1877 / 142 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Jun 1877 18:00:01 GMT) scan diff

zum Schlusse nach den Truppen der Kriegerverein, die Schützen⸗ und Turngesellschaft. Unter dem Geläute aller Glocken bewegte sich der Zug bis * Rosenhöhe, in welcher sich das Mauso⸗ leum befindet. egen Beschränktheit der Anlagen brachen hier die nicht besonders zur Beisetzung geladenen Theilnehmer des Zuges ab, während die übrigen den vom Wagen abge⸗ nommenen Sarg zum Mausoleum begleiteten. Hier wurde die Leiche durch Hofprediger Bender zur Ruhe eingesegnet, während der milträrische Kondukt die Ehrensalven abgab. Die Feierlichkeit fand bei herrlichstem Wetter statt. Bei der dem Leichenwagen voranschreitenden Abtheilung befanden sich außer dem Bürgermeister und den Stadtverordneten der Re⸗ sidenz auch Deputationen der Städte und von über hundert Landgemeinden und die Spitzen des Domkapitels in Mainz. Die Erste Kammer der Stände hält morgen, 19., eine Sitzung, auf deren Tagesordnung Erlaß einer Adresse an den Großherzog steht. Die Zweite Kammer der Stände tritt Mittwoch, 20., sammen.

8 Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. Juni. Gestern hat unter dem Vorsitze des Kaisers ein längerer Minister⸗ rath stattgefunden. Ueber die Vertagung des Reichs⸗ rathes wurde, dem „Prager Abendbl.“ zufolge, in dem vor⸗ erwähnten Ministerrathe ein Beschluß noch nicht gefaßt, da die Regierung erst Besprechungen mit den Vertrauensmännern der verschiedenen Klubs pflegen will, ehe sie in dieser An⸗ gelegenheit ihre Entschlüsse faßt. Der Zusammentritt der Delegationen ist, wie die „Montagsrevue“ vernimmt, für den Monat September in Aussicht genommen. Der Steuerreform⸗Ausschuß des Abgeordnetenhauses hielt gestern eine Sitzung ab, in welcher die von den ve erenten vorgelegten Berichte über die Gesetzentwürfe, betr. die Besteuerung von Aktiengesellschaften und anderen zur öffentlichen Rechnungs⸗ legung verpflichteten Erwerbsunternehmungen, dann betr. die Erwerbsteuer, berathen und genehmigt wurden. Abg. Dr. Menger legte den Entwurf eines Berichtes über den muth⸗ maßlichen finanziellen Erfolg der provisorischen Steuerreform vor, welcher ebenfalls die Genehmigung des Ausschusses er⸗ hielt. Die Eisenbahnkommission des Herrenhauses hat den vom Abgeordnetenhause abgeänderten Gesetzentwurf, betreffend die Maximaltarife für die Personenbeförderung auf Eisenbahnen, in der Fassung des Abgeordnetenhauses an⸗ genommen.

18. Juni. Der Minister des Innern Freiherr von Lasser ist von Salzburg nach Wien zurückgekehrt. Der kommandirende General in Agram FZM. Freiherr von Mollinary ist am 16. in Wien angekommen. Die Kommission, welche auf Grund eines Beschlusses des Mi⸗ nisterrathes zur Berathung allfälliger Ersparungen in den Ressorts der einzelnen Ministerien einberufen wurde und am 6. d. M. im Finanz⸗Ministerium ihre erste Sitzung abhielt, hat vorgestern ihre Berathungen geschlossen.

Wie das „Fremdenbl.“ mittheilt, fand heute Nachmit⸗ tag bei dem Minister⸗Präsidenten Fürsten Adolf Auersperg eine Konferenz statt, welche die Berathung des parlamen⸗ tarischen Kalendariums für die nächsten Monate zum Gegen⸗ stande hatte.

Prag, 19. Mai. Die Erzherzöge Franz Karl und Victor sind heute Vormittag nach Wien zurück⸗ gereist.

Schweiz. Bern, 18. Juni. (Allg. Ztg.) Der Nationalrath beschloß, den Bundesrath mit genauerer Vollziehung der Bestimmungen des Eisenbahngesetzes, be⸗ befenn die Feststellung der Anlagekosten der Eisen⸗ bahnen, zu beauftragen.

Großbritannien und Irland. London, 18. Juni. (E. C.) Die Königin wird den vorläufigen Dispositionen zufolge am 21. von Balmoral hierher zurückkehren. An Stelle des nach einer 50jährigen Dienstzeit zurücktretenden Sir William Stephenson ist Mr. Charles John Herries zum Prä⸗ sidenten der Steuerbehörde ernannt worden.

Frankreich. Versailles, 19. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte, nachdem Louis Blanc und der ehemalige Polizei⸗Präfekt Leon Renauld sich lebhaft gegen die Einsetzung des neuen Mi⸗ nisteriums ausgesprochen und das Auftreten der Kammer und der republikanischen Partei entschieden vertheidigt hatten, Choiseul folgende Tagesordnung der Linken ein:

In Erwägung, daß das am 17. Mai unter dem Präsidium des erzogs von Broglie durch den Präsidenten der Republik gebildete kinisterium entgegen dem Gesetz der Majorität, welches jede parla⸗

mentarische Regierung regeln muß, zur Führung der Geschäfte be⸗ rufen worden ist, in fernerer Erwägung, daß es sich von Be⸗ „ginn an jeder Erklärung vor den Repräsentanten des Landes entschlagen hat und daß es die bestehende Verwaltung völlig umstürzte, um mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln einen Druck auf das allgemeine Wahlrecht auszuüben in fernerer Erwägung, daß das Ministerium nur eine Koalition der monarchischen Partei darstellt, eine Koalition, welche durch die Inspirationen der klerikalen Partei geleitet wird, und daß es seit dem 17. Mai alle gegen die Repräsentanten der Nation ge⸗ richteten Angriffe, sowie alle Aufforderungen zur Verletzung der be⸗ stehenden Gesetze ungestraft gelassen hat in endlicher Erwägung, daß es unter diesen Umständen eine Gefahr für die Ruhe und den Frieden des Landes und zugleich eine Störung für die Geschäfte und sonstigen Interessen ist erklärt die Deputirtenkammer, daß dieses Ministerium nicht das Vertrauen der Nation besitzt.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Paris, erklärte, die Tagesordnung enthalte nichts, was die Minister in Erstaunen setzen könne, die Worte der Vorredner hätten diese Tagesordnung voraussehen lassen. Die Kammer möge ihre Entschließung fassen, der Senat werde morgen sprechen.

enn derselbe die Auflösung beschließen sollte, so könne das Land seinerseits wählen zwischen der Koalition aller Gruppen der Linken und der Koalition aller Konservativen.

Die Tagesordnung wurde schließlich mit 363 gegen 158 Stimmen angenommen.

(W. T. B.) Der General⸗Prokurator am Pariser Appellhofe, Imgarde de l'Effemberg, ist zum Präsidenten am Kassationshofe ernannt worden.

Italien. Rom, 19. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats wurde das Budget des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten berathen. Auf eine bezügliche Interpellation Brioschi's erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten, er

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erklären, daß die von den schweizerischen Blättern in dieser Angelegenheit gebrachten Nachrichten nicht authentisch seien. Weiter versicherte der Minister, daß die Mont⸗Genevre⸗Linie nicht werde aufgegeben werden; die italienischen Delegirten bei den Verhandlungen hätten Instruktionen, die gemachten Vorschläge ad referendum zu nehmen, die italienische Regie⸗ rung behalte sich die Freiheit vor, die Vorschläge zu prüfen; sie werde den Interessen der Nation entsprechend vorgehen und vor definitiver Beschlußfassung die Ansichten der bei dieser Frage interessirten Provinzen und Gemeinden einholen. Brioschi erklärte sich mit dieser Antwort des Ministers zu⸗ frieden. Das Budget wurde hierauf angenommen.

Die Deputirtenkammer ist am 15. d. M. bis zum Herbst d. J. vertagt worden, nachdem sie seit dem Herbste v. J. 144 Sitzungen gehalten und 88, zum Theil sehr wichtige Gesetze durchberathen und angenommen hat.]

Griechenland. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Polit. Korresp.“ aus Athen vom 19. ist der dortige öster⸗ reichisch⸗ungarische Gesandte, Frhr. von Münch⸗Belling⸗ han son, am Typhus gestorben. Die griechische Regierung at, wie weiter berichtet wird, zur Sicherung der Grenze gegen Räuber ein Detachement mit einer Gebirgsbatterie dorthin gesandt.

Türkei. Konstantinopel, 7. Juni. Nach Inhalt der dem hiesigen internationalen Gesundheitsrathe zugegan⸗ genen letzten*) Nachrichten ist die Pestepidemie in Bagdad dem Erlöschen nahe. In der Woche vom 27. v. M. bis zum 2. d. M. starben daselbst 24 Personen an der Pest (gegen 103 in der Vorwoche) und 35 an anderen Krankheiten. Unter der Garnison wurde ein Pestanfall konstatirt.

Mit Ausnahme von Hilleh, wo die Seuche sporadisch auftrat, war die ganze übrige Provinz pestfrei. „Ein Telegramm aus Rescht am kaspischen Meere er⸗ klärt die daselbst herrschende Krankheit für wirkliche Pest.

19. Juni. (W. T. B.) Die Kammer nahm den An⸗ trag auf Besteuerung der Gehalte der Beamten an. Die dritte Lesung der Vorlage, betreffend die Aufnahme einer inneren Zwangsanleihe, hat noch nicht stattgefunden. In der heutigen Sitzung wurde ein formeller Antrag auf Eirisetung einer Permanenzkommission eingebracht. Die Kammer wird vor ihrem Schlusse noch einige Sitzungen halten. Der⸗ wisch Pascha ist mit zahlreichen irregulären Truppen, welche vor dem Sultan Revue passirten, gestern nach Batum ab⸗ gegangen. Prinz Hassan hat gestern einem außerordent⸗ lichen Ministerrathe beigewohnt und wird sich am Donnerstag nach Varna begeben. Der Sultan beabsichtigt auf eigene Kosten den Bau eines neuen ökumenischen Patriarchats⸗ gebäudes.

Salonichi, 4. Juni. geschrieben:

„In unserem, wie auch in dem neu errichteten Vilajet von Kossowo herrscht vorläufig äußerlich volle Ruhe. Diese glatte Ober⸗ fläche darf aber durchaus nicht täuschen. In der griechischen Bevölkerung herrscht eine tiefe Gährung, die auch in letzter Zeit durch die Anordnung des Seraskiers neue Nahrung erhielt, daß alle waffenfähigen Christen in unserem Vilajet an jedem Sonntage unter Leitung von Offizieren der Redifs Waffenübungen abhalten müssen. Das griechische Patriarchat in Konstantinopel protestirte energisch hegen diese Verletzung der Sonntagsfeier, und die Leute rückten that⸗ sachlich. nicht aus. Die griechische Geistlichkeit, welche früher oft nur zu servil sich den türkischen Behörden gegenüber benahm, tritt jetzt bedeutend selbständiger und sogar in letzter Zeit entschieden oppo⸗ sitionell auf. Man behauptet auch, daß Viele aus dem griechischen Klerus an der Spitze von Komités stehen, welche nichts mit religiö⸗ sen Dingen zu schaffen haben. Immerhin ist alles dies von neben⸗ sächlicher Bedeutung. Schließlich wird Alles auf die Stellung an⸗ kommen, welche Griechenland der Pforte gegenüber einnehmen wird. Sollte es zu einem Koalitions⸗Ministerium in Athen kommen und dieses eine der Pforte feindselige Politik verfolgen, dann werden die türkischen Griechen durch keinen Patriarchen, und sei dieser auch noch so loyal, von einer Bewegung abgehalten werden können. Der Auf⸗ ruf des Vali Derwisch Pascha, welcher an allen Ecken unserer Stadt am 30. v. M. angeheftet wurde, blieb gänzlich wirkungslos. Es wurden darin die waffenfähigen Männer aller Kn aufgefordert, sich in die Listen der Freiwilligen⸗Bataillone, die sechs an der Zahl zu 600 Mann hier formirt werden sollen, ein⸗ tragen zu lassen. Weder die Griechen, noch die Bekenner anderer Konfessionen melden sich. Aber auch die Mohamedaner bekunden durchaus keinen werkthätigen Patriotismus. Seit der erfolgten Publizirung des Aufrufes sind vier Tage verstrichen und es haben sich blos zwei Hamalins (Lastträger) gemeldet. In unserem Vilajet ist von einer wirklichen Begeisterung unter den Mohamedanern nichts zu merken, Unser Hafen weist zur Stunde drei fremde Kriegs⸗ schiffe auf. In den nächsten Tagen werden ein deutsches, ein fran⸗ zösisches und ein italienisches Kriegsschiff erwartet.“

Rumänien. Bukarest, 19. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat das Gesetz, betreffend die Ausgabe von Hypothekarnoten in der vom Senate abgeänderten Fassung mit 45 gegen 21 Stimmen angenommen. Von der Regie⸗ rung wurde der Kammer ein neues anderweitiges Abkommen mit Crawley, dem Bauunternehmer der Eisenbahn Plojesti⸗ Predeal, vorgelegt. Don Carlos ist heute mit seinen Be⸗ gleitern in Suczawa angekommen.

Amerika. Mexiko. (A. A. C.) New⸗Yorker Zeitungen veröffentlichen Berichte aus Mexiko, denen zufolge, nachdem Alvarez, der frühere Gouverneur von Acapulco, unter Lerdo de Tejada's Präsidentschaft, seinen von Diaz, dem neuen Präsi⸗ denten, ernannten Nachfolger aus dem Amte vertrieben, zwei von Diaz gesandte Kanonenboote am 5. ds. Acapulco bombar⸗ dirt haben. Ueber das Resultat der Beschießung liegen keine Einzelheiten vor. Eine Anzahl verbannter Anhänger Lerdo's hat sich von San Francisco nach Acapulco begeben. De⸗ peschen neueren Datums aus Mexiko melden, daß Lerdo de Tejada’'s Anhänger am 28. v. M. Elphaso eingenommen hät⸗ ten und in Chihuaha ein Aufstand ausgebrochen sei.

Der „Pol. Corr.“ wird von hier

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 19. Juni. (W.

T. B.) In Betreff der viel besprochenen, h10 1

neuerdings verfügten Rekrutirung von 218,000 Mann wird von unterrichteter Seite hervorge⸗ hoben, daß es sich um gar keine exceptionelle, sondern um die normale, jährlich wiederkehrende Aushebung handelt, die selbstverständlich, wie gewöhnlich im Voraus angekündigt und festgesetzt wird. Die Ziffer ist größer als im letzten Jahre, weil man bei abgekürzter Dienstzeit jetzt nahezu das Maximum der jährlichen Norm erreicht, welche viien 190,000 und 220,000 Mann betragen soll.

bezüglich der schwebenden Unterhandlungen über die thardbahn nur reservirt aussprechen, doch könne er

St. Petersburg, 20. Juni. (W. T. B.) Die „Agence générale Russe“ bezeichnet die von dem ersten Lord der Admi⸗ ralität, Ward Hunt, in der Sitzung des englischen Unter⸗ hauses am Rhna gemachte Aeußerung, daß die russischen Torpedos längst bekannt seien, als einen Irrthum. Die Torpedos seien von dem General⸗Ingenieur der russischen Marine, Baron Tisenhausen, erfunden und die ersten Ver⸗ suche mit denselben insKronstadt im Jahre 1862 angestellt, wobei die glänzendsten Erfolge erzielt worden. Das Geheimniß der Erfindung sei strengstens bewahrt worden.

(W. T. B.) Aus Bukarest wird der „VPolit. Korresp.“ vom 19. telegraphirt, daß die Verhandlungen wegen des eventuellen Abschlusses einer effektiven Allianz zwischen Rumänien und Rußland fortdauern.

London, 19. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte auf eine Anfrage Dillwyn's der Unter⸗Staatssekretär Bourke, es sei unrichtig, daß die Pforte die Neutra⸗ lisirung des Suezkanals abgelehnt habe, denn eine solche sei niemals formell verlangt worden; auf eine vertrauliche Mittheilung Englands bezüglich des Kanals habe die Pforte überhaupt noch nicht geantwortet. 11u1“

(W. T. B.) Aus Rustschuk wird der „N. fr. Pr.“ telegraphisch gemeldet: Bei Simnicza sind nur wenige russische Truppen und gar keine Verschanzungen sichtbar. Das Land am Ufer und die Inseln sind, obschon das Donauwasser sinkt, theils überschwemmt, theils versumpft, es wird deshalb ier kein Versuch zu einem Donauübergang erwartet, der

egend von Turn⸗Magurelli und Islaz aber eine größere Aufmerksamkeit zugewendet. Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Telegramm der „Neuen freien Presse“ aus Bukarest von heute: Die Türken haben hinter Matschin Verschanzungen errichtet, um einen Donau⸗ übergang der Russen daselbst zu verhindern. Die Russen befestigen die Umgebung von Satunowo, die Türken dagegen Isaktscha. Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Telegramme der „Deut⸗ schen Zeitung“ aus Pera: Zwei russische Korvetten kreuzen bei Kap Matapan an der Sudspitze von Morea.

Konstantinopel, 19. Juni. (W. T. B.) Der Mi⸗

nister des Auswärtigen hat den Vertretern der Pforte im Auslande folgende Nachrichten gesandt, welche von dem General⸗Gouverneur Mazhar Pascha aus Mostar vom heutigen Tage eingelaufen waren: Am letzten Mittwoch setzte sich das von Suleiman Pascha befehligte Armee⸗Corps von Kristach aus in der Richtung nach Niksic in Bewegung. Bei Prescha kam es zu einer Schlacht, in welcher der Feind völlig geschlagen wurde. Am Sonnabend wurde Niksic verproviantirt. Am folgenden Tage wurde der Marsch nach der montenegrinischen Grenze fortgesetzt, und gelang es den Truppen, sich der Defiléen von Ostrog zu bemächtigen, wobei die Montenegriner völlig in die Flucht geschlagen und zahlreiche Vorräthe an Munition und Gewehren erbeutet wurden. Unsere Truppen dürften gestern ihren Vormarsch fortgesetzt haben und wahrscheinlich ist schon heute die Vereinigung des unter Suleiman Pascha stehen⸗ den Armee⸗Corps mit dem Armee⸗Corps von Skutari und Albanien erfolgt. 8 Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Wie dem „Telegraphen⸗ Korrespondenz⸗Bureau“ aus Zara vom 19. gemeldet wird, sind die Türken in drei Kolonnen in Montenegro eingedrungen und zwar eine über Ozdrinik nach Dersna, die zweite durch das Zetathal nach Dopoljevic und die dritte über Povia gegen Bogetic, wo die Montenegriner Proviant⸗ und Munitions⸗ vorräthe aufgehäuft haben und wo seit gestern gekämpft wird. Das Hauptquartier des Fürsten befindet sich in Aranidol. Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Telegramm der „Neuen freien Presse“ aus Ragusa: Noch vor der Verproviantirung von Niksic gelang es Suleiman Pascha, die Montenegri⸗ ner bei Presjeka zum Kampfe zu zwingen und zu schlagen. Am Sonntag forzirte der Muschir die Defiléen von Ostrog und drang unter fortwährenden Kämpfen in Montenegro ein. Ostrog, 17. Juni. Aus dem montenegrinischen Hauptquartier meldet die „Pol. Korr.“: „Gestern (16. Juni) griffen die Türken in der Stärke von 10,000 Mann von Spuz aus unsere Stellungen bei Rasina⸗Glavica an, welche nur von fünf Bataillonen Montenegrinern ver⸗ theidigt wurden. Der überaus hitzige Kampf währte den ganzen Tag, indem die Türken fünfmal die Position zu stürmen ver⸗ suchten. Der Angriff wurde von den Montenegrinern mehr⸗ mals zurückgeschlagen und die Türken in die Festung Spuz gedrängt. Die Montenegriner erlitten dabei einen Verlust von 115 Todten und Verwundeten, die Türken verloren über 2000 Mann. Indem die Montenegriner große Hindernisse zu den von den Türken im Dugapasse errichteten Blockhäusern fan⸗ den, enthielten sie sich gestern jeden Kampfes mit den Türken und ließen deren Proviant nach Niksic passiren. (Dies ist das maskirte Zugeständniß, daß es den Türken gelungen ist, die Verproviantirung von Niksic zu erzwingen.) Die Mon⸗ tenegriner schlugen an der Jelovica den Mehmed Ali Pascha, welcher aus Berane mit 15,000 Mann gekommen war und die auf türkischem Gebiete liegenden Dörfer der Vassojevice durch Brandlegung vernichtet hatte. (Zum besseren Verständ⸗ nisse dieser Nachricht diene, daß zwei Drittel der christlichen Bevölkerung der Vassojevice unter montenegrinischer und ci Drittel unter türkischer Herrschaft leben.)“ Wien, 20. Juni. (W. T. B.) Telegramm des „Neuen Wiener Tageblattes“ aus Belgrad. Wie verlautet, würde Fürst Milan über Wien hierher zurückkehren. An der Grenze entfalten die Türken eine große Rührigkeit, offenbar in der Absicht, dem Einmarsche der Russen durch Serbien ent⸗ gegen zu wirken. Die serbischen Distriktsbeamten sind an⸗ gewiesen worden, Proviant und Fourage in die Magazine zu schaffen; an der Donau werden Proviantvorräthe aufgespei⸗ chert. Die Administrationsbeamten und die Offiziere sind angewiesen worden, sich marschbereit zu halten.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 20. Juni. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Mazra vom 19. d.: Am 17. d. wurde das Bombardement gegen die vor Kars gelegenen Forts „Karadagh“, „Arab“ und „Muklis“ eröffnet. Das Bombar⸗ dement wird von 8 Batterien mit 25 Geschützen und Mörsern fortgesetzt. Der Verlust auf Seiten der Russen betrug in zwei Tagen 2 Todte und 14 Verwundete. Nach Meldungen aus Kars hatten die Türken in dem Gefechte am 15. d. 200 Todte und 250 Ver⸗ wundete. Der Kampf machte auf die Garnison von Kars

) cf. Nr. 139 des Reichs⸗Anzeigers.

einen sehr entmuthigenden Eindruck. General Tergukassoff ist von Seidekan aus gegen Keprikeff vorgerückt. Die Kolonne

Europäischer Kriegsschauplaz.

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des Generals Alchasoff ist bei der Rekognoszirung von Otschemtschiry und Mokwa auf keine türkischen Truppen ge⸗ stoßen. 8 den aufständischen Abchasiern sind Zer⸗ würfnisse entstanden.

Tiflis, 19. Juni. (L. H. T. B.) Die Rionsche Ab⸗ theilung hat das über die Grenze gedrungene feindliche Detachement zurückgeschlagen. Die Belagerungsgeschütze sind bereits auf den Zichedsiri beherrschenden Höhen aufgepflanzt. Der Beginn der Aktion steht demnächst zu erwarten. Batum erhielt Verstärkungen. Die ve; der Festung Ardahan hat bereits begonnen. Die Tekkinzer haben ihre Unterwerfung dem General Lomakin angezeigt.

Tiflis, 8. Juni. Von der russischen Kaukasus⸗ Armee wird der „Pol. Korr.“ geschrieben: 1

„Die Ueberreste der überrumpelten Kavallerie Mussa Pascha Konduchows flüchteten sich in unbeschreiblicher Verwirrung in der Richtung auf Saganlug, wohin sich auch die türkischen Regulären aus dem Lager von Artakali zurückzogen. General⸗Adjutant Loris Melikoff erhielt von allem dem am 30. Mai Morgens Kenntniß und beauftragte alsogleich ein Kavallerie Detachement mit der Ver⸗ folgung des fliehenden Feindes. Dieser wurde nicht er⸗ reicht, dagegen fiel der Rest seines Zeltlagers und sein gesammter Train den Russen in die Hände. Der vom General Loris Melikoff persönlich kommandirten Hauptkolonne fiel nun eine doppelte Aufgabe zu. Erstens sollte das ganze Sandschak von Kars von den feindlichen Truppen gesäubert und zweitens mußten die sorgfältigsten Rekognoszirungen der Festung Kars und ihrer Vor⸗ werke vorgenommen werden. Die erstere, mittlerweile auch größten⸗ theils gelöste Aufgabe hat sich der Corpskommandant persönlich vor⸗ behalten, während die andere an den General Dewell übertragen wurde. Am 1. d. M. wurden sowohl die westlichen als auch die nordwestlichen Forts rekognoszirt. Die Stärke der Forts Laz⸗Ateneß, Muchlis⸗Englis und Weli⸗Tabije ist nunmehr voll⸗ ständig bekannt, und zwar auf ihrem ganzen 17 Werst betra⸗ genden Raume. Die gesammte Festung Kars besteht aus 12 Grup⸗ pen von Werken, die mit 150 Geschützen armirt sind. Nach Aus⸗ sage von Deserteuren dürfte die Garnison kaum 9000 Mann betragen, eine Macht, die zur Vertheidigung der angedeuteten Festung schwerlich ausreichen würde. Während das Centrum dieser Kolonne sich mit der Lösung der erwähnten Aufgaben beschäftigte, rückten die zwei Seitenkolonnen, die Eriwaner und Ardahaner, in rascherem Tempo vor, daß dieselben die Front bei Kars überflügelten und so per⸗ manent die zwei feindlichen Flügel bedrohten. Die am 8 aus Ardahan abgeordnete Kolonne unter Oberst Komarofl bewegte sich auf der Straße Penjak⸗Olti in Eilmärschen und erreichte das von Ardahan 115 Werst entfernte Olti am 2. d. M. Abends, während die Kavallerie schon am selben Tage um 10 Uhr Morgens vor Olti erschienen war. Dabei muß berücksichtigt werden, daß die Kolonne sich auf schmalen, von den fortwährenden Regen⸗ güssen ziemlich schwer passirbar gemachten Bergwegen bewegte. Olti wurde ohne Schwertstreich besetzt, da sich die ziemlich starke türkische Garnison (sie soll laut Aussagen der Einwohner aus 4000 Mann nebst 22 Geschützen bestanden haben) fluchtartig nach Erzerum zurückzog. In Penjak und Olti wurden große Getreide⸗ vorräthe, sowie mehrere Tausend Hinterlader, Munition und viele Zelte vorgefunden. Wiewohl die Bevölkerung eine fast ausschließlich mohamedanische ist, so empfing sie doch die Russen freundlich. General Loris Melikoff hat für die ferneren Operationen 85 Ko⸗ lonne noch keine Instruktionen geschickt. Wahrscheinlich dürfte eine Pause eintreten, bis das Centrum, das sich am 4. d. M. in zwei Lagern, beim Dorfe Mazra (Mesra), südwestlich von Saim, 1 ¼ Meile von Kars und in Bosgala, östlich etwas über eine Meile von Kars entfernt, etablirte, in diesen Punkten befestigt haben wird. Die Kolonne 1des General⸗Lieutenants Tergukassoff bat in den letzten acht Tagen keine Gelegenheit gehabt, sich besonders be⸗ merkbar zu machen, da der Feind nirgends Stand hält und stets mit Behendigkeit retirirt. Als Tergukassoff am 4. d. M. in Kara⸗ Kilis erschien, fand er die nahe befindliche feste Position ver⸗ lassen. Am 3. d. Nachmittags traten die Türken den Rück⸗ zug auf Erzerum an, während die Irregulären sich einfach in ihre Heimathdörfer verliefen. Die 6700 männliche Individuen zählende Ortschaft hat sich bis zur Stunde vollständig unterworfen. General⸗ Lieutenant Tergukassoff ließ den Feind bis nahe Seidekan, 30 Werst westlich von Kara⸗Kilis entfernt, auf der Erzerumer Heerstraße ver⸗ folgen, aber ohne Erfolg. Die Türken konnten nicht mehr erreicht werden. Die rückkehrende Kavallerie brachte di⸗ Kurden des Hamur (südwestlich von Kara⸗Kilis) und jene von Alaschkert (auch Toprach⸗Kaleh genannt), nordwestlich 30 Werst von Kara⸗Kilis entfernt, zur Unterwerfung. Die Dorfältesten schwuren Treue dem Kaiser und wurden in ihren Stellungen belassen. Tergukassoff dürfte, bis sich die Dinge bei Kars entwickelt haben, vorläufig wenie von sich hören lassen. Was die Rioner Kolonne des General⸗ Lieutenants Oklobschio betrifft, so hat ihre Kabuleter Abtheilung den oberen Lauf des Flusses Otschkuas⸗Towi verfolgt. Dieser Fluß entspringt im Gebirge Tschahat und mündet ins Schwarze Meer. Der Zweckder Bewegung dieser Kolonne ist, die Ufer zu befestigen und die Unter⸗ werfung der Bevölkerung entgegenzunehmen. dn gleicher Zeit, be⸗ schäftigt sich die Rioner Abtheilung mit der Erbauung von Brücken

über den Fluß Kintrischi und Herstellung einer Straße, die den nächsten Operationen zugute kommen könnte. Die Anhöhen von Sameba, auf dem linken Ufer des Kintrischi, 6 Werst von dessen Mündung entfernt, sind bereits befestigt und die Armirung der Batterien ist am 4. d. M. vollendet worden. In der Lage der Dinge auf dem In⸗ surrektions⸗Schauplatze ist während der letzten acht Tage keine be⸗ sondere Veränderung zu verzeichnen. Die Truppen, welche in Telawer, Signaher und Transkaukaser Ujezd konzentrirt sind, wurden zu einem Corps vereinigt und dem General⸗Adjutanten Fürsten Andronikoff unterstellt, während die Truppen in der Kubaner Oblast und im Zernomorer Kreise dem Kubaner Gouverneur unterstellt wurden. Die Einheit im Kommando hat auch bereits die insurrektionelle Be⸗ wegung zum Stillstande gebracht. In der Gegend von Suchum⸗ Releh konnten die Aufständischen keine Fortschritte machen, wie⸗ wohl sie seit dem 28. Mai fast täglich den vereinigten Kolonnen der Generale Alchasoff und Krawtschenko Gefechte liefern. Die Ab⸗ chasen scheinen auch bereits ihre Hoffnungen herabgestimmt zu haben und viele Auls, die sich der Bewegung angeschlossen hatten, legten bereits die Waffen nieder. General Krawtschenko konnte schon den Kodor überschreiten und bis Dzerd vorrücken. In Salatawien hat sich der Rayon der Insurrektion auch verengert. Oberst loff machte im Vereine mit dem Obersten Batjanoff von Has ow⸗ Jurt und Wedeno eine kombinirte Bewegung auf Aktasch⸗ Auch, wo die Aufständischen konzentrirt waren. Dieselben wurden n einem hitzigen Treffen geschlagen und zerstreut. 8* Position bei Sotschi wurde durch den Oberst Schelkowni koff star befestigt. Da diese Abtheilung beträchtlich verstärkt wurde, so ist eine Gefahr von dieser Seite nicht wahrscheinlich. Der Dagestan fährt fort, in Ruhe zu verharren. Die Terer Oblast ist von Truppen genügend besetzt worden. Dorthin sind in den letzten Tagen die irregulären Kavallerie⸗Regimenter Elisawetpolski, Sakatalsk und

Eriwan dirigirt worden.

Nr. 36 des „Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt; „Ver⸗ fügung vom 10. Juni 1877: Wirksamkeit der für die Angehörigen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung bestehenden Wohlt 9 tigkeits⸗ ꝛc. den Recfrxngsenaen vom 1. Januar 18

März 1877 bz. für das Jahr . Endg Marde „Amtöblatt? der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗

Sccon

Juni 1877: Tragen des Hutes von den Postillionen bei ostbeförde⸗ rungen. Vom 14. Juni 1877;: Portoermäßigung für Briefpostsen⸗ dungen nach China. Vom 12 Juni 1877: Postverbindung mit lgoland. Vom 9. Ju i 1877: Gewichtsermittelung auf der isenbahnlinie Berlin⸗Hamburg. Vom 11. Juni 1877: Gewichts⸗ ermittelung auf der Eisenbahn Vienenburg⸗Löhne.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

längere Zeit ist es bekannt, daß der Gymnasial⸗ Oberlehrer Bernhard Suphan in Berlin eine neue Gesammt⸗ ausgabe der Werke Herders vorbereite. (Herders sämmtliche Werke. Herausgegeben von Bernhard Suphan. Erster Band. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung. 1877. 8. XLIV. und 548 Seiten Preis 4 ℳ). Von seinem Studium dieses Klassikers gab der Ver⸗ fasser an verschiedenen Orten, namentlich aber in einer Reihe von Aufsätzen in der Zeitschrift für deutsche Philologie, herausgegeben von Höpfner und Zacher, Zeugniß. or Kurzem ist nun der erste Band der neuen Ausgabe erschienen, die, nach dem Berichte des Herausgebers, auf 32 Wäande berechnet ist. Eine bedeutende Hülfe war dem Herausgeber in dem reichen Handschriftenschatze des Herderschen Nachlasses geboten, welchen die preußische Regierung von den Erben Herders zum größten Theile käuflich erworben hat, und die Suphan zur Benutzung anvertraut worden ist. Auch der in Weimar zurückgebliebene Nachlaß war dem Herausgeber zugänglich. In der Vorrede spricht Suphan über den Plan des Werkes, über die Textbehandlung, über die den einzelnen Theilen voraus⸗ zusendenden Einleitungen und gedenkt auch der Förderung, die ihm von Gelehrten und Freunden Herders, namentlich aber von Moriz Haupt und Julius Zacher zu Theil geworden ist. Mit den Prosawerken wird begonnen. Der erste Band bringt die Erstlingsschriften 1764 1767. Suphan sorgte für eine sach⸗ gemäße Einkeitung, die für die Würdigung Herders zum Theil ganz neue Gesichtspunkte Kafftelt ¶ies angehängten Anmerkungen geben ü inzelheiten näheren Aufschluß. - Zeitschrift Die deutschen Mundarten,“ Zeit⸗ schrift für Dichtung, Forschung und Kritik, herausgegeben von Dr. G. Karl Frommann, zweitem Vorstande des Germ. Mu⸗ seums zu Nürnberg, Siebenter Band (Neue Folge, erster Band, Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses 1877), ist vor Kurzem das 3. und 4. Heft zusammen ausgegeben worden und hiermit der erste Band der neuen Folge abgeschlossen. Stockholm, 13. Juni. Im Kirchspiele Kumla in Nerike hat man vor einigen Tagen beim Graben in der Nähe des Mo⸗Sees ein Boot aus uralter Zeit, 21 Fuß lang, 3 bis 3 ½ Fuß breit und 2 Fuß hoch, aus einem Stücke Holz gezimmert, aufgefunden. Das Boot, welches in fast unbeschädigtem Zustande aufgenommen worden ist, soll dem Nationalmuseum übergeben werden.

Land⸗ und Forstwirthschaft. 8

Um das Obst von Maden rein zu halten, werden nach dem von dem Königlichen Garten⸗Inspektor Bouché empfohlenen Verfahren, Mitte Juli Papierringe, etwa 1 ½ —2 Mtr. hoch vom Erdboden, an die Bäume, an welchen man madiges Obst bemerkt, gelegt und mit Bindfaden oben am Ringe festgebunden; dann, wird der Ring äußerlich mit Brumata⸗Leim bestrichen, den der Lehrer C. Becker in Jüterbog (Regierungsbezirk Potsdam) präparirt und versendet ( Kilogr. nebst Gebrauchsanweisung und Probering für etwa 30 Bäume mittlern Umfangs hinreichend). Der untere Theil des Ringes muß etwas locker gelassen werden, damit die Maden (richtiger Raupen) Raum zum Unterkriechen und Ein⸗ spinnen finden. Schon nach einigen Wochen, etwa Mitte August, kann man sich von der Richtigkeit des Verfahrens überzeugen, wenn man den Papierring vorläufig löst: man sieht bereits die unter einem Papier⸗ fleck eingesponnenen Maden. Der Ring wird jedoch sogleich wieder umgelegt, um die noch später erscheinenden Maden zu fangen. Diese Maden sind die Raupen der Obstschabe, des Apfelwicklers (Tortriz pomonana) und des Pflaumenwicklers (Tortrix fanebrava). Anfangs Oktober löst man die Ringe, tödtet die unter einem Papierfleck sitzen⸗ den Maden nnd bindet den Ring wieder Ende Oktober zum Fangen der Frostschmetterlinge, dieser unbedingt gefährlichsten Obstbaumfeinde, um den Baum. Auch zu diesem Zwecke hat sich der Leim gut be⸗ währt.

Gewerbe und Handel.

rlin, 20. Juni. Auf dem Wollmarktwaren bis gestern Abend auf Eö“ lagernden Wollenquantum bis nahezu zwei Drittel geräͤumt, während im Vorjahre zu gleicher Zeit drei Viertel des Quantums verkauft war. Das Nachmittagsgeschäft voll⸗ zog sich nicht in der erwünschten Weise, obgleich Kauflustige zahlreich am Platz waren. Die Nachmittags gezahlten Preise weisen einen nicht unwesentlichen Rückgäng gegen Vormittag auf und bezifferten sich gegen das Vorjahr je nach Qualität auf 1—7, vereinzelt 7 ½ Thlr. Feine Tuchwollen, im Vorjahr mit 62 65 Thlr. bezahlt, brachten 57— 61 Thlr., mittlere Wollen 53 57 Thlr. gegen 56 60 Thlr., mecklenburgische und pommersche Kammwollen 53 bis 55 Thlr. gegen 54 61 Thlr.; für Lammwollen zahlte man 70 Thlr. gegen 75 Thlr. im Vorjahre. Rustikalwollen ergaben vorjährige Preise, der Abschlag betrug nur in einzelnen Fällen 1—2 Thlr. Ordinäre Wollen waren kaum vertreten und unbeachtet. . Aus der Sitzung des Aeltesten⸗Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft vom 18. Juni wird u. A. Fol⸗ gendes berichtet: Nach den vom Kollegium genehmigten Vorschlägen des Börsen⸗Kommissariats soll die amtliche Notiz über Wechsel auf Belgien künftig nicht mehr lauten: „Belgische Plätze“, sonder. „Brüssel“ und „Antwerven“. Ein fernerer Antrag des Börsen⸗ Kommissariats, eine amtliche Notiz für „lang Paris“ wieder einz führen, gab zu einer Erörterung Anlaß; der Beschluß ward auf die nächste Sitzung vertagt. Das amerikanische Mitglied der internationalen Jury der Weltausstellung in Philadelphia, Hr. Edw. Atkinson aus Boston, hat gelegentlich der Ausstellung mit Hülfe der Baumwollenfabrikanten der Vereinigten Staaten eine Sammlung von Mustern amerikanischer Baumwollerzeugnisse mit Preisangaben zu dem Zwecke zusammengestellt, sie für die Industrie anderer Länder zur Verfügung zu stellen. Das Handels⸗Ministerium theilt unter Uebersendung eines Katalogs mit, daß ein Exemplar dieser Muster⸗ sammlung demnächst in den für die Zwecke des Vereins zur Beförde⸗ rung des Gewerbefleißes dienenden Räumen des Gewerbehauses, Klosterstraße 35 hierselbst, für einige Wochen zur Au stellung ge⸗ langen werde, und wünscht die Betheiligten auf diese Sammlung auf⸗ sam gemacht zu sehen. 1 8 . G Sem cht za seheneicht der Wöhlertschen Maschinen⸗ bauanstalt sind folgende Mittheilungen entnommen Die Ab⸗ schreibungen belaufen sich insgesammt auf 4,323,202 In der Bilanz figuriren nach den Abschreibungen: das Grundstückskonto mit 3,454,147 ℳ, Gebäude mit 1,733,847 ℳ, Pferde⸗ und Wagen⸗ konto mit 9600 ℳ, Inventarkonto mit 501,124 ℳ, Maschinenkonto mit 1,257,091 ꝛc. 2c., Effektenbestände mit 73,678 ℳ, Bankier⸗ Guthaben mit 442,772 ℳ, diverse Außenstände mit 440,477 ℳ, in Arbeit befindliche Maschinen mit 123,003 ℳ, Materialien 100,887 Das Aktienkapiral erscheint (da die einjährige Frist nach der Reduktion des Grundkapitals noch nicht abgelaufen) noch mit 9,750,000 ℳ, das Hypothekenkonto beläuft sich auf 3,000,000 ℳ; Das Gewinn⸗ und Verlustkonto pro 1876 schließt zu Ungunsten der Gesellschaft ab; die Betriebsunkosten belaufen sich auf 327,587 ℳ, dagegen der Bruttogewinn nur auf 83,927 ℳ; insgesammt beträgt die Unterbilanz inkl. der vorgenommenen Abschreibungen 4,660,900 ℳ, wogegen das Aktienkapital um 4,875,000 reduzirt ist. 1 Stralsund, 16. Juni. Auf den am 8. und 9. Juni hierselbst abgehaltenen Wollm arkt sind 4117 Ctr. gebracht und verkauft worden. Als Durchschnittspreis ist 150 anzunehmen. Der höchste Preis war 165 ℳ, der niedrigste 132 Das Schurgewicht war

dem vorigjährigen gleich. (Post) Die Zufuhren zum Woll⸗

sind bisher gelagert. Die Wäschen sind durchweg leicht, das Schur⸗

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Resultat im Ganzen noch geringer, als im vorigen Jahre.

Nach dem Geschäftsbericht der Lübeck⸗Büchener un Lübeck⸗Hamburger Eisenbahn betrug in 1876 die Gesammt einnahme 3,258,089 (gegen 1875 + 149,208 ℳ), und zwar an Transporteinnahmen ꝛc. auf der Lübeck⸗Büchener Bahn 739,830 (gegen 660,008 ℳ), auf der Lübeck⸗Hamburger Bahn 2,209,984 (gegen 2,183,768 ℳ), an außerordentlichen Einnahmen auf beiden Bahnen 308,174 (gegen 265,102 ℳ). Die Gesammtausgaben haben 53,81 % (gegen 53,88 %) der Einnahmen in Anspruch genom⸗ men. Der Ueberschuß beträgt 1,504,808 (gegen 1,439,978 ℳ); da⸗ von sind verwendet zur Verzinsung und Amortisation der Prioritäts⸗

obligationen 252,287 ℳ, dem Reservefonds überwiesen 303,366 ℳ, Eisenbahnsteuer 25,454 ℳ, Zahlung der 5 % Dividende à 30⸗

pro Aktie, 923,700 ℳ. 5 1 Die Einnahmen der Elsaß⸗Lothringischen Eisen⸗ bahnen betrugen im J. 1876 mit Ausschluß der Wilhelm⸗Luxem⸗ burgbahn 11,424,579 und mit dem Zinsenbetrage, welcher der letzteren Bahn für das von der Reichsbahn gelieferte Betriebs⸗ material vertragsmäßig zur Last geschrieben wird, 11,821,736 Der Erwerbspreis bezw. das volle Anlagekapital der Reichs⸗Cisen⸗ bahnen stellte sich der „Magdb. Ztg.“ zufolge am Schlusse des Jahres 1876 auf 359,056,144 ℳ, dagegen beläuft sich die Differenz, um welche die Kosten der Anlage der Bahnen geringer sind, als die des Erwerbes, auf 90,324,628 ℳ, so daß der eigentliche Werth sich auf 268,731,516 beziffert. Es repräsentirt daher der Ueberschuß für 1876 eine Verzinsung des vollen Anlagekapitals von 3,3 %, des redu⸗ zirten Anlagekapitals dagegen von 4,4 %, während sich für 1875 nur eine Rente von 2,2 bezw. 3,9 % und für 1874 nur eine solche von 1,96 bezw. 2,71 herausgestellt hatte.

Nach dem Geschäftsbericht der Ungarisch⸗Galizischen Eisenbahn hat die Uebernahme des Betriebes der Dniesterbahn, der Tarnow⸗Leluchower Bahn und deren Ungarischer Anschlußstrecke stattgefunden. Die Betriebsführung erstreckte sich daher im Jahre 1876 auf zusammen 531,05 Kilometer. Was die eigene Linie der Ungarisch⸗Galizischen Bahn betrifft, so betrugen die Betriebseinnahmen auf der Galizischen Strecke 412,818 Fl., auf der Ungarischen Strecke 306,968 Fl. An den Einnahmen partizipirten der Personenverkehr mit 25,8 %, der Gepäck⸗ und Eilgutverkehr mit 2,2 % und der Frachten⸗ verkehr mit 72,2 %. Die gesammten Einnahmen betrugen 734,671 Fl. (gegen 752,410 Fl. im Jahre 1875). Die Betriebsausgaben beziffern sich auf 880,101 Fl. (gegen 944,030 Fl. im Vorjahre). Das finan⸗ zielle Ergebniß stellt sich wie folgt: Bis zum Schlusse des Jahres waren 38,288,568 Fl. verausgabt, was gegenüber dem ursprünglich garantirten Anlagekapital eine Ueberschreitung von 6.490,168 Fl. er⸗ giebt. Zur Deckung dieser Mehrausgaben haben die Kreditanstalt 2,500,000 Fl. und die österreichische Regierung als Garantievorschuß den Betrag von 1,800,000 Fl. dem Unternehmen zugewendet. Es ver⸗ bleibt daher mit Schluß des Jahres 1876 ein Baudefizit von 2,190,168 Fl. Das faktische Betriebsdefizit Ende 1876 stellt sich für die galizische Strecke auf 417,294 Fl., für die ungarische Strecke auf 211,596 Fl. Die Staatsgarantie wurde von der Gesellschaft voll in Anspruch genommen. Auf der Linie Tarnow⸗Leluchow, auf welcher der Betrieb am 18. August 1876 eröffnet wurde, betrugen die Gesammteinnahmen 104,431 Fl., die Ausgaben 1092,388 Fl., es er⸗ giebt sich sonach ein Betriebsdefizit von 4956 Fl. Der Betrieb der Dniesterbahn wurde am 1. Mai übernommen. Die gesammten Ein⸗ nahmen in der Zeit vom 1. Mai bis Ende Dezember 1876 be⸗ trugen 210,029 Fl., die Ausgaben 252,498 Fl.

London, 19. Juni. (W. T. B.) Die amtliche „Gazette“ veröffentlicht eine Verordnung, durch welche vom 23. d. M. bis zum 7. Dezember a. c. die Landung des aus dem Hafen Tönningen in London ankommenden Hornviehes gestattet wird, wenn be⸗ glaubigt wird, daß dasselbe nur aus Dänemark oder Schleswig⸗ Holstein stammt, nur dort geweidet hat und nie mit anderem Vieh in Berührung gekommen ist. Ferner muß beglaubigt werden, daß das Schiff drei Monate vor Einschiffung des ankommenden Horn⸗ viehes kein Vieh aus anderen Ländern an Bord gehabt hat und seit der Verschiffung des Hornviehes keinen anderen Hafen angelaufen ist. Die Landung erfolgt erst, wenn der Eigenthümer des Schiffes eine Kaution von 1000 Pfd. Sterl. im Maximum hinterlegt hat.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Abgeordnete und Landesdirektor Rickert hat soeben unter dem Titel: 88. Frage über den Bau von Lokal⸗ (Sekundär⸗) Eisenbahnen“ (im Verlage von A. W. Kafemann in Danzig) eine Schrift veröffentlicht, in welcher derselbe ein reiches Material Erfahrungen bei den Sekundärbahnen in Deutschland und Frank⸗ reich, Kostenanschläge u. s. w., die vom Handels⸗Minister unter dem 10. Mai d. J. erlassene Sicherheitsordnung, die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses und die Literatur über die Frage zusammen⸗ n, 18. Juni. (E. C.) Lord Carnarvon empfing eine Abgesandt⸗ schaft der „Eastern Telegraph Company“ und erklärte, die Frage einer vollständigen telegraphischen Verbindung mit dem füdlichen Afrika werde von der Regierung in weitere Erwägung

en werden. gceplymomth, 19. Fonii⸗. T. 82 Der Hamburger

stdampfer „Suevia“' ist hier angekommen. 19. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Weser“ ist hier eingetroffen.

New⸗York, 19. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ und der Dampfer „Italy“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) sind hier eingetroffen.

Berlin, 20. Juni 1877. Bekanntmachung. Die durch den Tod des Geheimen Rechnungs⸗Raths Foß ierselbst erledigte Agentur unserer Anstalt ist dem König⸗ hiürs Geheimen Rechnungs⸗Rath Bergner hierselbst über⸗ tragen worden.

Berlin, den 18. Juni 1877. 8 Direktion der Berliner allgemeinen Wittwen⸗Pensions und Unterstützungs⸗Kasse.

Scholz.

Feier 86 cozitr gssr Jubi⸗

8 s des Münsters wird, der „Allg. g.“ zufolge, am 8 Juni 1877 s folgendem Programm vor sich gehen: I. Freitag, 29. Juni, Abends 7 Uhr: Aufführung des Oratoriums „Messias“ im festlich beleuchteten Münster. 11. Sonnabend, 30. Juni, Morgens 6 Uhr: Schwörglocke, Choralmusik vom Münster. 10 Uhr: Besuch Sr. Majestät des Königs im Münster, Choralgesang der Ulmer Jugend. Halb 11 Uhr: Beginn des kostümirten, istorischen

estzuges. Nachmittags 2 Uhr: Eröffnung der Ausstellung der Ulmer

alerschule durch Ihre Königlichen Majestäten. 3 Uhr: Beginn des Eeschule urch Abends: Gesellige Vereinigung in den dekorirten Markthallen und in der Friedrichsau. III. Sonntag, 1. Juli, Vor⸗ mittags halb 10 Uhr: Festgottesdienst. Halb 11 Uhr: Orgel⸗ und Vokalkonzert im Münster. Abends: Darstellung lebender Bilder aus der Vergangenheit Ulms im Stadttheater.

I allner⸗Theater kommt am Sonnabend; ein drei⸗ attigg mank „Herr Joseph“ von Heinrich Wilken zur Auffüh⸗ rung. Außerdem sind mehrere neue Stücke von Gustav von Moser, Julius Rosen, Manysten⸗ und Vne V89Jg anderer Novitäten für die S ison zur Aufführung bestimmt. L. Sn“ wird übermorgen Kneisels Lustspiel „Blindekuh“ neu einstudirt in Scene gehen. Im Garten

UIm, 17. Junt. Die

2 2 4 * 85 3 ügungen: Vom 14. Juni 1877: Ausgabe der Abtheilungen 2 und 8 Abschnitts XI. der Allgemeinen Dienstanweisung. Vom 8

Güstrow, 16. Juni. 3 markt sind bisher nur klein gewesen; ungefähr 6000 Ctr. Wolle

findet ein Monstre⸗K