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die Insertionsgebühren voraus zu zahlen. Hiergegen kann auch der Umstand nicht in Betracht kommen, daß dem Re⸗ dacteur der Inseratenverkehr der Zeitung sonst fremd ist.
— Der Kaiserliche Konsul Trentowsky in St. John (Neu⸗Braunschweig) ist gestorben.
Württemberg. Stuttgart, 18. Mai. Die Köni⸗ gin ist gestern Abends von Baden⸗Baden hierher zurück⸗ gekehrt, und hat auf der Königlichen Villa bei Berg Woh⸗ nung genommen.
Mecklenburg. Schwerin, 18. Mai. (Wes. Ztg.) Am 13. d. M. starb in Rostock der Landsydikus a. D. Groth.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 19. Mai. Das „Reg.⸗Bl.“ veröffentlicht ein Ausschreiben des Staats⸗Ministeriums, Abtheilung für Kirchen⸗ und Schulsachen, vom 1. d. M., betreffend die Unterrichtsertheilung in den Volksschulen.
Bremen, 19. Mai. (Wes. Ztg.) Bei der Aktiengesell⸗ schaft „Weser“ ist heute Mittag 12 Uhr auch das fünfte und letzte Panzerkanonenboot, wie seine Schwesterschiffe „Wespe“, „Viper“, „Biene“ und „Mücke“, in erfolgreicher Weise vom Stapel gelassen worden. Die Taufrede hielt der Vorsitzende der Gesellschaft, Hr. A. G. Mosle. Auf Aller⸗ höchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers hat das Schiff den Namen „Skorpion“ erhalten.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 19. Mai. Das Ab⸗
geordnetenhaus hielt gestern seine letzte Sitzung vor den Pfingstfeiertagen. d
Während dieser Pause in der Thätigkeit des Abgeordnetenhauses werden, dem „Fremdenbl.“ zufolge, die Subcomités für die Ausgleichsvorlagen ihre Thätig⸗ keit dennoch fortsetzen. Nach dem Wiederzusammentritte des Hauses werden unter Anderem die Gesetze über die Eisenbahn⸗ tarife und über die garantirten Bahnen in Berathung gezogen werden. Die Generaldebatte über die Steuerreform, deren muthmaßliche Dauer man auf vier bis sechs Wochen bemißt, dürfte am 5. Juni beginnen. In den heißen Sommermonaten soll dann — so wird wenigstens von vielen Seiten versichert — eine neue Unterbrechung der parlamentarischen Arbeit ein⸗ treten, um gegen Ende August, bis zu welchem Zeitpunkte die Ausgleichscomités ihre Aufgaben gelöst haben dürften, den Ausgleich mit Ungarn in ö“ zu nehmen.
— Die Regnicolar⸗Deputationen werden der
„äPresse“ zufolge am 28. d. M. zu ihrer ersten gemeinsamen
Sitzung hier zusammentreten, zu welchem Behufe die Mitglieder der ungarischen Deputation am 27. d. M. nach Wien sich be⸗ geben. In Pest will man wissen, daß die Regnicolar⸗Depu⸗ tationen zu ihren gemeinschaftlichen Berathungen nur ungefähr zehn Tage brauchen werden.
— 19. Mai. Wie man dem „Fremdenbl.“ aus „authen⸗ tischer Quelle“ meldet, entbehrt die Nachricht einiger unga⸗ rischen Blätter, daß der Sekretär der hiesigen osmanischen
Botschaft, Botschafts⸗Rath Falcon Effendi, zum türkischen
General⸗Konsul in Pest ernannt worden sei, durchaus der Begründung.
Prag, 19. Mai. Wegen der Excesse in Asch wurde
eine strafgerichtliche Untersuchung eingeleitet. Es ist konsta⸗ tirt, daß hauptsächlich fremde Zuzügler die Krawalle provo⸗ zirten. Die Löhne wurden nicht reduzirt, sondern die Arbei⸗
ter verlangten eine Erhöhung. Dieselbe ist nunmehr theiweise zugestanden. Die Gensd'armen feuerten erst, als aus der Ar⸗ beitermenge Schüsse fielen. Von den verletzten Arbeitern dürfte die Mehrzahl aufkommen. Blos zwei derselben sind lebensgefährlich verwundet.
. Pest, 18. Mai. Das Abgeordnetenhaus hat gestern
seine letzte Sitzung vor den Pfingstferien abgehalten.
Schweiz. Bern, 17. Mai. (N. Zürch. Ztg.) Das unter dem Präsidium des Hrn. Professor Sidler stehende DOrganisationscomité für die am 23. d. Mts., hier zusammen⸗ tretende schweizerische altkatholische Synode befindet sich in voller Thätigkeit, um die Feier des Tages zu einer würdigen zu gestalten und dabei den circa 160 — 200 Gästen, welche man von auswärts erwartet, den Aufenthalt zu ver⸗ schönern.
Großbritannien und Irland. London, 18. Mai. Das Oberhaus berieth gestern in Comitésitzung das Be⸗ erdigungsgesetz und vertagte sich dann bis zum 4. Juni. — Im Unterhause erklärte in Beantwortung Mr. J. Brights der General⸗Postmeister, Lord J. Manners, die Te⸗ legraphengebühren für die Linien zwischen England, Oesterreich und Deutschland beruhten auf den Anordnungen der Konferenz von 1875 in St. Petersburg. Im Frühling kommenden Jahres werde eine neue Konferenz stattfinden und dann würden die Gebühren wahrscheinlich herabgesetzt werden. Die Postgebühren seien auf der Postkonferenz von 1876 fest⸗ gesetzt worden und würden schwerlich auf der nächsten Kon⸗ ferenz, 1878 in London, modifizirt werden. Die Univer⸗ sitätsbill wurde weiter berathen und alle Amendements verworfen. Das S vertagte sich bis zum 31. Mai. Am 16. d. M. starb in der schottischen Grafschaft Ayrshire der Earl of Orkney. Derselbe gehörte von 1833 bis 1874 als schottischer Peer dem Oberhause an. Sein Titel geht auf den ältesten (fünfzigjährigen Sohn, Viscount Kirkwall, Vize⸗Statthalter von vigeshir, über. — 19. Mai. (A. A. „A Die Königin verließ gestern bend in Begleitung der Prinzessin Beatrice, des Prinzen Leopold und der beiden ältesten Söhnen des Prinzen von Wales Schloß Windsor, um sich auf einige Wochen nach Balmoral, ihrem Landsitz in Hochschottland, zu begeben. — Die Prinzen Albert Victor und Georg, die beiden ältesten Söhne des Prinzen von Wales, absolvirten dieser Tage im Royal Naval College in Greenwich ihr Seekadetten⸗ Eramen in höchst befriedigender Weise. — In Bezug auf die Hungersnoth in Indien ist, einem Telegramm der „Times“ aus Calcutka vom 15. d. M. zufolge, keine Veränderung eingetreten. Was Madras betrifft, so sind daselbst 700,774 Personen bei den Nothbauten beschäftigt, und 274,448 erhalten Unterstützung aus den Armenkassen. Die Zeitungen von Calcutta enthalten täglich Telegramme aus Madras, worin die Leiden der Be⸗ völkerung FeMhen und die Zahl der Todesfälle gemeldet werden. ie Getreidezufuhr ist forthauernd eine reichliche. Die Cholera läßt nach.
Frankreich. Paris, 19. Mai. (W. T. B.) Dem „ Moniteur“ zufolge hat der italienische Bot⸗ schafter, General Cialdini, dem Herzog Decazes gegenüber erklärt, daß die von dem Herzoge
gege⸗! die in vielen Kirchen vorhanden sind, zu K
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benen Versicherungen und sein Verbleiben im Mi⸗ nisterium vollkommen hinreichend seien, um jegliche Beun⸗ ruhigung in Italien über den Ministerwechsel zu beseitigen. 4⸗ werde den Kabinetswechsel lediglich als eine innere Frage Frankreichs betrachten. — Nach einer weiteren Mit⸗ theilung des „Moniteur“ haben verschiedene Minister sich in Unterredungen mit hervorragenden Persönlichkeiten dahin ausgesprochen, daß sie entschlossen seien, jede schriftliche oder sonstige Kundgebung zu unterdrücken, welche geeignet sei, das Land über die Absichten des Marschalls Mac Mahon zu täuschen. Wenn man in den Zeitungen oder in Versamm⸗ lungen aussprechen sollte, daß die Folge der Haltung des Marschallpräsidenten der Krieg oder der Staatsstreich sei, so werde das Kabinet von der gesetzlichen Macht gegen diejenigen Gebrauch machen, welche die öffentliche Meinung in dieser Weise irre zu führen suchten.
— (C. L.) Von den neuen Ministern gehören die Herren von Broglie, Caillaux, Brunet, Paris, von Meaux dem Senat, Decazes und Fourtou dem Abgeordnetenhause, General Berthaut keiner der beiden Kammern an. Die meisten von ihnen sind als Minister der ersten Periode der Präsident⸗ schaft des Marschalls Mac Mahon und Träger des Systems der „moralischen Ordnung“ bekannt. Hr. Brunet, Mitglied des Senats für das Correzedepartement, ist 56 Jahre alt, war Appellationsgerichts⸗Rath in Paris und unter dem Kaiser⸗ reich lange Präsident der 6. Kammer des Pariser Zuchtpolizei⸗ gerichts, welche vorwiegend über politische Prozesse zu erkennen hatte; er gehört, wie Hr. von Fourtou, der bonapartistischen Partei an. Hr. Paris, ein Advokat, saß im rechten Centrum der Nationalversammlung, war dort Berichterstatter über die Verfassungsgesetze und Verfasser der seither von den monarchi⸗ schen Parteien als Waffe gegen die Republik angerufenen Revisionsklausel.
— 20. Mai. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ ver⸗
öffentlicht 62 Präfektenernennungen. In 21 Fällen es sich um Versetzungen, in 41 um Entfernung der isherigen Präfekten von ihren innegeharten Posten und um deren Besetzung mit neuen Präfekten.
— (Köln. Ztg.) Graf de Tocqueville, Senator auf Lebenszeit und Mitglied des linken Centrums, ist gestorben.
— 22. Mai. (W. T. B.) Der „Moniteur“ meldet, der Vize⸗Admiral Touchand werde das noch vakante Porte⸗ feuille des Marine⸗Ministers erhalten. Andererseits ist von dem Admiral Arnault oder von dem Vize⸗Admiral Jurien de la Gravieére die Rede. Letzterer wurde gestern in das Elysée berufen. — Der vormalige Präfekt und bekannte kon⸗ servative Publizist Lavedon ist zum Direktor des „Jour⸗ nal officiel“ ernannt worden. Zum Direktor des De⸗ partements für öffentliche Sicherheit im Ministerium des Innern ist der Bonapartist Le Roux de Bretagne, der unter dem Kaiserreich Abtheilungs⸗Chef in diesem Departe⸗ ment war, ernannt worden.
Italien. Rom, 19. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Osservatore Romano“ ist Masella an Stelle Bianchi's, welcher zum Sekretär der bischöflichen Kongregation ernannt worden ist, zum päpstlichen Nuntius für Bayern ernannt worden.
Griechenland. (W. T. B.) Nach einem der „Politischen Korrespondenz“ aus Athen, 19. Mai, zugegangenen Tele⸗ gramm beabsichtigt man dort die Bildungeines Koalitions⸗ Ministeriums unter Kumunduros oder Kanaris, in welchem Zaimis, Trikupis und Deligeorgis oder andere Mit⸗ glieder ihrer Fraktionen Portefeuilles übernehmen würden. — Nach einer weiteren Meldung der genannten Korrespondenz aus Athen hat die Regierung in Folge der Reklamationen des türkischen Gesandten einige bewaffnete Schaaren, welche sich in die türkischen Grenzprovinzen begeben wollten, interniren lassen.
Türkei. Den „Times“ wird aus Orealuk in Bosnien geschrieben: „Ich höre aus Knin, daß eine türkische Streit⸗ macht in Livno erwartet wird, um gegen jene Gegend des Grenzlandes, wo die Haupttruppe der Insurgenten steht, eine Bewegung auszuführen, und daß in Folge dessen Tausende von christlichen Flüchtlingen über der Grenze erwartet werden, um die Zahl der in Dalmatien Befindlichen noch zu vermeh⸗ ren, deren Lage ohnedies bereits so schrecklich ist, daß sie an einigen Orten, namentlich Stermnitza, wörtlich vor Hunger sterben. Miß Irby hat ihr Werk unter der Bevölkerung zwar wieder aufgenommen, aber sie ist gänzlich außer Stand, dem herrschenden Nothstand abzuhelfen. An der ganzen Grenze ist Mangel an Allem, nur in Montenegro sind Lebens⸗ Süen vorhanden, aber auch da werden Kleidungsstücke stark enöthigt.“
Scutari, 19. Mai. Der katholische Geistliche und Rath⸗ geber des Prinzen Prenk und ebenso der Miriditen⸗Kapitän Djon sind, wie der „Pol. Korr.“ gemeldet wird, von den Türken in Gusnije in Albanien verhaftet worden.
— Ueber den Sturz des Exarchen Antimos wird der „Pol. Korr.“ aus Sofia geschrieben:
„Den Sturz des Erarchen verschuldeten nicht etwa anti⸗türkische Umtriebe desselben. Antimos ist im Gegentheil als ein lovaler Un⸗ terthan des Sultans bekannt. Dem Großvezier mißfiel blos seine selbstbewußte Haltung und die Abweisung, die Kirche zum Tummel⸗ platze politischer Intriguen zu machen. Der Er⸗Exrarch wollte nicht von der Kanzel herab in den bulgarischen Kirchen Invektiven gegen die Russen schleudern lassen, die sich an⸗ schicen, für die Verbesserung des Looses der Christen ins Feld zu gehen. So viel Schmerz den Bulgaren die Absetzung des Antimos verursacht, ebenso viel Verdruß bereitet ihnen die Er⸗ nennung des gewesenen Bischofs von Sofia, Msgr. Joseph, zu seinem Nachfolger. Derselbe steht in keiner Beziehung auf der Höbe seiner Aufgabe, und erfreute sich überdies niemals irgend welcher Populari⸗ tät in den Kreisen seines Volkes. Es bestanden überhaupt niemals zwischen diesem Kirchenfürsten und den Bulgaren irgend welche Be⸗ rührungspunkte, da der geistliche Herr sich stets als einen Beamten der Pforte, nicht aber als einen Vertreter der kirchlichen Interessen einer Nation betrachtete und darnach auch handelte. Die durch een Wechsel in der Person des Erarchen hervorgerufene allge⸗ meine Unzufriedenheit wird überdies noch durch zwei andere Regierungsanordnnngen gesteige t. Die eine betrifft die Umlage von neuen Steuern. Der Großvezier hat alle Valis aufgefordert, zur Bestreitung der Kriegskosten eine neue Kriegssteuer einzutreiben. Dieselbe bezifferte sich für das Safiaer Sandschak auf 4 Millionen Piaster, eine Summe, die bei den jetzigen traurigen ökonomischen Verhältnissen kaum aufzubringen ist, und die daher den totalen Ruin der christlichen Bevölkerung herbeiführen muß. Die Mohamedaner, welche persönliche Kriegsdienste leisten, sind von der Kriegssteuer eximirt. Eine weitere, die Bevölkerung beunruhigende Maßnahme ist zwar noch nicht publizirt worden, soll aber sicherem Vernehmen nach bereits beschlossen sein. Es besteht nämlich die Ab⸗ sicht, die bulgarischen Kirchengüter, sowie die Kostbarkeiten, iegszwecken in An⸗
unsere Hände ge
spruch zu nebmen. Die Regierung will gegen Staatsbons sowohl das baare Geld, das in den Klöstern und Kirchen sich befindet, auf eine gewisse Reihe von Jahren für sich in Anspruch nehmen, als auch rieles Grundeigenthum derselben veränßern. Sollte diese Maßregel r-⸗ X.ehe gelangen, dann dürften die ernstesten Folgen nicht ausbleiben.“
Rumänien. Bukarest, 19. Mai. Karl ist heute früh nach Plojesti Abend hierher zurück.
— (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Presse“ aus Bukarest ist der gemeldete Zusammenstoß zweier Eisen⸗ bahnzüge durch falsche Stellung der Weichen herbeigeführt und haben dabei 16 Personen den Tod gefunden. Zwölf Wagen und die Maschinen beider Züge wurden zertrümmert.
—RAußland und Polen. St. Petersburg, 21. Mai. (W. T. B.) Der Kaiserliche Hof siedelt am Mittwoch nach Zarskoe⸗Selo über. — Der diesseitige Botschafter in Wien, v. Nowikoff, hat einen dreiwöchentlichen Urlaub erhalten und wird denselben behufs Regelung persönlicher An⸗ gelegenheiten, die mit dem Tode seines Vaters zusammen⸗ hängen, in Moskau zubringen.
Taschkent, 17. Mai. (Int. Tel. Ag.) Am 11. d. M. traf hier als Gegengesandtschaft, um den General⸗Gou⸗ verneur zu begrüßen, der Bevollmächtigte des Badaulets von Kaschgar, Mulla Turan Chodsha, welcher bereits in St. Petersburg war, ein.
Schweden und Norwegen. Christiania, 16. Mai. (H. N.) Das Budget der Marine ist von dem Militär⸗ comité erledigt worden. Von dem vorigen Storthinge wur⸗ den für die Marine 2,320,000 Kronen bewilligt. Das Comité proponirt jetzt die Bewilligung von 2,460,000 Kr., während die Proposition der Regierung (nach Abzug der Gehaltszu⸗ lagen, welche von einem anderen Comité berathen werden) auf 2,580,000 Kr. lautete. Die Erhöhung vom vorigen Jahre an fällt hauptsächlich auf den Posten für den Bau von Kriegsschiffen und für Seeexpeditionen und Uebungen. Für das Torpedowesen hat das Comité die Bewilligung von 213,000 Kr. proponirt. — In der heutigen Sitzung des Storthings wurden zum Ankauf von Wäldern in waldarmen Distrikten für Rechnung des Staates 64,000 Kronen bewilligt. Die fünf früheren Staatsrevisoren Gaarder, Sverdrup, Kildal, Berner und Johnsen wurden wiedergewählt.
Dänemark. Kopenhagen, 17. Mai. DieBerl. Tid.“ schreibt über die J. A. Hansensche Angelegenheit: „Als
Herr J. A. Hansen gestern in Erfahrung gebracht hatte, daß eine Untersuchung gegen ihn aus Anlaß
(W. T. B.
2 Fürst abgereist und
ehrt am
verlangte er, dem Richter zum Verhör vorgestellt zu werden Dieses Verhör fand heute statt. Er gab dabei die Erklärung ab, daß er in längerer Zeit die Mittel der Kasse zum eigenen Verbrauch benutzt habe. In welchem Umfange solches ge schehen,
mit ungefähr 500,000 Kronen angeben zu können. Außerdem hat sich bei der gegen ihn vorgenommenen Untersuchung er⸗ wiesen, daß er der Sparkasse des seeländischen Bauernstandes 34,000 Kr. schuldet.“
Afrika. Egypten. Port Said, 20. Mai. (W. T. B. “ Geschwader ist mit Ausnahme des Pan zersch
iffes „Hotspur“, welches hier zurückblieb, wieder von hier
in See gegangen.
Australien. (A. A. C.) unter dem 18. d. M. gemeldet: Die Tasmanische Leg latur hat ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung ange nommen, in Folge dessen das Parlament von dem Gouver neur aufgelöst wurde.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 19. Mai. (W. T. B.) Kaiser 3 Alexander wird am 21. d. M. a. St. (2. Juni n. St.) zur Donauarmee abreisen, bei welcher er am 25. oder 26. d. M. a. St. einzutreffen gedenkt. Der Großfürst Thron⸗ folger und Großfürst Sergei werden den Kaiser begleiten. — Der „Agence Russe“ zufolge, werden sich im Gefolge des Kaisers bei dessen Reise nach Plojesti auch der Reichskanzler sowie die Minister des Kaiserlichen Hauses und des Krieges befinden.
— (W. T. B.) Ardahan ist mit 60 Geschützen und großen Vorräthen von unseren Truppen genommen wor⸗ den. Nachdem am 16. d. zwei Vorwerke genommen wor⸗ den waren, schritt General Loris⸗Melikoff am 17. d. M. zum Angriff auf den Platz selbst. Unsere Artillerie erschüt⸗ terte die Vertheidigungswerke und als unsere Truppen zum Sturm schritten, ergriff der Feind die Flucht. wurde trotz der hereinbrechenden Nacht von unserer Kavalle⸗ rie verfolgt. Unser Verlust an Todten und Verwundeten be⸗ läuft sich auf 235 Mann, darunter 5 Offiziere.
— 20. Mai. (W. T. B.) Telegramm des Ober⸗ Kommandirenden der Kaukasus⸗Armee vom 19. Mai: „Ich habe die Ehre Ew. Majestät aus Veranlassung der Ein⸗ nahme Ardahans zu beglückwünschen! Soeben habe ich vom General Loris⸗Melikoff folgende Depesche erhalten: Die Vorwerke Ardahans, die Befestigungen, 60 Kanonen, eine un⸗ geheure Masse Provision und Munition, das Lager von 14 Ba⸗ kaillonen Türken und die Citadelle liegen zu Füßen Ew. Majestät. Am 17. d. von 3 bis 6 Uhr Nachmittags hatte das wunder⸗ bare Feuer unserer Artillerie in die Mauern des Platzes Bresche gelegt, um 6 Uhr erfolgte der Sturm mit den Regi⸗ mentern Erivan, Tiflis, Baku und den Sappeuren. Der Feind konnte dem Anprall nicht widerstehen und ergriff die Flucht, eine große Anzahl Todter zurücklassend; die Kavallerie versolgte ihn trotz der Dunkelheit. Um 9 Uhr durchschritten unser Truppen die ganze Stadt, sowie die Befestigungen unter den Klängen der Nationalhymne und feierten mit Begeisterung den Sieg. Die russische Flagge wurde auf allen Befestigungen aufgezogen. Unsere Verluste sind noch nicht genau bekannt. Man schätzt denselben auf 1 Offizier und 50 Soldaten ge⸗ tödtet und 4 Offiziere und 180 Mann verwundet. Ich habe nicht genug Lobsprüche für die Tapferkeit und Kaltblütigkeit unserer jungen Soldaten und für die von den Offizieren ge⸗ troffenen guten Dispositionen. Feierlicher Gottesdienst wird heute im Mittelpunkte der Befestigungen in Gegenwart der Truppen abgehalten werden.“
— (W. T. B.) Telegramm aus Alexandrapol vom 19. d.: Die Zoßr der bei der Einnahme von Ardahan in
allenen Geschütze stellt sich auf 73, darunter
EE113”“ seiner Verwal⸗= tung der Brandkasse für Holbäkamt eingeleitet worden sei,
könne er mit Bestimmtheit nicht angeben, aber er glaubte, die Summe der in solcher Weise angewandten Mittel
Aus Hobart Town wird
Derselbe
viele von vortrefflicher Konstruktion. Die Profile der meisten uptbefestigungen erwiesen sich als von sehr beträchtlichen imensionen. Der Verlust der Türken an Todten beläuft sich auf 800. — 21. Mai. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Tiflis vom 20. d. beträgt die Zahl der bei der Einnahme
von Ardahan erbeuteten Kanonen 82, darunter viele
Kruppsche und 2 achtzöllige. Schiffen aus die
ige. Die Türken fahren fort, von ihren 1 riedlichen Ortschaften der Küste vom Cap Ardler bis Cap Otchamtchin zu beschießen und einzu⸗
äschern. Gegen die an der Küste gelandeten Tscherkessen sind
der russischen Küuͤste friedliche und wehr
mehrere Truppenabtheilungen abgesendet worden. In der Stadt und dem Sandjak Ardahan sind russische Behörden ein⸗ gesetzt worden.
— (W. T. B.) Telegramme des Ober⸗Kommandirenden der Kaukasus⸗Armee vom 19. und 20. merden, daß die tür⸗ kischen Schiffe, welche fortgesetzt an der 2 Ausdehnung
f ose Ansiedelungen
bombardiren und einäschern, an einzelnen Punkten srühere
Bewohner des Kaukasus, welche von dort ausgewandert waren, ans Land setzen, um durch dieselben die Bevölkeru ng Abchasiens zum Aufstande zu bewegen. Unter den bei der Einnahme von Ardahan Gefangenen befindet sich ein
Pascha. — 22. Mai. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ ver⸗
öffentlicht ein Handschreiben des Kaisers an den
8
Kriegs⸗Minister, in welchem der Kaiser dem Minister in huldvollster Weise seinen Dank für den vortrefflichen Zustand der verschiedenen Zweige der Kriegsverwaltung ausspricht, aus dem sich die vollständige Bereitschaft der Armee zur Erfüllung ihrer heiligen Pflicht ergebe.
— (W. T. B.) Es ist angeordnet worden, daß alle militärischen Nachrichten, soweit sie sich auf Bewegungen, Gefechte und sonstige Operationen russischer Truppen be⸗ ziehen, von der Aufgabestation zunächst nach St. Peters⸗
burg geschickt werden, um die Genehmigung des hiesigen
Generalstabes zur Aushändigung an den Adressaten resp. zur Weitersendung zu erhalten. Ebenso unterliegen die von einem Orte des Kriegsschauplatzes abgehenden Nachrichten der vorhergehenden Prüfung des jedesmaligen Ober⸗Komman⸗ direnden. Nachrichten über Truppenbewegungen sind hier gänzlich ausgeschlossen. Die Feldtelegraphie steht nur für un⸗ mittelbare Dienstzwecke und zur Mitbenutzung für Zwecke der Verwundetenpflege zur Verfügung. — Die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach dem Hauptquartier der Donau⸗Armee bleibt auf den 21. Mai (2. Juni) festgesetzt. Im Gefolge des Kaisers werden sich auch Staatssekretär Ham⸗ burger und Baron Jomini befinden.
Odessa, 19. Mai. (W. T. B.) Alle englischen und an⸗
deren neutralen Handelsschiffe haben gestern den hiesigen Hafen
verlassen. Ein russischer Handelsdampfer ist ebenfalls von hier
ausgelaufen und — was wiederum beweist, daß die Blockade
eine effektive ist — ganz unbelästigt in Oczakoff ein⸗ getroffen. 8
Konstantinopel, 19. Mai. (W. T. B) Das hiesige amtliche Blatt beziffert den Verlust der Russen in den letz⸗ ten Kämpfen bei Ardahan auf 300 Mann, während der⸗ jenige der Türken auf 10 Mann angegeben wird. Wie das⸗ elbe Blatt weiter meldet, versuchen die Türken Bajazid wieder zu besetzen. Der Sohn Schamyls geht sofort nach dem Kaukasus ab. — Der Geschützkampf an der Donau dauert noch fort.
— (W. T. B.) Der Sultan hat an die nach dem Kaukasus entsendeten Truppen eine Proklamation gerich⸗ tet, in welcher er dieselben auffordert, ihre tscherkessischen Glaubensgenossen von der russischen Herrschaft zu befreien.
— 20. Mai. (W. TLB.) Ein Fetwa des Scheikh ul Islam proklamirt den heiligen Krieg gegen Rußland. Durch ein Irade des Sultans werden die nicht muselmännischen Unterthanen ebenfalls dem Kriegsdienste unterworfen. Am letzten Freitag sind 4 große Transport⸗ schiffe, 4 Panzerfregatten und 1 Avisodampfer mit 10,000 Mann, 5 Batterien und 50,000 Gewehren nach Suchum Kaleh abgegangen. Auch viele Circassier werden von hier dorthin eingeschifft. Fazil Pascha hat das Kommando über das nach dem Kaukasus zu entsendende Corps übernommen. Der Sohn Schamyls wird die Circassier, welche sich den Türken anschließen, kommandiren.
— (W. T. B.) Die Regierung verbreitet folgende Nach⸗ richten: Suchum Kaleh vom 18.: 5000 Russen und 700 Kosaken griffen die Türken in der Umgebung von Suchum Kaleh an, die Türken, von der Flotte unterstützt, blieben im Vortheile. 1 Compagnie Kosaken wurde vernichtet. Der Kampf dauerte bei Abgang der Meldung fort. Moukthar Pascha meldet unter dem 18.: Bei Keradagh zwischen Kars und Ardahan fand ein Gefecht statt, daß für die Russen un⸗ günstig verlief.
Bukarest, 19. Mai. (W. T. B.) Die rumänische Re⸗ gierung hat ihre diplomatischen Agenten im Auslande beauf⸗ tragt, den Regierungen, bei welchen sie beglaubigt sind, zur Kenntniß zu bringen, daß ein Detachement regulärer türkischer Truppen am 16. d. Mts. nach der Ueberwäl⸗ tigung einiger von rumänischen Milizsoldaten bezogenen Pikets bei Gura Jalomitza die zurückgebliebenen schwer verwun⸗ deten ö’ Soldaten auf Befehl der Offiziere erschossen hat. 8
— 21. Mai. (W. T. B.) Unabhängigkeitserklärung Rumäniens
theilt.
W. 7 In der Deputirtenkammer gab der Minister Cogalniceanu folgende Erklärung: „Wir sind eine freie und unabhängige Nation, damit aber unsere Unabhängigkeit anerkannt werde, müssen wir unsere Sache vor Europa vertreten.“ Die Kammer nahm hierauf einstimmig fol⸗ gende Tagesordnung an: „Die Kammer nimmt Akt davon, daß der Krieg zwischen Rumänien und der Türkei erkläart ist, daß die zwischen beiden bestehenden Bande zerrissen sind und die einstimmig gewünschte Unabhängigkeit des Landes hierdurch offiziell proklamirt wurde; die Kammer zählt auf die Gerechtig⸗ keit der Garantiemächte.“ — Im Senat wurde gleichfalls einstimmig eine analoge Tagesordnung, betreffend die Unab⸗ hängigkeit des Landes angenommen. — Die Eisenbahn⸗ brücke über die Olteca ist eingestürzt, zehn Lastwaggons stürzten in den Fluß. 1 88
Zara, 19. Mai. (W. T. B.) Der Insurgentenführer Despotovics soll von 5000 Türken bedroht, die unter Uzunia Pascha nach Grahova gesandt waren, sich in die Ge⸗ birgshöhen von Sedlo geflüchtet haben. — Suleyman Pascha hat aus Besorgniß vor einer Revolte der Christen in Mostar, in jedes Haus drei türkische Soldaten einquartiert.
Der Senat hat der seine Zustimmung er⸗
Unter den in Mostar stehenden Truppen sollen viele Krank⸗ heiten ausgebrochen sein.
Wien, 21. Mai. (W. T. B.) Das „Telegraphen⸗Kor⸗ respondenzbureau“ erfährt positiv, daß die rumänische Re⸗ gierung gestern die eit Rumäniens proklamirt und der Türkei den Krieg erklärt habe. Die Rolle der rumänischen Armee, welche vollständig in der dee Walachei konzentrirt sei, werde eine rein defensive
eiben.
— 22. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Presse“ hat die rumänische Besatzung heute früh Oltenitza geräumt, nachdem dasselbe bereits gestern von den Russen besetzt worden war. Der Wechsel der Be⸗ satzung wurde von den Türken nicht gestört, obschon dieselben von ihren Batterien aus die Stadt überblicken können und auch drei Monitors bei Turtukai stationirt haben.
. Wien, 22. Mai. (W. T. B.) Meldungen hiesiger Zei⸗ ungen.
„Deutsche Zeitung“ aus Konstantinopel: 21. d. Haidar Effendi geht im Laufe dieser Woche als Gesandter der Pforte in außerordentlicher Mission nach Teheran. — Hobart Pascha soll auf die englische Staatsangehörigkeit verzichtet und die türkische angenommen haben. — Aus Belgrad: 21. d. In Turnseverin wird ein russisches Corps erwartet. Die Skupschtina tritt am 24. d. zu⸗ sammen.
„Neues Wiener Tageblatt“ aus Kalafat: Man trifft hier Vorbereitungen zur Wiedereröffnung des Bombar⸗ dements von Widdin. — Aus Orsowa: In der kleinen Walachei soll ein rumänisches Corps, verstärkt durch kleine russische Truppenabtheilungen, operiren.
London, 20. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Erzerum vom 19. d. wäre bei Kars fortdauernd Alles ruhig. Die Türken hielten sich in der Defensive. Der linke Flügel der russischen Truppen stände bei Ipeck (2). Der Karawanenweg nach Persien hinüber wäre für den Verkehr vollkommen frei.
Paris, 21. Mai. (W. T. T.) Hierher gelangte diplo⸗ matische Informationen lassen eine in aller Kürze bevorstehende Kriegserklärung Griechenlands an die Türkei als wahrscheinlich erscheinen.
St. Petersburg, 18. Mai. Der „Herold“ schreibt: „Wie wir erfahren, entbehrt die über Konstantinopel ein⸗ gegangene Mittheilung, daß ein aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie bestehendes russisches Corps den Donau⸗ Uebergang am 3. (15.) d. M. bewerkstelligt habe, bis heute der Bestätigung. Der Uebergang hat, laut Nachrich⸗ ten, die bis gestern Abend laufen, bisher nicht stattgefunden. — Gegenüber den Behauptungen der „Russ. Telegr.⸗Agentur“, Fürst Milan gehe ernstlich mit dem Gedanken um, dem Throne zu entsagen, wird uns von unterrichteter Seite mit⸗ getheilt, daß diese Meldung, ebenso wie die Nachricht, daß Fürst Milan hierher zu kommen beabsichtige, der thatsächlichen Be⸗ gründung entbehre. Die Lage Serbiens erscheint Angesichts der neuerdings hochgehenden Wogen des Parteiwesens und des an den Grenzen des Landes ausgebrochenen Krieges in der That als eine zu ernste, als daß das Haupt der Regierung sich ent⸗ schließen könnte, das Land für längere oder kürzere Zeit zu verlassen. Dagegen wird uns die zuerst in unseren Spezial⸗Telegrammen gebrachte Nachricht, daß der russische General⸗Konsul in Bel⸗ grad, Staatsrath Karzow, die serbische Hauptstadt verlassen, bestätigt. Derselbe ist definitiv abberufen worden. Die Lei⸗ tung der russischen Geschäfte in Serbien ist dem Sekretär des General⸗Konsulats übertragen worden. Staatsrath Karzew wird in St. Petersburg erwartet, um persönlich über die zwischen ihm und dem serbischen Ministerium zu Tage getre⸗ tenen Differenzen zu berichten.“
Konstantinopel, 11. Mai. geschrieben:
„Stambul hat ein düsteres, bestürztes Aussehen. In Stambul und im Seraskierate wurden mehrere Werbebureauvx aufgeschlagen, doch mangelt es an Freiwilligen. So stellten 82 gestern nur zwei Freiwillige im Seraskierate. Was die christlichen Freiwilligen⸗Regi⸗ menter und die polnische Legion betrifft, so existiren dieselben blos in den türkischen Journalen von Konstantinopel. Es ist wahr, daß ein gewisser Demosthenes Effendi, derselbe, der zur Zeit des serbisch⸗türkischen Krieges einige christliche Freiwilligen⸗Com⸗ pagnien organisirte, die Bildung eines aus Griechen beste⸗ henden Freiwilligen⸗Regiments unternahm, doch wurde seinem diesbezüglichen Aufrufe von Niemandem entsprochen. In diesem Momente sieht man vielleicht 20 Abenteurer, Griechen, Armenier und Israeliten, um die im Seraskierats⸗Gebäude eigens zu obigem Zwecke errichteten Zelte herumspazieren. Nicht besser steht es mit der polnischen Legion trotz der vom „Comits der polnischen Emigration im Oriente“ veröffentlichten Proklamation. Die ange⸗ seheneren, in Konstantinopel wohnenden Polen mißbilligten dieses Manifest, das von einigen Abenteurern ausgeht, die im Namen Polens zu sprechen keinerlei Recht haben. Die türkische Regierung jedoch gab zu dieser Legion ihre Einwilligung und stellte den Orga⸗ nisatoren sogar eine Kaserne zur Verfügung. Seither sind bereits mehrere Tage vergangen und man bemerkt, außer den Führern, einen gewissen Arthur Bey und einen Anderen Namens Saint⸗Clair, noch vielleicht 60 Individuen, Italiener, Franzosen, Belgier und wenige Polen. — Unser Hafen zeigt nicht mehr jenes bewegte Treiben, das noch in der verflossenen Woche bemerkbar war. Abgang und Ankunft von Truppen sind ziemlich setten geworden, weil die Regierung über keine anderen als die bereits auf den beiden Kriegsschauplätzen be⸗ findlichen Streitkräfte verfügt. Der Effektivstand der Armee erreicht bei Weitem nicht die in der Thronrede des Sultans ange⸗ zeigte Höhe von 600,000 Mann und dürfte sich, nach besten Infor⸗
Der „Pol. Korr.“ wird
mationen, auf nicht mehr als 300,000 Mann belaufen, wozu noch
die Hülfstruppen und die Baschibozuks zu zählen sind. Berücksich⸗ tigt man jedoch, wie wenig eilig es die letzteren haben, zu den Fah⸗ nen zu stoßen, so werden dieselben wohl nicht besonders schwer ins Gewicht fallen. Wie bereits mitgetheilt, unterhandelt die Regierung im gegenwärtigen Augenblicke über die Aufnahme eines An⸗ lehens in England und wurde der Unter⸗Staatssekretär im IT Zuhdi Bey, mit dieser Mission betraut Zuhdi eey beabsichtigt, mit den SGen der Titel der durch den egyp⸗ tischen Tribut garantirten Anleihe ein Uebereinkommen auf jeger Grundlage zu treffen, welche bereits im verflossenen Sommer von den Herren Rudolph Stewart und Mac⸗Ewen beantragt worden war. Das Wesen dieses Uebereinkommens, zu welchem, wie man versichert, die Herren Dent, Palmer u. Co. (die Sone. der Anlehen von 1854 und 1871) ihre Einwilligung geben, soll darin bestehen, die aus dem egyptischen Tribute zu leistenden Verpflichtungen zu redu⸗ ziren und 8 einen Theil derselben als Garantie für einen neuen Vorschuß frei zu machen, über welch letzteren Zuhdi Bey gleichfalls zu unterhandeln ermächtigt ist. Unter Anderm versichert man, da diese Finanzoperation von Kapitalisten ersten Ranges unterstützt wir und daß sie daher alle Aussicht auf Erfolg hat. Bezüglich der Höhe des Vorschusses spricht man von 3 bis 4 Millionen Pfund Sterling. Auch soll die türkische Regierung bereit sein, wenn man noch weitere Garantieen fordern sollte, die Ausnützung gewisser Bergwerke und Wälder abzutreten.“ 1“ “
— Aus Rustschuk, 15. Mai, wird der „Pol. Korr.“ geschrieben:
„Eine Folge der fortwährenden Kriegsconseils ist eine zwischen dem Serdar Ekrem Abdul Kerim und dem Kommandanten der Donau⸗Armee Achmed Ejub eingetretene leichte Spannung. Abdul Kerim sträubt sich gegen die Pläne Achmed Ejubs, welcher im Generalstabe einen großen Anhang zählt. Abdul Kerim ist gegen jede offensive Bewegung und unterstützt seine Abneigung mit dem trif⸗ tigen Grunde, daß man numerisch zu schwach sei, um einen Donau⸗ Uebergang zu riskiren und sich auf dem rumänischen Ufer festzusetzen. Selbst wenn ein solches Wagestück gelingen sollte, könnte man bei der ersten ungünstigen Affaire hinterher in eine be⸗ denkliche Lage gerathen. Achmed Ejub hingegen will noch jeßt à tout prix den Kriegsschauplatz nach Rumänien verlegen und sich dort festsetzen. Im schlimmsten Falle könne man, da die Armee über massenhaftes Brückenmaterial und eine große Flottille verfüge, leicht zurückgehen. *Zu einem Entschlusse scheint es bis zur Stunde noch nicht gekommen zu sein. Die getroffenen Maßregeln sind auch insgesammt schwankender Natur. Bald werden Truppen nach der Dobrudscha geschickt, bald erhalten dieselben Contre⸗Ordre. Man läßt aus Varna und selbst aus Schumla Bataillone hierherkommen, Wum sie am zweiten Tage in ihre früheren Kantonnements zurückzuschicken. Nur in Einem Punkte herrscht Kon⸗ sequenz und bemerkenswerthe Rührigkeit. Rustschuk, Turtukai und Hirsowa werden unaufhörlich befestigt. Die letzten zwei Donaupunkte werden mit zahlreichen Batterien versehen, die mit Geschützen des größten Kalibers armirt werden. Auch sind beträchtliche Truppen⸗ massen in allen diesen drei Städten konzentrirt worden. Von den Garnisonen von Slivno und Plowdiw sind starke Theile nach Hir⸗ sowa und Turtukai gezogen worden. Der hiesige englische General⸗ Konsul Mr. Dupont hat von Mr. Layard den Befehl bekommen, eine Rundreise in den Distrikten von Lowtscha, Kagan und Trnowo zu machen, um sich über die Lage der Dinge an Ort und Stelle richtige Informationen zu verschaffen. Es drangen abermals Klagen über Grausamkeiten, deren sich die Tscherkessen gegen die Bulgaren zu Schulden kommen lassen, nach Konstantinopel. Uebrigens sind 2800 Tscherkessen via Varna nach Anatolien eingeschifft worden.“
— Dasselbe Blatt meldet aus Jassy, 15. Mai: „Die aus Kischeneff und Ungheni kommenden Züge bringen nunmehr nur wenig Truppen, dafür aber um so mehr Artillerie, Munition, Material für Brückenbau und Train. Alles geht zumeist nach Giurgewo weiter. Die russischen Positionen an den Donaumündungen brauchen keine Verstärkung mehr und die Nachschübe erfolgen nur in der Richtung von Bukarest⸗Giurgewo. Die Grenze des Rayons, innerhalb dessen die Russen in Rumänien aufmarschiren, erweitert sich nunmehr be⸗ deutend. Großfürst Nikolai hat sich mit der Fürstlichen Regierung darüber verständigt, daß in der kleinen Walachei ein aus Rumänen und Russen bestehendes kombinirtes Corps von 60,000 Mann aufgestellt werde. Die Rolle, welche dieser Armee zugewiesen werden solle, dürfte keine geringe sein. Man ver⸗ muthet, daß diese Truppen bei Lom⸗Palanka über die Donau gehen und nach Trnowo vorzudringen suchen werden. Im Zusammenhange damit steht auch die wahrscheinlich demnächst erfolgende Verlegung des russischen Hauptqguartiers von Plojesti nach Bukarest. Es ver⸗ lautet, daß schon in den nächsten Tagen der gesammte russische Generalstab dort eintreffen werde. Die ntwickelung der russischen Streitkräfte zeigt immer deutlicher, daß der Schwerpunkt der Operationen nach der oberen Donau ver⸗ legt werden wird, und daß Alles, was an den Mündungen und oberhalb derselben geschieht, größtentheils nur Demon⸗ strationen sind, dazu bestimmt, die wahren Absichten zu maskiren. Daß dem so sei, beweisen unter Anderem die soeben getroffenen Vor⸗ kehrungen für die Errichtung eines Lagers bei Vidra, unweit Giur⸗ gewo, in welchem 2 Divisionen Infanterie, 3200 Pferde, 1 Bataillon Genietruppen nebst der entsprechenden Artillerie konzentrirt werden. Zur Deckung von Bukarest bedarf es nicht dieser Maßregel, da in Giurgewo selbst bereits starke Truppenmassen konzeatrirt sind. Oberhalb dieser Stadt haben 26,000 Mann Infanterie, 12 Sotnien Tereker Kosaken, 2 Regimenter leichter Kavallerie nebst 36 Geschützen ein Zeltlager bezogen. Die rumänischen Truppen sollen dieser Tage von Giurgewo nach der oberen Donaustrecke vor⸗ geschoben werden. Alles zusammengenommen deutet nach wie vor darauf hin, daß die Russen außer Giurgewo auch noch Zimnika stark ins Auge gefaßt haben. Das Armeecorps des General⸗Lieutenants Zimmermann hat Befehl erhalten, in Eilmärschen nach Zimnica und Turnu⸗Magurelli sich zu bewegen. Zwischen Giurgewe, Zimnica und Turnu⸗Magurelli sind mindestens 80,000 Mann aufmarschirt.“
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Wien, Dienstag, 22. Mai. Telegramme des „Neuen Wiener Tageblatt“: Aus Bukarest: Die Eisenbahnbrücke über die Aluta ist während des Passirens eines leeren Zuges eingestürzt. Zwölf Waggons und die Lokomotive stürzten herab. Fünf Eisenbahnbeamte sind todt. Die russischen Operationen werden durch diesen Unglücksfall’ nicht berührt. (Cfr. Depesche Bukarest, 22. d.) Aus Belgrad: Fürst Milan wird dem Kaiser Alexander in Plojesti mittheilen, daß Serbien nach der Unabhängigkeitserklärung Rumäniens die Neutralität aufgeben müsse und seine Aktion gleichfalls mit der Erklärung der Unabhängigkeit beginnen werde.
Wien, Dienstag 22. Mai. Gestern kamen hierselbst 128 Russen an, welche aus der Türkei ausgewiesen waren. Die⸗ selben wurden auf Veranlassung der russischen Botschaft im
otel National einlogirt und setzen heute Nachmittag ihre Reise nach Rußland fort.
St. Petersburg, Dienstag, 22. Mai, Vormittags. Von der Kaukasusarmee sind folgende Telegramme eingegangen: Sotchi, 19. Mai. Türkische Schiffe bombardiren Ardelar. Igdyr, 20. Mai. General Tergukassoff entsendete aus Surb⸗Ohanes ein Detachement nach Bajazid, da er die Nachricht erhalten, daß die Türken gegen diese Stadt zu operiren beabsichtigen. Das Detachement erreichte die Stadt noch an demselben Tage. — Nach ein⸗ egangenen Meldungen beabsichtigt eine Abtheilung, be⸗ tehend aus 3500 Kurden, 12,000 Baschibozuks und 5 Bataillonen mit 7 Geschnn⸗ aus der Gegend vom See Van nach Karakilissi zu marschiren, um si den dort stationirten Truppen anzuschließen. — Bajazid, 20. Mai. Das türkische Detachement, welches Bajazid an⸗ reifen wollte, zog sich in der Richtung auf Van zurück. — Achalkalki⸗ 20. Mai. Aus den letzten Kämpfen sind weitere 300 Leichen aufgenommen, darunter die eines türkischen Stabschefs.
Nr. 20 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Post⸗ und Felagevreaee Asftt s üs. dung mit Konstantinopel. + Finanzwesen: Goldankäufe Seitens der Reichsbank; Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemein⸗ schaftlichen Verbrauchssteuern im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1877 bis zum Schlusse des Monats April 1877; Status der deutschen Notenbanken Ende April 1877. — Münzwesen: Ueber⸗ sicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Uebersicht über die bis Ende April 1877 für Rechnung des Deutschen Reichs zur Ein⸗ ziehung gelangten Landes⸗Silber⸗ und Kupfermünzen. — Zoll⸗ und