1877 / 23 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen und die Hofpagen, welche die Insignien trugen, stellten sich rechts und links von den Herolden bis zum Königlichen Throne im Kreise auf; die Leibpagen Sr. Majestät des Kaisers und Königs auf der untersten Stufe des Thrones hinter dem Thronsessel. Der Ordens⸗Schatzmeister trat, sobald die Aufstellung der Pagen erfolgt war, zur Rechten der Herolde, bis er seinen Platz zwischen denselben einnehmen konnte. Der Ordens⸗Sekretär erwartete am Throne links den Ordens⸗Kanzler.

Die in der an das Königszimmer zur Rechten anstoßenden boisirten Galerie versammelt gewesenen Kapitelfähigen Ritter stellten sich vom Throne zur Linken in einem Halbkreise auf, und zwar so, daß die dem Ordens⸗Patent nach ältesten dem Throne zunächst zu stehen kamen. Der Ordens⸗Kanzler, und zur Linken desselben der Ordens⸗Sekretär, nahmen ihre Stellung links an den Stufen des Thrones.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen des Königlichen Hauses und die anwesenden Hohen Ritter aus anderen sou⸗ veränen Häusern stellten sich zur Rechten des Thrones nach dem Alter Höchstihres Ordens⸗Patents auf.

Schon vor Ankunft des Zuges waren im Rittersaale zu dieser Festlichkeit eingeladenen Obersten Hof⸗, Ober⸗ Hof⸗ und Hof⸗Chargen, der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, die Generale, die Staats⸗Minister, sowie Geheimen Räthe erschienen,

die

die Wirklichen und es hatten die Hof⸗Chargen rechts vom Throne, die Generale, Staats⸗Minister und Wirklichen Geheimen Räthe dem Throne gegenüber ihre Stellung eingenommen. Links vom Throne standen die General⸗Adjutanten, die Generale à la suite und die Flügel⸗Adjutanten, der Geheime Kabinets⸗Rath Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs, sowie das Prinzliche Gefolge, welche sich in der Rothen (Drap d'or-) Kammer versammelt hatten und dem Zuge nach dem Rittersaale gefolgt waren.

Se. Majestät der Kaiser und König, bedeckten Hauptes, bestiegen den Thron, ließen Sich auf den Thron⸗ sessel nieder und ertheilten dem Ordens⸗Ceremonienmeister den Befehl zur Einführung Sr. Königlichen Hoheit des V

Prinzen Wilhelm von Preußen.

Hierauf begaben Sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, nachdem Höchstdieselben Sich vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige verbeugt hatten, unter Vor⸗ tritt der Herolde, und geführt von dem Ordens⸗Ceremonien⸗ meister, in die Brandenburgische (Rothe Adler⸗) Kammer, empfingen dort Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm von Preußen, Höchstwelchem Ihre Königlichen Hoheiten bis zur Beendigung der Ceremonie als Parrains zur Seite blie⸗ ben, und geleiteten Höchsedenselben bis an die Stufen des Thrones. Daselbst angelangt, verbeugten sich Alle vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige. Der Ordens⸗Schatzmeister trat unterdessen zu den die Insignien tragenden Hofpagen, und der Ordens⸗Ceremonienmeister nahm seine Stellung dem Ordens⸗Kanzler gegenüber an den Stufen zur Rechten des Thrones ein.

Se. Majestät der Kaiser und König ließen jetzt durch den Ordens⸗Kanzler dem Ordens⸗Sekretär einen Wink ertheilen,

die das Aufnahme⸗Gelöbniß betreffenden Artikel 10 und 11. der Ordens⸗Statuten vom 18. Januar 1701 zu verlesen.

Nachdem dies geschehen, reichte der Ordens⸗Sekretär, welcher sich zur Linken des Ordens⸗Kanzlers aufgestellt hatte, dem Letzteren das Statutenbuch offen, welches dieser Sbenfalls geöffnet in die Hände Sr. Majestät des Kaisers und Königs niederlegte. Allerhöchstdieselben richteten sodann an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm von Preußen die Frage: „ob derselbe geloben wolle, die ihm soeben bekannt gemachten Ritterpflichten zu erfüllen“, worauf der Befragte, an den Thron hinantretend, indem er seine Rechte (die bloße Hand) auf das Statutenbuch legte, an Eides Statt er⸗ widerte:

„Ja, ich gelobe es!“ er Ordens⸗Kanzler empfing aus den Händen Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs das Statutenbuch zurück, um dasselbe dem Ordens⸗Sekretär wieder zu übergeben.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen V begab Sich in seine frühere Stellung zuruͤck und ward nun⸗ mehr, nachdem Höchstderselbe das Band des Ordens abgelegt hatte, von den beiden assistirenden Parrains mit dem Ordens⸗ mantel bekleidet. Der Ordens⸗Kanzler überreichte auf einem rothsammetnen Kissen, das er vom Schatzmeister empfangen, Sr. Majestät dem Kaiser und Könige die Ordenskette für Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm von Preußen. Hierauf trat Se. Königliche Hoheit zum zweiten Male an die Stufen des Thrones, ließ Sich vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige auf das durch einen Pagen herbeigebrachte Kissen mit dem rechten Knie nieder, und der Allerdurchlauchtigste Groß⸗ meister geruhte Höchstdemselben die Ordenskette umzuhängen und die Accolade zu ertheilen. Der neu aufgenommene Or⸗ densritter wurde von den assistirenden Parrains, unter Ge⸗ leitung des Ceremonienmeisters, zur Handreichung und dann zu dem Platze geführt, welchen er unter den Kapitel⸗ fähigen Ordensrittern einnimmt. Hierauf kehrten die Assi⸗ stenten auf Ihre Plätze zurück.

Se. Majestät der Kaiser und König ertheilten nunmehr dem Ordens⸗Ceremonienmeister den Befehl zur Einführung Ihrer Königlichen Hoheiten des Erbgroßherzogs von Sachsen, des Erbgroßherzogs von Baden, des Erbgroßherzogs von Mecklenburg⸗Strelitz und des Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen.

Hierauf begaben Sich Ihre Königlichen Hoheiten der

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Landgraf von Hessen und der Erbgroßherzog von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin, nachdem Höchstdieselben Sich vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige verbeugt hatten, unter Vortritt der Herolde, und geführt von dem Ordens⸗Ceremonienmeister, in die Brandenburgische (Rothe Adler⸗) Kammer, empfingen dort Ihre Königlichen Hoheiten den Erbgroßherzog von Sachsen, den Erbgroßherzog von Baden, den Erbgroßherzog von Mecklen⸗ burg⸗Strelitz und den Prinzen Friedrich Wilhelm von Hessen, Höchstwelchen Ihre Königlichen Hoheiten bis zur Beendigung der Ceremonie als Parrains zur Seite blieben, und geleiteten böchstdieselben bis an die Stufen des Thrones. Daselbst an⸗ elangt, verbeugten sich Alle vor Sr. Majestät dem Kaiser nd Könige, und es erfolgte die Investitur Höchstderselben nach inander, und zwar zunächst des dem Ordenspatent nach älte⸗ n, in derselben Weise.

Se. Majestät der König ertheilten nunmehr dem Ordens⸗ TCeremonienmeister den Befehl zur Einführung des Generals der Infanterie von Bose. Hierauf begaben sich die als Parrains en Kapitelsmitglieder, der General der

8 s. 8b

Kavallerie von Tümpling und der General der Infanterie von Kirchbach, nachdem sie sich vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige verbeugt hatten, unter Vortritt der Herolde, und pefühnt von dem Ordens⸗Ceremonienmeister, in die Branden⸗ urgische (Rothe Adler⸗) Kammer und geleiteten den daselbst noch harrenden Neuaufzunehmenden zu den Stufen des Thrones. Daselbst angelangt, verbeugten sich Alle vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige, worauf die Investitur voll⸗ zogen wurde.

Se. Majestät der Kaiser und König erhoben Sich darauf, um das Ordenskapitel abzuhalten. Hierzu war die Schwarze Adler⸗Kammer ausersehen, wohin der Zug sich nun vom Rittersaale aus in derselben Weise, wie vorher nach dem Rittersaale, in Bewegung setzte.

Von den General⸗Adjutanten, den Generalen à la suite und den Flügel⸗Adjutanten, sowie von dem Prinzlichen Ge⸗ folge, erwarteten im Rittersaale nur die dienstthuenden die Rückkunft Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen.

Die Herolde blieben innerhalb des Rittersaales an der Thür stehen, welche nach der Schwarzen Adler⸗Kammer führt. Nach Eintritt der Ritter, und nachdem die Pagen die Schwarze Adler⸗Kammer verlassen hatten, ward diese Thür geschlossen. b Hiermit endigte der Akt der Investitur, und das Kapitel egann.

ü Sobald Se. Majestät der Kaiser und König das Kapitel geschlossen hatten, legten Allerhöchstdieselben, sowie sämmt⸗ liche Ritter des hohen Ordens die Mäntel ab. —— —B—y—

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Der Bundesrath hielt am 25. d. M. die zweite Plenarsitzung. Den Vorsitz führte der Präsident des Reichs⸗ kanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann.

Nach Feststellung des Protokolls der 1. Sitzung wurde Mittheilung gemacht über die Ernennung von Bevollmächtigten zum Bundesrath, über eingegangene, den Ausschüssen zuge⸗ theilte Vorlagen.

Ein Antrag Bremens, betreffend probeweise Ermittelung des Bruttogewichts des mit Anspruch auf Steuervergütung ausgeführten Zuckers wurde dem betreffenden Ausschuß über⸗ wiesen.

Von Vorlagen, betreffend a. den Bericht des Vorsitzenden der Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines bürger⸗ lichen Gesetzbuchs über die bisherige Thätigkeit der Kommission, b. die Nachweisung über die den einzelnen Bundesstaaten überwiesenen Beträge an Reichsmünzen, c. die Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Reichs⸗Oberhandelsgerichts im Jahre 1876, wurde Kenntniß genommen.

Ueber Anträge, betreffend die Pensionsverhältnisse zweier Postbeamten, sowie eines elsaß⸗lothringischen Lehrers, soll in einer der nächsten Sitzungen Beschluß gefaßt werden.

Ein Antrag wegen Aenderung des Schemas für die Quittungsbücher der Militärpensionäre wurde den betreffenden Ausschüssen überwiesen.

Sodann wurde beschlossen a. über die Wiedervorlage des Entwurfs eines Gesetzes über die Untersuchung von See⸗ unfällen an den Reichstag in einer der nächsten Sitzungen ohne nochmaligen Ausschußbericht abzustimmen, b. den vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf wegen Abänderung des Artikels 32 der Verfassung abzulehnen.

Endlich wurden vier Eingaben, nämlich a. des E. O.

Noser & Co. und Genossen, d. d. Stuttgart den 5. Dezember 1876, betreffend den Eingangszoll auf Kakao, b. der Elb⸗ Patentlootsen, d. d. Hamburg und Altona den 30. November und 15. Dezember 1876, betreffend das Lootsenwesen auf der Elbe, c. des pensionirten schleswig⸗holsteinschen Hauptmanns Thum⸗ ser, d. d. München, den 23. Dezember 1876, betreffend seine Befreiung von der Zahlung der Gerichtstaxen im Civilprozeß gleich den bayerischen Militärpersonen, d. der Handels⸗ und Gewerbekammer in Zittau vom 22. d. Mts., betreffend das Gutachten von Dr. Roscher „Zur Kritik der neuesten wirth⸗ schaftlichen Entwickelung im Deutschen Reich“, den betreffenden Ausschüssen überwiesen.

Die Ausschüsse des Bundesraths für Justizwesen und für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten wurden die Etats der Rente des Kronfideikommißfonds, des Zuschusses zur Rente des Kronfideikommißfonds und der öffentlichen Schuld ohne Debatte genehmigt. Beim Etat der Domänenverwaltung (S. Nr. 22

d. Bl.) Einnahme Kap. 1 Tit. 3, Ertrag von Domänen⸗ vorwerken 12,315,568 ℳ, fragte der Abg. Krech, ob die Regie⸗ rung mit Domänenparzellirungen wie bisher nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus wirthschaftlichen Rücksichten namentlich in Neuvorpommern fortfahren werde. Der Regie⸗ rungskommissar Geh. Ober⸗Finanz⸗Rath Dreßler erwiderte, daß

im Finanz⸗Ministerium nicht eingetreten sei, daß aber in Rück⸗ sicht auf die ungünstigen Zeitverhältnisse die Domänenparzelli⸗ rungen einstweilen sistirt seien. Die Wiederaufnahme der⸗ selben werde von der Aenderung der Zeitverhältnisse ab⸗ hängen. Nachdem noch die Abgg. Sombart, Witt und Frentzel das Wort ergriffen, wurde die Position genehmigt. - Der Präsident brachte schließlichein Dankschreiben Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Carl für die Beileidsbezeugungen, welche ihm durch das Präsidium im Namen des Hauses anläßlich des Hinscheidens seiner Gemahlin dargebracht worden, zur Kenntniß des Hauses. Hierauf vertagte sich das Haus um 42 11 Uhr.

Uhr bis Dienstag

————— Auf Ve ng des Evangelischen Ober⸗Kirchenraths wird morgen das Ableben Ihrer Königlichen Hoheit der Prin⸗ zessin Marie Luise Alexandrine, Gemahlin Sr. König⸗ lichen Hoheit des Prinzen Carl von Preuf von den Kan⸗

zeln abgekündigt werden.

Die Einnahmen an Zöllen und gemeinschaft⸗ lichen Verbrauchssteuern, sowie anderen Einnahmen Alen im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. Januar bis zum Schlusse des Monats Dezember 1876 (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahrs) betragen: 1) Zölle und gemeinschaftliche Verbrauchssteuern 267,941,341 (+ 5,013,675 ℳ), 2) Wechselstempelsteuer 6,874,596

(— 338,532 297 3) Post⸗ und Telegraphenverwaltung

116,967,738 (+ 1,997,135 ℳ), 4) Reichseisenbahnverwal⸗ tung 31,179,098 (+¼ 847,664

V eine grundsätzliche Aenderung der Politik in dieser Beziehung V

mathwesen durch Entscheidung vom 16. Dezember 187 ie

herzog und die Großherzogin von Baden

und nahm fünf Stunden in Anspruch. Heut Konferenz bei Tisza und dieser ein gemeinsam

bisherigen Meldungen über die neue Basis der Verhandlungen

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 20. Ja⸗ nuar 1877 geprägt worden an Goldmünzen: 1,097,685,200 Doppelkronen, 337,530,330 Kronen; hiervon auf Privat⸗ rechnung: 171,345,164 8; an Silbermünzen: 71,653,095 5⸗Markstücke, 77,651,718 2⸗Markstücke, 142,512,165 1⸗Mark⸗ stücke, 50,908,606 50⸗Pfennigstuͤcke, 35,717,922 80 20„Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23,502,530 70 10⸗Pfennigstücke, 11,657,813 75 5⸗Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 6,039,064 34 2⸗Pfennigstücke, 3,377,119 13 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold⸗ münzen: 1,435,215,530 ℳ; an Silbermünzen: 379,443,506 80 ₰; an Nickelmünzen: 35,160,344 45 ₰; an Kupfer⸗ münzen: 9,416,183 47 ₰.

Bis Ende Dezember 1876 Deutschen Reichs an Landes⸗Silber⸗ und Kupfer⸗ münzen zur Einziehung gelangt: A. Landes⸗Silber⸗ münzen: Thalerwährung 462,934,454 08 ₰, süddeutsche Guldenwährung 195,669,387 76 Kronenthaler

sind für Rechnung des

J,

7,974,020 11 ₰, Konventionsmünzen des Zwanziggulden⸗ fußes 1,910,327 ₰, Silbermünzen Kurfürstlich und

Königlich sächsischen Gepräges 89,117 42 ₰, Silbermünzen schleswig⸗holsteinischen Gepräges 1,617,855 49 ₰, Silber⸗ münzen hannoverschen Gepräges 1613 45 ₰, mecklenbur⸗ gische Währung 204,526 97 ₰J, Hamburgische Courantwäh⸗ rung 1,766,962 11 J, Lübische Währung 754,991 84 J, Gesammtwerth A. 672,923,256 23 ₰; B. Landeskupfer⸗ münzen: Thalerwährung 2,414,972 55 ₰, süddeutsche Währung 647,452 45 J, mecklenburgische Währung 32,647 58 ₰, Gesammtwerth B. 3,095,072 58 ₰, hierzu Ge⸗ sammtwerth A. 672,923,256 23 ₰, Summe 676,018,328 II

Den Grundsatz der Nichterstattbarkeit von Reise unterstützungen hat das Bundesamt für das Hei 74 von neuem in einem Falle (Bremerhaven contra Kl. Pallubien) bekräftigt, wo aus Brasilien zurückkehrende Auswanderer in Bremerhaven nicht blos kurze Zeit mit Nahrungsmitteln ver⸗ sehen den Ersatz der desfallsigen Unterstützung hatte das in erster Instanz erkennende Bezirksverwaltungsgericht zu Danzig dem Verklagten rechtskräftig auferlegt —, sondern auch auf ihren Wunsch nach der Heimath in Westpreußen befördert worden waren.

Die Verrichtungen einer Stadtverordneten⸗ Versammlung oder einzelner Mitglieder derselben im Auf⸗ trage der Stadtverordneten⸗Versammlung sind nach einem Erkenntniß des Ober⸗-Tribunals, Senats für Strafsachen, vom 5. Januar 1877, innerhalb der durch die Gesetze gezoge⸗ nen Grenzen als amtliche zu betrachten. Die Beiseite⸗ schaffung von Urkunden einer Stadtverordneten⸗Versammlung,

welche in ihrem Auftrage einem Dritten übergeben worden, ist

demnach auf Grund des §. 133 des Strafgesetzbuches wegen Beiseiteschaffung von amtlich übergebenen Urkunden zu be⸗ strafen.

Der General der Kavallerie von Tümpling, kom⸗ mandirender General des VI. Armee⸗Corps, ist von Breslau und der General der Infanterie von Goeben, kommandirender General des VIII. Armee⸗Corps, von Coblenz hier eingetroffen.

Hessen. Darmstadt, 26. Januar. Der Groß⸗ 2 1 8 statteten gestern dem Großherzog einen Besuch ab.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Januar. Das „Fremdenbl.“ schreibt: „Gegenseitiges Entgegenkommen, bester Wille zur Verständigung, dennoch keine konkreten Beschlüsse, wohl aber auf beiden Seiten feste Entschlossenheit, den Ausgleich demnächst in seiner Totalität fertig zu stellen; in diese Sätze läßt sich Alles zusammendrängen, was an allgemeinen Stimmungsberichten aus den Pester Ministerberathungen verlautet. Positives liegt nicht vor, erstlich weil Positives nicht erzielt wurde, sodann weil man sich strenge Diskretion gegenseitig zur Pflicht ge⸗ macht zu haben scheint. Die Berathung fand bei Tisza statt 1 e soll eine weitere er Ministerrath

unter Vorsitz des Kaisers folgen. .

27. Januar. (W. T. B.) Die heutige „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Patent vom 23. d. M., durch welches der Landtag von Tirol aufgelöst und die Einleitung von Neuwahlen angeordnet wird.

Pest, 25. Januar. Der „Pester Lloyd“ schreibt: „Alle

über neue Ausgleichsprojekte, die bald dem Baron Lasser, bald dem ungarischen Ministerium, bald einem gemeinsamer Minister zugeschrieben wurden, werden als erfunden be zeichnet. Es war der Wunsch des Kaisers, daß die hochwich tige Frage von beiden Theilen nochmals durchgesprochen und irgendwelche Anknüpfungspunkte für weitere Verhandlungen ge⸗ sucht werden, wobei derselbe wiederholt betonte, daß die An⸗

gelegenheit jedenfalls noch im Laufe dieses Monats ihre Entschei-⸗

dung finden müsse. In diesem Augenblick läßt sich nu so viel sagen, daß die bisherigen Besprechungen und Berathungen in keiner Richtung zu einem Resultate ge⸗ führt haben. Das ist angesichts der großen Differenzen welche zwischen beiden Regierungen in Bezug auf die Bank frage bestehen, nicht zu verwundern und darf auch zu Be⸗ sorgnissen um so weniger Anlaß geben, als die Kon ferenz morgen Vormittags fortgesetzt wird, ja sogar eine neu Berathung unter Vorsitz des Kaisers hier oder in Wien nicht ausgeschlossen ist, was immerhin voraussetzen läßt, daß die Unterhandlungen noch nicht definitiv gescheitert sind. Allein nach allen Wahrnehmungen zu urtheilen, schein man in leitenden Kreisen nur geringe Hoffnung auf ein Ausgleichung der Gegensätze zu hegen, und fast gewinnen wir den Eindruck“, erklärt der „Pester Lloyd“, „als würden die Konferenzen lediglich zu dem Zwecke fortgesetzt, damit di absolute Unmöglichkeit der Verständigung nur nach dem Scheitern aller Versuche konstatirt werde. Die Lage scheint uns nach dem Allen in hohem Grade kritisch, und deshal nehmen wir Anstand, in ausführliche Erörterung derselben einzugehen. Alle Faktoren sind sich der vollkommenen Ver⸗ antwortung für die Folgen bewußt, welche die Komplizirung der Bankkrise durch eine andere Krise heraufbeschwören müßte.“ Die Minister Fürst Auersperg, Baron Lasser

und Baron Pretis reisen morgen früh mit dem Eilzuge der Staatsbahn nach Wien zurück.

Agram, 25. Januar.

prochen. Das öffentliche Bewußtsein des Landes habe sich für den Erlaß

üülle dos

Einem Sterbenden sei neulich von des Sakraments verweigert worden, weil er diesem nichts habe in seinem Testamente vermachen wollen, er habe jenem mit der Hölle gedroht, die Verwandten hätten seinen, des Justiz⸗Ministers, Schutz angefleht, er habe ihnen keinen gewähren können, weil es kein Gesetz ebe, das solchen Mißbrauch priesterlicher Gewalt bestrafe. enn der Exekutivgewalt nicht die Waffen gegeben würden. dergleichen Mißbräuche zu ahnden, so bleibe den Ministern nichts anderes übrig, als sich zurückzuziehen. (Große Sensation.) Dann erörterte der Siegelbewahrer weiter, wie Cavour den Wahlspruch: Freie Kirche im freien Staate“ anz anders habe verstanden wissen woellen, als diejenigen behaupten, die sich fälschlich seine Erben nennen; hätte er gewußt, daß die Feinde des Kabinets ihn so deuten würden: orgeschrittensten Theilen 1 „der Kirche müsse die Freiheit gegeben sein, die nationolen Institutionen lagen sie beinahe in allen Thälern und auf dem Lande. zu unterminiren und den Gesetzen den Gehorsam zu verweigern“, so Großbritannien und Irland. London, 25. Januar. E ö— Sr een een⸗ London, Janu⸗ er gesagt: „freie Kirche im freien Staate“, eristirte der⸗ (A. A. C.) Der Herzog und die Herzogin von Edin⸗ jenige Strafcoder noch, der anordnete, daß die Mißbräuche burgh, die, wie bereits gemeldet, gestern Malta an Bord der priesterlichen Gewalt geahndet werden sollten. (Bei⸗ Ihrer Majestät Schiff „Helicon“ verließen, haben sich fall.) Man möge doch ja nicht; ;

2 Der Landeskommandirende Feld⸗ Zeug⸗Meister Baron Mollinary ist in Grenzangelegenheiten eute nach Wien abgereist.

Schweiz. Bern, 24. Januar. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat eine Reihe von Entlassungen und Ver⸗ setzungen zur Landwehr für Offiziere der eidgenössischen

Armee bewilligt.

Tessin, 22. Januar. (N. Z. Ztg.) Das Resultat der Großraths⸗Wahlen, welche gestern stattfanden, ist zu Gunsten der Ultramontanen ausgefallen. Die Liberalen siegten in allen Städten und Flecken und in den industriellen und vorgeschrittensten Theilen des Landes; hingegen unter⸗

einem Priester die Verabreichung

I1 Die

3 glauben, daß die Priester durch Sanft⸗ nach Athen zu einem Besuche des griechischen Hofes begeben. muth, Milde und Mäßigung 4 gewinnen seien. Die Metzeleien Die Kinder des Herzoglichen Paares sind in Malta zurück⸗ Bartholomäusnacht hätten stattgefunden gerade in einer Zeit, als die geblieben. Der „Standard“ schreibt: „Der Brief des 1“ in ihren Kämpfen nachgelassen hatten. Von hier, vom irischen Abgeordneten, Majors O'Gorman, an den Marquis 18* aus, sei damals der Befehl zur Nieder⸗ von Hartington, worin dem Führer der Opposition der Ge⸗ erst⸗ 11 tanten ausgegangen. Das Gesetzprolekt sei der von Kon, . ttion der e. Schritt zu weiteren Reformen, welche man zur Regelung der horsam gekündigt und Mr. Butt als der alleinige Führer Verhältnisse des Staates mit der Kirche versprochen habe SDies der „Home⸗Rule“⸗Partei im Unterhause anerkannt Versprechen werde gehalten werden. (Beifall.) Endlich führte der wird, kennzeichnet eine neue Aera in der innern Redner auch an, daß die Bischöfe dem Gesetze ebenso wie die einfachen Politik. Bisher wurde die itrische Partei, obwohl sie Priester unterworfen sein würden, es sei darin keine Ausnahme zu in irischen Fragen unabhängig vorging, als ein Kontin⸗ deren Gunsten zu lesen. gent der gemischten Kohorte, die als die große liberale Partei (H. N.) Das Assessorenkollegium des Munizipiums bekannt ist, betrachtet. Major O'Gormans Brief zeigt, daß von Palermo hat dem neuen Präfekten Malusardi der Abfall der „Home⸗Rule“⸗Partei von den Liberalen voll⸗ seine Aufwartung gemacht, der ihm mittheilte, in welcher ständig, gänzlich und einmüthig ist. Es giebt nunmehr drei BWeise er die Interessen der Stadt und Provinz künftig wahr⸗ Parteien im Hause der Gemeinen: die Konservativen, geführt nehmen wolle. Rücksichtlicch des Sicherheitsdienstes von Sir Stafford Northeote, die Home⸗Rulers, geführt von äußerte er, daß selbe viele Bataillone wenig ausrichten wür⸗ Isaak Butt, und die Whigs und Radikalen, vor der Hand den, wenn die Polizei nicht von den redlichen Bürgern gut vereinigt unter der nominellen Führerschaft von Lord Har⸗ informirt würde, wo sie die Uebelthäter zu suchen habe. Er tington. Wir sagen „vor der Hand“, weil Anzeichen vorhan⸗ gab den Vätern der Stadt auch die Versicherung, daß der den sind, daß die Tage ihrer Allianz, die lange eher nominell Bau neuer Eisenbahnen und guter Landstraßen auf der als wirklich gewesen, gezählt sind, und daß über kurz oder Imsel bereits angeordnet sei, daß die Häfen von Palermo, lang die vier Parteien, die wirklich im Hause der Gemeinen Tormini und Trapani verbessert werden sollten, und existiren, abgesondert und getheilt dastehen werden.“ daß zur Herstellung der Arbeiten in diesem Jahre (E. C.) Die chinesische Regierung hat von einer 4 Mill. Lire angewiesen seien. An die Bürger der Stadt und Privatfirma zwei Kanonenboote neuester Art und für Provinz Palermo hat der neue Verwaltungschef Aufrufe er⸗ schweres Geschütz berechnet kaufen lassen. Britische Schiffs⸗ lassen, ihn zu unterstützen und ihm vertrauensvoll entgegen⸗ offiziere werden dieselben nach China geleiten und bis zur zukommen. Es werden ihm vom Festlande noch einige be⸗ Einübung chinesischer Mannschaften befehligen. währte Polizisten zugeschickt werden. Die energischen Maß⸗ Frankreich. Paris, 25. Januar. (Fr. Korr.) vegeln, welche Nicoterg angeordnet hat, beginnen ihre guten (gemäßigte) republikanische Linke ernannte gestern fol⸗ Früchte zu tragen. Eine in der Provinz Messina ihr Wesen genden neuen Vorstand. Präsident: Leblond; Vize⸗Präsidenten: Hande hat, als sie sich verfolgt sah, einen u““ Lisbonne und Pascal Duprat; Sekretäre: Journault und öab hkürzlich Fusahet 2 laufen lassen. In Camille Sée; Quästoren: Cochery und Margaine; leitender e Syrakus, haben die Karabinieri eine große Ausschuß: Albert Grévy, Jules Ferry, Devoncoux und Ber⸗ Räuberbande nach blutigem Kampfe gefangen genommen.

„— 26. Januar. (W. T. B.) Im Prozesse Nicotera ist heute die Verkündigung des Urtheils erfolgt, durch welches der Gerant der „Gazetta d'Italia“ der Verleumdung schuldig erklärt und deshalb zu 2 Monaten Gefängniß, 500 Lire Geldbuße und zum Schadenersatz verurtheit wird. Im Befinden des Papstes ist noch keine Besserung ein⸗ getreten, die Ertheilung von Audienzen ist suspendirt. Türkei. Konstantinopel, 26. Januar. (W. T. B.) Die bei den auswärtigen Mächten akkreditirten türkischen Botschafter sind angewiesen worden, den betreffenden Kabi⸗ neten von den Schritten Mittheilung zu machen, die die Pforte bei den Fürsten von Serbien und Monte⸗ negro behufs direkter Unterhandlungen über den Frieden unternahm. Der Großvezier hat ein Rund⸗ schreiben an die Gouverneure der Vilajets gerichtet, darauf hingewiesen, daß ungeachtet

nard Lavergne. In der republikanischen Union (äußerste Linke) hat Hr. Laussedat von dem Präsidium Besitz genom⸗ men. Der Petitionsausschuß der Deputirtenkam⸗ mer empfiehlt auf Antrag des Abg. Bertholon, eine von 87 Bürgern von La Ciotat, einem Hafenorte in der Nähe von Toulon, eingereichte Bittschrift, die auf Vertreibung der Je⸗ suiten und Konfiskation ihres unbeweglichen Vermögens anträgt, dem Justiz⸗Minister zur Berücksichtigung zu über⸗ weisen. Der Begnadigungsausschuß hat vorgeschla⸗ gen, die nach Neucaledonien deportirten Mitschuldigen der Kommune vollkommen zu begnadigen, jedoch unter der Be⸗ dingung, daß sie sich verpflichten, auch ferner in der Kolonie zu verbleiben. Dem gestrigen bürgerlichen Begräb⸗ nisse Lamberts, des Deputirten für Constantine in Algerien, auf dem Kirchhofe von Saint⸗Quen wohnte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, der Senator und Gouverneur von Algerien, General Chanzy, nebst vielen anderen Senatoren und Deputirten an; die bei Begräbnissen von Deputirten pflichtmäßige Truppen⸗ abtheilung fehlte. 8

Versailles, 26. Januar. (W. T. B.) Die Budget⸗ Kommission der Deputirtenkammer hat Gambetta zum Vorsitzenden gewählt. Das Ministerium hat eine Vor⸗ lage, betreffend die Bewilligung eines Kredits zur Unter⸗ stützung der von einer Hungersnoth bedrohten Bevölkerung in den sranzösischen Kolonien in Indien eingebracht.

Italien. Rom, 25. Januar. Die Rede des Mini⸗ ster⸗Siegelbewahrers für den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Mißbräuche bei der Geistlichkeit, wird in einer Korrespondenz der „Hamb. Nachr.“ folgendermaßen analysirt:

Der Siegelbewahrer gab sein Erstaunen darüber zu erkennen, daß die Vorlage so viele Opposition hervorrufe. In dem Programme von Stradella sei dem Lande ausdrücklich versprochen worden, daß ein solches Gesetzprojekt eingebracht werden solle, und dies Versprechen wolle man halten. Der König habe in seiner Thron rede dasselbe ver⸗

d G des Scheiterns der Kon⸗ ferenz die guten Beziehungen mit den Mächten fortdauerten und Anweisung ertheilt, die freundschaftlichen Beziehungen mit den Konsuln und den auswärtigen Staatsangehörigen aufrecht zu erhalten und jede Unordnung zu verhindern. Cöln, 26. Januar. (W. T. B.) Nach einem Tele⸗ gramm der „Kölnischen Zeitung“ aus Pera von gestern hat Midhat Pascha an die Fürsten von Serbien und Montenegro unter dem 24. d. ein offizielles Tele⸗ gramm gerichtet, das, aus dem französischen Urtext übersetzt, also lautet: „Ew. Hoheit werden sich erinnern, daß auf Ihr Gesuch die Mächte ihre guten Dienste bei der hohen Pforte verwendet haben, um einen Waffenstillstand herbeizuführen, und daß die Kaiserliche Regierung, stets beseelt von den gleichen Gesinnungen der Mäßigung und der Versöhnlichkeit, nicht gezögert hat, einen Waffen⸗ stillstand zu gewähren, der seitdem zweimal er⸗ neuert worden ist in der Hoffnung, solcher Gestalt die Schließung des Friedens zu erleichtern und unnützes Blut⸗ vergießen zu vermeiden. Der Augenblick ist nicht fern, wo die Feindseligkeiten nach Ablauf des letzten Weffenstillstandes zum großen Schaden der davon betroffenen Landstriche wieder aufgenommen werden würden. Ich frage mich, ob nicht von der einen oder anderen Seite ein ernster und aufrichtiger Versuch gemacht werden müßte, um einem solch beklagenswerthen Ereignisse vorzubeugen. In dieser Ansicht, die gleich sehr von der Vernunft, wie von der Menschlichkeit eingegeben wird und außerdem überzeugt davon, daß Ew. Hoheit in demselben Grade von der Liebe zum Frieden und von dem Wunsche beseelt sind, diesem bedauerlichen und unheilvollen Kampfe ein Ziel zu setzen, wende ich mich offen an Ew. Hoheit, um Sie persönlich zu einer Verständigung mit der Kaiserlichen Regierung vermittelst direkter Verständigung einzuladen.“ Weiter wird der „Kölnischen Zeitung“ gemeldet, ein Beamter der türkischen Regierung sei am 25. d. M. mit be⸗ sonderen Vollmachten nach Serbien gereist, die dahin gingen, die serbische Regierung zur Verständigung mit dem suzeränen Hofe behufs Wiederherstellung des Friedens zu bewegen. Wien, 26. Januar. Die Politische Korrespondenz“ meldet aus Konstantinopel: zwischen der Pforte und Montenegro s Friedensverhandlungen im

eines solchen Gesetzes ausgesprochen, dem man mit dem Projekte Genüge zu leisten glaube. Er halte es aber für nothwendig, Aufschluß darüber zu geben, warum gegen die Konspirationen des Klerus sofort gerichtlich eingeschritten werden müsse. Seit ihrem Regierungsantritte hätten sie, die jetzigen Räthe der Krone, stets die Gesetze die Gerechtigkeit hoch gehalten, sie hätten sich keine Schwachheiten dem Vatikan und dem Klerus gegenüber zu Schulden ommen lassen, wie ihre Vorgänger, welche dadurch die Sicherheit des Staats gefährdet. Die Bischöfe hätten sie, die derzeitigen Mi⸗ nister, stets unerschütterlich in ihren Ueberzeugungen gefunden, sie

alten sich weder durch Drohungen noch durch Schmeicheleien vom

zege des Rechts abbringen lassen und jene hätten sich endlich vor der ouveränetät des Staats gebeugt! Wenn sie auch kapitulirt ben, so hätten sie doch keineswegs die Waffen weggelegt. Vatikan habe noch immer eine zahlreiche Armee von

reitern zur Disposition, welche bereit seien, jeden Augenblick

den Kampf zu erneuern. In den vom Vatikan ausgehenden Cirku⸗ aren seien die Tagesbefehle Pius IX. enthalten, in denen er stets * Kegierung insultire und provozire, dies sei Grund genug, daß us Deputirtenkammer die Vorlage ohne Diskussion hätte annehmen sollen, denn zahlreich seien Fälle konstatirt, wo Priester ihre Amts⸗ Fewalt mißbraucht hätten. Hr. Mancini las hierauf ein bischöfliches Eirkular vor, durch welches die Gläubigen aufgefordert werden, nur aüein den Befehlen des päpstlichen Stuhles Folge zu leisten und sich vereit zu halten, zu handeln, wenn es Zeit sein werde. Der Priester, er solches predige, sei kein Diener des Herrn mehr, sondern ein Agent, welcher die Revolution predige. Der Minister ferner über einen in Sizilien vorgekommenen wo ein Bischof, um sich wegen eines vom 1 zu seinem Nachtheil erlassenen Erkenntnisses zu eren, alle Kirchen seines Sprengels mit dem Inter⸗ 8 belegt und sie habe schließen lassen, um Unruhen unter der Fmnatischen Bevölkerung hervorzurufen, in Folge dessen die Obrigkeit * genöthigt gesehen habe, die Kirchen mit Gewalt wieder öffnen ged assen. Einem Senator sei kürzlich die Erkommunikation an⸗ droht worden, wenn er an den Parlamentssitzungen Theil nehme.

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seien Gange, die Pforte sei zu einigen territorialen Konzesfionen an Montenegro bereit. Ferner sollten die drei insurgirten Provinzen als militärische General⸗Gauvernements reorgani⸗ sirt werden und neben den Gener⸗odekneurs christliche Civil⸗Administratoren erhalten. Außerdem sollten die Zapties nach dem Muster der österreichischen Gensd'armerie militärisch organisirt werden und zur Hälfte aus eingeborenen Christen bestehen. Paris, 25. Januar. Der „Moniteur“ berichtet: „Das „Journal des Debats“ bringt heute die Erklärungen, welche die Botschafter der sechs Regierungen in der Donnerstags⸗

sitzung abgegeben haben, um den Abbruch der Konferenz an⸗ zukündigen, wenn die Pforte ihre Vorschläge ablehne. Es ist nicht genug, daran zu erinnern, daß die Anträge ermäßigt worden waren, sondern es muß auch hinzugefügt werden, daß die Erklärungen, durch welche dieselben der Pforte zur An⸗ nahme empfohlen wurden, in sehr annehmlicher Form abge⸗ faßt sind und zeigen, bis zu welchem Punkte das Einvernehmen Europas in Betreff der Beruhigung der Balkan⸗Provinzen vollständig ist. Alle Bevollmächtigten zeigten dieselbe Haltung Schließlich haben wir noch eine Angabe des „Journal des Debats“ zu erwähnen, wonach die Pforte geneigt wäre, ihre vertrauensvollen Absichten in Bezug auf Frankreich kund zu geben und es um zehn Offiziere als Instructeurs für die Errichtung der Provinzial⸗Gensd'armerie zu ersuchen. Wir sind von dieser Aufmerksamkeit zwar sehr gerührt, aber es ist unsere Pflicht, zu erklären, daß unsere Armee gerade an Instructeurs unter ihren Offizieren keinen Ueberfluß hat, es also nicht sicher ist, daß bereits zehn disponibel sind. Es wäre vorzuziehen und den Erfordernissen der Lage angemessener, wenn die Pforte sich an die sechs Regierungen, deren Anträge sie abgelehnt hat, wenden wollte.“

Aus der Rede des englischen Ministers des Innern in Liverpool ist hervorzuheben, daß er sich sehr hoffnungsvoll über die Erhaltung des Friedens äußerte. „Ich glaube“ sagte er „daß im gegenwärtigen Augenblick größere Hoffnung für die Erhaltnng des Friedens vorhanden ist, als dies bisher der Fall gewesen, nicht allein für den Frieden Europas, sondern auch für die bessere Regierung der christ⸗ lichen Bevölkerung der Türkei.“ .

Das W. „Fremdenbl.“ schreibt unterm 25.: „Bis zur Stunde haben wir noch keinen Bericht darüber, ob es dem Grafen Zichy möglich war, gestern (Mittwoch) Konstantinopel u verlassen, wozu er den striktesten Auftrag hat, da die Kai⸗ rliche Regierung den höchsten Werth darauf legt, Hand in iud mit den übrigen Kabineten zu gehen und in gleicher

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Veise wie diese ihre entschiedene Mißbilligung der Haltung Pforte bekannt zu geben. Sollten die Stürme es dem fen Zichy unmöglich gemacht haben, Konstantinopel zu assen, so könnte die Abreise mittelst Lloyddampfer über Varna erst Freitag erfolgen. Graf Zichy hat übrigens die Geschäfte bereits dem Geschäftsträger Baron Herbert übergeben und jede Beziehung zur Pforte abgebrochen. ise des Aleko Pascha nach der ungarischen Hauptstadt und Konferenz, die derselbe dort mit dem Grafen An⸗ drassy hatte, beschäftigt natürlich lebhaft die öffentliche Meinung. Was über diese Vorgänge bis jetzt in die Oeffent⸗ lichkeit gedrungen ist, insbesondere die Mittheilungen der „Kölnischen Zeitung“ sind unrichtig. Die Mächte haben der Pforte, nachdem sie die so maßvollen, auf ein Minimum re⸗ duzirten Vorschläge abgelehnt hat, die volle Verantwortung für alles Weitere zugeschoben, und es liegt für keine derselben, am allerwenigsten für Oesterreich⸗Ungarn, eine Veranlassung vor, aus der bisher b. obachteten Zurückhaltung 8 1

8 ckl g herauszutreten und der Pforte im Augenblick, in dem sie, zumal Serbien gegen⸗ über, die Verlegenheit

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ge n ihrer Stellung zu empfinden be⸗ ginnt, die Lasten dieser Verantwortlichkeit abzunehmen. Es wird versichert, daß die offiziellen Persönlichkeiten, die sich zur Abschiedsvisite bei den abreisenden Botschaftern und Konferenz⸗ Delegirten hatten melden lassen, diese angesagte Visite dann absichtlich unterließen; diese berechnete Unart, denn als solche muß die Unterlassung aufgefaßt werden, ist üb igens nur eine Wiederholung; auch 1826, als die Vertreter der Londoner Protokollmächte abreisten, begingen die türkischen Minister diese Unart; man hätte meinen sollen, daß es im Interesse gerade der türkischen Staatsmänner gelegen wäre, diese Erinnerung nicht wach zu rufen. Die hiesige (Wiener) Kaiserlich otto⸗ manische Botschaft übersendet uns (dem W. „Fremdenbl.“) heute folgendes Communiqué: „Tultscha, 25. Januar, 10 Uhr 35 Mi⸗ nuten Vormittags. An den von einem Wiener Blatte gestern Morgens verbreiteten Gerüchten von Verhaftungen und De⸗ portirungen in Bulgarien und der Dobrudscha ist auch nicht ein Wort wahr. Die vollkommenste Ruhe hat auch nicht einen Augenblick aufgehört, hier zu herrschen“.

Rustschuck, 18. Januar. Der Kommandant der Donau⸗Armee, Achmed Ejub Pascha, ist, wie die „Pol. Korr.“ meldet, von seiner mittelbares Ergebniß seiner Inspektion ist hervorzuheben: die Ver stärkung der Festungen Widdin und Silistria durch Erdwer die Bildung eines 3000 Mann starken irregulären Kavalleriecorp zur Ueberwachung der Donau⸗Ufer; die beschleunigte Organisirung urn Abrichtung der Nationalgarde und endlich die weitere Errichtung von dre großen Feldspitälern in Schumla, Varna und hier. Ueberdies Lührt Achmed Ejub Pascha das Verdienst, den Gouverneur von Tultscha

der durch seine veratorische Verwaltung die Population

trieb, aus der Dobrudscha strafweise nach Try zu haben. Es fällt hier auf, daß das hiesige Amtsblatt Tur seit einiger Zeit Rußland provozirende Artikel veröffent licht. So widmet d nuar eine

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as Blatt in seiner Nummer vom 7. Jan die neue Verfassung verherrlichenden Artikel, in welchem Kapitel von der Sklaverei, in welcher die Polen, Tartaren un Tscherkessen in Rußland schmachten, breitgetreten wird. Gleichzeitig wird in dem Artikel erzählt, daß das Volk in Moskau geschrier habe: „Auch wir wollen eine solche Verfassung, wie die Türken sie haben, daß dort in diesem Sinne lautende Plakate angeschlagen wur⸗ den und die Behörden zu massenhaften Verhaftungen geschritten sind.“ Der russische General⸗Konsul enthielt sich jeder Bemerkung über diese Taktlosigkeit; in anderen Kreisen aber wird dieses provokatorische Auftreten des Amtsblatts sehr mißbilligt.

Serajewo, 10. Januar. Wie der „Pol. Korr.“ wird, hat Suleiman Pascha, der neue Truppenkommandant gabe, aus den früheren Baschi⸗Bozuks der Herzegowina eine Division in der Stärke von 8000 Mann zu formiren, nachdem Mithad Pasc wünscht, daß die Institution der Baschi⸗Bozuks ganz eingehe. f sollen die Mahomedaner durchgehends eine militärische Or in Regimenter, Bataillone und Kompagnien erhalten. keit der Beamten ist ganz von der Organisirung der Konstitutions⸗Adressen absorbirt. Als Spezimen dieser? sende ich den Wortlaut einer solchen aus dem Groß⸗Zworrn schake ein. Dieselbe lautet: „Wie

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„Wie sollten wir nicht zu C für die Gesundheit des Sultans und den Erfolg seiner Minist und Beamten, wenn man bedenkt, daß die Gnade Sultan uns Freiheiten gab, die andere Völker nur durch viel gossenes Blut erkaufen konnten. Wir empfingen die Konstitution mit großem Danke. Wir werden den großen Tag alljährlich mit Dankesgefühlen feiern. 3. Silhidze 1293.“ (30. Dezember 1876). Dieses Muster einer Dankadresse ist allen Gemeinden des Sand⸗ schakes zugestellt worden. Im Vilajet kommen große Unordnungen vor. Von allen Seiten kommen wieder Klagen über Gräuel⸗ thaten. In Belina wurde ein gewisser Hadschi Lazar erschlagen und ausgeraubt, in Tusla wurden am 9. d. M. die christlichen Dutschans (Bazar) angezündet und niedergebrannt und auch in an⸗ deren Orten wurden Gewalthaten gegen die Christen verübt. Nazif Peäischa entsendet wohl Spezial⸗Kommissäre, die aber insgesammt eine Gewähr für eine gerechte Untersuchung bieten. Die Zustände sind trotz Verfassung und Dankadressen trostloser Natur.

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