Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken vom 23. Januar ergiebt fol⸗ gende summarische Daten: Es betrug der gesammte Kassen⸗ bestand 734,767,000 ℳ, d. h. gegen die Vorwoche mehr 13,739,000 ℳ; der Wechselbestand im Betrage von 656,771,000
ℳ erscheint der Vorwoche gegenüber um 14,354,000 ℳ ver⸗ ringert, wie auch die Lombardforderungen bei einem Betrage von 87,131,000 ℳ eine Abnahme von 4,324,000 ℳ und der Gesammtbetrag der umlaufenden Noten mit 932,764,000 ℳ eine solche von 25,128 ℳ nachweisen; die täglich fälligen Verbindlichkeiten zeigen mit 186,559,000 ℳ eine Zunahme um 16,289,000 ℳ, und die an eine Kündigungsfrist gebun⸗ denen Verbindlichkeiten mit 103,686,000 ℳ der Vorwoche ge⸗ genüber um 141,000 ℳ vermindert.
— Im Sitzungssaale des landwirthschaftlichen Mini⸗ steriums fanden vom 22. bis 25. d. Mts. täglich Plenar⸗ berathungen der technischen Deputation für das Veterinärwesen statt. Die Verhandlungen bezogen sich
uf 1) die Regelung des Viehtransports auf Eisenbahnen,
) die Besprechung über die Ausführung des Viehseuchen⸗ gesetzes, 3) die ne. des Verbots der Einfuhr von Rindvieh aus dem Großherzogthum Luxemburg und Be⸗ sprechung über die bis jetzt bemerkbar gewordenen wirthschaft⸗ lichen Folgen der erlassenen Einfuhrverbote, 4) die Maß⸗ regeln gegen die Einschleppung der Rotzkrankheit aus russisch Polen, 5) die Dienstverhältnisse der Grenzthierärzte, 6) den Antrag, betreffend die Einführung des preußi⸗ schen Viehseuchengesetzes vom 25. Juni 1875 für das Deutsche Reich, 7) den Antrag, betreffend die Abän⸗ derung des Gesetzes vom 18. März 1868 wegen Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu benutzender Schlachthäuser und 8) Anträge, betreffend den neuesten Ausbruch der Rinderpest. An den Verhandlungen nahmen Theil: Ministerial⸗Direktor Marcard als Vorsitzender der technischen Deputation für das Veterinärwesen, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath von Nathusius, Geheimer Ober⸗Medizinal⸗Rath Professor Dr. Virchow, Ge⸗ heimer Medizinal⸗Rath Gerlach, Geheimer Medizinal⸗Rath Professor Dr. Skrzeczka, und Regierungs⸗Assessor Fleck als Kommissarien des Han⸗ dels⸗Ministers, Regierungs⸗Rath Roloff als Vertreter des Reichs⸗Gesundheitsamts, die Geheimen Regierungs⸗Räthe Kraefft und Wiebe als Kommissarien des Reichs⸗Eisenbahn⸗ amts, Geheimer Regierungs⸗Rath Beyer und Gerichts⸗Assessor von Seydewitz als Kommissarien des Ministers für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten, Professor Müller, Departe⸗ ments⸗Thierarzt Dr. Pauli, Dr. med. Löwe, die Ritterguts⸗ besitzer Graf Zedlitz⸗Trützschler, Geryott, Graf von Ziethen⸗ Schwerin, Graf von Holstein⸗Waterneversdorf und Plehn, der Lehrer der Thierarznei⸗Schule Dieckerhoff und die Gutsbesitzer Groenewald und von Hof.
— Streitigkeiten der selbständigen Gewerbetrei⸗ benden mit ihren Gesellen, Gehülfen ꝛc., die sich auf den Antritt, die Fortsetzung oder Aufhebung des Arbeits⸗ verhältnisses, auf die gegenseitigen Leistungen während der Dauer desselben beziehen, sind, soweit für diese Angelegen⸗ heiten besondere Behörden bestehen, nach §. 108 der Reichs⸗ Gewerbe⸗Ordnung, bei diesen zur Entscheidung zu bringen. Insoweit solche Behörden nicht bestehen, erfolgt die Ent⸗ scheidung durch die Gemeindebehörde. In Beziehung darauf hat das Reichs⸗Ober⸗Handelsgericht, J. Senat, in einem Erkenntniß vom 8. Dezember 1876 die Streitfrage, ob auch Schadensersatz⸗Ansprüche wegen unberech⸗ tigter Aufhebung des Arbeitsverhältnisses zwischen Ge⸗ werbetreibenden und ihren Gesellen unter die Bestimmungen des erwähnten Paragraphen fallen, bejaht. Die ordentlichen Gerichte sind demnach nicht zuständig zur Entscheidung von Streitigkeiten, bei denen es sich um Schadensersatz wegen un⸗ berechtigter Aufhebung des Arbeitsverhältnisses handelt. „Der §. 108“, führt das Erkenntniß des Reichs⸗Ober⸗Handelsgerichts aus, „spricht nicht blos von Streitigkeiten, in denen es sich darum handelt, ob das Arbeitsverhältniß anzutreten, fortzu⸗ setzen oder aufzuheben, — auch nicht allein von Prozessen, in denen Antritt, Fortsetzung oder Aufhebung des Arbeitsverhält⸗ nisses gefordert wird, sondern allgemein von „Streitigkeiten, die sich auf den Antritt, die Fortsetzung oder Aufhebung des Arbeitsverhältnisses beziehen.“ Die ratio legis geht unverkennbar dahin, daß von den im Gesetz bezeich⸗ neten besonderen Behörden, weil sie in der Regel den in Be⸗ tracht kommenden Verhältnissen näher stehen, vermöge ihrer größeren Vertrautheit mit den Personalien und Lokalien
und den Gewerbszuständen eher eine billige schlichtende Aus⸗ gleichung oder eine technisch begründete Entscheidung zu er⸗
warten sei als von der richterlichen Kognition. Diese ratio trifft aber nicht nur dann zu, wenn darüber gestritten wird, ob das Arbeitsverhältniß fortzusetzen oder zu lösen, sondern
eben sowohl auch dann, wenn das Arbeitsverhältniß thatsäch⸗
lich gebrochen ist und nicht die landesgesetzlich meist gar nicht verfolgbare Wiederaufnahme desselben, sondern die Berechti⸗ gung zur thatsächlichen Lösung und die davon abhängende Leistung des Erfüllungsinteresses Gegenstand des Streites ist.
— Von S. M. S. „Elisabeth“ sind Nachrichten d. d. Kapstadt, den 1. Januar cr. bei der Admiralität eingegangen.
S. M. S. „Luise“ verließ am 17. November 1876 Shanghai, ankerte am 22. November im Hafen von Foochow, ging am 7. Dezember wieder in See und ankerte am 8. dess. Mts. auf der Rhede von Amoy.
Düsseldorf, 28. Januar. (Elbf. Ztg.) Die Trauer⸗ kunde von dem Tode Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs Eugen von Württemberg in unserer Stadt allge⸗ meines Bedauern hervorgerufen. Bereits gestern Abend kam die Gemahlin des Verstorbenen, Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Wjera, sowie heute Morgen mit Extrazug Ihre Majestät die Königin von Württemberg hier san. Dee hohen Herrschaften sind im „Europäischen Hof“ abgestiegen, wo der Herzog provisorische Wohnung genommen hatte. ar. (Elbf. Ztg.) Der Leichnam Sr. des Herzogs Eugen von Württem⸗ 1 iĩd mit den üblichen militärischen Ehren zur Cöln⸗Mindener gebracht und nach Stuttgart befördert werden. Gestern traf auch die Mutter des Verstorbenen, Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wil⸗ helmine von Württemberg, hier ein. Die hohen Herrschaften werden heute Abend 11 Uhr mit Extrazug wieder unsere Stadt verlassen.
Braunschweig. Braunschweig, 30. Januar. Die Ges. u. V. S.“ enthält eine Verordnung, die Publikation mit der Krone Preußen wegen der Führung der Ottbergen⸗
Königlichen Hohei
berg wird heute
Geheimer Ober⸗Baurath Schneider
Northeimer Eisenbahn durch das diesseitige Gebiet abgeschlosse⸗ nen Staatsvertrages betreffend, d. d. Braunschweig, den 15. Januar 1877; ferner ein Kirchengesetz, die Ord⸗ nung des Hauptgottesdienstes an den Sonn⸗ und Festtagen, sowie am grünen Donnerstage, Charfreitage und Bußtage be⸗ treffend, d. d. Braunschweig, den 17. Januar 1877.
Anhalt. Dessau, 28. Januar. (A. St. A.) Der Her⸗ zog und die Herzogin werden sich morgen früh mit der Prinzessin Elisabeth über Berlin nach Stettin begeben, um dort mit dem Großherzog und der Großherzogin von Mecklen⸗ burg⸗Strelitz zusammen zu treffen. Der Erbgroßherzog wird sich von Berlin aus den Höchsten Herrschaften anschließen.
— Der Landtag genehmigte in seiner Sitzung am 26. d. M. in dritter Berathung den Gesetzentwurf, die Be⸗ nutzung von Leichen zu wissenschaftlichen Zwecken betreffend. Demnächst fand die erste Berathung des Gesetzentwurfs, die Synodalordnung betreffend, statt. Der Gesetzentwurf wurde einer Kommission überwiesen. In der dann folgenden ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den unterirdischen Abbau von Fossilien, welche dem Verfügungsrecht des Grund⸗ eigenthümers unterliegen, wurde beschlossen, die Berathung im Plenum zu erledigen.
8. 5
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Januar. (W. T. B.) Der Kaiser hat heute die ungarischen Minister in Audienz empfangen. Morgen findet eine Zusammenkunft aller am Ausgleiche direkt betheiligten Minister bei dem Fürsten von Auersperg oder bei dem Finanz⸗Minister von Pretis statt.
— (W. T. B.) Der Budgetausschuß hat nach einer längeren Debatte namentlich aus finanziellen Rücksichten mit 15 gegen 11 Stimmen den vom Referenten gestellten Antrag, betreffend die Bewilligung eines Kredits von 600,000 Fl. für die Betheiligung an der Pariser Weltaus⸗ stellung, abgelehnt. Der Referent Gomperz zog in Folge dieses Beschlusses sein Referat zurück und meldete einen An⸗ trag der Minorität auf Bewilligung der genannten Summe an.
Pest, 28. Januar. Wie der „Köln. Z.“ telegraphisch gemeldet wird, wurde ein Angebot mehrerer Häufer der Gruppe Rothschild zur Errichtung der ungarischen Bank von Tisza angenommen, falls die Verhandlung mit der National⸗ bank scheitern sollte. Der Bankfonds würde 30 Millionen in Gold betragen.
Großbritannien und Irland. London, 26. Ja⸗ nuar. (E. C.) Der britische General⸗Konsul in Belgrad, Mr. White, hat auf einige Monate Urlaub genommen und kommt hierher. Derselbe seinem Amte schon jetzt durch den Konsul in Jassy, Mr. St. John, vertreten. — Das Truppenschiff „Jumna“ wird heute, nachdem die Einschiffung der Soldaten beendet, nach Bombay abgehen.
— Der „A. A. C.“ zufolge soll in der Nähe von Walton
Ferry im Hafen von Harwich ein neues Fort errichtet
werden.
Frankreich. Paris, 28. Januar. Die drei Sub⸗ kommissionen für das Budget hielten gestern im Palais Bourbon Sitzung. Bei der ersten, die sich mit dem Finanz⸗ wesen zu beschäftigen bat⸗ kam die Einrichtung der General⸗ Schatz⸗ und Zahlmeister zur Sprache. Die zweite Subkom⸗ mission hat die Berichterstatter über die verschiedenen ihr über⸗ tragenen Angelegenheiten ernannt: Inneres, öffentlicher Unter⸗
richt, schöne Künste, Justiz, Ehrenlegion und National⸗Buch⸗ druckerei; die dritte hat sich in drei Unterabtheilungen ver⸗
theilt: Krieg, Marine und auswärtige Angelegenheiten.
— Der „Moniteur“, der die orleanistisch gesinnten Mitglieder des Kabinets vertritt, schreibt heute:
„Obgleich Hr. Gambetta sich angestrengt hat, darzuthun, daß der Budgetausschuß der Regierung nicht feindlich gesinnt sei, so geht uns doch aus guter Quelle zu, daß auf dem Ministerium des Innern diese Erklärungen nicht für baare Münze genommen und an der Herstellung einer wirklichen Regierungsmehrheit gearbeitet wird, um die Wirkungen einer neuen Koalition der Radikalen Bonapartisten zu vereiteln. Während Hr. Gambetta Erklärungen abgiebt, die sehr friedlich lauten, führen seine weniger geschickten und durch den erlangten Erfolg berauschten 2ganz andere Redensarten im Munde. Sie verheimlichen ihre nicht, daß sie dem linken Centrum ein Ende wollen, das in ihren Augen jetzt der „Intrigant“ den ist, wie es das rechte Centrum in der früheren versammlung war.
gewor⸗ National⸗
heit treten. Die radikalen Deputirten sind überzeugt, daß sie die Unterstützung der Bonapartisten erhalten, welche das linke Centrum niederschmettern wollen.
Ohne etwas überstürzen zu wollen, arbeitet er an der Stärkung des linken Centrums
geworden ist. friedene, nämlich die, welche von dem Budgetausschuß deshalb gus⸗
geschlossen wurden, um die Unterstützung der Bonapartisten zu er⸗ halten. Wenn die Voraussehungen des Ministers des Innern sich
bestätigen, so könnte es leicht so kommen, daß der Sieg des Herrn Gambetta und der Radikalen nur von kurzer Dauer sein wird.“ Die „Köln. Ztg.“ bemerkt dazu:
ben, Gambetta lahm zu legen, so wird er in die neue
gierungsmehrheit jedenfalls nicht allein die Orleanisten, 9 auch einen Theil der Klerikalen aufnehmen müssen, zu Gambetta nicht allein die Radikalen, sondern auch ein großer Theil der Mitglieder der gemäßigten Linken hält, und
8
er in Hauptfragen über mehr als 250 Mitglieder der Kammer
verfügt. Gelingt es Jules Simon, eine neue Mehrheit zu gründen, so dürfte dieselbe mehr einen klerikal⸗orleanistischen
als einen republikanischen Charakter erhalten.“
— (Köln. Ztg.) Der seit Donnerstag in Toulouse tagende Kongreß der katholischen Gesellen⸗ vereine hielt gestern seine Schlußsitzung. Der Deputirte
und ehemalige Rittmeister Graf Mun führte den Vorsitz und
hielt eine äußerst heftige Rede. Er sagte unter Anderem:
„Die Stunde des Kampfes gegen die Revolution hat geschla- wir müssen mit der Festigkeit unseres Glaubens, mit
unserer I an die Prinzipien der Kirche, mit der Macht der 2
Erzbischof von Toulouse und fast alle Civil⸗ behörden der Stadt.
Spanien. Madrid, 27. Januar. (Ag. Hav.) Ein Dekretdes General⸗Gouverneurs der Philippinen⸗Inseln
erklärt den Hafen Jolo für Einfuhr und Ausfuhr offen,
wird in
mit den
Absicht machen
n Sind die gemäßigten Republikaner machtlos gemacht, so wird man die gemäßigte Linke zur Gefangenen machen und die radikale Linke wird an die Spitze der republikanischen Mehr⸗
se ollen. Der Minister⸗Präsident Jules Simon, ver⸗ birgt sich den Ernst dieses Unternehmens und dessen Gefahren nicht.
int d der Linken, was ihm in Folge der Niederlage dieser beiden Parteien bei der Wahl des Budgetausschusses leichter Andererseits giebt es in dem radikalen Verein Unzu-
8 I „Sollte, wie der „Moniteur“ versichert, Jules⸗Simon wirklich die Absicht
ht der Vereinsbildung in den Kampf eintreten.“ Ungefähr 5000 Personen wohnten der Versammlung an, darunter der und Militär⸗
verbietet dagegen den e mit Kriegswaffen und Muni⸗ tion, sowie mit solchen Artikeln, welche der öffentlichen Sitt⸗ lichkeit und der Gesundheit Schaden bringen.
Bilbao, 26. Januar. Die baskischen Zeitungen treten den Madrider Journalen entgegen, welche behaupten, daß die Munizipalitäten bereitwillig die Rekrutirungs⸗ listen aufstellten. Die Geistlichkeit habe nur auf Befehl des Bischofs von Vitoria nachgegeben. Mehrere Kriegsdampfer sind in Bilbao eingelaufen und der militärischen Behörde zur Verfügung gestellt. Eine große Aufregung herrscht in den Grubendistrikten von Somorostro und Galdames. Die in den letzten Tagen verhafteten Alcalden sind freigelassen worden.
Italien. Rom, 22. Januar. Der „Bersagliere“ von gestern Abend brachte folgende Mittheilung: „Obwohl der Gesundheitszustand Sr. Excellenz des Ministers des In⸗ nern zu keinerlei ernsten Befürchtungen Anlaß giebt, so haben 58 doch seine Aerzte angerathen, einige Tage in absoluter Ruhe zuzubringen; er wird daher, theils um dem Drängen seiner Freunde nachzugeben, theils um seine Mutter wieder zu sehen, Rom verlassen und etwa zehn Tage in Calabrien zu⸗ bringen. Wir glauben, daß während dieser kurzen Abwesen⸗ 8 der Minister⸗Präsident interimistisch die Verwaltung des
inisteriums des Innern übernehmen wird, damit die Er⸗ keeeung der laufenden Geschäfte nicht die geringste Stockung erleide.
— 27. Januar. (Ag. Hav.) Der Papst ist beinahe wieder hergestellt und wird am Montag seine Audienzen wie⸗ der aufnehmen.
— 28. Januar. (Köln. Ztg.) Alle Nachrichten über den schlechten Gesundheitszustand des Papstes (welche haupt⸗ sächlich aus französischen Quellen flossen) sind falsch. Der Papst ist bei guter Stimmung und hat nur etwas Brustbeschwerden gehabt.
— 29. Januar. (Köln. Ztg.) Im nächsten Konsisto⸗ rium werden zu Kardinälen ernannt die Erzbischöfe Eder von Salzburg, Kutschker von Wien, Langénieux von Reims, Bischof Pie von Poitiers, und einige italienische Bischöfe.
Türkei. Konstantinopel, 29. Januar. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, daß die Pforte demnächst mit der Ernennung christlicher Gouverneure vorgehen wolle.
Brüssel, 29. Januar. (W. T. B.) Der „Nord“ be⸗ spricht die Möglichkeit eines Friedensschlusses der Pforte mit Serbien und Montenegro und bemerkt hierbei, daß der Krieg zwischen ihnen nur ein Zwischenfall gewesen sei. Wenn dieser Zwischenfall erledigt sein werde, so werde die Hauptfrage nichtsdestoweniger fortbestehen. Die Lage der Dinge sei auf den Punkt wieder zurückgeführt, auf dem sie vor dem serbischen Kriege gewesen wäre. Ein Friedensschluß der Pforte mit den Fürstenthümern würde die Aufgabe, welche Europa vor diesem Kriege verfolgte, unberührt lassen.
Wien, 29. Januar. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ wird gemeldet, Fürst Milan habe das Telegramm Midhat Paschas wegen der Einleitung direkter Friedensverhandlungen bereits am 27. d. Abends telegraphisch mit der Erklärung seiner prinzipiellen Bereitwilligkeit beantwortet. Gleichzeitig habe Fürst Milan eine Mittheilung der Grundlagen für die Verhand⸗ lungen erbeten. Serbien hoffe, die Basis der Verhandlungen würde dieselbe sein, wie die von der Konstantinopeler Kon⸗ ferenz vorgeschlagene. Die Verhandlungen dürften, wie die „Politische Korrespondenz“ weiter meldet, in Wien zwischen Aleko Pascha und dem serbischen Agenten Zukits geführt werden; hierauf scheinen die zwischen Beiden bereits eröffneten Pourparlers hinzudeuten.
— Ein St. Petersburger Korrespondent der Wien. „Abendpost“ schreibt: „So hat denn die Hohe Pforte durch ihr Verhalten den Abbruch der Konferenz herbeigeführt. Und doch hatte ja das so rücksichtsvolle Entgegenkommen der Botschafter ihr Gelegenheit geboten, durch einige Zugeständ⸗ nisse ganz Europa und namentlich ihre eigenen chvristlichen Unterthanen zu befriedigen. Nach zuverlässigen Nachrichten haben in der Sitzung des großen Rathes die mohamedanischen Mitglieder desselben ein ernstes Schweigen beobachtet. Es war daher sonderbar, daß gerade die christlichen Mitglieder des Rathes ihre Stimmen gegen die Konferenzvorschläge, welche im Interesse der Christen gemacht wurden, erhoben und die⸗ selben mit der Würde des ottomanischen Reiches unverträglich fanden. Was die christlichen Rathsmitglieder zu einer solchen Sprache veranlaßte, ist nicht schwer einzusehen. Mit Geschick säen die Türken unter den christlichen Unterthanen des osmanischen Reiches Unfrieden, sie hetzen nun die Griechen egen die Bulgaren auf und erreichen ihren Zweck. Den Türken scheint die Isolirung der Pforte noch nicht gehörig einzuleuchten. Dieselben bilden sich ein, daß mit der Abreise der Botschafter noch nichts verloren sei, es blieben ja Geschäfts⸗ träger zurück. Nun würde der Sultan deutlich zeigen, daß es ihm mit den Reformen Ernst sei, es gäbe nach der Kon⸗ stitution nicht mehr Moslims und Giaurs, sondern nur noch Ottomanen, alle gleich berechtigt und gleich beglückt. Niemand zweifelt an den guten Absichten Abdul Hamids. Bilden sich aber Midhat Pascha und seine Freunde wirklich ein, daß die auf dem Papiere schon Mißtrauen erregende Konstitution wirklich durchzuführen sei? Wie soll eine Verfassung in der Türkei durchgeführt werden, wo Türken, Tscherkessen, Drusen, Kurden, Beduinen, Armenier, Griechen, Bulgaren, Arnauten u. s. w. zusammen tagen werden?“
— Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“ aus Pest: „In den Regierungskreisen Konstantinopels ist man noch immer höchst entzückt über die Rede, welche der Delegirte des katholischen Patriarchen in der Sitzung des Großen Rathes gehalten, und in der er sich, wie bekannt, für die Ablehnung der Bedingungen der Konferenz ausgesprochen hat. Die Pforte will nun darin ein günstiges Prognostikon für die baldige und auch gründliche Pazifizirung Bosniens, das doch zum nicht geringen Theile von Katholiken bewohnt ist, er⸗ blicken, da sie hofft, daß nun die katholische Geistlichkeit in dieser Provinz mit mehr Nachdruck auf die dortige katholische Bevölkerung einwirken werde, um ihre Bestrebungen von denen der mit dem jetzigen Regime Unzufriedenen zu trennen. Hauptsächlich dürfte aber dieser Vorgang des erwähnten Dele⸗ girten sowohl auf die katholischen Miriditen als auch ihren Anführer Prenk, der noch immer in seinem Residenzstädtchen Oroscia zurückgezogen weilt und mit der türkischen Regierung schmollt, und noch immer der Aufforderung Derwisch Paschas, ihn in Skutari zu besuchen, keine Folge eleistet hat, von großem Einflusse sein. Wer die Anhänglichkeit der Miriditen an den vecge Stuhl kennt, wird finden, daß sich in dieser Hinsicht die Pforte s werlich einer Täuschung hin⸗ geben dürfte.“ 1“ “ “ —
— Nach einem bis zum 31. Dezember 1876 reichenden amtlichen Ausweise der österreichischen Regierung belief sich die Zahl der bis zu diesem Tage in dem kroatisch⸗slawonischen Grenzgebiete befindlichen bosnischen Flüchtlinge auf 56,579 Seelen. .
— Aus Erzerum, 14. Januar, wird der „Pol. Korr.“ berichtet: 2 n
„Die Truppenzüge aus Siwas, Beyrut, Damaskus und Smyrna dauern fort. Die Ungunst der winterlichen Jahreszeit stört die militärische Bewegung ganz und gar nicht. Auf der von Trapezunt hierher führenden Straße bewegen sich forkwährend Truppen⸗ kolonnen, lange Transportzüge mit Munition und Mundvorräthen und Geschütze, welche mühselig durch Schnee und Koth vorwärts gebracht werden. Die Truppen und das Kriegsmaterial bleiben theilweise hier, theilweise werden sie nach der russischen Grenze dirigirt. Die kleinasiatische Armee ist in drei Corps eingetheilt, deren Stäbe sich in Erzerum, in Batum und in Bajazid be⸗ finden Jedes der drei Corps besteht aus zwei Divisionen zu 28 Bataillonen Infanterie, 12 Schwadronen Kavallerie und 48 Ge⸗ schützen. Au voller Kriegsstärke, die allerdings zur Stunde noch nicht erreicht ist, zählt das Infanterie⸗Bataillon 850 Mann. Bis zum 1. -Sr2 rechnet man, 170 Bataillone beisammen zu haben, von welchen 36 Bataillone auf die Festungsbesatzungen kommen, so daß die Operations⸗Armee 134 Bataillone stark sein dürfte. Rech⸗ net man noch die Irregulären hinzu, so wird der Gesammtstand der türkischen Armee, die nöthigenfalls auch für eine Offensive genügen dürfte, sich immerhin ohne Uebertreibung auf einen Kom⸗ battantenstand von 120⸗ bis 130,000 Mann taxiren lassen...
Zwischen Poti und Batum ist der früher so lebhaft gewesene Ver⸗ kehr fast ganz eingestellt. In Batum sollen zwei türkische Panzer⸗ fregatten und mehrere Avisos fortwährend zur Disposition des tür⸗ kischen Armeekommandos stationiren. Von der Versenkung von Tor⸗ pedos ist man abgekommen, da die türkische Flotte im Schwarzen Meere ihre dominirende Stellung behaupten zu können hofft. Das Uebelste in der ganzen gegenwärtigen Sachlage bleibt die türkische Papiergeldwirthschaft, welche sehr unangenehme Zustände im sozialen Verkehre schafft. Die reichen Armenier haben das Gold und Silber längst aufgekauft, und das Disagio der Kaimjes ist horrend. Die gangbarste Münze war bisher hier der russische Imperial, und dieser hat jetzt ein Agio von 40 %.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Januar. (St. Pet. Herold.) Das gestrige Bulletin über den Gesund⸗ heitszustand Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Ni⸗ kolai Nikolajewitsch des Aeltern lautet: „Nach einer ruhig verbrachten Nacht konnte Se. Hoheit heute Morgen mit Hülfe eines Stockes durch die Zimmer gehen; der Appetit hat sich in hohem Grade wieder eingestellt; das Verlangen nach Speise ist ein starkes.“ — Der „Regierungs⸗Anzeiger“ enthält in seiner heutigen Nummer folgende Mittheilung:
„Anläßlich der gegen Ende des vorigen Jahres stattgehab⸗ ten Mobilisirung einiger Theile unserer Armee wurde in einem Leitartikel in Nr. 9 des „Golos“ auf die Mängel hin⸗ gewiesen, welche sich angeblich bei Anordnung der Truppen⸗ beförderung auf den Eisenbahnen gezeigt hätten. Diese un⸗ begründete, ohne faktische Belege aufgestellte Annahme kann nicht richtig genannt werden. Der beschleunigte Trans⸗ port der Truppen auf den Eisenbahnen in großen Massen ist eine sehr komplizirte Sache, die bei uns zum ersten Male bei der gegenwärtigen Truppenmobilisirung in Anwendung ge⸗ bracht worden ist. Obwohl man bei diesem ersten Versuch auch auf unerwartete Hindernisse gestoßen ist, so ist doch ungeachtet der von der Jahreszeit abhängigen ungünstigen Bedingungen sowohl der Transport aller zur Kompletirung der Truppen⸗ theile bestimmten Personen und Pferde, als auch später der Truppentheile selbst, die nach den südlichen Grenzgebieten di⸗ rigirt worden sind, mit einer derartigen Präzision ausgeführt worden, daß alle Corps sich zu den vorher bestimmten Ter⸗ minen an den Sammelpunkten konzentrirten. Die niederen Chargen erhielten täglich warme Speisen, und alle gesund⸗ heitlichen Präservativmaßregeln waren ergriffen worden, wo⸗ von auch der gegenwärtige Gesundheitszustand sämmtlicher Truppen der aktiven Armee Zeugniß ablegt. Ein solches Re⸗ sultat giebt die genügende Versicherung, daß die Operation schnell genug ausgeführt worden ist. Doch selbstverständlich wird dieser erste Versuch nicht spurlos vorübergehen und viele nützliche Fingerzeige für die Zukunft bieten.“
— Nach der „Birsha“ sind im Etat für das laufende Jahr 1877 ausgesetzt (die eingeklammerten Ziffern bezeichnen den Personalbestand der betreffenden Vertretung): 1) für die Botschaften in: Konstantinopel (21) 115,500 Rbl., London (11) 87,500 Rbl., Wien (12) 86,000 Rbl., Berlin (12) 84,700 Rbl., Paris (11) 84,600 Rbl., Rom (10) 68,000 Rbl.; 2) für die Gesandtschaften in: Peking (9) 57,700 Rbl., Jeddo (6) 47,700 Rbl., Teheran (11) 47,000 Rbl., Madrid (6) 43,100 Rbl., Washington (3) 39,500 Rbl., Athen (9) 37,500 Rbl., Stuttgart (7) 31,800 Rbl., Stockholm (6) 31,600 Rbl., Bern (6) 31,000 Rbl., Haag (7) 29,600 Rbl., Kopenhagen (5) 29,600 Rbl., Dresden (5) 28,500 Rbl., Brüssel (3) 26,000 Rbl, München (3) 26,000 Rbl., Lissabon (2) 22,000 Rbl., Rio Janeiro (2) 22,000 Rbl., Weimar (4) 14,100 Rbl., Karlsruhe (2) 12,000 Rbl., Hamburg (2) 11,500 Rbl., Darmstadt (2) 11,000 Rbl. Im Ganzen 1,120,500 Rbl.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. Ja⸗ nuar. Der Bericht der Bevollmächtigten des Riksgäldskontors an den Reichstag beziffert die fundirte Schuld des schwe⸗ dischen Staates auf 173,156,536 Kronen oder 37,609,000 Kronen mehr als im Vorjahre. Fügt man hierzu noch die schwebenden Schulden, so beläuft sich die gesammte Schuld⸗ summe auf 18,102,980 Kronen. An Eisenbahnobligationen waren emittirt 190,054,978 Kr., wovon im Laufe des Jahres 1876 16,898,441 Kr. amortisirt wurden.
Amerika. Washington, 29. Januar. (W. T. B.) Die bereits erwähnte Botschaft des Präsidenten Grant, betreffend die vom Kongreß beschlossene Bill über die Entscheidung der Präsidentenwahlfrage, weist auf die Gefahren hin, von denen das Land bedroht sei, und be⸗ zeichnet die Bill als ein geeignetes verfassungsmäßiges Mittel, jedweder Krise vorzubeugen. Das Land wünsche den Frieden, der Präsident sei überzeugt, daß die Bill von der Bevölke⸗ rung ohne Widerstand werde aufgenommen werden.
St. Domingo, 6. Januar. (K. Ztg.) Seit der neu⸗ erwählte Präsident Buenaventura Baez, der Besieger seines Vorgängers Gonzalez, am 22. v. M. seinen Einzug in die Stadt hielt, ist die Kuhe in der Republik wieder hergestellt. Die Kaffee⸗Ernte auf Hayti ist sehr günstig ausgefallen.
Asien. Japan. Jedo, 10. Dezember. Ein unter dem Vorsitz des Justiz⸗Ministers zu Kumamoto tagender be⸗ sonderer Gerichtshof hat die Untersuchung gegen die Theilnehmer an dem Aufstande in den südlichen
Provinzen Japans beendet und seine Urtheile gefällt. Das über 12 der Angeklagten, mit Einschluß des Hauptan⸗ führers Mayebara, ausgesprochene Todesurtheil ist bereits am 3. d. M. durch Enthauptung mit dem Schwerte vollstreckt worden. Von den übrigen etwa 500 Gefangenen sind nahe⸗ zu 250 freigesprochen, während 235 mit lebenslänglicher oder eitiger Zwangsarbeit, 15 mit Verlust des Adels bestraft wurden.
Australien. Mittheilungen:
„Das Sklavenschiff „Care“ ist an der südaustralischen Küste gescheitert. Mit der niederländisch⸗ indischen Dampfschiff⸗ fahrtsgesellschaft ist ein Kontrakt zur Herstellung eines Postdienstes zwischen Port Adelaide, Port Darien und Batavia abgeschlossen worden. Die Regierungen von Java und Südaustralien werden sich zu einer jährlichen Subsidienzahlung verpflichten.
Die „A. A. C.“ bringt u. A. folgende
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Konstantinopel, Dienstag, 30. Januar. Heute soll an die Vertreter der Pforte im Auslande ein Rundschreiben expedirt werden, welches dieselben über die von der Türkei einzuhaltende Politik zu orientiren bestimmt ist.
Helsingfors, Dienstag, 30. Januar. Der finnländische Landtag ist am 27. d. M. eröffnet worden. Die Kaiserliche Eröffnungsrede gedenkt der Treue des finnländischen Volkes, sowie der in der Industrie gemachten Fortschritte und der Wiederherstellung des Wohlstandes des Landes. Unter den dem Landtage zur Berathung vorzulegenden Entwürfen wird ein Antrag auf Erweiterung der Eisenbahnen gegen Norden hin, sowie ein Gesetzentwurf auf Einführung der allgemeinen Wehrpflicht erwähnt.
Nr. 7 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen: vom 24. Januar 1877. Ausgabe der Abtheilungen 2 und 3 von Abschnitt IV. der Allgemeinen Dienstanweisung für Post und Telegraphie.
— Nr. 2 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und Handels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: I. Allgemeine Verwaltungsgegen⸗ stände: Feststellung der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern für die Rechnungeperiode vom 1. Januar 1876 bis 31. März 1877 und Anfertigung der statistischen Uebersichten für diesen Zeitraum. — Nachweis der Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern für 1876 und für das I. Quartal 1877. — Aufstellung monatlicher Handels⸗ ausweise. — III. Indirekte Steuern: Behandlung des in Brauereien vorgefundenen Mehrgewichts an Braumalzschrot. — Erkenntniß, Unterlassene rechtzeitige Beikassirung eines Stempels. Unmöglichkeit, sich den Stempel zu verschaffen. — Nebenverträge, in welchen Je⸗ mand sich zur Bestellung einer Kaution verpflichtet, ohne solche so⸗ gleich zu bestellen, sind stempelfrei. — Anschreibung der Soole und Mutterlauge in der Salzabgabenstatistik. — VI. Personalnachrichten.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Bei den engeren Wahlen zum Reichstage sind ferner gewählt worden:
im 1. Berliner Wahlkreise: Dr. Max Hirsch, Schrift⸗ steller in Berlin, mit 5659 gegen 5280 Stimmen, welche Ober⸗ Bürgermeister von Forckenbeck erhielt;
im 2. Berliner Wahlkreise: Klotz, Kreisgerichts⸗Rath in Berlin, mit 11,423 gegen 5032 Stimmen, welche Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck erhielt;
im 3. Berliner Wahlkreise: Herz, Bezirksgerichts⸗Rath in Nürnberg, mit 11,718 gegen 6070 Stimmen, welche Heinr. Rackow in Berlin erhielt;
im 6. Potsdamer Wahlkreise: Dr. Mendel in Pankow mit 8258 gegen 6610 Stimmen, welche Korvetten⸗Kapitän z. D. von St. Paul erhielt;
im 8. Potsdamer Wahlkreise: Hausmann, Stadtrath zu Brandenburg, mit 5457 gegen 5344 Stimmen, welche Willmanns, Stadtgerichtsrath in Berlin erhielt;
im 1. Danziger Wahlkreise: Hausburg, Oekonomie⸗ Rath in Berlin, mit 10,291 gegen 4652 Stimmen, welche Dekan Bader in Tiegenhagen erhielt;
im 2. Danziger Wahlkreise: Albrecht, Landschafts⸗ direktor auf Suzemin mit 5766 gegen 4727 Stimmen, welche Pfarrer Mühl in Orhoeft erhielt;
im 7. Marien werderschen Wahlkreise: Graf zu Eulenburg, Landhofmeister zu Berlin, mit 10,747 gegen 7683 Stimmen, welche Joseph von Prondzinski auf Skarpy erhielt;
im 8. Marienwerderschen Wahlkreise: Lehr, Ritter⸗ gutsbesitzer auf Kl.⸗Nakel mit 5477 gegen 3543 Stimmen, welche Propst Steinke in Kl.⸗Nakel erhielt;
im 3. Bromberger Wahlkreise; Wehr, Ritterguts⸗ besitzer auf Kensau, mit 7048 gegen 4603 Stimmen, welche von Ro⸗ galinski⸗Krolikowo erhielt;
im 3. Breslauer Wahlkreise: von Kardorff, Ritter⸗ gutsbesitzer auf Wabnitz, mit 10,831 gegen 3443 Stimmen, welche H. Aßmann erhielt; G
im 9. Breslauer Wahlkreise: Witte, Appellations⸗ gerichts⸗Rath in Breslau mit 7890 gegen 7042 Stimmen, welche Graf von Nückler⸗Ober⸗Weistritz erhielt;
im 11. Breslauer Wahlkreise: August Kapell in Ham⸗ burg, mit 6657 gegen 6167 Stimmen, welche Ed. Franz sen. in Langenbielau erhielt.
im 7. Liegnitzer Wahlkreise: Professor Dr. Gneist in Berlin mit 8793 gegen 6552 Stimmen, welche Graf zu Stolberg⸗ Kreppelhof ergielt;
im 9. Hannoverschen Wahlkreise: Spangenberg, Landesökonomie⸗Rath in Hameln mit 9019 gegen 9017 Stimmen, welche von Lenthe, Ober⸗Appell⸗Rath a. D. zu Lenthe erhielt.
im 4. Arnsberger Wahlkreise: Eugen Richter, Regie⸗ rungs⸗Assessor a. D. zu Berlin, mit 9972 gegen 8807 Stimmen, IGEGbe dereet 1“*“ 8
Landtags⸗Angelegenheiten.
Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend die hessische Brandversicherungs⸗Anstalt vor⸗ elegt worden. Nach demselben soll die Verwaltung der durch die andgräflich Hessen⸗Casselsche Verordnung vom 27. April 1867, die Errichtung der Brandkasse betreffend, gegründeten, durch die Verord⸗ nung, betreffend die Ausdehnung der Wirksamkeit der General⸗ Brandkasse zu Cassel auf die Bezirke Gersfeld, Orb und Vöhl vom 1. Juni 1867, auf die gedachten Bezirke ausgedehnten und bisher nach Maßgabe des Allerhöchsten Erlasses vom 18. September 187], betreffend die Organisation der mit der Verwaltung der General⸗ Brandkasse zu Cassel beauftragten General⸗Brandversicherungs⸗ Kommission, von dieser Kommission verwalteten vige Brand⸗ versicherungs⸗Anstalt als eines fortan bemmanalstsnd sghen Instituts auf den Kommunal⸗Landtag des Regierungsbezirks Cassel und dessen Organe übergehen. ““ 1““
Mportalitäts⸗Statistik und
8 nd. Gesundheitsverhäl nisse. Nach den bei dem Kaiserlichen Gesundheitsamt bis zu der am 20. Januar cr. beendeten dritten Jahreswoche erfolg⸗ ten Mittheilungen sind von je 100,000 Einwohnern gestorben: in Berlin 47, in Breslau 59, in Königsberg 58, in Cöln 44, in Magdeburg 73, in Stettin 62, in Altona 38, in Straßburg 55, in München 65, in Augsburg 57, in Dresden 36, in Leipzig 37 , in Stuttgart 49, in Braunschweig 71, in Karlsruhe 32, in Ham- burg 49, in Wien 55, in Prag 92, in Basel 53, in Brüsse 42, in Paris 51, in Amsterdam 46, in Rotterdam 48, im Haag 45, in Kopenhagen 40, in Stockholm 63, in Christiania 45, in Rom 54, in Neapel 69, in Turin 44, in Bukarest 51, in Lon⸗ don 42, in Glasgow 54, in Liverpool 51, in Dublin 62, in Edinburgh 39, in Alerxandria (Aegypten) 111, in New⸗York 44, in Philadelphia 39, in Boston 42, in San Franzisco 45, in Kalkutta 72, in Madras 94, in Bombay 62. Kiel, 24. Januar. (Kiel. Ztg.) Behufs Ausführung der Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 sind an der preußischen -8e. und Inselküste 78 Strandämter errichtet, deren orstände den Titel Strandhauptmann führen; demselben sind 273 Strandvögte untergeordnet. Auf die Provinz Preußen fallen davon 6 Strandämter mit 44 Strandvögten, kuf Pommern 12 Strand⸗ ämter mit 33 Strandvögten, auf Schleswig⸗Holstein östlichen Theils 20 Strandämter mit 83 Strandvögten, westlichen Theils 19 Strand⸗ ämter mit 78 Strandvögten und auf die Provinz Hannover 21 Strand⸗ ämter mit 35 Strandvögten. In einigen Bezirken wird das Amt der Strandvögte theils von den Strandhauptleuten, theils von den Polizeibehörden wahrgenommen. Kunst, Wissenschaft und Literattrr. Bezüglich der Mittheiluug in Bezug auf die Entscheidung der Gesuche von Privaten, welche um die Bewilligung der Benutzung des Königlich bayerischen allgemeinen Reichsarchivs und der ihm untergeordneten Königlichen Kreis⸗Archive einlaufen, wird zur Beseitigung von Mißverständnissen, wozu der darin vorkommende Ausdruck „Gesuche um Benützung der Königlichen Archive“ in seiner Allgemeinheit eine gewisse Veranlassung bieten kann, der „Allg. Ztg.“ geschrieben, daß diese Mittheilung lediglich einer Bekanntmachung des Königlichen Reichsarchives über die Behandlung der zu seiner Kom⸗ petenz gehörigen Archivbenützungsgesuche vom 23. Dezember v. J. in der Nr. 2 des Amtsblattes des Staats⸗Ministeriums des Innern, unter welchem das Reichsarchiv steht, entnommen ist, wonach sich von selbst versteht, daß dieselbe auf die Entscheidung von Gesuchen um die Genehmigung der Benützung des Königlichen Geheimen Haus⸗ und Staatsarchives, welche beide zum Ressort des Königlichen Staats⸗ Ministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußern zählen, keinen Bezug hat. -
— Von der dritten verbesserten Auflage von Voigts Ge⸗ schichte des brandenburgisch⸗preußischen Staates, bear⸗ beitet von Dr. F. Voigt, Professor an der Königlichen Realschule in Berlin, ist in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung (Harrwitz K Goßmann) soeben die fünfte Lieferung erschienen. Dieselbe behandelt die Geschichte Friedrichs des Großen.
— Die Zeitschrift für Bauwesen, herausgegeben unter Mitwirkung der Königlichen Technischen Baudeputation und des Architekten⸗Vereins zu Berlin. Redaktions⸗Kommission: Fr. Hitzig, J. W. Schwedler, H. Herrmann, O. Baensch, H. Oberbeck, Mit⸗
lieder der technischen Baudeputation und des Architektenvereins. Redacteur: F. Endell, Bauinspektor im Königlichen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Jahrgang XXVII., Heft 1 — 3, (Berlin 1877;, Verlag von Ernst u. Korn), enthält außer amt⸗ lichen Bekanntmachungen folgende bauwissenschaftliche Mittheilungen in Original⸗Beiträgen: Die St. Johanniskirche in Altona, mit Zeichnungen von Hrn. Baumeister Johannes Otzen in Berlin. Der Personenbahnhof der Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger Eisenbahngesell⸗ schaft zu Berlin, mit Zeichnungen von Hrn. Baurath L. Quassowski in Berlin. Der Kaiserhof in Berlin, mit Zeichnungen von den Herren Architekten v. d. Hude und Hennicke in Berlin. Der eiserne Ueberbau der Warthe⸗Brücke bei Posen im Zuge der Posen⸗Kreuz⸗ burger Eisenbahn, mit Zeichnungen von Herrn Baudirektor Gustav Meyer und Hrn. Ingenieur Hinrichs in Berlin. Die Sohlen⸗ geschwindigkeit und die Geschwindigkeits⸗Scala der Ströme, mit Zeichnungen von Hrn. Wasserbau⸗Inspektor J. Schlichting in Tilsit. Kamin im Schlosse Nesselrode⸗Hugenpoet, mit Zeichnungen mit⸗ getheilt von Hrn. Baumeister Fr. Tophof in Solingen. Ueber den Backstein, von Hrn. Post⸗Baurath R. Neumann in Cöln. Sodann Mittheilungen nach amtlichen Quellen. Mittheilungen aus Ver
einen. Literatur.
8 Gewerbe und Handel.
In dem Prozesse gegen die Gründer der Aachenelr Tuch fabrik wurde laut Meldung der „Aach. Ztg.“ am 26. Januar das Urtheil publizirt. Nach demselben wurden verurtheilt: Schöller sen. zu einer Woche Gefängniß und 2000 ℳ Geldstrafe event. 200 Tage Gefängniß, Schöller jun. zu acht Monaten Ge⸗ fängniß, von Alpen zu einem Jahr Gefängniß, Resach zu fünf Monaten Gefängniß, Sorski zu fünf Monaten Gefängniß und Goldfreund zu zwei Monaten Gefängniß.
Düsseldorf, 28. Januar. (K. Ztg.) In der gestrigen Sitzung des hiesigen Zuchtpolizeigerichts wurde das Urtheil in dem Prozeß der Cre⸗ feld⸗Kreis⸗Kempener Industrie⸗Eisenbahngesellschaft verkündet. Dasselbe lautet gegen: 1) Richard Freudenberg, Eisen⸗ bahn⸗Direktor zu Süchteln, auf 5 Monate Gefängniß; 2) August Klein, früher Eisenbahn⸗Direktor zu Süchteln und jetzt Kaufmann zu Altenburg, auf ebenfalls 5 Monate Gefängniß, und 3) Karl Herz, früher Banquier zu Düsseldorf und jetzt Kaufmann zu Berlin, auf 2 Monate Gefängniß, während der Mitangeklagte, Advokat⸗Anwalt a. D. Anton Bloem, freigesprochen wurde.
— (A. A. C.) Der Import von eingepökeltem Fleisch in England hat im abgelaufenen Jahre beträchtlich zugenommen. Der Werth der Einfuhr in den zwölf Monaten betrug 884,257 Pfd. Sterl. gegen 593,054 Pfd. Sterl. in 1875.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der „Berl. Akt.“ meldet, daß die ursprünglich für den 29. d. M. in Aussicht genommene allgemeine Tarifkonferenz derdeutschen Eisenbahn⸗Verwaltungen auf den 5. Februar berufen ist. Tags vorher findet hier in Berlin eine Konferenz der sämmtlichen Privatbahnverwaltungen statt, um sich über die zu der Vorlage des Handels⸗Ministers zu nehmende Stellung zu verständigen.
Bern, 27. Januar. Der Verwaltungsrath der Neuen Bern⸗ Luzern⸗Bahn⸗Gesellschaft hat sich, der „N. Zürch. Ztg.“ zu⸗ folge, heute für eine Vereinbarung mit dem Kanton Bern inkom⸗ petent erklärt und will die betreffenden Vorschläge der Aktionärgesell⸗ schaft unterbreiten. “
— In der letzten Generalversammlung der Aktionäre der Simplonbahn wurde Mittheilung gemacht über die gegenwärtige Situation des Unternehmens. Mit dem Kanton Wallis und den Gemeinden des Oberwallis hat die Gesellschaft Verträge abgeschlossen behufs beschleunigter Herstellung der Linie Visp⸗Brieg. In Italien wurden unter Vermittlung des Bundesrathes Schritte gethan, um die Konzession für die Bahn südlich vom großen Tunnel zu erhalten und um von der italienischen Regierung die Zusicherung zu erlangen, daß sie selbst die südlichen Zufahrtslinien herstellen werde. In Be⸗ zug auf das Verhältniß zu Frankreich werden, wie die „N. Zürch. Ztg.“ meldet, offizielle Schritte bei der französischen Regierung nicht gethan werden, bevor die gegenwärtig in Bearbeitung liegenden ge⸗ nauen Pläne und Kostenvoranschläge vollendet sein werden.
New⸗York, 29. Januar. Das Postdampsschiff des Nordd. Lloyd „Weser“, welches m 13. Januar von Bremen und am 16. Januar von Southampton abgegangen war, ist gestern 4 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier angekommen.
Baltimore, 28. Januar. Das Postdampfschiff des
Nordd. Lloyd „Nürnberg“, welches am 10. Januar von Bremen
abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.