1876 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Nov 1876 18:00:01 GMT) scan diff

für die Beschaffung des zur Erledigung dieser Frage erforderlichen statistischen Materials festgestellt; b. die Eingaben deutscher Salinenbesitzer wegen der Salzein⸗ uhr aus Frankreich (den in diesen Eingaben gestellten An⸗ trägen wurde theilweise stattgegeben); c. eine, die Außer⸗ urssetzung der Zweithaler⸗ und Eindrittelthalerstücke deutschen Gepräges betreffende Bekanntmachung wurde ge⸗ nehmigt; d. einem von Sachsen⸗Meiningen, Coburg⸗Gotha und Reuß ä. L. eingebrachten Gesetzentwurf wegen Fort⸗ . des privativen Brausteuerzuschlages in den genannten hüringischen Staaten wurde die Zustimmung ertheilt.

Endlich wurden Kommissarien für die Vertretung von Gesetzvorlagen im Reichstag gewählt.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und zerkehr hielt heute eine Sitzung.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Deutschen Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 28. Ok⸗ tober 1876 geprägt worden: an Goldmünzen 1,095,471,900 Dovppelkronen, 333,875,380 Kronen; hiervon auf Privat⸗

rechnung: 171,345,164 ℳ; an Silbermünzen: 69,318,095 5⸗Markstücke, 50,318,692 2⸗Markstücke, 143,512,165 1⸗Mark⸗ stücke, 42,177,795 50⸗Pfennigstücke, 33,809,197 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23,111,468 40 10⸗Pfennigstücke, 11,448,052 40 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 5,864,240 88 2⸗Pfennigstücke, 3,374,879 13 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold⸗ münzen: 1,429,347,280 ℳ; an Silbermünzen: 339,135,944 ₰; an Nickelmünzen: 34,559,520 80 ₰; an Kupfer⸗ münzen: 9,239,120 1 ₰.

G Das Kaiserlich statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt herausgegebenen Band XXII. der Statistik des Deutschen Reichs u. a. eine Uebersicht des geschätzten Werthes der Waareneinfuhr des deutschen Zollgebiets für das Jahr 1875. Nach derselben betrug der Werth des ge⸗ sammten Waarenimports ausschließlich der Münzen und edlen Metalle 3531,1 Millionen Mark gegen 3604,5 Millionen Mark in 1874, 3756,0 Millionen Mark in 1873 und 3261,9 Millionen Mark in 1872. Die Haupt⸗Waarengruppen waren hierbei in Millionen Mark folgendermaßen betheiligt: Ge⸗ treide ꝛc. und Mahlfabrikate 418,0 (1874: 482,4, 1873: 414,0, 1872: 279,3); gegohrene Getränke 70,9 (1874: 66,0, 1873: 74,1, 1872: 49,8); Zucker, Kaffee, Ge⸗ würze, Konfitüren 237,0 (1874: 215,4, 1873: 221,7, 1872: 192,6); Tabak und Tabaksfabrikate 75,3 (1874:

1873: 99,9, 1872: 88,5); Sämereien, Früchte, Gewächse 110,7 (1874: 101,1, 1873: 125,1, 1872: 91,5); Thiere und animalische Nahrungsmittel 318,6 (1874: 294,6, 1873: 319,2, 1872: 230,7); Dünger und Abfälle 47,8 (1874: 43,8, 1873: 43,8, 1872: 43,2); Brennstoffe 78,4 (1874: 80,4, 1873: 76,2, 1872: 78,3); Erden, Erze, rohe und roh bearbei⸗ tete Steine 76,9 (1874: 72,9, 1873: 87,6, 1872: 69,0); Stein⸗, Thon⸗ und Glaswaaren 19,9 (1874: 20,4, 1873: 21,9, 1872: 17,7); Rohmetalle 107,5 (1874: 113,7, 1873: 149,7, 1872: 140,1); roh bearbeitete Metalle (Halbfabrikate) 16,4 (1874: 19,5, 1873: 52,5, 1872: 25,2); Metallwaaren 30,9 (1874: 39,0, 1873: 52,5, 1872: 33,6); Droguen, Chemikalien, Zünd⸗ und Farbewaaren 178,3 (1874: 162,3, 1873: 169,2, 1872: 172,8); Harze, Fette, Oele, Aether und Seifen 179,7 (1874: 179,1, 1873: 192,3, 1872: 178,8); Filzstoffe, Haare, Federn, Häute, Leder 204,8(1874:215,7,1873: 195,6, 1872: 193,5); Leder⸗, Rauch⸗ und Filzwaaren 21,5 (1874: 19,8, 1873:16,8, 1872: 15,0); Spinnstoffe 621,0 (1874: 608,4, 1873: 623,1, 1872: 588,9); Garne 192,0 (1874: 201,0, 1873: 193,5, 1872: 194,7); Seiler-, Webe⸗ und Wirkwaaren und Kleider 183,3 (1874: 183,0, 1873: 181,2, 1872: 187,8); Kautschuck⸗ und Wachs⸗ waaren 8,1 (1874: 7,5, 1873: 6,9, 1872: 6,6); Papier und Pappwaaren, Tapeten 6,6 (1874: 6,6, 1873: 6,9, 1872: 4,8); Bau⸗ und Nutzholz und andere Schnitzstoffe 224,1 (1874: 271,2, 1873: 311,4, 1872: 297,0); Holz⸗, Schnitz⸗ und Flecht⸗ waaren 17,6 (1874: 15,9, 1873: 16,5, 1872: 10,2); Ma⸗ schinen, Fahrzeuge und Apparate 62,0 (1874: 88,5, 1873: 80,1, 1872: 49,2); Schmuck⸗ und Kunstgegenstände 13,8 (1874: 14,7, 1873: 14,4, 1872: 14,1); Manuskripte, Druck⸗

sachen, Stiche 10,0 (1874: 9,9, 1873: 9,9, 1872: 9,0).

Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Be⸗ amte trat heute im Gebäude des Kammergerichts zu einer Sitzung zusammen.

In Abänderung der §§. 123, 126 und 143 des Mi⸗ litär⸗Strafvollstreckungs⸗Reglements vom 2. Juli 1873 ist Allerhöchst bestimmt worden, daß die Militärgefangenen des Gemeinenstandes vom 1. November d. Js. an keine Löhnung mehr erhalten, und daß für die seither aus dem Löhnungsrest von 5 bestrittenen kleinen Bedürfnisse dersel⸗ ben Seitens der Festungsgefängnisse aus dem entsprechend zu erhöhenden Unkostenfonds gesorgt werde. Der zum baaren Depositum fließende halbe Betrag der Arbeitszulage, des Ne⸗ benverdienstes bezw. der Arbeitsprämie, welcher nach den bis⸗ herigen Bestimmungen Seitens der Militärgefangenen sofort eigenthümlich erworben wurde, ist fortan nur zu Gunsten der letzteren, als baares Depositum, zu asserviren, um ihnen bei der Entlassung aus dem aktiven Heere als Eigenthum zuzu⸗ fallen, sofern nicht inzwischen ihre Bestrafung mit Zuchthaus oder abermals mit Gefängniß eingetreten ist. Die Auszah⸗ lung des baaren Depositums hat alsdann Seitens derjenigen Landwehr⸗Behörde zu erfolgen, in deren Bezirk die ehemaligen Militärgefangenen ihren Aufenthalt nehmen.

Nach §. 28 Pass. 2 der Landwehr⸗Ordnung Theil II. der Heer⸗Ordnung vom 28. September 1875 sind die Reserve⸗Offiziere (mit Ausnahme derjenigen der Garde und des Eisenbahn⸗Regiments) zur Uebung in dem⸗ jenigen Corpsbezirk heranzuziehen, in welchem ihr Aufent⸗ haltsort gelegen ist. Ausnahmen hiervon haben, wenn Mehrkosten nicht erwachsen, die General⸗Kommandos unter einander zu regeln.

Mit Bezug hierauf hat das Kriegs⸗Ministerium bestimmt, daß in denjenigen Fällen, in welchen durch die Heranziehung eines Reserve⸗Offiziers zur Uebung nach einem andern Corps⸗ bezirk Mehrkosten erwachsen würden, der betreffende Offizier sich aber zur Deckung der Mehrkosten aus eigenen Mitteln bereit Alärt hat, demselben diejenigen Reisekompetenzen ge⸗ währt werden dürfen, welche zu zahlen gewesen wären, wenn er innerhalb des Corpsbezirks geübt hätte.

Ist zu der Zeit, wo die Kommandirung nach einem anderen Corpsbezirk beantragt wird, der Uebungsort innerhalb

weitläufiger Korrespondenzen stets die letzte Garnison der Waffe innerhalb des Corpsbezirks, in welchem der Aufenthalts⸗ ort des betreffenden Offiziers liegt, und zwar in der Richtung nach dem in dem anderen Corpsbezirk gelegenen Uebungsorte, als derjenige Ort 8 in welchem die Uebung statt⸗ finden würde, wenn die Heranziehung nicht nach einem anderen Corpsbezirk erfolgte.

Die im §. 203 des Reglements über die Geldverpflegung der Truppen im Frieden enthaltene Bestimmung, v bei Berechnung der Reisekompetenzen die vom Wohn⸗ orte nach dem Landwehr⸗Bataillons⸗Stabsquartier resp. das Tagegeld für einen Tag in Abzug zu bringen ist, findet auch auf die Reisen der Reserve⸗Offziere zur Uebung Anwendung.

Der Evangelische Ober⸗Kirchenrath hat im Einverständniß mit dem Minister der geistlichen Angelegen⸗ heiten genehmigt, daß die in seiner Verfügung vom 6. Dezem⸗ ber 1873 (Reichs⸗Anz. Nr. 290 Jahrg. 1873), bezüglich der erstmaligen Bildung der Gemeinde⸗Kirchenräthe und Gemeindevertretungen getroffenen Bestimmungen auch bei den im Januar k. J. zu vollziehenden Ergänzungs⸗ wahlen für den Gemeinde⸗Kirchenrath und die Gemeinde⸗ vertretung in Anwendung gebracht werden können.

Se. Durchlaucht der Fürst Carl von Lichnowski, Oberst à la suite der Armee, ist zu den Sitzungen des Reichs⸗ tages hier angekommen.

Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Landes⸗ direktor von Sommerfeld, ist nach Arolsen zurückgereist.

Der General⸗Lieutenant z. D. Graf von Kalckreuth, zuletzt Commandeur der 12. Kavallerie⸗Brigade, ist hier wie⸗ der eingetroffen.

Der französische Botschafter in St. Petersburg, General Leflô, hat gestern Abend seine Rückreise dorthin fortgesetzt.

Der Kaiserlich russische Wirkliche Staats⸗Rath von Pfoehl ist heute früh aus Wiesbaden hier angekommen.

Sachsen. Dresden, 3. November. Die erledigte Stelle des Kreishauptmanns zu Leipzig ist seit dem 1. No⸗ vember dem bisherigen Kreishauptmann zu Zwickau, Grafen zu Münster, übertragen worden. Die evangelisch⸗ lutherische Landessynode berieth in ihrer heutigen Sitzung den Erlaß der in Evangelicis beauftragten Staats⸗ Minister, betreffend die Bearbeitung einer neuen Agende. Das Landes⸗Konsistorium beabsichtigt, den Entwurf einer solchen in der nächsten Zeit fertig zu stellen, denselben so⸗ dann zu vi und die unter Berücksichtigung der von der Kritik erhobenen Einwendungen fertig ge⸗ stellte Agende den in Evangelicis beauftragten Staats⸗Ministern zur Bestätigung vorzulegen. Auf Antrag des zur Berathung dieser Angelegenheit niedergesetzten außerordentlichen Aus⸗ schusses erklärte sich die Synode mit dieser Absicht einverstan⸗ den, gab aber einige im und vom Ausschusse formulirte Wünsche dem Kirchenregiment zur Erwägung bei der Bearbei⸗ tung des Entwurfs anheim. Fn der Debatte wurden noch mehr solche Wünsche vorgetragen. In der Debatte wurden noch mehr solche Wünsche vorgetragen. Nach Erledigung die⸗ ser Angelenheit wurde eine Petition um Einführung einer Militärseelsorge im Frieden zur geeigneten Berücksichtigung, eine andere um Aufstellung einer Kirchengemeinde⸗Ordnung zur Kenntnißnahme dem Kirchenregiment überwiesen.

Württemberg. Stuttgart, 31. Oktober. Die Zweite Kammer beschloß heute in Betreff des aus der Ersten Kam⸗ mer wieder zurückgekommenen Gesetzentwurfes über die Ver⸗ waltungsgerichtspflege Folgendes: die von der Ersten Kammer beliebte Aenderung des Abschnitt 5, Artikel 3, abzu⸗ lehnen, dagegen dem Vorschlage der Kommission der Zweiten Kammer gemäß die zur Verständigung geeignete Fassung anzunehmen lautend: „Ein Theil der Mitglieder des Verw.⸗Ger.⸗Hofs wird aus den Mitgliedern des obersten Lan⸗ desgerichts und bis auf Weiteres aus den Mitgliedern des Geheimen Raths, unter Beschränkung der Zahl auf zwei und unter Ausschließung der Staats⸗Minister oder der Departementsvorstände, berufen und werden dieselben für die Dauer ihres Hauptamts vom Könige ernannt.“ Minister Mittnacht legte eben der Möglichkeit der Verständigung willen auf diese Fassung besonderen Werth. Die Annahme geschah mit 52 gegen 25 Stimmen. Bei der ersten Berathung der Zweiten Kammer über Art. 2, Ziff. 3, welcher von den Entschädigungsklagen gegen öffentliche Diener wegen des durch pflichtwidrige amtliche Handlungen oder Unter⸗ lassungen gestifteten Schadens handelt, wurde die Ziffer ge⸗ strichen; die Erste Kammer beschloß Wiederherstellung der Ziff. 2, und beantragt die Kommission, dem Beschluß des an⸗ dern Hauses betreffs Wiederherstellung der Ziff. 3 des Art. 2 beizutreten. Bei der Abstimmung wird dieser Antrag mit 39. gegen 36 Stimmen Erahehe In der Endabstimmung wird dann der Gesetzentwurf so, wie er aus den Berathungen der Kammer hervorgegangen, mit 69 gegen 3 Stimmen an⸗ genommen.

Baden. Karlsruhe, 2. November. Die Herzogin von Hamilton, Prinzessin von Baden, und die Erbprin⸗ zessin von Monaco sind gestern Nachmittag, der Prinz Wasa ist heute Vormittag zum Besuche der Großherzog⸗ lichen Familie hier eingetroffen.

Heidelberg, 29. Oktober. Vorgestern starb hier der Großherzoglich badische Staats⸗Minister Alexander v. Dus ch.

Hessen. Darmstadt, 31. Oktober. Die Erste Kammer unseres Landtages erledigte, wie man der „D. R. P.“ schreibt, ihre Aufgabe in einer Sitzung; sie stimmte dem Weinsteuergesetz bei, ebenso dem Finanzgesetz, wie es aus den

vertagte sich dann sofort wieder auf unbestimmte Zeit. Der Vereinigung der Staatsschulden⸗Tilgungskasse mit der Haupt⸗ Staatskasse trat die Kammer nicht bei. Davon, daß der Re⸗ gierung 25,000 bewilligt feeA. sollten, um damit Pen⸗ sionäre zu unterstützen, stand die Erste Kammer ab.

HOldenburg. Oldenburg, 3. November. Der Groß⸗ herzogliche Hof ist nach zehnwöchentlichem Aufenthalt in Eutin heute nach Oldenburg zurückgekehrt.

Anhalt. Dessau, 3. November. (Lpz. 2 Zur Theil⸗ nahme an den hier stattfindenden Hofjagden sind eingetroffen und halten sich am Herzoglichen Hofe jetzt auf: der Herzog von Sachsen⸗Altenburg mit dem Prinzen Albert von Sachsen⸗ Altenburg, der Erbprinz von Schwarzburg⸗Sondershausen und

des Corpsbezirks noch nicht bestimmt, so ist zur Vermeidung

der Prinz Heinrich XXIV. Reuß. Der Herzog von Sachsen⸗

Verhandlungen der Kammer Herorgegee get und

Altenburg begiebt sich morgen nach Berlin, von dort zur Taufe seines Enkels nach Hannover und wird von dort mit

der Herzogin hierher zurückkehren. 11“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Ausschusses für die Steuer⸗ reform machte der Finanz⸗Minister die Fetthe lammvg. er sei von dem Kaiser zu der Erklärung ermächtigt, daß bezüglich des Privatvermögens des Kaisers und der Mitglieder des Kaiserlichen Hauses keine Steuerbefreiung in Anspruch ge⸗ nommen werde.

(W. T. B.) Bezüglich der morgen im Abgeord⸗ netenhause stattfindenden Debatte über die Beantwortung der Interpellation in der Orientfrage beschlossen der Fortschrittsklub und der Klub der Linken, eine Beschränkung in der Zahl der Redner und in der Debatte nicht eintreten zu lassen.

Pest, 1. November. Der Präsident des Abgeord⸗ netenhauses hat mittelst Circulars sämmtliche, Reichstags⸗ Deputirte von der Wiederaufnahme der Sitzungem des Reichs⸗ tages am 11. d. M. verständigt. Man schreibt der „Pol. Korr.“ aus Pest: „Hier scheint man fester denn je an die Erhaltung des Friedens zu glauben. Man erzählt sich in sonst eingeweihten Kreisen, daß man gerade in allerletzter Zeit von Seiten Rußlands Garantien dauernder friedlicher Absichten erhalten habe, welche an Positivität des Ausdrucks alle bisher bekannt gewordenen und der öffentlichen Dis⸗ kussion unterzogenen Schriftstücke weit überholen. Die un⸗ garische Regierung scheint denn auch thatsächlich die Kriegs⸗ gefahr für keine imminente zu halten. Wie erinnerlich, hat der Landesvertheidigungs⸗Minister im Finanzausschusse erklärt, daß die Honveds bis auf den letzten Knopf vollständig ausge⸗ rüstet seien und im Nothfalle binnen acht Tagen mobil ge⸗ macht werden können. Was Herr v. Szende ausgesprochen, ist Thatsache und gilt nicht nur bezüglich der Monturen und Waffen, sondern auch bezüglich der Munition. Die Letztere jedoch ist nicht in einer solchen Quantität vorhanden, welche auch für einen längeren Feldzug ausreichen würde, und man dachte bereits daran, auf die Gefahr hin, die Budgetbilanz zu verschlechtern, den Munitionsvorrath wesentlich zu vermehren. Man glaubt heute von dieser Absicht wieder abstehen zu dür⸗ en und das Prinzip der strengen Sparsamkeit nach wie vor in sämmtlichen Ressorts des Staatshaushalts ausnahmslos walten lassen zu können.“

2. November. Der „Pester Ll.“ enthält folgendes, vom gestrigen Tage datirte Wiener Telegramm:

„Se. Majestät konferirte heute längere Zeit mit dem Kriegs⸗Minister. Graf Bylandt legte ein Exposé über die Vorräthe in den Militärdepots, über den Stand der Geschütze und die Munitionsfabrikation vor und erhielt den Auftrag, von Zeit zu Zeit über diese Gegenstände Rapporte vorzulegen. Der Kaiser sprach über das Bekanntgegebene seine Zufrieden⸗ heit aus.“

3. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Fehazawefle verwies der Finanz⸗ Minister auf die Besserung, die in den letzten Jahren im Staatsbudget eingetreten sei, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Gleichgewicht im Staatshaushalte im Jahre 1880 hergestellt sein werde.

Agram, 2. November. Im kroatischen Landtag soll morgen die Budgetdebatte beginnen. Dem Banus ist es, der „Presse“ zufolge, gelungen, alle jene Bedenken zu zerstreuen, welche im Budgetausschuß des Landtages bezüglich der Bedeckungsfrage obwalteten. Auch die Frage bezüg⸗ lich der Kroatien gebührenden Quote wurde im Ausschuß der⸗ art erledigt, daß der befürchtete Konflikt beseitigt erscheint. Wohl hatte der Ausschußreferent beantragt, den Titel: Bedeckung nicht anzuerkennen und auch bis zur Er⸗ füllung gewisser von ihm formulirten Forderungen nicht zu genehmigen; nachdem jedoch Sektionschef Zivkovics das Gesetzwidrige und Inopportune des Antrages nachgewiesen hatte, wurde beschlossen, die Streitfrage bezüglich der Be⸗ deckung fallen zu lassen. Gleichwohl glaubt man, daß sich im Landtag eine langwierige Debatte über das Budget entwickeln werde. Auch würde dem Landtag hierzu ausreichende Zeit bleiben, da mit Ausnahme des Budgets sämmtliche Vorlagen erledigt sind und die Session erst am 12. d. M. geschlossen werden soll.

Schweiz. Bern, 31. Oktober. Gestern Nachmittag sind die Deputirten der Tessiner ultramontanen Groß⸗ rathsmehrheit, welche den bekannten Rekurs gegen das des Staatsraths überbracht haben, die National⸗ räthe Lurati von Lugano und Vonmentlen von Bellinzona, wieder von Bern abgereist; ob ohne oder mit der Antwort des Bundesraths, verlautet noch nicht. Von den Urhebern der Mordthaten in Stabio ist einer, ein gewisser Cadenazzi, welcher den liberalen Pedroni erschossen haben soll, nachher in Como festgenommen und bereits auch an die Tessiner Be⸗ hörden auf Reklamation ausgeliefert worden. Im Uebrigen auten die neuesten Berichte aus dem Kanton Tessin sowohl von Seiten der Regierung als von Seiten der eidgenössi⸗ schen Kommission beruhigendzes konnte sogar das aufgebotene Militär wieder entlah en werden, was 1“ im Einvernehmen mit dem letzteren geschah. Nach den An⸗ sätzen der eidgenössischen Militärdepartements, welche freilich noch nicht vom Bundesrath genehmigt worden sind, beträgt das nächstjährige Militärbudget der Eidgenossenschaft nicht ganz 14 Millionen Franken, wovon dech die Regie⸗ werkstätten, bei denen Einnahme und Ausgabe sich so ziemlich die Wage halten, nicht mit einbegriffen sind. Außerdem soll Aussicht vorhanden sein, daß von den 14 Millionen eine noch durch verschiedene Einnahmen gedeckt werden wird. Die vorgestern in Altdorf abgehaltene Urner Landsgemeinde hat die revidirte Kantons verfassung, mit welcher keine Partei recht zufrieden war, verworfen; dagegen sand das neue Landessteuergesetz einstimmig Annahme.

Niederlande. Haag, 28. Oktober. (Allg. Ztg.) Die Zeitungen Batavias melden: Der jugendliche Sultan Atschins, Namens Tuanku Daud, sei durch Tuanka Hassan ersetzt. Die Preise der Hauptnahrungsmittel im Sultanat sollen zu einer bis jetzt nie erreichten Höhe gestiegen sein. Diesem Um⸗ stand ist es, wie es scheint, zuzuschreiben, daß der henn sich in der jüngsten Zeit ziemlich ruhig verhielt, obwohl derselbe

seit Monaten einen allgemein

Anfall auf die diesseitig Stellungen geplant hatte. 8 b

Grroßbritannien und Irland. London, 2. November. (Engl. Korr.) Die Schiffe der Nordpol⸗Expedition „Alert“ und „Discovery“ kamen gestern nach eingebrochener Dunkelheit auf dem Ankerplatze zu Spithead an. Heute Morgen findet die Einfahrt statt. Der Kriegsdampfer „Shah“ machte gestern zu Spithead seine Probefahrt zur vollkommenen Zufriedenheit. Die Gesammtsumme der Staats⸗Einkünfte vom 1. April bis zum 28. Oktober betrug 40,630,974 Pfd. Sterl. gegen 40,990,597 Pfd. Sterl. in der entsprechenden Zeit des vorigen Jahres. Die Aus⸗ gaben betrugen 45,903,581 Pfd. Sterl. gegen 45,850,629 Pfd. Sterl. im Vorjahre. Die Bilanz in den Banken Englands und Irlands belief sich am verflossenen Sonnabend auf 1,182,594 Pfd. Sterl. 1

(A. A. C.) Im ganzen Königreich vollzogen sich gestern die Munizipalwahlen. Nach den bis jetzt vorliegenden Be⸗ richten verliefen dieselben ohne besondere Aufregung und fielen in den meisten Fällen, wo sich liberale und konservative Kandidaten gegenüberstanden, zu Gunsten der letzteren aus. In Liverpool waren die Kandidaten der Home⸗Rule⸗-Partei erfolgreich. ““

3. November. (Köln. Ztg.) Morgen findet ein Ka⸗ binetsrath statt. Der englische Konsul Elton brach von Mozambique ins Innere von Afrika auf, um den regelmäßigen Verkehr zwischen Mozambique und dem Nyassasee aufzuschließen und weitere Erhebungen über den Menschenhandel anzustellen. Die Livingstone⸗Ex⸗ pedition wird bei ihren Untersuchungen den Zambesi⸗ strom hinaufziehen.

Frankreich. Paris, 2. November. Der gestrige und heutige Massenbesuch der Friedhöfe ist ohne jegliche politische Kundgebung oder sonstige Störung der öffentlichen Ruhe von Statten gegangen. Der Ministerrath ver⸗ nahm heute im Elisée die Erklärung, die der Herzog Decazes morgen in der Deputirtenkammer über die aus⸗ wärtige Politik zu geben versprochen hat. Die Minister be⸗ riethen hierauf über den Antrag Gatineau wegen Ein⸗ stellung der Verfolgungen gegen die Communards. 88 Dufaure wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, der Kammer Rechen⸗ von sseiner Unterredung mit den Führern der Linken über diese Frage ablegen und erklären, die Regierung sei mit Einstellung der Verfolgungen vom 1. Januar 1877 ab unter Vermehrung der Kategorieen der Ausnahmen einver⸗ standen; in Betreff der Kontumazverurtheilten will Herr Dufaure die Militärgerichtsbarkeit beibehalten, aber, wenn es möglich, die Verjährungsfrist abkürzen. Im Uebrigen beschloß der Ministerrath, sich sehr versöhnlich zu zeigen. Die Verhandlungen zwischen dem Conseils⸗Präsiden⸗ ten und den Führern der drei Gruppen der Linken sind noch im Flusse; heute Nachmittag um 4 Uhr hatte Herr Dufaure mit denselben eine neue Besprechung. In der heutigen Versammlung der republikanischen Linken der Deputirtenkammer stattete der Vorsitzende Bericht über die Unterredung mit dem Minister Dufaure über den Antrag Gatineau ab, und hob die Versöhnlichkeit der Regierung in dieser Angelegenheit hervor. Die beiden ersten Artikel des abgeänderten Antrages Gatinean wurden hierauf von der re⸗ publikanischen Linken angenommen, der dritte Artikel, der von der Gerichtsbarkeit handelt, und das Ganze des Antrages fan⸗ den jedoch nur eine vorläufige Annahme, da die Versammlung über Artikel 3 erst noch mit den anderen Gruppen der Lin⸗ ken Rath pflegen und das Ergebniß der neuen Verhand⸗ lungen der Parteiführer mit Herrn Dufaure abwarten will. Im Senat beschäftigt man sich mit der Frage der Wiederbesetzung der beiden durch den Tod des Hrn. Wolowski und des Generals Letellier⸗Valazé erledigten Stellen unabsetzbarer Senatoren. Neben Chesnelong (für die 1 und Chabaud La Tour (für das rechte Centrum) werden no genannt: der General Borel, ein ehemaliger Generalstabs⸗ Chef des Marschalls Mac Mahon, der Physiologe Claude Bernard, der Admiral Jauréguiberry und der aus der letzten National⸗ versammlung bekannte republikanische Advokat Emile Lenosl. Der „Moniteur“ redet heute der Einigung der Linken im Senat mit den Konstitutionellen das Wort. Er wünscht zwar, daß die Linke es den Konstitutionellen überließe, einen Kandidaten für die erledigten Sitze aufzustellen, aber wenn das nicht annehmbar scheint, so empfiehlt er den Konstitutio⸗ nellen, trotzdem für Bernard und Borel zu stimmen. Der bisherige französische Gesandte in Marokko, Tissot, de unlängst in gleicher Eigenschaft nach Griechenland berufen worden ist, hat Befehl erhalten, sich unverzüglich auf seinen Posten zu begeben. Derselbe wird sich gegen Ende dieser Woche nach Athen einschiffen. ““

Versailles, 3. November. (W. T. B.) Deputir⸗ tenkammer. Der Minister der Auswärtigen Ange⸗ legenheiten verlas in der heutigen Sitzung folgende auf die orientalischen Angelegenheiten bezügliche Er⸗ klärung: Unsere Politik in den auswärtigen Fragen war uns vorgeschrieben durch das höchste und zwingende Interesse, welches sich überall im Lande in eklatanter Weise kundgiebt. Der Friede ist unser erstes und unser wesentlichstes Bedürf⸗ niß. Wir sind unabänderlich dieser Ueberzeugung treu geblie⸗ ben. Der Friede erlaubt Frankreich, sich der inneren Umge⸗ staltung zu widmen und die erlittenen Unglücks⸗ fälle auszubessern. Der Friede ist also der über⸗ legte und freie Entschluß der französischen Nation. Wir können konstatiren, daß unser Land, während ein Theil Europas einer Beunruhigung unterliegt, deren Wirkungen sich überall fühlbar machen, die Absicht ausgesprochen hat, ausschließlich zu den fruchtbaren Kämpfen der Industrie und des Handels einen Aufruf ergehen zu lassen. Von der An⸗ sicht ausgehend, daß die Ruhe, welche Frankreich genießen will, sich auf ganz Europa ausdehnen müßte, haben wir die Be⸗ ö“ und Kombinationen unterstützt, welche bezwecken, den Frieden wiederherzustellen, wo er beeinträchtigt wurde, und ihn zu beschützen, wo er bedroht erschien. Keinerlei Un⸗ gewißheit hat entstehen können über die Aufrichtigkeit unserer friedlichen Gefühle, und über unseren Entschluß, den Kon⸗ flikten fern zu bleiben, welche wir hätten Fe ten müssen, wenn wir weniger Vertrauen in die Weisheit der Regierungen gesetzt hätten; wir würden jedoch Ihren Absichten vollständig zuwider gehandelt haben, wenn wir nicht jede Gelegenheit er⸗ 8 hätten, um für dasjenige einzutreten, was die gerechte Sache der Christen im Orient ist. Der abgeschlossene Waffen⸗ stillstand ist die erste Etappe auf dem Wege der Beruhigung, der erste Erfolg der Politik der Versöhnung. Sobald die Umstände es gestatten, wird Ihnen die bezügliche diploma⸗ tische Korrespondenz von der Regierung vorgaleg wer⸗ den. Sie werden in derselben einen Beweis dafür finden,

daß die Regierung der Republik eine geachtete Stellung im europäischen Concerte eingenommen und stets eine Sprache gefuͤhrt at, die der Würde und dem Interesse des Landes entspricht und doch der Regierung die volle Freiheit ihrer Entschließungen für die Zukunft bewahrt. Wenn gleich⸗ wohl unserer Erwartung zuwider Verwickelungen entstehen sollten, so können Sie doch überzeugt sein, daß wir niemals aus der Neutralität heraustreten werden, die uns vorgezeichnet ist, und daß wir niemals das Verlangen an Sie stellen werden, in einem Kampfe, bei welchem unsere wesentlichen Interessen nicht in Frage kommen, die Ehre und Sicherheit Frankreichs aufs Spiel zu setzen. Nachdem wir solcher Ge⸗ stalt und nach dem Maße unserer mit denen der übrigen Regierungen vereinigten Anstrengungen Alles gethan haben, um den europäischen Frieden zu erhalten, dürfen wir wenigstens versichert sein, daß wir im Stande sein werden, denselben für uns selbst zu bewahren.

Im Fortgang der Sitzung der Deputirtenkammer sprach sich der Conseils⸗Präsident Dufaure formell gegen den Antrag der Linken auf Einstellung der gerichtlichen Verfol⸗ gung vonan dem Kommune⸗Aufstand Betheiligten aus. Die Linke brachte einen vermittelnden Antrag ein, wonach einen Monat nach Verkündung des bezüglichen Gesetzes Ver⸗ jährung eintreten soll. Ueber diesen Antrag wird noch zwischen dem Ministerium und der Linken verhandelt.

Türkei. Konstantinopel, 3. November. (W. T. B.) Die Vertreter der Mächte traten heute bei dem englischen Botschafter Elliot zur Erörterung der Frage über die Demarkationslinie zusammen; man hoffte, ein baldiges Einverständniß zu erzielen.

Wien, 3. November. (W. T. B.) In diplomatischen Kreisen räumt man ein, daß die Art, wie die Pforte die Verhandlungen wegen des Waffenstillstandes in die Länge zog, um mittlerweile auf dem Kriegsschauplatze eine veränderte Situation zu schaffen, ganz darnach angethan war, die höchste Mißstimmung der russischen Regierungskreise hervorzurufen und so das Ultimatum zu rechtfertigen. Es fällt zudem auf, daß türkischerseits verbreitet wird, Abdul Kerim Pascha wolle sich in seinem Siegeslaufe nicht Halt gebieten lassen und jeden⸗ falls in Deligrad und Alexinatz Winterquartiere beziehen. Hierdurch droht der Vorbedingung des status quo ante eine nicht zulässige Alterirung.

Brüssel, 3. November. (W. T. B.) Der „Nord“ meldet nachträglich über die dem Abschluß des Waffenstill⸗ standes vorausgegangenen Verhandlungen, daß Oesterreich, Frankreich und Italien bei der Pforte das Zugeständniß eines sechswöchentlichen Waffenstillstandes befürwortet hätten. Eng⸗ land habe sich auf die Erklärung beschränkt, daß es gegen einen solchen Waffenstillstand keine Einwendung zu erheben habe. Ueber das russische Ultimatum bemerkt der „Nord“ in Uebereinstimmung mit früheren anderweitigen Nachrichten, daß dasselbe durch die bedrängte Lage Serbiens veranlaßt worden sei. 2 8

Monastir, 23. Oktober. Die hiesigen Behörden sind, wie die „Pol. Korr.“ berichtet, mit der Organisirung der Landwehr beschäftigt. Die Redifs und Baschi⸗Bozuks des Vilajets werden hier eingeübt. Mehrere Bataillone sind bereits nach Larissa abgegangen, da im Hinblick auf die von Griechenland drohen⸗ den Eventualitäten an der griechischen Grenze größere Truppen⸗ massen konzentrirt werden. Nach Larissa soll das Hauptquar⸗ tier des Armee⸗Corps kommen, welches gegen Griechenland aufgestellt wird. Das Hauptkontingent zu diesem Corps wer⸗ den die muhamedanischen Arnauten stellen, deren traditionelle Antipathie gegen die Hellenen dabei maßgeblich ist.

Aus Belgrad, 30. Oktober, schreibt man, zum Theil unter dem Eindrucke der neuesten Unglücksereignisse, der „Pol. Korr.“ Folgendes: 1

„Der Fürst ist zur Armee abg reist. Er dürfte indessen kaum über Paratschin hinauskommen. Das Morawathal ist von der tür⸗ kischen Uebermacht stark bedroht. Die furchtbar befestigte Djunislinie ist gefallen, und die Defiléen unmittelbar bei Krusewatz dürften schwerlich von Horvatovics gehalten werden können. Auch hegt Ge⸗ neral Tschernajeff keinerlei Hoffnung, diese wohlhabende Stadt des Landes retten zu können. Vielmehr dürfte der tapfere Oberst Horvatovics suchen, sich bei Deligrad mit Tschernajeff zu vereinigen, um diese Festung behaupten zu koͤnnen. Sollte aber Deligrad fallen, was jedenfalls im Bereich der Möglichkeit liegt, da Abdul Kerim über schwere Artillerie verfügt, dann giebt es bis Csuprija keinen Halt mehr für die serbische Armee. Das hügelige Land um Parat⸗ schin ist für die Vertheidigung nicht ungünstig, allein lange würde eine Armee, die so viel Unglück hatte und so tief erschüttert ist, sich dort nicht halten können. Die militärische Lage ist daher eine sehr prekäre. 8 8 1

rrotzdem behauptet der „Istok“, daß die Serben schon einen elffährigen Krieg geführt haben und vor keinem Opfer zurückgeschreckt sind. Auch jetzt könne man noch lange fortkämpfen; die Rudnicker Berge bieten den Serben natürliche, uneinnehmbare Pofitionen. Der Südslave ist zähe und das Unglück entwickelt in ihm jene Widerstandskraft, die die Türken aus den Kriegen im Anfange dieses Jahrhunderts kennen. In der That eilt Alles, was nur Waffen tragen kann, zum Kriegsminister und bittet um Waffen.

Der russische Generalkonsul Karzoff hat wichtige . aus Livadia heute erhalten. Man sagt, er habe dieselben gleich dem Fürsten telegraphisch nachgeschickt. Uebrigens geht Karzoff am 2. November zum Fürsten ins Hauptquartier, wo wichtige Dinge verhandelt werden sollen. 8

Belgrad, 3. November. (W. T. B.) Fürst Milan ist vom Kriegsschauplatze hierher zurückgekehrt.

Cettinje, 3. November. (W. T. B.) Fürst Nikita hat am 1. d. alle in Montenegro internirten türkischen Gefangenen, mit Ausnahme der Offiziere, entlassen und über Rjeka nach Shabljak gesandt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Novem⸗ ber. (W. T. B.) Der hiesige türkische Botschafter, Kabuli Pascha, beabsichtigt demnächst mit Urlaub nach Wien zu reisen, um dortige Aerzte zu konsultiren.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Oktober (H. N.) Die Fürstin von Wied ist gestern von Sophien⸗ ruh abgereist, um nach Deutschland zurückzukehren. In den Regierungs⸗Departements werden in dieser Zeit verschiedene Gesetzvorschläge vorbereitet, welche dem Reichstag vor⸗ elegt werden sollen. Darunter befinden sich mehrere Vor⸗ schlage, betreffend das Heerwesen. In Drontheim wurde am Sonnabend die feierliche Enthüllung der Torden skjold⸗Statue vorgenommen.

Afrika. Aegypten. Kairo, 3. November. (W. T. B.) In dem gestern dem Khedive überreichten Finanzprojekt von Goeschen und Joubert wird vorgeschlagen, die Daxrra aus der unifizirten Schuld auszuscheiden und die Moukabalah zur Amortisirung der auf kurze Frist abgeschlof⸗ senen Anleihen mit der Maßgabe zu verwenden, daß die

Amortisirung zu 80 Proz. des Nominalbetrages erfolgen soll. Ferner soll der Zinsfuß der Schatzanweisungen auf 10 Proz. herabgesetzt und eine 5 prozentige Anleihe von 15 Millionen Pfd. Sterl. ausgegeben werden, welche

durch die Erträgnisse der Eisenbahnen garantirt ist. Der hieraus sich ergebende Betrag soll verwendet werden, um die

Anleihen von 1862, 1868 und 1873 zu amortisiren. Nach deren Wegfall würde sich die unifizirte Staatsschuld von 91 Millionen auf 59 Millionen ermäßigen. Dieser Betrag von

59 Millionen soll für die Folgezeit und zwar bis zum Jahre 1885 mit 6 Prozent verzinst und mit ein Prozent jährlich amortisirt werden. Endlich wird die Ernennung von engli⸗ schen und französischen Generalkontroleuren vorgeschlagen, welchen in voller Unabhängigkeit vom ägyptischen Finanz⸗ Minister die Ernennung von Generalsteuereinnehmern im ganzen Lande einzuräumen wäre. Der Khedive hat das Pro⸗ jekt dem Ministerrathe überwiesen. .

Nr. 44 des „Centralblatt für das Deutsche Reich“, her⸗ ausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichs⸗ gebiet. Justizwesen: Ernennung von Mittgliedern Kaiserlicher Disziplinarkammern. Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Finanzwesen: Nachweisung über die bis zum 30. Septem⸗ ber 1876 präkludirten, ferner über die an diesem Tage im Umlaufe bezw. im eigenen Bestande der deutschen Notenbanken vorhanden ge⸗ wesenen, sowie über die nach erfolgter Einlösung vernichteten Bank⸗ noten; Goldankäufe Seitens der Reichsbank. Post⸗ und Telegrapen⸗ wesen: Durch Eilboten zu bestellende Briefsendungen nach dem Aus⸗ lande; Postverbindung mit Konstantinopel. Eisenbahnwesen: Er⸗ öffnung der Bahnstrecken Waiblingen⸗Backnang und Stühlingen⸗ Weizen. 3 Nr. 38 des „Justiz⸗Ministerialblatts“ enthält eine Allgemeine Verfügung vom 27. Oktober 1876, betreffend die Ver⸗ wendung des etatsmäßigen Fonds zu Bureaukosten; Verfügungen über die Verrechnung bez. Wiedereinziehung der an Forstschutzbeamte in Untersuchungssachen gezahlten Gebühren.

Nr. 23 des Armee⸗Verordnungs⸗Blattes, herausge⸗ geben vom Kriegs⸗Ministerium, hat folgenden Inhalt: Aufhören der Löhnungszahlung an die Militärgefangenen des Gemeinenstandes in den Festungsgefängnissen. Tagegelderbezug der außerhalb ihrer Garnison kommandirten servisberechtigten Militärbeamten. Winter Fahrplan der Militär⸗Eisenbahn. Pensionirung der Beamten der preußischen Militärverwaltung. Achter Nachtrag zum Schulrer⸗ zeichniß vom 19. Januar d. J. Eröffnung von Eisenbahnstrecken. Heranziehung von Offizieren und Unteroffizieren zu einem Turn⸗ kursus. Erstattung der Mehrkosten, welche durch Kommandirung von Handwerkern gegen die Garnisonverpflegung entstehen. Reise⸗ kompetenzen der zur Uebung in einem anderen Corpsbezirke heran⸗ gezogenen Reserve⸗Offiziere in den Fällen, in welchen Mehrkosten erwachsen würden. Cröffnung der Eisenbahn Bolchen⸗Teterchen. Begleitung der Kommandos von mehr als 20 Mann resp Pfer⸗ den Seitens der Offiziere. Eröffnung der Eisenbahn Scherfede⸗ Holzminden. Bekanntmachung der Lebensversicherungs⸗Anstalt für die Armee und Marine. Vorräthighaltung von Druckformularen bei der Königlichen Staatsdruckerei.

Das Septemberheft des „Centralblatts für die gesammte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ hat fol⸗ genden Inhalt: Gesetz, betreffend die Geschäftssprache der Behörden ꝛc. Verordnung, betr. die Gestattung des Gebrauchs einer fremden Sprache neben der deutschen als Geschäftssprache. Kommissionen für die wissenschaftliche Staatsprüfung der Theologen: Zusammen⸗ setzung der Kommission I. zu Breslau. Vertretung eines plötzlich verhinderten Kommissionsmitgliedes. Ausführung der neuen Vor⸗ schriften über Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im S. und Maschinenfache. Museen für rheinische Alterthümer zu Bonn und zu Trier. Errichtung von Standbildern der Gebrüde Humboldt vor dem Univers.⸗Gebäude zu Berlin. Verabfolgun neuer Verlagsartikel an die Königliche Bibliothek zu Berlin und an die Provinzial⸗Bibliothek. Preisaufgaben für die Auffindung eines Verfahrens zum Reinigen von Gipsabgüssen ꝛc. . Abstusung der Lehrergehälter. Verwendung von Besoldungserspar⸗ nissen. Kompensation der Leistungen bei der Gymnasial⸗Abiturienten

prüfung. Berichte über Handschriften und alte Druckwerke in Schul⸗ bibliotheken. Kaution der Rendanten höherer Unterrichtsanstalten. Ausstellung von Lehrmitteln preußischer Unterrichtsanstalten auf der internationalen Ausstellung zu Brüssel. Reihenfolge der Revision der Schullehrer⸗Seminare. Umfang der Uebungsorgel für Präpa⸗ randenanstalten. Rechnungswesen bei den Seminaren ꝛc.: Vermei⸗ dung von Etatsüberschreitungen, Behandlung der Mehreinnah⸗ men ꝛc. Beiträge der Arbeits⸗ und Lehrherren zur Unterhaltung einer gewerblichen Fortbildungsschule. Schulbildung der Armee⸗ Erfatzmannschaften. Vertretung der Schulgemeinde, der Schulstelle und des Lehrers, insbesondere in Angelegenheiten der Dotation der Schulstelle. Aufbringung der Kosten für Vertretung einer Schule in streitigen Bausachen. Verleihung von Orden. Cha Ve leihung. Personalchronik.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Stuttgart, Sonnabend, 4. November, Mittags. Die Kammern sind heute durch den König geschlossen wor⸗ den. In der Thronrede heißt es u. A.: „Ich sehe mit Genugthuung die Stände versammelt jetzt, wo eine be⸗ deutsame Periode pflichttreuen und fruchtbaren Schaffens schließt. Sie haben von Neuem Ihr patriotisches Interesse für die Befriedigung der außerordentlichen Bedürfnisse meiner Truppen bethätigt. Ich gedenke gern bei diesem Anlasse der Thatsache, daß mein Armee⸗Corps vor Kurzer die Probe tüchtiger Ausbildung und pflichtmäßiger Dis⸗ ziplin vor seinem Kaiserlichen Oberfeldherrn mit vollen Ehren bestand. Für die einheitliche Leitung der Staats⸗ geschäfte sowohl in den inneren Angelegenheiten des Landes, als auch in den Beziehungen zum Reich ist eine werthvolle Gewähr geschafeen durch das Verfassungs gesetz über die Bildung des Staats⸗Ministeriums. Verwaltungsrechtspflege wird vermöge der erzielten Eini⸗ gung weiter vervollkommnet werden durch Einführung eines öffentlichen mündlichen Verfahrens, durch Verminderung der Instanzen, sowie durch eine Umgestaltung der obersten Spruchbehörde im Sinne einer vermehrten richterlichen Unabhängigkeit. Das nahende Ende der sechsjährigen Wahlperiode mahnt mich, einen Rückblick zu werfen auf Alles, was diese Jahre an schwerwiegenden Ent⸗ schlüssen, Mühen und Erfolgen umfassen. Unter dem Eindrucke weltbewegender Ereignisse zum erstmaligen Zu⸗ sammentritte berufen, haben Sie durch Ihre Zustim⸗ mung die Verträge besiegelt, kraft welcher mein Land seine Stelle in dem Neubaue des Deutschen Reichs eingenommen hat. Von damals bis heute haben Sie in un⸗ ermüdetem Zusammenwirken mit der Regierung eine Fülle mannigfacher bedeutender gesetzgeberischer Aufgaben gelöst, wie sie in solchem Maße kaum einer früheren Landesvertretung beschieden waren. Empfangen Sie meinen warmen Dank für 9 . . 8 8 8 Ihren Rath und Ihre Arbeit.”.,..