1877 / 66 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

S. M. S. „Hertha“ ist, telegraphischer Nachricht ufolge, am 16. d. Mts. durch S. M. E. „Augusta“ in uckland abgelöst worden und hat an demselben Tage die Heimreise 1I „S. M. S. ‚„Friedrich Carl“ ist, telegraphischer Nach⸗ richt zufolge, am 16. d. Mts. in Gibraltar eingetroffen.

Stettin, 15. März. Gestern starb hier nach fünftägi⸗ gem Krankenlager der Landesdirektor der Pommern, von Heyden⸗Linden, im Alter von 35 Jahren.

Bayern. München, 15. März. (Allg. Ztg.) Die Prinzessin Gisela reist morgen von hier direkt nach Messina, woselbst im Laufe dieser Tage, auf der Fccese von der Reise nach Aegypten, der Erlauchte Gemahl derselben, Prinz Leopold, eintreffen wird und die hohen Herrschaften einige Zeit zu verweilen beabsichtigen. Das Kriegs⸗ Ministerium hat auf gegebene Veranlassung hin bestimmt, daß die Tauglichkeit zum Dienste mit der Waffe bei den 111“ die Fähigkeit des Unterscheidens der Ferben „Roth, Grün und Weiß“ voraussetze. Die Mann⸗

chaften des aktiven Dienststandes der Eisenbahn⸗Compagnie ind hierauf gleichmäßig zu untersuchen und eventuell die mit rbenblindheit Behafteten zum 1. Pionier⸗Bataillon gegen satzleistung an Mannschaften gleicher Jahrgänge aus dem Stande der letzteren zu versetzen.

16. März. (W. T. B.) Beide hiesige Gemein de⸗ kollegien beschlossen, an Se. Majestät den Kaiser zu dessen bevorstehendem Geburtsfeste eine Glückwunschadresse zu richten und am Festtage alle städtischen Gebäude beflaggen u lassen. An dem im „Bayerischen Hofe“ stattfindenden großen

estmahle werden sich beide Gemeindekollegien betheiligen.

HOesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. März. (W. T. B.)

m Abgeordnetenhause ist heute die Regierungsvorlage, etreffend die Wahl einer Deputation des Reichsraths, zur Ver⸗ handlung mit dem ungarischen Reichstage über das Verhältniß der Beitragsleistung zu den Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten eingegangen. Die Interpellation über die in Rumänien stattgehabte E“ wurde vom Minister⸗ dahin beantwortet, daß die Re⸗

ierung sofort die erforderlichen Verfüsungen getroffen babe Die Untersuchung sei noch im Gange, der bei eem Vorgang gravirte 8 und die Beamten desselben seien in Anklagestand versetzt. Der Minister des Auswärtigen werde nichts unterlassen, um die österreichisch⸗ungarischen Staatsangehörigen zu schützen und die Vertragsrechte zu wahren. Die Vorlage wegen Ankaufs der Braunau⸗ Straßwalchener Bahn wurde mit 130 gegen 102 Stimmen, die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Staatsvor⸗ schusses von 1 Million Gulden an die Prag⸗Duxer Bahn, mit 124 gegen 107 Stimmen in dritter Lesung angenommen.

Pest, 14. März. Nach dem ,Ellinör“ bildet die Sprachenfrage im Bankausgleiche den Gegenstand be⸗ sonderer Vereinbarung zwischen der ungarischen Regierung und der Bank. Die Grundzüge dieser Vereinbarung sind be⸗ reits festgestellt und . acceptirt. Darnach wird die Pester Direktion die Protokolle deutsch und ungarisch führen, deutsch deshalb, damit die Kontrole des Generalraths nicht erschwert werde. Dagegen ist die Korrespondenz zwischen der Pester Direktion und den ungarländischen Filialen in Allem ungarisch. Mit den Parteien wird die hiesige Dicektion in der Sprache verkehren, welche die Parteien wünschen.

15. März. Im Klub der liberalen Partei erklärte, wie dem „Prag. Abbl.“ gemeldet wird, gestern der Ministerpräsident von Tisza auf mehrfache Inter⸗ pellationen, daß von ungarischer Seite der Wunsch na Aufhebung der Delegationen niemals, weder direkt no Auch habe während der Aus⸗

indirekt, geäußert worden sei. leiche nseremz en nie eine Erörterung über die politischen Grundlagen der Monarchie stattgefunden.

„Schweiz. Bern, 14. März. (N. Zürch. Ztg.) Der Ständerath genehmigte heute das Stimmrechtsgesetz mit 24 gegen 14 Stimmen. Als Stimmberechtigungsausweis hat danach Jeder neben der Bürgerrechts⸗ und Altersbeschei⸗ nigung eine schriftliche Erklärung nach einheitlichem Formular darüber abzugeben, daß bei ihm keine Ausschlußgründe vor⸗ Finden seien. Wissentlich falsche Angaben und darauf ge⸗

ützte Stimmgebung sind den zuständigen Behörden anzuzei⸗

een und zu bestrafen. Aufhebung des Stimmrechts wegen

soll bis auf 5, bei besonders schwerer Verschuldung bis auf 10 Jahre, bei unverschuldetem gar nicht stattfinden. Der Bundesrath gedenkt die Vorlage betreffs Her⸗ des finanziellen Gleichgewichts, welche auf

er Grundlage der Ergebnisse zahlreicher Spezialfragen beruht, erst bei Anlaß der Erstattung des Geschäftsberichts für 1876, somit erst in der Junisession der Bundesversammlung zu unterbreiten.

In der zweiten Berathung des Fabrikgesetzes hat der Nationalrath in Betreff der Bestimmung, daß jeder

abrikbesitzer verpflichtet ist, von einer durch den Betrieb seiner

abrik vorgekommenen Tödtung oder erheblichen Körperver⸗ etzung sofort der zuständigen Lokalbehörde Anzeige zu machen ꝛc., entgegen dem Ständerath an seiner Aenderung festgehalten. Eine längere Debatte veranlaßte Artikel 15, be⸗ treffend die Beschäftigung minderjähriger Arbeiter, der schließ⸗ lich folgende Fassung erhielt:

„Kinder, welche das 14. Altersjahr noch nicht zurückgelegt haben, dürfen nicht zur Arbeit in Fabriken verwandt werden. Für Kinder zwischen dem . 15. bis und mit dem vollendeten 16. Jahre sollen der Schul⸗ und Religionsunterricht und die Arbeit in der

abrik zusammen 11 Stunden pro Tag nicht übersteigen. Der

chul⸗ und Religionsunterricht darf durch die Fabrikarbeit nicht be⸗ einträchtigt werden. Sonntags⸗ und Nachtarbeit von jungen Leuten unter 18 Jahren ist e.8öns Bei Gewerben, für welche die Nothwendigkeit des ununterbrochenen Betriebes gemäß

Artikel 13 bundesräthlich erstellt ist, kann der Bundesrath, zu⸗ mal, wenn es im Interesse tüchtiger Berufserlernung derselben selbst förderlich erscheint, ausnahmsweise gestatten, daß auch Knaben von 13—18 Jahren hierbei verwandt werden. Der Bundesrath wird je⸗ doch in solchen Fällen für die jungen Leute die Nachtarbeit unter die Maximaleinheit von 11 Stunden festsetzen, Abwechselung, schichten⸗ weise Bewilligung im Interesse der jungen Leute und ihrer Gesund⸗ heit nöthige Vorschrift und Garantie der Bewilligung beifügen. Der Bundesrath ist ermächtigt, diejenigen Fabrikzweige zu bezeichnen, in welchen Kinder überhaupt nicht beschäftigt werden dürfen. Ein Fa⸗ brikbesitzer kann sich nicht mit Unkenntniß des Alters seiner Arbeiter oder des Unterrichts, welchen dieselben bern en, entschuldigen.“

In der Generalabstimmung erhielt das so aus der zweiten Berathung des Nationalrathes Hersbegeganzere Gesetz 77 gegen

tirten kammer ist gestern der am 21. v.

u“ nur 11 Stimmen. Der Ständerath hat darauf veete⸗ wie

schon gemeldet, das Fabrikgesetz mit 25 gegen 14 Stimmen angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 14. März. (E. C.) In der ——7 Sitzung des Unterhauses bean⸗ tragte Mr. Chamberlain eine Resolution, „es sei wünschens⸗ werth, die Stadtverwaltungen zu ermächtigen, gegen Zahlung angemessener Entschädigungen zwangsweise das 222b. Recht des Verkaufes spirituoser Getränke in ihrem Bezirke zu erwerben und dann den Verkauf derselben auf die Weise zu be⸗ treiben, daß kein Individuum persönlich Vortheil daraus zieht“. Das hier vorgeschlag n⸗ System ist seit eini⸗ ger Zeit in der schwedischen Stadt Gothenburg ein⸗ beführt, hat daselbst viel zur Verminderung der Trunksucht eigetragen und sich, wie der Antragsteller erwähnte, in England immer mehr Anhänger erworben. Er erklärte, daß Birmingham, welches er vertritt, bereit sei, das System ein⸗ 93 und führte für die Nothwendigkeit der Bekämpfung er Trunksucht zahlreiches statistisches Material an. Die Zahl der Fälle von strafbarer Trunkenheit sei jährlich auf 203,000 gestiegen, habe sich seit 14 Jahren um 247 Proz. vermehrt. Es gehe daraus hervor, daß die Trunksucht nicht mit Ausbreitung größerer Bildung abnehme. Der Verbrauch von Spirituosen sei seit 15 Jahren von 24 ½ Millionen Gallonen auf 42 Mill., der von Wein von 10 ½ Mill. auf 17 ½ Mill. Gallonen gestiegen, während der Malzverbrauch von 46 Mill. Bushel auf 63 Mill. angewachsen sei. 1861 seien nur 199 Todes⸗ fälle durch übermäßiges Trinken vorgekommen. 1875 nicht weniger als 516. Im ganzen Lande gebe es 200,000 Per⸗ sonen, die die Licenz zum Verkaufe spirituoser Getränke besäßen. Mr. Selwin Ibbetson, Unter⸗Staatssekretär des nnern, bekämpfte die Resolution. Das Gothenburger System habe sich nicht völlig bewährt. ur an⸗ fangs 2. nach der Einführung in Gothenburg die Trunk⸗ sucht abgenommen, später sei sie wieder angewachsen. Den Stadtverwaltungen würde auf solche Weise eine mächtige politische Waffe in die Hand gegeben. Es sei besser, die be⸗ stehenden Gesetze streng durchzuführen, als ein so gesährliche Experiment zu machen. Nachdem noch Mr. Grant Duff und Sir W. Lawson für den Antrag gesprochen, wurde derselbe mit 103 gegen 51 Stimmen a eihünt. Die Minderheit be⸗ grüßte dieses Ergebniß indeß mit Beifall, da sie ein Anwachsen ihrer Anhängerzahl gegen früher darin erblickte.

Frankreich. Paris, 15. März. Der „Temps“ erhält einige nähere und theilweise berichtigende Mit⸗ theilungen über die Erklärungen, welche der Kriegs⸗ Minister General Berthaut in dem Ausschusse für den Laisantschen Antrag abgegeben hat. Der Minister 5 nicht oder höchstens nur indirekt zugelassen, daß der Laisantsche Vorschlag blos inopportun sei; seine Auslassungen deuteten vielmehr darauf hin, daß er die gegen⸗ wärtige Heeresverfassung als eine definitive ansehe. Er hat auch nicht erklärt, daß die dreijährige Dienstzeit für die Infanterie genügend sei sondern nur, daß die Nachtheile der⸗ selben sich für die andern Waffengattungen besonders fühlbar machen würden. Da einige Mitglieder des Ausschusses auf das Beispiel Deutschlands hinwiesen, entgegnete der Minister, daß die Rekrutirung nach Landestheilen in Deutschland Resul⸗ tate liefere, die man von ihr in Frankreich nicht erwarten könnte: Reformen dieser Art ließen sich nicht dekretiren, son⸗ dern seien eine Frage der Zeit, der Landessitten und der öffentlichen Erziehung. Da 1,5 ündigte der Minister einige andere wichtige Feeftgtmnoeh äge an. So soll ein Gesetzent⸗ wurf über die Unteroffiziere auf der Grundlage der Neuan⸗ werbungsprämie eingebracht, der Einjährig⸗Freiwilligendienst nicht abgeschafft aber eingeschränkt und endlich die Kavallerie Sn vervollkommnet werden, bei welch letzteren Maß⸗ nahmen man sich namentlich an russische Muster halten würde. Die Regierung hat einen höheren Beamten nach Lyon geschickt, um genaue Erhebungen über den Stand der dortigen Arbeiterkrisis pflegen zu lassen.

(Köln. Ztg.) Aus einer Zusammenstellung des Amtes der Ehrenlegion geht hervor, daß die Anzahl der einen Sold beziehenden Mitglieder der Legion 36,020 beträgt, dar⸗ unter 41 Großkreuze, 185 Großoffiziere, 932 Kommandanten, 4823 Offiziere und 30,039 Ritter. Zu dieser Zahl kommen noch vnce che 21,000 Civilmitglieder, wodurch die Anzahl der mit dem Kreuz der Ehrenlegion geschmückten Personen auf mehr als 57,000 steigt.

Versailles, 15. März. (Köln. Ztg.) Die Deputirten⸗ kammer setzte heute die Verhandlungen über das Eisen⸗ bahn gese fort. Der Republikaner Lecesne schlug vor, man möge das Beispiel Italiens und Deutschlands annehmen und den Rückkauf der Eisenbahnen durch den Staat ver⸗ anlassen; die Sache sei sehr leicht zu bewirken; es handle sich um zwei Milliarden in Aktien und um acht Milliarden in Obligationen. Die Obligationen seien bereits vom Staate garantirt, es blieben also nur die zwei Milliarden in Aktien zurückzukaufen. Die Verhandlungen wurden auf Sonnabend vertagt.

16. März 9 In der Depus tirtenkammer führte heute Cassagnac in langer Rede aus, das Verlangen der Regierung, ihn wegen Preßvergehens zur gerichtlichen Verantwortung ziehen zu dürfen, hene mit den republikanischen Prinzipien in Widerspruch, welche an absoluter Preßfreiheit festhielten. Dem entgegen wies der Conseil⸗Präsident Simon darauf hin, daß Cassagnacs Theorie, auf Grund von Prinzipien, die nicht die seinigen seien, Frei⸗ heit in Anspruch zu nehmen, unzulässig erscheine; diejenigen, die die Fhehet liebten, würden sonst stets das Opfer der⸗ jenigen sein, von welchen entgegengesetzten Anschauungen ge⸗ huldigt werde. Nach einer langen Debatte beschloß die Kam⸗ mer mit 296 gegen 197 Stimmen, der Regierung die ver⸗ langte Ermächtigung zur Verfolgung Cassagnacs zu er⸗

18 Die Necranflgeiten stimmten mit der Rechten gegen

Antrag auf Verfolgung.

Italien. Rom, 11. März. (Wien. Ztg.) In der Depu⸗ N - .von dem Marine⸗ Minister im Einvernehmen mit dem Conseilspräsidenten und Wö“ vorgelegte Gesetzentwurf über die Organi⸗ ation des Materials der italienischen Kriegs⸗ marine zur Vertheilung gelangt.

Nach demselben wird die eigentliche Kriegsflotte aus 16 Schiffen erster Klasse (Panzerschiffe), aus 10 Schiffen zweiter Klasse (Küsten⸗ schiffe, Kreuzer, Stationsschiffe ꝛc.) und aus 20 Schiffen dritter Klasse (Avisos, Torpedoschiffe, kleine Kanonenboote ꝛc.) und die Transportflotte aus 2 Transportschiffen erster Klasse (über 3000 Tonnen), aus 4 Transportschiffen zweiter Klasse (1000 bis 3000 Tonnen) und aus 8 Lastschiffen dritter Klasse (200 bis 1000 Tonnen)

zu bestehen haben. Endlich werden noch 12 kleinere Schiffe unter 200 Tonnen zum Lokal⸗Polizeidienste oder zum Verkehre zwischen den verschiedenen Marinedepartements aufgeführt, ungerechnet gewisse kleinere Fahrzeuge zum Arsenaldienste. Der durch den in Rede stehenden Gesetzentwurf festgesetzte Stand der Fote soll mit 1. Ja⸗ nuar 1888 erreicht werden, und fordert der Marine⸗Minister zum Baue der fehlenden Schiffe, zur Fertigstellung der im Bau be⸗ griffenen Schiffe und zur Ersetzung der vor 1887 auszurangirenden Schiffe außer den im ordentlichen Theile des Marinebudgets einge⸗ stellten Summen noch einen außerordentlichen Kredit von 20,000,000 Lire, wovon für 1878 und 1879 je eine Million, für 1880, 1881 und 1882 je zwei Millionen für 1883, 1884 und 1885 je drei Millionen, für 1886 zwei Millionen und für 1887 eine Million Lire. Der gegenwärtige Stand der italienischen Kriegsflotte ist folgender: a. Kriegsschiffe erster Klasse: 14, sämmtlich gepanzert, wovon 13 Fregatten (worunter eine, „Duilio“, in der Ausrüstung und drei, „Dandolo“, „Italia“ und „N. N.“, noch im Bau begriffen) und eines ein Widderschiff; b. Kriegsschiffe zweiter Klasse: 10, wovon 2 Panzerkorvetten, ein gepanzertes Kanonenboot, 5 Schraubendampfer, ein Kreuzer und eine Radkorvette; c. Kriegsschiffe dritter Klasse: 20, wovon 7 Schraubenavisos (worunter 2 im Bau begriffen), 3 Torpedo⸗ schiffe (worunter 2 im Bau begriffenh. 7 Schrauben⸗Kanonenboote und 3 Radkorvetten. Die Transport⸗Kriegsflotte sodann besteht ge⸗ genwärtig aus 14 Fahrzeugen, wovon IZ erster, 4 zweiter und 8 dritker Klasse. Endlich zählt man noch 12 Schiffe zum Lokaldienst.

15. März. (Köln. Ztg.) Die mit dem Studium der Frage des Vetos der Regierungen bei der Papstwahl be⸗ auftragten Kardinäle begegnen zufolge der bestehenden Konkordate vielfachen Schwierigkeiten. Der Papst odnete deshalb an, die betreffenden Studien auszusetzen und den Status quo beizubehalten; auch die Wiederaufnahme der Stu⸗ dien soll vorbehalten bleiben, falls neuere Ereignisse die Noth⸗ wendigkeit neuer Prüfungen darthun sollten.

Türkei. Ueber die orientalischen Angelegenheiten liegen folgende Nachrichten vor: 9

London, 16. März. (W. T. B.) Im Unterhause gab der Schatzkanzler Northcote auf eine Anfrage BFSaSe über die augenblickliche Lage folgende Auskunft: Wir erhielten von Rußland den Vorschlag, einem Protokolle uns anzuschließen, welches die Ansichten der Mächte über die Situation im Oriente umfassen wird. Der Protokollentwurf ist in der von Rußland vorgeschlagenen Form Lord Derby am Sonntag zugestellt und seitdem vom Kabinete erwogen worden. Wir haben gewisse Modifikationen im Ausdrucke uen. und diese Amendirungen dem russischen Bot⸗ schafter Schuwaloff Rugestellt, der jetzt die weiteren Instruktionen seiner Regierung erwartet. Im Fortgan der Sitzung kündigte Fawcett an, er werde demnächst die Aufmerksamkeit des Hauses auf die in den Depeschen Derby's und Salisbury's enthaltenen Beweise lenken, daß nach der eigenen Ansicht der Regierung alle Reformverspre⸗ chungen der Pforte ohne entsprechende Bürgschaften für deren Ausführun vergeblich seien, daß die Mächte das Recht hätten, im Interesse des europäischen Friedens genügende Sicherheiten

für eine bessere Verwaltung in der Türkei zu fordern und

daß die Mißverwaltung der Pforte, die den christlichen Unter⸗ thanen derselben so schweres Elend auferlege, fortdauern werd wenn die Mächte die auf der Konferenz vereinbarten Bürg schasten von der Pforte nicht erhalten sollten. General Jon atieff ist, von seiner Gemahlin begleitet, am heutigen pätnachmittage über Dover hier eingetroffen. 8 17. März. (W. T. B.) Bei dem russischen Bot⸗ schafter, Grafen Schuwaloff, fand gestern Abend ein Diner zu Ehren des Generals heea- f statt, an welchem die Botschafter der Großmächte sowie der Marquis von Salis bury Theil nahmen. In Grafen Derby und den übrigen Mitgliedern de Regierung I1I“ Das Kabinet wird heute die Berathung über das von Rußland vor geschlagene Protokoll fortsetzen. General Ignatief wird, wie die „Times“ meldet, am Paris zurückkehren, an den Verhandlungen über der Protokollvorsc=hlag indessen nicht Theil nehmen. Wie aus der Meldung der „Times“ weiter hervorgeht, dürften sich die Verhandlungen des Kabinets über das Protokoll nur noch auf Nebenfragen beziehen und über die Haupt⸗ frage die Entscheidung bereits als so gut wie feststehend an⸗ gesehen werden. Der Erfolg der Verhandlungen scheine ein vollständiger zu sein und sei anzunehmen, daß die Zustimmung der russischen Regierung zu den von dem

8

britischen Kabinet vorgeschlagenen Modifikationen telegraphisch

noch vor der Abreise Ignatieffs erfolgen werde. Die „‚Times“ meldet dann weiter: Nach dem Eintreffen der Zustimmung der russischen Regierung zu dem Protokolltexte, wie er aus der Revision des britischen Kabinets hervorgegangen ist, wird di

formelle Zustimmung der anderen Großmächte zu demselben

erfolgen. Dieselben werden sämmtlich erklären, daß ihr Interesse sich

sortgesett auf die Ziele gerichtet sein werde, denen sußland gewidmet habe und werden sich zugleich verpflichten diese ihre Ansicht der Pforte kund zu geben und derselben die Ausführung der von der Konferenz beschlossenen Reformen zu empfehlen. Die russische Regierung würde dies als ein genügende Bürgschaft für die Sache der christlichen Unter thanen der Pforte und als Genugthuung für die Interessen und die Ehre Rußlands erachten und demnach die Demobili sirung der Armee anordnen.

Wien, 16. März. (W. T. B.) Nach einer Meldun der „Politischen Korrespondenz“ aus Cattaro von heute i

dortselbst der russische Dampfer „Lazurew“ mit Ge⸗

treide und Mehl eingetroffen und soll die Ladung auf 5 gemietheten Schiffen durch den Bojana⸗Fluß nach Ostmon⸗ tenegro transportirt werden. Die türkische Festung Niksic wird über Scutari und Podgorizza verproviantirt, der Fürst von Montenegro hat die dazu erforderlichen Pferde zur Verfügung gestellt.

Aus Rustschuk, 11. März, wird der W. „Presse“ u. A. geschrieben:

Die siebzehn Kriegsfahrzeuge der türkischen Donauflotille zählen 60 Kanonen und sollen in nächster Zeit folgendermaßen dislocirt werden: Zwei Panzerfregatten mit je 6 Geschützen bleiben in Sulina; ein großes Kanonen⸗ boot mit 6 Geschützen geht nach Matschin; ein anderes und 2 Monitore mit 2 Geschützen nach Tultscha; ein Monitor, ein Kanonenboot und ein hölzernes Schiff nach Silistria; ein Ka⸗ nonenboot bewach die Strecke von hier nach Turtukaj, eines die von hier nach Lom⸗Palanka; ein Monitor und ein höl⸗ zernes Schiff werden vor Widdin aufgestellt werden. Fej⸗ sulah⸗Bey hat die Aufgabe erhalten, die ganze Kavallerie der Donau⸗Armee zu reorganisiren. Im Konak und in den

Journalen spricht man davon, daß sich 14 Kavallerie⸗Regi⸗

menter in Bulgarien befinden, während in Wahrheit die

ganze mmehr als 3000 Mann Reguläre zählt.

1 ‚Berichten aus Skutari d'Al 1— 8 falsch, daß der dort gefangen gewesene Miriditenhäuptling Marco a5s entflohen sei. Im Gegentheile, derselbe wurde

werden.

angelegenheit. Sie hat schon

atfield wird Ignatieff mit dem

Montag nach

ckische Reiterei zwischen Donau und Balkan nicht

Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“ vom 16. d. M.: ania zufolge ist es grund⸗

von Derwi Pascha freigelassen, aber unter der Be⸗ dingung, daß seine Landsleute dafür wieder dem mfengen ge⸗ haltenen türkischen Beamten Feinel Bey die Freiheit geben Letztere scheinen aber dieses jetzt nicht thun zu wollen,

und so behaupten sie, daß Marco Nozo entflohen sei. Was

dann den sogenannten „Aufstand“ der Miriditen anbelangt,

so dürfte derselbe schon gänzlich erloschen sein, denn seit einigen Tagen hört man nichts mehr von einem Vordringen der Mi⸗ riditen in dem türkischen Gebiete, was man als ein Friedens⸗

zeichen von Seiten des Fürsten Prenk Bib Doda be⸗ rachten darf.“

Der Belgrader Korrespondent der „Times“ tele⸗ graphirt unterm 14. d.: In den Distrikten Banjaluka und Bichatch tauchen fortwährend neue Insurgentenbanden auf und mehrere tausend Redifs sind abgesandt, um gegen dieselben zu operiren. Diese Nachricht ist offiziell gemacht wor⸗

den und wurde von der Rajah⸗Bevölkerung mit großer Un⸗ zufriedenheit aufgenommen.

Ueber die Situation in Bulgarien schreibt man der „Pol. Korr.“ aus 1e 5. März: „Hier herrscht augenblicklich Ruhe und sind die blutigen Ereig⸗ nisse des verflossenen Jahres anscheinend gänzlich vergessen. Türken und Griechen leben in einem leidlichen Verhältnisse; nur die Bul⸗ garen, die aber hier in der Minorität sind und deshalb geringe be finden, schmollen noch. Seit Eintritt des Winters ruhen die Arbeiten der hier tagenden enßerarventlichen Kommission für den Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften. Bei Eintritt der günsti⸗ geren Jahreszeit werden sie wieder aufgenommen werden. Man muß der Kommission die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie in den Bezirken von hilippopel und Tatar⸗Bazardschik Vieles geleistet hat. Zwei Drittel der zerstörten 1.”gn⸗ wurden auf Kosten der Regierung wieder auf⸗ gebaut. Außerdem wurde den unglücklichen Bauern Vieles an die Hand gegeben, um sich ihre Existenz neu begründen zu können. Die außerordentliche Kommission schickt sich an, nach Konstantinopel zurückzukehren, und verwendet die letzten Stunden ihres hiesigen Auf⸗ enthaltes zur formellen Erledigung der noch schwebenden Justiz⸗ rüher einen Preis auf die Habhaft⸗ machung von fünf Mohamedanern gesetzt, welche von der Unter⸗

suchung als Diejenigen erkannt wurden, welche die ersten der Brand⸗

legungen und Metzeleien in Batak und Perustitscha verbrochen haben. Diese Uebelthäter sind schon im verflossenen Jahre von hier ver⸗ schwunden, und ist auf die Einbringung derselben ein Preis von 5000 Piastern per Kopf gesetzt worden. Leute, welche mit den

ürkischen Verhältnissen inniger vertraut sind, behaupten freilich, daß die Kommission nur deshalb solche Preise ausgesetzt hat, weil sie weiß, daß die gesuchten Individuen schon im Vorjahre als Baschi⸗ Bozuks im Kampfe gegen die bulgarischen Insurgenten ihren Tod gefunden habeun. Leider haben sich die Verhältnisse in Bulgarien nicht überall so gebessert wie hier. Im Distrikte von Tehirpan auf der Straße nach Adrianopel geht es noch bunt her, und haben die christlichen Dorfbewohner n. viele Leiden von ihren türkischen Mit⸗ bürgern zu erdulden. Die Gensd'armen lassen sich den schändlich⸗ sten Mißbrauch der Amtsgewalt zu Schulden kommen und begehen die unglaublichsten Erpressungen. Neben diesen Willkürakten läuft die nicht minder gewaltthätige Eintreibung der Kriegssteuer einher. Die Steuereintreiber ziehen bewaffnet von Dorf zu Dorf, und wehe dem, der sich der Steuerzahlung oder Exekution zu widersetzen wagte. Ohne Erbarmen würden sie geschlagen, eingekerkert werden und noch andere Martern zu erdulden haben. Dabei ist das Schreckliche, daß bei dieser Steuereintreibung absolut keine Kontrole existirt. Jeder Türke, welcher ein christliches Dorf betritt, kann sich als Fiskalagent erklären und unter diesem Titel jeden ihm beliebig dünkenden Be⸗ trag als Kriegssteuer erheben. In Wirklichkeit kommt es daher sehr häufig vor, daß die christlichen Dorfbewohner die Opfer gaunerischer Abenteurer und falscher Agenten werden. Will die Regierung, daß

iesem Uebelstande, welcher haarsträubende Konsequenzen zu Tage fördert, ein Ende gemacht werde, so muß sie ihre Aufmerksamkeit

em flachen Lande ebenso zuwenden, wie dies neuerer Zeit in den

Städten und bevölkerten Centren mit vielem Erfolge der Fall ist.“

Aus Moskau, 14. März, wird der Wien. ‚Presse“

gemeldet: Die aus Serbien zurückgekehrten fünfzehnhundert

ussischen Freiwilligen sind bereits in Poti eingetroffen und werden bei der Kaukasus⸗Armee eingetheilt. Von der türkischen Grenze werden fortgesetzte Desertionen und Bildungen von Räuberbanden gemeldet. Die aus Kars in Alexandropol eingetroffenen Deserteure stellen den Zu⸗ stand der türkischen Armee als einen trostlosen dar. Die bereits signalisirte Schrift von Gladstone: „Lessons in Massacre“ ist erschienen. Sie behandelt das Ver⸗ fahren der Pforte in Bulgarien, giebt eine zusammenfassende Erzählung der von derselben oder den Agenten derselben seit den ersten bulgarischen Gräueln begangenen Verbrechen und nennt dieselben nur einen Theil eines langen Systems über⸗ legter Nichtswürdigkeit. Die von der türkischen Regierung ihren mohamedanischen Unterthanen seit dem Mai ertheilte Lektion ist nach des Verfassers Ansicht nur die: „Thut es noch einmal!“ Der wahre Geist jener Regierung sei deutlich sicht⸗ bar, es sei „die menschenfeindliche Art der Menschlichkeit.“ Auch für ein „Gnadenjahr“ sei es jetzt zu spät; ein solches Gnadenjahr sei nur ein Schmerzensjahr mehr für die Miß⸗ handelten.

Rußland und Polen. Taschkent. (Turk. Ztg.) Im Verlauf des verflossenen Jahres ist die Organisation der nomadisirenden Bevölkerung im Amu⸗Darja⸗ Gebiet beendigt worden. In dem genannten Jahre richtete sich der Strom der russischen Aus⸗ wandrer nach zwei Richtungen hin: in das Gebiet von Ssemiretschinsk nd in das des Amu⸗Darja. In dem letzteren Gebiet wurden be⸗ kanntlich die Uralschen Kosaken zur Strafe wegen des von ihnen bei Roorganisation der Kosaken⸗Heere geleisteten Widerstandes angesiedelt. Die Kosaken haben im Amu⸗Darja⸗Gebiet bereits eine Kolonie „Perwonatschatnyj“ gebildet, welche den Kern für ein zukünftiges Amu⸗Darja⸗Kosa aeerr abgeben dürfte. Als am 8. September aus einer aus Kasalinsk angelangten Partie von 1385 Mann ein Arbeiter⸗Bataillon gebildet werden sollte, kam es unter en Kosaken zu ernsthaften Unruhen. Die Uralschen Kosaken erklärten, sie würden sich nicht den Befehlen von „Soldaten⸗

Offizieren“ unterwerfen, da sie Kosaken und keine Soldaten wären.,

Es mußte aus Kasalinsk Militär requirirt werden, und erst nach⸗ dem die Führer, größtentheils bejahrte Kosaken, arretirt waren, unterwarfen sich die Uebrigen den Anordnungen der Behörden. Aus den ärgsten Tumultuanten wuüͤrde ein 300 Mann starkes Arbeiter⸗ Kommando gebildet und dasselbe unter militärischer Bedeckung auf Kameelen nach Samarkand befördert. Außerdem wurden aus den bejahrteren und daher angeseheneren Kosaken noch zwei andere Ar⸗ beiter⸗Kommandos gebildet, das Aulije⸗Atinsche und Turkestansche, jedes etwa 100 Mann stark. Die jüngeren Kosaken, etwa 700 Mann, ereinigte man zu einem Kasalinschen Kommando, welches bis zum Frühjahr in Kasalinsk verbleiben und dann zum Amu⸗Darja beför⸗

dert werden soll. Die Bildung dieser Kommandos geschah unter der

unmittelbaren Aufsicht des Generals Tschemersin.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. März. (H. C.) Das „Dagbl.“ schreibt: „Die Aussichten be⸗ üglich der Wehrpflichtsvorlage gestalten sich gün⸗ fäiger. Es ist eine aus Mitgliedern beider Kammern bestehende engere Kommission niedergesetzt worden, welche dem Spezialausschusse Vorschläge zu dem Zwecke machen soll, die streitenden Meinungen auszugleichen. Die Basis dieser Verhandlungen soll, wie verlautet, auf der einen Seite Annahme der Wehrpflichtsvorlage mit gewissen Modi⸗ fikationen, Einräumung 62tägiger Uebungen in Friedenszeiten, der Zahl der Unteroffiziere und Beibehaltung des Eintheilungswesens bis auf Weiteres sein, auf der andern Seite aber Aussetzung alles dessen, was die Organisation der Landwehr und Erhöhung des beantragten baaren Beitrages zu den Ausgaben für die von den schwedischen Bauern zu ellenden, vollständig auszurüstenden Soldaten betrifft. Die Höhe dieses Beitrages soll der eigentlich streitige Punkt sein. In dieser Hinsicht sollen die Meinungen zwischen Millionen und Hunderttausenden variiren, man behauptet jedoch, daß Aussicht vorhanden sei, sich wegen eines angemessenen Bei⸗ trages zu einigen.“ Das Wechselgesetz⸗Comité, welches am 20. Februar in Stockholm zusammentrat, schloß am Mon⸗ tag, den 5. März, seine Sitzungen. Die vorläufig gefaßten Beschlüsse, welche der Redaktion als Basis dienen sollen, gehen wesentlich in derselben Richtung wie das deutsche und das schwedische Wechselgesetz.

Dänemark. Kopenhagen, 14. März. (H. N.) Das Folkething hielt gestern zwei Sitzungen zur Berathung des Eisenbahngesetzes. Der Vorschlag Bojsens, das Gesetz abermals an einen Ausschuß zurückgehen zu lassen, wurde in namentlicher Abstimmung mit 56 gegen 29 Stimmen ange⸗ nommen. Eine kleine Anzahl von der Linken stimmte da⸗ gegen, andere enthielten sich der Abstimmung ganz.

Amerika. (A. A. C.) Dem „Bureau Reuter“ wird aus Washington unterm 13. d. M. per Kabel gemeldet: Das neue amerikanische Kabinet trat sein Amt an. Der Staatssekretär Evarts und der Minister des Innern, Carl Schurz, entwarfen Regeln für die Reform des Civildienstes in ihren bez. Departements. Der Senator Cameron hat sein Mandat für Pennsylvanien niedergelegt, um einen Ge⸗ sandtenposten im Auslande anzunehmen. Sein Sohn Donald Cameron, der frühere Kriegssekretär, wird sein Nachfolger. Die demokratische Legislatur von Louisiana hat beschlossen, die in der Installirungsrede des Präsidenten Hayes angedeu⸗ tete südliche Politik zu acceptiren und auf deren Ausführung hinzuwirken. .

(E. C.) In Washington starb am 20. Februar der ameri⸗ kanische Contre⸗Admiral Goldsborough, 72 Jahre alt. Derselbe betheiligte sich an dem mexikanischen Kriege von 1847 und in hervorragender Weise an dem Bürgerkriege von 1860 65. Seit dem 17. Januar sind sechs Contre⸗Admiräle in Amerika gestorben, fünf derselben im Laufe zweier Wochen. Vor Goldsborough starb Joseph Smith nach 68 jährigem Dienste, James Alden, Charles Wilkes, Theodorus Bailey, Charles Davis, fast alle pensionirt. Wilkes war es, der die Gesandten der Südstaaten, Mason und Slidell, auf ihrer Fahrt nach England gefangen nahm. Davis erlangte durch seine Verbindung mit der Sternwarte und dem „Nau⸗ tical Almanac“ einen Ruf. Während des Bürgerkrieges war er Befehlshaber der Mississippi⸗Flottille, zerstörte unterhalb Memphis die südstaatliche Flotte und nahm die Stadt.

Afrika. Aus der Kapstadt wird dem ‚„Reuterschen Bureau“ über Madeira unterm 20. Februar gemeldet:

„Hier eingegangenen Nachrichten zufolge ist zwischen der trans⸗ vaalschen Republik und dem Kaffernhäuptling Secocoeni ein Frieden zum Abschluß gelangt. Letzterer verpflichtet sich, der Re⸗ publik 2000 Stück Rindvieh als Schadloshaltung zu liefern und sich als Unterthan der transvaalschen Regierung anzuerkennen. Die neuesten Nachrichten aus Zululand sind friedlicher Natur. Das detachirte Geschwader ist auf der Höhe der Kapstadt angekommen.“

(A. A. C.) Aus Zanzibar melden bis zum 6. v. M. reichende Briefe, daß daselbst überall Ruhe herrsche.

Das Geschäft ist seit der Abschaffung des Sklavenhandels im Aufschwunge begriffen. In einem Artikel allein nämlich Gutta⸗ percha ist in einem einzigen Jahre ein Umsatz von 120,000 P Sterl. gemacht worden. Dies ist eine ganz neue Quelle der

ndustrie, deren Erfolg hauptsächlich den Anstrengungen des britischen General⸗Konsuls Dr. Kirk zu verdanken ist. Eine Meldung, daß der Sklavenhandel in Kilwa an Ausdehnung gewinne, führte zu einer Untersuchung, deren Ergebniß die summarische Absetzung des Gouverneurs war, da gefunden wurde, daß er selber an dem Handel betheiligt war und anderen Sklavenhändlern durch die Finger sah. Der Sultan scheint in der Angelegenheit mit großer Promptheit ge⸗ handelt zu haben.

Nr. 16 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügung vom 7. März 1877. Briefe an Personen der Kais rlichen Marine im Auslande. Verfügung vom 13. März 1877. Einfüh⸗ rung der Einheitstaxe, sowie der summarischen Kartirung für Packete bis 5 Kilogramm im deutsch⸗dänischen Fahrpostverkehr. Verfügung vom 10. März 1877. Anmahnung zur richtigen Ausstellung der Be⸗ stellvermerke in den Behändigungsscheinen. Verfügung vom 11. März 1877. Regelung des Verfahrens bei den Meldungen über die Unbestellbarkeit von Telegrammen.

Nr. 10 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die preu⸗ ßische Gesetzgebung und Rechtspflege hat folgenden Inhalt: Allge⸗ meine Verfügung vom 7. März 1877, betreffend die Stempelfreiheit der über die Beschäftigung der Referendare ertheilten amtlichen Atteste. Allgemeine Verfügung vom 14. März 1877, betreffend die Behandlung der auf das laufende Vierteljahr übernommenen Ausgabereste des Jahres 1876. Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 13. Januar 1877.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Stuttgart, 15. März. (Allg. Ztg.) Bei der artistischen Ab⸗ theilung der in Antwerpen veranstalteten Blumen⸗ und land⸗ wirthschaftlichen Ausstellung wurde die Blumenmalerin Anna Peters, Tochter des bekannten Landschaftsmalers, für zwei Gemälde „Blumen“ und „Gemüse“ unter zahlreichen Konkurrenten mit dem ersten Preise (große goldene Medaille) ausgezeichnet.

Ueber die neuesten Ausgrabungen in Rom berichtet das „Diritto“ Folgendes: Im Verlaufe der letzten beiden Monate 82 im Esquilinischen Viertel, und zwar zwischen den Kirchen S.

usebio und S. Antonio, sowie in der Nachbarschaft des Auditoriums des Mäcenas Ausgrabungen veranstaltet worden. An der ersten der angegebenen Oertlichkeiten wurde die älteste Grotte der Wasser⸗ leitung Anio vetus entdeckt, welche aus Tuffstein erbaut und überdeckt

8

ist. Nicht weit von der erwähnten Grotte wurden zwei sehr reiche

Niederlagen von Votivfiguren gefunden, welche kleine Statuen weib⸗ licher Gottheiten, lebensgroße Köpfe, Hände, Füße, Beine, Ohren u. s. w. darstellen. In der Nachbarschaft des Auditoriums des Mäcenas an der Via Merulana, und zwar genau in der Verlängerung der Axe nach Süden, ist ein Theil eines ausgedehnten Bauwerkes entdeckt worden, welches sich über den älteren Gebäuden der Gärten des Mä⸗ cenas befindet. Bei den W“ dieses späteren Gebäudes, welches etwa dem 4. Jahrhundert zugeschrieben werden kann, sind viele Skulpturfragmente als Baumaterial verwendet worden. Einer der oberen Säle, welcher mit vier Nischen ausgestattet ist, enthielt vier Kunstgegenstände, welche vielleicht jenen Nischen entsprachen und auf dem Fußboden von Peperin lagen. Diese Skulpturen sind 1) eine weibliche, kopflose mit einer Tunika bekleidete Statue, welche über Lebensgröße ist und eine Muse darzu⸗ stellen scheint; 2) eine mit Tunika und Mantel bekleidete weibliche Statue unter Lebensgröße; 3) eine lebensgroße Statue, welche einen bärtigen Silen darstellt, der jedoch Arme und Füße fehlen; 4) Darstellung eines Hundes, welcher hinsichtlich der vorzüglichen Ausführung, sowie der vollkommenen Erhaltung und der als einer der merkwürdigsten Kunstgegenstände anzusehen ist, die in den Besitz der römischen Kommune ge⸗ langt sind. In der Nähe der Ecke der Via Volturno und Via Montebello, im Viertel des „Castro Pretorio“ (des Lagers der Prä⸗ torianer des Kaiserlichen Roms) ist ein Gemach mit Mosaikfußboden ausgegraben worden, auf welchem ein Marmorkopf über Lebensgröße lag, welcher die Flavia Maxima Fausta darstellt. Ebendaselbst wurden ein Spieltisch, welcher dem Jäger⸗Corps des benachbarten Lagers der Prätorianer angehörte, und einige Fragmente Kaiserlicher Inschriften gefunden. (llg. Zta Seit Beginn dieses Jahres erscheint unter der Leitung des spanischen Schriftstellers Tubino bei Dorregaray in Madrid „La Academia“, eine Zeitschrift für spanische, portu⸗ iesische, lateinische, amerikanische Kultur. Es ist dem Redacteur ge⸗ veaüaanhe Mitarbeiter aus dem liberalen und konservativen, dem ultra⸗ montanen und freidenkerischen Lager zu sammeln. Nicht blos als Vertreterin der literarisch⸗artistischen Einheit Iberiens erfüllt „La Academia“ eine schöne Mission, sondern auch als Vermittlerin bwischen den ausländischen und den spanischen und Bestrebungen auf künstlerischem und schönwissenschaftlichem Gebiete. Berichte aus allen großen Kultur⸗Mittelpunkten Europas geben hier den spanischen Lesern ein möglichst vollständiges Bild des geistigen Lebens der anderen Nationen. Der Rahmen für die Academia“ ist ziemlich weit angelegt und umfaßt archäologische, historische, litera⸗ rische, künstlerische Abhandlungen, gelegentlich unterbrochen durch irgend eine hervorragende poetische Leistung. Besonderen Werth hat die wöchentliche Uebersicht der Arbeiten und Feste der verschiedenen spanischen Akademien und literarischen Vereine.

Gewerbe und Handel. 88

Berlin. Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander hat dem Kaufmann Gustav Alfred Vassel, in Firma A. Vassel hierselbst, Friedrichstraße 175, das Prädikat Höchstseines Hof⸗ Lieferanten ertheilt.

Der Bericht der Direktion der Deutschen Hypotheken⸗ bank zu Berlin für das letzte Geschäftsjahr enthält u. A. folgende Angaben: Von Pfandbriefen waren in Umlauf ultimo Dezember 1875: 7,837,900 ℳ, ultimo Dezember 1876: 10,688,400 Die Bank besaß an eigenen Hypotheken ultimo Dezember 1875: 12,346,747 ℳ, dagegen ultimo Dezember 1876: 15,500,049

Die Mecklenburgische Hypotheken⸗ und Wechsel⸗ bank hat in 1876 einen Reingewinn von 594,778 erzielt; davon sollen 106,606 dem Delcredere⸗Conto überwiesen werden, 472,500 als Dividende von 5 ¼ % an die Aktionaire zur Vertheilung ge⸗ langen und 4219 auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die gesammte Penndbrief⸗Cirkulation betrug ultimo 1876 6,588,400 gegen 5,323,50 Ende 1875. Der Nettowerth der unkündbaren Hypotheken bezifferte sich auf 9,137,825 der kündbaren Hypotheken auf 2,442,917

Die Oldenburgische Spar⸗ und Leihbank hielt am 15. d. M. ihre ordentliche Generalversammlung ab. Sie beschloß, eine Dividende von 12 ½ % zu vertheilen, 25, zum Reserve⸗ fond zu legen, bestimmte 3700 für gemeinnützige Zwecke und er⸗ theilte der Direktion Decharge. Nach dem Bericht der Direktion beträgt der Umsatz 228,003,760 ℳ, die Summe der Devpositen 12,276,011 ℳ, wovon etwa 88 ½ % auf halbjährige Kündigung stehen. Von den Aktiven sind 8,365,588 im Inlande angelegt. Im Effektengeschäft sind außer 5 % Zinsen des in Effekten angelegten Kapitals noch 41,487 an Provisionen und Coursgewinnen erzielt.

Lübeck, 13. März. (Wes. Ztg.) Die Kaufmannschaft bewilligte 14,500 zur Anschaffung eines Dampfkrahns behufs Ent⸗ löschung mit der Bahn über hier nach baltischen Häfen zu exporti⸗ render deutscher Steinkohle. Die Kosten der Herstellung der erforderlichen Schienengeleise für diesen Krahn trägt die Lübeck⸗ Büchener Eisenbahngesellschaft, während die ziemlich erheblichen Kosten der Fundamentirung und der Herstellung eines anderen Bohlwerkes an der Stelle, wo die Schiffe die Kohlen einnehmen sollen, von Seiten des Staates werden bestritten werden.

Wien, 17. März. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Presse“ hat die Unionbank Namens eines süddeutschen Kon⸗ sortiums eine Offerte bezüglich der Sanirung der Dux⸗Boden⸗ bacher Bahn eingebracht. Danach sollen für 7 Millionen Mark neue sechsprozentige Goldprioritäten ausgegeben werden. Auf diese Prioritäten erhalten die jetzigen Prioritätsgläubiger das Bezugsrecht jum Course von 80; soweit das Bezugsrecht nicht ausgeübt wird, übernimmt das Konsortium die Prioritätsanleihe. Die Rechte der ersten Prioriäten⸗Emission bleiben unberührt, die beiden anderen Prioritäten⸗Emissionen werden reduzirt, für den Betrag der Reduk⸗ tion werden Genußscheine ausgegeben, die an dem Erträgniß der Bahn, welches 5 % übersteigt, partizipiren. Das Aktienkapital wird auf reduzirt und davon erhält das Konsortium ¼ bis „, wäh⸗ rend der Rest auf die Aktionäre entfällt. Das Konsortium bean⸗ sprucht außerdem den Betrag von 150,000 Fl. für Spesen.

Brüssel, 16. März. (W. T. B.) Die Stadt Brüssel hat eine neue Anleihe im Betrage von 20 Millionen Fess. mit dem Bankhause Rothschild in Paris, der Société générale Belge und der Banque de Paris abgeschlossen.

Washington, 16. März. (W. T. B.) Die von dem Schatz⸗ sekretär angekündigte Einberufung weiterer 10 Millionen ½o er Bonds vom Jahre 1865 umfaßt von Obligationen zu 500 Dollars die Nummern 40,401 42,300 und von solchen zu 1000 Dollars die Nummern 108,101 121,000. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Nachdem es den Anstrengungen der oldenburgischen Eisenbahn⸗ verwaltung gelungen war, trotz des noch nicht erfolgten Schlusses des Emsdeiches den Bahndamm der Strecke Ihrhove⸗Neuschanz bei Weener soweit wieder herzustellen, daß die Eröffnung des Betriebes in nahe Aussicht genommen werden konnte, haben Sturm und Fluthen vom 13. d. Mts. die provisorische Brücke über das Weener⸗ tief durch Unterkolkung wieder so erheblich beschädigt, daß ein Theil derselben neu gegründet werden muß. Diese Arbeit wird ohne Ver⸗ zug kräftig in Angriff genommen, da kein Mittel unversucht gelassen werden soll, den Verkehr auf der neuen Linie und die Verbindung mit den nördlichen Provinzen der Niederlande wieder herzustellen. „Jupiter“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien und der Lloyd⸗Postdampfer „Hungaria“ aus Konstantinopel heute Morgen hier eingetroffen.