Regelung dieser Verhältnisse nicht erfolgen könne. Die Re⸗ ierung hierselbst könne 85 nur hoffen, daß die Gemeinden ich aus freien Stücken entschließen würden, die Besoldungen der Gemeindeförster zu erhöhen. Es wurde sodann in die Tagesordnung eingetreten und Verlesung der Kommissions⸗ berichte über die Jahresrechnungen ständischer Fonds und Institute, sowie über den Finanz⸗Etat nach den Anträgen der Kommission angenommen. Nach Erledigung eeev. Kommissionsberichte wurde ein n— des landwirthschaftlichen Kasinos zu Haiger auf Revision des Reglements der Nassauischen Brand⸗ versicherungs⸗Anstalt abgelehnt; der Antrag Schneider um baldigen Erlaß eines Gesetzes, den Unterricht in den Fortbildungsschulen bis zum zurückgelegten 17. Lebensjahr für obligatorisch zu erklären, dagegen mit großer Majorität angenommen. Es folgten sodann noch zwei Berichte über Personalien in vertraulicher Sitzung.
Hierauf wurde der 8. Kommunal⸗Landtag des Regie⸗ rungsbezirks Wiesbaden von dem stellvertretenden Königlichen Kommissarius, Regierungs⸗Präsident von Wurmb, unter Hin⸗ weis darauf, daß es gelungen sei, hinsichtlich aller Regie⸗ rungsvorlagen völlige Uebereinstimmung zu erzielen, und auch sämmtliche innere Angelegenheiten des Landtages in ganz be⸗ friedigender Weise zu erledigen, geschlossen.
Der stellvertretende Vorsitzende, Hofgerichts⸗Rath Schellen⸗ berg, dankte hierauf den Anwesenden für ihre erfolgreiche Thä⸗ tigkeit, und brachte zum Schlusse ein Hoch auf Se. Majest äst den König aus, in welches die Mitglieder des Landtages lebhaft einstimmten.
Baden. Karlsruhe, 17. April. Durch Staats⸗Mi⸗ nisterial⸗Entschließung vom 14. d. Mts. ist das weibliche Lehr⸗ und Erziehungsinstitut St. Ursula zu Frei⸗ burg aufgelöst und dessen Vermögen als weltliche Stif⸗ tung für den öffentlichen Volksschulunterricht der katholischen weiblichen Jugend der Stadt Freiburg erklärt worden. Die derzeitigen Mitglieder des Instituts erhalten aus dem seit⸗ herigen Institutsvermögen Ruhegehalte.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 19. April. Die Ges.⸗S. publizirt den zwischen den thüringischen Staaten un⸗ term 28. Oktober v. J. über Errichtung gemeinsamer Strafanstalten abgeschlossenen Staatsvertrag, nach⸗ dem derselbe ratifizirt worden ist.
Anhalt. Dessau, 17. April. Heute Vormittag gegen ½ 12 Uhr traf Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz hier ein und wurde von Sr. Hoheit dem Herzoge und den hier anwesenden Fürstlichkeiten auf dem Perron, auf welchem eine Compagnie der Garnison mit Fahne und Musikcorps Aufstellung genommen hatte, auf das Herz⸗ lichste empfangen. Bevor der Kronprinz mit dem Herzoge die Herzogliche Eguipage bestieg, trat Höchstderselbe zu den Schützen, den Mitgliedern des Kriegervereins, der Feuer⸗ wehr ꝛc., welche am Bahnhofe Spalier gebildet hatten, heran und unterhielt Sich mit einigen Chargirten derfelben. Zu beiden Seiten der Kaiser⸗, Friedrich⸗ und Kavalierstraße, durch welche die Höchsten Herrschaften ihren Weg nach dem Herzog⸗ lichen Residenzschlosse nahmen, stand das nach Tausenden zählende Publikum Kopf an Kopf gereiht und begrüßte die Höchsten Herrschaften mit enthusiastischen Hurrahrufen. Um 2 Uhr Nachmittags fand im Herzoglichen Residenzschlosse ein Déjeuner dinatoire en famille, um 4 Uhr die bürgerliche Ehe⸗ schließung und Abends 7 Uhr die Trauung des Hohen Paa⸗ 8 i den Superintendenten und Hofprediger Teichmül⸗ er statt.
Bremen, 18. April. (Wes. Ztg.) Der Senat hat der Bürgerschaft den Entwurf eines Gesetzes, betreffend Ab⸗ änderungen des Gesetzes wegen Löschung der See⸗ schiffe, zugehen lassen. Der Entwurf entspricht den von dem Kaufmannskonvent auf Vorschlag der Handelskammer angenommenen Anträgen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. April. (W. T. B.) Der Kaiser hat an den Feldmarschall Erzherzog Albrecht ein Handschreiben gerichtet, in welchem er in warmen Worten der hohen Verdienste, welche derselbe sich im Frieden wie im Kriege erworben, gedenkt. Der Kaiser spricht demselben seinen eigenen, ebenso die herzlichen und aufrichtigen Glückwünsche der Armee zum 40jährigen Dienstjubiläum aus. Der Kriegs⸗Minister Graf Bylandt⸗Rheydt, umgeben von den Vertretern der Armee, beglückwünschte heute den Erz⸗ herzog persönlich. Der Letztere hob in seiner Antwort her⸗ vor, er verdanke dem Kaiser seine Stellung und die errunge⸗ nen Erfolge der Mitwirkung seiner Waffengefährten. Das eifrigste Bestreben Aller möge darauf gerichtet sein, den alt⸗ österreichischen Kriegsgeist fortzupflanzen, dann werde der Sieg nicht fehlen.
— 17. April. Zur Konferenz des österreichischen Episkopats sind außer dem Kardinal Fürsten Schwarzen⸗ berg hier eingetroffen: die Erzbischöfe von Zara, Lemberg (griechisch und armenisch), die Fürstbischöfe von Gurk, Mar⸗ burg, Seckau, Laibach, die Bischöfe von Linz, St. Pölten, Brünn, Leitmeritz, Königgrätz und Krakau. Der Fürstbischof von I und der Bischof von Veglia haben Vertreter ge⸗ endet. 9
— Gestern beriethen Direktion und Ausschuß der Natio⸗ nalbank in gemeinsamer Sitzung über das neue Bankstatut, um womöglich eine Begleichung der noch schwebenden Diffe⸗ renzen zu erzielen. Das Resultat dieser Berathung kann der N. fe. zufolge — in Folgendem zusammengefaßt werden: Acceptirt wurde der Standpunkt der Regierungen hinsichtlich der Zusammensetzung des Exekutiv⸗ Comités, indem die Bankverwaltung ihre Forderungen fallen ließ, daß das ungarische Mitglied des Comites in Wien sein Domizil haben müsse. Dagegen beharrten Direktion und Ausschuß im Gegensatze zur Regierung bei ihrer Auffassung bezüglich der Zusammensetzung des Generalrathes respektive auf dem freien Wahlrechte für die Vize⸗Gouverneure und der Nichthonorirung dieser Funktionäre; ferner bezüglich der Eskomptirung von Regierungswechseln unter Zustimmung des Generalrathes und bezüglich des Veto⸗Rechtes der Ober⸗Beamten in den Filialen gegen Beschlüsse des Zensur⸗ Comités; dann bezüglich des Verbotes der Kumulirung von Bankstellen mit Verwaltungsstellen bei anderemn Kreditinstituten;
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2 - 8* 8 1 8.
sammlung der neuen Bankgesellschaft. Mit Rücksicht auf die Differenz bezüglich der Partizipation des Staates am Gewinne der Bank wurde abweichend von dem jüngsten Votum der Bankoirektion beschlossen, diese Partizipation erst nach sieben Prozent, überdies aber nach vorheriger Ausscheidung des Er⸗ trägnisses des Reservefonds zuzugestehen.
Pest, 16. April. An das hiesige Kaiserlich türkische General⸗ Konsulat ist gestern aus Konstantinopel die Meldung ein⸗ gelaufen, daß Tags zuvor ein Adjutant des Sultans die Reise nach Pest angetreten habe, um die Corvina (Bücher und Manu⸗ skripte aus der Bibliothek des Königs Mathias Corvinus) als Geschenk des Sultans an die Pester Universität zu überbringen. Wie der „Pester Lloyd“ erfährt, ist der Minister⸗ Präsident ebenfalls von der bevorstehenden Ankunft des ge⸗ nannten türkischen Würdenträgers in Kenntniß gesetzt worden.
— Die Agitation der Studentenschaft in Be⸗ treff des Empfanges Tahir Beys, des Adjutanten des Sultans, könnte möglicherweise ganz gegenstandlos wer⸗ den, da, wie der „Presse“ gemeldet wird, der hiesige türkische General⸗Konsul in seiner heutigen Audienz bei Tisza er⸗ klärte: „er habe noch keine Nachricht, ob Tahir Bey über⸗ haupt nach Pest kommt und nicht blos nach Wien, um das Geschenk des Sultans (die Corvina) durch die dortige Bot⸗ schaft im gewöhnlichen Wege hierher gelangen zu lassen“. Hirlap“ hatte vor einigen Tagen berichtet, daß man an maßgebender Stelle beabsichtige, bei den Parla⸗ menten statt der Revision des Wehrgesetzes einfach eine mehrjährige Verlängerung der Wirksamkeit derselben zu beantragen. Die „Bud. Korr.“ erklärt jedoch diese Mit⸗ theilung als völlig unbegründet. Wie sie aus Wien erfahren haben will, werden im gemeinsamen Kriegs⸗Ministerium alle Vorbereitungen getroffen, um das Material zu den Verhand⸗ lungen, welche in diesem Jahre unbedingt stattfinden werden, zu⸗ sammenzustellen. Diese würden aber keine großen Schwierigkeiten bieten, da nur einige, aber unbedingt nothwendige Aenderun⸗
en vorzunehmen sein werden. So habe die Erfahrung ge⸗ ehrt, daß die im §. 32 des Wehrgesetzes festgestellte Ergän⸗ zungsreserve in der Praxis völlig nutzlos ist, denn diese Wehr⸗ pflichtigen seien im Falle eines Krieges absolut unbrauchbar, und würden blos der Landwehr entzogen. Auch die auf die Einjährig⸗Freiwilligen bezüglichen Bestimmungen müßten ge⸗ ändert werden. Diese Aenderungen werde das gemeinsame Kriegs⸗Ministerium unbedingt fordern.
— Die telegraphisch signalisirte Reise des Banus von Kroatien, Fe. von Mazuranics, hierher hat, wie das W. „Fremdenbl.“ vernimmt, zum Zweck, die Provinzialisirung des noch nicht provinzialisirten Theiles der Militärgrenze zu betreiben. waltung der Grenze keinerlei Veränderung eintreten zu lassen, dagegen dieselbe in höchster Instanz anstatt dem Landes⸗ Generalkommando in Agram künftighin der Banal⸗Regierung unterzuordnen.
Schweiz. Bern, 18. April. (Köln. Ztg.) Der Bundes⸗Präsident Heer hat behufs Wiederherstellung seiner Gesundheit bis Juni Urlaub genommen.
Großbritannien und Irland. London, 17. April. (E. C.) Die britische Armee hat durch Tod den General⸗Major Pottinger und den Vize⸗Generalkommissar Crookshankver⸗ loren. — Im Unterhause wurde gestern das Militär⸗ strafgesetz (Mutiny Bill) weiter berathen und angenommen.
Canada. Aus Ottava wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 14. d. M. telegraphirt: Der Justiz⸗Minister Mr. Blake hat im Parlament der canadischen Union einen Gesetzentwurf eingebracht, welcher die Beseitigung irgend welcher aus den Unregelmäßigkeiten in dem Gebrauche des Großsiegels von NovaScotia entstehenden Schwierigkeiten bezweckt. Der Entwurf der auf sämmtliche Provinzen der
—
Der Union, mit Ausnahme von Ontario und Quebeck Anwendung findet, verfügt, daß der Vize⸗Gouverneur im Rathe der Pro⸗ vinzen die Befugniß haben soll, die Veränderung von Groß⸗ siegeln vorzunehmen, und erklärt alle Akte, unter welche das gegenwärtige Siegel gesetzt worden, für legal und giltig.
Frankreich. Paris, 17. April. Der „Temps“ er⸗ klärt noch einmal: Die Stellung Frankreichs ist dermaßen durch die Umstände vorgezeichnet, daß sie für Niemand zweifel⸗ haft sein kann. Frankreich wird nicht nur eine politische und militärische, sondern auch eine moralische Neutralität beob⸗ achten. Wir haben uns seit einem Jahre oft dazu Glück ge⸗ wünscht, daß über diesen Punkt bei uns keine jener Strö⸗ mungen herrscht, die sich oft ganz unversehens bilden und bisweilen die Politik der Regierungen mit fortreißen. Die öffentliche Meinung in Frankreich ist inmitten der Unterhand⸗ lungen, welche die europäischen Kabinette beschäftigten, in be⸗ merkenswerther Weise Herrin ihrer selbst geblieben; sie hat über die Handlungsweise Rußlands, der Türkei, Englands frei⸗ müthig geurtheilt, ohne mit Leidenschaft für oder gegen eine dieser Mächte Partei zu nehmen, und schickt sich auch jetzt an, dem Gange der Ereignisse lediglich als Zuschauerin zu folgen, wobei sie von der Regierung nur verlangt, daß sie sich ebenso gewissenhaft jeder Einmischung enthalte, wie sie selbst. — Der Herzog Decazes hat im heutigen Ministerrathe, wie der „Moniteur universel“ berichtet, seinen Kollegen die auf die orientalischen Angelegenheiten bezüglichen De⸗ peschen mitgetheilt und gleichzeitig angezeigt, daß er aus Ber⸗ lin und London die bestimmte Versicherung der friedlichen und versöhnlichen Gesinnungen, welche Deutschland gegen Frank⸗ reich hege, erhalten habe, eine Versicherung, die ihm auch von dem deutschen Botschafter in Paris, Fürsten Hohenlohe, direkt bestätigt worden sei. Der Ministerrath ging hierauf zur Be⸗ rathung über den Brief des Bischofs von Nevers über. Nach der längeren Erörterung des Falles, im Verlaufe welcher der Marschall Mac Mahon sich vollständig mit den Anschauungen der Minister einverstanden erklärte, wurde der Justiz⸗Minister beauftragt, dem Bischof die Mißbilli⸗ gung des Präsidenten der Republik kundzugeben. — Der „Moniteur“ bringt ferner eine Mittheilung über die Ausstellung, von deren Vertagung auf 1879 in den Blättern die Rede gewesen ist, welche zugiebt, daß in politischen Kreisen die Frage mit Bezug auf die Lage er⸗ örtert sein möge, amtlich sei jedoch die Angelegenheit noch nicht zur Sprache gebracht worden. — Der Prinz von Wales ist heute in Nizza angekommen. — Der italienische Botschafter, General Cialdini, ist gestern wieder hier eingetroffen.
— (Köln. Ztg.) Die Budgetkommission hatte seiner
endlich bezüglich des an keinerlei Regierungszustimmung bundenen Vorschlagsrechtes der gegenwärtigen Direktion
311 je zwei Generalrathsstellen in der 8
onstituirenden Generalver⸗
““
Zeit drei Abgeordnete beauftragt, die Zeughäuser ꝛc. zu inspiziren. Der Kriegs⸗Minister hat jetzt ein Cirkular
Der Antrag des Banus geht dahin, in der Ver⸗
worin er sie beauftragt, den drei Kommissaren mit Auskunft, Nachweisen ꝛc. entgegenzukommen.
Spanien. Vittoria, 16. April. (Ag. Hav. Frage, betreffend die Fueros, ist noch nicht geregelt. Unterhandlungen werden fortgesetzt.
talien. Rom, 14. April. (H. N.) vorgestern den Vertreter der Republik San al⸗ vador Don José Torres Caicado empfangen und dessen Beglaubigungsschreiben entgegengenommen. — Da die Depu⸗ tirtenkammer gestern abermals nicht vollzählig war, so ließ der Präsident Crispi die Namen derer notiren, welche der Sitzung beiwohnten, und meldete, daß die Namen der Fehlen⸗ den heute im Amtsblatt veröffentlicht werden würden. Vor⸗
estern interpellirte der Abgeordnete Chiaves im Namen seines Kollegen de Sambuy den Minister⸗Siegelbewahrer wegen der Schwierigkeiten, denen Italiener von den französi⸗ schen Gerichten ausgesetzt seien, welche Certifikate italienischer Konsuln nicht respektirt, sondern verlangt hätten, daß noch einmal beglaubigt werde, was die Konsuln attestirt haben. Hr. Mancini versprach, mit dem französischen Justiz⸗Minister der Angelegenheit wegen zu Lehava.a0 und auf Abstellung der erwähnten Uebelstände zu dringen. — Der Senator Lampertico hat dem Präsidenten des Senats den Bericht über das Mancini’'sche Gesetz wegen Bestrafung der ihr Amt mißbrauchenden Priester überreicht, in welchem seinem Antrage gemäß der Ausschuß vorschlägt, den Entwurf später mit dem neuen Strafgesetzbuch zur Berathung zu stellen. Die entschieden liberalen Blätter veröffentlichen dieses Gutachten mit sehr bittern Kritiken über die unpatrio⸗ tische Gesinnung des Herrn Lampertico und seiner Kollegen. Die radikale „Capitale“ prophezeit, daß der Kampf der libe⸗ ralen Senatoren mit den klerikal gesinnten wegen dieses Ge⸗ setzes ein sehr heißer sein werde. Das „Diritto“ tritt ver⸗ söhnend dazwischen und spricht die Hoffnung aus, der Senat werde die Anschuldigung, daß er den Einflüssen Frem⸗ der und den Drohungen des Vaticans nachzugeben ge⸗ sonnen sei, entkräften und ohne Zweifel das Mancini'sche Ge⸗ setz, welches die neuesten Angriffe der klerikalen Parteials durchaus nothwendig erscheinen ließen, annehmen. Das ge⸗ nannte Blatt erwähnt auch, daß diese Partei große Vor⸗ bereitungen zum Empfange der Pilger treffen läßt und eine Gesellschaft gegründet hat, welche die Gläubigen anhalten soll, bei den nächsten Munizipalwahlen in⸗ gesclosener Phalanx sn erscheinen, wahrscheinlich werde diese Partei auch an den ünftigen politischen Wahlen sich lebhaft betheiligen. Deshalb eben denke das Ministerium gar nicht daran, das Mancinische Gesetz zurückzuziehen, wie einige Politiker gerathen haben, denn man wolle mit diesem Gesetze dem von den Ministerien der Gemäßigten befolgten Systeme der Schwäche und Toleranz dem Vatikan gegenüber ein Ende machen. Würde das Ka⸗ binet den Fehler begehen das Gesetz zurückzuziehen, so würden die Klerikalen die ersten sein, die sich rüͤhmen würden, dies durchgesetzt zu haben. — Die Zustände in den bisher von den Räubern heimgesuchten Provinzen Siciliens beginnen sich wesentlich zu bessern. Täglich bringen die Zeitungen Listen von Ver⸗ brechern, die unschädlich gemacht worden sind oder sich selbst den Behörden stellen. Ein gefürchteter Räuberhauptmann, Namens Torletta, ist unweit Rocca von einer Kugel durch⸗ bohrt gefunden worden, die er in einem Kampfe mit Gens⸗ d'armen erhalten hatte. Dem Präfekten von Palermo, dem Hauptsitze der Maffia, gebührt das Verdienst, auch deren Mit⸗ glieder aus der vornehmen Gesellschaft entlarvt zu haben.
— 16. April. Die „Gazzetta uffiziale“ zeigt an, daß der am 6. August 1863 abgeschlossene Handelsvertrag zwischen Italien und England, der am 30. April 1877 ablaufen sollte, bis zum 31. Dezember d. J. verlängert worden ist.
— 17. April. (Ag. Hav.) Hr. Layard ist an Bord der Königlichen Nacht „Osborne“ von Brindisi nach Konstantinopel abgereist.
— (Köln. Ztg.) Die Besserung in dem Befinden des Papstes wird fortdauernd als nachhaltig betrachtet, da auch die Fontanelle am Fuße wieder in regelmäßiger Wirk⸗ samkeit ist.
— 18. April. (W. T. B.) Die Nachricht von einer an⸗ geblich von einigen Kabinetsmitgliedern gewünschten Auf⸗ lösung der Kammer wird als unbegründet bezeichnet; in dem heutigen Ministerrath hat die vollständige Ueber⸗ einstimmung aller Mitglieder des Kabinets über die schwebenden Fragen Ausdruck gefunden.
Türkei. Konstantinopel, 10. April. Korr.“ wird geschrieben: Die Kammer beschäftigte sich am Sonnabend mit der Verhandlung des Vilajet⸗Gesetz⸗ entwurfes, über welches von den griechischen Deputirten eine interessante Debatte geführt wurde. Dieselben bekämpften nämlich jene Artikel dieses Gesetzentwurfes, welche von der Bildung der Administrations⸗, Kommunal⸗ und Distriktsräthe handeln, die aus je drei oder sechs mohamedanischen und einer gleichen Anzahl nichtmohamedanischer Mitglieder zusammen⸗ gesetzt sein sollen. Der griechische Deputirte von Konstanti⸗ nopel, Sarakiotti, eröffnete die Debatte. Er machte auf den Widerspruch zwischen der Charte, welche alle Unter⸗ thanen des Reiches ohne Unterschied der Race und Re⸗ ligion Ottomanen nennt, und dem Gesetzentwurfe auf⸗ merksam, welcher durch die Worte „die Hälfte Mohamedaner und die Hälfte Nichtmohamedaner“ einen Religionsunterschied macht. Er verlangte, daß die Wahl der Räthe eine freie bleibe und nicht Beschränkungen unterworfen werde, welche der Majorität des müohamedanüschen Elementes die gesetzliche Weihe verleihen. Er schloß seine bemerkenswerthe Rede, in⸗ dem er ausführte, daß er nie für ein Gesetz stimmen werde, das dem Geiste der Verfassung zuwiderlaufe, die er zu achten beschworen. Die anderen griechischen Deputirten unterstützten ihren Kollegen. Ihre Ausführungen riefen einen wahren Sturm Seitens der mohamedanischen Deputirten her⸗ vor, die von den armenischen Deputirten sekundirt wurden. Ueberrascht durch dieses unvorhergesehene Verlangen, wußten dieselben kein stichhaltiges Argument anzuführen, und be⸗ gnügten sich damit, daß sie durcheinander schrieen und die treffenden Repliken der Griechen mit Faseleien beantworteten. Als der Präsident sah, daß die Griechen, trotzdem sie nur eine sehr geringe Minorität bilden, die Oberhand hatten und auch einige Mohamedaner anfingen, deren Anschauungen zu theilen, schnitt er die Verhandlung kurz ab. Er gab nämlich die Erklärung ab, daß diese Frage wichtig genug sei, um einer ernsten Prüfung unterzogen zu werden, und daß man die Meinung des Ministeriums einholen müsse,
Die Die
Der König hat
Der „Polit.
an die Vorsteher der militärischen Etablissements erlassen,
welches entweder den Entwurf in seiner gegenwärtigen
bart Pa schas stehen.
Fassung vertheidigen, oder aber denselben abändern müsse. Hiermit wurde die Verhandlung über diese so bedeutende Frage auf einen anderen Tag verschoben. Ein anderer Antrag, welcher ebenfalls das sesonder, Gefallen der mohamedanischen Deputirten nicht erweckte, wurde von einem christlichen Depu⸗ tirten aus Syrien eingebracht. Dieser stellte nämlich den An⸗ trag, daß die Unter⸗Gouverneure (Kaimakams), außer der offiziellen türkischen, noch der Sprache der v jenes Vilajets mächtig seien, in dem sie angestellt sind. Auch 5 Verhandlung über diesen Antrag wurde von dem Präsi⸗ denten auf einen anderen Tag verschoben. Sollte dieser An⸗ trag angenommen werden, so dürfte es wohl sehr wenige mohamedanische Unter⸗Gouverneure geben, da es äußerst selten ist, daß subalterne mohamedanische Beamte einer anderen Sprache, als der türkischen, mächtig sind.
— 18. April. sc. T. B.) Die Frage wegen des Schutzes der russischen Unterthanen ist noch nicht endgiltig geregelt, da die Pforte, wie bereits gemeldet, beabsich⸗ tigen soll, dieselben im Falle des Ausbruchs des Krieges auszuweisen. Dem russischen Geschäftsträger ist telegraphisch mitgetheilt worden, daß ihm weitere Instruktionen per Post zugehen würden. Da die zwischen Konstantinopel und Odessa sahrenden Postpacketboote den Dienst eingestellt haben, so ist der russische Avisodampfer „Argonaut“ nach Odessa ab⸗ gegangen; derselbe wird mwäßrschetmlcch am nächsten Montag Instruktionen wegen Abbruchs der diplomatischen Be⸗ ziehungen Rußlands zur Pforte überbringen, sowie auch die Kopie des russischen Cirkulars an die Mächte. Die Mitglieder der russischen Botschaft werden Konstantinopel erst in der nächsten Woche verlassen. — Der Sultan hat gestern einen Abgesandten von Kaschgar empfangen.
St. Petersburg, 18. April. (W. T. B.) Die an fremden Börsen verbreiteten Gerüchte über einen Wechsel des türki⸗ schen Ministeriums sind durch nichts bestätigt und erscheinen unrichtig. — Se. Majestät der Kaiser Alexan⸗ der und der Großfürst Thronfolger treten über⸗ morgen (Freitag) früh die Reise nach Kis cheneff an und werden dort Montag Abend eintreffen. — Die Korresondenz der „Agence Russe“ hebt hervor, das Protokoll habe wohl den Fall vorausgesehen, daß die Pforte in einer bestimmten Frist die Reformen nicht aus⸗ geführt haben würde, aber es habe nichts für den Fall vor⸗ gesehen, daß die Pforte eine peremptorische Ablehnung des Protokolles selbst eintreten ließe. Letzteres sei angesichts der von England abgegebenen Deklaration annullirt. Der von den europäischen Mächten auf der Konferenz verfolgte Zweck bleibe nichts desto weniger völlig bestehen. Rußland, z2 99 Hände durch die Ablehnung der Pforte frei geworden, werde bestrebt sein, diese europäische Aufgabe der Pforte gegenüber zu er⸗
en.
Wien, 18. März. (W. T. B.) Der ,Politischen Kor⸗ respondenz“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage gemel⸗ det, die rumänische Regierung habe beschlossen, 10,000 Mann zum Schutze der Hauptstadt gegen einen even⸗ tuellen Handstreich türkischer irregulärer Truppen zu kon⸗ zentriren. 1b 1
London, 19. April. (W. T. B.) Die „Times“ meint, wenn es zum Kriege komme, bliebe Europa Nichts übrig, als den Kaiser von Rußland an seine in Livadia gesprochenen Worte zu erinnern. Es würde Europa beruhigen, wenn der Kaiser in dem Kriegsmanifeste das Versprechen, den türkischen Boden wieder verlassen zu wollen, sobald die Lage der christ⸗ lichen Unterthanen gebessert und die Ordnung wieder herge⸗ stellt sei, förmlich wiederholen wollte.
Rom, 18. April. (W. T. B.) Minister⸗Präsident und Finanz⸗Minister Depretis hat auf die von der Finanzkom⸗ mission der Deputirtenkammer an ihn gerichtete Anfrage, ob die veränderte politische Lage eine Abänderung seiner Finanz⸗ projekte zur Folge haben werde, erklärt, die Regierung habe die in der Orientfrage eingetretene Phase bei Aufstellung ihres
inanzexpose's vorausgesehen und hoffe, daß der Krieg okalisirt bleiben werde. Nur dann, wenn die russischen Truppen auf Konstantinopel marschiren sollten, könne die Situation vielleicht eine ernstere und die Komplikation eine ausgedehntere werden. Die Finanzprojekte der Regierung er⸗ heischten daher keine Modifikation und bitte er die Kommission um sorgfältigste Prüfung der Finanzprojekte, damit er unter allen Eenthalitäten auf unvorhergesehene Ausgaben oder auf eine etwaige Verminderung der Einnahmen vorbe⸗ reitet sei. ““
— Die militärischen Vorbereitungen, schreibt ein Berichterstatter der „Pol. Korr.“ aus Konstantinopel, nehmen ihren Fortgang. Die einberufenen Reservisten des vierten Aufgebots (Mustahfiz) sollen im Donau⸗Vilajet 28,000 Mann betragen. Die Leute stehen im Alter von 36 bis 40 Jahren. Bei Snadet Pascha, dem tscherkessichen Militärchef, haben sich viele Notable dieses Stammes versam⸗ melt, um über die Formirung von Reitercorps zu berathen, falls es zum Kriege mit Rußland kommt. — Die osmanische Admiralität hat die Bildung eines Marinestabes nach Art des Generalstabs des Kriegs⸗Ministeriums angeordnet. Derselbe besteht aus 16 Marine⸗Offizieren, die unter der Leitung Ho⸗ Von nun an werden die mangelnden Schiffskommandanten aus den Mitgliedern dieses Stabs er⸗ setzt, welcher sich gleichzeitig durch Zuziehung neuer Eleven vollzählig erhalten wird. Auf diese Art ist die neue Institu⸗ tion freilich eher einer Schule zur Ausbildung von Marine⸗
ffizieren, als einem Stab ähnlich. Laut Berichten aus Tiflis, die noch in den Monat März zurückreichen, wird von ersischer Seite der Ankauf von Pferden in Kaukasien auf Rechnung Persiens, stark betrieben. Man versichert, daß der Schah Rüstungen vornimmt und zwei Armee⸗Corps in der Höhe von 35,000 Mann an den Grenzen versammeln will. er Austausch von Depeschen zwischen Tiflis und Teheran soll sehr rege sein. Auch soll der Schah an Rußland die sung einer Anzahl Offiziere, die persisch
Bitte um nebertaf sprechen, gestellt haben.
S I7. April, erhält das W. Fremdenbl.“ folgende Meldungen: Der hiesige persische Ge⸗
— Aus Konstantinopel,
sandte Mochsin Khan hat vor einigen Tagen der Pforte einige Beschwerden seiner Regierung in Bere der
Behandlung der ag cger Pilger in den beiden arabischen
Wallfahrtsorten Mesched Hussein und Mesched Ali, dann auch wegen der Quarantäne, der dieselben jetzt bei ihrem Durch⸗ zuge durch Bagdad dort unterworfen werden, mitgetheilt, daß aber derselbe irgend welchen Anspruch auf genannte Stadt er⸗ hoben hätte, davon ist hier nichts bekannt. — Auf dringendes Ansuchen Sadik Paschas, General⸗Gou⸗ verneurs von Bulgarien, hat das I arine⸗Ministerium zwei gepanzerte Kanonenboote und die zwei Panzerfregatten 8
„Lutsi Dschelil“ und „Hifzi Rahman“ nach den Donau⸗ mündungen abgehen lassen und sind dieselben an ihrem Be⸗ stimmungsorte schon eingetroffen. — Die meisten der hier residirenden christlichen Kirchenfürsten, ebenso auch der hiesige Großrabbiner, gedenken für den Fall des Krieges „Hirtenbriefe“ zu erlassen, in denen sie ihre betreffenden Ge⸗ meinden zu e Gebeten für den Sieg der Waffen des Sultans auffordern werden. — Eine Korrespondenz der W. „Presse“ d. d. Konstan⸗ tinopel, 13. April, macht nach „authentischen Auf eichnungen“ über den Bestand des türkischen Heeres folgende An⸗ gaben. Aus den beim Seraskierat zusammengestellten Listen würde die gesammte türkische Armee, wenn alle Militärpflich⸗ tigen einberufen werden könnten, 1,306,879 Mann, 24,150 Kavallerie⸗ und 20,694 Artilleriepferde betragen, während der dermalige Effektivstand der ganzen Armee nur 502,700 Kombattanten zählt, und zwar 485,700 Mann, 17,000 Pferde, 644 Feld⸗, 88 Gebirgs⸗ und 2932 Festungs⸗ geschütze beträgt. 1b — Man schreibt dem W. „Fremdenbl.“: „Berichten aus Konstantinopel zufolge soll der . Auf⸗ marsch der türkischen Armee in Asien schon begonnen haben und dürfte derselbe, trotzdem die Armee dort mit großen errainschwierigkeiten zu kämpfen hat, noch im Laufe dieser Woche vollendet sein. Der Generalstab dieser Armee wird nun sein Quartier in der lung Kars aufschlagen, während die General⸗Intendanz derselben in Erzerum, wo sie jetzt eben ist, auch ferner verbleiben wird. Aber auch in Asien, ganz so wie in Europa, wird die türkische Armee den Feind lieber an sich herankommen lassen, statt ihm entgegen zu gehen, da sie dort wie hier sehr gut befestigte Plätze zu ihrer Verfügung hat, welche eine Defensive aussichtsvoller machen als eine Offen⸗ sive. Auch der große Mangel an Zug⸗ und Lastthieren, welcher bei dieser Armee herrscht, gestattet ihr nicht, in großen und geregelten Kolonnen nach dem Feindeslande vorzudringen und so wird sie sich ruhig hinter ihren Festungsmauern halten. — Dagegen aber dürfte die irreguläre Kavallerie, die im Süden der Festung Kars ein befestigtes Lager bezogen hat, gleich nach dem Ausbruche der Feindseligkeiten hinüber in Feindesland dirigirt werden, um hier so eine Art wilden Krieg zu führen. Diese irreguläre Kavallerie besteht jedoch nur aus einigen kurdischen und arabischen Stämmen, die mit der europäischen Kriegstaktik zwar nicht bekannt sind, sich aber zu Eklaireurs⸗ diensten sehr gut verwenden lassen. Für diese wilden Stämme, welche jahraus jahrein ein Nomadenleben führen, wird dieser wilde Krieg eine angenehme Beschäftigung abgeben, da sie dann im Feindeslande Kontributionen an Vieh, Lebensmit⸗ teln und Geld einheben und dabei auch dem Feinde die Zu⸗ fuhren werden abschneiden können. Die Stärke dieser irregu⸗ lären Kavallerie wird indeß nur auf ungefähr 11,000 Mann geschätzt, wovon bei 7000 Kurden und die übrigen Araber sind.“ — Der Belgrader Korrespondent der „Times“ tele⸗ graphirt unterm 16. d.: „Der russische General Fedajeff kam gestern Abend in Belgrad an. Die Ankunft des Gene⸗ rals wird in der gegenwärtigen Situation allgemein als ein bedeutsames Ereigniß betrachtet. Die Gerüchte, daß die Türken
wollen.
Kategorie von 6 auf 8, der anderen von 3 auf 5 Oere Feeens und die Protektionisten endlich, an deren Spitze Hr.
ydquist steht, von einer Zollreduktion überhaupt nichts wissen Bei der schließlichen Abstimmung erhielt der Vor⸗ schlag des Hrn. af Ugglas, demzufolge alle nicht besonders rubrizirten Sorten mit 4 Oere Zoll belegt werden sollen, die meisten Stimmen. In der Zweiten Kammer wurde be⸗ sonders die Bestimmung, daß Druck⸗ und Schreibpapier einen gleich hohen Zoll tragen soll, angegriffen. Der Zoll auf Leim und Stärke wurde gegen früher um die Hülhte reduzirt, während der Ausschuß gänzliche Befreiung von Zoll befürwortet — ebenso wurden von der Ersten Kammer einige
ollreduktionen auf Papp⸗ und Papierarbeiten be⸗ schlossen. — Beide Häuser beschäftigten sich ferner mit Gutachten des Gesetzausschusses über zahlreiche Motionen, welche in der 85 Zweiten Kammer eingebracht und meist abschlägig beschieden worden waren. — Gestern starb hierselbst der General⸗ Lieutenant David Ludw. Silverstolpe im Alter von 83 Jahren. Derselbe war im Jahre 1853 zum General⸗Major ernannt worden, avancirte 1856 zum General⸗Befehlshaber des 4. Armeedistrikts und nahm 1862 seinen Abschied.
Dänemark. Kopenhagen, 15. April. (H. R.) Vor einiger Zeit wurde dem Ministerium des Innern ein von 1453 Schiffsführern unterzeichneter Antrag auf Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der Nothwendigkeit der An⸗ lage eines Nothhafens im nördlichen Theile des Kattegats und eventuell zur Ausarbeitung eines Planes über den geeignetsten Platz zur Anlegung eines solchen Hafens übersandt. Das Ministerium hat der Deputation, welche den Antrag überbrachte, eine günstige Antwort gegeben. — Am 10. d. Mts. ist das erste diesjährige Schißf von Island hier eingetroffen und hat den Landeshauptmann Finsin mit⸗ gebracht, der sich über die dem isländischen Althing zu machen⸗ den Gesetzesvorlagen mit dem Minister Nellemann besprechen will. Die auf Island erscheinenden fünf Zeitungen beschäfti⸗ gen sich bereits sehr lebhaft mit der bevorstehenden Session des Althings. Im Norden der Insel sind noch die Vulkane thätig, wie die uͤber den Berggipfeln sichtbaren Rauchsäulen zeigen. Erdbeben und Aschenregen kamen nicht mehr vor. Das Wetter war so mild, daß Pferde und Schafe bis in den Januar im Freien bleiben konnten. Der Fischfang war gut im Westen, schlug aber lange fehl im Süden, weshalb dort große Noth unter der armen Bevölkerung herrscht.
— 17. April. (H. N.) Abermals liegen aus verschiedenen Gegenden des Landes Berichte über beschlossene oder bereits ab⸗ gesandte Vertrauensadressen an das Ministerium vor. — Die in den Versammlungen der Linken bei Mörköv und Leire gehaltenen Reden liegen jetzt ausführlich vor. Be⸗ merkenswerth ist die von dem Grafen Holstein⸗Ledreborg ge⸗ haltene. Der Graf bemühte sich sichtlich, so gemäßigt als möglich zu sein, und rieth von jeder Verweigerung der Steuerzahlung und allen gewaltsamen, nicht streng gesetzlichen Schritten ab.
die Donau überschritten hätten und in Rumänien eingerückt seien, sind amtlich dementirt worden.“
Rumänien. Bukarest, 17. April. Die „Pol. Korr.“ meldet: Der rumänische Ministerrath beschäftigt sich mit der Frage der Mobilisirung der ganzen Armee, welche im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit einer türkischen Be⸗ setzung von Kalafat als dringlich erkannt wird. — Bis gestern sa der diplomatische Agent Rußlands, Baron Stuart, noch
eine offizielle Anzeige über den Einmarsch der Russen in Rumänien gemacht. Der bisherige rumänische Agent in Konstantinopel, General Joan Ghika, ist in einer besonderen Mission gestern Abends nach Kischeneff abgereist.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. April. (H. N.) Die umfassenden Gutachten des Separat⸗ Ausschusses für das Vertheidigungswesen sind nun im Druck erschienen und im Reichstage zur Vertheilung gelangt; in den meisten Punkten stimmen die Vorschläge mit dem überein, was bereits früher im Laufe der Verhandlungen darüber bekannt geworden ist. Die Bezeichnungen für „Linie und Landwehr“ sind in „Bewehrungsmannschaft ersten resp. zweiten Aufgebots“ umgetauscht und die Dienstzeit auf 62 Tage, wovon 40 auf das erste und 22 auf das zweite Jahr kommen, festgesett. — Die Kammern sind noch immer mit dem achten Haupttitel beschäftigt, und sind der Fragen, worin beide Kammern nicht übereinstimmen, und die deshalb einer ge⸗ meinschaftlichen Abstimmung unterzogen werden müssen, recht zahlreiche. In der Ersten Kammer diskutirte man heute die Bewilligung einer Anschlagssumme für den Bau eines neuen Universitätsgebäudes in Upsala, die der be⸗ treffende Ausschuß bekanntlich verweigert hatte. Dier Frage wurde nach langer Diskussion mit großer Majorität zur noch⸗ maligen Prüfung an den Staatsausschuß zurückverwiesen, ebenso der Antrag, bezüglich der Bewilligung von 450,000 Kr. für ein Universitätsgebäude in Lund.
— 16. April. (Hamb. Nachr.) Am vorigen Sonn⸗ abend stand das Gutachten des Bewilligungsausschusses in beiden Kammern auf der Tagesordnung, und entstand wegen der damit zusammenhängenden Zollfragen eine hef⸗ tige Debatte Geea. Freihändlern und Protektionisten, wobei die Letzteren eine entschiedene Niederlage erlitten. Bekanntlich huldigt die Regierung dem Freihandelsprinzipe und beauf⸗ tragte gegen Ende vorigen Jahres ein Comite mit der Aus⸗ arbeitung eines neuen Zolltarifs; die Wahl der Mitglieder zeugte von der entschiedenen Aenderung, welche in den An⸗ sichten der Regierung eingetreten. Das Comité vermochte das nüer ende Material noch nicht zu bewältigen, und mußte es deshalb einer späteren Reichstagssession überlassen bleiben, Stellung zu den freihändlerischen Vorschlägen der Regierung zu nehmen. Vorläufig beschränkte man sich darauf, die e den nothwendigsten Aenderungen zu unterziehen. Besonders war es der Artikel „Papier“, dessen Rubrizirung recht häufi zu Streitigkeiten zwischen den Empfängern und der Zolldirek⸗ tion Veranlassung gab. Der Ausschuß hatte entsprechend dem Comité⸗Gutachten vorgeschlagen, daß Kardus, Makulatur und anderes grobes Papier, welches zum Schreiben, Drucken oder Zeichnen nicht anwendbar, sowie Polir⸗ und Schmirgelpapier zollfrei sein sollte, während auf Silber⸗ und Goldpapier ein Zoll von 6 Oeren, auf alle anderen Sorten ein solcher von 3 Oeren zu legen sei. In der Ersten Kammer traten der Generalzolldirektor Bennich, der Finanz⸗Minister Forsse
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Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Konstantinopel, Mittwoch, 18. April, Abends. Ge⸗ rüchtweise verlautet, daß bei Niksic Gefechte stattfänden. — Ein hoher türkischer Beamter und der erste Dragoman der englischen Botschaft haben sich nach den Dardanellen begeben zum Empfange Layards, dessen Ankunft morgen erwartet wird.
Nr. 23 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen vom 15. April 1877: Abänderungen der Postordnung vom 18. Dezember 1874. Vom 12. April 1877: Post⸗Dampfschiffverbin⸗ dungen mit Dänemark und Schweden. Vom 13. April 1877: Ver⸗ änderung in der vhgtenzing der Telegraphenlinien⸗Instandhaltungs⸗ Bezirke der Ober⸗Postdirektionen in Breslau und Liegnitz. Vom 14. April 1877: Ausgabe einer neuen Auflage des Verzeichnisses der deutschen Telegraphenanstalten.
Statistische Nachrichten. 8
München, 15. April. (Leipz. Ztg.) Die Ergebnisse der letz⸗ ten Volkszählung in Bayern haben den Nachweis geliefert, daß 97 ½ % seiner Einwohner im Lande selbst geboren sind. Nur 2 ½ % sind also Nichtbavern und von diesen sind 1 % in anderen Staaten des Reichs und 0,9 % im Auslande geboren. Als am jeweiligen Zählungsorte selbst geboren und anwesend wurden nachge⸗ wiesen: in Oberbayern 47,1 % der Bevölkerung, in Niederbayern 55,8, in der Oberpfalz 59,5, in Schwaben 59,6, in Mittelfranken 60,4, in Oberfranken 69,3, in Unterfranken 73,9, in der Pfalz 76,4 %. Demnach ist bei der Volkszählung die Bevölkerung von Oberbayern nicht zur Hälfte, von Niederbayern etwas über die Hälfte, jene von Unterfranken und der Pfalz dagegen zu drei⸗ Viertheilen an ihrem Geburtsorte angetroffen worden.
— Das Handels⸗Ministerium des Großherzogthums Baden hat das 36. und 38. Heft der „Beiträge zur Statistik der in⸗ neren Verwaltung des Großherzogthums Baden’ (Karls⸗ ruhe, Chr. Fr. Müllersche Hofbuchhandlung 1876. 4.) 8 Das erstere bringt den 2. Theil der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 und enthält für die Amtsbezirke und Kreise im Großherzogthum Uebersichten der zu jener Zeit anwesenden Be⸗ völkerung nach dem Geburtsort, nach der Stellung in der Haus⸗ haltung, nach Haupt⸗, Berufs⸗ und Erwerbsklassen, nach Familien⸗ stand und Alter, ferner eine Uebersicht der Anstalts⸗Haus⸗ haltungen, sowie einiger Angaben bezüglich der Eheverhält⸗ nisse. In einem Anhange sind die wichtigsten Bevölkerungsver⸗ hältnisse für die Kreise und für das Groß herzogthum, für Stadt und Land, in absoluten und relativen Zahlen dargestellt. Hiernach umfaßte am 1. Dezember 1871 die ortsanwesende Bevölkerung im elshenenähe nach dem Geschlecht 1,461,562 Personen (712,551 männl., 749,011 weibl); nach der Religion 491,008 Evangelische, 942,560 Katholiken, 2265 sonstige Christen, 25,703 Irraeliten, 26 Personen unbekannten Religionsbek.; nach der Staatsangehoͤrigkeit 1,390,443 Badener, 57,303 sonstige Reichsangehörige und 13,811 Reichsausländer. Das Großherzogthum besitzt 113 Städte, in denen sich am 1. Dezbr. 1871 411,160 Pers. (204,074 männl., 207,086 weibl.) befanden. — Das 38. Heft der „Beiträge“ enthält Mittheilungen über den Straßenbau im Großherzogthum Baden.
— Das statistische Büreau des Kaiserlichen Ober⸗Präsidiums in Straßburg hat jetzt de Resultate der Volkszählungin Elsaß⸗ Lothringen vom 1. Dezember 1875 veröffentlicht. Danach betrug die Bevölkerung der Reichslande 1,531,804 Einwohner. Elsaß⸗Lothringen umfaßt 1696 Gemeinden mit einer Civilbevölke⸗ rung von 1,499,020 Einwohnern, und zwar 805 Gemeinden mit weniger als 500 Einw. (zusammen 249,063 E. oder 16,02 %G), 569 mit 500 — 1000 Einw. (zusammen 405,688 E. oder 27,20 %%), 300 mit
und der Präsident Waern für den S ein, während eine Minorität für Erhöhung des Zolles der einen
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1000 — 5000 Einw. (zusammen 515,644 E. oder 34,ℳ0 %), 15 mit