8 8 1“ 8 1“
ihren Studiengang, ihre Werke, Auszeichnungen u. s. w. behufs der Heraus⸗ ahres erscheinenden, zweiten, ver⸗ besserten und vermehrten Auflage des in den Jahren 1857 — 1864
gabe einer im Laufe des nächsten
herausgekommenen und 1870 bereits einmal durch einen Nachtrag er⸗ weiterten, von Fr. Müller, Klunzinger und Seubert bearbeiteten Künstler⸗Lexikons freundlichst zu unterstützen. Indem wir der Auf⸗ forderung der genannten Verlagshandlung im Interesse ihres dankens⸗ werthen Unternehmens hiermit weitere Verbreitung geben, weisen wir darauf hin, daß das von ihr herausgegeben⸗ Werk, das namentlich auch auf eine möglichst genaue und vollständige Berücksichtigung der modernen Kunst abzielt, sich schon jetzt als ein bequemes und handliches Nachschlagebuch in allgemeinem Gebrauch befindet. Den zeitgenössi⸗ schen Künstlern selber, von denen Viele bereits die erste Auflage durch mehr oder minder eingehende autobiographische Mittheilungen unter⸗ stützten, wird deshalb um so mehr daran gelegen sein, daß den weiteren Kreisen von Kunstfreunden durchweg korrekte Angaben über ihre Werke und ihren Entwickelungsgang dargeboten werden, wie sie ohne eigene Mitwirkung der Betheiligten aus der vorhandenen Lite⸗ ratur, aus Zeitschriften, Tageblättern u. s. w. nicht immer in wün⸗ schenswerther Zuverlä sigkeit zu gewinnen sind. Auch ergänzende und berichtigende Notizen über die in der ersten Auflage enthaltenen Biographien wird die Redaktian des Werkes mit Dank entgegen⸗ nehmen.
Nach den vom „Daily Telegraph“ veröffentlichten Briefen des Afrika⸗Reisenden Stanley kann man sich eine Meinung über die von ihm während seiner späteren Reisen erreichten Erfolge bilden. Die Erforschung des Victoria⸗Niyanza⸗Sees ist voll⸗
endet worden, und obwohl Stanley's Karte in gewisser Beziehung mangelhaft sein mag, so kann doch kein Zweifel an ihrer allgemeinen Kor ektheit sein. Die Reise über die Hochlande, welche den Victoria⸗ vom Albert⸗Niyanza⸗See trennen, führt uns zu einem andern jener riesigen erloschenen Vulkane, an denen Ostafrika Ueberfluß zu haben scheint. Der Albert⸗Niyanza scheint sich thatsächlich über den Aequator ki aus auszudehnen, so wie von Speke und Grant vermuthet ward, und wenn Stauntey Recht hat müt seiner Behauptung: daß alle die Berg⸗ ketten in jenem Theil Afrikas in einer südwestlichen Richtung laufen, so verbindet wahrscheinlich ein Läagenthal den Albert⸗Niyanza mit dem Tanganyika, obwohl die Ansichten, daß diese zwei Seen nur einen bilden, jetzt aufzegeben werden müssen. Das Hinaufsteien am Kagera, bis zu einem Punkte, welcher 80 engl. Meilen oberhalb Speke's Windermere liegt, war eine andere That Stanley's. Er beschreibt diesen Fluß als den wichtigsten unter den Gewässern des Victoria⸗Niyanza. Nach ihm ist es ein seichter See oder eine Lagune, 4 bis 14 engl. Meilen weit; aber man darf nicht vergessen, daß sein Besuch während der Regenzeit stattfand und daß auf Speke's Karte obendrein beide Seiten des Flusses als von Sümpfen eingenommen bezeichnet fsiinnd. Ian der Capstadt werden, wie dem „Reuterschen Bureau“ in London unterm 4 d. M. berichtet wird, großartige Vorkehrungen für die daselbst im Februar zu eröffnende internationale Ausstellung getroffen. Dieser Ausstellurg wird in dortigen offiziellen und kommerziellen Kreisen mit vielem Interesse entgegengesehen. Da Süd Afrika keine eigenen Fabriken besitzt, ist es gänzlich von Europa und Amerika für Zufuhren abhängig, und man erwartet, die Ausstellung werde durch den Import einer Menge bisher dort unbekannter Fabrikate eine neue Aera eröffnen. Der General⸗Direktor der Ausstellung, Signor 8 88 li, hat sich in Angelegenheiten der Ausstellung nach Europa begeben.
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Aus Bayreuth wird der „Allg. Ztg.“ gemeldet:
Bayreuth, 29. August. Bei der Abreise des Königs von Bayern, Mittwoch Nachts, wird die Bürgerschaft demselben eine groß⸗ artige Ovation bringen; der Weg von der Eremitage bis zur Ein⸗ steigtelle wird mit Fackeln und Lampions beleuchtet werden. — Gleich bei Beginn der heutigen Vorstellung des „Siegfried“, als Se. Majestät der König, begleitet von seinem Flügel⸗Adjutanten Frhru. v. Stauffenberg und Richard Waaner in seine Loge trat, erhob sich Bankier Feustel und sprach folgende Worte: „Sr. Majestät dem König, dem erhabenen Förderer der Kunst, aus tiefstem Herzen ein donnerndes Lebehoch!“ Das ganze Publikum, welches sich sofort von seinen Sitzen erhoben hatte, brach mit größtem Enthusiasmus in von einem Tusch des Orchesters begleitete, nicht enden wollende Hochrufe aus, die erst bei Wiederbeginn der Musik des Dramas aufhörten. Se. Majestät dankte nach allen Seiten hin huldvoll grüßend. Die Aufführung des „Siegfried“ war eine außerordentlich gelungene, von dem glänzendsten Erfolge begleitete.
— Ueber die Vorstellung des „Rheingold“ am 27. wird der „Allg. Ztg.“ nachträglich berichtet: Der so ungemein komplizirte technische Apparat versagte kein einzigesmal seine Dienste, und kein leidiger Zufall störte den Eindruck der oft zu künstlerischer Bedeutung erhobenen scenischen Bilder. Das vollständig besetzte Haus folgte der ganzen Aufführung mit der gespanntesten Aufmerksamkeit und äußerte seine Ergriffenheit am Schluß in lang anhaltendem Beifall. Der Zuschauerraum war diesmal sos hell beleuchtet, daß die Möglichkeit gegeben war, die Textbücher nachzulesen. Se. Majestät der Fönig Ludwig II. wohnte mit seinem Flügel⸗Adju⸗ tanten Frhrn. v. Stauffenberg und Richard Wagner in der Hofloge der Vocstellung bei, und Se Majestät wurde bei der Rückfahrt von der harrenden Menge mit jubelnden Hochrufen begrüßt. Von Fürst⸗ lichen Persönlichkeiten war auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Geora von Preußen anwesend. Auf der Eremitage brachte das Horn⸗Quartett der Berliner Hof⸗Oper Sr. Majfestät nach der Auf⸗
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führung ein Ständchen.
Theater.
Das Wallner⸗Thrater war am Mittwoch fast ausverkauft. Das alte Lebensbid von Kalisch, das nun wohl zwanzig Jabre ge⸗ ruht, „Berlin, wie es weint und lacht,“ hatte von Neuem seine Anziehungskraft bewiesen. Spiel und Gefängniß, falsche De⸗ nunziation, versuchter Selbstmord, bitterer Ernst und heiterer Humor, wechseln darin ab, und das Ganze ist mit seiner durchaus sittlichen Tendenz als eine gesunde volksthümliche Kost zu bezeichnen. Von denen, die bei seinem ersten Erscheinen im alten Wallner⸗Theater mitgewirkt, sind nur noch Wenige an demselben vorhanden, Hr. Helmerding, Keller, Neuber, von den Vertretern der Hauptpartien nur der Erstere, aber noch ebenso frisch, humor⸗ voll, charakteristisch und vom Beifall des Publikums getra⸗ gen wie damals. Den Kellner gab Hr. Formes in seiner hekannten drastischen Weise. Frau Carlsen zeichnete die böse Frau sein und ohne Uebertreibung; Frau Schmidt war recht brav als das verfolgte arme Mädchen; Frl. Löffler eine muntere Köchin, Hr. Meißner komisch als Schulze. — Dann folgte der überaus lustige Schwank: „Verplefft“, in welchem die Herren Helmer⸗ ding (Kinne), Formes (Lademann) und Neuber (Müller) ein höchst drolliges Terzett von furchtsamen Leuten exekutirten, und damit viel Heiterkeit erregten und großen Beifall fanden.
— Krolls Theater. Am nächsten Mittwoch, den 6. Sep⸗ tember, kommt zur Eröffnung der winterlichen Saison eine größere
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Zaktige Novität zur Aufführung, betitelt: „Der Verlobungs⸗Teufel“,
humoristisches Lebensbild von Adolph Reich, mit Musik von G. Mi⸗ chaelis und Ballet, arrangirt von Brus. Die erste Aufführung ist zum Benefiz des beliebten Komikers Hrn. Eduard Weiß bestimmt, welcher im Verein mit Frl. Mejo nach Ablauf ihres Urlaubs wieder zum ersten Mal auftreten wird.
Bäder⸗Statistik.
Aachen bis 28. Angust .. . . “ L Hehtbech biss “ öb Alexisbad bis 16. August . . . . . .. ooqoA.“ bbbbb111X4X“X“ G Baden bis 26. August (einschl. der Durchreisenden) . 30759 Borkum in der Nordsee bis 15. August . . . . . 1611 Burtscheid bis 18. August . . . . .. 1“ —. 1598 Charlottenbrunn bis 23. August . . . . . . . . . . 960 K2452* 1111
aeeeö1ö11611“”“ CC 14““
Eundowa bis 23. Anguft . . . ... 1“ g232 “ 1111nnnö1.¹“¹“; Elmen bei Gr. Salze bis 14. August . . .... 6656 Eeee111““; 1 . 4183 Flinsberg bis 23. August.. n““ 11444* 1052 Grund (Braunschweig) bis 11. August. . . . . . .. 1251 Har btrs b 138. Ananst ..... L 8 4* 3113 Himbv. db. H buoI 1111111“n
Könise din bii inns bit 81 S1““ 1931
111—⸗55* Landeck bis 23. August (einschl. der Durchreisenden) .4430 v1111411X41X.“ Langensehwalhach bi Anansftitn““ M44*“ . 111I Lippspringe bis 15. Auguft. .. ö1n“*“
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1114 Norderney bis 19. August (einschl. der Durchreisenden)) 5195 o 11414141111““ u11ö1ö—.“ 114AA4“*“ 1XX*4*X*“”
114111414121212121“““ ö1n1ööö-—“.] oo“ 2478 Saßnitz mit Crampas bis 15. August. 1953 eaa b14141142424242* CE3 111414141414““ 111111X“ 1890 Swinemünde bis 15. August . . . 111““ 2146 aDI111311141.1““ eöbbe¹“]; 546 “ bis 15. August.. C1““ —. 499 Zoppot
In. n. e.
9 “ für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Stnats-Anzeigers:
1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.
2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.
Oeffentlicher Anzeiger.
5. Industrielle Etablissements, Fabriken und
Grosshandel.
7. Literarische Anzeigen.
6. Verschiedene Bekanntmachungen.
Inserate nehmen an: das Central⸗Annoncen⸗ Bureau der deutschen Zeitungen zu Berlin Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
is 15. August . . E686
Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
—ö—
Bor⸗ 1
Oeffentliche Vorladung.
In der Expropriationssache der Berliner Stadt⸗Eisenbahn ist auf den Antrag der Direktion vom 17. August 1876 das Entschädigungsverfahren rücksichtlich einer Fläche von 1,786 Ar des in der Neuen Friedrichstr Nr. 33 gelegenen, im Grund⸗ buche des Königl. Stadt erichts von Berlin Band 18.
Nr. 1294 verzeichneten Grundstücks der Tochter des
verstorbenen Rentier Carl Julius Pollack, minorenne
Ida Louise Pollack hiers., vertreten durch ihren Vor⸗
mund, den Hauptlehrer G. Kätzke hiers. eingeleitet,
und bin ich zum Kommissar des Königlichen Polizei⸗
Präsidiums ernannt worden.
Friedrichstr. 22 hiers., anberaumt, zu welchem
heit des §. 25 des Gesetzes über die Enteisnung von Grundeigenthum vom 11. Juni 1874 behufs Wahrnehmung ihrer Rechte hierdurch unter der Ver⸗
und wegen Auszahlung oder Hinterlegung der Letz⸗
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8—
Kaufmann Karl Eduard Theodor Stanislaus Mat⸗ tern hierselbst eingeleitet, und bin ich zum Kom⸗ missar des Königlichen Polizei⸗Präsidiums ernannt worden.
Sache, sowie eventualiter zur
verfahren rücksichtlich einer Fläche von 1,20 Ar des
In Folge dessen habe ich zur Verhandlung. der
Sache, sowie eventualiter zur Aufnahme der Taxe auf den
ind zur Erklärung darüber Termin 2. September cr., Nachmittags 3 ½ Uhr, im Ab⸗ eilungs⸗Bureau der Stadtbahn, Neue
ejienigen Betheiligten,
— welche nicht bereits per⸗ önliche Vorladung
erhalten haben, in Gemäß⸗
warnung vorgeladen werden, daß ohne Zuthun des twa Ausbleibenden die Entschädigung festgestellt,
eren verfügt werden wird. 8 Berlin SW., den 29. August 1876. 17158] Lankwitz⸗Straße 14.
Der Kommissarius des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. Regierungs⸗Rath
.“ Stephan.
Oeffentliche Vorladung.
In der Expropriationssache der Berliner Stadt⸗Eisenbahn ist auf den Antrag der Di⸗ rektion vom 18. August 1876 das Entschädigungs⸗
n der Neuen Friedrichstraße Nr. 24 gelegenen, im Grundbuche des Königlichen Stadtgerichts von Berlin Band 16 Nr. 1235 verzeichneten Grundstücks des
In Folge dessen habe ich zur Verhandlung der ufnahme der Taxe ud zur Erklärung darüber Termin auf den 6. September cr., Rachmittags 3 ½ Uhr, im Abtheilungsbüreaun, Neue Friedrichstr. 22,
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4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.
hierselbst anberaumt, zu welchem diejenigen Bethei⸗ ligten, welche nicht bereits persönliche Vorladung er⸗ halten haben, in Gemäßheit des §. 25 des Gesetzes über
die Enteignung von Grundeigenthum vom 11. Juni; 1874 behufs Wahrnehmung ihrer Rechte hierdurch
unter der Verwarnung vorgeladen werden, daß ohne
Zuthun des etwa Ansbleibenden die Entschädigung
festgestellt, und wegen Auszahlung oder Hinterlegung der Letzteren verfügt werden wird. [7159] Berlin SW., den 29. August 1876. Lankwitz⸗Straße 14.
Der Commissarius des Königlichen Polizei⸗Präsidiums. Regiernngas⸗Rath Stephan.
Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc.
Betanntmachung.
Die Anlieferung von 600 Tonnen Portland⸗
Cemeut für den Neubau des Joachimsthalschen Gymnasiums an der Kaiserstraße zwischen dem Zoologischen Garten und Wilmersdorf, soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden.
Die Bedingungen liegen im Bau⸗Bureau auf dem Bauplatze zur Einsicht aus und können gegen Er⸗ stattung der Kopialien dorther bezogen werden.
Die mit der betreffenden Aufschrift versehenen versiegelten Offerten sind bis
Donnerstag, den 7. September cr., Vormirtags 11 Uhr, im Bau⸗Bureau des Joachimsthalschen Gymnasiums bei D. Wilmersdorf einzureichen. Berlin, den 30. August 1876. [7169] Der Königliche Landbaum
Bekanntmachung.
Die Anlieferung von 200 Mille Klinker für den Neubau des Joachimsthalschen Gymnasiums an der Kaiserstraße zwischen dem Zoologischen Garten und Wilmersdorf soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden.
Die Bedingungen liegen im Bau⸗Bureau auf dem Bauplatze zur Einsicht aus und können gegen Erstattung der Kopialien dorther bezogen werden.
Die mit der betreffenden Aufschrift versehenen versiegelten Offerten sind bis “
Freitag, den 8. September ert, 1 Vormittags 11 Uhr, 1 im Bau⸗Bureau des Joachimsthalschen Gymnasiums bei D. Wilmersdorf einzureichen.
Berlin, den 30, August 1876. [7170]
D nigliche Landbanmeister Zastrau. G
8. Theater-Anzeigen. In der Börsen- 9. Familien-Nachrichten. beilage.
Annoncen⸗Bureaus.
V Königliche Ostbahn. Liuie Posen⸗Beigard⸗Rügenwalde⸗Stolpmünde. Zur Verdingung b I. der Lieferung von a. 1152 Mille Klinker und hartgebrannter Ziegelsteine, b. 26 Kbm. auserlesener Granitfeldsteine, c. 1055 Tonnen Portland⸗Cement, d. 158 Kbm. gelöschten Kalk, e. 120 „ gewöhnliche Granitfeldsteine, 1II. der Ausführung der Maurer⸗ und Steinhauer⸗ 1 arbeiten zum Bau der Warthe⸗Brücke bei Obor⸗ nik mit 3 Oeffnungen à 44 M. weit und eiser⸗ b nem Oberbau, in öffentlicher Submission ist Termin auf Feitag, den 15. September 1876. Vormittags 10 Uhr, im Streckenbaubüreau zu Obornik anberaumt b. Die Submissionsbedingungen und Zeichnungen hee daselbst zur Einsicht aus, auch können Ab⸗ schriften nebst Zeichnungen gegen 3 ℳ, ohne Zeich⸗ nungen gegen 1 ℳ pro Exemplar von da, sowie von unserer Central⸗Bau⸗Registratur, Victoriastraße 4 hierselbst, bezogen werden. Bromberg, den 29. August 1876. Köünigliche Direktion der Ostbahn. Ban⸗Abtheilung III.
[7168] Reitemeier.
(à Cto. 240/8.)
Bekanntmachung. des beim hiesigen Artillerie⸗Depot vorhandenen alten Guß⸗ und Schmiedeeisens nämlich: circa 34,800 Kg. Gußeisen in Geschützröhren und Hohlgeschossen ꝛc., 46,900 Kg. Schmiedeeisen in großen und kleinen Beschlägen, Waffen⸗ .“ . theilen und Kartätschkugeln ist ein Submisstonstermin auf Dienstag, den 5. Sep⸗ tember cr., Vormittags 10 Uhr, im Bureau des unterzeichneten Artillerfe. Depots anberaumt, bis zu welchem versiegelte Offerten mit der Aufschrift: „Submission auf den Ankauf von Guß⸗ und Schmiedeeisen“ bei dem unterzeichneten Artillerie⸗ Depot einzureichen sind.
Die Verkaufsbedingungen liegen hier zur Einsicht aus und wird davon Abschrift gegen Kopialien und Postvorschuß übersandt.
Posen, den 16. August 1876. 16912]
Artillerie⸗Depot.
Das unterzeichnete Artillerie⸗Depot wird am 18. September d. J., Vormittags 10 Uhr, in seinem Bureau 235,000 Kilo Gußeisen in zerschlaͤ⸗ genen Geschossen, Sprengstücken, Vollkugeln, Kano⸗ nenröhren ꝛc., 30,000 Kilo Schmiedeeisen in un⸗ brauchbaren Beschlägen, auch Stabeisen ꝛc. lagernd in Torgau, Wittenberg und Schießplatz bei Jüter⸗ bog auf dem Wege der öffentlichen Submission au den Meistbietenden verkaufen. Kauflustige woller 88 versiegelten mit der Aufschrift „Snt⸗
ferten frei bis zur Terminstunde einsenden, zu wel⸗ cher Zeit die Eröffnung derselben im Beisein der etwa erschienenen Käufer erfolgt. erfolgt pro 50 Kilo loco Lagerort Torgau, Witten⸗ berg oder Schießplatz bei Jüterbog. Die Bedin⸗ gungen liegen im Bureau des Artillerie⸗Depots und des Filial⸗Artillerie⸗Depots in Wittenberg zur Ein⸗ sicht aus, können auch abschriftlich gegen Erstattung der Kopialien mitgelheilt werden. [7149] Artillerie⸗Depot zu Torgau.
Bekanntmachnng.
Die Lieferung von 21,000 Centnern Kali⸗ Salpeter für die Pulverfabrik bei Hanau soll im Wege der öffentlichen Submission an den Mindest⸗ fordernden vergeben werden. [7143]
Bedingungen sind während der Dienststunden im Bureau der unterzeichneten Direktion einzusehen, auch getzen Erstattung der Kopialien zu beziehen.
Die postmäßig verschlossenen Offerten sind bis spätestens den 12. September c., Vormittags 10 Uhr, zu welcher Zeit die Eröffnung derselben stattfinden wird, an die unterzeichnete Direktion ein⸗ zureichen.
Hanau, den 28. August 1876.
Direktion der Pulverfabrik.
Berlin⸗Coblenzer Eisenbahn.
Strecke Nordhausen⸗Wetzlar. Die Ausführung von: 1 680 lfdn. Metern Sohlenstollen und 1120 lfdn. Metern Tunnel⸗Vollausbruch und Tunnel⸗Mauerung zur Herstellung des Tunnels bei Bischofferode (zwi⸗ schen Spangenberg und Waldkappel) soll in dem auf Dienstag, den 19. September ecr., Vormit⸗ tags 11 Uhr, in unserem Verwaltungsgebäude, Hedderichstraße Nr. 59 hierselbst, anberaumten Sub⸗ missionstermin vergeben werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und portofrei und versehen mit der Aufschrift: „Submissions⸗ offerte auf Ausführung des Tunnels bei Bi⸗ schofferode“ bis zur festgesetzten Terminsstunde an uns einzureichen. Später eingehende Offerten blei⸗ ben unberücksichtigt. [7121] „Die maßgebenden Bedingungen und Zeichnungen liegen vor dem Termine zur Ansicht aus; auch kön⸗ nen Bedingnißhefte gegen Erstattung der Kopialien von unserer Betriebskanzlei bezogen werden. Fraulfurt a./M., den 24. August 187656 Königliche Eisenbahn⸗Direktion.
Redacteur: F. Prehm.
Berlint Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
Drei Beilagen
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mission auf Aukauf von Eisen“ versehenen Of-
Das Angebot
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Die neue Kadettenanstalt bei Lichterfelde. V Bereits im Jahre 1868 machte sich im Hinblick auf den vermehrten Bedarf der Armee an Offizieren, die nicht mehr ge⸗ nügenden Räumlichkeiten und die beengte Lage des Wer⸗ liner Kadetten⸗Corps in hohem Grade das Bedücfni nach Anlage und Einrichtung einer neuen Centralanstalt fühlbar und führte zu dem Plan der anderweitigen Begründung eines solchen, den wichtigsten Interessen des Heeres die⸗ nenden Institutes. Der Ausbruch des Krieges im Jahre 1870 rückte indeß, ebenso wie viele anderen Bauten, auch den Neubau eines Kadetten⸗Corps zu Berlin in die Ferne und vertagte die in Bezug darauf entworfenen Projekte.
Erst durch ein Gesetz vom 9. April 1873 wurde die Dring⸗ lichkeit der Erweiterung anerkannt und für Zwecke der Auf⸗ richtung eines neuen Gebäudes die Summe von 1,400,000 Thlr. bewilligt, wozu noch der durch den Verkauf der bisherigen An⸗ stalt zu erzielende Erlös von etwa einer Million Thaler hinzu zu rechnen ist, so daß im Ganzen eine Summe von 2,400,000 Thaler für den Bau disponibel bleibt. 1
Das, das neue Institut tragende Grundstück umfaßt 72 Morgen, und ist ein Geschenk des Rittergutsbesitzers von Karsten, welcher bei der Schenkung zugleich die Verpflichtung übernahm, für die Wasserleitung, sowie auch für Entwässerung der Anstalt zu sorgen, und ebenso die Anlage und die Betriebserhaltung einer etwa 21 ½ Kilometer langen Zweigbahn vom Anhalter Bahnhof Lichterfelde aus zur Heranführung des Baumaterials während der Bauperiode zusagte.
Das Grundstück, auf welchem das neue Institut erbaut ist, liegt etwa 1000 Schritt südwestlich des Dorfes Lichterfelde, fast in der Mitte zwischen der Berlin⸗Anhalter und Berlin⸗ Potsdamer Eisenbahn, deren Stationen auf guten und zahl⸗ reichen Wegen leicht zu erreichen sind. Den Bauhorizont bildet
durchweg ebener Sandboden. Südlich der Anstalt breitet sich, in der
Entfernung von einigen hundert Schritt, der Teltower See aus. Der Bau selbst wurde noch im Jahre 1873 begonnen und
soll nach den Sommerferien des Jahres 1878 völlig beendet
sein; gegenwärtig sind ca. 550 Arbeiter an demselben beschäftigt.
Was die Anordnung und Ausführung der einzelnen An⸗
lagen angeht, so wurden dieselben im Ziegelrohbau und im Rundbogenstyl gehalten, um mit den verhältnißmäßig geringen Mitteln zum Ziele zu kommen. Bei aller Einfachheit des archi⸗ tektonischen Genres fehlt es doch keinem Gebäude an militärischen Emblemen. Am meisten ragen unter den letzteren die Füllungstafeln der Hauptgesimse der vier Kasernengebäude mit ihren geschmackvoll und reich ausgeführten Gruppen von Helmen, Schwertern und allegorischen Figuren hervor.
Den Kern des weit ausgedehnten Komplexes von Gebäuden bilden diese 4 Kasernen, welche in par elleler Lage einander gegen⸗ überstehen, und einen länglichen rechteckförmigen Platz umschließen. Der in der Mitte zwischen ihnen gebliebene Raum wird nördlich durch das Unterrichtsgebäude, südlich durch das Direktions⸗ gebäude mit der protestantischen und der katholischen Kirche zc. aus⸗ gefüllt. Bei dem Direktionsgebäude ist zugleich der Haupteingang.
Jedes der 4 Kasernementsgebäude ist 160 Meter lang, hat ein Erdgeschoß und 2 Stockwerke und enthält in 32 Wohnzimmern zu 6, und 4 zu 7 Kadetten, und ebenso 32 Schlafzimmer und 4 desgl. zu 7 (wobei pro Kadett 810 Kubikfuß Luftraum gerechnet ist), den Raum für 2 Compagnien. Außerdem enthält jedes Kaser⸗ nement noch zwei Compagnie⸗Versammlungssäle, 2 Fechtsäle, 2 Sprechzimmer, 2 Zimmer für Musikumerricht, 2 Zimmer für Privatunterricht, zwei Wohnungen für verheirathete Hauptleute, zwei desgl. für 2 Feldwebel⸗Lieutenants und Räumlichkeiten für 8 Offiziere, 2 Gouverneure, 2 Militärlehrer, 2 Civillehrer, 14 Aufwärter, 1 Heizer, 1 Portier, einen Revierkrankensaal, 2 Stiefelkammern, 2 Arrestlokale, 2 Montirungskammern, 2 Biblio⸗ thekszimmer, 5 Handwerksstätten, 2 Wäschzimmer, 4 Wasch⸗ küchen, 2 Rollkammern, 2 Gewehrkammern, 8 Compagniekeller, zwei Verkaufs⸗ und 2 Badelokele zu 4 Wannen. Die Kasernen⸗ gebäude stehen durch verdeckte Hallen unter einander in Verbindung.
Das in der südlichen (vorderen) Front die Mitte bildende Direktionsgebäude hat 88 Meter Länge 80 Meter Breite und ebenfalls ein Erdgeschoß und zwei Etagen. Der mittlere Theil desselben enthält das durch zwei Geschosse gehende Vestirül mit darüber befind⸗ licher Kuppel, welche von einer hohen Kolossalstatue des heiligen Michael gekrönt wird. An die Mitte schließen zwei Flügel mit den Wohnungen für Professoren und Prediger der Anstalt. In der Verlangerung des Mittelbaues und in Verbendung mit den beiden Flügeln steht die evangelische Kirche mit ca. 1000 Sitz⸗ plätzen. Die katholische Kapelle, in der Kuppel untergebracht, ist für ca. 300 Sitzplätze eingerichtet.
In dem zwei Stock hohen Vestibül des Gebäudes befinden sich die Marmorstatuen der Feldherren des siebenjährigen Krieges, von denen die Kopien in Bronce gegossen auf dem Ziethenplatz stehen.
Das Haupteingangsportal schmücken in reich architektonischer Ausbildung die 4 Königsstatuen Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Friedrich Wilhelm III. und Wilhelm I., von den Preofessoren Wolf, Keil und Moser in Gyps modellirt und von dem Kunst⸗ gießer Gladenbek in Bronze zu gießen. Das hierzu erforder⸗ liche Metall ist von Sr. Majestät dem Kaiser aus eroberten Geschüͤtzen zur Verfügung gestellt worden. Der Erzengel Mi⸗ chael wird vom Professor Engelhardt in Hannover modellirt, und nach diesem Modell vom Professor Howald in Braunschweig in Kupfer getrieben. Kriegerische Embleme, Adler sind an ge⸗ eigneten Stellen der Kuppel angebracht.
An Wohnraum hat das Direktionsgebäude 3 Zimmer zur Benutzung für den Corps⸗Commandeur bei Besichtigungen der Anstalt, ein Zimmer für den Adjutanten, eine Wohnung für den Stabsoffizier, eine desgleichen für den ersten Militärlehrer, vier für Professoren, eine für den Over⸗Stabsarzt, zwei für Predi⸗ ger, eine für den Rendanten, eine für den Schreiber, eine für den Rendanturgehülfen. Dann 4 Wohnungen für 4 Wärter und die erforderlichen Kellerräume.
Ueber dem Haupteingang wird eine Votivtafel aus schwedi⸗ schem Granit mit vergoldeten Buchstaben, enthaltend die Worte: „Der Jugend zur Bildung, der Armee zum Heile,“ mit welchen Se. Majestät der Kaiser am Tage der Grundsteinlegung die üblichen drei Hammerschläge that, angebracht werden.
Erste Beilage
nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 31. August
* ——
hoch, nimmt den Feldmarschallsaal (38 Meter lang, 17 Meter breit, 15 Meter hoch) auf. Dieser, mit den sämmtlichen Bildern der bis jetzt verstorbenen preußischen Feldmarschälle, sowie den lebensgroßen Oelgemälden aller preußischen Könige und den Marmorstatuen resp. Büsten der Generale Bülow, York, Gneisenau, Scharnhorst und König Friedrich Wilhelm III. zu schmückende Saal, bewahrt auch im neuen Gebäude seinen Charakter als Fest⸗ und Ruhmeshalle und als bleibende Stätte der Erinnerung an die kriegerischen Thaten des brandenburgisch⸗ preußischen Heeres.
Diese Bestimmung wird auch in seiner ornamentalen De⸗ koration einen entsprechenden Ausdruck erhalten: Ueber den Bil⸗ dern wird ein Relieffries, eingetheilt in 13 Felder zu 5,10 Meter lang, 1,25 Meter hoch, zu diesem Zweck angebracht. Derselbe stellt verschiedene Episoden aus dem deutsch⸗französischen sowie dem Kriege von 1866 dar, als Wachtposten, Abkochen, Fahnenwacht, Offiziere Rapporte entgegen nehmend, Feldschläch⸗ terei, Feldbriefpost, Liebesgaben, Kommandorufe, Signale zum Aufbruch in das Gefecht u. s. w. — Zeichnungen und Photo⸗ graphien dieser Relieffriese haben die Allerhöchste Approbation empfangen und werden vom Bildhauer Pfuel in Gyps model⸗ lirt und gegossen. - 1
An Räumlichkeiten umfaßt das Unterrichtsgebäude 35 Lehr⸗ klassen zu je 25 — 26 Kadetten, wobei für den Einzelnen ca. 1,5 Qu.⸗Meter gerechnet ist. Drei Zimmer für das physikalische Kabinet, eine Modellkammer, eine Karten⸗ und Schulbücher⸗ kammer, drei Zimmer für die Corpsbibliothek, eine Wohnung für den Bibliothekar, eine desgleichen für den Hausinspektor, eine für den Anstalts⸗Oekonom. Dann als ein besonderes Cerps de logis das Offizier⸗Kasino, bestehend aus einem Speise⸗ saal für 65 Offiziere nebst Anrichtezimmer, einem Lesezimmer, einem Versammlungszimmer, einem Billardzimmer, einer Garde⸗ robe, vier Wärterwohnungen. Endlich noch zwei Säle für Ge⸗ sangübungen, zwei Konferenzzimmer und die nöthigen Keller⸗ räume. Das Unterrichtsgebäude steht durch verdeckte Hallen mit den beiden angrenzenden Kasernengebäuden in Verbindung.
In der Mitte der beiden kurzen Seiten des, durch die vor⸗ stehend näher beschriebenen Baulichkeiten gebildeten rechteckför⸗ migen Raumes liegt östlich das Commandeur⸗, westlich das Beamtenhaus. Das erstere ist 30 Mtr. lang, 18 Mtr. breit, enthält im Kellergeschoß Wohnung für den Kanzleidiener und Portier und einen Kassenboten, im Erdgeschoß vier Zimmer für Bureau, Registratur und Kasse, sowie die Wohnung des Adju⸗ tanten. Das 1. Geschoß dient als Wohnung für den Comman⸗ deur. Das Aeußere wie Innere dieses Gebäudes ist seiner Würde entsprechend ornamental ausgestattet. Das in symetrischer Lage gegenüber befindliche Beamtengebäude, 30 Mtr. lang, 18 Mtr. breit, ist im Styl der Kafernengebäude gehalten, und umfaßt 3 Wohnungen für Professoren, eine desgl. für den Registrator, eine für den Kanzleisekretär, zwei für zwei Wärter. Zwischen je zwei einander gegenüber liegenden Kasernements⸗ gebäuden befindet sich, in dem rechteckförmigen Hofraum, ein Exerzierplatz. Der Raum zwischen den Mittelgebäuden (Direk⸗ tions⸗ und Unterrichtsgebäude) heißt Paradeplatz.
Dem Hauptgebäude⸗Komplex liegt in nördlicher Richtung noch eine Zahl von einzelnen administrativen und wirthschaft⸗ lichen Zwecke dienenden Gehäuden vor. Als das bedeutendste derselben tritt das Oekonomiehaus, mit dem Unterrichtsgebäude durch eine bedeckte Halle verbunden, hervor. Dasselbe ist 78 Meter lang, 23 Meter breit, enthält 2 Flügel mit dazwischen liegendem großen Speisesaal von 54 Meter Länge, 18 Meter Breite und 12 Meter Höhe. Denselben sollen die Büsten Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers, des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Carl zieren. Eine reichere Ornamentik des Gebäudes, welches nur während der Essenszeit von den Zöglingen betreten wird, ist vermieden.
Bei der inneren Einrichtung ist in hohem Maße auf alle Bedürfnisse des wirthschaftlichen Betriebes Bedacht genommen. Die Eintheilung der Räume zeigt einen Speisesaal für 880 — 900 Kadetten, zwei Anrichtezimmer, zwei Räume für Speiseaufzüge, eine große Kochküche mit Dampfheizung, eine Spülküche, eine Bäckerei, eine Räucher⸗, Fleisch⸗, Backwaarenkammer und große Vorrathskeller. Eine Wohnung für den Oekonomen und dessen Personal, sowie für zwei Tafeldecker, den Oberkoch, den Hausinspektor.
Das Oekonomiehaus umgeben auf seinen beiden kurzen Seiten je eine massive Latrine und eine ebensolche Turnhalle, so daß dadurch eine Flucht von im Ganzen 5 der Nordfront des Hauptgebäudekomplexes parallelen Gebäuden gebildet wird. Eine zweite Linie von Wirthschaftsgebäuden, noch weiter nördlich von den Kasernen, bildet eine Wasch⸗ und Badeanstalt (in der Mitte) ein auf dem westlichen Flügel belegenes Lazareth, und eine auf dem östlichen Flügel liegende Reitbahn nebst Pferdeställen. Die Wasch⸗ und Bade⸗Anstalt, welche mit dem Oekonomiehause den Oekonomiehof umschließt, 38 Meter lang, 20 Meter breit, enthält: Zehn Zellen für Wannenbäder, eine Wohnung für einen Hausinspektor, für den Badewärter, den Maschinisten, den Heizer, die Oberwaschfrau, verschiedene Wasch⸗ und Trockenräume. Das Lazareth besteht aus einem 30 Meter langen, 18 Meter breiten Verwaltungsgebäude, und dem 45 Meter langen 20 Meter brei⸗ ten Krankenblock, dann der Isolirbaracke und dem Leichenhaus.
Diese Gebäude enthalten 17 Zimmer für 60 Kranke, und zwar 12 Zimmer zu 4 Betten, 4 Zimmer zu einer, und eins zu acht Lagerstellen, zwei Krankenstuben nebst Kabinetten für das Anstaltspersonal, eine Wohnung für den Lazarethinspektor, drei Wohnungen für Assistenzärzte, drei desgleichen für Lazareth⸗ und Krankenwärter, eine Stube für den Lazarethgehülfen, 1 Geschäftszimmer, 1 Rezeptionszimmer, 1 Betsaal. Außerdem Dispensiranstalt, Kochküche nebst Speisekammer, Waschküche, Rollkammer, 2 Badestuben, 1 Todtenkammer. Die auf dem anderen, östlichen Flügel sich erhebende Reitbahn ist 55 Meter lang, 34 Meter breit und enthält Stallung für 60 Pferde. Sie hat eine Grundfläche von ca. 500 Qu.⸗Meter und außerdem Wo räume für einen Futtermeister und 30 Kavallerie⸗Ordonnanzen, für den Sattlermeister (nebst einer Werkstatt), für 24 Haut⸗ boisten und Spielleute und 2 Ankleidezimmer für Reitschüler. Hinter der Reitbahn liegt die Wagenremise für 12 Wagen, 16 Meter lang, 8 Meter breit.
Den nördlichen Eingang, an der Zehlendorfer Straße, be⸗ grenzen zwei kleinere Häuser, das Portierhaus westlich, das
Das die Mitte der nördlichen (hinteren) Front einnehmende
Schlachthaus östlich. Das erstere, 33 Meter lang, 15 Meter breit,
Unterrichtsgebäude, 88 Meter lang, 40 Meter breit, 2 Etagen
enthält eine Wohnung für den Portier, eine für den Schuhmacher, “ S — “ 25 “ 8 Z
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1876.
eine für den Tischler und Werkstätten für diese Handwerker. Das slh a⸗ 33 sce lang, 15 M. breit, enthält außerdem einen Viehstall für 12 Stück Rindvieh, 20 Stück Schwarzvieh, 4 Stück Jungvieh und Geflügel, der außerdem für zwei Knechte und zwei Handwerker (Maurer — Zimmermann) Unterkunft giebt. Sämmtliche Baupläne des Institutes, insbesondere des Direktions⸗ sowie des Unterrichtsgebäudes, haben Sr. Majestät dem Kaiser vorgelegen, und sind in ihren Einzelheiten auf der Allerhöchsten Willensmeinung geregelt worden. Ebenso ha⸗ ben die betreffenden Künstler öftere Audienzen in Betreff der Herstellung der vier Königsstatuen gehabt. BE“
Zur ÜUnterhaltung der Zöglinge werden auf deren Spielplätzen einige Kegelbahnen angelegt, und wird der sonst freibleibende Raum überall mit Gärten und Parkanlagen versehen werden. Eine massive Umfriedigung schließt die gesammten Anlagen, welche nach den Hauptrichtungen mit Gas⸗ und Wasserleitungen durchzogen werden, nach außen hin ab. 8
Von den genannten des großen, vielseitigen Baukomplexes sind bis jetzt ganz fertig: 8
die Uastaln mit üs Stallungen und die Wagenremise, welche gegenwärtig noch als Wächterwohnung und als Auf⸗ bewahrungsraum benutzt wird; 1
theilweise vollendet sind zwei Kasernengebäude, bei ihnen fehlen nur noch die Malerarbeiten, sowie die innere Ausstattung
Dekoration.
Im Rohbau vollendet sind die beiden anderen Kasernen und das Unterrichtsgebäude mit dem Feldmarschallsaal, dessen innerer Ausbau noch in diesem Jahre erfolgen wird.
Im Bau begriffen ist das Direktionsgebäude, angefangen sind die Lazarethbauten, das Oekonomiegebäude. Zur Aus⸗ führung gelangen noch in diesem Jahr das Commandeurhaus, das Beamtenhaus, die Umschlußmauer.
Das Berliner Kadetten⸗Corps wurde am 1. September 1723 von König Friedrich Wilhelm I. gegründet. König. Friedrich II. legte im Jahre 1776 den Grundstein zu dem Kadettenhaus in der Neuen Friedrichstraße, dessen Bau 1779 vollendet wurde.
Der jetzige Neubau wurde von Sr. Majestät am 29. August 1868 beschlossen und am 2. Februar 1871 von Versailles aus die Ausführung desselben befohlen.
Die festliche Grundsteinlegung erfolgte am 1. September 1873, 150 Jahre nach Stiftung des Institutes, am Tage von Sedan, in ei er der feierlichen Würde des Festaktes angemessenen Weise. Am Stiftungstage wurden durch Kabinetsordre dem Berliner Kadetten⸗Corps die Marmorbüsten der in den Feldzügen 1864, 1866, 1870/71 gebliebenen oder an Wunden verstorbenen Ge⸗ nerale verliehen, welche in dem großen Vestibule des Direktions⸗ gebäudes Aufstellung erhalten dürften.
Die Central⸗Kadettenanstalt zu Berlin nimmt die aus den
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sechs Voranstalten Culm, Potsdam, Wahlstatt, Bensberg, Ploen und Oranienstein austretenden Zöglinge in ihre Reihen auf und giebt ihnen die unmittelbare Berufsbildung.
Seiner militärischen Formation nach zerfällt das Institut in 7 Compagnien unter einem Stabsoffizier mit Regiments⸗Com⸗ mandeurrang. Der Etat desselben zählt außerdem 1 Stabs⸗ offizier, 1 Adjutanten, 7 Hauptleute und 7 Lieutenants des Kadetten⸗Corps, 12 aus der Armee als Militärlehrer komman⸗ dirte Offiziere, 21 als Erzieher kommandirte Lieutenants, 1 Rendant, 1 Ober⸗Stabsarzt, 2 Assistenzärzte, 1 Militärpfarrer, 2 Erzieher und 24 Lehrer vom Civil, 7 Feldwebel⸗Lieutenants, 18 Haut⸗ boisten, 1 Bataillonstambour, 14 Tambours und Hornisten, 700 Kadetten.
Als Militärschule umfaßt die Anstalt die Klassen Sekunda, Prima, Selekta und wird der Unterricht in 28 verschiedenen Lehrabtheilungen ertheilt.
Von den ca. 300 Primanern wird alljährlich das Porte⸗ epée⸗Fähnrichsexamen gemacht. Die Bestandenen (durchschnittlich 200) kommen als charakterisirte Portepée⸗Fähnriche, die Nichtbe⸗ standenen gewöhnlich als Gemeine in die Armee. Die Besten (gegen 70) bleiben noch ein Jahr in der Selekta des Corps und treten dann nach bestandenem Offizier⸗Examen als Seconde⸗ Lieutenants in die Armee. Diejenigen Primaner, welche zu jung, oder noch zu schwach zum Eintritt in die Armee sind (durch⸗ schnittlich 30) kommen nach bestandenem Portepée⸗Fähnrichs⸗ examen auf ein Jahr nach Ober⸗Prima und dann nach bestan⸗ denem Offizier⸗Examen als wirkliche Portepée⸗Fähnriche in die Armee.
Das Kadetten⸗Corps lieferte bis zum Jahre 1866 42 Pro⸗ zent des Offizieresatzes.
Als Beweis für die hervorragenden Leistungen desselben darf das bis vor kurzer Zeit bestandene numerische Verhältniß angeführt werden, nach welchem von den Generalstabsoffizieren 69 Prozent, von den Adjutanten bei höheren Stäben und Be⸗ hörden 52 Prozent, von den höheren Truppenbefehlshabern 46 Prozent ehemalige Kadetten waren.
Am Glänzendsten jedoch traten die Verdienste, welche das I1“ um die Armee hat, in dem Feldzug von 1870,71 ervor.
90 Generale, 591 Stabsoffiziere, 738 Hauptleute und Ritt⸗ meister, 1842 Lieutenants waren aus den Reihen desselben hervorgegangen; 341 von diesen Offizieren befiegelten mit ihrem Tode auf den Schlachtfeldern in Frankreich ihre Treue für König und Vaterland, 38 Offiziere erlagen den Strapazen, 624 wurden verwundet, 41 erwarben den Orden pour 10 mérite, 391 das Eiserne Kreuz 1. Klasse, 2610 das Eiserne Kreuz 2. Klasse.
Diese Zahlen lieferten hinlänglich den Beweis, daß das Kadetten⸗Corps treu geblieben war seinem ursprünglichen Beruf, eine Pflanzstätte zu sein des altpreußischen Geistes der Treue gegen den Kaiser und König, der Liebe zum Vaterlande, des Gehorsams und Pflichtgefühles, zum Segen für die Armee und dadurch für das Vaterland.
In ehrendster Weise gedachten Se. Majestät der Kaiser dieser Leistungen, als Allerhöchstdieselben bei der Feier der Grundstein⸗ legung zu den unter dem Gewehr stehenden Kadetten sagten:
„Treue und Gehorsam, die Grundpfeiler einer militärischen Er⸗ ziehungsanstalt, sind stets in Eurem Institut gepflegt worden, und kann Ich nur wünschen, indem Ich auf die zahlreich gefallenen, deko⸗ rirten und in die höchsten Stellungen gelangten Offiziere, welche ehe. mals dem Kadetten⸗Corps angehörten, hinweise, daß diese für Euch ein Vorbild sein mögen.“ 8 “
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