Statistische Nachrichten. Der von der Königlichen Regierung in Potsdam veröffent⸗ lichten Nachweisung über den Geschäftsbetrieb und die Resultate der Sparkassen im Regierungsbezirk Potsdam für das Jahr 1875 entnehmen wir folgende Daten: Es bestehen im Bezirke 18 städtische und 12 Kreis⸗Sparkassen. Die älteste dieser 30 Spar⸗ kassen ist die der Stadt Berlin, welche im Jahre 1818 gegründet wmurde. Von den übrigen 29 sind 21 erst nach dem Jahre 1850 ent⸗ standen. Das Minimum der Einlagen variirt von 05 bis 1,8 ℳ, as Maximum von 60 (Berlin) bis 1800 ℳ (Perleberg). Der Be⸗ trag der Einlagen am Schlusse des Jahres 1875 betrug bei sämmt⸗ lichen Kassen 43,579,683 ℳ gegen 38,385,210 ℳ Ende 1874, wovon uf die Berliner Sparkasse allein 17,809,580 ℳ resp. 16,011,997 ℳ entfallen. Ueber Eine Million Mark Einlagen hatten außer der Berliner 12 Kassen, darunter die Sparkasse des Kreises Jüterbog⸗ uckenwalde mit 5,224,387 ℳ An Zinsen gewährten 20 Anstalten 3 %, eine nur 3 %, drei 4 % und eine, die städtische Sparkasse zu Straußberg, gewährte sogar 41⁄6 „%. An Zinsen, welche die Anstal⸗ ten für ausgeliehene Kapitalien durchschnittlich erhielten, erzielten mit der einen Ausnahme der Templiner Kreiskasse, welche nur 3 ⁄ empfing, sämmtliche Kassen mehr wie 4 %, darunter 11 Kassen 5 % 8 die Kasse für den Kreis Ostpriegnitz sogar 5 ½ %¼. An Sparkassenbüchern wurden im Laufe des Jahres 1875 41,920 Stück ausgegeben; 3869 weniger als im Jahre 1874. Zurück⸗ genommen wurden 30,611 Stück; 986 mehr als während des Jahres 1874. Am Jahresschlusse 1875 befanden sich überhaupt im Umlaufe 204,561 Stück Sparkassenbücher, gegen 193,469 Ende 1874. Davon waren mit einer Einlage bis 60 ℳ 61,669 resp. 68,667 mit einer Einlage von 60 bis 150 ℳ 64,991 resp. 44,899 Stück. Von dem Vermögen der Sparkasse sind zinsbar angelegt auf Hypothek, und zwar a. auf städtische: 14,211,867 ℳ (1874: 12,628,235 ℳ), b. auf ländliche: 4,549,892 ℳ (1874: 4,271,473 ℳ); 2) auf den Inhaber lanutende Papiere (Nominalwerth): 21,949,462 ℳ bez. 19,034,310 ℳ, 3) auf Schuldscheine gegen Bürgschaft: 3,777,049 ℳ bez. 1,818,665 ℳ, 4) gegen Faustpfand: 508,042 ℳ resp. 468,452 ℳ (1874), 5) bei elliche⸗ Instituten und Korporationen: 1,059,554 ℳ bez. ,623,767 ℳ Nicht zinsbar angelegt befanden sich bei den Spar⸗ assen am Jahresschlusse 1875: 792,820 ℳ gegen 1,029,347 ℳ Ende 1874. Der Gesammtbetrag der Sparkassenfonds nach dem Nominal⸗ verth der Papiere betrug Ende 1875: 46,848,690 ℳ gegen 41,178,153 ℳ Ende 1874, mithin für 1875 mehr: 5,670,536 ℳ Die Berliner Sparkasse partizipirte an obiger Summe für 1875 mit 19,188,963 ℳ
Kunst, Wissenschaft und Literatug. Der Direktor der Kaiserlich Königlichen Central⸗Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien, Kaiserlich Königlicher Hofrath, o. 5. Professor der Universität zu Wien, Dr Carl Je⸗
linek, ist am 19. Oktober nach langwieriger Krankheit in Wien
verstorben. Gewerbe und Handel.
Die Generalversammlung der Aktionäre der Hannover⸗ schen Eisengießerei genehmigte die vorgeschlagene Dividende von 6 % und ertheilte dem Aufsichtsrath Decharge. Dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß der Bruttogewinn des verflossenen Jahres sich auf 155,470 ℳ bezifferte; davon sind in Abzug zu bringen für Hand⸗ lungsunkosten 19,502 ℳ, für Tantièmen 11,994 ℳ, für Zinsen 22,395 ℳ, für Abschreibung zu Gunsten des Amortisations⸗ und Erneuerungs⸗ fonds 1713 ℳ, des Reservefonds 4283 ℳ Es blieben demnach 65,273 ℳ, oder nahezu 11 % des Aktienkapitals als Reingewinn; dem Vorschlag der Direktion gemäß, wurden hiervon noch 13,302 ℳ dem Amortisations⸗ und Erneuerungsfonds und 14,980 ℳ dem Ge⸗ winn⸗Reservefonds, welcher hierdurch die Höhe von 17,158 ℳ erreicht, überwiesen. — 1
— Die Aktiengesellschaft Saxonia, Eisenwerke und Eisenbahnbedarf⸗Fabrik zu Radeberg, hat in der mit 1875/76 beendigten fünfvierteljährigen 6. Geschäftsperiode in Folge der andauernd ungünstigen Konjunkturen bei möglichst eingeschränktem Betriebe mit durchschnittlich 200 Arbeitern einen Totalumsatz von 821,560 ℳ oder von jährlich 657,248 ℳ, somit 498,722 ℳ weniger als im Vorjahre erzielt. Der Gesammtumsatz der Wagenbau⸗Anstalt belief sich auf 189,982 ℳ oder 148,488 ℳ weniger gegenüber, der entsprechenden Vorperiode, während die Maschinenbau⸗Anstalt für 422,730 ℳ oder 89,348 ℳ weniger verkaufte Maschinen ꝛc., für ver⸗ kauftes Stab⸗ und Fagoneisen 208,848 ℳ oder 96,575 ℳ weniger lieferte. Aus diesen Verhältnissen erklärt sich die mit 257,960 ℳ be⸗ zifferte Unterbilanz, zu deren Deckung der in 48,574 ℳ bestehende Reservefonds zunächst in Anspruch genommen, sowie das Aktien⸗ kapital entsprechend im Verhältniß von 200 Thlrn. auf 500 ℳ pro Aktie reduzirt und verbleibender Rest von 40,614 ℳ zu Abschrei⸗ bungen verwendet werden soll. 8
Paris, 28. Oktober. (Köln. Ztg.) Der Zuschlag der auf dem Trocadero für die Weltausstellung von 1878 auszuführenden Arbeiten fand heute statt. Der Kostenanschlag der Verwaltung betrug eine Million. Zwölf Bewerber fanden sich ein, von denen neun eine Erhöhung des Kostenanschlags verlangten. Die Arbeiten wurden den HH. Laurent, Manjean und Masselin zuerkannt.
Moskau, 30. Oktober. (W. T. B.) Prozeß Strous⸗ berg. In der heutigen Nachmittagssitzung begann der Staats⸗ prokurator sein Plaidoyer zur Begründung der Anklage und suchte nachzuweisen, daß Strousberg wohl gewußt habe, daß er die von der Bank erhaltenen Gelder sich auf unrechtmäßige Weise beschafft habe.
Christiania, 26. Oktober. (Hamb. Nachr.) Die neue nor⸗ wegische Staatsanleihe ist zu folgenden Bedingungen abge⸗ schlossen worden: Cours 95, Zins 4 ½ %, amortisirt durch Einkäufe in 40 Jahren.
Kopenhagen, 26. Oktober. (H. N.) Der Waarenumsatz Dänemarks mit dem Auslande betrug im vorigen Jahre 3753 Mill. . Davon 2761 Ausfuhr und 992 Mill. Einfuhr. Im vorhergehenden Jahre (1874) war der Umsatz 3577 (Einfuhr 2611 und Ausfuhr 968) Mill. Pfd. In den verflossenen 10 Jahren von 1866 bis 1876 ist der Waarenumsatz mit dem Auslande fast ununterbrochen gestiegen und war am Schlusse dieses Zeitraumes ca. 47 % größer als bei Beginn desselben. Sowohl Einfuhr als Aus⸗ fuhr sind in steter Steigerung gewesen, aber während erstere von 1866 bis 1875 um 64 % gestiegen ist, stieg die Ausfuhr nur um ca. 14 %. Diese verhältnißmäßig nur ge⸗ ringe Steigerung ist wesentlich der Ausfuhr inländischer Waaren zu⸗ zuschreiben, indem diese, welche sich im Ganzen genommen sehr un⸗ regelmäßig bewegt, in den letzten 10 Jahren nur sehr wenig ge⸗ stiegen ist und in den letzten 5 bis 6 Jahren ein Stillstehen oder sogar einen Rückgang aufzuweisen hat. Der Werth des Waaren⸗ umsatzes in 1875 ist 398,4 (Einfuhr 227,: zund Ausfuhr 170,7) Mill. Eronen. — Von edlen Metallen (Gelder oder Barren) wurden 14,8 eingeführt und 6,2 Mill. Kr. ausgeführt, wonach also der Vorrath des Landes an edlen Metallen um 7,7 Mill. Kr. vergrößert worden ist. Früher war Deutschland das Land, womit Dänemark den größten e hatte, jetzt dagegen ist der Umsatz mit England ein größerer geworden. Im Jahre 1875 war der Werth des Waarenumsatzes mit England 135, und mit Deutschland 132,7 Mill. Kr. — Dänemarks gesammte Schiffahrt in in⸗ und ausländischer Fahrt hatte in 1875 folgen⸗ den Umfang: Es wurden 88,594 (93,286 in 1874) Schiffe expedirt, wobei die Menge der Güter 2,175,167 (gegen 2,149,278 in 1874) Register⸗Tons betrug. Die inländische Schiffahrt zeigt einen Rück⸗ gang, wogegen die Größe der Gütermenge im ausländischen Verkehr zugenommen hat.
8 8
4 Verkehrs⸗Anstalten. 8 8 1“ 11“ Die Bauverwaltung beabsichtigt, für die Auffahrt nach de Hoyer⸗Schleuse und nach dem afenplatz zu Munkmarsch auf Sylt Leitleuchtfeuer, bestehend in 2 Hafenlaternen, herzurichten
— In München ist seit dem 21. Oktober die erste Pferde⸗
bahn in Betrieb. Die Strecke zieht sich in einer Länge von 2800
Meter vom Burgfrieden an der Nymphenburgerstraße zum Bahn⸗ hofsplatz und Promenadenplatz. Mit dem Bau wurde am 26. August d. J. begonnen. Zum Betriebe sind 48 Pferde ungarischen Schlages aus Prag und 8 belgische Pferde (die bei den Steigungen dienen sollen) eingetroffen. Vorläufig werden 8 Wagen verwendet werden. Die Dauer der Fahrt beträgt 18 —20 Minuten, der Fahrpreis 15 ₰.
New⸗York, 30. Oktober. W. T. B.) Der Dampfer „Spain“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 31. Oktober 1876.
Die Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste. IX. (S. Nr. 247 d. Bl.)
Kulturhistorisches Genre.
Eine kulturhistorische Darstellung von seltenster O riginalität und Frische und damit eine ihrer herrlichsten Zierden ver⸗ dankt die diesmalige Ausstellung dem in München lebenden Jos ef Brandt, dem Maler der „Ukrainischen Kosaken des
jebzehnten Jahrhunderts, die, ins Feld ziehend, die Steppe mit ihrem Kriegsgesang begrüßen.“ Unter einem sonnigen, von duftig leichtem, weißlichen Gewölk überzogenen Himmel sprengen sie über die unabsehbare, hier und da von dichten elben Blüthenmassen gestreifte grasige Ebene hin, die, am ernen Horizont in bläulichem Dunst verschwimmend, den er⸗ greifenden Eindruck einer endlos weiten, einsamen Oede er⸗ weckt. An ihrer Spitze reitet der graubärtige Hetman, eine Gestalt von strenger, patriarchalischer Würde, die in ihrem verschlossenen, fast düsteren Ernst einen wirksamen Kontrast zu den in gemessener Entfernung dem Führer folgenden, dichtgedrängten, bunt und phantastisch gekleideten Schaaren bildet. Mit einer in Zeichnung, Farben⸗ vertheilung und Lichtführung gleich unbedingten, Meisterschaft ist der ganze Zug und vor Allem die prächtig aufgebaute, ebenso zwanglos und natürlich wie doch mit feinster Berechnung um den Reiter eines blendend weißen Schimmels angeordnete vordere Gruppe desselben komponirt und dabei jede einzelne der kühn bewegten, originellen Gestalten durch die lebensvollste Auffassung und Charakteristik aus⸗ gezeichnet. sondere nationale Eigenart dieser halbwil⸗
—
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Die bes den slavischen Stämme, die urwüchsige, in ihrer unbändigen Kraft durch einen leise melancholischen Anhauch nur um so mehr anmuthende Poesie, die ihre Erscheinung und der Zu⸗ sammenklang derselben mit der sie umgebenden Landschaft athmet, kann kaum einen interessanteren und nachhaltiger fesselnden Ausdruck finden, als in dieser köstlichen malerischen Schilderung, die uns mit unmittelbar überzeugender innerer Wahrheit entgegentritt. Dabei läßt das große, dem Stadt⸗ museum zu Königsberg gehörige Bild eine auserlesene Kraft und Feinheit des Tons, eine wahrhaft wohlthuende Breite und Frische des Vortrags und, unbeschadet derselben, eine staunens⸗ werthe Gediegenheit in der Durchbildung des gesammten Details bewundern. — Ein zweites, kleineres Bild des Malers, eine „Vedette aus dem dreißigjährigen Kriege“, schildert bei wesent⸗ lich verschiedenem Lokal⸗ und Zeitkolorit nicht minder echt und charakteristisch und mit gleicher Kraft und Schönheit des Tons zwei slavische Reiter, von denen der Eine die beiden bepackten von dem tiefen und dunklen Grün eines Waldsaumes si energisch abhebenden Pferde hält, während der Andere weiter zurück nach einem sich nahenden Feinde auszuspähen scheint. Von verwandten Darstellungen sind in erster Linie die „Schnapphähne aus dem fünfzehnten Jahrhundert“ von Wil⸗ helm Diez in München zu nennen, drei verwegene berittene Gesellen, die, einen behäbigen, verzweifelt und erfoglos sich weh⸗ renden Bürger mit sich schleppend, unter grauwolkigem Himmel über die öde, herbstlich gefärbte Haidelandschaft dahersprengen. Ein wenig ungleichartig und in einzelnen Theilen fast nur stizzenhaft, durchweg aber höchst interessant und geistreich be⸗ andelt, ist das Bild in der bei kleinem Maßstabe doch in jedem Zuge charakteristischen Zeichnung der prächtig erfundenen, lebenswahren Figuren und in der unübertrefflich feinen Stim⸗ mung des Tons und der Farbe von so reizvoller malerischer Schönheit, daß es seinen Meister in würdigster Weise re⸗ präsentirt.
An den verstorbenen Max Gierymski erinnert ein älteres, aus dem Jahre 1871 stammendes Bild, ein „Auszug zur Jagd“ im Kostüm des vorigen Jahrhunderts, der zwar von späteren, verwandte Motive mit glänzendster Meisterschaft behandelnden Schöpfungen des Malers übertroffen wird, aber doch in der sicheren, allseitig gewissenhaften Durchbildung, in
der trefflichen Zeichnung der Reiter, die in ihren rothen Jagd⸗
röcken durch die herbstliche Landschaft daherkommen, sowie in der Wiedergabe der letzteren in ihrer feingetroffenen, einförmig grauen, kühlen Luftstimmung für den K. nstler ebenso bezeic
8
nend, wie als malerisches Kunstwerk in hohem Grade beach⸗ tenswerth erscheint.
Zwei Bilder von Werner Schu ch in Hannover endlich beschließen diese Gruppe von Darstellungen, in denen das landschastliche und das figürliche Element sich gleichwerthig gegenüberstehen. Beide sind in ihrer tiefen, wirkungsvollen Tonstimmung und in der malerischen Behandlung, die ohne sonderliche Feinheit in dem wenig eingehend und bestimmt durchgeführten Detail mehr auf einen packenden Gesammt⸗ effekt ausgeht, einander nahe verwandt. Das kleinere von ihnen schildert einen Ritt „auf Tod und Leben“, einen Be⸗ waffneten im Kostüm des siebzehnten Jahrhunderts, der, sich gegen die nahen Verfolger umwendend, in wilder Hast durch die abendlich dunkelnde Landschaft dahin⸗ galloppirt, — das größere, weitaus bedeutendere, eine Episode aus „Zeit der schweren Noth“, die mit dem dreißig⸗ jährigen Krieg üͤber Deutschland heranbrach und hier dem Beschauer in ergreifender Wahrheit der Schilderung vor Augen tritt.
Der deutsche Landwirthschaftsrath besüftigte sich im weiteren Verlauf seiner gestrigen Sitzung ausschließ ich mit der Zoll⸗ tariffrage und den Handelsverträgen. Der Referent Prof. Richter (Tharandt) stellte sich in Uebereinstimmung mit der überwiegenden Mehrheit der Provinzialvereine auf den Boden des Freihandels und erklärte es für das einzig richtige System, das Zollsystem in ge⸗ mäßigtem Fortschritt nach freihändlerischer Richtung weiter zu ent⸗ wickeln. Derselbe beantragte, der deutsche Landwirthschaftsrath wolle beschließen: Den Herrn Reichskanzler, den Bundesrath und den Reichstag zu ersuchen: 1) an der Durchführung der Bestim⸗ mungen des Gesetzes vom 7. Juli 1873 festhalten zu wollen; 2) die Verhandlungen über den Abschluß neuer Handelsver⸗ träge zu benutzen, a. um Konzessionen für den Export landwirthschaft⸗ licher Produkte, namentlich des Spiritus und des Zuckers zu er⸗ langen. und b. um die Beseitigung aller unsere Ausfuhr schädigenden direkten und indirekten Exportprämien anderer Länder in wirksamster Weise sicher zu stellen; 3) den Abschluß von Handelsverträgen mi. den Nationen, mit denen das deutsche Volk in umfassenderen Handels⸗ beziehungen steht, unter gegenseitiger Wahrung der Rechte der meist⸗ begünstigten Nation zu geeigneter Zeit bewirken zu wollen.
Portraits und Studien von Rudolf Gottschall. Fünfter und sechster Band. „Literarische Charakterköpfe.“ Dritter und vierter Theil. Leipzig. F. A. Brockhaus 1876. — Die vorliegenden beiden Bände enthalten biographisch⸗kritische Stu⸗ dien über Franz Grillparzer, Friedrich Halm, Hoffmann von Fallers⸗ leben, Robert Prutz, Adolf Böttger, Roderich Benedix, Otto Ludwig, Hegel, David Strauß, Ludwig Feuerbach, Victor Hugo, Emil De⸗ vrient, die Kriegslyriker von 1813 und 1870 und einen Essai „die Biographie der Neuzeit“ betitelt. Durch frühere Publikationen in Zeitschriften bereits bekannt, knüpfen diese Abhandlungen zum re. Theil an die Todestage genannter Dichter und Philosophen oder an itera⸗ rische Ereignisse von Bedeutung an und beleuchten in der Folge das Leben und irken dieser Autoren der Art, daß der Leser ein ebenso umfassendes wie klares Bild ihrer Bestrebungen und thatsächlichen Errungen⸗ schaften erhält. Der Verfasser dokumentirt darin eine große Belesenheit und ein vielseitiges Wissen, nicht minder aber jenen kritischen Scharfblick, der überall das Charakteristische der Materie zu treffen und in das rechte Licht zu stellen weiß. Von einem tie⸗ feren Eingehen auf diese Studien absehend, wollen wir, im Hinblick auf ihre Objektivität und prägnante Darstellung, nur noch bemerken, daß dieselben nicht nur als eine instruktive Unterhaltungs⸗Lekture zu empfehlen, sondern auch als ein werthvoller Beitrag zur Geschichte der modernen Literatur zu bezeichnen sind.
Stuttgart, 28. Oktober. Der „Staats⸗Anzeiger für Württem⸗ berg“ meldet: „Wie wir hören, hat die heute Vormittag vorgenom⸗ mene Sektion der Leiche des Freiherrn v. Reinsberg eine Cyan⸗ kali⸗Vergiftung ergeben. Nach verschiedenen Einzelheiten, welche uns mitgetheilt wurden, scheint die Annahme nicht unberechtigt zu und Geldverhältnisse dem Ver⸗ Gattin nicht mehr erträg⸗
sein, daß unangenehme Familien⸗ ur storbenen das Leben nach dem Tode seiner lich erscheinen ließen.“
Wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, sollen die Tuilerien wieder aufgebaut werden, und zwar so, wie sie früher waren, d. h. nach dem Plane von Philibert Delorme. Der betreffende Beschluß wurd dem genannten Blatte zufolge in diesen Tagen gefaßt. G
““ Theater.
8 Die große Oper „Die Folkunger“ von K zschmer, welche, wie shen s mitgetheilt, am Freitag im Königlichen Opern⸗ 8 1e“
hause zum ersten Male hier aufgeführt wurde, hat von Dresden aus, wo der Komponist als Hoforganist ansässig ist, ihren Rund⸗ gang über die meisten größeren deutschen Bühnen gemacht und sich überall einer im Ganzen günstigen Aufnahme zu erfreuen gehabt. Erst in Wien wurden gegnerische Stimmen laut, die das Werk des Mangels an Originalität beschuldigten und das Textbuch verurtheil⸗ ten. Das letztere, von S Mosenthal verfaßt, behandelt einen Vorgang aus der Geschichte jenes Geschlechts, das dem Königreich Schweden eine Reihe von Herrschern gab. Der Inhalt ist folgender: Erbprinz Magnus, der letzte männliche Sproß der Folkunger, soll durch eine Intrigue des Herzogs Bengt von Schoonen, der nach dem Throne und der Hand der Cousine des Prinzen verlangt, aus dem Wege geräumt werden. Der Vertraute des Herzogs Sten Petrik schrickt jedoch vor der ihm aufgetragenen blutigen That zurück und bringt ihn in ein Kloster. Als Unterpfand für das Geschenk seines Lebens aber muß sich der Prinz durch einen furchtbaren Eid ver⸗ pflichten, nie zu verrathen, wer er sei. Unmittelbar darauf jedoch läßt sich Magnus, von seinem Milchbruder Lars Olafson, der gegen den Usurpator Bengt eine Verschwörung ins Werk zu setzen sucht, zur Fact bewegen. Er ergreift das Nordsternbanner, das Volk will ihm als seinen König zujauchzen, aber sein Eid hindert ihn daran, sich zu erkennen zu geben. Bei der Krönung seiner Cousine Maria in Upsala erscheint er unter der Menge. Maria erkennt ihn, Magnus aber begegnet dem drohen⸗ den Blicke Sten Petriks und verleugnet sich wieder. Herzog Bengt bezeichnet ihn als einen Betrüger und fordert seinen Tod. Die Königin läßt ihn gefangen nehmen und in das Schloß seiner Väter führen. Hier wird er belauscht und von seiner Amme an der Wirkung, die ein altes Lied auf ihn macht, als der echte Prinz erkannt. Magnus vermag sich nicht mehr zu verstellen, wird meineidig und sucht, in Verzweifluug darüber, durch einen Sprung aus dem Fenster in das Meer den Tod. In⸗ dessen wird er gerettet, der Herzog Bengt aber entlarvt und getödtet. Der Abt jenes Klosters, in dem er unerkannt sein Leben hatte be⸗ schließen sollen, entbindet ihn seines Eides und legt die Hand des Prinzen in die der Königin Maria.
Dieser Stoff ist mit entschiedenem Geschick für die Zwecke des Opernkomponisten zubereitet, weist aber viele Unwahrscheinlichkeiten auf und hat vor Allem den Fehler, daß die Hauptperson, der Prinz Magnus, keine Sympathie zu erregen vermag. Er ist ein Schwäch⸗ ling, den man bemitleiden, ja verachten muß, daß er nicht den Tod einem so unrühmlichen Leben vorzieht, zu dem er durch den geforderten Eid verdammt wird. Die Regie hat denn auch wohl daran gethan, die beiden letzten Akte des Librettos auf einen zu verkürzen.
Die Musik ist ohne Originalität, sie lehnt sich, wie schon früher bemerkt, eng an die ersten Opern Wagners an, in denen er die ältere Opernform noch nicht gänzlich aufgegeben hat, zeugt aber auch von dem fleißigen Studium Meyerbeers und anderer neueren Opernkomponisten. Damit soll nicht gesagt sein, daß die mufikalische Arbeit eine bloße Kompilation darstellte; vielmehr zeugt die großartige Behand⸗ lung des Orchesters sowohl, als die der Chöre und Ensembles von vielem Fleiß und einem sehr tüchtigen Können. Aber gerade des⸗ wegen tritt der Mangel an Erfindung um so greller hervor, während in manchen besonders wirkungsvollen Scenen der Beschauer nicht nur durch die unverkennbar eigenthümlichen Klangfarben, sondern sogar durch die scenischen Details an „Tannhäuser“, „Lohengrin“, den „Flie⸗ genden Holländer“, „Rienzi“, den „Propheten“, die „Hugenotten“ u. s. f. erinnert wird. Alles in Allem genommen, ist die Oper das Werk eines Eklektikers von bedeutendem technisch musikalischen Können, dem wie allen eklektischen Produkten eine vorübergehende Wirkung auf die Mehrheit der Zeitgenossen nicht fehlen kann.
Die erste Aufführung im Koͤniglichen Opernhause war durch eindrucksvolle scenische Mittel (neue Dekorationen, S neesturm mit Gewitter, Nordlicht), sowie durch tüchtige Darstellung gut unterstützt. Hr. Müller (Prinz Magnus) war bemüht, aus seiner undankbaren Rolle das Mögliche zu machen. Frl. Hof⸗ meister eignete sich nach äußerer Erscheinung wie sympathischem Charakter ihres klangvollen Organs vortrefflich für die Prinzessin Maria und hat durch die genannte Rolle bewiesen, welchen Gewinn die Königliche Oper in dieser Sängerin erhalten hat. Hr. Beck wirkte als Lars Olafson (Milchbruder des Prinzen) wieder ergreifend durch seine schönen Stimmmittel. Frl. Lammert (Karin, Amme), Hr. Salomon (Herzog Bengt) und 8 Fricke (Abt Ansgar) sind neben den Genannten nicht zu vergessen. — Die vor⸗ zügliche Inscenirung hatte Hr. Direktor v. Strantz geleitet.
— Der Besuch der Sonntags⸗Vorstellung von „Pariser Leben“ im Woltersdorff⸗Theater war abermals ein so zahl⸗ reicher, daß, nachdem das Haus total ausverkauft war, dem Publikum noch im Orchester Plätze eingeräumt werden mußten.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Berlin:
zum
Deut chen Reichs⸗Anz
Erste Beilage
*
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger
—
Berlin, Dienstag, den 31. Oktober
88 4 2A
der im 3. Quartal 1876 in den freien Verkehr des deutsch Ser., n . E .Quarta 76 in den freien Verkehr des deutschen Zollgebiets getretenen wichtigeren Handelsartikel, verglichen mit der Einfuhr des vorherg Quart und des entsprechenden Quartals des Vorjahres.*) 1a6 eaeue
“ Waarengattuug
mit Angabe des Maaßstabes.
In freien Verkehr getreten
im 3. Quartal 1875.
im 2. Quartal 1876.
im 3. Quartal 1876.
Waarengattung
In freien Verkehr getreten
im 2. Quartal 1876.
im 3. Quartal
mit Angabe des Maaßstabes. 8 1876.
im 3. Quartal 1875.
I. Vieh. Pferde . Rindvieh Schweine. 11“¹ II. Nahrungs⸗ und Genußmittel. Zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck, Würste, 4“*“ 1* utter. Getreide. S5 Roher Kaffee. Sn ““ üdfrüchte -e5.— Rohtabak und Tabaksstengel 11111“*“ Branntwein Wein.
Salz
Ctr.
Ctr.
d 8 5bxrͤb 9
III. Sämereien. Lein⸗, Raps⸗ und Rübsaat. . Ctr. Fö85 IV. Bau⸗ und Nutzholz. Bau⸗ und Nutzholz in Blöcken und Balken.
Bohlen, Bretter, Latten, Faßholz
V. Kohlen.
Steinkohlen; Braunkohlen und Koks VI. Harze, Oele und Fette.
weZ Zö1P11A14A“;
Leinöl eö11e“] Berlin, im Oktober 1876.
*) Bei den in dieser Uebersicht aufgeführten zollfreien Waaren enthält der Eingang in den freien Verkehr auch die Durchfuhr oder wenigstens einen
Tonnen
8 5
Stück 1,037,807 8 7
Stück
22,458 65,573 411,225
21,107
80,900 353,630 199,627
Brutto 28,408 227,301 50,534 9,082,188 321,480 588,436 139,329 72,369 29,327 228,461 3,477 23,611 243,166 243,295
214,615 50,419 12,983,440 359,255 575,624 66,005
Netto Brutto
Netto
8* 8 5 1. 8. 8 8 ———
nns —⸗ —9 05 SE 00
Brutto — 1,378,977 5 1u6“ 8 b 17,092
Ctr. 090
—
, ZSIe
—₰
7
90—
Ctr. 919,584
908,869
SSPER 8ꝙS; Are on S0 S⸗ ꝙ 10d’n
—+
Ctr. 25,695,873] 28,026,740
Brutto 230,545 82 37,197 . 170,837
363,653 58,638 248,217
59,786 156,369
—
Kaiserliches S
Lokomotiven, Dampfkessel und
1 73,592 263,075 2,067,243
232,542 231,019 791,470
v. Kokosnußöl und anderes Oel in Fässern alg, Schmalz und anderes Thierfett... ͤ. 8 8 Soda 88 Farbhölzer. Salpeter Schwefel
VII. Rohe Droguen.
8 187,950 193,710 247,545 117,101
210,410 247,645 444,214 103,040
VIII. Spinnstoffe. bäörittiziziltit. 8 Flachs und Hanf.
Seiden⸗Cocons und Seide. . .. EINN;Ibö.
IX. Garne.
902,934 238,070
16,428 327,362
Brutto
Netto Brutto
Baumwollengarne Netto 113,627 Leinene Garne. 114“ 67,955 hiee“” 8 69,633 X. Zeugwaaren. Baumwollene Gewebe... .. Leinwand, Segeltuch, Zwillich und Drillich Seiden⸗ und Halbseidenwaaren 1“ Wollene Zeug⸗ und Filzwaaren. „
XI. Häute, Leder und Lederwaaren. “ Häute und Felle. Ctr. Brutto 338,266 Leder aller Art “ „ Netto 29,739
XII. Eisen und Eisenwaaren, Maschinen. Roh⸗ und Brucheisen 1““ Centner Geschmiedetes und gewalztes Stabeisen . . . . Eisenbahnschienen u6 Eisen⸗ und Stahlplatten, Eisen⸗ un Eisen⸗ und Stahlwaaren . “
Maschinen
d Stahlblech Ctr. Brutto ———
a tistisches Amt. “
“
Theil derselben. Einfuhr zum
Verbrauch und
193,205 204,736 2,105,168
172,667 189,403 325,056
98,674
686,920 372,069
16,101 305,133
103,047 81,684
beoe ee 87,676
11,766 69 599
3,134 40,500
331,760 31,833 8ö99
3,476,942 71,089 2,541 63,645 233,220
3,22 177,391
“
“
Durchfuhr können bei zollfreien Artikeln in der Regel nicht gesondert nachgewiesen werden.
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E.
Saserate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß.
des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers:
R
Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt ant die Königliche Expedition
Berlin, 8. W. Wilhelm⸗Straße Nr. 32. 8
1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
4. Verloosung, Amortisation, Zäinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher
5.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc. 7.
9.
Anzeiger.
Industrielle Etablissements, Fabriken und 8 Grosshandel. 8 6. Verschiedene Bekanntmachungen.
feIrserate nehmen an: Bureau der deutschen Zeitungen
Aunoncen⸗Bureaus.
das Central⸗Annoncen⸗
Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
zu Berlin
Literarische Anzeigen. 8. Theater-Anzeigen. In der Börsen-
Familien-Nachrichten.
Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. derltl.
Bekanntmachung.
Die Subhastation des dem Bäckermeister Fer⸗ dinand Paschdag gehörigen, im Grundbuche von
[8911]
Weißensee Bd. 12 Bl. Nr. 335 verzeichneten Grundstücks ist aufgehoben. Die Termine am 1. u. 5. daher fort. Berlin, den 19. Oktober 1876. 1 Königliches Kreisgericht. Der Subhastations⸗Richter.
8 1““ 18038] Nothwendige Subhastation.
Das den Rittergutsbesitzer Eduard Hugo und Charlotte, geb. Holz⸗Heylschen Eheleuten gehörige, im Kreise Tuchel belegene, im Hypothekenbuche von Resmin Band 1. Blatt 1 verzeichnete
Rittergut Resmin
mit dem Vorwerk Zaremba soll
am 8. Jannar 1877, Vormittags 10 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle im Wege der Zwangs⸗ vollstreckung versteigert und das Ürtheil über die Ertheilung des Zuschlags
am 13. Januar 1877, Vormittags 10 Uhr, ebendaselbst verkündet werden.
Es beträgt das Gesammtmaß der der Grund⸗ steuer unterliegenden Flächen des Grundstücks: 674 Hekt. 50 Ar und 90 Qu.⸗Meter. Der Rein⸗ ertrag, nach welchem das Grundstück zur Grund⸗ steuer veranlagt worden: 1479,41 Thaler. Nutzungs⸗ werth, nach welchem das Grundstück zur Gebäude⸗ steuer veranlagt worden: 702 ℳ
Der das Grundstück betreffende Auszug aus der Steuerrolle, Hypothekenschein und andere dasselbe angehende Nachweisungen können im Bureau III. eingesehen werden.
Alle Diejenigen, welche Eigenthums⸗ oder ander⸗ weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht ein⸗ getragene Realrechte geltend zu machen haben, werden hierdurch aufgefordert, dieselben zur Ver⸗ meidung der Präklusion spätestens im Versteigerungs⸗ termine anzumelden.
Tuchel, den 25. September 1876.
Königliche Kreisgerichts⸗Deputation. Der Subhastations⸗Richter.
Conrad Friedrich Christian Fröhlich aus Northen, Hebn des Maurers Geristior Frbblich da⸗ selbst und der Ehefrau desselben Dorothee, geb. Volker, geboren den 20. Juni 1833, welcher nach dem Krimkriege als Soldat der englisch⸗deutschen
egion nach Afrika und später nach Indien gegangen
Dezember d. J. fallen
ist, von dort mittelst eines von Camp Poona, den 4. April 1859 datirten Briefes zuletzt von sich Nachricht gegeben hat und seitdem verschollen ist, wird auf begründet erkannten Antrag hiermit auf⸗ gefordert bis zum 1. Dezember 1877
sich so gewiß hier zu melden, als er sonst für todt erklärt und sein Vermögen den nächsten bekannten Erben oder Nachfolgern überwiesen werden soll.
Zugleich werden alle Personen, welche über das Fortleben des Verschollenen Kunde geben können, zu deren Mittheilung und alle Erb⸗ und Nachfolge⸗ berechtigte für den Fall der Todeserklärung zur An⸗ meldung ihrer Ansprüche, unter der Verwarnung, daß bei der Ueberweisung des Vermögens des Ver⸗ chollenen auf 8 keine Rücksicht genommen werden sohl aufgeforder
Wennigsen, den 23. Oktober 1876. [8868]
Königliches Amtsgericht. Abtheilung II. Eggers. 8
[8059] Oeffentliche 1“
Der Arbeiter Carl Habermann zu Mannheim hat gegen seine Ehefrau Pauline, geb. Bellack, deren gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, wegen böslichen Verlassens die Ehescheidungsklage an⸗ gestrengt. Zur Beantwortung derselben und zur mündlichen Verhandlung ist ein Termin vor dem unterzeichneten Gericht auf den 23. Januar 1877, Vormittags 11 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmer Nr. I, anberaumt worden, zu welchem die Verklagte hierdurch unter der Verwarnung vorgeladen wird, daß bei ihrem Ausbleiben obiger Klagegrund für erwiesen erachtet und gegen sie in contumaciam erkannt werden wird.
Zielenzig, den 22. September 1870.
Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.
Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen ꝛc. 8
wwoc Bekanntmachung. Domänen⸗ und Mühlenverpachtung.
Die in Angrenzung der Stadt und Gemarkung, sowie der Hannover⸗Mindener und Bremer Eisen⸗ bahnstation Wunstorf im Amtsbezirke Neustadt a. R., Landdrosteibezirk und Provinz Hannover,
belegene Königliche Domäne Blumenau mit dem Vorwerke Eichriede und mit der
siskalische Wassermühle zu Blumenau soll mit den zugehörenden Gebäuden, Baulich⸗ keiten und Grundflächen; Letztere bestehend i
1) Höfe und Bauflächen. 2,5975 Hekt. 2) Gärten und Gartenland 6,0918
3) Ackerland. 1 401,1635
4) Wiesen 79,1834
5) Weideland 61,1086
9 7e 0,1420
7) Hölzüngsflächen. L1“ zusammen 551,8322 Hekt. sowie mit den zugehörenden Weide⸗ und Fischerei⸗ Berechtigungen und den Kirchenplätzen in der
Stiftskirche zu Wunstorf im Wege des öffentlichen Meistgebots für die Zeit vom 1. Mai 1877 ab bis Johannis 1895 verpachtet werden.
Der Licitations⸗Termin ist auf
Montag, den 20. November 1876, Morgens 11 Uhr,
in unserm Geschäftslokale an der Archivstraße Nr. 2 hierselbst vor unserm Kommissarius, Ge⸗ heimen Regierungs⸗Rath Andreae angesetzt.
Es wird bemerkt, daß zur Uebernahßme der Pachtung ein disponibles Vermögen von 175,000 ℳ erforderlich, sowie, daß das Pacht⸗ gelder⸗Minimum auf 21,500 ℳ festgestellt ist.
Die Pachtbewerber haben sich vor dem Licitations⸗ Termin über den eigenthümlichen disponiblen Besitz des obigen Vermögens und über ihre persönlichen Qualifikationen vor dem vorbenannten Kommissarius 1) auszuweisen.
Die Verpachtungsbedingungen, die Karte und das Vermessungsregister können an allen Wochentagen während der Bureau⸗Dienststunden in unserer Re⸗ gistratur, wie auch die Ersteren bei dem jetzigen Pächter der Königlichen Domäne Blumenau, Herrn Landes⸗Oekonomie⸗Rath Backhausen daselbst einge⸗ sehen werden.
Abschrift der Verpachtungs⸗Bedingungen wird auf desfallsiges Ansuchen gegen Erstattung der Kopialien und Druckkosten von uns ertheilt.
Hannover, den 14. Oktober 1876.
Meierhof Erichshof licher Licitation
Vormittags 11 Uhr,
Die Beschreibung der Höfe
Germania in Kiel, Esselbach
sehen werden. Erichshof bei Eckernförde. Kiel, den 9. Oktober 1876.
W. von Ahlefeld.
Beschreibung
85 und Moor 76 Hektar,
die den einzelnen Höfen
54,000 ℳ
Abtheilung für
Früh.
essnms Verkaufs⸗Anzeige.
Die zum Erbnachlasse des weil. Kammerherrn von Ahlefeld auf Saxtorf gehörigen, 1 Meile von Eckernförde in der Landschaft Schwansen belegenen Grundstücke, nämlich der Haupthof des adel. Gutes Saxtorf mit demf elben beigelegten M
Domänen.
Tonnen Weizen.
hältnissen entsprechend.
1877, ab.
“
und Hölzungen, wie auch einigen Hebungen, der Meierhof Charlottenhof und der sollen nach Beschluß Erben zur Ablieferung am 1. Mai 1877 in öffent
—
unablöslichen
der
Mittwoch, den 29. November 1876,
8
durch das Königliche Amtsgericht zu Eckern⸗ förde in dessem Gerichtslokale und zwar alter⸗ native die 3 Höfe einzeln, sowie demnächst im Gan⸗ zen zum Aufgebote gebracht und dem Höchstbietenden salva approbatione zugeschlagen werden.
und Verkaufsbe⸗ dingungen können vom 1. November d. J. Bureau deh Königlichen Amtsgerichts zu Eckern⸗ förde, im Gutsinspektorate zu Erichshof, bei dem mitunterzeichneten Justiz⸗Rath Rendtorff, stadt Nr. 5 zu Kiel, und in den Gasthöfen in Schleswig, Königlicher Hof in Altona, Stadt Hamburg und Wilms'scher Gasthof in Eckernförde einge⸗ Wegen Besichtigung der Kaufstücke wendet man sich an den Gutsinspektor Nölck zu
an im
Vor⸗ Hotel
Die bestellten Administratoren: G. Rendtorff.
der zu verkaufenden Grundstücke. Das Areal beträgt nach der neuen Vermessung: ür den Haupthof Sartorf an Hofraum, Gärten, Acker und Wiesen ca. 430, Hölzungen
2) für den Meierhof Charlottenhof, einschließlich eines kleinen Holzareals ca. 210 Hektar, 3) für den Meierhof Erichshof mit Einschluß einer dazu gelegten Hölzung gegen 190 Hektar. Der Brandkassenwerth der Gebäude, eingerechnet 1 beigelegten Tagelöhner⸗ kathen, deren Höfe und Gärten in den obigen Areal⸗ angaben nicht mit befaßt sind, beträgt für den Haupt⸗ hof ca. 250,000, Charlottenhof 43,830 und Erichshof
ees 408 — . Die kontraktliche Winteraussaat beträgt für den b Königliche Finanz⸗Direktion. Haupthof 23 ½ Tonnen —— 63 ½ Tonn 1 — G (falls die Witterung es gestattet, werden 40 Tonnen . mehr gesäet) Charlottenhof 20 Tonnen Roggen, 16 Tonnen Weizen, Erichshof 14 Tonnen Roggen, 24
onnen Weizen
An Beschlag sind vorhanden auf Sartorf 23 Pferde, 187 Stiere und Kühe, Charlottenhof resp. 12 und 87, Erichshof 13 und 74, sonstiges Inventar den Ver⸗
Die hinsichtlich der drei Höfe bestehenven Pacht⸗ Kontrakte laufen zum Traditionstage, den 1. Mai