1877 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Aug 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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eine geringe Kontusionen erlitten. Die Lokomotive, der Packwagen und vier Personenwagen wurden stark beschädigt. Dieser Unfall ist dadur

Verfügung

lung des katholischen Religionsunterrichts in der Volksschule,

5 8 Missio canonica abzulehnen, hat das Ober⸗Tri⸗ una

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

1 Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Wildbad Gastein, 28. Juli. v. Tres⸗ Tow I., Pr. Lt. vom Ulan. 2 Nr. 3, dessen Kommdo. zur Gestüt⸗ Verwalt. vom 1. August cr. ab noch auf ein Jahr verlängert. 31. Juli. Schiffer, Sec. Lieut. vom Infanterie⸗Regiment Nr. 50, in das Ulanen⸗Regiment Nr. 1, versetzt. 2. August. Baron v. Minnigerode, uptmann vom Generalstabe des VI. Armee⸗Corps, zum Generalstabe der 9. Division, v. Hngo, tm. vom Großen Generalstabe, zum Generalstab des VI. Armee⸗ orps, versetzt. Schmitt, Major z. D., zum Bez. Commdr. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 60 ernannt. v. Wildemann, Major und Commdr. des Jäger⸗Bats. Nr. 8, in das Füs. Regt. Nr. 35 versetzt. v. Goetze, Oberst⸗Lt. vom Inf. Regt. Nr. 116, zum Commdr. des Jäg. Bats. Nr. 8 ernannt. Kolbe, Major, aggr. dem Pöf. Rgt. Nr. 61, als etatsm. Stabsoffiz. in das Inf. Regt. Nr. 116 einrangirt. Podlasly, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 3, unter Belass. in sei⸗ nem Kommdo. bei der Milit. Intend., dem Regt. aggregirt Scriba, Pr. Lt. vom Jäger⸗Bat. Nr. 9, in das Gren. Regt. Nr. 3 versetzt. Goldbeck, Sec. Lt. von dems. Bat., zum Pr. Lt., v. Fuchs,

Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 5, zum Rittm. und Escadr. Chef, vor⸗

lkäufig ohne Patent, befördert. Frhr. v. Wangenheim, Pr. Lt. à la suite des Hus. Regts. Nr. 1, unter Belass. in dem Kommdo. als Adjut. beim Stabe der III. Armee⸗Inspektion, in das Hus. Regt. Nr. 5 versetzt. v. Palézieux⸗Falconnet, Großherzogl. Sächs. Hauptm. und Flügel⸗Adjut. des Großherzogs von Sachsen Königliche Hoheit, früher Sec. Lt. in der 4. Art. Brig., in den Verband der Preuß. Armee, und zwar als Hauptm., vorläufig ohne Patent, wieder aufgenommen; ders. ist fortan in den Listen bei den Adjutn.

er deutschen Fürsten zu führen. v. Tyszka, Hauptm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 6, dem Regt., unter Beförderung zum

berzähligen Major, aggregirt. v. Brandt, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 6, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. v. Below, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 42, unter Belass. in seinem Kommdo.

als Adjut. der 30. Inf. Brig., in das Gren. Regt. Nr. 6, versetzt.

v. Hennigs, Sec. Lieut. vom Inf. Regt. Nr. 42, zum Premier⸗ Lieut. befördert. 3. August. v. Boltenstern, Oberst und Commandeur des Grenadier⸗Regiments Nr. 9, unter Stellung à la suite dieses Regts., mit der Führung der 15. Inf. Brig., v. Grote, Oberst⸗Lt. vom Inf. Regt. Nr. 87, mit der Führung des Gren. Regts. Nr. 9, unter Stellung à la saite desselben, beauf⸗ tragt. Buttmann, Major, aggr. dem Inf. Regt. Nr. 95, in das Inf. Regt. Nr. 87 einrangirt.

8 Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Wild⸗

Pg Gastein, 31. Juli. Ricke, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 57,

als halbinvalide mit Pens. ausgeschieden und zu den beurlaubten Offizn. der Landw. Inf. übergetreten. v. Carnap, Hauptm. a. D., zuletzt Pr. Lt. im 3. Garde⸗Gren. Regt., die Aus⸗ sicht auf Anstellung in der Landgensd arm. ertheilt. 2. August. v. Kiesenwetter, Oberst und Flügel⸗Adjutant des Großherzogs

von Sachsen Königliche Hoheit, in Folge seines Gesuchs um Pen⸗

ionirung mit der gesetzl. Pens. zur Disp. gestellt. Schmitt, Maj.

vom Füs. Regt. Nr. 35, mit Pens. zur Disp. gestellt. 3. August.

v. Loebell, Gen. Major und Commdr. der 15. Inf. Brigade, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pens. zur Disp. gestellt. Im Beurlaubtenstande. Wildbad Gastein, 31. Juli. Scheffler, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats Landwehr⸗ Regts. Nr. 72, mit schlichtem Abschied entlassen. 1 Beamte der Militär⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 31. Juli. Leonhardt, Zahlmstr vom 2 eaz des Leib⸗Gren. Regts. Nr. 8, zum Drag. Regt. Nr. 2 etzt. XII. (Königlich Sächsisches) Armee⸗Corps. Juli 1877. Ernennungen, Versetzungen und Beförderungen. Im aktiven Heere. Sachse, Hauptm. à la suite des Inf.

Regts. Nr. 104, zum Intend. Rath ernannt. Frhr. v. Friesen,

Pr. Lt. des Inf. Regts. Nr. 103, zum Jäger⸗Bat. Nr. 13 versetzt. v. Bünau, Pr. Lt. im Garde⸗Reiter⸗Regt., zum Rittm. und Escadr. Chef, v. Oppen⸗Huldenberg I., Sec. Lt. desselb. Regts., zum Pr. Lt. befördert.

Im Beurlaubtenstande. Kempte, Sec. Lt. der Landw.

Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, Wagner, Sec. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zu Pr. Lts. der Landw. Inf., Breiting, Sec. Lt. der Landw. Jäger des 1. Bats.

andw. Regts. Nr. 106, zum Pr. Lt. der Landw. Jäger, Graf von er Recke⸗Vollmerstein⸗Overdyck, Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Nr. 100, zum Pr. Lt. der Res. seines Regts., befördert. v. Criegern, Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts. Nr. 107, zu den

Offizn. der Res. des Schützen⸗ (Füs.) Regts. Nr. 108 versetzt.

8 Abschiedsbewillrigungen. Im aktiven Heere. von Arnim, Rittm à la suite des Karab. Regts., und Rudolph, Rittm. und Intend. Rath, in Genehm. ihrer Abschiedsgesuche mit

er ges. Pens., ersterer mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts.

Unif. mit den vorgeschriebenen Abzeichen, letzterer mit der Erlaubniß

um Tragen der Armee⸗Unif., zur Disp. gestellt. Thimmig, und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 102, und v. Winck⸗ er, Sec. Lt. im Fuß⸗Art. Regt. Nr. 12, letzterem wegen überkomm. Invalidität, mit der gesetzl. Pens. der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. Königsheim, Pr. Lt. der Res.

des Gren. Regts. Nr. 101 und Jentzsch, Pr. Lt. der Landw. Inf.

des Res. Landw. Bats. Nr. 108, letzterem mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee⸗Unif., der Abschied bewilligt.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 11. August. Se. Majestät der

Kaiser und König kamen auf der Rückreise gestern Nach⸗ mittag 1 ¼ Uhr in Leipzig an und wurden von dem

General⸗-Lieutenant von Montbé und dem Präsidenten Pape

am Bahnhofe empfangen. Die daselbst versammelte Volks⸗ menge begrüßte Se.

Majestät mit enthusiastischen Kundgebun⸗ gen. 2 Uhr setzten Se. Majestät der Kaiser die Reise

fort und sind gestern gegen Abend auf Schloß Babelsberg eingetroffen. 8

In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag entgleiste auf der Ostbahn der nach Berlin fahrende Courierzug zwischen den Stationen Netzthal und Weißenhöhe. Der Loko⸗ motivführer und ein Wagenwärter fanden hierbei den Tod, und ein Passagier wurde erheblicher verletzt. Außerdem hat

nzahl von Passagieren und Beamten leichte

herbeigeführt, daß ein vrun, venenn Regen den Bahndamm überschwemmt und das Geleis auf etwa 20 Meter Länge 20 Centimeter hoch mit Sand bedeckt hatte.

In einer Untersuchung wegen einer durch die Presse erfolgten Aufforderung katholischer Lehrer, die ihnen durch eine s Kultus⸗Ministers zur Pflicht gemachte Erthei⸗

I in seinem Erkenntniß vom 5, Juli 1877 folgende Rechtssätze ausgesprochen: Unter „Obrig kert“ sind sowohl in den

88. 110 und 111 des Strafgesetzbuchs (Aufforderung zum Ungehor⸗

sam gegen obrigkeitliche Anordnungen) wie in den 8§. 2 und 3 des Gesetzes vom 13. Mai 1873 (betreffend die Grenzen der frcaess Strafmittel) alle Behörden und Beamten zu verstehen, welche zur Erlassung allgemein verpflichtender, zur Ausführung der Gesetze dienender Anordnungen berufen sind, und erscheint dabei gleichgültig, ob diese Anordnungen sich zunächst an die untergebenen Beamten richten. Demnach ist ohne Zweifel auch der Minister der geistlichen ꝛec. Angelegenheiten als eine Obrigkeit, und eine allgemeine Verfügung, welche derselbe zur Ausführung der bestehenden Gesetze über das Volksschulwefen und über die Ertheilung des Religionsunterrichts in der Volks⸗ schule getroffen hat, als eine Anordnung im Sinne der vor⸗ gedachten Gesetzesstellen anzusehen.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗ Minister von Bülow, ist mit Ablauf des von Sr. Maäjestät dem Kaiser und König Allerhöchst ihm bewilligten Urlaubs hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder über⸗ nommen.

Der Kaiserliche Botschafter in London, Graf

u Münster, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat ie Leitung der Geschäfte wieder übernommen.

Der Geheime Kabinets⸗Rath, Wirkliche Geheime Rath von Wilmowski ist mit kurzem Urlaub abgereist.

Der Königlich bayerische Gesandte Freihere von Per⸗ glas ist hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.

S. M. S. „Niobe“ ist am 9. d. Mts. in Dartmouth eingetroffen.

S. M. S. „Nymphe“ hat am 21. Juli cr. den Hafen von Halifax verlassen und ist nach Plymouth in See gegangen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. August. (W. T. B.) Der „Pol. Korresp.“ zufolge sind nach dem vorliegenden Steuerausweise für den österreichischen Staat im ersten Se⸗ mester d. J. aus den direkten Steuern 40,730,000 Fl. (560,000 Fl. mehr als im ersten Semester 1876) und aus den indirekten Steuern 75,590,000 Fl. (983,000 Fl. weniger als im ersten Semester 1876) eingegangen.

Prag, 9. August. Dem „Tagblatt“ wurde aus Wien ge⸗ meldet, das Ministerium des Innern habe ein Cirkular erlassen, alle anläßlich des russisch⸗türkischen Krieges beabsich⸗ tigten Demonstrationen strenge zu inhibiren. Auch der unga⸗ rische Minister⸗Präsident Tisza werde kräftig eingreifen.

Großbritannien und Irland. London, 9. August. (E. C.) Das Oberhaus erledigte gestern erörterungslos einige unwesentlichere Gesetzentwürfe und genehmigte die zweite Lesung eines Gesetzes gegen schädliche Insekten, welches gegen den Koloradokäfer zu dienen bestimmt ist. Der Herzog von Richmond und Gordon, Präsident des Geheimraths, legte dar, daß dieser Behörde Vollmacht zur Verhinderung der Einfuhr von Artikenn gegeben werden solle, durch welche das gefährliche Insekt eingeschleppt werden könnte. Fruchtfelder, wo der Käfer sich gezeigt, sollen unter Ent⸗ schädigung der Eigenthümer zerstört werden, und das Halten des Thieres selbst wird mit Strafe belegt. —+ Im Unter⸗

ause erklärte, eine Anfrage Mr. Holts in Betreff des Religionsunterrichts in den Londoner Schulamtsschulen beantwortend, der Unterrichts⸗Minister Viscount Sandon, daß unter 1000 Kindern durchschnittlich nur eins auf Wunsch der Eltern vom Religionsunterricht in jenen Schulen dispen⸗ sirt sei. Auf Antrag des Schatzsekretärs Sir W. H. Dyke ward eine Neuwahl für Westminster beschlossen, da der Ver⸗ treter dieses Fleckens, Mr. W. H. Smith, wie gemeldet, das Amt des „Ersten Kommissars für Wahrnehmung des Amtes des Lord⸗Großadmirals des Königreichs Groß⸗ britannien und Irland“, angenommen hat. Das Haus trat dann in die rekapitulirende Berathung der während der Comitésitzungen zu dem Budget gefaßten Resolutionen ein. Die Forderung von 85,428 Pfd. Sterl. für Justizkosten in Irland gab den extremen Homerulern abermals Gelegenheit zu heftigen Angriffen gegen die Handhabung der Justiz auf ihrer Heimathsinsel. Ihre Anträge auf Herabsetzung obiger Summe wurden indeß mit bedeutender Mehrheit abgelehnt. Der Lord Mayor von London erhielt eine Zuschrift des Ministers des Innern, in welcher auf die aus der Ein⸗ führung italienischer Kinder entstehenden Uebelstände hingewiesen wird und zugleich die Gesetze bezeichnet werden, mit Hülfe deren gegen die als „Padroni“ berüchtigten Per⸗ sonen zu verfahren sein würde.

Australien. (A. A. C.) Das neuseeländische Par⸗ lament ist angegangen worden, die Emission einer neuen Amleihe von zwei Millionen Pfd. Sterl. zu genehmigen, welche Summe theils für Eisenbahnbauten, theils zur Tilgung verschiedener Verbindlichkeiten verwendet werden soll. Eine Erhöhung der Steuern wird richt beabsichtigt.

Frankreich. Paris, 9. August. (Fr. Corr.) Der Handels⸗Minister von Meaux hat an die Präfekten folgendes Rundschreiben gerichtet:

Paris, 27. Juli. Hn Präfekt! Die Gesetze und Verwaltungs⸗ Reglements stellen die Beamten des Ministeriums für Handel und Ackerbau, welche in Ihrem Departement wohnen, unter Ihre Lei⸗ tung und Aufsicht. Ihnen liegt es also ob, denselben beim Heran⸗ nahen der Wahlperiode die Pflichten ins Gedächtniß zu rufen, gegen welche sie übrigens, wie ich bestimmt voraussetze, nicht gewillt sind, zu verstoßen. Die Befugnisse dieser Beamten haben mit der Politik nichts zu schaffen, und Sie sollen ihnen auch nicht zumuthen, diese Grenze zu überschreiten. Aber es ist gerade für die Ehrlichkeit der Wahlen von Wichtigkeit, daß die Männer, die in irgend wes chem Maße die Regierung vertreten, die Thätigkeit, welche Sie in ibhrem Namen entwickeln werden, nicht stören, oder den ihnen vermöge ihres Amtes zustehenden Einfluß den feindlichen Par⸗ teien zur Verfügung stellen. Ich erwarte, daß Sie Grund haben werden, mit dem Verhalten und der guten Gesinnung meiner Be⸗ amten zufrieden zu sein. Sollten jedoch wider Vermuthen, einige von ihnen den Pflichten, die ich Sie ihnen in Erinnerung zu bringen bitte, untreu werden, so theilen Sie mir dies gefälligst mit, und ich würde unverzüglich einschreiten. Empfangen Sie u. 1 w.

(Cöln. Ztg.) Wiederum ist eine größere Anzahl von Maires abgesetzt worden. Unter denselben befinden sich zwei der 363, nämlich Tardieu, Maire von Tarbes, und Tailliéres, Maire von Nerac (Lot⸗Garonne). Auch mehrere Gemeinde⸗ räthe, u. A. der von Riom und der von Montélimar (Drome) wurden durch Gemeindekommissionen ersetzt. Der Aus⸗ schuß, welcher vor Kurzem ernannt wurde und dessen Prä⸗ sident Hr. Dufaure ist, hat in seinem Gutachten über die Streitig⸗

keiten in der reformirten Kirche den Antrag gestellt, es möge eine neue Synode zusammenberufen werden.

11. August. (W. T. B.) Die von auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, daß der Ministerrath beschlossen habe, kurz vor Einberufung der Wähler in ganz Frankreich den Belage⸗ rungszustand zu erklären, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. August. Den „Hamb. Nachr.“ wird geschrieben: Die „Pol. Korr.“ läßt sich von hier mittheilen, daß Schweden aus Veranlassung der unsicheren politischen Situation Vorsichtsmaßregeln zu treffen beabsichtige. Das Gerücht entbehrt natürlich jeder Be⸗

ründung, und ist auch „Svenska Telegrambureau“ autori⸗ rt, dasselbe auf das Bestimmteste zu dementiren.

Amerika. Washington, 8. August. (A. A. C.) Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die Rückkehr der Kriegsschiffe und Marinetruppen nach ihren regelmäßigen Flottenstationen angeordnet. Ein großer Theil der Armee wird östlich vom Mississippi stationirt werden. Der Präsident Hayes hat den Verkauf von Schußwaffen an die Indianer verboten. Amtliche Statistiken ergeben, daß der Werth des Exports aus den Vereinigten Staaten wäh⸗ rend des am 30. Juni beendeten Jahres den Werth des Im⸗ ports um 151 Millionen Dollars überstieg. Die Bundes⸗ truppen haben 45 Valdez⸗Flibustier an der mexikanischen Grenze festgenommen.

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 190. August. (W. T. B.) Im Unterhause richtete der Deputirte Monk die Anfrage an die Regierung, ob sie die zeitweilige Besetzung Konstantinopels durch russische Truppen für so unverträglich mit den Interessen Englands halte, daß dadurch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen England und Rußland gestört werden könnten. Der Schatzkanzler Northcote erwiderte, er glaube die Beantwortung dieser Anfrage ablehnen zu müssen. Monk erklärte darauf, er werde seine Anfrage in einer anderen Form noch in der heutigen Sitzung wiederholen. Im Fortgange der Sitzung wiederholte der Deputirte Monk seine Anfrage bezüglich einer zeitweiligen Besetzung Konstantinopels durch russische Truppen. Der Deputirte Forster erklärte, die Führer der Opposition hätten beschlossen, eine Diskussion hierüber bei dem ernsten Aussehen dieser Frage nicht zu erheben. Sie hätten indessen solchen Beschluß nicht fassen können, wenn sie nicht angesichts der letzten Depeschen und im Hinblick auf die Erklä⸗ rung der Regierung, daß sie die strikte Neutralität nicht auf⸗ gebe, die Ueberzeugung gewonnen hätten, daß die Regierung nichts thun werde, was das Land in einen Krieg verwickeln könnte. Die Regierung könne die Anfrage Monks nicht be⸗ antworten. Es würde in der That ein Bruch der Neutralität sein, Rußland, welches mit der Türkei Krieg führe, vor einer Besetzung Konstantinopels zu warnen, indem geltend gemacht würde, daß England einen solchen Schritt, der doch nur ein nothwendiges Ergebniß der Kriegführung sei, als feindseligen Akt betrachten müsse, obschon andererseits die Regierung natürlich einen solchen Schritt nicht billigen könne. Northcote wiederholte, daß es unmöglich sei, eine Frage über das, was die Regierung unter gewissen Eventualitäten thun würde, zu beantworten.

Ueber die Haltung Serbiens schreibt die W. „Presse“ u. A.:

„In Wahrheit ist bis zur Stunde an den Gerüchten über eine umfassende Mobilisirung kein wahres Wort. Seit den Tagen von Kischeneff, da noch vorübergehend die serbische Aktion auf die Tages⸗ ordnung kam, ist von ihr nicht wieder die Rede gewesen. Die poli⸗ tischen Momente, welche die ruhige Haltung Serbiens verlangten, sind seit Monaten nicht andere geworden, und zudem fehlt jede ratio⸗ nelle Ursache zu einer Aktion Serbiens....

.. Die Einberufung der mehrerwähnten 3000 Mann geschah in einer durchaus defensiven Absicht. Seit dem Abzuge der Truppen Osman Paschas aus Nisch und Widdin haben sich unausgesetzt die

lünderungszüge von Baschibozuks an der serbischen Grenze wieder⸗ holt, und da die Grenzkaraulen nur schwach besetzt sind, also leicht überrumpelt werden können, so liegt die Nothwendigkeit vor, die Grenzwachen zu verstärken, und in dieser Absicht wurden 3000 Mann, welche schwerlich irgend einer Armee imponiren werden, einberufen.“

Europäͤischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 11. August. (W. T. B.) Ueber einen angeblichen neuerlichen Angriff unserer Truppen auf Plewna, welcher am 9. d. stattgefunden haben soll, liegen hier keinerlei Nachrichten vor.

Konstantinopel, 10. August. (W. T. B.) Der Re⸗ gierung ist von gestern keine Nachricht über einen neuen Kampf auf dem bulgarischen Kriegsschauplatze zuge⸗ gangen. Eine große Menge bulgarischer Gefangener ist hier eingetroffen, mehrere derselben sind bereits zur Verbannung verurtheilt worden.

Wien, 10. August. (W. T. B.) Wie der „Pol. Korr.“ aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet wird, hat der Kaiser von Rußland den beabsichtigten Besuch der Armee des Großfürsten vorläufig verschoben. Generabl

immermann hat sein Lager auf den wohl verschanzten

öhen bei Tschernawoda aufgeschlagen. Der Betrieb auf der Eisenbahnstrecke Medschidje⸗Küstendsche ist wieder vollständig hergestellt. Einige russische Regimenter mit Artillerie halten Medschidje und Küstendsche besetzt. Nur ein Theil des Corps des General Zimmermann ist zur Hauptarmee gestoßen. Das rumänische Truppenkontingent soll 30,000 Mann übersteigen. Der Minister⸗Präsident Bratiano befindet sich im Hauptquartier des Kaisers von Rußland.

Wien, 11. August. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Osman Bazar, 9. d. M. Die russi⸗ schen Truppen versuchten am Mittwoch die befestigte tür⸗ kische Position bei Lailla, in welcher sich 4 Bataillone und 1100 Reiter befanden, anzugreifen, wurden aber von Ibrahim Bei zurückgeschlagen und bis in die Nähe von Tirnowa verfolgt.

Aus Simnitza, 8. August, meldet die W. „Presse“: Von einer Uebersiedelung des Kaiserlichen Haupt⸗ quartiers nach Frateschti ist keine Rede. Dasselbe bleibt in Bulgarien. Vermuthlich ist das Gerücht dadurch entstan⸗ den, daß unbrauchbare Wagen aus Bulgarien nach Frateschti vor einigen Wochen zurückgesendet wurden. Das mag Korre⸗ spondenten, die sonst in Bukarest ihr Hauptquartier aufge⸗ schlagen haben, aufgefallen sein. Von General Gurko sind Nachrichten eingetroffen, daß er die Balkanpässe wohl be⸗ festigt habe und besetzt halte.

Brief meldet: Tag und Nacht tapfer darauf los, des Nachts manchmal hef⸗ tiger als tagsüber und zwar von allen Seiten. Die Niksicer sind jedoch an dergleichen Neckereien gewöhnt und machen sich nichts daraus. Sie lassen ihrerseits nach Thunlichkeit keinen Schuß unbeantwortet. Gestern und heute haben wir drei Kano⸗

Aus Bukarest, 8. August, meldet dasselbe Blatt: Der 36. Division Wernokin, des 7. Armee⸗Corps, welche sich bei der

Armee Zimmermann befindet, werden die übrigen Abthei⸗

lungen des 7. wie das 10. Armee⸗Corps aus der Krim nach dem Kriegsschauplatze folgen. Die Positionen dieser beiden Corps an der Pontusküste werden durch neumobilisirte Abtheilungen ersetzt. Gestern erhielten die Truppen Krüdeners eine namhafte Verstärkung aus Sistowa. 1 Ueber die fortifikatorische Bedeutung von Turtukai, wo, wie gestern telegraphisch gemeldet, von den Russen eine neue Pontonbrücke über die Donau gebaut sein soll, be⸗ merkt das W. „Fremdenbl.“:

„Die Stadt selbst, welche sich zum Theile in Terrassen das steile Donau⸗Ufer hinanzieht, ist klein und unbedeutend, eine schmutzige Barakenanhäufung, ohne Luft und Raum zur Bewegung. An ihrem Ostende, die Dächer der Nachbarhäuser kaum überragend, liegt

in alter, sehr massiv gebauter, aber für eine moderne Geschütz⸗ vertheidigung keineswegs eingerichteter Thurm Eski⸗Kaleh mit klafterdicken Mauern. Um so vertheidigungsfähiger erweist sich die dominirende Uferstufe, welche augenblicklich mit vier großen und zwei kleinen Werken fortifizirt ist, und die sich in einem großen Bogen im Süden um das Städtchen ziehen. Die Reihe eröffnet das große ge⸗ schlossene Werk Serdar⸗Tabia (die Generalissimus⸗Batterie) im Södosten der Stadt mit acht Geschützplätzen, sechs Fuß tiefem und fünfzehn Fuß breitem Graben und fünfzehn Fuß hoher mächtiger Erdbrustwehr. Am Abhange, etwas fiefer gelegen, zwischen dem genannten Werke und dem Donau⸗Thurme, wurde in den letzten Wochen eine Lunette auf⸗ geworfen, welche mittelst Jägergräben mit der Serdar⸗Tabia in Ver⸗ bindung steht. Westlich dieses letzteren Werkes, unmittelbar über der Stadt, liegt die Jil⸗Degernie⸗Tabia (die Windmühl⸗Batterie), eine ziemlich geräumige Sternschanze mit drei oder fünf Geschütz⸗ plätzen, einige tausend Fuß neben ihr westlich die Schulterwehre Oistlik⸗Tabia (Landhaus⸗Batterie) und zwei⸗bis dreitausend Meter im Westen der Stadt, oberhalb des Tscherkessenviertels „Azizie⸗Tscher⸗ kesköi“ die neue Batterie (Topraklik⸗Sirti⸗Tabia, die erdige Höhlen⸗Batterie), über deren Armirung nichts bekannt gewerden ist. Außer diesen vier Hauptwerken sind noch mehrere Infanterieschanzen vor⸗ handen, welche, auf dem südlich streichenden Plateau errichtet, zu der eben besprochenen Vertheidigungslinie parallel laufen, jedoch sehr 1G geschickt angelegt sein sollen.“

Ueber die Zustände in Alt⸗Serbien berichtet die „Pol. Korr.“ aus Prizrend, 30. Juli: „Alt⸗Serbien ist in den letzten Tagen vom regulären Militär fast ganz entblößt worden. Die Grenzgarnisonen bestehen aus Mustehafiz, die, so gut es ging, in aller Eile eingeübt wurden. Das kleine Corps Redifs, welches Sienica besetzt hielt, wurde nach Bul⸗ garien über Mitrowica dirigirt. Auch 300 Pferde mit Mu⸗ nition wurden dorthin geschickt. In Alt⸗Serbien ist nichts⸗

estoweniger für die Sicherheit des Landes nichts zu befürchten. Im Lande der Miriditen herrscht völlige Ruhe. Prinz Prenk hat seine Unterwerfung dem Ali Saib Pascha angemeldet und die Stellung eines geringen

Kontingentes Hülfstruppen in Aussicht gestellt. Prenk soll

bereits 260 Krieger nach Scutari entsendet haben, die als die erste Abtheilung des Kontingentes gelten. Von dieser Seite 5 somit die Pforte keine Verlegenheiten mehr zu befürchten. Personen, welche hier aus Bosnien eingetroffen sind, sprechen sich in sehr anerkennender Weise über den jetzigen türkischen

Statthalter dieser Provinz aus. Er bietet Alles auf, um eine Grundlage für bessere Zustände zu schaffen. So hat er die an der Christenverfolgung in Banjaluka, Brod und Teschnja

Schuldigen arretiren und hierher zur Aburtheilung bringen

lassen.“

Ueber die Belagerung von Niksic erhält dasselbe

Blatt aus Cettinje, 2. August, folgende Nachricht: Ein

gestern aus dem Hauptquartiere vor Niksic angekommener „Was die Belagerung betrifft, so schießen wir

niere verloren. Eine Frau die den Verwandten in der Schanze

von Trebesch ihr Mittagsessen brachte und der Versuchung

nicht widerstehen konnte, sich die feindliche Position zu be⸗

trachten und zu diesem Behufe über die Brüstung sah, erhielt

einen Schuß ins Herz. Die gegenseitigen Positionen sind stellenweise so nahe aneinander gerückt, daß sich die Gegner

mit Steinen bewerfen könnten. Die nächtlichen Kanonaden

und sonstigen Beunruhigungen sind unsererseits in der Absicht

arrangirt, um den Feind, der nicht über genügendes Ablösungs⸗

material, noch weniger über halbwegs gesicherte Ruheplätze

verfügt, nicht zur Erholung kommen zu lassen, während wir in der Lage sind, unsere Leute stets ablösen und ausrasten lassen zu können.“

Asiatischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 10. August. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Alexandrapol, 9. c.: Das

türkische Corps, welches gegen die Kolonne des Generals Tergukassoff konzentrirt ist, ergriff am 5. d. auf der ganzen Linie von dem Uebergange bei Tschingyl bis zu dem bei

Karavansarai die Offensive. Schaaren von Baschibozuks und Kurden, von 6 Bataillonen Truppen unterstützt, welche aus den Dörfern Zora und Kundschacha kamen, verdrängten die Piquets der Russen, die sich den ganzen Tag über vertheidigten. Der

Feind besetzte Alikatschak und versuchte das Dorf Khalfalü ein⸗

zunehmen, wurde aber von den Dragonern zurückgeschlagen. Der Verlust der Russen betrug 4 Offiziere todt, 12 Offiziere und 13 Soldaten verwundet. Die Türken ließen 20 Todte auf dem Kampfplatze. Das türkische Corps konzentrirt sich gegen Anakotschak. Die Truppen des Generals Tergukassoff, zu denen eine Kolonne von der Hauptarmee als Verstärkung gestoßen ist, konzentriren sich gegen Igdyr. Nach den neuesten Nachrichten hat Derwisch Pascha mit 4 Bataillonen Zichidsin verlassen und ist zur See gegen Norden abgegangen. Konstantinopel, 10. August. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Meldung Ismail Paschas vom 6. cr. haben die Türken nach Wiedereinnahme der Ortschaft Massoun () die Grenze überschritten, und sind auf eine Ent⸗ fernung von 2 Stunden auf russischem Gebiete vorgerückt. Vom asiatischen Kriegsschauplatze wird dem e-ʒ Bureau“ aus Erzerum unterm 6. d. telegraphirt: „Russische Verstärkungen in der Höhe von funfzehn⸗ tausend Mann haben die Grenze überschritten und eine starke Position im Norden der Ruinen von Ani, der alten Haupt⸗ ftadt Armeniens, eingenommen und bedrohen somit die rechte Flanke und das Centrum der osmanischen Armee. Es hat ein resultatloses Kavallerie⸗Scharmützel stattgefunden. Das russische Centrum ist in drei Divisionen eingetheilt, welche in Avi, Golveran und Kuruk Dara stationirt sind und im

Ganzen 68 Bataillone Infanterie, 16 Kanonen und 8500 Reiter

zählen. Ismail Pascha steht eine Stunde westlich von Bajazid. General Tergukasoff befindet sich an der Grenze bei Kara⸗ doulak mit einer Streitmacht von 18 Bataillonen Infanterie, 7 Batterien und 7 Regimentern Kavallerie.“

Ein Kenner „orientalischer Verhältnisse“ schreibt dem W. „Fremdenbl.“ von hier:

„Sowohl nach den Lehren der Sunna (mündlichen Ueberliefe⸗ rungen Mohameds), als auch nach den Ansichten vieler mohameda⸗ nischen Theologen und Gesetzeslehrer, ebenso auch nach den uns hinterlassenen Fetwahs der zahlreichen Scheik⸗ul⸗Islams ist es dem Gläubigen strengstens untersagt, seine Glaubensbrüder, die mit ihm gelaämpft und geblutet haben, in den Händen der Feinde zurückzulassen, um nur sich retten zu können. Ja, in einem solchen Falle ist der Gläubige verpflichtet, eher sein eigenes Leben zu opfern, als seinen Glaubensgenossen im Stich zu lassen. Thut er dies nicht, so hat er die Gebote der Scherieh“ (Gotteslehre) über⸗ treten und man darf ihm künftighin keine Unterstützung gewähren. Darum wollte seinerzeit der Sultan von Marokko dem letzten Kalifen von Granada keine Hülfe leisten, weil dieser früher Ferdinand dem Katholischen einige von Gläubigen bewohnte Städte friedlich abgetreten hatte, und auch der letzte Khan der Krim wurde nur des⸗ halb in Konstantinopel enthauptet, weil er diese Provinz in die Hände Katharina II. geliefert hatte. Wenn nun Sultan Abdul Hamid seine Truppen aus dem Kaukasus wirklich abberufen und die dortige mohamedanische Bevölkerung im Stich gelassen hat, so ist das ein Ereigniß, das vom mohamedanisch⸗theologischen Standpunkt nicht unbedenklich erscheinen mag.“

Vereinswesen.

Der soeben veröffentlichte 6. Bericht über die Wirksamkeit der unter dem Protektorate Sr. Majestät des Kaisers und Königs stehenden Kaiser Wilhelmsstiftung für deutsche In⸗ validen im Jahre 1876 konstatirt, daß die in diesem Jahre ver⸗ ausgabte Unterstützungssumme, welche 300,988,8 betrug, die des Jahres 1875 mit 261,511,2 beinahe um ½ überstiegen hat. Der Grund zu dieser Mehrausgabe liegt darin, daß einestheils während des verflossenen Jahres ca. 150 neue Unterstützungsfälle hinzugetreten, anderntheils aber die Mittel des zur Allerhöchsten Disposition stehen⸗ den Fonds von 900,000 soweit geschwächt sind, daß nur noch in ausnahmsweisen Nothfällen eine Unterstützung aus denselben gewährt werden kann, weshalb die Stiftung in vielen Fällen eintreten mußte. Außerdem haben sich die Zuschüsse an die Zweigvereine im Jahre 1876 gegen das Vorjahr um 2000 vermehrt.

Auf der anderen Seite stellte sich die Einnahme gegen das Jahr 1875 bedeutend geringer. Während in dem genannten Jahre die Zu⸗ wendungen den Betrag von 39,743,64 erreichten, sind im ver⸗ flossenen Jahre nur 26,640,73 vereinnahmt worden.

Der Zuschuß, welcher daher zu den laufenden Ausgaben dem Kapitalstock entnommen werden mußte, ist daher sogar um das Dop⸗ pelte gestiegen. Die Summe des letzten Jahres belief sich auf 123,706,13 ℳ, während im Jahre 1875 61,575 nothwendig waren.

Die Zahl der Unterstützten erreichte 1876 die Höhe von 4435, ungerechnek die große Zahl derjenigen Personen, welche durch die Zweigvereine der Stiftung unterstützt worden sind.

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Für diejenigen Krieger, welche in Folge von Verwundung oder Krankheit noch leidend sind, hat die Kaiser⸗Wilhelmsstiftung 30,769,05 an Kurbeihülfen verausgabt, was einen Mehrbetrag von 673,5 gegen das Vorjahr darstellt. Im Ganzen wurde eine solche Badeunterstützung 354 Personen zu Theil, von denen 154 aus den Fonds der Stiftung vollständig freie Kur erhalten haben; den übri⸗ gen 200 Personen sind Beihülfen zu den von ihnen auf Staats⸗ oder Privatkosten gebrauchten Kur bewilligt worden. Die von der Stiftung gewährten Kautionen erreichen die Höhe von 22,200

Zum Ankauf der in Loschwitz bei Dresden von der verstorbenen Frau Marie Simon gestifteten Heilstätte zur Pflege kranker und in⸗ valider Militärs, die in eine Stiftung des rothen Kreuzes unter dem Namen „Deutsche Heilstätte für Invaliden und Kranke“ umgewan⸗ delt worden ist, über welche Ihre Majestät die Königin Carola von Sachsen das Protektorat übernommen hat, hat die Kaiser⸗Wilhelms⸗ stiftung dem von dem sächsischen Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und dem Albert⸗Verein zu Dresden gebildeten Comité einen Beitrag von 18,000 zugewiesen. Diese Summe ist auf das betreffende Grundstück unverzinslich ein⸗ getragen, und sind der Stiftung als Aequivalent 3 Freistellen zur Verfügung gestellt worden.

Laufende Unterstützungen haben im Jahre 1867 erhalten: 708 Invaliden mit 51,005,50 ℳ, einmalige maseshsergen 1468 In⸗ validen mit 68,342,2s Ferner empfingen 2151 Personen (darunter 1336 Kinder) laufende Unterstützungen in Höhe von 136,784

Am Schlusse des Berichtsjahres bestanden inkl. 6 Provinzial⸗ und 4 Bezirksvereinen, 339 Zweigvereine.

Nach der Rechnungsübersicht betrugen die Einnahmen im Berichts⸗ jahre 4,051,400 39 ₰, die Ausgaben 358,445 69 ₰, mithin der Bestand ult. Dezember 1876: 3,692,954 70 ₰. Da der Baarbestand am 1. Januar 1876 sich auf 3,838,860 83 be⸗ zifferte, 18 hat sich der Kapitalstock um 145,906 13 verrin⸗ gert. Rechnet man jedoch hiervon die für 13 invalide Militärs gestellten

autionen mit 22,200 ab, s 123,706 13 ₰.

Statistische Nachrichten.

Das 3. Heft der vom Medizinal⸗Rath Dr. Max Flinzer herausgegebenen „Mittheilungen des statistischen Bureaus der Stadt Chemnitz“ handelt zunächst von der Bewegung der Bevölkerung in Chemnitz in den Jahren 1873 und 1874, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Todesursachen. Die Zahl der Todesfälle war 1873 eine hohe und um 331 stärker als 1872; aber auch der Ge⸗ burten gab es 311 mehr, als im voraufgegangenen Jahre. Von den Sterbefällen entfiel 1 auf 26 Bewohner. Im Jahre 1874 betrug die Zahl der Todesfälle 390 weniger als 1873; es starben 3,1s von 100. Es folgen weitere statistische Nachrichten über die Bevölkerungs⸗ F bältaigfe Wohnungsverhältnisse, die Reichstagswahl im 16. säch⸗ sischen Wahlkreise am 10. Januar 1877 u. s w.

Nach der vom statistischen Bureau der Stadt München ver⸗ öffentlichten Uebersicht der Geburten und Sterbefälle in München während des 2. Vierteljahres 1877 berechnet sich aus der für den 1. Januar 1877 auf 209,000 festgestellten Einwohnerzahl von München für das 2. Vierteljahr die allgemeine Geburtsziffer (bei 2338 Lebendgebornen) auf 44,78, die allgemeine Sterblichkeitsziffer (bei 1949 Gestorbenen) auf 37,272, also höher als im 1. Vierteljahre (33,842). Von je 100 Lebendgeborenen waren 51,71 Knaben, 48,20 Mädchen, 74,24 ehelich, 25,68 außerehelich, 91,28 von katholischen, 7,87 von protestantischen, 0,90 israelitischen Eltern bezw. Müttern, während in der Gesammtbevölkerung Münchens nach den Volks⸗ zählungs⸗Ergebnissen auf je 100 Personen 87,22 Katholiken, 10,86 Protestanten und 1,75 Ifraeliten treffen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zum Tübinger Universitätsjubiläum hat die Di⸗ rektion des Königlichen Geheimen Haus⸗ und Staatsarchivs zu Stutt⸗ gart einen Festgruß in Gestalt zweier werthvollen Abhandlungen dar⸗ gebracht. Die eine Abhandlung enthält, wie der „Schw. M.“ mittheilt, eine archivalische Nachlese zur Schiller⸗Literatur, heraus⸗ gegeben von dem Geheimen Legations⸗Rath. Dr. v. Schloßberger. Diese Nachlese ss den Akten der Karlsakademie entnommen, und ihr interessanter Inhalt, aus Herxoolichen Erlassen, Berichten Schillers und seiner Mitschüler bestehend, giebt werthvolle Aufschlüsse über den Entwickelungsgang des jungen Dichters. Der 88 nach eingerahmt ist der Inhalt von zwei Herzoglichen Erlassen. Der eine vom 16. Ja⸗

o verbleibt nur ein Minus von

nuar 1773 kündigt die Aufnahme Schillers in die militärische Pflanz⸗ schule auf der Solitude an; der andere vom 17. Dezember 1780 enthält eine charakteristische Entscheidung des Herzogs. Auf die ärztliche Thätigkeit Schillers fällt neues Licht durch die 8 Originalkrankheits⸗ berichte des Feldscherers (darunter 4 ncuedirte) über die Krankheit des Eleven Grammont, den Schiller vom 26. Juni bis 30. Juli be⸗ handelte und glücklich kurirte. Interessant sind auch die Urtheile seiner Alters⸗ und Studiengenessen über den 15jährigen Jüngling. Die Papiere der Karlsschule sind erst neuerdings dem Königlichen Archive einverleibt worden.

Ueber die Restauration des Straßburger Mün⸗ sters entnehmen wir dem „Els. Journ.“ Folgendes: „Die Restau⸗ ration auf der Nordseite der Kathedrale erstreckt sich von den untern Strebepfeilern bis zum Gipfel hinauf. Das große Portal, an wel⸗ chem zur Einsetzung prachtvoller monumentaler Thore unablässig ge⸗ arbeitet wird, erhielt neue Stützen wegen der im Bogen sich zeigen⸗ den Spalten. Abgesehen von den Freskogemälden des Chors und Transepts, deren Vollendung erst in 4 Jahren erfolgen wird, und dem Bau der Krönung der Kuppel, der noch weit vom Anfange steht, ist die allgemeine Restaurirung des Münsters und seiner künstlerischen Zubehörden nahezu beendigt. So sind die 14 Kaiser⸗ und Königsstatuen schon lange in den Werk⸗ stätten des Frauenstifts, wo sie angefertigt worden, zur Aufstellung bereit. Es sind auf der Westfagade an der zweiten Galerie die Bild⸗ säulen Pipins des Kleinen, Karls des Großen, Otto’'s des Großen und Heinrich des Voglers; auf der Südseite, gegen den Schloßplatz zu, werden die Statuen Heinrich III., Heinrich II., Philipp von Schwaben und Friedrich Barbarossa angebracht werden; auf der Nordseite gegen den Domplatz sollen die Standbilder Ludwig II., . II., Karl Martell und Lothar II. Aufstellung erhalten.

lle diese Bildsäulen sind Reiterstandbilder, nur die auf der Ostseite dem Seminar zugekehrten, Karl von Provence und Kaiser Heinrich IV. sind stehend dargestellt.

Paris, 9. August. (Fr. C.) Offiziöser Meldung zufolge sind auf An⸗ trag des Ministers des Unterrichts und der schönen Künste der Aka⸗ demiker und Geschichtsschreiber Camille Rousset, welcher in Folge eines Budgetabstriches der Kammer kürzlich den Posten eines Historio⸗

raphen des Kriegs⸗Ministeriums verlor, zum Commandeur, der Maler Puvy de Chavannes zum Offizier, der Komponist Leo De⸗ libes, die Schriftsteller Paul Perret, Charles Priarte und Loredon Larcher, die Maler Hektor Leroux und de Beaumont, und die Bild⸗ hauer Moreau, Vautier und Glaize zu Rittern der Ehrenlegion ernannt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Bern, 9. August. (Cöln. Ztg.) Die Reblaus ist auch bei Chambesy im Kanton Genf aufgetreten.

Gewerbe und Handel.

Aus dem Jahresbericht pro 1876 des Fabriken⸗In⸗ spektors für Berlin und Charlottenburg macht der „Ge⸗ werkverein“ einige Mittheilungen, welchen wir Folgendes entnehmen: In den Jahren 1874, 1875 und 1876 ist eine Verminderung der Gesammt⸗Arbeiterzahl um 9458 und der Zahl der Fabriken um 36 eingetreten. Diese Reduktion vertheilt sich auf alle Gruppen der Industrie. Die zahlreichsten Arbeiterentlassungen sind bei der Eisenindustrie, welche die meisten Arbeiter beschäf⸗ tigt, erfolgt. Rechnet man nämlich zu der Verminderung von 3776 im Jahre 1876 noch die von 3101 im Jahre 1875, so sind in dem bezeichneten Industriezweige seit 2 Jahren allein 6877 Arbeiter entbehrlich geworden. Die Reduktion des Arbeitstages von 10 Stunden auf eine geringere Zeit kann der Fabriken⸗Inspektor nicht genau angeben, sie wechselt nach dem mehr oder wenizer her⸗ vortretenden Bedürfniß, doch glaubt er nicht zu hoch zu greiten, wenn er annimmt, daß namentlich in der Eisenindustrie fast durch⸗ der Arbeitstag von 10 Stunden um den vierten Theil ver⸗ ürzt worden ist. In Charlottenburg waren nach der Aufnahme der dortigen Polizei⸗Direktion im Juli 1876 2592 Arbeiter in 57 Fabriken beschäftigt; am Ende des Jahres verblieben 1973 Ar⸗ beiter in 61 Fabriken. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter und Kin⸗ der in den Fabriken hat sich in den letzten Jahren ver⸗ mindert, und zwar von 1836 im Jahre 1874 auf 1733 im Jahre 1875 und auf 1530 im Jahre 1876. Als erfreuliches Ergebniß be⸗ trachtet es der Fabriken⸗Inspektor, daß die Zahl der Kinder unter 14 Jahren, welche im Jahre 1874 noch 101 betrug und im Jahre 1875 auf 34 sank, jetzt nur noch 18 beträgt, und daß hiernach, wenn man erwägt, daß von jenen 18 allein 10 in den Zeitungs⸗Druckereien, die Kinderarbeit aus den Fabriken fast ganz verschwunden ist. Dies Er⸗ gebniß ist allein dem Umstande zuzuschreiben, daß auf einen drei⸗ stündigen Schulunterricht der Kinder unter 14 Jahren streng ge⸗ halten wird, und daß die Fabrikarbeit mit dem Schulunterricht sich nur schwer vereinigen läßt. Die Fälle, in denen für Kinder unter 14 Jahren Arbeitsbücher nachgesucht und ertheilt worden, sind zwar nicht viel seltener als früher geworden, die Fabri⸗ kanten wollen sich aber den mancherlei Unannehmlichkeiten, welche ihnen aus der Annahme von Kindern unter 14 Jahren und ihrer Verpflichtung zum Schulbesuch erwachsen, nicht aussetzen und weisen dieselben fast stets zurück. Das Hauptkontingent der jugendlichen Arbeiter nehmen, wie früher, die Buch⸗, namentlich die Zeitungs⸗ druckereien und Steindruckereien mit 25 % der Gesammtzahl, dem⸗ nächst die Luxuspapierfabriken mit 18 %, dann die der Textilindustrie angehörigen gewerblichen Anstalten mit 11 %, sodann die Anstalten für Metallverarbeitung mit 9 %, die der Blumenfabriken mit 8 % und die Maschinen⸗ ꝛc. Fabriken mit 7 % in Anspruch. Die Zahl der in 20 Fabriken Charlottenburgs beschäftigten Kinder von 14—16 Jahren beträgt 65 männliche und 27 weibliche; ron 12 14 Jahren 3 männliche und 4 weibliche. Den der Arbeiter in gewerblichen Anlagen gegen Gefahr für Leben un

Gesundheit anlangend, so sind dem Fabriken⸗Inspektor im Laufe des vergangenen Jahres 407 Meldungen von Unfällen in den gewerb⸗ lichen Anlagen zugegangen. Bei der Prüfung stellte sich heraus, daß 73 Meldungen sich zur weiteren Verfolgung nicht eigneten. Die Arbeiter, auf welche sich dieselben bezogen, waren entweder in den angegebenen Fabriken unbekannt, oder nach dem Unfall nicht wieder in die Fabrik zurückgegangen, oder die Anlässe zu den Unfällen waren nicht in den sondern in den Wohnungen der Arbeiter oder anderswo zu suchen. 8

London, 9. August. (E. C.) Nach dem gestern ausgegebenen Ausweise des Handelsamtes stand Einfuhr und Ausfuhr wäh⸗ rend des Monats Juli folgendermaßen: Gesammt⸗Einfuhr⸗ werth im Juli 1877: 36,150,820 Pfd. Sterl., im Juli 1876: 31,876,808 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1877: 232,340,223 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1876: 217,734,004 Pfd. Sterl. Gesammt⸗ Ausfuhrwerth im Juli 1877: 17,587,301 Pfd. Sterl., im Juli 1876: 16,084,587 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1877: 112,821,431 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1876: 115,294,968 Pfd. Sterl. Die Zunahme des Ausfuhrwerthes während des diesjährigen Juli ist bemerkenswerth und erscheint hauptsächlich in Baumwoll⸗, Woll⸗ und Eisenfabrikaten, sehr schwach dagegen in Kohlen. An Schießpulver ward fast das doppelte Quantum, verglichen mit der vorjährigen Zahl, ausgeführt, Feuerwaffen dagegen erreichen die frühere Zahl nicht. Zunahme der Einfuhr zeigt sich vor Allem in Getreide, Oel, Seide, Zucker, Thee und Wein; Abnahme der Einfuhr in Spirituosen und Kaffee.

Der Wochenbericht der „New⸗Yorker Hdl. Ztg.“ äußert sich über die Geschäftslage u. A. folgendermaßen: Trotz der auf⸗ regenden Ereignisse der letzten Woche hat der Geldstand nur wenig von seiner früheren Abundanz verloren. Die Strikes und die damit zusammenhängende Zerstörung von Eigenthum haben unter hiesigen Kapitalisten nur geringen Alarm hervorgerufen. Als na⸗ türliche Folge der Einzahlungen für Subskriptionen auf die 4 % An⸗ leihe hat die Knappheit im Goldmarkt in dieser Berichtswoche nur wenig nachgelassen. Das Agio fluktuirterzwischen 5 6 und schloß heute à 5 ½. Das Waaren⸗ und Produkten eschäft begann sich langsam von dem paralvytischen Anfall zu er olen, den das ge⸗