1877 / 166 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Jul 1877 18:00:01 GMT) scan diff

17. Juli. (E. C.) Die Königin hat ihre Abreise nach der Insel Wight auf Donnerstag verschoben. Im Oberhause führte gestern Lord Oranmore aus Browne Klage über das Vorherrschen unentdeckter und unbestrafter Verbrechen in Irland und ersuchte die Re⸗ gierung um Mittheilung, ob sie irgend welche Maß⸗ regeln zum Schutze von Leben und Eigenthum daselbst vorzuschlagen gedenke. Der Lord⸗Statthalter von Irland, von Marlborough, führte gegenüber den pessimistischen

ehauptungen des Vorredners zahlreiche statistische Data an, aus denen sich ergebe, daß seit dem Jahre 1870 die Verbrechen merklich abgenommen und besonders Meineide und Drohbriefe sich zu sehr geringer Zahl vermindert haben. Die der Re⸗ gierung zu Gebote stehenden Mittel seien völlig hinreichend, um dem Uebel entgegen zu treten, und er hoffe zuversichtlich, daß er niemals genöthigt sein werde, der Regierung die Zu⸗ flucht zu Ausnahmemaßregeln anzurathen. Im Unter⸗ hause theilte in Erwiderung Sir R. Anstruthers der Unter⸗ Staatssekretär des Auswärtigen, Mr. Bourke, mit, die Regie⸗ rung habe dem Khedive Vorstellungen machen lassen, das Gebiet des freundschaftlich gesinnten Häuptlings von Uganda, M'Tese, in Inner⸗Afrika zu schonen. Der Admiral Egerton erwiderte auf eine Anfrage des Kapitän Pim, daß die Re⸗ gierung den Bericht des Admirals de Hornsey über sein Treffen mit dem peruvianischen Rebellenschiffe „Huascar“ erst mit der Entscheidung der Regierung über den Vorfall vor⸗ zulegen wünsche. Später beschäftigte sich das Haus mit dem Unterrichtsbudget. (A. A. C.) Aus der Capstadt wird unterm 26. v. M. über Madeira berichtet, daß in Transvaal fortdauernd S. herrscht. Die Legislatur der Cap⸗Kolonie hat mit einer Mehrheit von sieben Stimmen ein anläßlich der zweiten Lesung der Grenzvertheidigungs⸗Bill gestelltes Mißtrauensvotum gegen das Ministerium verworfen.

Spanien. Madrid, 18. Juli. (W. T. B.) Die Re⸗ gierung wird demnächst 10,000 Mann nach Cuba senden.

Türkei. Konstantinopel, 18. Juli. (W. T. B.) Safvet Pascha ist zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt worden.

(W. T. B.) Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Konstantinopel unterm 18. gemeldet wird, soll der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Safvet Pascha, seine Entlassung genommen haben und an dessen Stelle Aarifi Pascha, der frühere Minister des Auswärtigen und Botschafter in Wien, zum Minister des Auswärtigen ernannt worden sein.

Aus Pera, 16. Juli, meldet das W. „Fremdenbl.“: Die Nachricht, daß die zweite Residenz des Reiches vom Feinde bedroht sei, hat unter der hiesigen türkischen Bevölkerung große Bestürzung hervorgerufen. Die Regierung bemüht sich jedoch, die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie ihr eine „schnelle und energische“ Zurückdrängung des Feindes über den Balkan verspricht. Auch auf die Softas, unter denen große Unzufriedenheit über die Unthätigkeit Abdul Kerim Paschas herrscht, sucht die Regierung beschwichtigend einzu⸗ wirken durch die Hinweisung auf eine bevorstehende entschei⸗ dende Schlacht. Letztere verlangen jedoch mit Beharrlichkeit, daß die Fahne des Khalifats entfaltet werde. Im Palaste zu Dolma⸗Bagdsche hält man aber einen solchen Schritt für noch nicht zeitgemäß, und will damit warten, bis der Feind sich Adrianopel selbst genähert hat. 2

(W. T. B.) Aus Belgrad wird der „Pol. Korr.“ be⸗ richtet, daß bei den Ergänzungswahlen für die Skupschtina die Führer der Radikalen und der Konservativen nicht wiedergewählt worden seien, und daß die Regierung voraussichtlich fortan in der Skupschtina über die Stimmen von 108 Mitgliedern ver⸗ fügen werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Juli. (St. Pet. Herold.) Der Kaiser hat an den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch den Aelteren, Oberkommandiren⸗ den der aktiven Armee und der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks, General⸗Inspektor des In⸗ genieurwesens und der Kavallerie, folgendes Schreiben ge⸗ richtet: „Die großen Dienste, die Sie im gegenwärtigen Kriege mit der Türkei geleistet haben, geben Ihnen ein An⸗ recht auf Unser besonderes Wohlwollen. Ihre ausgezeich⸗ nete Anordnung, Dank welcher der Feind in Zweifel gerieth, welchen Punkt man zum Uebergange gewählt habe, gab den Truppen der aktiven Armee Ge⸗ legenheit, den schwierigen Uebergang über die Donau in glänzendster Weise auszuführen und den Ruhm der russi⸗ schen Waffen in blutigen Kämpfen aufrecht zu erhalten. Zum Ausdruck Unserer Erkenntlichkeit für Ihre Mühewaltung und Anordnung, die jetzt mit vollem Erfolg gekrönt sind, haben Wir Sie Allergnädigst zum Ritter Unseres Kaiserlichen St. Georgs⸗ Ordens 2. Klasse ernannt, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ihnen anzulegen und vorschriftsmäßig zu tragen befehlen. Wir verbleiben Ihnen mit Unserer Kaiserlichen Huld auf immer unveränderlich cewogen. Im Hauptquartier bei der Ortschaft Dratscha, 15. Juni 1877.“ Ferner hat der Kaiser dem General⸗Adjutanten, General⸗Lieutenant, Chef der Ar⸗ tillerie des St. Petersburger Militärbezirks und der aktiven Armee, Fürsten Nikolai Massalskij den Alexander⸗Newfskij⸗ Orden mit Brillanten und den Schwertern verliehen.

Amerika. Washington, 15. Juli. (A. A. C.) Der General Howard berichtet, daß er am 12. d. M. mit den Indianern von Idaho einen Zusammenstoß hatte, in welchem 2 Offiziere verwundet, 11 Soldaten getödtet und 24 verwun⸗ det wurden. Der Verlust der Indianer bestand aus 13 Todten und einer großen Anzahl von Verwundeten. Die Indianer zogen sich zurück und werden von den Truppen verfolgt. Aus Wallawalla wird unterm 13. d. M. gemeldet, daß die unter der Führung des berüchtigten Joseph e Indianer⸗ bande eine Gesellschaft von 31 Chinesen, die in Nachen den Fluß Clearwater hinunterfuhren, überrumpelten und 30 der⸗ selben tödteten. Nur ein einziger entkam.

18. Juli. (W. T. B.) Das Kabinet hat sich gestern mit der Berathung der mexikanischen Frage beschäf⸗ tigt. Die von dem Kommandirenden der Unionstruppen an der mexikanischen Grenze, General Ord, und von dem nordamerikanischen Gesandten eingegangenen gün⸗ stigen Berichte berechtigen zu der Annahme, daß das Räuberwesen in den Grenzdistrikten ohne jede Störung der internationalen Beziehungen unterdrückt werden wird. Das Kabinet wird deshalb gegenwärtig keine weiteren neuen Schritte thun, hofft vielmehr, daß Mexiko seinen Verpflich⸗ tungen nachkommen und so die Nothwendigkeit eines Ein⸗ rückens amerikanischer Truppen auf mexikanisches Gebiet be⸗

seitigen wird. Eine Abänderung der dem General Ord von der Regierung ertheilten Instruktionen wurde gleichwohl nicht in Vorschlag gebracht.

Santiago, I. Mai. Gestern 88 hier die Bestattung des am 24. d. M. verstorbenen Kaiserlich deutschen Minister⸗ Residenten Levenhagen auf dem protestantischen Kirchhofe unter zahlreicher Betheiligung der Einwohnerschaft stattgefun⸗ den. Seitens der Behörden war Alles geschehen, um dem Trauerakte einen möglichst feierlichen und würdigen Charakter zu verleihen. Auch wurden durch eine Abtheilung von Sol⸗ daten über dem Grabe mehrere Salven abgefeuert. Der Mi⸗ nister der Auswärtigen Angelegenheiten hielt bei der Feier folgende Rede:

Mit den Gefühlen aufrichtiger und tiefer Trauer schicke ich mich an, demjenigen, welcher bis zum gestrigen Tage der würdige Vertreter des Deutschen Kaiserreichs in Chile gewesen ist, das letzte Lebewohl zuzurufen.

Kein Schmerz, meine Herren, kann gerechter sein. Alle, welche Gelegenheit hatten, dem Herrn Levenhagen näher zu treten, Alle, welche ihn kannten und mit ihm verkehrten, haben leicht die edeln Eigenschaften dieses Mannes von klarem und her⸗ vorragendem Geiste zu erkennen und zu schätzen vermocht; wußte er doch, bei Erledigung der schwierigsten Angelegenheiten, die voll⸗ ständige Hingebung für das Wohl seines Landes und die Vahtunss der Interessen desselben mit den Gefühlen des Wohlwollens und der Sympathie für unseren Freistaat zu vereinigen, welcher allerdings, wie man zugeben muß, in würdiger Weise Vergeltung übte und dem Verstorbenen jeder⸗ zeit Achtung und Hochschätzung zu erkennen gab.

Herr Levenhagen war einer jener Männer, welche, wenn sie auf ihrem Wege auf Schwierigkeiten oder Hindernisse stoßen, lediglich darnach trachten, ehrenvolle und versöhnliche Lösungen zu finden, welche die wirklichen Interessen Aller zu wahren suchen, ohne die Rechte oder die Ehre irgend Jemandes zu verletzen. Sein unausgesetztes Streben, als dasjenige des Vertreters einer großen Nation, war darauf gerichtet, die zwischen Chile und Deutschland bestehenden freundschaftlichen Beziehungen noch enger zu gestalten, die Bande der Vereini⸗ gung und der Freundschaft zwischen beiden Nationen noch zu befestigen. Demgemäß bildete er stets in seiner Person eine Bürgschaft des Friedens, aber nie ein Element der Entzweiung und Veruneinigung.

Klug und weise im Rathe, bescheiden und maßvoll im Handeln, hat er sein Leben bis zum letzten Augenblicke der Erfüllung der Pflicht gewidmet. Die Seele dieses edlen Mannes ist von uns Hestgieden, aber es bleibt uns das Bei⸗ spiel seiner Tugenden. Mit seinem Tode ist er uns nicht ganz entschwunden. Dieser Mann, welcher während seines Lebens seinen Mitmenschen so nutzbringend gewesen ist, wird dies auch noch nach seinem Ableben sein; denn sein tugendreiches und vorwurfsfreies Leben, das ihm so viele Sympathien und so hohe Werthschätzung erworben hat, wird einen dauernden Beweis dafür liefern, daß gute Handlungen ihren gerechten und wohlverdienten Lohn finden.

Möge er, der als ein braver und vortrefflicher Mann seine Lebensaufgabe erfüllt hat, in Frieden ruhen!

Afrika. (A. A. C.) Der Sultan von Marokko hat eine Rundreise durch die ihm untergebenen Stämme an⸗ getreten. 8 1

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 18. Juli. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von gestern, der dortige Vertreter Englands, Layard, habe wegen der Einfahrt der englischen Flotte in die Dardanellen kleinerlei offi⸗ ziellen Antrag formulirt, die Frage sei lediglich offiziös ange⸗ regt worden.

London, 19. Juli. (W. T. B.) Der „Standard“ fordert die Regierung auf, vor dem Vorrücken der Russen nach Adrianopel zu erklären, daß Rußland an den Thoren von Konstantinopel der Macht Englands begegnen werde. Eine solche Politik würde die Gefahr eines europäischen Krieges bedeutend verringern.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Die „Porit. Korresp.“ bezeichnet die umlaufenden Versionen über angebliche Bemühungen der russischen Regierung, serbische Gebietstheile in das Terrain für die kriegerischen Operationen hineinzu⸗ ziehen, als unbegründet. Ebenso sei die von einer hiesigen Zeitung gebrachte Nachricht, diß ein höherer russicher Offizier in einer Spezialmission in Wien zu erwarten, oder bereits eingetroffen sei, ohne thatsächlichen Anhalt.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Dem ,Fremdenblatt“ zufolge soll demnächst in Tirnowa ein bulgarisches Amts⸗ blatt erscheinen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Bukarest: Die eiserne Brücke über den Pruth bei Ungheni ist schadhaft geworden; in Folge hiervon sind be⸗ deutende Verkehrsstörungen eingetreten. Großfürst Niko⸗ laus empfing in Tirnowa eine türkische Deputation, welche erklärte, sich den in der Proklamation des Kaisers von Ruß⸗ land gestellten Forderungen fügen zu wollen.

Wien, 19. Juli. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblattes“ aus Kalafat. Die hiesigen rumänischen Batterien haben das Bombardement von Widdin wie⸗

der aufgenommen. Die türkischen Batterien erwidern dasselbe

lebhaft. Das W. ‚Fremdenbl.“ meldet telegraphisch: Bukarest, 17. Juli. Nach Meldungen aus vollkommen verläßlicher Quelle haben bis jetzt fünf russische Armee⸗Corps

und die bulgarische Brigade unter General Skobeleff die

Donau überschritten. Es sind dies die Corps Radetzky,

Krödener, Schachowskoi, Hahn und Zimmermann. (Das letztere in der Dobrudscha.) Das große Hauptquartier des Kaisers dürfte nächstens zeitweise weiter vorwärts verlegt werden.

Varna, 16. Juli. Ein Theil von den zwischen Schumla und dem bulgarischen Eingange des Passes Selimno⸗Jamboli staffelförmig aufgestellten Truppen wurde schon in diesen Paß selbst geschoben, um denselben bis zur Kammeshöhe zu besetzen. Wie verlautet, ist Prinz Hassan nicht geneigt, das Kom⸗ mando bei der Vertheidigung der Linie Küstendsche⸗Czernawoda zu führen.

Aus Galatz, 14. Juli, berichtet die „Pol. Korr.“: „Nach hier eingelangten Nachrichten sind die Russen in der Dobrudscha noch nicht über den Trajanswall vorgerückt. In Medschidje haben die Türken eine Truppenanzahl von un⸗

gefähr 25,000 Mann konzentrirt, zu welcher ein großer Theil

b

des egyptischen Corps unter dem Befehle des Prir zen Hassan estoßen ist. Ein Zusammenstoß wird dort täglich erwartet,

a die Vorposten schon mit einander Fühlung gemonnen haben. Die Bauarbeiten für die direkte Eisenbahn zwischen Bender und Galatz sollen in einigen Tagen in Angriff genommen werden; es sind Vorbereitungen getroffen, um mit dem Auf⸗ gebote aller Kräfte die Linie zum kontraktmäßig bestimmten Zeitpunkte zu vollenden. Galatz und Braila sind fast ganz von russischen Truppen entblößt. Es werden jedoch 2 neue Corps hier

erwartet, das 7. und 10., welche aller Wahrscheinlichkeit nach

größtentheils direkt nper Bahn auf den Kriegsschauplatz beför⸗ dert werden dürften. Aus Jassy wird wenigstens gemeldet, daß dort große Truppenzüge stattfinden. Der Uebergang der rumänischen Armee uüͤber die Donau ist wieder fraglich ge⸗ worden. Es werden zwar alle Tage Pontons, welche hier ge⸗ baut werden, nach der kleinen Walachei expedirt, und die Re⸗ quisition von Fuhrwerken dauert fort, aber die öffentliche

Meinung kann sich mit dem Gedanken an den Donauübergang

noch immer nicht recht befreunden. Die Konservativen, Ge⸗ mäßigten und sogar einzelne ministerielle Blätter sprechen sich gegen jedes abenteuerliche Unternehmen aus und es wird dem Fürsten schwer werden, dieser allgemeinen Abneigung entgegen ohne sichere Bürgschaften für die Zukunft angesichts der jetzigen finanziellen Nothlage einen so folgenschweren Schritt auszuführen.“

Aus Tirnowa, 15. Juli (3. a. St.) hat der Ober⸗

Commandeur der aktiven Armee folgendes Telegramm

an den Kaiser gerichtet: b „Ich habe das Glück, zum Uebergang über den Balkan Seitens der Avantgarde der Truppen Eurer Majestät Glück zu

wünschen. Der Uebergang vollzog sich am 1. Juli 5 ½ Uhr Abends

ohne Schuß. Gestern, am 2. Juli, um 2 Uhr Nachmittags, bemäch⸗

tigte sich General Gurko Chankiois, das von 300 Mann

Nizams besetzt war, die überrumpelt und in die Flucht geschlagen wurden. Der Feind entwich nach Osten auf das Dorf Konaro zu. Auf unserer Seite wurde 1 Kosak getödtet; verwundet sind: 1 Schütze, 1 Fußkosak und 3 Kosaken. Vom 2./14. Juli: Heute wurde die telegraphische Verbindung mit Tirnowa eröffnet. Ich traf am 30. Juni (12. Juli) in Tirnowa ein und wurde von den Einwohnern mit Enthusiasmus empfangen. Die Jantralinie ist schon seit dem 25. Juni (7. Juli) von unseren Truppen ohne Kampf besetzt. Unsere Avantgarde ist auf das rechte Ufer vorgeschoben worden; die musel⸗ männische Bevölkerung flüchtet fast überall, noch bevor wir die Ort⸗ schaften erreichen. Bis zum 29. Juni (11. Juli) fanden nur kleine Geplänkel der Streifwachen mit den Tscherkessen und mit den in das

Innere abziehenden bewaffneten Einwohnern statt. Am 29. Juni (11. Juli) stieß das Wosnessenskijsche Regiment auf seinem Marsche von Radan nach Zerkowniza mit seinen Vorposten beim Dorfe Tschairkija auf einen feindlichen Transportzug, welcher eine Bedeckung von ca 1500 Mann hatte; das Regiment rückte näher heran, führte eine Reihe von Attacken aus, aber vermochte den Feind nicht aus

dem Felde zu schlagen, da er sich hinter den Fuhren festsetzte und das Terrain ein zerklüftetes war; erst gegen 5 Uhr Nachmittags, als General Leonoff mit 2 Escadronen Lubanscher Husaren und einer halben Sotnie Kosaken nebst zwei Geschützen zur Verstärkung herbeikam, ergriff der Feind die Flucht. Die Unseren verfolgten ihn bis zum Ein⸗ bruch der Dunkelheit. Es wurden gegen 300 Fuhren erbeutet, 10 Gefangene gemacht und 50 Mann todt auf dem Platze vorge

funden. Auf unserer Seite sind vom Wosnessenskijschen Regiment

Oberst Uschakoff, welcher schon vorher am Arme verwundet worden war, und 5 Untermilitärs spurlos verschwunden; getödtet sind von demselben Regimente Stabs⸗Rittmeister Litwinoff und 8 Unter militärs. Die Leichname sind alle entsetzlich verstümmelt aufge

funden worden. Verwundet wurden auf unserer Seite: 1 Offizier

und 15 Untermilitärs.“

Ueber die militärische Lage im Balkan schreibt die „Pol. Corr.“:

„Durch das Vordringen eines Armee⸗Corps nach Jeni⸗Zagra haben die Russen entschieden einen strategischen Erfolg davongetragen. Si sind dadurch nicht nur Herren aller Balkan⸗Uebergänge zwischen

Slivno und Kazanlik geworden, da schon das Erscheinen 8

feindlicher Kräfte im Rücken dieser Ueberzänge die Besatzungen der⸗ selben zum Rückzuge veranlassen dürfte, sondern sie haben auch die Lücke zwischen dem linken Flügel der Türken und dem Gros ihre Armee erweitert, welche mit dem Ueberschreiten der Donau be

Sistowa begonnen, und bedrohen von Jeni⸗Zagra aus den

Rücken dieses Gros in verhängnißvoller Weise. Die Russern

haben die zweite große Vertheidigungs⸗Barrière der Türken

durchbrochen, sie stehen auf der sogenannten „inneren Linie und können, insofern sie mit der bisherigen Geschicklichkei operiren, nunmehr Abdul Kerim Pascha zwingen, sich entweder mi verkehrter Front zu schlagen oder sich in sein Festungsviereck ein schließen zu lassen. Alle diese Vortheile, welche die Russen durch den in Rede stehenden strategischen Erfolg erlangt haben, würden sich indessen als werthlos herausstellen, wenn es den Russen nicht gelänge, sich auch taktisch ihrem Gegner überlegen zu erweisen. Das Verhältniß der Kräfte der gegen einander operirenden Armeen ist wohl zur Genüge bekannt; man kennt nicht nur die Stärke der Corps, ihre Kommandanten und so ziemlich die Oertlichkeiten, in welchen sie sich befinden oder bewegen, sondern auch die Daten, welche die Journale von ihren Berichterstattern diesbezüglich erhal⸗ ten, dringen noch tiefer in die Details der betreffenden Heeres⸗ verhältnisse ein. Von letzteren ist allerdings Vieles mit Vorsicht aufzunehmen, einmal, weil es nicht immer der Wahrheit entspricht, weiter aber, weil, je nach den subjektiven Sympathien für einen oder den anderen der kriegführenden Theile, die Thatsachen nur allzuoft im Sinne der erwähnten Neigungen korrigirt werden. Zur eingehen⸗ den Würdigung der russischen Offensivoperationen gegen Jeni⸗Zagra erscheint es demnach unerläßlich, die am Balkan operirenden Kräfte neuerlich sich gegenwärtig iu halten. Die Türken haben in dem Dreiecke Rustschuk⸗Turtukai⸗Schumla etwas über 100,000 Mann, in dem Dreiecke Silistria⸗Medschidje⸗Varna gegen 50,000 Mann, am linken Flügel bei Widdin, Nisch, Sofia und in den Balkanpässen bis Kazanlik ungefähr 70,000 Mann, die aus Albanien kommenden Verstärkungen mit inbegriffen; endlich bei Adrianopel und auf dem Wege dahin 10,000 Mann. Die gesammte türkische Streitmacht be⸗ trägt ungefähr 230,000 Mann, von welchen 150,000 Mann im Festungsvierecke stehen. Die Corps des linken Flügels haben von Widdin und Nisch bis Jeni⸗Zagra und Tirnowa fünfzehn starke Märsche, welche sie bei den besten Chausseen und unbelästigt vom Feinde nicht vor 20 Tagen zurücklegen können. Auf sie imt demnach zunächst nicht zu rechnen. Das Corps von Adrianopel muß diesen wichtigen Punkt und die Straße nach Konstantinopel sichern. Es verbleiben also nur die Truppen des Festungsviereckes, welche bis gegen Ende dieses Monats entscheidend eingreifen könnten. Von diesen sind für die vier Festungen und für die Donaustrecke Silistria⸗ Rustschuk je 10,000 Mann als Besatzung erforderlich, so daß Abdul Kerim zu Operationen im freien Felde über höchstens 100,000, oder richtiger da beiläufig 20 % an Nichtkombattanten in Abschlag zu

bringen sind über 80,000 Mann verfügen kann. Die Russen, welche in aller Stille wieder ein Corps auf den Kriegsschauplatz ziehen, haben mit demselben nunmehr 8 Armee⸗Corps, und zwar 2 am linken und 6 am rechten Flügel auf dem Kriegsschauplatze stehen. Die Strecke zwischen Silistria und Rustschuk ist durch Abtheilungen

beider Flügel observirt und bedroht. Die Corps sind nur bezüglich der Infanterie fix, bezüglich der Kavallerie und auch der Artillerie jedoch labil, da diese Waffen, namentlich die Kavallerie, je nach Be⸗ dürfniß da oder dort verwendet werden. Selbstverständlich gilt dies

auch für die Schützen, die technischen Truppen und die Belagerungs⸗

Artillerie in ausgedehntestem Maße, welche Spezialwaffen in der Regel dem Armeekommando direkt untergeordnet sind. Theilt ma

mit t auf diese durch Umstände und Verschiedenheit der Auf⸗ aben bedingte Veränderlichkeit in der Gruppirung der Kräfte den esammtstand der russischen Armee, welche sich ohne die in Rumänien zurückbleibenden Reserve⸗Bataillone, Sanitäts⸗ und son⸗ stigen Anstalten auf ungefähr 320,000 Mann beziffert, auf die 8 Corps, so ergeben sich per Corps circa 40,000 Mann, von welchen jedoch an 40 % an Nichtkombattanten in Abschlag zu bringen sind, so daß das Corps mit höchstens 25,000 Kombattanten zu veran⸗ schlagen ist. Die 2 Corps am linken Flügel zählen sonach zusam⸗ men 50,000, die 6 Corps des rechten Flügels zusammen 150,000 Kombattanten. Von den letzteren sind 25,000 Mann (1 Corps) zur Deckung der rechten Flanke von Nikopolis über Plewna und Lovca verwendet und die restlichen 125,000 Mann (5 Corps) von jenseits Rust⸗ schuks, d. h. von Giurgewo bis Jeni⸗Zagra vertheilt. Diese 125,000 Mann sind es, welche Abdul Kerim entscheidend schlagen muß, um sich seiner unerquicklichen Lage zu entwinden. Für seine Armee erscheint ein solches Unternehmen immerhin als ein Wagniß. Bei der Mangel⸗ haftigkeit der Kommunikationen und der Organisation der Armee und bei der geringen Fähigkeit der türkischen Truppenführer erscheint eine rasche Konzentrirung der türkischen Kräfte und ein plötzlicher Angriff auf einen Theil der russischen Flankenstellung nicht leicht denkbar. Wohin sich Abdul Kerim auch wenden mag, ob nach Rust⸗ schuk, Tirnowa oder Jeni⸗Zagra, so hat er stets fünf Märsche zu machen. Gelänge es ihm auch, auf irgend einem Punkte die Russen zu schlagen, er wäre kaum in der Lage, seinen Sieg zu verfolgen. Er müßte stehen bleiben, um sich Proviant und Munition nach⸗ kommen zu lassen. Würde er aber geschlagen, so dürfte er schwerlich einer Katastrophe entgehen. Indessen haben die Russen an der Donau vorläufig nur bewiesen, daß sie ihre Operationen geschickt zu fkombiniren verstehen. Ob sie in gleich erfolgreicher Weise auch zu schlagen vermögen werden, darüber haben sie den Beweis erst zu er⸗ bringen.“ 1 8 Die W. „Presse“ vom 17. bemerkt vom Kriegs⸗ schauplatze in Bulgarien u. A Einer dreiwöchentlichen Periode des scheinbaren Stillstandes folgt seit drei Tagen ein militärisch wichtiges Ereigniß dem anderen. Am Sonntag überschritten die Russen den Balkan, Tags darauf fiel ihnen Nikopolis mit zwölf Schanzen, zwei Paschas, 6000 Mann in die Hände und heute meldet das „Bureau Reuter“ aus Schumla, daß die Russen den Trajanswall bei Medschidje und das fünf Meilen südlich von Küstendsche gelegene Küstenstädt⸗ chen Mangalia besetzt haben. Wir wissen nicht, welcher Nachricht wir ob ihrer überraschenden Wirkung den ersten Rang

zuerkennen sollen. Man muß sich nur die Nachrichten gegenwärtig halten, welche seit Monaten über die von englischen Offizieren aus⸗ geführ ten Fort fikationen der Balkanpässe, über die Uneinnehmbarkeit

es von Feldschanzen und Monitors umgebenen Nikopolis, über die

Herstellung eines „verschanzten Lagers“ bei Medschidje von Konstan⸗

tinopel aus verbreitet wurden, um den Zustand zu beurtheilen, in dem sich die türkische Heeresleitung befindet Die wichtigsten Balkan⸗ pässe waren nicht besetzt, bei Nikopolis kapitulirte eine Brigade ohne jede Bedingung und die Türken verlassen die vielgerühmte Ver⸗ theidigungslinie Tschernawoda⸗Küstendsche scheinbar ohne alle Um⸗ stände, denn das Londoner Telegramm meldet die einfache Besetzung nach vorher erfolgter Räumung durch die Türken. So überläßt Abdul Kerim Pascha den Russen eine wichtige Vertheidigungslinie nach der andern und die türkische Armee erwartet in der denkbar passivsten De⸗ fensive in den Festungen und zwischen denselben die von zwei Seiten vor⸗ rückenden Russen... „Der mit unerwarteter Schnelligkeit ausge⸗

führte Balkanübergang wird ohne Zweifel,“ sagt das Blatt weiter,

„seine moralische Wirkung ausüben und die Belebung des bulgarischen Aufstandes zur Folge haben. Aber wir glauben auch, daß diese Erpedition mehr aus politischen denn aus militärischen Gründen im Marizathale und speziell vor Adrianopel den Vormarsch wird ein⸗ stellen müssen. Zudem kommt noch, daß das Hauptziel jeder großen strategischen Operation nicht die Okkupation, sondern der Sieg, also für die Russen die Hauptoperationslinie nicht nach Rumelien, sondern gegen die türkische Feldarmee bei Schumla gerichtet sein muß. Der russische Generalstab hat sich bisher als so vorsichtig erwiesen, daß wir nicht annehmen können, er werde sekundärer Zwecke halber die Hauptarmee schwächen, deren Bestreben sein muß, bei jedem taktischen Schlage so stark als möglich aufzutreten. Ist die türkische Armee nördlich des Balkan entschieden geschlagen, dann ist auch die Okku⸗ pation Rumeliens eine selbstverständliche Folge.“

(W. T. B.) Aus Cettinje wird der,Pol. Korr.“ unterm 18. gemeldet, daß das Hauptquartier des Fürsten Nikita nach Sliwje bei Niksic verlegt worden sei. Morgen sollten die letzten Be⸗ urlaubten der Montenegriner bei ihren Truppentheilen ein⸗ treffen. Einer derselben Korrespondenz aus Sign zugegan⸗ genen Nachricht zufolge haben bosnische Insurgenten die Besatzung von Livno geschlagen und in die Citadelle zurück—⸗ geworfen, in welcher sie dieselbe belagern.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Paris, Donnerstag, 19. Juli. Wie der „Agence Havas“ aus Konstantinopel gemeldet wird, soll Abdul Kerim Pascha abgesetzt und an seiner Stelle Osman Pascha zum Oberbefehls⸗ haber der auf dem europäischen Kriegsschauplatze operirenden türkischen Armee ernannt worden sein. Ebenso sei auch der Kriegs⸗Minister Reouf Pascha seines Postens enthoben worden.

Konstantinopel, Mittwoch, 18. Juli. In der Zu⸗ sammensetzung des Kabinets sollen noch weitere Aenderungen bevorstehen. Der Dragoman der österreichischen Botschaft ist nach Adrianopel und Janboli abgereist, um sich über den Vormarsch der Russen zu informiren. Vom asiatischen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß die Russen mit großen Streitkräften nach Bajazid zurückgekehrt seien. Die russischen Truppen stünden nördlich, Moukhtar Pascha östlich von Kars. Die Meldung verschiedener Blätter von einer Offensiv⸗ bewegung Abdul Kerim Paschas zwischen Tirnowa und Si⸗ stowa hat noch keine Bestätigung gefunden; ebensowenig das Gerücht, wonach die Russen Olti besetzt haben sollten. Die Russen halten Küstendsche besetzt. Hobart Pascha wird das nach Batum entsendete Geschwader kommandiren. Der Justiz⸗Minister Hassim Pascha und der Divisions⸗General Safvet Pascha sind heute nach Adrianopel abgeveist..

Landtags⸗Angelegenheiten.

Uelzen, 18. Juli. (W. T. B.) Bei der heute für den 26. hannoverschen Wahlbezirk hier stattgehabten Ersatzwahl zum preußi⸗ schen Abgeordnetenhause ist Senator Plincke hier mit 107 Stimmen zum Abgeordneten gewählt worden. Der Rittmeister von der Wense erhielt 46 Stimmen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 15. Juli. (A. A. C.) Hr. Sergius Kern in St. Petersburg schreibt den „Chemical⸗News“ aus den Obruchoff⸗Stahl⸗ werken, daß er im Juni ein neues Metall der Platina⸗Gruppe entdeckt habe, welches seinen Platz zwischen Molybdän und Ruthenium einzunehmen scheine. Der Entdecker beabsichtigt, diesem neuen Metall den Namen „Davyum“ nach Sir Humphry Davy beizulegen, welcher gegenwärtig dessen pöysische dch mische Eigenschaften prüft

Land⸗ und Forstwirthschaft. Christiania, 15. Juli. (H. N.) Das hiesige statistische Centralbureau hat in diesen Tagen eine Sammlung der statistischen

Angaben über Viehzucht⸗ und Ackerbauverhältnisse in

Norwegen für das Jahr 1875, mit den entsprechenden Verhält⸗ nissen in den vre fremden Ländern verglichen, veröffentlicht. Danach wurden in Norwegen in 1875 151,903 Pferde gehalten, gegen 113,161 in 1835. Norwegen gehört somit zu den Ländern, welche sich mit einer kleinen Pferdezucht begnügen. Es finden sich nämlich in Norwegen nur 84 Pferde für jedes Tausend Einwohner, in den Ver⸗ einigten Staaten aber 227, Rußland 225, Dänemark 176, Schweden 103, Oesterreich⸗Ungarn 98, Großbritannien und Irland 85, Deutsch⸗ land 82 und Frankreich 76. Die Mittelmeerländer stehen zuletzt in der Reihe, was sich aus dem ausgedehnten Gebrauche der Esel, Maulthiere und Zugochsen in diesen Ländern erklärt. Die

Anzahl des Rindviehes in Norwegen, welche in 1835

644,414 Stück betrug, bezifferte sich in 1875 auf 1,016,595 Stück. Hier nimmt Norwegen einen hohen Rang, mit 564 Stück Vieh pr. 1000 Einwohner, ein und wird nur von Dänemark mit 687 und den Vereinigten Staaten mit 651 Stück übertroffen. Nach Norwegen kommt Schweden 482, Niederlande 395, die Schweiz 388, Deutschland 384, Oesterreich⸗Ungarn 354, Frankreich 325, Rußland 315 und Großbritannien 300. Am niedrigsten

stehen wieder die Mittelmeerländer. Die Schafe in Norwegen zähl⸗

ten in 1835 nur 1,028,945 Stück, 1875 aber 1,686,806 Stück. Auch in dieser Hinsicht steht Norwegen hoch in der Reihe, mit 936 Schafen per 1000 Einwohner. Mehr hat nur Spanien mit 1348 per 1000. Einwohner, Dänemark mit 1022 und England mit 969. Nächst Norwegen kommt Griechenland mit 818, die Vereinigten Staaten 808, Frankreich 694, Portugal 676, Rußland 647, Deutschland 609, Oesterreich⸗Ungarn 560, Schweden 361 und Belgien 112. An Ziegen fanden sich in Norwegen 1835 184,518, 1855 war die Zahl auf 357,109 gestiegen, um darauf im nächsten Jahrzehnte mit 57,000 Stück abzunehmen. Jetzt ist sie wieder auf 323,364 St. gestiegen. Es giebt also in Nor⸗ wegen 179 Ziegen pr. 1000 Einw., in Griechenland dagegen 913, in Spanien 279, in Portugal 233, und in der Schweiz 148. Italien hat 63 Ziegen pr. 1000 E., Deutschland 57, Frankreich 50, Oesterreich⸗ Ungarn 43, Schweden 27, Großbritannien 8; in Dänemark und in den Vereinigten Staaten sind die Ziegen Seltenheiten. Die Zahl der Schweine hat seit 1855 abgenommen; jetzt beträgt dieselbe 101,351 St. Auf Griechenland, welches nur 38 Schweine für jedes 1000 E. hat, folgt Norwegen mit der niedrigsten Zahl, nämlich 56. Die Vereinigten Staaten haben die meisten Schweine, nämlich 671. pr. 1000 E., demnächst folgt Spanien mit 263, Dänemark 245, Oester⸗ reich⸗Ungarn 195, Portugal 194, Deutschland. 174. Niedriger in der Reihe steht Frankreich 159, Rußland 137, Großbritannien 112 und

„Schweden 92. Die Zählung der Rennthiere zeigt eine nicht geringe

Vermehrung in den letzen Jahren, nämlich von 82,225 Stück in 1835 auf 131,274 in 1875. In Allem wird die Viehzucht Norwegens einen Werth von ca. 156,443,000 Kronen repräsentiren. Die Milch⸗ ausbeute, welche man in 1865 zu 986 Pott per Kuh berechnete, wird für 1875 auf 1131 Pott geschätzt.

Gewerbe und Handel.

Ueber die Entwickelung der Geschäfte der Hypothekenbanken sind in der „Stat. Korrespondenz“ kürzlich die folgenden Angaben mitge⸗ theilt worden: Am Ende des Jahres 1876 waren in Deutschland 28 Ban⸗ ken im Grundkreditgeschäfte thätig, mit dem 10 davon erst im Jahre 1872 begonnen hatten; 20 von ihnen, welche diesen Zweig des Bank⸗ geschäftes ausschließlich betrieben, hatten bis zum Schlusse des ver⸗ gangenen Jahres Pfandbriefe im Gesammtbetrage von 756,949,836 ausgegeben. Die Kapitalien, welche von ihnen gegen hypothekarische Sicher⸗ stellung auf Grundstücke oder an Kommunen ausgeliehen waren, be⸗ trugen 860,840,811 Von den übrigen 8 Grundkredit⸗Banken, die noch anderen Zweigen des Kreditverkehrs dienen, haben sieben, für die allein der Betrag der ausgegebenen Pfanvbriefe mitgetheilt ist, bis zum 31. Dezember 1876: 326,716,565 emittirt und Hypo⸗ thekenforderungen im Betrage von 363,849,391 erworben. Im Ganzen hatten also am Schlusse des vergangenen Jahres diese 27 Institute 1,224,690,202 gegen hypothekarische Sicherstellung aus⸗ geliehen und durch die Ausgabe von Pfandbriefen ein Kapital von 1,083,666,401 in ihren Händen vereinigt.

Nach einer Denkschrift, die von der Direktion des Kur⸗

und Neumärkischen ritterschaftlichen Kreditinstituts

bei Gelegenheit der kürzlich stattgehabten Säkularfeier dieser Anstalt veröffentlicht worden, waren am 31. Dezember 1876 im Bereiche die⸗ ses Kreditinstituts 701 Güter mit einer Pfandbrief⸗Schuld von 96,347,140 belastet, und zwar 529 Güter nur mit Kur⸗ und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 60,376,440 ℳ, 59 Gü⸗ ter nur mit landschaftlichen Central⸗Pfandbriefen im Betrage von 6,536,250 ℳ, 113 Güter mit Kur⸗ und Neumärkischen Pfand riefen im Betrage von 16,617,000 und zugleich mit landschaftlichen Cen⸗ tral⸗Pfandbriefen im Betrage von 12,817,450 Bis zum 15. Juni 1877 sind überhaupt 716 Güter mit Kur⸗ und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 76,366,690 und mit 23,968,200 in landschaftlichen Central⸗Pfandbriefen beliehen worden. Während seines hundertjährigen Bestehens ist das Institut nur in einem Falle genöthigt gewesen, wegen seiner Ansprüche die Subhastation eines bepfandbrieften Gutes zu veranlassen; sowohl bei dieser, wie auch bei der Subhastation anderer beliehener Güter, die auf Antrag dritter Personen verkauft wurden, hat es aber für seine Ansprüche stets volle Befriedigung erlangt. Das eigene Vermögen des Instituts betrug Ende 1876 4,191,968 und besteht aus vier, in Berlin, Prenzlau, Frankfurt a. O. und Perleberg belegenen Häusern, einem Haupt⸗Institutsfonds von 3,056,401 ℳ, einem Amortisations⸗ Zuschußfonds von 632,000 und dem Reservefonds der ritterschaft⸗

lichen Darlehns kasse von 96,677 Außerdem verwaltet das In⸗ stitut die den bepfandbrieften Gütern zugehörigen Amortisations⸗ fonds, die am 31. Dezember 1876 den Betrag von 10,507,478

erreichten, und durch deren Vermittlung seit Einführung der Amor⸗

tisation, die im Jahre 1836 erfolgte, bis zu Ende des zweiten Semesters

1876 10,107,217 zu Pfandbriefs⸗Ablösungen verwandt worden sind. Die Direktion der Ostpreußischen ländlichen Feuer⸗ Societät veröffentlicht eine summarische Uebersicht aus der Jahres⸗ rechnung für 1876, der folgende Daten entnommen sind: Es bet'ug die Soll⸗Einnahme 1,158,287 ℳ, die Ist⸗Einnahme 1,158,265 ℳ; es belief sich die Soll⸗Ausgabe auf 1,35˙‚415 ℳ, die Ist⸗Ausgabe auf 1,123,078 ℳ, so daß Bestand blieb pro 1877 35,187 Von der Soll⸗Einnahme waren Bestand 20,455 ℳ, laufende Verwaltungs⸗ einnahmen 742,230 ℳ, Zinsen 3,301 ℳ, außerordentliche Ein⸗ nahmen 27,268 ℳ, eingezogene Kapitalien 305,000 und erstattete Vorschüsse 50 Von der Soll⸗Ausgabe entfallen auf Reste früherer Jahre ꝛc. 216,458 ℳ, Vorschüsse 30 ℳ, Brandschaden⸗Vergütungen 569,787 ℳ, Verwaltungskosten 67,446 ℳ, Anlegung neuer Kapitalien 497,693 ℳ; es blieben in Rest 228,337 Stralsund, 14. Juli. Auf den in diesem Jahre im diesseitigen Verwaltungsbezirk abgehaltenen Remontemärkten wurden 139 Pferde zum Verkauf gestellt; davon sind 23 Pferde für die Summe von 15,100 gekauft worden. Der gezahlte höchste Preis für ein Pferd betrug 800 ℳ, der niedrigste Preis 550 ℳ, der Durchschnitts⸗ preis 65612/23 Posen, 18. Juli. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Po⸗ sener Spritfabrik⸗Aktien⸗Gesellschaft hat in seiner heu⸗ tigen Sitzung beschlossen, von dem 11 % betragenden Reingewinn eine Dividende von 5 % zur Vertheilung gelangen zu lassen und dem Reservefonds 20,000 zuzuweisen. Der Rest des Reingewinnes soll nach Abzug der Tantièmen zu Abschreibungen verwendet werden.

Der Geschäftsbericht der Naumburger Braunkohlen⸗

Aktiengesellschaft enthält folgende Mittheilungen: In 1876 wur⸗ den gefördert 732,165 Hektoliter Kohlen oder 59,355 Hektoliter mehr als im Vorjahre, Dampfpreßziegel wurden gefertigt 12,718,800 Stück

oder 588,440 Stück mehr. Der Betrieb hat seit dem Bestehen zuge⸗

ommen wie folgt: Es wurden gefördert im Jahre 1873/74 439,061

10,164,810 Stück,

1876 haben die

so daß 10,394,071 L.,

trag von

Steuern 8 Verfügung an den ordinären Reservefonds entfallen. Von letzterem werden

Ausgleichung schlechterer

oliter, 1875 567,005 Hektoliter, 1876 672,810 Hektoliter, 1877 ,165 Hektoliter. An Preßsteinen wurden gefertigt: 1874 4,078,880 1 N 12,130,350 Stück. 1877 12,718,890 Stück. Eine weitere Mehrleistung ist nicht zu erwarten, da hiermit die Betriebseinrichtungen bis aufs Aeußerste ausgenutzt sind. Die Abschreibungen betragen 39,051 ℳ, während dem Re⸗ servefonds 3176 überwiesen werden. Als Dividende sollen 5 % vertheilt werden.

Nach dem Rechnungsabschluß der IJtalienischen Tabaks⸗ Aktiengesellschaft für 183,840,200 L., die Gesammtausgaben 93,961,238 L. betragen. Es ergiebt sich hieraus ein Bruttoüberschuß von 89,878,962 L. Hiervon geht die an den Staat zu zahlende Summe mit 79,484,891 L. ab, ß und nach Abzug der Tantième des Aufsichts⸗ raths von 206,417 L. noch 10,187,653 L. als Nettoüberschuß ver⸗ bleiben. Von letzterer Summe muß die Nutzungsquote des Staates von 50 % mit 5,093,826 L. abgezogen werden, wonach derselbe Be⸗ Reinerträgniß der Gesellschaft ver⸗ an Gesellschaftsspesen 211,302 L., und 1,093,368 L., bleiben 10 % mit 400,046 2. Rest somit 3,600,417 L. 658,336 L. an die 1 Jahreserträgnisse bestimmte außer⸗ ordentliche Reserve, die damit die Höhe von 2,300,000 L. erreicht. Den Betrag für die Extrareserve mit 658,336 ben noch 2,942,081 L. und hiervon ab weitere 10 % mit 294,208 L. für die Gründer, erübrigt ein vertheilbarer Reingewinn von 2,647,873 L. Hierzu kommt der Vortrag aus dem Jahre 1875 mit 68,512 L. und die Nutzungsquote aus dem Sicilianischen Geschäft mit 305,801 L., sich ein Gesammtbetrag von 3,022,186 L. ergiebt. Von dem⸗ selben erhalten die Aktionäre wie im Vorjahre 3,000,000 L. als Dividende à 30 L. pro Aktie von effektiv eingezahlten 350 L., und der Rest von 22,186 L. wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Southampton, „Neckar“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 7. Juli von New⸗York abgegangen war, ist hier angekommen und hat Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt. Der „Neckar“ überbringt 304 Passagiere und volle Ladung.

New⸗York, Postdampfer „Suevia“ ist heute Nachmittag 1 Uhr hier ein⸗

Gesammteinnahmen

L. abgezogen, verblei⸗

Postdampfschif

t gestern wohlbehalten

Der Hamburger

meinderäthlich Verfälschung der

der zu prüfend

öffentliche Gesundheitspfl

Darmstadt, 14. Juli.

des Reichsstrafgesetzbuchs ursprünglicher oder durch Zusatz anderer Stoffe verringert worden ist; Zubereitung andere Stoffe mäßigen Herstellung der Waare nicht erforderlich sind,

geringerwerthige mangelhaft

Werden solche I

des

pd⸗Lindsay, auf eigene Kosten Schon am 25. Oktober 1849

Denkmal Alfr rtreter für Berkshire, Oberst von dem Grafen Gleichen entwerfen lassen. hatte Wantage den berühmtesten seiner Söhne am 1000. Jahrestage seiner Geburt lebhaft gefeiert, und das jetzige Fest bewies, daß König Die Statue, an welcher Graf Gleichen, in seinem Atelier in St. James Palace ge⸗

Berkshire enthüllte Parlament

Alfr ds Gedächtniß fortlebt. der Neffe der Königin, s arbeitet hat, geschichtliche Anhaltspunkte mit kühner Phantasie lebend, ist durchaus gelungen zu nennen. sie auf acht Fuß hoher Grundlage. Gesetzgeber zugleich, in einer Hand die Streitart, in Er hat den Helm mit dem sächsisch

†½ 8 5 7 ³ 2 mwor† upte und an der Seite das Schwert.

Der König hält, K

eine Pergamentrolle. wahrzeichen auf dem H

London, 17. Juli. außerordentliche Regenfülle gebr klagen über Sturn die Badekarren star tag Abend starker Sturm, der Fluß Der letzte Personenzug von Sonthampton aselben Abend dadurch eine Unterbrechung, daß in Schienen stehenden Wassers das Feuer ausgelöscht edlock sind in beunruhigender Weise an⸗

stiegen sein. chester erlitt an den Folge des auf den Der Irwell und M geschwollen. 8

gische Garten hat dure b

öt, bestehend in einem Paar europäischer aren in früheren Zeiten auf den Schweizer und sind aber jetzt dem Aussterben

Der Zoolog Erwerbung gemach Die Thiere w Tiroler Alpen ziemlich verbreitet, nahe und werden in das seltene Paar hier

Schönbrunn gezüchtet. eingetroffen; als Gegengabe geht ein Paar der hier gezuͤchteten amerikanischen Bisons nach Schönbrunn ab.

Berrlin, 19. Juli 1877. Zu Bielefeld wird am 5. und 6. September eine größere Konferenz für innere Mission abgehalten werden.

(Cöln. Ztg.) Heute Vormittag war die ge⸗ Kommission, welche die Mittel und Weg

e gegen die

smittel in hiesiger Stadt vorberathen soll, unter Anwohnung des Polizei⸗Präsidenten versammelt. Dieselbe erklärte sich mit dem Vorschlage des Stadtverordneten Kvll einver⸗ standen, daß auf dem Rathhause eine Centralstelle für die Abgabe ebensmittel eingerichtet werde, und von dieser aus die betreffenden Gegenstände der chemischen Station des Vereins für übergeben werden sollen. Das Petroleum soll ebenfalls der Kontrole unterstellt werden. Ferner war die Kommission der Ansicht, daß mit der Prüfung sofort ener⸗ gisch vorgegangen werden müsse. Die Methoden der Prüfungen wer⸗ den veröffentlicht werden und wohl auch die Ergebnisse derselben.

Eine hier auf Anregung des Polizei⸗ Raths Haas zusammengetretene Konferenz von Sachverständigen hat sich nunmehr definitiv über folgende Grundsätze für Lebens⸗ mittelkontrole geeinigt: I. Verfälscht, im Sinne des §. 367, 7 sind Getränke und Eßwaaren: 1) deren Gehalt an Werthbestandtheilen durch Entziehung solcher

2) bei deren

zugesetzt sind, welche zur bestimm ings⸗

und deren Zubereitung ur⸗ Stoffe abgeschieden sind, Grenze überschreitet

II. 1) Geeignete Bekanntgabe der bei der Zubereitung verwendeten n Stoffe kann im einzelnen Falle den Begriff der Verfälschu ausschließen; 2) Erzeugnisse, welche nur den Schein, Gehalt eines Lebensmittels haben, k betrachtet werden. verkauft oder feilgeboten, „Betrug“ bestehenden gesetzlichen⸗ weiter die Aufgabe der Konferenz, demnächst für die rungsmittel festzustellen, bei welchem Gehalt an ge Stoffen die „schlechte Bereitung“ an „Fälschung“ übergeht.

ringerwerthiger

gt und aufhört, bezw. in di

17. Juli. (E. C.) Das kürzlich in Wantage in

Großen hat der

be⸗

Neun Fuß an Höhe steht

rieger und der anderen en Königs⸗

(E. C.) Die letzten drei Tage haben eine Manche Plätze in England ifluth und Wassersnoth. k beschädigt worden; in Liverpool war am Sonn⸗ Ribble soll um 10 Fuß ge⸗

In Scarborough sind

nach Man⸗

e seltene Stein⸗

Von dort ist kürzlich

Hr. Dr. Hermes ist, wie hiesige Zeitungen melden, am Sonntag mit dem Gorilla und dem Schimpanse des Berliner Aquariums nach London abgereist, wo in dem Roval⸗Aquarium alle Vorberei⸗ tungen zu der Ausstellung der beiden Thiere getroffen sind.

8

Im National⸗Theater gehen heute die „Räuber“ mit Hrn. als Franz Moor in Scene. 1

aber nicht den nen nur als Nachahmungen achahmungen als Lebensmittel so erleiden geeigneten Falls die über den stimmungen Anwendung. Es ist einzelnen Nah-