaben, also 155 Ueberschuß.

Auf die II. Gruppe (503 bis 650 Ausgaben, 46 Fam.) fal⸗ len 27,271 Einn., 27,348 Ausg., 77 Zuschuß.

III. Gr. (654 bis 776 Ausg., 42 Fam.) 30,661 Einn., 30,947 Ausg, 286. Zuschuß.

IV. Gr. (780 bis 900 Ausg., 41 Fam.) 34,940 Einn., 35,199 Ausg., 259 Zuschuß.

V. Gr. (905 bis 1097 Ausg., 37 Fam.), 37,745 Einn., 37,572 Ausg., 173 Ueverschuß.

VI. Gr. (1100 bis 2368 Ausg., 30 Fam.), 42,475 Einn., 41,737 Ausg., 238 Ueberschuß.

Die Zusammensetzung dieser Gruppen ist für die II. und IV. sehr ungünstig, für die III. sehr günstig, da in jenen beiden sehr viel Kinder unter 14 Jahren sind (126 bzw. 121), während die Zahl dr⸗ selben in der III. Gruppe relativ gering ist (82). Am günstigsten stehen die Gr. V. und VI., weil in beiden die größere Zahl der Per⸗ sonen erwerbsfähig ist.

Die Einnahmen zeigen, daß der Wohlstand der Familien bis zu einem gewissen Grade durch die Betherligung der Frauen und Kinder an der Arbeit bedingt ist. In Gruppe I., der ärmsten, fällt fast die volle Einnahme (16,064 ℳ) auf den Mann (15,288 oder 94,86 %). Diese tritt von Gruppe zu Gruppe zurück: II. 87,74 %, III. 83,22 %, IV. 81,46 %, V. 72,61 %. In der VI. Gruppe steigt sie wieder auf 76,06 %, offenbar, weil bei größeren Einnahmen die Noth⸗ wendigkeit der Frauen⸗ und Kinderarbeit geringer wird.

Die Einnahmen der Frauen und Kinder steigen von Gruppe I. bis IV. bzw. VI. entsprechend dem Fallen der Einnahme des Mannes, sie betragen in Prozenteu der Gesammteinnahmen: bei den Frauen I. 3,55, II. 7,24, III. 8,35, IV. 13,30, V. 10,82, VI. 1,97 %, bei den Kindern I. 1,53, II. 5,02, III. 7,25, IV. 5,24, V. 16,48, VI. 21,97 %. In Gruppe VI. beträgt der Antheil der Frauen am ge⸗ meinsamen Erwerb nur 1,97 %, weil hier die Fnen in Folge des auskömmlichen Verdienstes des Mannes und der Kinder sich meist auf die Besorgung der Häuslichkeit beschränken können. Daß in Grupp IV. der Prozentsatz des Kinderverdienstes sich vermindert, liegt an de ungünstigen Zusammensetzung der Familien dieser Gruppe; entspräch sie derjenigen der Gruppe III. und V., so würde sich der Antheil d Kinderarbeit auf 9,24 (statt 5,24) % stellen.

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Vom türkischen Kriegsschauplatz. IV. (Vergl. Nr. 188 d. Bl.)

Eine um so schlimmere Wendung nahm die Sachlage für die serbische Süd⸗ und Ostarmee seit Anfang des Monats August und hat mit diesem Zeitpunkt eine Periode des Kampfes begonnen, welche, wenn nicht alle Anzeichen trügen, als der Anfang des Endes gelten

kann. Achmed Ejub Pascha, der unter dem Oberbefehl des Seraskiers

Abdul⸗Kerim⸗Pascha die serbische Grenze bei Gramada mit bedeu-g

tenden Streitkräften überschritten hatte, und über Dervent vorge drungen war, fand südlich von seinem Zielpunkt Knjaze watz auf dem Plateau von Tresibaba serbische Streitkräfte in der Zahl von 10,000 Mann unter Oberst Hornvatovic in einer verschanzten Stellung vor. Den in bedeutender Uebermacht befind⸗ lichen Türken gelang es, nach fünftägigen heftigen Kämpfen die Po⸗ fition von Tresibaba zu nehmen und die Serben auch zur Räumung der Stadt Knjazewatz zu veranlassen, die sodann ebenso wie die bereits früher von den Türken okkapirten Ortschaften dem Eroboden gleich gemacht wurde. Der Rückzug der serbischen Truppen, der überall eine große Bestürzung hervorrief, wendete sich zum Zweck der Ver⸗ einigung mit der Hauptarmee westwärts über Baina, gelegen an der Straße nach Alexinatz und Paratschin, und ist es nach diesem sehr schwer zu veranschlagenden Mißerfolg mehr als wahrscheinlich, daß auch die im Lager bei Deligrad⸗Alexinatz stehenden serbischen Streit⸗ kräfte, um nicht abgeschnitten zu werden, sich rückwärts nach Para tschin und darüber hinaus konzentriren müssen. Die Türken, welche in gewissem Sinne die umgehende Operation Tschernajeffs nach Ak⸗ gs durch ihren Zug nach Knjazewatz nachgeahmt haben, hatten zur esetzung von Nisch und seiner Vorwerke nur die nothwendigsten Truppen zurückgelassen und ihre Hauptstärke weiter ostwärts vereinigt. Auf diese Weise wurde es den Truppen des Lagers von Alexinatz möglich, fast gleichzeitig mit dem Vorgehen ihrer Gegner gegen Knjazewatz eine Offensivbewegung gegen Nisch mit einigem Erfolge durchzuführen und mehrere Vorwerke, wie Mramor, am linken Morawaufer, aber nicht Nisch selbst, einzunehmen. Ihr

Verbleib in diesen Stellungen ist jedoch nach dem Verlust von Knsa-.

zewatz um so gefährdeter, als auch Saitschar am Timok in Folge der kombinirten Operationen Hassan und Osman Paschas von den Truppen Leschjanins geräumt werden mußte und den Türken nunmehr eine weitere Strecke nach dem Inneren Serbiens offen steht. Hassan Pascha hatte von Belgradschik aus die serbische Grenze überschritten, am 4. August die Serben aus Prlita vertrieben und am 5. den Timokübergang bei Grljan (südlich von Saitschar) forcirt, während eine zweite türkische Abtbeilung noch weiter südwärts bei Wratarnitza ebenfalls auf das linke Timokufer gelangt war. Gleichzeitig ging Dsman Pascha, der bereits seit einiger Zeit in den Besitz von Weliki Jswor gelangt, Saitschar in der Front bedrohte, von Neuem gegen diesen viel umkämpften Punkt vor, und blieb Leschjanin, dessen Aufgabe durch einen Offensivstoß gegen Belgradschik und die Behauptung des von demselben beherrschten Plateaus, die türkische Nordarmee zu isoliren, längst gescheitert war,