Die Arbeiten sin nicht ganz zu vollenden, damit noch etwas unter Aufsicht zu fertigen übrig bleibt. Am Tage der Prüfung ist eine Examinationsgebühr von 3 ℳ u entrichten.
“ 8 Unter Bezugnahme auf vorgedruckte Nachricht bringen wir hier⸗ mit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir zur Prüfung der Handarbeits⸗ lehrerinnen, welche in öffentlichen Schulen Unterricht zu ertheilen beabsichtigen, einen Termin auf den 3. Mai d. Is. anberaumt haben und daß wir zu diesem Termine nur Anmeldungen berücksich⸗ , welche bis zum 20. April d. Js. bei uns eingegan⸗ gen sind. j Berlin, den 17. März 1877. 3 EKovöhnigliches Provinzial⸗Schul⸗Kollegium. Reichenau.
Verzeichniß der Vorlesungen, welche im Sommer⸗Semester 1877 bei dem mit der Universität in Beziehung stehenden Königlichen landwirthschaftlichen Lehrinstitute zu Berlin (Dorotheenstraße 38, 39) stattfinden werden. *)
1) Professor Dr. Orth: a. Spezielle Ackerbaulehre: Montags Dienstags, Donnerstags und Freitags von 9—10 Uhr — b. Ueber Boden und Wasser mit besonderer Berücksichtigung der öffentlichen Gesundheitspflege: Montags und Donnerstags von 10 —11 Uhr — privatim. c. Landwirthschaftliche Taxationslehre: Dienstags von 10 — 11 Uhr — publice. d. Praktische Uebungen: Dienstags und Donnerstags von 2—-4 Uhr — privatissime. e. Ex⸗ kursionen an zu bestimmenden Tagen — publice. Lehrsaal im Uni⸗ versitätsgebäude. — Anmeldungen in der Universitäts⸗Quästur. 2) Professor Dr. Fichhorn: a. Organische Chemie und die chemischen Grundlagen der Fütterungslehre: Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 11—12 Uhr — privatim. b. An⸗ leitung zu agrikultur⸗chemischen Untersuchungen mit Uebungen im Laboratorium; Mittwochs und Sonnabends von 9—12 Uhr — privxatim. Lehrsaal im Institut (Dorotheenstraße 38, 39). — An⸗ meldungen in der Instituts⸗Quästur. 3) Professor Dr. Karl Koch: . Landwirthschaftliche Botanik: Montags und Donnerstags von 5 — 7 Uhr — priratim. b. Demonstrationen und Uebungen im Bestimmen der Pflanzen: Freitags von 5—7 Uhr — publice. Lehr⸗ saal im Universitäts⸗Gebäude. — Aumeldungen in der Universitäts⸗ Quästur. 4) Professor Dr. Kny: a. Grundzüge der Experimental⸗Phy⸗ siologie der Pflanzen: Dienstags, Donnerstags und Freitags von 8 —9 Uhr — privatim. b. Mikroskopischer Kursus für Geübtere mit besonderer Rücksicht auf F Montags und Mitt⸗ wochs von 2—-4 Uhr — publice. Lehrsaal für a. im Universitäts⸗ Gebäude, für bd. im Institut. — Anmeldungen für a. in der Uni⸗ versitäts⸗Quästur, für b. in der Instituts⸗Quästur. 5) Professor Müller: Ueber Physiologie der Hausthiere, verbunden mit anato⸗ mischen Demonstrationen: Montags von 4—5 Uhr, Dienstags und Donnerstags von 5—6 Uhr — publice. Lehrsaal in der Thierarz⸗ neischule (Louisenstraße 56). — Anmeldungen in der Instituts⸗ Quästur. 6) Dr. Hartmann: a. Rindviehzucht: Montags, Dienstags und Donnerstags von 3—4 Uhr — publice. b. Allgemeine Züch⸗ tungsprinzipien: Dienstags und Donnerstags von 4—5 Uhr — publice. e. Schafzucht: Montags von 10—11 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 7) Leh⸗ rer der Thierheilkunde Dieckerhoff: Ueber Krankheiten der Hausthiere: Dienstags und Donnerstags von 6—7 Uhr und Sonnabends von 12—1 Uhr — publice. Lehrsaal in der Thierarzneischule. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 8) Professor Dr. Großanann: Hersfübrang insbesondere die doppelte Buchführung für größere und kleinere Güter; Planimetrie und Trigonometrie mit besonderer Berücksichtigung der Aufgaben der Feldmeßkunst: Donnerstags von 12—2 Uhr und Freitags von 10—11. Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗ Quästur. 9) Ingenieur Schotte: Landwirthschaftliche Maschinen⸗ kunde mit Zugrundelegung der Hauptlehren der Maschinenmechanik: Freitags von 2—4 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — An⸗ meldungen in der Instituts⸗Quästur. 10) Post⸗Baurath Tucker⸗ mann: Praktische Uebungen im Feldmessen und Nivelliren, Karti⸗ ren und Berechnen von Flächen mit Hinweisung auf Drainagen und Berieselungen: Sonnabends von 3 ½ — 7 Uhr — publice Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 11) Dr. Scheibler: Chemie und Technologie der Rübenzucker⸗Fabrikation und Spiritus⸗Brennerei: Montags und Mittwochs von 12—2 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Insti⸗ tuts⸗Quästur. 12) Garten⸗Inspektor Bouchs: Ueber Gartenbau unter besonderer Berücksichtigung des emüse⸗ und Obst⸗ baues, der Gehölzzucht, der Parkanlagen, der Konstruktion von Gewächshäusern: Mittwochs von 3—5 Uhr — publice. Lehr⸗ saal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 13) Dr. Wittmack: Landwirthschaftliche Sämereien, deren Verfäl⸗ bungen ““ 28 Feritaas * 4—6 Uhr — pusblice.
ehrsaal im Universitätsgebäude. — Anmeldungen in der Universitäts⸗ Quästur. 14) Dr. Oskar Brefeld: a. Physiologie und Berfütä. lungsgeschichte der Pilze, mit besonderer Berücksichtigung der Schimmel⸗, Gährungs⸗ und Fäulnißpilze, in Verbindung mit Experimenten und mikroskopischen Demonstrationen: Montags, Mittwochs und Frei⸗ tags von 5—6 Uhr — privatim. b. Mikroskopische Uebungen im Untersuchen von Pilzen: Dienstags und Donnerstags von 3—5 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗ Quästur. 15) Kammergerichts⸗Rath Keyßner: Preußisches Recht mit besonderer Rücksicht auf die für den Landwirth wichtigen Rechtsver⸗ hältnisse: Freitags von 12 — 2 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 16) Ober⸗ Roßarzt Küttner: Häufbeschlagslehre verbunden mit De⸗ monstrationen und praktischen Uebungen: Mittwochs von 8 —9 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 17) Dr. Lehmann: Landwirth⸗ schaftliche Fütterungslehre: Dienstags von 12—2 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. 18) Dr. Freiherr vion Canstein: Düngerlehre: Sonnabends von 1— 3 Uhr — publice. Lehrsaal im Institut. — Anmeldungen in der Instituts⸗Quästur. Außer diesen, für die der Landwirthschaft beflissenen Studirenden besonders eingerichteten Vorlesungen, werden ander Universi⸗ tät und der Thierarzneischule noch mehrere Vorlesungen, welche für an⸗ ehende Landwirthe von näherem Interesse sind und zu welchen der ritt denselben freisteht, oder doch leicht verschafft werden kann, stattfinden. Von den Vorlesungen an der Universität sind besonders hervor⸗ zuheben 2 Physik, Geologie, Mineralogie, Zowlogie, Nationalökonomie. Das Sommer⸗Semester beginnt gleichzeitig mit dem Sommer⸗ Semester an der Königlichen Universität am 9. April 1877. Mel⸗ dungen wegen der Aufnahme in das Institut werden vom Professor Dr. Eichhorn (Dorotheenstraße 38, 39) entgegengenommen. Die Benutzung der Bibliothek des Königlichen landgirthschaft⸗ lichen Ministeriums im Lesezimmer, Schützenstraße 26 eöffnet von 4 Uhr Nachmittags bis 7 Uhr Abends), Anmeldung hierzu eben⸗ daselbst im Königlichen landwirthschaftlichen Museum, ist den Stu⸗ direnden gestattet, ebenso haben dieselben Zutritt zu den Sammlungen dieses Museums. Die Instituts⸗Buästur befindet sich im Central⸗ Bureau des Königlichen Ministeriums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Leipziger Platz Nr. 10, und ist von 10—1 ÜUhr ge⸗ öffnet. Von derselben werden fortan erhoben: 2. an Einschreibegebüh⸗ 85. 6 ℳ pro Semester; b. an Auditoriengebühren 50 ₰ pro Vor⸗ esung; c. ebühr für die Ausfertigung eines Studienzeugnisses 3 ℳ
“ Das Kuratortum. 8 vyvpon Nathusius. Olshausen.
*) Das Verzeichniß kann jederzeit von d
& 8 2 2 Dorotheenstraße 38, 39, bezogen werz Mfkfstut Direktien,
des Ober⸗Tribunals, VI. Senat, vom 15. Februar 1877,
Kaiser und König arbeiteten heute Morgen von 9 Uhr ab mit dem Chef des Militär⸗Kabinets, General⸗Adjutanten von Albedyll, und empfingen den Polizei⸗Präsidenten von Madai zum 5
Um 12 ⅛ Uhr fanden in Gegenwart des Gouverneurs, Generals der Infanterie von Boyen, und des stellvertretenden Kommandanten General⸗Majors Freiherrn Meerscheidt von Hüllessem, zahlreiche Meldungen beförderter Offiziere, vor⸗ zugsweise vom Garde⸗Corps, statt. Außerdem empfingen Se. VFeäilet noch den General der Infanterie und Gouverneur⸗ von Coblenz, von Beyer, und nahmen den Vortrag des Chefs der Admiralität, Generals der Infanterie von Stosch, ent⸗ gegen.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin war mit Fbrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden in der eneralversammlung des Magdalenen⸗Vereins anwesend. — wohnten Beide Kaiserliche Majestäten der Kon⸗ rmandenprüfung der Prinzessin Charlotte, des Prinzen inrich und der Prinzessin Luise Margarethe im Kronprinz⸗ lichen Palais bei. — Beide Kaiserliche Majestäten und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden besuchten die Kaiserin Augusta⸗Stiftung in Charlottenburg.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprin 3 nahm gestern malitärische Meldungen entgegen. Um 12 ½ Uhr ertheilte Höchstderselbe dem Kriegs⸗Minister General der Infanterie von Kameke, um 4 ½ Uhr dem Landes⸗ ältesten, Mitglied des Reichstages Grafen Bethusy⸗Huc, und um 4 ¼ Uhr dem Kammerherrn und Landrath 88 Kreises Kolmar i. P. von Colmar, Audienz.
Um 6 ½ Uhr begab Sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit dere näcesann, ap. Seen Königlichen Hoheiten der
inzessin Charlotte und dem Prinzen Heinrich zu Ihren Kaiserlichen Majestäten. 8b Fes ee
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1 — Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Dem Bundesrath ist der Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die Verwendung 8278. Theils des Reingewinns aus dem von dem Großen Ge⸗ neralstabe redigirten Werke: Der deutsch⸗franzö⸗ sische Krieg 1870/71 zur Beschlußnahme vorgelegt worden.
— Die Vorschriften des Gesetzes vom 24. Mai 1861, betreffend die Erweiterung des Rechtsweges in Beziehung auf die Ansprüche der Staatsbeamten wegen ihrer Diensteinkünfte, beziehen sich nach einer Entscheidung
lediglich auf die vermögensrechtlichen Ansprüche der Staats⸗ beamten aus hübn. Dienstverhältnisse, welche sie gegen den Fiskus zu haben vermeinen und gegen diesen verfolgen, nicht “ Ansprüche, welche sie auf Grund amtlicher Verpichtunge gezen Gemeinden oder Private erworben haben und gegen diese klagend geltend machen.
““ Die Verordnung vom 19. Juli 1867, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens und die benegfza des Urkundenstempels in den neueren Provinzen, zählt unter den stempelpflichtigen Urkunden „Auktionsprotokolle“ auf. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tribunal VI. Senat, in der Sitzung vom 15. Februar 1877 die Ent⸗ scheidung gefällt, daß die Stempelabgabe für Auktionsproto⸗ kolle, abweichend von dem Urkundenstempel für Verträge, nicht auf die Verbriefung des einzelnen oder der mehreren Rechts⸗ geschäfte gelegt ist, auf welche die betreffende Urkunde hin⸗ weist, sondern auf die schriftliche Darlegung des speziellen Ergebnisses einer Auktion über bewegliche Sachen, sofern sie in protokollarischer Form erfolgt. „Hieraus ergiebt sich einerseits das Erforderniß einer amtlichen Aufnahme der Urkunde, ihrer Fräächeüng durch eine kraft dienstlicher Stellung zu diesem Akte befähigte Person andererseits, soviel die Stempelfrage betrifft, die Unerheblichkeit der Frage nach der dieser Urkunde gegebenen Zweckbestimmung, Ptehüng eise die Unerheblich⸗ keit des Umstandes, ob die wesentlichen Bestandtheile der ein⸗ zelnen Käufe, aus denen eine Auktion sich zusammensetzt, durch die Urkunde in einer gegen alle Betheiligten beweisenden Form festhestelt werden Ks ehichnung der Urkunden als Ver⸗
ichnisse kann ihre Stempelpflichtigkeit nicht ausschließen, wei es dabei nicht auf den beigelegten Namen 8nens
— In der Königlichen Central⸗Turnanstalt hier⸗ selbst wird zu Anfang Oktober d. J. wiederum 4 s 8. monatlicher Kursus für Civileleven beginnen. Be⸗ dingung für den Eintritt als Eivileleve ist, daß der Aufzu⸗ nehmende bereits Lehrer einer öffentlichen Unterrichtsanstalt, oder daß er Kandidat des höheren Schulamtes ist. Hinsicht⸗ lich der Volksschullehrer wird Werth darauf gelegt, daß sie die zweite Lehrerprüfung bereits bestanden haben und daß sie nach ihrer Stellung geeignet erscheinen, neben Er⸗ langung einer größeren Befähigung zur Ertheilung des Turnunterrichtes an ihrer Schule zugleich für die Aus⸗ breitung dieses Unterrichtes in weiteren Kreisen des Schul⸗ wesens thätig zu sein. Andere Bewerber können auf be⸗ stimmte Zeit als Hospitanten in die Anstalt eintreten, wenn sie einen genügenden Grad wissenschaftlicher Bildung und tur⸗ nerischer Ausbildung nachweisen, und die Verpflichtung ein⸗ gehen, sich der nächsten gemäß dem Reglement vom 29. März 1866 stattfindenden Turnlehrerprüfung zu unterziehen. Jeder Bewerber muß bei der Anmeldung nach sorgfältiger Prüfung seiner Verhältnisse bestimmt nachweisen, daß ihm für seinen Unterhalt hier der Betrag von 120 ℳ monatlich zur Verfü⸗ gung steht, oder welcher Beihülfe er dazu bedarf.
— Die Bevollmäͤchtigten zum Bundesrath: Königlich sächsischer Staats⸗Minister der Justiz Sr299. Königlich sächsischer Geheimer Finanz⸗Rath Wahl und Groß⸗ herzoglich badischer Ministerial⸗Rath Lepique sind nach Dresden und beziehungsweise Karlsruhe abgereist.
— Der General der Infanterie von Beyer, Gouver⸗
neur von Coblenz und Ehrenbreitstein, ist von Coblenz hier eingetroffen und im British Hotel abgestiegen.
— Der General⸗Lieutenant von Rauch, Commandeur der 9. Division, welcher zum Senbiean bei Sr. Majestät
9.— Deutsches Reich. 28 Berlin, 27. März. Se. 4191 ber
Ferent! eil⸗ u. Gruppenberg, Kommandant von Stettin, ist *5 been⸗ digtem Urlaub wieder abgereist.
Cöln, 26. März. Se. Majestät der König von Schweden traf gestern Abend 9 ¼ Uhr mit dem e. über Hamburg kommend auf der Reise nach Heidelberg hier ein und nahm im Hotel du Nord Absteigequartier.
Anhalt. Dessau, 24. März. Nachdem der Land⸗ tag die ihm gemachten Vorlagen erledigt hatte, wurde der⸗ lelbe durch den Landesherrlichen Kommissar, Staats⸗Minister oon Krosigk, heute im Höchsten Auftrage geschlossen.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen 24. März. Aeihe Ztg.) Die Prinzessin Elisabeth be⸗ findet sich seit mehreren Wochen wegen ernstlicher Erkrankung in Halle; nach hierher gelangten ärztlichen Berichten ist aber eine baldige volle I. derselben zu hoffen.
Lippe. Detmold, 26. März. (Lip. Reg. Bl.) So⸗ eben ist dem Magistrate hierselbst von Sr. Ms 52ee- dem Kaiser in Beziehung auf das Allerhöchstdemselben zugestellte Gratulationsschreiben der städtischen Behörden zum 80. Geburts⸗ tage folgendes Antwortschreiben zugegangen:
„ Ich bin durch die Mir von dem Magistrat zu Meinem diesjährigen Geburtstage gewidmeten Glückwünsche und durch das denselben beigefügte sinnige Angebinde sehr angenehm überrascht worden. Die künstlerisch gelungenen Darsiellungen von Detmold und seiner geschichtlich geweihten Umgebung ge⸗ wãhren Mir eine willkommene Erinnerung an den erheben⸗ den Tag, an welchem es Mir vergönnt war, der deutschen Nation unter dem dortigen wackeren Volksstamme das Her⸗ mann⸗Standbild als Denkmal vaterlandbefreiender Helden⸗ tugend zu übergeben; sie werden für Mich als Andenken an den für des Vaterlands Größe bekundeten Sinn der Stadt Detmold stets besonderen Werth behalten.
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gewählte Spende. Berlin, den 24. März 1877.
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HOesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. März. Die „Presse“ enthält folgendes Communiqus: — “ Die „N. Fr. Presse“ hat vor zwei Tagen in einem Leitartikel einen angeblichen Brief des Kaisers Franz Josef, welchen Se. Majestät aus Anlaß des Todes des Kardinals Antonelli an den Papst gerichtet hahen sollte, zum Gegenstand ihrer Betrachtungen gemacht und gestern auf Grund angeblicher Münchener Mittheilungen eine formelle Analyse dieses Schreibens gebracht. Wir sind nach zu⸗ verlässigen Mittheilungen in der Lage, zu erklären, daß dieser Brief nicht existirt. Die Kundgebung, welche aus Anlaß des Ablebens des Kardinals Antonelli von hier nach Rom erfolgte, be⸗ schränkte sich, wie wir erfahren, auf eine an die K. K. Botschaft beim päpstlichen Stuhle gerichtete telegraphische Weisung, dem Papste das Beileid über den Verlust eines so treuen und bewährten Dieners auszudrücken. Der angebliche Brief des Kaisers rangirt also zu den sensationellen Erfindungen, die in letzter Zeit über den Veläh und “ der Monarchen zu demselben förmlich aus dem Boden
— 26. März. (W. T. B.) Der Kaiser wird morgen den General Ignatieff in besonderer Audienz empfangen. Der General wird sodann mit seiner Gemahlin an dem Hof⸗ diner theilnehmen und hierauf die Rückreise nach St. Petersburg über Berlin antreten. Heute diniren der General Ignatieff und Gemahlin bei dem Grafen Andrassy.
Großbritannien und Irland. London, 24. März. (A. A. C.) Die Königin begiebt sich am 28. d. M. von Windsor nach Osborne, um dort das Osterfest zu ver⸗ leben. Gegen Mitte Mai übersiedelt der Hof nach Balmoral.
— (E. C.) Die gse⸗ Presse benutzt den Anlaß des achtzigjährigen eburtstages des Deutschen Kaisers, um demselben warme Worte der Hochschätzung zu widmen. — Der General⸗Lieutenant Sir Francis Sey⸗ mur ist vorgestern Abend nach Darmstadt gereist, um die Königin bei der Beerdigung des Prinzen Karl von Hessen zu vertreten. — Im Unterhause erklärte vorgestern auf Anfrage Mr. Potters der Unter⸗Staatssekretär Bourke, ent⸗ sprechend den letzten Berichten des General⸗Konsuls in Aegyp⸗ ten, habe Oberst Gordon Vollmacht, Frieden mit Abyssi⸗ nien abzuschließen. Obgleich keine Mittheilung eingelaufen sei, daß Aegypten eine Abtretung Massauas beabsichtige, sei doch bekannt, daß Oberst Gordon Auftrag habe, auf Grund umfassender Herabsetzung der Zölle auf nach Abyssinien be⸗ stimmten Waaren zu unterhandeln. Mr. Lowther, Unter⸗ Staatssekretär der Kolonien, erklärte auf Anfrage Mr. Courtney's,
der nach der Transvaal⸗Republikentsandte Sir Theophi⸗
lus Shepstone habe Instruktionen des Inhalts erhalten, daß im Falle Unruhen vorkommen und Leben und Eigenthum britischer Unterthanen gefährdet werden sollte, der Gouverneur von Natal beauftragt sei, Maßregeln zu deren Schutz zu ergreifen. Für die Anwendung von Truppen jenseits der Grenze sei kein Auftrag ertheilt worden. Mr. Lowther fügte hinzu, Ge⸗ rüchte aus Südafrika sollten mit größter Vorsicht aufgenom⸗ men werden. Mr. Anderson fragte an, ob es wahr sei, daß kürzlich in Kairo ein Sklavenmarkt abgehalten worden sei, auf dem 300 Weiber verkauft seien. Mr. Bourke ent⸗ gegnete, die Regierung habe keine amtliche Mittheilung dar⸗ über erhalten, indeß Nachforschungen darüber angeordnet. Demnächst wurde die Gefängnißbill weiterberathen.
— 26. März. (W. T. B.) Im Mansionhouse fand heute unter dem Vorsitze des Lordmayors von London ein Meeting statt, das die Veranstaltung einer Ausstellung englischer und ausländischer Druckereigegenstände zur Feier der vor nunmehr 400 Jahren durch William Caxton erfolgten Einführung der Buchdruckerkunst in England zum Zwecke hatte. Auf den von dem deutschen Botschafter, Grafen Münster, unterstützten Antrag Antony Trollope’s nahm die Seckerneütag eine Resolution an, die sich für die vor⸗ geschlagene eier aussprach. Graf Münster hob in seiner Rede hervor, daß er die Ehre hebe das Land zu vertreten, in welchem die Buchdruckerkunst erfunden worden sei, und daß er die beabsichtigte Feier als ein neues Band der Ver⸗ einigung zwischen England und Deutschland betrachte, von — er hoffe, daß sie zwischen beiden Ländern fortbestehen
rde.
Frankreich. Paris, 25. März. (Fr. C.) Der französische Botschafter am großbritannischen Hofe, Marshis 88 res 95 ist gestern Abend von London hier eingetroffen und wird morgen
dem Könige von Sachsen kommandirt gewesen, hat sich nun⸗ mehr in seine Garnison Glogau zurückbegeben.
wieder auf seinen Posten zurückkehren. — Das Erträgniß
Fgen haben die indirekten
kein Schulhaus, oder weder den einen noch das andere haben.
wegen
8 bisher in Frankreich gestattet war.
Universitäts⸗Rath, dem einer der gewählten Dekane als Prä⸗ Unterrichts
Von Herzen danke Ich dem Magistrat für diese glücklich Universität erhält.
Tohrone nahm das Parlament seinen
der Zölle ist, der „Patrie“ zufolge, während der ersten zwei Monaäate d. J. im Vergleiche mit der entsprechenden Periode von 1876 von 38,113,000 auf 39,973,000 Sr. gefe ha da⸗ Steuern du s nicht den
artungen entsprochen, zu denen man durch den stetigen Fortschritt der letzten Jahre berechtigt war; mit Ausnahme des Tabaks sind sie sämmtlich in der Abnahme begriffen. Im Jahre 1876 hatten die indirekten Steuern in den Monaten Januar und Februar 151,512,000 Fr., im Jahre 1877 hoben ste nur 136,806,000 Fr. ergeben, was also einen Rückgang von 14,706,000 Fr. ausmacht. Auf der anderen Seite hatten die Ausfuhren von Gold und Silber nach dem Auslande in den ersten zwei Monaten des vorigen Jahres 12,749,000, in derselben Periode von 1877 dagegen 15,640,000 Fr. erreicht. — (Köln. Ztg.) Der Unterrichts⸗Minister Wad⸗ dington ist rastlos bemüht, das Schulwesen zu verbessern und hat in diesen Tagen wieder ein Rundschreiben er⸗ lassen, wörin er die Behörden auffordert, ihm sämmtliche Ge⸗ meinden zu nennen, die noch keinen Schullehrer oder noch
Nach den Kammerferien wird Hr. Waddington das Gesetz
Reorganisation des höheren Unterrichts von Staatswegen vorlegen. Es handelt sich darin um Gründung einer Anzahl Universitäten in den De⸗ partements, an welchen die Lehrer mehr Freiheit und Selbstän⸗ digkeit haben sollen, als an Universitäten und Fakultäten Der Dekan jeder Fakultät gewählt werden, aber dann Reformen stets im Zuge Verband durch den
foll von seinen Kollegen gew nicht mehr wählbar sein, damit die bleiben; zwischen den Fakultäten soll ein
gebildet und diesem die Ueberwachung des 8 werden, während ein vom Staate er⸗ toor die materielle und finanzielle Leitung der Die sämmtlichen Universitäten sollen mit einem Central⸗Conseil des höheren Unterrichts in Verbindun stehen und von ihm abhängig sein. Dieser Centralrath so aus Mitgliedern des höheren Unterrichts und aus Mitgliedern der Kammern bestehen. Dies sind die Grundzüge des Ge⸗ setzentwurfs. Spanien. Cadix, 26. März. (W. T. B.) Bei dem u Ehren des Königs Alphons im hiesigen Arsenal siuttgehabien Banket brachte derselbe einen Toast auf die britische Marine aus, erinnerte hierbei an seinen früheren Aufenthalt in London und schloß mit dem Wunsche für die Fortdauer der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Eng⸗ land und Spanien. Der englische Gesandte, Layard, hob in seiner Erwiderungsrede hervor, daß die Armeen Englands und Spaniens beide seiner Zeit für das Prinzip der Unabhängig⸗ keit gekämpft hätten.
Türkei. Konstantinopel, 20. März. Ueber die Er⸗ öffnung des Parlamentes wird der „Pol. Korr.“ von hier ee —
ie Aufmerksamkeit der Bevölkerung war in den letzten Tagen von den Vorbereitungen zur Parlamentseröffnung vollauf in Anspruch genommen. Diese Eröffnung hat mit großem Pompe statt⸗ gefunden. Die Feierlichkeit bei der Eröffnung des Parlaments war eine der imposantesten. In dem Hintergrunde des großen Saales im Palaste von Dolma⸗Bagdsche war der von massivem Golde strotzende Thron aufgestellt, den Sultan Selim von Aegypten mitbrachte, als er dieses Land eroberte und das Khalifat und Sultanat in seiner Person vereinigte. Um den Thron herum standen auf den ihnen von dem ceremoniellen Programme angewiesenen Plätzen die Minister, der Scheikh⸗ul⸗Islam mit seinen Ulemas, die Patriarchen mit ihren Prälaten, die Militärs bis ein⸗ schließlich zum Grade eines Divisionsgenerals, die Musteschars der verschiedenen Ministerien und der höhere Richter⸗ und Beamten⸗ stand bis einschließlich zum Range eines Bala, Alles selbst⸗ verständlich in großer Gala⸗Uniform. Zur Linken des Thrones war eine Tribüne für das diplomatische Corps errichtet, welches der Feierlichkeit im Civilanzuge beiwohnte. Vor dem latz ein, und zwar: die Senatoren im offiziellen Gewande zur Rechten und die Deputirten im schwarzen Anzuge zur Linken. Die Wachen und Hellebardiere in scharlachrother goldgestickter Uniform bildeten einen Kreis um den ganzen Saal herum, der einen wahrhaft malerischen Anblick bot. Der Totaleindruck dieser aus 6⸗bis 700 Personen bestehenden Versammlung war ein imposanter. Als Jedermann seinen Sitz ein⸗ enommen hatte, trat der Sultan unter dem Vortritte des Ober⸗ Ceremonienmeisters Kiamil Bey in den Saal. Im Gefolge desselben befanden sich seine Brüder Mehemed⸗Reschad Effendi, der präsum⸗ tive Thronerbe, Ahmed⸗Kémaleddin⸗Effendi und andere Palast⸗ Würdenträger. Der Sultan nahm auf dem Thronsessel Platz und nachdem er die Versammlung mit einem lei 0 3 hatte, gab er dem Großvezier ein Zeichen, sich zu nähern, und über⸗ gab demselben die die Thronrede enthaltende Papierrolle. Edhem Pascha nahm das werthvolle Schriftstück und überreichte es dem ersten Sekre⸗ tär, welcher unverzüglich mit der Vorlesung desselben begann. Nach vollendeter Lesung wurde von dem Vertreter des Nakub⸗ul⸗ Scherif von Koniah ein Gebet gesprochen, worauf die Feierlichkeit mit allgemeinem „Amen“ und unter enthusiastischen Zurufen schloß. In diesem Augenblicke wurden von den Batterien der Stadt und der osomanischen Stationsschiffe Kanonensalven gelöst. Nachdem der Sultan abermals die Versammlung begrüßt, verließ er den Saal. Während der ganzen Ceremonie, welche länger als eine Stunde währte, beobachtete der Sultan ein düsteres Schweigen. Der Text der Thronrede wurde noch im letzten Momente abgeändert und so kam es, daß die halboffiziellen Journale, welche dieselbe schon ge⸗ druckt hatten und nur den ersten Kanonenschuß abwarteten, um die Blätter auszugeben, einige Augenblicke vor der Feierlichkeit avisirt wurden, mit der Veröffentlichung der Kaiserlichen Botschaft zu warten. Aus diesem Grunde konnte die Thronrede erst heute Mit⸗ tags ausgegeben werden. Eine der wichtigen Abänderungen, welche vorgenommen wurden, ist folgende: Im ersten Entwurfe der Thronrede kündigt der Soltan den Friedensabschluß mit Serbien an und sagt, er hoffe, daß auch die Unterhandlungen mit Montenegro zu einem günstigen Resultate führen werden. Im abgeänderten Texte heißt es, daß die Entscheidung, welche die Regierung bezüglich Montenegros zu treffen beabsichtige, der Kammer zur Berathung vorgelegt werden wird, und sie empfiehlt den Deputirten, sich gleich in den ersten Sitzungen mit dieser Frage zu beschäftigen. Das Parlament wird heute in Stambul in geheimer Sitzung zusammentreten. Das Publikum wird erst nach Beendigung der Berathungen über die montenegrinische Frage und Votirung der Geschäftsordnung zugelassen werden. — 1 — 27. März. (W. T. B.) Die montenegrinischen Bevollmächtigten erwarten noch die aus Cettinje erbetene Instruktion, inzwischen Feten die EeeFe keinen Fort⸗ gang genommen. Die Deputirtenkammer ist mit der Be⸗
rathung ihrer Geschäftsordnung beschäftigt.
Wten, 27. März. (W. T. B.) Die hiesigen Blätter beschäftigen sich mit der schwebenden Frage von ihren verschiedenen Standpunkten aus. Die „Neue freie Presse“
sident vorsteht,
nannter Re⸗
als Vermittler aufzutrete
leisten wird,
leichten Kopfnicken begrüßt
gedenke. Der „Presse“ zufolge neigen sich die diplomatischen Kreise der Ansicht zu, daß die Protokoll⸗ Verhandlungen keineswegs abgebrochen seien. Es würden vielmehr die Verständigun RüA 8 nach den Feier⸗ tagen erneut aufgegriffen werden, falls inzwischen der Friede zwischen der Türkei und Montenegro erzielt werden sollte. Der letztere gelte überhaupt als Vorbedingung für eine Verständigung der Kabinete. Allerdings dürfe England die Demobilisirungsfrage nicht in der Weise stellen, wie in den jüngsten Tagen geschehen. London, 26. März. (W. T. B.) Im Unterhause er⸗ widerte der Kanzler der Schatzkammer, Northcote, auf eine Anfrage des Deputirten Forster, Graf Derby habe dem tür⸗ kischen Botschafter, MNusurus Pas 2 a, erklärt, daß die von dem Sultan beabsichtigte Amnestirung sich nicht auf die⸗ jenigen Personen erstrecken dürfe, welche sich Gewaltthätig⸗ keiten häten zu Schulden kommen lassen. Die Pforte bebe auf diese Erklärung noch keine Antwort ertheilt; Achmed Aga gehöre übrigens nicht zu denen, welche begnadigt werden sollen. — 27. März. (W. T. B.) „Daily Telegraph“ will wissen, Rußland beabsichtige die Protokollverhand⸗ lungen in London auf einer Basis zu erneuern, welche Englands Anschauung über die Abrüstungsfrage Rechnung tragen dürfte. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt nicht vor.
— Der W. „Presse“ wird gemeldet: Der Sulten setzte eine Kommission ein, die beauftragt ist, die Ausgaben in seinem Palaste zu überwachen und dieselben nöthigenfalls auch zu beschränken. — Kabuli Pascha ist gestorben. Fürst Ghika ist mit Urlaub nach Bukarest abgereist.
— Das W. „Fremdenblatt“ vom 23. schreibt: Nach Berichten aus Konstantinopel ist auf die nach dem Sturze Midhat Paschas eingetretene Verzagtheit eine stets wachsende Erbitterung getreten. Die Hoffnung auf die Befähigung Midhats, den Sturm zu beschwören, möge illusorisch gewesen sein, aber sie hat bestanden und war so stark, daß man mit ihr Berge hätte versetzen können. Edhem Pascha und seine Kollegen thun umsonst Alles, was sie vermögen, aber es laubt Niemand an sie und die öffentliche Meinung ist nicht mit ihnen. Das Mißvergnügen wächst täglich. Die Polizei ist beständig auf der Hut und sucht nach den Urhebern der Plakate, welche über Nacht an die Häuser, Moscheen und selbst öffentliche Gebäude, vor denen Schildwachen stehen, geheftet werden und nach den Urhebern der anonymen Schreiben an die Minister, welche alle voll Invektiven gegen die un⸗ fähige Regierung sind, „die die ganze männliche mohamedanische Bevölkerung unter die Waffen ruft und über⸗ dies mit Kriegssteuern erdrückt, während sie einen demüthi⸗ genden Frieden mit Serbien schließt und von einer Gebiets⸗ abtretung an die montenegrinischen Räuber spricht.“ Ulemas und Sostas werden nach Saint Jean d'’Aecre eingeschifft, aber es hilft nur wenig, denn was man in den Plakaten liest, wird öffentlich in jedem Kaffeehaus, in den Gängen der Pforte und selbst im Seraskierat in Tophans und den Kriegsschulen besprochen. Verhaftungen werden vorgenommen, Häuser durch⸗ sucht und die Fäden einer Verschwörung zu entdecken gesucht, welche gar nicht besteht, indem Alle, mit Ausnahme Der⸗ jenigen, welche die Macht besitzen, mehr oder minder eines Sinnes sind. In Konstantinopel sollen sich nicht weniger als 3000 bewaffnete Softas herumtreiben. 1
— Man schreibt demselben Blatte: „Das türkische „Parlament“ ist eröffnet. Ob nun dasselbe wirklich das was man von einem „Parlamente“ erwarten darf, darüber dürften uns schon die nächsten Tage belehren. Es sitzen aber in diesem Parlamente Männer, die durch ihren Charakter volles Vertrauen einflößen und die durch ihre Autorität wieder selbst einem türkischen Minister imponiren. So hat die Stadt Brussa in der Person Isak Effendis einen Vertreter gefunden, der schon längst offen gegen die Pascha⸗ wirthschaft gesprochen hat und der dies hoffentlich auch im Parlamente thun wird. Jerusalem wieder, die drittheiligste Stadt im Islam, hat in der Person ihres „Bürgermeisters“, Emir Jussuf El⸗Chalidi, einen Vertreter, der durch seine Abstammung — derselbe ist ein Nachkomme Ibn El⸗ Chalieds, eines der vier Feldherren des Propheten — auch einem Großvezier imponirt, und der noch dabei auch eine ge⸗ diegene europäische Bildung besitzt. Aber außer diesen Män⸗ nern giebt es im türkischen Parlamente noch viele andere Persönlichkeiten, die ihre Pflichten als Volksvertreter zu er⸗ füllen wissen werden. Auch darf man erwarten, daß durch die Eröffnung des türkischen Parlaments etwas Leben in die in Lethargie versunkene mohameda⸗ nische Welt kommen wird, denn schon machen viele türkische und arabische Blätter darauf aufmerksam, daß, wenn der Nachfolger des Propheten und der Khalifen sich dazu
erbeiläßt, sich mit Vertretern seiner Völker, unter denen sich ogar auch Christen und Juden befinden, zu umgeben, und wenn ein solcher Schritt auch vom Großscherif in Mekka und dem Scheikh⸗ul⸗Islam, den beiden höchsten geistlichen Autori⸗ täten im Islam, gutgeheißen wird, auch die andern mohame⸗ danischen Fürsten diesem Beispiel folgen können. Erwäh⸗ nenswerth ist noch die Aeußerung vieler türkischen Deputir⸗ ten, die sich dahin ausgesprochen haben, daß, bevor das tür⸗ kische Parlament seine Arbeiten aufnehme, den Mitgliedern desselben ihre Immunität garantirt werden müsse.“
— Nach den Schätzungen europäischer Offiziere, meldet das W. ‚Fremdenbl.“ weiter, sind die türkischen Streitkräfte weit von⸗ den enormen Ziffern entfernt, welche ihnen die offiziellen Angaben gaben. Die als Festungsgarnisonen in dem sogenannten Donau⸗Viereck Schumla, Silistria ꝛc. ver⸗ theilte Armee kann nicht über 72,000 Mann betragen. In Widdin und seinen Umgebungen zählen die Türken bei 55,000 Mann und in Bosnien und der Herzegowina haben sie 32,000 Streiter. Alles in Allem besteht ihre erste Linie aus 159,000 Mann, welche, was kaum glaubwürdig ist, nur 220 Kanonen besitzen. Diese Armee soll durch eine Reserve von 25,000 Mann verstärkt werden, welche an der Ostgrenze stehen. In Erzerum, Kars, Bajazid, Ardan ꝛc. sehen 75,000 Mann mit 120 Kanonen. Die effektive Armee, welche verschiedentlich auf 650,000 bis 900,000 Mann berechnet worden ist, muß dem⸗ nach auf 259,000 Mann mit 340 Kanonen reduzirt werden.
— Aus Konstantinopel wird dem „Standard“ unterm 22. ds. telegraphirt: „Die Kammer der Deputirten hielt gestern eine private Zosene und erwählte zwei Vize⸗Präsidenten, vier Sekretäre und drei Quästoren. Auch ernannte sie einen Fünfzehner⸗Ausschuß, formiren und Arrangements für regelmäßiges und pünktliches Erscheinen der Mitglieder zu treffen. Die Mitglieder für die Provinzen Bagdad, Bassora und Tripoli sind noch nicht
will wissen, daß Graf Andrassy, falls die direkten Verhand⸗ lungen zwischen England und Rußland ich zerschlagen sollten, . 8 8
eingetroffen; es sind aber 84 Mitglieder in der Hauptstadt,
um das Bureau zu
von denen 45 Muselmänner sind. Die verbleibenden 39 vertheilen sich in folgender Weise: 16 Griechen, 10 Armenier, 8 Slaven, 3 christliche Araber und 2 Juden. Die Kammer wird wöchentlich fünf Sitzungen halten, von denen vier öffentlich sind und eine geheim. Aasifi Pascha ist zum Vize⸗Präsidenten des Senats ernannt worden.“ Derselbe
öffentliche Sitzung Deputirtenkammer fand gestern statt, und obgleich die Kammer nur die zu Geschãfts⸗ ordnung diskutirte, hat doch die Art und Weise, in welcher die Diskussion geführt wurde und die von den Mitgliedern bekundete Fähigkeit für Debatten einen höchst günstigen Eindruck hervorgerufen. Die Deputirten für Jeru⸗ salem, Broussa und Janina befanden sich unter den hervor⸗ ragendsten Rednern. Man hat hier bemerkt, daß die Pro⸗
snstütution zu fördern, und daß sie tüchtige ftsmänner ind. Obgleich für die Redner eine Tribüne errichtet war, sprachen die Mitglieder doch mit einer einzigen Ausnahme von ihren Plätzen aus. ca. 150 Artikeln. Hiervon wurden 30 angenommen und 3 oder 4 theilweise diskutirt. Die Artikel bezüglich der Inter⸗ pellirung des Ministeriums erregten die meiste Diskussion und befinden sich noch unter Berathung.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. März. (H. N.) Die vier hiesigen deutschen Vereine „Deutsche Gesell⸗ schaft“, „Concordia“, „Liedertafel“ und „Humor“ haben sich vorgestern zu einer gemeinschaftlichen Feier des 80 jäh⸗ 218 Geburtstages des Deutschen Kaisers ver⸗ einigt. Flaggen und Schildern geschmückten Lokalitäten der soge⸗ nannten Festwohnung des Hotel Phoenir und um 8 ½ Uhr nach Eintreffen der vom Festcomité geladenen Ehrengäste, des deutschen Gesandten von Pfuel, des General⸗Konsuls Redlich, des Legations⸗Sekretärs Grafen Roedern und des Pastors der deutschen Gemeinde Kittau, nahm die offizielle Feier des Tages ihren Anfang. Unter den Klängen der Fest⸗Ouverture, eines von einem hiesigen Deutschen eigens zu diesem Tage kompo⸗ nirten „Kaiser⸗Marsches“, zogen die Versammelten in den großen Saal, wo nach dem Gesange der „Wacht am Rhein“ Pastor Kittau den Rednerstuhl bestieg, um in ergreifender An⸗ sprache auf die Bedeutung des Tages hinzuweisen. Die Rede wurde an vielen Stellen von enthusiastischem Beifall unterbrochen, der in dem begeisterten neunfachen Hoch auf den Kaiser einen lauten Widerhall fand. Nachdem darauf das Souper, ein nach schwedischer Sitte servirter „Sexa“, eingenommen, wurden Bowlen vorgesetzt und der erste Kelch von dem Ge⸗ sandten von Pfuel auf das Wohl des Königs von Schweden geleert; es folgten dann Toaste auf den Kronprinzen, die Gäste, sowie die deutsche Kolonie in Stockholm, abwechselnd mit Gesangstücken, die von dem Männerchore der Liedertafel ausgeführt wurden. In mächtig anschlagenden Worten toastete dann Hr. F. Warburg auf das einige Deutschland. Schließ⸗ lich brachte noch Hr. Bergling einen Toast auf den Fürsten Bismarck aus und hiermit fand die offizielle Feier ihren wür⸗ digen Abschluß.
Dänemark. Kopenhagen, 26. März. (W. T. B.) In dem vom Folkething behufs Berathung des Budgets eingesetzten gemeinsamen Finanzausschusse wurde der Antrag der Linken, dahingehend, daß die Demission des Ministeriums die Vor⸗ bedingung für jede weitere Budgetberathung sei, von der Rechten einstimmig abgelehnt. — Die Regierung empfiehlt die Annahme der Dringlichkeit für die von ihr im Folkething eingebrachte ineerim si che Budgetvorlage.
Amerika. Washington, 23. März. (Bureau Reu⸗ ter.) Mr. Washburne, der Gesandte der Vereinigten Staa⸗ ten bei der französischen Republik, hat die Abberufung von seinem Posten erbeten. — Eine Deputation farbiger Methodisten⸗Bischöfe machte heute dem Präsidenten Hayes ihre Aufwartung. In seiner Erwiderung auf deren dresse bemerkte der Prüsident: Ich kann Sie versichern, daß Ihre Race von meiner Administration niemals vernachlässigt wer⸗ den wird. Die Ernennung von Mr. Frederick Douglas zum Marschall des Staates Columbia zeigt meine Absicht an, die gleichen Rechte Aller zu fördern.
New⸗York, 22. März. (Standard.) John Lee, der am morgigen Tage (wegen seines Antheils an der Ermordung von 120 kalifornischen Auswanderern bei Mountain Meadow in Utah, 1857) hinzurichtende Mormonenführer hat in einem schriftlichen Geständniß den Major Higby, den O ersten Dame, den Präsidenten Haight, den Bischof Philip Smith und 26 andere Mormonen der Theilnahme an jenem Morde bezichtigt. Er behauptet, daß Brigham Noung den Mord
ebilligt und alle Theilhaber zur Geheimhaltung verpflichtet abe, indem er die That als von den Indianern ausgehend
gemeldet hätte. —
— 23. März. (Reuters Bureau.) Das russische Ge⸗ schwader ist von Norfolk hier angekommen.
Brasilien. Pernambuco, 23. März. (J. d. Deb.) Als Antwort auf eine Rede der Regentin hat die Deputirten⸗ kammer mit großer Mehrheit ein Vertrauensvotum für das Ministerium beschlossen.
DOsnabrück, 27. März. (
Neichstags⸗Angelegenheiten.
T. B.) Nach dem nunmehr fest⸗ gestellten amtlichen Resultat erhielt bei der Neuwahl eines Reichs⸗ tagsabgeordneten an Stelle des verstorbenen Abg. von Gerlach, der
Kandidat der christlich⸗konservativen Partei, von Müller, 13,023 Stimmen, der liberale Gegenkandidat, Wintzer, erhielt 10,307 Stim men. Ersterer ist somit gewählt.
Statistische Nachrichten.
Mortalitäts⸗Statistik und Gesundheitsverhält⸗ bi Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ eitsamts sind bis zu der am 17. März cr. beendeten elften Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt be⸗ rechnet, gestorben: in Berlin 24,2, in Breslau 32,2, in Königs⸗ berg 36,3, in Cöln 29,5, in Hannover 23,8, in Magd⸗n 40/2, in Stettin 29,9, in Altona 28,4, in Straßburg 36,1, in ünchen 34,1, in Augsburg 53,°, in Dresden 21, 1, in Leipzig 19,2, in Stutt⸗ gart 25,3, in Braunschweig 33,7, in Karlsruhe 26 9, in Hamburg 29,3, in Wien 35,2, in Budapest 44,7, in Basel 31,8, in Brüssel 29,5, in Paris 29,, in Amsterdam 27%„ in Rotterdam 291, im Haag 29,8, in Kopenhagen 21,58, in Stockholm 28,1, in Christiania 29,6 in Odessa 36,8, in Warschau 246, in Neapel 365, in Turin 31 in Bukarest 27,3, in London 26,5, in Glasgow 32,9, in Liverpool
„1
30,8, in Dublin 30%, in CHenerhg 29 %, in Alexandria (Aegypten) 37 °, in New⸗York 21,:7, in Philadelphia 17,9, in Boston 18/7, in
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Korrespondent telegravbirt unterm 23. d. M.: „Die erste
vinzialmitglieder sehr ernstlich wünschen, den Erfolg der neuen Gesch
Die Geschäftsordnung besteht aus
Gegen 8 Uhr Abends füllten sich die reich mit