nicht versehen ist. Es behält derselbe jedoch seinen Regreß doeeshalb an den eigentlichen Kontravenienten. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tribugal in einem Erkenntnisse vom 7. März 1877 folgenden Rechtssatz ausge⸗ sprochen: Der Inhaber oder Vcr ber einer Urkunde oder Verhandlung über einen mehrseitigen Vertrag, welche mit dem ggesetzlich dazu erforderlichen Stempel nicht versehen ist, hat die ganze Stempelstrafe (den viermaligen Betrag des Stempels multiplizirt mit der Anzahl der Kontrahenten) zu entrichten, selbst wenn die Mitkontrahenten in Folge außerordentlicher Umstände zur Erlegung einer Strafe nicht verpflichtet sind und somit dem Iahaber der Urkunde das Regreßrecht an seine Mitkontravenienten fehlt.
— Die ortspolizeilichen Rechte der Landgemeinde⸗ behörden in der Provinz Hannover beziehen sich, ab⸗ gesehen von ihrer Stellung als ausführende Organe der eigentlichen Landes⸗ und Ortspolizeibehörde, zunächst nur auf die speziellen örtlichen Interessen, welche neben den Interessen des ganzen Landes⸗ oder Polizeibezirks, vom Standpunkte des Bedürfnisses für die einzelne Gemeinde sich ergeben, und in Konsequenz damit wurde in §. 71 des hannoverschen Gesetzes vom 28. April 1859 den Gemeinden die Erlassung von Flur⸗ ordnungen und sonst etwa nöthigen Strafbestimmungen bis zu 1 Thlr. gegen Lene ecch Handlungen und Unterlassungen nur eingeräumt, soweit nicht ein Gesetz bereits eeine Strafe androht, oder die dort angedrohte Strafe einen Thaler nicht erreicht. Für Fälle dagegen, welche außerhalb der auf diese Weise gezogenen Fhnten liegen, haben die Land⸗ gemeindebehörden keine ortspolizeilichen Rechte. (Erkenntniß des Ober⸗Tribunals, Senats für Strafsachen, vom 7. März 1877.)
— Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Münster hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗Rath 8 von den Brincken als interimistischer Geschäfts⸗ träger.
— Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Fürst zu Lynar, hat am 5. d. Mts. einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten.
5 — Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Großher⸗ zoglich oldenburgische Staatsrath Selkmann ist hier ein⸗ getroffen.
— Der General⸗Lieutenant Freiherr von Sell, Com⸗
mandeur der 3. Division, ist nach beendigtem Urlaub wieder abgereist, ebenso der General⸗Lieutenant von Flöckher, Köm⸗ mandant von Altona und über die in Hamburg garnisoniren⸗ den Truppen.
— S. M. Schiffe „Niobe“, „Medusa“ und „Mus⸗ quito“, sowie S. M. Kanonenboot „Delphin“ sind am 4. d. Mts. in Kiel in Dienst gestellt.
G Baden. Karlsruhe, 4. April. Die ‚Karlsr. Ztg.“ meldet: Nach heute eingekommenen Nachrichten werden die Höchsten Herrschaften die Abreise von Berlin auf ausdrücklichen Wunsch Sr. Majestät des Kaisers bis Freitag, den 6. April, Abends 6 Uhr, verschieben und gedenken Sonn⸗ abend, den 7. April, Vormittags in Karlsruhe einzutreffen.
Hessen. Darmstadt, 4. April. Wie das ,Frkf. J.“ meldet, hat das Ober⸗Konsistorium die Pfarrämter auf⸗
gefordert, den verderblichen Preßerzeugnissen, melche Religion
unbd Stutrichreir untergraben, durch „Verbreitung guter, dem 1 evangelischen Christenthum freundlichen Schriften“ entgegen⸗ zuarbeiten.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4. April⸗
(Th. 8 Der Großherzog hat sich gestern auf einige Tage nach Altenb urg zum Besuch des Herzoglichen 88 begeben. — Der Landtag findet bei der Wiederaufnahme seiner Thätigkeit den Bericht über die zu Gunsten der Univ ersität Jena gemachten Vorlagen der Regierung vor. Der Ausschuß, der der wärmsten Sympathie und der Hoffnung für die ge⸗ deihliche Entfaltung der Thüringischen Hochschule Ausdruck giebt und die Forderungen der Regierung als sehr wünschens⸗ werth erkennt, hat gleichwohl auch hier geglaubt einige Er⸗
parnisse machen zu müssen, sodaß die Gesammtsumme, um welche der Etat der Universität aufzubessern wäre, sich nur auf 64,000, statt 80,000 ℳ beläuft. Davon würde Sachsen⸗ Weimar 27,000 ℳ, die Herzogthümer Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, Sdachsen⸗Altenburg, Sachsen⸗Meiningen je 9000 ℳ zu tragen 8 haben. Der Ausschuß schlägt dem Landtage vor, jene 27,000 ℳ zu bewilligen unter der Voraussetzung, daß die ge⸗ 1 Staaten mindestens annähernd jene Summen dar⸗ leihen.
DOldenburg. Oldenburg, 5. April. Das Staats⸗
Ministerium macht bekannt, daß in Folge Bundesraths⸗
beeschlusses vom 27. v. Mts. der behufs der Verstärkung der
Grenzaufsicht an den Seeküsten des Herzogthums seit 1854
n Funktion stehende Jade⸗Zollkreuzer mit dem 1. d. Mts. zu fungiren aufgehört hat und eingezogen worden ist.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, .April. Die Verlobung Sr. Hoheit des Erbprinzen Bernhard mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prin⸗ zessin Charlotte von Preußen hat hier allgemein die freudigste Aufregung hervorgerufen. Der Gemeinderath hat sofort den Ober⸗Bürgermeister und zwei seiner Mitglieder als Deputation gewählt, um die Glückwünsche der Stadt nach Berlin zu überbringen. In den Kirchen wurden Dankgebete verlesen, die sich zugleich auf den Geburtstag Sr. Hoheit des Herzogs bezogen. Die Stadt hatte reich geflaggt; der 2. April wurde mit Kanonendonner und Reveille der Regimentsmusik eröffnet und im Theater als Festvorstellung Kleists „Käthchen von Heilbronn“ gegeben; der Herzog wurde bei seinem Eintritt mit einem vom Ober⸗Bürgermeister ausgebrachten dreimaligen Hoch begrüßt. Von des Kaisers Majestät war folgendes Telegramm jier eingegangen: Berlin, 1. April 1877. An den Herzog Georg von Sachsen⸗ Meiningen. So eben vor dem beendigten Familiendiner bei Meinem 1 Sohn habe Ich der versammelten Familie eröffnet, daß nach der 1 Einwilligung der gegenseitigen Aeltern und Großältern Meiner Enkelin Charlotte und des Erbprinzen von Sachsen⸗Meiningen zwi⸗ chen Letzteren ein Ehebündniß beschlossen worden ist, so daß die⸗ selben nunmehr als Brautleute hier erscheinen. Gott gebe ihnen Seinen Segen in alle Zukunft. Ich eile, Dir von diesem Akt sofort Mitthei 1 . Wilhelm.
reichbar
1 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. April. Graf An⸗ drassy hat auch gestern Abend die beabsichtigte Reise nach Terebes nicht angetreten. Die „Presse“ bemerkt aus diesem Anlasse: Es ist überhaupt fraglich geworden, ob der Minister in den nächsten Tagen Wien verlassen wird. Ob etwa die politische Situation hieran Schuld trägt, wissen wir nicht zu sagen, doch erfahren wir allerdings, daß schon die ersten dipko⸗ matischen Schritte, die als Konsequenz der Protokollunter⸗ fertigung nöthig erscheinen, auf Schwierigkeiten stoßen, die aber nicht von der Pforte ausgehen. — Die „N. Fr. Pr.“ schreibt: Die wiederholt angekündigten Ministerkonfe⸗ renzen behufs „Finalisirung⸗ der Ausgleichsvorlagen beginnen heute. Die Verhandlungen werden ausschließlich von den beiderseitigen Handels⸗ und Finanz⸗Ministern ge⸗ führt. Der ungarische Minister⸗Präsident Tisza kommt erst zu Ende der Woche nach Wien, und es scheint, daß diese Reise mehr mit der Negociation der ungarischen An⸗ leihe, als mit den Ausgleichsvorlagen im Zusammenhang steht. — Der Minister⸗-Präsident Fürst Auersperg ist eute zur Brunnenkur nach Karlsbad abgereist und wird vier ochen abwesend sein. Der Minister Frhr. von Lasser ist während dieser Abwesenheit mit der Vertretung beauftragt.
— Man schreibt der „Boh.“ von hier: Im Gegensatze zu den in Ungarn herrschenden Anschauungen hält man es hier mehr als wahrscheinlich, daß man dem Reichsrathe nach den Osterferien thatsächlich die Ausgleichsvorlagen wird zugänglich machen können. Eine andere Frage jedoch, die angesichts der etwas vorgerückten Zeit aktuell werden wird, ist jene, ob sich nicht die Nothwendigkeit herausstellen wird, das bis Ende Juni verlängerte Zoll⸗ und Handels⸗ bündniß noch um ein weiteres halbes Jahr zu prolon⸗ giren, denn es ist kaum anzunehmen, daß bis Ende Juni das gesammte Ausgleichsmaterial legislative Geltung erlangt haben kann und selbst in diesem Falle wäre die Möglichkeit einer Durchführung desselben mehr als vecagf betc . Die Frage wird nach dem Stande der Dinge schon heute bejahend beant⸗ wortet werden müssen und ist auch sonst ohne alle Schwierig⸗ keit zu lösen, da gesetzlich das Zoll⸗ und Handelsbündniß bis Ende dieses Jahres läuft und zu einer Prolongation es nur eines Aktes der beiderseitigen Regierungen, respektive der ungarischen Regierung, bedarf. So dürfte denn, trotz der Kündigung durch Ungarn, das bisherige Zoll⸗ und Handelsbündniß doch aller Wahrscheinlichkeit nach seine volle zehnjährige Gültigkeitsdauer durchlaufen haben, ehe es durch neue Bestimmungen abgelöst werden wird.
— Mit Ausnahme der Landtage von Galizien und Dalmatien, welche diesmal nicht einberufen wurden, und von Tirol, Böhmen und Bukowina, welche sich erst am 9. und 11. d. M. versammeln, beginnen morgen sämmtliche Provinz⸗ vertretungen Oesterreichs so Thätigkeit.
Pest, 4. April. Zwischen dem ungarischen Ministerium und der kroatischen Landesregierung finden gegenwärtig Ver⸗ handlungen, betreffs des ungarischen Einführungs⸗ gesetzes zum Strafkodex, statt. Dieselben beziehen sich zunächst auf die Art und Weise der Auslieferung von Ver⸗ brechern und auf die Durchführung eines möglichst gleichartigen Vorgehens gegen gewisse Delikte, wie Notenfälschung, be⸗ stimmte politische Verbrechen ꝛc.
Schweiz. Bern, 3. April. (N. Zürch. Ztg.) In seiner heutigen Sitzung hat der Bundesrath beschlossen, an die Kantonsregierungen die Einladung zur Anordnung strenger Vollziehung der Vorschrift im Art. 17 des Bundesgesetzes über Jagd und Vogelschutz ergehen zu lassen, wonach die unter den Schutz des Bundes gestellten Vogelarten weder gefangen noch getödtet oder auf Märkten feil geboten werden dürfen. Die Einladung ist veranlaßt durch die Beobachtung, daß nach wie vor während der geschlossenen Jagdzeit kleine todte Vögel vom Auslande auf H“ Märkte gebracht werden. Der Bundesrath ist ferner in die Berathung der Vorlagen der Departements für den Bericht über die Geschäfts⸗ führung im Jahre 1876 eingetreten und hat zunächst die Bericht⸗ erstattung des politischen Departements genehmigt. — Der vorläufige Abschluß der eidgenössischen Staats⸗ rechnung für das Jahr 1876 weist an Einnahmen 39,419,561 Fr., an Ausgaben 40,605,046 Fr. auf. Der Ueber⸗ schuß der letzteren beträgt demnach 1,185,484 Fr. Der Vor⸗ anschlag schloß mit einem Ausfall von 1,134,600 Fr. An Nachtragskrediten wurden bewilligt 1,563,095 Fr., zusammen 2,697,695 Fr. In Abzug sind zu bringen an Melrein mabmen 789,741 Fr., an Minderausgaben 722,470 Fr., zusammen 1,512,211 Fr.: Ausgabenüberschuß wie oben 1,185,484 Fr.
Großbritannien und Irland. London, 5. April. (E. C.) Das britische Heer hat durch Tod den General⸗ Lieutenant Francis Roweroft verloren. Derselbe trat 1819 in die Armee von Bengalen; diente in dem Feldzuge gegen die Aufständischen 1857 und war seit 1870 General⸗ Lieutenant. Er stand im 74. Lebensjahre.
Indien. Aus Kalkutta wird dem „Reuterschen Bureau“ unter dem 28. März telegraphirt: „In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Rathes hielt der Vizekönig, Lord Lytton, eine Rede über das Indische Budget. Lord Lytton erklärte, es sei beschlossen worden, künftighin die Aus⸗ saben für außerordentliche öffentliche Bauten von den ordent⸗ ichen Etats auszuschließen. üglich der Baumwollzölle theilte er ganz Lord Salisbury's Anschauungen. Er drückte die Ueber⸗ zeugung aus, daß diese Zölle im Prinzip ungesund und nachtheilig ür die Interessen Indiens seien. Es sei deshalb deren Abschaffung
schlossen worden. Mit Bezugnahme auf die gegenwärtige Hungersnoth stellte der Vizekönig einen Vergleich an zwischen den veranschlagten Unkosten im Betrage von 5,250,000 Pfd. St. für einen größeren Flächenraum des Noth⸗ standes und den wirklichen Ausgaben von 6,750,000 Pfd. St., welche die frühere Hungersnoth in dem kleineren Areal von Bengalen zur Folge hatte. Demnächst von der Wirksamkeit der Armee sprechend, stellte Lord Lytton jedwede feindselige Absicht Seitens der Regierung gegen Nachbarstaaten in Ab⸗ rede und betonte den sriedfectigen Charakter seiner Politik mit Bezug auf die Grenzländer. Er machte ferner Mittheilung von der erfolgreichen Auseinandersetzung mit dem Khan von Khelat, indem er bemerkte, daß durch britischen Einfluß das Vertrauen wieder vollständig hergestellt worden sei. Lord Lytton sprach die Ueberzeugung aus, daß die Sicherheit der Grenze nur er⸗ sei durch die freundschaftliche Gegenwart und den 21-een Einfluß rechtschaffener englischer Beamten unter den arbarischen Nachbarn des Reichs, und nicht durch militärische Expeditionen. Er mißbilligte Schenkungen von Waffen und Geld an unzivilisirte Staaten oder unerwiderte Verbindlich⸗ keiten denselben gegenüber. Was die Beziehungen mit Cabul
Emir zur Konferenz in Peschawur geschickt, hätten eine freund⸗ schaftliche Gesinnung hekundet. Die einzige Sicherheit gegen Mißhelligkeiten und Mißtrauen bilde ein freimüthiger Verkehr. Die Ereignisse in der Türkei und religiöser Fanatismus regten Cabul auf und hätten das Gemüth des Emirs beunruhigt, aber die Kaiserliche Regierung hätte keinen Grund, von ihrer nicht agressiven Politik abzuweichen.“
Frankreich. Paris, 4. April. (Köln. Ztg.) Ministerielle Blätter melden heute, daß die von der Kammer an⸗ geordnete Untersuchung über die religiösen Kon⸗ gregationen mit Nachdruck fortgesetzt werde, daß jeden Tag neue Gesetzwidrigkeiten entdeckt würden und daß das im * re 1860 dem Senat des Kaiserthums vom General⸗Pro⸗ zurator Dupin nachgewiesene Uebel gewaltige Fortschritte ge⸗ macht habe; die Frage solle noch einmal vor die Deputirten⸗ kammer gebracht werden, um die Wiederherstellung des Ei⸗ genthums der todten Hand, welche eine offenkundige Gesetz⸗ widrigkeit darstelle, zu verhindern. Denselben Blättern zufolge ward für das katholische Comité von Paris nur aus⸗ nahmsweise die Erlaubniß ertheilt; es habe sich aber herausge⸗ stellt, daß die Entfaltung dieses Comités unter dem Schein einer kirchlichen Einrichtung Mittel und Wege bot, eine gegen die bestehenden Staatseinrichtungen und Gesetze gerichtete politische Propaganda in Bewegung zu setzen. — Der katho⸗ lische Kongreß wurde gestern Abend als Privatversamm⸗ lung eröffnet. Der Präsident des katholischen Kongresses, Senator Chesnelong, erhob Protest gegen die Maßregel, welche der Polizeipräfekt auf Weisung des Ministers des Innern gegen das katholische Comité von Paris ergriffen hat.
Der „Köln. Ztg.“ wird ferner geschrieben: Der katholische Kongreß hat in seiner ersten Sitzung eine drohende Haltung gegen den ganzen Bestand der Dinge in Frankreich und Italien angenommen und der Regierung und den Gesetzen offen den Gehorsam in An⸗ gelegenheiten der Kirche aufgekündigt. Die Führer der ultramontanen Propaganda sind sehr aufgebracht über die Maßregel gegen das katholische Comité von Paris; der Kardinal⸗Erzbischof hat in dieser Sache offen Partei gegen
Presse erhoben. Die „Corr. avas“ veröffentlichte darauf folgende Mittheilung: 25 erfahren, 18 65 Polizeipräfekten Herrn Voisin betreffs des katholischen Comitéès von Paris genommene Maßregel wurde auf Befehl von Herrn Jules Simon getroffen, nachdem Letzterer für die⸗ selbe die volle Zustimmung des Marschalls erhalten hatte.“ Gleichzeitig mit dem katholischen Kongreß tagen jetzt die Senatoren und Deputirten der royalistischen Rechten, um sich über die Mittel und Wege zur Ent⸗ faltung der antirepublikanischen Propaganda zu vereinbaren. Morgen halten die Bonapartisten im Grand Hotel eine
soll dann eine Ausschußversammlung folgen, in der sich die verbündeten Gegner der Republik in beiden Kammern und im Lande über den Feldzug zum Sturze derselben verständigen sollen. Wie der „Petit Parisien“ erfährt, handelt es sich zu⸗ nächst darum, beim Wiederzusammenitritt der Kammern die Vertagung der Ernennung der Gemeinderäthe bis 1879 zu beantragen und durchzusetzen. Gelingt ihnen das, so wer⸗ den die jetzigen Gemeinderäthe an der Wahl der zu erneuern⸗ den Senatoren theilnehmen, und diese bieten der Mehrzahl nach der Coalition Aussicht zum Siege ihrer Kandidaten.
hat den Deputirten Paul Cassagnac der Beleidigung der
Angriffe für schuldig erachtet und denselben deshalb zu zwei⸗ .“ Gefängniß und 3000 Frcs. Geldbuße ver⸗ urtheilt.
Spanien. Bilbao, 3. April.
— (Ag. Hav.) Gouverneur hat eine
Der
gesetzt ist. Die außerordentlichen Generaljunten werden auf den 18. April zusammenberufen werden.
Pportugal. Lissabon, 3. April. Die Cortes sind geschlossen worden.
öffentlichen lange Listen von Namen der in den letzten Wochen durch die sicilianischen Behörden unschädlich gemachten Ver⸗
hehlern. Aus Palermo wird dem „Diritto“ geschrieben, daß vor einigen Tagen die Polizeidiener in dem Hause eines Barbiers zwei der berüchtigtsten Räuber der Provinz, auf de⸗ ren Habhaftwerdung je 2000 Lire Prämie gesetzt sind, ver⸗ haftet und in das dortige Gefängniß eingeliefert haben. Eine zahlreiche auf den Straßen versammelte Menge begrüßte die muthigen Agenten der öffentlichen Sicherheit enthusiastisch, und die ganze Stadt ist über dieses Ereigniß erfreut. Ackerbau⸗Minister Majorano⸗Calatabiano ist nach Sicilien auf Urlaub gereist und hat vom Könige den Auftrag erhal⸗ ten, dem Präfekten der Provinz Palermo, Malisardi, das Großkreuz des savoyischen Verdienst⸗Ordens zu überbringen.
Türkei. Konstantinopel, 3. April. Die „Pol. Korr.“ meldet von hier: Man ist auf der Pforte durch Musurus Pascha in voller Kenntniß des Textes des Londoner Pro⸗ tokolls. Heute fand ein Ministerrath über die gegenüber dem Protokolle zu beobachtende Haltung statt, ohne zu einem Beschlusse gelangt zu sein. Morgen wird der Ministerrath fortgesetzt. Bis jetzt überwiegt die Anschauung, daß auf die Notifikation des Protokolls eventuell mit einer einfachen Em⸗ pfangsanzeige zu antworten wäre. Alle Gerüchte über die bevorstehende Entsendung eines Spezialbevollmächtigten nach St. Petersburg sind verfrüht.
„— 4. April. Auch der heutige Ministerrath beschäftigte si mit der Prüfung der durch das Protokoll gescha fenen 8 9g Eine Abrüstung wurde nicht beschlossen. Die militärischen Vorkehrungen werden nicht unterbrochen. Die Verhandlungen mit Montenegro sind nicht weitergediehen.
ö„— 5. April. (W. T. B.) Dem Minister des Aus⸗ wärtigen, Safvet Pascha, ist gestern das Protokoll zugestellt worden. Der Minister erklärte, daß er die Ent⸗ des Sultans einholen würde.
— (W. T. B.) Die Pforte hat ihren Vertretern im Auslande folgende Benachrichtigung zugehen lassen: Durch die europäischen Blätter geht die Nachricht von einem Aufstand in Diarbekir. Diese Nachricht entbehrt jeder Be⸗
betrifft, so erklärte Lord Lytton, die Gesandten, welche der
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ründung und sowohl in Diarbekir, wie in allen übrigen Reichs herrscht die vollständigste Ruhe.
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mächtigten
die Regierung, gegen die Republik und gegen die liberale
Versammlung zu demselben Zweck. Diesen Versammlungen
— 5. April. (W. T. B.) Das Zuchtpolizeigericht Kammer durch die gegen dieselbe gerichteten journalistischen
ine provisorische Deputation er: nannt, welche aus drei Richtern des Civiltribunals zusammen⸗
Italien. Rom, 2. April. Die ministeriellen Blätter ver⸗
brecher und melden die Festnahme von vielen Räuber⸗
Der
— (W. T. B.) Die montenegrinischen Bevoll⸗ tten heute eine Besprechung mit Savfet Pascha und hielten dabei alle zuletzt geltend gemachten For⸗ derungen, insbesondere die Abtretung der Distrikte von Niksic, Kucci und Kolatschin aufrecht, bestanden auch auf einer end⸗ lichen bündigen Antwort. Savfet Pascha erklärte, Montenegro müsse diese drei Punkte fallen lassen, indeß könne er doch seine Antwort heute noch nicht als eine definitive bezeichnen, die Frage müsse nochmals erwogen werden. Die Montenegriner erneuerten darauf ihr Verlangen mit dem Bemerken, daß sie angewiesen seien, alle ihre Forderungen aufrecht zu erhalten und stellten für den Fall, daß sie keine baldige definitive Antwort erhielten, ihre Ab⸗ reise, die spätestens im Laufe der nächsten Woche erfolgen solle, in Aussicht. — Das Londoner Protokoll ist der forte am Dienstag durch den englischen, am Mittwoch
durch den russischen Geschäftsträger zugestellt worden. Der deutsche, französische, italienische und össterreichische Geschäftsträger haben das Protokoll dem türkischen Mi⸗ nister gegenüber auf das Lebhafteste befürwortet. Einige Geschäftsträger richteten die Frage an Savfet Pascha, welcher Aufnahme das Protokoll sich bei der Pforte zu er⸗ reuen haben werde, Savfet Pascha erklärte, es sei ihm für jetzt noch nicht möglich, eine Antwort zu geben, die Regierung habe noch keinerlei Entschließung gefaßt. Die Geschäftsträger der Mächte werden dem Vernehmen nach am nächsten Sonn⸗ abend ihre Schritte erneuern, um die Pforte zu einer günstigen Aufnahme des Protokolls zu bestimmen.
Nach hier eingegangenen Nachrichten ist die Pest in Bagdad ausgebrochen.
London, 5. April. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte der Schatzkanzler Northcote, auf eine Anfrage Forsters, die Vorlegung des am vorigen Sonnabend unterzeichneten Protokol’s, sowie des dazu gehörigen Procés verbal und anderer Schriftstücke, welche weiteres Licht darüber verbreiteten, an das Parlament sei angeordnet, die bezüglichen Schrift⸗ stücke würden morgen zur Vertheilung gelangen. Vielleicht werde es möglich 2 einige Exemplare noch heute Abend zur 886. zu bringen.
— (W. T. B Dem Parlament sind nunmehr das
rotokoll und acht darauf bezügliche diplomatische
Schriftstücke vorgelegt worden eeinschließlich des Rundschreibens des Fürsten Gortschakoff vom 31. Ja⸗ nuar. In einer unter diesen Aktenstücken befindlichen Depesche des Grafen Derby an Lord Loftus vom 13. März c. wird mitgetheilt, Graf Schuwaloff habe den Protokollentwurf überreicht und denselben mit einer Erklärung über die Ansichten und Wünsche Rußlands begleitet. Der Zweck der Reise des Generals Ignatieff sei, Aufklärung zu eben über diese Ansichten der russischen Regierung und eine riedliche Lösung der obschwebenden Frage zu erleichtern. Nach den Opfern, welche Rußland sich auferlegt hätte, nach der eingetretenen Stagnation seiner Industrie und seines Han⸗ dels, nach den außerordentlichen durch die Mobilisirung von 500,000 Mann erwachsenen Ausgaben könne Rußland seine Truppen nicht zurückziehen, ohne irgend welches greifbare Re⸗ sultat hinsichtlich der Verbesserung des Zustandes der Christen in der Türkei erlangt zu haben. Der Kaiser wünsche auf⸗ richtig den Frieden, aber nicht den Frieden um jeden Preis. Rußland wünsche das Einverständniß der Mächte aufrecht zu erhalten und glaube, daß die Unterzeichnung des Protokolls die zweckmäßigste Lösung der gegenwärtigen Frage herbei⸗ führen werde und am besten geeignet sei, die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens zu sichern.
Das am 31. März unterzeichnete Protokoll lautet: Die Mächte, welche es unternommen haben, gemeinsam eine Pazifikation des Orients herbeizuführen, und welche zu diesem Zwecke an der Konferenz Theil genommen haben, halten für das sicherste Mittel zur Erreichung dieses Zweckes vor Allem die Aufrechterhaltung ihres Einvernehmens und die neue ge⸗ meinsame Bekräftigung des gemeinsamen Interesses, das sie an der Verbesserung des Looses der Christen nehmen und an den in Bosnien, der Herzegowina und Bulgarien einzuführenden Reformen, welche die Pfortezugestanden hat unter dem Vorbehalte, sie selbst einzuführen. Die Mächte nehmen Akt von dem ] mit Serbien; was Montenegro anlangt, so betrachten sie eine Rektifikation seiner Grenzen und die Gewährung freier Schiff⸗ fahrt auf dem Bojana für die Montenegriner als wünschens⸗ werth. Die Mächte halten die Abmachungen, welche die Pforte mit den beiden Fürstenthümern getroffen hat, oder noch treffen wird, nicht für ausreichend für die Herstellung des Friedens und fordern die Pforte auf, den Frieden zu befestigen, indem sie ihre Armee wieder auf den Friedensfuß setzt, abgesehen von den Truppen, welche erforderlich sind zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und indem sie in möglich kurzer Frist die für die Ruhe und das Gedeihen der erwähnten türkischen. Provinzen nothwendigen Reformen in das Werk setzt. Die Mächte er⸗ kennen an, daß die Pforte sich bereit erklärt hat, einen wich⸗ tigen Theil dieser Reformen auszuführen, sie nehmen in dieser Hinsicht speziell Akt von dem Cirkularschreiben der Pforte vom 23. Februar 1876 und von ihren diesbezüglichen Erklärungen auf der Konferenz. Angesichts dieser guten Dispositionen der Pforte und ihres ersichtlichen Interesses, denselben unverzüglich Folge zu geben, glauben die Mächte gegründete Hoffnung zu haben, daß die Pforte die Herstellung des Friedens benutzen wird, um mit Energie die Maßregeln anzu⸗ wenden, welche bestimmt sind, in der Lage der Christen eine wirkliche Verbesserung herbeizuführen, eine Verbesserung, welche einstimmig von den Mächten als für die Ruhe Euro⸗ pas unerläßlich verlangt worden ist. Die Mächte hoffen fer⸗ ner, daß, wenn die Pforte einmal diesen Weg beschritten haben wird, sie inne werden wird, daß es ihre Ehre und ihr Inter⸗ esse erfordert, auf demselben loyal und thatkräftig zu ver⸗ harren. Die Mächte beantragen nicht, durch Vermittelung ihrer Vertreter in Konstantinopel und durch ihre einzelnen Agenten in den türkischen Provinzen eine Ueberwachung auszuüben über die Art und Weise, in welcher die Ver⸗ sprechungen der Pforte ausgeführt werden. Wenn aber ihre Hoffnung nochmals Küäuscht wird und wenn die Lage der Christen nicht in der Weise verbessert wird, daß die Wie⸗ derkehr der Verwickelungen, welche die Ruhe des Orients in periodischen Zeitläufen stören, verhindert wird, so glauben
die Mächte, erklären zu müssen, daß ein solcher Stand der
Dinge unverträglich ist mit ihren Interessen und mit denen Europas im Allgemeinen. Für einen solchen Fall behalten sich die Mächte vor, gemeinsam die Mittel zu bezeichnen, welche sie für geeigneter halten, das Gedeihen der Christen
In dem dem Protokoll beigefügten Procès verbal heißt es: Graf Münster, Graf Beust, Marquis d'Harcourt, Graf Derby, General Menabrea und Graf Schuwaloff trafen im Auswärtigen Amte zusammen, um das von Rußland vor⸗ geschlagene Protokoll zu unterzeichnen. Vor der Unterzeichnung desselben gab Graf Schuwaloff folgende Erklärung ab: Wenn der Friede mit Montenegro geschlossen sein würde, und die Pforte die Rathschläge Europas acceptirt hatt und sich bereit zeige, ihre Armee auf den
riedensfuß zu setzen und die in dem Protokoll er⸗ wähnten Reformen ernstlich in Angriff zu nehmen, so möge die Pforte einen Spezialgesandten nach St. Petersburg schicken, um über die Demobilisirung zu verhandeln, zu welcher der Kaiser auch seinerseits seine Lustimmung geben würde. Wenn aber solche blutigen Auftritte, wie diejenigen, durch welche Bulgarien verheert worden sei, wiederkehrten, so würde dadurch nothwendiger Weise die Demobilisirung zum Still⸗ stand gebracht werden. Graf Derby verlas eine Dekla⸗ ration und überreichte jedem der anwesenden Vertreter ein Exemplar derselben, deren eines auch zu den Akten gegeben wurde. In dieser Deklaration heißt es: Da England nur im Interesse des europäischen Friedens in die Unterzeichnung des Protokolls gewilligt hätte, so sei es selbstverständlich, daß, falls dieser Zweck nicht erreicht werde, nämlich die gegen⸗ seitige Abrüstung Rußlands und der Türkei und der Friede zwischen beiden, das Protokoll für null und nichtig Av werden solle. General Menabrea gab die Erklärung ab, daß Italien durch die Unterzeichnung des Protokolls nur so lange verpflichtet sei, als das durch das Protokoll selbst glücklicher Weise zwischen allen Mächten hergestellte Einvernehmen auf⸗ recht erhalten würde. — In einer Depesche vom 2. d. an Jocelyn theilt Graf Derby mit, er habe dem türkischen Botschafter Musurus Pascha vertraulich Abschrift des Proto⸗ kolls und der bei der Unterzeichnung desselben zu erfolgenden Erklärungen zur telegraphischen Zusendung an die Pforte mitgetheilt.
— 6. April. (W. T. B.) In der Depesche Lord Derby's an Jocelyn vom 2. d. wird der Letztere angewie⸗ sen, dem Minister des Auswärtigen, Savfet Pascha, gegenüber besonders hervorzuheben, daß das Protokoll nichts enthalte, was von der Pforte vernünftiger Weise beanstandet werden könnte. — Die Morgenblätter sind in ihren Urtheilen über das Pro⸗ tokoll getheilter Meinung. Die „Times“ ist der Ansicht, daß das Protokoll zur Basis einer sehr entschlossenen Politik gemacht werden könne, der „Daily Telegraph“ bezeichnet das⸗ selbe als eine Errungenschaft, auf welche die Diplomatie stolz sein könne. Dagegen meinen „Daily News“ und „Standard“, das Protokoll sei nicht dazu angethan, die Friedensaussichten zu fördern.
St. Petersburg, 5. April. (W. T. B.) Das in London gezeichnete Protokoll liegt nunmehr in Konstantinopel vor. Mit diesem Akte, der als das Fazit der Konstantinopeler Konferenzen zu betrachten sein dürfte, hat Rußland auf end⸗ giltige Weise die friedliche und uneigennützige Richtung seiner Politik konstatirt. Es wird für die Erhaltung des Friedens darauf ankommen, daß man in Konstantinopel Seitens der englischen Regierung vorzugsweise keinen Zweifel darüber läßt, daß die am Bosporus dem Frieden entgegenarbeitenden Kräfte nicht blos ostensibel keine englische Unterstützung zu erwarten haben, sondern, daß man englischerseits ihnen ganz und voll gegen⸗ übertritt. Der Friedensschluß mit Montenegro ist die absolut nothwendige Einleitung zu einer versöhnlichen, ausgleichenden und bessere Verhältnisse für die Zukunft sichernden türkischen Politik. Man hat diesseits Alds gethan, um Montenegro nicht blos von allen ausschreitenden Forderungen abzuhalten, sondern auch dahin gewirkt, daß nicht Hartnäckigkeit im Ein⸗ zelnen die Situation erschwere.
— 6. April. (W. T. B.) Der „Golos“ unterzieht die durch das Protokoll geschaffene Lage einer eingehenden Betrachtung und kommt dabei zu dem Schlusse, daß die Situation mit Zugeständnissen von Seiten der Pforte endigen werde. Die Unterzeichnung des Londoner Protokolles sei ein Beweis dafür, daß England zu Allem bereit sei, nur um einer bewaffneten Einmischung Rußlands in die “ der Türkei vorzubeugen, und diese Bereitwilligkeit Englands er⸗ kläre sich aus der Ueberzeugung, daß die öffentliche Meinung Englands eine direkte Unterstützung der Türkei nicht zulassen werde.
— Der „Vakit“ theilt mit, daß die mit der Revision der von Abdul Aziz und Murad V. hinterlassenen Schul⸗ den beauftragte Kommission nunmehr ihren Bericht erstattet hat. Es geht aus demselben hervor, daß die Schulden von Abdul Aziz, die für öffentliche Bauten verausgabten, aber noch nicht bezahlten Summen nicht mit eingerechnet, sich auf 200,000 t. Pf., die von Murad vor und nach seiner Thron⸗ besteigung gemachten Schulden sich dagegen auf 800,000 t. Pf. elannen. Zur Tilgung dieser Schulden will man gegen Ver⸗ pfändung der Kronjuwelen und des von Abdul Aziz angeleg⸗ ten Privatschatzes ein Palast⸗Anlehen aufnehmen. 1
Ragusa, 4. April. Der W. „Presse“ wird von hier gemeldet: Auf Anfragen, die nach Cettinje gerichtet wur⸗ den, kam die Antwort, daß die aus Konstantinopel verbreitete Nachricht, als wollten sich die montenegrinischen Delegirten mit der Abtretung eines Theiles des Gebietes von Niksics zufrieden geben, unbegründet ist. Die Wahrheit ist, daß der Fürst auf das Andringen der Mächte sich halb und halb dazu verstanden, seine Ansprüche auf Niksics, die gegenwärtig die Haupt⸗ schwierigkeit in den Verhandlungen mit der Pforte bilden, theilweise zu reduziren; doch machte er seine endgiltige Entscheidung erst von dem Votum des Czars abhängig. Er hat sich deshalb nach St. Petersburg mit der direkten An⸗ gg gewendet, ob er die Niksics betreffende Forderung fallen lassen solle oder nicht. Die Antwort dürfte zu Ende dieser Woche eintreffen.
Belgrad, 3. April. Das „Amtsblatt“ publizirt die erst jetzt erfolgte Verleihung des üeii des Takovo⸗ Ordens an General Tschernajeff, „in Berücksichtigung seiner besonderen Verdienste während des Türkenkrieges 1876“. Ein weiterer Ukas ordnet die vollständige Entlassung des Despotovics aus serbischen Diensten an und ernennt Oberst Jovanovics, Oberst⸗Lieutenant Putnik und Major
akovljevics zu Kommandanten der Territorial⸗ Truppen in der Krajna, in Uschiza und Tschatschak.
— 5. April. (Telegramm.) Der französische General⸗ “ Bersolle ist heute früh am Schlagfluß plötzlich ge⸗ torben.
— Ein Korrespondent der A. „A. Z.“ schreibt aus
und die Interessen des allgemeinen Friedens sicher zu stellen. (Folgen die Unterschriften.
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Belgrad: Richt minder als die Noth der Kriegsbeschädigten und die Ab⸗ hülfe gegen dieselbe macht der Regierung die Frage zu schaffen: was
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mit der Masse von Freiwilligen geschehen soll, die sich noch an der östlichen Grenze Serbiens befinden. Bei dem Versuche, die⸗ elben zum Auseinandergehen zu veranlassen, kam man zu der Ein⸗ sicht, daß dies nicht angehe. Die Leute sind aus allen Gegenden der Welt hier zusammengetroffen, meist heimathlos, und wollen jetzt ihr Brot um so weniger aufgeben, als sie sehen, daß in Serbien nicht so leicht zu leben ist. Der Tumult unter den Freiwilligen bei Negotin und Kladowo hatte bereits einen solchen Grad erreicht, daß ihr Be⸗-⸗ fehlshaber Vlajkovics in eine sehr kritische Lage versetzt worden war, und schon seine Demission einreichen wollte. Aehnliche und noch grö- ßere Unannehmlichkeiten bereiten die Freiwilligen auch an der Grenze bei Raschka und Jankova⸗Klissura, wo sie mehrere Kanonen in ihrem Besitze haben und von den serbischen Befehlshabern nichts wissen wollen. Sie proklamiren unter sich ihre Anführer und stellten an dieselben das Verlangen, die Feindseligkeiten gegen die Türken fort⸗ zusetzen, trotzdem daß Serbien mit der Türkei Frieden geschlossen hat. Die serbischen Behörden haben jedoch für jetzt diese Absicht der Freiwilligen vereitelt, indem sie ihnen größere Rationen und Er⸗ öhung ihres Tagelohnes versprachen. 2 8
— Der „Russische Nalih⸗r meldet, daß die türkischen Truppen in Kleinasien folgendermaßen vertheilt sind: In Batum stehen 12,000, in Erzerum, Kars und Saganlu 50,000, in Ardagan 6000 Mann. Die Perser haben nich nur bei Täbris, heern auch bei Kirmanschah Truppen auf⸗ gestellt. Die ersten sind augenscheinlich für Operationen gegen Diarbekir in Kleinasien, die letzteren gegen Bagdad gerichtet. — Der „Kawkas“ meldet aus den Iurkeee Grenz gebieten: „Von den aus Kerbelah zurückkehrenden Wallfahrern trafen unlängst gegen 70 Personen aus Schemacha und vom Kubangebiete in Beljassuwar ein. Alle beklagten sich über Seitens der Türken erlittene Bedrückungen. Der Bestand der türkischen regulären Truppen in Bagdad beläuft sich nach ihrer Aussage gegenwärtig auf kaum 1000 Mann; sämmtliche Truppen sind nach Wan und Erzerum abmarschirt. In Bagdad hat man, während die Wall⸗ fahrer sich dort aufhielten, die Miliz ausgehoben, zu welcher sämmtliche männliche Einwohner von 20 bis 50 Jahren genommen worden sind. Alle werden mit Waffen versehen und müssen täglich praktische Uebungen vornehmen. Ueber je 10 Mann ist ein älterer Soldat oder Unteroffizie gestellt, der sie unterweist. Bis jetzt hat die Miliz einen Be⸗ stand von gegen 15,000 Mann⸗ darunter auch Araber. — An der persischen Grenze bei Chanekin haben die Türken gegen 4000 Nizams stationirt, auch Artillerie und eine Reiterei von Arabern steht daselbst. Von Seite Persiens sind dagegen etwa 15,000 Mann Infanterie (Sarbasen Artillerie und irreguläre Reiterei, aus Kurden, Luristane und Buchtiaris bestehend, konzentrirt worden.
Rumänien. Bukarest, 5. April. (W. T. B.) Die bei Schluß der Deputirtenkammer verlesene Botschaft des Fürsten betonte die Verbesserung der Finanzlage des Fürstenthums und die Wiederherstellung des Gleichgewichts in dem Budget und wünschte den Deputirten Glück zu dem von ihnen bewiesenen Patriotismus; namentlich wurde darin mit Befriedigung die korrekte Haltung der Deputirtenkammer inmitten der orientalischen Angelegenheiten hervorgehoben, welche das Ansehen Rumäniens im Auslande erhöht und die Würde der Nation Pewah habe. — Im Senate wurde nur das Dekret, welches die Auflösung verfügt, verlesen. Die Neuwahle 5 den Senat sollen demnächst stattfinden. In dem amt⸗ ichen Blatte wird ein von sämmtlichen Ministern unterzeich⸗ neter Bericht veröffentlicht, in welchem die ung des Senats motivirt wird. Der Bericht hebt besonders hervor, daß der Senat die ihm zufallende Rolle, das Gleich⸗ gewicht in dem koͤnstitutionellen Leben herzustellen, keineswegs erfüllt habe, und konstatirt, daß der Senat in 150 Sitzungs⸗ tagen nur 62 Sitzungen gehalten habe, von denen 35 uner⸗ heblichen Interpellationen gewidmet worden seien, und daß er namentlich durch fortgesetzte Beschlußunfähigkeit die Her⸗ stellung des Budgets zu verhindern versucht habe. Unter die⸗ sen Umständen habe ein Appel an die Nation behufs Neu⸗ wahl des Senats nothwendig erscheinen müssen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. April. (H. N.) Die Rückkehr des Königs von seiner Reise nach Heidelberg wird in Malmö am Freitag dieser Woche Vor⸗ mittags erwartet. Nachdem Se. Majestät bei dem Amtmann das Dejeuner eingenommen, gedenkt der König mit dem ge⸗ wöhnlichen Eilzuge nach Stockholm abzureisen. — In Nor⸗ wegen herrscht noch fortwährend strenger Winter und fällt ungewöhnlich viel Schnee. —
Amerika. (E. C.) Nach einer Mittheilung aus Win⸗
nipeg (Manitoba) ist Sitting Bull, der Sioux⸗Häupt⸗ ling, bei Wood Valley mit vielen Anhängern und 1000 den Amerikanern abgenommenen Pferden auf canadisches Ge⸗ biet übergetreten. Eine Abtheilung berittener Polizei⸗ b ist ausgesandt worden, um mit ihm eine Unterredung u halten. —— In den Vereinigten Staaten von Columbia hat, nach amtlichem Bulletin vom 22. Februar, ein größeres Treffen bei Donjuana am 27. Januar d. J. stattgefunden, in dem die Rebellen wiederum in die Flucht geschlagen und versprengt worden sind.
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Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Bukarest, Freitag, 6. April. Der Minister des Aus⸗ wärtigen, Jonescu, hat seine Demission eingereicht, der Justiz⸗Mi⸗ nister Campineanu ist mit der einstweiligen Führung der Geschäste beauftragt worden. Das erste Wahlkolleg für die Senatswahlen ist auf den 3. und 4. Mai, das zweite auf den 5. und 6. Mai ein⸗ berufen. Das Gesetz, betreffend die Verlängerung der provi⸗ sorischen Handelsverträge auf 9 Monate, ist publizirt worden. — Das amtliche Blatt veröffentlicht ferner das Gesetz, wo⸗ durch das Heereskontingent auf 14,000 Mann festgestellt wird. Hiervon sollen künftig 5000 die aktive Armee und 9000 die Territorialarmee bilden. 1
New⸗York, Donnerstag 5. April. Schatz⸗Sekretär Sherman hat weitere 10 Millionen Bonds vom Jahre 1865 zur Einlösung einberufen.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes⸗Aemtern in der Woche vom 25. bis incl. 31. März cr. zur Anmeldung gekommen: 291 Eheschließun⸗ gen, 813 Febengpelocene 33 Todtgeborene, 556 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In Wien ist am 3. April der prächtige Neubau der Akademie der Künste in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph feierlich eingeweiht worden. Zugleich wurde in den
Räumen des neuen Akademiegebäudes eine historische Ausstel⸗