1876 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Füͤrst Schwarzenberg begiebt sich am 15. d. M. nach Salz⸗ urg behufs Präkonhation des dortigen Erzbischofes Eder. Pest, 7. Oktober. Sämmtliche Blätter konstatiren den ünstigen Eindruck der gestrigen Enunciation des Minister⸗ Pgräsidenten über die orientalische Frage. Besonde⸗ ren Beifall hatte die Versicherung, daß zwischen den Mächten volle Uebereinstimmung herrsche, daß der Fürst und die Re⸗ gierung Serbiens nur den status quo ante bellum wollen, und daß die ungarische Regierung nur einen solchen Frieden wolle, welcher die Keime künftiger Verwickelungen zerstört.

Das Abgeordnetenhaus hat einem Antrag des Ministeriums entsprechend beschlossen, nach Beendigung der Mileticsschen Angelegenheit seine Sitzungen bis An⸗ fang November d. J. zu vertagen. Die Finanz⸗ und die Justizkommission werden inzwischen jedoch ihre Arbeiten fortsetzen.

Schweiz. Bern. Aus den Bundesrathsverhand⸗ lungen vom 6. Oktober entnehmen wir der „N. Zürch. Ztg.“ Folgendes: Nach Mittheilung der deutschen Gesandtschaft sind Einleitungen getroffen, um die Befugnisse des deutschen Zollamtes im Centralbahnhofe zu Basel, welches bisher auf die Abfertigung der Reisenden und des Eilgutes be⸗ schränkt war, auf die Zollbehandlung jeder Art von Eisenbahn⸗ gütern auszudehnen. Es bedingt diese Aenderung die Verein⸗ barung eines Nachtrages zur Uebereinkunft vom 7. August

18273 betreffend Errichtung einer Kaiserlich Deutschen Zollabferti⸗ gungsstelle am Central⸗Bahnhof in Basel. Diese Vereinbarung

ist im Konferenzwege zu treffen und es sind als Abgeordnete bezeichnet vom Bundesrath die Herren Ober⸗Zolldirektor Meyer und Zolldirektor Fehr in Basel, von der deutschen Regierung die Herren Mebes, General⸗Direktor der Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und Fabrizius, General⸗Direktor der Zölle und indirekten Steuern, Beide in Straßburg. Niederlande. Haag, 3. Oktober. Nach den neuesten bis zum 24. August reichenden Berichten aus Bloem⸗ fontein, der Hauptstadt des Oranje⸗Freistaates, war daselbst einige Tage vorher ein Abdruck des Ver⸗ trages eingetroffen, welchen Präsident Brand in London mit der englischen Regierung für definitive Regelung der streitigen Frage bezüglich der Diamantbezirke abge⸗ schlossen. Der nun bekannt gewordene Text der Uebereinkunft bestätigt nicht nur die bereits vor einiger Heit über diese Kon⸗ vention gemachten Angaben, sondern enthält auch noch eine

weitere wichtige Bestimmung. Die englische Regierung hat näm⸗

lich außer dem Zugeständnisse, daß die im Jahre 1871 in der Besitz⸗ ergreifungsproklamation Sir Henry Barkly's bezeichnete Linie die

Grenzezwischen West⸗Grikwaland und dem Oranje⸗

Freistaate bilden, also die nachher von britischen Behörden weiter hinausgeschobene Grenzlinie ungültig sein soll, und außer der Gewährung einer Entschädigung von 90,000 Pfd. Sterl. auch noch eine Subsidie von 15,000 Pfd. Sterl. für eine eventuell von dem Oranje⸗Freistaate nach Natal oder nach der Kapkolonie hin anzulegende Eisenbahn bewilligt. b In Bloemfontein war, als man nun genaue Kunde von dem

Inhalte des Vertrages hatte, großer Jubel; Kanonensalven vom Fort, Flintenschüsse und Abends allgemeine Illumination begrüßten die Botschaft.

Großbritannien und Irland. London, 6. Oktober. Die Königin machte am Mittwoch einen Besuch bei Sir Bartle Frere auf Birk Hall. Ihre Majestät hat dem Ad⸗ 8. Sir Alexander Milne die Baronet⸗Würde ver⸗ iehen.

7. Oktober. (E. C.) Der Prinz und die Prin⸗ zessin von Wales kamen gestern Mittag in Wick an und wurden mit Enthusiasmus empfangen.

Mr. ZJustice Blackburn und der Right Hon. E. G. Gordon sind nach der amtlichen Gazette zu „Lords

of Appeal“ und zur Pairswürde als Baron Blackburn und Baron Gordon erhoben worden. Sir Thomas Gladstone, Baronet, Bruder des ehemaligen Premier⸗Ministers, ist von der Königin zum Lord Statthalter und „Custos Rotulorum“ der Grafschaft Kincardina ernannt worden.

Die bulgarischen Abgesandten, die Herren Zan⸗ koff und Balabanow, machten gestern dem Lord⸗Mayor ihre Aufwartung und brachten ihm den Dank ihres Landes. Später verhandelten sie mit dem Hülfsausschusse.

Die „Dublin Gazette“ vom 6. d. meldet, daß die Grafschast Monaghan und gewisse Bezirke von Westmeath und King's County von den Bestimmungen des irischen Frie⸗ densbewahrungsgesetzes eximirt worden sind.

Göln. Ztg.) Der Herzog von Connaught traf heute in Dublin ein zur bleibenden Uebernahme des Kommandos seines Bataillons. Auf Wunsch unter⸗

blieben die Festlichkeiten und fand nur privater Empfang durch die städtischen und Militärbehörden statt. Heute wie

gestern hat die hohe Fnth der Themse die niedrigsten Stadt⸗

heile zeitweise Uberschwemmt.

Der in Plymouth abgehaltene Kirchenkon⸗ greß beschäftigte sich auch mit der Altkatholikenbewe⸗ gung in Deutschland. Die Hauptsprecher über die Sache, obgleich in Einzelnheiten von einander abweichend, waren im Ganzen doch einer Ansicht. Die „Morning Post“ knüpft an die Besprechung der Verhandlungen folgende Bemerkungen: Nichts in den Falkschen Gesetzen ist geeignet, die Alt⸗ katholiken zu schädigen, weil sie keinem römischen In⸗ teresse zu dienen haben. Sie sind Deutsche und deutsch sind ihre Interessen. Es wird ihnen keine Ueber⸗ windung kosten, ihre Priesterschaft in deutschen Anstalten zu erziehen. Sie werden vielmehr eine Ehre darin suchen, alle ihre kirchlichen Einrichtungen, einschließlich Diszipli⸗ nargerichtshöfe und Verwaltungsmittelpunkte innerhalb der Grenzen des Vaterlandes zu haben. Das wird ihnen sehr in ihren anfänglichen Schwierigkeiten zu statten kommen und wenn sie nur Personen für ihren Priesterstand als Mittel, sie zu erziehen, finden, so braucht man für ihren Erfolg keine Schranken anzunehmen, denn gewiß sind Tausende in und außer Deutschland vollständig bereit, die Belebung des alten Katholikenthums als bestes und neuestes Prinzip gesunder Reformation anzunehmen. . .. Wenn im Laufe der Zeit mit dem Wachsen von Einsicht und Macht die Bewegung an Stärke gewinnt, so wird Rom dem furchtbarsten Gegner . enüber zu treten haben, welchen es noch in irgend einem

helle Europas zu fürchten hatte.“

(E. C.) Verschiedene Standeserhöhungen haben in neuerer Zeit das Verzeichniß der Mitglieder des Oberhauses etwas verändert. Die genaue Zahl geistlicher und gen Peers, eingeschlossen die Mitglieder der Königlichen 1 ie, beträgt jetzt 503, beginnend mit dem Herzoge von Cornwall

Peers die der wirklichen Peers ein wenig übersteigt.

(Prinzen von v8. und endend mit dem jüngst creirten Mortimer Lord Sackville. Das House of Lords zählt 21 Her⸗ zöge, 22 Marquis, 132 Earls, 31 Viscounts, 26 Erzbischöfe und Bischöfe, 265 Barone (dazu dann die sog. Royal Dukes). Zu bemerken ist dabei, daß die Zahl der in der Liste E“ Lor Cairns ist z. B. erstens als Baron und zweitens als Lord⸗ kanzler Mitglied des Hauses, der Herzog von Richmond als Herzog und als Minister⸗Präsident, der Marquis of Hertford als Marquis und als Lord Chamberlain. Auch der Name des Lord Beaconsfield erscheint doppelt, erstlich als der des Earl, gleich nach dem Namen Lord Northbrooks, zweitens aber als der des Lord Siegelbewahrers. Als letzterer geht der Earl of Beaconsfield allen Herzögen vor und kommt gleich nach den Mitgliedern der Königlichen Familie, den zwei Erz⸗ bischöfen, dem Lordkanzler und dem Conseils⸗Präsidenten.

8. Oktober. (W. T. B.) In einer in Bradford gestern stattgehabten, von ungefähr 4000 Personen besuchten Versammlung seiner Wähler hielt das Parlamentsmit⸗ glied W. E. Forster einen Vortrag über die orien⸗ talische Frage, worin derselbe seinem Bedauern darüber Ausdruck gab, daß die Regierung nicht gleich zu Anfang der gemeinsamen Aktion der Mächte Bge sei. Der jüngsten Depesche Lord Derby's könne er Beifall zollen, doch sei es zu beklagen, daß diese Sprache nicht bereits vor einigen Monaten geführt worden sei. Die Mißregierung und die Tyrannei in Bulgarien würden in einem Grade geübt, daß Wieder⸗ holungen des Aufstandes, so lange die Herrschaft der Türken fortdauere, unausbleiblich wären. Der Redner vertheidigte sodann die Kriegserklärung Serbiens und sprach die Ansicht aus, daß letzteres im Stande sei, die Türken auch während des Winters von seinem Gebiete fernzuhalten, selbst wenn es durch russische Freiwillige nicht mehr unterstützt werden sollte. Die Pforte habe noch bis vor ganz Kurzem darauf gezühlt, daß England unter allen Umständen ihr seinen Beistand lechen werde, und die Anwesenheit der britischen Flotte in der Besika⸗ Bai als eine Zusicherung dieses Beistandes betrachtet. Er hoffe, daß die Pforte schließlich doch noch in den

Waffenstillstand einwilligen und das verlangte Zugeständniß 2 Fi s affenstillstand einwilligen d das verlangte Zugeständniß sich vor Allem mit den Finanzgeset

insurgirten Provinzen mit über die Ausführung der Versprechungen zu wachen, machen werde. Desgleichen hege er die Hoffnung, daß England der gemeinsamen Aktion der Mächte beitreten und der Türkei begreiflich machen werde, daß auf den Schutz Englands ferner nicht von ihr gerechnet werden darf. Englands Politik solle nicht geleitet werden durch die Furcht vor der Gefahr, welche in dem Er⸗ wachen einer Sympathie seiner muhamedanischen Unterthanen

der Lokalautonomie an die dem Recht der Mächte,

in Indien mit der Sache der Türken läge, sondern durch die

Forderungen der Gerechtigkeit. Das britische Volk sei jetzt von der Ueberzeugung durchdrungen, daß der beste Schutz der Interessen Englands in der Erfüllung seiner Pflicht beruhe. Die Versammlung genehmigte schließlich eine Resolution, worin die Königin um die Einberufung des Parlamentes ge⸗ beten wird. 8

Frankreich. Parrs, 6. Oktober. (Köln. Ztg.) Der Herzog Decazes hatte heute eine Unterredung mit dem Fürsten Orlow. Laut Nachrichten aus Marseille hat Hr. Thiers sämmtliche republikanischen Senatoren und De⸗ putirten des Departements der Rhonemündungen empfangen und in einem Gespräche mit einem Mitgliede des General⸗ rathes geäußert, es sei dringend an der Zeit, den Klerika⸗ lismus zu bekämpfen; wenn nicht, so werde das Sinken von Frankreichs Macht und Ansehen unvermeidlich.

Am nächsten Sonntag stehen die Wahlen der Maires und Beisitzer bevor, und die liberalen Blätter sind bemüht, den Wählern die Wichtigkeit ihrer Entscheidung ans Herz zu legen. Der außerparlamentarische, mit der Ausarbeitung des Gemeindegesetzes beauftragte Aus⸗ schuß wird nächstens zusammentreten, um während der jetzigen Session sich mit demjenigen Theil des Entwurfs zu befassen, der von den Befugnissen der Maires und der Beisitzer handelt. Dieser vollständige Theil des Gesetzes wird in den ersten Tagen der Session dem Parlament vorgelegt werden können. Wie die „Corresp. Havas“ meldet, bereiten die Bonapartisten ein Manifest vor, worin diese Partei als eine beinahe konstitutionelle, zuwartende, auf alle Ereignisse gefaßte und

mit allen vollbrachten Thatsachen einverstandene Partei auf⸗

treten wird.

Das „Bulletin officiel“ der Regierung von Algerien bringt ein Dekret unter dem 5. August, wodurch der ehemalige Präfekt des Rhonedepartements, Ducros, seines Amtes als Direktor des algerischen Dienstes im Ministerium des Innern enthoben wird. Das „Univers“ meldet, daß der Kar⸗ dinal Bonnechose dem Papste 95,000 Frcs. als Peterspfenni g überreicht und dafür einen „besonderen Segen“ für seine Diözesanen erbeten, auch vom Papst erhalten und sogleich durch den Telegraphen nach Lourdes befördert habe, wo sich

erade zur Zeit eine Pilgerschaar aus dem Rouener Sprengel efand. Auch von anderen Geistlichen, die reiche Gaben an Geld und Pretiosen zum Vatikan brachten, meldet „Univers“. Der Generalvikar von Langres, Abbé Ravry, überbringt dem Papste im Namen des Bischofs 60,000 Fr.

7. Oktober. (Köln. Ztg.) Der Präsident Mar⸗ schall Mac Mahon hat sich heute Morgen vom Schlosse von Sully nach dem Creuzot begeben, wird aber schon am Montag wieder in Paris erwartet. Der Konseils⸗Präsident Dufaure lud die sämmtlichen Mitglieder des Ministeriums nach Schloß Guillevoisin, im Departement der Seine⸗Oise, ein. Die Minister Marcére, Say und Decazes sind heute früh dahin abgereist. Hr. Thiers geht morgen von Marseille nach Cannes. Morgen hält „Union Réöpubli⸗ caine“, der radikale parlamentarische Verein, seine erste Sitzung bei seinem Präsidenten Lepére ab; Gambetta wird der Versammlung anwohnen. Ein Rundschreiben des Kriegs⸗Ministers an die Ieeee,e. der Armee⸗ Corps ordnet an, daß die Militärs aller Waffengattungen, deren Dienstzeit am 30. Juni 1877 zu Ende geht, am 10. November beurlaubt werden; diejenigen, welche bereits auf Urlaub sind, erhalten eine Verlängerung desselben. Auf Verlangen des Herzogs von Aumale, des Ober⸗Komman⸗ danten des Armee⸗Corps von Besancon, werden die Festungsbauten in seinem Kommando beschleunigt und noch in diesem Jahre beendet werden. Der Herzog von Montpensier kehrt mit seiner Familie am 14. Oktober nach Spanien zurück.

Spanien. Nach Berichten der

panie 1 „Köln. Ztg.“ aus Madrid über Paris, 6. Oktober, hat der

arschall

Martinez Campos die Stelle eines Oberbefehlshabers auf der Insfel Cuba angenommen und reist am 20. nach der spanischen Kolonie ab. Der General Jovelar bleibt General⸗Kapitän von Cuba.

Madrid, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Gerüchte von der Demission des General⸗Gouverneurs von Cuba, General Jovellar, werden als unbegründet bezeichnet, mit dem Hinzufügen, daß derselbe die oberste Leitung in Cuba behält, während der General Martinez Campos das Oberkom⸗ mando über die Truppen daselbst hat.

Italien. Rom, 7. Oktober. (W. T. B.) Durch ein Königliches Dekret wird die Auflösung der Kammer ausgesprochen und werden die allgemeinen Wahlen für den 5. und den 12. November, der Zusammentritt der Kammer für den 20. November angeordnet. Die Ver⸗ treter der Schweiz für die Verhandlungen wegen des neuen Handelsvertrages werden am 20. Oktober hier erwartet.

Stradella, 8. Oktober. (W. T. B.) Dem Bankete, welches zu Ehren des Minister⸗Präsidenten De⸗ pretis von dessen Wählern veranstaltet war, wohnten u. A. der Marine⸗Minister „Brin, der Unterrichts⸗ Minister Coppino, mehrere Deputirte und einige Präfekten bei. In der Rede, welche der Minister⸗Präsident hielt, nahm derselbe das Ministerium insbesondere gegen den Vor⸗ wurf in Schutz, Alles neu gestalten zu wollen. Das Ministerium sei von dem festen Willen beseelt, bei den Wahlen die wahre Meinung des Landes zum unverfälschten Ausdruck gelangen zu lassen; die vielfach aufgestellte Theorie, nach welcher auch die Regierung eine Partei darstelle, werde von ihm verurtheilt. Im Fortgange seines Vortrages setzte Depretis alsdann auseinander, daß die Versetzung einer Anzahl von Beamten erfolgt sei, weil dieselben sich zu Wahlagenten früherer Verwaltungen gemacht hätten. Zu der Finanzläͤge des Landes veerbseice erörterte der Redner dieselbe in ausführlicher Weise und hob hervor, daß das Budget für das Jahr 1877 eine Verbesserung aufweisen werde. Der Minister zeichnete sodann das Programm für die parlamentarischen Arbeiten in seinen Hauptzügen vor. Darnach würden die Kammern

zen, den Reformen in der Justiz und Verwaltung, den Handelsverträgen, den Konzessionen zum Eisenbahnbetriebe, sowie mit den projektirten Eisenbahnbauten zu befassen haben. Ueber die auswärtige Politik ließ sich Depretis nur ganz kurz aus, indem er sich auf die in der Kammersitzung im Frühjahre abgegebenen Erklärungen berief.

Türkei. Konstantinopel, 7. Oktober. (W. T. B.) Der englische Botschafter, Sir H. Elliot, hat heute eine Privat⸗ Audienz bei dem Sultan gehabt. Die Pforte dürsfte den hiesigen Vertretern der Mächte in einigen Tagen ein Memorandum behufs Erläuterung ihrer Entschließungen zugehen lassen.

Die Kriegspartei in Konstantinopel ist, so schreibt man der „Köln. Ztg.“, stark im Abnehmen begriffen. Ursachen davon sind in erster Linie die jüngsten Depeschen des Ser⸗ dar Ekrem aus dem Kriegslager, der sich für außer Stande erklärt, mit seinen Truppen in Serbien zu überwintern. Die Sterblichkeit unter ihnen ist groß, die Bekleidung, be⸗ sonders der ägyptischen Truppen, äußerst dürftig und die Unterkunstsvorrichtungen ungenügend.

Dem ,Pest. Lloyd“ geht von hier nachstehende, etwas nsfehel chere Mittheilung über die Beschlüsse der Pforte zu:

„Unmittelbar nach dem Schlusse der am 2. abgehaltenen Sitzung des großen Rathes, an dem außer den Ministern über 100 Funktio⸗ näre theilnahmen, theilte Savfet Pascha den ersten Dolmetschen der Signatar⸗Maäͤchte die folgenden Beschlüsse mit:

„1) Ein Senat, dessen Mitglieder die Regierung ernennt, wird ins Leben gerufen. 2) Neben diesem besteht eine Assem lée générale, deren Mitglieder, aus Muselmanen und Christen bestehend, von Konstantinopel und den Provinzen gewählt werden. 3) Die Voll⸗ machten der Provinzial⸗Konseils bezüglich der Finanzkontrole werden erweitert. Zur Zeit, wo diese Konseils nicht tagen, gehen deren Attribute auf die gewöhnlichen administrativen Provinziglräthe über, deren Mitglieder von der Vilajets⸗Bevölkerung gewählt werden. 4) Alle diese „Kontrolsmaßregeln“ sind anwendbar (applicables heißt es im Text und nicht appliquées) auf alle Provinzen des Reiches ohne irgend welchen Unterschied. 5) Die Pforte wird die vorstehen⸗ den Beschlüsse den Repräsentanten der Mächte mittelst einer Note mittheilen.“ Vom Status quo für Serbien und Montenegro ist in der den Mächten zugegangenen Mittheilung nicht die Rede. Wohl fügte jedoch Sapfet Pascha bei, daß die Pforte die Form eines Pro⸗ tokolls, in welchem diese Reformen ausgesprochen würden, ebenso entschieden verwerfe, wie sie in der an die Mächte zu richtenden Note die Worte „administrative Autonomie“ vermeiden werde.“

Kanonikus Liddon, der soeben die Türkei bereist hat, schreibt unter Anderem: „Es sei mir gestattet, zu sagen, daß die schlimmsten Berichte über die Behandlung der Verwun⸗ deten durch die Türken nur zu wahr sind. Die Details, welche mir ein Augenzeuge nach dem anderen beschrieben hat, können in Ihren Spalten nicht wiederholt werden, sie zeigen, daß in allen diesen Dingen die regulären türkischen Truppen auf einer Stufe mit den barbharischesten Wilden stehen.“ Er bestätigt im Weiteren ausdrück⸗ lich, daß die Türken wiederholt Gefangene gespießt und gepfählt haben. Bekanntlich hat Mussurus Pascha das ge⸗ leugnet. Der bekannte englische Diplomat Sir Charles Wiegfield schreibt hierüber an die „Times“: Vielleicht wird uns Mussurus Pascha in Kenntniß setzen, wann das Pfählen als eine Hinrichtungsart im türkischen Reiche aufhören wird, und wird uns das Dekret des Sultans zitiren, welches das⸗ selbe abschafft.“

„Daily News“ hat folgende Depesche des Generals Tschnernajeff (datirt aus Deligrad, 3. Oktober, 7 Uhr 20 Minuten Abends) empfangen:

„»Wir haben im Laufe des Monats erklärt, daß Gefangene, die der Feind gemacht hat, und die in seine Hand gefallenen Verwun⸗ deten den grausigsten Qualen unterworfen werden, ehe man sie tödtet. Am Abend des 19. September (1. Oktober) haben unsere Truppen von dem Feinde eine Stellung wieder erobert, die sie in der vorher⸗ gehenden Nacht aufgegeben hatten, und fanden dort die Körper der zu Gefangenen gemachten Verwundeten in einem Zustande, den das menschliche Gemüth für unmöglich gehalten haben würde.

Diese unglücklichen Geschöpfe wurden gefunden mit Zaunpfählen an die Erde festgeheftet, die Hände ausgestreckt, die Füße und Körper⸗ theile verbrannt und verkohlt, die Zehen abgeschnitten, die Mägen ausgeweidet und die Gesichter durch den Todeskampf der Qualen verzerrt. Die Auffindung von Leichnamen türkischer Soldaten unter ihnen bewies, daß diese Greuel die Thaten von Soldaten waren, die der regulären Armee angehörten.

Die Wahrheit dieser teuflischen Thatsache wird verbürgt durch das Ehrenwort des Obersten Preradowics, des Hauptmanns Tikcha⸗ noff und anderer Zeugen.

Ich bitte Sie, so gut zu sein, diese Thatsache zu veröffentlichen.

Unsere Truppen, die bis jetzt in ihrem Benehmen vorwurfsfrei gewesen sind, sind durch diese Gewaltthaten des Feindes so erbittert, daß ich fürchte, es wird für die Zukunft unmöglich sein, sie an Be⸗ gehung gleicher Grausamkeiten nach Vergeltungsrecht zu verhindern.

Tschernajeff, kommandirender General der Timok⸗ und der Morawa⸗Armee.“

Die „Times“ kommen in einem längeren Leitartikel

zu folgenden Schlußfolgerungen in der Orientfrage: „Wir

müssen Europa muß Mittel dafür finden, daß die euro⸗ päische Türkei permanent von ihrer gegenwärtigen Unter⸗ drückung befreit werde. Aber das ist ein Theil eines noch viel ausgedehnteren Problems, wie man ohne furchtbare Anarchie in der Türkei selbst und ohne riesige Kämpfe unter den europäischen Mächten die graduelle Beseitigung der Herr⸗ schaft des osmanischen Reiches zu Stande bringen könne.“

Die hiesigen Blätter führen gegen Oesterreich eine außerordentlich gereizte Sprache. Der ‚„Bassiret“ droht Europa mit der unüberwindlichen Tapferkeit der Türken, der „Istikbal“ sagt, „mit Gottes und des Propheten Hülfe könne noch einmal eine türkische Armee bis unter die Mauern von Wien dringen“.

Serajewo, 6. Oktober. Aus Belgrad wird hierher ge⸗

meldet, daß der dortige Metropolit sich mit dem Gedanken trage, die serbische Kirche für immer vom griechischen Pa⸗ triarchate in Konstantinopel gänzlich loszutrennen und sich selbst zum Patriarchen von Serbien ausrufen zu lassen. Wie man der „Pol. Korr.“ aus Belgrad, 4. Oktober, schreibt, wird dort aus Odessa eine italienische Legion erwartet. Die italienische Kolonie in Konstantinopel hat näm⸗ lich eine italienische Legion als Hülfe „der levantinischen Italiener“ nach Serbien geschickt. Die Freiwilligen schifften sich nach Odessa ein, von wo sie über Jassy nach Belgrad ab⸗ reisten. Nach Meldungen aus Rom und Turin dürften näch⸗ stens noch 700 italienische Volontärs nach Belgrad kommen, wo dann ein italienisches Regiment mit italienischem Kom⸗ mando organisirt werden würde.

Wien, 7. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Neue freie Presse“ erfährt, haben die türkischen Generale von der Pforte die Weisung erhalten, während der Dauer der Ver⸗ handlungen in Konstantinopel nicht anzugreifen, sondern sich nur abwehrend zu verhalten. Dem „Tageblatt“, sowie der „Presse“ wird aus Belgrad gemeldet: Bei dem serbischen Kriegs⸗Ministerium sei die Nachricht eingelaufen, daß die türkischen Truppen von Alexinatz sich auf das türkische Gebiet zurückzögen, um Winterquartiere zu beziehen. Die „Presse“ bezweifelt die Richtigkeit dieser Nachricht. Der „Neuen freien Presse“ wird aus Podgorizza vom gestrigen Tage gemeldet, daß Fürst Nikita die Bewohner der Grenzdistrikte von Montenegro bereits aufgefordert hätte, sich bereit zu halten, da längftens in 14 Tagen Ereignisse ein⸗ treten würden, welche die ganze slavische Welt in die größte Bewegung versetzen würden.

St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Der „In⸗ ternationalen Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Semlin vom 7. d. gemeldet, daß nach dort aus Belgrad eingegangenen Mittheilungen die Stellung des russischen General⸗ Konsuls Karzoff in Belgrad für gefährdet gehalten werde, weil Karzoff die dortigen offiziellen Kreise, sowie auch den General Tschernajeff zur Ablehnung der Waffenruhe aufge⸗ muntert habe, und hierdurch viel serbisches wie russisches Blut unnütz vergossen worden sei. Da man befürchte, daß Karzoff die Friedensverhandlungen nicht mit der gehörigen Energie betreiben werde, so erscheine seine Abberufung nicht unmöglich.

Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Morgenblätter be⸗ sprechen übereinstimmend die Schwierigkeiten, auf welche das Projekt einer europäischen Konferenz stößt. Dem „Frem⸗ denblatt“ zufolge mache man dabei geltend, daß neben der Pforte auch Montenegro an der Konferenz theilnehmen müsse. Nach einer Nachricht des „Tageblatts“ aus Belgrad soll der Ministerpräsident Risties auf die Anfrage in Betreff des Waffenstillstandes zustimmend geantwortet haben. Jedoch soll derselbe hieran die Bedingung geknüpft haben, daß der Waffenstillstand unter der Bestimmung einer Demarkations⸗ linie, sowie einer neutralen Zone auf mindestens 6 Wochen abgeschlossen werde. Von Seiten der serbischen Regierung soll eine Note an die Mächte gerichtet worden sein, in welcher die von den Türken in den letzten Kämpfen verübten Grausam⸗ keiten aufgezählt werden.

(W. T. B.) Bezüglich der Konferenzidee wird von den Morgenblättern noch hervorgehoben, daß die⸗ selbe hier nur nach vorgängiger Vereinbarung des Konferenzprogrammes Aussicht auf Zustimmung habe. Mehrfach wird darauf hingewiesen, daß die aus Anlaß der Rede Tisza's geführte chauvinistische Sprache der Pester Blätter keineswegs der Ausdruck der Politik der Regierung sei. Einer Mittheilung des „Fremdenblattes“ zufolge, ist der Agent Wesselitzki hier eingetroffen.

Paris, 8. Oktober. (W. T. 8

sichert, daß die Waffenstillstands⸗ besten Fortgang haben. Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) Das „Telegraphen⸗ Korrespondenz⸗Bureau“ meldet: Dem „Tageblatt“ und der „Presse“ wird aus Belgrad berichtet, daß Rumänien an der türkischen Grenze Truppen konzentrirt. Diese Nach⸗ richt dürfte auf die gestern signalisirten, soeben begonnenen Waffenübungen zu reduziren sein. Mehrere Blätter melden aus Konstantinopel, daß die Konferenzidee in den türkischen Regierungskreisen keinen Anklang finde.

Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatz wird gemeldet:

Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Neuen freien Presse“ aus Semlin gemeldet wird, ist ein Kampf zwischen den türkischen Truppen und den Serben unter Horvatovic am 5. d. bei Krevet nach zwei Stunden abge⸗ brochen worden. Die Serben haben die Verschanzungen von Tesica geräumt. General Tschernajeff verlangt die Einbe⸗ rufung sämmtlicher bisher noch nicht eingezogener waffenfähiger Männer vom achtzehnten bis zum fünfzigsten Jahre.

Vom türkisch⸗montenegrinischen schauplatz liegen folgende Nachrichten vor: 8 Zara, 7. Oktober. (W. T. B.) Nach aus Trebinje hier eingegangenen Meldungen ist in Folge des Rückzuges der montenegrinischen Truppen unter Peko Pavlovic von dem rechten Ufer der Trebintschitza nach Onutic die als unter⸗ brochen bezeichnete Kommunikation wieder frei. Die Festung Medun ist verproviantirz worden.

„St. Petersburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Der „Inter⸗ nationalen Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Ragusa vom

Der „Temps“ ver⸗ erhandlungen den

Kriegs⸗

gestrigen Tage bestätigt, daß Montenegro eingewilligt habe, die bestehende Waffenruhe bis zum Abschluß eines regelrechten Waffenstillstandes zu verlängern. Die Pforte habe die von Montenegro gestellten Bedingungen, daß die Proviantirung der cernirten türkischen Forts und Truppentheile nur unter Kontrole Montenegros geschehen dürfe, nach viertägigem Zaudern am gestrigen Tage acceptirt. Es herrsche somit zwischen Montenegro und der Türkei neuerdings Waffenruhe auf unbestimmte Dauer. Das günstige Resultat sei haupt⸗ sächlich den Bemühungen des englischen Konsuls Monson zu verdanken.

Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Dem „Telegraphen⸗ Korrespondenzbureau“ wird aus Ragusa vom heutigen Tage gemeldet: Montenegrinern besetzten Höhen bei Bajanobrdo angegriffen und drei Schanzen genommen; die auf die Waffenruhe ver⸗ trauenden Montenegriner wurden überrascht. Moukhtar Pascha, welcher den Montenegrinern nachdrängte, wurde bei Mirotinska Dolowe zum Stehen gebracht und schließlich in seine Position zurückgeworfen. Die Montenegriner hatten über 100 Todte und Verwundete. Die Verluste der Türken sind bedeutend.

Konstantinopel, 9. Oktober. (W. T. B.) Ueber den Kampf Moukhtar Paschas mit den Montenegrinern bei Boyanobrdo ist der Regierung folgende Meldung aus Trebinje zugegangen: Moukhtar Pascha hat die Befestigungen der Montenegriner bei Nowatich und Boyanobrdo, zwischen Grahovitza und Grahova, mit Sturm genommen. Die Mon⸗ tenegriner haben starke Verluste erlitten, eine große Anzahl von Waffen und Munition in den Händen der Kaiserlichen Truppen gelassen und sich in großer Unordnung zurückgezogen. Die Garnison von Ljubinje hat eine Insurgentenschaar, welche nach der montenegrinischen Grenze flüchtete, aufgehalten und zurückgeworfen.

Paris, 9. Oktober. (W. T. B.) Der „Agence Havas“ wird aus Ragusa vom 8. d. gemeldet: Gestern Abend haben die Montenegriner, welche eine Verstärkung von ca. 2500 Mann erhalten hatten, die türkischen Truppen unter Moukhtar Pascha angegriffen und dieselben gezwungen, sich bis zur Grenze zurückzuziehen. Die Türken verloren 850 Todte. Die Zahl der Todten und Verwundeten der Monte⸗ negriner wird auf 115 angegeben. Gegenwärtig stehen sich die montenegrinischen und die türkischen Truppen in einer Entfernung von 10 Kilometern gegenüber. Auf das Ver⸗ langen Moukhtar Paschas sind heute 150 Reiter mit einer Munitionskolonne von Trebinje ausgerückt. Die Operationen der Montenegriner unter Peko Paulovich und Dakovitch sind darauf gerichtet, Moukhtar Pascha in der Flanke anzu⸗ greifen.

Rumänien. Bukarest, 8. Oktober. (W. T. B.) Das „Amtsblatt“ veröffentlicht ein Dekret des Fürsten, nach welchem das stehende Heer mit den Reserven und die Terri⸗ torialarmee zu divisionsweisen Waffenübungen zusammen⸗ treten sollen.

Rußland und Polen. St Petersburg, 5. Oktober. (St. Pet. Herold.) Der Großfürst Thronfolger ist gestern um 6 Uhr Abends mit einem Ertra⸗ zuge der Nikolaibahn aus Kolpina nach Livadia ab⸗ gereist. Die „Agence Generale“ meldet, daß die Großfürstin Maria Alexandrowna sich am 9. d. M. nach Malta zu begeben gedenkt, woselbst sich der Gemahl Ihrer Kaiserlichen Hoheit, der Herzog von Edinburgh, be⸗ findet. Der Botschafter, General⸗Adjutant Ignatjeff, befindet sich wieder in Livadia. Derselbe wurde bald nachdem er seine Reise nach Konstantinopel angetreten, wieder nach Livadia zurückberufen.

Der Kaiser von Brasilien, schreibt die „Odess. Ztg.“ unterm 18./30. September, verließ heute um 4 Uhr Nachmittags, nachdem er am selben Tage aus Livadia ange⸗ kommen war, mit dem Dampfschiffe „Wladimir“ Odessa, um sich nach Konstantinopel zu begeben. Auch in Konstanti⸗ nopel beabsichtigt der Kaiser sein bisher beobachtetes Inkognito zu bewahren und, wie verlautet, daselbst etwa 10 Tage zu verweilen.

Am 3. d. Mts., Morgens, verließ der „Peter We⸗ likij“ den Kronstadter Hafen und ging, fast vollständig zur Fahrt bereit, auf der großen Rhede vor Anker, um demnächst seine erste Probefahrt anzutreten.

Ein ägyptischer Delegirter Betts⸗Bey, der auch als Delegirter auf dem letzten Telegraphen⸗Kongreß fungirte, ist nach dem „Journal de St. Petersb.“ hierselbst eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 7. Oktober. (Dagbl.) Der Chef des ersten Departements des Finanz⸗Ministeriums, C. A. Caroc, ist zum Chef der Central⸗Verwaltung

der Kolonien ernannt worden.

Amerika. New⸗York, 22. September. (New⸗Yorker 9Hd.⸗Ztg.) Der Indianerkrieg kann für dieses Jahr als be⸗ endet betrachtet werden. Die Siourx sind nirgends zu finden. Eine Avantgarde des Kommandos des Generals Crook von 150 Mann Kavallerie stieß am 8. September auf ein Indianerdorf von 41 „Lodges“ und griff es an, ohne auf Crook zu warten und ihn zu benachrichtigen. Das Unternehmen war von Erfolg begleitet; die Indianer wurden vollständig überrumpelt. Man tödtete eine große Zahl, darunter den Häuptling „American War Horse“, machte einige Gefangene und nahm sämmtliche Zelte und Provisionen und die meisten Pferde. Die große Mehrzahl der Indianer entkam. Das ist der einzige glückliche Handstreich unserer Armee während dieses Feldzuges. Der größte Theil der Truppen ist jetzt auf dem Rückmarsche be⸗ griffen; nur einige wenige Regimenter werden Winterquartier beziehen.

(A. A. C.) Die canadische Regierung hat von dem Vize⸗Gouverneur Morris die amtliche Nachricht erhalten von dem vollendeten Abschlusse des zweiten Vertrages mit den Indianerstämmen, welche das Land, als dessen Mittelpunkt Fort Pitt bezeichnet werden darf, bewohnen. Der vor drei Wochen abgeschlossene Vertrag mit den Indianern in der Nähe der Prince Edward⸗Niederlassung umfaßte sämmt⸗ liche Stämme östlich von den in dem soeben abgeschlossenen Vertrage erwähnten Grenzen. Dieser Vertrag umfaßt das ganze nördliche Saskatchewan⸗Land bis zu den Felsengebirgen, und schließt nur die Schwarzfuß⸗Indianer in dem südwestli⸗ chen Theile des Territoriums aus, mit denen in der nächsten Saison Unterhandlungen angeknüpft werden sollen.

Asien. (Köln. Ztg.) Die in London eingetroffene „China Mail“ meldet anhaltende Christenverfolgungen in

Moukhtar Pascha hat am 6. d. M. die von den

Szechuen. Der franz Gesandte reiste nach Nanking behufs Beschwerde beim Vizekönig. Die chinesische Regierung gestattete russischen Offizieren eine Forschungsreise durch Thibet und die Mongolei.

Afrika. Aegypten. Aus Paris, 7. Oktober, Abends, meldet „W. T. B.“: Nach einem Telegramm der „Agence Havas“ aus Kairo hat das internationale Gericht auf den Antrag des Khedive das Urtheil in Betreff der Dalra⸗Anleihe bis zum 31. Oktober ausgesetzt.

(A. A. C.) Berichte aus der Kapstadt melden, daß, nachdem der Bauplatz für das Ausstellungsgebäude nunmehr bereit ist, der Eröffnung der Ausstellung im Februar nächsten Jahres mit vielem Interesse entgegen gesehen wird. Der erste Theil des in England bestellten Gebäudes wird in London mit dem am 12. ds. abgehenden Postdampfer versandt werden.

Nr. 40 des „Central⸗Blattes für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Zoll⸗ und Steuerwesen: Errichtung einer Steuerstelle. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Finanzwesen: Nachtrag zum Status der deutschen Notenbanken Ende August 1876; Nachweisung der bis Ende Sep⸗ tember 1876 stattgehabten Ausführung des Gesetzes, betr. die Ausgabe von Reichs⸗Kassenscheinen; Nachweisung über die bis zum 31. August 1876 präkludirten, ferner über die an diesem Tage im Umlaufe bezw. im eigenen Bestande der deutschen Notenbanken vorhanden gewesenen, sowie über die nach erfolgter Einlösung vernichteten Banknoten. Militärwesen: Nachtragsverzeichniß solcher höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung gültiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Heimathwesen: Erkenntniß des Bundesamts für das Heimath⸗ wesen. Eisenbahnwesen: Bezeichnung bestellter Coupés in den Eisenbahnzügen; Eröffnung der Bahnstrecke Deutsch⸗Wette⸗Rasselwitz⸗ Leobschütz der Oberschlesischen Eisenbahn und der Haltestellen Walden, Ostrowitt und Wieps der Ostbahn. Konsulatwesen: Ernennung.

Nr. 77 des Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 5. Oktober 1876: Postrerbindung mit Helgo⸗ land. Vom 4. Oktober 1876: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Deutsch⸗Evlau⸗Montowo. Vom 3. Oktober 1876: Eröffnung der Eisenbahn Deutsch⸗Wette⸗Leobschütz.

Nr. 20 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungs⸗ gegenstände: Verlegung des Erbschafts⸗Steueramts von Halle nach Magdeburg. Veränderungen in dem Stande und in den Befug⸗ nissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. III. Indirekte Steuern: Stempelpflichtigkeit schriftlicher Anträge auf Eintragung von Grund⸗ schulden. Verwendung des bei der Anilinfarben⸗Fabrikation ge⸗ wonnenen Spiritus. VI. Personalnachrichten.

Das Beiheft zum Militär⸗Wocheablatt (7. und 8. Heft), herausgegeben von v. Witzleben, General⸗Lieutenant z. D., hat folgenden Inhalt: Carl Friedrich Wilhelm v. Reyher, General der Kavallerie und Chef des Generalstabes der Armee. Von v. Ollech. (Fortsetzung.)

3 Statistische Nachrichten.

s zu der am 23. September c. beendeten Jahreswoche sind von je 100,000 Einwohnernals gestorbennotirt: in Berlin 48, in Breslau 56, in Stettin 30, in Cöln 49, in Hannover 43, in Hanau 43, in Frankfurt a. M. 26, in Altona 40, in Straßburg 46, in Dresden 43, in München 62, in Leipzig 46, in Chemnitz 41, in Hamburg 48, in Wien 49, in Prag 78, in Paris 46, in Brüssel 50, in Amsterdam 35, in Rotterdam 49, im Haag 61, in Basel 34, in Christiania 38, in Stochholm 55, in Kopenhagen 47, in Rom 47, in Neapel 47, in Turin 32, in London 36, in Glasgow 38, in Liverpool 46, in Dublin 47, in Edinburgh 40, in New⸗York 58, in Philadelphia 43, in Boston 52, in Chicago 53, in Bombay 60, in Madras 73, in Kalkutta 41. In den meisten Städten Mittel⸗ und Südeuropas haben sich die Gesundheitsverhältnisse im Allgemeinen wieder auf das normale Maß gehoben und weisen niedrigere Sterblichkeitszahlen auf. Ein ähnliches Verhalten weisen die skandinavischen Städte auf, nur in England ist der Gesundheitszustand schlechter geworden. Es mehren sich in London und den größeren englischen Städten die Infektions⸗ krankheiten erheblich.

Nach den im diesjährigen Augusthefte des „Centralblattes für die gesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ enthaltenen statisti⸗ schen Mittheilungen existiren gegenwärtig im preußischen Staate 17 Realschulen II. Ordnung, von denen auf die Provinz Brandenburg 4, auf Pommern 1, Sachsen 1, Schleswig⸗Holstein 3, Hessen⸗Nassau 5 und die Rheinprovinz 3 kommen; die übrigen Pro⸗ vinzen haben keine Anstalten dieser Art. An jenen 17 Schulen unterrichten im Ganzen 284 Direktoren und Lehrer; die Gesammt⸗ frequenz im Wintersemester 1875/76 betrug 5162 Schüler, von denen der Konfession nach 3948 evangelisch, 351 katholisch, 2 Dissidenten und 861 jüdisch waren. An höheren Bürgerschulen besitzt der preußische Staat 92, von dene; auf die Provinz Preußen 5, die Provinz Brandenburg 10, Pommern 3, Schlesien 6, Sachsen 8, Schleswig⸗Holstein 8, Provinz Hannover 15, Westfalen 6, Hessen⸗Nassau 16, Rheinprovinz 14, Hohenzollern 1 entfallen. An diesen Anstalten waren im Ganzen 748 Rektoren und Lehrer thätig. Besucht wurden dieselben im Wintersemester 1875/76 von 13,075 Schülern, von denen der Konfession nach 10,378 evangelisch, 1990 katholisch, 3 Dissidenten und 696 jüdisch waren.

Leipzigs Aus fuhr an Büchern, Musikalien und Bil⸗ dern nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika beläuft sich nach den amtlichen Ausfuhrlisten in der Zeit vom 1. Juli 1875 bis zum 30. Juni 1876 auf 317,994 Dollars.

Die Telegraphenlinien Oesterreichs hatten nach dem amtlichen Berichte des Handels⸗Ministeriums zu Ende des Jahres 1875 eine Länge von im Ganzen 23,833,ℳ4 Kilometern gegen 31,731, Kilom. Ende 1874. Die Länge der Drähte betrug 84,833,9, Kilom. gegen 82,718,80 Kilom. Ende 1874. Die Zahl der Telegraphen⸗ stationen, welche dem Verkehr im Laufe des Jahres 1875 über⸗ geben wurden, beziffert sich mit 113. Mit diesen betrug die Ge⸗ sammtzahl der Ende 1875 im Betriebe befindlichen Stationen 946. Im Ganzen wurden 3,195,505 Depeschen auf diesen Stationen auf⸗ gegeben, gegen 3,101,711 im Jahre 1874. Angekommen sind im Ganzen 7,419,870 gegen 7,289,866 im Jahre 1874. Die Ge⸗ sammtzahl der behandelten Depeschen betrug im Jahre 1875: 14,136,097 gegen 13,792,557 im Jahre 1874. An Gesammtein⸗ nahmen der Staatstelegraphen betrugen 2,552,327 Gulden gegen 2,419,035 im Jahre 1874; also ergab das Jahr 1875 eine Zunahme von 133,212 Gulden. Die Ausgaben beliefen sich auf 3,376,409 Gulden eegen 3,470,075 Gulden im Jahre 1874, demnach ergiebt sich für das Jahr 1875 eine Abnahme der Ausgaben von 93,666 Gulden. .

Kunst, Wissenschaft und Literatur. München, 6. Oktober. Die historische Kommission der Königlichen Akademie der Wissenschaften ist zu ihren dies⸗ jährigen Verhandlungen gestern hier zusammengetreten. Da der Präsident der Kommission, Geheime Rath Dr. v. Ranke, diee mal

verhindert ist hierher zu kommen, so führt Hr. Geheime Rath v. Giese⸗