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“ 1 . . zu bringeil, auf Vergam ciche vorgenommenen Erhebungen über agle Frauen⸗ und Kinder⸗ ürbeit, sowie durch die bekannten Petitionen des Verbaͤndes der Glasindustriellen Deutschlands angeregt sind.
— Der regierende Graf zu Stolberg⸗Stolberg ist aus Stolberg hier angekommen und hat im Hotel Royal Quartier genommen.
— Der General⸗Feldmarschall von Steinmetz ist hier eingetroffen und im Hotel de Rome abgestiegen.
— Der neuernannte Königlich Schwedische und Nor⸗ wegische Militär⸗Attache Major Duc, Adjutant Sr. Majestät des Königs von Schweden ist hier eingetroffen.
— S. M. S. „Bictoria“ hat am 29. August cr. Bahia verlassen und ankerte am 2. September cr. auf der Rhede von Rio de Janeiro.
Königsberg, 4. Oktober. In der gestrigen Sitzung des Provinzial⸗Landtages wurde über die Petitionen wegen Theilung der Provinz perhandelt. Dieselben
en dahin: geh 2.— Provinzial⸗Landtag wolle beschließen, der Königlichen Staatsregierung gegenüber die Nothwendigkeit der Theilung der Pro⸗ vinz Preußen in die Provinzen Ost⸗ und Westpreußen darzulegen und bei derselben darauf anzutragen, daß dem Landtage der Monarchie bald thunlichst ein auf Durchführung dieser Theilung gerichteter Gesetzentwurf vorgelegt werde.“
Der zweite Theil lautet: Der Provinzial⸗Landtag wolle bis dahin, daß die Trennung der Provinz durch Gesetz sanktionirt ist, die Verwaltung der Pro⸗ vinzialangelegenheiten in einer solchen Weise interimistisch ordnen, daß daraus Schwierigkeiten für die Ausführung dieser Trennung nicht erwachsen.“
Bei der namentlichen Abstimmung stimmten, der „K. H. Ztg.“ zufolge, sämmtliche Ostpreußen und die Ab⸗ geordneten des Stadt⸗ und Landkreises Elbing gegen, die übrigen westpreußischen Abgeordneten für die Theilung der Provinz. Der erste Theil der Petition wurde mit 75 gegen 52 Stimmen, der zweite Theil durch Majorität ebenfalls ab⸗
gelehnt. 3 gnn— — —
Stralsund, 4. Oktober. Da die Bestimmung der Pom⸗ merschen Kirchenordnung vom Jahre 1535 „über die Wehe⸗ mütter“ für antiquirt, die Kirchspielstandsverfassung ferner durch die Kirchengemeinde⸗Ordnung vom 10. September 1873 und das Gesetz vom 25. Mai 1874 für beseitigt zu erachten ist, den an die Stelle der Kirchspielstände getretenen Gemeinde⸗ Kirchenräthen aber als rein kirchlichen Behörden die Leitung des Hebammenwesens nicht übertragen werden kann, so hat die hiesige Königliche Regierung, höherer Anordnung gemäß, ihre Verordnung vom 30. September 1871 entsprechend modifizirt und neu redigirt. Nach der neuen Verordnung bildet jeder Bereich, für welchen nach der bisherigen Einrich⸗ tung eine Kirchspielshebamme anzustellen war, fortan einen Heb⸗ ammenbezirk, für welchen die Bezirkshebamme durch die Orts⸗ und Gutsvorstände angestellt wird.
Cassel, 3. Oktober. (Wes. Ztg.) Am 8. d. M. feiert der Commandeur des XI. Armee⸗Corps, General von Bose hier⸗ selbst, sein 50 jähriges Dienstjubiläum.
Sachsen. Dresden, 4. Oktober. Am 2. d. M. Mittags hat, wie schon gemeldet, im Sitzungssaale der Ersten Kammer nach vorausgegangenem Gottesdienst die Eröffnung der zweiten ordentlichen evangelisch⸗lutherischen Landessynode stattgefunden. Der Staats⸗Minister Dr. v. Gerber begrüßte die Versammlung im Namen des Kirchenregiments, worauf die⸗ selbe mit 51 von 67 Stimmen den Kammerherrn v. Zehmen zum Präsidenten und den Ober-⸗Hofprediger Dr. Kohlschütter mit 38 Stimmen zum Vize⸗Präsidenten wählte. Die Synode besteht, inkl. der von der theologischen und der juristischen Fakultät in Leipzig gewählten beiden Professoren Luthardt und Friedberg und der von den in Evang beauftragten Staats⸗Ministern ernannten zehn Synodalmitglieder, aus 33 Geistlichen, bezw. Theologen, und 40 Laien. Die Mehr⸗ heit der letzteren wird von Großgrundbesitzern und Beamten gebildet.
Baden. Karlsruhe, 4. Oktober. Der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog slad gestern Abend gleichzeitig mit Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Freiburg abgereist und in Baden wieder eingetroffen.
— 5. Oktober. (W. T. B.) Der frühere Präsident des Staats⸗Ministeriums, Dr. Jolly, ist zum Präsidenten der Ober⸗Rechnungskammer ernannt worden.
— (W. T. B.) Heute hat die Eröffnung der evan⸗ gelischen Generalsynode durch den Geheimrath Nüßlin Namens des Staats⸗Ministeriums stattgefunden. Als Vorlagen wurden angekündigt: Die Erhöhung der Gehalte der Hülfs⸗ geistlichen, der Pensionen und der Wittwengehalte. Die Wahlen wurden sämmtlich für gültig erklärt,
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. Oktober. Heute wurde
in der ganzen Monarchie das Namensfest des Kaisers festlich begangen. — Prinz Peter und Prinz Elimar und Prinzessin Therese von Oldenburg sind gestern Abend von Wien abgereist. — Das ‚Fremdenblatt“ schreibt: „Die fortschreitende Erzeugung der Stahlbronze⸗Geschütze macht es nothwendig, daß Bronze⸗Geschütze älterer Konstruktion und minderer Brauchbarkeit in das Wiener Arsenal eingezogen und von da aus an ihren früheren Standorten durch andere, theilweise eiserne Geschütze ersetzt werden. Diesem Vorgange ist wohl auch der zeitweilig häufiger bemerkbare Transport von Geschützrohren auf den Eisenbahner! zuzuschreiben.“
— 6. Oktober. (W. T. B.) Der österreichische Bot⸗ schafter in London, Graf Beust, ist gostern auf seinen Posten zurückgekehrt. M
Pest, 4. Oktober. In der heutigen Sitzung des Ab⸗ geordnetenhauses beantwortete der Minister⸗Präsi⸗ dent Tisza die Interpellation Simonyi’s und Chorins über die Ausgleichsverhandlungen und die 80⸗Möllio⸗ nen⸗Schuld. Bei Motivirung der verspäteten Vorlage Der betreffenden Gesetzentwürfe sagte der Minister⸗Präsident: „Jetzt wäre es nicht möglich gewesen, Alles zu unterbreiten vund. übrigens ist es die Ansicht der beiden Regierungen, daß man die, Gesetzentwürfe ihrer Natur nach nur dann zur Aller⸗
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höchsten Sanktion unterbreiten und effektuiren könne, wenn
voon dense!en wenigstens jene, die mit einander in Verbindung
von Heiden Parlamenten schon angenommen sind, in in einem Theile der Vorlagen Begünstigungen für einen
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welche durch die auf Veranlassung des Reiches;
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Theil enthalten sind, in einem anderen solche für den anderen.. Weder der eine noch der ondere Theil könnte sich dem c. us⸗ setzen, daß das zu Gesetzeskraft erwachse, was für ihn belasteender ist, ohne sicher zu sein, daß zur selben Zeit Gesetz wird, was fuͤr ihn vortheilhafter ist und wodurch er eine Komwensation erlangt.“
Auf die Interpellation Chorins betreffs der 80⸗Millionen⸗ Schuld ertheilte der Minister⸗Präsident genau die aus der gestrigen Parteikonferenz bekannte Antwort. Simonyi nahm die Antwort nicht zur Kenntniß. — Chorin hielt die Frage der 80⸗Millionen⸗Schuld durch den 1867er Ausgleich für er⸗ ledigt, nahm aber die Antwort zur Kenntniß, weil eine meritorische Debatte vor Unterbreitung der Gesetzentwürfe verfrüht wäre. Das Haus nahm beide Antworten zur Kenntniß.
Agram, 4. Oktober. Das Landes⸗Budgetzbeziffert das Erforderniß pro 1877 auf 3,216,536 Fl., die Be⸗ deckung beträgt ebensoviel.
Schweiz. (N. Zürch. Ztg.) Zwischen dem franzö⸗ sischen Ministerium des Auswärtigen und der schweizerischen Gesandtschaft in Paris schweben augenblicklich Verhandlungen über einen Vertrag zur unentgeltlichen Be⸗ handlung und Heimbeförderung der gegenseitigen hülfsbe⸗ dürftigen Staatsangehörigen.
— Am 9. Oktober tritt in Bern die altkatholische Synode zusammen.
Großbritannien und Irland. London, 4. Oktober. A. A. C.) Der Hof wird den bis jetzt getroffenen Dispo⸗ sitionen zufolge, gegen Mitte nächsten Monats von Schottland nach Windsor zurückkehren.
— Nach der amtlichen „London Gazette“ hat die Königin Herrn Karl Kapp als Konsul des Deutschen Reichs in Bombay bestätigt.
— Das Ministerium tritt heute zu seiner ersten Sitzung seit dem Schlusse der Parlamentssession zusammen. Der Premier⸗Minister, Farl von Beaconsfield, kehrte zu diesem Behufe von Hughenden nach der Hauptstadt zurück. — Der sechszehnte jährliche Kirchenkongreß wurde gestern in Plymouth unter dem Vorsitz des Bischofs von Exeter, Dr. Temple, eröffnet. Den ersten Gegenstand der Er⸗ örterung bildete die Bonner Konferenz und die altkatho⸗ lische Bewegung. Bischof Perry und der Dechant von Lichfield gaben Abhandlungen darüber. Letzterer be⸗ merkte, es sei unmöglich, daß die englische Kirche ein passi⸗ ver Zuschauer dieser Bewegung bleiben dürfte, aber es sei eine ernste Frage, inwieweit die Kirche von England als eine Körperschaft sich mit derselben identifiziren dürfe. Die eigent⸗ liche Haltung sollte eher die einer brüderlichen Sympathie als die einer kirchlichen Einmischung sein.
— Lord Stratford deRedeliffe hat in Form eines der „Times“ eingesandten Memorandums seine Ansichten und Vorschläge zur Regelung der orientalischen Ange⸗ legenheiten veröffentlicht. Die Denkschrift zerfällt in zwei Theile; erstens Vorschläge zur Beruhigung der aufständischen Provinzen, und zweitens zur Verwirklichung allgemeiner Reformen im türkischen Reiche. — Zu gleicher Zeit hat auch der Lord Justice James einen Vorschlag zur Regelung der türkischen Wirren veröffartlicht, der sich vorwiegend mit Einrichtung eines höchsten Gerichtshofes für die christlichen Provinzen befaßt. Die Mitglieder desselben sollten halb Christen, halb Muselmänner, mit hohen Gehältern und unab⸗ setzbar sein. Sie sollten, wie in England, sich von einem der auserkorenen Gerichtsorte nach dem anderen begeben und unter Zuziehung einer örtlichen großen Jury Gericht halten.
— Das große Hydeparkmeeting ist, um die Betheili⸗ gung der Geistlichen möglichst zu erleichtern (statt auf einen Sonntag), auf Montag den 9. Oktober verlegt worden. Mr. Spurgeon erklärt, verhindert zu sein an persönlicher Theil⸗ nahme, Dr. Parker (vom City Temple) stimmt der Verlegung zu, Mr. Edward Freemann desgleichen. Vom Hydepark wird sich ein Fackelzug am Thamesembarkment entlang und dann durch die neue Northumberland⸗Avenue nach Trafalgar Square bewegen.
— Der im Mansionhouse angesammelte Hülfsfonds für die Opfer im Orient beläuft sich jetzt auf 7300 Pfd. Sterl.
— (Köln. Ztg.) Die Stadt Glasgow hatte vorgestern den Minister des Innern, Cross, zu Gast und verlieh demselben nach höchst ehrenvollem Empfang die Auszeichnung des Ehrenbürgerrechts. Hr. Cross lehnte es ab, sich über poli⸗ tische Gegenstände auszusprechen. Der Minister bezog sich in seiner Ansprache wesentlich auf die sogenannten „sozialen“ Gesetze der letzten Sessionen, zu welchen er den Anlaß gegeben hat, also vor Allem auf die Arbeitergesetze und das Ar⸗ beiterwohnungsgesetz. Er erläuterte die Grundsätze, welche ihn bei Ausarbeitung dieser Gesetze geleitet haben. Sollen die arbeitenden Stände sich selber beherrschen lernen, sollen sie zu einem höheren sittlichen Standpunkte gedeihen, so müßten sie erst sich selber helfen lernen, sie müßten unab⸗ hängig werden. Dieses Prinzip liege namentlich dem Arbeiter⸗ wohnungsgesetz zu Grunde. Man müsse die Thätigkeit der Städte anspornen, und den Arbeitern nicht gute Wohnungen unter dem wirklichen Werth überlassen. Thue man das, so zerstöre man ihre Unabhängigkeit. Den nicht obligatorischen Charakter des Gesetzes begründete Hr. Cross mit der Gewiß⸗ heit, daß alle betheiligten Städte aus eigener Initiative vor⸗ gehen würden — wie sie dies auch gethan haben. Wo der Wille zur eigenen Thätigkeit da sei, da wäre ein Zwang eine Beleidigung und ein Unrecht. Dagegen stellte der Minister eine Erweiterung des Gesetzes auf kleinere Orte für die nächste Session in Aussicht. Zur Zeit sei seine Wirksamkeit auf Orte von mindestens 25,000 Einwohnern beschränkt. Der Redner gedachte rühmend der Anwendung, welche große Städte, wie Glasgow, Birmingham, Liverpool und London dem Gesetze gegeben haben. Die von ihm verfaßten Arbeitergesetze recht⸗ fertigte Hr. Cross damit, daß die vorher bestehenden Gesetze gänzlich unhaltbar geworden wären. Die neuen Gesetze haben sich seiner Ansicht nach trefflich bewährt. —
— 5. Oktober. (W. T. B.) Sir J. Stansfeld, unter dent Ministerium Gladstone Präsident des Lokal Government Board, hat in einer Zuschrift an das Comité für die Orient⸗ angelegenhe’ten in Westminster sich für die Fortsetzung der Raitgtion gegen die türkischen Gräuelthaten und für die Erlangung watsächlicher Garantien zum Schutze der Christen in der Tuekei ausgesprochen.
Frankreich. Paris, 4. Ortober. (Köln. Ztg.) Der Ministerrath hat gestern, wie aus guter Quelle ver⸗ lautet, beschlossen, die Kammern auf statt auf
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den 15. Oktober einzuberufen. seille eingetroffen.
Rom, 3. Oktober. (Ital. Nachr.) Der König kam heute früh in Turin an, wo er eine Unterredung mit dem Präsidenten des Ministerrathes, Herrn Depretis, gehabt hat. Se. Majestät wird heute Abend nach Pallanza abreisen.
— Gestern, zum Jahresandenken des römischen Plebis⸗ cites, fand eine festliche Preisvertheilung an die Zög⸗ linge der Munizipalschulen statt. Die Feierlichkeit fand, wie gewöhnlich, im Kapitol statt. Mehrere Tausend Personen, die Minister Nicotera, Majorana und der Präfekt waren zugegen.
Türkei. Konstantinopel, 3. Oktober. Die Waffen⸗ ruhe zwischen der Pforte und Montenegro, welche heute abgelaufen war, wurde, wie der „Wiener Neue Freie Pr.“ gemeldet wird, von der Pforte in Anerkennung der korrekten Haltung Montenegros während der Waffenruhe auf unbe⸗ stimmte Zeit verlängert.
— 4. Oktober. Für morgen, den 5., ist, wie man dem Wiener „Fremdenblatt“ von hier telegraphisch berichtet, abermals ein soge⸗ nannter „großer Ministerrath“ angesetzt, der über zu dekretirende Reformmaßregeln berathen soll. Man spricht hier von der Ernen⸗ nung zweier Christen (eines Armeniers und eines Griechen) zu Ministern ohne Portefeuille. — Sir Henri Elliot, der englische Botschafter, hatte am 3. mit dem Großvezier und mit Savfet Pascha längere Unterredungen. Derselbe hat bei dieser Gelegenbeit eine besondere Privataudienz beim Sultan verlangt. — Wie das genannte Blatt erfährt, ent⸗ behrt die Nachricht, der türkische Botschafter in Wien Aleko Pascha (Fürst Vogorides) sei zum Statthalter von Bulgarien ernannt worden, jeder Begründung.
— Der „Pol. Korr.“ wird von hier geschrieben: Die verschiedenen Phasen der Verhandlungen der Pforte über die Friedenspropositionen der Mächte als bereits gemeldet voraussetzend, erübrigt mir nur, einzelne Momente aus denselben zu signalisiren, die wahrscheinlich bisher nicht bekannt geworden sein dürften. So ist zu bemerken, daß zu dem am 26. September stattgefundenen außer⸗ ordentlichen Pfortenrathe, welchem die Minister, die Ulemas und die Würdenträger des Reiches in der Gesammtzahl von 53 Personen beigewohnt haben, kein ein⸗ ziger Funktionär christlichen Glaubensbekenntnisses zugezogen wurde. Midhat Pascha, hierüber von einem Diplomaten interpellirt, erklärte, daß man aus Delikatesse keinen Christen der Berathung zugezogen habe. Es habe sich unter Anderem, sagte Midhat, um unerhörte, den Christen zu gewährende Re⸗ formen gehandelt und da habe das Ministerium wohl daran gethan, die Gefühle der christlichen Funktionäre nicht auf die Probe zu stellen. Während des erwähnten Pforten⸗ rathes waren die meisten Botschafter der Großmächte in den Bureaus des Ministeriums des Aeußern versammelt, in der Absicht, den Ausgang der Sitzung zu er⸗ warten. Als sich jedoch die Sitzung ungebührlich verlängerte, entfernten sich die Botschafter und ließen ihre ersten Drago⸗ mans zurück. Aber auch diese mußten sich alsbald zurück⸗ ziehen, nachdem sie die Auskunft erhielten, daß die Pforte noch nichts entschieden habe. Seitdem haben fast täglich, theils bei dem noch immer unpäßlichen Großvezier, theils in Dolma⸗ Bagdsche unter Vorsitz des Sultans, theils bei Midhat Pascha, Berathungen stattgefunden. Zu der für morgen anberaumten außerordentlichen und angeblich entscheidenden Sitzung haben die nach ihrem Range berufenen christlichen Funktionäre Ein⸗ ladungen erhalten.
— 5. Oktober. (W. T. B.)
3 Der britische Bot⸗ schafter Elliot überreichte heute in feierlicher Audienz dem Sultan seine neuen Kreditive und hatte so⸗ dann in Gegenwart des Ministers des Aeußeren eine Prirate audienz. Der vor Kurzem zum Handels⸗Minister ernannt⸗ Riza Pascha wird Minister ohne Portefeuille.
Wien, 5. Oktober. (W. T. B.) In einem hiesigen Blättern angeblich von türkischer Seite zugegangenen Com⸗ muniqusé heißt es, die Pforte würde den Schiffen fremder Mächte die Durchfahrt durch die Dardanellen verwehren; falls jedoch Gewalt angewendet werden sollte, würde der Sultan sammt der Regierung nach Adrianopel übersiedeln.
— 6. Oktober. (W. T. B.) Bezüglich der in der orientalischen Angelegenheit weiter in Aussicht ge⸗ nommenen Schritte wird von unterrichteter Seite bestätigt, daß zunächst eine Sommation der Mächte an die Pforte ge⸗ richtet werden dürfte, in welcher dieselbe zur Gewährung eines Waffenstillstandes mit Serbien und Montenegro aufgefordert werden soll und auch die Autonomie⸗Forderung wieder geltend gemacht werden würde; gleichzeitig aber solle auch auf Serbien ein Druck ausgeübt werden, um dasselbe zu veranlassen, seinerseits einen etwaigen Waffenstillstand definitiv anzu⸗ nehmen. — Als charakteristisch für die Auffassung der Türkei von einer zu gewährenden Autonomie wird hervorgehoben, daß bei den jüngsten Berathungen türkischerseits an Stelle des Wortes „Autonomie“ die Worte „lokale Verwaltungs⸗ Reorganisation“ gesetzt worden seien. — Was die Beurtheilung der von der Regierung nunmehr gegen die Türkei zu er⸗ wartenden Schritte in Ungarn angeht, so glaubt man, daß dort an die Stelle der anfänglich sehr erregten Stimmung gegenwärtig eine kühlere Erwägung der Situation getreten sei. — Dem ,Fremdenblatt“ zufolge soll der Vorschlag einer Flottendemonstration der Mächte Oesterreichs Zustimmung
aben. Sollte jedoch über diesen Schritt eine Einigung der kächte nicht erzielbar sein, so seien andere Zwangsmittel zu suchen. Durch türkische Rodomontaden dürften sich die Mächte nicht mehr einschüchtern lassen.
— (W. T. B.) Ueber das Verhältniß zwischen der Pforte und Montenegro melden mehrere Blätter, daß Fürst Nikita von der Pforte die Abtretung des Zetathales verlangt habe und die Pforte geneigt sei, diese Gebietserweiterung zu gewähren. Ferner wird der „Neuen Freien Presse“ aus Ragusa gemeldet, daß ein Separat⸗ frieden zwischen Montenegro und der Pforte in sicherer Aussicht stehe, wenn auch der formelle Abschluß erst späterer Zeit vorbehalten sei. Nach Mittheilungen aus türkischer Quelle dürften jedoch diese Mittheilungen vorläufig noch als Kombinationen anzusehen sein.
Paris, 5. Oktober. T. B.) Der heutige „Moni⸗ teur“ bespricht die Eventualität des Zusammentretens einer Konferenz der Mächte und erklärt dabei, daß die französische Regierung sich jeder Initiative enthalten werde; dieselbe vünsche nach wie vor aufrichtig den Frieden und werde jede Kontbination acceptiren, welche geeignet sei, die Gespanntheit der ohne Zweifel manche Gefahren in sich bergenden Lage zu heben.
— (W. T. B.) Der „Agence Havas“ wird aus Lon⸗ don gemeldet, daß die Idee einer Konferenz der Großmächte in die zweite Stelle des Aktionsprogramms zurückgetreten sei, nachdem von Seiten Rußlands der Antrag ergangen, daß die Mächte sich vorerst darüber einigen möch⸗ ten, der Pforte eine förmliche Waffenruhe, beziehungs⸗ weise einen formulirten Waffenstillstand aufzuerlegen. Ueber diesen Antrag habe bereits seit gestern zwischen den Mächten ein lebhafter Depeschenwechsel stattgefunden, nach dessen Ergebniß sich annehmen lasse, daß die Mächte dem von Rußland aus⸗ gegangenen Vorschlage zustimmen und daß die Vertreter der⸗ selben im Sinne dieses Vorschlages bei der Pforte unverzüg⸗ lich Schritte thun würden.
In Uebereinstimmung mit vorstehender „Havasschen“ Mel⸗ dung verlautet auch aus hiesigen diplomatischen Kreisen von Verhandlungen der Mächte über einen neuerlichen Kollektiv⸗ schritt zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes.
— Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatze liegen folgende Nachrichten vor:
— Der Wiener „Presse“ wird aus Belgrad gemeldet, daß die Türken am 4. d. die Offensive wieder aufgenom⸗ men haben und an diesem Tage auf der ganzen Linie ge⸗ kämpt worden sei. Ueber das Resultat der Kämpfe liegen noch keine Nachrichten vor.
Belgrad, 1. Oktober. Man schreibt der „Pol. Korr.“: „Auf allen nach dem Morawathal führenden Straßen sieht man bedeutende Truppenmassen nach Deligrad marschiren. Auf Ansuchen Tschernajeffs werden seit dem 29. September lecirgenae noch verfügbaren Truppen zur Hauptarmee ge⸗ schickt. das Schicksal des Feldzuges entschieden werden dürfte. Abdul Kerim Pascha hat, nach Aussagen von gefangenen Türken, aus allen nahen Städten und festen Plätzen die Garnisonen eiligst an sich gezogen. Vom Armee⸗Corps Osman Paschas sind anderthalb Brigaden Infanterie über Knjazevatz und 85 in Eilmärschen zu Abdul Kerim beordert den. seitigen Streitkräften so rasch als möglich auszugleichen. Der Kriegs⸗Minister hat gestern dem größten Theil des Corps am Ibar Marschordre nach Deligrad zugehen lassen. Auch von
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der Jankowa⸗Klissura sind 5 Bataillone und 1 Batterie ins watl wor Mit diesen Maßregeln hängt der Wechsel, welcher im Kommando am Ibar eingetreten ist,
Morawathal detachirt worden.
im Zusammenhange. General Nowoselov wurde von Javor zur Drina⸗Armee transferirt. Die geringe Macht, welche an der Grenze Altserbiens steht, ist nicht in der Lage, größere Operationen vorzunehmen. Die Angwesenheit Nowoselovs schien daher dort überflüssig zu sein. Dagegen glaubt man noch immer, die Türken Drina aus die Offensive ergreifen. Der Krieg, der nun nahezu drei Monate dauert, hat die serbischen Kriegsvorräthe bedeutend reduzirt, wenn nicht ganz erschöpft; die Kriegsver⸗ waltung giebt sich alle erdenkliche Mühe, dieselben zu erneuern. Dazu gehört aber Geld. Dieses zu beschaffen hat der Finanz⸗ Minister die Aufgabe erhalten. Er unterhandelt mit großen Häusern in St. Petersburg und Moskau, um 24 Mill. Dinars aufnehmen zu können. Die Verhandlungen sind soweit ge⸗ diehen, daß ein günstiges Resultat nicht unwahrscheinlich ist.“
Nisch, 3. Oktober. Aus besonderer Quelle wird dem Wiener „Fremdenblatt“ gemeldet, daß der Serdar Ekrem (Generalissimus) die in seinem Lager befindlichen mohame⸗ danischen Milizen aus Mitrovitza und Monastir, die sich in den letzten Tagen sehr meutrisch zeigten und auch sonst durch ihr Benehmen zu Klagen Anlaß gaben, aus demselben schleunigst habe entfernen lassen.
— Eine Depesche vom türkisch⸗montenegrinischen Kriegsschauplatze lautet:
Ragusa, 5. Oktober. (W. T. B.) Eine aus Insur⸗ genten und Montenegrinern bestehende Abtheilung griff gestern mehrere Abtheilungen von Moukhtar Paschas Arrieregarde auf dessen Rückzugslinie bei Urbno, Dubocane, Jasen und Kravica an, schlug dieselben und besetzte sodann die vor⸗ genannten vier Ortschaften. Die Türken zogen sich auf Gorica zurück.
RNußland und Polen. Wie die „Odessaer Ztg.“ meldet, hat der Kaiser von Brasilien am Montag, den 25. Sep⸗ tember, die Stadt verlassen, und ist nach der Krim abgereist. Se. Majestät begiebt sich von hier aus nach Sewastopol, um dort die durch die Vertheidigung geschichtlich gewordenen Stellen in Augenschein zu nehmen; dann auf dem Landwege nach Livadia, von wo aus der Kaiser am Sonnabend nach Odessa zurückkehren wollte, um noch am selben Tage seine Weiterreise nach Konstantinopel anzutreten.
— Zum Eintritt in die Nikolai⸗Akademie des General⸗ stabes haben sich in diesem Jahre im Ganzen 76 Ossiziere gemeldet, darunter 8 für die geodätische Abtheilung. Von diesen gehörten 33 den Garde⸗Truppen und dem St. Peters⸗ burger Militärbezirk an.
— Die bei der Oberverwaltung von Ost⸗Sibirien ge⸗ gründete Kommission zur Berathung der ökonomischen Or⸗ ganisation der nordöstlichen Küste des Primorschen Gebietes ist, wie der „Ssibir“ mittheilt, zu der Ansicht gelangt, daß soigenge Maßregeln nothwendig wären: 1) zur Steuerung es gesetzwidrigen Handels der Ausländer bestandige Kreuzer von der Mündung des Anadyr bis zum Meerbusen von Kol⸗ jutschin und womöglich noch weiter nach Westen bis zum Vor⸗ gebirge Schelagskoj zu unterhalten; 2) an Stelle des Handels der Ausländer in diesen Gegenden einen russischen Handel zu begründen, unter Mitwirkung und Schutz der Regierung; 3) für die Entwickelung des Ackerbaues und der Viehzucht auf Kam⸗ tschaka, sowie in den südlichen Theilen des Kreises Kolymsk im Gouvernement Jakutsk und in den nördlichen Theilen des Kreises Ishiginsk, die vom ochotskischen Meere am entferntesten liegen, zu sorgen, wobei man, wenn der Versuch mit frei⸗ willigen Ansiedlern selbst unter besonderen Privilegien nicht gelingen sollte, die zu Zwangsarbeiten Verurtheilten von Ssa⸗ chalin verwenden müßte; 4) da der Grund zu der traurigen Lage der dortigen Völkerschaften in der Beitreibung des Jassak (Tributs) in bestimmtem Pelzwerk zu suchen ist, ein Gesetz zu erlassen, daß die Völker ihren Tribut entweder in gewöhn⸗ lichem Pelzwerk oder in Geld nach einer Taxe, die auf 3 Jahre festzusetzen wäre, zu entrichten haben; 5) zur Verbesserung der Lage der Bewohner der Commandeur⸗Inseln die Zahlung für die Felle von jungen Seebären von 50 Kop. auf 1 Rbl. zu erhöhen.
Schweden und Norwegen. Stochholm, 3. Oktober. Die heutige „Post⸗ och Inr. Tidn.“ enthält solgende Mitthei⸗ inng aus der Kanzlei des Königs: „In Verbindung mit dem
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Man glaubt, daß in einer der nächsten Schlachten
wor⸗ Tschernajeff trachtet die Ungleichheit in den beider⸗
würden von der
am 29. September vorgetragenen unterthänigen Schreiben des
Reichstages vom 15. Mai d. J., betreffend die Zoll⸗ bewilligung, hat der König, welcher, nachdem der Handels⸗ traktat, der am 14. Februar 1865 mit Frankreich ab⸗ geschlossen worden, nunmehr von Seiten des letztge⸗ nannten Landes aufgesagt worden ist, den Zeitpunkt für gekommen erachtet, um den jetzt für Schweden geltenden Zolltarif der erforderlichen Revision unterwerfen zu lassen, beschlossen, zur Ausführung derselben eine Kom⸗ mission niederzusetzen, welcher es auferliegen soll, Vorschläge zu den Veränderungen in den jetzigen Zollsätzen zu entwerfen, die als durch die Verhältnisse hervorgerufen erachtet werden können. Der König hat zum Vorsitzenden dieser Kommission den General⸗Zolldirektor Bennich ernannt. Außerdem hat der König gnädigst erklärt, daß die Kommission auf Berufung des Vorsitzenden spätestens am 15. Oktober d. J. in Stockholm zusammentreten und daß sie berechtigt sein soll, von den betreffenden öffentlichen Anstalten und Behörden die Angaben und Mittheilungen einzufordern, welche als er⸗ forderlich erachtet werden können.“
Der neu ernannte Prediger der hiesigen deutschen Gemeinde, R. Kittan, wurde am vorigen Sonntag von dem Erzbischof Dr. Sundberg feierlich in sein Amt eingeführt.
Dänemark. Kopenhagen, 3. Oktober. In der heu⸗ tigen Landsthingssitzung wurde angemeldet, daß der Kriegs⸗Minister einen Gesetzvorschlag über die Heeresord⸗ nung und die Löhne im Heere vorzulegen gedenkt. Der Finanz⸗Minister will Gesetzvorschläge über den Zoll für in⸗ ländischen Rübenzucker und Stempelbegünstigung für eine von der Kommune in Aalborg kontrahirte Anleihe vorlegen.
— In der heutigen Sitzung des Folkethings legte der Finanz⸗Minister (der Konseilspräsident Estrup, der bekanntlich auch Finanz⸗Minister ist) den neuen Finanz⸗Gesetz⸗ entwurf vor. Er gab in einer längeren Rede die nöthigen Aufklärungen darüber. Die Staatseinnahmen sind danach kalkulirt zu 47,211,000 Kr., die Ausgaben zu 45,276,000 Kr., es ergiebt sich also ein Ueberschuß von 1,924,000 Kr. Unter den Einnahmen ist jedoch ein Verbrauch vom Staats⸗ vermögen von 1,415,000 Kr. und unter den Ausgaben ein Erwerb am Staatsvermögen durch Abträge an der Staats⸗ schuld ꝛc. mit 2,029,000 Kr. aufgeführt, wobei noch an Dar⸗ lehen und Vorschüssen 1 ½ Mill. in Betracht zu ziehen sind. Es zeigt sich ein Zuwachs im Staatsvermögen von 3,683,000 Kr. oder in Wirklichkeit von 2,330,000 Kr., wenn Verbrauch von Aktiven gegen Erwerb ꝛc. abgewogen wird. Der Minister sprach sich ferner über einen doch mehr scheinbaren Rückgang in dieser Staatsrechnung, im Verhältniß zu dem starken Zuwachs der letzten Jahre aus, und führte die Ursachen an, die u. A. theils in dem Bau von Eisenbahnen, theils darin zu suchen sind, daß einzelne Einnahmen nur jedes zweite Jahr und dann für diesen Zeitraum in die Staatskasse fließen. Doch sei es möglich, daß in den Zollintraden ein wirk⸗ licher Rückgang bemerkbar würde. Was in dem Budget für Befestigungen, Theuerungszulagen und verschiedene öffentliche Arbeiten verlangt ist, kann von den ordentlichen Einnahmen bestritten werden.
— Am 1. Juni 1879 kann die Kopenhagener Universität ihr 400jähriges Jubiläum feiern, und das Konsistorium hat in dieser Veranlassung dazu aufgefordert, diesen Tag, sowie bei ähnlichen Gelegenheiten früher geschehen, in festlicher Weise zu begehen. Die dabei entstehenden Unkosten würden ca. 15,000 Kronen betragen, welche Summe man vom Reichstage aus der Staatskasse bewilligt zu sehen wünscht.
Amerika. New⸗York, 5. Oktober. (W. T. B.) Bei der Neuwahl eines Gouverneurs im Staate Georgia hat der Kandidat der demokratischen Partei gesiegt; die Mehrzahl der neugewählten Mitglieder für die Legislatur des genannten Staates gehört gleichfalls der demo⸗ kratischen Partei an. — Wooward, der Associé des wegen Betrugs strafgerichtlich verfolgten Tweed, ist in Chicago verhaftet worden.
Buenos⸗Ayres, 28. August. Nach dem Berichte, welchen der Kriegs⸗Minister dem diesjährigen Kongreß vor⸗ gelegt hat, setzt sich das stehende Heer der Argentini⸗ schen Republik aus folgenden Truppentheilen zusammen: 1 Regiment Feld⸗Artillerie 375 Mann, 1 Regiment Festungs⸗ Artillerie 161 Mann, (Besatzung der Insel Martin Garcia) 10 Bataillone Linie 3031 Mann, 2 Besatzungs⸗Compagnien in Martin Garcia 177 Mann, 1 Besatzungs⸗Compagnie in Patagones 91 Mann, 1 Besatzungs⸗Compagnie in Bahia Blanca 84 Mann, 12 Regimenter Kavallerie 3589 Mann, 1 Compagnie Kavallerie in Patagones 46 Mann, 1 Com⸗ pagnie Kavallerie in Bahia Blanca 86 Mann, in Summa 7640 Mann.
Dieser Bestand wird für die gewöhnlichen Friedens⸗ bedürfnisse als genügend erachtet. Wirklich vorhanden sind indeß wohl nur die betreffenden Infanterie⸗ und Artillerie⸗ bestände. Die im Innern des Landes und besonders an der Indianergrenze verstreut liegenden Kavallerie⸗Regimenter dürften thatsächlich zahlreiche Manquements an Leuten und besonders an Pferden aufweisen.
Peru. (A. A. C.) Ueber das Attentat gegen das Leben des ehemaligen Präsidenten Pardo meldet der Panama „Star and Herald“, daß es durch die Anhänger der Regierung General Prado's verursacht wurde, welche be⸗ schlossen, ihr Vertrauen in die Wahl des Präsidenten durch öffentliche Versammlungen kundzugeben, obwohl General Prado sie ersuchte, sich jedweder Demon⸗ stration zu enthalten. In einer dieser Versamm⸗ lungen wurden heftige Reden gehalten und es kam zu einem Tumult. Der Union⸗Klub wurde angegriffen und des⸗ sen Fenster eingeschlagen. Die anwesenden Klubmitglieder waren genöthigt, sich für ihre Sicherheit auf die benachbarten Dächer zu flüchten. Sodann wurde Pardo's Haus angegriffen und dessen Thüre und Fenster durch Steinwürfe demolirt. Es fielen auch einige Schüsse, aber ehe der Pöbel sich Eingang in das Haus bahnen konnte, kam militärische Hülfe an und die Ruhe wurde nicht weiter gestört. 11.“
ausdrücklich
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Paris, Freitag, 6. Oktober, Vormittags. Bei dem gestrigen Banket auf der russischen Botschaft soll sich Fürst Orloff bestimmt dahin geäußert haben, daß alle Anstrengungen, welche Rußland in der orientalischen Angelegenheit gemacht habe und noch mache, nur darauf gerichtet seien, den europäischen Frieden zu erhalten. vi11AAA“
St. Petersburg, Freitag, 6. Oktober, Vormittags. Der diesseitige Botschafter in Konstantinopel, General Ignatieff, ist, wie der „Herold“ erfährt, wieder nach Livadia berufen, wo General Sumarokoff, dessen Wiener Mission vom besten Erfolg gekrönt sein soll, gestern erwartet wurde.
Statistische Nachrichten. Von dem Kaiserlichen statistischen⸗ Amte werden alljährlich Spezial⸗Verzeichnisse über die Verunglückungen deut⸗ scher Seeschiffe, soweit dieselben zur Kenntniß der Behörden in den deutschen Küstenstaaten gekommen sind, aufgestellt. Für das Jahr 1875 wird das betreffende Verzeichniß in dem jetzt herausgege⸗ benen Bande XXI. Abth. J. der Statistik des Deutschen Reichs ver⸗ öffentlicht. Danach beträgt die Gesammtzahl der im Jahre 1875 als verunglückt angezeigten deutschen Seeschiffe 158 mit einer La⸗ dungsfähigkeit von 35,032 Reg. Tons, 1382 Mann Besatzung und 388 Passagieren ꝛc. Diese Schiffe vertheilen sich auf die einzelnen Küstengebiete folgendermaßen: Prov. Preußen 6 Schiffe 2270 Reg. Tons, Pommern 34 Sch. von 5817 Reg. Tons, wig⸗Holstein, Ostseegebiet 9 Sch. von 1180 Reg. Tons, Schle Holstein, Nordseegebiet, 12 Sch. von 1415 Reg. Tons, Hannover 46 Sch. von 3751 Reg. Tons, Mecklenburg 20 Sch. von 3991 Reg. Tons, Oldenburg 7 Sch. von 1365 Reg Tons, Bremen 9 Sch. von 7097 Reg. Tons, Hamburg 15 Sch. von 8146 Reg. Tons. Was die Gattung der verunglückten Schiffe betrifft, so befanden sich unter denselben 6 Schraubendampfer, 3 Vollschiffe, 27 Barken, 2 Schoonerbarken, 29 Briggen, 10 Schoonerbriggen, 33 Schooner, 13 Galeassen und Galioten, 35 kleinere Fahrzeuge (Kuffs, Tialken, Ever ꝛc.). Dem Alter nach vertheilen sich die verunglückten Schiffe folgendermaßen: 1 Jahr und darunter 11, von 1—3 Jahr 6, von 3— 5 Jahr 5, von 5—7 Jahr 2, von 7—10 Jahr 26, von 10 — 15 Jahr 33, von 15 — 20 Jahr 29, von 20 — 30 Jahr 21, von 30 — 40 Jahr 21, von 40 — 50 Jahr 1, über 50 Jahr 1, wäh⸗ rend das Alter von 2 Schiffen unbekannt geblieben ist. — Der Ort der Verunglückung hat von 10 Schiffen nicht angegeben werden önnen; von den übrigen sind verunglückt: an der deutschen Nordsee⸗ küste 38, an der Küste von Großbritannien und Irland 22, an der dänischen Küste 19, an der deutschen Ostseeküste 13, an der Küste von Norwegen und im atlantischen Ozean je 11, an den Küsten von Schweden und Afrika je 6, an der russischen Küste und im stillen Ozean je 4, an der Küste von Frankreich, Belgien und Süd⸗
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— amerika je 2, an den Küsten von Nordamerika, China, Westindie Italien, den Niederlanden, Madagaskar, im indischen
und bei den Orknevinseln je 1. — Was die Art Verunglückung s S
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betrifft, so sind gestrandet 90 Sch., Kollision verunglückt 11 Sch., gesunken 29 Sch., wrack bez. geworden 8 Sch., gekentert 5 Sch., und die übrigen 15 Sch. v schollen. Die Zahl der verlorenen Menschenleben betrug 328 Mann von der Besatzung und 256 Passagiere ꝛc. Was den Ausgang des Anfalls für die Ladung betrifft, so ist letztere bei 17 Unfällen ganz gerettet, bei 11 zu ¾ des Werths gerettet, bei 13 zu ½ des Werths gerettet, bei 5 zu ¼ des Werths gerettet, bei 81 gänzlich verloren ge⸗ gangen; bei 31 Unfällen haben Angaben über den Ausgang desselben für die Ladung nicht gemacht werden können.
— Nach Mittheilung des Berlin sind bei den hiesigen vom 24. bis inkl. 30. September er. zur Anmeldung gek 288 Eheschließungen, 846 Lebendgeborene, 22 2 Sterbefälle.
— Die „Gazzetta uffiziale“ veröffentlicht den ersten Jahresbericht über die seit Mitte vorigen Jahres in IJtalien mit den Postämtern verbundenen Sparkassen. Am 31. August dieses Jahres waren in Italien 1028 Postämter als Sparkassen in Thätigkeit. Die Ein lagen waren 69,499, von denen nur 8691 zurückgezogen wurden. as hinterlegte Gesammtkapital belief sich auf 2,103,402 Lire, von denen 573,323 Lire zur Rückzahlung kamen. Die ausgestellten Kassenbücher lauteten auf 32,789, die in demselben Jahre erloschenen betrugen 1799. Zu der Entwickelung der postalischen Sparkassen haben Groß⸗ industrielle dadurch beigetragen, daß sie bei festlichen Anlassen ihren Arbeitern ein Sparkassenbuch mit der Einlage von 1 Lire schenkten, mit der Aufforderung, diese Grundlage zu weitern Ersparnissen zu benutzen. Einzelne haben außerdem noch den Arbeitern, welche am Ende eines Jahres eine gewisse Summe in dem Buche nachweisen können, eine Prämie zugesichert.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Wie das „Landeshuter Kreisblatt“ berichtet, befinde der von Wallenberg⸗Fenderlinschen Bibliothek der Stad hut Originalbriefe des Königs Friedrich II.
„Schles. Ztg.“ vom 4. Oktober d. J. werden 4 derselben
laut mitgetheilt. Dieselben datiren aus den Jahren 1760 und 1761, sind an den General v. Sevrdlitz, der zu jener Zeit mit schweren kör⸗ perlichen Leiden zu kämpfen hatte, gerichtet und legen Zeugniß ab von der persönlichen Theilnahme des Königs für den General.
— Ueber den am 4. Mai d. J. zu Heilbronn am Neckar rer⸗ storbenen Landschaftsmaler Friedrich Salzer bringt das „Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst“ einen Nekrolog. Dem⸗ selben zufolge war Salzer am 1. Juni 1827 zu Heilbronn geboren und der Sohn eines Lackirers und Lackfabrikbesitzers. Nachdem er seinem Vater beim Geschäftsbetriebe zur Seite gestanden, erlernte er die Anfangsgründe der Kunst bei dem Maler Karl Baumann in Heilbronn. Dieser veranlaßte ihn 1846 zur Uebersiedelung nach München. Hier trat der junge Künstler mit mehreren Fachgenossen in Verkehr, unter welchen er sich am meisten von Richard Zimmer⸗ mann angezogen fühlte. Auch zu August v. Kotzebue trat er in freund⸗ schaftliche Beziehungen und malte demselben die landschaftlichen Hin⸗ tergründe für seine großen Schlachtenbilder: Novi, Einzug in Berlin, Uebergang über den Gotthard. Mit Vorliebe malte Salzer Wald⸗ und Winter⸗, sowie Architekturbilder. Ein treffliches Winterbild b. findet sich in der Königlichen Gemäldesammlung zu Stuttgart. In Jahre 1863 siedelte Salzer nach Heilbronn über, wo er sich 1865 mit Frl. Emilie v. Lobstein vermählte. 1.““
— Die „Nachrichten der Russischen Geographischen Gesellschaft“ enthalten in ihrer letzten 4. Lieferung unter Anderem zwei kurze Briefe des Reisenden Miklucha⸗Maklai, welche dieser auf seinem Wege zur Insel Pelau an Bord des Schooners „Sea Bird“ unterm 29. Februar und 12. April an den Sekretär der Gesellschaft gerichtet hat. Hr. Miklucha⸗Maklai, welcher sich bekanntlich speziell die Erforschung der verschiedenen Racen im Südosten von Asien zur Aufgabe gestellt hat und zu diesem Zwecke die Inseln des Stillen Ozeans bereist, beabsichtigte damals die unbekannteren Inseln füd⸗ lich vom Aequator zwischen Neu⸗Guinea, Neu⸗Irland und Neu⸗ Britannien aufzusuchen. Der mit Fracht zu den West⸗Karolinen gehende Schooner sollte erst nach Ablieferung seiner Fracht dem Hrn. Miklucha⸗Maklai zu unumschränkter Verfügung stehen; auf der Reise dahin konnte er nur mit Bewilligung des Kapitäns einige Abstecher und kürzere oder längere Stationen machen. Gegen Ende Februar war er von der Südküste von Celebes aufgebrochen.
— Die Zeitschrift „Der Bär“, Berlinische Blätter für vater⸗ ländische Geschichte und Alterthumskunde, herausgegeben von G. Hiltl und Ferd. Meyer (Berlin, Verlag von Alfred Weile) enthält in de ersten Oktober⸗Nummer u. A. einen interessanten Aufsatz über den Gesundbrunnen bei Berlin, von Dr. C. Brecht, mit Abbildung.
— Das 2. Heft der Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie, herausgegeben vom Verein „Herold“ zu Berlin, das vor Kurzem erschienen, enthält Beiträge zur Genealogie und Familiengeschichte mehrerer Grafen⸗und Herren⸗ geschlechter, nebst 2 Wappentafeln.
Land⸗ und Forstwirthschaft. des deutschen Landwirthschafts⸗
f Plenarsit ung des schen Landn wird am 30. d. M. beginnen. Auf der Tagesordnung stehen
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Bureceaus der Stadt
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Standes⸗Aemtern in der Woche ꝛel ommen: Todtgeborene,
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