23. d. Mts., Mittags: Bei der Abreise Sr. Majestät des Kaisers
Spalier vom Schloßplatz bis zum Bahnhofe von Einwohnern der Stadt und Umgegend, Glockengeläute und Kanonensalven. Weährend der ganzen Wochen werden jeden Tag Nachmittags vpom Balkon des Rathhauses aus und im Sta tgarten musi⸗ calische Aufführungen stattfiden.
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Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. September. Das Abgeordnetenhaus versammelte sich heute wieder zur Fortsetzung der General⸗Debatte über die Steuerreform. 8 — Beginne der Sitzung legte der Finanz⸗Minister den „Entwurf einer Abänderung der §8. 1—4 des Gesetzes, be⸗ treffend die Verbrauchsabgabe von der Rübenzucker⸗Erzeugung“, vpor. Diese Regierungsvorlage hat den Zweck, definitive Be⸗ stimmungen über die Zuckersteuer zu schaffen und dadurch auf indirektem Wege auch die Lösung der viel ventilirten Restitutions⸗Frage zu erleichtern. Nach §. 2 der neuen Regierungsvorlage soll das Reinerträgniß aus der Rüben⸗ uckersteuer für die Betriebsperiode 1878/79 6 Millionen und 2 für jede der folgenden Betriebsperioden um je eine halbe Million g.* als in der unmittelbar vorausgegangenen er⸗ reichen. enn in dieser Art die Reinertragsziffer von 10ũ Millionen erreicht ist, soll dieselbe auch für die folgenden Betriebsperioden gelten. 1 Lemberg, 12. September. (W. T. B.) Der päpstliche Nuntius, Msgr. Jacobini, ist heute Mittag hier eingetroffen. Pest, 11. September. Nach dem „Naplo“ findet morgen ein Ministerrath statt, der das 1878er Budget fest⸗ stellen wird. — Die gestrige Sitzung des hauptstädti⸗ schen Verwaltungsausschusses, in welchem der be⸗ kannte Erlaß des Finanz⸗Ministers über die Steuerein⸗ treibung unter staatlicher Aegide verhandelt wurde, verlief sehr stürmisch. Der Erlaß wurde scharf angegriffen. Der Ver⸗ treter des Finanz⸗Ministeriums trat schließlich dem einstim⸗ migen Beschlusse des Ausschusses, nach welchem der Finanz⸗ Minister um Zurücknahme des Reskriptes angegangen wird, bei. G Kaschau, 12. September. (W. T. B.) Der Kaiser hat anläßlich des Abschlusses der Manöver ein Handschrei⸗ ben an den Militär⸗Kommandanten zu Kaschau, FML. von Ziemiecki, gerichtet. Derselbe wird darin beauftragt, allen Generälen, Stabs⸗ und Ober⸗Offizieren, sowie den Truppen die volle Zufriedenheit und Anerkennung des Kaisers für die musterhafte Ordnung, die gute Haltung und den hohen Grad der Ausbildung auszusprechen. An den Honved⸗Kommandan⸗ ten hat der Kaiser ein ähnliches Handschreiben erlassen. Agram, 11. September. In der heutigen Landtags⸗ sitzung reichte der Abg. Miskatovic folgenden von zehn Ab⸗ geordneten unterzeichneten Beschlußantrag ein: Das Haus wöähle behufs Abfassung einer in Angelegenheit der Einverleibung der Grenze an die Krone zu richtenden Adresse eine drei⸗ gliedrige Kommission. Der Abg. Kukuljeviec brachte folgenden Beschlußantrag ein: Die Regierung wird angewiesen, sämmt⸗ liche auf den Grenzfonds bezüglichen Schriftstücke vorzulegen. Beide Beschlußanträge wurden als dringlich erklärt und stehen morgen auf der Tagesordnung. — Wegen im Ausschusse her⸗ vorgetretener bedeutender Differenzen at die Regierung die Städte⸗ und Gemeindeordnung zurückgezogen.
Schweiz. Bern, 11. September. (N. Zürch. Ztg.) Nachdem, laut Mittheilung des Großherzoglich badischen Staats⸗ Ministeriums, die Regierungen von Bayern, Oesterreich und Württemberg sich mit dem Vorschlage, betreffend die Berufung einer Konferenz zur Vorberathung des Projektes einer Tiefer⸗ legung der Hochwasser des Bodensees, einverstanden erklärt, und auch bereits ihre Beauftragten bezeichnet haben, hat der Bundesrath den Regierungen der betheiligten Kantone Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau davon Kenntniß gegeben mit der Anfrage, ob und bejahenden Falls durch wen sie sich bei der Konferenz, bei welcher es sich ledig⸗ lich um die Prüfung der technischen Frage und keineswegs um Verpflichtungen in Bezug auf die Ausführung handle, vertreten lassen wollen. . Lugano, 11. September. (N. Zürch. Ztg.) Die Mu⸗ vtzixaln; von Lugano hat von der Regierung die An⸗ zeige erhalten, daß wenn bis morgen Mittags 12 Uhr die ver⸗ langten 12,000 Fr. nicht gezahlt würden, man die Summe auf dem Exekutionswege bei den Bürgern der Gemeinde und den Mitgliedern des Munizipalrathes eintreiben werde.
Großbritannien und Irland. London, 10. Sep⸗ tember. (E. C.) Die Bemühungen der extremen irischen Homeruler, die Verhandlungen des Unterhauses zu stören, welche bereits im Parlamente, selbst auf Seiten ihrer ge⸗ mäßigteren Parteigenossen auf ernsten Widerstand stießen haben nach längeren Verhandlungen zu einer wahrscheinli dauernden Spaltung der Homerule⸗Partei geführt. Der bisherige Führer derselben, Mr. Butt, um welchen sich bie Gegner der sogenannten Obstruktionisten schaaren, hat an den Rev. Joseph,. Murphy einen Brief gerichtet, der zur Veröffentlichung bestimmt, das Band zwischen ihm und dem extremen Flügel der Homerulepartei zerschneidet. „Obstruktion (wie der neue Kunstausdruck für die Geschäftsstörung der Biggar und Parnell lautet) würde uns“, sagt Mr. Butt, „die Sympathien der englischen Demokratie entfremden, die in dem Versuch, das Ansehen des Unterhauses zu untergraben, einen Angriff auf England und sie selbst erblicken würde. Entfremdet würde uns auch werden die große und einflußreiche Klasse unserer Landsleute, welche in der Aufgebung des konstitutio⸗ nellen Verfahrens den Triumph von Grundsätzen, die der gesellschaftlichen Ordnung feindlich sind, erblicken würde. Zusammenbrechen würde, um nie zu unseren Lebzeiten wieder⸗ delebt zu werden, die irische parlamentarische Partei und die Homerulepartei im Lande selbst, welche aufzubauen es Jahre sorgenvoller Arbeit gekostet. Und nach wenigen Monaten würde eine solche Politik mit einer schimpflichen Niederlage enden, nach Scenen voll Lärm und Unordnung, aus welchen die Würde der Sache und des Landes nicht ungeschädigt hervorgehen würde.“ Mr. Butt schließt mit der Versicherung, daß er lieber sei⸗ nen Parlamentssitz verlieren, als auch nur eine Stunde lang solch einem unziemlichen, sein Vaterland schädigenden Ver⸗ fahren seine Zustimmung ertheilen wolle. Dieses Auftreten Mr. Butts begegnet in England allgemeiner Anerkennung, aber man fragt sich, ob er in seiner Heimath auf gleichen Erfolg werde rechnen können. „Zweifellos ist es wahr, daß die Obstruktionspolitik den Irländern die Sym⸗ pathie und Unterstützung des Unterhauses entziehen wird“,
sagt der „Observer“, „aber was, so mögen die Obstruk⸗ tionisten mit Recht fragen, ist daran für die wirklichen Ziele der irischen Nationalpartei gelegen?“ Der einzige Unterschied zwischen Mr. Butt und Mr. Parnell und Biggar sei der, daß die Letzteren erzwingen, der Erstere bekehren wolle. Und wenn Mr. Butt auf Zwangspolitik sich nicht einlassen will, so muß er doch irgend welche Gründe für die Möglichkeit eines Erfolges seiner eigenen ge⸗ mäßigten Politik angeben können. Glaube er denn aber wirklich, daß je ein englisches Parlament zu einem Zu⸗ geständniß der Wünsche der Homerulepartei durch Ueber⸗ redung bewogen werden könne? Einer solchen Täuschung gebe er sich jedenfalls nicht hin. Seine Hoffnung sei diese: Er erwarte den Tag, wo die liberale und konservative Partei so gleich stark sind, daß die Homeruler den Ausschlag geben, und hoffe dann als Preis für seine Zustimmung zu einer der beiden Parteien, die Erfüllung des Homerule⸗Programmes zu erlangen. Was sei das aber anderes als Zwangspolitik, nur in anderer Form. Obgleich die Obstrukkionisten ihre Ziele in gröberer Weise verfolgen, so seien die Mittel im Grunde dieselben. Das aber sei die schwache Seite der Stellung Mr. Butts. Der Streit zwischen ihm und den Extremen beruhe eben nicht auf einer Prinzipien⸗, sondern nur auf einer Opportunitätsfrage.
— 13. September. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Morningpost“ hat die Admiralität den Bau von 30 Torpedoschiffen angeordnet.
Frankreich. Paris, 11. September. Gestern Abend fand in Bordeaux eine Galavorstellung im Theater statt. Der Marschall Mac Mahon erschien in der Loge in Begleitung der Minister Decazes, Fourtou und Caillaux und des Präfekten von Bordeaux. Heute Morgen besuchte der Marschall das Militärspital und fuhr dann nach dem Schlosse des Hrn. Carayon⸗Latour, welcher Regierungskandidat für den vierten Wahlbezirk von Bordeaux ist. Von dort kehrt er noch heute zurück, um nach Arcachon und Périgueux zu gehen. — Laut Telegramm aus Périgueux ist der Marschall am 12. dort eingetroffen. — Der „Moniteur universel“ erfährt, daß die bonapartistische Partei in einer großen von Wahlkreisen Kandidaten ihrer Wahl den von der Regierung angenommenen und den Konservativen bezeichneten Kandidaten entgegenstellt. Diese Haltung der Partei überrascht den „Moniteur“ übrigens, wie er erklärt, nicht, nur fragt das Blatt, wie die Bonapartisten behaupten können, daß sie sich dem Marschall angeschlossen haben und der konservativen Partei angehören.
— 12. September. (W. T. B.) Das Urtheil des Zuchtpolizeigerichts ist Gambetta noch gestern Abend zugestellt worden, worauf dieser heute Mittag, wie bereits ge⸗ meldet, dem Gerichte anzeigte, daß er Einspruch gegen dasselbe erhebe. Die neue Verhandlung wird am Montag statt⸗ finden. Unter den Mitgliedern der republikanischen Partei herrscht die Befürchtung, daß der Gerichtshof im Falle der Verurtheilung Gambetta's die sofortige Verhaftung desselben anordnen werde.
— Das Schreiben, welches die Vorstände der Lin⸗ ken des Senats an Frau Thiers gerichtet haben, lautet vollständig wie folgt:
Paris, 9. September 1877.
Madame! Die Vorstände der Linken des Senats ergreifen das Wort im Namen ihrer Kollegen und danken Ihnen für den Muth und den Patriotismus, die Sie in der schmerzlichen Prüfung, welche wir in diesem Augenblicke bestehen, an den Tag gelegt haben. Weit entfernt, die Beweise der nationalen Dankbarkeit, wie man zu be⸗ haupten wagte, abzulehnen, haben Sie dieselben von der großen Stadt, die Frankreich so würdig vertritt, und von jenen aus allen Gegenden herbeigeströmten Dolegirten erwartet, welche dem Ver⸗ theidiger unserer Freiheiten, dem Befreier unseres Landesgebiets, Demjenigen, der unser Land neu organisirt hat, eine letzte uldi⸗ gung darbringen wollen. Die Bevölkerung von Paris hat sich Ihrem großherzigen Gedanken beigesellt. Durch ihre andächtige Sammlung, ihre feierliche Trauer hat sie Herrn Thiers den seiner würdigsten Triumph bereitet. Sie hat der Welt das hehre Schauspiel einer Million Menschen geboten, die dem großen Bürger, welcher die Ge⸗ walt eben so edel verlassen hatte, als er sie geübt, das Geleite gaben oder seinen vorüberziehenden Sarg grüßten. Sein Geist wird in unserer Mitte verweilen; sein Leben lehrt uns Mäßigung, Ausdauer und Bürgerpflicht; es flößt uns die Zuversicht ein, daß wir, stark durch unser Recht, der Sache der Freiheit und des Gesetzes, die för uns unzertrennlich sind, zum Siege verhelfen werden. Gestatten Sie,
Madame, baß unsere Dankbarkeit Sie in unserer Ehrfurcht und
Anhänglichkeit nicht von dem Gedächtniß Desjenigen trenne, für
dessen Charakter Sie ein so inniges Verständniß hatten und dessen
Namen Sie so würdevoll trugen 1 1 Genehmigen Sie, Madame, die Versicherung unserer tiefsten
Ehrfurcht. 8 nnch unsere Kollegen: Emanuel Arago, A. Calmon, Ad.
Crémieux, E. Duclerc, F. Herold.
Italien. Rom, 8. September. Vorgestern früh fuhr der König in Begleitung des Kriegs⸗Ministers Generals Mezza⸗ capo und seiner Feld⸗Adjutanten von der Eisenbahnstation Serravalle, unweit Alessandria, zu dem Manöver und wurde im Lager von dem Prinzen Humbert, dem General⸗Lieutenant Cosenz, den Militär⸗Attachées und anderen fremden Offizieren bewillkommnet. Nach dem Manöver besichtigte Se. Majestät das ganze erste Armee⸗Corps und gab seine vollkommene Zu⸗ friedenheit mit der Haltung der Truppen zu erkennen. Um 11 Uhr begab sich der König nach Alessandria zurück, nahm die Huldigungen der Behörden, der Veteranen und vieler durch Rang und Stand hervorragenden Personen entgegen und bestieg unter dem Hurrahrufe einer zahlreichen Volks⸗ menge gegen 11 ½ Uhr wiederum die Eisenbahn, um sich nach Turin zurückzubegeben. Der Thronfolger ist in Serravalle urückgeblieben und wird noch mehrere Tage den Feldübungen eiwohnen. — Der Minister⸗Siegelbewahrer ist wieder völlig genesen und wird in den nächsten Tagen zurückerwartet.
Türkei. Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Die italienischen Kriegsschiffe sind in der Besikabai eingetroffen. — Chefket Pascha ist in Schumla ange⸗ kommen. — Der Sultan hat Frau Thiers telegraphisch sein Beileid ausgesprochen. 1
— (W. T. B.) Nach einer der „Polit. Korresp.“ zuge⸗ gangenen Meldung aus Konstantinopel vom 12. ist nun⸗ mehr die offizielle Ernennung Aarifi Paschas zum Botschafter in Paris, Essad Paschas zum Botschafter in Wien, und Turkhan Beys zum Gesandten in Rom erfolgt.
— (W. T. B.) Aus Belgrad wird derselben Kor⸗ respondenz vom 12. gemeldet, daß der Fürst von Monte⸗ negro dem Fürsten von Serbien telegraphisch die Uebergabe von Niksic mitgetheilt habe. Fürst Milan und das ser⸗ bische Kabinet sandten darauf dem Fürsten Nikita ihre Glückwünsche. Gleichzeitig erhielt Fürst Nikita von dem Fürsten
Milan das Großkreuz des Takovo⸗Ordens. tilan das Lager bei Topschider und die Festung elgrad inspizirt. Nach Alexinatz und Deligrad werden fortgesetzt Geschütze und Munition gesendet.
Rußland und Polen. Warschau, 9. September. In hiesiger Stadt ist die Rinderpest ausgebrochen. Fünf erkrankte und zwei verdächtige Kühe sind getödtet worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 9. Sep⸗ tember. Die Feierlichkeit zur Eröffnung der Verbindung der norwegischen Nord⸗ und Südbahn wird am Sonntag, den 13. Oktober, in Röros stattfinden. An demselben Tage Abends wird der Festzug mit dem Könige in Drontheim ankommen. Die Abreise des Königs von Drontheim wird, der „Throndhjems Stiftstid.“ zufolge, am 15. Oktober erfolgen. — Die Revisoren des Reichstages werden gegen Mitte dieses Monats eine Reise nach Karlskrona antreten, um daselbst die Festungswerke zu besichtigen, und sich von da nach Malmö und Gothenburg begeben.
Dänemark. Kopenhagen, 10. September. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern an Bord des Dampfschiffs „Slesvig“ nach Lübeck gereist, um sich von dort nach Frankfurt a. M. und später nach dem Schlosse Muskau zum Besuche des Prinzen Friedrich der Niederlande zu begeben.
Amerika. New⸗York, 10. September. (A. A. C.) Einer Depesche aus Halifax zufolge soll die Fischerei⸗ Kommission zu der einstimmigen Resolution gelangt sen, daß sie nicht befugt sei, der canadischen Regierung Schadlos⸗ haltung für die Privilegien zuzuerkennen, welche amerikanische Fischer in der Umladung von Cargos und den Einkäufen von Köder und Lebensmitteln in britischen Gewässern genießen. — In Saratoga trat am 7. d. Mts. die internationale Konferenz der Freihändler unter dem Vorsitz von Mr. Nathan Appleton zusammen. Die Herren David Dudley Field, David A. Wells, Parke, Godwin und Francis Waller betheiligten sich in hervorragender Weise an den Verhandlungen. Die ange⸗ nommenen Resolutionen befürworten die Freihandels⸗Prinzipien, urgiren die Unterhandlung von Handelsverträgen mit Frank⸗ reich und Spanien sowie eines Gegenseitigkeitsvertrages mit Canada und empfehlen die Herstellung lokaler Freihandels⸗ Organisationen. Ein aus 13 Mitgliedern bestehender Aus⸗ schuß wurde unter dem Vorsitz von Mr. David A. Wells niedergesetzt, um eine nationale Freihandels⸗Konvention ein⸗ zuberufen und eine nationale Freihandels⸗Association zu bilden. — Die Demokraten in Californien haben eine Majo⸗ rität von Zweidrittel der Stimmen in der Legislatur des Staates erlangt, wodurch die Wahl eines demokratischen Bundes⸗Senators an Stelle des Republikaners Sargent für 1879 gesichert ist. Diese Veränderung ist insofern von Wichtigkeit, als die republikanische Majorität im Senate ohne⸗ hin klein ist. “
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 13. September. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ hebt hervor, daß die Worte des vom Kaiser Frans Josef auf den Kaiser Alexander ausgebrachten Trinkspruchs mit Rücksicht auf den Ort, wo dieselben ge⸗ sprochen worden, überall als besonders bedeutsam für die zwischen den beiden Souveränen und ihren Kabineten be⸗ stehende Intimität angesehen würden. Auch daß der Kaiser von Oesterreich den Kaiser Alexander seinen Freund und Alliirten genannt, daß der russische Militärbevollmächtigte seinen Platz an der Hostafel zur Rechten des Kaisers ange⸗ wiesen erhalten habe, und daß alle an der Hoftafel Theil⸗ nehmenden, soweit sie dazu berechtigt, auf des Kaisers Befehl russische Uniformen und Ordenauszeichnungen getragen hätten, werde in diesem Sinne gedeutet. 1
Wien, 13. September. (W. T. B.) Wie das „N. W. Tageblatt“ wissen will, wäre der Flügel⸗Adjutant des Fürsten Milan, Oberst Plaikovics, hier eingetroffen mit dem Auftrage, Mittheilungen über die bevorstehende Aktion Serbiens und die bezüglichen Vereinbarungen mit Rußland zu machen. 8
Europäischer Kriegsschauplatz.
(W. T. B.) Wie der „Pol. Korr.“ aus Bukarest vom 12. berichtet wird, wurde durch die gemeinsame Aktion der russischen und der rumänischen Truppen bei Plewna bis gestern eine engere Cernirung dieses Platzes angestrebt. e rere kräftige Offensivstöße der Türken mißlangen. Die russi⸗ schen und die rumänischen Truppen zählen 80,000 Mann mit 356 Geschützen. Osman Pascha gebietet über etwa 60,000 Mann und 220 Geschütze. Die rumänischen Truppen sollen den ersten Sturmangriff unternehmen. Die neue Brücke über die Donau bei Nikopolis ist vorgestern vollendet wor⸗ den. Die Division Imeritinsky ist unter Zurücklassung einiger Bataillone in Lowtscha nach Bogot abgerückt.
Konstantinopel, 11. September. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten dauert der Artilleriekampf bei Plewna . eine offizielle Depesche über den Kampf bei Plewna ist bis jetzt nicht veröffentlicht. Im Schipkapasse wird ebenfalls das Geschütz⸗ und Gewehrfeuer Suleiman Pascha führt nach der Straße von Grabowa Rekognoszirungen aus. Die russischen Truppen an der
antralinie konzentriren sich bei Bjela. — Der britische Fannn Fawcet, der den Auftrag hat, an die Bulgaren und an die Türken Unterstützungen zu vertheilen, ist in Schipka
angekommen.
Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Nch Nachrichten dauert die Schlacht bei lewna noch immer fort, Plewna ist von drei russischen Armeecorps angegriffen, Osman Pascha steht mit Arhania noch in Kommunikation. — Suleiman Pascha behauptet die Abtheilungen seiner Armee, die auf der Straße von Gabrowa zu einer Rekognoszirung vorgegangen waren, haben nach einem für die Russen verlust⸗ reichen Kampfe den Hügel Buzlundscha besetzt und die dorti⸗ stört. Die Straße zum Defilé von
hier vorliegenden Positionen im Schipkapasse.
en Befestigungen zer
Trawna ist im Besitz der Türken. Konstantinopel, 12. September. G
Gouverneur von Widdin hat die Meldung hierher gelangen
lassen, daß Widdin von Kalafat aus bombardirt wird und
Bei Rahowa hat ein Das Bombardement von Rustschuk hat aufgehört; die Türken konzentriren sich bei
das Feuer lebhaft erwidert. —
Artilleriegefecht stattgefunden.
Sakis Tepe.
Buͤrst Milan hat
fortgesetzt; .
(W. T. B.) Der
London, 13. September. (W. T. B.) Die „Daily News“ veröffentlichen drei ausführliche Telegramme ihres Korrespondenten von Plewna, vom Sonnabend, Sonntag und Montag datirt, wonach die Kanonade ununterbrochen fortdauerte. Am Sonntag früh wurde die Redoute Grivitza von Nordosten und Süden her beschossen. General Krüdener besetzte am Sonntag Abend die Höhen von Radisowo mit der 31. Division, um den Angriff auf die erste Position der Türken vorzubereiten. Das Feuer der Russen wird allmählich
des türkischen Feuers Herr.
— Ueber die Vorbereitungen zur Schlacht bei Plewna wird der „Daily News“ aus dem russischen Haupt⸗ quartier im Wesentlichen Folgendes gemeldet:
Das Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus wurde am 5. von Gornji Studen nach Radenica, wenige Kilometer rück⸗ wärts von Poradim, verlegt. Der Ober⸗Befehlshaber der ganzen vor Plewna stehenden Armee, Fürst Carl von Ru⸗ mänien, und sein Stabschef, General Zotoff, befinden sich in Poradim. Den Befehl über die rumänische Armee führt der frühere Kriegs⸗Minister, General Cernat. Ordre de Batallle: 1X. Corps (5. und 31. Division) Krüdener 18,000 Mann, IV. Corps (16. und 30. Division) Kryloff 20,000 Mann, eine Brigade der 2. Division 6000 Mann, eine Brigade der à Division 6000 Mann, eine Schützenbrigade 3000 Mann, 1. rumänische Division G. Angelescu 14,000 Mann, 2. rumänische Division A. Angelescu 14,000 Mann, rund 80,000 Mann Infanterie, 4. Kavallerie⸗Division 2000 Mann, 9. Kavallerie⸗Division 2000 Mann, eine Brigade der 11. Division 1000 Mann, eine Brigade tscherkessischer Kosacken 1000 Mann, eine Abtheilung der Kaiserlichen Eskorte 200 Mann, 1. rumänische Division 2000 Mann, 2. rumä⸗ nische Division 2000 Mann, rund 10,000 Mann Kavallerie, zusammen 100,000 Mann, außerdem 250 25⸗Centimeter⸗Belagerungsgeschütze.
Die türkische Stellung bildet eine Hufeisenform, deren konvexe Seite nach Osten gerichtet ist, während Plewna so ziemlich in der Mitte der Basis liegt. Die Russen umgeben das Hufeisen, lassen aber die Basis frei. Der russische Theil der Truppen steht auf dem linken Flügel, wo in der ersten Schlacht Schakoskoy stand, die Rumänen auf dem rechten Flügel, wo Krüdener stand. In der Nacht vom 6. zum 7. hatie es scharf gefroren und lange hing dichter Nebel über dem Gelände. Allenthalben waren Belagerungsgeschütze in Emplacements aufgestellt außer den
eldbatterien. Das Geschützfeuer begann gegen 6 ½ Uhr. Einige
estungsgeschütze nahmen Plewna zum Ziele, die meisten nähere Po⸗ itionen, namentlich die Redoute von Grivica, die nur ab und zu das Feuer erwiderte. Radisowo wird in Brand geschossen. Das Geschützfeuer dauert bis Sonnenuntergang, ohne daß den ganzen Tag über auch nur ein einziger Gewehrschuß gefallen wäre. Die Situation ist unverändert.
In einer am Sonnabend um 5 Uhr Abends abgesandten Depesche berichtet derselbe Korrespondent:
„Wohl war die Grivica⸗Redoute durch das russische Ge⸗ schützfkeuer des gestrigen Tages stark mitgenommen worden, aber nachdem die Türken sie im Laufe der Nacht ausgebessert, schaute sie wieder vollständig schmuck aus. Die Russen hatten allerdings die Nacht ebenfalls gut benutzt, nämlich ihre Schanzgräben ein gut Stück vorgeschoben, eine Batterie von Belagerungsgeschütz verhältnißmäßig nahe oberhalb Grivicas innerhalb Schußweite der furchtbaren Re⸗ doute errichtet und armirt. Mit Sonnenaufgang begann diese Batterie, unterstützt von isolirten schweren Geschützen, ihr Spiel gegen die Redoute Die türkischen Geschütze vermoch⸗ ten den weittragenden Belagerungskanonen nicht zu antwor⸗ ten und feuerten blos gegen die Feldgeschütze des Höhenkamms. Ihr Feuer war wenig wirksam, desto wirksamer dagegen das der russischen schweren Geschütze. Mitunter schwiegen die türkischen Batterien vollständig und schon wähnte man sie aufgegeben. Ihre Unterbrechungen waren jedoch lediglich Ausbesserungen gewidmet, worauf sie so lustig als nur je wieder losdonnerten. Die Grivica⸗Redoute ist entschieden der Schlüssel der Stellung.. .. Gegenwärtig haben die (russischen) Truppen zwar alle ihre Positionen eingenommen, trotzdem scheint von einem Sturme heute noch keine Rede zu sein. Er wird kaum vor morgen (den 9. d. M.) Nachmittag beginnen, wenngleich eine eiazelne Redoute früher angegriffen werden dürfte. Der Kreis rus⸗ sischer Geschütze schließt sich immer enger um die türkischen Stellungen. Die Entscheidung jedoch wird nicht von ihnen, sondern von der Tüchtigkeit der anstürmenden Infanterie abhängen. Zur Stunde ist die türkische Artillerie ungedämpft. Die russischen Verluste in den Batterien sind heute viel stärker als gestern. Der Kaiser, Fürst Karl und der Großfürst besuchten heute sowohl wie gestern das Schlachtfeld.“
— Ueber den Fall von Niksic werden der „Times“ von ihrem Korrespondenten im montenegrinischen Hauptquartier unterm 9. d. folgende Einzelheiten telegraphirt:
„Die Garnison ergab sich bedingungslos, da fernerer Widerstand unmöglich war, außer mit sehr großen Opfern. Selbst die Erhal⸗ tung der Citadelle war unter allen Umständen unmöglich. Die Bevölkerung von Niksic, entmuthigt durch die erfolgreiche Erstürmung der Anhöhen während der vorhergehenden beiden Nächte, wo⸗ durch sowohl die Stadt wie die Citadelle unter das Musketenfeuer der Belagerer gebracht wurden, weigerte sich zu kämpfen und verließ nach der Einnahme der die westliche Vertheidigungslinie beherrschenden Position die Verschanzungen, während die Vertheidigung Seitens der regulären Truppen kurz und lässig war, was schon daraus hervorgeht, daß die Montenegriner nur einen Todten und zwei Verwundete hatten und die Affaire in fünf Minuten beendigt war. Als später die übrigen Redouten bedroht wurden, räumte man sie überstürzt, und ihre Be⸗ setzung durch die Belagerer brachte die Kanoniere der Citadelle unter ein Artillerie⸗Kreuzfeuer von drei Richtungen und ein Gewehr⸗ feuer auf 300 Ellen Entfernung. Da die Geschütze alle en Carbette waren, wurde deren fortgesetztes Feuer unwirksam. Nach Empfang von Versicherungen des Wohlwollens Seitens des Fürsten wurde das Fort bedingungslos übergeben und die Garnison marschirte mit Waffen und Bagage nach Gatschk, wohin sie sich zu begeben wünschte. Die sistanac ist durch das Artilleriefeuer nicht sehr beschädigt, sie befindet sich aber dessenungeachtet in einem ruinirten Zustande, weil seit vielen Jahren keine Reparaturen vor⸗ genommen worden waren und kein Material, selbst für zeit⸗ weilige Werke, existirte. Die Schießscharten waren mit losen Steinen und alten, mit Steinen beschwerten Patronenkisten ausge⸗ füllt. Unter dem übergebenen Kriegsmaterial befand sich auch eine vollständige Batterie Zwölfpfünder, Stahl⸗Hinterlader und eine An⸗ zahl von schweren gezogenen Bronze⸗Kanonen, größtentheils unbrauch⸗ bar, nebst einigen alten glattgebohrten Kanonen — im Ganzen 19 Geschütze. Da sowohl der Garnison wie der Bevölkerung gestattet wurde, ihre Schießwaffen zu behalten, gingen ke ine Gewehre an den Feind über; aber große Quantitäten von Mundvorräthen sind in den Magazinen aufgespeichert. Die ferneren Bewegungen der Armee sind ungewiß, da man über einen endgültigen Feldzugs⸗ plan noch nicht zur Entscheidung gelangt ist. Den lepten Nachrich⸗ ten zufolge haben die albanesischen Stämme auf den Fall von Niksie gewartet, um sich allgemein zu erheben. Es ist wahrscheinlich, daß Bewegungen in dieser Richtung den Feldzugsplan beeinflussen mögen.“
Ragusa, 12. September. (W. T. B.) Die Monte⸗ negriner griffen gestern bei Josero Hafiz Pascha an. Die Türken wurden geschlagen und verloren 600 Todte und 100 Gefangene.
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Asiatischer Kriegsschauplatz. Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Vom asiatischen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß eine von dem Lager Moukhtar Paschas detachirte Kavallerie⸗
Abtheilung von ca. 300 Mann gegen Alexandra pol vor⸗
gerückt sei, ein russisches Kavalleriedetachement geschlagen und ihm 150 Pferde abgenommen habe.
Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Der⸗ wisch Pascha meldet unterm 9. d. M. ein für die Türken günstiges Gefecht bei Batum.
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1“ Landtags⸗Angelegenheiten. Cassel, 11. September. Wie die „Hess. Morgenztg.“ mittheilt, hat der Vertreter Cassels im Hause der Abgeordneten und im Reichs⸗ tage, Ober⸗Tribunals⸗Rath Dr. Bähr, aus Gesundheitsrücksichten sein Mandat für das erstere niedergelegt. Derselbe hat das Mandat für den Reichstag vorerst noch behalten. 8
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Statistische Nachrichten.
„MNiach den Aufstellungen des Kaiserlichen statistischen Amts im 7. Hefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1877 ist die Einwohnerzahl des Reichs von 41,058,792 Einw. im Jahre 1871 auf 42,727,360 Einw. in 1875 gestiegen. Dies entspricht im Durchschnitt einer jährlichen Ver⸗ mehrung um 417,143 Einw. oder 9,z6 auf je 1000 Einwohner. Es sind nämlich durch Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle jährlich 497,084 Einw. (11,87 pro Mille) hinzugetreten, während durch Wanderungen eine Verminderung um 79,941 Einw. (1,91 pro Mille) stattgefunden hat. Die relativ stärkste Bevölkerungszunahme zeigen folgende Staaten: Preußen einschl. Lauenburg (10,42 pro Mille), Königreich Sachsen (19,22), Sachsen⸗Coburg⸗Gotha (11,57), Braun⸗ schweig (11,88), Anhalt (12,¹4), Reuß ä. 9 (10,27), Lübeck (21,99), Bremen (37,41) und Hamburg (34,12). Eine dem allgemeinen Durch⸗ schnitte sich nähernde Vermehrung hatten: Bayern (8,04 pro Mille) Württemberg (8,81), Baden (7,8s), Hessen (9,02), Sachsen⸗Meinin⸗ gen (8,55), Reuß j. L. (9,21) und Schaumburg⸗Lippe (8,2c). Hinter dem Durchschnitte blieben erheblich zurück: Sachsen⸗ Weimar (5,ss8 pro Mille), Oldenburg (3,73), Sachsen⸗ Altenburg (6,46), Schwarzburg⸗Rudolstadt (3,79), Schwarzburg⸗Son⸗ dershausen (1,07) und Lippe (2,25), während eine Abnahme der Ein⸗ wohnerzahl erfahren haben: Elsaß⸗Lothringen um 2,91, Mecklenburg⸗ Schwerin um 1,76, Mecklenburg⸗Strelitz um 3, und Waldeck um 6,67 pro Mille. — Den schwächsten Volkszuwachs wiesen nach der Nordosten des Deutschen Reichs, namentlich die preußischen Bezirke Gumbinnen (4,22 pro Mille), Königsberg (4,91), Marienwerder (3,41), Bromberg (2,50), Posen 4,04) und Köslin (2,51); sodann ein links der Oder und bis an die Grenze der Niederlande hin im Norden Deutschlands sich erstreckendes Gebiet, zu dem u. A. die preußischen Bezirke Stralsund (1,30 pro Mille), Lüneburg (1,63), Stade (4,43), Hildesheim (3,91), Minden 3,70) und das Herzogthum Oldenburg (4,09) gehören; endlich im Südwesten Deutschlands ein größeres Gebiet, welches, abgesehen von Elsaß⸗Lothringen, aus den badischen Bezirken Offenburg (4,54), Freiburg (4,57), Lörrach (0,7), Waldshut (1,08), Constanz (2,), der hessischen Provinz Oberhessen (0,98), Hohenzollern (3,44), sowie dem Schwarzwaldkreise (3,75) und dem Jagstkreise (3,88) von Württemberg besteht. In der Gruppe des Nordostens sind hauptsächlich die Fortzüge, in den nörd⸗ lichen Bezirken links der Oder vorzugsweise die langsame natürliche Bevölkerungszunahme bei mäßig starken Wanderungen die ursächlichen Momente; in den badischen Bezirken wirken Langsamkeit der natür⸗ lichen Zunahme und Fortzüge mäßig stark zusammen; in den würt⸗ tembergischen Kreisen und Hohenzollern erscheinen wiederum die Fort⸗ züge als hauptsächlicher Faktor. Geographisch weniger geschlossen sind die Bezirke mit auffallend hohem Volkszuwachs. Es zählen zu denselben, soweit sie nicht oben bereits namhaft gemacht sind, folgende Bezirke: Oppeln (12,44 Zuwachs pro Mille), Potsdam (13,27), Erfurt (10,88), Hannover (15,02), Leipzig (19,80), Dresden (25,57), Zwickau (18,70), Arnsberg (31,37), Düsseldorf (23,68), Cöln (16,30), Wiesbaden (17,53), Starkenburg (14,07), die Rheinpfalz (10,44), Mannheim (26,07), Karlsruhe (18,24), Neckarkreis (17,19) und Oberbayern (15,11). 1“
Kunst, Wissenschaft und Literatirr.
Dresden, 12. September. (W. T. B.) Heute Mittag ist der General⸗Musikdirektor Dr. Julius Rietz hier gestorben.
Zürich, 10. September. (N. Zürch. Ztg.) Heute Vormittag wurde unter dem Präsidium des Geheimen Raths Professor Bluntschli die Sitzung des Völkerrechtlichen Institutes im Gesellschafts⸗ hause zum Schnecken eröffnet. Die Versammlung ist nicht sehr zahl⸗ reich, da das Stiftungsfest der Universität Upsala mehrere Mitglieder abhielt, hier zu erscheinen. Doch sind Deutschland, England, Ruß⸗ land, Frankreich, Oesterreich, Belgien, die Niederlande und die Schweiz vertreten. Es wurde ein interessanter Bericht über die Ar⸗ beiten des Instituts im verflossenen Jahre von Hrn. Rolin verlesen. Zum Präsidenten für das kommende Jahr ist Hr. de Parieu ernannt worden. Unter den Gegenständen, welche diesmal auf der Tages⸗ ordnung stehen, befindet sich die Organisation eines iaternationalen Prisengerichtes, ein Vorschlag über gemeinsame völkerrechtliche Regeln mit auf den Erwerb und den Verlust des Staatsbürgerrechts und mit Rücksicht auf die Auslieferung.
— Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung und Civilisirung von Afrika entsendet, der „Post“ zufolge, von Brüssel aus im nächsten Monat, unter Leitung des Hauptmanns Crespel vom belgischen Generalstabe, eine Expedition nach der afrika⸗ nischen Ostküste. Die Expedition wird sichvon Southampton zunächst nach Natal begeben. — Der bekannte italienische Afrikareisende Kapitän Gessi steht im Begriff, abermals eine Reise in das Herz Afrikas anzutreten; er wird auf derselben von dem Dr. Matteucci begleitet sein. Das Reiseprogramm geht dahin, sich über Chartum nach Gon⸗ dokoro zu begeben, um von hier nach Kaffa am Godscheb abzubiegen, woselbst Gessi mit dem Marchese Antinori, dem Führer der von der italienischen geographischen Gesellschaft ausgesendeten Expedition, zu⸗ sammenzutreffen gedenkt.
Lund, 9. September. Vorgestern starb hier der Orientalist Dr. C. Tornberg im Alter von 70 Jahren, seit mehreren Jahr⸗ zehnten Professor der orientalischen Philologie an der hiesigen Universität.
— In der Köntiglichen Hofbuchhandlung von E. Sgfr. Mittler u. Sohn ist ein alphabetisches Sachregister zum Armee⸗ Verordnungsblatt erschienen. Dasselbe umfaßt die Jahrgänge von 1867 bis 1876 und erleichtert sehr wesentlich den Gebrauch des amtlichen Blattes.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Im Regierungsbezirk Danzig wird die Ernte aller Fenchtgattungen im Durchschnitt eine befriedigende werden. Die in olge des Deichbruches bei Fischerkampe inundirt gewesenen Niede⸗ rungen im Elbinger Kreise zeigen kaum noch eine Spur von der Ueberschwemmung. Es haben auch diejenigen Ackerländereien, die erst im Juni vollständig trocken gelegt worden sind, noch mit Sommer⸗ getreide (Gerste und Hafer) bestellt werden können. Dieselben sind bis auf einige Haferfelder bereits überall abgeerntet und haben gute Erträge gegeben. Die Kartoffeln haben einen guten Stand. Bei denjenigen Wiesen und Weideländereien, welche erst spät entwässert worden sind, ist ein fühlbarer Ausfall eingetreten, da auf diesen bei Eintritt der Frühjahrsvegetation vielfach unter dem Wasser die Grasnarbe ausgefault ist. Die Grummeternte verspricht eine recht gute zu werden und wird den Ausfall am ersten Heuschnitt zum guten Theil ersetzen.
— Der deutsche Weinbauverein wird am 26. September seine diesjährige Generalversammlung in Freiburg i. Br. abhalten, mit welcher ein vom 25. bis 28. September dauernder Weinbaukongreß verbunden sein wird. Auf dem Kongreß werden die Maßregeln gegen die Reblaus eingehend besprochen werden.
„London, 10. September. (E. C.) Durch die sehr ungünstige Witterung der letzten Wochen hat die schon ohnehin nicht sehr ——— Getreideernte Englands weiteren Schaden gelitten, usbesondere ist das Einheimsen stark verspätet worden. So nimmt man an, daß am 30. August nur die Hälfte der Frucht geschnitten — sei. Auf gutem Boden blieb der Ertrag des Weizens um 5 %, auf nassem und zu leichtem Boden um 30 % hinter einer Durchschnittsernte zurück. Die Grafschaften Kent und Norfolk haben noch die — l beste Ernte aufzuweisen, die ge⸗ ringste dagegen die rafschaft Esser (wegen ihres un⸗ günstigen Bodens) und die mittleren englischen Grafschaften (wegen des schlechten Wetters), nicht zu gedenken Schottlands und des nördlichen Englands, wo der Weizen theils noch auf dem ee steht, theils der Witterung wegen nicht eingefahren werden onnte und im Felde in den Garben keimt. Was die Schwere der Weizenkörner anlangt, so sind im Durchschnitt drei Viertel leicht und von schlechter Beschaffenheit, ein Viertel sehr gut. Im Ganzen bleibt die diesjährige Weizenernte um 20 % hinter einer Durch⸗ schnittsernte zurück und liefert nur 1 ½2 des Jahresbedarfs der Be⸗ völkerung. Die Gerstenernte bleibt um 10 % hinter einer Durch⸗ schnittsernte zurück. Ihre Beschaffenheit ist durchschnittlich eine un⸗ günstige. Hafer ist mittelmäßig, Heu gut gerathen.
Gewerbe und Handel. e“
Die Bilanz der Deutschen Bank für das erste Semester d. Is. weist, der „B. Börs. Zegi. zufolge, ein Reinerträgniß von 1,984,884 ℳ auf. In der Bilanz figuriren 1,677,262 ℳ Kassa, 36,584,374 ℳ Wechsel; unter den Pa slven 8,954,170 ℳ Depositen und 16,575,760 ℳ Accepte. Die sämmtlichen Reserven betragen 4,413,813 ℳ Das Gewinn⸗ und Verlustkonto weist bei den Wechseln einen Gewinn von 839,526 ℳ, an Provisionen einen Gewinn von 632,013 ℳ, bei den Filialen einen Gewinn von 433,839 ℳ nach. Die Handlungsunkosten betrugen im ersten Semester 209,724 ℳ
— Die in der 827 Sitzung des Aufsichtsraths der Bres⸗ lauer Diskontobank Friedenthal & Co. vorgelegte Bilanz pro 1. Semester d. Js. ergiebt einen Bruttogewinn von 639,729 ℳ Nachdem von diesem Bruttogewinn die Handlungsunkosten mit 94,817 ℳ und diverse Debitzinsen ꝛc. mit 33,517 ℳ in Abzug ge⸗ bracht sind, bleibt ein Gewinn von 511,395 ℳ Das Aktienkapital der Bank beträgt gegenwärtig noch 15,000,000 ℳ
Nassau, 10. September. (Cobl. Ztg.) Im nahen Dausenau wurde vor kurzer Zeit ein Bleierzlager von nur geringer Stärke erschürft. Heute nach weiterem Vordringen fand man ein recht starkes und vielversprechendes Bleierzlager. Ein Unternehmer für den Be⸗ trieb hat sich bereits gefunden.
— Im Monat August cr. wurden bei der Allgemeinen Un⸗ fall⸗Versicherungsbank in Leipzig 532 Unfälle, und zwar 9 Todesfälle, 9 Unfälle, welche den Betreffenden Lebensgefahr berei⸗ teten, 10 Unfälle, die ihrer Natur nach eine totale oder theilweise Invalidität der Verletzten erwarten lassen, und 504 Unfälle, aus welchen sich für die Verletzten nur eine vorübergehende Erwerbs⸗ unfähigkeit prognostiziren läßt, angemeldet. Von den 9 Todes⸗ fällen ereigneten sich 2 in Steinkohlenwerken und je 1 in einem Kalkwerke, einem Braunkohlenwerke, einer Eisensteingrube, einer Tuffsteingrube, einer Gußstahlfabrik, einer Schneidemühle und beim Eisenbahnbau. Von den 9 lebensgefährlichen Beschädigun⸗ gen entfallen 2 auf Hammerwerke und je 1 auf eine Brauerei, eine Gipsmühle, eine Eisengießerei, eine Steinkohlengrube, einen Granit⸗ steinbruch, Brückenbau und Dachdeckerei, während von den 10 In⸗ validen 3 auf Webereien und je 1 auf eine Dampfziegelei, eine Eisensteingrube, eine Dampfschneidemühle, eine Zuckerfabrik, eine Flachsgarnspinnerei, eine Waggonfabrik und Tunnelbau kommen.
— Die Verwaltung der Württembergischen Hypotheken⸗ bank schreibt für den I. Januar 1878 eine weitere Einahlung von 90 ℳ per Aktie aus. Zweck der Einzahlung ist die Vermehrung der Pfandbriefe, welche nach den Statuten bis zum zehnfachen Be⸗ trage des eingezahlten Kapitals ausgegeben werden dürfen.
Hamburg, 11. September. In der Versammlung des Gewerbevereins am 6. d. Mts., mit welcher die winterliche Thätigkeit desselben eröffnet wurde, fand der Antrag auf Veran⸗ staltung einer Lehrlingsausstellung um Ostern nächsten Jahres widerspruchslose Annahme. — Am 15. d. Mts. findet die Eröffnung des hiesigen neugegründeten Kunstgewerbemuseums (unter der Direktion von Dr. Brinckmann) statt.
London, 11. September. (E. C) Die ersten diesjährigen Schiffsladungen von Korinthen sind hier eingetroffen. Ueber ihre Beschaffenheit, die durch starke Regenfälle in den betreffenden Be⸗ zirken sehr gelitten hat, wird stark geklagt. Der Ausfall in der Gesammternte wird auf 20,000 Tons geschätzt.
London, 12. September. (W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion zeigten alle Sorten eine steigende Tendenz.
Havre, 12. September. (W. T. B.) Die heutige Woll⸗ auktion war wenig belebt. Die Preise stellten sich gegen diejenigen der im Juli stattgehabten Auktion um 5 bis 10 Centimes niedriger. Angeboten waren 1774 Ballen, verkauft wurden 371 Ballen.
— Ein Telegramm der „Int. Tel. Ag.“ aus Nischni⸗Now⸗ gorod meldet den Schluß der dortigen Messe. Die Zahlungen wurden im Allgemeinen ordnungsmäßig geleistet, ausgenommen einige leine E“ Das Ende der Messe wies animirtes Geschäft in allen Zweigen, mit Ausnahme der Luxus⸗ und Eisenwaaren, au
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 8. September. (A. A. C.) Der soeben in London ausgegebene Bericht der Postverwaltung für 1876 zeigt wiederum eine bedeutende Zunahme des Postverkehrs und enthält, wie gewöhnlich, vielerlei inkeressante Einzelheiten. Die Gesammtzahl aller im Königreich auf die Post gegebenen Briefe betrug 1,018,955,200, 1 % mehr als im Vorjahre oder 31 Briefe per Kopf der Bevölke⸗ rung. An Postkarten sind 92,935,700 befördert worden, um 6,7 % mehr als im Jahre 1875, an Bücher⸗Packeten 298,790,800 oder 6,8 % mehr, und an Zeitungen 125,065,800. Die Zahl der einge⸗ schriebenen Briefe hetrug 5,095,116, was ungefähr 1 eingeschriebenen auf 200 gewöhnliche Briefe ausmacht. Als unbestellbar wurden 5,897,724 Briefe in das Returned Letter Office zurückbefördert, oder einer auf 16 aufgegebene Briefe. Von diesen kamen doch nahe an „/⁄1⁄0 entweder an die Absender oder an die Adresse an. Mehr als 33,100 Briefe wurden ohne irgend eine Adresse ansoesebee. von diesen enthielten 1322 zusammen etwa 390 Pfd. Sterl. in Münze und Banknoten, und nahezu 5000 Pfd. Sterl. in Cheques, Wechseln ꝛc. Etwa 79,000 Freimarken wurden in den verschiedenen Postämtern lose umherliegend gefunden. Ohne alle Umkleidung wurden 14,346 Gegenstände aufgegeben. Ein Brief mit Banknoten im Betrage von 1000 Pfd. Sterl., an eine Bank adressirt, wurde offen vor⸗ SE In einer unbestellbaren Zeitung fanden sich vier
overeigns, und in einer anderen ein goldenes Medaillon vor. Unter den postreglementswidrigen Sendungen sind hervor⸗ Künstliche Augen und Zähne, Perrücken, Blumen,
bst und Gemüse, Wildpret aller Art, Fische, Blutegel, Frösche, Schlangen und Eidechsen. Eine lebendige Schlange, die aus einem Postpacket entschlüpft war, wurde in Holyhead und Kingstown Ma⸗ rine⸗Postamt entdeckt, und, als sie nach Verlauf von 14 Tagen von ihrem Cigenthümer nicht reklamirt wurde, dem zoologischen Garten in Dublin übergeben. In Liverpool kam ein Packet mit einem le⸗ benden gehörnten Frosch aus den Vereinigten Staaten an und wurde dem Adressaten behändigt. Die Zahl der im Jahre aufgegebenen Telegramme betrug mit Ausschluß der Zeitungstelegramme 23,440,439 oder 900,000 mehr als im Vorjahre. Das Reinerträgniß der Post belief sich in 1876 auf 1,947,000 Pfd. Sterl.
Triest, 13. September. (W. T. B.) Der Loydpostdampfer „Hungaria“ ist heute Morgen aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Southampton, 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Mosel“ ist eingetroffen.
New⸗York, 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer „France“ der National⸗Damfschiffs⸗Compagnie (C.
Messingsche Linie) ist