1876 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Schirmecker Thor (an Stelle des alten Weißthurmthors) sind fertig gestellt und es dürften nun bald die Fundamentirungs⸗ arbeiten an dieser Stelle beginnen. Für die weitere Strecke der Stadterweiterung vom Steinthor nach den Contades sind gegenwärtig die Enteignungs⸗Maßnahmen behufs Erwerbung des nöthigen Terrains im Gange, wiewohl auch viele Par⸗ zellen im Wege des freiwilligen Verkaufs abgegeben werden.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. Oktober. Das Ab⸗ eordnetenhaus wird, derPresse“ zufolge, für die nächste be auf die Abhaltung von zwei Sitzungen in der Woche sich schränken, um den verschiedenen Ausschüssen, namentlich dem Budget⸗ und Steuerreform⸗Ausschusse, die nöthige Zeit zur Erledigung der ihnen zugewiesenen Materie zu gönnen. Es dürfte daher in dieser Woche außer der morgigen nur noch eine Plenarsitzung und zwar am Freitag stattfinden. Dem⸗ fufolge steht die Beantwortung der Interpellation über die entfrage erst für den letztgenannten Tag in Aussicht. Die Meldung der „Budap. Korr.“, daß die Regierung am kom⸗ menden Donnerstag dem Abgeordnetenhause Mittheilungen über den ungarischen Ausgleich machen wolle, kann unter diesen Umständen keineswegs richtig sein. „Pest, 23. Oktober. Wie der „Pester Lloyd“ berichtet, ist die Meldung einiger Blätter über die beschleunigte Rückkehr des Kaisers nach Wien vollkommen grundlos. Se. Majestät wird bis übermorgen in Gödöllö verweilen, sich dann nach Wien und von dort zu den Jagden nach Kladrub begeben. 1 Der „Bud. Korr.“ zufolge hält die ungarische Regierung an dem ursprünglich in Aussicht genommenen Termin der Wiedereröffnung des Reichstages fest, da sich bisher nicht die Nothwendigkeit ergeben habe, ihn früher oder später einzuberufen. Die erste Sitzung des Abgeordnetenhauses dürfte am 11. November stattfinden. . 24. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Finanz ausschusses erklärte der Minister für Landes⸗ vertheidigung, Szende v. Kevesztes, in Beantwortung einer bezüglichen Interpellation, daß nöthigenfalls 217,000 Honveds innerhalb acht Tagen vollständig ausgerüstet und mobilisirt werden könnten. .Agram, 23. Oktober. „Obzor“ fordert die Univer⸗ öö“] auf, an alle Universitäten der Monarchie Rundschreiben zu richten, sie mögen der „bedrückten Rajah“ ihre Sympathie kundgeben. „Obzor“ erklärt dies in Folge des Telegrammes der Pester Universität an die Wiener für nöthig.

Schweiz. Bern, 21. Oktober. Die von der Versamm⸗ lung Liberaler in Locarno letzten Sonntag dem Tessiner Staatsrath überreichte Adresse lautete wörtlich: „Gestützt auf die Beschlußnahme der Bundesversammlung, resp. des

Bundesrathes, mit Rücksicht auf die gesetzwidrige Beschluß⸗

nahme des Großen Rathes; gestützt auf die von den liberalen Abgeordneten zu Protokoll gegebenen Protestationen und auf den Austritt derselben aus dem Großrathssaal; in Erwägung daß der jetzige Große Rath durchaus verfassungswidrig bestellt ist; in Erwägung, daß die Auslassungen der ultramontanen siesse ganz und gar übertrieben und unerträglich geworden ind, wird beschlossen, „der Staatsrath wird hienale einge⸗ laden, der Beschlußnahme des Großen Rathes in Bezug auf die Volksabstimmung über den Entwurf einer Partialrevision der Tessiner Kantonsverfassung keine Folge zu leisten; statt dessen möge er unverzüglich die Wahlversammlungen behufs Wahl eines neuen Großen Rathes im Verhältniß zur Zahl der Bevölkerung einberufen.“

8 23. Oktober. (Köln. Ztg.) Der bereits telegraphisch gemeldete blutige Zusammenstoß zwischen Ultramon⸗ tanen und Liberalen in der Tessiner Ortschaft Stabio be⸗ stätigt sich nicht nur in seinem ganzen Umfange, sondern er⸗ scheint nach weiter eingetroffnen Berichten in noch viel schlim⸗ merem Lichte. Nach denselben wurden die Liberalen, als sie, von einem Schießen heimkehrend, gestern durch die Straßen von Stabio zogen, aus dem Hause eines gewissen Gionelli von den Ultramontanen meuchlerisch beschossen, so daß sofort von ihnen zwei todt und vier verwundet auf dem Platze blieben. Die Liberalen umzingelten hierauf das ge⸗ nannte Haus so wie das ganze Dorf und drangen dann nach kurzem Kampfe in das erstere ein, dessen Insassen sich jedoch bis auf einen, welchen man ebenfalls todt in einer Kammer vorfand, hatten flüchten können. Die Regierung, von dem Vorfalle unterrichtet, hat sofort das nöthige Militär aufgeboten und Oberst Molla mit der Aufrechterhaltung der Ruhe beauftragt, welche seither auch nicht weiter gestört wor⸗ den sein soll. G

*„ X. Oktober. Die Tessiner Regierung hat die Wahl de s Großen Raths einstweilen verschoben. Der Komm issar Bavier mit zwei Regierungsdelegirten ist in Stabio eingetroffen, die Ruhe seither ungestört.

Niederlande. Haag, 24. Oktober. (W. T. B.) Die Regierung hat im Hinblick auf eine zu erwartende inter⸗ nationale Lösung der Münzfrage ihre diesbezüglichen bis⸗ herigen Absichten modifizirt und schlägt vor, die Gold⸗ und Silberwährun g für die Niederlande gegenwärtig beizu⸗ behalten, die weitere Ausprägung von Silbermünzen aber zu suspendiren.

Großbritannien und Irland. London, 22. Oktober. Die in der Kap⸗Kolonie erscheinende Zeitung „Cape Standard and Mail“ (vom 23. September) veröffentlicht eine Depesche des Kolonial⸗Ministers Lord Carnarvon an Sir Henry Barkly. Die „E. C.“ giebt aus derselben folgende Hauptbestimmungen, über die zwischen England und dem Prä⸗ sidenten des Oranje⸗Freistaates, H. Brand, eine Einigung stattfand, wieder: „Nach voller Ueberlegung meiner An⸗ schauungen ward der Grundsatz einer Geldberichtigung von Hrn. Brand angenommen. Sie werden, wenn Sie sich zu den Ein⸗ zelheiten der Uebereinkunft wenden, von der Abschriften beifolgen bemerken, daß die leitenden Züge der ersten und hauptsächlichsten Denkschrift sind: Bezahlung von 90,000 Pfd. Sterl. an den Freistaat und eine Grenzberichtigung . . . . so daß, während die 1 für die Provinz erhalten bleiben, dem Frei⸗ staate so vie Land zugewiesen wird, wie in sich die Gutshöfe einschließen, die zwei leitenden Mitgliedern jenes Gemeinwesens gehören . .. . Genaue Abdrücke der im Vertrage besprochenen Landkarte werden gemacht werden, und Exemplare werden Ihnen so bald wie möglich zugehen, die Ihnen die Art der leichten Grenzveränderung klarer zeigen werden, welche ich gemäß den Wünschen des Hrn. Brand zuzugeben für förderlich gehalten habe. Ich werde Sie gleichzeitig mit den Anweisungen ver⸗

linie nothwendig sind. An demselben Tage ward die Ergän⸗ zungs⸗Uebereinkunft von mir und dem Präsidenten Brand unterzeichnet. Sie bestimmt die Zahlung einer ferneren Summe von 15,000 Pfd. Sterl. an den Oranje⸗Freistaat in dem Falle, daß der Freistaat eine oder mehrere Eisenbahn⸗ linien in Verbindung mit einer oder mehreren Kolonie⸗Bahnen anlegen sollte.“

Frankreich. Paris, 23. Oktober. Der Prinz von Wales wird am 15. November zu einem vierwöchentlichen Aufenthalt in Paris erwartet. Gestern hielt der Minister des Innern, de Marcére, bei Gelegenheit des ihm zu Ehren in Maubeuge gegebenen Bankets eine Rede, in welcher er von dem Wohlergehen von Handel und Gewerben, die in guten Händen seien, ausging und die Nothwendigkeit hervorhob, den Neigungen und Gewohnheiten der Decentrali⸗ sation zu widerstehen, welche, wenn sie in die Gewohnheiten und Sitten des Volkes übergingen, die mächtige französische Einheit gefährdeten. Nachdem er sodann von der Macht ge⸗ redet, die der Staat im Norden, wo so oft Frankreichs Ge⸗ schicke entschieden worden, bewahren müsse, sprach der Minister von der Bedeutung der Armee. „Die Armee“, bemerkte er, der „Köln. Ztg.“ zufolge, „geht fort und fort aus dem Schooße des Landes hervor und das Land jar sie in Ehren; es hegt eine besondere Zärtlichkeit für sie, und sie ist eine seiner glorreichsten Erbschaften. Wenn vergrillte oder böswillige oder von bösen Absichten geleitete Geister dieselbe angreifen, so kann sie die Nackenschläge, gleichviel woher sie kommen, verachten, denn die öffentliche Meinung, die große öffentliche Meinung würde sie vertheidigen, wenn es darauf ankäme; sie weiß ihr Dank für die Anstrengungen, die sie gemacht, für die Beispiele patriotischer Mannszucht und Hingebung, die sie giebt!“ Nachdem der Minister hierauf ein Lebehoch auf den Marschall Mac Mahon, „dieses Muster bürgerlicher und mili⸗ tärischer Tugenden“, ausgebracht, schloß er mit der Ermah⸗ nung zur Einheit und Eintracht und fügte hinzu: „Friede und Einheit!““ ist unser Wahlspruch. Was Frankreich will, was auch wir wollen, ist die Entwaffnung der Parteien und der Einklang aller Männer von gutem Willen.“ In acht Tagen werden die Kammern zu einer außer⸗ ordentlichen Session zusammentreten. Der „Moniteur“ spricht heute unumwunden seine Besorgnisse über den Parteistreit aus: „Die Stellungen sind genommen, die Verpflichtungen auferlegt und die Dinge werden ihren Gang gehen; nur könnte es, wenn die Mehrheit diesem Lärm nicht steuerte, geschehen, daß das Budget für 1877 nicht rechtsgültig zu Stande käme und dies wäre für Ansehen und Befestigung des jetzigen Systems sehr beklagenswerth.“ Dem „Moniteur“ zufolge will die Regierung den Unteroffizieren neue Vortheile bewilligen, um sie zu bestimmen, in der aktiven Armee zu bleiben; u. A. soll die Verleihung der Kapitulationsprämien wieder hergestellt, auch die Prüfung der Freiwilligen soll in Zukunft verschärft werden. Auch der Bischof von Nimes hat jetzt bei dem Justiz⸗Minister Dufaure gegen die Unter⸗ drückung des Etats für die Garnisonsprediger Einspruch

erhoben.

24. Oktober. (W. T. B.) Die Nachricht, daß russische Botschafter, Graf Schuwaloff, sei, ist unrichtig. Der augenblicklich hier weilende Graf Schuwaloff ist ein Bruder des Botschafters und befindet si nur vorntergefn⸗ hier auf der Durchreise von Wien nach London, wo de selbe einen Monat zu verbleiben gedenkt.

„— 25. Okfober, (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlich die Ernennung des Barons Baude zum französischen Botschafter beim päpstlichen Stuhl, des Marquis de Gabriac zum Gesandten in Brüssel, des Grafen Duchatel, zum Gesandten in Kopenhagen, Tissots zum Gesandten in Athen Lessourds zum Gesandten in Marocco.

Spanien. San Sebastian, 24. Oktober. (W. T. B.) Die aus Madrid eingegangenen Nachrichten über eine dort entdeckte sozialistische Verschwörung und die in Folge dessen von der Regierung getroffenen Maßnahmen haben auch unter der hiesigen Bevölkerung eine lebhafte Erregung hervor⸗ gerufen, doch ist die Ruhe bis jetzt nicht gestört worden. Um Unruhen entgegentreten zu können, sind die Truppen kon⸗ signirt. Nach weiteren Berichten haben auch in Sa ragossa Logrono, Bilbao und Santander zahlreiche Verhaf⸗ tungen stattgefunden, und sollen außer den bereits verhafte⸗ ten noch verschiedene andere Generale kompromittirt sein. Gerüchtweise verlautet, daß Ruiz Zorilla von der arrago⸗ nischen Grenze her Spanien wieder betreten habe.

8 Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B.) Im Verfolg der bereits gestern gemeldeten Entdeckung eines Komplottes zur Verhinderung der Einführung von Re⸗ formen, sind noch einige Ulemas, die mit der Verschwörung in Verbindung standen, von hier ausgewiesen worden Uebrigens ist die Ruhe nirgends gestört. 1 111X“ hier verbreitete Gerücht von dem Ausbruche von Unruhen in Jamboly in B ulgarien wird von der Regierung als unbegründet erklärt. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von Islimia (Sliwno) sei die Ruhe nicht gestört worden, auch sei kein Mord in Jamboly

vorgekommen.

Cöln, 24. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus Pera vom heutigen Tage gemeldet wird, mache die Pforte die Annahme der russischen Forderung eines sechs⸗ wöchentlichen Wafsenstillstandes davon abhängig, daß vorher festgesetzt werde, jede weitere Berlängerung des Waffen⸗ stillstandes müsse ebenfalls sechs Wochen umfassen. Wien,. 24. Oktober. (W. T. B.) Wie der ‚„Politischen Korrespondenz“ aus Serajewo gemeldet wird, fürchtet man dort eine Erhebung der mohamedanischen Bevöl⸗ kerung Bosniens für den Fall, daß die für Bosnien pro⸗ jektirte Autonomie wirklich zur Durchführung gelangt. Der dortige Landesverwaltungsrath hat einen Antrag angenommen nach welchem aus jedem Vilajetskreise zwei Mohamedaner in den dort bestehenden Rath für einen Religionskrieg einberufen

werden sollen.

(W. T. B.) Nach hier eingetroffenen 2 würdigen Berichten sollen die ketzten Tre, Lhs. bei Deligrad zwar sehr ruhmvoll für die Türken aus⸗ gefallen sein, ohne jedoch einen strategischen Erfolg zu ergeben. Dagegen hat die Kapitulation von Medun den Montenegrinern nicht blos einen außerordentlichen moralischen sondern auch einen effektiven Vortheil gebracht und sie in die Lage gesetzt, Moukhtar Pascha mit ganzer Kraft zu bedrängen.

sehen, die zur Ausführung der dort erwähnten Begrenzungs⸗

Man erwartet eine entscheidende Aktion in dieser Richtung.

zu stimmen, was man in hiesigen Regierungskreisen, daraus ein Hehl zu machen, büfißen 6 PSer e hen

Ragusa, 24. Oktober. (W. T. B.) Fürst Nikita hat den bei ihm akkreditirten Vertretern der auswärtigen Mächte offiziell mitgetheilt, daß er aus zwingenden Opportunitäts⸗ gründen keinen längeren als einen 1 Waffenstil 1 st ann engehmen könne.

Den türkischen Behörden in Serajewo gehen ü⸗ das Wiederumsichgreifen der Ins vrre en Nachrichten zu. „Man will,“ wie die „Pol. Korr.“ von dort erfährt, „bereits zuverlässige Nachrichten darüber haben, daß vierzehn förmlich Ee-. organisirte Insurgentenabthei⸗ lungen bestehen. Sogar über Kavallerie verfügen die Insur⸗ genten. Ihre Artillerie besteht aus sechs glatten und drei gezogenen Geschützen. Der Ober⸗Kommandant der Insur⸗ rektion, Despotovics, verfügt überdies über eine Batterie Gebirgskanonen. Despotovics mit dem Gros seiner Kräfte steht bei Livno; drei Abtheilungen operiren in der bis jetzt kommen ruhig gebliebenen Teschaner Nahia; zwei operiren in der Maglajer Nahia; in der Possovina stehen zwei Abtheilungen und unweit Tusla befindet sich eine. In der Umgebung von Bihacs und der Stadt Jaitza haben sich In⸗ surgenten in beträchtlicher Zahl festgesetzt. Ein hartnäckiger Kampf fand am 8. Oktober in Östruznia bei Batschtovics statt. Die Insurgenten unter Amelics, welchem Despotovics ein Bataillon zu Hülfe geschickt hat, überfielen ein Bataillon Redifs, ein Tabor Baschibozuks und eine halbe Escadron mit drei Kanonen, welche, in der Flanke und Front angegriffen nicht lange Stand halten konnten. Die Redifs retteten wohl die Geschütze, ließen aber den Insurgenten viele Gewehre, 35 Pferde und Munition in den Händen.

Von der Drina wird gemeldet, daß dort die Dysenterie unter den Türken fürchterlich haust. Man strengt sich an Winterkleider für die Drina⸗Armee zu beschaffen. Der Mangel an Mitteln kann aber kaum besiegt werden. Und so sieht man dem Winterfeldzuge mit großen und gerechten Besorg⸗ nissen entgegen. Der Divisionär Vely Pascha ist im Begriffe nach Zwornik abzureisen. Er soll abermals das Kommando der Truppen an der Drina übernehmen.

Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschaupla schreibt das Wiener „Fremdenbl.“ 24: 1ö” Die Kämpfe an der Morawa scheinen nach den neuesten Nach⸗ richten an Intensität zu gewinnen, ohne jedoch entscheidende Resultate zu bringen. Immerhin neigt sich der Vortheil auf Seite der Türken die mit größerem Ungestüm, als früher, vorangehen und in der That verschiedene, nicht unwichtige serbische Positionen und Forts genom⸗ men haben. Bis jetzt ist es ihnen aber nicht gelungen, einen Haurr angriff auf Alexinatz so weit vorzubereiten, daß er mit Aussicht auf Erfolg unternommen werden könnte. Dagegen scheint Djunis, gegen das sich jetzt die Offensive des linken türkischen Flügels richtet, ernst⸗ ich gefährdet zu sein. Jedenfalls stehen die Dinge ungünstiger, als vorher, für die Armee Tschernajeffs, und es hat allen Anschein, daß er, um sich in Alexinatz und Deligrad zu behaupten, neuer und aus⸗ 5 Verstärkungen an Mannschaft und Kriegsmaterial dringend

edarf.

Von Yavor wird über Belgrad gemeldet, daß am 18. d. M.

das Armee⸗Corps Nowoseloffs einen heißen Tag zu bestehen hatte. Die türkischen Positionen, die von vier Tabors Nizams und zwei Batterien besetzt gehalten wurden, sind nach einem vierstündigen Ar⸗ tilleriekampfe genommen worden. In seinem Berichte hebt General Nowoseloff hervor, daß die Milizen, und hier stehen auch solche zweiter und dritter Klasse, sehr tapfer mit dem Bajonnet vor⸗ gingen. Sechs Schanzen wurden innerhalb drei Stunden genommen, und die Türken mußten retiriren. Nowoseloff wollte ursprünglich“ die Offensive erst in einigen Tagen ergreifen, da die Kälte sehr empfindlich ist, und bereits Schnee den Stari⸗Wlah bedeckt, und die Leute noch nicht vollständig mit Winterkleidern versehen sind. Allein die Türken machten Miene, der beabsichtigten serbischen Offensive zuvorzukommen, und so wurde beschlossen, ernstlich vorzugehen. Die mohamedanische Bevölkerung verläßt das flache Land und flüchtet sich sammt Hab und Gut in die befestigten Orte. Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Der „Neuen freien Presse wird aus Belgrad gemeldet, daß Tschernajeff auch die Ortschaften Veliki Siljegovas und Boboviste aus strate⸗ gischen Gründen geräumt habe.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Oktober (Journ. de St. Pet.) Nach einer der „Börsenzeitung“ zuge⸗ gangenen Mittheilung werden die Befestigungsarbeiten am Hafen von Odessa sehr lebhaft fortgesetzt. Der General Totleben leitet die Arbeiten persönlich. Demselben Blatte wird von Otschakoff geschrieben, daß in den letzten Tagen 15,000 Arbeiter bei den Arbeiten zur Errichtung der Batterie vor dem Hafen beschäftigt gewesen sind. Gegenwärtig ist die Batterie vollständig fertig gestellt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 21. Oktober. (H. N.) Heute früh reisten mehrere Staatsräthe nach So⸗ phienruh, da der König eine Staatsrathssitzung zu halten beabsichtigt. Von hervorragender Wichtigkeit kann jedoch die in Frage stehende Angelegenheit kaum sein, da, den Be⸗ stimmungen des Grundgesetzes gemäß in wichtigen Fragen sämmtliche Mitglieder des Ministeriums gehört werden sollen und die der interimistischen Regierung angehörenden Staats⸗ räthe nicht mit nach Sophienruh gereist sind. Gestern beendete der König seinen Besuch in Lund, nachdem er am Vormittage Vorlesungen gehört, am Nachmittage einige Deputationen empfangen und anzdem von der Universität und der Kommune gegebenen großen Diner Theil genommen hatte. Um 10 Uhr Abends reiste der König nach Helsingborg und Sofiero ab. Die Insel St. Barthélemy ist am 12. Sep⸗ tember von einem heftigen Orkan heimgesucht worden. Dem Bericht des Gouverneurs zufolge wurden in der Stadt 41 Häuser gänzlich zerstört und 178 mehr oder minder beschädigt, von sechs im Hafen liegenden Schiffen hielten nur zwei schwedische dem Unwetter Stand. Auf dem Lande wüthete der Sturm mit noch größerer Heftigkeit; so weit die Nachrichten bei Ab⸗ gang des Rapportes eingelaufen waren, sollen 52 Gebäude vollständig zerstört sein, darunter auch die erst im Jahre 1871 neu erbaute massive katholische Kirche in LOrient. Eine große Anzahl von Bäumen, besonders Kokosbäume

sind asgebrochen und die ohnehin armen Bewohner der Inse

dadurch einer ihrer Haupteinnahmequellen beraubt. Wenn

auch der effektive Werth der zerstörten Gebäude nur unbe

deutend, man schätzt den Schaden auf ca. 20,000 Dollar, so ist er doch sehr empfindlich, da die Bewohner nun obdachlos dastehen und aller Mittel baar sind, sich ein, wenn auch noch so dürftiges Quartier zu schaffen. Die Staats⸗ und Kom⸗ munalgebäude kamen verhältnißmäßig mit geringem Schaden

davon. Von den Nachbarinseln haben besonders St. Martin

und St. Thomas am meisten gelitten, die Anzahl der zer⸗

störten Häuser auf der Ersteren allein wird auf 355 angegeben.

Christiania, 12. Oktober. Das norwegische „Aften⸗

Diese Umstände dürften dazu beitragen, die Pforte nachgiebiger

bladet“ enthält die Mittheilung, daß die Kontrahenten sich erst

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echswöchentlichen

am Dienstage über die Bedingungen in Betreff de

norwegischen Anleihe von 6 Mill. Kr. geeinigt haben und daß die Kontrakte erst am Mittwoch unterschrieben worden sind. Die skandinavische Aktiengesellschaft nimmt mit einigen anderen schwedischen Bankinstituten Theil an einem Konsor⸗ tium, welches die Anleihe übernommen hat. Am 28. Ok⸗ tober findet die Enthüllung der für den norwegischen See⸗ helden Tordenskjold in Drontheim errichteten Statue statt.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Oktober. Man schreibt

den „Hamb. Nachr.“: Die Stimmung im Folkething, oder richtiger in der Opposition, scheint sich allmählich mehr und mehr zu beruhigen, die Verhandlungen werden Bitter⸗ keit fortgesetzt nnd einige neue Gesetzvorlagen haben gestern abermals Aussicht auf eine Erledigung in dieser Session er⸗ halten. Ein Gesetzentwurf, betreffend das Lootsenwesen, und ein dazu gehöriger, betreffend die Gehälter der Lootsen, wurden in erster Berathung beendigt, der Uebergang zur zweiten Berathung einstimmig angenommen und sogar ein Ausschuß zur Prüfung der Sache beschlossen. Auch ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend eine interimistische Erweiterung der Seeoffiziersschule, ging sogar auf spezielle Empfehlung des Abgeordneten Holstein⸗Ledreborg ein⸗ stimmig zur zweiten Berathung. Der genannte Abgeordnete be⸗ merkte, daß die Erweiterung der Seeoffizierschule, nämlich, daß die Anzahl der Kadetten statt 12 nun 14 betragen solle, zu unbedeutend sei, als das man Grund habe, sich dem zu wider⸗ setzen, wenn es auch scheine, als wolle die Regierung auch auf diesem Gebiete „stückweise“ reformiren. Indessen stimme die Erweiterung mit den Wünschen des Folkethings überein, da dasselbe eben auch eine stärkere Entwickelung der Flotte wolle. Der Kammerherr Wolfhagen ist in diesen Tagen in Paris als General⸗Kommissar für Dänemark bei der Weltausstellung von 1878 angekommen und hat bereits mit dem französischen General⸗Kommissar und dem Direktor der fremden Abtheilungen verhandelt. 24. Oktober. Der König und der Kronprinz reisten gestern mit dem Dampfschiffe „Gefion“ von Helsingör nach Helsingborg, um zusammen mit dem König Oscar an einigen Jagden Theil zu nehmen. Zur Begleitung der Königin Olga auf der Rückreise nach Athen hat der König Georg von Griechenland von Wien aus seinen Hofmarschall hierher gesandt.

Asien. YNokohama, 29. August. (Wes. Ztg.) Am Abend des 25. August begaben sich, nachdem den Minister⸗ Residenten der fremden Mächte in dem Schlosse Hamagoten, wo immer die Fremden empfangen werden, ein großes Banket gegeben war, der Mikado und die Kaiserin nach dem Kaiserlichen Residenzschlosse in Shiba (ein Stadtviertel in Tokio), wohin auch die Kaiserlichen Prinzen und Prin⸗ zessinnen, die höchsten Beamten und die Mitglieder des diplomatischen Corps geladen waren. An diesem Tage waren zum ersten Male die Gemahlinnen der fremden Minister⸗Resi⸗ denten und die Legations⸗Sekretäre bei einem Hoffeste zugegen, dem der Kaiser und die Kaiserin beiwohnten. Nachdem die offizielle Vorstellung einiger Damen vorüber war, nahmen die Maje⸗ stäten in einem an den Hauptbau des Schlosses angebauten Pavillon Platz, wo sie den von Japanern exekutirten Konzert⸗ aufführungen zweier Musikchöre und dem Abbrennen eines Feuerwerks beiwohnten. Um 10 Uhr zog sich der Hof und Hofstaat zurück, nachdem die Kaiserin einige Worte an die Damen und der Mikado an die Vertreter der fremden Mächte gerichtet hatten. Hierdurch wurde das Signal zum Aufbruch der ganzen Gesellschaft gegeben. Das Erscheinen der Kaiserin bei Hoffesten ist wieder als ein großer Fortschritt in der Kultur für Japan anzusehen, denn es wird dadurch gewisser⸗ maßen die bis jetzt noch sehr niedrige Stellung der Frauen moralisch aufgebessert.

Au's dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Pera, Mittwoch, 25. Oktober, Vormittags. Es bestätigt sich, daß die Pforte erklärt hat, einen sechswöchentlichen Waffenstillstand annehmen zu wollen, wenn die Mächte sich verpflichten, falls nach Ablauf dieser Frist die Friedensverhandlungen noch kein Resultat ergeben sollten, eine abermalige Verlängerung des Waffen⸗ stillstandes auf weitere sechs Wochen und wenn auch dann noch keine Einigung erzielt sei, eine zweimonatliche Verlänge⸗ rung zu bewilligen. Der russische Botschafter soll, wie ver⸗ lautet, hierauf erklärt haben, er bezweifele, daß seine Regie⸗ rung dieser Forderung der Pforte, die nur auf einen ver⸗ steckten fünfmonatlichen Waffenstillstand hinauslaufe, zustimmen werde. New⸗York, Dienstag, 24. Oktober. In Berichtigung des Telegramms von gestern, wonach Wade Hampton zum Gouver⸗ neur von Süd⸗Karolina gewählt sei, ist zu melden, daß der⸗ selbe nur als Kandidat um den Gouverneurposten aufgetreten ist und die bezügliche Rede in dieser Eigenschaft gehalten hat.

Nr. 81 des Amts⸗Blatts der Deutschen Reichs Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 19. Oktober 1876. Annahme von Telegrammen durch die Landbriefträger. Vom 21. Oktober 1876. Eröffnung der Eisenbahn Scherfede⸗Holzminden Vom 21. Oktober 1876. Anderweite Regelung des Postbetriebes auf den Eisenbahnstrecken Unna⸗Hamm, Unna⸗Soest und Soest⸗Holzminden.

Statistische Nachrichten.

Im Königreich Bayern befinden sich nach statistischen Erhebungen, die im 1877 er Jahrbuch von Dr. Br. Rother mitge⸗ theilt werden, 35 stenographische Vereine mit 1433 Mit⸗ gliedern. Davon gehören 21 Vereine mit 919 Mitgliedern dem Allg. deutschen Stenographenbunde an. Unterrichtet wurden von 100 (darunter 45 geprüften) Lehrern, bez. 9 Damen an 66 Lehranstalten bei 6 mit privater, 55 fakultativer und 5 obligatorischer Schüler⸗ etheiligung) überhaupt 2436 Schüler, einschließlich 152. Maͤdchen, auf Privatwege 691, insg sammt 3127 Personen, darunter 241 Frauen und Mädchen. Die Bibliotheken der Vereine und Privaten ent⸗ halten 4371 Werke mit 7348 Bänden an stenographische Literatur⸗ erzeugnisse; für Unterrichts⸗ bez. propagandistische Zwecke veraus⸗ abten die Vereine von den auf 6942 bezifferten Jahresbeiträgen ihrer Mitglieder 3745 und verbleibt ein Vermögensbestand von 2336 einschließlich früherer Ueberschüsse. 3 Nach dem von der Centralstelle für die Landesstatistik ver⸗ zffentlichten Resultate der Volkszählung betrug die ortsanwesende Bevölkerung des Großherzogthums Hessen am 1. Dezember

370,170, auf Oberhessen 254,036, und auf Rheinhessen

260,012 Be⸗ wohner. Gemeinden mit 3000 bis 10,000 Einwohner sind 31 vorhanden, eine Einwohnerzahl über 10,000 haben die Städte Darmstadt (37,273), Offenbach (26,012), Gießen (13,985), Mainz (57,020) und Worms (16,594).

(E. C.) Die Zahl der Schiffbrüche, Unfälle, Zusammen⸗ stöße an der großbritannischen Küste belief sich während des Jahres 1874 75 auf 3590 oder 1787 mehr als im Jahre 1873 auf 874.

Paris, 13. Oktober. Das „Journal officiel“ veröffentlicht einen Bericht des Justiz⸗Ministers Dufaure über die Thätigkeit der französischen Gerichte während des Jahres 1874. Die Schwurgerichte hatten über 4084 Fälle mit 5228 Angeklagten zu erkennen und verurtheilten deren 4183; 29, die unter 16 Jahre alt waren, wurden in Besserungsanstalten versorgt, die übrigen freigesprochen. Die Verurtheilungen zerlegen sich wie folgt: 31 zum Tode, 151 zu lebenslänglicher Strafarbeit, 972 zu zeitweiligem Zuchthaus, 949 zur Einzelhaft, 1 zur einfachen Depor⸗ tation, 4 zur Einsperrung in Strafanstalten, 1802 zu mehr als einem Jahre, 235 bis zu einem Jahre Gefängniß, 2 zu Geld⸗ strafen. Die meisten Verbrecher. lieferten im Verhältnisse zur Ein⸗ wohnerzahl das Euredepartement, 43 auf 100,000 Einwohner, dann die Seine, Seine⸗Infsrieure, Buches⸗du⸗Rhone, Nord, Calvados, Gironde, Rhone, die sämmtlich große Städte enthalten, am wenigsten der Lot (vier Verbrecher auf 100,000 Einwohner), die Hautes⸗ Pyrenees, die Alpendepartements und einige andere vorwiegend Vieh⸗ zucht und Ackerbau treibende. Von den 4183 Verurtheilten hatten 1941, d. i. 47 10 schon früher vor Gericht gestanden; von den 5228 Angeklagten konnten 1810 (35/100) weder lesen noch schreiben, 2160 konnten es nur unvollständig. Ferner erhellt aus den angestellten Erhebungen, daß die Städte, welche nur drei Zehntheile der Ge⸗ sammtbevölkerung des Landes bilden, die Hälfte der Verbrecher liefern. Die Verbrechen gegen das Eigenthum nahmen verhältniß⸗ mäßig ab, diejenigen gegen die Personen sowie die Brandstiftungen in bedenklichem Maße zu. Die Zuchtpolizeigerichte verhängten 186,448 Strafen, 72,832 Geldbußen, 105,552 Verurtheilungen zu Gefängniß unter und 8064 zu Gefängniß über ein Jahr.

St. Petersburg, 22. Oktober. (Wratsch. Wed.) Zum 1. Ja⸗ nuar 1876 betrug die Anzahl der im russischen Militärdienste stehenden Aerzte 2102; der Pharmazeuten 250; der Veterinäre 173; der Feldscheerer 5877; der in den Militär⸗Feldscheer⸗Schulen befind⸗ lichen Zöglinge 1010. Es kamen im Jahre 1875 1 Arzt auf 407 Mann; 1 Pharmazeut auf 3454 und 1 Feldscheer auf 161 Mann. Christiania, 15. Oktober. Vom statistischen Bureau in Christiania ist, dem norwegischen „Aftonbladet“ zufolge, in diesen Tagen ein Heft erschienen, welches tabellarisch das vorläufige Resultat der Volkszählung am 31. Dezember 1875 mittheilt. Es ergiebt sich daraus, daß die Volksmenge im ganzen Reiche 1,802,882 betrug, während die wirklich im Reiche landesangehörige Volksmenge etwas größer war, nämlich 1,817,237. Von diesen lebten 1,484,299 auf dem Lande, der Rest (332,938) in den Städten. (A. A. C.) Die Total⸗Einwanderung in die Verei⸗ nigten Staaten von Nordamerika während des am 30. Juni beendeten Jahres umfaßte 169,386 Personen gegen 227,489 im vor⸗ hergehenden Jahre. Von der Gesammtzahl sandte England 24,373, Irland 19,675, Schottland 4582, Wales 324, Deutschland 31,937 und Canada sowie die anderen britischen Kolonien in Nordamerika 22,471 Personen. Die Gesammt⸗Einwanderung für das Fiskaljahr 1875/76 repräsentirt kaum ein Drittel derjenigen in 1872/73.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die anthropologische Gesellschaft trat am Sonn⸗ abend Abend unter Vorsitz des Prsfesser Bastian zu ihrer erften Sitzung nach den Ferien zusammen. Professors Virchow legte zunächst 5 Kartenskizzen vor, die die Resultate der statistischen Erhebun⸗

en über Farbe der Haare, Augen und der HautderSchul⸗ staden in den einzelnen Theilen Deutschlands graphisch dargestellt. Es erhellt aus diesen Karten mit überraschender Uebereinstimmung, daß im Süden durchweg die dunklen, im Norden dagegen die hellen Farben vorherrschend sind, während zwischen ihnen eine Misch⸗ zone liegt, in der auch die graue Farbe der Augen sich vorfindet. Auffallend ist es, daß sich längs den Läufen der⸗ jenigen großen Flüsse, die als die eigentlichen natürlichen Verkehrs⸗ wege angesehen werden können, also längs des Rheines, der Weser, der Elbe, vor Allem aber längs der Donau und der Oder, ein ent⸗ schiedenes Vordringen der dunkleren Race bemerkbar macht. Die Angaben aus Mecklenburg und Sachsen fehlen noch; die Zusammen⸗ stellung der Resultate aus Thüringen wird demnächst beendet werden. Man hofft mit dem Gesammtresultat der Erhebungen Ende dieses Jahres an die Oeffentlichkeit treten zu können und wird sich alsdann an die Regierung wenden, um auch die Rekruten bei ihrer Aushebung einer ver⸗ gleichenden Untersuchung in Bezug auf Größenverhältnisse u. dgl. zu unter⸗ ziehen. An diese Mittheilungen schloß sich sodann ein Vortrag des Prof. Bastian über die Resultate seiner jüngst beendeten Reise nach der Westküste von Südamerika, die derselbe bekanntlich unternommen hatte, um Werke südamerikanischer Kultur für das hiesige Königliche Museum zu erwerben. Im Allgemeinen ist Prof. Bastian in Anbetracht der Schwierigkeiten, die sich ihm darboten, mit den Resultaten seiner Reise zufrieden. Es ist ihm zwar nicht geglückt, umfassende Funde aus den ältesten Zeiten zu machen, desto reichhaltiger sind jedoch seine Erwerbungen von Alter⸗ thümern aus der Zeit der Inkas gewesen. 2 London, 22. Oktober. (E. C.) Der Wittwe des assy⸗ rischen Forschers George Smith ist folgender Brief des Lord Beaconsfield zugegangen: 10 Downingstreet, Whitehall, Ok⸗ tober, 20., 1876. „Madame, die Königin, mit Ihnen in Ihrem Verluste sympathisirend, und den Tod eines Mannes beklagend, dessen anziehende und hingebungsvolle Arbeiten frisches Licht auf die alte Geschichte geworfen haben, hat geruht, Ihnen eine Pension von 150 Pfd. Sterl. jährlich auszusetzen. Ich habe Weisungen ertheilt, daß die gnädigen Absichten Ihrer Majestät sofort in Ausführung ge⸗ bracht werden. Ich verbleibe, Madame, Ihr ergebener Diener Beaconsfield.“ Paris, 23. Oktober. (Köln. Ztg.) Als Anner zur Pcole de Médecine wird jetzt eine Hochschule für Anthropologie ge⸗ gründet. Verschiedene große Finanzmänner haben ein nachahmens⸗ werthes Beispiel gegeben und die Geldmittel dazu verbürgt und theil⸗ weise geliefert. 1 Wie die „Academy“ erfährt, beabsichtigt ein portugiesischer Offizier, Major M. G. Henriques, den Congo und andere Flüsse Afrikas sowie den mittleren Theil des afrikanischen Festlandes im Allgemeinen zu erforschen. Major Henrigues weilt gegenwär⸗ tig in England, um sich alle diejenige vorläufige Information zu verschaffen, die aus den Werken fruͤherer Reisender gesammelt werden kann. Athen, 5. Oktober. Dr. H. Schlie mann hat seine Aus⸗ grabungen in Mykenä auf eine kurze Zeit unterbrochen, da ihn die tuͤrkische Regierung telegraphisch nach Konstantinopel berufen hat, um den dort weilenden Kaiser von Brasilien auf seinem Ausfluge nach Troja zu begleiten. Doch wird er seine Arbeiten in Kurzem wieder aufnehmen. 1

. 88 Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wie der „N. Fr. Pr.“ geschrieben wird, herrscht in Aegyp⸗ ten eine Pferdeseuche, welche so um sich greift, daß kaum ein Viertel der Pferde von Kairo und Umgegend lebend geblieben ist. Waarenkarren werden von Ochsen, selbst von Männern gezogen, „Kavallerie“⸗Patrouillen machen ihren Dienst zu Fuß und von Mieth⸗ wagen sieht man auf den Straßen nicht den zehnten Theil wie

der letzten zwei Monate. punkt in dem letzten e wickelten sich die Verhältnisse auf dem und. markt bis um die Mitte des September gleichmäßig ruhig, und ohne, daß besondere Ereignisse auf verwandten Gebieten, auf die Gesammtlage in

zum hat den 1 gehend beeinflußt, während im Uebrigen der internationale Geld⸗ markt auch durch diese Begebenheiten wenig berührt wurde. Die

Gewerbe und Handel. Berlin. 25. Oktober. (Der Geld⸗ und Kapitalsmarkt während Seit Mitte August, bis zu welchem Zeit⸗ icht die Uebersicht geführt worden, ent⸗ Geld⸗ und Kapitals⸗

ausübten. Die in Portugal Goldkrisis

vorüber⸗

einen erwähnenswerthen Einfluß der zweiten Hälfte des Monats August Ausbruch gekommene Banken⸗ oder besser Londoner Markt einigermaßen aber nur

Vorgänge auf politischem Gebiet in dem erwähnten Zeitabschnitte erfuhren Seitens der Börsen eine verhältnißmäßig kühle Betrachtung, so daß der Kapitalsmarkt gleichfalls keinen erheblichen Schwankungen unterlag. Der Geldstand wies unverändert die Abundanz der früheren Monate auf, die Ausweise der großen und centralen Bank⸗Institute ließen eine wesentliche Abnahme des Baarvorraths nicht erkennen, wenn das Ver⸗ hältniß des letzteren zu den Anlagen oder zum Notenumlauf in Betracht kam. Die offizielle Bankrate hielt sich demgemäß unverändert in Berlin auf 4 %, in London auf 2 %, während der Diskont am offenen Markte noch wesentlich unter der Bankrate notirte; in Lon⸗ don hielt sich der Privatdiskont ziemlich fest auf 1 %; in Berlin war er größeren Schwankungen unterworfen, die sich zwischen 21½ und 3 % bewegten. Seit der Mitte des vorigen Monats haben nun sowohl auf dem Geld⸗ wie auf dem Kapitalsmarkte sich größere Bewegungen vollzogen. In dieser Beziehung wurden als Motive einerseits die ernste Geschäftslage in Rußland und die dortigen Verhältnisse genannt, andererseits aber waren die politischen Entwickelungen ursächlich wirksam, die besonders um die Mitte des laufenden Monats in einer von London aus angefachten Aufregung einen charakteristischen Ausdruck gewannen. Während nun in dieser letzteren Periode der Londoner Markt, was den Geldstand und den Status der Bank von England anbetrifft, eine Spannung der Verhältnisse nur in mäßigem Umfange erkennen ließ, kam auf dem hiesigen Markt eine mehr und mehr erkennbare Knappheit zur Erscheinung. Der Privatdiskont in Berlin steigerte sich bis zum Ultimo⸗Septembertermin bis auf 3 ½ % , welcher Satz sich letztlich auf 3 ¼ % erhob; eine Erhöhung der offiziellen Bankrate erschien daher immer wahrscheinlicher und ist denn auch mit dem heutigen Tage eingetreten. Die Erläuterung dieser Maßnahmen Seitens der Direktion der Reichsbank dürfte der demnächst zu ver⸗ öffentlichende Ausweis vom 22. d. M. ergeben, der statt der erwar⸗ teten Abnahme der Anlagen der Bank ein Anwachsen derselben kon⸗ statirt, während der Baarvorrath gleichzeitig abgenommen hat. Als wesentlichstes Motiv aber dürfte der Umstand maßgebend gewesen, daß Gold auszuführen z. B. nach Dänemark profitabel geworden ist und wahrscheinlich schon dahin eine Ausfuhr stattgefunden hat. Dem⸗ gemäß ist es nicht außer Betracht zu setzen, daß der heutigen Er⸗ höhung um ½ % eine weitere in nicht zu ferner Zeit folgen kännte, wenn hie gedachten, diesmal maßgebend gewesenen Motive andauern sollten. In London machte sich aus den angeführten Gründen eine gerade enkgegengesetzte Bewegung geltend; die Rate am offenen Markte ermäßigte sich bis zum Ultimo auf ¼ % und hat sich auf diesem Punkte bisher erhalten. 8

In den Ausweisen der beiden angezogenen Bankinstitute äußern sich die gekennzeichneten Bewegungen des Marktes folgendermaßen

Reichsbank. 15. August 15. Septber. 15. Oktbr. (in Tausenden ℳ) 590,486 543,360 392,747 448,751 48,448 52,273

gesammter Kassenbestand Wechselbestand Lombardforderungen Notenumlaufkt... 6062,084 666,446 728,271 täglich fällige Verbindlichkeiten 226,977 196,565 147,585. Während demnach die Anlagen der Bank von Mitte August bis Mitte September nicht unwesentlich abgenommen haben, ergiebt sich ein wesentliches Anwachsen bis zum 15. Oktober; aber nach diesem Termine ist, wie erwähnt, die erwartete gegentheilige Strömung nicht erfolgt; während der Notenumlauf einige 60 Millionen Mark und der Wechselbestand seit 15. September um ca. 56 Millionen sich erhöht haben, hat der Baarvorrath einen Rückgang von rot. 47 Millionen Mark erfahren. Ein ähnliches Verhältniß ist für die Ultimo⸗Ausweise zu konstatiren; nur zeigt der Notenumlauf von ult. August gegen ult. Juli eine erhebliche Abnahme, deren gleich⸗ zeitiges Wachsen den täglichen Verbindlichkeiten entspricht; es be trugen bei der Reichsbank (in Tausenden Mark): ult. Juli ult. August 591,401 598,487 434,145 410,426 Lombardforderungen 47,978 51,673 Neiennmlanßf.. . 68690,694 665,971 740,150 tägl. fällige Verbindlichkeiten 207,115 227,872 151,137 Dieselben Positionen des Status der Preußischen Bank aus den beiden vorangehenden Jahren stellen sich folgenderma⸗ ßen dar: ult. Juli 1875: 1874: 563,347 724,287 403,825 375,303 51,883 57,981

596,862 408,693 47,694

ult. September 556,053 440,834

gesammter Kassenbestand. W

Wechselbestand

ult. August 1875: 1874: 528,566 711,741 387,671 360,033 50,679 57,996

ult. September 8 1875: 1874: 8 466,493 680,028 446,162 394,977 53,626 69,327

788,297 808,698 724,914 813,771 735,472 859,788

46,755 41,739 32,150

Man sieht aus dieser Aufstellung, daß in den beiden Vorjahren sich ähnliche Veränderungen des Status wie im laufenden Jahre vollzogen haben, wenn man von dem Verhältniß des Baarvorraths zu den Anlagen der Bank resp. dem Notenumlauf absieht.

Die Bewegungen in dem Status der Bank von England mögen noch durch folgende Gegenüberstellung erläutert werden; es betrugen am:

Noten⸗Umlauf Staats⸗Depositen 3 Regierungssicherheiten Privatsicherheiten. Metall⸗Vorrath

Rest

10 10

edEd ebd bn bd Geb b .

Oktober: 29,095,750

6,181,234 30,003,658 18,202,9 16,018,78 34,095,522

September: 27,976,390 7,043,838 27,517,747 15,300,264 16,000,461 34,827,641 3,689,467 Noten⸗Reserve. 21,072,880 Metall⸗Reserve £ 668,531 1728,51 In Rücksicht der oben erwähnten Vorgänge auf dem Kapitals⸗ markt mögen noch folgende Relationen hier ihren Platz finden. Der Wiener Platz notirte Wechsel auf London: ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober 121,15 121,40 121,50 123,4. An denselben Tagen notirten in Berlin Wechsel auf Wien, d. 100 Fl. in Mark: ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober. 168,75 167,40 165,50 165, gleichzeitig galten Wechsel auf London am hiesigen Platze (1 Pfd. Sterl.

in Mark): ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober. 20,485 20,48 20,43 20,405, d. h. es wuchs dauernd der Preis von Londoner Gold in österreichi⸗ scher Währung ausgedrückt, während ebenso kontinuirlich österreichische Silberwährungswechsel in Berlin an Werth gegen deutsches Gold einbüß⸗ ten; zugleich aber wich nicht unwesentlich der Preis für Londoner Wechsel in Berlin. Zur Kennzeichnung der Beziehungen zwischen St. Peters⸗ burg und Berlin mögen folgende vergleichende Notirungen von St. Petersburger Wechseln in Berlin dienen. Es notirten (100 S.⸗R. in

Mark) Wechsel auf St Ptersburg in Berlin: 8 18. Oktober.

0. August: 28,087,975 5,768,584 27,686,451 15,259,133 15,854,353

3 4 F f* 33,709,326 E 3,362,213

2 8

1875: 884,218 Einwohner und ist die Bevölkerungsziffer seit der 1872 er Zählung gestiegen. Auf die Provinz Starkenburg fallen

rüher. Auch im Marstall des Vizek sollen viele Pferde ge⸗ allen sein. 8

15. September ult. September. 15. Oktober. 265,50 2065,90. ““ 8 255