1876 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

bezogene Diensteirckommen maßgebend ist. Zur Disposition ge⸗ stellte Beamte haben daher nur das Recht, Berechnung der Pen⸗ sion nach Maßgabe des von ihnen zuletzt bezogenen Gehalts zu verlangen. Die nach ihrer Entfernung aus dem Amte bezügl. des Diensteinkommens der Stelle, welche sie bekleideten, einge⸗ tvetenen Veränderungen sind ohne Einfluß auf die Höhe der Ihnen zu gewährenden Pension.“

Der französische Botschafter in St. Petersburg, General Leflo, ist gestern Abend von dort hier angekommen, im Hotel Royal abgestiegen und heute Mittag nach Paris weitergereist.

Der Direktor des Königlichen statistischen Bureaus, Ge⸗ heimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Engel, ist am 27. d. M. zur Theilnahme an den Berathungen der IX. Session des inter⸗ nationalen statistischen Kongresses nach Budapest abgereist, von wo derselbe Mitte k. M. zurückerwartet wird.

Schleswig, 28. August. (Kiel. Ztg.) Die Königliche Regierung hat in Betreff der Konservirung der städtischen Archive ein Rundschreiben erlassen. Es wird in demselben gesagt, daß vielfach darüber geklagt worden sei, daß die älteren städtischen Archive sich meistens in einem sehr verwahrlosten Zustande befinden und daß in Folge dessen ein nicht un⸗ vbedeutender Theil von interessanten für die Landgeschichte wich⸗ tigen Dokumenten verloren geht. Daß, bemerkt die Königliche Regierung, Urkunden von historischem Werth absichtlich ver⸗ nichtet oder gar veräußert worden, sei zwar nicht anzunehmen, da nach der ausdrücklichen Vorschrift des §. 71 Ziffer 2

der Städteordnung vom 14. April 1869 eine Aktenkassation überhaupt nicht ohne Genehmigung der Aufsichtsbehörde statt⸗ finden dürfe und vorausgesetzt werden könne, daß bei den sftädtischen Behörden überall so viel Interesse für die Erhaltung dieses wichtigen Theiles des städtischen Eigenthums vorhanden ist, daß Verschleppungen und Entwendung von Akten wirksam vorgebeugt werde. Dagegen seien die zur Aufbewahrung von Akten benutzten Lokale und Einrichtungen der Häuser nicht derart, daß dieselben genügende Sicherheit gegen Feuersgefahr und all⸗ mählicher Verderbniß der Akten durch Feuchtigkeit u. s. w. gewähren und sei eine Abhülfe dieses Uebelstandes nicht selten mit großen Kosten verbunden. Unter diesen Umständen sei es als ein sehr lobenswerthes Entgegenkommen der Verwaltung des Königlichen Staatsarchivs zu betrachten, daß dieselbe sich bereit erklärt habe, die älteren und wichtigeren Urkunden der Städte gegen Revers und unter Vorbehalt des Eigenthumsrechts zur Aufbewahrung anzunehmen. Indem die Regierung bemerkt, daß erfreulicherweife bereits eine Reihe von Stadt⸗ und Fleckenge⸗ meinden von diesem Anerbieten Gebrauch gemacht haben, spricht sie den dringenden Wunsch aus, daß Letzteres in stets ausge⸗ dehnterem Maße zunehmen möge, und giebt anheim, sich zu diesem Zweck mit dem Staatsarchivar Dr. Hille in Schleswig direkt in Beziehung zu setzen.

Bayern. München, 28. August. Se. Majestät der König hat an seinem Geburts⸗ und Namensfeste den Oberst⸗ Hofmeister Grafen zu Castell und den Oberst⸗Stallmeister Grafen v. Holnstein durch Verleihung des Komthur⸗Kreuzes des Verdienst⸗Ordens der bayerischen Krone ausgezeichnet. Die Appellationsgerichts⸗Präsidenten v. Vogt in München und v. Schab in Nürnberg wurden auf ihr Ansuchen unter Allerhöchster Anerkennung ihrer langjährigen treuen und hervorragenden Dienste in den Ruhestand versetzt und von Sr. Majestät dem König durch Verleihung des Großkomthur⸗ kreuzes des Verdienst⸗Ordens vom heiligen Michael ausgezeichnet. Der bisherige General⸗Staatsanwalt Reichsrath v. Hau⸗ benschmied wurde an die erledigte Appellationsgerichts⸗Präsi⸗ denten⸗Stelle in München, und der Appellationsgerichts⸗ Direktor v. Kleinschrod an jene in Nürnberg ernannt.

Die „Allg. Ztg.“ meldet: Der Beschluß der Mehrheit der Abgeordnetenkammer, durch welchen die Wahlen der beiden Abgeordneten des Wahlkreises Sulzbach, der Herren Staats⸗ rath v. Schlör und Professor v. Peßl kassirt wurden, hat eine entsprechende Antwort erhalten: die Stadt Sulzbach hat die beiden Herren zu ihren Ehrenbürgern ernannt.

Der an das Generalkonsistorium gerichteten aller⸗ höchsten Entschließung auf die Verhandlungen der ver⸗ einigten protestantischen Generalsynoden diesseit des Rheins entnimmt die „Allg. Ztg.“ nachfolgende Stelle: „Die vereinigten Generalsynoden diesseit des Rheins haben den die protestantische unirte Kirche der Pfalz gleichmäßig berührenden Antrag gestellt: es möchten durch ein dem nächsten Landtage vor⸗ zulegendes Verfassungsgesetz diejenigen Bestimmungen des II. Anhangs zur 2. Verfassungsbeilage und des Gesetzes vom 4. Juni 1848, die pro⸗ testantischen Generalsynoden und den Konsistorialbezirk Speyer betreffend, welche sich auf die Verfassung oder die sonstigen inneren Angelegenheiten der protestantischen Landeskirche beziehen, der Eigenschaft von Staats⸗ gesetzen entkleidet und als bloße Kirchengesetze in der Weise erklärt werden, daß ihre authentische Interpretation oder Abänderung lediglich unter Unserer allerhöchsten Sanktion auf Antrag der obersten Kirchen⸗ behörde und mit Zustimmung der Generalsynode soll erfolgen können. Ihr habt euch gegen diese Bitte der Generalsynode namentlich um deß⸗ willen ausgesprochen, weil zu einem solchen Vorgehen dermalen nicht der geeignete Zeitpunkt gegeben erscheine. In dem von der Generalsynode vor⸗ geschlagenen Verfahren und insbesondere in der von ihr gegebenen, zu unbe⸗ stimmt gehaltenen Fassung jenes nach ihrer Ansicht zu erlassenden Verfassungsgesetzes kann allerdings eine entsprechende und gedeihliche Lösung dieser wichtigen Angelegenheit nicht gefunden werden. Nach⸗ dem aber auch die letzte protestantische Generalsynode der Pfalz Anträge gestellt hat, welche eine, weunn schon nur theilweise, Abän⸗ änderung des II. Anhanges zur 2. Verfassungsbeilage bezielen, Wund nachdem von Seite Unserer protestantischen kirchlichen Oberbehörden es bei verschiedenen Anlässen und auch insbesondere vemn eunch im vorliegenden Fall als wünschenswerth be⸗ zeichnet worden ist, daß die erwähnten Bestimmungen über die inneren Verhältnisse der Protestantischen Landeskirche in mehrfacher Hinsicht einer Revision unterstellt werden, so fordern Wir euch hier⸗ mit auf, mit Rücksicht auf eure bisherigen Wahrnehmungen vorläufig über die Grundzüge einer durch die dermaligen Bedürfnisse der pro⸗ testantischen Kirche gebotenen Revision der Bestimmungen über die Verfassung und Verwalturg der protestantischen Kirche unter sorgfäl⸗ tiger Beachtung der Uns in dieser Hinsicht zustehenden Rechte aus⸗ führlichen gutachtlichen Bericht zu erstatten. Wir behalten Uns die nähere Erwägung und Beschlußfassung hierüber ausdrücklich bevor.“

Sachsen. Leipzig, 29. August. (Leipz. Ztg.) Se. Majestät der König begab sich heute Morgen nmits gefolge mittels Extrazuges nach Borna, um den Uebungen der in die⸗ ser Gegend manövrirenden Truppen beizuwohnen. Die Rücklehr nach Leipzig ist für Nachmittag bestimmt.

Württemberg. Stuttgart, 28. August. Auch in die⸗ sem Jahre ist ein Comité für die Veranstaltung einer Sedan⸗ feier zusammengetreten. Die Grundzüge zum Best sind dieselben, wie in den früheren Jahren. Am Vorabend des Festtages söndet die Erinnerungsfeier auf dem Fangelsbachfriedhofe statt; am Vor⸗ mitigge des 2. September Festgottesdienst in den Kirchen; so⸗ dann Festlichkeiten in den Schulen. Abendz wird im großen!

Saale der Lie derhalle ein Banket veranstaltet. Ein genaueres Programm über sämmtliche Theile des Festes wird noch aus⸗ gegeben.

Baden. Schloß Mainau, 28. August. Sonnabend, den 26. ds., empfingen der Großherzog und die Großher⸗ zogin den Besuch des Fürsten Emil zu Fürstenberg mit seiner Gemahlin. Gestern Nachmittags begaben sich der Großhberzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog nach Schloß Arenen⸗ berg zum Besuch der dort weilenden Kaiserin Eugenie und des Prinzen Louis Napoleon.

Hessen. Darmstadt, 28. August. abnormen Witterungsverhältnisse dieses Jahres, die Wolkenbrüche u. s. w. haben die Staatsstraßen ganz außerordentlich stark mitge⸗ nommen, wie ebenso in Folge der wiederholten Hochfluthen des Rheins für Dammbauten demnächst nicht unbeträchtliche Mittel werden aufgewandt werden müssen. Die Regierung hat be⸗ züglich der Chausseen sofort die Ober⸗Baudirektion be⸗ auftragt, genaue Erhebungen über den Bedarf zur ordnungsmäßigen Wiederherstellung der theilweise zerstörten Straßenkörper anstellen zu lassen und laut den nunmehr einge⸗ langten amtlichen Mittheilungen sind für Wiederherstellung der Staatsstraßen erforderlich in den Kreisbauamtsbezirken: Bensheim 10,300 ℳ., Dieburg 4300 ℳ., Groß⸗Gerau 2530 ℳ., Offen⸗ bach 2019 ℳ., Friedberg 700 ℳ., Bingen 17,200 ℳ., Mainz 32,000 ℳ., Worms 12,800 ℳ., Darmstadt 1450 ℳ., Gießen 11,300 ℳ. und Alzey 1300 ℳ., zusammen 95,899 ℳ. Ein ähnliches Verhältniß zeigt sich bezüglich der durch die Hochfluthen verursachten Beschädigungen der Dämme. Die Feststellung der zur Wiederherstellung des Zerstörten erforder⸗ lichen Summen konnte der Natur der Sache nach erst in jüngster Zeit erfolgen und haben die einzelnen Kreisbauämter folgende Be⸗ träge als nöthig angegeben: Bensheim 4300 ℳ, Erbach 620 ℳ, Groß⸗Gerau 78 000 ℳ, am Main⸗Ufer⸗Werk 1000 ℳ, Bingen 12,000 ℳ, Mainz 44,000 ℳ, Worms 4900 ℳ, zusammen 144,820

Mecklenburg. Doberan, 28. August. (Hamb. Nachr.) Großfürst Wladimir von Rußland, der am 25. d. Mts. auf der Kaiserlichen Dampfyacht „Derjawa“ hier eintraf, wird morgen mit seiner Gemahlin, der Großfürstin Marie Paulowna, von hier die Rückreise nach St. Petersburg an⸗ treten.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 24. August. Das Großherzogliche Hoflager zu Wilhelmsthal ist gestern aufgehoben und das Lustschloß Belvedere von den Großherzoglichen Herrschaften bezogen worden. Der Erbgroßherzog und Gemahlin find von Allstedt nach Schloß Ettersburg zurückgekehrt.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 26. August. Außer den bereits erwähnten Vorlagen, Ver⸗ trag über den Bau einer Eisenbahn von Arnstadt nach Ilmenau und Entwurf eines Gesetzes, die Fischerei betreffend, sind dem Landtage Seitens der Staatsregierung folgende Vorlagen zu⸗ gegangen: Entwurf eines Gesetzes, die Neubegrüͤndung der Real⸗ lasten betreffend; Entwurf eines Gesetzes, enthaltend Abänderung des §. 7 des Gesetzes vom 2. Januar 1853, die Einführung einer Klassensteuer betreffend; Entwurf eines Gesetzes, die Aus⸗ führung des Reichsgesetzes vom 7. April 1876 über die ein⸗ geschriebenen Hülfskassen hetreffend; Denkschrift, betreffend die Besteuerung der Genossenschaften, Kommandit⸗ und Aktiengesell⸗ schaften; Entwurf eines Gesetzes, die Zustellung behördlicher Ver⸗ fügungen durch die Post betreffend. In der heutigen Sitzung des Landtages erfolgte die Vertheilung der eingegangenen An⸗ träge und Petitionen an die Fachdeputationen.

Reuß ä. L. Greiz, 28. August. (Leipz. Ztg.) Das Befinden des unwohl hier eingetroffenen General⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke hat sich in der verflossenen Nacht in sehr erfreulicher Weise gebessert. An ein Verlassen des Zimmers wird jedoch seinerseits für heute noch nicht gedacht werden können. Die für gestern Abend zu Ehren der Anwesenheit des Feld⸗ marschalls beabsichtigten Festlichkeiten waren auf seinen Wunsch unterblieben.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. August. (Karlsr. Ztg.) Gestern fand der Schluß des diesjährigen Bezirkstags von Unter⸗Elsaß statt. Außer der Festsetzung des Budgets für den Bezirk, welches mit rund 1,500,000 Einnahme und ebenso viel Ausgaben abschließt, hat sich der Bezirkstag noch mit Wünschen und Anträgen zu beschäftigen gehabt, soweit solche in seiner Zuständigkeit liegen. Unter ihnen ist namentlich der auf Verlegung des Sitzes der Kreisdirektion Erstein hierher zu erwähnen. Derselbe wurde mit allen gegen nur zwei widersprechende Stimmen ausgesprochen.

Metz. (Köln. Ztg.) Der Verwaltungsbericht, welchen der Bezirks⸗Präsident v. Puttkamer für das verflossene Jahr an den Bezirkstag von Lothringen erstattet hat, zeigt folgende Ergebnisse:

Für das Jahr 1875 konnte noch eine rechnungsmäßige Er⸗ übrigung von 223,075 36 erzielt werden, ein Ueberschuß, der freilich vom Jahre 1878 an zur Verzinsung und Tilgung der Bezirks⸗ anleihen für eine Irrenanstalt und für Eisenbahnzwecke aufgebracht werden muß. In der Gemeindeverwaltung, die zur Zeit 752 Gemeinden umfaßt, herrschen bereits durchaus regelmäßige Verhält⸗ nisse; außerordentliche Kommissare auf Grund des Gesetzes vom 24. Februar 1872 sind nur noch in fünf Gemeinden im Amte. K. neuen organisatorischen Gesetze und Verordnungen über das Schulwesen sind jetzt im Wesentlichen durchgeführt. Die anfänglich gegen die neuen Einrichtungen geltend gemachten zahlreichen Bedenken sind fast überall einer verständnißvollen Auffassung des Werthes derselben ge⸗ wichen, nachdem sie sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens im großen Ganzen bewährt haben. Am 1. April d. J. gab es in Lothringen ein Lehrer⸗ und ein Lehrerinnenseminar, beide zu Metz, und eine Vorbe⸗ reitungsschule zu St. Avold, mit zusammen 15 Lehrern und 160 Schülern, von denen allein 136 aus Elsaß⸗Lothring⸗n. Seitdem ist das Lehrerinnenseminar noch um zwei weitere Lehrkräfte und 30 Zöglinge erweitert, und ein Lehrerseminar zu Pfalzburg mit 3 Lehrern und 54 Zöglingen eröffnet worden. Im Herbst 1875 hat das Lehrerseminar zu Metz wieder 24 Zöglinge mit dem Zeugnisse der Reife entlassen und zum ersten

Die

Male 25 Zöglinge aus der St. Avolder Vorbereitungsschule als Ersatz übernommen. Zu Schulhausbauten sind aus den Landesmit⸗ teln für die Zeit vom 1. Juli 1875 bis dahin 1876 den lothrin⸗ gischen Gemeinden 24,200 Beihülfe bewilligt worden. Das ver⸗ äͤnderte System hat allerdings zu der Nothwendigkeit geführt, auf eine Anzahl früher im Lande beschäftigter Lehrkräfte zu ver⸗ zichten. In Folge dessen sind manche Stellen noch unbesetzt geblieben, während freilich schon der jetzige Ersatz seinem innern Wertbe nach für ausreichend erachtet wird. Indessen läßt sich vor⸗ aussehen, daß, sobald die neu eröffneten Lehrerbildungsanstalten ihre volle Wirksam keit entfaltet haben, auch der bemerkbar gewordene Lehrer⸗ mangel vollständig und nachhaltig beseitigt werden wird. Oeffent⸗ liche Elementarschulen giebt es in Lothringen jetzt 1058, die von 61,194

Lehrerinnen 487, darunter 411 geistlichen Standes, Freischulen gab es im Ganzen 42 mit 2374 Schülern, 18 Lehrern und 50 Lehrerinnen, darunter 37 geißlichen. Außerdem giebt es 116 Kindersäle mit 7278 Schülern, und 61 zortbildungsschulen mit 1083 Zöglingen. Für den mittleren Unterricht sorgen 29 Pensionate und Töchterschulen mit 1737 Schülern, und eine Mittelschule mit 167 Zöglingen und 10 Lehrern; für den höheren Unterricht 6 Anstalten mit 70 Lehrern und 1085 Zög⸗ lingen, darunter 981 aus Elsaß⸗Lothringen. Die Ausgaben für diese letzten 6 Gymnasien und Kollegien belaufen sich auf 289,350

Welchen Aufschwung die Sparkassen genommen haben, ist daraut zu ersehen, daß die Zahl der Sparenden am 1. Januar 1875 sich auf 16,263 mit einem Guthaben von 2,334,186 belief, am 31. Dezember 1875 aber auf 17,494 mit einem Guthaben von 3,445,848 sich erböht hatte. Davon hatten allein 1036 zusammen 1,564,846 oder Jeder über 1000 ℳ.

Das Militär⸗Ersatzgeschäft ist überall ohne Störung vor sich gegangen. Zum einjährigen Militärdienst hatten sich 50 gemeldet; davon sind 29 angenommen worden, während 20 die Prüfung nicht bestande haben; eine Entscheidung steht noch aus.

Die Wegebauverwaltung hat sich fortgesetzt bestrebt, unter Bedachtnahme auf Ausgabeminderung einen guten Unterhaltungs⸗ zustand der Straßen zu sichern. Für die Moselkanalisation, die nunmehr eine Länge von 21,s Kilometer erreicht hat, sind von 1871 im Ganzen rund 3,131,700 verausgabt worden. Ein Kostenauf⸗ wand von noch 350,000 wird bis zur endgültigen Vollendung er⸗ forderlich sein.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. August. Wie die

„Pol. Corr.“ meldet, hat sich der Kaiser heute zu dem Be⸗ ginne des Manövers zunächst nach Gänserndorf begeben und kehrt Abends nach Schönbrunn zurück. Der Kronprinz Rudolf trifft nach einer anderen Disposition schon am 1. Sep⸗ tember in Schönbrunn ein und geht mit dem Prinzen Arthur von England am 3. September nach Feldsberg. Wie die „N. fr Presse“ erfährt, hält die Regiecrung an der Absicht fest, den Reichsrath am 28. September, an dem Tage, welchen das transleithanische Ministerium auch für den Wiederzusammentritt des ungarischen Reichstags in Aussicht ge⸗ nommen hat, einzuberufen, wenngleich ein formeller Beschluß des Ministerrathes hierüber noch nicht gefaßt worden sei. Dieser verhältnißmäßig frühe Termin für den Beginn der Herbstsession sei eine Folge der Dringlichkeit, welche von der legislativen Ver⸗ handlung der Ausgleichsvorlagen erheischt wird.

Das Fremdenbl.“ schreibt: „Wir waren bekanntlich in der Lage, dem Gerüchte von einer angeblich beabsichtigten Ab⸗ berufung des Grafen Zichy von Konstantinopel den bestimmtesten Widerspruch entgegenzusetzen. Die Richtigkeit un⸗ serer Behauptung wird auch durch die offiziöse „Turquie“ be⸗ stätigt, welche sich in ihrer Nummer vom 25. d. M. über diesen Punkt in folgender Weise ausspricht: „Die Journale melden von einem Gerücht, nach welchem in Wien von der Zurückberufung des österreichischen Botschafters in Konstantinopel, Grafen Zichy, die Rede sein soll. Dieses Gerücht beruht auf keinem ernsten Grunde und ist absolut falsch Man muß umsomehr erstaunt sein, daß es in Cirkulation gesetzt wurde, als Graf Zichy unter den gegen⸗ wärtigen Umständen seinem Lande wirkliche Dienste erwiesen hat, welche alle Diejenigen hochschätzen, die den aktuellen Ereig⸗ nissen folgen.“ Die fuͤr den Grafen Zichy schmeichelhafte Art und Weise, wie das offiziöse Blatt dem Gerüchte entgegentritt, zeigt, daß von einer Erschütterung der Stellung des Grafen bei der türkischen Regierung keine Rede sein kann.“

Aus Prag wird der „Presse“ gemeldet, daß die zahlreichen Comités, welche im Verlaufe der letzten Monate in den meisten czechischen Bezirken und Städten zum Zwecke von Geldsammlungen für Serbien gegründet worden waren, von den politischen Behörden aufgelöst worden sind. Die Sammlungen geschahen für die sogenannte Société Serbe du secours aux blessés et malades und es fehlte dabei nicht an begleitenden Demonstrationen von beiden Seiten. Aber es heißt ausdrücklich, daß die Auflösung nicht wegen der eigentlichen Thätigkeit der Comités, sondern wegen ihrer dem Vereinsgesetze widersprechenden Organisation erfolgte. Wahrscheinlich be⸗ gnügten sie sich nicht damit, daß jedes einzeln in seinem Kreise sammle, sondern traten untereinander in Verbindung.

Dux, 28. August. Der landwirthschaftliche Klub hat heute den Antrag, eine Notablenversammlung aus den land⸗ wirthschaftlichen Kreisen zur Bildung einer intensiven Interessenvertretung zu berufen, mit Zweidrittel⸗Majorität an⸗ genommen. Dafür stimmten alle anwesenden Czechen und Domänenbeamte, dagegen alle Deutschen. Die Motivirung des Antrages durch den Redakteur Jahn aus Prag und den gräf⸗ lich Belcredi'schen Güterdirektor ließ die Absicht auf Bildung einer Agrarpartei klar erkennen. Unter den Rednern, die dagegen sprachen, betonte Dr. Ruß die Gefahr der Bildung einer neuen Partei.

Lemberg, 28. August. Der „Kronika“ zufolge wurden vorgestern im hiesigen Zollamte der Karl⸗Ludwigbahn mehrere aus Breslau angelangte Kisten mit Waffen, die als Eisen⸗ waaren deklarirt und nach Serbien bestimmt waren, mit Be⸗

schlag belegt.

Triest, 28. August. Nach dem geänderten Reiseprogramm trifft die Katserin bereits Donnerstag, den 31. August, um halb 10 Uhr Morgens in Miramar ein. Die Kaiserliche Vacht „Miramar“ kommt morgen von Pola hierher und steht ausschließlich der Kaiserin für etwaige kleinere Seefahrten zur Verfügung.

Pest, 28. August. Wie hiesige Blätter melden, hat der ehemalige Ministerpräsident Graf Melchior Lonyay das Man⸗ dat als Reichsrathsabgeordneter der Stadt Zenta definitiv ange⸗ nommen.

Wie der „N. Fr. Pr.“ von hier telegraphirt wird, sind heute abermals 30 Russen auf ihrer Reise nach Belgrad hier eingetroffen, angehalten und nach dem Stadthause gebracht worden, wo ihre Pässe visitirt und worauf sie in der Trabanten⸗Kaserne internirt wurden. Dieselben sind zumeist jung und mit Revolvern bewaffnet. Diese Leute sind angeblich für den Sanitätsdienst bestimmt. Der russische Konsul hat Beschwerde erhoben, daß die Pässe der durchreisenden russischen Unterthanen nicht respektirt und diese an ihrer Weiterreise gehindert worden sind.

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Agram, 28. August. Der kroatische Landtag, dessen Sitzungen bekanntlich durch eine Vertagung bis zum 28. unter⸗ brochen worden waren, hat heute seine Thätigkeit wieder auf⸗ genommen. Der Präsident theilte mit, daß er anläßlich des Allerhöchsten Geburtstages Sr. Majestät die homagialen Glück⸗ wünsche und den Ausdruck der unverbrüchlichen Loyalität des Hauses vor die Stufen des Thrones gebracht habe. So⸗ dann fand die Neuwahl der Schriftführer statt. Die Ver⸗ handlung über die Hypothekenbank⸗Vorlage wurde in

Schülern besucht wurden. Die Zahl der Lehrer hbetrug 827, die der

Abwesenheit des Antragstellers Kamenar bis morgen vertagt

oder wenigstens von denjenigen Personen, die der republikanischen

Nach vorangegangener Hausdurchsuchung wurde der Präsident der Essegger Handelskammer, Aksentievic verhaftet und gestern in Begleitung eines Panduren⸗ Korporals hierhergebracht. Es sollen, wie der „Pr.“ gemeldet wird, bei Aksentievic mehrere kompromittirende Briefe von Miletics gefunden worden sein.

Niederlande. Amsterdam, 27. August. (Köln. Ztg.) Die zehnwöchentliche Minister⸗Krisis dauert noch fort, da Hr. Heemskerk sein Entlassungsgesuch noch nicht zurückgezogen hat. Nach Berichten aus Atschin hat der Fürst von Gighen, der sich früher den Niederländern unterworfen hatte, sich wieder auf die Seite der Atschinesen begeben, weshalb wieder drei Häfen blokirt werden. Der Gesundheitszustand der Truppen ist wegen schlechter Witterung unbefriedigend. In Roermond wurde von der Polizei Protokoll aufgenommen gegen einen Priester, der eine unerlaubte Prozession leitete.

Großbritannien und Irland. London, 28. Augut. Der bevorstehende Besuch Gambetta's sindet bei den Blättern der verschiedensten Farben deshalb eine ungünstige Auf⸗ fassung, weil er von der republikanischen Partei in England

Regierungsform hier zuneigen, zu einer Demonstration benutzt werden soll.

Auch in Liverpool fand unter Leitung des Arbeiter⸗ reformvereins am Sonnabend ein stark besuchtes Meeting statt, das seinen Unwillen über die Vorfälle in Bulgarien kund gab und, der „Engl. Corr.“ zufolge, die feste Ueoerzeugung aussprach, „die orientalische Frage sei nur dadurch zu lösen, daß den christlichen Provinzen Selbständigkeit gewährt werde. In dem Sinne sei auf die britische Regierung zu wirken.“

Der Gouverneur des Gefängnisses in Chatham hat die Mittheilung erhalten, daß ein gewaltsamer Versuch, die dort gefangen gehaltenen Fenier zu befreien, gemacht werden solle. In Folge dessen ist die ganze Nacht militärische Besatzung im Gefängnisse und eine Kette von Schildwachen um die Ge⸗ fängnißwälle aufgestellt worden.

Hobart Pascha (bekanntlich ein Engländer), der Be⸗ fehlshaber der türkischen Flotte, erhebt in einem Briefe an die „Pall Mall Gazette“ Einspruch dagegen, daß man die Gräuel⸗ thaten in der Türkei, welche bei einem Bürgerkriege leider unvermeidlich seien, nach einem anderen Maße messen und be⸗ handeln wolle, als die Grausamkeiten, die in anderen Kriegen verübt worden seien.

Aus Calcutta wird der „Times“ unterm 27. d. M. telegraphisch gemeldet: Eine in Lahore erscheinende Zeitung meldet: 8

Die Afridies treffen umfassende Vorkehrungen, un der briti⸗ schen Streitmacht, die, wie sie erwarten, nächsten Winter geger sie ausgesandt werden wird, Widerstand zu leisten, und daß der Akhaud von Swat ihnen Beistand versprochen hat. Die Afridies von Tirah, die bisher freundlich gesinnt waren, sollen jetzt, wie es heißt, schwan⸗ ken, da die feindseligen Stämme ihnen sagen, daß die Regierung Tirah für ein Sanibarium in Besitz zu nehmen beabsichtige Die Urakzais, ein freundlicher Grenzstamm, griffen neulich die Afridies an und waren nach einem heißen Kampfe siegreich. In Khelat herrscht Ruhe. Major Sandeman reist am 7. September nach Indien ab.

Nach Plymouth ist aus Sidney die Nachricht gekommen, daß die Wilden der Salomo⸗Inseln das Schiff „Dancing Wave“ erobert und dessen Mannschaft bis auf Einen verzehrt haben. Dieser Eine entfloh und machte Anzeige, in Folge deren man auf Verfolgung ausging und so sagt der Bericht die „Dancing Wave“ einer Fleischbauk gleich wiederfand. Das Kriegsschiff „Sandfly“ ist zur Züchtigung der Mörder ausge⸗ sandt worden.

Frankreich. Paris, 28. August. Ueber den Aufent⸗ halt des Marschall⸗Präsidenten Mac Mahon im Lager von Chalons meldet das „Journal officiel“: Der Präsident der Republik wurde gestern bei seiner Ankunft in Chalons von dem General Boisseret, Senator für das Departement der Marne, und dem Präfekten empfangen, der ihm die Dele⸗ gation des Generalr athes, des Arrondissementsrathes und des Stadtrathes vorstellte. Der Maire von Chalons lenkte bei der Bewillkommnung des Marschalls dessen Aufmerksamkeit auf die verschiedenen, Seitens der Stadt ausgeführten Arbeiten, nament⸗ lich auf den Bau neuer Kasernen. Der Marschall sorach in seiner Erwiderung sein Bedauern darüber aus, daß er sich nicht in Chalons aufhalten könne. Den Armen der Stadt machte er ein Geschenk von 1000 Fres. Nach kurzem Aufenthalte fuhr der Marschall mit einem Extrazuge in Begleitung der Präfekten nach dem Lager, wo er um 9 Uhr 30 Minuten eintraf. Bei seiner An⸗ kunft daselbst wurde er von dem General Douay empfangen. Am folgenden Morgen um 6 Uhr begab sich der Marschall zu Pferde nach dem Manöverterrain, begleitet von dem General Marquis d'Abzac, dem Obersten Broye, dem General Herzog von Uremours, den Generalen de Montaigu, de Fontanges, Davenet und den Militärbevollmächtigten Oesterreichs nnd Ita⸗ liens. Die Manöver der Artillerie und Kavallerie fielen in hohem Grade zufriedenstellend aus. Nach Beendigung der⸗ selben besichtigte der Marschall das Militärhospital. Ein Journal vom Jura meldet, daß der Präsident der Republik, nachdem er die Manöver des VIII. Armee⸗Corps abgehal⸗ ten, auf der Rückkehr von Poligny einen Tag bei dem Präsiden⸗ ten der Deputirtenkammer zu Mont⸗Sous⸗Vaudrey zubringen werde.

Der „Moniteur“ meldet, daß der Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Herzog v. Decazes, die Kandidatur für den Senat ablehne. Heute begiebt sich der Herzog nach Vichy.

Der türkische Botschafter Sadik Pascha ist zum Kur⸗ gebrauch nach Aix⸗les⸗Bains gegangen.

Der „Moniteur“ sagt, daß die neuesten Nachrichten aus der türkischen Hauptstadt die Ersetzung Murads durch seinen

Die am Sonntag vorgenommenen Neuwahlen des Grafen de Mun und des Hrn. Huon beschäftigen noch immer die Blätter. Man sieht in ihnen abermals einen Erfolg der Republikaner; Hr. v. Lucinge, der Gegner des Hrn. Huon, hatte die Unterstützung der Royalisten; der bonapartistische Deputirte und Hr. de Cassagnac hatten alle ihre Freunde auf⸗ geboten, um für ihren Kandidaten zu stimmen, und doch hat Hr. Huon gesiegt. Am 20. Februar hatte er nur 3862 Stimmen, Hr. v. Lucinge 4719 und Hr. Olivier, der bonapartistische Kan⸗ didat, 3634; bei der zweiten Abstimmung am 8. März hatte Hr. v. Lucinge 6278 Stimmen für sich, Hr. Huon nur 5946; diesmal hatte Letzterer 6334 und Hr. v. Lucinge nur 5834. Die republikanische Partei hat demnach auch in der Bretagne an Terrain gewonnen. In Pontivy hat Graf de Mun zwar gefiegt, aber während er am 8. März 10,725 gegen 8754 Stimmen hatte, welche auf den bonapartistischen Abbé Cadoret gefallen waren, hatte er diesmal nur 9790 Stimmen gegen den Republikaner Le Magnet, auf den 9415 Stimmen fielen, also eine Major tät von nur 375 Stimmen.

Morgen soll unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Paris in Dijon ein Kongreß der Professoren der katholischen Universitäten gewählt werden. Auf dem⸗ selben soll verhandelt werden über die Aufstellung eines Pro⸗ gramms für 1876 so wie über die Mittel, eine medizinische Fakultät in Paris zu gründen; auch wird daselbst ein General⸗ Rektor für sämmtliche katholischen Universitäten gewählt werden.

Rom, 26. August. Se. Majestät der König empfing heute Vormittag die maroccanische Gesandtschaft in feierlicher Audienz und kehrt heute Abend nach Valdieri zu⸗ rück. Der Ministerpräsident ist bereits nach Stradella ab⸗ gereist, um seinen Wählern einen Besuch abzustatten. Zu Ehren der maroccanischen Gesandtschaft findet morgen Hoftafel statt. Der Prinz Amadeus wird dabei den Vorsitz führen. Der Chef des Auswärtigen Amtes hat, nach der „Liberta“, den Minister⸗Präsidenten nicht mit nach Turin begleiten können, weil er durch dringende Geschäfte in Rom zurückgehalten wird.

Der „Bersagliere“ erklärt alle Gerüchte von Modifika⸗ tionen des Ministeriums, welche von einigen Zeitungen in Umlauf gesetzt und von anderen bereitwillig weiter verbreitet worden, für gänzlich unbegründet. Unter den Mit⸗ gliedern des Kabinets herrsche die vollkommenste Ueber⸗ einstimmuung.

29. August. (W. T. B.) Die Eröffnung der Sisenbahnstrecke Vicenza⸗Schio⸗Tiene fand heute statt. Der Kronprinz Humbert wohnte derselben bei.

Türkei. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ vom 29. August meldet aus Konstantinopel, auf Veranlassung Midhat Paschas habe der Ministerrath unter Zuziehung der Großwürdenträger im Prinzipe den Thronwechsel und die Proklamirung des Thronfolgers Abdul Hamid zum Sultan beschlossen. Das in aller Kürze bevorstehende Ereig⸗ niß werde sich jedenfalls vor Beginn des nächsten Ramazan (der neunte Monat, beginnend mit dem 20. September) vollziehen.

Konstantinopel, 29. August. (W. T. B.) Die Regie⸗ rung hat an ihre Vertreter im Auslande folgende Mittheilung gerichtet: „Gewisse Journale haben das Gerücht verbreitet, daß die Kaiserliche Armee eine Niederlage vor Alexinatz erlitten hätte. Diese Nachricht ist vollständig erfunden. Die Kaiserlichen Truppen haben bis daher eine ununterbrochene Reihe von Er⸗ folgen gehabt. Die Armee von Nisch, welche von Gurgussowatz

Italien.

aus vor Alexinatz ankam, hat von den um diese Stadt errichteten Verschanzungen eine nach der anderen ge⸗ nommen und sogar ein Geschütz von den Serben erbeutet. Die von den Serben auf jenen Punkten zusammengezogenen beträcht⸗ lichen Streitkräfte sind geschlagen und in die sogenannten großen Befestigungen von Alexinatz zurückgeworfen worden, wo⸗ hin sie sich flüchteten. Die Kaiserliche Armee befindet sich heute vor diesen Befestigungen und trifft Vorbereitungen, um sich der⸗ selben zu bemächtigen. Von einer andern Seite aus hat die Dirision Ali Saib Paschas, welcher Alexinatz von der Morawa aus angreift, nach und nach alle befestigten Stellungen der Ser⸗ ben genommen und erleichtert auf diese Weise die Herstellung ihrer Vereinigung mit der Armee von Nisch.“ Andererseits ö oboö Kriegs⸗ auplatze telegraphisch gemeldet: b 8 Se 99. Augyst. (W. T. B.) Die Regierung veröffentlicht Folgendes: Der Sonntag verlief ohne Kämpfe. Gestern, am 28. d., fand dagegen auf der ganzen Linie zwischen Alexinatz und Nisch lebhaftes Gewehrfeuer statt. Die tür⸗ kischen Truppen benutzten das Waldterrain und griffen Mittags den linken Flügel der serbischen Aufstellungen an. Der Kampf am Walde währte bis 5 Uhr. Die Türken wurden fortgesetzt zurückgeschlagen, erneuerten aber die Angriffe mehrmals mit großer Kraft. Schließlich wurden sie durch einen Bajonettangriff der serbischen Truppen in Unordnung zurückgeworfen und muß⸗ ten sämmtliche Todte, viel Munition und eine große Menge von Waffen auf dem Schlachtfelde zurücklassen. Die Kavallerie der Baschi⸗Bozuks und der Tscherkessen erlitt namentlich große Ver⸗ luste an Menschen und Waffen. Ein Angriff der Türken auf Klein⸗Zwornik ist zurückgeschlagen worden. Nach eingegangenen Nachrichten konzentrirt Pascha große Truppenmassen bei Podgorizza. Belgrad, 29. August. (H. T. B.) Ueber die ersten fünf Schlachttage bei Alexinatz wird durch Augenzeugen nach⸗ träglich bekannt, daß die Türken schon die Redoute Nr. 18 er⸗ obert hatten, als durch die Ankunft serbischer Verstärkungen von Belgrad der Schlucht eine andere Wendung gegeben wurde. Es kämpften serbischerseits an den ersten 5 Tagen nicht mehr als 20,000 Mann, am 6. Tage wuchs ihre Stärke aber auf 50,000 Mann. Die Türken waren am 22. d. M. schon bis zum Brückenkopfe von Zytkovac vorgedrungen. Tschernajeff kommandirte persönlich in der Redoute Nr. 17. In der Nacht auf den 24. August kamen 20 frische serbische Bataillone bei Alexinatz an und diese entschieden am folgenden Tage den

Derwisch

Bruder Abdul Hamid als sehr wahrscheinlich darstellen und bemerkt weiterhin, „daß man eine baldige Beendigung des türkisch⸗serbischen Krieges hoffen dürfe; es stehe fest, daß die Mächte über den zu befolgenden Weg einig seien und daß die Türkei eine versöhnlichere Stimmung an den Tag lege, als man erwartet habe. Die erste Frage, welche gelöst werden müsse, sei die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten. Sei dies geschehen, so würden die Friedensbedingungen zu erörtern und von der Türkei ernste Bürgschaften für die Ausführung der zu Gun⸗ sten der Christen durch mehrere Erlasse des Sultans versprochenen Reformen zu verlangen sein. Auf diesen letzten Punkt würden die Mächte in ihrer Eigenschaft als Garantiemächte ganz beson⸗ deren Nachdruck legen müssen. Die Mächte befänden sich, bestem Vernehmen nach, in vollkommener Uebereinstimmung darüber, daß

dies fuͤr ganz Europa eine gebieterische Pflicht sei.“

Kampf zu Gunsten der Serben. Der Verlust, den die serbische Armee in den ersten 5 Tagen erlitten hat, wird amtlich auf 1700 Mann angegeben, die Verluste des 6. Tages sind noch nicht festgestellt. 8 1 „N. Fr. Pr.“ schreibt: „Angesichts der Schwierig⸗ keit der Situation vor Alexinatz ist die Frage wohl ge⸗ rechtfertigt, ob die türkische Heeresleitung nicht einen großen Fehler begangen hat, als sie auf die Offensive vom Timok aus gegen Banja und Lukowo verzichtete und ihre Operationslinie abermals nach der Morawa verlegte. Die mit den vereinigten Armee⸗Corps von Achmed Ejub und Osman Pascha einzulei⸗ tende Umgehung der Werke von Deligrad und Alexinatz durch eine Operation gegen die Morawalinie Paracin⸗Cuprija hätte alle Vortheile einer Umgehung ohne deren Gefahren gehabt, da der Rückzug nach Widdin immer möglich war; die Forcirung

Majestät gewesen, haben den

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der Defileen von Banja und Lukowo hätte kaum so viel Blut gekostet, als der gegenwärtige direkte Angriff auf Alexinatz. Außerdem hätte Ali Saib Pascha, der heute auf dem linken Morawa⸗Ufer operirt, von Nisch aus direkt gegen Banja vor⸗ rücken und so die Angriffe Achmed Ejubs unterstützen können. Die Türken haben nun schon zweimal gewaltig zum Schlage ausgeholt; als dieser selbst jedoch geführt werden sollte, erlahmte ihre Kraft. Bei Knjazewatz und Saitschar hatten sie zwei offen stehende Thüren zum Eindringen in das Innere Serbiens, sie haben dieselben verlassen und bemühen sich nun, das verschlossene Thor zu erbrechen. Dafür, daß die Türken die anfängliche Angriffsidee aufgegeben haben, giebt es nur eine Entschuldigung, nämlich die Unmöglichkeit der Verpflegung ihrer Truppen von Widdin, Belgradschik und Pirot aus. War dies der Fall, so blieb ihnen allerdings nichts Anderes übrig, als die Rückkehr auf die Operationslinie Nisch⸗Alexinatz. Dieses Hinderniß mußte dem türkischen Generalstabe jedoch schon früher bekannt gewesen sein, und dies vorausgesetzt, war die ganze Operation gegen Knjazewatz zeitraubend und überflüssig. Der direkte Sturm auf Saitschar durch Osman Pascha hätte den Türken kaum mehr als der Sturm auf Knjazewatz gekostet, das sie übrigens wieder verloren haben.“

Vom türkisch⸗montenegrinischen Kriegsschau⸗ platze liegen folgende Telegramme vor: b b

Ragusa, 30. August. (W. T. B.) Nach hier einge⸗ troffenen Nachrichten ist Djeladin Pascha mit 6 Bataillonen und mehreren Geschützen von Stolac kommend in Trebinje eingetroffen. Weiteren Meldungen zufolge beschießen die mon⸗ tenegrinischen Truppen Bilek, zu dessen Entsatz Moukhtar Pascha von Trebinje abrücken soll.

Cattaro, 30. August. (W. T. B.) Bei Podgorizza wird seit gestern gekämpft.

Aus Cettinje vom 30. August meldet „W. T. B.“: Das (amtliche) Journal „Glas Cernagorca“ bringt einen kriegerisch gehaltenen Artikel, in welchem jede aus⸗ wärtige Vermittelung zurückgewiesen und hervor⸗ gehoben wird, daß Serbien, sowie Montenegro erst dann die Waffen niederlegen würden, wenn die slavischen Provinzen von dem türkischen Joche vollständig befreit seien.

Aus Podgorizza wird dem „Standard“ vom 24. August nachträglich gemeldet: B

Die Armee Mahmud Paschas, 15,000 Mann reguläre Truppen und 4000 Freiwillige mit sechs Geschützen, alle in aus⸗ gezeichnetem Zustande, ist außerhalb der Stadt Podgorizza ge⸗ lagert. 12,000 Mann reguläre türkische Truppen, meist syrische Redifs und Rekruten, kommen in langsamen Märschen von Antivari. Der Gesundheitszustand der Truppen ist ausgezeichnet. Die Motenegriner bivouakiren in den Bergen um Medun, das sie täglich aus zwei Haubitzen mit Granaten be⸗ werfen. Die Montenegriner die ganze Grenze entlang sind mit ihren Verbündeten 16,000 Mann stark. Der Fürst der Miriditen hat die Türken mit 6000 Mann zu unterstützen versprochen.

Vom 25. ds. wird demselben Blatte telegraphirt: b

„Derwisch Pascha ist heute hier mit zwei Sebeks tür⸗ kischer Truppen und syrischer Freiwilligen angekommen. Achmed Moukhtar Pascha hat telegraphirt, daß die Blokade von Trebinje aufgehoben worden ist und daß die Montenegriner die Herzego⸗ wina gänzlich geräumt haben.“

Dalmatinische Blätter veröffentlichen folgendes Schrei⸗ ben des Kommandanten der oberalbanesischen Armee Hamdi Pascha an Prenk, den Häuptling der Miriditen: .

„Fürst! Nachdem ich die Nachricht von Ihrer Ankunft in Scutari erhalten, beeile ich mich, diese Zeilen an Sie zu richten und Sie zu begrüßen. Ich weiß nicht, ob Ihnen all das bekannt ist, was ich dem Fürsten, Ihrem Vater, erwiesen habe. Unter meiner Führung begann er seine militärische Carriere, und unter meinem Kommando vollführte er seine ersten Waffenthaten. Die ältere Mannschaft Eurer Tribus wird sich gewiß darauf erinnern und wird Euch die Wahrheit des Gesagten bestätigen. Eure Führer wissen, daß mehrere Tribus von Empörern beunruhigt worden sind. dem Großvezier und Kriegs Minister habe ich den Auftrag erhalten, die Ordnung wieder berzustellen. Sie haben gewiß gehört, daß ich allen Berechtigten Gerechtigkeit widerfahren ließ. Monsignore Bucciarelli, der Bischof von Prizrend wird in der Lage sein, Ihnen die Details darüber mitzutheilen.

Fürst! Der Augenblick ist gekommen, Eure Schuld zu begleichen in dem Sie theilnehmen an den Kämpfen der Kaiserlichen Armee. Kommen Sie; Ihre Fahne wird uns willkommen sein: unter uns werden Sie mehrere Fahnen finden, welche von ihren Glauben b üdern getragen werden. Säumen Sie nicht, Fürst, zu kommen jetzt ist der Augenblick für den tapferen Soldaten da. Ich bitte Sie Fürst, meine besten Grüße entgegenzunehmen. Podgorizza, 11. August 1876. Der Marschall und Kommandant der Kaiserlichen Armee in Albanien, Mahmud Hamdi Pascha.“ 4 b

Die dalmatinischen Blätter versichern, daß Prenk die The nahme an den Angriffen gegen Montenegro zugesagt habe.

Die „Agence Havas“ erhielt von der türkischen Gesandtschaft in Paris folgende Mittheilung: 8

Konstantinopel, 26. August, Abends. Folgendes sind die General⸗Instruktionen, welche in Folge eines Kaiser lichen Irade am 14. August den Kommandanten, Offizieren Soldaten und anderen Agenten der Behörde, die sich in Ser bien befinden, ertheilt worden sind: 8

Art. 1. Die Serben, die immer getreune Unterthanen Sr Aufreizungen derer, welche mit der Ver⸗ waltung des Fürstenthums beauftragt sind, nachgebend die Wa en ergriffen. Indem sie als Feinde die Demarkationslinie überschritken, haben sie Verwüstungen und Verheerungen begangen. In dieser Lage der Dinge hat die Kaiserliche Regierung Waffengewalt anwenden müssen, um die Rebellion zu unterdrücken. 8

Art. 2. Die Fälle von Zerstörung, Tod und Brand sind aller⸗ dings natuüͤrliche Folgen des Krieges, aber jede vom Cheri, vom Ge⸗ wissen, der Menschlichkeit verbotene Handlung ist durchaus dem Willen des Monarchen zuwider; z. B. verbietet Se. Matestät absolut, Kin⸗ der, Frauen, Greise, sowie alle Diejenigen, welche sich unterwerfen, zu verwunden, zu tödten oder in ihrem Vermögen zu schädigen. Die Soldaten aller Waffengattungen, welche diesem Verbot zuwider han⸗ deln, sollen aufs Strengste bestraft werden. 8 88

Art. 3. Die serbischen Gefangenen sollen nicht molestirt oder be⸗ unruhigt werden; die Verwundeten sollen in den Hospitälern der Kai⸗ serlichen Armeen gepflegt werden. 1“

Art. 4. Die Verwundeten, welche freiwillig über die Demarka⸗ tionslinie hinaus sich flüchten, sollen wohl aufgenommen und an pas⸗ senden Orten untergebracht werden. Ihre Famzlien und Kinder sollen geschützt, ihr Vieh, wenn sie solches haben, ernährt werden.

Art. 5. Indem die Kaiserlichen Truppen über die Demarkations⸗ linie vordringen, sollen sie die Bewaohner der serbischen Dörfer und Gemeinden, die sich in ihrem Domizil unterwerfen und sich unter den Schutz der Kaiserlichen Regierung stellen, wohl aufsehmen und rück⸗ sichtsvoll behandeln. Da Leben, Vermögen und Ehre dieser Leute der Kaiserlichen Regierung anvertraut sind, soll der geringste Schaden, der ihnen durch Hülfstruppen oder Andere zugefügt wird, als schweres Verbrechen angesehen und die Urheber streng bestraft werden. Um die unterworfenen Dörfer zu unterscheiden und sie gegen jede Ua⸗ bill zu schützen, sollen Gensd armen und eine Anzahl Soldaten zu

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ihrem Schutz verwandt werden. Alle Kommandanten und Offi

8 .

8 2 5 ½ 8 88

7 . 8 85 . .

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