Friedensgerichtsbezirk Xanten im Landgerichtsbezirk Cleve, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Xanten, und der Nota⸗ riatskandidat Pütz in Solingen zum Notar für den Friedens⸗ gerichtsbezirk Lennep im Landgerichtsbezirk Elberfeld, mit An⸗
weisung seines Wohnsitzes in Hückeswagen, ernannt worden.
Evangelischer Ober⸗Kirchenrath. Der Kanzlei⸗Diätar Scheithauer ist zum Geheimen Nanzlei⸗Sekretär ernannt worden.
Der Finanz⸗Minister hat an Stelle des zum Vor⸗
sitzenden in der sisigen Bezirkskommission für die klassifizirte
Einkommensteuer ernannten Geheimen Regierungs⸗Raths Rust den Ober⸗Regierungs⸗Rath Bersch
mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorsitzenden der
hiesigen Einschätzungskommission für die klassifizirte Einkom⸗
mensteuer beauftragt.
Königliche Lehranstalt für Obst⸗ und Weinbau in Geisenheim a. Rh.
Beginn des Sommer⸗Semesters am 11. April 1877. Statuten der Anstalt sind durch die unterzeichnete Administration 3u beziehen; auch wird die Unterbringung der Schüler in Geisenheim
Diesseits vermittelt. 1“ 1 Königliche Administration: E
Arndts, Regierungs⸗Rath.
In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 13 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Neich.
Preußen. Berlin, 29. März. Se. Majestät der
Kaiser und König haben die gemeinsame Glückwunschadresse
der hiesigen städtischen Behörden mit nachstehendem Aller⸗ bhböchsten Dankschreiben beantwortet:
“ „Es hat Mir zu großer Befriedigung gereicht, die gemeinsame Adresse des Magistrats und der Stadtverordneten vom 22. d. Mts entgegenzunehmen. Ich danke Ihnen für die darin zur Vollendung des achtzigsten Lebensjahres Mir dargebrachten Glückwünsche von ganzem Herzen, zumal Ich an jenem Tage durch eigene An⸗
sschauung Ihre Versicherung bestätigt gefunden habe, daß der 22. März sich für die Bürger Berlins immer mehr zum Freudenfeste gestaltet. Der ungetrübt glückliche Verlauf des
Tages hat Mein Vertrauen zu den treuen Gesinnungen der Berliner
Bevölkerung von Neuem bestärkt, und die vielen sinnigen Beweise
von Aufmerksamkeit, durch welche Mir derselbe in Meiner Haupt⸗ und Residenzstadt verherrlicht worden ist, werden lange in Meiner
Erinnerung bleiben. Eine sehr dankenswerthe Ueberraschung aber
haben Sie Mir durch den Beschluß bereitet, demzufolge die Stadt⸗
gemeinde sich an der Herstellung eines würdigen und an bevorzugter
Stätte zu errichtenden Standbildes Meiner in Gott ruhenden Frau Mutter, der Königin Luise, bethoiligen wird, um dem von erkennt⸗ lichem Bürgersinn hervorgerufenen Unternehmen die baldige Aus⸗
führung zu sichern. Mir wiwf hierdurch, Ich will es nicht ver⸗
hehlen, ein Herzenswunsch erfülkt, und Ich freue Mich über Ihre
Entschließung um so mehr, als Mir der Umstand, daß Sie dieselbe
mit Meinem Geburtstage in Verbindung gebracht haben, als eine
neue Gewähr des Verständnisses gilt, welchem Ich bei den Kom⸗
unalbehörden Berlins zu begegnen Mich gern gewöhnt habe. 8
Berlin, den 26. März 1877.
An den Magistrat und die Stadtverordneten
on Berlin.“ *
b Der Bundesrath hielt vorgestern die 15. Plenar⸗ sitzung. Den Vorsitz führte der Präsident des Reichskanzler⸗ Amts, Staats⸗Minister Hofmann.
Zur Vorlage kamen Schreiben des Präsidenten des Reichstags über die Beschlüsse des Reichstags, betreffend: a. den Entwurf eines Gesetzes über die Landesgesetzgebung von Elsaß⸗Lothringen; b. den Entwurf eines Gesetzes uͤber den Sitz des Reichsgerichts; c. den Entwurf eines Gesetzes wegen vorläufiger Erstreckung des Reichshaushalts⸗Etats für das laufende Vierteljahr auf den Monat April 1877; d. eine Petition wegen Gewährung von Invalidenbenefizien.
Die Vorlagen zu a. und b. wurden den betreffenden Ausschüssen überwiesen; von der Vorlage zu c. wurde Kennt⸗ niß genommen; die Vorlage zu d. wurde dem Reichskanzler überwiesen.
Eine fernere Vorlage, betreffend den Entwurf eines Ge⸗ setzes wegen Verwendung eines Theils des Reingewinns aus dem Werke des Großen Generalstabes „Der deutsch⸗französische Krieg 1870/71“ wurde den betreffenden Ausschüssen überwiesen.
Bezüglich des Abschlusses einer Uebereinkunft mit Belgien über den Schutz des Urheberrechts an Mustern ꝛc. machte der Vorsitzende eine weitere Mittheilung, in Folge deren in einer der nächsten Sitzungen über diesen Gegenstand Beschluß gefaßt werden wird.
Wegen Gewährung einer Gnadenpension an einen Friedens⸗ gevichtsschreiber in Elsaß⸗Lothringen wurde ein Antrag gestellt, und über einen früheren Antrag auf Anrechnung von Ge⸗ vensvieasrit bei Pensionirung eines Landbriefträgers Be⸗
uß gefaßt.
Alsschußberichte wurden erstattet über: a. die Feststellung eines neuen Bauschsummen⸗Etats für Oldenburg; b. den Auf⸗ enthalt der Postbeamten in Eisenbahnwagen während der Ausfüh⸗ rung von Rangirbewegungen. Die Ausschußanträge wurden ge⸗ nehmigt; c. den Entwurf einer Verordnung über die Schonzeit für den Fang von Robben. Der Verordnungsentwurf wurde mit einer Aenderung genehmigt; d. den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringern über den Gewerbebetrieb im Umher⸗ ziehen; e. den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über den Kleinhandel mit Branntwein ꝛc.; 1 den Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung des Landeshaushalte⸗Etats non Elsaß⸗Lothringen für 1878; g. den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen wegen Abänderung der Gesetzgebung hinsichtlich des Wasserrechts.
Die Gesetzentwürse (zu d. bis g.) wurden mit einigen Aenderungen genehmigt.
Hierauf wurden Kommissarien für die Berathung von
v1111“ 1“ I“ E““
„ Sodann wurde Beschluß gefaßt über die Vertheilung von 20 Millionen aus der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung an die Staaten des Norddeutschen Bundes.
Endlich wurden vier Eingaben den betreffenden Aus⸗ schüssen überwiesen, nämlich Eingaben a. der Handelskammer zu Hanau, betreffend Fesistellung des Feingehalts von Gold⸗ und Silberwaaren, b. des G. Hediger in Basel, betreffend Bewilligung einer Ausfuhr⸗Bonifikation für den zu kondensir⸗ ter Milch verwendeten ausländischen Zucker, c. von W. Blüt⸗ chen u. Söhne, betreffend Zoll auf Jutegewebe, Leinen ꝛc., d. des Vorsitzenden des nautischen Vereins, John Gibsone zu Danzig, betreffend den Gesetzentwurf wegen Untersuchung von Seeunfällen.
— Die in der heutigen Börsenbeilage abgedruckte tabel⸗ larische Uebersicht der Wochenausweise der deut⸗ schen Zettelbanken vom 23. März schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassen⸗ estand 736,742,000 ℳ, d. h. der Vorwoche gegenüber mehr 5,408,000 ℳ; der Wechselbestand ist um 3,540,000 ℳ, auf 581,818,000 ℳ angewachsen, während die Lombardforderungen im Betrage von 84,890,000 ℳ eine Abnahme um 823,000 ℳ nachweisen; ferner zeigt der Notenumlauf bei einer Gesammt⸗ höhe von 864,410,000 ℳ eine Abnahme um 1,180,000 ℳ; die täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 190,939,000 ℳ er⸗ scheinen um 9,300,000 ℳ erhöht, während die an eine Kün⸗ digungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 94,071,000 ℳ sich um 116,000 ℳ vermindert haben.
— Nach einer durch das „Kirchliche Gesetz⸗ und Verord⸗ nungsblatt“ veröffentlichten Cirkularverfügung vom 7. d. M. hat der Evangelische Ober⸗Kirchenrath die Konsistorien ängewiesen, an die nächsten Kreissynoden als Proponendum „Die praktische Behandlung der Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung“ gelangen zu lassen. Der Evangelische Ober⸗Kirchenrath wünscht, daß dabei namentlich folgende Fragen zur Erörterung kommen: 1) welche Mißstände treten in dieser Beziehung im Bereich der Kreissynode hervor, und welche Folgen zeigen sich da, wo die Vernachlässigung des Rechtes des Sonntags überhand genommen hat? 2) Was find die vornehmsten Ursachen solcher Vernachlässigung? 3) Welche Mittel empfiehlt die Kreissynode, um der Ueberhandnahme des Uebels zu steuern und immer allgemeiner die Bildung einer guten evangelischen Sitte in Beziehung auf Sonntagsruhe und Sonntagsheiligung herbeizuführen? — In einer der Ver⸗ fügung angehängten Denkschrift werden die dabei in Betracht kommenden praktischen Gesichtspunkte erörtert.
— Bei Vergehen im Amte ist nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 15. Februar 1877 der Richter befugt, auch wenn nur eine ganz kurze Gefängnißstrafe ange⸗ messen erscheint, dem Schuldigen die Fähigkeit zur Bekleidung des Amtes auf die Dauer von 1 bis 5 Jahren zu entziehen. „Der §. 358 des Strafgesetzbuches bestimmt, daß neben der nach Vorschrift der §§. 331, 339 bis 341, 352 bis 355 und 357, (welche sich auf Amtsvergehen beziehen) erkannten Ge⸗ fängnißstrafe auf Verlust der Fähigkeit zur Bekleidung öffent⸗ licher Aemter auf die Dauer von einem bis zu fünf Jahren erkannt werden kann. Eine Beschränkung dahin, daß die zu⸗ sätzliche Strafe nur dann verhängt werden dürfe, wenn die Dauer der erkannten Gefängnißstrafe drei Monate erreichen, enthält der §. 358 nicht. Als ein für gewisse Amtsvergehen erlassenes besonderes Gesetz geht er aber den allgemeinen Be⸗ stimmungen der §§. 32, 35 des Strafgesetzbuches vor, welche dem Richter die Befugniß, den Verlust der Ehrenrechte oder der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zu verhängen der Regel nach nur für den Fall beilegen, daß auf eine Ge⸗ fängnißstrafe von wenigstens drei Monaten erkannt wird.“
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Groß⸗ herzoglich oldenburgischer Staatsrath Selkmann ist nach Oldenburg abgereist.
—— Der Kaiserliche Botschafter Fürst von Hohenlohe ist nach einem etwa achttägigen Aufenthalte in Berlin gestern nach Paris zurückgekehrt und hat die Leitung der dortigen Botschaft wieder übernommen.
Baden. Karlsruhe, 27. März. Nach den jüngsten Nachrichten über das Befinden des Prinzen Wilhelm hatte die Rekonvalescens so günstige und rasche Fortschritte gemacht, daß der Prinz, die Prinzessin und ihre Kinder am 26. März Nachmittags Palermo verlassen konnten und sich zunächst nach Neapel begaben. Nach einem Aufenthalt von wenigen Tagen gedenken die hohen Reisenden von Neapel nach Rom zu reisen. Ueber die weitere Heimreise sind noch keine Bestimmungen getroffen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. März⸗˖ (Th. C) Die Erwartung, daß der Landtag die dringlichsten Angelegenheiten bis zum 28. d. M. erledigen könne, um sich alsdann bis zum Herbst zu vertagen, ist nicht in Erfüllung gegangen. Derselbe wird vielmehr am 9. April seine Thätig⸗ keit wieder aufnehmen und noch einige Tage versammelt blei⸗ ben. Der Wiederzusammentritt desselben ist nicht vor dem Spätherbst, vielleicht erst im Januar n. J. zu erwarten. — Dem Landtag ist der Entwurf des Steuergesetzes für die Finanzperiode 1878/80 zugegangen, welcher die Einkommen⸗ steuer auf 31 ⁄% Pfennig von der Mark festsetzt, jedoch be⸗ stimmt, daß Diejenigen, welche ein Steuerkapital von nicht über 300 ℳ zu versteuern haoen, im letzten Quartal von der Steuer befreit bleiben.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 28. März. Die Gesetz⸗Sammlung veröffentlicht das Gesetz über den Eigen⸗ E1 und die dingliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbständigen Gerechtigkeiten, die Grundbuch⸗ Ordnung und das Gesetz über die Erhebung einer Werth⸗ abgabe von beim Grundbuch⸗Amte anzubringenden Anträgen, vom 1. März 1877.
„Lippe. Detmold, 21. März. Die dritte Lesung des Gesetzes wegen der Brand⸗Versicheru ngsanstalt wurde in den gestern Abend und heute abgehaltenen Sitzungen des Land⸗ tages beendet. Schließlich fand noch die Gesammtabstimmung über das Gesetz, wie es aus dritter Lesung hervorgegangen, statt, und wurde dasselbe angenommen. Der Landtag hat sich nunmehr bis zum 28. Mai vertagt. 1
Oesterreich⸗Ungarn. herzog Rainer und die der Erzherzog Ernst haben
Wien, 27. März. Erzherzogin Mentone
Der Erz⸗ Marie, sowie verlassen und
Vorlagen im Reichstag gewählt. 11“
nach Spanien zu reisen, Erzherzog Ernst, um nach Wien ; — Die Gemahlin des Erzherzogs Karl
udwig ist in Genua an einem Scharlachfieber erkrankt, während eine vorher aufgetretene Halsentzündung sich ver⸗ minderte.
— Wie die N. fr. Presse“ konstatirt, ist das Ergebniß der Staatseinnahmen in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres ein recht befriedigendes. Obwohl die Mo⸗ nate Januar und Februar keineswegs in eine günstige Steuer⸗ periode fallen, zeigen dennoch die Einnahmen aus den direkten Steuern ein ziemlich bedeutendes Plus nicht nur gegen den Voranschlag des Jahres 1877, sondern auch — was noch als wichtiger angesehen werden muß — im Vergleiche mit dem faktischen Erfolge in den ersten zwei Monaten des Jahres 1876. Auch die indirekten Steuern sollen Mehreinnahmen liefern. — Der Handels⸗Minister empfing letzter Tage eine Deputation von Gemeindevertretern aus dem Erz⸗ gebirge, welche die Hülfe der Regierung zur Linderung des in ihrer Heimath herrschenden Elendes anriefen. Der Minister entließ die Deputation mit der freundlichen Zusicherung, das e zur Linderung der dortigen Noth veranlassen zu wollen.
Prag, 27. März. Die „Narodni Listy“ kündigen eine selbständige Kandidatenliste für die bevorstehenden Land⸗ SSee . an und fordern auf, nur solche Männer zu wählen, welche in den Landtag eintreten.
Pest, 27. März. „Der ungarische Text des Zolltarifs zwischen Deutschland und Ungarn ist“, einer Meldung des „Hon“ zufolge, „bereits fertig. Die definitive Textirung wird nach Ostern einer Sachverständigen⸗Kommission zur Ueberprüfung übergeben werden. Es mwalteten blos geringe Differenzen zwischen den ungarischen und österreichischen Re⸗ gierungsvertretern ob. Die Instruktion wurde im ungarischen Ministerrath vom 14. März verhandelt und dem Ministerium des Auswärtigen mitgetheilt.“
Schweiz. Basel, 28. März. (W. T. B.) Die Session der Bundesversammlung ist, nachdem noch das Stimmrechtsgesetz gegen die Stimmen der Ultramontanen angenommen war, geschlossen worden.
Großbritannien und Irland. London, 27. März. (E. C.) Lord Beaconsfield hatte gestern eine Audienz bei der Königin in Windsor. — Lord Penzance tritt von seinem Amte als Vorsitzender des Kirchengerichtshofes zurück.
Frankreich. Paris, 27. März. (Köln. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht Beförderungen in der Marine, darunter diejenige des Contre⸗Admirals Ga⸗ mault zum Vize⸗Admiral und die Beförderung der Kapitäne zur See Berson und Bergasse zu Vize⸗Admiralen. — Eine Deputation hat gestern bei dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Herzog Decazes, Schritte zu Gunsten des Papstes versucht. Dieselbe bestand aus den Senatoren Bel⸗ castel, Chesnelong und Kolb⸗Bernard, aus den Deputirten Lequai und Maille, sowie dem ehemaligen Minister Larcy, der nicht mehr Mitglied der Kammer ist. — Der französische Bot⸗ schafter am englischen Hofe, der Marquis d'Harcourt, kehrt heute Abend auf seinen Posten zurück. — Der Prinz Napoleon Jerôme traf am Donnerstag in Ajaccio ein. Emile Ollivier kam, laut einer telegraphischen Depesche, gestern in Konstantinopel an.
— Der Budgetausschuß, der ungeachtet der Ferien seine Arbeiten fortsetzt, hielt heute eine Sitzung und ernannte zwei Delegirte, die Deputirten Girard und Dutilleul, um alle Arsenale und sonstigen Kriegsmagazine zu besichtigen. Der Ausschuß berieth alsdann über das Kriegsbudget, von dem ein Kredit von 2 Millionen gestrichen wurde. Der Aus⸗ schuß wird noch zwei Sitzungen halten und sich dann bis nach beendeter Generalrathssession vertagen. — Der Marquis de Castellane, der vor Kurzem unter gerichtliche Vormund⸗ schaft gestellt worden, bleibt Deputirter, da er seine Entlassung nicht geben will und das Gesetz keine Bestimmung enthält, der zufolge Bürger, die für unmündig erklärt werden, ihr Deputirtenmandat verlieren. Dagegen wird der Marquis sein Mandat als Generalrath einbüßen.
— 28. März. (W. T. B.) Die Budgetkommission hat beschlossen, den zur Tilgung der Schuld bei der Bank von Frankreich bestimmten Betrag von 150 Millionen jähr⸗ lich beizubehalten und den eine Herabsetzung der Amortisations⸗ summe betreffenden Antrag abzulehnen.
Spanien. Madrid, 25. März. Offizielle Depeschen melden, daß in dem Territorium Cinco⸗Villas auf Cuba die Ruhe vollständig hergestellt ist. Eine Truppenabtheilung bleibt zur Ueberwachung auf der Heerstraße. Der General Mar⸗ tinez Campos hat an der Spitze der übrigen Truppen sich nach Principe und dem Osten in Marsch gesetzt.
Italien. Rom, 25. März. (H. N.) Der Geburts⸗ tag Sr. Majestät des Deutschen Kaisers ist auch in allen größeren Provinzialstädten der Halbinsel, in denen Deutsche wohnen, festlich begangen worden, besonders feierlich aber in Mailand, wo ein glänzendes Bankett im Hotel Com⸗ fortable stattgefunden hat. Die dortigen Blätter berichten, daß der Konsul Mack ein Hoch auf Se. Maäjestät den Kaiser Wilhelm ausbrachte, das mit stürmischem Beifall von den Versammelten aufgenommen und dreimal wiederholt wurde. Ein Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph gab dem österreichisch⸗ ungarischen Konsul Veranlassung, einen zweiten Toast auf den Kaiser Wilhelm auszubringen, der mit ebenso viel Jubel erwidert wurde, als der erste. Hr. Höckelmann erwähnte der freundschaftlichen Aufnahme, welcher sich die Deutschen in Italien zu erfreuen haben und ließ Se. Majestät den König Victor Emanuel und die Italiener leben. Hr. Grimm dankte für das dem Kaiser von Oesterreich gebrachte Hoch und erklärte mit begeisterten Worten, welche große Sympathie die Oesterreicher für Deutschland empfänden. — Die italienischen Blätter aller Farben veröffentlichen den vom „Reichs⸗Anzeiger“ mitgetheilten Glückwunsch des Königs Victor Emanuel an den Kaiser Wil⸗ helm. Die „Italie“ knüpft daran folgende Bemerkungen: „Der König hat damit die Versicherung seiner aufrichtigsten Freundschaft für seinen Alliirten wiederholt und abermals bestätigt, welche innige Bande Italien mit Deutschland ver⸗ einen. Der König ist der aufrichtige und ausdrücklich auto⸗ risirte Dolmetscher seines Volks gewesen und alle liberalen Parteien schließen sich von ganzem Herzen den Wünschen an, welche er für das Glück und das Wohl des Kaisers und Sei⸗ nes Reichs ausgesprochen hat. Die Solidarität der gemein⸗ schaftlichen Interessen Deutschlands und Italiens ist eine so
zwar das erzherzogliche Paar, um über Nizza und Cannes
in die Augen springende, daß alle Mühe, die man sich geben 8
würde, sie nicht zu sehen vergeblich wäre und daß alle An⸗
8 Sahxe — Und ein anderer Theil Europas findet, daß Ruß⸗ a
strengungen, die man machen würde, jene Bande zu zer⸗ reißen, nicht im Stande sein dürsten, dies zu bewirken. —. 26. März. (J. d. Deb.) Die Kammer hat den Gesetzentwurf genehmigt, welcher den Frauen die Befugniß ertheilt, in allen öffentlichen Akten als Zeugen aufzutreten. — 28. März. (W. T. B.) Die klerikalen Blätter stellen auf das Bestimmteste in Abrede, daß das jüngst von den Journalen veröffentlichte Cirkular des Kardinal⸗Staats⸗ sekretärs Simeoni an die Bischöfe überhaupt existire.
Portugal. (Ag. Hav.) In ihrer Sitzung vom 21. März hat nen . das Budget genehmigt, das 132 Millionen Francs Ausgaben und 126 Millionen Francs Einnahmen aufweist. Ein Pair wünschte die Aufhebun der Lotterie. Der Finanz⸗Minister erwiderte jedoch, daß die Lotterie gerechtfertigt sei wegen der Verwendung der Erträge zu wohlthätigen Zwecken und weil außerdem der Staat Ein⸗ künfte daraus zöge, die er gegenwärtig nicht entbehren könne.
Türkei. Konstantinopel, 28. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat in der gestern abgehaltenen nicht öffentlichen Sitzung die Adresse auf die Thronrede des Sultans berathen. In derselben wird jede Einmischung des Auslandes in die inneren Angelegenheiten der Türkei absolut zurückgewiesen und bezüglich Serbiens der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß sich dasselbe wegen des ihm gewährten Friedens dankbar erweisen werde. In Betreff des die Ver⸗ handlungen mit Montenegro betreffenden Punktes der Adresse wurde die Berathung auf morgen vertagt. “
London, 28. März. (W. T. B.) An dem Minister⸗ rathe, welcher heute zur Berathung über die von Rußland betreffs des Protokolles gemachten Vorschläge stattfand, nahmen säm 8. Minister Theil. — Nach Privatmit⸗ theilungen mache Rußland im gegenwärtigen Stadium die Demobilisirung seiner Armee von der vorgängigen De⸗ mobilisirung der türkischen Streitkräfte abhängig und verlange die Herstellung des Friedens mit Mon⸗ tenegro, indem es sich vorbehalte, die Demobilisirung zu suspendiren, falls unvorhergesehene Ereignisse in der Türkei dies erheischen sollten. b 31
London, 29. März. (W. T. B.) Die „Morningpost meint, die Aussichten auf eine friedliche Lösung der schwebenden Frage seien in sofern nicht ungünstig, als die eee fortgesetzt werden sollen. Die neuer⸗ dings von Rußland gemachten Vorschläge würden von der englischen Regierung erwogen. Eine befriedigende Ausglei⸗ chung der Differenzen sei daher noch immer möglich.
Wien, 27. März. Die „Wiener Abendpost“ be⸗ merkt heute zu dem Aufenthalt des General Ignatieff in Wien: „Die politische Aufmerksamkeit wendet sich in diesem Augenblicke vorwiegend Wien und dem hiesigen Aufenthalte des Generals Ignatieff zu. Daß an diesen Aufenthalt nicht weniger zahlreiche Gerüchte geknüpft werden, als an den Pariser und Londoner Besuch des vielgenannten russischen Diplomaten, ist selbstverständlich. Wir verzichten darauf, die zahlreichen Kombinationen und Konjekturen zu verzeichnen, zu welchen insbesondere die angebliche Aeußerung des Generals Anlaß gegeben zu haben scheint, Rußland ge⸗ denke nun, nach dem vorläufigen Scheitern der europäischen Aktion, auf den Gedanken des Drei⸗Kaiser⸗Bündnisses zurück⸗ zugreifen. Autoritativ beglaubigt ist keine dieser Versionen und die „Allgemeine Zeitung“ hebt nicht mit Unrecht hervor, daß die Verläßlichkeit von Mittheilungen, die sich nur auf die Kenntniß der vertraulichen Konversationen des Generals Ignatieff mit dem Grafen Andrassy gründen könnten, von vornherein als eine etwas fragwürdige betrachtet werden muß.
— Ueber die Stellung Frankreichs in der Proto⸗ kollfrage schreibt der „Moniteur Universel“: „Die Verhandlungen zwischen England und Rußland dauern fort. Es ist indessen gewiß, daß jede Verzögerung in der Lösung der so delikaten Fragen die Situation weniger gut gestaltet. Die nationale Eigenliebe der beiden Länder ergreift Partei, die Presse wirkt in verschiedenem Sinn auf die öffent⸗ liche Meinung ein und das, was sich im ersten Augenblick als leicht darstellte, scheint bald unmöglich zu werden. Das ist genau die Phase, in welcher wir uns befinden. Gestern verdächtigten die englischen Journale die Absichten Ruß⸗ lands; heute werfen sie den lebhaftesten Tadel auf die russische Presse, welche auf England die Verantwortlich⸗ keit für die Ereignisse wälzt, falls der Krieg ausbrechen sollte. Gott sei Dank sind wir noch nicht so weit, und ohne über⸗ triebenen Optimismus kann man noch begründete Hoffnung haben, daß der Friede erhalten bleibe. Wir haben übri⸗ gens Alles gethan, was uns unsere gegenwärtige Situation gestattete, um Europa die ungeheure Wohlthat des Friedens zu bewahren. Es giebt in dieser Hinsicht nur eine Stimme der vollsten Anerkennung für die korrekte und gleichzeitig re⸗ servirte und versöhnliche Haltung Frankreichs. Wir wissen, daß uns volle Gerechtigkeit geworden ist und wir wollen glauben, daß man auch ferner dieser Haltung, welche nicht aufgehört hat, dem Recht und der Loyalität zu ent⸗ sprechen, vollste Rechnung tragen wird.“ 1 8
— Die russische „St. Petersburger Zeitung“ vom 23. d. faßt bereits die Abrüstungsfrage näaäher ins Auge. „Das ganze Wesen der Frage — sagt das Blatt — konzen⸗ trirt sich in der Entwaffnung. Wer 8 früher demobilisiren und wie soll es geschehen? Die Türken sagen: wir können unsere Truppen nicht entlassen, so lange an unserer Grenze eine russische Armee von einer halben Million steht, welche jeden Augen⸗ blick bereit ist, in unsere Grenzen einzubrechen; mehr noch, wir können unsere Reformen nicht verwirklichen, so lange uns 500,000 russische Bajonnette bedrohen. — Und einige Mächte finden, daß die Türken Recht haben. Auf die von
en Türken angeführten Gründe antwortet Rußland: Ich ann meine Truppen nicht entlassen, bevor ich sicher bin, daß die Pforte das internationale Protokoll unterschreibt; die an den Ufern des Pruth aufgestellte halbe Million russischer Sol⸗ daten ist der einzige Schutz der Balkan⸗Slaven, der einzige Rückhalt dieser Unglücklichen gegen die Versolgungen der Türken, gegen eine Erneuerung der Greuel vom vergangenen
nd vollständig recht habe, daß es nicht anders han⸗ deln Rnanse 18 Das ist das Dilemma, welches durch die Unterzeichnung des von Rußland vorgeschlagenen Protokolles durch die Vertreter der sechs Großmächte nicht beseitigt wird. Wie gerüchtweise verlautet, fordert Rußland nicht die Entwaff⸗ nung der ganzen türkischen Armee, sondern besteht nur auf Entlassung der irregulären Horden, speziell der asiatischen Stämme und der Banden von Tscherkessen und Baschibozuks,
Forderung ist durchaus logisch und vernünftig, und wenn die Pforte darauf nicht eingeht und keine Jarantie für die Sicher⸗ der Balkan⸗ und sonstigen türkischen Christen stellt, so ann von der Demobilisixung der russischen Armee auch nicht die Rede sein, da eine solche Weigerung Rußland den besten Grund giebt, seine Armee nicht zu entlassen.“
— Die Indépendance belge“ glaubt, „trotz der neuen Wolken, welche den politischen Horizont umzogen haben, konstatiren zu können, daß die durch ihre Stellung am meisten zu einem richtigen Urtheile befähigten Staatsmänner immer noch die Hoffnung hegen, daß der Konflikt beschworen werden könne.“
— Aus London, 27. März, schreibt man der „Pol. Korr.“ zur Situation: Die Abwesenheit der maßgeblichsten Kabinetsmitglieder während der Osterwoche würde kein Hin⸗ derniß für die Wiederaufnahme der sistirten Verhandlungen mit Rußland bilden, wenn eine solche noch möglich wird. Morgen (Mittwoch) tritt das Kabinetsconseil zu einer Sitzung zusammen. Außerdem wird Earl of Derby während der Osterferien jeden zweiten Tag nach London kommen. In maßgeblichen hiesigen Kreisen hält man dafür, daß bei der strikten Weigerung Rußlands, bezüglich der Demobilisirung formell eine Verpflichtung einzugehen, nur dann an eine Finalisirung der Protokollverhandlungen gedacht werden könnte, wenn in der Zwischenzeit eine der sachlichen Forderung Eng⸗ lands Genüge leistende Formel ausfindig gemacht wird.
— Der W. „Presse“ sind folgende Telegramme zu⸗ gegangen: 1 3 est, 27. März. Berichten aus Konstantinopel zufolge, ist man in den dortigen leitenden Kreisen fest entschlossen, den Waffenstillstand mit Montenegro nach seinem Ablaufe nicht mehr zu erneuern; Suleiman Pascha, Komman⸗ dant in der Herzegowina, würde dann selbst die Initiative ergreifen, um Niksics zu entsetzen. 1 3 Ragusa, 26. März. Aus den Dörfern Pautsch, Busso⸗ watscha, Podgore und Waleschics in Bosnien werden Greuel⸗ thaten gemeldet, welche an Weibern und Kindern von türkischen Truppen verübt wurden und selbst die bulga⸗ rischen Greuel überbieten sollen. 8
— Das türkische Parlament ist bek nntlich imwer noch nicht vollständig. Mit Bezug auf die kretischen Ver⸗ hältnisse schreibt man der „Pol. Korr.“ aus Konstantinopel:
Pücn offiziellen Dementis zum Trotze verweigern die Kretenser nach wie vor die Entsendung von Deputirten in das hiesige Parla⸗ ment. Edhem Pascha, von diesem Entschlusse benachrichtigt, richtete ein Telegramm an die Mutessarifs der verschiedenen Kreise von Kreta, worin er die Besorznisse der Kretenser zu widerlegen sucht, daß ihr eventuelles Erscheinen im Parlamente ihren Repräsentativprivi⸗ legien präjudiziren würde. Sein Telegramm blieb wirkungslos und hatte im Gegentheil eine ziemlich hochfahrende telegraphische Erwiderung Seitens der Kretenser zur Folge. Dieselbe berief sich abermals auf die Bestimmungen des organischen Gesetzes für Kreta und fügte noch hinzu, daß auch das Wahlgesetz, als auf religiöser Bevorzugung beruhend, sie nicht bestimmen könnte, der an sie er⸗ gangenen Aufforderung Folge zu geben. Trotzdem ordnete der Groß⸗ vezier an, daß die mahomedanischen Provinzialräthe einen Maho⸗ medaner und einen Christen für das Parlament unverweilt zu wählen haben. Der von den Mahomedanern gewählte Christ lehnte jedoch unverzüglich das Mandat ab und so traf mit dem letzten Postdampfer nur der eine mahomedanische Deputirte von Kreta hier ein.“
— Der ,Istok“ erhält einen Bericht aus Knjaschewaz über den heutigen Zustand dieser Stadt und des gleich⸗ namigen Kreises. Knjaschewaz war bekanntlich wiederholt das Standquartier der serbischen Truppen unter Horvatovicz und der Türken unter Achmed Ejub Pascha. on der Stadt Knjaschewaz stehen heute nur 30 Häuser; die Kirche, das Kreisamtsgebäude wie alle übrigen Häuser sind entweder gänz⸗ lich zerstört oder nur Ruinen, die einen vollständigen Neubau fordern. Die Bevölkerung leidet an Allem Noth, obwohl von englischer Seite durch Mr. Markensy und durch den Russen Apuchtin alles Mögliche geschehe, um das unbeschreibliche Elend zu lindern. Die Genannten vertheilen Geld, Nahrungs⸗ mittel und Kleider im Werthe von mehreren Tausend
Dukaten. In 56 Dörfern, welche bisher besichtigt wurden, und die vor dem Kriege 3373 Häuser zählten, stehen heute nur mehr 1976 Häuser; zehn Dörfer sind vollständig von dem Erdboden verschwunden. 1 — Der „Pol. Korr.“ wird aus Serajevo gemeldet, daß laut einer vom Amtsblatt „Bosna“ veröffentlichten Kund⸗ machung der Sultan angeordnet hat, nicht nur alle Klassen der Redifs, sondern auch die sämmtlichen Mustehafiz (Land⸗ sturm) des bosnischen Vilajets unter die Waffen zu rufen, „um die geheiligten Rechte der Kaiserlichen Regierung in Gegenwart und Zutunft zu sichern“. — Aus Cettinje wird demselben Blatte unter dem 20. März geschrieben: „Der Fürst hat seine ganze Familie nach Cettinje heimberufen und in dieser Verfügung spiegelt sich der Ernst der Situation ab. Vor dem Ausbruche des Krieges im vorigen Jahre wurde die kürstliche Familie gleichfalls aus Dalmatien, wo sie zu Zener Zeit weilte, heimberufen. Nach einem alten, aus dem Jahre 1620 stammenden Hausgesetze der Vladiken müssen während eines Krieges alle Mitglieder des Hauses Njegusch im Mittel⸗ punkte des Landes sich befinden. In Wirklichkeit hält Fürst Nikolaus die Friedensverhandlungen für aussichtslos. “ — Aus Türkisch⸗Brod, 19. März, wird der „Pol. Korr. berichtet: wchee ist nicht mehr zu bestreiten, daß die Insurrektion mit jedem Tage mehr um sich greift und daß wir sehr bald von allen Seiten von den Flammen des Aufstandes umringt sein werden. Zwei Jahre währt nun die Insurrektion und es ist bekannt, daß in diesen zwei Jahren die bosnischen Katholiken der ganzen Bewegung ferne geblieben, ja selbst gegen eine Identifizirung mit den anders⸗ gläubigen Insurgenten protestirt haben. Heute sind die bosnischen Katholiken die rührigsten Insurgenten. Ihre Ceten lagern im Vucjak⸗ und Motajice⸗Gebirge in sicheren Verstecken und kommen nur hervor, wenn sie Tuͤrken zu treffen vermeinen. Sie haben auch schon bisher zahl⸗ reiche Scharmützel gehabt, in welchen die Türken den Kürzeren zogen, weil 8 es mit einem oft unsichtbaren, jedenfalls aber in ge⸗ deckter Stellung befindlichen Feinde zu thun hatten. Vor wenigen Tagen steckten die Insurgenten das Landhaus des Jussum Beg in Brand, weil sie vermutheten, daß in demselben Munitionsvorräthe aufgespeichert liegen. Das Feuer war weithin, selbst bis nach Oesterreichisch⸗Brod sichtbar. Nachträglich stellte es sich heraus, daß die ganze Sache nur die Folge eines Mißverständnisses sei, da die esuchten Munitionsvorräthe in einer anderen Villa Jussum Begs sich befinden. Daß Munitionsvorräthe in so großer Anzahl vorhanden sind, darf nicht wundern. Die Mohamedaner sind zur Zeit durchgehends mit guten Waffen und Munition reichlich versehen, und ein Pascha bereist eben ganz Bosnien, um aus den waffenfähigen Mohamedanern eine brauchbare Landwehr zu organi⸗ siren. Derselbe befindet sich zur Stunde in Travnik und kommt zu Ende dieses Monats nach Dervent. Die sozialen Verhältnisse der hier lebenden Christen sind im Besonderen seit der letzten Zeit, etwa seit der Proklamirung der „Konstitution“, die denkbar
es gehe den Türken um Vieles besser, Der türkische Kaufmann ächzt unter einer munaler und Staatssteuern, ist heute r und Eigenthum gerade so bedroht, wie der letzte Rajah. Der einzige Hoffnungsanker, daß er sich nach Nieder⸗ werfung des Aufstandes revanchiren werde, ist durch die Konstitution zu nichte gemacht, und so ist er denn mit derselben nichts weniger als zufrieden.“
Last kom⸗ seinem Leben
Rumänien. Bukarest, 28. März. (W. T. B.) Im Senate richtete Apostoleanu eine Interpellation über die Finanzlage an die Regierung, sein gleichzeitiger An⸗ trag, ein Tadelsvotum gegen die Regierung auszusprechen, wurde mit 28 gegen 17 Stimmen abgelehnt. In der Kammer wurde nach dem Vorschlage des Präsidenten beschlossen, die Berathung des Anklageberichts gegen die früheren Minister am nächsten Sonnabend vorzunehmen.
Dänemark. Kopenhagen, 25. März. (H. C.) Gestern ist die vom Folkething beschlossene Anklage gegen die früheren Minister Hall, Worsaae, Fonnesbech ꝛc. beim Reichsgericht eingeleitet worden. Die gestrige im Saale des Landsthings abgehaltene Sitzung war jedoch rein formeller Natur. Die eigentlichen Verhandlungen werden erst am 21. April be⸗ ginnen. Als Präsident des Gerichts fungirte der Geheime Konferenz⸗Rath Mourier. — Der Sozialdemokrat Louis Pio, und dessen Neffe, Paul Geleff, haben Dänemark verlassen.
Afrika. Aegypten. Alexandrien, 26. März. (Tel. d. Daily News.) Ein in Suez angekommener schwedischer Offizier theilt mit, daß das abyssinische Heer 50,000 Mann zähle, in drei Abtheilungen, mit guten Gewehren versehen, aber schlecht eingeübt sei. Kassa ist mit 15,000 Mann bei Adowa. Oberst Mitchel vom ägyptischen Stabe ist in Adowa, ange⸗ fesselt an einen einheimischen Soldaten und sehr leidend. Oberst Gordon ist noch in Massowah, ohne bis jetzt einen Friedensvertrag mit Abyssinien geschlossen zu haben.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Berlin, Mittwoch, 28. März. Die Mittheilungen eines Wiener Blattes über eine journalistische Interview des Generals Ignatieff werden von kompetenter Seite als in den meisten Punkten nicht richtige bezeichnet.
Athen, Donnerstag, 29. März. Die Deputirtenkammer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Aufstellung einer außer⸗ ordentlichen Reserve von 20,000 Mann angenommen. Deli⸗ georgis erklärte, daß die Kammer demnächst zu einer neuen Session einberufen werden solle. 8 “
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Das Februar⸗Heft des Centralblattes für die ge⸗ sammte Unterrichtsverwaltung in Preußen’“, hat fol⸗ genden Inhalt: Feier des 80. Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Schulen. — Zusammensetzung der Prüfungskommissionen für die wissenschaftliche Staatsprüfung der Theologen. — Zuziehung der Superintendenten als Kreis⸗Schulinspektoren zu den Sitzungen städtischer Schuldeputationen. — Prorektorat bei der Universität zu Königsberg. — Gebrauch der lateinischen und der deutschen Sprache bei Habilitationsleistungen in der medizinischen Fakultät der Universität zu Hahit — Desgl. bei Preisaufgaben in der philosophischen Fakultät derselben Universität. — Preisaufgabe der Rubenow⸗Stiftung zu Greifswald. — Friedensklasse des Ordens pour le mérite. — Dauernde Ausgaben für die Universitäts⸗Bibliotheken. — Reglement für die Bibliotheks⸗Kommission der Universität Halle. — Akademische Kunst⸗ ausstellung zu Berlin. — Preisbewerbungen bei der Akademie der Künste zu Berlin. — Gründung eines Stipendiums zur Erinnerung an den Besuch des Gymnasiums zu Cassel durch Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm. — Beschäftigung ungeprüfter Kandidaten an höheren Unterrichtsanstalten. — Schulgeldzahlung für die städtische Schulen besuchenden Kinder städtischer Lehrer. — Frequenzliste der Gymnasial⸗ und der Real⸗ Lehranstalten im Sommer 1876. — Betheiligung des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten an der Ausstellung zu Brüssel. — Unterrichtsbetrieb im Seminar und in der Uebungsschule. — Erxter⸗ natszöglinge bei Seminaren: Unterstützungen, Etats⸗ und Rechnungs⸗ wesen in dieser Beziehung. — Desgl.: Verschiedene Höhe der Unter⸗ stützungen im Sommer und im Winter. — Instruktion für die Hauptlehrer an den Schulen zu Rendsburg. Befugnisse der städti⸗ schen und der Schulaufsichts⸗Behörde bei Festsetzung der Lehrer⸗ gehälter. — Turnkurse für Elementarlehrer. — Termin für die Turnlehrerinnenprüfung im Frühjahr 1877. — Uebereinkommen mit anderen deutschen Staaten über gegenseitige Anerkennung der Prü⸗ fungszeugnisse für Lehrerinnen und Schulvorsteherinnen. — Ueber⸗ tritt von Lehramtsbewerbern an die Taubstummenanstalt zu Schles⸗ wig. — Brüggemann: Heilsgeschichte in biblischen Geschichten er⸗ zählt. — Unterricht in weiblichen Handarbeiten: Aufbringung der Kosten ꝛc. — Desgl.: Zuständigkeit bei der Einführung und bei der Bestellung der Lehrerin. Beitragspflicht des Gutsherrn. — Ver⸗ leihung von Orden und Ehrenzeichen bei der Feier des Krönungs und Ordensfestes. — Personalchronik.
Kunst, Wissenschaft und Literatur
Die Bergbau⸗ und, Hüttenkunde von Dr. Adolf Gurlt, Bergingenieur in Bonn, (Essen, Verlag von G. D. Bädeker) bildet einen Theil des dritten Bandes E dritter Auflage erschienenen Sammelwerks „Die gesammten Natur⸗ wissenschaften. Der Verfasser selbst bezeichnet die Schrift als eine gedrängte Darstellung der geschichtlichen und kunstmäßigen Entwicke lung des Bergbaues und Hüttenwesens“ und hat sich bestrebt, ihr, unbeschadet der wissenschaftlichen Grundlage, eine Populäre Fassung zu geben, so weit dies bei dem Umfange des Stoffs und der Eigenthümlichkeit des Gegenstandes, der sich sogar gewissermaßen einer verschiedenen, abweichenden Sprache in den technischen Ausdrücken bedient, möglich war. Diese unvermeidlichen Schwierigkeiten, die sich durch die ge⸗ botene Kürze der Darstellung vermehren, hat der Verfasser zu besiegen gewußt. Einen besonderen Werth haben die geschichtlichen Erörte⸗ rungen, sowohl diejenigen, welche der Abhandlung über den Bergbau vorangehen, als auf die weniger ausführlichen, welche die Einleitung zu der Lehre von den dem Hüttenwesen zufallenden Metallen bilden. Die zum Verständniß des Buches unentbehrlichen Holzschnitte sind mit großer Sauberkeit ausgeführt.
St. Petersburg, 26. März. (St. Pet. Herold). Von dem Reisenden Obersten Prshewalski ist, wie der „R. Inw.“ mittheilt, dieser Tage ein Telegramm folgenden Inhalts eingegangen: Am 30. Januar ging ich von Korle zum Lob⸗Noor längs dem untern Lauf des Tarim. Das Thal dieses Flusses ist schwach bevölkert; die absolute Höhe der Gegend beträgt ein wenig mehr als 2000 Fuß; die Flora und Fauna ist äußerst arm; die Topographie der Gegend ist eine ganz andere, wie auf den Karten angegeben ist. Ich befinde
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mich jetzt in den Bergen Altyn⸗Tag, nicht weit vom Süden des
welche die größte Gefahr für die Christen bilden. Eine solche
schlechtesten. Man würde aber irren, wenn man glaubte,
Noor. Die Thäler der Vorberge erheben sich bis 11,000 Fuß.