zweitägigen Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin hier eingetroffen.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 9. Mai. In der vorgestrigen Sitzung des Landtages wurde die Vorlage, einen Staatsvertrag zwischen den Regierungen von Sachsen⸗Weimar, Sachsen⸗Meiningen, Sachsen⸗Altenbur und Schwarzburg⸗Rudolstadt, eine ““ für die Saal⸗ eisenbahn betreffend, sammt den beiden Statutennachträgen, in der gestrigen Sitzung der Vertrag über die Errichtung eines gemeinschaftlichen Thüringischen Ober⸗Landesgerichtes in Jena
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Mai. Die Regni⸗ colar⸗Deputationen werden, wie die „Presse“ hört, am nächsten Montag, den 14.,, gleichzeitig in Wien und Pest sich konstituiren. Die erste gemeinschaftliche Sitzung beider Depu⸗ tationen wird aber erst am Montage nach den Pfingstfeier⸗ tagen — am 28. Mai — stattfinden und zwar soll Wien vorerst zum Versammlungsort ausersehen sein. 8
— Obgleich über den Zeitpunkt der Einberufung der Delegationen bisher noch keine Bestimmung getroffen ist, so coursiren doch schon verschiedene Angaben in Betreff des Voranschlages für das nächstjährige Kriegsbudget. Eine dieser Meldungen lautete dahin, das Kriegs⸗Ministerium werde von den Delegationen diesmal um 21 ½ Millionen mehr verlangen als im Vorjahr. Ein hiesiger Korrespondent des „Pester Lloyd“ versichert nun, daß die projektirten Mehrforde⸗ rungen kaum sieben Millionen betragen. Das Budget sei übrigens noch nicht definitiv abgeschlossen und der Kriegs⸗ inister habe von Karlsbad aus auf telegraphischem Wege die Nieder⸗ setzung einer speziellen Kommission angeordnet, um dasselbe zu revidiren und möglichst zu restringiren. Aber selbst wenn es in seiner bisherigen Grenze aufrecht erhalten würde, käme, wenn der außerordentliche Kredit für die Kanonen in Betracht gezogen wird, doch jedenfalls nur eine Minderforderung gegen 1877 vor die Delegation. Die Hauptposten des beanspruchten Plus sind: die durch die Theuerung der Lebensmittel und Seee bedingte Mehrforderung für die Beköstigung der
annschaft und die Erhaltung der Pferde, ungefähr zwei Millionen, und weitere drei Millionen, welche für die Ver⸗ größerung des Gewehrvorraths und für die bereits einmal abgelehnten Positionsgeschütze in Pola verlangt werden. Die Forderung bezüglich der Gewehre stützt sich darauf, daß an⸗ geblich nur 400,000 vollkommen taugliche Werndlgewehre vorhanden sind. Sei diese Angabe richtig, dann werde aller⸗ dings eine Vermehrung des Gewehrvorraths erfolgen müssen.
Triest, 12. Mai. (W. T. B.) Graf Zichy und Prinz Heinrich VII. Reuß sind heute mit einem Lloyd⸗ dampfer nach Konstantinopel abgereist. b
Pest, 12. Mai. Die Quotendeputation begiebt sich am 28. Mai nach Wien.
— Im Abgeordnetenhause beantwortete Mi⸗ nister-Präsident Tisza die Interpellation Moecsaͤrys in der Angelegenheit der Corvina dahin, daß der Abge⸗ andte des Sultans im Sinne der von seiner Regierung ihm
rtheilten Instruktion handelte. Die ungarische Regierung habe dem Sultan ihren Dank ausgesprochen, noch ehe das Ab⸗ geordnetenhaus sie damit betraute. — Mocsaͤry kam in
einer Erwiderung auf die Orientfrage zu sprechen und ragte, ob es noch ein Ungarn gebe? Der Minister⸗Präsident erwiderte darauf, daß diese Frage, wenn sie einmal aufge⸗ worfen wird, nicht mit Worten, sondern mit dem Schwerte wird gelöst werden müssen. Schließlich beantwortete der Minister⸗Präsident die Interpellation Miszkatovich wegen der Einverleibung derkroatischen Militärgrenze dahin, daß die betreffende gesetzliche Verfügung vollkommen in Kraft bestehe, daß sich die Regierung jedoch vorbehalten müsse, den Zeitpunkt zur Durchführung derselben, so wie die Uebergangs⸗ bestimmungen selbst zu fixiren. Die Antwort wurde von dem Interpellanten und von dem Hause zur Kenntniß genommen.
Agram, 12. Mai. Der Erzherzog Albrecht ist heute Morgens in Begleitung des FZM. Baron Mollinary nach Karlstadt abgereist. Am Bahnhofe hatten sich zum Abschiede die Spitzen der Behörden eingefunden. Se. Königliche Hoheit hat dem Banus und dem Bürgermeister seine Zufrieden⸗ heit über die empfangenen Beweise von Loyalität Seitens der Bevölkerung ausgedrückt.
Schweiz. Bern, 6. Mai. (K. Ztg.) Laut dem Bericht des eidgenössischen Finanz⸗ und Zolldepartements⸗ Chefs über seine Geschäftsführung im Jahre 1876 weisen die Zolleinnahmen dieses Jahres trotzdem, daß die Fortdauer der schwierigen Verhältnisse für Industrie und Handel eine ungünstige Rückwirkung auf dieselben befürchten ließ, eine nicht unansehnliche Vermehrung nach. Gegenüber dem Voranschlag von 16,500,000 Fr. haben sie die Summe von 17,376,544 Fr., also ein Mehr von 876,544 Fr. erreicht, während sie im Jahre 1875 17,135,948
Fr. betrugen, gegen dieses Jahr also ein Mehr von 240,596 r. ergeben. Am günstigsten gestalteten sich die Zolleinnahmen in den letzten drei Monaten des Jahres 1876, während die übrigen Monate mehr oder weniger erhebliche Schwankungen aufwiesen. — Bekanntlich hat man in Vollziehung der neuen Organisation der schweizerischen Armee die Ein⸗ führung militärischer Kurse über Kriegskunst, Waffen⸗ lehre, Fortifikation, Heeresorganisation und Kriegsgeschichte am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich projektirt, wobei die Programme anderer Vorlesungen unbeschadet der Schulinteressen, der militärischen Bildung nützlich gemacht werden sollen. Dieses Projekt soll jetzt zur Ausführung ge⸗ langen derart, daß man neun Vortragsstunden im Winter und acht im Sommer auf die genannten Lehrgegenstände rechnet.
Niederlande. Amsterdam, 9. Mai. Der „Staats⸗ Courant“ von heute enthält nachstehende Note: „Auf eine an den König von den Bischöfen der römisch⸗ katholischen Kirche in Niederland gerichtete Adresse, durch welche um die Intervention (tusschenkomst) der Regierung angesucht wurde, „um in Uebereinstimmung oder in Erwägung mit den ande⸗ ren Mächten an die Regierung von Italien sol che Vorstellun⸗ gen zu richten oder Maßregeln zu treffen, welche dazu dienen
önnten, die Freiheit und Unabhängigkeit des päpstli chen Stuhles aufrecht zu erhalten und das Recht der katholischen Unterthanen Sr. Majestät zu sichern“, ist von dem Wbes errache, gemãß Ermächtigung von Seiten des Königs, im Namen desselben den Adressanten zu wissen gethan worden: daß Sr. Majestät Regierung niemals ermangelt, die gottesdienstliche Freiheit von
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des Königs Unterthanen, wie dieselbe von dem St
gesetze verbürgt ist, zu beschirmen; daß jedoch weder aus er⸗ wähnter Adresse, noch sonst woher (van elders) sich 12 daß die gottesdienstliche Freiheit der niederländischen Katho⸗ liken von der Regierung von Italien verletzt worden, auch nicht daß der Briefwechsel (briefwisseling) zwischen dem päpstlichen Stuhle und den Katholiken nicht frei ist; daß die von den Bischöfen angesuchte Bemühung eine Ein⸗ mischung in die inneren Angelegenheiten des Königreiches Italien sein würde; und daß demnach der erwähnten Adresse entsprechende Folge (geen gunstig gevolg) gegeben wer⸗ en kann.“
Großbritannien und Irland. London, 12. Mai. (Köln. Ztg.) Eine halbamtliche Mittheilung der in⸗ dischen Regierung an die indischen Blätter bezeichnet die Gerüchte über Grenzunruhen oder Störung des Verhält⸗ nisses mit Kabul für unbegründet. — Aus Mit⸗ theilungen der britischen Handelsvertrags⸗Negocianten an die Manchester Handelskammer erhellt, daß die Pariser Verhandlungen noch wenig weiter gediehen sind. Die Be⸗ vollmächtigten bezeichneten die Besprechung der Einzelheiten als verfrüht.
Frankreich. Paris, stände der drei Gruppen der Li gestern abgehaltenen Berathung beschlossen, Kraft gesetzten Bestimmungen der Geschäftsordnung gebenden Versammlung von 1849 zurückzukehren. Danach zog der Ordnungsruf, wenn seine Eintragung in das Pro⸗ tokoll verfügt wurde, den Verlust der See Diäten auf 14 Tage nach sich; nach einem zweiten Ordnungsrufe konnte dem Redner für den Rest der Sitzung das Wort verboten und er nach der noch schärferen Strafe der Censur sofort auf drei Sitzungen ausgewiesen werden; zugleich zog die Censur den Verlust der halben Diäten auf einen Monat nach sich und wurde durch Kundmachung in sämmtlichen Gemeinden des Wahlkreises des von ihr betroffenen Abgeordneten ver⸗ breitet. Der eeg. Grévy und das ganze Bureau der Kammer sind mit diesen Veränderungen der Geschäftsordnung, die noch heute von Hrn. Leblond Namens der drei Gruppen der Lin⸗ ken in der Kammereingebracht werden sollen, durchaus einverstan⸗ den. — Die ständige Kommission der Generalsynode der reformirten Kirchen Frankreichs hat in einem Schreiben an den Kultus⸗Minister Martel gegen die von der Regierung in einer Note des „Journal officiel“ angedeutete Lösung der Frage, wie die orthodoxe und die liberale Kirche ferner neben einander leben sollen, protestirt. Nach der An⸗ sicht des Ministers wäre es nämlich das Beste, den Art. 16 des organischen Gesetzes über die protestantischen Kirchen vom Germinal des ve X. für Paris in Anwendung zu brin⸗ gen, welcher besagt, daß je 6000 Seelen desselben Glaubens Anspruch auf eine eigene Kirche haben. Die Orthodoxen machen jedoch geltend, daß der betreffende Artikel nicht durch⸗ geführt worden sei und dringen auf die Einberufung einer Ge⸗ neralsynode, welche von den Liberalen nicht gewünscht wird.
— 12. Mai. (Köln. Ztg.) Der Professor Saint Renẽé Taillandier hat heute seine Vorlesungen wieder aufgenom⸗ men, ohne daß es zu neuen Störungen gekommen wäre. Die Polizei hatte umfassende Vorkehrungen getroffen, es blieb aber Alles ruhig. — Der hiesige spanische Gesandte trat heute eine Reise nach Madrid an. — Der „Temps“ meldet, daß der Minister⸗Präsident Simon die Legalisirung der Unterschriften der Unterzeichner der Petition für die Unabhängigkeit des Papstes befohlen, aber zugleich angeordnet habe, daß die Formalitäten mit allen gesetzlichen Vorschriften zu erfolgen haben. 1
— 13. Mai. (W. T. B.) Der Erzbischof von Paris, Kardinal Guibert, hat in einem Schreiben an den Justiz⸗ Minister gegen die von der Deputirtenkammer am 4. Mai angenommene Tagesordnung, durch welche die Regierung auf⸗ gefordert wird, gegenüber der ultramontanen Agitation von den gesetzlichen Mitteln Gebrauch zu machen, protestirt. —
Der frühere Minister, Senator Ernest Picard ist gestorben.
Spanien. Madrid, 12. Mai. (W. T. B.) Die amt⸗ liche „Gaceta“ veröffentlicht eine Königliche Verordnung, in welcher den im Auslande wohnenden spanischen Unter⸗ thanen die der strengsten Neutralität gegen die Türkei wie gegen Rußland anbefohlen wird und diejenigen Spanier oder Fremden, welche auf spanischem Gebiete Sol⸗ daten für irgend eine der kriegführenden Mächte anwerben, mit strenger Strafe bedroht werden.
Italien. Rom, 12. Mai. (W. T. B.) Das Ministerium hat ein von der republikanischen Assoziation hier beabsichtigtes Meeting, von welchem gegen das ablehnende Votum des Senates zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Mißbräuche der Geistlichkeit, protestirt werden sollte, verboten. — Der Justiz⸗ Minister hat die Ermächtigung des Präsidiums des Senates zur gerichtlichen Verfolgung der Journale nachgesucht, welche heftige Angriffe gegen den Senat gerichtet haben.
— 13. Mai. (W. T. B.) In einer heute stattgehabten Versammlung der Mitglieder der oppositionellen Partei der Heputirtenkammer wurde Sella zum Führer der Partei gewählt. Die Versammlung faßte auch den Beschluß, dem Gesetzentwurfe betreffend die Civilliste des Königs zuzustimmen.
Neapel, 13. Mai. (W. T. B.) Der egyptische u.“] Aktar Pascha ist heute früh hier einge⸗ roffen.
Türkei. (W. T. B.) Aus Athen wird der „Köln. Ztg.“ unterm 12. d. M. gemeldet, die Vertreter von Kreta hätten Tages vorher ihre Forderungen an die Pforte, die auf den Zußeständnissen von 1867 beruhten und worin eigene Statt⸗ hakter verlangt würden, mit dem Bemerken überreicht, daß sie im Ablehnungsfalle sich ins Gebirge zurückziehen und die Berathungen fe eg würden. Die auf Kreta herr⸗ schende Aufregung sei groß und die Fremden verließen Canea aus Furcht vor einem Blutbade. Einige Theile des Landes seien bereits bewaffnet. Die Regierung lasse große Pulvervorräthe aufhäufen, es werde aber deren Anzündung durch russische Schiffe befürchtet, die aus 4000 Mann be⸗ stehenden Besatzungstruppen würden als un enügend betrachtet, der Gouverneur Samih Pascha sei höchst unpopulär. Die Anwesenheit der englischen Flotte werde nicht gern ge⸗ sehen, weil Kreta auf eigene Faust handeln wolle.
— Aus London, 14. Mai, wird dem „W. T. B.“ emeldet: sach hier vorliegenden Privatdepeschen aus lexandrien von gestern hätten die Pforte und der
Khedive den Admiral Mekillop Pascha angewiesen, eine Störung der Schiffahrt im Suezkanal zu ver⸗ hindern.
11. Mai. (Fr. C.) Die Vor⸗ der Linken haben in einer zu einigen außer der gesetz⸗
8 8 Aus Brindisi, 12. Mai, meldet das „W. T. B.“: Die von Ungarn hier eingetroffene Deputation der Softas ist heute mit einem Lloyddampfer nach Konstan⸗ tinopel weiter gereist. Mit demselben Dampfer hat sich auch Iskander Khan, der Neffe des Emirs von Afghanistan, nach Konstantinopel begeben, um dene Sultan seine Dienste
anzubieten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Mai. (St. Petersb. Herold.) Die beunruhigenden Gerüchte über das Erscheinen der Pest in Rescht, auf dem persischen Ufer des Kaspischen Meeres, werden durch offizielle Mittheilungen des russischen Konsuls vom 27. April /9. Mai an das Medizinal⸗ Departement widerlegt, wie auch durch Nachrichten von Privatpersonen, die am 16./28. April aus Rescht in Baku an⸗ gelangt sind.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Mai. In der gestrigen Abendsitzung der Zweiten Kammer wurde das Gutachten des vereinigten Staats⸗ und Bewilligungs⸗ Ausschusses über Abschreibung der Grundsteuern berathen und in allen Punkten genehmigt. Eine Annahme der Regie⸗ rungsvorlage war durch den vorhergegangenen Beschluß in der Vertheidigungsfrage unmöglich gemacht worden, da die Lösungen der beiden Fragen durch den Kompromiß von 1873 von einander abhängig gemacht worden waren. Der Korrespon⸗ dent der „Hamb. Nachr.“ bemerkt dazu: „Was die Bauern⸗ artei erzielen wollte, eine Abschreibung der Grundsteuern, ist omit vereitelt, aus den gesammten Verhandlungen geht her⸗ vor, daß es der . Fraktion weniger um eine Kon⸗ solidirung des Vertheidigungswesens, als vielmehr um Er⸗ leichterung der den Grundbesitzern zur Last fallenden Steuern zu thun war, die Regierung hatte in diesem Sinne mehr ge⸗ than, als man zu erwarten berechtigt war, und das Fallen der Vorlage hat für die Bauernpartei den größten Verlust zur Folge.“
Amerika. Buenos⸗Ayres, 10. Mai. (W. T. B.) Der Präsident der argentinischen Republik hat ein Dekret erlassen, wonach Allen, die wegen politischer Vergehen verurtheilt oder zur Untersuchung gezogen worden sind, mit eingeschlossen die am letzten Aufstand Betheiligten, Amnestie ertheilt wird.
Afrika. Egypteu. Kairo, 13. Mai. (W. T. B.) Das britische Geschwader, bestehend aus 5 Panzer⸗ Fregatten, wird am 16. d. M. in Port Said erwartet.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 12. Mai. (W. T. B.) Gestern haben zwei Abtheilungen der Avantgarde der russischen Di⸗ vision Oklobjio die verschanzten Höhen von Hatzu bani (in der Richtung auf Batum) erstürmt. Alle Truppengattungen haben glänzend gefochten. folge beigetragen. Die Verluste der Türken waren sehr be⸗ deutend. Die Russen verloren 12 Todte und ca. 100 Ver⸗ wundete; unter den letzteren befanden sich 9 Offtziere.
— 13. Mai. (W. T. B.) Das 4., 13. und 14. Armee⸗ Corps sind amtlicher Meldung zufolge nunmehr ebenfalls der aktiven Südarmee zugetheilt worden.
— 14. Mai. (W. T. B.) Die Debatten des engli schen Parlamentes über die Gladstoneschen Reso⸗ lutionen haben hier, wie die „Agence russe“ hervorhebt, einen sehr günstigen Eindruck Fe zumal die Er⸗ klärung der Minister, daß die Politik Englands sich lediglich auf die Wahrnehmung der englischen Interessen richten werde. Wie die genannte „Agence“ weiter bemerkt, bedrohen die Intentionen Rußlands weder direkt noch indirekt weder die Interessen Englands noch die einer anderen Macht. — Die
Waffenerfolge der Türken haben angesichts der diesseits vorliegenden Meldungen den Beweis gegeben, bis zu welchem Grade der Erfindung die türkischen Kriegsbulletins gehen.
St. Petersburg, 13. Mai. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Tiflis vom 12. c.: General⸗Lieutenant Oklobschis meldet, er habe nach beendigter Einrichtung der be⸗ festigten Position von Mukhaestate am 11. d. zwei Avant⸗ garden auf die Höhen von Khatzubani längs des Flusses Kintrische vorgeschoben. Diese ziemlich starke Position wurde erstürmt, wobei alle Truppentheile des alten Ruhmes der Kaukasus⸗Armee sich würdig erwiesen. Die Wirkung der Artillerie war bewundernswerth. Der Verlust beträgt un⸗ sererseits 12 Soldaten todt, 9 Offiziere, 107 Soldaten ver⸗ wundet, der Verlust der Türken ist enorm.
Konstantinopel, 12. Mai. (W. T. B.) Die Re⸗ gierung verbreitet folgendes Telegramm: Die Russen griffen gestern in großer Zahl die von der Avant⸗ garde der Hülfstruppen in der Nähe von Batum besetzten Stellungen an. Es entspann sich daraus ein 82stündiges endigte. Der Verlust der Russen beläuft sich auf mehr als 4000 Mann; der unsrige ist verhältnißmäßig wenig beträcht⸗ zwischen Turtukai und Oltenitza fortdauert. — Die Kammer hat eine Adresse an die englische Regierung gerichtet und derselben darin ihren Dank für die Antwort Englands auf das russische Cirkularschreiben ausgedrückt. — Der ru⸗ mänische Agent ist von hier abgereist.
— 10. Mai. (W. T. B.) Die Russen haben an mehreren Punkten, namentlich bei Reni, die Donau zu überschreiten versucht, wurden hieran jedoch durch die türkischen Monitors verhindert. — Durch hier eingegangene Meldungen wird der Erfolg der türkischen Truppen bei der Bombardirung von Kalafat bestätigt. — In der Umgebung von Konstantinopel werden Vertheidi⸗ gungswerke aufgeführt. — Aus Asien liegen keine neuen Nachrichten vor. — Die Vertreter der fremden Mächte
Sommerpalais.
— 12. Mai. (W. T. B.) Von der Regierung wer⸗ den folgende Nachrichten veröffentlicht: Nach einem Tele⸗ gramm Moukthar vom Kommandanten von Ardahan gemeldet die mit der Herstellung einer Brücke
in der Richtung der Ver⸗ R Oglow, beschäftigt gewesen sei. Die Russen seien in dem entstandenen Gefechte zum Aufgeben ihrer Stellung genöthigt worden. Ein amtliches Telegramm aus Erzerum vom 10. d. besagt: Der Kom⸗
abtheilung gestoßen, über den Fluß bei Ardahan, schanzung von Ramazan
mandant von Kars meldet ein am 9. d. bei Aiwali in der
Die Artillerie hat viel zum Er⸗.
von türkischer Seite verbreiteten Nachrichten über angebliche
Gefecht, welches mit dem vollständigen Rückzug des Feindes
lich. — Aus Rustschuk wird gemeldet, daß die Kanonade
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und die türkischen Minister beziehen nächsten Sonnabend ihre
Pascha's vom 10. d. wurde demselben r en 1 ein Trupp freiwilliger Reiter sei am Montag auf eine russische Truppen⸗
Nähe von Kars stattgehabtes Gefecht mit den Russen. wurden geschlagen und ließen 30 Todte zurück. Eine russische Brigade hat sich gegen Kaghisman dirigirt.
Letztere
— ig Der Komman⸗ dant von Ardahan telegraphirt: Eine russische Brigade rückte Legen die Redoute Amir Oglou vor, zog sich aber nach
8 eeinem resultatlosen Geschützkampf wieder zurück. Aus Wid⸗
zurückzuziehen. —
din vom 10. wird gemeldet: Die Russen fahren emsig fort, Angesicht von Widdin Befestigungsarbeiten auszuführen. — (W. T. B.) Depeschen aus Widdin melden über den am 8. d. M. dort stattgehabten Artilleriekampf: Die Citadelle in Widdin eröffnete das Feuer gegen die von den Russen aufgeführte 7. Batterie in Kalafat, die Russen er⸗ widerten dasselbe mit Bombardirung des muselmännischen und christlichen Viertels in Widdin. Die Russen wurden jedoch genöthigt, die Schanzarbeiten bei der 7. Batter e zu verlassen und sich außerhalb der Schußweite der Kanonen von Widdin 1 Die hiesigen Journale erwähnen das Gerücht, daß von den Russen vor Kars und Ardahan
eine Rückzugsbewegung gegen die Grenze ausgeführt
würde Rustschuk, 12. Mai. (W. T. B.) Bei der Kanonade der Russen gegen die türkischen Stellungen bei Turtukai schlugen einige Kugeln in die Wohnung des Gouverneurs. — Viele Fremde verlassen Ruftschug.
Bukarest, 12. Mai. (W. T. B.) Fürst Karl hat
sich heute nach Oltenitza begeben. — In der heutigen Sitzung des Senates brachte der Senator Lahovary eine Motion
ein, durch welche das aggressive Vorgehen und das Bom⸗
bardement der türkischen Truppen verurtheilt und die Re⸗ gierung ermächtigt wird, die Institutionen und die Existenz Rumäniens mit den Waffen zu vertheidigen. Der Minister Cogalniceanu wieder⸗ holte seine gestern in der Sitzung der Deputirtenkammer ab⸗ gegebene Erklärung und hob schließlich hervor, daß Rumänien nur auf seine Armee rechnen dürfe. Der Präsident des Se⸗ nats verlangte danach Aufklärungen über die Rolle Rumä⸗ niens Angesichts der Anwesenheit der russischen Armee und über die Versprechungen, welche Seitens Rußlands für das Ende des Krieges gemacht worden seien. Schließlich sprach
ssiich der Präsident gegen ein Ueberschreiten der Donau Sei⸗
tens der rumänischen Armee aus. 3 — 13. Mai. (W. T. B.) Die Türken machten in der vergangenen Nacht einen Versuch, in Oltenitza zu lan⸗
den, der Versuch wurde durch die Gegenwehr der rumänischen
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Bureau“ meldet aus Erzerum vom 10. d.: und Faghnilar in einer Entfernung von 3 bis 5 Stunden von 8
zwei unbedeutende Scharmützel stattgefunden. Die russischen Truppen hatten mit Verpflegungsschwierigkeiten zu kämpfen, da Lebensmittel auch um hohe schaffen waren.
zurückzugehen genöthigt gewesen.
vporgegangen, wahrscheinlich in der Absicht,
. pecher Mangel an
Truppen vereitelt. verlangt.
— (W. T. B.) In der gestrigen Abendsitzung des Senats wurde schließlich eine von Fürst Ghika ein⸗ gebrachte Tagesordnung, die der gestern von der Deputirtenkammer beschlossenen fast vollständig gleich lautet, mit 36 gegen 7 Stimmen angenommen. Im Laufe der
General Manu hat Verstärkungen
8 Debatte forderte Boeresco für Rumänien eine politische Stel⸗
lung, die mit derjenigen Belgiens identisch sei. Minister
Cogalniceanu erklärte, die Interessen der Türkei hörten
auf, diejenigen Rumäniens zu sein, sobald die Türkei Rumänien den Krieg aufnöthige. Die rumänische Regierung habe mit Rußland keine besondere Konvention für den Zeit⸗ punkt des Endes des Krieges. Gualatz, 11. Mai. (W. T. B.) Der russische Konsul zeigte heute den Konsulaten der übrigen Mächte an, daß auf Befehl des russischen Oberkommandirenden die Schiffahrt auf der Donau verboten sei. 8 Wien, 12. Mai. (W. T. B.) Die „Politische Kor⸗ respondenz“ meldet telegraphisch aus Galatz von heute: Das von der russischen Batterie in die Luft gesprengte tür⸗ kische Kriegsschiff war kein Monitor, sondern ein größeres
Panzerschiff mit 9 Kanonen und 150 Mann Besatzung, welche letztere größtentheils umkamen. Gestern Abend haben zwei
türkische Monitors im Kanal von Matschin die Be⸗
schießung der russischen Batterien wieder aufgenommen.
London, 12. Mai. (W. T. B.) Das „Reutersche Am 6. d., Abends, hatten die russischen Truppen bei Soubatan
ars Lager aufgeschlagen. Seit dem 1. d. hatten nur
reise nicht zu be⸗
— 13. Mai. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“
meldet aus Erzerum vom 12. d.: Kosakenabtheilungen seien
bis Bashkey vorgedrungen, dann aber wieder nach Kaghisman Von Soghanti aus seien ebenfalls russische Truppenabtheilungen zur Rekognoszirung -g. einen Flanken⸗ riff auf das Lager von Bardiz zu machen, der tiefe
an Schnee habe aber einen weiteren Vormarsch unmöglich ge⸗ macht. Fortdauernd träfen Verstärkungen ein, die staffel⸗
weise nachrückten. In Alexandropol und Eriwan herrsche 1 Lebensmitteln. Die Telegraphenver⸗ indung mit Kars sei noch nicht unterbrochen.
— „Hirsch's Tel. B.“ meldet:
Bukaxest, 11. Mai. Nebst den Städten Oltenitza und Kalarasch sind auch die Ortschaften Sokaritsch, Dikischeny, Magureny, Greaka und Hatschul auf rumänischem Gebiete von Baschibozuks überfallen und verwüstet worden. Bei dem Bombardement von Oltenitza wurden drei Personen getödtet und acht verwundet. 818
— 13. Mai. Großfürst Nicolaus verließ heute Jassy und schlug sein Hauptquartier in Plosjesti auf. — Bei Tur⸗ tukai versuchten die Türken den Donauübergang, wurden jedoch von den kämpfenden Rumänen daran verhindert.
Braila, 13. Mai. Heute übersetzten drei russische Dampfbarkassen mit einem Schleppschiff die Donau, fuhren in den Matschinkanal, bemächtigten sich eines Theils der in Getschit von den Türken duisesa ien Kohlenvorräthe und kehrten mit der Beute hierher zurück.
Galatz, 13. Mai. Seit heute errichten die Russen bei Ciklina Batterien, welche mit den an der Serethmündung stationirten russischen Kanonenbooten den Donauübergang schützen sollen. .
Orsowa, 12. Mai. Giurgewo ist bereits stark von Russen besetzt. Die rumänische Besatzung hat sich zurück⸗ gezogen. In Rustschuk haben die türkischen Soldaten die
sernen geräumt und kampiren in Zelten. Die Kasernen wurden in Spitäler verwandelt. Die Aerzte, meist Oester⸗ reicher, klagen wegen Nichtbezahlung des Soldes. 8
Tiflis, 12. Mai. Die Proklamationen des Großfürsten Michael an die Bewohner von Adsharia und Kobulet, sowie des Vilajets Erzerum, welche in grusinischer und armenischer
Sprache verbreitet werden, erregen in den von den russischen Truppen okkupirten türkischen Gebieten, namentlich bei den Armeniern, allgemeine Begeisterung. Es verlautet, daß eine armenische Freiwilligenlegion gebildet werden soll. — Auf der Straße von hier nach Alexandropol sind Kosaken⸗ pikets aufgestellt, welche für die Sicherheit der Postverbindung mit dem Hauptquartier zu wachen haben. Zur Erleichterung des Geldverkehrs werden für Offiziere und Mannschaften der im türkischen Gebiete befindlichen Kaukasus⸗Armee von hier aus Geldanweisungen ausgestellt, welche durch die Feldkassen honorirt werden. — Die hierhergebrachten türkischen Gefange⸗ nen werden freundlich behandelt. Unter dem Protektorat der Großfürstin Statthalter hat sich hier ein Damencomité des „Rothen Kreuzes“ gebildet, welches auch die Unterstützung der Familien der im Felde befindlichen Krieger in die Hand nehmen wird.
Charkow, 12. Mai. Die hiesige Agrarbank spendet 5000 Rubel zu Gunsten der Gesellschaft des „Mothen Die Charkow⸗Nikolajew Eisenbahngesellschaft rüstet einen aus 20 Waggons bestehenden Sanitätstrain aus. Die Ueber⸗ schwemmungsgefahr in Krementschug ist beseitigt. — Aus Odessa langen täglich flüchtende Familien ein.
— Aus Konstantinopel, 4. Mai, schreibt man der „Pol. Korr.“:
Admiral Hobart Pascha ist am letzten Montag von der Donau hierher zurückgekehrt, nachdem er unter dem Schutze der Nacht Ibraila passirt hatte, ohne von den Russen belästigt worden zu sein. Mehrere Journale wollten bekanntlich wissen, daß er nur mit genauer Noth entkam, was jedoch der Wahrheit nicht entspricht. Noch an demselben Tage wurde Hobart auf die englische Botschaft berufen. Mr. Layard hatte eben von Lord Derby eine Depesche mit dem Auftrage erhalten, Hobart aufzufordern, sich, nachdem der Krieg aus⸗ gebrochen, entweder für den englischen oder türkischen Dienst zu entscheiden. — In den nächsten Tagen erwartet man hier das Eintreffen neuer egyptischer Truppen, wodurch das von dem Khedive seinem Suzerän bereits zur Verfügung gestellte Kontingent eine beträchtliche Verstärkung erhält. — Schefket Pascha, welcher anläßlich der stattgehabten Massacres von dem in Philippopel nieder⸗ gesetzten Tribunal ad hoe trotz seiner notorischen Schuld freigesprochen wurde, und was noch mehr ist, ein Kommando bei der Donau⸗Armee erhielt, wurde in Folge der von Mr. Layard erhobenen Reklamationen von diesem Posten zwar wieder abberufen, doch nur um denselben mit einem Kommando in Bagdad zu vertauschen.
— Einem Telegramme aus Konstantinopel vom 8. Mai zufolge hat Hobart Pascha beschlossen, definitiv im Dienste der Pforte zu verbleiben, also aus englische ienst auszu⸗ scheiden. 1
— Wiener Blättern wird gemeldet:t —
Konstantinopel, 11. Mai. Ueber die Abreise des Sul⸗ tans zur Armee verlautet noch immer nichts Bestimmtes. Es ist noch nicht einmal entschieden, ob derselbe zur Donau⸗ Armee oder zur Armee in Anatolien abgehen wird. Für letzteres sind zwar der Sultan selbst und auch mehrere Mi⸗ nister, da jedoch der europäische Kriegsschauplatz der Residenz näher liegt, als der asiatische, so dürfte der erstere bevorzugt werden. — Die Annahme des neuen Titels von Seite des Sultans wird nur den mahomedanischen Höfen offiziell mit⸗ getheilt werden, und einigen darunter sogar durch besondere Kouriere. Die Pforte notifizirte ofsiziell den fremden Ver⸗ tretern hier, daß sie nur im äußersten Falle zur Verhängung des Belagerungszustandes über die Hauptstadt schreiten werde. — Das Kriegs⸗Ministerium läßt jetzt die in Bagdad aufgehäuft liegenden ärarischen Munitionsvorräthe per Schiff nach dem europäischen Kriegsschauplatze schaffen und begleitet der gewesene Gouverneur der genannten Stadt, Akif Pascha, diesen Transport.
Jassy, 11. Mai. Aus den in Rumänien lebenden Bulgaren werden noch sechs Bataillone Freiwillige ge⸗ bildet und mit entsprechenden Kavallerie⸗ und Artillerie⸗ Abtheilungen versehen. General⸗Major Stoletow wird die⸗ selben befehligen. — Vier zerlegbare Kanonenboote und das für zwei Brücken nothwendige Material ist im Sereth vorbereitet. In der Jalomiza (gegenüber Hirsova einmündender Fluß) werden Kähne bereit gehalten, welche bei dem Donauübergange von der Kavallerie benutzt werden tische E
— Die türkische Escadre, welche die kaukasischen Häfen Poti und Us Nikolaj beschossen hat, bestand ses der „Turquie“ unter dem Kommando des Vize⸗Admirals Achmed Pascha aus den Panzerfregatten „Osmanieh“ und „Assar⸗Tefik“, den Panzerkorvetten „Mukademei⸗Chai“ und „Fehti⸗Buhland“ und aus dem Avisodampfer „Schaper“. Admiral der Pontusflotte vor Poti und Batum ist Hassan Pascha. — Der türkische Konsul in Poti und mit ihm mehrere türkische Unterthanen waren gezwungen, in der Stadt zu bleiben, da ihnen die nöthigen Geldmittel zur Abreise fehlten. Bekanntlich richteten die Türken durch ihr Schießen keinen Schaden an. Aus Osurgetü läuft die Nachricht ein, daß die gesammte Bevölkerung mit der gespanntesten Auf⸗ merksamkeit den Bewegungen der feindlichen Flotte folgt und eine Landung türkischer Truppen zu verhindern sucht.
— Aus Rustschuk, 8. Mai, meldet die „Pol. Korr.“: Der durch Vernachlässigung der Dobrudscha begangene Fehler ist seither insoweit gutgemacht worden, daß in den Kreisen des türkischen Armee⸗Oberkommandos mit voller Sicherheit ange⸗ nommen wird, schon gegen den 12. Mai 33 Bataillone regulärer Infanterie (darunter 5 egyptische Bataillone), 16 Escadronen regulärer Kavallerie und 54 Geschütze den Russen entgegen⸗ stellen zu können. Ursprünglich sollte Osman Pascha das Kommando in der Dobrudscha übernehmen; neuestens aber hat Abdul Kerim Pascha den bisherigen Festungskomman⸗ danten in Schumla Fazli Pascha zum Corpskommandanten in der Dobrudscha ernannt. Indessen scheint in einem erst vor einigen Tagen abgehaltenen Kriegsrathe der Beschluß Pfaßt worden zu sein, 8en eine energische Vertheidigung der
obrudscha nicht allzu großes Gewicht zu legen, dafür aber den Schwerpunkt der Vertheidigung des nordöstlichen Bul⸗ gariens in die Linie Czernawoda⸗Kustendje zu verlegen. Seit mehreren Tagen werden bedeutende Truppenmassen von Schumla hierher gezogen, welche offenbar die Reserve der hier konzentrirten Hauptarmee zu bilden bestimmt sind. Es ist daraus zu schließen, daß Abdul Kerim nach wie vor den Centralangriff der Russen von Giurgewo erwartet. Seit einigen Tagen werden zur Nachtzeit Versuche mit der Ver⸗ senkung von Torpedos an verschiedenen Stellen des Donau⸗ ufers gemacht.
— Man schreibt der „Pol. Korr.“ aus Galatz, 6. Mai:
„Unsere Stadt und das nahegelegene Braila sind durch die Ver⸗ suche der türkischen Donauflotille, unsere Gegend zu verwüsten, welche die Kornkammer der Dobrudscha ist, in eine verzweifelte Situation
versetzt. Für die Mehrzahl der bemittelten Einwohner lautet das allgemeine Loosungswort: „Sauve qui peut!“ Was zurückbleibt, sind
besitz⸗ und vermögenslose Leute, welchen die Mittel fehlen, die Flucht ergreifen zu können. Inzwischen traf der russische Höchstkomman⸗ dirende, Großfürst Nikolaj, während seines Aufenthaltes An⸗ ordnungen, welche den Städten Reni, Ismail, Galatz und Braila vor den Zudringlichkeiten der türkischen Panzerboote Schutz gewähren dürften. Ueberall sind Positionsgeschütze in den bereits errichteten Batterien emplazirt worden. Die 36. Division hat Detachements nach Reni und Ismail beordert, welche eine dichte Patrouillenkette längs der Donau bilden und jede Annäherung eines feindlichen Schiffes avisiren. Die wirksamste Maßregel dürfte aber die baldige Entfaltung der russischen Macht zu Wasser sein. Schon in den nächsten Tagen werden bei Ismail, hier und in Braila, russische Kanonenboote in der Donau auftauchen. Contre⸗Admiral Butakoff soll das Kommando dieser Flotille über⸗ nehmen. Wiewohl der Operationsplan der Russen bisnun in ein 8 tiefes Dunkel gehüllt erscheint, so kann man heute doch 8 schon die Vermuthung aussprechen, daß der Uebergang über 8 die Donau an zwei verschiedenen Punkten bewerkstelligt werden wird. „Die Vorbereitungen zum Uebergange nach Ost⸗ Bulgarien, beziehungsweise Dobrudscha, sind bereits mit der in Ismail⸗Kilia⸗Reni ⸗Galatz⸗Barbosch⸗Ibraila konzentrirten Heeres macht von 60,000 Mann vollkommen getroffen. Dieser russischen Macht gegenüber befinden sich bis heute in Isaktscha und Tultscha nach zu⸗ verlässigen Daten blos 15,000 Mann Türken. Die Annahme, daß die Russen hier den Uebergang zu bewerkstelligen versuchen werden, wird durch das Faktum bestätigt, daß die russische Heeresleitung in Scherbescht am Serethfluß eine sehr zweckdienlich konstruirte Brücke anfertigen ließ. Diese Brücke wird mittelst eines kleinen Dampfers aus dem Serethfluß in die Donau gebracht werden. Der Uebergangspunkt wird muthmaßlich z Galatz und Ibraila gegenüber dem am jenseitigen Donau⸗ ufer liegenden türkischen Dorfe „Azakli“ gewählt werden. Letztge⸗ nanntes Dorf steht jetzt durch Austritt der Donau unter Wasser; seine Bewohner, Türken und Bulgaren, haben es gänzlich geräumt. Sobald nur ein Theil der Russen dort Fuß gefaßt haben wird, wer⸗ den sie sich unverweilt verschanzen, wozu ihnen die Bulgaren hülf⸗ reiche Hand bieten werden. Der zweite Uebergangspunkt nach West⸗ kulgarien wird aller Voraussicht nach bei Giurgewo stattfinden.
Nach Aeußerungen höherer russischer Militärs wird die Donau⸗ armee bis Mitte Mai auf 300,000 Mann komplettirt sein, wobei die “ 85 8S Msemn nicht miteingerechnet ist.“ „— Aus Belgra Mai, wird der „Pol. Korr.“ ge⸗ schrieben: 2P; 8
„General Fadejeff hat während seines hiesigen Aufenthaltes an die russische Regierung das Gesuch gerichtet, sie möge ihm die Wie⸗ deraufnahme in den aktiven Dienst gestatten. Vor vier Tagen hat er aus St. Petersburg die Nachricht erhalten, daß seinem Gesuch willfahrt worden sei. Gleich hierauf hat er von den Persönlichkeiten, mit denen er zu verkehren pflegte, — es waren dies einige Journalisten und Agitatoren — Abschied genommen und sich direkt nach St. Petersburg, und nicht nach Jassy begeben, wie einigen Blättern von da telegraphisch gemeldet worden ist. Fadejeff hhat vom Großfürsten Nikolaus keine Einladung er⸗ halten, nach Jassy zu kommen. Was das Ziel seiner Anwesenheit . in der serbischen Residenz war, wird schwerlich einer zweiten Person außer ihm bekannt sein. Daß er blos deshalb die Reise nach Serbien unternommen, um von hier aus sein Reaktivirungsgesuch nach St. 1 Petersburg richten, und nicht etwa, um hier absurde Pläne ver⸗
auch bei nicht ange. 8. Wohl aber scharf⸗ sichtiger Politiker erkannt zu haben, hiesige Terrain für seine Pläne nicht mehr tauge, und er hat es somit für zweckmäßiger erachtet, diese zu verschweigen. Daß er keine offizielle Mission gehabt hat, darf auf das Bestimmteste ver⸗ sichert werden. Von einer solchen wissen blos diejenigen Blätter zu erzählen, welche systematisch falsche Gerüchte über die Verhältnisse
Serbiens im Allgemeinen und seine gegenwärtige Haltung vis-à-vis dem russisch⸗türkischen Kriege verbreiten. In der langen Reihe dieser Organe nimmt eine Pester Lithographie die erste Stelle ein. Man muß als Regel ansehen, daß Alles, was dieses Organ über Serbien bringt, bodenlose Erfindung ist. Der türkische „Bassiret“ und nach ihm auch einige europäische Blätter haben die Nachricht gebracht, 8 daß der Scha von Persien dem Fürsten Milan den Sonnen⸗ und Löwen⸗Orden 1. Klasse verliehen Füt In hiecsigen hohen Kreisen ist Niemandem etwas davon bekannt.“ 1 Wien, 12. Mai. Die Neutralitätserklärung der österreichisch⸗ungarischen Monarchie wird heute im 1 und in der „WienerZeitung“ amtlichverlautbart. Die Neutralitätserklärung besteht in einer von der diesseitigen Re⸗ 3 gierung im Einvernehmen mit dem Ministerium des Aeußern und mit Ungarn erlassenen Verordnung, „womit die von den Behörden und Angehörigen der Monarchie während des zwi⸗ schen Rußland und der Türkei ausgebrochenen Krieges hin⸗ sichtlich des Handels und der Schiffahrt zu beob⸗ achtenden Grundsätze kundgemacht werden.“ 1
— In einer Korrespondenz der „Wien. Abdpst.“ aus St. Petersburg, 8. Mai, heißt es u. A.:
Polen ist völlig ruhig, die polnischen Offiziere und Soldaten in der russischen Armee sind durchaus zuverlässig. Der Generalstabs⸗ Chef, General Nepokoitschitzki, ist selbst ein Pole. Befremden muß es also, wenn die türkische Regierung aus Deserteuren und gefange⸗ nen russischen Soldaten polnischen Geblütes eine polnische Legion errichten will. Deserteure wird es schwerlich geben. Ist doch während des letzten Aufstandes in Polen unter den zahlreichen dort fechtenden Soldaten polnischer Abkunft auch nicht ein einziger zu den Rebellen übergegangen. — Die Nachrichten von einer Gährung unter der mohamedanischen Bevölkerung im Kau⸗ kasus und im Innern Asiens bestätigen sich nicht. Im Gegentheile haben sich mehrere tausend mohammedanische Kaukasier als Frei⸗ willige gestellt und bilden gerade solche Reiter, sowohl in Asien wie in Europa, die Vorhut. Wohl mögen einzelne ehemalige Offiziere, welche sich zum Islam bekennen, zu den Türken übergegangen sein, die große Masse der kaukasischen Mohamedaner hängt aber treu an Rußland. Völlig unerwartet ist die Bereitwilligkeit, mit welcher sich in Asien die Türken den russischen Truppen ergeben. Von den kurdischen Reitern haben mehrere hundert gebeten, in russische Dienste treten zu dürfen. Andere, sie zählen nach Tausenden, sind in ihre heimathlichen Dörfer zurückgekehrt. Schon am ersten Tage wurden 11 Offiziere und 167 Soldaten fast ohne Widerstand gefangen und nach Alexandropol gebracht. Die Offiziere erklärten, daß sie die Ge⸗ fangenschaft ihrem bisherigen Elende vorzögen, denn seit 1875 hatten sie keinen Sold gehabt und nur kümmerlich von Brod und Zwiebeln gelebt. Groß soll die Unzufriedenheit in Kars sein, man glaubt nicht, daß die Festnng einer längeren Belagerung gewachsen ist. Nicht allein die Armenier, sondern auch die Türken äußern sich, daß sie die russische Herrschaft der ihres Padischah vorziehen würden.
folgen zu können, kann
der größten Naivetät angenommen werden.
scheint er als daß das
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. Wien, Montag, 14. Mai, Vormittags. Telegraumum des „Wiener Tageblattes“: Braila, 13. Mai. Heute setzten drei russische Dampfbarkassen mit einem Schlevppschiff über die Donau, fuhren in den Matschin⸗Kanal ein, luden von den in Getschit deponirten Kohlenvorräthen der türkischen Donauflotille zwanzig Tonnen auf und brachten dieselben ohne Widerstand der türkischen Monitors Braila. — Bukarest, 13. Mai. Der Fürst soll mit seiner Armee, durch 25,000 Russen verstärkt, den Uebergang über die Donau bei Kalafat versuchen. (7?) — Die Anzeige von der Kriege⸗ erklärung Rumäniens an die Pforte ist den hiesigen General⸗
konsuln heute übergeben worden. ()
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