1876 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Wie ein Pester Blatt erfährt, dürfte dem Abgeord⸗ netenhause des Reichsrathes schon übermorgen, den 26., eine ausführliche Darstellung des Resultates der Ausgleichs⸗ verhandlungen zwischen der diesseitigen und der ungarischen Regierung zu Theil werden und zwar sollen diese Eröffnungen

vom Minister Dr. Unger gemacht werden.

25. Oktober. (W. T. B.) Die in den letzten Stun⸗

den hier neuerlich auftauchenden Gerüchte über eine Demission es Grafen Andrassy, dem man nun auch Tisza beige⸗ sellt, können mit gutem Grunde als eine Ausgeburt der in magyarischen und hiesigen Abgeordnetenkreisen herrschenden Erregung angesehen werden. Gut unterrichtete Personen be⸗ richten heute aus Pest hierher, daß nicht die leiseste thatsäch⸗ liche Grundlage bemerkbar ist, die jene Gerüchte rechtfertigen

1 Der Kaiser bleibt bisherigen Dispositionen zufolge bis zum 3. November in Gödöllö, um am 4. zu den Hof⸗ jagden in Pardubitz (Böhmen) einzutreffen. Alle Versionen über die Beantwortung der im Abgeordnetenhause einge⸗ brachten Interpellation bezüglich der Orientpolitik sind verfrüht.

26. Oktober. (W. T. B.) Der frühere Internuntius bei der Pforte, Freiherr von Prokesch⸗Osten, ist ge⸗

storben. 8 1 1 4 Salzburg, 23. Oktober. Gestern hat die Weihe des neuen Erzbischofs von Salzburg, Dr. Eder, stattgefunden.

Innsbruck, 22. Oktober. Schon vor einigen Tagen wurde von einer Reihe von Verhaftungen berichtet, die in jüngster Zeit in Wälschtirol stattgefunden haben und die mit den Agitationen im Zusammenhange stehen, welche zur Auf⸗ reizung der Bevölkerung des „Trentino“ eingeleitet wurden. Der in Roveredo erscheinende „Raccoglitore“ meldet nun, daß in den letzten Tagen neuerliche Hausdurchsuchungen und Ver⸗ haftungen in Riva, Mori und Trient stattgefunden haben.

Prag, 24. Oktober In Pardubitz konstituirte sich ein besonderes Comité für den Empfang des Kaiserpaares. Von einem Aufgeben des Kaiserlichen Besuches ist bisher nichts bekannt, im Gegentheile werden die Vorbereitungen im Kladruber Jagdschlosse ununterbrochen fortgesetzt.

Lemberg, 25. Oktober. (W. T. B.) Bei den statt⸗ gehabten galizischen Landtagswahlen sind in 31 Bezirken die Bauern und Ruthenen verdrängt worden. In dem neuen Landtage wird die polnische Nationalpartei über 50, die ru⸗ thenische Partei über 17 Stimmen verfügen, die gewählten 8 Beamten werden eine Mittelpartei bilden.

Pola, 24. Oktober. Am 29. Oktober findet in Gegen⸗ wart mehrerer Mitglieder des Kaiserlichen Hauses die feier⸗ liche Enthüllung des Kaiser Max⸗Monumentes statt.

Pest, 24. Oktober. Der „Pester Lloyd“ ist ermächtigt, zu erklären, daß jene nach Zeitungsnachrichten in der gestrigen Versammlung der Universitätsjugend zum Ausdrucke gelangte Auffassung, als würde die von der Jugend beabsichtigte Demon⸗ schecion von Seite des Minister⸗Präsidenten nicht ent⸗ chieden mißbilligt, eine durchaus irrige ist. Der Minister⸗ Präsident erachtet im Gegentheile jede der beabsichtigten ähn⸗ liche Demonstration für durchaus unstatthaft.

25. Oktober. (W. T. B.) Den hiesigen Studenten ist die Abhaltung eines dem türkischen Generalkonsul darzu⸗ Nhe Fackelzugs von Seiten der Polizei verboten worden.

Schweiz. Bern, 25. Oktober. (W. T. B.) Der Bun⸗ desrath hat in Anbetracht der im Kanton TDessin herr⸗ schenden Aufregung in außerordentlicher Sitzung beschlossen, ein Regiment Infanterie in Bereitschaft zu stellen, um eventuell nach dem genannten Kanton abzugehen.

(N. Zürch. Ztg.) Am 22. d. Mts. wurde durch das Anschlagen von großen rothen Plakaten der hiesigen Einwoh⸗ nerschaft mittgetheilt, daß am 26., 27., 28. und 29. d. Mts. hier der achte Kongreß der „internationalen Arbei⸗ ter⸗Association“ abgehalten werde. Die Delegirten, welche hier zusammentreten, gehören derjenigen Fraktion der „Inter⸗ nationale“ an, welche sich selbst die „antiautoritäre“ uennt und 1872 am Kongreß in Haag von der anderen „autoritä⸗ ren“ Richtung trennte, um sich im Jahre darauf in Genf neue Statuten zu geben. Es sind die Anhänger Bakunins.

Basel, 25. Oktober. (W. T. B.) Die A im Kanton Tessin ist, wie die ‚Baseler Nachrichten“ mel⸗ den, noch immer im Zunehmen begriffen. In Bellin⸗ zona, Locarno und Lugano werden deshalb Bürger⸗ wehren gebildet.

Niederlande. Amsterdam, 21. Oktober. (Leip. Ztg.) Nach einem dem Kolonien⸗Ministerium vige eecee Tele⸗ gramm des Generalgouverneurs von Niederländisch⸗Indien vom 11. d. hat General⸗Major Wiggers van Kerchem Fol⸗ gendes aus Atchin vom 7. d. „Am 27. und 28. September wurden die Arbeiten an den Befestigungen zu Kadju (in einem früheren Telegramme war dieser 1200 Meter im Südosten von Gighen gelegene Punkt Pradju genannt) fortgesetzt und das umliegende Terrain von Gestrüppe gesäubert. Der Feind zeigte sich in zahlreichen Schaaren und beschoß das Bi⸗ vouak. Am 29. September wurde der Feind aus der Umgegend vertrieben, wobei von uns 9 Geschütze erbeutet und die Kampongs niedergebrannt wurden. Auf unserer Seite wurde ein Ver⸗ lust von 15 Soldaten erlitten. Am 30. September drang der Feind wieder an und wurde abermals in die Flucht ge⸗ trieben. Auf unserer Seite fiel dabei ein Soldat und wurden ein Kapitän, 14 Soldaten und 2 Zwan sarbeiter verwundet. Der Feind erlitt starke Verluste; Tongku Payah (Häuptling von Tandjong Semantoh, an der Ostküste) wurde schwer verwundet. Am 3. Oktober wurde die Befestigung Kadju vollendet und besetzt. Nun war unsere nordöstliche Linie bis Kwala Gighen mit den erforderlichen Befestigungen versehen. Die agirenden Truppen kehrten sodann nach Kotta Radja zurück, da die sehr ungüstige Witterung wieder weitere Ope⸗ rationen Gans unmöglich machte. Das Cholera⸗Spital war leer, der Gesundheitszustand übrigens minder günstig. Am 4. Oktober traf der in Pedir aufgestellte Resident mit einem Häuptlinge von Gighen in Kotta Radja ein. Der Radja von Gighen war wieder in sein Land zurückgekehrt. Die Stimmung an der Nordküste war befriedigend.“

Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. (Engl. Corr.) In dem gestern von der Königin auf Bal⸗ moral abgehaltenen Geheimen Rathe ward bestinmmt, daß das bis zum Dienstag, den 31. Oktober, vertagte Parlament weiter bis zum Dienstag, den 12. Dezember, vertagt wer⸗ den solle. Die Mittheilung der „Times“, daß der Pre⸗ mier⸗Minister die Stadt verlassen habe, ist nicht richtig. Lord Beaconsfield ist seit der letzten Minister⸗Sitzung in

London zu bleiben und würde daher auch nicht bei dem Bankett, zu dem der Mayor von Liverpool 2 für den Donnerstag eingeladen hat, anwesend sein können; das Fest ist daher ganz aufgegeben wor⸗ den. Die Königin ist mit der Prinzessin Beatrice und Gefolge am Sonnabend von einem dreitägigen Aufenthalte in den Hochlanden nach Balmoral zurückgekehrt. Prinz Ludwig von Hessen und Gemahlin weilen noch in London und be⸗ uchten gestern den Prinzen von Wales. Letzterer begab ich nach Newmarket, um dem Herzog von Grafton einen Besuch zu machen. Der Herzog von Connaught hat dem Dubliner Stadtrathe angezeigt, daß er nur einen gänzlich inoffiziellen Besuch mache und daher mit bestem Danke den Empfang der angebotenen Adresse ablehnen müsse. Die Fregatte „Shah“ erhielt Befehl, sich für die Fahrt nach der Besika⸗Bucht bereit zu halten. Bis jetzt sind in Portsmouth keine Befehle, andere Schiffe fertig zu stellen, eingegangen. Wiederum sind zwei K anonenboote, von Palmer u. Co. in Jarrow⸗on⸗Tyne geliefert, vom Stapel ge⸗ lassen worden. Sie sind zur Verwendung auf den Flüssen Chinas bestimmt. Jedes wird drei 64 Pfünder und zwei Gatling⸗Geschütze tragen. Mit diesen zwei Booten ist ein halbes Dutzend vollendet, ein zweites halbes Dutzend und drei Torpedo⸗ boote sind bestellt worden. Im nächsten Monat wird die britische Flotte um ein von Elder in Glasgow gebautes Panzerschiff reicher sein, genannt „Nelson“, es hat 7323 Tons Größe, 6000 Pferdekraft, 9 zöllige Panzerplatten, hinter denen eine 13zöllige Wand ist und 12 Geschütze. Die „Army and Navy Gazette“ sagt: „Was die Flotte betrifft, so geht die Meinung aller erfahrenen See⸗Offiziere dahin, daß Großbri⸗ tannien zu keiner Zeit in unserer Geschichte ein Offizier⸗Corps besaß, das geschickter war, im Amte vollendeter und der Aus⸗ führung irgend einer Pflicht gewachsener und daß wir uns nie auf Matrosen verlassen konnten, die heiterer, kühner und entschlossener gewesen wären.“ Der 71. Jahrestag der Schlacht von Trafalgar ward am Sonnabend von den Mitgliedern des „Royal Naval Club“ von 1765 durch ein

Festessen feierlich begangen.

Frankreich. Paris, 24. Oktober, Das „Journal officiel“ veröffentlicht einen Bericht des Ministers der fsentlichen Bauten an den Präsidenten der Republik über die Reorganisirung der Centralverwaltung bei genanntem Ministerium, nebst einem hierauf bezüglichen Dekret, worin verfügt wird, daß die Centralverwaltung der öffentlichen Bauten in Zukunft fünf Abtheilungen umfassen wird, nämlich: 1) das General⸗Sekretariat; 2) die Direktion der Landstraßen und der Schiffahrt; 3) die Direktion der Eisenbahnen; 4) die Direktion der Streitsachen, der Civil⸗ gebäude und der öffentlichen Paläste; 5) die Direktion des Bergbaus. Der Budget⸗Ausschuß hat Rouviers Antrag über die Einkommensteuer verworfen und wird sich morgen über Gambetta's Entwurf aussprechen. Gestern hielt die „Gauche intransigeante“ unter dem Vorsitz von Louis Blanc eine Versammlung ab und beschloß, die Amnestiefrage in der nächsten Session wieder vor die Kammer zu bringen, jedoch erst dann, wenn der Antra Gatineau's (Einstellung der Verfolgungen) gegen die Theil⸗ nehmer an der Kommune erledigt ist. In der ersten Sitzung (30. Oktober) der Deputirtenkammer wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, bei Aufstellung der Tagesordnung die Regierung durch ihre Anhänger den Antrag stellen lassen, den Ge⸗ setzentwurf Gatineau's auf die nächste Session 1877 zu vertagen. Man erwartet, daß die Budgets der Mi⸗ nisterien des Aeußern und der Kulten zu lebhaften Erörterungen Anlaß geben werden. Die Republikaner ver⸗ langen, daß das Budget des Aeußeren sofort zur Berathung komme, während die Klerikalen die ungesäumte Vornahme des Kultus⸗Ministeriums wollen. Die Petition, welche die Ausweisung der Jesuiten aus Frankreich fordert, soll, wie die „Köln. Ztg.“ vernimmt, schon 500,000 Unterschriften erhalten haben. Das Transportschiff „Rhin“, welches morgen in Toulon erwartet wird, bringt die Gesu che der Deportirten aus Neu⸗Caledonien mit, welche die Milde des Präsidenten der Republik anrufen.

Spanien. Madrid, 25. Oktober. (W. T. B.) Die Verhaftungen, welche im ganzen Lande aus Veranlassung der Verschwörung Ruiz Zorillas und Salmerons vorge⸗ nommen worden sind, betragen bis jetzt 126. Unter den Ver⸗ hafteten befinden sich 18 Generale.

Portugal. Ein Lissaboner Telegramm der „Daily News“ meldet, daß in Folge der Fortdauer der Krisis in Portugal ein weiteres Moratorium amtlich gewährt und die für die Zahlung von Wechseln gewährte Frist verlängert worden ist. Der für andere pekuntäre Verbindlichkeiten ge⸗ währte Aufschub lief am 18. d. Mts. ab.

Griechenland. Athen, 24. Oktober. Die „Pol. Korr.“ schreibt unter dem heutigen Datum aus Wien: Mit Beziehun auf die von mehreren Journalen gemachten Angaben, wonach die plötzliche Abreise des Königs von Griechenland durch eingelangte beunruhigende Nachrichten aus Athen veranlaßt worden sei, sind wir in der Lage, zu versichern, daß das erwähnte Motiv keineswegs das richtige sei. Der Ent⸗ schluß des Königs, abzureisen, wurde nach Eintreffen einer telegraphischen Nachricht aus Kopenhagen gefaßt, welche die Meldung enthielt, daß die dortigen Aerzte sich gegen die Rückreise des in der Rekonvalescenz befindlichen Kronprinzen von Griechenland vor dem 1. November erklärt haben. Bis zu diesem Zeitpunkte und vielleicht auch noch darüber hinaus den hiesigen nur für wenige Tage berechneten Aufenthalt aus⸗ zudehnen, lag nicht in der Absicht des Königs. Daß die Königin von Griechenland, wie hiesige Blätter behaupteten, den Rückweg nach Griechenland über Wien nehmen werde, ist nicht bekannt und auch nicht wahrscheinlich.

Türkei. Konstantinopel, 23. Oktober. Die „Turquie“ veröffentlicht die neueste Ordre de bataille des tür⸗ kischen Heeres. Danach zählen die sechs Divisionen Suleiman, Fasly, Adil, Hafis und Selami mit Einschluß von 6000 Freiwilligen, 60,000 Mann Fußsoldaten, 2500 Reiter und 15 Batterien zu je 6 Geschützen. In Nisch stehen außerdem 20,000 Mann und bei Babina Glava 8 Bataillone.

Dem „Daily⸗Telegraph“ wird von hier telegraphisch

berichtet: Ich kann melden, daß der Bericht, als ob eine förmliche Zusammenkunft der Gesandten bei Ignatieff Sir H. Elliot hat Ge⸗ und ihre Unterhal⸗ tung war, wie ich höre, von allgemeinem Charakter. Der sechs⸗

stattgefunden habe, unbegründet ist. neral Ignatieff einen Besuch abgestattet,

russische Botschafter erwähnte den Vorschlag eines

Ignati 4 audienz i

b des Mordes des türkischen Konsuls in Tiflis wird ge⸗ meldet, Bezüglich des sechswöchentlichen Waffenstillstandes

tirten Autonomie der Verwaltung im Wachsen begriffen ist, d folgende Thatsache, welche ich Ihnen rechtzeitig zu signalisiren nicht

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gierung durchzusetzen beabsichtigte; die Reformen seien die von England empfohlenen, aber die Garantien müßten von weit zwingenderer Art sein. tums wird, wie man mir sagt, überreicht werden.

Nichts in Gestalt eines Ultima⸗

25. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“

erfährt, wird der russische Botschafter, General Ignatieff, nach der offiziellen Audienz bei 2 Privat⸗Audienz bei demselben nachsuchen. Drei hiesige armenische Journale sind suspendirt worden.

dem Sultan noch eine

Die Redacteure derselben sind wegen Verbreitung falscher Nach⸗

richten verhaftet worden.

(W. T. B.) Die feierliche Antrittsaudienz

fs beim Sultan hat stattgefunden, eine Privat⸗ t für Sonnabend in Aussicht genommen. Rück⸗ daß das Motiv der Mörder eine Beraubung war.

dauern die Verhandlungen noch fort; Gerüchte pro et contra

sind sehr zahlreich; thatsächlich steht die Entscheidung noch aus

Serajewo, 17. Oktober. Ueber die Gefahren einer

mohammedanischen Erhebung in Bosnien wird der „Pol. Korr.“ von hier geschrieben:

Wie sehr die Aufregung der Mohammedaner in Bosnien in

Folge der neuesten politischen Nachrichten und ihrer daran geknüpften

Befürchtungen vor einer Verwirklichung der für Bosnien brojer. beweist

verfehle: 8“ Unter den Augen des Vali Nazif Pascha machte der hiesige

Defterdar (Finanz⸗Direktor) Hadji Raschid Effendi in der gestrigen Nachtsitzung des

Landes⸗Verwaltungsrathes den Vorschlag, aus jedem Kreise des Vilajets zwei Mohammedaner in den hier bestehenden Rath für den Religionskrieg (Dzihadije Medzlis), dessen Präses der Ober⸗Gerichtspräsident Omer Effendi ist, als bestaͤndige Mitglieder zu berufen, damit sie für den Fall der all⸗ gemeinen mohammedanischen Bewegung mitwirken sollen. Auf eine Einwendung des gleichfalls im Landesverwaltungsrathe anwesenden Metropoliten Antimos, daß wohl eine solche Erhebung nicht bevor⸗ stehe und somit die Berufung der Mohammedaner die Beunruhigung der Gemüther auf das höchste steigern müßte, erwiderte der Antrag⸗ steller Raschid Effendi, daß die mohammedanische Erhebung in Bosnien für den Fall, als die sogenannte Autonomie der Provinz beschlossen werden sollte, vorauszusehen sei. In der am nächsten Abende stattgefundenen Sitzung des Landes⸗Verwaltungsrathes wurde der Antrag Raschid Effendi's beinahe einstimmig zum Beschlusse erhoben. Man kann daraus entnehmen, mit welchen Gefahren die Situation für die christliche Bevölkerung verbunden ist, wenn die Einführung, sei es der von der Pforte spontan beabsieh gten sei es der von den Großmächten gewünschten Reformen, zur Wahrheit wer⸗ den sollte. Die Dinge stehen in diesem Augenblicke so, daß selbst die Regierungsorgane, wie es der Vali Nazif Pascha und der Chef der politischen Korrespondenz des Vilajets Yorghaki Effendi sind, gar kein Hehl daraus zu machen, daß für den Fall der Einführung einer Autonomie in Bosnien eine Massenerhebung der Mohammedaner zur Vertheidigung des Islam erfolgen werde und die Mohammedaner eine Massacre unter den Christen anrichten werden.

In Sofia sind, wie der „Pol. Korr.“ von dort aus ge⸗ schrieben wird, die 18 Riesengeschütze angelangt, welche für das Bombardement von Alexinatz und Deligrad sind. Auch eine Abtheilung von 320 Artilleristen der ersten Division des Garde⸗ corps passirte die Stadt und sollen unmittelbar zwei weitere Batte⸗ rien Belagerungsgeschütze mit der Bestimmung für Nisch eintreffen. Der Vali Achmed Mazhar Pascha versichert seine Umgebung, die Pforte habe Abdul Kerim Pascha befohlen, um jeden Preis Deligrad und Alexinatz zu nehmen, damit die Türken vor dem eventuellen Be⸗ ginne eines Fecßen Krieges diesen Schlüssel zu Belgrad und Serbien in ihre Hände bekommen. Aus diem Grunde hat auch der Seraskier Redif Pascha aus dem Vilajet von Brussa fast alle Truppen heran⸗

ezogen und nach Nisch geschickt. Seit dem 12. Oktober sind vierzehn Bataillone nach dem Kriegsschauplatze durch Sofia passirt.

Aus Macedonien lauten die hier einlangenden Nachrich⸗ ten ziemlich beunruhigend. Die Mohamedaner lassen sich dort große Ausschreitungen zu Schulden kommen. Namentlich sind es die von der türkischen Operations⸗Armee nach Hause entlassenen Baschi⸗ Bozuks, welche einige christliche Ortschaften geplündert und große Gewaltthätigkeiten verübt haben. Diese Unthaten regen begreiflicher⸗ weise die christliche Bevölkerung stark auf und lassen die Besorgnisse vor einer Schilderhebung nicht unbegründet erscheinen.

Paris, 25. Oktober. (W. T. B.) Tie „Agence Havas“ meldet aus Tiflis von gestern, der dortige türkische Kon⸗ sul und dessen Frau wären Tags vorher ermordet worden. .

Belgrad, 21. Oktober. Der „Polit. Korr.“ wird von hier gemeldet, daß Fürst Milan am 25. Oktober zur Armee abreisen soll und den ganzen Winter hindurch bei derselben verweilen will. Ders serbische General Zach, der Organi⸗ sator der nationalserbischen Armee, ist aus Gesundheitsrücksich⸗ ten pensionirt, der Oberst Leschjanin zur Disposition ge⸗ stellt worden.

Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatz mel⸗ det die „Polit. Korr.“ unter Belgrad, 21. Oktober: Am Timok ist es wieder still geworden. Die Serben besetzten Plansica, Metownica und Vrazegrnzi. Die Positionen Osman Pascha's in und um Seitschar herum sind aber so stark, daß an rasche und durchschlagende Erfolge des serbischen Corps im Timok⸗ Thale kaum zu denken ist. Die Belgrader und Schumadijer Brigaden, 4000 russische Freiwillige sowie 5 Batterien sind aus Deligrad und Tschuprija dem Horvatovics als

uccurs geschickt wordfn. Es geht aus dem Berichte dieses letzteren hervor, daß Abdul Kerim Pascha das Gros seiner Macht, weit über 65,000 Mann, am 19. und 20. d. M. ins Feuer schickte, um den Durchbruch der starken serbischen Linie zu bewerkstelligen. Wie türkische Gefangene, die am 19. d. M. gemacht wurden, aussagen, äußerten die türkischen Offi⸗ ziere sich den Truppen gegenüber dahin, daß Krusewatz ge⸗ nommen werden muß, damit der Befehl des Padischah er⸗ füllt werde. Die Angabe, daß der Sultan selbst es befohlen habe, spornte die Soldaten an, um so muthiger die ihnen gestellte Aufgabe zu erfüllen. 1 6

Am 19. d. M. gelang es Hasiz Pascha, drei wichtige serbische Positionen zu erstürmen; am darauf folgenden Tage nahm sie Tschernajeff ihm wieder ab. Es wurde an beiden Tagen von beiden Seiten mit einer in diesem Kriege noch nicht dagewesenen Erbitterung gekämpft, serbischerseits ohne Glück und mit großen Verlusten. Die vorhandenen Spitäler genügen nicht mehr zur Aufnahme der auf 1400. veran⸗ schlagten Verwundeten, und werden in aller Eile neue Spitäler in Belgrad, Paratschin und Tschuprija errichtet. Der Verlust an Offizieren ist, wie in allen bisherigen Treffen,

ein enormer. Und doch steht man nach allen Anzeichen erst

vor der Hauptschlacht. Nisch, 25. Oktober. (W. T. B.) Nach zehnstündigem

hartnäckigem Kampfe ist heute Djunis von den siegreichen

kürkischen Truppen genommen worden; ebenso fielen die

London geblieben. Lord Derby ist ebenfalls genöthigt, in

wöchentlichen Waffenstillstandes als denjenigen

den seine Re⸗

meisten Verschanzungen längs des Djunisbaches in die Hände

Dekret des

einem der „Pol. Korr.“

Kioto sowie Nara und den Bicoa⸗See mit

„In der an der Morawma sich erstreckenden Front fand nur Geschützkampf statt. Während des Kampfes trat

zeitweilig Regen ein.

Eine Depesche vom türkisch⸗montenegrinischen Eriefhanelas, meldet: b 8 sch ien, 25. Oktober. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ wird aus Ragusa gerüchtweise gemeldet, Bojanobrdo von montenegrinischen Truppen beschossen würde. Die Verbindung Moukhtar Paschas mit Trebinje ei in Folge der Zerstörung der Brücke von Grancarevo wieder unterbrochen. Nach einer weiteren in Ragusa eingetroffenen Meldung soll der Insurgentenführer Despotovics die türkische Stadt Petrovac eingenommen haben.

Rumänien. Bukarest, 26. Oktober. (W. T. B.) Ein Fürsten vom gestrigen Tage beruft beide Kammern zu einer außerordentlichen Session auf den November.

Turn⸗Severin, 22. Oktober.

Der Aufmarsch der rumänischen Armee an der

Donaugrenze sollte von hier zugekommenen Schreiben ufolge, morgen den 23. beginnen. Der Kriegs⸗Minister hat an die Offiziere ein Schreiben gerichtet, worin dieselben aufgefordert werden, sich mit ausreichender Winterequipirung zu versehen.

MRußland und Polen. St. Petersburg, 23. Oktober. St. Pet. Herold.) Der Finanz⸗Minister Staatssekretär Reutern ist gestern aus Livadia hier wieder eingetroffen. Der englische Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Loftus, dessen Abreise nach der Krim die „Ag. gen. russ.“ bereits auf den 21. Oktober festgesetzt hatte, reist erst heute dorthin ab. Das Panzerschiff „Petr Welikij“ ist nach einem vom Commandeur des Kronstädter Hafens, Vize⸗ Admiral P. W. Kosakewitsch, eingegangenen Telegramm in Begleitung des Dampfers „Rjurik“ am 8./20. Oktober Vor⸗ mittags glücklich in Reval angelangt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Oktober. Hamb. Nachr.) Das Comité, welches mit der Ausarbeitung eines Gutachtens über Anwendung der Festung Karlsborg be⸗ auftragt war, hat nun seine Arbeiten beendet, und zwar hul⸗ digt dasserbe der gleichen Ansicht, wie das frühere Comité, daß nämlich die Festung Karlsborg lediglich als Proviantdepot, keinesfalls aber als Operationsfestung oder Stützpunkt zu be⸗ rachten sei. Das Comits giebt allerdings zu, daß Karlsborg Anfangs sowohl zum Proviantdepot als zur Operations⸗ und Replifestung bestimmt war, weshalb man auch die Anlegung ines geschützten Lagers in Aussicht genommen hatte, jetzt dürfte die Festung jedoch kaum diesen Aufgaben Ge⸗ nüge leisten, da sich inzwischen das Bedürfniß heraus⸗ gestellt hat, mehrere Operationsfestungen zur Schützung wich⸗ tiger Eisenbahn Knotenpunkte anzulegen. So wird eine Festung zwischen Vettern und Hjelmaren zur Schützung der Knotenpunkte Lana und Halsberg, sowie permanente Befesti⸗ ungslinien zwischen Hjelmar⸗ und Mälar⸗See in Schonen und chließlich auch in Norrland als nothwendig bezeichnet. Be⸗ onders wichtig ist nach Ansicht des Comités die Anlegung einer Festung zwischen dem Vettern und dem Mälar und soll dieselbe in erster Linie, selbst vor Schanzenanlegung bei Karlsborg in Angriff genommen werden. Schweden hat in den letzten 58 Jahren 18 Mill:onen Kronen oder jähr⸗ ich 300,000 Kronen zu Festungsbauten ausgegeben, wovon twa 7,000,000 Kronen auf die letzten 8 Jahre kommen.

Die russische Gesandtschaft hierselbst hat dieser

Tage folgendes Telegramm erhalten: „Theilen Sie der Regie⸗ rung mit, daß Dr. Theel, welcher die Mündung des Jenisei besucht hat, um die von Nordenskjöld eingeführten Waaren zu holen, Mitte Oktober (alte Zeitrechnung) in Kramojarsk er⸗ wartet wird.“ Professor Nordenskjöld hat alsbald nach Ein⸗ reffen dieser Nachricht vom Ministerium des Auswärtigen Abschrift des Telegramms zugesandt bekommen. Die Eisenbahnstrecke Nybro⸗Säfsjöström ist am 20. d. M. eierlich eingeweiht worden.

Amerika. New⸗Yorker Blätter bringen ein Telegramm von der Salzsee⸗Stadt, welches meldet, daß am 10. Ok⸗ tober der Richter über den der Theilnahme an dem Morde von Mountain Meadow (vor 19 Jahren) überführten Mor⸗ nonen-Bischof John D. Lee das Todesurtheil aus⸗ sprach. Da der Angeklagte zwischen den Hinrichtungen durch Erhängen, Erschießen und Enthaupten wählen konnte, und er sich die zweite Art wählte, so findet die Erschießung statt ind zwar am 26. Januar 1877.

Philadelphia, 23. Oktober. (Times.) St. George’s House, das britische Hauptquartier bei der Ausstellung,

wird am Schlusse derselben der Stadt Philadelphia zum Ge⸗ schenk gemacht werden. Der Herzog von Richmond hat in diesem Sinne an den Mayor von Philadelphia geschrieben.

Uruguagy. Montevideo, 21. September. Im Distrikt Tacuarembo, nahe an der brasilianischen Grenze, ist kürz⸗ ich der deutsche Uhrmacher Wilhelm Richter von drei uniformirten Polizeisoldaten ermordet worden. Die Mörder sind durch die eifrigen Bemühungen des Präfekten von Tacua⸗ remboergriffen worden; seinem Antrage auf die Ermächti⸗ gung, die drei Thäter sofort erschießen zu lassen, konnte 88 Gouverneur von Montevideo indeß nicht Folge geben; sie sind nach Montevideo transportirt und sehen im dortigen Ge⸗ fängniß dem richterlichen Urtheil entgegen.

Asien. Japan. Nedo, 29. August. Die neue Eisenbahnlinie zwischen Osaka und Kioto ist un⸗ längst eröffnet und dem Verkehr übergeben worden. Im offenbaren Zusammenhange hiermit steht eine Anordnung der hiesigen Regierung, wonach es vom 1. September

ab den Fremden gestattet sein soll, die Stadt besonderen, durch die Präfekten von Osaka oder Hiogo aus⸗ zustellenden Reisepässen zu besuchen. Es stellt dies eine Ver⸗ einfachung des bisherigen sehr umständlichen und zeitrauben⸗ den Verfahrens dar, insofern fortan, ohne Dazwischenkunft der betreffenden Vertreter in Nedo, die Konsuln in Hiogo⸗ Osaka jene Pässe bei den dortigen Präfekten direkt extrahiren und den Reisenden aushändigen können.

Wie die „Times of India“ meldet soll der Emir von Bokhara dem Emir von Kabul einen „Murasla“ gesandt haben des Inhalts, daß Letzterer wohl daran thun würde, rasch vorzudringen und sich Kirshes an den Ufern des Oxus zu bemächtigen, worauf er (Bokhara), da dies eine entschlossene Absicht bekunden würde der russischen Eroberungssucht Schranken zu setzen, in den Stand gesetzt sein würde einen religiösen Krieg zu proklamiren und die Erhe⸗

bung sämmtlicher Turkman⸗ und Kipebak⸗Stämme von Turkestan und insbesondere der der Wüste vorzu⸗ bereiten. Der Emir hat den Rath angenommen und Shahgase Sheredil Khan, den Gouverneur von Tur⸗ kestan, angewiesen, vorzudringen und Kirshe zu nehmen.

Afrika. (Leipz. Ztg.) Die in Amsterdam eingegangenen neuesten direkten Berichte aus Transvaalien bis zum 16. September widerlegen in bestimmtester Weise die von der annexionistischen Partei in der Capkolonie ausgesprengte Version, daß die südafrikanische Republik sich in ganz zerrüt⸗ tetem Zustand befinde, die Bevölkerung sich gegen den Präsi⸗ denten Burgers erklärt habe und auf dem Punkte stehe, um eine Intervention Englands zum Schutze gegen die Kaffern anzusuchen. Es konstatiren jene Berichte vielmehr, das in Transvaalien die Dinge einen ordnungsmäßigen Gang zu nehmen fortfahren, daß Präsident Burgers von dem in der Hauptstadt Pretoria versammelten Volksrathe ein glänzendes Dankes⸗ und Vertrauensvotum erhalten hat, und daß Kapitän Schlickman, der Befehlshaber des Frei⸗ willigencorps im Felde kräftig auftritt und alle Zuversicht an den Tag legt, daß er den Kaffernhäuptling Secocuni binnen dreier Monate werde unterworfen haben. Secocuni schien bereits des Krieges müde zu sein; wenigstens hat er schon zu wiederholten Malen Schlickman und dessen Frei⸗ willigen Friedensanerbietungen gemacht, die aber mit dem Bemerken zurückgewiesen wurden, daß Secocuni seine Friedens⸗ vorschläge an die transvaalische Regierung zu richten habe.

(A. A. C.) Aus Cape Coast Castle wird dem „Reuterschen Bureau“ in London unterm 5. ds. telegraphisch gemeldet: „Die Dahomeaner haben zwei Dörfer unweit Grand⸗Popo angegriffen und 80 Frauen und Kinder in die Gefangenschaft geschleppt. Sie tödteten sämmtliche Männer. Man fürchtet, sie werden nächstens Grand⸗Popo selber angreifen.“

Reichstags⸗Angelegenheiten.

Die Konkursordnungs⸗Kommission des Deutschen Reichstags ist, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, auf den 29. d. M. X worden; ihren Bericht an den Reichstag wird sie mündlich erstatten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

München, 21. Oktober. Se. Majestät der König hat auf Antrag der Königlichen Intendanz genehmigt, daß im Oktober 1878 das 100 jährige Jubiläum des Königlichen Hof⸗ und Nationaltheaters gefeiert werden darf. Die Anhaltspunkte, welche die Berechtigung dieses Festes begründen, sind nach Mitthei⸗ lungen der „Allg. Ztg.“ in Kurzem folgende: Vor Allem ist der da⸗ malige Titel „Kurfürstliche National⸗Schaubühne“, im Gegensatze zu der schon von dem Kurfürsten Ferdinand Maria gegründeten italienischen Oper ins Auge zu fassen; diese fand nur im Karneval oder bei be⸗ sonderen Hoffesten und stets vor einem geladenen Publikum statt, die Kurfürstliche National⸗Schaubühne hingegen aus ihr wuchs das Königliche Hof⸗ und Nationaltheater hervor spielte das ganze Jahr hindurch und führte gegen Eintrittsgeld lediglich Schauspiel und Opern in deutscher Sprache auf. Allerdings wurden schon seit dem 1. März 1773, an welchem Tag ein von der Kurfürstin von Bayern, Maria Anna, geb. Königliche Hoheit von Polen und Sachsen, aus dem fihun aftschen übersetztes Schauspiel „Der Nothleidende“ zur Auf⸗ ührung kam, im alten seit 1802 abgebrochenen Opernhause (hinter der Salvatorkirche) von der Niesserschen Gesellschaft deutsche Schau⸗ und Singspiele gegeben, und vom 23. März 1776 an hatte der Kur⸗ bayerische Geheime Rath, Kämmerer, Hoftheater⸗ und Musik⸗ Intendant Graf Joseph Anton v. Seeau die Ober⸗Direktion der Niesserschen Gesellschaft auf eigene Rechnung übernommen; allein es blieb immerhin die von Niesser engagirte Gesellschaft, welche gleich⸗ zeitig auf dem Faberbräu⸗Theater in der Sendlinger⸗Gasse für eigene Rechnung weiter spielte. Dem Publikum wurde der Ort, wo die Vorstellungen der Niesserschen Gesellschaft stattfanden, auf den Theaterzetteln durch Beisetzung der Buchstaben „O“ (Operntheater) und „F“ (Faberbräu⸗Theater) bekannt gegeben. Nachdem aber Kurfürst Karl Theodor den Thron bestiegen hatte, ward die Niesser⸗ sche Gesellschaft gegen Bezug eines halben Jahresgehalts entlassen, und die vom Kurfürsten Karl Theodor unter der Direktion des be⸗ rühmten Theobald Marchand engagirte deutsche Schauspielergesell⸗ schaft sammt dem Balletpersonal von Mannheim nach München ver⸗ setzt. Die Theaterverhältnisse in München waren durch ein Kurfürst⸗ liches Dekret (Mannheim den 24. August 1778) in folgender Weise geregelt worden: 1) Graf Seeau wird als Hoftheater⸗ und Hofmusik⸗ Intendant neuerdings bestätigt. 2) Gedachter Intendant erhält die Besorgung der großen italienischen Opern mit jährlich 24,000 Fl., der Ballets mit jährlich 15,000 Fl., des deutschen Theaters mit jährlich 9000 Fl. Zuschuß des Hofes als „Cüths. . ertragen; dabei ist ihm die mit jährlich 32,581 Fl. besoldete Hofkapelle das Solo⸗ und Chorpersonal, dann das Kurfürstliche Ballet und die Marchandsche Gesellschaft, endlich die Benutzung der beiden Hoftheater, sammt allen Vor⸗ räthen an Dekorationen, Maschinen und Garderobe vollständig über⸗ lassen. So wurde denn, nachdem die Niessersche Gesellschaft am 15. September 1788 mit dem Trauerspiele „Romeo und Julia' sich verabschiedet hatte, das alte Opernhaus am 6. Oktober von den Kur⸗ fürstlichen Schauspielern mit Dierike’'s Drama „Eduard Montrose“ eröffnet. Bis zum Schluß dieses Jahres wurden noch dreißig aus Schauspielen, Opern und Ballets bestehende Vorstellungen gegeben. Der Regisseur Dr. Grandaur erhielt den Auftrag, eine Chronik des

Hofthenter⸗ zu verfassen. Dieselbe wird an dem eben genannten ubiläumstage veröffentlicht werden.

Die Verhandlungen der Kommission zur Förde⸗ rung der Pferdezucht in Preußen, welche im Monat Juni d. J. in Berlin stattfanden, sind, zufolge Auftrags des Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten vom Regierungs⸗Rath F. Al⸗ pert zusammengestellt, zu Berlin in Carl Heymanns Verlag soeben erschienen.

London, 24. Oktober. (Engl. Corr.) Bei dem Beginne des Studientermins in Cambridge ist der Zudrang junger Damen so groß gewesen, daß Girton College und Newham Hall sie nicht aufnehmen können. Zu Hexham in Northumberland ist eine wichtige Entdeckung von Alterthümern gemacht worden. In einer Woche hat man 21 Altäre bloßgelegt und einige Tausend Kupfermünzen sind gefunden. Die Münzen gehören hauptsächlich den Zeiten der Kaiser Diocletian und Constantin d. Gr., demnach dem Zeitraume von 284 bis 310 n. Chr. an.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

In einem an die „Times“ gerichteten beachtenswerthen Briefe wird von Englands Weizenernte gesagt, daß, obwohl dieselbe hinsichtlich der Qualität eine vorzügliche ist und einen größeren Ertrag giebt als im vorigen Jahre, dieselbe doch bestimmt hinter einer Mittelernte zurückbleibt. Trotz der guten Weizenernte Californiens lassen die jetzigen Preise in England eine Einfuhr von dorther kaum lohnend erscheinen. Die Weizenernte in Kanada ist schlecht; und wenn Amerika auch bedeutende Quantitäten entbehren kann, so werden die Preise doch ohne Zweifel höher gehen müssen, damit die Einfuhr die vorjährige Höhe erreiche. In keinem europäischen Lande, welches Weizen erportirt, ist eine Mittelernte er⸗ zielt worden. Frankreich hat nach den vorliegenden Berichten ganz

gewiß eine gute Mittelernte; eine Mittelernte reicht hier aber auch 1“

nur zur Befriedigung des eigenen Bedarfs hin, und es ist zweifel⸗ haft, ob die diesjährige Ausbeute wirklich hinreicht, um Frankreich auf dem ausländischen Weizenmarkt von einer Konkurrentschaft mit England fern zu halten. Von den 100 Millionen Centnern Weizen und Weizenmehl, die in Großbritannien jährlich verbraucht werden, wurden im letzten Jahr circa 60 Millionen vom Auslande einge⸗ führt, und es ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß ein eben so großes Quantum erforderlich ist, bis die Ernte von 1877 an den Markt kommt. 1“

Gewerbe und Handel. 8 8

Breslau, 25. Oktober. (W. T. B.) Die Breslauer Mak ler⸗Vereinsbank hat beschlossen, zu liquidiren.

In der Generalversammlung der Görlitzer Maschinen⸗ bau⸗Anstalt und Eisengießerei vom 23. d. M. war ungefähr die Hälfte des Aktienkapitals vertreten. Der vorliegende Geschäfts⸗ bericht theilt u. A. mit, daß die Arbeiterzahl im Verlaufe des ver⸗ flossenen Jahres von 352 auf 262 reduzirt werden mußte. Das Ge⸗ sammtgewicht der abgelieferten Dampfmaschinen, Transmissionen, Dampfkessel ꝛc. betrug 1,031,994 Kilogramm (gegen 1,442,735 Kilogr. im Jahre 1874/75), das des Rohgusses für auswärts 57,998 Kilogr. (im Vorjahre 56,610), der Werth dieser beiden Positionen 785,962 (im Vorjahre 1,032,100 ℳ). Das Aecceptenkonto ist von 244,247,06 im Vorjahre zurückgegangen auf 50,000 ℳ; desgleichen das Kredi⸗ toren⸗Konto von 304,835,27 auf 168,119,47 ℳ, während das Debi⸗ toren⸗Konto von 463,281,15 im Vorjahre sich ermäßigt hat auf 324,765,27 Die Gesellschaft erhielt bei der diesjährigen inter⸗ nationalen Maschin n⸗Ausstellung in Norköping in Schweden als ersten Preis das Ehrendiplom, desgleichen bei den Ausstellungen in Schweidnitz und Nürnberg die silberne Medaille. Die General⸗ versammlung genehmigte den Antrag des Aufsichts aths, den dies⸗ jährigen Reingewinn von 17,035,38 durch 20,000 aus dem Spezial⸗Reservefond zu verstärken, um durch die ganze Summe die e in gleicher Höhe, wie im Vorjahre, bewirken zu önnen.

In der Generalversammlung der Hagener Gußstahl⸗ werke vom 21. d. M. wurden Bilanz, Geschäfts⸗ und Revisions⸗ bericht genehmigt und Decharge ertheilt. Aus dem Geschäftsbericht ist Folgendes mitzutheilen: Der Umschlag des Werkes ist im ver⸗ gangenen Jahre von 707,364 pro 1874/5 auf 485,155 pro 1875/6 zurückgegangen, obgleich die zum Versandt gelangten Stahl⸗ waaren im letzten Jahre 1,543,465 Kilo oder 8192 Kilo mehr als im Vorjahr betrugen. Der durchschnittliche Verkaufspreis stellt sich um 13 22 per 100 Kilo oder um ca. 30 % niedriger. Dennoch würde gemäß dem Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto ein Brutto⸗ Ueberschuß erzielt worden sein, wenn die Gesellschaft nicht durch den Konkurs des Dr. Strousberg einen Ausfall von 130,128 zu er⸗ leiden gehabt hätte. Der Brutto⸗Ueberschuß von 44,185 diente demnach zunächst zur Abschreibung auf Gebäude, Maschinen ꝛc. ꝛc., im Betrage von 3432 nebst dem Reservefonds ad 13,543 zur Deckung des Verlustes bei Strousberg verwandt, so daß sich eine Unterbilanz von 113,153 ergiebt. Die bisherigen Abschreibungen betragen im Ganzen 318,283 ℳ.

Frankfurt a. M., 25. Oktober. (W. T. B.) Die Frank⸗ furter Bank erhöht von morgen ab den Diskont auf 4 ½ %.

München, 23. Oktober. Die heutige außerordentliche Generalversammlung des Kunstgewerbevereins wurde von Herrn v. Miller eröffnet. Derselbe gab einen kurzen Bericht über den Verlauf der letzten Ausstellung und betonte, er sei erst in 6 Monaten in der Lage, einen vollständigen Finanzbericht er⸗ statten zu können. Indem er auf die Gedanken zur Abhaltung einer Ausstellung zurückkam, entwickelte er das weitere Gedeihen des Planes, hob die opferwillige Garantie der hiesigen Bürger hervor, denn nur mit 1050 Fl. habe der Verein das Werk, mit welchem derselbe einen europäischen Ruf sich errungen, begonnen. Die Stadt sei mit 10,000 Fl., der Staat mit 50,000 garantieweise eingetreten. Es 1 die Hülfe von Niemandem in Anspruch zu nehmen. Die Verloosung sei in ungeahnter Weise zur Durchführung gelangt. In einer halben Stunde bei Beginn der Oeffnung der Ausstellungs⸗ räume im großen Rathhaussaale seien die letzten übriggebliebenen 400 Loose verkauft gewesen. Den finanziellen Theil der Ausstellung betreffend, hätten die Einnahmen heute Mittags mit 482,586 97 abgeschlossen; es treffen hievon auf Eintrittsgelder 324,515 ℳ, besondere Einnahmen von hohen Herrschaften 150 ℳ, Militär 1455 75 ₰, Saison⸗Karten 27,520 ℳ, Restauration 23,786 55 ₰, Garderobe 19,694 70 ₰, von fremden Ausstellern 5749 ℳ, Einnahme aus den Festen 14,795 75 ₰, Ab⸗ orte 4917 50 ₰, 60,000 aus der Verloosung. Die Ausgaben vertheilen sich auf Einrichtung des Glaspalastes 140,959 83 ₰. (Hypothek⸗ und Wechselbank gewährte einen Kredit von 200,000 um die laufenden Ausgaben decken zu können), Personal⸗Exigenz 8621 19 ₰, Löhne 45,664 2 ₰, Ueberwachung ꝛc. 21,832 ℳ, Abschlagszahlung für Spedition 15,000 Bisherige Summe der Ausgaben 299,731 ℳ, sohin Aktiva 182,855 79 ₰, welche Eigen⸗ thum des Vereins sind Sämmtliche Beschwerdepunkte wurden fallen gelassen und dem Direktorium ein Anerkennungsvotum ausgesprochen, welchem auch die Opponenten beitraten.

u’ neue ü4 ½prozentige Prioritäts⸗Anleihe der Pfälzischen Eisen bahnen ist, wie die „A. A. Z.“ meldet, im Betrage von 3,100,000 von dem Bankhause M. A. von Roth⸗ schild und Söhne in Verbindung mit den übrigen Bankiers der Ge⸗ sellschaft übernommen worden; dieselbe wird durch freihändigen Ver⸗ kauf an die Börsen gebracht werden. b

London, 24. Oktober. (E. C.) Der Streit in den Baum⸗ wollenspinnereien von Lancashire wird beigelegt werden. Der Vorschlag der Fabrikherren, daß die Spinner ihre Kündigung zum 1. November zurückziehen und dann die Sache einer halb aus Arbeitern, halb aus Arbeitgebern bestehenden Vereinigung unter⸗ breiten sollten, ward angenommen.

Moskau, 25. Oktober. (W. T. B.) Prozeß Strous⸗ berg. In der heutigen Verhandlung wurde die Taxe der Zbirower Werke verlesen, welche Strousberg schon bei seiner Verhaftung ein⸗ gereicht hatte.

Verkehrs⸗Anstalten

Der Elbeverein in Außig veröffentlicht seinen Rechen⸗ schaftsbericht für das Jahr 1875, dem die „Magd. Z.“ über den Elbeverkehr des Vorjahres die nachstehenden Daten entnimmt: Im Jahre 1875 passirten die sächsisch⸗böhmische Grenze: 1050 Passagier⸗ boote mit 82,347 Personen und 114 Remorqueurs, 440 Touneurs und 6156 Segelfahrzeuge mit 15,465,467 Ctr. Frachten. Davon gingen 9,957,615 Ctr. Braunkohlen und 3,732,105 Ctr. Holz über die Grenze. Stromaufwärts wurden befördert 163,772 Ctr. Salz, 63,237 Ctr. Schwefelkies, 34,112 Ctr. Soda, 31,473 Ctr. Baum⸗ wolle, 26,171 Ctr. Chilisalpeter, 31,021 Ctr. Sämereien, 21,607 Ctr. hampton, 5. Oktob

outhampton, 25. Oktober. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Main“, Kapt. G. Reichmann, 1 14. Ok⸗ tober von New⸗York abgegangen war, ist gestern 3 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 5 Uhr Nach⸗ mittags die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der „Main“ über⸗ bringt 236 Passagiere und volle Ladung. MNew⸗York, 24. Oktober. (Per transatlantischen Telegraph.) Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Mosel“, Kapt. H. A. F. Neynaber, welches am 7. Oktober von Bremen und am 10. Ok⸗ tober von Southampton abgegangen war, ist gestern 11 Uhr Morgens wohlbehalten hier angekommen.

25. Oktober. (W. T. B.) Der Hamburger Post⸗

„Gellert' ist heute Nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen.

ew⸗Orleans, 21. Oktober. (Per transatlantischen Tele⸗ graph.) Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Frank⸗ furt“, Kapt. F. Klugkist, welches am 27. September von Bremen

und am 30. September von Havre abgegangen war, ist heute wohl⸗ behalten hier angekommen.