den jenseitigen Uferböben, welche die Türken jetzt besetzt halten, nich eingesehen, d. h. aus beherrschenden Geschütz⸗Emplacements viat be⸗ schossen werden — alles Vorzüge, welche die Positionen von Alexinatz in weit geringerem Maße besaßen. 8 1 —
Trotzdem mußte die serbische Armee ihren ersten Widerstand bei Alexinatz leisten, da dieser Ort nicht nur eine massive Thalsperre, sondern auch mit den Defiléen von Banju und Jankova Klissura eine mit hohen Gebirgszügen verschränkte Barriere bildete, welche irgend wo durchbrochen werden mußte, um in das Innere Serbiens einzu⸗ dringen. Diese Barriere wurde durch die Niederlage der Serben am 1. September aufgerellt, die natürlichen Hindernisse versasen nun⸗ mehr den Dienst und Tschernajeff muß mit seiner Armee wert aus⸗ gedehntere Stellungen als bisher einnehmen, um den Türken die Vor⸗ rückang in Serbfen zu erschweren. So lange Deligrad von der Armee besetzt ist, wird die militärische Entscheidung allerdings immer an dieser Stelle ausgefochten werden müssen, allein es sind zwei Momente maßgebend, welche den Serben eine konzentrirte Aufstellung bei De⸗ ligrad unmöglich machen. Vorerst die Rücksichten auf die aktunelle Situation vor dem Waffenstillstande und vann die Sorge vor der verheerenden Kriegführung der Türken. Ganz unbedeutende Streif⸗ patrouillen von Tscherkessen und Baschi⸗Vozuks mwürden genügen, die von den Serben faktisch nicht besetzten Dörfer und Städte zu plün⸗ dem und einzuäscherr. 2 8 “
Der wundeste Punkt der jetzigen serbischen Aufstellung ist also Krusewatz oder vielmehr der Winkel am Zusammenfluß der serbischen und bulgarischen Morawa. Die Türken haben jetzt das unpassirbare Jastue⸗ baz⸗Gebirge mit seinen bis 4500 Fuß hohen Kämmen hinter sich und können sich innerhald der bevölkerten Gelände zwischen Deligrad und Krusewatz ohne große Mühe ausbreiten. Sie sind also in der Lage, in wenigen Tagen, ohne Deligrad ernstlich anzugreifen, ein großes Stusck serbi⸗ schen Landes im Westen zu okkupiren und so ganz ernstliche Bedin⸗ gungen für den bevorstehenden Waffenstillstand zu schaffen. Wie Tschernajeff den Raum zwischen den beiden Morawas gedeckt hat, ob durch die Zurückberufung von Abtheilungen der Ibar⸗Division oder durch Detachements des Gres bei Deligrad, ist bisher noch nicht be⸗ kannt geworden. Jedenfalls sind in dem eben bezeichneten Raume die nächsten Scharmützel zu erwarten, da vorläufig die türkische Armee auf der schmalen Ebene des linken Morawa-Ufers bei Trujan und Adranovaz keine eigentliche Frontal⸗Aufstellung nehmen kann. Will sich Abdul Kerim Pascha gegen Deligrad wenden, so steht er à cheval der Morawa, mit einem Hinderniß in der Front und einer Aufstellung ohne Tiefe. Will er nordwärts vorrücken, so ist seine Position wohl tief genug, aber vorläufig ohne alle Entwickelungsfähigkeit.
Aus Cettinje wird bereits der erste Zusammenstoß zwischen Türken und Montenegrinern am 6. September bei dem Dorfe Rogauj gemeldet. Roganj liegt etwa vier Kilometen nördlich von Podgorizza auf montenegrinischem Boden, in der Landschaft Piperi und an der Mündung der Zeta in die Moratscha. Das montenegrinische Sieges⸗ bulletin weist einige nicht ganz zuversihtliche Stellen auf und es muß deshalb schon mit einiger Vorsicht aufgenommen werden.
— Die Nachrichten vom türkisch⸗montenegrinischen Kriegsschauplatze lauten:
Cettinje, 8. September. (W. T. B.) Das Journal „Glas Czrnagorza“ veröffentlicht weitere Details über den vor⸗ gestern von den Montenegrinern erfochtenen Sieg, durch den die Absicht Derwisch Paschas, in das Innere von Montenegro ein⸗ zudringen, vereitelt wurde. Nach den Mittheilungen des Blat⸗ tes sind 200 Türken todt auf dem Schlachtfelde geblieben, mehr als 1000 ertranken im Moracaflusse, der Rest floh nach Pod⸗ gorizza. Die Montenegriner hatten 67 Todte und 122 Ver⸗ wundete.
— Die Verhältnisse auf dem montenegrinischen Kriegsschauplatze geben der „Bohemia“ zu folgenden Be⸗ trachtungen Anlaß:
Bei einer Invasiton in feindliches Gebiet pflegt in der Regel die Hauptstadt das Objekt der Operationen zu sein. In diesem Falle nun wäre sie für die von zwei Seiten hereinbrechenden türkischen Heere um so schneller zu erreichen, als der Flächeninhalt Montenegros netto 78 Quadratmeilen beträgt, wovon 32 auf Czernagora und 46 auf die Brda kommen. Nun kommt aber bei diesem Vorhaben, das sicherlich die türkischen Truppenführer dermalen beschaͤftigt, der in strategischer Hinsicht bedauerliche Umstand in Betracht, daß das Fürstenthum eigentlich keine Hauptstadt besitzt; denn Cettinje kann kaum als solche bezeichnet werden.
Dieser Hauptort des Fürstenthums liegt auf dem Haupt⸗Hoch⸗
“
. u
“ “ * plateau, in dem 3000 Klafter b gleichen Namens, 2010 Fuß über dem Meere. Der höheren Kultus und dem gelänterten Geschmack des Herrschers entsprechend, ist die Ebene um die „Residenz“ theils Gras⸗, theils Ackerland. Sie be⸗ stehr aus dem Palaste des Letzteren, dem Kloster und wenig über 20 Häusern. Der Palast selbst ist ein 30 Fenster langes, „instöcki⸗ ges Gebäude, von hohen Mauern umschlossen, an deren vier Ecken Vertheidigunasthürme mit Schießscharten angebracht sind.
Gleich über dem Palaste am Abhange der felsigen Berge an der Westseite des Thales liegt das neue Kloster. Nicht weit von der Vorderseite des Palastes erblickt man die Ruinen des alten, von den Türken wiederholt zerstörten Klosters. Auf einem Felsen aber, gleich über dem neuen Kloster, steht ein runder Thurm mit Schießscharten. Cettinjie ist von vielen kleineren Hochflächen eingeschlossen, welche es ziemlich sicherstellen. Besonders ist die Vertheidigung gegen Cattaro leicht, während die Türken wiederholt durch das Flußthal der Zeta über Cevo und Miske vordrangen; so in den Jahren 16907, 1714 und 1785.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Septem⸗ ber. Der Kaiser von Brasilien gedenkt St. Petersburg morgen zu verlassen und sich zunächst nach Moskau und Nischni⸗ Nowgorod zu begeben. Später gedenkt der Kaiser Kiew zu be⸗ suchen und dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland einen Besuch in Livadia abzustatten.
— Der Dampfer „Eriklik“ wird zum 6. September nach Konstantinopel gehen, um den Herzog von Edinburgh von dort nach Jalta zu bringen.
Statistische Nachrichten.
Im Jahre 1875 wurde in den zwanzig Münchener Braunbier⸗Brauereien 586,182 Hektoliter Malz verbraucht. — Von dem aus diesem Malz gebrauten Bier wurden über die Burg⸗ friedensgrenze ausgeführt: 255,971 Hekt, aegen 1870 69,8 % mehr. Die Einfuhr fremder Bi re nach München hat sich gegen 1870 bedeutend gehoben, sie betrug 1875: 24,152 Hekt., gegen 1870 mehr 477,9 %I Der Hopfenumsatz im Jahre 1875/76 beträgt 1,334, 127 Pfd., gegen 1874/75 mehr um 101,7 %a% Die Verwendung des Hopfens zur Bierfabrikation stellt sich auf 1 ½¼ — 2 Pfd. pr. Hekt. Malz. Der in der Marktperiode 1875/76 zu Markt gebrachte Hopfen erzielte einen DurcLschnittspreis von 150,7 ℳ Der Malz⸗ aufschlag pr. 1875 entziffert einen Gesammtbetrag von 594,963 Fl. 17 ¾ Kr.
b — Nach der von dem Amerikanischen Eisen⸗ und Stahlverein veröffentlichten Statistik betrug die Roheisenpro⸗ duktion der Vereinigten Staaten im Jahre 1875 2,226,581 Tons gegen 2,689,413 Tons im Jahre 1874, daher um 15 % weniger. Die Walzeisenerzeugung betrug im Jahre 1875 1,890,379 T. gegen 1,839,560 T. im Jahre 1874, daher 4 % mehr. Diese Zahlen schlie⸗ ßen Schienen, Bandeisen, Bleche, Nägel und andere Arten gewalzten Eisens, excl. geschmiedetes Eisen, wie Anker, Kurbeln, Winkelstücke für Schienen ꝛc. ein. An Eisen⸗ und Stahlschienen in allen Größen wurden im Jahre 1875 792,512 T. gegen 729,413 T. im Jahre 1874 hergestellt. Diese Produktion, welche seit dem Jahre 1872 von 1 Million T. fortwährend gefallen, scheint demnach wieder in der Steigerung begriffen. Im Jahre 1874 stellte sich das Verhältniß des Totalgewichts der produzirten Eisenschienen gegen Bessemerschienen wie 584,469 T. zu 144,944 T., im Jahre 1875 dagegen wie 501,649 T. zu 290,864 T., ein Verhältniß, daß pro 1876 sich derart gestalten wird, daß mehr Bessemer⸗ als Eisenschienen zur Produktion gelangen werden. Der Totalwerth des in Amerika produzirten Stahls und Eisens betrug im letzten Jahre 15,273,310 Doll. gegen 24,000,72 Doll. im Jahre 1874 und 61,724,227 Doll. im Jahre 1872. 8
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Vom Deutschen Rhein. Mit landschaftlichen und archi⸗ tektenischen Ansichten nebst Illustrationen zu rheinischen Dichtungen in 50 Blättern von Caspar Scheuren. Verlag von Breidenbach & Baumann in Düsseldorf und ausge führt in deren lithographischer Kunstanstalt. — Voz diesen 50 Bläͤttern sind 24 landschaftliche Ansichten, Alles ganz neue Aufnahmen, zum großen Theil auch gerade solche Gegenden, die sich bislang noch in keinem ähnlichen Werke finden. sind in feinem Aquarellfarbendruck ausgeführt. Ihnen entsprechen 24 Blätter in einfacheren Farben, die den Landschaften, so zu sagen,
langen und 500 Klafter breiten Thale
Diese Bilder
s Einleitung dienen. In seiner bekannten Weise illustrirt der Künstler in diesen Bildern die, an die betreffende Gegend sich knüpfenden geschichtlichen Ereignisse und Sagen, fügt außerdem die in der Nähe jener Hauptorte befindlichen besonders bemerkenswerthen Burgen und Ortschaften in kleineren landschaftlichen Bildern ein. Die Mitte der Blätter füllt ein Gedicht, das die betreffende Gegend, deren Geschichte u. s. w. besingt. Wir geben in Nachstehendem die 24 landschaftlichen Blätier im Ein⸗ zelnen an: Straßburg, Baden, Heidelberg, Speier, Worms, Frauk⸗ furt, Mainz, Wiesbaden, Niederwald, Kreuznach, Bacharach, Ober⸗ wesel, Lurley, Boppard, Stolzenfels, Ems, Coblenz, Apollinariskirche, Siebengebirge, Bonn, Cöln, Aachen, Düsseldorf, Cleve. Außer den eben aufgeführten Bildern hält das Werk noch einen Haupt⸗ und einen Nebentitel, sowie ein Schlußstück, so daß sich die Zahl der Blätter genau auf 51 beläuft. Die Ausgabe erfolgt in 12 Lieferungen, die in Zwischemäumen von 8— 14 Tagen aufeinander folgen; bis Ende Okiober wird das Werk vollständig vorliegen. Die ersten 11 Liefe⸗ rungen enthalten je 2 Landschaften mit den dazu gehörigen Einlei⸗ tangsblättern, der letzten Lieferung werden außerdem unberechnet die zwei Titel und das Schlußstück beigegeben.
— Das in der Ausgabe begriffene 8. Heft von Petermanns „Geographischen Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) bringt u. A. folgende Aufsätze: Barometrische Höhen⸗ bestimmungen in Columbien von Eduard Steinheil. Mit einer Karte. — Die Trockenlegung der Zuiderzee. Von J. Kuyper. Mit Karte. — Die Resultate der meteorologischen Beor achtungen auf Spitzbergen und in Ost⸗Grönland. Nach Wijkander und Koldewey. — Beiträge zur Kenntniß der Windverhältnisse in den Spitzbergen umgebenden Theilen des Eismeeres. Von Dr. Aug. Wijkander. — Ueber die Rechtschreibung der geographischen Namen. Von L. Ewald in Darm⸗ stadt. — Geographische Literatur. 8
— Aus New⸗York wird vom 6. telegraphisch mitgetheilt, daß Bartholds Statue von Lafayette auf dem Union⸗square daselbst unter entsprechender Feierlic keit und in Gegenwart einer ungeheuren Men⸗ schenmenge enthüllt worden sei.
Gewerbe und Handel.
Leipzig, 8. September. (W. T. B.) Die in der bevorstehen⸗ den Michaelismesse in den Räumen der Leipziger Börsenhalle stattfindende Garnbörse wird Montag, den 25. September, ihren Anfang nehmen.
Hamburg, 7. September. (H. C.) Die Depu ation für Han⸗ del und Schiffahrt hat Angesichts der nach mehrfachen Vorkomm⸗ nissen in Bremen und an anderen Orten nahe getretenen Gefahr der Einschleppung des amerikanischen Kartoffelkäfers nach Europa neuerdings eine verschärfte Kontrole für die von Amerika und aus dortigen Hafenplätzen anlangenden Schiffe angeordnet, um der Mög⸗ lichkeit einer Verbreitung des verheerenden Ungeziefers, wenigstens derjenigen durch Einschleppung über Hamburg, mit allen möglichen Mitteln vorzubeugen.
Aus dem Volffschen Telegraphen⸗Bureau.
Stuttgart, Sonnabend, 9. September. Der Konsistorial⸗ Präsident und vormalige Kultus⸗Minister v. Golther ist gestern im 53. Lebensjahre am Typhus gestorben.
London, Sonnabend, 9. September, Morgens. Die heu⸗ tigen Morgenblätter melden, Earl Derby werde kommenden Montag eine Deputation von Vertretern der Arbeiter empfangen, die ihm ihre Ansichten und Wünsche in der Orientfrage vortra⸗ gen wolle. Die „Times“ veröffentlicht eine Zuschrift Lord Strat⸗ fords de Redeliffe, die sich ebenfalls mit der Orientfrage beschäf⸗ tigt, und in welcher der vormalige Botschafter in Konstantinepe. ein einmüthiges Zusammengehen der sechs Garantiemächte und behufs Lösung der Orientfrage die Herstellung einer Reihe auto⸗ nomer Staaten auf dem Ländergebiete vom Schwarzen Meere bis zum Adriatischen Meere empfiehlt. Lord Stratford bedauert, daß England durch sein Mißtrauen verhindert worden sei, von vorn herein im Einverständniß mit den Nordmächten zu handeln.
Berlin, den 9. September 1876.
Pest, 7. September. In der heutigen Plenarversammlung des Statistischen Kongresses sprach Becker, Direktor des Statistischen Amts des Deutschen Reiches, über die verschiedenen Methoden der Mortalitätsstatistik; Bodio (Italien) über den nämlichen Gegenstand; Körösi (Pest) über Finanzstatistik der Großstädte; Janssens (Belgien) über Bevölkerungestatistik der Großstädte. Levasseur berichtete über die veranstaltete graphische Ausstellung, indem er alle in derselben vertretenen Länder eingehend würdigt. Die meisten graphischen Werke sind von Ungarn, Oesterreich und Rußland ausgestellt. Die Ausstellung der Stadt Pest, besonders über die Verheerungen der diesjährigen Ueberschwemmung, werden lobend hervorgehoben, ebenso wird die Karte über die Heil⸗ und Mineralquellen der Monarchie gerühmt. Der glänzend abgefaßte Bericht wurde lebhaft applaudirt.
Während der Sitzung lief folgende Depesche des Kaisers Franz Joseph ein: „Ich gestatte, daß Minister Tréfort beim Schlusse des statistischen Kongresses eröffue, daß es mich freue, daß der internationale statistische Kongreß in meiner ungarischen Haupt⸗ stadt stattgefunden hat und daß ich von seiner Thätigkeit bedeutende Resultate erwarte.“
Auf Veranlassung Sächsischen Provinzialauss
ist in der Provinz Sachsen eine historische Kommission gebildet worden, welche sich demnächst konstituiren und ihre Arbeiten beginnen wird. Dieselben werden sich, wie die „Mgd. Z.“ mittheilt, in erster Linie auf die Ausgrabungen, auf die Herausgabe von histo⸗ rischen Urkunden und auf die Bildung eines Provinzialmuseums er⸗ strecken, zu welchem Zwecke der Kommission eine namhafte Summe zur Verfügung gestellt ist. Zunächst soll das Urkundenbuch der Stadt Halberstadt und das des Kloster Berge zum Druck vorbereitet werden und sind damit der Gymnastaldirektor Schmidt und Dr. Holstein in Verden betraut worden.
Die „K. Z.“ schreibt über das Denkmal auf dem Drachen⸗ fels: Auf der Platte unter der Ruine Drachenfels wurde vor 60 Jahren eine Pyramide errichtet zur Erinnerung an die beim Rhein⸗ übergang 1814 gefallenen tapferen Streiter von Boltenstern, Major vom Garde⸗Jäger⸗Bataillon, und Joseph Genger, Bürger von Königs⸗ winter und Führer des siebengebirgigen Landsturms. Dieses Denk⸗ mal hielt einige Jahrzehnte Stand, vermochte aber der Verwitterung nicht auf die Dauer zu widerstehen. In den vierziger Jahren war es bereits so morsch und baufällig geworden, daß man es durch ein neues Monument zu ersetzen beschloß. Durch freiwillige Bei⸗ träge murden dazu die Mittel beschafft, und im Jahre 1857 trat eine nach Zwirners Plan ausgeführte gothische Spitzsäule an die Stelle der Pyramide. Jetzt ist das Denkmal abermals erneuert worden, und zwar auf besonderen Befehl des Kaisers und Königs. 2 und Maße des Zwirnerschen Baues sind genau bei⸗ chalten, nur die Inschriften haben auf der Südseite einen Zusatz er⸗ halten. Man lieft jetzt auf der Nordseite: „Zur Erinnerung an die patriotische Hingebung des rheinischen Volkes und an die Errichtung des freiwilligen Landsturmes vom Siebengebirge in den Jahren 1813, 1814, 1815,“ auf der Ostseite: „Neu errichtet (in dankbarem Rück⸗ blick auf die 42 Friedensjahre) unter der gesesneten Regierung Fried⸗
rich Wilhelms IV. durch freiwillige Beiträge im Jahre 1857,“ auf der Südseite: „Um die Erinnerung dauernd zu erhalten, aus festem Gestein erneut nach Wiederherstellung des Deutschen Reichs durch den ersten Kaiser Dentschlands, Wilhelm, König von Preußen, 1876,“ auf der Westseite: „Preis und Ehre dem Höchsten! Freiheit, Ruhm und Friede dem Vaterlande! Dank den gefallenen Streitern,“ und hoch oben in der Spitze: „Deutsch und treu für immer.“
Stuttgart, 6. September. In den oberen Räumen des Mu⸗ seums nahm heute Vormittag 9 Uhr die V. Generalversomm⸗ lung des deutschen Apothekervereins ihren Anfang. Gestern Abend war Begrüßung und Einschreibung der Theilnehmer und ge⸗ sellige Unterhaltung auf der Silberburg vorausgegangen. Die Ver⸗ handlungen an denen sich gegen 200 Mitalieder des Vereins bethei⸗ ligen, finden unter dem Vorsitz des Hrn. Wolfrum aus Augsburg im kleinen Festsaal des Museums statt. Nachdem der Vorsitzende die Versammlung eröffnet hatte, ertheilte er das Wort Hrn. Prof. Dr. O. Fraas. Dieser hieß die Versammlung im Namen der Stadt Stutt⸗ gart, im Namen des leider verhinderten Ober⸗Bürgermeisters in den Mauern der alten schwäbischen Hauptstadt Stuttgart willkommen. Der Vorsitzende dankte dem Redner, worauf zur Herstellung des Bu⸗ reaus und sodanu zur Tagesordnung übergegangen wurde. Der Vor⸗ sitzende erstattete den allgemeinen Jahresbericht des Vereins. Es ward dabei konstatirt, daß die Pharmacie auch im letzten Jahre wesentliche Fortschritte gemacht habe, dies verdanke man insbesondere dem unermüdlichen Bestrebtsein der Apotheker, den oft sehr strengen Vorschriften der deutschen Pharmakopöe vollständig. nachzukommen, dies habe wesentlichen Einfluß auf Güte und Reinheit
er Arzneimittel gehabt. Ein weiterer Fortschritt sei Schaffung einer Apothekerprüfungs⸗Ordnung; nur sei noch zu wünschen, daß bei solchen Feststellungen dem hvb eine erfolgreiche M twirkung ver⸗ stattet werde. Einige weitere Punkte der Tagesordnung (Berichte über den Gehülfen⸗Unterstützungs⸗ und Pensionsfond, Stipendienfond, Apotheker⸗Unterstützungsfond, Kassenverwaltung u. s. w.) bieten kein allgemeineres Interesse.
. 8 vb11.“ Theater.
Im Wallner⸗Theater wird am Montag „Der Veilchen⸗ fresser“ nach halbjähriger Pause neu einstudirt in Scene gehen. Die Vorstellung erhält noch ein besonderes Interesse dadurch, daß in der⸗ selben Frl. Sophie Stehle und Frl. Anna Schendler debuütiren werden. Die letztgenannte Dame, welche bereits in „Hohe Schule“ und „Mein Leopold“ aufgetreten ist, hat durch ihre Erscheinung und ihr frisches, natürliches Spiel sich die Sympathien des Publikums in kürzester Zeit gewonnen und verspricht, im Fache der jugendlichen naiven und der Lustspiel⸗Soubretten eine hervorragende Kraft zu werden.
— Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Tbeater finden Sonntag, Montag und Dienstag die letzten Aufführungen auf der Sommerbühne und zugleich der Posse: „Die Reise durch Berlin“ statt. Am Mittwoch wird alsdann die Winterbühne und zwar mit „die Fledermaus“ eröffnet, welche Operette auch nur noch 2 Mal und zwar zu dem Zwecke vorgeführt wird, um Hrn. VBollmann, welcher demnächst aus dem Künstlerverbande des Fried⸗ rich Wilhelmstädtischen Theaters tritt, Gelegenheit zu geben, sich in einer seiner bedeutendsten Rollen verabschieden zu können. —
— Das Residenz⸗Theater bringt seit seiner Wiedereröffnung allabendlich drei Novitäten, die geeignet scheinen, das Haus auf längere Zeit zu füllen. Zuerst: „Die Neuvermählten“, Schauspiel in 2 Akten von Björnstjerne Björnson (deutsch von Lange). Das interessante Werk schildert den Konflikt, der im Herzen einer jungen Frau zwischen der Liebe zu ihren Eltern und der zu ihrem Gatten entsteht. Der Dichter hat es meisterhaft verstanden, diesen Konflikt Charaktere durchkämpfen zu lassen, welche natürlich gezeichnet auch die geschilderte Leidenschaft glaublich machen. Der dramatische Auf⸗ bau des Stuͤckes ist geschickt. Die Sprache ist vornehm ohne Längen oder Steifheit, manch geistreicher Einfall, manche sinnige Redewendung erhöhen den Reiz des Dialog. — Die Darstellung ist eine in allen Theilen wohlgelungene, namentlich sind Frl. Ramm und Hr. Proski zu loben. — Der Schwank „Simson und Delila“ von mil Claar ist überaus komisch und findet den ungetheilten Beifall der Zuschauer, zumal Frau Claar⸗ Delia und Hr. Beckmann die Titelrollen anmuthig und ergötz⸗ lich geben und Frl. Math. Ramm sie bestens unterstützt. — „Die Philosophie des Unbewußten“ von Blumenthal will diese Philo⸗ sophie durch einen Gatten bei seiner Frau durchführer, läßt sie aber an der idealeren Auffassung der letzteren scheitern, ein bübscher Ge⸗ danke, welcher von Hrn. Keppler, Fr. Claar⸗Delia, Fr. Ernst und Hry. Beckmann gut ausgeführt wird, so daß auch dieser Novität der Beifall des Hauses zu Theil wurde.
In Berücksichtigung des Umstandes, daß viele Theaterbesucher durch ihren Beruf bis nach 7 Uhr Abends gefesselt sind, hat sich die Direktion des Refidenztheaters entschlossen, von j tzt ab ver⸗ suchsweise die Vorstellungen an Wochentagen um halb Acht Uhr Abends beginnen zu lassen. Diese Einrichtung tritt bereits Montag, den 11. September in Kraft; an Sonntagen jedoch bleibt die An⸗ fangsstunde wie bisher sieben Uhr.
— Im Stadttheater, welches durch einzelne Neuerungen in der äußeren Ausschmückung sehr gewonnen hat, trot am Freitag Hr. Georg Paradies, vom Stadttheater in Leipzig, in zwei Partien auf; zuerst in der Rolle des Jeremias Knabe („Im Vorzimmer Sr. Excellenz“), die an sich we nig beweist, da sie immer in gleicher Weise gegeben wird und zu individueller Auffassung keinen Raum giebt; nur war es dem Darsteller nicht gelunzen wirklich alt zu erscheinen, — und dann als Buchbinder Kleister im „Schwert ves Damokles“, wo er viel drastische Komik entwickelte. — Zwischen beiden kleinen Stücken wurde Jordans reizendes und geistvolles Lustspiel: „Durch's Ohr“ ge⸗ geben; alle vier Darsteller wurden ihren Aufgaben gevrecht und ließen den feinen, pikanten Dialog zu seinem vollen Recht kommen; namentlich Frl. Savary (Mathilde) und Hr. Fliegener (Gutsbesitzer), welche auch die Verse trefflich sprachen; aber auch Fr. Herrlinger (Clara) und Hr. Tiefel (Advokat) leisteten Gutes.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel).
Berlin:
Drud: W. Elöner.
z Nℳ 21
Erste Beilag
Berlin, Sonnabend, den 9. September
Die Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste. —
J. Das provisorische Gehäude. — Allgemeiner Ueberblick.
Noch vor dem ursprünglich festgesetzten Termin ist die dies⸗ jährige fünfzigste Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste bereits am 6. September, vorläufig für eine auf die Stunden von 12— 4 Uhr beschränkte Besuchs⸗ zeit, dem Publikum eröffnet worden. Vom 10. d. M. ab wird sie bis zum 5. November, an welchem der Schluß stattfindet, täglich von 10, an den Sonntagen von 11 Uhr an zugäng⸗ lich sein.
Da die bisher den von zwei zu zwei Jahren wiederkehrenden akademischen Kunstausstellungen eingeräumten Säle und Korridore des Akademiegebäudes, die sich ohnehin mit der Zeit als in mancher Hinsicht unzulänglich erwiesen hatten, seit der Reorga⸗ nisation und der durch sie herbeigeführten Erweiterung des Lehr⸗ instituts für die Zwecke des letzteren nicht mehr entbehrt werden konnten, so machte sich für die diesmalige Ausstellung die Errich⸗ tung eines provisorischen Gebäudes nothwendig, das seinen Platz auf der äußersten Spitze der sogenannten Museumsinsel gefunden hat und, durch die Mehlbrücke mit der Straße „Am Kupfer⸗ graben“ verbunden, dieser seinen Eingang zukehrt.
Durch die Lage und die Ausdehnung des gewählten Bau⸗ platzes, der nach Norden hin durch die in schräger Richtung von seiner südwestlichen, dem Kupfergraben parallelen Grenzlinie abgehende Spree umschlossen wird, war diesem Gebäude, das der Baumeister Orth nach den Ideen des Geheimen Regierungs⸗ Raths Hitzig in der kurzen Frist von etwa drei Monaten auf⸗ führte die Gestaltung seines Grundrisses im Wesentlichen un⸗ abänderlich vorgeschrieben. Durch volle Ausnutzung des vor⸗ handenen Raumes, den man überdies noch dadurch erweiterte, daß man die auf Pfählen ruhende Nordseite des Baues ein Stück über die Spree hinausrückte, ist dabei eine Reihe von Sälen und Galerien gewonnen worden, die sich für die Zwecke der Ausstellung als durchaus hinreichend erweisen.
Ein Vorbau, der seine schmucklose Giebelfront der Brücke und der Straße zuwendet und durch das über seine beiden Ein⸗ gangsthüren hingespannte weite Bogenfenster sem Licht erhält, umfaßt ein geräumiges Vestibül, zu dessen beiden Seiten die Garderoben und die Kasse angeordnet sind, während dem Eintreten⸗ den gegenüber sich zwei Thüren öffnen, die in zwei quadratische Säle (I—II1) von gleicher Gestalt und Größe führen. An jeden derselben schließen sich wieder, in gleicher Richtung nach Norden hin, je zwei Räume von halber Saalbreite an, von denen der erste (auf der linken Seite) dem Bureau der Ausstellung ange⸗ wiesen ist, während die drei nach rechts hin sich anschließenden (die Galerien 1— 3) die Reihe der Kompartimente eröff⸗ nen, in die der als ein einziger mächtiger Flügel an den vorgeschobenen schmalen Frontbau sich nach rechts hin anlehnende Haupttheil des Gebäudes zerlegt ist. Die von Kompartiment zu Kompartiment sich fortsetzende Dop⸗ pelreihe der Durchgänge folgt auf beiden Langseiten der Grenz⸗ linie des Gebäudes, so daß sich auf der für den Eintretenden linken Seite, deren schräg gerichtete Mauer jede folgende Galerie an Länge gewinnen läßt, die Thüren immer weiter nach Norden hin verschieben, während sie zur Rechten von Galerie 3 aus einen Durchblick durch die Galerien 4—16 und damit durch die ganze Länge des Gebäudes gewähren.
In angemessener Weise wird diese lange Flucht der Gale⸗ rien zweimal durch die Einfügung zweier größeren Säle unter⸗ brochen. Der erste derselben (Saal III) ist derartig quer durch die Galerien 10—12 gelegt, daß diese beiderseits in verkürzter Länge bestehen bleiben und damit auf der Nordseite drei weitere kleine Räume (17— 19) gewonnen werden, während der zum Schluß zu erwähnende Saal IV die zu einem quadratischen Raume vereinigte nördliche Hälfte der beiden Galerien 15 und 16 in Anspruch nimmt.
Von diesen sämmtlichen Kompartimenten sind nun die Säle I, II und IV, sowie die Galerien 3—16 für die Aus⸗ stellung der eingesandten Gemälde, die Galerie 1 für die der Kupferstiche und Zeichnungen, die Galerie 2 für die der Aqua⸗ rellen ꝛc. benutzt worden, von welchen letzteren ein kleiner Theil auch noch an der von Gemälden frei gelassenen Rückwand der Galerie 3 untergebracht wurde. Saal III, der nur wenige größere, meist dekorative Bilder enthält, ist im Verein mit der ustoßenden Galerie 18 den plaäͤstischen Arbeiten zugewiesen, von denen einzelne übrigens auch durch die anderen Säle und Ga⸗ lerien in passender Weise vertteilt worden sind. In den Räu⸗ men 17 und 19 endlich haben ein Restaurant und eine Konditorei Aufnahme gefunden.
Die Erzielung einer monumentalen Wirkung mußte der ausführende Architekt bei der Ungunst des Bauplatzes und mehr noch bei dem provisorischen Charakter des Gebäudes selbstverständlich außer Ansatz lassen, und so ist denn auch mit Recht auf eine reichere dekorative Ausstattung durchweg ver⸗ zichtet worden. Den zu befriedigenden Bedürfnissen jedoch ent⸗ spricht dieser Bau in seiner praktischen Anlage derartig, daß weder das Publikum noch die ausstellenden Künstler ihm ihre volle Anerkennung versagen werden. Er gestattet nicht nur in seinen sämmtlichen Theilen eine ungehinderte Bewegung der Besucher und eine bequeme Betrachtung der ausgestellten Kunst⸗ werke, sondern genügt auch durch die geschickte Anordnung der Galerien und Säle, sowie durch die Raumverhältnisse derselben zugleich jedem billigen ästhetischen Anspruch, den man an ihn zu stellen berechtigt ist. Vor allem aber muß die durchweg faft völlig gleich gute Beleuchtung der Gemälde hervor⸗ gehoben werden. In den Sälen wird dieselbe durch aufgesetzte vierseitige Laternen, in den langgestreckten, mit Pultdächern versehenen Galerien durch ein schräg einfallen⸗ des Oberlicht erzielt, das den ausschließlich auf den gegenüber⸗ liegenden Wandflächen aufgehängten Gemälden in jeder Hinsicht zum Vortheil gereicht und keines derselben vor den übrigen nach dieser Seite hin begünstigt erscheinen läßt. Ein Uebelstand früherer Ausstellungen, der häufige Wechsel der Plätze zwischen
den einzelnen Bildern, wird hiermit in dankenswerther Weise beseitigt.
Der in Druck und Papier trefflich ausgestattete Katalog der Ausstellung umfaßt im Ganzen 1079 Nummera, von denen 826 auf Oelgemälde, 106 auf die diesmal von ihnen gesondert aufgeführten Aquarellen und Zeichnungen, 29 auf Kupferstiche,
—.——ynü— —
2—
—.—
Lithographien und Holzschnitte nebst Zeichnungen zu solchen, sowie endlich 118, von denen die eine doppelt zählt, auf pla⸗ stische Bildwerke entfallen.
Innerhalb der ersten Abtheilung ist die religiöse Ma⸗ lerei durch 9 Bilder von 8 Künstlern vertreten, das historische Genre durch 22 Bilder von 18 Künstlern, worunter 5 Bilder von 5 Künstlern als eigentliche Historienbilder zu bezeichnen sein würden. Hieran reihen sich 8 Bilder von 5 Künstlern, die dem sogenannten kulturhistorischen, 7 Bilder von 6 Künst⸗ lern, die dem militärischen Genre angehören. Das ideale Genre, das seine Stoffe dem Bereich der Mythologie, der Sage und der Allegorie entlehnt oder aber in Form und Auffassung verwandte, der freien Phantasie entsprungene Vorwürfe behandelt, wird durch im Ganzen 25 Bilder von 21 Künstlern repräsentirt. An diese schließen sich passend 8 Bilder von 6 Künstlern, die Motive des antiken Lebens verwerthen, 4 Bilder von 4 Künstlern, die ihre Stoffe der Dichtung und 3 Bilder von 2 Künstlern, die sie dem deutschen Märchen entnahmen. Das Genre im engeren Sinne nebst der so⸗ genannten Salonmalerei weist 196 Bilder von 145 Künstlern auf, das landschaftliche Genre 23 Bilder von 18 Künst⸗ lern, die eigentliche Landschaft 296 Bilder von 184 Künstlern, unter denen sich 36 Marine⸗ und Strandbilder von 23 Künstlern und 3 Landschaften mit religiöser oder mythologischer Staffage von 3 Künstlern besinden. Studienfiguren und Studienköpfe sind 38 von 27 Künstlern, Porträts 1090 von 64 Künstlern vorhanden. Die Architektur⸗ malerei endlich ist durch 19 Bilder von 12 Künstlern, das Thierstück durch 36 Bilder von 22 Künstlern, das Stillleben nebst der Blumenmalerei durch 32 Bilder von 19 Künstlern vertreten.
In ähnlicher Weise stellt sich das Verhältniß bei den Aqua⸗ rellen und Zeichnungen, von denen 3 Nummern von 3 Künstlern auf allegorische Motive, 9 Nummern von 5 Künstlern auf Portraits und Studienköpfe, 26 Nummern von 12 Künst⸗ lern auf das figürliche Genre, 4 Nummern von 2 Künstlern auf Thierstücke, 2 von 1 Künstler auf Architekturen, 13 von 8 Künstlerinnen auf die Blumenmalerei, 44 aber von 21 Künstlern auf die Landschaft entfallen. In derselben Abtheilung des Katalogs sind endlich 1 Pastellbild und 4 Mi⸗ niaturportraits auf Emaillegrund, die letzteren von 2 Künstlern herrührend, verzeichnet.
Unter den 119 plastischen Werken zählen wir 5 re⸗ ligiöse Darstellungen von 4 Künstlern, 8 zu größeren Monu⸗ menten gehörige Einzelfiguren von 5 Künstlern, 59 Gruppen, Figuren und Reliefs, deren Motive dem idealen wie dem niederen Genre angehören, von 39 Künstlern, 8 Studienköpfe von 6 Künstlern, 37 Portraits in Büsten⸗, Statuetten⸗ und Relief⸗ gestalt von 24 Künstlern und endlich 2 Thierdarstellungen von 2 Künstlern. .
In Bezug auf quantitative Betheiligung steht Berlin in sämmtlichen Abtheilungen der Ausftellung in erster Linie, und zwar in derjenigen der Oelgemälde mit 353 Bildern von 187 Künstlern. Dann folgen Düsseldorf mit 162 Bildern von 104, München mit 75 Bildern von 50, Weimar mit 65 Bil⸗ dern von 43, Rom mit 18 Bildern von 12 Künstlern (wovon 16 von 10 dort lebenden Deutschen), Karlsruhe mit 16 Bil⸗ dern von 11, Königsberg mit 15 Bildern von 8, Wien mit 12 Bildern von 7, Dresden mit 11 Bildern von 9, Han⸗ nover mit 10 Bildern von 5, Hamburg mit 9 Bildern von 3, Brüssel mit 7 Bildern von 6 Künstlern. Ferner sind je 3 Bilder von 3 Künstlern aus Frankfurt a. M. und Venedig, je 3 Bilder von 2 Künstlern aus Breslau, Altona, Braun⸗ schweig, Nürnberg und London, je 3 Bilder von 1 Künstler aus Hanau, Danzig, Schwerin und Klein⸗Zschaschwitz bei Laubegast, je 2 Bilder von 2 Künstlern aus Stuttgart, Pest und Paris, je 2 Bilder von 1 Künstler aus Harlem, dem Haag, Interlaken, Lyon, Dessau, Fürstenwalde, Tiefhartmannsdorf in Schlesien und Ottersberg in Hannover, je 1 Bild von 1 Künstler, endlich aus Potsdam, Leipzig, Liegnitz, Deetzbüll in Schleswig⸗Holstein, Hin⸗ nenberg in Westfalen, Aachen, Niederwalluf am Rhein, Rothenburg a. d. Tauber, Cronberg im Taunus, Wie⸗ persdorf bei Jüterbog, Meran, Prag, Rotterdam, Konstantinopel, Florenz, Mailand und Neapel, die beiden letzteren von italienischen Künstlern, eingesandt worden; — somit überhaupt 826 Bilder von 496 Künstlern.
Zu den Aquarellen und Zeichnungen sind 81 Num⸗ mern von 37 Künstlern aus Berlin, 10 von 6 Künstlern gus Düsseldorf, 5 von 2 Künstlern aus London, je 2 von 1 Künstler uus Weimar, Rom und Mailand, je 1 von 1 Künstler aus München, Erfurt, Bielefeld und Venedig beigesteuert worden. Es sind somit überhaupt 106 Nummern von 52 Künstlern vorhanden. — Von den 29, sich auf 18 Künstler vertheilenden Nummern, durch welche die verviel⸗ fältigenden Techniken des Kupferstichs, der Radirung, der Lithographie und des Holzschnitts vertreten sind, entfallen 17 von 11 Künstlern auf Berlin, 3 von 2 Künstlern auf Düsseldorf, je 3 von 1 Künstler auf München und Leipzig, sowie je 1 von 1 Künstler auf Dresden, Königs⸗ berg und Nauen.
Die 119 plastischen Werke endlich vertheilen sich derartig auf 65 Künstler, daß 74 Werke von 41 Künstlern auf Berlin, 27 Werke von 13 (deutschen) Künstlern auf Rom, 8 Werke von 3 Künstlern auf Dresden, 2 Werke von 2 (italienischen) Künstlern auf Mailand, je 2 Werke von 1 Künstler auf München und Wien und je 1 Werk von 1 Künstler auf Weimar, Karlsruhe, Leipzig und Hannover fallen.
Vergleicht man diese Statistik der Ausstellung mit derjeni⸗ gen früherer Jahre, so zeigt sich in Bezug auf das numerische Verhältniß der einzelnen Gattungen der Kunst zu einander kaum eine merkliche Veränderung. Namentlich behauptet innerhalb der Malerei die Landschaft mit ihren insgesammt 340 Nummern wiederum ein entschiedenes Uebergewicht. Wie gewöhnlich folgt ihr dann in zweiter Reihe das Genre, in dri ter das Portrait, während die religiöse Malerei und das ** gentliche Historienbild sich mit nur wenigen Nummern begnögen. Minder zahlreich als auf den letzten Ausstellungen ist as moderne Schlachtenbild vertreten, und ein Gleiches git, von den nur in auffallend ge⸗ ringer Zahl vorhandenen. Erzeugnissen der reproduzirenden Künste. 8 8 1 v“
um Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
V
gg 8 *
Staats⸗Anzeiger.
1876.
Die Reihenfolge der hervorragenoisten Kunststädte Berlin, Düsseldorf, München und Weimar ist unn erändert dieselbe; doch nur Weinear hat ungefähr dieselbe Zahl von Gemälden gebracht, durch die es auf der vorigen Ausstellung vertreten war, wäh⸗ rend München und mehr noch Düsseldorf in Der Anzahl der ausgestellten Kunstwerke eine entschiedene Verminder ung erkennen und damit das mumerische Uebergewicht Berlins nur mnoch fühl⸗ barer hervortreten lassen. Man wird kaum irren, wenn man den hauptsächlichsten Grund dieses Rückganges der auswärtigen Betheiligung, an dem namentlich auch Wien mit nur 12 Bildern gegen 45 der vorigen Ausstellung partizipirt, in dem Umstande sindet, daß zwei gleichzeitige Ausstelungen, die zu München und die zu Philadelphia, das Interesse mehrfach gespalten und eine Zertheilung der Kräfte hervorgerufen haben. Auf dem Ge⸗ biet der Plastik wird dies dadurch am deutlichsten, daß von den sonst durch ihre technisch geschickten Genrearbeiten sehr ansehnlich vertretenen Mailänder Bildhauern diesmal nur 2, mit zusammen 2 Statuen, erschienen sind. Wenn trotzdem die Gesammtzahl der plastischen Werke diejenigen der vorigen Ausstellung (119 gegen 106) noch übertrifft, so ist dies ebenso der lebhaften Be⸗ theiligung der Berliner wie der in Rom lebenden deutschen Künstler zu danken, von denen eine Reihe zum Theil vortreff⸗ licher Leistungen vorhanden ist.
Von Künstlern, die auf der letzten Ausstellung bemerkens⸗ werth hervortraten, vermissen wir auf der diesmaligen u. a. die Maler Lenbach, v. Angeli, Schönn, Fr. u. R. Alt, Adam, Max, Füßli, v. Gebhardt, Faber du Faur und den Bildhauer GSd. Müller in Rom. Dagegen begrüßen wir in Böcklin, Brandt, Cornicelius, Knaus, Kurz⸗ bauer, Menzel, Ed. de Bièfve, A. de Vriendt, Wau⸗ ters, Pagliano u. A. eine Reihe trefflicher Künstler, die theils auf der vorigen Ausstellung, theils schon seit längerer Zeit in Berlin fehlten, theils hier überhaupt noch nicht erschienen waren, und neben ihnen mehrere jüngere Talente, die durch ge⸗ dncher Leistungen Anspruch auf eingehende Beachtung erheben ürfen.
Dem Verzeichniß der ausgestellten Werke ist in gewohnter Weise der Bericht über die Geschichte der Akademie während der letzten beiden Jahre vorausgeschickt. Das hervorragendste Ereig⸗ niß derselben ist die nunmehr vollzogene Reorganisation der Akademie, die eine Trennung des repräsentativen Körpers der⸗ selben und des akademischen Lehrinstituts mit sich brachte. Zum Präsidenten des ersteren wurde als erster Inhaber dieser neu kreirten Stelle der Geheime Regierungs⸗Rath Hitzig, zum Di⸗ rektor des letzteren der Prof. A. v. Werner ernannt, unter dessen Leitung seither das Lehrpersonal durch die Herren Michael, Gussow, Knille, Thumann, Hertel, Hanke, Herwarth, Fr. Meyerheim, Marschalk, Luthmer und Schaper vermehrt worden, die Schülerzahl aber gleichzeitig von 76 im Sommer 1875 auf 138 im Sommer 1876 gewachsen ist.
Aus der Zahl ihrer Angehörigen verlor die Akademie durch den Tod die hiesiigen Mitglieder Professor Hosemann, Litho⸗ graph Jentzen, Professor Gruppe und Geh. Ober⸗Hofbaurath Hesse; — ferner von auswärtigen ordentlichen und Ehrenmit⸗ gliedern den Geschichtsmaler Theodor Hildebrandt in Düssel⸗ dorf, den Geschichtsmaler Freiherrn von Ramberg in München, den Medailleur Voigt in München, den Kunsthistoriker Schnaase, den Genremaler Adam Klein in München, den Kupferstecher Steifensand in Düsseldorf und den Geschichts⸗ maler J. v. Führich in Wien, — sowie endlich den Lehrer der Vorbereitungsklasse Professor Holbein.
Zu neuen Mitgliedern wurden in der Sektion für bildende Künste Professor Gude in Karlsruhe und Baurath Haase in Hannover, in der musikalischen Sektion Professor Beller⸗ mann, Professor Blumner, Königlicher Kapellmeister Eckert, Professor Haupt und Königlicher Kapellmeister Radecke erwählt.
Für ausgezeichnete Werke der Ausstellung des Jahres 1874 wurden von Sr. Majestät dem Kaiser und König auf Antrag der Akademie 14 Medaillen bewilligt, und zwar die große goldene Medaille den Malern Franz Adam, Alma⸗Tadema und Edmund de Scham⸗ pheleer, die kleine goldene Medaille den Malern Franz Defregger, G. v. Bochmann, Gabriel Max, Adolf Echtler, Alois Schönn, Gustav Graef, C. Gussow, A. v. Werner und O. Gebler, sowie dem Bildhauer Ugo Zannoni und dem Kupferstecher Stang. — Der große Skaats⸗ preis wurde 1875 dem Architekten Stiller, der Michael⸗Beersche Preis erster Stiftung 1875 dem Bildhauer M. Landsberg, der Michael⸗Beersche Preis zweiter Stiftung 1875 dem Maler
Louis, 1876 dem Bildhauer Eberlein, der Philipp v. Rohrsche Preis dem Bildhauer Paul Otto zuerkannt.
——
Nr. 36 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: All⸗ gemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. — Finanzwesen: Nachweisung der bis Ende August 1876 stattgehabten Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen. Goldankäufe Seitens der Reichskank. — Marine und Schiffahrt: Verzeichniß der Schiffs⸗Vermessvags⸗ und Revisionsbehörden. Ertheilung eines Flaggenattestes. — Konsulat⸗ wesen: Ernennungen.
— Nr. 69 des Amtsblatts der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügun⸗ gen: Vom 31. August 1876. Versandt von Weintrarchen und Wild mit der Post. — Vom 1. September 1876. Aus fall der Post⸗ Dampfschiffahrt von Hamburg nach Westindien am 13. September.
— Nr. 16 des Archivs für Post und Telegraphie, Bei⸗ heft zum „Amts⸗Blatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Die Ergebnisse der Reichs⸗Postverwaltung wähnend der Jahre 1873 bis 1875. (Erster Artikel.) — Die Telegraphenkabel der deutschen Nordseeküfte. — Eisenbahnen in Centralasien. — Briefe aus der libyschen Wüfte. — Kleine Mittheilungen: Doktor⸗Jubiläum von Wilhelm Eduard Weber. — B. Meyers Quadruplex⸗Apparat. — Eine neue Entdeckung auf dem Gebiete der Elektricität. — Ameri.. kanische Jubel⸗Brief'umschläge. — Uriasbrief des 16. Jahrhund erts. — Literatur des Woerkehrswesens. — Zeitschriften⸗Ueberschan.
— Die Nr. 30 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blattes“enthält Allgemeine Ve rfügung vom 28. August 1876, betreffen.“ das Grund buchwesen iv. der Provinz Schleswig⸗Holstein. — 8