8 - :7 1 . die evangelischen Gemeinden verwenden, und zwar an 2558 Gemeinden.
Der Central⸗Verein für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt hält Mutwech, 20 September, Abends 7 Uhr im Courszimmer des Börsengebäudes (Neue Friedrichsstraße Nr. 51, 1 Treppe) eine Ausschußsitzung. Auf der Tagesordnung stehen Referate über: Nadelwehre (Regierungs Rath Wernekinck); ein Projekt zur Ersetzung des Pferdezuss durch Drahtseiltransmissionen (Hr. Lüders⸗Görlitz); ein ueues Prinzip der Herren Gebrüder Benja⸗ min, Frankfurt a. M., zur Fortbewegung von Schiffen.
Triest, 15. September. Der Lloyddampfer „Diana“ ist um 1 ¼ Uhr Nachts mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Sonthampton, 13 September. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Main“, welches am 2. September von New⸗York abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Poft und Ladung die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der „Main“ überbringt 254 Passagiere und volle Ladung.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
London, Freitag, 15. September, Morgens. Durch ein hier eingegangenes Telegramm des diesseitigen Botschafters in Konstantinopel, Elliot, wird bestätigt, daß die nach Bulgarien gesandten außerordentlichen Kommissare der Pforte ihren Bericht über die Ausschreitungen türkischer Truppen in Bulgarien er⸗ stattet haben und daß in Folge dessen die Hauptführer der Baschibozuks sofort verhaftet worden sfind und unverzüglich zur Aburtheilung vor die Gerichte gestellt werden sollen. Der Gou⸗ verneur von Adrianopel ist seines Postens entsetzt worden, weil der⸗ selbe die allgemeine Bewaffnung der Muselmänner angeordnet hatte und diese Anordnung auch noch aufrecht erhalten hatte, als dieselbe bereits nicht mehr nothwendig geworden war. — Der englische General Kemball hat dem englischen Botschafter in Konstanti⸗ nopel angezeigt, daß die irregulären türkischen Truppen zahl⸗ reiche Plünderungen und Verwüstungen in Serbien begangen
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haben, und daß er gegen dieselben energisch protestirt habe.
Indeß sei ihm kein Fall einer Gewaltthätigkeit gegen Frauen oder einer Verstümmelung von Verwundeten zur Kenntniß ge⸗
kommen. Der englische Botschafter hat diesen Protest bei der Pforte energisch unterstützt und sind in Folge dessen von der türkischen Regierung strenge Instruktionen an den Komman⸗ danten der türkischen Truppen in Serbien erlassen worden.
Konstantinopel, Freitag, 15. September. Nach einem
von dem Dr. Zoeros, Direktor des Sanitätsdienstes bei der Armee von Podgorizza, dem Kommandirenden dieser Armee er⸗ statteten Bericht, befindet sich unter den in den letzten Gefechten Verwundeten, welche in das Centralhospital und in die Ambu- lanzen übergeführt waren, eine Anzahl Soldaten, welche von den Montenegrinern durch Abschneiden der Nasen, Ohren und Lippen in furchtbarer Weise verstümmelt sind.
Berlin, den 15. September 1876.
Brüssel, 14. September. (W. T. B.) Die internatio⸗ nale geographische Konferenz hat heute ihre Arbeiten been⸗ det, nachdem in allen Punkten ein vollständiges Einverständniß erzielt worden war. Am Schlusse der Sitzung richtete der französische Ad⸗ miral de la Roncière le Noury eine Ansprache an den König und dankte demselben, daß er zur Erreichung von humanitären und civili⸗ Ä1 “ deng⸗ Seh habe. Der König erwiderte mit Dankesworten dafür, da ie Mitglieder der Kon Einladung Folge gegeben hätten. 8 öW“
Ueber das Ergebniß der internationalen geographischen Kon⸗ ferenz verlautet, daß ein förmliches Programm für die Erforschung Afrikas entworfen und daß die Nothwendigkeit der Errichtung einer Station, von wo aus die Reisenden mit den zu ihrem Unterhalte nothwendigen Mitteln versehen werden, anerkannt worden ist. Außer einem internationalen Comité sollen noch besondere Comités der ein⸗ zelnen Staaten errichtet werden. Zu Mitgliedern des internationalen Exekutivcomites wurden Sir Bartle Frére, Dr. Nachtigal und Quatrefages ernannt. Die Präsidentschaft führt während des ersten Jahres der König von Belgien, später soll der Vorsitz an die Ver⸗ treter der übrigen bei der Konferenz betheiligten Staaten übergehen.
Die 30. Hauptversammlung des Gesammtverbandes des Gustav Adolf⸗Vereins ist am 13. September in Erfurt zusammengetreten. Nach vorausgegangener feierlicher Begrüßung wurde die erste öffentliche berathende Versammlung nach dem Gesange des Chorals „Macht weit die Pforten in der Welt!“ um 11 Uhr durch den Versitzenden Prof. Fricke (Leipzig) mit einem kurzen Rück⸗ blick auf die dreißigjährige Geschichte des Gustav⸗Adolf⸗Vereins er⸗ öffnet. Der Vearein konnte bis jetzt nicht weniger als 12,735,554 ℳ für
8 Die Prasenzliste wies ca. 150 Deputirte nach aus allen deutschen Ländern, ferner aus Oesterreich, Italien, der Schweiz. Madrid ꝛc. ꝛc. Grüße waren eingegangen vom französisch⸗deutschen Comité in Paris, aus Algier ꝛc. ꝛc. Ober⸗Konsistorial Raͤth Nosl überbrachte die Grüße und Segenswünsche des evangelichen Ober⸗Kirchenraths; daran reihten sich die Grüße des Konsistorial⸗Raths Schott im Namen des Konsistoriums der Provinz Sachsen, des Konsistorial⸗Raths Bieck Na⸗ mens der Königlichen Regierung ꝛc.
Nach dem Berichte des Rendanten über die Thätigkeit des Gesammtvereins im verflossenen Jahre betrugtn die Einnahmen der Centralkasse 371,608 ℳ 5 ₰, die Ausgaben 357,801 ℳ 26 ₰, so daß ein Saldo von 13,806 ℳ 79 ₰ verblieb. Unterstützt wurden im letzten Jahre 1165 Gemeinden mit 697,527 ℳ 71 ₰, so daß seit dem Bestehen des Vereins 2558 Gemeinden mit 12,735,554 ℳ 51 ₰ unterstützt worden sind. Dem Centralvorstande sind 11, den Zweigvereinen 35 Legate zugefallen. Die 43 Haupt⸗ vereine setzen sich zusammen aus 1033 Zweigvereiven, 366 Frauen⸗ vereinen, 7 studentischen Vereinen. Aufgelöft haben sich nur 2 Männer⸗ und 2 Frauenvereine, neu hinzugekommen sind dagegen 17 Zweigvereine, 1 studentischer Verein und 14 Frauenvereine.
Die zweite öffenttiche Versammlung begann am 14. Sep⸗ tember früh um 8 Uhr. Die Berathung begann mit der diesmaligen Vertheilung des „Liebeswerkes“, welches für die be⸗ dürftissten Gemeinden gesammelt wird und zwar sind vorläufig ge⸗ sammelt für die siegende Gemeinde 16,783 ℳ, für die unterliegenden Gemeinden 3350 ℳ Hierauf wurden die Ansprachen der theilweise aus weiter Ferne herbeigekommenen Abgeordneten fortgesetzt und in ihnen nicht nur die Grüße der fernen Glaubensbrüder, sondern auch die häuslichen Ver⸗ hältnisse und Bittgesuche der einzelnen Gemeinden zum Ausdruck gebracht. Alsdann wurden die Ergänzungswahlen zum Centralvorstand vorge⸗ nommen. Endlich beschloß die Versammlung auf die dringende Ein⸗ ladung der Stadt Frankfurt a. M., dieselbe zum Festort für das nächste Jahr zu wählen. Damit war die Tagesordnung erledigt. Mit dem Gesange des Chorals „Nun danket alle Gott“ schloß die 30. Hauptversammlung des evangelischen Gustav⸗Adolf⸗Vereins. Ihr schloß sich Nachmittags ein gemeinschaftlicher Besuch der Gartenbau⸗ bö und am Freitag ein Ausflug nach Eisenach und der Wart⸗ urg an.
Der ornithologische Kongreß beschäftigte sich in der a Freitag im Restaurant Zennig unter Veris büf E. F. ½ Ho⸗ meyer abgehalteren Sitzung vorwiegend mit geschäftlichen Angelegen⸗ heiten. Mit dem Präsidium wurde für die nächsten vier Jahre E. v. Homtyer betraut, dem Dr. Golz als Vize⸗Präsident, Dr. Cabanis als General⸗Sekretär und die Herren DDr. Brehm und R. Blasius als Beigeordnete zur Seite stehen werden. Es erfolgte Bericht über die Kassenlage und desgl. der beiden älteren Vereinigungen, durch deren Verschmelzung zu Beginn dieses Jahres die allgemeine deutsche ornit hologische Gesellschaft begründet wurde. Den übrigen Theil der Tagesordnung bildeten wissenschaftliche Vorträge. Auch die morgen stattfindende Sitzung im zoologischen Museum wird ausschließlich wiffenschaftlichen Vorträgen gewidmet sein. —Stuttgart, 7. September. Die, wie schon gemeldet, sei gestern hier tagende Generalversammlung des deu sschen Np vüc. 88 Vereins hat eine Resolution gefaßt, der zufolge das Direktorium beauftragt wird, in Berlin an höchster Stelle vorstellig werden zu wollen, daß eine sogenannte ständige Pharmacopöe⸗Kommission ins Leben gerufen werden möͤchte, die in der langen Zeit, welche zwischen der Emendation der verschiedenen Pharmacopöe⸗Ausgaben zu liezen pflegt, diejenigen Gegenstände, welche die neuere Medizin in regel⸗ mäßigen Gebrauch zieht, vorzüglich wenn dieselben zur Klasse der Separanden gehören, zur Feststellung der Kennzeichen ihrer Güte genau zu studiren und das Ergebniß ihrer Forschung durch die amtlichen Organe zu veröffentlichen hätte, und daß in gleicher Weise durch diese Kommission eine mit den Fortschritten der Wissenschaft nicht weniger als mit den Verände⸗ rungen des Arzeneimittel⸗Marktes Hand in Hand gehende unausgesetzte Revision der Pharmacopoea Germanica stattfände, deren wichtigere Ergebnisse dann ebenfalls durch sofortige amtliche Publikation zur gesetzlichen Geltung gebracht würden. Bezüglich des Gesetzentwurfs über die Errichtung und Verlegung von Apotheken wurde nach eingehender Diskussion der Antrag angenommen, das Direktorium und den Ausschuß zu beauftragen, im Sinne der verkäuflichen Kon⸗ zession zu wirken. Damit jedoch der Beschluß nicht mißdeutet werde ward ausgesprochen, daß derselbe nicht im Sinne der unbeschräukten Niederlassungsfreiheit, gegen welche die Versammlung sich ausspricht sondern der durch die Bedürfnißfrage beschränkten Apothekenzahl in Ver⸗ bindung mit dem Konzesstons Prinzip zu verstehen sei. Es ward diese Voraussetzung beinahe einstimmig ausgesprochen. Weiter wur⸗ den folgende Resolutionen gefaßt: „Die Generalversammlung wolle das Direktorium ermächtigen, mit den jährlich stattfindenden General⸗ versammlungen pharmaceutische Fachausstellungen zu ver⸗ binden und die erforderlichen Mittel hierzu zu bewilligen. Die Ver⸗
zu unterstützen.“ „Die Gencralversammlung wolle beschließen, das Direktorium des deutschen Apothekervereins sei zu beauftragen, an den Ausschuß des deutschen Aerzte⸗Tages sowohl, als an jenen des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege die Einladung ergehen zu lassen, gemeinschaftliche Schritte gegen den immer⸗ mehr überhand nehmenden Geheimmittel⸗Schwindel anzu⸗ bahnen.“ Zu diesem Antrag wurde außerdem ein Amendement an⸗ genommen, das darauf hinausgeht, entweder einseitig vom Apotheker⸗ verein aus, oder in Verbindung mit den obigen Vereinen, aber sobald als möglich, eine Angabe an das Reichskanzler⸗Amt zu richten, damit von diesem aus dem Geheimmittelschwindel gesteuert werde. Ein An⸗ trag des Bezirks der Provinz Sachsen: an maßgebender Stelle (Bun⸗ desrath, Reichskanzler⸗Amt, Reichstag) dahin vorstellig zu werden: daß durch Schaffung rein pharmaceutischer Professuren und phar⸗ maceutischer Institute an den deutschen Universitäten dem offenbaren Rückgang in der pharmaceutischen Ausbildung der Apotheker entgegen gewirkt werde, wurde als einfache Resolution, die dem Bundesrath und den einzelnen Regierungen mitzutheilen wäre, angenommen nächster Versammlungsort wurde Leipzig gewählt.
Die allgemeine deutsche Gartenbau⸗Ausstellung in Erfurt, welche bei dem schönen Wetter jetzt eines sehr großen Besuchs sich er⸗ wird, wie die „Thür. Korr.“ hört, um einige Tage verlängert werden.
Das in Erfurt ausgestellte mosaikartig von getrockneten Blumen ge⸗ arbeitete „Kaiserbouqnet“ des Königlichen Hoflieferanten J. C. Schmidt ist nach der Beschreibung der „Thüringer Zeitung“ ein Riesen⸗ bonquet von überraschenden Dimenstonen. Der Durchmesser desselben be⸗ trägt 3 Meter, die Quadratfläche über 7 Meter und der Umfang 9 Meter. Das Centrum des Bouquets im Durchmesser von ca. 80 Ctm. stellt den aus himmelblauen Blumen künstlerisch gefertigten Namenszug des Kaisers dar, umgeben von einem prächtigen Lorbeerkranz, welch letz⸗ terer wiederum von Atlasbändern durchwunden ist, auf welchem in Gold⸗ druck die Schlachtentage des letzten großen Krieges verzeichnet stehen. Oberhalb des Namenszuges befindet sich die Krone und unterhalb hängt das Kreuz des Schwarzen Adler⸗Ordens. Um den Kranz zie⸗ hen sich kreisförmig in buntester Reihe die Wappenschilder sämmt⸗ licher Staaten des Deutschen Reiches, diese letzteren sind getreue Ko⸗ pien und in einer Farbenpracht gehalten, wie solche wohl noch auf keiner Ausstellung geglänzt haben; die Wappen sind von zierlichen kleinen immortellenartigen Blumen mit größtem Geschick zusammen⸗ gestellt. Der Untergrund des ganzen Bouquets ist aus der pracht⸗ vollen seitenen silberglänzenden Blume „Helichrysum restitum“ vom Kap der guten Hoffnung gearbeitet. Das Ganze ist, in Art der Gratulationsbeuquets, mit einer kostbaren Atlas⸗Manschette vom schwersten Stoff umhüllt; dieselbe ist in den Reichsfarben gehalten und ebenfalls ein Meisterstück von Arbeit. u“
In der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversamm⸗ lung wurde die Mittheilung gemacht, daß der Magistrat in Folge des Beschlusses der Versammlung den Minister des Innern gebeten habe, die Polizeiverordnung vom 18. Juli, betreffend die Einführung der Hausbücher, bis auf Weiteres zu suspendiren. Er behalte sich vor, eine Vorlage einzubringen, um die Angele⸗ genheit in gemischter Deputation zu berathen. Der Stadt⸗ verordnete Dr. Strvck berichtete über die Berathungen des Ausschusses für die Vorlage, betreffend den Bau eines neuen Arbeitshauses. Der Antrag des Auschusses geht im Allgemeinen dahin: Das Arbeits⸗ haus für 401 Häuslinge, 200 Obdachlose und 270 Hospitaliten auf dem vom Magistrat vorgeschlageren Terrain bei Rummelsburg zu er⸗ bauen, aber nicht nach dem Pavillonsystem, sondern als einen großen, vieretagigen, ein offenes Viereck bildenden Gebäudekomplex, und dar⸗ nach das vorliegende Bauprejekt so schleunig umändern zu lassen, daß noch in diesem Herbste mit den Erdarbeiten begonnen werden kann. Dieser Antrag wurde angenommen. Ein Antrag des Magistrats, den bevo stehenden Geburtstag Ihrer Majiestät der Kaiserin⸗ Königin in sämmtlichen städtischen Wohlthätigkeits⸗Anstalten durch festliche Speisung der Hospitaliten resp. durch Gewährung von Geldspenden zu feiern, gelangte ohne Debatte zur An⸗ nahme Die Stadtverordneten Lissauer und Genofsen beantragten:
„Die sleichzeitigen Pflasterungs⸗Arbeiten zur Her⸗
stellung der Kanalisation und der Pferdebahn, — zu denen oft noch diejenigen der Gas⸗, Wasser⸗ und Telegraphenleitungen hinzukommen, wirken auf den Straßenverkehr ganz außerordentlich störend. Sie verursachen aber auch dadurch, daß sie nicht nach einem einheitlichen System ausgeführt werden, sehr bedeutende Mehrkosten, indem viele dieser Pflasterungen doppelt ausgeführt werden müssen. Eine schleu⸗ nige Abhülfe erscheint dringend nothwendig. — Die Versammlung wolle daher beschließen: den Magistrat um baldigsten Erlaß solcher Anordnungen zu ersuchen, die diesen Uebelständen abhelfen.“ Füeee Dazu hatten die Stadtverordneten Misch, Seibert und Eger den Abänderungsantras eingebracht, dem Magistrat zur Erwägung zu geben, ob es nicht möglich sei, mit den betreffenden Behörden und Verwaltungen ein Abkommen dahin zu treffen, daß dieselben von jeder beabsichtigten Aufnahme des Pflasters der städtischen Bau⸗ deputatien Anzeige machen und der letzteren die Wiederherstellung befselben igetataen.
Der Stadtverordnete Lissauer zog seinen Antrag zu Gunsten des Misch'schen zurück. Der letztere wurde nngen mnen. Die Stadtverordneten Jacobs und Genossen haben den dring⸗ lichen Antrag eingebracht: „Aeußerem Vernehmen nach ist von der neuen Stadtanleihe von 30 Millionen Mark, welche nach Be⸗ schluß vom 17. Juli cr. aufgenommen werden soll, bereits ein Posten von 15 Millionen Mark begeben, ohne daß die Finanzdeputation ihre Genehmigung dazu ertheilt hätte. Der Mapistrat wird um Aus⸗ kunft darüber gebeten.“ Die Versammlung nahm diesen Antrag an.
In Marienau (Kreis Ohlau) fand am 3. d. M. die feier⸗ liche Enthüllung eines Siegesdenkmals statt, dessen Errichtung 8 freiwillige Beiträge der hiesigen Gemeindemitglieder ermöglicht worden war. Das Denkmal, eine sehr gelungene Arbeit aus der Werkstatt des Bildhauers Wenzel in Brieg, ist eine Zierde des hiesigen Ortes und wird dauernd von dem patriotischen Sinne der Stifter zeugen.
Am 22. d. M. werden es 50 Jahre, daß Johann Peter Hebel der allemannische Dichter, in Schwetzingen starb. Bereits 29 in dieser Stadt Veranstaltungen getroffen, den Tag in entsprechender nenb in Fehistsn anderen wird gleiche 2 eben, so wird namentlich auch in Cassel, d 8 stadt Hebels, eine Gedenkfeier vorbereitet. 8 3 Hes
Das für Westminster bestimmte Broncestandbild Si Robert Peels, eines der letzten Werke des Vibd- hauers Matthew Noble, ist in den letzten Tagen im Guß vollendet worden. Die Aufstellung desselben wird voraussichtlich gegen Ende
sammlung erklärt sich bereit, die Ausstellungen, wenn nöthig, finanziell
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dieses Jahres stattfinden.
Die größten Glocken Deutschlands folgen dem Gewichte nach auf einander: Cölner Kaiserglocke 500 Ctr., Erfurt. Dom 275 Ctr. Magdeburg⸗Dom 266 Ctr., Clln⸗Dom 224 Ckr., Elisabeihkirche⸗ Breslau 220 Ctr., Petri⸗Paulkirche⸗Görlitz 217 Ctr., Hildesheim⸗ und Halberstadt⸗Dom 170 Ctr., Danzig⸗Marienkirche 121 Ctr.
In den 94 Tagen, vom 10. Mai bis 29. August, an wel die Centennial⸗Ausstellung zu Philadelphia geöffnet — dieselbe 8 von denen 1,100,015 nhaber von Freikarten waren. Die Einnahmen beliefe bi zum 29. v. M. auf Doll. 221,896. 50. b 8
Gotha, 14. September Die Stadtverordneten haben nunn entsprechend dem Antrag des Stadtrathes beschlossen, die vom —— Leichenverbrennungsverein zum Zweck der Anschaffung eines Siemensschen Verbrenrungsofens zur Verfügung gestellten 15,000 ℳ anzunehmen und den Apparat auf dem neuen Friedhofe aufrichten zu lassen; ebenso ward das vom Stadtrath, vorbehaltlich der Zustimmung des Ministeriums, aufgestellte Statut genehmigt. Das Statut knüpft die Zulässigkeit der Leichenverbrennung an verschiedene Bedingungen; zunächst muß Seitens des Verstorbenen eine letztwillige Verfügung in dieser Hinsicht vorliegen, oder von denjenigen, welche für die Be⸗ stattung zu sorgen haben, diese Art gewählt werden; weiter muß Seitens des Stadtphysikus festgestellt werden, daß der Verdacht einer Tödtung durch die verbrecherische Thätigkeit eines Dritten nicht vor⸗ liegt, sowie, daß über eine den Rücksichten der Pietät entsprechende Behandlung der Asche eines verbrannten Leichnams vor dem Akte 9 “ der Ortspolizeibehörde genügende Sicherheit ge⸗ oten wird.
Kopenhagen, 14. September. (W. T. B.) Nach hier ein⸗ eingegangenen telegraphischen Meldungen hat am 12. d. ein heftiger Orkan die Inseln St. Thomas und St. Croix heimgesucht. Bei demselben hat die Mannschaft von zwei amerikanischen Schiffen den Tod in den Wellen gefunden, weitere Verluste von Menschenleben waren nicht bekannt, auch der am Eigenthum angerichtete Schaden stellte sich vorläufig als ein nur mäßiger heraus.
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„In Folge der im Viktoriatheater stattgehabten . reichen Proben zu den „Irrfahrten des Hrsbrfteehabten, zear Direktor Hahn erkrankt. Die erste Vorstellung wird demnach erst im Laufe der kommenden Woche stattfinden. Sämmtliche Dekorationen und Maschinerien sind eingetroffen, und erfolgt die Einrichtung unter persönlicher Leitung des Kaiserlichen Chef Maschinisten Hrn. Kautzky aus Wien. Die großen Vorbereitungen erfordern einen mehrtägigen Schluß des Theaters, so daß am nächsten Sonntag die letzte Auf⸗ führung der . d-. ie. — Im Stadttheater geht am Sonntag eine Novität v C. A. Görner in Scene, „Buchholz“ Henaat welche vass 888 veränderten Titel „Ein billiger Mann“ am Hoftheater zu Dresden und am Thaliatheater zu Hamburg mit großem Erfolge be⸗ reits zur Darstellung gelangte. — Der bekannte Autor erklärt dies Stück als seine beste Arbeit. Die durchweg vortreffliche Besetzung der Hauptrollen mit den Damen Herrlinger, Savary, Heller, Walter des Hesten Mii⸗ Tiefel, 188 ꝛc. ꝛc. läßt einen durch⸗ hlagenden Erfolg erwarten, um so mehr, als zahlrei 3 Aufführung vorangegangen. 1“
Bäder⸗Statistik. gachen bis 31. August. . . . . 1“ Baden bis 11. September (einschl. der Durchrei 5398 Berka bis 30. August 886 1 8 8 ” Vlankenburog bis 32. ga Beoltenhugen bis 23. August. Borkum bis 31. August. Burtscheid bis 27. August. Charlottenbrunn bis 5. September. Coöolberg bis 91. Auagust . Cuhowa bis 5. Geptenbeenrn Elmen bei Gr⸗Salze bis 2. September.. . . Ehiter W3 “” Friedrichsreda und Reichardtsbrunn bis 28,. August Grickeburg bis 91. Ngst .. ... .. Groß⸗Tabarz bis 31. August. ... ““ Grund (Braunschweig) bis 28. August. Homburg v. d. H. bis 1. September F . Ilmenau bis 2. September. 8 öu“ . 1248 Johannisbad bis 31. August .. .. ““ . 1932 ““” 11“ D1* 1I11I1n 142“ 1I1 111A1X1XA4X“ .1962 Landeck bis 3. September (einschl. der Durchreisenden).. 4791 Langenschwalbach bis 3. September . . . . . . . 3535 Fsseinbb42* 3 1467 Lippspringe bis 1. September .. v““ 1 2000 Marienbad bis 1. September ... 1 9672 Meran bis 8. September . . . 5. “M“ 624 Möünster Stein bis 31. Augusfttt... “ 839 Nauheim bis 7. September... 3841 Neueuahr bis 1. September . . .. uu““ 2800 Niederbroun im Elsaß bis 17. Sult 1075 Mordereh tsB 6286 Oeynhausen bis 1. September... 4 3120 Pyrmont bis 1. Septemer. . . 8 12265 Reichenhall bis 1. September. . . 8 3672 Neiners b8* 2339 Rothenfelde (Oldenburg) bis 31. August... “ . 1859 Salzbrunn bis 30. August. 19 Salzungen bis 5. September .. 900 Schandau bis 20. August. . . .. 8 4 .1895 Stadtsulza bis 31. August . . . Z 1mInX“ 144a4*“”“ . 30120 Frsvemhuhe bis 381. Angust.. 166 Warmbrunn bis 5. September (einschl. der Durchreisenden) 6598 Wiesbaden bis 9. September (einschl. der Durchreisenden) . 51146 L ö1111
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner, Drei Beilagen .““
Berlin:
(einschließlich Börsen⸗Beilage).
schen Handels⸗Ministers zur Weltausstellung nach
Bekanntmachung.
Die zwischen Hamburg und Helgoland, welche während der diesjährigen Badezeit durch das der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesellschaft gehörige Dampfschiff „Cuxhaven“ unterhalten wird, gestaltet sich in der Zeit vom 16. Sep⸗ tember bis einschließlich 9. Oktober, wie folgt:
Von Hamburg: 1) in der Zeit vom 16. bis einschließlich 30. September: jeden Donnerstag und Sonnabend um 8 Uhr Vormittag; 2) letzte Fahrt: Sonnabend, den 7. Oktober, um 8 Uhr Vormittag.
Von Helgoland: 1) in der Zeit vom 16. September bis ein⸗ schließlich 2. Oktober: jeden Montag und Freitag in den Morgen⸗ stunden; 2) letzte Fahrt: Montag, den 9. Oktober, in den Morgen⸗ stunden. — *
Mit dem genannten Dampfschiffe erhalten sämmtliche für Hel⸗ goland bestimmte Postsendungen Beförderung, welche am Abend vor dem Abgange des Schiffes in Hamburg zur Post eingeliefert oder von weiterher eingetroffen sind, sowie die am Morgen des Abgangstags hier eingelieferten und die mit den Kurierzügen von Berlin, Hannover und Osnabrück (Cöln) nach Hamburg gelangenden Briefsendun gen.
Hamburg, den 11. September 1876.
Kaiserliche Ober⸗Postdirektion.
Berlin, 15. September. Die Eisenbahn⸗Techniker, welche Seitens des preußi⸗
Philadelphia entsendet worden sind, haben nunmehr nach 2 ½ Monaten ihre Mission beendet. Dieselben haben sich ungefähr sechs Wochen in den Monaten Juli und August in Amerika aufgehalten und etwa die Hälfte dieser Zeit zur Be⸗ sichtigung der Ausstellung in Philadelphia sowie der Eisenbahn⸗ anlagen in der Nähe New⸗Yorks verwendet, die übrige Zeit aber zu Reisen in das Innere des Landes benutzt, um sich über die Verhältnisse des nordamerikanischen Eisenbahnwesens im Allgemeinen zu unterrichten. Die Vertreter des nordamerika⸗ nischen Ingenieur⸗Vereins zu Philadelphia sowohl, als auch die Oberbeamten der verschiedenen Eisenbahnen haben durch freundliches Entgegenkommen sich bemüht, die Zwecke der Kom⸗ missäre nach Möglichkeit zu fördern. Die Reisen in das Innere des Landes dehnten sich auf die Städte Baltimore, Washington, Cincinnati, St. Louis, Chicago, Pittsburg, Columbus, Erie, Buffalo, Albany und die Oelregionen aus, ein Weg, welcher eine Länge von 6300 Kilometer erreichte. — Zur allgemeinen Orientirung ist Folgendes berichtet:
„Das gesammte Eisenbahnnetz der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat nach „Poors Railroad Manual pro 1876“ eine Gesammtlänge von etwa 120,000 Kilometern. Der Bau der Eisenbahnen begann im Jahre 1830 und ist die Hälfte des Ge⸗ sammtnetzes in den 37 Jahren von 1830 bis 1866 ausgebaut worden, dagegen hat die zweite Hälfte nur 9 Jahre, von 1867 bis 1875 erfordert. Die größte Leistung im Eisenbahnbau weist das Jahr 1871 mit 12,000 Kilometern nach, eine Länge, welche dem zehnten Theile des Gesammtnetzes gleichkommt und der Ausdehnung des ganzen preußischen Eisenbahnnetzes vom Jahre 1871 entspricht.
Das Anlagekapital der 120,000 Kilometer Eisenbahnen be⸗ trägt etwa 17 Milliarden Mark oder pro Kilometer circa 140,000 ℳ (gegen 250,000 ℳ bei den preußischen Eisenbahnen), wobei zu berücksichtigen ist, daß Grund und Boden, sowie Holz billig sind und viele Bahngesellschaften sich der äußer⸗ sten Einfachheit befleißigt haben. Das Gesammt⸗Anlage⸗ Kapital vertheilt sich auf etwa 1000 Privat⸗Eisenbahngesell⸗ schaften, von denen ca. der zehnte Theil keine Dividende zahlt, während bei den übrigen die Dividende 1 bis 10 Proz. beträgt. Gesellschaften, die über 1000 Kilometer Eisenbahn betreiben, sind nur wenige, wie die Pennsylvania⸗, Erie⸗, New⸗York⸗Central⸗, Baltimore⸗Ohio⸗, Union⸗ und Central⸗Pacific⸗Eisenbahngesell⸗ schaft, die dann auch die Haupt⸗Verkehrsrouten inne haben.
Die Konstruktion der Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten ist ohne Zugrundelegung eines allgemeinen Plans oder Systems, und ohne irgend eine Beeinflussung der Projekte oder des Ausbaues Seitens der einzelnen Staaten vor sich gegangen. Eine Staatsunterstützung hat nur die zuletzt erbaute Pacific Railroad erhalten. Das Kon⸗ zessionswesen ist in den verschiedenen Staaten durch allgemeine Gesetze geregelt. Die Aufsicht, welche die einzelnen Staaten über die Eisenbahnen durch Eisenbahnkommissare ausüben lassen, beschränkt sich auf die Sammlung und Rapportirung statistischen Materials, sowie der Klagen und Beschwerden des Publikums. Nach deren Rapporten ist die Zahl der Unfälle keine bedeutende. So war z. B. auf der Erie⸗Eisenbahn, welche als weniger gut bewirthschaftet erachtet wird, im Jahre 1873 an Rei⸗ senden 1 Todter und 7 Verwundete auf 3,922,000 be⸗ förderte Reisende. (In Preußen im selbigen Jahre auf 9,000,000 Reisende eine Tödtung, auf 780,000 eine Verletzung). Wenn häufig Unfälle zur Sprache kommen, so ist dabei zu erwägen, daß die Länge der nordamerikanischen Eisenbahnen der Länge aller übrigen Bahnen des Erdballs gleichkommt.
Bei der Freiheit der Bewegung und der großen Zahl der Eisenbahngesellschaften ist erklärlich, daß nach Zeit und Um⸗ ständen in sehr verschiedener Art und mit mehr oder weniger Sorgfalt konstruirt worden ist, und man vielfach der Zukunft Ergänzungen, Verbesserungen und Erneuerungen überlassen hat. Die Verschiedenheit erstreckte sich sogar Anfangs auf die Spur⸗ weite, so daß es oft nicht möglich war, Wagen von einer Bahn auf die andere übergehen zu lassen. Das Bedürfniß und das Interesse
haben im Laufe der Zeit auf die Beseitigung dieser Verschieden⸗ heiten hingewirkt. Die älteren Bahnen, die die Hauptverkehrs⸗ wege beherrschen, sind bereits zu größeren Bahnkomplexen mit kleineren Nachbar⸗ und Zweigbahnen vereinigt, und zeigen in der Konstruktion, in der Unterhaltung und den Betriebseinrich⸗ tungen jene Sorgfalt und Solidität, welche man bei uns auf den gut verwalteten Bahnen zu sehen gewohnt ist. Ihre Ver⸗ waltung wird als eine vorzügliche erachtet mit Ausnahme der früheren Verwaltung der Eriebahn, welche durch übermäßige und zwecklose Vermehrung des Anlagekapitals die Dividende und den Verkehr ganz bedeutend zurückgebracht hat. Beim Reisen auf amerikanischen Bahnen fallen mehrere
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ge s⸗Anzeiger und Königlich Preuß
Berlin, Freitag, den 15. September
zielle und Verkehrslage der Bahn begründet sein mögen. Die Begrenzung und Bewährung des Terrains gegen die Nachbar⸗ grundstücke wird oft vermißt. Es scheint oft auf eine genaue Grenzregulirung nicht anzukommen, die Bewährungen gehören meist den anschließenden Grundstücken an. Der Bahnkörper ist oft nicht regelmäßig gestaltet und entwässert, sondern nur auf die Lagerung des Geleises Bedacht genommen. Hohe Dämme sind meist vermieden und dafür Holzgerüste an⸗ geordnet, die billiger herzustellen waren. Auch auf frucht⸗ baren Terrains sieht man die Geleise auf Pfahlreihen liegen. Die Wege kreuzen die Bahn meist im Niveau ohne irgend welche Barrièére oder Aufsicht. Es steht daselbst nur eine Tafel mit der Aufschrift: „Eisenbahn⸗Kreuzung“ (railroad crossing) oder auch „look out for the locomotives“. In Jersey⸗City führt eine städtische Straße über 14 Geleise des Bahnhofes und es ist den Fuhrwerken überlassen zur geeigneten Zeit zu passiren, wo⸗ bei in der Regel von beiden Seiten vernünftig verfahren wird. In einigen Städten liegen die Eisenbahngeleise in den Straßen wie die Pferdebahnen. Die Züge fahren langsam und die Loko⸗ motiven lassen die Glocke ertönen. Man weicht überall willig aus. Dagegen sind auch die Bahnhöfe vielfach offen und die Eisen⸗ bahnen werden zwischen den Ortschaften als Verkehrswege für Fußgänger benutzt. Es muß jeder vorsichtig sein und die Ge⸗ fahr kennen, denn es wird Niemand behindert, sich in Gefahr zu begeben. In derselben Weise ist auch die nicht fahrplanmäßige Bewegung der Lokomotiven und Züge dem vernünftigen Er⸗ messen der Führer anvertraut, die nach wenigen allgemeinen
Niveau⸗Uebergänge in dieser Weise nur so lange zu erdulden sind, als der Straßenverkehr ein geringer ist. In Chicago, wo die Eisenbahnen mit den Straßen im Niveau liegen, fängt die Störung bereits an so lästig zu werden, daß eine Ermittelung der Verpflichteten von allen Seiten ernstlich betrieben wird.
Eine Bewachung der Bahn, so wie optische Signale, welche die Fahrbarkeit oder Nichtfahrbarkeit anzeigen, wurden nur auf den frequenteren Routen bemerkt, woselbst auch bereits vollstän⸗ dige Blocksignale für Kreuzungen und Abzweigungen eingeführt sind. Die Brücken sind bei den älteren Bahnen in Holz nach den bekannten Systemen konstruirt, werden aber gegenwärtig in Eisen umgebaut. Bei der Eisenkonstruktion ist vorzugsweise die Bolzenverbindung in den Knotenpunkten in Gebrauch, unter Anwendung gußeiserner Knotenstücke, indessen be⸗ merkt man bei den neueren Brückenbauten die Ten⸗ denz, das Gußeisen zu vermeiden, wobei das bei uns gebräuch⸗ liche Nietverfahren mehr und mehr Eingang findet. In Bezug auf leichteres Aufstellen der Brücken und in ästhetischer Beziehung hat die Bolzenverbindung Vorzüge; der losere Zusammenhang der Theile macht sich indessen durch langsame Schwingungen und Schwenkungen unangenehm bemerkbar und drängt auf vor⸗ sichtiges Befahren hin.
Die Schienen der Geleise sind in der Regel leichter und niedriger, als die unsrigen, dagegen sind die hölzernen Quer⸗ schwellen näher an einander gerückt.
Das Bettungsmaterial der Schwellen ist zuweilen sehr mangelhaft, namentlich in Gegenden geringen Verkehrs und theuren Steinmaterials, und auch die Entwässerung läßt zu wünschen übrig, wobei dann die Geleise nicht im guten Zustande erhalten werden können. Durch vorsichtiges und lang⸗ sames Fahren wird indessen auch auf unebenen Geleisen der Betrieb ohne Unfälle gefördert.
Die Geschwindigkeit der Züge ist im Allgemeinen geringer als bei uns. Für gewöhnliche Personenzüge 20 bis 30 Kilo⸗ meter pro Stunde, für Schnellzüge 30 bis 40 Kilometer pro Stunde. In einzelnen Fällen fahren jedoch auch Konkurrenz⸗ züge mit 50 und mehr Kilometer Geschwindigkeit. An gefähr⸗ lichen Stellen, Bahnkreuzungen, Straßenkreuzungen und in den Straßen der Städte wird besonders langsam gefahren, um unter Umständen sofort halten zu können. Für viele eiserne Brücken ist eine bestimmte geringere Geschwindigkeit vorge⸗ schrieben.
Die Personenwagen der amerikanischen Eisenbahnen haben nominell nur eine erste Klasse. Es sind große luftige Omnibusse mit 15 bis 17 Sitzreihen hintereinander, die in der Mitte durch einen Gang von 0,7 M. Breite in zwei Theile getheilt sind. Zu jeder Seite am Fenster befinden sich zwei Sitze nebenein⸗ ander von zusammen ein Meter Breite und ein Meter Tiefe zwischen den Rückenlehnen. Letztere sind zum Umlegen eingerichtet, so daß sich je 4 Personen gegenüber sitzen können. Das Einstei⸗ gen geschieht von den Plattformen an den Enden aus. Daselbst sind auch Retraiten abgegrenzt und Oefen aufgestellt. Jeder Wagen ent⸗ hält einen Trinkwasserbehälter zum beliebigen Gebrauch. Da bei dieser Einrichtung ein Durchwandern des ganzen Zuges möglich ist, so bietet sie für den Betrieb viele Annehmlichkeiten. Die Billetcontrole geschieht meistens während der Fahrt und ebenso die Verhandlungen wegen des Gepäcktransportes auf der Endstation. Auch werden ab und zu den Reisenden Erfrischungen, Zeitungen, Bücher und andere Gegenstände zum Kauf ange⸗ boten. Er selbst kann seinen Platz verlassen und sich Bewe⸗ gung machen. Für Raucher sind besondere Wagen hinter dem Packwagen bezeichnet, welche gleichsam eine Art zweiter Wagenklasse bilden und von den Negern viel benutzt werden. Die Sitze sind im Allgemeinen etwas eng und unbequem und für größere Touren und Nachtreisen fast unleidlich. Das Bedürfniß einer größeren Bequemlichkeit ist demnach auch durch besondere Gesellschaften befriedigt worden, welche durchgehende Wagen in die Züge einstellen, die mit be⸗ sonderem Luxus ausgestattet sind. Einige für die Reisen bei Tage (palace-car, parlour-car, drawing-room-car) enthalten be⸗ sondere drehbare Polstersessel im gemeinschaftlichen Raume, oder auch besondere getrennte Abtheilungen für Gesellschaften und Familien nebst Wasch⸗ und Toiletten⸗Einrichtungen getrennt für Herren und Damen, andere für die Nacht (Pullman's sleeping- car) können zu gesonderten Schlafstätten mit Leichtigkeit umge⸗ baut werden, und haben an den Enden besondere Kabinette für alle Bedürfnisse der Reise. Die Benutzung dieser Wagen wird mit 1 Dollar (4 ℳ) für den Tag und 1 ½ Dollar für die Nacht an den Wagenaufseher extra bezahlt. In einige durchgehende Züge sind sogar besondere Küchenwagen und Speisesalonwagen
charakteristische Einzelheiten auf, die theils durch die Natur des Landes, theils durch die sozialen Verhältnisse oder die finan⸗
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eingestellt, in denen zu gewissen Tagesgeiten breakfast, lunch und dinner in ortsüblicher Weise während der Fahrt gegen Er⸗
Regeln verfahren. Es ist indessen nicht zu verkennen, daß die
stattung von je 75 Cents (3 ℳ) eingenommen werden kann.
Diese Einrichtungen fallen dem fremden Reisenden in Sommer⸗
tagen bei 100 Grad Fahrenheit Mitteltemperatur besonders angenehm
auf. Sie hängen zusammen mit dem eigenthümlichen Konstruktions⸗
System der amerikanischen Wagen. Die großen langen Wagen⸗
kasten (20 M.) erfordern 8 Räder, die in zwei Gruppen von je
4 Rädern zu besonderen Wagengestellen (trucks) vereinigt sind.
Bei den großen Sleeping-cars kommen sogar Trucks vor, die
6 und auch 8 Räder erhalten haben, so daß ein solcher Wagen durch
12 und resp. 16 Räder unterstützt wird. Auf der Mitte der
Trucks ruht der große Wagenkasten mit seinen Enden und ist
mittelst Bolzen drehbar befestigt. Die Wagen können bei dieser
Einrichtung trotz ihrer Länge kleinere Kurven der Bahn an⸗
standslos passiren, da der Radstand der gewöhn⸗
lichen Trucks nur etwa 1,3 Meter beträgt und jeder
Truck sich dem Geleise anbequemt. Indessen sind größere Seiten⸗
schwankungen der Wagenkasten bei unebenem schlecht unterhaltenen
Geleise unvermeidlich, da die Trucks sich unabhängig von ein⸗
ander bewegen, und der Wagenkasten sich bald an den einen
bald an den anderen anlehnt. Während bei unserem Wagensystem
in den Zügen die festen meist eisernen Wagengestelle mit ihren
Rädern, Doppelpuffern und elastischen Zug⸗ und Spannvor⸗
richtungen eine zusammenhängende elastische Kette bilden, auf
der die Wagenkasten jeder vom andern getrennt befestigt sind,
bilden bei der amerikanischen Einrichtung die hölzernen Wagen⸗
kasten die Glieder der zusammenhängende Kette, sind an den
Plattformen durch einfache Kuppelringe mit Bolzen ver⸗— bunden und stoßen mit einfachen, in der Mitte liegenden guß⸗
eisernen, wen'g nachgebenden Pufferscheiben gegen einander. Die
Radgestelle der Trucks sind nur am Fußboden des Wagen⸗
kastens durch Drehbolzen befestigt und tragen zur Festigkeit des
Zuges nach der Länge Nichts bei. Bei Zusammenstößen von Zügen, die glücklicher Weise selten vorkommen, schieben sich die
Wagenkasten, die nur an den Enden Querwände haben, in ein⸗ ander (they telescope), während die einzelnen Trucks sich iso⸗ liren. Während bei unseren Zügen eine durchgehende Zugstange die Zugkraft vermittelt, an der die einzelnen Wagengestelle elastisch befestigt sind und nur beim Drücken die Wagengestelle die Ver⸗ mittelung übernehmen, wird bei dem amerikanischen System Zug und Druck durch die Fußbodenbalken der Wagenkasten von einem zum andern übermittelt. Doch die Geschicklichkeit der Lokomotivführer im sanften Anziehen des Zuges und in der gleichzeitigen Bremsung sämmtlicher Wagen macht diese
Eigenschaft unschädlich. Die Einführung der von der Loko⸗
motive aus zu handhabenden einheitlichen Bremsvorrichtung
und deren Ausbildung war daher für diese Züge besonders
geboten.
Auch bei den meisten Güterwagen ist das System der vierrädrigen Trucks festgehalten. Die Wagenkasten sind daher größer und je nach den zu transportirenden Gütern wie bei uns besonders ausgebildet. Zum Theil gehören sie großen Transportgesellschaften, die auf eine besonders bequeme Gestaltung für ihre Spezialzwecke besonders spekuliren. Namentlich sind die Petroleumwagen auffallend, die aus einem eisernen, genieteten, cylindrischen Kessel, durch zwei Trucks unterstützt, bestehen, der durch Schläuche gefüllt und ent⸗ leert wird und einen besonderen cylindrischen Aufsatz hat, der die freie Oberfläche des Inhalts einschränkt. Die Kohlenwagen sind mit Seiten⸗ oder Bodenklappen zum schnellen Entladen versehen. Die großen achträdrigen enthalten 12 Tons Ladung, kleine vierrädrige Wagen zu 5 Tons Ladung waren indessen auch in Gebrauch. Die Stoß⸗ und Kuppelvorrichtungen sind meist von Gußeisen und sehr massiv, da diese Theile die ziemlich un⸗ elastischen Stöße von einem Wagen zum andern zu übertragen haben. Die Räder sind fast alle aus Gußeisen mit Hartgußlauf⸗ flächen, und werden mit äußerster Sorgfalt gegossen, damit beim Erkalten innere Spannungen vermieden werden. Die verschiede⸗ nen Detailskonstruktionen sind sehr bemerkenswerth.
Die Lokomotiven sind meist 8rädrig, wobei die 4 Vorder räder einen Truck bilden, der die Führung übernimmt. Die 4 Hinterräder hängen mit Kessel und Maschine zusammen und sind Treibräder. In ihrer äußeren Erscheinung zeichnen sich die Lokomo⸗ tiven durch eine konische Schornsteinhülle aus, die den Zweck hat, die zahlreichen Funken des Heizmaterials aufzufangen. Die zahlreichen Spuren von Wald⸗ und Haidebränden neben den Bahnen zeigen indessen, daß der Zweck nicht vollkommen erreicht ist. Am vordern Theile der Lokomotive befindet sich ein schneepflugartiger Kuhfänger (cow catcher), der die Bahn von zufälligen Hindernissen befreien soll und vielfach bewährt gefunden worden ist.
Die Bahnhöfe für Personen sind meist sehr einfach. Er⸗ höhte Perrons sind wegen der Treppen an den Plattformen der Wagen nicht erforderlich. Eine Dielung zwischen und neben den Geleisen reicht aus. Oft beschränkt sich die Anlage auf diese. Indessen findet man meistens Empfangsgebäude, die ein Vestibül mit Sitzbänken, Billetverkauf, Zeitungstisch, Wasser⸗ und Wascheinrichtungen enthalten und zu beiden Seiten dessel⸗ ben einen Warteraum für Damen, einen für Herren, ein Speise⸗ zimmer, ein Getränkezimmer und die erforderlichen Klosets. Räume für Gepäck und Post liegen neben den durch offene Hallen mit dem Empfangsgebäude verbundenen und überdeckten Perrons und können durch Fuhrwerkerreichtwerden. Das Empfangs⸗ gebäude hat häufig eine zweite Etage mit Wohnungen und Diensträu⸗ men. Das neue Empfangsgebäude in Chicago ist sogar unserm Ostbahnhofe in Berlin sehr ähnlich, nur daß der Korridor nach außen hin offen ist. Die Personenbillets können vorher auf dem Bahnhofe und auch in gewissen Bureaus in der Stadt gekauft werden, und gelten fuͤr irgend einen Zug gleicher Art in irgend einer Richtung selbst bei Unterbrechung der Fahrt. Das Cooksche Reisebureau verkaufte in der Ausstellung zu Philadelphia Touristenbillets für die meisten Bahnen einzeln oder zusammen⸗ hängend zu ermäßigten Preisen (etwa 2 Cents pro Meile oder
5 Markpfennige pro Kilometer) und zur Benutzung mit Unter⸗
brechung und in beliebiger Richtung. Auch können die nicht benutzten Billets gegen 10 Prozent Verlust in New⸗PYork wieder zurückgegeben werden. Der Fahrpreis ist übri⸗ gens auf den Billets nicht vermerkt und scheint überhaupt kein bestimmter zu sein, sondern sich nach der Konkurrenz und nach Nachfrage und Angebot zu richten.
Man kann im Allgemeinen 5 bis 8 Markpfennige pro Ki⸗
lometer annehmen. Für lange Touren, wie von New⸗York nach
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