zu den Offizieren von der Armee versetzt. v. Rexin, Rittm. und **— Chef im Train⸗Bataillon Nr. 10, unter Beförderung zum Major, zum Commandenr des Train⸗Bataillons Nr. 5 er⸗ nannt. Becker, Rittmeister und Compagnie⸗Chef im Train⸗ Bat. Nr. 14, in das Train⸗Bat. Nr. 10 versetzt. v. Pritzelwitz, Pr. Lt. vom Train⸗Bat. Nr. 14, zum Rittm. und Comp. Chef be⸗ fördert. Herrmann, Pr. Lt. vom 2. Leib⸗Hus. Regt. Nr. 2, in das Train⸗Bat. Nr. 14 versetzt. Schultz v. Dratzig, Sec. Lieut. vom 2. Leib⸗Hus. Regt. Nr. 2, zum Pr. Lt. befördert. — 22 März. Frhr. v. Steinäcker, Gen. Lt. u. Gen. à la suite Sr. Maj. des Kaisers und Königs, v. Stiehle, Gen. Lt, Gen. à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commdr. der 7. Div., zu Gen. Adjutn. Sr. Majestät des Kaisers und Königs ernannt. v. Beyer, Gen. der Inf. und Gouverneur von Coblenz und Ehrenbreitstein, zum Chef des Füs. Regts. Nr. 39 ernannt. Fürst zur Lippe Durchlaucht, Gen. Lt. à la suite der Armee, zum Chef des Infant. Regts. Nr. 55 ernannt. v. Biehler, Gen. Lt., beauftr. mit Wahrnehm. der Geschäfte des Gen. Insp. des Ingen. Corps ꝛc., zum Chef des Ingen. Corps und der Pion. und Gen. Insp. der Festungen er⸗ nannt. v. Maliszewski, Gen. Lt. und Gouverneur des Invaliden⸗ hauses zu Berlin, der Char. als Gen. der Inf. verliehen. Graf v. Redern, Gen. Lt. à la suite der Armee, der Char. als Gen. der Kav. verliehen. Gr. v. Pückler, Gen. Lt. à la suite der Armee, der Char. als Gen. der Inf. verliehen. Dr. v. Lauer, Gen. Arzt, Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs, der Rang als Gen. Maj. verliehen. Prinz Heinrich XVIII. Reuß, Pr. Lt. vom Garde⸗Kür. Regt., und Prinz Heinrich XIX, Reuß, dr Lt. vom 1. Garde⸗Drag. Regt., zu überzähl. Rittm. befördert. FErbgroßherzog von Oldenburg Königliche Hoheit, Seconde⸗ Lieutenant à la suite des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments und des Oldenburg. Drag. Regts. Nr. 19, zum Pr. Lt. befördert. Fürst zu Salm⸗Horstmar, Rittm. à la suite der Armee, Prinz zu Solms⸗Hohensolms⸗Lich, Rittm. à la suite der Armee, Fürst zu Sayn⸗Wittgenstein⸗Hohenstein, Rittm. a la suite der Armee, der Char. als Maj. verliehen. Süß, Pr. Lt. à la suite der Garde⸗Invaliden⸗Comp. und kommdrt. zur Dienstl. bei der Schloß⸗Garde⸗Compagnie, ein Patent seiner Charge verlie⸗ hen. v. Grolman, Oberst, beauftragt mit der Führung der 3. Garde⸗Inf. Brig., zum Commdr. dieser Brig. ernannt. Krü⸗ er, Oberst⸗Lt. vom Inf. Regt. Nr. 85, zum Commdr. des Inf.
egts. Nr. 112 ernannt. Grach, Maj., aggr. dem Inf. Regt. Nr. 85, in das Inf. Regt. einrangirt. Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 20. März. Gr. v. Lüttichau, Maj. a. D., zuletzt Hauptm. von der Res. des 1. Garde⸗Regts. z. F., mit seiner Pension und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform der Res. des 1. Garde⸗Regts. z. F., zur Disp. gestellt. “
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. März. Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin wohnte gestern mit Ihren Königlichen Hoheiten den Großherzoginnen von Sachsen und Baden und Ihrer Königlichen Fohene der Prinzessin Albrecht von Preußen der Delegirten⸗Versammlung des Vaterländischen Frauen⸗ Vereins im Kriegs⸗Ministerium bei, welcher heute die Gene⸗ ralversammlung des Vereins im Gebäude des Landwirthschaft⸗ lichen Ministeriums folgen wird. — Zu der großen Soirée im Königlichen Palais waren die sämmtlichen Hohen Güste, die Botschafter und die zum Feste eingetroffenen Fremden ge⸗ laden. — Heute ist ein Diner im Königlichen Pakais.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittags den Landeshaupt⸗ mann Grafen von Pückler und besuchte von 12 Uhr Mittags ab mit Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen das Gewerbemuseum und die Nationalgallerie. Nachmittags 5 Uhr nahmen Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften an dem Familien⸗ diner bei Ihrer Majestät der Königin von Sachsen Theil und erschienen Abends 9 ½ Uhr auf der Soirée im Kaiserlichen Palais, nachdem Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz vorher noch die Vorstellung im Opernhause besucht hatte.
— Zufolge Allerhöchster Bestimmung werden im Laufe der nächsten Woche Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Albert Wilhelm Heinrich und die Prinzessin Victoria Elisa⸗ beth Auguste Charlotte, zweiter Sohn und älteste Tochter Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin, sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Luise Margarethe Alexandra Victoria Agnes, dritte Tochter Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Carl konfirmirt werden.
Zu diesem Zweck werden Dienstag, den 27. März, die Hohen Konfirmanden in der Kapelle des Kronprinzlichen Palais einer Prüfung unterzogen; Mittwoch, den 28. März, werden dieselben in der Kapelle des Königlichen Schlosses ein⸗ gesegnet werden und Donnerstag, den 29. März, im Verein mit der Königlichen Familie das h. Abendmahl einne hmen.
— Die Königliche Akademie der Wissenschaften feierte am 22. d. Mts. das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers und Königs in einer öffentlichen Sitzung.
Der an diesem Tage vorsitzende Sekretar hielt die Fest⸗ rede, in welcher er versuchte, den Zusammenhang zu zeigen, in welchem die 70jährige Militärdienstzeit des Kaisers und Königs mit der Entwickelung des preußischen und deutschen Vaterlandes steht.
Hierauf trug derselbe einen Bericht über die Arbeiten der Akademie und des mit ihr verbundenen archäologischen Reichs⸗ instituts vor.
Ein Vortrag des Herrn Mommsen über die römische Militärverfassung zur Zeit Cäsars schloß die Sitzung.
— Aus den ferner eingegangenen zahlreichen Be⸗ richten über die auswärtige Feier des Allerhöchsten Ge⸗ burtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs heben wir noch die folgenden hervor:
Greifswald, 23. März 1877. Die hiesige Königliche Universität beging am gestrigen Tage den Allerhöchsten Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs durch eine akademische Feier, zu welcher sich eine zahlreiche Versammlung aus ellen Ständen vereinigt hatte. Die Festrede hielt der ordentliche Professor der klassischen Philologie Dr. Ulrich von Wilamowitz⸗Moellendorff über das Reich der Athener im fünsten vorchristlichen Jahrhundert. Indem der Redner aus⸗ führte, wie nah das hellenische Volk den Segnungen natio⸗ naler Einheit gewesen und welche Mängel der Institutionen den Zusammenbruch auch der schon verwirklichten Hoffnungen bewirkt hätten, suchte er der Dankbarkeit des preußischen und des deutschen Volkes gegen seinen erhabenen Kaiser und König
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—— zu verleihen. Festlicher Gesang eröffnete und schloß ie Feier.
Augsburg, 22. März. (Allg. Ztg.) Die Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers in unserer Stadt be⸗ kundet aufs Neue, daß der Gedanke an Kaiser und Reich in Süddeutschland festen Boden gewonnen hat, und daß die Be⸗ geisterung für die Person des Monarchen, an dessen Namen sich die großartigen Ereignisse knüpfen, welche die Wieder⸗ aufrichtung des Deutschen Reiches schlossen, nur des Anlasses bedarf, um Wiederhall in allen Schichten des Volkes zu finden. 82 Vorfeier des Tages veranstaltete gestern in den
älen des Gasthofes „zur Traube“ der Bürgerverein Augsburg eine Abendunterhaltung, welche in lebendigem Wechfel zwischen Trinkspruch, Lied und Instrumentalmusik sich zu einer nationalen Feier im schönsten Sinne gestaltete. Nachdem der Vorstand des veranstaltenden Vereins, Dr. Kuby, in zünden⸗ den Worten das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausgebracht, in welches die Versammlung begeistert einstimmte, wurde be⸗ schlossen, die Glückwünsche der Festversammlung telegraphisch zur Kenntniß des Gefeierten zu bringen, und ferner an Se. Majestät den König von Bayern die Versicherung unwandel⸗ barer Treue und Anhänglichkeit gelangen zu lassen. Heute
Norgen prangen die Straßen der Stadt bei sonnigem Früh⸗ lingswetter im Schmucke der deutschen, bayerischen und Augs⸗ burger Flaggen.
Straßburg i. E., 23. März. (W T. B.) Bei dem en hier zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des
aisers stattgehabten Festbankett sprach der Ober⸗Präsident in seiner Rede die Hoffnung aus, den Kaiser bald in den Reichs⸗ landen zu sehen. Paris, 23. März. (Köln. Ztg.) Gestern Abend fand im Hotel Meurice zu Ehren des Kaiserlichen Geburtstages ein Bankett Statt, an welchem das Personal der bayerischen Gesandtschaft und die hervorragendsten Mitglieder der deut⸗ schen Kolonie Thei nahmen. Wegen der Abwesenheit des Fürsten Hohenlohe war es der bayerische Geschäftsträger, der den von dreimaligem Hoch gefolgten Trinkspruch auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte. Der Saal war mit Büsten des Kaisers und Blumen reichlich geschmückt und heitere Fröh⸗ lichkeit belebte das Fest bis zum Aufbruch.
Weitere Festberichte liegen vor aus: Celle, Düsseldorf, Goslar, Hannover, Hildesheim, Osnabrück, Glatz, Glogau, Görlitz, Kassel, Liegnitz, Löwenberg, Striegau, Waldenhburg, Wohlau; Altenburg, Ansbach, Eisenach, Gera, Nürnberg, Rostock und Schwerin.
vorbereiteten und ab⸗ rückhaltlosen
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten heute zu einer Sitzung zusammen.
— In der heutigen (16.) Sitzung des Reichstages. welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann, und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath beiwohnten, trat das Haus in die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die vorläufige Er⸗ streckung des Haushalts⸗Etats des Deutschen Reichs für das Vierteljahr vom 1. Januar bis 31. März 1877 auf den Monat April desselben Jahres. In der Diskussion erwiderte der Bundeskommissar, Direktor im Reichskanzler⸗Amt Dr. Michaelis, dem Abg. Richter (Hagen), daß 20 Millionen Mark zur Vertheilung an die Staaten des ehemaligen Norddeutschen Bundes aus der französischen Kriegskontribution bereit lägen und daß die Regierungen auf Grund des Gesetzes von 1873 die sofortige Ver⸗ theilung zu fordern berechtigt seien. Weitere 13 Mil⸗ lionen Mark seien aus den Kapitalbeständen der Okku⸗ pationsarmee noch zu erwarten, würden aber schwerlich vor dem Monat Juni zur Vertheilung gelangen. Die Abgg. Dr. Wehrenpfennig und von Benda bestritten die Nothwendig⸗ keit des vom Abg. Richter in Aussicht gestellten Antrages, mit der Vertheilung der 20 Millionen Mark bis nach Feststellung des Etats pro 1877 zu warten, um dieselben eventuell für Reichszwecke zu reserviren. Der Gesetzentwurf wurde hierauf unverändert definitiv genehmigt.
Es folgte die dritte Berathung des Fehsskhn über den Sitz des Reichsgerichts. Der Abg. Dr. Gneist motivirte zunächst den in zweiter Lesung abgelehnten, von ihm wieder aufgenommenen Antrag, das Reichsgericht anstatt nach Leipzig nach Berlin zu verlegen. Es ergriffen hierzu das Wort die Abgg. Dr. Hänel, Dr. Lasker und Bürgers. Dar⸗ auf wurde der Antrag des Abg. Dr. Gneist abgelehnt und der Gesetzentwurf in der in zweiter Lesung beschlossenen Fassung unverändert befinitic genehmigt. Es folgten Wahl⸗ prüfungen. Auf den Antrag der Wahlprüfungs⸗ kommission, welchen der Abg. Lentz vertrat, wurde die Wahl des Abg. Frhrn. von Tettau für gültig erklärt, der Reichs⸗ kanzler aber aufgefordert, den betreffenden Wahlkommissar wegen vorgekommener Unregelmäßigkeiten bei der Wahl rekti⸗ fiziren zu lassen.
Um 1 Uhr vertagte sich das Haus bis Dienstag, den 10. April, 12 Uhr.
— Tadelnde Aeußerungen zur Wahrnehmung be⸗ rechtigter Interessen Dritter sind nach einem Erken tnisse des Ober⸗Tribunals vom 21. Februar 1877 ebenso straffrei, wie tadelnde Aeußerungen zur Wahrnehmung der eigenen be⸗ rechtigten Interessen.
— Eine vom Magistrat zur Beaufsichtigung der städti⸗ schen Wasserwerke angestellte Person, welche die die Grundstücke an die Wasserleitung und Kanalisation anschlie⸗ ßenden häuslichen Anlagen zu revidiren und kontroliren hat, ist nach einem Erkenntnisse des Ober⸗Tribunals vom 2. März 1877 als mittelbarer Staatsbeamter zu betrachten. Der eee Widerstand gegen denselben in der rechtmäßigen
usübung seines Amtes ist daher auf Grund des §. 133 des Strafgesetzbuches zu bestrafen.
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Herzoglich sachsen⸗meiningischer Staats⸗Minister Giseke ist von hier wieder abgereist.
— Der General⸗Feldmarschall von Steinmetz hat sich nach Görlitz zurückbegeben.
— Der General der Infanterie von Tresckow, Ge⸗ neral⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und kommandirender General des IX. Armee⸗Corps, ist von Altona hier angekommen und im Hotel Windsor abgestiegen.
— Der General⸗Lieutenant von Ferentheil⸗ u. Grup⸗ penberg, Kommandant von Steettin, ist aus Anlaß seiner
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Beförderung zum General⸗Lieutenant zur Abstattung persön⸗ licher Meldungen mit Urlaub hier eingetroffen.
Bayern. München, 22. März. (Allg. Ztg.) Der Ministerial⸗Rath im Staats⸗Ministerium des Innern, Frhr. von Castelk, welcher erst seit einigen Monaten diese Stelle bekleidete, ist heute verstorben.
Baden. Karlsruhe, 21. März. (Frankf. J.) Eine kürzlich im Bezirksverbande Karlsruhe (die Aemter von Baden⸗Baden bis Mannheim umfassend) abgehaltene Bezirksversammlung der alt⸗ katholischen Gemeinden hat beschlossen, daß neben An⸗ trägen an die nächste Synode über Liturgie und Schulsachen auch folgender Antrag gestellt werden solle: „Die Synode wolle mit Rücksicht darauf, daß das Cölibat die katholische Lehre nicht berührt, die Katholiken des Orients das Zwangs⸗ ebot nicht kennen, und die Altkatholiken der Schweiz dasselbe ür ihre Gemeinschaft nicht anerkennen, offen und klar die Ver⸗ werflichkeit des Cölibatszwanges aussprechen.“ — Das Mini⸗ sterium hat sich in Folge des vorjährigen Gesetzes über die Aufbesserung der gering besoldeten Geistlichen aus Staats⸗ mitteln veranlaßt gesehen, zum Zwecke der Sammlung und geseßmäßigen Verwendung der Einkünfte aus erledigten atholischen Pfründen eine besondere Kasse zu errichten, in welche vgümmeche Einkünfte der Pfründe abzuliefern sind, welche nicht durch den Pfründe⸗Verweser absorbirt werden. Die Verwaltung der Kasse ist der gemischten Behörde, dem katholischen Ober⸗Stiftungs⸗Rathe, übertragen. — Der ehe⸗ malige, langjährige Präsident der badischen Zweiten Kammer, Gerichts⸗Präsident Hildebrandt, ist vorgestern gestorben.
Hessen. Darmstadt, 23. März. (W. T. B.) Der Prinz Friedrich Carl von Preußen, der Großherzog von Meck⸗ lenburg⸗Schwerin, der Prinz Carl von Baden und der Fürst von Schwarzburg⸗Rudolstadt treffen heute hier ein, um der Beisetzung des Prinzen Carl von Hessen beizuwohnen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. März. (Dr. J.) Dem Landtage ist ein Ministerialdekret zugegangen, welches, in Berücksichtigung der aus der Mitte der Abgeord⸗ neten laut gewordenen Wünsche, eine Vertagung der Ses⸗ sion vom 28. März bis auf Weiteres vorsieht, vorausgesetzt, daß der Etat bis zu jenem Termin durchberathen und einige andere unaufschiebbare Angelegenheiten erledigt worden sind.
Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. März. (W. T. B.)
Nach Meldung der „Wiener Abendpost“ brachte Kaiser
Franz Joseph bei dem gestrigen Hofdiner aus Anlaß des Geburtsfestes des deutschen Kaisers einen Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm aus. Am Diner nahmen der deutsche Botschafter, Graf Stolberg, dessen Gemahlin und sämmtliche Mitglieder der deutschen Botschaft, ingleichen der Fürst von Hohenlohe, Graf Andrassy und andere hohe Würdenträger Theil.
Innsbruck, 22. März. Der ‚„Presse“ wird telegraphisch von hier berichtet: In einer gestern von den Klerikalen abge⸗ haltenen Versammlung wurden die Wahlmänner verhalten, eine Zuschrift an die Abgeordneten zu unterzeichnen, in der sie dieselben auffordern, auch ferner in gewohnter Weise ent⸗ schieden für die Erhaltung der Landesrechte und der Glaubenseinheit einzustehen.
Pest, 22. März. Im Abgeordnetenhause reichte, vwie bereits telegraphisch gemeldet, der Finanz⸗Minister Szell einen Gesetzentwurf betreffs Ermächtigung zum Abschlusse eines 6prozentigen Goldrenten⸗Anlehens behufs Konver⸗ sion der schwebenden Schuld von 76 ½ Millionen ein. Die Ermächtigung soll sich auf jene Summe erstrecken, welche der Minister zur Durchführung dieser Operation als erforder⸗ lich erachtet. In der Motivirung sagt der Minister, daß er bestrebt war, die Konversion zu beginnen, daß jedoch die bis⸗ herigen politischen Konjunkturen einer solchen Operation nicht günstig waren. Er glaubt, daß die demnächst zu gewärtigende Aenderung in der politischen Lage diesem Unternehmen gün⸗ stiger sein werde.
— 23. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Klubs der liberalen Partei wurde der vom Finanz⸗ Minister befürwortete Gesetzentwurf, betreffend die Gold⸗ anleihe, debattelos angenommen.
Schweiz. Bern, 23. März. (Köln. Ztg.) Der Nationalrath hat nach erzielter Uebereinstimmung mit dem Ständerath die Fabrikgesetze in einer Generalabstim⸗ mung mit 90 gegen 15 Stimmen angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 22. März. (E. C.) Es wird amtlich bekannt gemacht, daß der Prinz von Wales zum Kapitän der Königlichen Reserveflotte er⸗ nannt worden ist. — Eine Abgesandtschaft von Han⸗ delskammern überreichte gestern dem Lord Derby Resolu⸗ tionen in Beziehung auf die Verhandlungen wegen eines neuen Handelsvertrages mit Sir Louis Mallet und Mr. Mulholland, die erwählten britischen Bevollmäch⸗ tigten, waren zugegen, um die Rathschläge bei den bevorstehen⸗ den Verhandlungen zu verwerthen. Der Abg. Ripley erklärte, die Handelskreise würden einem Vertrage, in welchem ein fremdes Land mehr oder minder den Schutzzoll behalten wolle, lieber keinen Vertrag vorziehen. Lord Derby erwiderte, Eng⸗ land habe keine weiteren Zugeständnisse zu machen, nachdem es mit Annahme des Freihandels Alles gegeben, was es hätte geben können, so bleibe auf Seiten Engkaads Beweisführung die einzige Waffe. — Die gestrige Sitzung des Unterhauses wurde durch die zweite Lesung der Seitens der Homeruler einge⸗ brachten irischen Landpacht⸗Bill in Anspruch genommen. Eingeleitet wurden die Verhandlungen durch Mr. Butt, den Führer der Homerulepartei, der erklärte, die Vorlage sei mit geringen Abänderungen eine Wiederholung der von ihm im vorigen Jahre eingebrachten. Ihr Zweck sei, den
Landpächtern in Irland besseren Schutz zu Unühren und
einige nothwendige Verbesserungen des Gladstone’'schen Landgesetzes von 1870 herbeizuführen. Streitige Angele⸗ genheiten zwischen Landbesitzern und Pächtern sollten durch einen von beiden Parteien ernannten Schiedsrichter geschlichtet werden. Hauptziel der Vorlage sei es indeß, die Pachtungen unwiderruflich zu machen, d. h. den Landbesitzern das Recht zu nehmen, ihre Pächter jederzeit von Haus und Hof zu jagen, auch wenn dieselben das Eecegen. regelmäßig einzahlen — eine Maßregel, die bei Erlaß des Gesetzes von 1870 Seitens der Homeruler bereits vergeblich erstrebt worden sei. Mr. Butt füshen⸗ aus, er sei bereit, jedem annehmbaren Verbesserungsvor⸗ chlage zuzustimmen.
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Obgleich er für die Pächter eintrete, sei er
doch auch ein Freund der Besitzer. Mr. Sullivan sprach den englischen und schottischen Mitgliedern die Fähigkeit ab, sich das richtige Verständniß für irische Angelegenheiten anzu⸗ eignen. Er läugnete, daß die Homerule⸗Bewegung irgend welchen Einfluß auf diese Frage ausübe. Der irische Bauer gestehe dem Grundeigenthümer das Anrecht auf das Pachtgeld zu, beanspruche aber seinerseits das Recht, das Land so lange zu behalten, als er seine Pacht bezahlte. Sir Michael Hicks⸗Beach, Minister für Irland, erklärte, er widersetze sich der Vorlage. Durch dieselbe würde dem Grund⸗ besitzer die Möglichkeit benommen, einen schlechten oder unver⸗ besserlichen Pächter los zu werden. Die Dauer der Pacht eines guten Pächters zu sichern, bedürfe es keines gesetz⸗ geberischen Eingreifens. Die Vorlage wurde demgemäß mit 323 gegen 84 Stimmen verworfen. — 24. März. (W. T. B.) Der Earl von Beacons⸗ 888 und die meisten anderen Minister werden heute für ie Dauer der Osterferien des Parlamentes London verlassen.
Frankreich. Paris, 22. März. (Fr. C.) Der Prä⸗ sident der Republik hat heute Vormittag im Elysée dem neuerdings zum Kardinalernannten Erzbischof von Lyon, Caverot, unter dem üblichen Ceremoniell das Barett auf⸗ gesetzt. Der neue Kardinal wurde sodann von der Mar⸗ schallin Mac Mahon empfangen und nahm mit seinem Ge⸗ folge, ein Dejeuner an der Tafel des Präsidenten der Re⸗
üblik ein.
I (Köln. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Preß⸗ ausschusses sprach sich der Minister⸗Präfident Jules Simon für die Abschaffung des Dekrets von 1852 aus, vorbehaltlich jedoch der Beibehaltung desjenigen Artikels, der die Unterzeichnung von Aufsätzen in Zeitungen denjenigen untersagt, welche zu einer körperlichen oder schimpflichen Strafe verurtheilt wurden.
Versailles, 22. März. (Köln. Ztg.) Die Depu⸗ tirtenkammer hat heute die Eisenbahndebatte beendigt. Das Amendement von Allain Targé, dem der Arbeits⸗Mi⸗ nister Christophle beigetreten war, wurde mit 245 gegen 207. Stimmen an den Ausschuß verwiesen. Die Kammer beschloß hierauf, daß morgen die Ernennung der 33 Mitglieder statt⸗ finden solle, welche den von der Regierung vorgelegten all⸗ gemeinen Zolltarif zu prüfen haben.
Italien. Rom, 18. März. (H. N.) Der Minister⸗ Präsident wird am künftigen Donnerstag, d. 22. d. M., in der Deputirtenkammer sein Exposé über die Lage der Finanzen vortragen und nachweisen, daß dieselbe seit dem 18. März v. J. sich wesentlich gebessert hat. — Die Vorlage des Kriegs⸗Ministers, betreffend einen Kredit von 15,132,000 Lire zum Ankauf von Waffen für die Armee, die auf die Budgets von drei Jahren vertheilt werden sollen, ist gestern unter die Deputirten vertheilt wor⸗ den. — Dem Senate überreichte gestern der Unterrichts⸗ Minister das Gesetz zur Einführung des zwangsweisen Elementarunterrichts, und ein zweites wegen der Ver⸗ besserung der Lehrerbesoldungen. Die Versammlung genehmigte ohne bemerkenswerthe Debatte das Militär⸗ distriktsgesetz mit 67 gegen 21 Stimmen, die Kammer aber bewilligte dem Marine⸗Minister mit großer Majorität einen Kredit von 310,000 Lire zur Herstellung eines Kohlen⸗ magazins am Hafen von La Spezzia. Der Abgeordnete Ber⸗ tani hat einen Gesetzvorschlag eingebracht, laut welchem für die Eintragung eines neugeborenen Kindes in die Register eine Taxe von einem Lire bezahlt werden soll. Die Armen sollen zur Bezahlung derselben nicht angehalten, die eingegan⸗ genen Summen aber zu Gemeindeschulzwecken verwendet wer⸗ den. — Der Kaiser von Brasilien hat vorgestern dem Komthur Correnti das große Halsband des Rosa⸗Ordens in Brillanten verliehen. — Dem soeben erschienen Militär⸗Almanach pro 1877 zufolge zählte die ttalienische Armee am 1. Januar d. J. 3 Corps⸗Generale, 45 General⸗Lieutenants, 78 General⸗ Majore, 257 Obersten, 284 Oberst⸗Lieutenants, 697 Majore, 3358 Hauptleute, 4836 Lieutenants und 1794 Unter-Lieutenants, und zwar 10 Obersten mehr, als am 1. Januar 1876. Die Miliz hatte am 1. Januar 6 Oberst⸗Lieutenants, 26 Majore, 228 Hauptleute, 582 Lieutenants und 3258 Unter-⸗Lieutenants. Die Reserve⸗Miliz zählte an dem bezeichneten Tage einen Ge⸗ neral der Armee, 16 General⸗Lieutenants, 61 General⸗Majore, 78 Obersten, 167 Oberst⸗Lieutenants, 482 Majore, 444 Haupt⸗ leute, 565 Lieutenants und 242 Unter⸗Lieutenants. Das militärische Jahrbuch enthält auch eine Statistik der Militär⸗ Bildungsanstalten (Kabettenhäufer), laut welcher dieselben im Jahre 1876 — 1877 von 1989 Zöglingen besucht wurden und zwar von 59 mehr als im Vorjahre. ““
— 19. März. (H. N.) Mehrere Tausend nicht päpstlich gesinnter Römer sind gestern nach dem nahen Monterotondo gepilgert, um die Gebeine der Garibaldiner in dem nahe dabei errichteten Beinhause (das gestern eingeweiht worden ist) zu bestatten. Der Abgeordnete Cairoli, ein ehemaliger Offizier Garibaldis, Graf Piancini, der ehemalige Sindaco und meh⸗ rere Assessoren des Stadtraths von Rom hielten auf die Feier bezügliche Reden. 1
— 22. März. (Köln. Ztg.) Heute Mittag ist Mon⸗ signore Nardi gestorben. Die Mittheilung, der Papst habe die Eidesformel der Bischöfe abgeändert, wird in Ab⸗ rede gestellt. Die Eidesformel sei unverändert geblieben, ins⸗ besondere was die kanonischen Kirchenvorschriften betrifft.
— 23. März. (W. T. B.) Die üoer das Befinden des Papstes hier zirkulirenden Nachrichten stellen den Ge⸗ sundheitszustand desselben als im Allgemeinen ziemlich befrie⸗ digend dar; eine in den Füßen eingetretene Schwäche nöthigt den Papst, in einem Sessel sich tragen zu lassen.
Griechenland. Athen, 24. März. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Deligeorgis hat die Zusicherung ertheilt, daß behufs Berathung der Rüstungs⸗ und Wehrgesetze die Deputirtenkammer schon im Mai einberusen werden soll. Die Stellung des neuen Kabinets ist durch die Unterstützung, welche ihr Trikoupis und seine Partei ge⸗ währen, befestigt.
Türkei. Konstantinopel, 23. März. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro hat der Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 13. k. M. seine Zustim⸗ mung ertheilt. .
Ragusa, 23. März. (W. T. B.) Nach hier einge⸗ gangenen Nachrichten soll eine circa 1000 Mann starke Ab⸗ theilung Türken unter den . von Acyevo ein
lutbad angerichtet haben, wäre aber von den Insur⸗ genten mit großen Verlusten zurückgeworfen worden. London, 23. März. (W. T. B.) Im Unterhause stellte der Deputirte Fawcett den Antrag, zu erklären, daß
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die Regierungen berechtigt seien, von der Pforte Garantien für die bessere Behandlung der christlichen Unterthanen zu verlangen. Fawcett griff die Regierung an und erklärte es für unzweckmäßig, die diplomatischen Beziehungen zur Pforte wieder aufzunehmen. Hartington billigte zwar den An⸗ trag Fawcetts, meinte indessen, derselbe sei zur Unzeit ein⸗ ebracht, da das Haus die jetzige Politik der Regierung nicht enne. — Gladstone verlangte genaue Erklärungen der Re⸗ gierung über die schwebenden Unterhandlungen und Aus⸗ unft darüber, ob die Regierung keine Hoffnung mehr habe, Garantien von der Pforte zu erlangen und welche Schritte sie im letzten Falle zu thun beabsichtige? Der Kanzler der Schatzkammer, Northcote, erklärte hierauf, der Augenblick sei noch nicht gekommen, um die Politik der Regierung voll⸗ ständig beurtheilen zu können. Die Politik Englands bestehe indessen unverändert darin, den Frieden zu erhalten, das gute Einvernehmen mit den übrigen Großmächten zu be⸗ wahren und die Interessen Englands zu vertheidigen. Wenn die Pforte den Vorstellungen der englischen Regierung kein g- schenke, würde England dieselbe ihrer eigenen Verant⸗ lichkeit überlassen. Northcote schloß, indem er das Haus er⸗ suchte, über den Antrag Fawcetts abzustimmen. Die Debatte wurde schließlich mit Genehmigung der Regierung vertagt.
London, 24. März. (W. T. B.) Die Morgenblätter besprechen die gegenwärtige Situation, halten dieselbe meistens für sehr ungünstig und bezweifeln die Möglichkeit einer friedlichen Lösung der schwebenden Frage. Die „Times“ giebt die Hoffnung noch nicht auf, daß weitere Unterhand⸗ lungen eine Einigung zwischen der englischen und der russischen Regierung herbeiführen könnten, bemerkt aber, daß die Aus⸗ sichten für eine solche Einigung nicht günstig seien.
Wien, 23. März. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ meldet aus St. Petersburg von heute, die Londoner Protokollverhandlungen seien nahezu als gescheitert zu betrachten, die russische Regierung werde der Aufnahme eines Passus über die Abrüstung der russischen Armee in das Protokoll niemals zustimmen, die bezügliche Insinuation Englands sei entschieden zurückgewiesen worden. Beharre England auf seinen diesbezüglichen Forderungen, so seien alle weiteren Verhandlungen zwecklos. General Ignatieff treffe heute in Paris ein und reise alsbald nach Wien weiter. Die Haltung Englands lasse neuerlich den Dreikaiserbund in den Vordergrund treten und dürften diesbezügliche Verhand⸗ lungen als bevorstehend zu signalisiren sein.
Paris, 23. März. (W. T. B.) General Ignatieff hatte heute mit dem russischen Botschafter, Fürsten Orloff, und mit dem Herzog Decazes Besprechungen und beab⸗ sichtigt, heute Abend nach Wien abzureisen.
St. Petersburg, 24. März. (W. T. B.) In hie⸗ sigen politischen Kreisen wird geltend gemacht, daß die Schlußfolgerungen, welche die englische Presse an den Proto⸗ kollentwurf knüpft, irrthümliche seien. Nach der hiesigen An⸗ schauung ist der Zweck des Protokolls ein durch⸗ aus friedlicher, der zu seiner Voraussetzung vor Allem den Frieden mit Montenegro und die Demobilisi⸗ rung der türkischen Streitkräfte hat. Nur in diesem Falle könnte auch Rußland zur Demobilisirung schreiten. Außer⸗ dem setzt man hier voraus, daß auch die vefüste das Protokoll annehme, und daß sie die Initiative zur Ausführung der von ihr verlangten Reformen ergreife. Man hält hier an der Ueberzeugung fest, daß, wenn die europäischen Mächte in dieser Beziehung eine einstimmige und entschiedene Sprache führen, ihre Forderungen sich erreichen lassen werden und der Frieden gewahrt bleiben wird. Man hält es nicht für zulässig, daß Europa sich zum zweiten Male durch einen resultatlosen Akt kom⸗ promittire. — Englischerseits liegt eine letztgiltige Erklärung in der Pro'okollangelegenheit noch nicht vor. — Das „Journal de St. Pétersbourg“ bemerkt in Be⸗ sprechungder Frage der Demobilisirung der russischen Armee, die Mobilisirung wurde angeordnet für den Fall, daß Europa sich für die Verbesserung des Looses der christlichen Bevölkerung in der Türkei nicht interessirt haben würde. Das Weiterbestehen der Mobilisirung nach der Konferenz sei ebenso begründet, wie vor derselben. Der einzige Unterschied sei, daß der Beruf der russischen Armee im November v. J. darin be⸗ standen habe, für das russische Programm einzutreten, seit Januar d. J. für das Programm sämmtlicher Mächte.
— Aus Konstantinopel, 21. März, wird Wiener Blättern gemeldet: Nach erfolgter Konstituirung des Senats und der Deputirtenkammer und der Annahme einer provisorischen Geschäfts⸗ und Hausordnung wird in beiden Häusern ein Antrag auf Erlaß einer Adresse an den Sultan eingebracht und dann erst zu den eigentlichen Ver⸗ handlungen geschritten werden. Was die Stellung der Abge⸗ ordneten zu einander, und zwar außerhalb des Parlaments betrifft, so wird es wahrscheinlich vier Hauptfraktionen geben, nämlich: 1) Eine türkische, welche die türkischen De⸗ putirten aus der europäischen Türkei, aus Kleinasien, Arme⸗ nien, den Küstenstrichen am Schwarzen Meere und dem nörd⸗ lichen Mesopotamien, umfassen wird; 2) eine arabische, zu welcher die Deputirten aus Syrien, dem südlichen Mesopota⸗ mien, Arabien und dem Paschalik Tripolis⸗Fezzan gehören werden; 3) eine armenisch⸗griechische, aus den arme⸗ nischen und griechischen Deputirten bestehend, und 4) eine slavische, aus den wenigen slavischen Abgeordneten gebildet. Die jüdischen Deputirten dürsten sich auf die zwei ersteren Gruppen vertheilen.
— Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“ aus Alexan⸗ drien, 11. d. M.: „Wie Sie sich noch erinnern werden, ist vor einigen Wochen erst in Konstantinopel eine Broschüre unter dem Titel: „Les Responsabilités“ erschienen, deren Inhalt zum größten Theil aus Schriftstücken bestand, welche russische diplomatische Agenten an verschiedene Persönlichkeiten in und außer dem türkischen Reiche angeblich gerichtet haben. Unter diesen Schriftstücken befand sich nun auch ein angeblicher Brief Ignatieffs an den Khedive, in welchem der Letztere aäsgeforder. wurde, seine Armee baldigst gehörig aus⸗ zurüsten, um bei gelegener Zeit das türkische Joch von seinen Schultern abzuschütteln und Aegypten zu einem unabhängigen Staate zu machen. Der Khedive wurde durch seinen Kehaja (Geschäftsträger) Abraham Fscha in Konstantinopel auf diese Broschüre aufmerksam gemacht, der ihm zugleich bedeutete, daß dieser Brief am Hofe des Padischah eine gewisse Verstimmung habe. Ismail Pascha hat nun den Kehaja eauftragt, dem Savfet Pascha mitzutheilen, daß er ein solches Schreiben nie erhalten habe und dasselbe eine plumpe Fälschung ist.“
— Ein Korrespondent weist, wie dasserbe Blatt be⸗ merkt, auf eine Bestimmung der türkischen Konsti⸗ tution welche bis jetzt noch nicht bemerkt worden
ist. Es ist nämlich Thatsache, daß die Muselmänner elbst in solchen Gegenden, in welchen sie eine winzige Ninorität bilden, auch wenn ihrer nur hundert Mann wären, ins Parlament ebenso viele Abgeordnete senden, wie die Christen, was natürlich die Rechte der ga. auf Null re⸗ duzirt, und daß die Muselmänner das Recht haben, bei den Wahlen der Christen zu erscheinen und ihre Stimmen abzu⸗ geben, was den Christen bei den Wahlen der Muselmänner nicht gestattet ist.
Rumänien. Bukarest, 24. März. (W. T. B.) Die x420q der Kammer ist bis zum 1. k. M. verlängert worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. März. (H. N.) Der König, welcher morgen früh von Upsala zu⸗ rückerwartet wird, wird am 23. d. M. Abends die Reise nach Heidelberg antreten; die Ankunst in Kopenhagen soll am 24. erfolgen und die Reise Abends, nachdem inzwischen das Diner bei den dänischen Majestäten eingenommen worden, über Kor⸗ sör⸗Kiel fortgesetzt werden. Der erste Nachtaufenthalt wird in Cöln und die Ankunft in Heidelberg am 26. d. M stattfinden. — Der seit dem 12. Juni 1872 akkreditirte fran zösische Gesandte J. A. de Gobineau verließ am Freitag Abend Stockholm, um nach Frankreich zurückzukehren.
Amerika. Aus Washington wird dem „Bureau Reuter“ unterm 20. d. M. telegraphirt: Der Präsident Hayes empfing gestern Deputationen von südlichen Demokraten und Republikanern, von denen erstere auf den Abzug der Truppen aus den Staatsgebäuden, letztere auf die Anerkennung des Herrn Chamberlain als Gouverneur von Süd⸗Carolina und des Herrn Packard als Gouverneur von Louisiana drangen. Der Präsident erwiderte, das Kabinet würde den Gegenstand unverzüglich in Erwägung ziehen, aber mittlerweile würde der status quo aufrecht erhalten wer⸗ den. Heute wurde eine Kabinetsrath abgehalten, in welchem der Zwiespalt zwischen Republikanern und Demokraten in Loui⸗ siana und Süd⸗Carolina den Gegenstand der Verhandlung bildete; über das Ergebniß der Berathung ist nichts in die Offentlich⸗ keit gelangt. — Mr. Nicholls, der demokratische Gouverneur von Louistana, hat beim Distriktsgericht in New⸗Orleans den Erlaß eines Exmissionsbefehls gegen Mr. Packard und die anderen Personen, die gegenwärtig das Staatsgebäude inne haben, beantragt. Mr. Packard wirbt Rekruten für die Miliz an, um das von großen Massen von Negern umringte Gebäude zu vertheidigen. Mr. Nicholls’ Polizei hat die mit der Einschreibung der Rekruten beschäftigten Beamten verhaftet.
— (Wes. Z.) Der von dem Repräsentantenhause in Washington gefaßte Beschluß, den Silberdollar als gesetz⸗ liches Zahlungsmittel in unbegrenzter Menge für alle nicht ausdrücklich auf Gold lautenden Zahlungsverpflichtungen an⸗ zuerkennen, veranlaßte den Senat, zur Prüfung dieser Frage eine Kommission einzusetzen, welche nach eingehender Berathung und Vernehmung kompetenter Sachverständiger kurz vor der Vertagung einen eingehenden Bericht erstattete. Zu ent⸗ nehmen ist demselben, daß die Majorität für Beibehaltung der Silberwährung sich entschied. Die Gründe, welche im vergangenen Frühjahre vorübergehend die Entwerthung des Silbers herbeiführten, namentlich die Verminderung in dem Bedarfe Asiens, werden von der Kommission als nicht stichhaltig erachtet, um eine in die amerikanischen Verkehrs⸗ verhältnisse so tief einschneidende Maßnahme wie die Demo⸗ netisirung des Silbers zu empfehlen. Von Mitgliedern der Kommission wurde in Vorschlag gebracht, den Werth des Silbers im Verhältniß zu Gold wie 1: 15 ¼ oder wie 1:15,98 resp. 1:16 festzustellen, bis eine internationale Konferenz darüber definitive Vereinbarung getroffen haben wird.
Montevideo, 12. Februar. Auf dem gestern von Marseille hier eingetroffenen französischen Postdampfer „Poitou“ befanden sich zwei Mädchen, welche nach Ankunft des Schiffes der Hafenkommandantur die Anzeige machten, daß sie sich in Gefahr befänden, von dem gleichfalls an Bord befindlichen Agenten eines hiesigen Kupplers, welchersie unter falschen Vorspiegelungen zur Reise verlockt habe, zu Prosti⸗ tutionszwecken vert n zu werden.
Nachdem sich die Anzeige als begründet erwiesen hatte, befahl der Gouverneur Latorre die Freilassung der Mädchen, während die beiden schuldigen. Personen mit 6 bezw. 12 mo⸗ natiger Zwangsarbeit bestraft wurden.
“ Statistische Machrichten. C. W. Das jüngst im Druck erschienene Werk des Königlich
bayerischen statistischen Bureaus „Die bayerische Bevölkerung nach der Gebürtigkeit“ enthält über die Bewegung der bayeri⸗ schen Bevölkerung in den letzten Jahren bemerkenswerthe Mitthei⸗ lungen. Das Kapitel der Landesgebürtigkeit verdient hier besondere Erwähnung. Es wird hierüber u. A. bemerkt: Bei der Ermittelung der Landesgebürtigkeit der Bevölkerung sind die Einflüsse der ganzen inneren Wanderung der Bevölkerung vollständig ausgeschlossen. Aus derselben ist nur mehr der Einfluß des Zuzugs von Außen ersichtlich. Bei einer Gesammtbevölkerung von 4,863,450 Personen sind als in anderen Staaten des Deutschen Reiches geboren 78,241 Personen und als im Auslande geboren 44,150 Personen nachgewiesen. Landesgebürtig sind demnächst 97,5 % der Gesammtbevölkerung. Ganz besonderes Interesse bietet die Unterscheidung der Landesgebür⸗ tigkeit nach Gruppen der Bevölkerungsanhäufung. — Es ergiebt sich hiernach, daß in den unmittelbaren Städten 94 %, in den übrigen Städten mit mehr als 2000 Einwohnern 95,1 %, in den andern Ge⸗ meinden mit einem Hauptorte von 2000 Einwohnern und darüber 97,7 %⸗ in dem Reste des Landes 98,4 % der Bevölkerung landesgebürtig sind. Die Mischung der eingebornen Bevölkerung mit außer Landes Gebornen ist demnach um so stärker, je städtischer das Zusammenleben der Be⸗ völkerung sich gestaltet. Eine verhältnißmäßig geringe Landesgebür⸗ tigkeit der Bevölkerung weisen selbstverständlich die Grenzstädte auf; so zählt Passau nur 91,4 %, Aschaffenburg 89,4 %, Kempten 85,0 %, Lindau gar nur 757 % Eingeborne. Die Rheinpfalz weist eine hohe Landesgebürtigkeit der Bevölkerung auf. Man begreist übrigens leicht, daß eine so dichte Bevölkerung wie die pfälzische, dem Ein⸗ dringen auswärts Geborner einen verhältnißmäßig viel größeren Widerstand entgegensetzt, als eine dünne Bevölkerung, wie sie in manchen Gebietstheilen des diesseitigen Bayerns angetroffen wird.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Wissenschaftlichen Verein in der Singakademie wird heute Nachmittag 5 Uhr der Professor D. A. Wagner den diesjährigen Eyklus der Vorlesungen mit einem Vortrage über „unsere Münzreform“ beschließen. “
— Der Verfasser des „Tagebuchs während des Vatikar ischen Konzils“, der Professor der Kirchengeschichte Dr. J. Friedrich zu München, arbeitet, der „Bonner Ztg.“ zufolge, seit längerer Zeit an einem umfassenden Werke über die Geschichte dieses denkwür⸗ digen Konzils “ seiner Vorgeschichte. Der erste Theil dieses Werkes, in welchem viele Aktenstücke und Auf⸗