Im Ganzen haben dem Kongreß 5339 Anträge vorgelegen, von denen 153 zu allgemeinen Gesetzen und 135 zu Spezial⸗ gesetzen geführt haben.
— Wie der „Tiemes“ gemeldet wird, hat der größte Theil der Sioux⸗Ir. dianer den Vellowstonestuß überschritten, trotz der Anstrengungen der amerikanischen Truppen, dies zu verhindern. Der ursprüngliche Feldzugsplan der Bundesarmee in demnach falnen gelassen. General Terry's Streitkräfte, ihren Marsch einste end, überschritten den Pellowstone im Norden, um die Indianec zu verfolgen, während Crooks Division an der Südfeite leibt, um die Nachzüglerbanden aufzufangen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Fraustadt, 5. September. Die landwirthschaftliche Ausstellung des Fraustädter Rustical⸗Vereins wurde hbeute Morgen 9 Uhr eröffner. An Pferden waren über 100, an Rindvieh an 350 Stück zur Schau gebracht. Auch Schweine, Schafe und Lapins waren zur Genüge vertreten. Besonders reichhaltig war die Ausstellung von landwirthschaftlichen Maschinen, Gerätben, Wagen, Fruchtgattungen, Böttcher⸗ und Stellmacherwaaren. Mittags 1 Uhr langte Hr. Regierungs⸗Präsident Wegner in Vertretung des Ober⸗
asidenten Hrn. Günther hier an. ügse . September fand in Saarbrücken die Eröffaung der vereinigten Gartenbau⸗ und landwirthschaftlichen Aus⸗ stellung start, die an Gnoßartigkeit alle Erwartungen weit über⸗ trifft. Eine umfangreiche Prämiirung der vorzüglichsten ausgestellten Gegenstände hat be eits stattgefunden. Der Besuch der Ausstellung wöhrend der ersten zwei Tage war ein sehr reger, so daß auch die Entree⸗Einnahme des Comités eine recht ausgiebige ist. Auch die mit der Ausstellung verbundene Verloosung von Blumen und Pflanzen fand lebhaften Anklana. — Nächsten Sonnabend findet noch eine Rindviehausstellung ebenfallszmit Preisvertheilung stait und am Sonn⸗ tag wird die Ausstellung geschlossen. Großes Interesse erregt eine von Hrn. Bergschullehrer Lange in Saarbrücken bei Gelegenheit dieser Ausstellung im Lokale derselden ebenfalls veranstaltete besondere Aus⸗ stellung. Dieselbe enthält Exemplare der fossilen Fauna des Saar⸗ koblenbeckens in schönen, wohlerhaltenen Petrefacten und findet den ifall der Kenner und Laien. - bahge Den landwirtbschaftlichen Vereinen der Provinz Schleswig⸗ Holstein ist nunmehr das Programm für die am 28. Februar bis J. März n. J. in Hamburg stattfindende große internatio⸗ nale Molkereiausstellung zugesangen. Die Auestellung umfaßt in der ersten Abtheilung 4 Gruppen, näm⸗ lich Milch, konservirte und kondensirte; Butter in ihren
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verschiedenen Spezialitäten, auch ist des Vergleichs halber die Kunstbutter zugel assen; Käse aus Kuh⸗, Ziegen⸗ und Schafmilch; andere Milchprodukte in Milchzucker, Kumps ꝛc. Die 2. Abtheilung wird sich auf Betriebsmittel und Hülfs⸗ stoffe der Milchwirthschaft, Maschinengeräthe und Milch⸗ transportmittel, Molkereieinrichtungen, chemische Hülfsstoffe, sowie wissenschaftliche Instrumente, Modelle, Unterrichtsmittel und stonstige Hülfsmittel erstrecken. — Der letzte Meldetermin ist der 15. Dezem⸗ ber, der späteste Einlieferungstag für frische Butter der 26, für die übrigen Gegenstände der 16. Februar n. J. Bei der großen Wich⸗ tigkeit gerade dieses Zweiges der Landwirthschaft steht eine rege Be⸗ theiligung aller Länder zu erwarten. Möge es unserer Provinz, die seit alter Zeit bezüglich ihrer Mücchproduktion auf hoher Stufe steht, elingen, die Konkurrenz mit anderen Provinzen und Ländern wirk⸗ aufzunehmen. Das Ehrenpräsidium der Ausstellung führen Bür⸗ germeister Dr. Kirchenpauer in Hamburg, Graf Schlieffen auf Schlief⸗ fenberg in Mecklenburg, J. H. Raabe in Eilbeck und der bedeutendste Landwirth in Dänemark, Etatsrath Tesdorpf⸗Orupgaard auf Falster.
Gewerbe und Handel.
Aus dem Jabresbericht der Königlichen Osthahn wird Folzendes mitgetbeilt: In Folge der Betriebseröffnung der Strecken Pogegen⸗Memel und Tilsit⸗Pogegen ist das Netz ult. 1875 auf 1490,u1· Kilometer gestiegen, von welchem 669,7 Kilometer doppel⸗ geleisig sind. Die Betriebsmittel bestanden aus 592 Lokomotiven, 547 Tender, 793 Personenwagen mit 36,453 Plaäͤtzen, 212 Gepäck⸗ und 10,498 Güterwagen mit einer Ladungsfähigkeit von 107,480 Tonnen. Das verwendete Anlagekapital betrus 318 258,230 ℳ = 214,273 ℳ pro Kilometer Bahnlänge. — Im Jahre 1875 sind 262,253 Personen mehr befördert und für Personenbeförderung 338,000 ℳ mehr eingenommen, dagegen aber 159,641 Tonnen tari⸗ firtes Gut weniger befördert und 79⁰ ,922 ℳ weniger eingenommen als 1874 Die finanziellen Ergebnisse waren folgende: Es betrugen die Einnahmen: aus dem Personenverkehre 13,200,125 ℳ, aus dem Güterverkehre 26 502,547 ℳ, aus sonstigen Quellen 2,108,647 ℳ, zusammen 41,811,319 ℳ und die Ausgaben: fur die allgemeine Ver⸗ waltung 2,248,959 ℳ, für die Bahnverwaltung 9,386,486 ℳ und für die Transportverwaltung 15,702,873 ℳ, zusammen 27,338,318 ℳ = 65,38 % der Einnahmen, so daß der Ueberschuß à 14,473,001 ℳ = 34,82 % der Einnahmen repräsentirt, gegen 23 6s % im Vorjahre, 37,42 % in 1873, 42,27 % in 1872, 52 292 % in 1871
und 56 05 % in 1870. Gegen das Vorjahr ist gestiegen: die Einnahme
um 645,689 ℳ, der Ueberschuß um 4,724,326 ℳ, während die Aus⸗ gaben um 4,078,638 ℳ gefallen sind. — Pro Kilometer Bahnlänge ergeben sich: 28,842 ℳ Einnahmen, 18,858 ℳ Ausgaben und ein Ueberschuß von 9,984 ℳ Die Ausgaben vertheilen sich pro Nutzkilo⸗ meter mit 24 ₰ auf die allgemeine Verwaltung, mit 1 ℳ 01 ₰
auf die Bahn⸗ und mit 1 ℳ% 69 ₰ auf die Transportverwaltung,
zusammen 2 ℳ 94 ₰. Das verwendete Anlagekapital ist durch den .““ mit 4,55 % — gegen 3,5 % im Vorjahre — ver⸗ inst. — 8 Washington, 7. September. (W. T. B.) Die gestern erfolgte Einberufung von amerikanischen Bonds umfaßt von Coupons⸗Obli⸗ gationen die Nummern 551— 600 zu 50 Dollars, die Nummern 851 — 2500 zu 100 Doll., die Nummern 3351 — 9700 zu 500 Doll, die Num ern 14,451 — 26,000 zu 1000 Doll., von registrirten Bonds die Nummern 201 — 650 zu 100 Doll,, die Nummern 801 — 1050 zu 500 Doll, die Nummern 501 — 1800 zu 1000 Doll., die Nummern 1101 — 1550 zu 5000 Doll., die Nummern 1151 — 2100 zu 10,000 Doll.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
London, Freitag, 8. September, Morgens. Einer Mit⸗ theilung der „Times“ zufolge hat die türkische Regierung die am 1. August a. c. fällig gewesenen Quoten der von England und Frankreich garantirten türkischen Anleihe vom Jahre 1855 gezahlt.
St. Petersburg, Freitag, 8. September. Mehrfach, auch anläßlich der Sistirung auf der Durchreise nach Serbien in Pest angehaltener russischer Volontärs, ist unserer Regierung vom Auslande der Vorwurf gemacht, daß sie der Parteinahme oder Erregung des russischen Volkes für seine Glaubens⸗ und Stammesverwandten nicht entgegentrete. Die Regierung hat in reiflicher Erwägung zu einem solchen Entgegentreten keine Veranlassung. Rußland hat kein englisches Foreign En⸗ listement Gesetz und kann darauf verweisen, daß Eng⸗ land trotz desselben während des Christinakrieges in Spanien die Bildung der Evansschen Legion gestattete. Für die Engländer handelte es sich damals um abstrakte konstitutionelle Grundsätze. Für das russische Volk handelt es sich um den Ausdruck von Glaubens⸗ und Nationalitäts⸗Sympathien. Dieser darf die russische Regierung, die offiziell mit anderen Mächten für die Besserung der Lage der Christen in der Türkei und gegen die verübten Greuelthaten eingetreten ist und fernerweit energisch einzutreten Willens ist, nicht entgegentreten. Aus⸗ schreitungen der Presse hat man, wie die Suspensionen der Journale „Grashdanin“ und „Ruski Mir“ beweisen, bestraft. Preßpolizeilich überhaupt Aeußerungen der Stimmung der Nation einzudämmen, findet man sich nicht berufen. Der Thätig⸗ keit des rothen Kreuzes wird, wie von jeder europäischen Re⸗ gierung, Vorschub geleistet. Organisationen für massenhaften Uebertritt, Bildung von Freischaaren hat man nicht zugegeben.
Berlin, den 8. September 1876.
n der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten widmete der Vorsitzende zunächst dem Andenken seines verstorbenen Stellvertre⸗ ters, des Stadtv. Berlin, ehrende Worte der Anerkennung. Alsdann wurde der Stadtv. Zippel zum stellvertretenden Vorsitzenden ernannt. Den Antrag des Magistrats, auch für die nächstjährige Mastvieh⸗ ausstellung einen städtischen Beitrag von 3000 ℳ äzu bewilligen, lehnte die Versammlung ab. Der Antrag der Stadtv. Dr. Stryk und Genossen: Die Versammlung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen: 1) mit dem Kriegs⸗Ministerium, bezw. der Garnison⸗ verwaltung von Berlin in Unterhandlung zu treten wegen Ver⸗ legung der Schießstände in der Hasenhaide; 2) mit dem Mllitärfiskus in Unterhandlung zu treten wegen Ueberlassung der Hasenhaide entweder durch Kauf oder Tausch behufs Umwandlung
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in einen Park für die Bewohner der Louisenstadt, wurde in seinem ersten Theil angenommen, der zweite Theil dagegen geschäfts⸗ ordnungsmäßig an einen Ausschuß von 5 Personen verwiesen. Stadtv. Meyn und Genossen beantragten: Die Versammlung wolle peschließen: 1) den Magistrat zu ersuchen, bei dem Minister des Innern schleunigst die Aufhebung der Polizeiverordnung betreffend die Einführung des Hauebuches vom 18. Juli cr., welche bereits mit dem 15. Oktober in Kraft treten soll, zu beantragen und bei der Drinal'chkeit der Sache bis zum nächsten Sitzungstage seine Ent⸗ schließunzen der Versammlung zugehen zu lassen; 2) die Sache in der nächsten öffentlichen Sitzung wieder zum Vortrag zu bringen. Die Versammlung nahm düesen Antrag einstimmig an. Schließlich gelangte ein dringlicher Antrag des Stadtv. Nicolai, den Magistrat um Kennt⸗ nißnahme des ihm durch den Minister des Innern zur Begutachtung zugestellten Entwurfes eines Kommunalbesteuerungsgesetzes zu ersuchen, zur Annahme.
Pest, 6. September. In der heutigen Plenarversammlung des sta⸗ tistischen Kongresses hielt Keleti (Pest) dem jüngst verstorbenen ungarischen Statistiker Fenyes, und Faider (Belgien) dem verstorbenen
belgischen Gelehrten Wissers einen Nekrolog. Hierauf legten di Sektionen ihre Berichte vor, welche angenommen werden. — Heute Nachmittags geben die ungarischen Mitzglieder des Kongresses den auswärtigen Gästen ein Banket.
— 7. September. (W. T. B.) In der heutigen Plenar⸗
vpersammlung des internationalen statistischen Kongresses sprachen Becker (Berlin) und Bodio (Italien) über die Methoden der Mor⸗ talitätsstatistik, Koeroszi (Ungarn) über die Finanzstatistik der Groß⸗ städte, Jansens (Belgien) über die Bevölkerungsstatistik der Groß⸗ städte. Levasseur berichtete über die veranstaltete graphische Aus⸗ stellung. Der Kaiser hat den Kongreßmitgliedern durch den Minister Trefort nochmals seine Befriedigung über deren Tagen in Pest zu erkennen geben lassen.
Die erste Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen DOrnithologischen Gesellschaft findet zu Berlin in den Tagen vom 14.—16. September 1876 statt; es geht ihr am Mittwoch,
13. September, Abends 8 Uhr, eine Vorversammlung im Restaurant Zennig (Unter den Linden Nr. 13), zur Begrüßung der zugereisten Mitglieder und Gäste voraus. Donnerstag, 14 September, findet die Zubelfeier statt. Vormittags 10 Uhr Versammlung im zoologi⸗ schen Garten und Besichtigung desselben. Hierauf Festtafel daselbst. Freitag, 15. September, Vormittags 10 Uhr, Versammlung im Sitzungs⸗ saale der Gesellschaft, Restaurant Zennig, zur Erledigung von Ge⸗ schäften. — Sonnabend, 16. September, Vormittags 10 Uhr, Sitzung im zoologischen Museum: Wissenschaftliche Vorträge. Angemeldet bis jetzt: Cabanis, über die Gattungen Saxicola und Ruticilla. Schalow, über das Genus Collurio Bp. Reichenow, Bericht über die ornithologischen Sammlungen der deutschen Expedition nach der Loango⸗Küste. Bemerkungen über die Gattung Chionis. Zur speziellen Diskussion gelangen ferner: Der Nutzen der Spechte. Ürsachen über das Meckern der Becassine. Eigenthümlichkeiten des Lebens und Treibens des Kuckuks. Einfluß der Witterung auf den Zug der Vögel. Hierauf Besichtigung der Sammlung und Schluß der Jahresversammlung.
Am Sonnabend, 9. September Abends 7 Uhr findet im Café de 1'Europe (Charlottenstraße 37) eine Versammlung der Juristi⸗ schen Gesellschaft statt. Auf der Tagesordnung steht ein Vor⸗ trag des Stadtgerichts⸗Rath Hagens, z. Z. delegirt in das internatio⸗ nale Gericht zu Cairo, über Ursprung, Entwickelung und Ziele der Justizreform in Aegypten.
München, 6. September. (Corr. v. u. f. D.) Die zweite allgemeine Sitzung des Verbands deutscher Architekten⸗und Ingenieur⸗ Vereine wurde heute Vormittags 10 Uhr durch den Vorsitzenden Direktor v. Bauernfeind eröffnet. Professor Baumeister aus Karlsruhe erstattete Bericht über die Delegirtensitzung, in welcher ein Antrag des Professors Sonne aus Darmstadt angenommen wurde, welcher dahin gebt, in einer Eingabe an den Reichskanzler den Wunsch auszusprechen, daß die Vorschriften über Studien und Prüfung an den technischen Hochschulen Deutschlands von Reichswegen einheitlich geordnet werden mögen. Der Baurath Hase aus Hannover referirte hierauf über die
gestrige Sitzung der Architekten⸗Abtheilung, in welcher Architekt von Schmädl aus München einen Vortrag über die Aufgabe der Architektur bei Einführung der Leichenverbrennung hielt und die Einführung der Leichenverbrennung empfahl. Baurath Zenetti aus München, welcher in der gestrigen Sitzung der Ingenieur⸗ Abtheilung den Vorsitz führte, erstattete nun Bericht über diese Sitzung, in welcher über die Frage der Kanalisation und Abfuhr be⸗ rathen wurde. Baurath Wittenmayer bekannte sich als einen prinzi⸗ piellen Gegner des Schwemmsystems und konstatirte, daß man es in England, woselbst es am Ersten zur Einführung kam, wieder ent⸗ ferne. Der Rath eines Ingenieurs aus Nürnberg, die Frage der Ka⸗ nalisation den jeweiligen lokalen Verhältnissen entsprechend zu behan⸗ deln, hatte allgemeinen Anklang gefunden. Nach Baurath Zenetti nahm Architekt und Redacteur der Deutschen Bauzeitung, Fritsch aus Berlin den Referentenplatz ein und behandelte das Thema: „Wie fann die Baukunst wieder volksthümlich werden?“ Nachdem Redner den kulturgeschichtlichen Hergang, wie die deutsche Baukunst ihren volksthümlichen Charakter verloren, dargelegt hatte, gab er den Rath, vor Allem die Theilnahme des Volkes durch Beförderung öffentlicher Bauten wieder zu erwecken. Hierauf ergriff der Kaiserliche Re⸗ gierungs⸗- und Baurath und Wasserbau⸗Direktor Gredenau aus Straßburg das Wort und sprach über die Flußsenkungen. Redner ging von einer Schrift des Hofrathes Wex in Wien aus, der aus dem Zurückgehen der Flüsse auf eine allgemeine Wasserabnahme schloß. Redner bekämpft diesen Satz und behauptet vielmehr, gestützt auf langjährige Studien und Erfahrungen, daß das Zurückgehen der Flüsse in Folge der Senkung des Flußbettes eintrete; an 14 Flüssen habe er diese Erfahrungen gemacht. Diese Flußsenkungen hätten darin ihren Grund, daß der Schlamm fortaeschlemmt werde, wodurch ein hohler Raum entstehe, um dessen Tiefe das Flußbett sich senke. Redner spricht zum Schluß den Wunsch aus, daß die Regierungen die Studien in dieser Beziehung durch regelmäßige Wassermengen fördern möchten. Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, drückte der Vor⸗ sitzende Direktor v. Bauernfeind im Namen des Verbandes der bayerischen Regierung, welche die Versammlung vielfach geehrt, den Gemeindekollegien Münchene, besonders dem Bürgermeister Dr. Er⸗ hard für die bewiesene Theilnahme und Gastfreundschaft, dann den Referenten und Schriftführern den Dank aus, sprach die Hoffnung auf ein fröhliches Wiedersehen in Dresden aus und erklärte die Wander⸗ versammlung für geschlossen. Heute Nachmittag fand ein Ausflug nach Tölz mittelst Extrazug statt, morgen werden die Gäste nach Regens⸗ burg fahren und die Wallhalla besichtigen.
Eisenach, 6. September. (Th. C.) Die 5. Versammlung deutscher Forstwirthe ist heute geschlossen worden. Nach der gestrigen Exkursion, auf welcher die Mitglieder der Versammlung Gäste Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs waren, fand heute die zweite Sitzung statt, in der Geh. Ober⸗Forstrath Dr. Grebe E(Eisenach) über das Thema: „Welche Erfahrungen sind gemacht worden über den Einfluß der Waldordnungen, der Verminderung der Flurbäume und Flurgehölze, zumal im Gebiete der Kalkformationen, sowie der umfänglichen Entwässerungen, Trockenlegungen von Seen, Flußregu⸗ lirungen u. s. w. auf den W tterungscharakter, insbesondere auf die Summe und Vertheilung der Niederschläge, auf die Ergiebigkeit der Quellen, den Wafserstand in Bächen und Flüssen, auf die Bodenfeuch⸗ tigkeit und in Folge dessen auf die land⸗ und feorst⸗ wirthschaftliche Produktion überhaupt.“ Das Referat über diese Frage war sehr eingehend und inhaltreich. Der Referent zeigte, daß eine Aenderung in den Niederschlägen und eine umfängliche Abnahme im Wasserstande eingetreten sei, wenn auch thatsächlich durch Zahlen begründete B⸗weise noch nicht ausreichend vorlägen; Veränderungen an der Bodenoberfläche führten eine Abnahme der Niederschläge herbei, mit der Entwaldung seien Gewitter und Hagelschlag viel häufiger geworden, während der Quellenreichthum abgenommen habe. Referent schilderte eingehend die Nachtheile der Sümpfe und Moore, warnt aber auch, in der Entsumpfung nicht zu weit zu geben, da dadurch die Abnahme des Wasserstandes noch weiter gefördert werde. Auch sei der raschen Ableitung und der vielen Drainage entgegen⸗ zutreten, da dadurch Hochfluthen und Ueberschwemmun⸗ gen einerseits bewirkt, andererseits der Pflanzenwelt die nöthige Feuchtigkeit entzogen werde, auf die allmähliche Vertheilung des abfließenden Wassers zur Verhütung von Hochfluthen, legte der Redner ganz besonderes Gewicht. Nach längerer Diskussion beschloß die Versammlung auf Antrag des Ober⸗Forstmeister Dankelmann folgende Resolution: Die deutschen Forstwirtte richten an den Minister der Landwirthschaft in Preußen das Ersuchen: 1) das gesammte Ma⸗ terial über die Wasserstandsfrage im Wege der statistischen Erhebung vervollständigen und die Ergebnisse veröffentlichen zu lassen, Uund 2) der Wasserstandsfrage auch im Uebrigen in Gesetz⸗ gebung und Verwaltung seine Fürsorge zuwenden zu wollen.
Der Verhandlung hatten Seitens der weimarischen Regierung Staatsrath Bergfeld, Seitens des preußischen landwirthschaftlichen Ministeriums Geheimer Rath Rohte beigewohnt. Letzterer erklärte, daß sein Chef der erörterten Frage die regste Theilnahme zuwende und die Resolution, die den übrigen deutschen Regierungen gleichfalls
mitgetheilt werden soll, gern entgegennehmen werde. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen wurde die 5 Versammlung deutscher
Forstwirthe geschlossen. Die nächste Versammlung fiadet 1877 in Bamberg statt. Ein großer Theil der Anwesenden unternahm auch heute wieder eine forstwirthschaftliche Exkursion.
Vom 18. bis 24. September wird die Sektion zur Be⸗ rathung hygienischer Fragen in Hamburg zusammentreten. Das Program lautet folgendermaßen: 1) Die Aufgaben internationaler Gesetzgebung im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege. Referent: Hr. Dr. Gauster (Wienz. 2) Aufstellung der zu erhebenden einzelnen Momente, um zu einer befriedigenden Statistik der Kindersterblichkeit zu gelangen. Referent: Hr. Kreisphysikus Dr. Wallichs (Altona). 3) Welche Verfälschungen des Weines resp. Bieres sind vom hygienischen Standpunkt aus wichtig, und welche Untersuchungs⸗ methoden sind die geeignetsten zur Erkennung derselben? Referent: Hr. Dr. Nowack (Wien). 4) Ueber die ortspolizeiliche Macht⸗ vollkommenheit zur Abstellung hygienischer Mißstände bei der Lage der heutigen Gesetzzebang. Referent: Hr. Dr. Sachs (Halberstadt).
In Reinerz fand am 3. September die feierliche Ent⸗ hüllung des Denkmals statt, welches die Stadt in Verbindung mit dem daselbst bestehenden Landwehr⸗Militärverein den im Jahre 1866 beerdigten 142 preußischen und 132 österreichischen Soldaten errichtet hatte. Das Monument ist, wie die „Schl. Pr.“ meldet, nach einer huldvoll gewährten Zeichnung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin hergestellt.
Dresden, 6. September. Heute findet im Anschluß an die gestrige 62. Jahresfeier der sächsischen Haupt⸗Bibel⸗ gesellschaft die Dresdener Pastoralkonferenz, sowie das 57. Jahres⸗ fest des sächsischen evangelisch⸗lutherischen Haupt⸗Missionsvereins statt.
Die Tunneldurchbohrung des Gotthard ist nach der „Union Liberale“ in ein neues Stadium getreten. Hr. Ingenieur Peurice, Königlich englischer Geniehauptmann, soll nämlich eine neue Bohrmaschine erfunden haben, die bei einem Luftdruck von 6 Atmo⸗ sphären gestatte, in einer Minute den Tampon (Bohrer) 1000 Stöße machen zu lassen. Mit dieser Bohrmaschine sei es möglich, durch das härteste Gestein im Tunnel in 24 Stunden 12 Meter Fortschritte zu erzielen. Hr. Favre habe damit bis jetzt schon 8 — 9 Meter erreicht.
Ueber die in Nr. 191 des R. u. St. A. vom 15. August gemeldete Strandung des Hamburger Dampfers „Germania“ bei Bahia, wird der „Wes. Ztg.“ nachstehendes mitgetheilt: Der Dampfer „Germania“, von Hamburg mit voller Ladung nach Bra⸗ filien und dem La Plata bestimmt, kam am Abend des 10. August unweit von Bahia an und strandete beim Einlaufen auf dem Rande der Felsen vor dem San Antonio Leuchtthurm. Das Wasser im Schiffe nahm schnell zu und hatte schon eine Höhe von 15 Fuß er⸗ reicht, ehe der nächste Morgen anbrach. Es werden alle Anstrengungen gemacht, um die Ladung zu retten, von welcher ein guter Theil stark beschädigt schon gelandet ist. Post, Passagiere und Mann⸗ schaft sind in Sicherheit gebracht; die nach entfernteren Häfen be⸗ stimmten Passagiere wurden am 11. durch den Dampfer „Mondego“ befördert. Man befürchtet, daß das Schiff total wrack wird; es hängt Alles vom Wetter ab, welches, obgleich momentan günstig, doch ge⸗ wöhnlich in dieser Jahreszeit sehr unbeständig ist. Die diesen Morgen angekommene deutsche Korvette „Victoria“ hat Mannschaft, Taucher⸗
apparat und andere Bergungsmittel zur Verfügung gestellt, aber selbst
mit dieser schätzenswerthen Hülfe dürfte es nicht möglich
Dampfer zu retten. 1
Theater.
Die artistische Leitung des Friedrich⸗ Wilhelmstädti⸗ schen Theaters hat zur nächsten Wintersaison für die Beschaffung
guter Novitäten Sorge getragen. Der bereits avisirten komischen Operette „Fatinitza' von F. Suppé, welche binnen Kurzem die Saison eröffnen wird, sollen die Buffoopern „Die reiche Bäcke⸗ rin“ (La boulangère à des écus) von Offenbach, „Graziella“'
(La petite mariée) von Lecocq und „Herzblättchen“ (Fleur de baiser) von Serpette folgen. Auch eine neue komische Oper von Johann Strauß ist zugesagt und das Gebiet der Posse wird durch eine Novität aus der Feder H. Salingré's bereichert werden.
— Am 16. September beginnen im Konzerthause die Kon⸗
zerte des Königlichen Musikdirektors B. Bilse, welcher von seiner während des Sommers mit großem Erfolge ausgeführten Kunstreise durch Deutschland Mitte dieses Monats mit seiner Kapelle
hierher zurückkehrt. — Im Konzerthause sind während des Sommers
Umbauten vorgenommen, u. A. ein zweiter Ausgang nach der Krausen-⸗ straße geschaffen und sind die Garderobenräume verlegt und erweitert
worden.
Redacteur: F. Prehm.
Berlin:
Drei Beilagen (einschließlich Borsen⸗Beilage)
Verlag der Expesmien (Kessel). Druck: W. Elsner.
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um Deutschen Reich w“
Investitur der by Herrscher und die Moschee Eyub.
Das glänzende Fest der Investitur der Sultane in der Moschee on Eyub ist, wie man sagt, von Mohamed II., dem Eroberer, ein⸗ gesetzt und eingerichtet worden. Die Investitur hat eine besondere Be⸗ deutung, nämlich die, die Einheit der Wünsche der verschiedenen Klassen des Reiches zu symbolisiren; die Lokalität und die Mitwirkenden reprä⸗ sentiren die Religion, das Ergreifen des Schwertes die Armee. Als Mahomed II. diese Feier einsetzte, adoptirte er zwar die bestehenden Gebräuche, aber er gab ihnen eine neue Bedeutung, indem er sie an das Grab Eyubs, des Fahnenträgers des Propheten, knüpfte.
Wir entnehmen einem Artikel des Hrn. Dr. Dethier in der „Turquie“ folgende historische und archäologische Angaben. Der Artikel bespricht zuerst die byzantinische, dann die mohameda⸗ nische Epoche.
Bei den römischen Kaisern entschied häufig das Heer auf dem Campus Martis über die Thronfolge. In Byzanz lag dieser Cam⸗ pus außerhalb der Stadt und wurde bei deren Vergrößerung immer
weiter hinausgerückt, bis dahin, wo noch heut die Theodosischen Mauern mit dem Saale des Hebdomon stehen und wo es an Eyub grenzte. Dieser Saal, das einzige antike, nicht kirchliche Denkmal, das bis auf unsere Tage erhalten ist, führt seinen Namen von einer der sieben oder acht gothischen Kohorten, jede von 5000 Mann, welche die Garnison ausmachten, unter sich als erste, zweite u. s. w. Kohorte unterschieden waren, und auch dem Platz, wo sie lagerten, und dem Militärthor, das ihnen überwiesen war, den Namen aben. Das Hebdomon ist also das siebente Standquartier. Der Saal desselben scheint von Heraclius gebaut und von Constantin Porphyrogenitus restaurirt worden zu sein, war eine Dependenz der benachbarten Kirche des h. Johannes und bestimmt für die imneren Vorbereitungsceremonien der Krönung; der neue Kaiser, die Prinzen und . versammelten sich in diesem Saale. etzt ist das Dach verschwunden, einzelne Karnieße von Marmor zeugen aber noch von seiner alten Schönheit. Ein Thürmchen mit kleinen Fenstern nach der Stadt zu diente wahrscheinlich den Prin⸗ zessinnen zum Aufenthalt, während der Kaiser und die Prinzen sich auf einen großen Balkon den vor dem Saale versammelten bürger⸗ lichen und geistlichen Behörden zeigten. Dann ging der Kaiser hinaus und bestieg eine Tribüne, welche den Thurm überragte und zeigte sich der aufgestellten Armee, ging zum großen Thor hinaus und begab sich in Prozession, von den Behörden und der Armee gefolgt, auf dem weitesten Wege nach der Hagia Sophia, wo die Krönung durch den Patriarchen vor sich ging.
Seit Beginn der mohamedanischen Epoche werden, wie oben erwähnt, die Sultane in der Eyub⸗Moschee inpestirt; diese, mit der dazu gehörigen Brücke und der Vorstadt wird Haivan⸗Serail ge⸗ nannt, was viele Geschichtsschreiber mit Thier⸗Schloß, Sommer⸗ Jagd⸗Schloß erklärt haben, während es doch nur eine korrumpirte Aussprache für Eyub⸗Ansari ist.
8 Eyub nämlich oder Abu⸗Evub war ein ächter Araber und Zeit⸗
genosse des Propheten, einer der Ansars oder Gehülfen der Flucht von
Mekka nach Medina. Er hat zu Beder und Ohud unter der heiligen Fahne gekämpft. In späterem Alter war er ein Anhänger und Freund Ali's. Seine Laufbahn endet vor den Mauern von Konstantinopel. 1 Seit der Hedschra (622) bis zum 1. Jahre der Belagerung von Konstantinopel (671) war kaum ein halbes Jahrhundert versangen.
Dieser Zeitraum genügte aber, um Arabien, Irak, Persien, Aegypten, Syrien, Mesopotamien, Jerusalem, Antiochien, Alexandrien, einen
großen Theil von Afrika und die Inseln Cypern und Rhodus der religiösen Reform Mohameds zu unterwerfen.
8 Die Wahl des goldenen Horns als Operationsbasis giebt Zeugniß von dem strategischen Talent des Fahnenträgers Eyub. Er faßte festen Fuß zwischen der äußeren großen Mauer des Anastasius und den Befestigungen der Stadt und hatte Nahrungsmittel für die arabische Armee, während er zugleich der Stadt alle neue Zufuhr
abschnitt.
Die Araber Evubs hatten indeß bereits das byzan inische Sizilien
und einen großen Theil des Kaiserlichen Küstengebiets erobert. Sie hatten
sich Cyzicus' im Marmara⸗Meer bemächtigt, was ihnen zum Ausgangs⸗
punkt für neue Unte nehmungen diente, und so schritten sie zur Be⸗ lagerung von Konstantinopel. Ihre Flotte drang in das goldene Horn ein und hatte ihren Haupt⸗Ankerplatz an dem heut Eyub ge⸗ nannten Orte. Sie belagerten die Mauern nach der Landseite zu, aber die Festigkeit derselben und die Reste der gothischen Koborten boten einen fast unüberwindlichen Widerstand, während die Erfindung des griechischen Feuers jeden Angriff zur See gefährlich machte.
Trotz dieser Schwierizkeiten setzte erst der Herbst der Belagerung
ein Ziel; im Frühjahr begann sie aufs Neue. Im dritten Jahre aber verlor Eyub sein Leben bei einem Angriff, und wurde begraben, ohne daß irgend eine Notiz über sein Grab uns aufbewahrt worden. Wahrscheinlich war es auf dem Platze selbst, der heut seinen Na⸗ men führt. 1 .
Die muselmännischen Geschichtsschreiber sind nicht einig über das Datum, wann das Grab aufgefunden worden. Die Einen behaupten, daß Mohamed II. während der großen Belagerung von Konstantinopel ch an den ehrwürdigen Scheikh Ahkiam⸗Eddin auch Ak⸗Schems⸗Eddin genannt, gewandt habe, um zu erfahren, wo
Eyubs Grab sei, und daß der Scheikh im Gebet eine Erscheinung des Verstorbenen gehabt, der ihm den Ort angezeigt; Andere be⸗ haupten, dies habe nach der Erob erung von Konstantinopel statt⸗
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Beilage
eitag, den 8. September
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die Stelle richtig getroffen und E. Moschee über dem Grabe felbst erbaut worden und zwar von Mohamed II. nach der Einnahme der Stadt, im Jahre 558 der Hadschra, d. h. 1453 der christlichen Zeitrechnung. —
Als die Moschee und das herrliche Mausoleum Eyubs vollendet waren, begab sich Mohamed II. in großem Pomp mit einem der glänzendsten Gefolge in dieses Heilt thum, wo er umgürtet wurde mit dem Schwerte Osmans durch den gHeiligen Scheikh Ak⸗Schems⸗Eddin, einem Nachkommen der Sultane von Konieh.
Diese Ceremonie wiederholt sich seitdem bei der Thronbesteigung jedes neuen Sultans.
Die sehr pittoreske Vorstadt Eyub liegt am goldenen Horn; sie ist eben nach jenem alten Helden genannt, dessen Moschee für die heiligste von ganz Konstantinopel gilt, die kein Christ, selbst nicht mit einem Ferman, betreten darf. Sie ist von eleganter Bauart aus weißem Marmor; eine schöne Kuppel mit einer großen Anzahl kleinerer und Halb⸗Kuppeln; aus dem schönen Kranz von Bäumen, der sie umgiebt, erheben sich zwei Minarets mit zwei gleichmäßig ge⸗ zierten Galerien. IJa dem heiligen Raum bemerkt man eine unge⸗ heure Platane; nach Westen, wo in einem Hofe drei schöne Bäume stehen, sieht man das Grab des Gefährten des Propheten im Kiosk, um welchen herum stets eine große Zahl von Flammen brennt. Nöoͤrdlich liegt das Mausoleum der Sultanin Valide, Mutter Selims III.; dicht daneben das Grab Hussein Paschas. Nahe dabei ist ein Médressé (Schule) und ein Taby⸗Khän (ein Hospiz), und rings um die Moschee liegen gedrängt die Gräber der vornehmen Hofbeamten, Monumente von großem Reichthum an Marmor und Gold und umgeben von schönen Bäumen und Blumen. Nach Südosten liegt das Mausoleum der Scheik⸗ul⸗Islam, ein rechtwinkliges Gebäude mit einer kleinen l2eckigen Kuppel mit Säulen. Das Innere ist sehr einfach, die Katafalke sind schwarz, mit einem großen weißen Turban gekrönt. Das Mausoleum des Sultan Abdul Medjid ist modern und hat nichts Bemerkenswerthes. 1
Eyub ist auf allen Seiten von Kirchhöfen umgeben, außer auf der des Thores von Harvan⸗Seral; es ist mit dem Kirchhof von Skutari der gesuchteste Begräbnißplatz der Türken. Hinter der Moschee dehnt sich der Kirchhof über einen Hügel aus, von dessen Gipfel man eine prachtvolle Aussicht über das goldene Horn, das Thal der Süßwasser von Europa, ganz Konstantinopel, Skutari, den Berg Bulgurlu u. s. w. hat. Es ist eines der berühmtesten Pano⸗ ramen der großen Hauptstadt.
Noch sieht man zu Eyub den Palast des verstorbenen Méhémet Ali Pascha, Schwagers des Sultans, und die Fez⸗Fabrik und weiter nach SW. eine große Kaserne.
Statistische Nachrichten.
Nach den vom Reichskanzler⸗Amte veröffentlichten Einnahme⸗ Zusammenstellungen haben die Zölle im Zollgebiete des Deutschen Reichs im ersten Halbjahr d. J. einen Rohertrag von 58,164,843 ℳ geliefert, während derselbe im gleichen Zeitraum 1875 58,548,813 ℳ betragen hatte. Aus den Veröffentlichungen des Kaiserlichen statistischen Amts im Heft III. Abth. 1 der Vierteljahrs⸗ hefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1876 läßt sich jetzt näter ersehen, welche Einfuhrartikel zur Herbeiführung des obigen Einnahmeresultats hauptsächlich mitgewirkt haben. Diejenigen wichtigeren Einfuhrgegenstände, deren Zollertrag hinter demjenigen des Vorjahres erheblich zurückgeblieben ist, waren namentlich folgende: Wein in Fässern und Flaschen 5,425,512 ℳ (gegen 1875 — 911,280 ℳ), Rohzucker 163,212 ℳ (ß— 573,891 ℳ), Gewehre aller Art 202,110 ℳ (— 255,600 ℳ), Wollenwaaren 2,712,075 ℳ — 248,460 ℳ), Materialeisen aller Art 284,909 ℳ (— 135,000 ℳ), ganz grobe und grobe Eisenwaaren 568,205 ℳ (— 128,069 ℳ), Lokomotiven, Dampfkessel und andere Maschinen 315,990 ℳ (— 90,778 ℳ), Korinthen und Rosinen 1,489,200 ℳ (— 76,860 ℳ), Syrup und Melasse 307,785 ℳ (— 54,060 ℳ), Arak, Rum und sonftiger Branntwein 1,016,982 ℳ (— 53,838 ℳ), gebleichtes und gefärbtes Garn von Flachs, Hanf und Jute 74,325 ℳ (— 52,755 ℳ), Wollengarn 402,284 ℳ (— 52,408 ℳ), Baumöl in Fässern 68,203 ℳ (— 48,620 ℳ), gebleichte, gefärbte ꝛc. Leinwand 162,210 ℳ (— 41,790 ℳ), Baumwollenwaaren 1,274,730 ℳ (— 38,286 ℳ), Kakao in Bohnen 341,233 ℳ (— 31,010 ℳ), Kraftmehl, Puder. Stärke ꝛc. 71,2905 ℳ (— 30,978 ℳ) Seiden⸗ und Halbseidenwaaren 824,760 ℳ (s— 29,940 ℳ), Käse 251,295 ℳ (— 26,875 ℳ), rohes Leinengarn, Maschinengespinnst 174,579 ℳ (s— 26,124 ℳ), Leder aller Art 318,591 ℳ (— 21,300 ℳ), kalzi⸗ nirte Soda 117,981 ℳ (— 20,468 ℳ), graue Packleinwand 223,796 ℳ (— 14,490 ℳ), zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck ꝛc. 95,904 ℳ (— 14,345 ℳ). Diesen Artikeln, deren Einfuhr hinter derjenigen des Vorjahrs zurückgeblieben ist, stehen indeß verschiedene andere gegenüber, die gegen 1875 gestiegene Zollerträge geliefert und dadurch die erwachsene Mindereinnahme fast ausgeglichen haben. Es sind dies namentlich: unbearbeitete Tabaksblätter und Stengel 5,629,188 ℳ (gegen 875 + 644,124 ℳ), roher Kaffee 18,496,835 ℳ ( 642,582 ℳ), Schweine 1,093,616 ℳ (+ 408,756 ℳ), Heringe 729,711 ℳ (+ 216,360 ℳ), Oel in Fässern excl. Baumöl 964,498 ℳ (+. 142,124 ℳ), rohes ein⸗ und zwei⸗ drähtiges Baumwollengarn 1,243,704 ℳ (+ 109,872 ℳ), raffinirter Zucker 2,012,880 ℳ (+ 98,055 ℳ), Chlorkalk 139,692 ℳ ☛ 54,508 ℳ), rohe Soda 147,135 ℳ (†+ 50,694 ℳ), Bier
gefunden. Wie dem auch sei, soviel scheint sicher, daß der Scheikh
318,588 ℳ (+ 40,964 ℳ), Salz 2,424,575 ℳ (+ 37,535 ℳ),
inzeiger und Königlich Preußische
S
n S 1876.
Cigarren 471,840 ℳ (+ 33,000 ℳ), Aetznatron 205,737 ℳ (+432,361 ℳ), Gewürze aller Art 754,631 ℳ (+. 29,737 ℳ), Reis 977,370 ℳ (+ 28,255 ℳ), frische Südfrüchte 666,654 ℳ 85 26,196 ℳ), Kleider, Putzwaaren, künstliche Blumen und Schmuck⸗ edern 340,800 ℳ (+ 24,030 ℳ), Butter 265,820 ℳ (+ 19,521 ℳ), Thee 261,048 ℳ (+ 13,608 ℳ).
Bei einer großen Zahl von zollfreien Ariikeln, welche als Roh⸗ stoffe für einzelne Industriezweige, sowie als Verzehrungsgegenstände von Wichtigkeit find, hat sich übrigens die Einfuhr im ersten Halb⸗ ahr d. J. erheblich günstiger als im gleichen Zeitraum des Vor⸗ ahres gestaltet. Von solchen sind namentlich hervorzuheben: Guano 1,671,064 Ctr. (gegen 1875 + 673,518 Ctr.), rohe Baumwolle 1,907,341 Ctr. (+ 285,410 Ctr.), Farbeholz 421,383 Ctr. (+ 70,190 Ctr.), Indigo 25,891 Ctr. (+ 6071 Ctr.), Salpeter 767.832 Ctr. (+ 228,402 Ctr.), Cement 1,309,779 Ctr. (+ 170,719 Ctr.), Porzellanerde 263,003 Ctr. (+ 13,178 Ctr.), Schwefelkies 281,659 Ctr. (+ 208,660 Ctr.), Jute 113,014 Ctr. 26,703 Ctr.), Getreide 18,129,771 Ctr. (+ 1,739,936 Ctr.), Mais 2,137,661 Ctr. (+ 1,150,725 Ctr.), Raps und Rübsaat 359,301 Ctr. (+ 224,347 Ctr.), rohe Rindshäute 329,820 Ctr. (+ 24,748 Ctr.), Holzborke oder Gerberlohe 564,547 Ctr. (r. 40,905 Ctr.), Obst, getrocknet ꝛc. 276,566 Ctr. (+ 175,310 Ctr.), Meh aus Ge⸗ treide und Hülsenfrüchten 1,591,120 Ctr. (+ 365,737 Ctr.), Palm⸗ und Kokosnußöl 155,022 Ctr. .f 27,573 Ctr.), Schmalz 361,655 Ctr. (+ 56,444 Ctr.), Steinkohlen 19,487,559 Ctr. (+ 4,142,437 Ctr.), 2,499,403 Ctr. (+ 532,299 Ctr.) — Dagegen ist die
infuhr folgender zollfreier Artikel erheblich hinter derjenigen des Vorjahres zurückgeblieben: Roheisen 5,147,907 Ctr. (gegen 1875 — 287,174 Ctr), Eisenerze 1,314,462 Ctr. (— 1,038,048 Ctr.), Flachs und Hanf 736,256 Ctr. (— 218,928 Ctr), Hülsenfrüchte 427,949 Ctr. (— 339,365 Ctr.), außereuropäische Tischlerhölzer 305,483 M. (— 53,721 M.), denaturirtes Baumöl 76,105 Ctr. (— 28,114 Ctr.), Braunkohlen 22,285,618 Ctr. (— 490,239 Ctr.), rohe Schafwolle 576,313 Ctr. (— 20,241 Ctr.)
— Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 27. August bis incl. 2. September cr. zur Anmeldung gekommen: 158 Eheschließungen, 835 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 632 Sterbefälle.
— Der handelsamtliche Bericht über die Eisenbahnunfälle in England während des Jahres 1875 ist soeben der Oeffentlichkeit übergeben worden. Es ist demselben zu entnehmen, daß die Zahl der Personen, die während des verflossenen Jahres auf Eisenbahnen ge⸗ tödtet wurden 1290, und die der Verletzten 5755 betrug. Von den Getödteten waren 134 und von den Verletzten 1806 Passagiere; 765 der Getödteten und 3618 der Verletzten waren Beamte und Ar⸗ beiter der Eisenbahngesellschaften oder der Bauunternehmer, und 391 der Getödteten und 331 der Verletzten waren Personen die Bahn⸗ geleise unbefugtermaßen betraten, oder solche die Selbstmord ver⸗ übten oder zu verüben suchten.
Gewerbe und Handel.
Die Generalversammlung der Breslauer Börsen⸗Makler Bank beschloß bezüglich der Gewinnvertheilung, daß von dem Reingewinn von 120,120 ℳ 9 % Dividende mit 81,000 ℳ zur Vertheilung an die Aktionäre gelangen, der Reservefonds mit weiteren 7000 ℳ dotirt wird, dem Delcrederefonds 15,000 ℳ zufallen, an Tantiemen 15,024 ℳ zur “ gelangen und 2096 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen werden.
— Die Braunschweigische Aktiengesellschaft für Jute⸗ und Flachsindustrie hat in dem Ende Juni 1876 ab⸗ gelaufenen Geschäftsjahre einen Ueberschuß von 122,823 ℳ, erzielt, welcher in nachstehender Weise verrechnet ist: 1) Amortisation auf Vechelder Anlage: a. Grundstücke und Gebäude 1 % 3245 ℳ, b. Maschinen 5 % 29,455 ℳ, zusammen 32,700 ℳ; 2²) Amortisation auf Braunschweiger Anlage: a. Grundstückꝛ und Gehäude 1 % 13,175 ℳ, b. Maschinen 5 % 56,746 ℳ, zusammen 69,922 ℳ; 3) Abschreibung auf Einrichtungs⸗Conto 20 % 16,782 ℳ; 4) statuten⸗ mäßige Dotirung des Reservefonds, 10 % der verbleibenden 3418 ℳ, 341 ℳ; 5) 6 % Dividende auf Prioritäts⸗Stammaktien pro rata temporis 2254 ℳ; 6) Extra⸗Abschreibung auf Unkosten⸗Conto der Prioritäts⸗Obligationen 822 ℳ In Summa 122,823 ℳ In der Bilanz erscheint das Conto für Einzahlungen auf Prioriräts⸗Stamm⸗ aktien mit 129,630 ℳ Sonstige Passiva sind: Leihhausl ypothek 419,040 ℳ, Hypotheken auf den Grundstücken für Arbeiterwohnungen 27,000 ℳ, Obligationen 1,050,000 ℳ, Wechsel⸗Obligos 600,334 ℳ, 3 Kreditoren gegen Unterpfand von 719,100ℳ, Obligationen 659,100 ℳ, diverse Kreditoren 144,108 ℳ Im Aktivum erscheint die Summe von 719,100 ℳ als Bestand an Obligationne.
Verkehrs⸗Anstalten.
Southampton, 5. September. Das Postdampfschiff des Norddeutschen Lloyd „Oder“, welches am 26. ö New⸗ York abgegangen war, ist heute 8 Uhr Abends wohlbehalten hier an⸗ gekommen und hat nach Ladung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Landung die Reise nach Bremen fortgesetzt. Die „Oder“ überbringt 265 Passagiere und volle Ladung.
New⸗York, 7. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Canada“ der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie
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Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition den Heutschen Reichs⸗-Anzeigers und Königlich Preuhischen Staats-Anzrigers:
I Berlin, 8. N. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
1. Steckbriefe und Untersuchungz-Sachen. 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen
u. dergl. 8. Verkäufe, Verpachtungen, Submiasionen ete. 4. Verloosung, Amortization, AR u. s. w. von öffentliebhen Papieren.
füge serate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Oeffentlicher Anzeiger. serate nehmen an: das
5. Industrielle Etabliasementa, Fabriken und
Grosahandel.
Verkäufe, Verpachtungen Submissionen ꝛc.
Bekanntmachung.
Die Gestellnng der Gespanue und Kutscher für die zum Transport von Gefangenen, verhafteten und festgenommenen Personen in Berlin bestimmten Wagen, soll vom 1. Januar 1877 ab, zunächst auf
gegeben werden. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Offerte für den Gefangenen⸗Trausport“
übergeben.
Am Montag, den 18. September cr., Vormittags mit entsprechender Aufschrift verse
11 Uhr, findet in der Kalkulatur der Submissions⸗ mine
Eröffnungstermin statt, in welchem die Unternehmer erscheinen können. Berlin, den 5. September 1876. Königliches Polizei⸗Präsidium
Bekanntmachung.
1 . Für den Neubau des Kriminalgerichts zu drei Jahre anderweit unter den in der Kalkulatur Moabit ist die Lieferung eines größeren Postens des Polizei⸗Präsidiums, Molkenmarkt Nr. 1, Zimmer rother Verblendziegeln in Aussicht genommen, Nr. 20, einzusehenden Bedingungen in Enterprise welcher im Wege der öffentlichen Submission ver⸗ geben werden soll.
[7316] reichen.
von Madai. Lorenz, Königlicher Bau⸗Inspektor.
1““
am 20. September 1876, Mittags 1 Uhr, portofrei in dem bezeichneten Baubureau einzu⸗ am 25. d. Mts., Vormittags von 10 bis 1 Uhr,
Berlin, den 4. September 1876. Die Bauverwaltung.
Reimann,
Baumeister.
Auction.
Montag, den 25. September c. öI“ 1b und 55 27 veemt g x19 veednühtnns e allgemeinen und besonderen Baubedingungen von is r, sollen im Concertsaalflur des 3 % iges Aulehen der vo F 1 liegen im Baubureau, Alt⸗Moabit Nr. 43, zur Ein⸗ Königlichen Schauspielhaufes (Eingang in der Tauben⸗ Frans 2 o Seen bis zum 18. September cr., Vormittags 10 Uhr, sicht aus, auch können Ahschriften gegen Erstattung straße) verschiedene aus der Theater⸗Garderobe aus⸗ dem Präsidial Bureau des Poltzei⸗Präsidiums zu der Kopialien daselbst entnommen werden. rangirte Kostümgegenstände, namentlich römische und Die Offerten und Probesteine sind versiegelt und griechische Tunikas und Mäntel, französische Civil⸗ loosung des Anlehens der vormals Freien Stadt
hen bis zum Ter⸗ und Militär⸗Uniformen. National⸗Kostüme, seidene Frankfurt a. M. von 2,000,000 Fl. — vom 2. Ja⸗ 8 Damenkleider, Taillen und Röcke, Schuhzeug, Kopf⸗ nuar 1844 — wurden nachverzeichnete Nummern
(C. Messingsche Linie) ist heute hier eingetroffen.
ureaun der den in Zeitun Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Exped v” H E, Rudolf Mosse, 82 enstein Saneren 22. 4.1. †½ — ver, sowie a n vIööea Iansahn 4
bedeckungen und Rüstgegenstände, und zwar letztere . 8 öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige EI7328] baare Bezahlung verkauft werden. 8
Berlin, den 7. September 1876. General⸗Intendantur der Königlich3en Schauspiele. [7335]
Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen
Papieren.
furt a. M. von 2,000,000 Fl. — 2. Januar 1844. 8 g Bei der am 9. l. M. stattgefundenen 27. Ver⸗