1876 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

ddeecken statt.

in den Landgemeinden der Bürgermeistereien Bellevaux und Weismes, sowie der Landgemeinden Faymonville und Sourbrodt der Bürgermeisterei Büttgenbach, 1 in der Rheinprovinz als Geschäftssprache gestattet. 1 Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Berlin, den 28. August 1876. (L. S Wilhelm. Für den Minister des Innern: Falk.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Dem in Naumburg a./S. zusammengetretenen Comités

für den Bau der Unstrutbahn Naumburg⸗Freiburg⸗Laucha ist

die Erlaubniß zur Anfertigung von Vorarbeiten für diese

Eisenbahn ertheilt worden.

Leonhardt.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Dr. Friedenthal, von Erfurt.

Das 28. Stück der Gesetz⸗Sammlung, welches heute aus⸗ gegeben wird, enthält unter

Nr. 8460 das Gesetz, betreffend die Geschäftssprache der Behörden, Beamten und politischen Körperschaften des Staats. Vom 28. August 1876;

Nr. 8461 die Verordnung, betreffend die Gestattung des Gebrauchs einer fremden Sprache neben der deutschen als Geschäftssprache. Vom 28. August 1876;

Nr. 8462 die Verordnung über die Ausübung der Rechte des Staats gegenüber der evangelischen Landeskirche der acht älteren Provinzen der Monarchie. Vom 9. September 1876;

Nr. 8463 den Allerhöchsten Erlaß vom 13. August 1876, betreffend die Mitwirkung des Ministeriums für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten bei der Beaufsichtigung aller nicht landschaftlichen Grundkreditanstalten.

Berlin, den 19. September 1876.

Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt.

Die heutige Nummer des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält in der Central⸗Handels⸗Register⸗Beilage:

1) Nr. 180 der Tarif⸗ ꝛc. Veränderungen der deut⸗ schen Eisenbahnen;

2) Uebersicht Nr. 38 der in der Zeit vom 11. bis inkl. 16. September im „Deutschen Reichs⸗ und Kö⸗ niglich Preußischen Staats⸗Anzeiger“” (Central⸗Han⸗ delsregister)publizirten Konkursbekanntmachungen

AKAiliicchtamtlichez. Deutsches Reich.

1 Preußen. Berlin, 19. September. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute früh 8 Uhr mittelst Extrazuges nach Groß⸗Beeren, um den Manövern des Garde⸗ und III. Armee⸗Corps beizuwohnen, und kehrten um 1 ½ Uhr nach Berlin zurück. Allerhöchstdieselben empfin⸗ gen in besonderer Audienz den deutschen Minister⸗Residenten Weber in Marocco, den deutschen Gesandten, Legations⸗Rath von Uebel, in Rio de Janeiro, sowie den Ober⸗Bürgermeister Becker aus Düsseldorf, und zum Vortrag den Chef des Mili⸗ tär⸗Kabinets, General⸗Adjutanten von Albedyll.

Um 5 Uhr findet im Palais ein Diner von 80 Ge⸗

Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich

gestern früh 8 ½ Uhr zu Wagen nach Großbeeren, stiegen dort

zu Pferde und wohnten dem Manöver bei. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz fuhr in der Begleitung Sr. Majestät des Kaisers nach beendigtem Manöver nach Berlin, nahm an dem Diner im Kaiserlichen Palais Theil und kehrte Abends mit Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen Ludwig von Kessen nach dem Neuen Palais zurück, wohin Sich Ihre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin direkt vom Manöver⸗ felde zurückbegeben hatte.

Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich gestern früh 9 ½ Uhr mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Nicolaus und den Königlichen Prinzen nebst Ge⸗ folge mittelst Extrazuges nach der Station Gr. Beeren und von dort nach Ruhlsdorf, um den daselbst beginnenden Feld⸗ manövern des Garde⸗ gegen das III. Armee⸗Corps beizuwohnen. Die allgemeine Voraussetzung, von welcher bei denselben ausgegangen wurde, bestand in der, einem von Potsdam vor⸗ rückenden Nord⸗Corps (Garde⸗Corps) gestellten Aufgabe, ein von Zossen nach Berlin vorrückendes Süd⸗Corps (III. Armee⸗ Corps) aus der Nähe der Hauptstadt zu vertreiben. 1 Zu diesem Zwecke hatte sich das erstere mit der 2. Garde⸗ Infanterie⸗Division auf und an der Chaussee Potsdam⸗ Gütergotz, mit der 1. Garde⸗Division südlich dieser Straße in dem Waldterrain, die Corps⸗Artillerie zwischen beide, die Garde⸗ Kavallerie⸗Division weiter nördlich auf dem sogenannten Haide⸗

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Dorf Groß⸗Beeren selbst. Um einen etwa nöthig werdenden Rückzug in diese Stellung zu erleichtern und das letztere un⸗ gefährdet zu besetzen, waren von den Pionieren vorher 3 Laufbrückenübergänge nördlich und südlich von den letz⸗ teren eine Kolonnenbrücke hergestellt, die über den Nuthe⸗ graben führende dagegen unbrauchbar gemacht worden.

Se. Majestät der Kaiser begaben Sich mit Allerhöchstihrem 2 Gast sogleich von Ruhlsdorf aus nach dem Mühlen⸗

erge und dann nach dem Lindenberge, westlich dieses Dorfes, um von dem eine gute Fernsicht bietenden Hügel den An⸗ marsch der Garden zu beobachten.

Von dieser Seite war der zum Rekognosziren vorgesandten Kavallerie des III. Armee⸗Corps die Garde⸗Kavallerie gegenüber getreten, und hatte die erstere geworfen. Damit war eine Reihe von Kavalleriegefechten eröffnet worden, welche sich auf dem unbedeckten und flachen Raum zwischen Ruhls⸗ dorf und Stahnsdorf abspielten und den größten Theil der Reiterei beschäftigten.

Während des Kavalleriegefechtes war aus den darüber eingegangenen Meldungen für den kommandirenden General des Süd⸗Corps die Gewißheit erwachsen, daß das Nord⸗Corps mit der Hauptmasse seiner Infanterie und Artillerie unter dem Schutze des waldigen Terrains im Süden der Stellung, eine gegen den linken Flügel und die linke Flanke gerichtete Umgehung unternommen habe.

In Bestätigung dieser Meldung erschienen alsbald die Spitzen der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division in den Wald⸗ abschnitten von Gütergotz her und entfalteten sich zum Gefecht, während die Corps⸗Artillerie sich zwischen den aufmarschirenden Kolonnen derselben in Batterie setzte, und einige Zeit darauf auch die 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, und zwar die Front nach Norden nehmend, die Forst durchschritt und mit der Divisions⸗Artillerie den Angriff gegen das Vorwerk Neu⸗ Beeren vorbereitete.

Dem flankirenden Infanterie⸗Angriff gegenüber war neben der 10. Infanterie⸗Brigade auf dem rechten Flügel, die 11. und 12. in der Mitte der Gefechtsfront disponirt wurden, und hatte zur Abweisung der umgehenden Bewegung eine Heranziehung der 9. Infanterie⸗Brigade nach dem äußersten linken Flügel stattgefunden.

Die in die Gefechtsstellung eingerückten Infanterie⸗Abthei⸗ lungen hatten sich in Schützengräben und Einschnitten etablirt, und eröffneten das Feuer auf den anmarschirenden Feind.

Wenngleich die Entfernung zwischen den beiden Umgehungs⸗ linien des Nord⸗Corps ziemlich bedeutend und dieselben durch Wald getrennt waren, so bestand doch Verbindung zwischen ihnen, und verengten sich außerdem die Zwischenräume in Folge des concentrischen Vorgehens derselben.

Als das Gefecht auf der ganzen Linie von Ruhlsdorf her entbrannt und der Befehl zum successiven Einrücken in die vorbereitete Stellung ertheilt, auch die Corps⸗Artillerie bereits dort eingetroffen war, erfolgte der Befehl zum Abbrechen der Uebung, und rückten die Truppen des Süd⸗Corps nunmehr in die Position von Gr. Beeren. 1 Se. Majestät der Kaiser bestiegen nach einer kurzen Re⸗ kapitulation des Ganges des Manövers mit den übrigen Fürstlichkeiten die bereit gehaltenen Equipagen, und begaben Sich nach woln Bahnhof Gr. Beeren zurück, von wo die Weiter⸗ fahrt nach Berlin mit der Bahn erfolgte.

Die heutige Erste Beilage enthält das Verzeichniß der von der internationalen Jury der Brüsseler Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungs⸗ wesen an die Aussteller der deutschen Abtheilung bewilligten Preise. . 8

Die Reichs⸗Schulkommission, welche in diesen Tagen in Stuttgart ihre diesjährige Herbstkonferenz abhält, ist gebildet aus: 1) dem Geheimen Regierungs⸗Rath Dr. Bonitz im preußischen Unterrichts⸗Ministerium, als Vorsitzendem; 2) dem Rektor des Gymnasiums in Nürnberg und Mitglied des Königlichen bayerischen obersten Schulraths Dr. Heerwagen, als Mitglied für Bayern; 3) dem Geheimen Kirchen⸗ und Schulrath Dr. Gilbert in Dresden, als Mitglied für das Königreich Sachsen; 4) dem Direktor der Kultministerial⸗Abtheilung für Gelehrten⸗ und Realschulen, Dr. v. Binder, als Mitglied für Württem⸗ berg; 5) dem Gymnasial⸗Direktor und Ober⸗Schulrath Dr. Wendt in Karlsruhe, als Mitglied für Baden; 6) dem Ge⸗ heimen Hofrath und Gymnasial⸗Direktor Dr. Rassow in Wei⸗ mar, als Mitglied für das Großherzogthum Sachsen.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Wrangel ist von Warmbrunn hierher zurückgekehrt.

1“ Kaiserliche Gesandte im Haag, Freiher von Canitz, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General⸗Stabsarzt der Armee, Dr. Grimm, 1. Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und Chef der Militär⸗Medizinalabtheilung im Kriegs⸗Ministerium ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Generalarzt à la suite des Sanitäts⸗Corps und Direktor des Charité⸗Krankenhauses, Dr. Mehlhausen, hat sich zum Besuch der internationalen Ausstellung in Brüssel mit Urlaub dorthin begeben.

Der Thierarzt Emmel zu Herborn ist zum kommissa⸗ rischen Kreis⸗Thierarzt des Ober⸗Westerwaldkreises, unter An⸗ weisung des Ortes Rennerod als Amtswohnsitz, ernannt worden.

feld, zum Vorgehen gegen die Berlin⸗Zossener Straße bereit aufgestellt.

Das III. Armee⸗Corps stand massirt bei Ruhlsdorf; die 5. Division mit der 10. Infanterie⸗Brigade etwas vorgeschoben westlich Ruhlsdorf, mit der 9. östlich desselben; die 6. Division war links neben der 5. Division vereinigt, die Kavallerie⸗ Division auf dem rechten Flügel, nördlich Ruhlsdorf die Corps⸗Artillerie in der Mitte hinter den beiden Infanterie⸗ Divisionen, die beiden kombinirten Regimenter Divisions⸗ Kavallerie auf dem linken Flügel, resp. in der linken Flanke zur Deckung im Rücken. Von hier aus sollte das Corps bei dem Anmarsch des Feindes, über den nähere Nachrichten fehlten, sich in einer

telegraphischer

verlassen und ist nach Kiel in See gegangen.

leicht besetzten Stellung entwickeln, und wenn es schärfer ge⸗ drängt wurde, in eine fortifikatorisch vorbereitete Position zu⸗ rückziehen. Dieselbe lag bei Groß⸗Beeren, in der rechten Flanke durch den ungangbaren Lelowgraben, in der linken durch den von

sumpfigen Wiesen eingefaßten Nuthegraben gedeckt. Den Mittel⸗ punkt bildete das breitfrontige, als taktischer Stützpunkt wichtige

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lichen Staatsregierung

S. M. Schiffe „Kaiser“ und „Deutschland“ sind, tele Nachricht zufolge, am 18. d. Mts. früh in Wilhelmshaven eingetroffen. S. M. S. „Medusa“ hat am 14. d. Mts. Plymouth S. M. S. „Nymphe“ ist am 2. d. Mts. i en C ““ tyj phe⸗ st am 2. d. Mts. in den Cap erde'schen Inseln eingetroffen.

Kiel, 15. September. (K. Ztg.) Die Korvette „Freya“ wird am 1. Oktober cr. in Kiel in Dienst gestellt werden und findet eine Ueberführung derselben nach Wilhelmshaven nicht statt.

Hannover, 17. September. Der zehnte Hanno⸗ versche Provinzial⸗Landtag ist heute Mittag 2 Uhr durch den Königlichen Kommissarius, Ober⸗Präsidenten Grafen zu Eulenburg mit folgender Rede eröffnet worden:

8 „Hochgeehrte Herren!

Inndem Sie zum zehnten Male zum Provinzial⸗Landtage zu⸗ sammentreten, gereicht es mir zur Freude, Sie Namens der König⸗

lungen ist denselben bewährten Kräften anvertraut worden, wie bis⸗ her; sie wird zunächst von dem Herrn Stellvertreter des Landtags⸗ Marschalls wahrgenommen werden, da der Letztere von den Folgen eines Unfalls, der ihn vor Kurzem bedauerlicher Weise betroffen hat, noch nicht völlig wieder hergestellt ist.

Nach Maßgabe der Beschlüsse des letzten Landtages haben Ihre Organe die provinzialständische Selbstverwaltung auf dem so be⸗ deutend erweiterten Gebiete derselben mit dem Beginn dieses Jahres übernommen und in gewohnter Thätigkeit gedeihlich fortgeführt. Die Vorlagen, welche Ihnen auf diesem Gebiete von Ihren Organen zu⸗ gehen werden, in Verbindung mit dem wohlgeordneten Haushalte der Provinz, werden diesmal vorwiegend Ihre Arbeit in Anspruch nehmen. Das auf dem letzten Landtage berathene Gesetz, be⸗ treffend die Ablösbarkeit der Erbenzins⸗ und Erbpachtsverhältnisse in den Moor⸗ und Vehnkolonien hat die landesherrliche Sanktion erhalten. Der Entwurf eines Gesetzes über die Abstellung von Be⸗ rechtigungen zum Hauen oder Stechen von Plaggen, Heide, Rasen oder Bülten wird Ihnen zur Begutachtung vorgelegt werden.

Nachdem die Reorganisation der Osnabrückschen Landschaft ins Leben getreten ist, hat die Landschaft einem Gesetzentwurfe zuge⸗ stimmt, welcher die Grundlage für die auch von Ihnen wiederholt angeregte Reform der Osnabrückschen Brandkasse bilden soll. Auch dieser Gesetzentwurf wird Ihnen zur Begutachtung zugehen.

Die Landschaft des Fürstenthums Lüneburg hat Abänderungen ihrer Verfassung beschlossen, über welche Ihre Erklärung erbeten werden wird.

Die übliche Uebersicht über den Hannoverschen Klosterfonds wird Ihnen zugehen.

Ueber die Wahlen, welche Seitens des Provinzial⸗Landtages vor⸗ zunehmen sind, ist Ihnen die erforderliche Mittheilung mittels be⸗ sonderer Schreiben bereits zugegangen.

Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs erkläre ich den zehnten Hannoverschen Provinzial⸗Landtag für eröffnet.“

Nach dem Schlusse dieser Ansprache brachte der Stell⸗ vertreter des Landtags⸗Marschalls, Grafen zu Münster⸗Derns⸗ burg, der Stadtdirektor Rasch, hier, ein dreimaliges Hoch auf Se. Maäjestät den Kaiser und König aus, in welches die ver⸗ sammelten Mitglieder lebhaft einstimmten.

Forstberechtigte Gemeinden und Grundbesitzer der Pro⸗ vinz haben an den Provinziallandtag eine die Abstellung von Forstberechtigungen betreffende Petition gerichtet, dahin gehend, der Provinziallandtag wolle bei der Regierung bean⸗ tragen, daß das zweite Alinea des §. 8 des Gesetzes vom 13. Juni 1873 gestrichen und dem ersten Alinea des §. 14 folgende Fassung gegeben werde: „Die als Abfindung abzu⸗ tretenden Grundstücke müssen, und zwar, wenn als Forst zu benutzendes Land in Frage steht, einen nach den Grundsätzen der Waldwerthberechnung unter Berücksichtigung der Natur der abzufindenden Berechtigung zu bemessenden Ertragswerth haben, welcher dem nach den Vorschriften dieses Gesetzes er⸗ mittelten Jahreswerthe der Berechtigung gleichkommt.“

18. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht traf gestern Nacht, von Berlin kommend, hier ein und reiste Nachmittags nach Göttingen ab.

Der Provinziallandtag wählte Schriftführer und den Rechnungsausschuß, genehmigte die Entwürfe von Reglements für Unterstützungen aus der Lingenschen Waisenkasse, aus den sogenannten Privatgeldern und aus den Eichsfeldschen General⸗Armenfonds. Für den Ausbau des Gertrudenklosters in Osnabrück wurden 90,000 bewilligt, für die ständische Bibliothek 2000 Die Rech⸗ nungen murden der Rechnungskommission überwiesen.

Sachsen. Dresden, 18. September. Das ‚Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ für das Königreich Sachsen ver⸗ öffentlicht das Gesetz über die Verhältnisse der Gymnasien, Realschulen und Seminare, das Gesetz, betreffend die Aus⸗ übung des staatlichen Ober-Aufsichtsrechts über die katho⸗ lische Kirche, sowie die Bekanntmachungen, betreffend die Berufung der Landessynode der evangelisch⸗lutherischen Kirche, die Vereinbarungen mit Preußen und Sachsen⸗Weimar wegen 11““ der Schulpflicht und die Anleihe der Stadt

eipzig.

heute die

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 18. September. (Th. C.) Am 13. und 14. Oktober findet hier die Jahres⸗ versammlung des Thüringischen Städtetages statt. Auf der Tagesordnung steht die Lehrlingsfrage und die Gesindeordnung in den thüringischen Staaten.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 16. September. Leipz. Ztg.) Der Geburtstag des Herzogs wurde gestern durch einen großen Zapfenstreich eingeleitet und heute durch Reveille, Feierlichkeiten in den Schulen, Kanonensalven ꝛc. feierlich begangen. Die öffentlichen und zahlreiche Privat⸗ gebäude haben geflaggt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. September. Ueber die letzten Manöver schreibt die „Pol. Corresp.“: „Die unter der Theilnahme zahlreicher fremder Offiziere eben beendeten großen Truppenübungen haben bewiesen, daß die Armee den Ansprüchen gerecht zu werden vermag, welche die moderne Kriegführung an die Wehrkraft eines Reiches stellt. Die Manöver, nach einer leitenden Idee durchgeführt, sollten den Führern wie Truppen ein möglichst treues Bild des Ernst⸗ falles geben, und ließen daher auch der Selbständigkeit der Kommandanten den möglichst weiten Spielraum. Die Füh⸗ rung war durchaus korrekt.“ 8

Nachdem das Blatt die einzelnen Truppengattungen einer anerkennenden Kritik unterzogen, sagt dasselbe zum Schluß: „Ganz besonders erfreulich ist die überaus freundliche Haltung der Bevölkerung und Presse der Armee gegenüber. Ueberall kam man den mitunter höher gesteigerten Ansprüchen der militärischen Organe auf das Bereitwilligste entgegen und bewies dem Ganzen wie dem Einzelnen warme Sympathie, welche ebenso lebhafte Erwiderung fand, so daß die herzliche Harmonie zwischen Volk und Armee sich allerorts kundgab.

Ddie loyalen Gefühle der Bevölkerung, die in stürmischen, ja begeisterten, dem Kaiser wie den Gliedern der Kaiserlichen Familie überall dargebrachten Huldigungen zum Ausdrucke gelangten, sind um so bedeutungsvoller, als sie, durchaus spontan, ihren Ursprung in der hingebungsvollen Liebe finden, welche die Bevölkerung dem Kaiserhause entgegenbringt.“

Pest, 17. September. Der gestrige Ministerrath dauerte von 11 bis 1 Uhr. Es wurde, dem „Fremdenbl.“ zufolge, das Arbeitsprogramm für die nächste Reichstagssession festgestellt; auch soll die Regierung bezüglich der Achtzig⸗ Millionen⸗Schuld einen Beschluß gefaßt haben. Um 1 Uhr fand ein einstündiger Ministerrath unter dem Vorsitze Sr. Majestät statt, welcher sich mit den nämlichen Fragen

zu begrüßen. Die Leitung Ihrer Verhand⸗

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beschäftigte. Die gestrige Konferenz der Obergespäne hatte die Orientirung in Betreff der Durchführung der Ver⸗

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waltungsgesetze zum Zwecke. Die Minister Tisza, Szell und Trefort reisen am 20. nach Wien. Der Kaiser be⸗ giebt sich, wie der „Ellenör“ berichtet, am 19. nach Wien und kehrt nach einigen Tagen nach Gödöllö zurück. Se. Majestät wird sodann mit der Kaiserlichen Familie bis Weih⸗ nachten in Ungarn verweilen.

Der Aufenthalt der Minister in Wien ist, schreibt die „Budap. Korr.“, für längere Zeit berechnet. In erster Reihe werden sich diese gemeinsamen Minister⸗Konfe⸗ renzen mit der Feststellung des Zeitpunktes beschäftigen, in welchem die Gesetzentwürfe über den Ausgleich den beider⸗ seitigen Legislativen unterbreitet werden sollen, ferner wie die Modalitäten der Verhandlungen mit den auswärtigen Staa⸗ ten, betreffend die Erneuerung der Zollverträge, festzustellen seien. Die Verhandlungen mit der Nationalbank dürften, wie die „Budap. Korr.“ wissen will, diesmal noch nicht auf⸗ genommen werden.

Morgen gelangt die Affaire Miletics und Kon⸗ sorten zur zweitinstanzlichen öffentlichen Verhandlung bei der Königlichen Tafel. Die Anklagetitel sind: Störung der Staatssicherheit, Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Re⸗ gierung, treulose Verwaltung öffentlicher Stiftungen und Hochverrath.

Agram, 17. September. In der gestrigen Clubsitzung ing es sehr lebhaft her. Man besprach den Antrag Saie (Dankadresse an den König für die Unterstützung, welche Se. Majestät an die durch die türkische Grenzverletzung Beschädigten gewährt hatte). Die angesehensten Abgeordneten riethen von der Annahme desselben ab, selbstverständlich unter der Verwahrung gegen einen Illoyalitätsvorwurf, weil der Landtag seinen Wirkungskreis überschreiten würde, da Staroselo, als zur Grenze gehörend, unter der Militär⸗ verwaltung stehe. Heute Abend setzt der Club die Debatte über die Dringlichkeit fort. Der Antrag dürfte jedenfalls ab⸗ gelehnt werden.

Niederlande. Haag, 18. September. (W. T. B.) Der König hat heute die neue Session der Generalstaaten mit einer Thronrede eröffnet. In derselben wird der fortgesetzt freundschaftlichen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten und der günstigen inneren Lage des Landes gedacht und weiter hervorgehoben, daß die Staatseinnahmen in einem stetig und lebhaft zunehmenden weiteren Wachsthum begriffen seien. Der Krieg im Norden von Sumatra sei zwar noch nicht beendet, aber in allen übrigen indischen Besitzungen herrsche die voll⸗ ständigste Ruhe. Auch bezüglich der Verwickelungen mit Vene⸗ zuela sei demnächst eine befriedigende Lösung zu hoffen. Als Berathungsgegenstände werden Vorlagen über Reformen in der Justizgesetzzebung und über Reformen im Wahl⸗ und Volksunterrichtsgesetze, sowie bezüglich der Steuern angekündigt.

Großbritannien und Irland. London, 18. ember. (W. T. B.) In einer heute unter dem Vorsitze des Lordmayor in der City ab⸗ ehaltenen großen Versammlung wurden einstimmig nehrere Resolutionen angenommen, in welchen die Versamm⸗

lung gegen die von den türkischen Truppen begangenen Grausamkeiten protestirt, verlangt, daß Schritte zur Beendi⸗ gung derselben geschehen sollen, und die Regierung auffordert, die Unabhängigkeit der slavischen Provinzen zu unterstützen. Außerdem wurde eine Adresse an die Königin votirt und eine Deputation gewählt, welche die gefaßten Resolutionen dem Premier, Earl of Beaconsfield, und dem Staatssekretär des Aeußern, Earl of Derby, mittheilen soll.

Frankreich. Paris, 17. September. Mar⸗ schall⸗-Präsident wird am Dienstag abreisen, um den Ma⸗

Sep⸗

Nachmittag

Der

nöovern des 3. und 4. Armee⸗Corps beizuwohnen. Auch mili⸗

tärische Vertreter aller Mächte werden anwesend sein. Diese Manöver werden wegen der großen Zahl der engagirten

Trupvpen ein besonderes Interesse darbieten.

Die Minister de Marcere und Christophle werden am 25. nach Paris zurückkehren; im Laufe der mit diesem Tage beginnenden Woche werden die Herren Fourichon und Teisserent de Bort einen Urlaub nehmen.

Die Blätter beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Türkei. So betont der „Moniteur“ die „Einstimmigkeit, mit welcher die öffentliche Meinung sich von der ersten Minute an gegen die von der Pforte beanspruchten Friedensbedingungen

ausgesprochen habe.“ Der „Moniteur“ ermahnt die Pforte,

in Betreff des Waffenstillstandes dem Drucke der Mächte nach⸗ zugeben; er bezeichnet die Friedensbedingungen der Pforte, „wenigstens die hauptsächlichsten“, als „Unannehmbar“; die Wiederbesetzung der serbischen Festungen durch türkische Truppen verstoße namentlich gegen das allgemeine Gefühl der Mächte, sowie gegen die öffentliche Meinung. In ähnlicher Weise sprechen sich das „Journal des Debats“ und das „Univers“ aus.

Mitte Oktober treten, wie die „K. Z.“ meldet, die Bischöfe, welche Schutzherren der katholischen Rechtsfakultät von Lyon sind, zusammen, um die nothwendigen Maßregeln, derselben zwei weitere Fakultäten hinzuzufügen, zu er⸗ greifen, so daß sie dann das Recht haben, ihrer Anstalt den Titel einer Universität zu geben.

Italien. Rom, 17. September. (Ital. Nachr.) Der Minister Mancini, welcher heute in Rom zurückerwartet wurde, wird auf den Rath seiner Aerzte zur gänzlichen Wiederherstellung seiner Gesundheit noch einige Tage in Castellamare bleiben.

Das Ministerium hat dem „Pungolo“ zufolge den Beschluß gefaßt, die Veröffentlichung des königlichen Dekretes, wodurch die Auflösung der Deputirtenkammer ausgesprochen und Neuwahlen angeordnet werden, aus ver⸗ schiedenen Gründen noch einige Wochen a ufzuschieben.

Der Bericht des von dem Parlamente mit Unter⸗ suchung der Zustände auf Siccilien beauftragten Aus⸗ schusses ist jetzt veröffentlicht worden. Derselbe zerfällt in drei Theile. Im ersten werden die sozialen und ökonomischen Zustände der Insel, im zweiten der Zustand der öffentlichen Verwaltungszweige im allgemeinen, und im dritten der Zu⸗ stand der öffentlichen Sicherheit im besondern, sowie Quan⸗ tität und Qualität der begangenen Verbrechen auseinander⸗ gesetzt. 8

Der General⸗Sekretär im Kriegs⸗Ministe⸗ rium, Oberst Primerano, hat den Antrag gestellt, welcher auch angenommen worden ist, in Messina als Mittelpunkt von Sizilien und Kalabrien eine Militärschule zu gründen.

Türkei. Wien, 18. September. (W. T. B.) Die Nachricht, daß die Pforte die Mächte vertraulich davon in Kenntniß gesetzt habe, daß sie an die Kommandanten der türkischen Truppen die Weisung habe ergehen lassen, jede Offensiv⸗Operation

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zu sistiren, und daß dem entsprechend auch von Seiten der ferbischen Regierung die Einstellung der Feindseligkeiten an⸗ eordnet worden sei, wird von der „Politischen Korrespondenz“ benntigt und hinzugefügt, daß der baldige Abschluß eines förmlichen Waffenstillstandes erwartet wird.

Paris, 18. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ erfährt, datirt der Befehl der Pforte an die Komman⸗ danten ihrer Truppen zur Einstellung der Offensiv⸗ Operationen vom vergangenen Sonnabend und ordnet die⸗ selbe bis zum 25. d. sowohl für den serbischen wie für den montenegrinischen Kriegsschauplatz an.

Die „Wiener Presse“ meldet: Die arabischen Blätter Indiens veröffentlichen nach authentischen Mittheilungen jetzt folgende Proklamation:

Moslims und Diener des Propheten!

Erhebet Euch wie Ein Mann und bringet dem Reiche des Padischah (der Türkei) finanzielle Hülfe; denn er, der das Oberhaupt unserer Religion ist, wird jetzt von den Ungläubigen bedrängt. Er⸗ offnet nun eine Subskription, damit es unseren Glaubensbrüdern im Auslande (Europa) möglich werde, den Ungläubigen die Köpfe abschneiden zu können, weil sie es gewagt haben, ihre ruchlosen Hände gegen jenen Fürsten zu erheben, der von Gott zu unserem geistlichen und weltlichen Oberhaupte eingesetzt wurde. Für ihn sollten wir auch kämpfen, und ihm wollen wir nun unser Vermögen und unsern Wohlstand opfern. Moslims, erhebet Euch nun!

Wie nun aus Arabien gemeldet wird, hat man daselbst die Subskription bereits eröffnet, um die Türkei in ihrem Kampfe gegen Serbien finanziell unterstützen zu können.

Serajewo, 17. September. Die Wiener „N. Fr. Pr.“ läßt sich von hier telegraphiren: Nach officiellen Meldungen aus Zwornik haben die türkischen Truppen die serbischen Ab⸗ theilungen, welche sich gegenüber Klein⸗Zwornik in den auf ferbischen Höhen errichteten Verschanzungen befanden, vertrie⸗ ben und eine Stunde weit auf serbischem Gebiete verfolgt. Alle vierzig serbischen Schanzen wurden zerstört und eine Kanone schweren Kalibers sammt Munition, sowie eine große Anzahl Waffen von den Türken erobert.

Ebenfalls offizielle Berichte aus Bjelina melden, daß die Serben vorgestern Nachts die Befestigungen, welche sie auf den Drina⸗Inseln Bickli und Atitza errichtet hatten, geräumt haben. Von diesen Inseln aus haben die Serben zu Beginn des Krieges ihre Offensive auf bosnisches Gebiet eingeleitet. Dieselben haben auf ihrem Rückzuge sämmtliche Brücken zer⸗ stört und alles Kriegsmaterial mit sich genommen. Es befin⸗ det sich nun weder bei Zwornik noch bei Bjelina ein Serbe, und glaubt man, daß ihre plötzliche Flucht bei dem letzteren Orte die Folge des Sieges ist, welchen die türkischen Truppen bei Klein⸗Zwornik errungen haben.

Eine Konstantinopeler Depesche des „Daily Telegraph“ vom 4. d. meldet: „Nach hier eingegangenen Berichten aus dem Innern haben die Baschi⸗Bozuks seit dem Beginn des Krieges zwischen der Türkei und Serbien⸗Montenegro etwa 60 Dörfer im Distrikt Pirot und über 30 in der Provinz Sofia geplündert und zerstört. Der österreichische Konsul in Prizren meldet auch die Vernichtung von 42 Dörfern in der Nachbarschaft dieser Stadt.“)

Talbot de Malahide, der kürzlich von einer Reise nach dem Orient zurückgekehrt ist, richtet eine Zuschrift an die „Times“, in welcher er mittheilt, daß die gesammte christliche und jüdische Bevölkerung in Syrien sich vor einem Ausbruche des türkischen Fanatismus fürchte. Die Stationirung von einigen wenigen Schiffen in den Haupthäfen von Kleinasien und Syrien würde der sicherste Schutz für die christliche und europäische Bevölkerung sein. 1

Wien, 18. September. (W. T. B.) Die vom hiesigen „Tageblatt“ gebrachte Meldung, daß Fürst Milan von der erbischen Armee zum König von Serbien ausgerufen worden i, wird von unterrichteter Seite für unbegründet erklärt.

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Nach aus Belgrad hier eingegangener Nachricht ist Fürst

Milan durch die Vertreter der Mächte davon benachrichtigt worden, daß die Pforte den türkischen Truppenbefehlshabern befohlen habe, sich auf die Defensive zu beschränken, und hat darauf die serbischen Truppenbefehlshaber angewiesen, ebenfalls die Defensive einzuhalten.

Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatze berichtet die Wiener „N. Fr. Pr.“ unterm 17.:

Die türkische Armee, deren Hauptquartier am 16. d. M. östlich von Pescanica war, stand an diesem Tage mit dem linken Flügel (Hafuz Pascha) bei Vitkowatz und mit dem rechten Flügel (Fazly Pascha) bei Zitkowatz. Ebenfalls am 16. d. gelang es den Türken, ihre Brücke bei⸗ Trnjan über die Mo⸗ rawa zu vollenden. Da die Serben zwischen Boboviste und Alexinatz vier Redouten errichtet haben, so dürfte der erste Angriff der Türken gegen diese Werke gerichtet sein. Von der Einnahme dieser Werke wird wohl auch der Besitz von Alexinatz selbst abhängen. Wie man nämlich von Belgrad nach Paris meldet, hat Tscher⸗ najeff am 11. d. einen Theil der Besatzung von Alexinatz, 4 Bataillone und alle Geschütze nach Deligrad zurückgezogen. Der Rest von 8 Bataillonen, zusammen 3400 Mann, hat Be⸗ fehl erhalten, sich im Falle eines ernsten Angriffes der Türken auf Alexinatz über Prugowatz nach Banja zurückzuziehen. Wie indeß weiter gemeldet wird, soll Osman Pascha in der Vorrückung auf Banja begriffen sein.

Die „Presse“ dagegen schreibt: Gegenüber den vorliegen⸗ den Berichten, welche verschiedene Blätter über Kämpfe und Siege der Serben am 12. an der Drina und am 15. an der Morawa bringen, müssen wir bemerken, daß sie in Belgrad bis gestern nicht offiziell notificirt und bekanntgegeben wurden. Die gemeldeten Kämpfe dürften sich, wenn sie über⸗ haupt stattgefunden haben, auf Scharmützel und Rekognos⸗ cirungsgefechte beschränkt haben, mit denen sich Armeen. in defensiven und zuwartenden Positionen die Zeit zu vertreiben pflegen. So viel steht also heute noch fest, daß die Türken nur am linken Ufer der Morawa stehen, und daß die Serben ihre Positionen von Krusewatz über Djunisch, Deligrad und Alexinatz bis Katun festhalten. Auf dem montenegri⸗ nischen Kriegsschauplatz ist die Situation ebenfalls seit acht Tagen unverändert geblieben.

Die „Schlesische Zeitung“ erhält folgende telegraphische Nachrichten:

Belgrad, 16. September. Gestern wurde bei Alexinatz und Deligrad erbittert gekämpft. Man spricht davon, daß ein großer Theil der türkischen Armee umzingelt sei. Obwohl Details zur Stunde noch fehlen, ist doch so viel bekannt, daß die Türken eine bedeutende Niederlage erlitten haben. Die montenegrinische Legion unter Mascha Werbitza ist bereits 4000 Mann stark. 1

Aus Serajewo wird gemeldet, daß die Baschibozuks da⸗

selbst revoltirt haben und mit Militär nach Wischegrad trans⸗ portirt werden mußten.

mit den Christen. Muselmänner aus der Herzegowina flüchten nach Mostar. Die Insurgenten unter Alexa Waksitsch be⸗

drohen Liwno. Oberst Despotowitsch rekrutirt unter der bos⸗ nischen Bevölkerung. Aus der Krajna fliehen die Bewohner

wieder zu Tausenden nach Croatien.“

Vom türkisch⸗montenegrinischen Kriegsschau⸗ platz liegt heute nur folgende Nachricht vor:

Ragusa, 18. September. (W. T. B.) Am 14. d. hat die Besatzung der türkischen Bergfestung Medun, welche großen Mangel an Lebensmitteln leidet, versucht, sich nach Podgorizza durchzuschlagen, ist aber von den montenegrinischen Truppen zurückgeworfen worden.

Rumänien. Bukarest, 18. September. (W. T. B.) Bei den begonnenen Herbstübungen der rumänischen Truppen werden größere Truppen⸗Konzentrationen absichtlich vermieden, um keinerlei Grund zu Befürchtungen zu geben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Sep⸗ tember. Der König wird, der „Post och Inr. Tidn.“ zu⸗ folge, morgen Mittag nach der Hauptstadt zurückkehren.

Dänemark. Kopenhagen, 18. September. Die Ab⸗ reise der griechischen Königsfamilie, welche gestern Nachmittag stattfinden sollte, mußte wegen plötzlich eingetre⸗ tenen Unwohlseins des Herzogs von Sparta aufgeschoben werden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Posen, Dienstag, 19. September. Nach einer Meldung der „Ostdeutschen Zeitung“ ist der Propst Dronskowski, der von der Regierung vor einigen Monaten zum Propst in Lut⸗ om ernannt wurde, in Folge direkten Auftrags aus Rom durch den Dekan Hebanowski am 17. c. in sein Amt kirchlich eingeführt worden.

Brüssel, Dienstag, 19. September, Vormittags. Nach einer Pariser Depesche der „Indépendance“ würde die Pforte ihre ursprünglichen Friedensvorschläge auf folgende 4 Friedens⸗ bedingungen ermäßigen: 1) Vertheilung der von Serbien zu zahlenden Kriegsentschädigung auf 10 Jahre, 2) Besetzung zweier serbischen Festungen durch türkische Truppen bis zur vollständigen Zahlung der Kriegsentschädigung, 3) Aner⸗ kennung des Fürsten Milan ohne vorherige Investitur in Konstantinopel, und 4) Bildung eines neuen serbischen Mini⸗ steriums.

Konstantinopel, Montag, 18. September. Ein Kaiser⸗ liches Irade ordnet Behufs Erleichterung der Friedensver⸗ handlungen die Einstellung der Feindseligkeiten auf 10 Tage, vom letzten Freitag ab gerechnet, an.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Cöln, 15. September. Die Zahl der im Dome auszufüh⸗ renden Gemälde aus gebranntem Glase in den Fenstern des Hochschiffes beläuft sich für das nördliche und südliche Querschiff auf se 8 Fenster und für das Langschiff auf 12 Fenster mit im Gan⸗ zen 112 Figuren, von denen auf jedes Fenster vier kommen. An den Säulen des Mittelschiffes im Lang⸗ und Querschiffe sind noch 60 Standbilder aus Stein anzubringen und zwar 18 Heiligenfiguren für die Vorhalle, 10 für das Mittelschiff, 8 für das Transept und je 6 für das südliche und nördliche Kreuzschiff und die innere Wand des Südportals und des Nordportals. Sämmtliche Fenstergemälde und Standbilder sind Vermächtnisse und Geschenke.

Cöln, 18. September. Der Musikdirektor und Professor Franz Weber, Mitgründer und Dirigent des Cölner Männer⸗ Gesangvereins ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, gestorben.

Fulda, 15. September. Seit drei Tagen bereits findet die Oeffnung der Hünengräber in der Nähe des Dorfes Oberbimbach, hinter dem sogenannten Finkenberge bei der Herrgottsbuche statt. Man förderte bis jetzt vier Urnen von Stein, worunter eine ziemlich reich verzierte war, eine andere wieder Knochenüberreste (wahrschein⸗⸗ lich von Opferthieren) enthielt, ein eisernes Schwert und Bruchstücke eines Bronce⸗Armringes zu Tage.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Das Septemberheft der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern enthält eine vollständitze UNebersicht über die Ernte Bayerns laufenden Jahves nach den von einer An⸗ zabl hervorragender Landwirthe in den Regierunzsbezirken erstatteten Berichten. Diesen speziellen Berichten sind nachstehende allgemeine Mittheilungen vorausgeschickt: „Im Allgemeinen dürfte sich unsere schon früher geäußerte Ansicht bestätigen, daß wir einer guten, das heißt einer Mittelernte gegenüber stehen. Wir glauben sogar, daß man die Ernte noch etwas höher, daß man sie als eine gute Mittelernte bezeichnen kann, besonders was den Kör⸗ nerertrag der Getreide betrifft. Haben die Winteraetreide besonders der Roggen, einen etwas geringeren Ertraz geliefert so sind die Sommergetreide, namentlich der Hafer, reicher ausgefallen. Es ist ein seltener Fall, daß alle Getreide eine gleich gute Ernte liefern, wie im laufenden Jahre. Aus dem fast gl ich- mäßigen Gedeihen der vier Haupt⸗Getreidearten dürfen wir daher schon auf eine Mittelernte schließen. Rechnen wir dazu nun noch die ausgezeichnete Qualität, wie sie von aller wärts anerkannt ist, so glauben wir berechtigt zu sein, eine gute Mittelernte, d. h. eine etwas bessere als Mittel ernte anzunehmen. An Stroh war der Ertrag gering. Die erste Kleeschar und das erste Heu körnen auch als mittelmäßig an⸗ genommen werden. In den einzelnen Gegenden urd Lagen ist der Ertrag ungemein verschieden gewesen, von schlecht bis zu vorzüglich. Das Grummet und die zweite und dritte Kleeschur sind jedoch im Ganzen außerordentlich gering ausgefallen; überhaupt hat man nur auf feuchten Wiesen Grummet mähen können. Die Regen seit Ausgangs Auzust können jedoch auch in Bezug auf Futternoth noch viei ändein. Bei fortdauernder günstiger Witterung kann es Herbstfutter geben, und selbst der Ertrag der Kartoffeln kann sich bedeutend erhöhen. Rüben und Runkeln stehen noch vollständig unter dem Einfluß der Witterung. Gestaltet sich der September günstig, so können sich auch die Aussichten auf die Weinlese noch bedeutend bessern. Es sind allerdines die Weinberge in tiefen Lagen im Winter und im Früh⸗ jahr erfroren. Allein, wo ihnen der Frost nicht geschadet hat, hängen die Reben voller Trauben, deren Vollreife von der Septemberwitte⸗ rung abhängig ist.

Verkehrs⸗Anstalten.

Wie die „Ostsee⸗Ztg.“ mittheilt hat die Direktion der Inman⸗ Dampferlinie beschlossen, zwischen New⸗York und dem südlichen Frankreich eine reguläre, vorläufig monatlich einmalige Ver⸗ bindung herzustellen. Als Pionierdampfer der neuen Linie wird die „City of Limerick“ am 20. September von Bordeaux abgehen und am 20. Oktober von der „City of Bristol“ gefolgt werden.

Liverpool, 18. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Volta“ von der afrikanischen Westküste ist hier angekommen.

New⸗York, 16. September. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Donau“, Kapitän R. Bussius, welches am 2. d. Mts. von Bremen und am 5. d. Mts. von Southampton abgegangen war, ist heute 12 Uhr Mittags wohlbehalten hier angekommen.

New⸗York, 18. September. (W. T. B.) Der Dampfer „Greece“ von der National⸗

Die Türken in Mostar fraternisiren

1 National⸗Dampfschiffs⸗Kompagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.